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Urkunden und ihre Erforschung (Zum Gedenken an Heinrich Appelt) || Die Herrscherurkunden in den böhmischen Ländern in der Zeit der přemyslidischen Fürsten (bis zum Ende des 12

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Page 1: Urkunden und ihre Erforschung (Zum Gedenken an Heinrich Appelt) || Die Herrscherurkunden in den böhmischen Ländern in der Zeit der přemyslidischen Fürsten (bis zum Ende des 12

Die Herrscherurkunden in den böhmischen Ländern in der Zeit der přemyslidischen Fürsten (bis zum Ende des

12. Jahrhunderts): Formular – Stilistik – Funktion

Marie Bláhová

Die Anfänge der Urkunde in den böhmischen Ländern fallen in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts1, in die Regierungszeit des Fürsten und künftigen ersten böhmischen Königs Vratislav II. (1061–1092, König 1085/1086). Das Aufkommen der Urkunde gerade in dieser Zeit wird gewöhnlich mit den Ambitionen Vratislavs erläutert, der in engen Beziehungen zum römisch-deutschen Königs- bzw. Kaiserhof stand, politische Be-ziehungen auch zur päpstlichen Kurie sowie zu den Prälaten im römisch-deutschen Reich pflegte und sich wohl in der Urkundenausstellung dem römisch-deutschen König nähern wollte2. Mit dem Namen Vratislavs II. sind vier Schriftstücke verbunden, die alle in seiner „fürstlichen“ Zeit, also noch vor seiner Königskrönung, ausgestellt wurden. Keine dieser Urkunden ist im Original erhalten. Nur eine jedoch, die Gründungsbestätigung des Be-nediktinerklosters Hradisko (bei Olmütz) und die Erweiterung seiner Schenkungen vom

1 Alle Urkunden wurden ediert in: CDB 1. Zu den Anfängen der böhmischen Urkunden vgl. vor-nehmlich Václav Hrubý, Tři studie k české diplomatice [Drei Studien zur böhmischen Diplomatik], hg. von Jindřich Šebánek (Brno 1936); Zdeněk Fiala, K počátkům listin v Čechách [Zu den Anfängen der Urkunden in Böhmen]. Sborník historický 1 (1953) 27–45; ders., K  otázce funkce našich listin do konce 12. století [Zur Frage der Funktion unserer Urkunde bis zum Ende des 12. Jahrhunderts]. Sborník prací filozofické fakulty brněnské univerzity IX, C (Řada historická) 7 (1960) 5–34; Jindřich Šebánek–Sáša Dušková, Česká listina v době přemyslovské (Nástin vývoje) [Böhmische Urkunde des Přemyslidenzeitalters. Abriss ihrer Entwicklung]. Sborník prací filozofické fakulty brněnské univerzity XIII, C (Řada historická) 11 (1964) 51–72; derselbe Text wurde in: Československá diplomatika 1, hg. von Jindřich Šebánek–Alexander Húščava–Zdeněk Fiala (Praha 1965) 86–96, und Česká diplomatika do roku 1848, hg. von Jindřich Šebánek–Zdeněk Fiala–Zdeňka Hle-díková (Praha 1971) 83–104, abgedruckt; Jiří Pražák, Rozšíření aktů v přemyslovských Čechách. K počátkům české listiny [Die Verbreitung der Aktenaufzeichnungen im Böhmen der Přemyslidenzeit. Zu den Anfängen der böhmischen Urkunde], in: Collectanea opusculorum ad iuris historiam spectantium Venceslao Vaněček septuagenario ab amicis discipulisque oblata – Pocta akademiku Václavu Vaněčkovi k 70. narozeninám, hg. von Karel Malý (Praha 1975) 29–40; Rostislav Nový, Diplomatické poznámky k donačním listinám českých klášterů a kapitul do konce 12. století [Diplomatische Bemerkungen zu den Schenkungsurkunden der böhmi-schen Klöster und Kapitel bis zum Ende des 12. Jahrhunderts]. Studia mediaevalia Pragensia 2 (1991) 125–146; Jan Bistřický, Über Falsifikate böhmischer Gründungsurkunden bis zum Ende des 12. Jahrhunderts. Archiv-mitteilungen 4/1991, 186–189. – Diese Studie entstand an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag im Rahmen des Forschungsvorhabens MSM 0021620827 „Die Böhmischen Länder inmitten Europas in der Vergangenheit und heute“. – Abkürzung: CDB = Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae, ed. Gustav Friedrich, 1 (Pragae 1904–1907); 2 (Pragae 1912); 3 (Pragae 1942).

2 Vgl. Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 55.

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5. Februar 10783, scheint trotz ihrer späten Überlieferung (im Transsumpt des Olmützer Domkapitels vom 27. November 1527 und als Insert in der Bestätigung Ferdinands III. vom 15. Dezember 1645) eine echte Urkunde Vratislavs II. zu sein. Somit gilt sie als die älteste Herrscherurkunde in den böhmischen Ländern im wahrsten Sinne des Wor-tes, während die wohl älteste bekannte in den böhmischen Ländern ausgestellte Urkunde eben das Stiftungsprivileg für dasselbe Kloster des Olmützer Teilfürsten Otto, des Bruders Vratislavs, vom 3. Februar 1078 war4. Die weiteren unter dem Namen Vratislavs II. ver-fassten Schriftstücke, die angebliche Gründungsurkunde des Klosters Opatovice, datiert auf das Jahr 1073, und die – undatierte – „Urkunde“ für das Vyšehrader Kollegiatkapitel, sind als Urkundenfälschungen des 12. Jahrhunderts überliefert, bei denen jedenfalls ei-nige Forscher eine echte Vorlage vermuten5. Diese beiden Schriftstücke wurden sichtbar aufgrund der älteren Traditionsnotizen als Urkunden kompiliert und in die Form der „Urkundenfälschung“ gebracht6. Für die vierte „Urkunde“ Vratislavs halten einige For-scher die unter dem Namen Břetislavs I. bearbeiteten Traditionsnotizen über die Stiftung des Kollegiatkapitels in Stará Boleslav7.

Die Urkundenausstellung Vratislavs II. fand jedoch keine unmittelbare Fortsetzung. Im böhmischen Milieu war sie ganz offensichtlich nur eine vorzeitige und vorüberge-hende Erscheinung. Das rechtliche und ökonomisch-gesellschaftliche Klima war noch nicht entwickelt genug und die Emanzipation der Kirche noch nicht so weit fortgeschrit-ten, dass die kirchlichen Institutionen, die als Erste in Mitteleuropa Urkunden bean-spruchten, diese auch in Böhmen erforderten8.

Angesichts der Tatsache, dass die Glaubwürdigkeit der nächsten bekannten Herrscher-urkunde, des einzigen von Soběslav I. (1125–1140) ausgestellten Schriftstücks, mit der drei Kanonikate im Vyšehrader Kollegiatkapitel errichtet und reiche Donationen erteilt wurden (in das Jahr 1130 datiert und in einer Kopie wohl aus der Mitte des 12. Jahr-hunderts überliefert), ziemlich fraglich ist9, begannen sich Herrscherurkunden in den

3 CDB 1 85–87 Nr. 80. Dazu vornehmlich Jan Bistřický, Zakládací listiny kláštera Hradiska u Olo-mouce a počátky české panovnické listiny [Die Gründungsurkunden des Klosters Hradisch bei Olmütz und die Anfänge der böhmischen Herrscherurkunde]. Vlastivědný věstník moravský 45 (1993) 131–136, hier 135. Vgl. auch Hrubý, Tři studie (wie Anm. 1) 81–86; Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 54f.; Fiala, K počátkům listin (wie Anm. 1) 38f.; ders., K otázce funkce (wie Anm. 1) 77f.

4 CDB 1 82–83 Nr. 79. Zu diesen Urkunden vgl. vornehmlich Fiala, K počátkům listin (wie Anm. 1) 38–40. Bistřický, Zakládací listiny (wie Anm. 3) passim, konstatierte den engen Zusammenhang zwischen der Urkunde Ottos und der Gründungsurkunde des Klosters Szad in Ungarn.

5 CDB 1 368–371 Nr. 386; 371–391 Nr. 387. Friedrich, CDB 1 (wie Anm. 1) 372, erwog dies als mög-liche Hypothese. Hrubý, Tři studie (wie Anm. 1) 138–144, 151–165; Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 54, sowie Bistřický, Über Falsifikate (wie Anm. 1) 187, plädierten für diese Hypothese, wohingegen Fiala, K počátkům listin (wie Anm. 1) 37f., dies bezweifelte.

6 Vgl. vornehmlich Pražák, Rozšíření aktů (wie Anm. 1) 34, 36.7 Vgl. Hrubý, Tři studie (wie Anm. 1) 73–75; Bistřický, Zakládací listiny (wie Anm. 3) 131; ders.,

Über Falsifikate (wie Anm. 1) 187. Dagegen stimmt Fiala, K otázce funkce (wie Anm. 1) 14 und 24, Anm. 117, nicht zu.

8 Vgl. Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 54f.9 CDB 1 111–115 Nr. 111. In der Edition ist diese Urkunde als echt angeführt (vgl. CDB 1 112). Fiala,

K otázce funkce (wie Anm. 1) 15, bezweifelt ihre Echtheit. Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1), erwähnen sie in der Entwicklung der Herrscherurkunde nicht. Nový, Diplomatické poznámky (wie Anm.1) 133, äußert sich zur Frage ihrer Echtheit nicht. Jiřina Psíková, Příspěvky k diplomatice vyšehradských listin 12. století [Beiträge zur Diplomatik Vyšehrader Urkunden des 12. Jahrhunderts]. Archivum Trebonense 2 (1973) 1–43, hier 2f., und Denko Čumlivski, Archiv vyšehradské kapituly [Das Archiv des Kapitels von Vyšehrad], in: Královský Vyšehrad. Sborník příspěvků k 900. výročí úmrtí prvního českého krále Vratislava II. (1061–1092),

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böhmischen Ländern kontinuierlich erst in der zweiten Hälfte der vierziger Jahren des 12. Jahrhunderts zu entwickeln. Den Anlass dazu hat der Olmützer Bischof Heinrich Zdík, der selbst die Urkunden ausstellte, gegeben10.

Aus der Regierungszeit des Fürsten, später Königs, Vladislav II. (1140–1172; † 1174, als König Vladislav I. 1158) stammen die zuverlässigen Belege der Herrscherurkunden in Böhmen einschließlich der im Original überlieferten Dokumente11. Seit dieser Zeit sind die Urkunden in den böhmischen Ländern durchlaufend belegt. Die Beurkundungstätig-keit nimmt wesentlich unter den přemyslidischen Königen des 13. Jahrhunderts zu, als sich die Urkunde in breiteren Kreisen der böhmischen Gesellschaft durchsetzte12.

Während der gesamten Zeit der přemyslidischen Urkunde wurde ausschließlich Latein als Urkundensprache benutzt, nur die Personen- und Ortsnamen und einige spe-zifische Termini wurden in der tschechischen („slawischen“) Sprache notiert. Gleichzeitig entwickelten und verwandelten sich das Formular sowie die Stilistik der Urkunden13. Je-doch begannen sie erst seit den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts eine relativ stabile Form anzunehmen14.

Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts sind fast drei Dutzend echter Urkunden der böhmi-schen Herrscher überliefert. Neben ihnen sind in verschiedener Form auch die Traditionsno-tizen über die Fundationen und Schenkungen der böhmischen Herrscher an die kirchlichen Institutionen erhalten15, die jedoch von den gegründeten und beschenkten Institutionen geschrieben wurden und nicht zu den diplomatischen Produkten der Herrscher gehören.

Das einzige in der Urkundenform verfasste Schriftstück Vratislavs II., die schon er-wähnte Bestätigung der Gründung des Klosters Hradisko, die erfolgten Schenkungen und

hg. von J. Huber–Bořivoj Nechvátal (Praha 1992) 148–168, hier 153, halten diese Urkunde für „sehr pro-blematisch“.

10 Vgl. Fiala, K počátkům listin (wie Anm. 1) 40–43; Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 55–57. Zur diplomatischen Tätigkeit Heinrich Zdíks vgl. Jan Bistřický, Studien zum Urkunden-, Brief- und Handschriftenwesen des Bischofs Heinrich Zdík von Olmütz. AfD 26 (1980) 135–182.

11 Die erste zuverlässige Urkunde eines böhmischen Herrschers ist die undatierte Urkunde Vladislavs II. für das Olmützer Bistum über das castrum Podivin und das Münz- und Immunitätsrecht, CDB 1 161–163 Nr. 157. Vgl. Fiala, K počátkům listin (wie Anm. 1) 42.

12 Vgl. vornehmlich Josef Emler, Die Kanzlei der böhmischen Könige Přemysl Ottokars II. und Wen-zels II. (Prag 1878) passim; Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 61–63; dies., Česká listina doby přemyslovské [Böhmische Urkunde des Přemyslidenzeitalters]. Sborník archivních prací 6 (1956) 136–211; dies., Panovnická a biskupská listina v českém státě doby Václava I. [Herrscher- und Bischofsurkunde in Böh-men unter Wenzel I.] (Rozpravy ČSAV 1961, sešit 4, ročník 71, Praha 1961); dies., Das Urkundenwesen Kö-nig Ottokars II. von Böhmen. AfD 14 (1968) 251–427; Miloslav Pojsl–Ivan Řeholka–Ludmila Sulitková, Panovnická kancelář posledních Přemyslovců Václava II. a Václava III. [Kanzlei der letzten Přemysliden Wenzels II. und Wenzels III.]. Sborník archivních prací 24 (1974) 261–364.

13 Angesichts der spezifischen Form einzelner Urkunden werden im Folgenden die Urkunden einzeln behandelt.

14 Vgl. vornehmlich Zdeněk Fiala, Panovnické listiny, kancelář a zemský soud za Přemysla II. (1247–1253–1278) [Herrscherurkunden, Kanzlei und Landesgericht unter Přemysl II. (1247–1254–1278)]. Sborník archivních prací 1 (1951) 165–294, hier 240; Jindřich Šebánek, Notář Otakarus 5 a nejstarší listiny oslavanské a velehradské [Der Notar Otakarus 5 und die ältesten Oslawaner und Welehrader Urkunden]. Časopis Ma-tice moravské 67 (1947) 222–290; Jindřich Šebánek–Sáša Dušková, Das Urkundenwesen König Ottokars II. von Böhmen. AfD 14 (1968) 302–422; 15 (1969) 250–427; Jana Nechutová, Die lateinische Literatur des Mittelalters in Böhmen. Aus dem Tschechischen übersetzt von Hildegard Boková–Václav Bok (Bausteine zur slavischen Philologie und Kulturgeschichte N. F. A 59, Köln–Weimar–Wien 2007) 123–128.

15 Von den zahlreichen Arbeiten zur Problematik der böhmischen Traditionsnotizen (Aktenaufzeichnun-gen) vgl. vornehmlich Fiala, K otázce funkce (wie Anm. 1); Pražák, Rozšíření aktů (wie Anm. 1). Die zahlrei-chen zu dieser Zeit hergestellten Fälschungen warten noch auf eine eingehende Bearbeitung.

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Erweiterung seiner Güter16, hat alle üblichen Protokollformeln. Es beginnt mit der verbalen Invocatio In nomine sancte et individue trinitatis, patris, filii et spiritus sancti. Die darauffol-gende Intitulatio ohne das Personalpronomen wird durch die Devotionsformel eingeleitet (gratia Dei dux Boemorum Wratislaus) und mit der allgemeinen Adresse omnibus in Christo fidelibus tam presentibus quam futuris verbunden. Die danach folgende Salutatio stellt einen selbständigen Satz dar und hat eine relativ breite Form: Pax, charitas et salus a Deo patre om-nipotente et domino Jesu Christo filio eius et spiritu sancto in perpetuum multiplicetur.

Der Kontext dieser Urkunde ist im Unterschied zu den indifferent formulierten An-fangsformeln in der subjektiven Form im Pluralis maiestatis verfasst. Er beginnt mit der Pro-mulgatio Promulgandum totius christiane religionis etati in commune omnium notitie tradimus ... Unmittelbar darauf knüpft in demselben Satz eine kurze Arenga an, nach der die schrift-liche Fixierung gegen das Vergessen schützen soll17: ... et ut quod nostris sit actum temporibus non lateat, literis memorie commendamus. Dann kommt eine relativ breite Narratio mit Peti-tio, die die konkreten Umstände der Klostergründung und Fürbitten der Klosterstifter, des Olmützer Fürsten und Vratislavs Bruders Otto und seiner Gemahlin Euphemia, angeben. Der mit quapropter eingeleitete erste Teil der Dispositio enthält die Bestätigung der Kloster-gründung mit dem Hinweis auf das Zeugnis Gottes, der Zeugen und des Olmützer Bischofs. Die anknüpfende mit Si quis autem beginnende und als Bedingungssatz formulierte Pönfor-mel droht dem Frevler mit ewiger Verderbnis und höllischem Feuer an der Seite Judas’ des Verräters: ... eternis condemnationibus subiaceat innodatus et sanctos Dei ... sibi in presenti et in futura vita sciat contrarios et in inferno inferiori concremandus suam cum Juda proditore porti-onem defleat perpetuo. – Eine ähnliche Form bekam übrigens die Pönformel der Urkunden des lateinischen Kulturkreises seit dem 8. Jahrhundert18. – Anstatt der Corroboratio kommt dann die Bemerkung, dass die Urkunde auf den Altar gelegt wurde, wobei die angeführte Verfügung von einem Schwur begleitet wurde. Dann setzt die Dispositio mit den eigenen Schenkungen Vratislavs fort (Nos autem ... addimus ...).

Die im Schlussprotokoll angeführte, mit den Worten Rei autem obfirmande gratia tes-tes adnotavimus beginnende Zeugenreihe enthält acht konkrete Namen mit dem Zusatz et alii, commemorare nomina quorum longum est. Die Datierung der Urkundenausfertigung (Hec charta scripta est) führt das Inkarnationsjahr und das Tagesdatum mit der römischen Datierung an.

Ganz unterschiedlich sieht die – nicht ganz zuverlässige – im Namen Soběslavs I. ver-fasste und mit dem Jahr 1130 datierte Urkunde für das Vyšehrader Kollegiatkapitel aus19.

16 CDB 1 86f. Nr. 80.17 Zu diesem Typ der Arenga vgl. Heinrich Fichtenau, Arenga. Spätantike und Mittelalter im Spiegel von

Urkundenformeln (MIÖG Ergbd. 18, Graz–Köln 1957) 131f.; Agnes Kurcz, Arenga und Narratio ungarischer Urkunden des 13. Jahrhunderts. MIÖG 70 (1962) 323–354, hier 326–329; Anna Adamska, Arengi v dokumentach Władysława Łokietka. Formy i funkcje [Arengen in Władysław Łokieteks Urkunden. Formen und Funktionen] (Kraków 1999) 42–77; Tomasz Nowakowski, Idee areng dokumentów książat polskich do połowy XIII wieku [Die Ideen der Arengen der Urkunden polnischer Fürsten bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts] (Bydgoszcz 1999) 32–41.

18 Vgl. Wilhelm Erben, Die Kaiser- und Königsurkunden des Mittelalters in Deutschland, Frankreich und Italien (München–Berlin 1907, Nachdr. München 1967) 361.

19 CDB 1 112–115 Nr. 111. Dazu vgl. Hrubý, Tři studie (wie Anm. 1) 160–163; Fiala, K otázce funkce (wie Anm. 1) 15; Psíková, Příspěvky (wie Anm. 9) 2f., 29f.; Zdenka Hledíková, Ke kulturním poměrům vyšehradské kapituly počátkem 13. století [Zu den kulturellen Verhältnissen des Vyšehrader Kapitels zu Beginn des 13. Jahrhunderts]. Folia Historica Bohemica 2 (1980) 129–173; dies., Kulturní prostředí vyšehradské kapi-tuly na počátku 13. století [Das kulturelle Milieu des Vyšehrader Stiftskapitels Anfang des 13. Jahrhunderts], in: Královský Vyšehrad (wie Anm. 9) 93–103, hier 94, 101 (Anm. 11); Čumlivski, Archiv (wie Anm. 9) 153,

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Das kopial überlieferte Schriftstück – nach Gustav Friedrich ist es Apographum autographi instar manu saeculi XII exaratum – beginnt mit beiden Formen der Invocatio, mit einem Kreuz am Anfang und mit dem darauffolgenden In nomine sanctę et individuę trinitatis. Dann folgt mit den Worten Notum sit cunctis quam modernis tam posteris in unitate fidei congregatis et congregandis die objektiv formulierte Promulgatio, dann die mit dem Perso-nalpronomen ego eingeleitete, ganz ungewöhnliche Intitulatio Boemorum monarcha, die jedoch wohl die momentane Stellung Soběslavs als Alleinherrschers in den böhmischen Ländern spiegeln könnte20. Es folgt die übliche Devotionsformel Dei gratia. Die Urkunde setzt in der subjektiven Fassung und Singularform fort. An die kurze Arenga, die den Gedanken der Vorbildlichkeit der Vorgänger und das Wohl der kirchlichen Institutionen aufgreift, knüpft eine ausführliche, fast chronikalische Narratio an, die wahrscheinlich nach der Ersten Fortsetzung der Chronik der Böhmen des Cosmas von Prag über die Gründung der Vyšehrader Kirche verfasst wurde21. Zum Unterschied zum objektiven Er-zählen der Chronik wird hier eine subjektive Form im Singular benutzt. Daran knüpft die Dispositio an, die die Stiftung von weiteren Kanonikaten in der Vyšehrader Kirche und neue Schenkungen bekannt macht. Die Schenkung sollte sowohl durch die Hinter-legung der Urkunde auf dem Altar als auch durch die Besiegelung (sigilli mei impressione) gewährleistet werden. Im Unterschied zu den Urkunden Vratislavs II., der zwar wohl sein eigenes Siegel hatte22, in seinen eigenen Urkunden jedoch auf die Erwähnung der Besie-gelung verzichtete, hat also diese Urkunde auch eine Corroboratio. – Das angehängte Siegel gehörte jedoch nicht Soběslav I., sondern Soběslav II. – Die Pönformel enthält wie-der die Androhung ewiger Verderbnis und des Brennens im ewigen Feuer, in diesem Fall zusammen mit dem Teufel (... sciat se ab omnipotente Deo in perpetuum condempnatum et cum cętibus sanctorum nil commune habiturum, sed cum diabolo suo deceptore inextinguibilis gehennę incendio ęternaliter concremandum).

Das Schlussprotokoll schließt mit der narrativ formulierten Datierung. Es enthält das Inkarnationsjahr und den Namen des damaligen „deutschen“ Königs und des böh-mischen Herrschers mit weiteren spezifischen Angaben: Anno ab incarnacione domini millesimo CXXX sunt hęc acta sub Lothario rege Teutonicorum eiusdem nominis tercio, sub christianissimo duce Sobezlao, filio regis Wratizlai, nonodecimo monarcha Boemorum, ex quo christianitas in Boemia exordium sumpsit ...23. Als Fortsetzung desselben Satzes sind auch die Zeugen angekündigt: ... his testibus presentibus ... .

166 (Anm. 18); Marie Bláhová, Založení vyšehradské kapituly ve středověké historiografii [Gründung des Vyšehrader Domkapitels in der mittelalterlichen Historiographie], in: Královský Vyšehrad II. Sborník příspěvků ke křesťanskému miléniu a k posvěcení nových zvonů na kapitulním chrámu sv. Petra a Pavla, hg. von Bořivoj Nechvátal (Kostelní Vydří 2001) 13–31, hier 18 und 28 (Anm. 40).

20 Diese Stellung bekleidete Soběslav kurze Zeit im Jahr 1130 nach dem Tode des Olmützer Teilfürsten Václav und vor der Rückkehr des Brünner Teilfürsten Vratislav. Vgl. Marie Bláhová, Historická chronologie (Praha 2001) 636. Zum angeführten Titel dies., Založení (wie Anm. 19) 18.

21 Vgl. Kosmowa Letopisu českého pokračowatelé II. Kanowník wyšehradský (Canonici Wissegradensis continuatio Cosmae), ed. Josef Emler, in: Fontes rerum Bohemicarum 2 (Praha 1874) 199–237, hier 206f. Dazu Bláhová, Založení (wie Anm. 19) 18f. und 28 (Anm. 38).

22 Zur Frage der Existenz des Siegels Wratislavs vgl. Fiala, K počátkům listin (wie Anm. 1) 38f.23 Hier ist auf die richtige Nummerierung Soběslavs in der Reihenfolge der böhmischen Herrscher

aufmerksam zu machen, die in den historiographischen Quellen nicht respektiert wurde. Vgl. Barbara Krzemieńska, Moravští Přemyslovci ve znojemské rotundě [Mährische Přemysliden in der Znaimer Rotunde] (Ostrava 1975) 6; Marie Bláhová, Středověké katalogy českých knížat a králů a jejich pramenná hodnota [Mit-telalterliche Kataloge böhmischer Fürsten und Könige und ihr Quellenwert]. Średniowiecze polskie i powszechne 1 (Katowice 1999) 33–63, hier 48.

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Wie schon festgestellt wurde, sind seit Vladislav II. schon mehrere – und mehr zuver-lässige – Urkunden von jedem Herrscher überliefert. Vladislav II. ist im Codex diplomati-cus et epistolaris regni Bohemiae mit sieben echten Urkunden vertreten, wovon die meisten schon im Original überliefert sind24.

Die erste, zwischen den Jahren 1146 und 1148 ausgestellte, Urkunde wurde auf Betreiben des Olmützer Bischofs Heinrich Zdík ausgestellt. Mit dieser Urkunde resti-tuierte Fürst Vladislav II. das Besitztum der Olmützer Kirche zur Burg Podivín sowie das Münzprägungsrecht ebenda und befreite ihre Leute von Steuern und Belastungen25. Der Bischof kontrasignierte auch das auf der Urkunde aufgedrückte Siegel Vladislavs. Im Jahre 1158 schenkte König Vladislav einen Wald und einen Hof an das Zisterzienser-kloster Waldsassen26. Weitere Schenkungen zugunsten dieses Klosters tätigte er im Jahre 116527. Die am 16. Jänner 1160 ausgestellte Urkunde Vladislavs bestätigt den Besitz von Hradisko, das zum Prämonstratenserkloster geworden war28. Im Jahre 1160 übergab der König der Kirche von Meißen ein Gut als Wiedergutmachung erlittener Schäden29. Irgendwann zwischen den Jahren 1158 und 1169 schenkte Vladislav den Johannitern ein Grundstück für den Bau von Kirche und Spital in Prag und einige Besitztümer in Böhmen und Mähren und bestätigte ihnen die Donationen anderer Stifter30. Mit einer letzten Urkunde übertrug der König demselben Orden weitere Besitzungen31.

Von den Urkunden Vladislavs sind sechs subjektiv formuliert, drei davon – die Urkunde für Kloster Hradisko und die beiden für die Prager Johanniter – in der Singularform32, zwei – die Urkunde für die Olmützer Kirche und jene für die Kirche von Meißen – im Pluralis maiestatis33. Die Urkunde für Waldsassen aus dem Jahre 1167 wurde objektiv ver-fasst34. In der älteren Urkunde für Waldsassen (1159) geht die Singularform in den Pluralis maiestatis über35. Vier von diesen Urkunden, jene für die Kirchen von Olmütz und Meißen und die beiden Urkunden für Waldsassen, beginnen mit der Invocatio36, wobei die Urkunde für die Olmützer und die für die Meißener Kirche von den beiden Invocationsformen, dem Chrismon und der verbalen Invocatio, eingeleitet sind37. Die Urkunde für Hradisko beginnt mit der Datierung38, die erste Urkunde für die Johanniter mit der Promulgatio39, die andere

24 Die achte, in CDB 1 163–165 Nr. 158 edierte Urkunde erwies sich später als Falsum des 13. Jhs. Vgl. Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 56. Der in der Urkunde Přemysl Ottokars I. vom 17. Januar 1205 inserierte Text, CDB 1 176 Nr. 179, war wohl nur eine Traditionsnotiz.

25 CDB 1 161–163 Nr. 157. Vgl. Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 56.26 CDB 1 192f. Nr. 204. Vgl. Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 192f. Nr. 204. 27 CDB 1 204f. Nr. 227. 28 CDB 1 194–196 Nr. 208. Vgl. Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 57. Zur Ankunft der

Prämonstratenser in Hradisko vgl. Václav Novotný, České dějiny I, 3 (Praha 1928) 94 f.29 CDB 1 197–199 Nr. 210. Vgl. Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 57.30 CDB 1 214–216 Nr. 245. 31 CDB 1 216–218 Nr. 246.32 CDB 1 Nr. 208, 245, 246.33 CDB 1 Nr. 157, 204, 210.34 CDB 1 204–206 Nr. 227.35 CDB 1 192 Nr. 204, Zl. 25–29: ... pro amore Christi et salutem anime tam mee quam predecessorum

meorum ... donavimus ... quatinus et illorum inopia ex nostra habundancia suppleatur ... etc. 36 CDB 1 161–163 Nr. 157; 192f. Nr. 204; 197–199 Nr. 210; 204–206 Nr. 227.37 CDB 1 161–163 Nr. 157.38 CDB 1 194–197 Nr. 208.39 CDB 1 214–216 Nr. 245.

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Die Herrscherurkunden in den böhmischen Ländern in der Zeit der přemyslidischen Fürsten 213

Urkunde für die Johanniter mit der Intitulatio40. Für die Invocatio wurde regelmäßig die Wendung In nomine sancte et individue trinitatis benutzt. Die Intitulatio – ohne Pronomen41 oder mit Ego eingeleitet42 – wird fast regelmäßig durch die Devotionsformel Dei gratia er-gänzt, nur die Urkunde für die Meißener Kirche hat die Devotionsformel in der Form divina favente clementia43. Eine Adresse kommt nur in der Urkunde für die Olmützer Kirche vor und ist allgemein ausgedrückt (omnibus christicolis tam moderni quam futuri temporis)44. In anderen Urkunden ist sie durch die Promulgatio ersetzt, die in der Form Notum sit omnibus Christi fidelibus, eventuell tam futuris quam presentibus45, oder notum facio cunctis fidelibus presentibus et futuris formuliert wurde46. In der Urkunde für Waldsassen aus dem Jahre 1159 fehlt jedoch sowohl Adresse als auch Promulgatio.

Die Arenga ist in den Urkunden Vladislavs relativ üblich47. In einigen Urkunden ist sie jedoch durch eine ausführliche Narratio beziehungsweise einen ausführlichen Motivenbericht ersetzt, der die allgemeine sowie konkrete Begründung der beurkundeten Vorgänge präsentiert, also eine Kombination von Arenga und Narratio darstellt48. Die Arengen erinnern an die Pflicht des Herrschers, die Rechte der Kirchen zu schützen49, sie preisen den Ruhm der Vorfahren und mahnen das Seelenheil ein50, weisen auf die Fröm-migkeit und die Sündenvergebung hin51.

Die Mehrheit der Urkunden Vladislavs hat eine Corroboratio. Nur der Urkunde für die Johanniter aus dem Jahre 1169 fehlt diese Formel, wenn auch die Urkunde besiegelt wurde und das Siegel bis heute erhalten ist52. Die Sanctio kommt auch fast regelmäßig vor, entweder als Anathem53, Drohung mit der Exkommunikation54 oder mit der ewigen Verdammung und dem höllischen Feuer an der Seite Judas’ des Verräters55, beziehungs-weise der Strafe gemeinsam mit Dathan und Abiron und Judas dem Verräter56. Nur in zwei Urkunden, konkret in jener für die Meißener Kirche und in jener für die Johanniter 1169, fehlt diese Formel57. Der Urkunde für die Olmützer Kirche fügten auch die Bi-schöfe von Prag und Olmütz ihren Bann hinzu58. Außer in der ersten Urkunde für die Johanniter wird in allen anderen auch die Zeugenreihe angeführt59.

40 CDB 1 216–218 Nr. 246.41 CDB 1 Nr. 157, 204, 210, 227.42 CDB 1 Nr. 208, 245, 246. 43 CDB 1 197 Nr. 210.44 CDB 1 162 Nr. 157.45 CDB 1 198 Nr. 210; 215 Nr. 245.46 CDB 1 216 Nr. 246.47 CDB 1 Nr. 157 (Olmützer Kirche), 207, 227 (Kloster Waldsassen), 208 (Kloster Hradisko), 210 (Mei-

ßener Kirche).48 CDB 1 Nr. 208 (Kloster Hradisko), 245, 246 (Prager Johanniter).49 CDB 1 Nr. 157.50 CDB 1 Nr. 204, 227.51 CDB 1 Nr. 210.52 CDB 1 216–218 Nr. 246.53 CDB 1 163 Nr. 157: perpetui anathematis obtentu; CDB 1 206 Nr. 227: anathematis gladio, nisi resipis-

cat, se percussam in die iudicii sine fine sentiat. Zur Acht in den Urkunden vgl. Erben, Kaiser- und Königsurkun-den (wie Anm. 18) 361; Fiala, K počátkům listin (wie Anm. 1) 40 Anm. 61.

54 CDB 1 192 Nr. 204: omnes quicumque hoc factum violare ... presumpserint, regie maiestatis et tocius terre reos ac perpetua damnacioni et excommunicacioni subditos ... significamus.

55 CDB 1 196f. Nr. 208.56 CDB 1 215 Nr. 245.57 CDB 1 Nr. 210 und 246. 58 CDB 1 196 Nr. 208.59 CDB 1 Nr. 245.

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In der Datierung hatten sich offensichtlich noch keine festen Gewohnheiten durch-gesetzt. Vor allem das Tagesdatum war noch nicht üblich. Zwei im Original überlieferte Urkunden, jene für die Olmützer Kirche und die erste Urkunde für die Johanniter, haben keine Datierung60, andere tragen lediglich die Jahresangabe, nur zweimal kommt auch das Tagesdatum vor: Die Urkunde für das Kloster Waldsassen von 1159 ist mit Indiktion und Regierungsjahr datiert61. In der Urkunde für das Kloster Hradisko sind Inkarnati-onsjahr, Epakten, Konkurrenten und Indiktion, in der Formel Datum per manus auch das Tagesdatum angeführt62. In der Meißener Urkunde findet man: Datierung, Indiktion, das Regierungsjahr Vladislavs und das Amtsjahr des Meißener Bischofs, wieder in der Formel Datum per manus63. In der Urkunde für die Johanniter von 1169 sind das Inkarnations-jahr und das Regierungsjahr Vladislavs als Fürst und als König sowie das Amtsjahr des Prager Bischofs angegeben64. In der Urkunde für Waldsassen von 1165 ist sowohl das Da-tum der Rechtshandlung (Inkarnationsjahr ohne andere Jahresangaben und Tagesdatum) als auch das Tagesdatum der Beurkundung (in der Formel datum per manus) angegeben65.

In einigen Urkunden, in jenen für Hradisko, die Meißener Kirche und in der ersten Urkunde für die Johanniter (1158–1169), steht die Apprecatio in Form des Amen66. Wie schon erwähnt wurde, weisen einige Urkunden Vladislavs auch die Formel datum per manus auf 67, die zusammen mit dem Namen des Kanzlers (Gervasius, prepositus Wisegradensis)68, eventuell auch des Vizekanzlers (Martinus subcancellarius)69, in einigen Urkunden die Existenz der wohl noch sehr einfachen Kanzlei andeutet70.

Von den hier erwähnten Urkunden Vladislavs II. sind einige besonders auffällig und interessant. Die erste unter ihnen, die zwischen den Jahren 1146 und 1148 ausgestellte Urkunde für die Olmützer Bischofskirche, zugleich die älteste im Original überlieferte Urkunde eines böhmischen Herrschers, zeigt stilistische Ähnlichkeit mit den Urkunden des Olmützer Bischofs Heinrich Zdík und wurde wohl von diesem selbst diktiert71. Ähn-lich wie die Urkunden Heinrich Zdíks72 hat auch diese Urkunde viel mehr eine narrative als eine urkundliche Form. Es fehlt die Datierung und ihre Verfügung wurde durch das Anathem geschützt73. Im Unterschied zu den Urkunden des Olmützer Bischofs ist je-

60 CDB 1 161–163 Nr. 157; 216–218 Nr. 245.61 CDB 1 193 Nr. 204.62 CDB 194, 197 Nr. 208.63 CDB 1 198 Nr. 210.64 CDB 1 218 Nr. 246.65 CDB 1 205f. Nr. 227: Hec autem rata facta sunt ... anno dominicę incarnacionis MCLXV, IIII kalendas

iulii in ecclesia sanctę Marię Waltsahs ... Data per manum Geruasii cancellarii et prepositi Wisigradensis ęcclesię et regis cancellarii, IIII kalendas octobris.

66 CDB 1 Nr. 208, 210, 245.67 CDB 1 Nr. 208, 210, 227.68 CDB 1 193 Nr. 204; 206 Nr. 227; 215 Nr. 245; 218 Nr. 246. Zum Vyšehrader Propst und Kanzler

Gervasius vgl. Emler, Kanzlei (wie Anm. 12) 4.69 CDB 1 215 Nr. 245. Vgl. dazu Emler, Kanzlei 4f.70 Vgl. Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 57.71 CDB 1 161–163 Nr. 157. Vgl. dazu Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 56; Bistřický,

Studien (wie Anm. 10) 172f. und 183.72 Zu den Urkunden Heinrich Zdíks vgl. Šebánek–Dušková, Česká listina 53f.; Bistřický, Studien

140–182.73 Die Poenformel lautet: perpetui anathematis obtentu ab utroque episcopo firmari rogavimus (CDB 1

163 Nr. 157); vgl. dazu CDB 1 160 Nr. 156 (Heinrich Zdík): obtentu sempiterni anathematis roborari pecii et impetravi.

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doch die Androhung des Anathems mit der Corroboratio und mit der Ankündigung der Zeugenreihe verbunden74. Die subjektiv im Pluralis maiestatis formulierte Urkunde hat noch nicht alle üblichen Formeln einer mittelalterlichen Urkunde. Einige Formeln, wie beispielsweise Invocatio und Intitulatio mit Devotionsformel, erhielten jedoch schon die später regelmäßig benutzte Form. Weniger gewöhnlich ist die breite Arenga, die an die Pflichten des Herrschers gegenüber der Kirche erinnert, die breite chronikalisch formu-lierte Narratio und auch die narrativ verfasste Dispositio.

Einen völlig unterschiedlichen Charakter hat die Urkunde für das hier schon erwähnte Kloster Hradisko75. Am Anfang dieser Urkunde steht eine umfangreiche Datierung mit dem Inkarnationsjahr, Epakten-, Konkurrenten- und Indiktionenangabe, jedoch ohne Ta-gesdatum (es ist in der Data per manum-Formel angeführt). Dann kommt die mit dem Pronomen Ego angeführte Intitulatio mit der Devotionsformel Wladislaus Dei gratia se-cundus rex Boemorum. Der Satz setzt mit der Arenga fort, die in eine auffällig erzählende Narratio übergeht. Darauf folgt die mit der Corroboratio verbundene Dispositio, dann die Liste des bestätigten Besitzes und die Zeugenreihe. In der Sanctio wurde die Verfügung der Strafgewalt der päpstlichen Autorität unterstellt76 und mit einem subjektiv formulierten ausführlichen Bann des Prager Bischofs Daniel I. und des Olmützer Bischofs Johann IV. unterstützt. Die bischöfliche Sanctio enthält eine Benedictio, die sowohl mit der Comina-tio als auch mit der Apprecatio verbunden ist. Die Urkunde endet mit der Formel Data per manum, der das Tagesdatum nach dem römischen Kalender folgt, und zwar mit den Kalenden und dem Monatsnamen im Genitiv: ... eiusdem anni XVI kalendarum iulii.

Die ungewöhnliche Form dieses wieder viel mehr narrativ als urkundlich formulierten Schriftstücks, vor allem jedoch die umfangreiche Datierungsformel am Anfang der Ur-kunde, die auffallend an die Altarauthentiken des Prager Bischofs Daniel I. erinnert, führ-ten zur Hypothese, dass diese Urkunde von Vincentius, dem Notar des Prager Bischofs Daniel I. und später des böhmischen Königs Vladislav I., stilisiert wurde77, der auch als Verfasser der Geschichte der Regierungszeit Vladislavs bekannt ist78. Vincentius hat auch einige Urkunden Bischof Daniels geschrieben79. In der Formulierung der wohl von Vin-

74 CDB 1 163 Nr. 157: … scriptique presentis tenore et sigilli nostri impressione simul etiam nobilium nos-trorum cęterorumque testium annotatione roborari fecimus.

75 CDB 1 194–197 Nr. 208. Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 57, zählen zu den von Vincentius stilisierten Urkunden auch jene für Waldsassen, CDB 1 204–206 Nr. 227 (teilweise auch 386). Die Urkunde für Waldsassen hängt jedoch stilistisch eng mit der älteren Urkunde desselben Klosters zusammen (CDB 1 192f. Nr. 204), die als Empfängerausfertigung zu betrachten ist. Vgl. Friedrich, CDB 1 204.

76 CDB 1 196 Nr. 208: Ad hęc quoque ut hęc mea predicta confirmatio rata et fixa in perpetuum permaneat, ex canonica et apostolica auctoritate maledictionem in huius decreti mei prevaricatores subscribi volui.

77 Vgl. Hrubý, Tři studie (wie Anm. 1) 40–43. Die Datierungsformel am Anfang der Urkunde erläuterte Hrubý mit dem Einfluss der Urkunden der italienischen öffentlichen Notare, was jedoch nicht allgemein ak-zeptiert wurde. Vgl. Josef Nuhlíček, Veřejní notáři v českých městech, zvláště v městech pražských [Öffentliche Notare in böhmischen Städten, insbesondere in den Prager Städten] (Praha 1940) 14. Am 1. September 1158 schrieb Vincentius im Auftrag des Kaisers Friedrich I. und des Königs von Böhmen Vladislav die kaiserliche Urkunde, in der die Bedingungen der Kapitulation Mailands festgelegt wurden. In dieser Urkunde kommt die Datierung (Inkarnationsjahr, Tagesdatum und Indiktion, mit der Angabe „unter der Regierung Kaiser Fried-richs“) am Anfang der Urkunde, gleich nach der Invocatio. Vgl. MGH D. F.I., ed. Heinrich Appelt–Rainer Maria Herkenrath–Walter Koch (Hannover 1979) 224; zum Verfasser der Urkunde ebd. S. 223f.

78 Letopis Vincencia, kanovníka kostela pražského [Die Jahrbücher des Domherrn Vinzenz von Prag], ed. Josef Emler, in: Fontes rerum Bohemicarum 2 (Praha 1875) 407–460.

79 Vgl. Marie Pavlíková, O oltářních autentikách biskupa Daniela I. [Über die Altarauthentiken Bischof Daniels I.] (Věstník královské české společnosti Nauk 1951/2, Praha 1952) 12–14.

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centius verfassten Urkunden wurde unter anderem westeuropäischer Kanzleieinfluss kon-statiert80. Auch die ungewöhnliche Form der Urkunde für Hradisko mit der Datierung am Anfang wurde mit dem Aufenthalt des Vincentius in Italien verbunden, wo er die ebenfalls mit der Datierung beginnenden Notariatsinstrumente kennenlernen und diese Urkundenform nach Böhmen übertragen konnte81.

Eine narrative Form mit persönlicher Aussage und autobiographischen Informatio-nen hat auch die umfassende Narratio der zweiten Urkunde für das Spital der Johanniter (1169). König Vladislav erwähnt dort seine Teilnahme am zweiten Kreuzzug und bekennt seine alte und vergebliche Sehnsucht, Jerusalem zu besuchen und das Grab Christi und alia loca sancta zu sehen, was ihm – nescio quo Dei iudicio – nicht vergönnt war82.

Trotz der relativ hohen literarischen Qualität einiger Urkunden König Vladislavs, die jedoch vielmehr gegen das Vorhandensein einer etablierten diplomatischen Tätigkeit am böhmischen Königshof spricht, lassen sie noch gewisse Verlegenheiten und die Instabilität des Urkundenformulars erkennen, die die Entstehung und Durchsetzung einer „wahren“ Urkunde in Böhmen begleiteten.

Unter den – fünf – Urkunden von Vladislavs Nachfolger Soběslav II. (1173–1180), die alle subjektiv im Singular verfasst wurden, lassen sich zwei Haupttypen unterscheiden. Zwei Urkunden, die Schenkung für das Kloster Plasy und die Bestätigung der älteren Schenkungen für die Vyšehrader Kirche83, beginnen mit der Promulgatio. In der ersten Urkunde hat die Promulgatio eine einfache Form Notum sit tam futuris quam presentibus, während die Promulgatio in der Vyšehrader Urkunde breiter formuliert ist: Notum sit omnibus, qui decorem domus Dei et locum habitationis glorię eius diligunt ... . Dann folgt in beiden Urkunden die Intitulatio mit dem Pronomen Ego und von der Devotionsformel (gratia Dei oder divina favore) begleitet, danach kommen Arenga, Narratio, Dispositio und Zeugenreihe, die in der Urkunde für Plasy mit der Corroboratio verbunden ist. Die-selbe Urkunde trägt noch die Datierung mit dem Inkarnationsjahr und der Indiktion.

Den zweiten Typ der Urkunden Soběslavs stellen die Schenkung für Kloster Kladruby und die Schenkung und Rückgabe der Güter und Einkünfte für die Vyšehrader Kirche dar84. Sie wurden in der traditionellen Urkundenform verfasst, die mit Invocatio und Intitulatio mit der Devotionsformel anfängt. Dann erst folgen Promulgatio, Arenga und Narratio und nach der Dispositio die Corroboratio, die Zeugenreihe und die Datierung. Die Datierung ist auf die Jahresangabe beschränkt, die mit Inkarnationsjahr, Indiktion, eventuell auch Epakten und Konkurrenten angegeben wird85. Nur in der Urkunde für das Kloster Kladruby aus dem Jahre 1177 ist auch der Monat, jedoch ohne Tag, angeführt86.

Die Kurzarenga der Urkunde für Plasy erwähnt salus anime 87. Ungewöhnlich ist die Arenga der Urkunde für Kloster Kladruby, die zuerst die Gebete der Mönche und den ewigen Lohn, dann jedoch die persönlichen Motive des aus dem Gefängnis befreiten

80 Ebd. 12.81 Vgl. Šebánek–Dušková, Česká listina (wie Anm. 1) 57f. Zur italienischen Notariatsurkunde vgl. Os-

wald Redlich, Die Privaturkunden des Mittelalters (München–Berlin 1911) 209–233.82 CDB 1 216 Nr. 246.83 CDB 1 243f. Nr. 278; 253f. Nr. 288. Zu diesen Urkunden vgl. Psíková, Příspěvky (wie Anm. 9) 3f.;

Čumlivski, Archiv (wie Anm. 9) 153.84 CDB 1 244–246 Nr. 279; 251–253 Nr. 287; 253f. Nr. 288.85 CDB 1 Nr. 279, 287.86 CDB 1 Nr. 279.87 CDB 1 Nr. 278.

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Herrschers erwähnt88. In der ersten Urkunde für die Vyšehrader Kirche (1178) ist die Arenga, die den Respekt gegenüber dieser Kirche und die Vorbildlichkeit der Vorgänger anführt, mit der Narratio verbunden89. Die Arenga der zweiten Vyšehrader Urkunde (un-datiert) betont die Sorge um die Rechte und Güter der Kirchen90.

Die einzige bekannte Urkunde Soběslavs II., die für weltliche Empfänger ausgestellt wurde, das Privileg für die Prager Deutschen91, ist leider nicht in ihrer ursprünglichen Form überliefert, sondern nur als Insert in den späteren Bestätigungen und Abschriften. Im Insert sind nur Intitulatio, Promulgatio und Dispositio überliefert. Andere Formeln – Invocatio, Devotionsformel, Arenga, Narratio und Schlussformeln – fehlen vollständig. Die in diesem Fall besonders interessanten Informationen, wie die allgemeine Begrün-dung und die Erzählung des Sachverhalts, sind verloren.

Aus der Regierungszeit des Fürsten Friedrich (1182–1189) ist ein Dutzend von ech-ten Urkunden überliefert. Die Empfänger sind mit einer einzigen Ausnahme wieder die Kircheninstitutionen bzw. -repräsentanten. Alle Urkunden beziehen sich auf Besitzangele-genheiten: Dem Olmützer Bischof Johann IV. bestätigte Friedrich die älteren Schenkun-gen und legalisierte den Austausch von Gütern92. Mit seinen beiden Urkunden für das Kloster Waldsassen tätigte Friedrich Schenkungen und bestätigte die Donationen seines Vorgängers93. Drei Urkunden für das Kloster Plasy betreffen Schenkungen94, die vierte bestätigt einen Gütertausch95. Dem Kloster Zwettl erteilte Friedrich einige Donationen und bestätigte die Freiheiten96. Am 2. Mai 1187 bestätigte Friedrich dem Vyšehrader Propst und dem Kollegiatkapitel die Privilegien97. Auch das Johanniter-Spital bekam ei-nige Schenkungen und die Bestätigung von früheren98.

Nur eine Urkunde wurde für einen Laien ausgestellt. Mit dieser Urkunde übergab Friedrich im Jahre 1185 Weitra mit dem Wald zwischen den Flüssen Lainsitz und Strob-nitz dem Hadmar von Kuenring als Lehen99.

In den Urkunden Friedrichs sind ähnliche Formen wie in den älteren Urkunden zu konstatieren. Es kommen Promulgatio100, Invocatio101 und einmal die Intitulatio am An-

88 CDB 1 Nr. 279.89 CDB 1 Nr. 287.90 CDB 1 Nr. 288.91 CDB 1 255–257 Nr. 290. Zur Überlieferung vgl. Friedrich, ebd. 256. Zu diesem Privileg vgl. vor-

nehmlich Zdeněk Kristen, Privilegium Němců pražských [Das Privileg für die Prager Deutschen]. Český časopis historický 28 (1922) 157–165; Václav Vojtíšek, O privilegiu knížete Soběslava pro pražské Němce a jeho kon-firmacích [Über das Privileg Fürst Soběslavs für die Prager Deutschen und seine Bestätigungen], in: Výbor rozprav a studií Václava Vojtíška (Praha 1953) 311–322; Miloš Rejnuš, K interpolaci o rychtáři v Soběslavově privilegiu pro pražské Němce [Über die den Richter betreffende Interpolation in Soběslavs Privilegium für die Prager Deutschen]. Sborník prací filozofické fakulty brněnské univerzity IX, C (Řada historická) 7 (1960) 49–58.

92 CDB 1 260f. Nr. 292. Das nächste Schriftstück, das die Schenkungen zugunsten der Olmützer Kirche anzeigt, CDB 1 262f. Nr. 294, ist die Traditionsnotiz.

93 CDB 1 263–265 Nr. 295; 275f. Nr. 305.94 CDB 1 269f. Nr. 300; 270f. Nr. 301; 277 Nr. 307.95 CDB 1 273f. Nr. 304.96 CDB 1 283f. Nr. 311. Dieses Privileg wurde in der Form eines Chirographs ausgestellt. 97 CDB 1 288–290 Nr. 317.98 CDB 1 290f. Nr. 318; 292f. Nr. 320. Die Urkunde CDB 1 280–283 Nr. 310 ist nicht zuverlässig. Vgl.

Friedrich, CDB 1 280f. Hrubý, Tři studie (wie Anm. 1) 52 und 121, hielt jedoch die angeführten Gründe nicht für relevant.

99 CDB 1 279f. Nr. 309.100 CDB 1 270 Nr. 300; 271 Nr. 301; 274 Nr. 304; 290 Nr. 318.101 CDB 1 260 Nr. 292; 263 Nr. 295; 275 Nr. 305; 277 Nr. 307; 280 Nr. 309; 283 Nr. 311; 293 Nr. 320.

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fang vor102. Drei der vier Urkunden, die mit einer Promulgatio anfangen, wurden für das Kloster Plasy ausgestellt, die vierte für die Prager Johanniter. Die Urkunden mit Invocatio am Beginn wurden an verschiedene Empfänger adressiert. Die Intitulatio wird fast re-gelmäßig von der Devotionsformel begleitet, nur in zwei Fällen, in der Urkunde für das Vyšehrader Kapitel und in der zweiten Urkunde für die Johanniter, fehlt diese Formel103.

Die Urkunden Friedrichs sind insgesamt subjektiv formuliert, aber wie in einigen der älteren Urkunden schwankt die Intitulatio zwischen Singular und Plural. Von zwölf Ur-kunden haben zehn die Intitulatio mit dem Personalpronomen Ego, eventuell auch mit den Verben im Singular in den Anfangsformeln der Urkunde. Dann jedoch geht die For-mulierung zum Pluralis maiestatis über104, möglicherweise schwankt sie zwischen dem Plural und Singular, wobei Friedrich die Verfügung auch im Namen einer anderen Person trifft105. Zwei Urkunden sind dann ganz im Singular verfasst106, zwei andere im Pluralis maiestatis107. Beide im Pluralis maiestatis formulierten Urkunden lassen das Pronomen in der Intitulatio vermissen, in den im Singular verfassten Urkunden ist dem Namen des Fürsten wieder das Pronomen Ego vorangestellt.

Die Arenga ist nicht ganz üblich, sie fehlt in drei Urkunden108. Sie hatte auch noch nicht ihren festen Platz in der Urkunde. In der Urkunde für Plasy 1183 kommt sie erst nach der Dispositio109. Die Themen der Arengen in den Urkunden für die kirchlichen Empfänger sind die Sündenvergebung110, der Gegensatz des Irdischen und des Himmlischen111, die Frei-gebigkeit gegenüber den Untertanen im Tausch gegen ihre Gebete112, die Notwendigkeit, den Bedürftigen milde Gaben zu reichen113, die Minderung der Sündenlast durch Almo-sen114, die Memoria und die Verbesserung des Kirchenzustands115 sowie die Herrscherpflicht der Freigiebigkeit116. Die Urkunde für Hadmar von Kuenring enthält dagegen die Herr-schaftsarenga, in der die Fürstenwürde, Frieden, Treue und Recht betont werden117.

Die Narratio kommt noch seltener vor, dreimal in den Urkunden mit Arenga118, zwei-mal ohne diese Formel119.

Da sich die Urkunden Friedrichs auf Vermögenssachen beziehen, ist ihre Dispositio manchmal auch mit einer Pertinenzformel ausgestattet120.

102 CDB 1 288 Nr. 317.103 CDB 1 288 Nr. 317 (Ego Fridericus, Boemorum dux); 293 Nr. 320 (Ego Fridericus, dux Boemorum).104 CDB 1 260 Nr. 292; 263 Nr. 295; 270 Nr. 300; 274 Nr. 304; 283 Nr. 311; 288 Nr. 317; 290 Nr. 318.105 CDB 1 274 Nr. 304: ego Fridericus ... et patruus meus Wencezlaus ... Placuit quoque nobis pro roborando

pacto, ut duobus sigillis, meo scilicet a patrui mei W., privilegium firmaretur.106 CDB 1 271 Nr. 301; 277 Nr. 307.107 CDB 1 275 Nr. 305; 280 Nr.309.108 CDB 1 Nr. 304, 307, 318.109 CDB 1 270 Nr. 300.110 CDB 1 Nr. 292.111 CDB 1 Nr. 295. 112 CDB 1 Nr. 300.113 CDB 1 Nr. 301.114 CDB 1 Nr. 305, 311.115 CDB 1 Nr. 317.116 CDB 1 Nr. 320. 117 CDB 1 Nr. 309. Zu den Herrschaftsarengen vgl. Fichtenau, Arenga (wie Anm. 17) 175; Adamska,

Arengi (wie Anm. 17) 79–105.118 CDB 1 Nr. 301, 305, 317.119 CDB 1 Nr. 307, 318.120 CDB 1 261 Nr. 292; 264 Nr. 295; 272 Nr. 300; 275f. Nr. 305; 290 Nr. 318.

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Die Herrscherurkunden in den böhmischen Ländern in der Zeit der přemyslidischen Fürsten 219

Wenn die Corroboratio vorkommt, beginnt sie üblicherweise mit Worten Ut au-tem121, in einem Fall Et ut istum122. In der Urkunde für das Vyšehrader Kollegiatkapitel ist sie jedoch breiter formuliert: Hec statuta presentibus et futuris nota esse cupientes, in foro ... publico preconio proclamari iussimus, coram primatibus vero nostris scripto ac sigillo nostro confirmavimus ...123. Die Sanctio ist allgemein als Drohung formuliert, oft enthält sie eine Drohung mit dem Anathem bzw. dem vinculum anathematis124. Die Verfügung der Ur-kunde für den Olmützer Bischof aus dem Jahre 1180 wurde der bischöflichen Strafgewalt unterstellt125. In der Urkunde für das Kloster Waldsassen aus dem Jahre 1181 droht der Aussteller mit einer Anklage vor der göttlichen Majestät und mit dem Verlust des Friedens und der Gnade von der Seite des Fürsten und der Böhmen126. In der Urkunde für die Johanniter aus dem Jahre 1188 droht der Herrscher mit der indignatio omnipotentis127. In der Urkunde für das Vyšehrader Kollegiatkapitel vom 2. Mai 1187 wird auf eine Para-phrase der alten Pönformel von den ewigen Flammen und Verderbnis mit Judas und Teu-fel in eternum et ultra zurückgegriffen128. In der Schenkung für das Olmützer Domkapitel droht dem Verletzer der Urkundenverfügung wieder das Feuer cum Dathan et Abiron129.

Die Datierung ist überwiegend nur auf die Jahresangabe beschränkt, wobei regelmä-ßig das Inkarnationsjahr verwendet wird, selten auch das Regierungsjahr des böhmischen Fürsten130, vereinzelt mit dem Amtsjahr des Prager Bischofs Heinrich verbunden131. Nur selten kommen auch andere Angaben wie Epakten und Indiktion132, eventuell Konkur-renten133, zum Einsatz. In der Urkunde für das Kloster Zwettl ist neben den Inkarnations-jahren und der Indiktion die Regierung des römisch-deutschen Königs Friedrich erwähnt. In derselben Urkunde werden auch Acta mit dem Jahr, und Data mit dem Ausstellungsort und dem Tagesdatum in der römischen Form unterschieden134. Das Tagesdatum kommt nur in einer Urkunde vor, und zwar in der großen Datierung der Privilegienbestätigung für das Vyšehrader Kollegiatkapitel, wo der Tag fortlaufend gezählt wird135. Die Schen-kung für Kloster Plasy „datierte“ Friedrich ganz ungewöhnlich: Acta sunt hęc in conse-cratione basilicę, quam ob memoriam victorię meę socia thori mei Elisabhet construxit136. Ein Ausstellungsort begegnet noch in den Urkunden für das Kloster Plasy 1183, 1184 (in Zbecsene, in Becsene/Zbečno)137 und 1185 Juni 17 (in communi colloquio Bohemorum

121 CDB 1 271 Nr. 301; 276 Nr. 305; 277 Nr. 307; 280 Nr. 309.122 CDB 1 290 Nr. 318.123 CDB 1 289 Nr. 317.124 CDB 1 270 Nr. 300; 271 Nr. 301; 274 Nr. 304; 277 Nr. 307.125 CDB 1 201 Nr. 292.126 CDB 1 204 Nr. 295.127 CDB 1 294 Nr. 320.128 CDB 1 289 Nr. 317.129 CDB 1 263 Nr. 294.130 CDB 1 265 Nr. 295.131 CDB 1 294 Nr. 320.132 CDB 1 292 Nr. 292.133 CDB 1 289 Nr. 317.134 CDB 1 284 Nr. 311: Acta vero sunt hęc anno ab incarnatione dominica MC°LXXX°VI°, indictione IIII,

regnante Friderico, Romanorum imperatore augusto. Data per Florianum cancellarium in loco, qui vocatur Nacamic XVI kalendas iulii.

135 CDB 1 289 Nr. 317: secundo die mensis mai.136 CDB 1 271 Nr. 301. Es handelt sich um die St. Johanns-Kirche bei Prag. Vgl. Václav Novotný, České

dějiny I, 2 (Praha 1913) 1051f.137 CDB 1 270 Nr. 300; 274, Nr. 304.

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Pragae habito)138, für Hadmar von Kuenring 1185 (in Bozdiz/Bezděz)139, für das Kloster Zwettl 1186 Juni 16 (Nacamic/Kamýk)140, also in der Hälfte der Urkunden Friedrichs. Die Datierung ist überwiegend mit dem Wort Acta, eventuell Facta eingeleitet, das Datum kommt nur in der Data per manum-Formel vor141 (oder nur Data per)142, in der auch der Kanzler genannt wird. Einmal ist die Formel Factum est per manum angeführt, in der je-doch der Repräsentant des Empfängers genannt ist143.

Die Apprecatio erscheint ein einziges Mal, und zwar in der schon erwähnten Urkunde für Zwettl, wo sie Amen lautet144.

Beide im Original überlieferten Urkunden des Fürsten Konrad II. Otto (1182; 1189–1191) sind subjektiv im Singular formuliert. Die eine bestätigt im Jahr 1189 die Schenkungen des Hroznata Crispus und seine Schenkungen für die Johanniter und re-serviert ihm ein lebenslängliches Nutzungsrecht an einigen der geschenkten Güter. Die andere ist jene, mit welcher der Fürst und seine Mutter Marie am 25. Oktober 1190 das Prämonstratenserkloster Louka gründeten und beschenkten145. Sie beginnen mit ver-baler Invocatio, deren Wortlaut jedoch in beiden Urkunden unterschiedlich ist. In der Urkunde für Hroznata Crispus lautet sie: In nomine patris et filii et spiritus sancti amen, in der Urkunde für Kloster Louka hingegen In nomine sancte et individue trinitatis. In der älteren Urkunde folgt dann die Intitulatio, die mit dem Pronomen Ego eingeleitet wird, in der zweiten Urkunde hat die Intitulatio kein Pronomen. Die Devotionsformel Dei gratia ist in beiden Urkunden identisch. Das Privileg für Hroznata Crispus setzt dann mit einer kurzen Arenga fort, die nur Frömmigkeit und Barmherzigkeit thematisiert146, dann kommen Promulgatio, Narratio, Dispositio und Corroboratio, die die einzelnen an der Handlung beteiligten Personen als eigene Äußerung in der ersten Person Singular bestätigen. Danach folgt die Datierung mit dem Inkarnations- und Regierungsjahr, je-doch ohne Tagesangabe, und – schließlich – die Zeugenreihe. In der Urkunde für Louka folgt nach der Intitulatio die Arenga mit dem Thema „Schriftlichkeit im Dienste der Memoria“147, dann kommen Promulgatio, Narratio, Dispositio, Zeugenreihe und große Datierung. Die Formulierung des Inkarnationsjahres unterscheidet sich von jenen der älteren přemyslidischen Urkunden und begnügt sich bei der Jahresangabe mit anno verbi incarnati. Außerdem sind Indiktion, Konkurrente und Epakte erwähnt. Der Tag wird mit der römischen Datierung (octavo kalendas novembris) angegeben. In beiden Urkunden ist auch Pönformel angeführt. In der Urkunde für Hroznata Crispus als Anathem, in der Urkunde für Louka droht der Fürst mit perpetua maledictio sowie mit dem Strafgeld von dreißig Pfund Gold.

Ganz andere Adressaten hatten die leider nur in späteren Bestätigungen überliefer-ten Urkunden, die so genannten Statuten Konrad Ottos148, die die rechtliche Regelung

138 CDB 1 277 Nr. 307.139 CDB 1 280 Nr. 309.140 CDB 1 284 Nr. 311.141 CDB 1 289 Nr. 317.142 CDB 1 284 Nr. 311.143 CDB 1 290 Nr. 318 (Factum est hoc per manum fratris Bernardi magistri eiusdem hospitalis in Boemia).144 CDB 1 284 Nr. 311.145 CDB 1 296f. Nr. 323, 299–301 Nr. 326.146 CDB 1 296 Nr. 323 (intuitu pietatis et misericordie).147 Vgl. Fichtenau, Arenga (wie Anm. 17) 131f.148 Přemysl Ottokar I. bestätigte Statuten für die mährischen Teilfürstentümer Znojmo (Znaim) und

Brünn, der Teilfürst in Břeclav (Lundenburg) Ulrich von Kärnten die für Břeclav. Vgl. CDB 2 222–225 Nr.

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Die Herrscherurkunden in den böhmischen Ländern in der Zeit der přemyslidischen Fürsten 221

der Stellung der böhmischen bzw. mährischen Magnaten, vor allem ihr Erbschaftsrecht an den verwalteten Gütern, bestätigen. Ihre Überlieferung erklärt, warum der Text nur zum Teil erhalten ist. Es fehlt der erste Teil der Urkunde. Er wurde durch Eingangspro-tokoll, Arenga und Narratio der späteren Bestätigungen ersetzt. Der überlieferte Teil der ursprünglichen Urkunde beginnt mit der Promulgatio, dann folgt die Dispositio. Die darauffolgende Corroboratio, Zeugenreihe und Datierung beziehen sich nur auf die Be-stätigung. Das Formular und der Stil der Urkunde sind nicht mehr rekonstruierbar.

Von den Urkunden, die der Prager Bischof und Fürst von Böhmen Heinrich (Břetislav)149 in seinen beiden Funktionen ausstellte (1193–1197), sind fünf Stück über-liefert. Vier von ihnen beziehen sich auf Vermögensangelegenheiten böhmischer Klöster. In der ersten Urkunde entschied der dux Bohemorum et Pragensis episcopus am 30. Sep-tember 1194 einen Streit um Güter zwischen dem Prager Domkapitel und dem Kloster Plasy150. Die zweite, wieder aus dem Jahr 1194, betrifft die Güter der Johanniter151. In der dritten Urkunde garantiert der episcopus et dux totius Boemie dem Kloster Waldsassen freien Zugang zu seinen in Böhmen liegenden Gütern152. Dem Kloster Teplá bestätigt der dux et episcopus Boemorum seine von seinem Gründer geschenkten Güter und überträgt ihm weitere Besitztümer153. Nur eine dieser Urkunden ist an einen Laien adressiert: Am 20. Juni 1195 stellte der dux et episcopus Boemorum dem Grafen Milhost eine Erlaubnis aus, Mönche aus Waldsassen nach Böhmen zu bringen und ein Kloster auf dem Gut Mašťov zu gründen154.

Was das Formular und die sprachliche Form dieser Urkunden betrifft, ist eine Ur-kunde im Pluralis maiestatis formuliert155, zwei im Singular156. In zwei anderen schwankt die wieder subjektive Formulierung zwischen Singular und Pluralis maiestatis157. Die In-vocatio lautet regelmäßig In nomine sancte et individue trinitatis158, zweimal wurde jedoch auch eine monogrammatische Invocatio in der Form „C“159 bzw. der des Kreuzes160 ausge-führt. Nur einer Urkunde fehlt diese Formel161. In der Intitulatio führte der Fürst-Bischof seine beiden Würden in wechselnder Folge, er bevorzugte also keine von ihnen in seinen Urkunden. Die Devotionsformel hat immer die Form Dei gratia. Eine Arenga folgt ent-

231; 329–332 Nr. 325; CDB 3 202–205 Nr. 164. Es ist nicht festzustellen, ob die Statuten nur für Mähren oder für das ganze Land erlassen wurden. Vgl. Josef Žemlička, Čechy v době knížecí [Böhmen im Zeitalter der Fürstenherrschaft] (Praha 1997) 324.

149 Zu den zwei Namen des Fürst-Bischofs vgl. Marie Bláhová, Břetislav, též Jindřich, Přemyslovec, in: Biografický slovník českých zemí 8 (Praha 2007) 250–252 (mit weiterer Literatur).

150 CDB 1 312f. Nr. 348.151 CDB 1 314–316 Nr. 349. 152 CDB 1 321–323 Nr. 356.153 CDB 1 325–327 Nr. 358. Vgl. Květoslava Haubertová, O nejstarších tepelských listinách [Über die

ältesten Urkunden von Teplá] (Plzeň 1981) 8. Zur Klostergründung Novotný, České dějiny I, 3 (wie Anm. 28) 105–110.

154 CDB 1 319f. Nr. 355.155 CDB 1 Nr. 348.156 CDB 1 Nr. 349 und 355. 157 CDB 1 Nr. 356, 358.158 CDB 1 Nr. 348, 355, 356, 358.159 CDB 1 Nr. 348.160 CDB 1 Nr. 358.161 CDB 1 Nr. 349.

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weder nach der Intitulatio162 oder nach der Promulgatio163 bzw. Adresse164. In zwei älteren Urkunden (1194) beginnt die Promulgatio mit den Worten omnibus oder universis Christi fidelibus, und erst nach dieser „Adresse“ kommt die Promulgationswendung notum esse volumus oder notum facere dignum duxi165. In der Urkunde für Milhost kommt nach der Intitulatio eine allgemeine Adresse vor, dann die Arenga und die Promulgatio, die Qua-propter notum esse volumus eingeleitet wird166. In der Urkunde für Kloster Teplá folgt die Promulgatio in der Form Propterea notum sit nach der Arenga167. Die Urkunde für Kloster Waldsassen hat weder Adresse noch Promulgatio168.

Die Arengen betonen die Herrschertugenden und -pflichten wie Frieden, Sicherheit und Eintracht sowie die Förderung der kirchlichen Institutionen und geistlichen Perso-nen169, Gerechtigkeit, Ehre und die Sorge für die Untertanen170, Fürstenwürde, Freigebig-keit, Wohltat und Gerechtigkeit171, den Nutzen der Diener Gottes und den Schutz der kirchlichen Güter172, aber auch Vorbildlichkeit der Vorgänger und Frömmigkeit173.

Alle Urkunden Heinrich Břetislavs haben eine Corroboratio sowie die Pönformel. Die letzte droht fast regelmäßig mit dem Anathem in der Formulierung anathema sit174, even-tuell mit anathematis vinculo175. Nur in der Urkunde für das Kloster Waldsassen soll der Verletzer der Dispositio summo iudici Deo respondere176.

Ganz anders sieht die einzige aus der kurzen Regierungszeit des letzten pře mys-lidischen Fürsten Vladislav Heinrichs (1197) überlieferte Urkunde aus, die Bestätigung der Schenkung an das Kloster Waldsassen177. An ihrem Anfang steht die Promulgatio in der Form Notum sit tam presentibus, quam futuris Christi fidelibus, unmittelbar darauf knüpft mit quia der Hinweis auf die Schenkung an. Danach folgen die Zeugen, zuerst Mönche aus dem Kloster, dann die Adeligen. Erst am Ende der Urkunde steht die ei-gentliche Dispositio, also die Bestätigung der Schenkung, mit der mit dem Pronomen ego eingeleiteten Intitulatio (einschließlich der Devotionsformel Dei gratia) und der Cor-roboratio, alles in einem einzigen Satz. Die im Original überlieferte Urkunde hat keine Datierung und keine anderen Formeln. Die ganze Formulierung der Urkunde deutet an, dass es sich hier nicht um eine eigentliche Urkunde, sondern um die Bestätigung einer Memorialnotiz handelt.

Der Überblick über die erhaltenen zuverlässigen Urkunden aus der Zeit der přemys-lidischen Fürsten zeigt zunächst die allmähliche Zunahme der Herrscherurkunden in Böhmen. Während aus den 31 Jahren der Regierung Vratislavs II., des ersten Herrschers,

162 CDB 1 Nr. 348, 356.163 CDB 1 Nr. 349.164 CDB 1 Nr. 355, 358.165 CDB 1 Nr. 348, 349. Zu diesem Typ der Promulgatio vgl. Olivier Guyotjeannin–Jacques Pycke–

Benoît-Michel Tock, Diplomatique médiévale (L’atelier du médiéviste 2, Turnhout 1993 [32006]) 79.166 CDB 1 Nr. 355.167 CDB 1 Nr. 358.168 CDB 1 Nr. 356.169 CDB 1 Nr. 348.170 CDB 1 Nr. 355.171 CDB 1 Nr. 356.172 CDB 1 Nr. 358.173 CDB 1 Nr. 349.174 CDB 1 Nr. 349, 355.175 CDB 1 Nr. 348, 358.176 CDB 1 Nr. 356.177 CDB 1 330f. Nr. 363.

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Die Herrscherurkunden in den böhmischen Ländern in der Zeit der přemyslidischen Fürsten 223

der Urkunden ausstellte, nur eine unverdächtige Urkunde überliefert ist, und dann mehr als dreißig Jahre lang keine Urkunde vorkommt, ist aus der fünfzehnjährigen Regierung Soběslavs I. wieder nur eine, überdies nicht ganz zuverlässige, Urkunde erhalten. Unter Vladislav II. nahm die Zahl auf sieben während der fast 33 Jahre zu, was theoeretisch etwa 0,2 Urkunden pro Jahr ergibt. Unter seinem Nachfolger Soběslav II. fällt auf ein Jahr schon ungefähr eine Urkunde, aus der Regierungszeit Friedrichs sind ungefähr 1,2 Urkunden pro Jahr überliefert. Für die kurze Regierungszeit Konrad Ottos sind durch-schnittlich zwei Urkunden pro Jahr bekannt, tatsächlich wurden jedoch drei von fünf überlieferten Urkunden an demselben Tag und in derselben Sache ausgestellt. Unter Heinrich Břetislav ist der jährliche Schnitt 1,4 Urkunden pro Jahr, aus der halbjährigen Regierung Vladislav Heinrichs ist eine Urkunde überliefert.

Das Urkundenformular ist nicht ganz ausgeprägt, die Stellung der einzelnen Formeln sowie der Stil der Urkunden schwanken die ganze Zeit über. Bemerkenswert sind die Unterschiede in der Stellung (und Anwendung) der Promulgatio. Fast die Hälfte der Ur-kunden (16 von 35) hat die Promulgatio entweder ganz am Anfang oder gleich nach der Invocatio, eventuell nach der Intitulatio, wenn die Invocatio fehlt178. Das Schwanken in Formeln und Stil könnte auf die Empfängerausfertigung der meisten Urkunden zurück-zuführen sein, zum Teil wurde es jedoch dadurch verursacht, dass das Urkundenformular und der Urkundenstil noch nicht entfaltet und stabilisiert waren. Der Einfluss der Emp-fängerausfertigung von Urkunden kann vor allem bei den Schriftstücken, die mit der Pro-mulgatio beginnen, demonstriert werden. Von acht dieser Urkunden wurden vier für das Kloster Plasy bestimmt, zwei für die Prager Johanniter (insgesamt sind sechs Urkunden für Plasy und fünf Urkunden für die Johanniter überliefert).

Eine gewisse Entwicklung ist im Stil der Urkunden zu beobachten, der allmählich von der narrativen, stärker historiographischen Art zur amtlichen Urkundensprache übergeht. Das sprachliche Niveau der Urkunden ist jedoch vor allem von den einzelnen Schreibern abhängig.

Die überlieferten Herrscherurkunden wurden nur für einen beschränkten Empfän-gerkreis ausgestellt. Bis auf seltene Ausnahmen sind es Urkunden für kirchliche Insti-tutionen, eventuell für ihre Repräsentanten179. Die größte Zahl der Herrscherurkunden ist für das Zisterzienserkloster Plasy (6) überliefert, dann für die Prager Johanniter und für das Zisterzienserkloster Waldsassen (5). Dann kommen das Kollegiatkapitel Vyšehrad (4), die Olmützer Kirche und deren Bischof (3), das Benediktiner-, später Prämonstra-tenserkloster Hradisko und das Benediktinerkloster Kladruby (je 2). Für die Prämons-tratenserklöster Teplá und Louka sowie das Zisterzienserkloster Zwettl, ebenso für die Kirche in Meißen, ist je eine Urkunde vorhanden. Die meisten überlieferten Urkunden betreffen die Klöster der Reformorden und die Johanniter. Deren Gründungen in den böhmischen Ländern gingen auf Regionen zurück, in denen das Urkundenwesen schon weiter entwickelt war. Man kann mit guten Gründen annehmen, dass die Urkundenaus-stellung auf Initiative der jeweiligen Klöster erfolgte, die die Herrscher zu schriftlichen Fixierungen bewogen haben. Unter den böhmischen bzw. mährischen Klöstern wurden die landesherrlichen Institutionen eindeutig bevorzugt. Eine einzige Ausnahme bildet die

178 Die Urkunden mit der Promulgatio am Anfang sind im 12. Jh. auch in Westeuropa bezeugt. Vgl. Erben, Kaiser- und Königsurkunden (wie Anm. 18) 303.

179 Den Überblick der kirchlichen Institutionen, für die die Urkunden ausgestellt wurden, bringt Fiala, K otázce funkce (wie Anm. 1) passim. Die Urkunden für Laien zog er jedoch nicht in Betracht.

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Urkunde für das Kloster Teplá. Gerade in der Herrscherstiftung in Verbindung mit den Rechtsgewohnheiten des Zisterzienserordens ist der Grund für die ungewöhnlich hohe Zahl der (nicht nur) Herrscherurkunden für das Kloster Plasy zu suchen, die Staunen der Historiker hervorruft180. Noch deutlicher ist das Streben nach Urkunden bei den Johan-nitern. Die Urkunde war ihrer Überzeugung entsprechend die einzige Garantie für ihren Grundbesitz181.

Für die ältesten Benediktinerklöster in den böhmischen Ländern ist mit der Aus-nahme der Klöster Hradisko und Kladruby bis zum Ende des 12. Jahrhunderts keine unverdächtige Urkunde überliefert. Die Gründung und Ausstattung dieser Klöster wurde nur in den Memorialnotizen und späteren Fälschungen registriert182. In beiden Ausnah-mefällen wirkte wohl der ausländische Einfluss, der maßgeblich für die Ausstellung ei-ner Urkunde wurde. Im Fall des Klosters Hradisko war es wahrscheinlich der Einfluss Ungarns, woher die Mitgründerin des Klosters, Fürstin Euphemia, Gattin des Teilfürs-ten Otto, nach Mähren kam183. Die Urkunden für Kladruby wurden vielleicht von den aus Zwiefalten in Schwaben kommenden Mönchen, die den Wert der Urkunde in ihrer Heimat kennengelernt hatten, erwirkt184. Alle überlieferten Urkunden für die kirchlichen Institutionen betreffen Vermögenssachen, konkret Schenkungen, Schenkungsbestätigun-gen und Gütertausch.

Nur vereinzelt tauchen auch die Urkunden für Laien auf. Zu diesen Ausnahmen gehört das Privileg Soběslavs II. für die Prager Deutschen, denen der Herrscher seinen Schutz gewährt, sich an eigenes Recht zu halten erlaubt, die Berechtigung, eigene Richter zu haben, sowie andere Rechte erteilte. Dieser Urkunde nach sollen die Prager Deutschen diese Rechte schon unter Vratislav II. gehabt haben185.

Die nächste einem Laien erteilte Urkunde ist die Lehensverleihung durch den Fürsten Friedrich zugunsten des Hadmar von Kuenring. Diese Urkunde bezieht sich jedoch nicht auf einen böhmischen Empfänger und wurde wohl von den mehr fortgeschrittenen öster-reichischen Verhältnissen beeinflusst186.

Schließlich gehören zu dieser Urkundengruppe die Statuten Konrad Ottos, die erste schriftlich kodifizierte „Gesetzessammlung“. Diese Urkunde wurde in mindestens drei Exemplaren ausgestellt187.

Die für die heimischen Laien ausgestellten Urkunden sind zwar selten, jedoch au-ßerordentlich wichtig, da es sich in beiden Fällen um rechtsbildende Urkunden handelt.

180 Insgesamt sind zwölf Urkunden für Plasy überliefert, was die Zahl aller Urkunden für die damaligen Zisterzienser- und Prämonstratenserklöster übersteigt. Vgl. Fiala, K otázce funkce (wie Anm. 1) 10 und 18.

181 Vgl. ebd. 18. CDB 1 449 weist insgesamt 16 Urkunden für die Prager Johanniter aus. 182 Auf diese Tatsache hat auch Fiala, K otázce funkce 6–8, aufmerksam gemacht. Nur das älteste Män-

nerkloster, Břevnov, hatte eine päpstliche Gründungsurkunde. Vgl. Josef Žemlička, K hodnověrnosti listiny Jana XV. pro klášter v Břevnově (31. V. 993) [Zur Glaubwürdigkeit des Privilegs Johanns XV. für das Kloster Břevnov], in: Milénium břevnovského kláštera (993–1093). Sborník statí o jeho významu a postavení v českých dějinách, hg. von Ivan Hlaváček–Marie Bláhová (Praha 1993) 25–39 (mit älterer Literatur). Zu den Memo-rialnotizen vgl. Pražák, Rozšíření aktů (wie Anm. 1) passim.

183 Auf den Einfluss der Gründungsurkunde des ungarischen Klosters Szad wurde schon aufmerksam gemacht. Vgl. hier oben Anm. 4.

184 Zur ältesten Geschichte des Klosters Kladruby vgl. Novotný, České dějiny I, 2 (wie Anm. 137) 510–512.

185 Vgl. CDB 1 256 Nr. 290 Z. 18.186 Der Unterschied zwischen den österreichischen und böhmischen Verwaltungsverhältnissen war noch

in der Zeit Přemysl Ottokars II. bemerkbar. Vgl. Fiala, Panovnické listiny (wie Anm. 1) 239f.187 Vgl. hier oben Anm. 148.

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Die Herrscherurkunden in den böhmischen Ländern in der Zeit der přemyslidischen Fürsten 225

Die geringe Zahl der für die Laien ausgestellten Urkunden, von denen keine im Original erhalten ist, zeigt einerseits mangelndes Interesse der Laien an der Urkunde, andererseits erkennt man, dass die Laienarchive eine erheblich geringere Überlieferungschance als die kirchlichen Archive hatten.

Die Urkunde Konrad Ottos für Hroznata Crispus ist zwar an einen Laien adressiert, begünstigt jedoch eine kirchliche Institution. An der Scheide zwischen dem Interesse des Laien und der Kirche steht die Urkunde Heinrich Břetislavs, die dem Grafen Milhost erlaubt, das Kloster Mašťov zu gründen. Beide Urkunden wurden auch in den kirchlichen Archiven überliefert.

Wenn auch die Urkunden in den böhmischen Ländern bis zum Ende des 12. Jahr-hunderts relativ selten benutzt wurden, setzten sie sich immer mehr als Mittel der Regie-rung und Verwaltung durch. Als wichtig erwiesen sie sich nicht nur in der Verwaltung der kirchlichen Institutionen, die eine wichtige Einnahmequelle für den Herrscher und intellektuelle Zentren bildeten und der Staatsverwaltung und Politik geschulte Fachkräfte bieten konnten, sondern auch in der Gesetzgebung gegenüber den Laien, egal ob es sich um die Kaufleute oder Magnaten handelte.

Einige Urkunden erlauben auch verfahrenstechnische Einblicke zu ihrer Entstehung. Die langen Zeugenreihen oder gar die Handlung in communi colloquio Bohemorum, coram primatibus oder in consecratione basilicę belegen die öffentliche Handlung vor den ver-sammelten Magnaten und Klerikern. Der Aussteller konnte auch mit ihrer öffentlichen Verkündigung ihre Bedeutung unterstreichen.

Die Herrscherurkunden der frühen Přemyslidenzeit hatten nicht nur eine rechtliche oder verwaltungstechnische Funktion. Sie wirkten zugleich als Mittel der Herrscherpro-paganda. Ihre Arengen mahnen nicht nur daran, die Wohltat des Ausstellers gegen das Vergessen zu schützen, ein Motiv, das während des gesamten beobachteten Zeitraumes vorkommt. Sie machten auf die Tugenden des Herrschers aufmerksam, vor allem auf seine Freigebigkeit, Frömmigkeit, sein Bemühen, die Rechte und Güter der Klöster zu schüt-zen. Vor allem die Arengen in Urkunden des Fürsten Friedrich bringen eine breite Skala von religiösen Themen. Zu den Hauptpflichten des Herrschers gehörte jedoch die Bemü-hung um die Erhaltung des Friedens und der Gerechtigkeit, was vor allem in den Urkun-den Heinrich Břetislavs am Ende der behandelten Zeit zum Ausdruck kommt.

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