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26. Februar 2012 ISSN 1436-607X Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche 5/2012 Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche Was Erinnerungen so wertvoll macht Rückbesinnung n Warum es wichtig ist, sich an alte Werte zu erinnern. Seite 8 Weltgebetstag n Wie Frauen in Malaysia leben. Seite 12 Neubesinnung n Fastenzeit als Pause für den Ehrgeiz. Seite 14

unterwegs 05/2012

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Das Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

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Page 1: unterwegs 05/2012

26. Februar 2012ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche 5/2012Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

Was Erinnerungenso wertvoll macht

Rückbesinnungn Warum es wichtig ist, sich

an alte Werte zu erinnern. Seite 8

Weltgebetstagn Wie Frauen in

Malaysia leben. Seite 12

Neubesinnungn Fastenzeit als Pause

für den Ehrgeiz. Seite 14

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unterwegs 5/2012 ::: 26. Februar 2012

::: Editorial2

kurz gesagt

So ERREichEN SiE uNS:Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: [email protected]: 0711 83000-0 T

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Gnade

In diesen Tagen bin ich besonders dankbar, in einem reichen und sta-bilen Land leben zu dürfen. Ich muss nicht hungern, konnte eine Schule besuchen und eine Ausbil-dung machen. Das alles ist nicht mein Verdienst. Wäre ich in einem afrikanischen Dorf geboren, meine Chancen wären ungleich geringer gewesen. Oder 20 Jahre später in Griechenland: Dort haben junge Menschen nur wenig Aussicht, sich eine Exisztenz aufbauen zu kön-nen. Sie müssen für die Schulden büßen, die eine Kaste skrupelloser Politiker angehäuft hat. Leiden müssen auch die, die ohnehin schon wenig haben – während ein paar wenige an der Krise bestens verdie-nen. So sollen zwar die Renten ge-kürzt werden, die Militärausgaben werden aber kaum angestastet. Im-merhin zählt Griechenland zu den Hauptabnehmern deutscher Waf-fen.Das alles sollte man bedenken, wenn von der Krise in Griechen-land die Rede ist. Vorurteile und Häme, wie sie unsere Medien schü-ren, sind absolut fehl am Platz. Auch wenn das ganze Ausmaß kaum zu durchschauen ist: Vorur-teile helfen nicht weiter. Vielmehr sind Solidarität und Mitgefühl ge-fragt – nicht nur, aber vor allem von uns Christen.Ja, wir dürfen hierzulande auch stolz sein auf das, was wir erarbeitet haben. Aber vergessen wir nicht: Alles ist Gnade.Ihr Volker Kiemle

EllEN JohNSoN SiRlEaf, die liberianische Präsidentin,

wurde am 12. Februar von der EmK geehrt. Die Friedensnobel-preisträgerin des letzten

Jahres erhielt nun eine ho-he Auszeichnung für ihren Dienst an Kirche, Gesell-schaft, Nation und Welt. Damit wurden ihre Führungsqualitäten und ihre Treue zu Gott und der Kirche anerkannt. Die Preisverleihung war der Höhepunkt der Jährlichen Konferenz Liberia. Frau Johnson Sirleaf ist Glied der EmK und gehört zur First United Methodist Church in Monrovia. Sie hatte 2008 vor der Gene-ralkonferenz gesprochen.

SchickSalE voN bERühmtEN SchRiftStEllERN, die in Nazideutschland verfemt wurden, zeigt eine Sonder-ausstellung in Berlin. Die Schau im Ausstellungs-pavillon gegenüber des Holocaust-Denkmals in Berlin-Mitte (Cora-Berli-ner-Straße 2) erinnert an die Werke jener Schriftstel-ler, die durch die öffentli-che Bücherverbrennung im Mai 1933 in Vergessenheit geraten sollten. Darunter sind etwa Alexander Mo-ritz Frey, Heinrich Mann, Armin T. Wegner, Kurt Tucholsky und Alfred Döblin.

WEgEN vERlEtzuNg REligiöSER gEfühlE wird der Deutsche Werberat nur selten an-gerufen. Im vergangenen

Jahr haben sich sieben von 262 der zu begutachten-den Kampagnen auf die Verwendung christlicher Inhalte bezogen. Eine Ver-letzung religiöser Gefühle wurde von den 13 Gutach-tern nicht festgestellt. Die meisten Zuschriften hat es zum MediaMarkt-Werbe-spruch »Weihnachten wird unterm Baum entschie-den« gegeben.

DaS WoRt »vERSöhNuNg« passt nicht zur Debatte um Opfer und Täter der SED-Dikatatur. Das hat die ehe-malige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen,

Marianne Bir-thler, erklärt. Der Begriff werde heute vor allem ver-wendet von Menschen,

die in Wirklichkeit einen Schlussstrich ziehen wollten.« Versöhnung setze absolute Freiwillig-keit bei allen Beteiligten voraus. Die könne sie im Moment bei vielen Betrof-fenen – Tätern wie Opfern – nicht erkennen, sagte Birthler.

DER athEiSt RichaRD DaWkiNS hat versehentlich Gott um Hilfe angerufen. »O Gott«, brach es aus dem Oxforder Evolutionsbiolo-gen heraus, als er aufgefor-dert wurde, den vollstän-digen Titel des Haupt-werks von Charles Darwin (1809–1882) »Die Entste-hung der Arten« zu zitie-ren. Dawkins ist Autor des Bestsellers »Der Gottes-wahn«. UMNS/idea/epd

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Titelthema: Erinnerung belebt ::: 3

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Wir bleiben in der Laubhütte, stellen uns vor, auf dem Land zu sein. Wir strecken uns auf den Bänken aus, verfolgen die hereindrin-

genden Lichtflecke, haschen nach ihnen und schauen mit erhobenem Kopf auf das Dach aus Tannenzwei-gen, als wäre es der Himmel. Wir zucken zusammen, wenn ein Tautropfen auf uns niederfällt.« So be-schreibt Bella Chagall, wie sie als Kind das Laubhüt-tenfest erlebt hat. In jedem Herbst erinnern sich Juden an die Zeit der Wüstenwanderung. Dabei wird sorgfäl-tig das Dach der Laubhütte hergerichtet: Es wird so aus Zweigen, Stroh, Schilfrohr und Laub gedeckt, dass man nachts durch das Dach die Sterne sehen kann. Wer in der Laubhütte sitzt, spürt nochmals, was es be-deutet, unbehaust und auf der Flucht zu sein. Mit dem Laubhüttenfest wird die Geschichte vom Exodus in die Gegenwart geholt.

Die Erfahrung, von gott befreit zu werdenDas Verb »erinnern« (Hebräisch: zachar) kommt in sei-nen verschiedenen Formen nicht weniger als 169-mal im Alten Testament vor. Erinnern soll sich Israel oder Gott selbst. Denn »die Erinnerung obliegt beiden,« hält der Historiker Yosef Yerushalmi fest. Das Erinnern der Taten Gottes ist für den Glauben Israels, ja für seine ganze Exis-tenz, von entscheidener Bedeutung, hebt Yerushalmi her-vor. Die aufgezeichneten Erinnerungen sollen eine Er-kenntnisquelle sein. Was Menschen mit Gott erlebt ha-ben, wird erinnert und bestimmt, wie Leben jetzt gestaltet wird. Dabei ist die Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten die Urerfahrung, auf die immer zurückgegriffen wird. So erinnert das Gebot, die Fremden im eigenen Land nicht zu unterdrücken, in seiner Begründung an die Knechtschaft in Ägypten: Der Fremde »soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland« (3.Mose 19,34).

Einmal im Jahr am Sabbat vor dem Purimfest wird der Abschnitt aus der Thora gelesen, der mit dem Wort »Zachor« (Deutsch: »Erinnere dich«) beginnt. »Denke daran, was dir die Amalekiter taten auf dem Wege, als ihr aus Ägypten zogt: wie sie dich unterwegs angriffen … Das vergiss nicht!« (5.Mose 25,17–19) Der Überfall der Amalekiter auf das Volk Israel in der Wüste ist längst vor-bei, aber die Erfahrung bleibt aktuell. In diese

Worte tragen Juden ein, wie sie damit leben können, dass das jüdische Volk über Jahrhunderte hin verfolgt wurde. Jüdische Ausleger fordern als Konsequenz des Erinnerns, das eigene Leben zu schützen. Gleichzeitig kommt das Leid von anderen Menschen in den Blick. »Genauso haben wir aber auch das Leben unseres Nächsten zu schützen … Wir wissen aus eigener Er-fahrung, wie sinnlos damals und in der gesamten jüdi-schen Geschichte die Amalekiter der jeweiligen Zeit Menschenleben vernichteten.«

Warum sollen wir uns erinnern? Die Erinnerung hilft, die Gegenwart zu bestehen und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Richard von Weizsäcker hat in seiner vielbeachteten Rede zum 40. Jahrestag des En-des des Zweiten Weltkrieges in Europa am 8. Mai 1985 die Notwendigkeit, sich zu erinnern, so begrün-det: »Wer aber vor der Vergangenheit die Augen ver-schließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.« mip

www.israel-information.net/glossar/Sachor.htm

Vom Wert der ErinnerungDas Erinnern ist ein fester Bestandteil unserer Kultur. Im Judentum haben sich bis heute viele Rituale des Erinnerns erhalten – nicht von ungefähr kommt das Verb »erinnern« 169-mal im Alten Testament vor. Michael Putzke gibt uns einen Einblick in diese Kultur.

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Das Erinnern der Taten gottes für den glauben Israels hebt der historiker Yerushalmi hervor.

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::: Titelthema: Erinnerung belebt

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Brief an meine MutterEs gibt Zeiten im leben, da hält man Rückschau – oft bei Anlässen wie einem geburtstag, einer goldenen hochzeit oder auch bei einer Beerdigung. cornelie hecke hat schon oft daran gedacht, ihrer Mutter diese Erinnerungen in einem Brief zu schreiben. »Mit fast sechzig Jahren wird es Zeit, dass ich meine gedanken zu Papier bringe«, sagt sie.

Liebe Mutti,ja, so haben wir Dich immer genannt! Heute will ich Rückschau halten, Rückschau über den Teil meines Lebens, an dem du den größten Anteil hattest. Viele Bilder, Situationen, Begebenheiten und manche Erinnerung kommen mir in den Kopf, ja, besser noch: Sie kommen in mein Herz. Mein Leben ist wie ein großes Mosaik, ein großes Bild. Bunt, mit vielen bunten Steinen, mit hellen, aber auch dunklen Steinen. Die hellen, bunten Steine der Kind-heit, das gemeinsame Singen und Flöten, die Ausflüge und Spaziergänge an den Rhein, das Lernen, Aufgaben in der Familie zu übernehmen, für etwas verantwortlich sein. Danke! Dazwischen ein paar dunkle Steine, in denen ich mit meinem Dickkopf sicher nicht immer einverstanden war mit eurem Erziehungsstil.

Das war der Erziehungsstil der damaligen Zeit: Kinder haben zu gehorchen, besonders, wenn sie schiefe Wege gehen! Wer nicht hören will, muss fühlen! Kinder wurden nicht gefragt! Freunde brauchten wir gar nicht, wir hatten ja unsere große Familie mit vielen Geschwistern. Du hast es verstanden, dass mein Zwillingsbruder und ich durch das Singen im Kindergottesdienst und dem Kirchenchor schon sehr früh in die Gemeinde hineinwuch-sen. Unsere Kollekte von 20 Pfennig gaben wir für Kaugummi aus dem Automaten aus – und wurden prompt erwischt.

Viele Lieder aus dem Gesangbuch sind mir ans Herz gewachsen. Bei anderen Gelegenheiten habe ich dir durch meine Art und mein Verhalten viele dunkle Mosaiksteine in dein und dadurch auch in mein Leben gelegt. Oft habe ich mich von dir erdrückt gefühlt, hatte keine Luft zum Atmen, keine Gelegenheit zum Reden. Das vertrau-te Gespräch zwischen Mutter und Tochter gab es bei uns nicht. Ja, du warst die starke, intellektuelle Frau, bele-sen, gebildet. Ich habe dich immer bewundert. Und du hattest viele Gaben. Eine war, jedem das zu geben, was er brauchte. Und wenn es der Teller Suppe war, den die Nichtsesshaften bekamen. Du warst mein Vorbild, nicht nur in diesen Dingen, danke!

Oder die liebevolle Pflege deines Schwiegervaters bei uns im Haus während seiner letzten Lebensjahre. Ja, die Augen für die Schwachen zu öffnen, du hast es mir vorgelebt. Danke! Vielleicht ist es ja dein Erbe, dass ich in meinem zweiten Beruf Altenpflegerin wurde. Die Wünsche deiner Kinder hast du oft bei unserem Vater vorge-bracht, warst der Prellbock, hast für uns Partei ergriffen. Danke!

Bei solch einer Rückschau kann es natürlich leicht passieren, dass alles Vergangene nur noch in rosarot gese-hen wird, oder gerade umgekehrt, dass nur noch alles schwarz ist, was erlebt wurde. Die Erinnerungen sind sehr subjektiv.

Eine Weile habe ich während dieser Zeit Tagebuch geführt. Dort ist die Mischung zu finden, die Mischung aus hellen, sehr hellen, glücklichen Zeiten und dunklen, düsteren Erinnerungen. Ich verstieg mich in Tagträumen. Es gab Zeiten, in denen ich gegen alles und jeden rebellierte und mich schließlich aus dem strengen Elternhaus löste.

Ich denke, die Mischung macht es, die Mischung aus hellen, bunten und auch dunklen Steinen im Leben. Das Psalmwort »Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was ER dir Gutes getan hat«, ist mir in diesem Zu-sammenhang vor einer Weile sehr wichtig geworden. Ich will nicht stehenbleiben, bei dem Dunklen, bei man-chem Negativen.

Gewiss, es war nicht alles gut. Manches hätte ich mir anders gewünscht. Aber so, wie mein Leben war, will ich es annehmen. Du hast dein Bestes für uns, für mich getan. Sehr viel später habe ich begriffen, welch einen guten und für mich ganz wichtigen Konfirmationsspruch ihr ausgesucht hattet: »Alles was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.«

Nun bin ich inzwischen in der dritten Lebensphase. Du bist inzwischen Uroma geworden und deinen einzigen Schwiegersohn haben wir im Juni letzten Jahres beerdigt. Denken meine Kinder auch so, wie ich heute Rück-

schau halte? Ich weiß es nicht. Heute sind es die räumlichen Entfernungen, die uns hindern, in Ruhe über eine solche Rückschau ihres Lebens zu sprechen. Ich wünsche mir jedoch einen offenen Dialog, wünsche

mir die Fähigkeit, Kritik anzunehmen und ein großes Herz meiner Kinder, Fehler und Unzuläng-lichkeiten meiner und unserer Erziehung zu vergeben.

Deine Cornelie

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Titelthema: Erinnerung belebt ::: 7Wort auf den Weg ::: 7

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Alle hundert Jahre trifft Jesus von Nazareth den Jesus der Christen in einem Garten zwischen den Hügeln des Libanon. Und sie diskutieren

einen langen Tag und die ganze Nacht; und jedes Mal, wenn die Morgendämmerung anbricht, geht Jesus von Nazareth fort, indem er zum Jesus der Christen sagt: »Mein Freund, ob wir jemals übereinstimmen wer-den?«

Nicht auszuschließen, dass sie auch darüber gespro-chen haben, wie die Jünger sichtbar werden, und dass Jesus von Nazareth den Jesus der Christen fragte: »Er-innerst du dich noch an die beiden, die von Jerusalem nach Emmaus unterwegs waren? Und kannst du mir sagen, wie aus einer Wegstrecke, die eigentlich nur zwei Stunden in Anspruch nimmt, hunderte von Jah-ren werden können, ohne dass sie ankommen?«

Ein alptraum, den man meiden willSie hatten ja viel erlebt in jenen Tagen. Nach der Gefan-gennahme von Jesus die Kreuzigung – ein Alptraum. Dann das leere Grab und die Frauen, denen sie nicht ge-glaubt hatten. Und jetzt, wo alles vorbei zu sein scheint, brauchen sie Abstand, um erst einmal durchzuatmen. Vielleicht können sie die Orte, an denen sie so viel erlebt haben, nicht mehr ertragen. Sie reden, bekommen ihre Gefühle nicht in den Griff. Aus den zwei Stunden werden Jahrhunderte. Unterwegs schließen sich weitere Men-schen unterschiedlicher Hautfarbe und Kulturen an. Auch sie sind von den Ereignissen um Jesus ergriffen, dis-kutieren, wie das alles wohl zu verstehen ist. Wann sind wir denn endlich da?

Kann es sein, dass wir den Fremden übersehen ha-ben, der immer wieder ein Stück mit uns geht und den wir nicht erkennen? Der nachfragt, um was es uns

denn geht auf dem Weg nach Emmaus. Und der uns daran erinnert, dass es von Anfang an nicht um Papie-re geht, sondern um Gottes Schalom, dass wir eins sind in dem, was die Propheten anmahnen und was im Le-ben und der Botschaft Jesu Gestalt gewonnen hat: dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit unser ganzes Trachten zu widmen. Kann es sein, dass wir uns von der Macht demütigen lassen, indem wir uns in zu klei-ne Fragen verwickeln lassen? Und dass wir, so fehlge-leitet, noch nicht in Emmaus angekommen sind?

gemeinsam auf dem Weg christiAus unterschiedlichen Traditionen kommend sind wir ge-meinsam auf dem Weg Christi. Und wenn wir uns an-schauen, womit diese alte und immer junge Geschichte vom Weg nach Emmaus endet, dann ist ganz offensicht-lich, wohin uns dieser Weg führt.

Am Abend sitzen wir zusammen mit dem Fremden an einem Tisch. Und wir, die wir gedacht haben, wir hätten ihn eingeladen, verwandeln uns plötzlich in Gäste. Er teilt sein Brot mit uns. Und wir erkennen ihn als den Auferstandenen. Es wird uns wie eine Offenba-rung vorkommen, wenn wir nach all den Diskussionen erkennen, dass es am Ende ganz einfach sein wird: Christus lädt uns ein und teilt sein Brot und den Kelch mit uns. Es ist der Tag, an dem wir in Emmaus ankom-men und uns die Augen aufgehen werden.

REINER KANZlEITERist Pastor im Bezirk München-Friedenskirche.

»Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?« Lukas 24,32

Es geht um gottes Schalom

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10 ::: gemeindeportrait

Fünf Esslinger und zwei gute Worte« – hinter dieser Über-schrift verbirgt sich ein wis-

senschaftlich fundiertes Fitnessan-gebot für eher ältere Menschen verbunden mit den zwei guten Worten der Losungen. Die Ge-meinde Berkheim, eine Teilgemein-de des Bezirks Esslingen, erreicht mit diesem Angebot sowohl Men-schen innerhalb als auch außerhalb der Gemeinde. Eine Idee, die nach der Beschäftigung mit dem Buch »Fruchtbare Gemeinden« von Ro-bert Schnase noch einmal intensi-viert wurde.

Berkheim gehört zum Bezirk Esslingen, einem eher großen Be-zirk mit 491 Gliedern, Angehöri-gen und Freunden. In vier Gemein-den treffen sich an den Sonntagen durchschnittlich 140 Erwachsene und knapp 20 Kinder. Es gibt zwölf Hauskreise, sechs Frauengruppen, drei Bibelstunden, zwei Chöre, Ge-betskreise, zwei Jugendgruppen, Jungschar, Senioren und manches mehr. Dazu kommen Veranstaltun-

gen wie 40-Tage-Aktion, Bazare, Kindersachenmarkt,

Flohmarkt und die Beteiligung an Märkten in der Stadt. Als Bezirk engagie-

ren wir uns auch in der Vesperkir-che Esslingen, wo in drei Wochen im März jeden Tag rund 400 Essen ausgegeben werden.

Eine starke bürgerschaftDie Stadt Esslingen liegt südöstlich von Stuttgart am Neckar. Ein hohes Maß an bürgerschaftlichem Engage-ment und viele kulturelle Angebote prägen die Stadt. Ebenso die maleri-sche mittelalterliche Kulisse mit der Burg, die im Zweiten Weltkrieg so gut wie keine Zerstörungen erlitten hat. Unter anderem ist der Mittelalter-markt in der Adventszeit weit über die Grenzen Esslingens hinaus bekannt.

In diesem städtischen Umfeld suchen auch unsere Gemeinden neue Herausforderungen und An-gebote. Die »Fünf Esslinger« sind ein Versuch, etwas für unsere Mit-menschen zu tun. Ein »Spieletreff für Frauen« richtet sein Augen-merk vor allem auf alleinstehende Frauen. Eine kleine Gruppe hat die Situation von Flüchtlingen wahrge-nommen und engagiert sich neu im

Mehr als 260 Bezirke gibt es in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Alle haben ihre eigene Prägung. Um diese Vielfalt zu zeigen, stellen sich in »unterwegs« regelmäßig EmK-Bezirke vor. In dieser Ausgabe geht es nach Esslingen.

Freundeskreis Asyl. In den Gottes-diensten richtet sich unser Augen-merk immer mehr auf jüngere Leu-te. Zunehmend gelingt es, Lieder »modern« zu begleiten – also unser Singen zusätzlich zu Orgel und Kla-vier mit Gitarre, Cajon, Bass, Violi-ne, Querflöte und Sängern zu unter-stützen. Dazu kommt alle vier bis sechs Wochen ein »Jugendgottes-dienst« parallel zum normalen Got-tesdienst.

Ein Schwerpunkt in unserer He-gensberger Gemeinde ist die Unter-stützung des Aids-Fonds unserer Weltmission mit Schwerpunkt in der Stadt Maua in Kenia. Birgit und Dietmar Ziegler, die diese Ar-beit begonnen haben und 2003 bei einem Verkehrsunfall in Kenia star-ben, kamen aus dieser Gemeinde.

Besonders beschäftigen uns zur-zeit auch Baufragen. Unter ande-rem soll unsere Friedenskirche in Esslingen barrierefrei werden.

Gerne nimmt der Bezirk die an ihn gerichteten Herausforderungen an. Wir wollen durch unsere Akti-vitäten Menschen erreichen, ihnen dienen, sie für Christus gewinnen und selbst miteinander als Christen in unseren Gemeinden fröhlich le-ben. Markus Bauder

Eine engagierte gemeinde

Mit ihrem Fitness-Angebot erreicht die gemeinde in Esslingen-Berkheim auch Menschen, die nicht zur gemeinde gehören. FoTo:PRIVAT

bEziRk ESSliNgEN

n Esslingen wurde 777 erstmalig urkundlich erwähnt und hat heute rund 90.000 Einwohner.Zum Bezirk gehören die gemeinden Berkheim, Esslingen, hegensberg und oberesslingen

www.emk-esslingen.de

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durch den Hunger nach Gottes Wort stellten, auch zu erfüllen. Viele von ihnen waren zur Wehrmacht einge-zogen worden und kehrten erst Mo-nate oder Jahre nach Kriegsende heim. Bis dahin mussten Laien oder Pastoren im Ruhestand die Arbeit leisten. Auch an den Wochentagen war fast jeder Abend durch Dienste belegt. Oft fanden mehrtägige Evan-gelisationen statt, deren Veranstal-tungen so viele Besucher anzogen, dass in den Kirchen die Sitzplätze nicht ausreichten. Zudem wurden in jener Zeit auch zahlreiche Gemein-den und Predigtplätze neu gegründet, die allerdings inzwischen größten-teils wieder aufgegeben werden mussten – viele erst in den letzten 20 Jahren. Auch wenn ich hier einmal einen Beitrag in »unterwegs« stark kritisiert habe, bleibe ich weiter ein treuer Leser des Magazins und wün-sche dem Redaktionsteam für seine nicht leichte Aufgabe Gottes Segen.

W. Schaarschmidt, Dresden

Ernst gemeint?Zu »Juden rein« (25/2011)Meint das Albrecht Weißbach wirk-

lich ernst: eine jüdische Festtafel im Himmel? Da sprechen doch die Aussagen des Neuen Testaments eindeutig dagegen. Und was die

hebräische Sprache betrifft: die ha-ben schon beim Pfingstwunder die meisten nicht verstanden. Ich glaube ja trotzdem, dass ich dabei sein kann. Auf dem Apostelkonzil wurde ja schon festgelegt, dass sich die Heiden nicht beschneiden lassen müssen.

Sigfried Wagner, Chemnitz

leserbriefe

aus briefen an die Redaktion ::: 11

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Ihre leserbriefe erreichen uns am schnellsten per E-Mail: [email protected] leserbriefe geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Wir behalten uns vor, leserbriefe zu kürzen. Ein Anspruch auf Veröffentli-chung von leserbriefen besteht nicht.

Einiges aufgefallenZu »Wie die Methodisten ins Erz-gebirge kamen« (1/2012)

Die Beiträge in unserer Kirchenzeitung sind vielfältig und meist in-teressant und lesens-wert. Deshalb freue ich mich auf jede Ausgabe

und bedaure es, dass sich – zumin-dest in unseren Breiten – nicht mehr Leser dafür begeistern können. Beim Lesen des letzten Heftes ist mir je-doch einiges aufgefallen. Schon der Titel des Artikels ist irreführend: Nicht »die Methodisten« kamen ins Erzgebirge. Es waren lediglich einige glaubensstarke methodistische Predi-ger, die einem inneren Ruf folgend nach Sachsen gingen. Ihr Wirken lös-te unter der einheimischen Bevölke-rung eine weitreichende Erweckung aus. Doch auch der Inhalt der Aus-führungen – insbesondere zur Lage nach 1945, die ja genau genommen gar nicht zum Thema gehören – kann nicht ohne Widerspruch akzeptiert werden. So kann der erste Satz dazu (»Das Kriegsjahr 1945 ... hinterließ eine große Leere«) keinesfalls auf die EmK bezogen werden. Zwar stand nach dem Kriegsende das gesamte deutsche Volk vor dem Nichts. Aber gerade in dieser Situation waren die Kirchen für viele Menschen ein Hoff-nungsanker in ihrer Ausweglosigkeit. Doch der Besuch des Bischofs in ei-ner Gemeinde oder auch in mehreren war in jener Zeit sicher nicht der An-lass für volle Gotteshäuser in der ganzen Region. Diesen Aufschwung bewirkte Gott selbst, indem er Pasto-ren und Laienprediger befähigte, die enormen Aufgaben, die sich ihnen

Nicht nachhaltigZu »Ein Haus voller Schuhkar-tons« (26/2011)

Die dreiseitige »Rekla-me« für diese Aktion in meiner Kirchenzeit-schrift hat mich sehr be-fremdet. Viele Kirchen haben aus guten Grün-

den von ihr Abstand genommen. Zwar befriedigt sie das Bedürfnis der Spender, mit eigenen Händen Gutes zu tun und die Empfänger erleben kurzfristig Freude, aber auf Dauer werden neue Begehrlichkeiten und Neid geweckt. Eine nachhaltige Än-derung schwieriger Situationen kann so nicht geleistet werden. Ökologisch ist die Aktion unsinnig: Waren, die oftmals schon um die halbe Welt ge-reist sind, werden billig eingekauft und nochmals teuer um die halbe Welt geschickt! Wie viel sinnvoller sind die Weihnachtsaktionen unsere EmK-Weltmission: Mit Menschen aus unseren Partnerkirchen wird das Projekt entwickelt, die Geschenke (Schulmöbel, Schultaschen, Schul-uniform, Winterkleidung) vor Ort hergestellt und damit Arbeitsplätze geschaffen. Die Partnergemeinden wirken mit diesem sozialen Engage-ment direkt in ihre Nachbarschaft hinein.

Edeltraud Henninger, Karlsruhe

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14 ::: fastenzeit in der familie

Was kann man nicht alles in zehn Tagen schaffen: den Führerschein machen, seine Pickel loswerden, China erkunden, fünf Ki-

lo abnehmen oder auch zehn. Zumindest wenn es nach den zahlreichen Ratgeberseiten im Internet geht. Die Botschaft ist klar: Jeder kann sich verbessern, und das in kürzester Zeit. »An der Forderung zur Selbstoptimierung kommt niemand vorbei«, sagt die Zürcher Soziologin Stefanie Duttweiler (siehe Inter-view Seite 15). »Schwächen werden heute umgewer-tet.« Sie zeigen, an welchen Stellen man sich noch weiter verbessern kann.

Die Evangelische Kirche in Deutschland will diesen Trend mit ihrer diesjährigen Fastenaktion hinterfra-gen. Das Motto: »Gut genug – 7 Wochen ohne fal-schen Ehrgeiz«. Die Initiatoren rufen dazu auf, in der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern nicht nur auf Schokolade oder Alkohol zu verzichten, sondern auch Pause vom Perfektionismus zu machen. An der Initiative mit Aktionskalendern und Fastengruppen beteiligen sich in jedem Jahr rund zwei Millionen Menschen. »Man darf heute eigentlich keine Schwä-chen zeigen«, sagt die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, Kuratoriumsvorsitzende von »7 Wochen Ohne«. »Jeder ist ständig dabei, sich selbst zu verbessern. Man ist sich selbst der größte Sklaventrei-ber.«

Ein großer marktMit dem Wunsch nach Optimierung lässt sich viel Geld verdienen: Unzählige Lebensberater und Persönlichkeits-trainer bieten im Internet ihre Dienste für mehr berufli-chen Erfolg an, für bessere Schulnoten wollen zahlreiche private und professionelle Nachhilfelehrer sorgen. Nach Angaben des Bundesverbands Nachhilfe- und Nachmit-tagsschulen, in dem mehr als 2.500 solcher Organisatio-nen zusammengeschlossen sind, nimmt jedes dritte bis vierte Kind im Laufe seiner Schulzeit Nachhilfeunterricht.

Denn die Forderung nach Verbesserung beginnt schon im Kindesalter. »Eltern machen Kindern sehr deutlich, dass man sich seinen Platz in der Gesell-schaft durch gute Leistungen erarbeiten muss«, sagt der Erziehungswissenschaftler Arnold Lohaus. Der Professor der Universität Bielefeld beobachtet, dass Eltern immer höhere Erwartungen in ihre Kinder set-

zen. Den Grund dafür sieht Lohaus unter anderem in veränderten Familienstrukturen. »Früher haben sich die Erwartungen der Eltern auf mehr Kinder ver-teilt.« Wenn sich heute alle Hoffnungen auf ein oder zwei Kinder konzentrierten, sei der Druck größer.

Die Schulpsychologin Monika Drinhaus berichtet von 15- oder 16-jährigen Mädchen, die bis zur Er-schöpfung lernen, weil sie mit ihren Noten unzufrie-den sind. »Wenn sie eine Drei statt einer Zwei in der Klassenarbeit schreiben, entwickeln einige Schüler massive Versagensängste.« Für zusätzliche Belastung sorgt nach Ansicht der Psychologin, die an mehreren Schulen im Rheinland arbeitet, die Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre.

hobbys als leistungsturboSchüler hätten heute einen Arbeitstag wie ein Erwachse-ner. »Und das müssen sie in einer Phase bewältigen, in der sie sich körperlich und emotional rasant entwickeln.« Leistung spielt nach Drinhaus’ Erfahrung auch in der Freizeit von jungen Menschen eine immer größere Rolle. »Heute besuchen so viele Kinder das Gymnasium, dass sich viele Eltern fragen: Wie kann sich mein Kind da ab-heben?« Hobbys wie Sport oder Musik seien dann nicht mehr Mittel zur Entspannung, sondern auf Höchstleis-tungen ausgerichtet.

Der Erziehungswissenschaftler Lohaus hat in Un-tersuchungen festgestellt, dass jeder fünfte Drittkläss-ler über häufige Kopfschmerzen klagt – ein typisches Stress-Symptom. Gründe dafür könnten Hausaufga-ben und Klassenarbeiten, aber auch die vielen Freizeit-aktivitäten sein. Lohaus rät, Schularbeiten und Hob-bys sinnvoll über die Woche zu verteilen und auch Ruhepausen einzuplanen.

Ehrgeiz sei an sich nichts Schlechtes, betont Bischö-fin Breit-Keßler. Doch »7 Wochen Ohne« wolle vor falschem Ehrgeiz warnen, der ständig zu neuen Super-lativen antreibe. Breit-Keßler will dem das christliche Verständnis entgegensetzen: »Gott liebt uns so, wie wir sind, ohne Vorleistung.« Kinder sollten ihre Zeit auch mal sinnfrei genießen können, sagt sie. Einfach in der Natur sein, mit Tieren oder Freunden spielen – das komme häufig zu kurz. Auch Erwachsenen rät sie, »den Sabbat mal im Alltag zu heiligen«. Die Fastenzeit sei dazu eine gute Gelegenheit. epd

Wie der Ehrgeiz Pause macht Wann ist gut gut genug? Diese Frage steht im Zentrum der evangelischen Fastenaktion »7 Wochen ohne« in diesem Jahr. In einer Zeit des ungebremsten Wachstums und des Zwangs zur Selbstoptimierung soll die Fastenzeit den Blick auf das wirklich Wichtige im leben lenken. Das gilt ganz besonders für Kinder, die heutzutage schon im grundschulalter unter Stresssymptomen leiden.

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Erfolgreicher, schöner, glücklicher: Selbsthilferatgeber fordern ihre leser auf, ihr leben selbst in die hand zu nehmen. Damit passen sie nach An-sicht der Soziologin Stefanie Duttwei-ler in eine Zeit, in der Sozialleistungen immer weiter abgebaut werden. Die Bücher suggerierten, dass jeder sein leben verbessern könne und müsse, sagte die Mitarbeiterin der Universität Zürich, die über glücksratgeber pro-moviert hat. Doch die Forderung nach Selbstoptimierung könne auch eine Belastung sein.

Welches Menschenbild vermitteln Selbsthilferatgeber?StEfaNiE DuttWEilER: Der Ratgeber ist das Buch zur Zeit: Wenn Sozialleis-tungen abgebaut werden, ist es nur vernünftig, dass glücksratgeber dazu anleiten, wie man selbst über sein le-ben bestimmen kann. Dabei steht im-mer das Thema Selbstoptimierung im Vordergrund. Der Tenor ist: Du kannst dich ändern. hintergründe wie die so-ziale herkunft und die Krankheitsge-

schichte werden dabei völlig außen vorgelassen. heute muss der Einzelne immer mehr das tragen, was früher der Staat übernommen hat. Die Ratgeber sagen das zwar nicht explizit so. Sie arbeiten aber indirekt dem neolibera-len Denkmuster zu.

Wie empfinden die Leser die Forderung nach Selbstoptimierung?StEfaNiE DuttWEilER: Einerseits verbreiten glücksratgeber die gute Nachricht, dass Verbesserung möglich ist. Das kann für die leser eine Entlas-tung sein. Wahrscheinlich stimmt das in gewissem Maße auch, denn das le-ben eines Menschen ist nicht komplett durch seine herkunft und sein Milieu vorherbestimmt. Andererseits stellt die Forderung nach Selbstoptimie-rung aber auch eine Belastung dar. Denn wirtschaftlicher Erfolg und ge-sundheit sind faktisch nicht in glei-chem Maße für jeden erreichbar, wie es die glücksratgeber vermitteln. Das kann für leser frustrierend sein und auch zu Selbsttäuschung führen.

Inwiefern sind Schwächen und Makel heute gesellschaftlich akzeptiert?StEfaNiE DuttWEilER: Ich kenne ei-gentlich niemanden, der sich gar nicht verbessern will. Zwar gibt es leute, die sagen: »Ich will so bleiben, wie ich bin.« Aber wenn man näher hinsieht, dann machen meistens auch sie ir-gendetwas: Diäten, Fitness, Wellness oder sie wollen sich weiterbilden. Schwächen werden heute kaum zuge-lassen, stattdessen werden sie umge-wertet zu Indikatoren dafür, wo man sich noch weiter optimieren kann. Es ist beachtlich, wenn es gelingt, seine Fehler in Stärken umzuwandeln. gleichzeitig zeigt diese Forderung aber, dass man heute eigentlich keine Schwächen mehr haben darf. Zwar le-sen nicht alle Menschen Ratgeberlite-ratur, aber an der Forderung zur Selb-stoptimierung kommt niemand vorbei.

BUchTIPP

n Stefanie Duttweiler: Sein glück machen. UVK Verlag, Konstanz 2007, 29 Euro. ISBN: 978-3-89669-632-8

»Der Einzelne muss heute mehr tragen«

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Ruhepausen sind wichtig – vor allem für Kinder, die heute oft keine Zeit mehr zum sinnfreien Spielen haben.

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16unterwegsinfounterwegs 5/2012 ::: 26. Februar 2012

Warum musste Jesus sterben? Die-se Frage stand im Zentrum des Se-minars »Laien in der Verkündi-gung« Anfang Februar in Stuttgart. Erstmals waren auch Teilnehmer aus Österreich dabei.

Bischof i. R. Walter Klaiber ver-tiefte das Thema in verschiede-

nen Referaten. Dabei ging er den un-terschiedlichen Erzählweisen der Evangelisten ebenso nach wie dem Christusverständnis, das Paulus in seinen Briefen entwickelt, und den Erklärungsversuchen des Heilsge-schehens, das die frühe Christenheit in den Psalmen und dem Buch Jesaja mit den Gottesdienstliedern fand.

Dabei war zum einen die Frage zu klären, was den Teilnehmern der Tod und die Auferstehung persön-lich bedeuteten. Zum anderen ging es um Fragen, die von der heutigen Gesellschaft an Christen herangetra-gen werden. Bischof Walter Klaiber hatte schon in seinem Buch »Jesu Tod und unser Leben« einige dieser Fragen aufgeworfen: Braucht Gott ein Opfer? Ist es nicht sadistisch, den eigenen Sohn zu opfern, wo bleibt da die Liebe? Kann jemand stellvertre-tend für meine Sünden sterben und damit meine Schuld wirklich süh-

nen? Hineingenommen in diese ak-tuelle, theologische Diskussion und bestätigt von der eigenen Wahrneh-mung der Schwierigkeiten in der Verkündigung von Gottes Wort, mussten – eigentlich nicht überra-schend – viele Fragen offen bleiben.

Die eigene Person im blickAm Samstagnachmittag konnten sich alle Teilnehmer selbst mit we-sentlichen Texten des Kreuzes Chris-ti, auch im Hinblick auf eine eigene Predigt, auseinandersetzen. Am

Samstagabend gab es die Möglich-keit, die Vermittlung von Jesu Passi-on anhand von drei Filmausschnitten auf sich wirken zu lassen: »Das 1. Evangelium – Matthäus« von Pier Paolo Pasolini (1964), dem Musical »Jesus Christ Superstar« von An-drew Lloyd Webber (1971) oder der Verfilmung des Buches »Jesus von Montreal« von Denys Arcand (1989). Das Seminar endete mit ei-nem gemeinsamen Gottesdienst, bei dem zwei Teilnehmer eine Predigt vortrugen. Frank Moritz-Jauk

Was der Tod Jesu bedeutet

kurz &bündigDER SchWaRzWalDvERbaND im

Bund Christlicher Posaunen-chöre Deutschlands e. V.(BCPD) feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass findet am 25. März in der Bruchsaler Kirche St. Paul, Hagelkreuz 17, ein Ju-biläumsposaunentag statt. Die Bläser werden sich schon am

Vormittag in der Kirche ein-spielen und gegen 12 Uhr im nebenstehenden Gemeindehaus zu Mittag essen. Um 14 Uhr beginnt das Bläserkonzert zum Jubiläum. Die Jungbläser, der Bläserkreis und die Baerenthal-sänger wirken dabei auch mit. Die Festpredigt hält Bischöfin Rosemarie Wenner. n Anmeldung zum Mittagessen unter Telefon 07051 6121.

mENSchEN – klima – zukuNft? Mit diesen Themen beschäftigt sich das neue »Jahrbuch Gerech-tigkeit«. Es geht darum, wie der Umbau der kohlenstoffbasierten Weltwirtschaftsordnung gelingen kann. Schaubilder und Karten verdeutlichen die globale Erwär-mung.n Menschen – Klima – Zukunft? Jahrbuch gerechtigkeit V. 14,95 Euro. ISBN: 978-3-86770-130-3

laienpredigerinnen und laienprediger aus Deutschland und Österreich beschäftigten sich mit der Frage, warum Jesus sterben musste. Bischof i. R. Walter Klaiber (rechts) führte in das Thema ein. FoTo: PRIVAT

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unterwegs info ::: 17

unterwegs 5/2012 ::: 26. Februar 2012

Das Thema weckte Interesse: 60 Personen kamen nach Chem-

nitz, um beim Gemeindediakonietag der Ostdeutschen Jährlichen Konfe-renz miteinander darüber nachzu-denken, was Gemeinden für alt ge-wordene Menschen tun können. Ein-geladen hatten der Ausschuss für di-akonische Aufgaben und das Evangelisch-methodistische Diako-niewerk Bethanien.

Der Vormittag stand im Zeichen grundlegender Informationen über die demographische Entwicklung, das Krankheitsbild der Demenz so-wie die Bedeutung der mit dem Äl-terwerden einhergehenden Be-schränkungen für die Persönlich-keit. Beatrix Morgenroth-Leipoldt, Leiterin einer Altenpflegeeinrich-tung der edia.con, führte in dieses Thema ein.

Am Nachmittag wurden unter-schiedliche Projekte vorgestellt, in denen sich Gemeinden oder ge-meindenahe Vereine alter Men-schen annehmen. Dabei ging es bei-

spielsweise um Besuchsdienste, um die Idee einer Partnerschaft zwi-schen Gemeinden und einem Alten-pflegeheim, um offene Senioren-kreise und um ein Schulungspro-gramm zum Thema »Sucht und Alter«. Auf diese Weise erhielten die Teilnehmenden Anregungen da-

für, was sich auch in den eigenen Gemeinden dafür tun lässt, dass das Älterwerden nicht Einsamkeit zur Folge haben muss. Auch durch die Diskussionsbeiträge wurde deutlich, dass das Thema für die kirchliche Arbeit an Bedeutung ge-winnen wird. Frank Eibisch

gemeindediakonietag in chemnitz

heilbronn-Pauluskirche ::: gertrud Pfähler geborene Auderer am 5. Februar, 97 Jahre.herrenberg ::: Selma Bleich geborene Kiltz am 1. Februar, 91 Jahre.Jettingen ::: Rosa Ruf geborene hölzle am 28. Januar, 93 Jahre.kassel ::: horst Bossemeyer am 20. Januar, 77 Jahre.kirchheim-teck ::: Maria holzäpfel am 20. Januar, 92 Jahre.münchen-Erlöserkirche ::: gerhard ott am 1. Januar, 61 Jahre. Neckarrems ::: horst Eberle am 10. Februar, 73 Jahre.Nürnberg martha-maria ::: Diakonisse Elisabeth Tillich am 3. Februar, 84 Jahre.

persönlichhEIMgEg ANgEN

bebra ::: Klaus Jäger am 4. Februar, 81 Jahre.bergisches land ::: Diakonisse Elli Köhler am 31. Januar, 97 Jahre.cottenweiler ::: Manfred Ettle am 23. Januar, 54 Jahre.Delmenhorst ::: Agnes horn am 18. Januar, 90 Jahre.Elterlein ::: Anna Pötzsch am 10. November, 91 Jahre.falkenstein ::: hanna Fabian am 16. November, 81 Jahre; Frieda Schutz am 31. Dezember, 104 Jahre; Irmgard Seifert am 28. Januar, 85 Jahre.grünhain ::: Friedhold Friedrich am 22. November, 88 Jahre. hamburg Schwesternheim bethanien ::: Diakonisse Erna Weber am 9. Februar, 92 Jahre.

WIR gRATUlIEREN

aue ::: Ruth und helmut Kehr zur goldenen hochzeit.backnang ::: Martha Krauter zum 95. geburtstag.bebra ::: Marianne und Alfred hohmann zur goldenen hochzeit.lößnitz ::: charlotte Weyhrauch zum 90. geburtstag.Nagold ::: Ursula und heinz Moritz zur goldenen hochzeit.Schwenningen ::: Maria Schwarz zum 90. geburtstag.Wiepkenhagen ::: hertha Münz zum 100. geburtstag.

AUFgENoMMEN

berlin-charlottenburg (deutschsprachig) ::: am 15. Januar Ines Flade-Sharif (34), Frank Flade (40) und Doris Kromphardt (78); am 29. Januar gabi Baer (59).Dreieich-Sprendlingen ::: am 29. Januar Else Rust.friedrichsdorf ::: am 5. Februar Nicole Bohn (37), Inken Roth (19), Brigitte Schaar (48) und Matthias Schaar (50).uhingen-Ebersbach ::: am 5. Februar Nicole Schmid (37).ulm ::: am 5. Februar Tanja Müller (41) und Stefan Müller (42).Weinsberg ::: am 22. Januar Wilfriede Prütting (50) und Axel Prütting (51).Weißbach ::: am 18. Dezember Nadine Ebert (17).

Was können gemeinden für alt gewordene Menschen tun? Darüber dachten die Teilnehmer des gemeinde-diakonietags in chemnitz nach.FoTo: PRIVAT

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Pforzheim ::: Edith Bohnenberger am 25. Januar, 85 Jahre.Raschau ::: Jürgen Büttner am 1. Januar, 64 Jahre; gotthold Walther am 23. Januar, 78 Jahre.Recklinghausen/marl ::: günter huhn am 6. Februar, 67 Jahre.Schneeberg ::: Else Siegismund am 11. Dezember, 73 Jahre.Schwäbisch gmünd ::: Maria Bayh geborene Bittner am 12. Februar, 88 Jahre.Stuttgart-zuffenhausen ::: Werner Klenk am 31. Januar, 76 Jahre.tuningen ::: hedwig Erchinger geborene Bregenzer am 12. Februar, 78 Jahre.Westerstede-Wiesmoor ::: Wilhelm Müller am 4. Februar, 89 Jahre.Wuppertal-Elberfeld ::: Diakonisse Elisabeth Anna (Elli) Köhler am 31. Januar, 97 Jahre.

NAchRUFE

Am 30. Januar starb Ruth herr-mann geborene Schaubele im Alter von 96 Jahren. Ihr Vater war Prediger der Evangelischen gemeinschaft und so erlebte sie ihre Kindheit und Jugend in Böblingen, geislingen/Steige und Tübingen. 1937 heiratete sie Prediger Emil herrmann. Dem Ehepaar wurden zwei Kin-der geschenkt. Im laufe ihres lebens durfte sie sich über fünf Enkel und 13 Urenkel freuen. Den Eheleuten waren nur fünf gemeinsame Jahre vergönnt: Emil herrmann wurde 1942 zum Kriegsdienst eingezogen und fiel in Russland. Wie andere Predigersfrauen auch, war Ruth herrmann damit plötzlich für fast alles in der gemeinde zuständig. Dreimal wurde die Kirche in Stuttgart, in der sie wohnten, von Bomben getrof-fen. Dreimal konnte sie den Brand löschen. Als die Situation 1944 immer schwieriger wurde, zog Ruth herrmann mit den kleinen Kindern nach Trossin-gen. Die gemeinde dort wurde ihr zu einer neuen heimat. Sie

war einfach immer da – für die gemeinde und für andere Men-schen. Als sie nicht mehr alleine leben konnte, verbrachte sie die letzten lebensjahre bei der Familie ihres Sohnes in Walden-buch. geistig rege bis zum lebensende nahm sie Anteil am leben ihrer Familie und der Kirche. »Sollt ich meinem gott nicht singen? Sollt ich ihm nicht dankbar sein?« Mit diesem lied nahmen die Familie und die gemeinde Abschied von ihr. Herbert Link

Am 15. Januar starb Pastor i. R. gerhard burck im Alter von 78 Jahren. Der langjährige Dozent am Theologischen Seminar (heute: Theologische hochschu-le) in Reutlingen wurde in Karls-ruhe geboren. Nach den Dienst-zuweisungen in Reutlingen, Schwenningen und Darmstadt begann er 1966 seine lehrtätig-keit am Predigerseminar in Reutlingen. Bis zu seinem Ruhe-stand 1997 lehrte er Altes Testa-ment und Biblische Sprachen. Seine liebe zu den biblischen Texten und seine freundliche

und bescheidene Art im Umgang mit Menschen gebrauchte gott zum Segen für hochschule und gemeinde. Nach langer Krank-heit ist gerhard Burck im Kreis seiner Familie gestorben. Bei der Trauerfeier tröstete uns die Zusage der ewigen gegenwart gottes. Johannes Knöller

Am 1. Februar starb Pastor i. R. manfred geißler im Alter von 83 Jahren in Pliezhausen. Manfred geißler wurde am 17. Mai 1928 in Stuttgart-Wangen geboren. Nach dem Studium führten ihn Dienstzuweisungen nach göp-pingen, Stuttgart-Zion, Frank-furt, Dornhan, Pliezhausen und Mössingen. Seiner Frau Maria geborene henzler und ihm wur-den fünf Söhne geschenkt. Sei-nen Ruhestand verbrachte er wieder in Pliezhausen. Manfred geißler versah seinen Dienst in der ihm eigenen fröhlichen Art. Viele Menschen konnte er im glauben stärken. Mit großer ge-duld, zäh und voller gewissheit hat er die Einschränkungen und Schmerzen seiner Krankheits-zeit getragen. Johannes Knöller

TERMINE

marbach ::: EmK, Schafgarten-straße 4, 7. März, 19.30 Uhr, Musikalische lesung – Von Aljoscha zu Karl May, mit Rainer Buck und Monika Brenner; prä-sentiert wird das Buch »Karl May – Der Winnetou-Autor und der christliche glaube« sowie das hörspiel »old cursing Dry«.

Nürnberg ::: Eben-Ezer-Kirche, Stadenstraße 68, 14. März, 17 Uhr, Keine Angst vor der Schilddrüsen-oP, mit Dr. Stephan coerper.

Nürnberg ::: Eben-Ezer Kirche, Stadenstraße 68, 31. März, 10 bis 16 Uhr, Fränkischer Frauen-tag: Jede ist normal – bis du sie kennenlernst, Informationen: Telefon 0911 5976145.

SEMINARE

vom umgang mit »schwierigen« menschen ::: Stuttgart-giebel, BBZ, 2. bis 4. März, leitung: gerhard Wittich, Theologe und Psychologe.

Das leben gestalten – veränderungen meistern ::: Stuttgart-giebel, 16. bis 19. April, leitung: cornelie hecke, Sonja Röcker, Referenten: Sonja Mede, Kurt Junginger, horst Knöller. Informationen und An-meldung: Bildungswerk, haupt-geschäftsstelle, Telefon 0711 86006-91, E-Mail: [email protected] und www.emk-bildung.de

RUNDFUNK

im internet

radio m kompakt: Aktuell und kritisch.radio m gespräch: glaube im Dialog.radio m andachten: Impulse für jeden Tag.radio m themen: Berichte und Reportagen. radio m bei klassik Radio(bundesweit) Andachten »carpe diem«: 5. bis 10.3., 6.20 Uhr, mit Anja Kieser;Sonntagsmagazin »Klassik und Kirche«, sonntags, 7–8 Uhr, mit Anja Kieser.

Radio aREf sonn- und feiertags

von 10-12 Uhr. www.aref.de und UKW 92,9 Mhz (großraum Nürnberg).

ERf plus Jeden Donnerstag, 20 Uhr, Bilanz – leben im Rückblick, horst Marquardt im gespräch mit Männern und Frauen 60+.1.3., 20.30 Uhr, Reiseeindrücke, mit horst Marquardt.

persönlich

wo wann was

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unterwegs 5/2012 ::: 26. Februar 2012

Titelthema: Erinnerung belebt ::: 19

Der Name ist sowas von fehl am Platz. »Villa Shatterhand« prangt in goldenen Lettern über dem weißen, quadratischen Bau in dieser sehr

bürgerlichen Gegend Radebeuls, der Name des aben-teuerlustigen Westmannes – fast ist es, als hätte Winne-tou seinen Wigwam zum »Kristallpalast« erklärt. Hier also lebte er bis zu seinem Tod am 30. März 1912: Karl May, der große Phantast, der zähe Arbeiter, der Menschheitsfreund.

Gleich dahinter erstreckt sich ein Park mit zahlrei-chen Bäumen und Pflanzen aus Nordamerika, an des-sen anderem Ende die »Villa Bärenfett« steht. Die Blockhütte aus altersdunklen Stämmen erinnert schon eher an den Wilden Westen. Ein bunter Totempfahl be-wacht den Eingang, ein lebensgroßer Krieger aus Glas-fiber, schon etwas angestoßen, hat sich mit einem Wolf im Arm auf der Erde niedergelassen. Nebenan üben sich Schulkinder im Bogenschießen, und aus »Sams BBQ« riecht es nach Grillwürstchen.

Der 1926 errichtete Holzbau beherbergt die Indianer-sammlungen Karl Mays und eines seiner Bewunderer, des Artisten Patty Frank. Hinter dem Eingang lauern Bär und Puma im Halbdunkel. In Vitrinen liegen Mo-kassins und Tomahawks, Kinderwiegen und Pfeifen. Ein Shoshonen-Zauberer steht lebensgroß an der Wand, stoisch verharrt ein Irokese in Kriegsbemalung. In ei-nem Diorama wartet ein alter Häuptling mit wadenlan-ger Federhaube vor seinem Tipi auf die von der Schlacht zurückkehrenden Krieger. Mit wildem Siegesgeschrei galoppieren sie auf der bemalten Wand heran.

Ein eigener Raum ist der Schlacht am Little Bighorn River gewidmet. Hier schlugen am 25. Juni 1876 Sioux und Cheyenne General Custer und seine Soldaten ver-nichtend. Eine Landkarte auf dem Fußboden zeigt das Gelände, Aussagen von Zeitzeugen und ein riesiges Schlachtgemälde vermitteln einen facettenreichen Ein-druck des dramatischen Tages.

vom Nazi zum »kind der arbeiterklasse«Es ist ein fast liebenswert altertümliches Museum mit Glaskästen, Schrifttafeln und Objekten. Eröffnet wurde es schon 1928, in der DDR hieß es Indianermuseum. Denn Karl May war dort lange Zeit zwar nicht verbo-ten, aber auch nicht erwünscht. Der Kopf-Weltenbumm-ler hätte mit seinen Erzählungen eine eher unerwünschte Reiselust wecken können. Darüber hi naus war er Pazi-fist und Christ und galt trotzdem als der Lieblingsautor Adolf Hitlers. Erst Ende der 70er Jahre mutierte May, fünftes von 14 Kindern mittelloser Weber, zum wieder-gefundenen »Sohn der Arbeiterklasse«. 1985 öffnete man die Villa Shatterhand als Karl-May-Museum für das Publikum – und zog gleich im ersten Jahr 350.000 Besucher an.

Geboren wurde der Schriftsteller am 25. Februar 1842 in der sächsischen Stadt Ernsttahl. Das schmale Elternhaus ist heute ein kleines Museum mit einer im-ponierenden Sammlung ausländischer Buch-Ausgaben – immerhin wurde der meistgelesene deutschsprachige Autor in mehr als 40 Sprachen übersetzt, über 200 Millionen Bände wurden verkauft.

Sachsens SchmetterhandAm 30. März jährt sich der Todestag von Karl May zum 100. Mal. Der Schriftsteller aus Sachsen hat generationen von jungen lesern mit seinen geschichten von Winnetou und old Shatterhand begeistert. Allerdings fiel es May zunehmend schwer, zwischen seinem eigenen leben und den erfundenen geschichten zu unterscheiden. In Dresden-Radebeul erinnert ein Museum an ihn.

Karl May wohnte bis zu seinem Tod in der »Villa Shatterhand«, die heute das Karl-May-Museum beherbergt.

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unterwegs 5/2012 ::: 26. Februar 2012

20 ::: geschichte

Wie ein roter Faden zieht sich das Be-kenntnis zum christlichen glauben

durch Karl Mays gesamtwerk. Waren es zu Beginn seiner laufbahn noch etwas verkrampft wirkende »geographische Predigten«, die er für die Zeitschrift »Schacht und hütte« zur Erbauung von Bergarbeitern verfasste, so baute er später die Botschaft des Evangeliums bewusst in spannende Reiseabenteuer ein.Die Dialoge zwischen Mays literarischem Ich, Kara Ben Nemsi, und seinem »Freund und Beschützer« hadschi halef omar sind Beispiele für einen glücken-den interreligiösen Dialog. Bekehrt wird

in Mays Büchern nicht durch Worte, son-dern durch Taten der Nächstenliebe.Im Wilden Westen sterben gute (Winne-tou) und Böse (old Wabble) mit einem christlichen Bekenntnis, nachdem sich zuvor Mays »alter ego« old Shatterhand in seelsorgerlichen Nachtgesprächen ih-rer angenommen hat.May hat persönlich im glauben einen Anker gefunden: In seiner Autobiografie schreibt er dem katholischen Kateche-ten Johannes Kochta einen segensrei-chen Einfluss zu, der dem Protestanten May während dessen Inhaftierung im Zuchthaus Waldheim (1870–74) den or-geldienst ermöglichte und ihn damit in

der größten lebenskrise wieder mora-lisch aufrichten half. Die Religiosität Mays war ökumenisch geprägt. Er wand-te sich gegen engherzigen Dogmatismus und warb im Sinne der Bergpredigt für liebe und Versöhnung. Mit der Zuschrift eines lesers, der ihn als »Missionar« be-zeichnete, konnte Karl May sich identifi-zieren. Rainer Buck

BUchTIPP:

Rainer buck / Jens böttcher: Karl May. Der Winnetou-Autor und der christliche glaube. Brendow Verlag, Moers 2012, 14,95 Euro. ISBN: 978-3-86506-371-7

kaRl may: vom zuchthäuSlER zum miSSioNaR

Seinen Landsleuten hat er in den Büchern immer wieder mal ein Denkmal gesetzt: Figuren wie die schrulligen Westmänner Sam Hawkens oder Hobble Frank prägten das Sachsen-Bild von Generationen von Lesern außerhalb der Landesgrenzen. Im fernen Da-maskus ließ er einmal sogar Pressnitzer Musikanten heimisches Liedgut vortragen.

Mays Jugend verlief stürmisch, mit langen Jahren im Zuchthaus wegen Diebstahls und Hochstapelei. Erst als er Redakteur in Dresden wurde und seine ers-ten Bücher erschienen, brachte der »Hakawati«, der Märchenerzähler, es nach und nach zu Anerkennung und Wohlstand – und 1896 zur weißen Villa in Rade-beul.

Plötzlich steht man vor dem mythosIm Empfangs zimmer hängt über den türkisen Polsterses-seln und der Büste des Hausherrn eines jener schwülstig-mystischen Gemälde seines Freundes Sascha Schneider, die auch die Titel der grün-goldenen Karl-May-Bände zieren. Original erhalten sind der Federhalter und die Brille des Autors. Im Erdgeschoss steht der Besucher un-vermutet einem Mythos gegenüber: Grober als gedacht ist Winnetous Silberbüchse, klobig wie eine Kanone wirkt der Bärentöter, zierlich der Henrystutzen. Es sind die Ge-wehre, mit denen Karl May angeblich als Old Shatter-hand durch den Wilden Westen gezogen war – in Wirk-lichkeit hatte er, als er schon liebend gern in Heldenkluft für Fotografen posierte, zwei davon von dem Büchsenma-cher Oskar M. Fuchs bauen lassen –, die »Winchester Henry 1866« kaufte er später dazu.

In Radebeul mochte man ihn offenbar, auch wenn er in juristische Händel um seine Werke verwickelt war und mit heftigen Angriffen aus der Presse zu kämpfen hatte. In der Lutherkirche, die gleich hinter der »Villa Bärenfett« aufragt, ließ er sich 1903 trauen. Er war Mitglied im Gewerbeverein, förderte Künstler und spendete für die Erhaltung des Bismarckturms.

Begraben wurde er auf dem Friedhof von Radebeul-Ost, unter einer Nachgestaltung des Nike-Tempels der Akropolis von Athen. Vorher aber galt er, wie es auf einer der Schrifttafeln heißt, in so mancher Weinstube als »ein gern gesehener, geselliger Gast«.

Im Arbeitszimmer erzählen Messer, Wasserpfeifen und mit Perlmutt ausgelegte Intarsienschränke von den Reisen, die er später selbst unternahm – auf den Spuren der eigenen Phantasie sozusagen. Am präch-tigsten ausgestattet aber ist die Bibliothek, mit lila Vor-hängen, Tausenden von Büchern und einem orientali-schen Kaffeetisch samt Koran. Ein großes Fotoalbum liegt aus. Den Menschen, die ihm schrieben, antwortet er gern: »Bei den innigen Geistes- und seelischen Bezie-hungen, in welche sich meine freundlichen Leserinnen und Leser zu mir gestellt haben, würde es mir sehr lieb sein, wenn ich recht oft durch Beilegung der Fotografie für mein Leser-Album erfreut würde.« Jedes Bild, das geschickt wurde, klebte er ein. Karl May als der erste Mensch, der sein Facebook pflegte – wer hätte das ge-dacht? Franz Lerchenmüller / storymacher

www.karl-may-museum.de

Karl May mit seiner zweiten Ehefrau Klara im Jahr 1904.

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Titelthema: Erinnerung belebt ::: 21

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gemeinde bestellen – oder direkt bei

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liebe im feindeslandlutz van Dijk: Romeo und Jabulile. Eine südafrikanische liebesgeschichte, Peter hammer Verlag, Wuppertal 2011, 112 Seiten, fest gebunden, 12,90 Euro. ISBN: 978-3-7795-0281-4

Als es im Jahr 2008 in Südafrika zu gewalttätigen fremden-feindlichen Ausschreitungen – vor allem gegenüber Flücht-lingen aus anderen afrikanischen Ländern – kam, waren da-rüber viele Südafrikaner selbst am meisten entsetzt. Gerade das Zusammenleben vieler Völker und der Versuch einer Ver-söhnung von Schwarzen und Weißen waren ja zu einer Art Markenzeichen der »Regenbogen-Nation« (so Desmond Tu-tu) nach dem Ende der Apartheid 1994 geworden. Nun zeig-te sich, dass dieser Zustand brüchig war.

Der deutsch-niederländische Pädagoge und Schriftstel-ler Lutz van Dijk lebt seit vielen Jahren in Südafrika. Sein soziales Engagement und seine Bücher richten immer wie-der den Blick auf dieses wunderbare und so gefährdete Land und seine Menschen. So auch dieses. Behutsam und sensibel erzählt van Dijk die Geschichte einer jungen Lie-be zwischen dem südafrikanischen Mädchen Jabulile und dem Flüchtlingsjungen Romeo aus Simbabwe. Die Schön-heit dieser Beziehung, ihre Zartheit und Kostbarkeit in einer gefährlichen und feindlichen Umgebung ist anrüh-rend und faszinierend. Ob sie gut ausgeht?

Der Verfasser trifft nicht nur den lapidaren Ton jugend-licher Sprachgewohnheiten, und dies völlig ohne merkba-re Bemühung. Es gelingt ihm auch, mit wenigen Strichen das Lebensgefühl der jungen Menschen in Südafrika zu vermitteln – übrigens auch durch Besuche in Schulklassen und Organisationen sowie durch Lesungen in unserem Land.

Es ist ein Jugendbuch, und es sollte in die Hände und vor die Augen vieler Jugendlicher gelangen. Aber nicht nur das. Auch Ältere sollten es lesen.

Dem Buch hat der Autor Sätze von Desmond Tutu, dem anglikanischen Bischof und Friedensnobelpreisträger, vo-rangestellt: »... Als wir verfolgt wurden zu Zeiten der Apartheid, waren wir willkommen bei unseren afrikani-schen Nachbarn. Die heute als Ausländer überfallen wer-den, sind die Kinder derjenigen, die uns damals geholfen haben. Es sind unsere Schwestern und Brüder.«

Hartmut Handt

Zum lesen empfohlen

Ein Tag für Mitarbeitende und Interessierte

aus dem Bereich der Medien- und

Öffentlichkeitsarbeit in den Gemeinden

24. März 2012, Nürnberg24. März 2012, Nürnberg

MEDIENTAG

Veranstalter:Medienwerk der Evangelisch-methodistischen Kirche

radio m – Hörfunkagentur der Evangelisch-methodistischen Kirche

DIE WORKSHOPS: In die Zeitung kommen Pressearbeit für die Gemeinde • Liebe deinen Leser wie dich selbst Biblische Impulse kurz und kna-ckig • Mehr als ein paar Worte Begrüßen, vorstellen, einfüh-ren ... • Facebook, Twitter & Co. Netzwerke bilden und nutzen • Für Bücher begeistern Büchertischarbeit, die Kreise zieht • Persönlichkeits- und Urheberrecht Was juristisch zu beach-ten ist • Damit Zuhören Spaß macht Moderation und Präsen-tation • Wie wird der Beamer zum Diener? Beamer-Präsenta-tion im Gottesdienst • Weg mit Floskeln und „Blähdeutsch“ Wie Sie richtig gute Texte schreiben • Vom Gemeindefest zum Fundraising-Event Besondere Veranstaltungen planen • Drama, Drama, Drama ... Der Bibeltext lebt! • Ihre Gemeinde im Internet Von der Website zum digitalen Treffpunkt • Gut – besser – Gemeindebrief „Blattkritik“: Lernen an Beispielen • Klare Ansagen, guter Klang Tontechnik in der Gemeinde • Präsentationen mit Leidenschaft Was PowerPoint kann – und was nicht • Bewegte und bewegende Bilder Filme produzie-ren und einsetzen • Ich hab da was gesehen! Vom fröhlichen Knipsen zum bewussten Fotografieren

www.medientag2012.de

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::: Rätsel22

auflösung des Rätsels aus dem letzten heft 4/2012

55 Vorlese- und Rategeschichten für Demenzkranke. Alle Episoden drehen sich um Geschichten und Begriffe aus dem alltäglichen Leben. In einfachen Sätzen sind die Wochentage, Jahreszeiten, Uhrzeiten, Düfte, Farben, Gefühle, das Wetter und vieles mehr in ein lustiges Erlebnis verpackt. Besonders beliebt sind die Reimgeschichten, bei denen die Zuhörer Wörter ergänzen und mitraten können.Die Autorin erlebt viele positive Reaktionen auf ihre Geschichten. Desorientierte Menschen hören plötzlich bewusst zu, die Augen strahlen. Und wenn in kleinen Gruppen vorgelesen wird, kommt es anschließend oft zu lebhaften Diskussionen.

Ulrike Strätling

Omas Kuchen ist der besteGeschichten zum Vorlesen für DemenzkrankeBrunnen-Verlag

144 Seiten • Taschenbuch Best-Nr.: 114.155 • 7,99 €

Nicht Schönheit ist die Erlösung

Genau das ist doch unsere Sehnsucht: Dass jemand mich in der

Masse von (aus meiner Sicht) Schöneren sieht, jemand, der

zehn Kühe zahlt, in dessen Liebe ich aufblühen kann, der mei-

ne Persönlichkeit so zum Leuchten bringt, dass Menschen mei-

ne Schönheit wahrnehmen.

Gott hat gezahlt! Er hat jeden von uns gesehen in der Mas-

se der Menschen und hat gesagt: Wie schön! Deine Augen,

dein Lachen, deine Gestalt. Gott sieht auch die Freude und die

Trauer in meinem Herz, meine Kämpfe, meine Mutlosigkeit und

meine Sehnsucht. Und er sagt zu mir: »Lebe mit MIR! Ich will

dir Raum geben, deine Schönheit zu finden und zu entfalten.«

Gott will Ihnen und mir die Gelegenheit geben, uns selbst zu

finden, ein JA zu uns zu finden und ein JA zu IHM.

Im Gegensatz zu dem, was uns die Werbung verspricht, ist

nicht Schönheit die Erlösung – es ist die Folge von Erlösung. Frei

vom Zwang der Selbsterlösung werden wir erst da, wo wir uns

rufen lassen, so wie die Frau in der Geschichte. Wo wir dem fol-

gen, der uns bedingungslos liebt und uns freimacht von falschen

Vorstellungen. Wenn wir Jesus folgen, der unsere Schuld tilgt –

Schuld, die viel schwerer wiegt als das »Sündigen« beim Essen

oder die falsche Creme –, dann erst sind wir erlöst und frei.

Es bleibt die Herausforderung gegen »reich, jung, schön«.

Aber ich will für mich entdecken, welche Kraft darin liegen

kann, nicht davon abhängig zu sein, sondern meinen Wert und

meine Schönheit in der Beziehung zu Gott zu finden.

Ich will mein individuelles Aussehen, mein Alter, meine Le-

bensumstände entspannt lächelnd annehmen und so der Liebe

Gottes mehr Recht geben als den Normen der Gesellschaft. Denn

es stimmt, dass Gott mich nach seinem Bilde (1. Mose 1, 27)

geschaffen hat, darum will ich diesem Stück Herrlichkeit Gottes

in mir mehr und mehr Raum geben, bis es nach außen strahlt im

Blitzen meiner Augen, meinen Emotionen, meinem Wesen.

Und dabei kann ich mir dann durchaus auch Mühe geben, die

»Hülle« schön zu gestalten – einfach, weil ich es wert bin!

DIE AUTOR IN für heute

Angelika Rieber

lebt in Langenargen.

Sie weiß um

ihre Schönheit,

und zwar um

die echte.

Wir freuen uns auf

Ihre Zuschriften:

[email protected]

IMPRESSUM

»für heute« wird herausgegeben vom Medienwerk

der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland

Ludolfusstraße 2-4, 60487 Frankfurt am Main

Redaktion: Thomas Mozer, Telefon: 0 79 45/94 00 03,

E-Mail: [email protected]

Gestaltung: Grafisches Atelier Arnold, Dettingen/Erms

Verantwortlich: Volker Kiemle

Herstellung: frechdruck GmbH, Stuttgart

Bezugspreis: Vierteljährlich € 3,70 zuzüglich Versand

Vertrieb: Blessings 4 you GmbH, Postfach 31 11 41,

70471 Stuttgart, Telefon: 0711/83 000-51, Fax: -50

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19.02.2009 9:42:47 Uhr

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Bei meinem Bekannten mit der Flugangst könnte die Botschaft

seiner Angst sein: Du kannst nicht alles kontrollieren. Du kannst

dich nur hingeben und loslassen. Du kannst auf deinen Atem ach-

ten und versuchen, es dir so bequem wie möglich zu machen. Viel-

leicht gelingt es dir ja, in deiner Phantasie deine Ankunft vorzu-

stellen und was du dann alles tun möchtest. Er kann seiner Angst dann antworten: »Liebe Flugangst, schön,

dass du mich daran erinnerst, mich der Situation hinzugeben,

für mein Wohlergehen zu sorgen und mich zu entspannen.«Egal, worauf sich Ihre Ängste beziehen, nehmen Sie sie ernst.

Respektieren und akzeptieren Sie Ihre Ängste. Begegnen Sie Ihrer

Angst freundlich und versuchen Sie nicht, gegen sie zu kämpfen.

Dann kann es Ihnen gelingen, die Botschaft Ihrer Angst zu hören.

Versuchen Sie, mit Ihrer Angst ins Gespräch zu kommen. Fragen

Sie Ihre Angst, was sie Ihnen sagen möchte, ob Sie etwas überse-

hen haben und warum sie Sie ausgerechnet in diesem Moment be-

sucht. Vielleicht verlieren Sie durch das Gespräch mit Ihrer Angst

ein wenig die Angst vor der Angst und es gelingt Ihnen ein sorg-

samerer Umgang mit sich selbst.Beziehen Sie Gott in dieses Gespräch mit ein. Mit unserer Angst

müssen wir nicht alleine bleiben. Gott als Spender und Geber un-

serer Angstreaktionen weiß auch um die Botschaften unserer

Angst. Er weiß um die Hilfe, welche unsere Angst uns in gefahr-

voller Situation bietet, genauso wie über die Last, welche die

Angst macht, wenn wir sie überhören.Im Gespräch mit Gott können wir die Angst benennen und an ihn

weitergeben im Vertrauen, dass er es gut mit uns meint.

DE R AU T O R für heute Sven Tiesler

aus Cottbus, der sich in

ängstliche Menschen gut einfühlen kann.

Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften:

[email protected]

I M P R E S S U M»für heute« wird herausgegeben vom Medienwerk

der Evangelisch-methodistischen Kirche in DeutschlandLudolfusstraße 2-4, 60487 Frankfurt am Main

Redaktion: Thomas Mozer, Telefon: 0 79 45/94 00 03, E-Mail: [email protected]

Gestaltung: Grafisches Atelier Arnold, Dettingen/ErmsVerantwortlich: Volker KiemleHerstellung: frechdruck GmbH, Stuttgart

Bezugspreis: Vierteljährlich € 3,70 zuzüglich VersandVertrieb: Blessings 4 you GmbH, Postfach 31 11 41, 70471 Stuttgart, Telefon: 0711/83 000-51, Fax: -50

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Danke, liebe Angst!

GEBE T

Lieber Vater. Ich danke dir, dass du mir zusprichst: Fürchte dich nicht. Diese Zusage macht mir Mut, wenn meine Angst mich packen und lähmen will. Ich bitte dich: Hilf mir, meine Angst als einen wertvollen Teil

von mir zu verstehen und mehr auf ihre Botschaft zu hören.

Schenke, dass ich meine Angst als eine Helferin begreife,

die mich im Leben unterstützen möchte.Amen.

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für heute

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Menschen von

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Page 17: unterwegs 05/2012

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RES

Sum

unterwegsHerausgegeben von derEvangelisch-methodistischenKirche in DeutschlandLudolfusstraße 2-460487 Frankfurt am MainZeitschriftenredaktionim Medienwerk der EmK:Redaktionsleiter Volker Kiemle Stellvertretender Redaktionsleiter Michael Putzke Ludolfusstraße 2-460487 Frankfurt am MainTelefon 069 242521-150Telefax 069 242521-159E-Mail: [email protected] • Anzeigen- undAbonnementsverwaltung:Blessings 4 you GmbHPostfach 31 11 41 · 70471 StuttgartTelefon 0711 83000-51 Telefax -50Anzeigendisposition:E-Mail: [email protected] gilt der Anzeigentarif 2011.Bezugspreise:Bei Bezug über die EmK-Gemeinde:im Quartal € 13,75. Bei Direktlieferung durch die Post: jährlich € 55,– + Versandkosten.Direkt gelieferte Abonnements verlängern sich jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September keine schriftliche Kündigung vorliegt. DTP-Produktion: Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen an der ErmsHerstellung: frechdruck GmbH, 70499 Stuttgart

Beilagen in dieser Ausgabe: Brunnen/Neukirchner

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Einfach [email protected]

Telefon 0711 83000-51

Wir möchten mit Ihnen feiern:

50 JahreEvangelische Berufsfachschule

BETHANIENDie Feierlichkeit wird am Freitag, den 15. Juni 2012,

ab 17 Uhr in Chemnitzim LUXOR Kongress- und Veranstaltungszentrum,

Hartmannstr. 9-11 stattfinden.

Wir möchten an diesem Abend einen Blick in die Geschichte und Gegenwart unserer Evangelischen

Berufsfachschule werfen und natürlich auch Zeit für Begegnungen und Gespräche bieten. Und selbstver-ständlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. Für

die Teilnahme erbitten wir einen Eigenbeitrag in Höhe von 25 € (10 € für Rentner, Arbeitslose, Geringverdiener).

Nähere Informationen bezüglich Anmeldung und Überweisung erhalten Sie bei Frau Wagner unter 0371 430-1004 sowie unter www.bethanien-chemnitz.de.

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bremerhaven bricht auf! Auch die EmK erlebt eine Wiederauferstehung. Sonnige 5 Zimmer, ca. 110 qm, 605€+NK im gemeindehaus frei. Wer hat lust auf das Abenteuer, nach Bhv zu ziehen und die EmK im Aufbruch zu unterstützen?Infos bei c. Elle 04705 9511276

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Besser mit Herz!

2.-9. April 2012Stille Woche: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet“Leitung: Pastor Hartmut HandtZi. Du/WC inkl. HP ab 388,50 E, zzgl. 50,00 E Veranstaltungsbeitrag

6.-13. Mai 2012Die Melodie des GlaubensLeitung: Pastor Uwe Saßnowski und Kantorin Hilde BenzingZi. Du/WC inkl. HP ab 434,00 E, zzgl. 40,00 E Veranstaltungsbeitrag

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www.emk-frauen.deAls Ansprechpartnerin steht Ihnen zur Verfügung: Claudia Schulz, 08344 Grünhain-Beierfeld; August-Bebel-Straße 4, E-Mail: [email protected]

Das Frauenwerk engagiert sich für die Frauender Evangelisch-methodistischen Kirche.

Die Mitarbeiterinnen setzen sich mit ganzem Herzen und viel Können für diese Arbeit ein –in den Gemeinden, Regionen und Konferenzen sowie bei der Gestaltung von Regionaltagen, Seminaren und Gottesdiensten.

E KmEine mögliche Kandidatin für die Wahl als

Vorsitzende

die unser ehrenamtliches Team leitet, die geistliche Impulse für die Arbeit gibt und die mit uns Visionen für die Zukunft entwickelt.Die Mitarbeit der Vorsitzenden ist unter anderem auch gefragt in Gremien der Zentralkonferenz, des Weltbundes methodistischer Frauen und in gesellschaftlichen und ökumenischen Frauenverbänden.

Das Frauenwerk sucht

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unterwegs 5/2012 ::: 26. Februar 2012

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Einmal in der Woche treffe ich mich mit ei-ner Frau aus meiner Gemeinde. 30 Minuten lang tauschen wir uns über das aus, was uns gerade beschäftigt, und dann beten wir für-

einander. Das Besondere: Wir tun das per Telefon. Wir wohnen 30 Autominuten voneinander entfernt und wür-den es gar nicht schaffen, uns jede Woche persönlich zu treffen. Also telefonieren wir ...

Zu Beginn waren wir skeptisch, ob Austausch und Gebet am Telefon möglich sind, doch schon beim zweiten Mal schien es ganz natürlich zu sein. Ohne lange Vorreden gehen wir abwechselnd folgende »Handfragen« durch:1. Daumen: Das war letzte Woche in meinem Leben gut. Das waren Gebetserhörungen und Freuden-Momente.2. Zeigefinger: Das habe ich gelernt, hat Gott mich ge-lehrt, ist mir beim Bibellesen wichtig geworden.3. Mittelfinger: Das stinkt mir zurzeit. Dort habe ich ge-sündigt.4. Ringfinger: So geht es mir in meinen Beziehungen – Ehe, Kinder, Freunde, Eltern, Kollegen.5. Kleiner Finger: Das kam letzte Woche bei mir zu kurz.6. Ganze Hand: Das sind meine Gebetsanliegen für die nächste Woche.

Für 30 Minuten tauschen wir uns aus, dann beten wir 15 Minuten lang. Ich staune über die Kraft und den Segen, den wir darin erleben.

gemeinschaft erfahren Wir erfahren das biblische Prinzip von Gemeinschaft in ei-ner Form, die wir in der Fülle des Alltags tatsächlich unter-bringen können. Wir erleben eine Tiefe im Austausch, eine Konzentration auf das Wesentliche und ein Umbetet-Wer-den, wie es in anderen guten Formen von Gemeinschaft (Kleingruppe) in dieser Intensität nicht möglich ist.

Die Gebets-Zweierschaft ist für uns ein Ort der Gnade. Vor einigen Monaten legte Jesus den Finger auf einen wunden Punkt in meinem Leben. Mehrere Wo-chen traute ich mich nicht, meiner Gebetspartnerin davon zu erzählen. Doch mit der Zeit wuchs mein Ver-trauen. Sabine hörte mir zu und betete für mich. Schon während ihres Gebetes keimte Hoffnung in meinem Herzen auf, dass ich doch kein zu schwerer Fall für Jesus war. Und ich wusste: Sie wird nächstes Mal nach-fragen! Das hat dazu beigetragen, dass sich bei mir Knoten lösten. Wir erleben die Gebetspartnerschaft als ein starkes Werkzeug zu gegenseitiger Jüngerschaft.

Es ist ein Schatz, in das tatsächliche Leben eines Anderen Einblick zu erhalten. Wie oft denken wir, bei Anderen läuft alles super – nur bei mir halt nicht. In der Zweierschaft erkenne ich, dass auch andere Kämp-fe, Zweifel und Nöte haben. Trotz eigener Probleme kann ich den anderen ermutigen, ermahnen und trös-ten. Nicht zuletzt: Weil wir besonders darauf achten, erleben wir viele Gebets-Erhörungen – unser Glaube wird gestärkt.

www.glaube-am-montag.de

gemeinschaft per Telefon: Kraftquelle in 45 MinutenIm Alltag bleibt meist wenig Zeit für das gemeinsame gebet unter Freunden. Birgit Schilling hat einen Weg gefunden: die Telefon-gebetsgemeinschaft.

BIRgIT SchIllINg ist Supervisorin und coach (www.schillingsupervision.com) und

lebt mit ihrem Mann in hürth bei Köln. Der Text ist dem

»Aufatmen«-Sonderheft zu »glaube am Montag« entnommen.