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Aus der I. Medizinischen Universit~itsklinik Halle/Saale (Direktor: Prof. Dr. Robert E. Mark) Vegetative Funktionsabl~iule im Magenpolygramm Yon H. Wamser und C. Wieland Mit 10 Textabbildungen Da in der Klinik die St6rungen der vegetativen Regulationen seit Ep- pinger und Hess zunehmend an Bedeutung gewonnen haben (v. Bergmann, W. II. Hess, F. Hoff, 1:l.E. Mark u. a.), ist die Beobaehtung der versehiede- nen vegetativen Funktionsabl~iufe von Interesse. Belief-, Tonus- und PeristaltikabNufe des Magens bei der vegetativen Dystonie wurden dureh die Schule yon Mark eingehend untersueht. Die Tonusuntersuehungen des Magens bei der vegetativen Dystonie er- gaben naeh Schrfder vorwiegend zwei eharakteristisehe Reaktionsformen. Der Reaktionstyp I zeigte einen sehr herabgesetzten Magentonus mit ge- ringer Peristaltik naeh den ersten Breisehlueken. Naeh Vollf/illung waren zun~iehst ebenfalls nur seiehte, sehlaffe, peristaltisehe Wellen zu sehen, die erst sp~iter kriiftiger durehschnfirten. Diese Beaktionsiorm I war hiiufig mit dem tleaktionstyp II des Herzens gekoppelt, der eine vorwiegend straffe Herzform zeigt. Das wfirde ffir einen vorwiegend sympathieotonen Re- aktionstyp spreehen. Den Beaktionstyp II des Magens kennzeiehnete sofort nach den ersten Breisehlueken lebhaft einsetzende Peristaltik, welehe nach Vollffillung un- ver~indert anhielt. Der Tonus war dabei deutlieh erhfht. Dieses Verhalten war h~iuflg mit dem Reaktionstyp I der sehlaffen Herzform kombhliert, ist also vorwiegend vagoton. W~hrend in einem Zeitintervall yon einer Minute beim Typ I lediglieh 2 his 4 peristaltische Wellen abliefen, waren es bei Typ II 5 bis 6 Wellen. Zwisehen den beiden Reaktionstypen wurden flieBende ~berg/inge be- obaehtet. In der Ilegel befand sieh bei beiden Formen nach 2 Stunden kein Kontrastmittel mehr im Magen. 13ber ~nderungen im Faltenrelief des Magens bei vegetativer Dystonie berichteten R. Tbppner und sp~iter Knaack. Sie fanden bei RSntgenunter- suehungen an Patienten mit ausgepr/igter vegetativer Dystonie, die fiber Magenbesehwerden klagten, ein weehselndes Faltenrelief, das sich w/ih- rend der Beobaehtnngszeit sowohl vergrSbern als versehm/ilern konnte. Da- gegen war das Relief der Gastritis ziemlieh konstant. Bei dieser klinisehen Saehlage war es von Interesse, zu untersuehen, in- wieweit bei Magengesunden Magentonus und Peristaltik dureh vegetative Pharmaea beeinfluBbar sin& %

Vegetative Funktionsabläufe im Magenpolygramm

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Page 1: Vegetative Funktionsabläufe im Magenpolygramm

Aus der I. Medizinischen Universit~itsklinik Halle/Saale (Direktor: Prof. Dr. Robert E. Mark)

Vegetative Funktionsabl~iule im Magenpolygramm Yon

H. Wamser und C. Wieland

Mit 10 Textabbildungen

Da in der Klinik die St6rungen der vegetativen Regulationen seit Ep- pinger und Hess zunehmend an Bedeutung gewonnen haben (v. Bergmann, W. II. Hess, F. Hoff, 1:l. E. Mark u. a.), ist die Beobaehtung der versehiede- nen vegetativen Funktionsabl~iufe von Interesse.

Belief-, Tonus- und PeristaltikabNufe des Magens bei der vegetativen Dystonie wurden dureh die Schule yon Mark eingehend untersueht.

Die Tonusuntersuehungen des Magens bei der vegetativen Dystonie er- gaben naeh Schrfder vorwiegend zwei eharakteristisehe Reaktionsformen. Der Reaktionstyp I zeigte einen sehr herabgesetzten Magentonus mit ge- ringer Peristaltik naeh den ersten Breisehlueken. Naeh Vollf/illung waren zun~iehst ebenfalls nur seiehte, sehlaffe, peristaltisehe Wellen zu sehen, die erst sp~iter kriiftiger durehschnfirten. Diese Beaktionsiorm I war hiiufig mit dem tleaktionstyp II des Herzens gekoppelt, der eine vorwiegend straffe Herzform zeigt. Das wfirde ffir einen vorwiegend sympathieotonen Re- aktionstyp spreehen.

Den Beaktionstyp II des Magens kennzeiehnete sofort nach den ersten Breisehlueken lebhaft einsetzende Peristaltik, welehe nach Vollffillung un- ver~indert anhielt. Der Tonus war dabei deutlieh erhfht. Dieses Verhalten war h~iuflg mit dem Reaktionstyp I der sehlaffen Herzform kombhliert, ist also vorwiegend vagoton. W~hrend in einem Zeitintervall yon einer Minute beim Typ I lediglieh 2 his 4 peristaltische Wellen abliefen, waren es bei Typ II 5 bis 6 Wellen.

Zwisehen den beiden Reaktionstypen wurden flieBende ~berg/inge be- obaehtet. In der Ilegel befand sieh bei beiden Formen nach 2 Stunden kein Kontrastmittel mehr im Magen.

13ber ~nderungen im Faltenrelief des Magens bei vegetativer Dystonie berichteten R. Tbppner und sp~iter Knaack. Sie fanden bei RSntgenunter- suehungen an Patienten mit ausgepr/igter vegetativer Dystonie, die fiber Magenbesehwerden klagten, ein weehselndes Faltenrelief, das sich w/ih- rend der Beobaehtnngszeit sowohl vergrSbern als versehm/ilern konnte. Da- gegen war das Relief der Gastritis ziemlieh konstant.

Bei dieser klinisehen Saehlage war es von Interesse, zu untersuehen, in- wieweit bei Magengesunden Magentonus und Peristaltik dureh vegetative Pharmaea beeinfluBbar sin&

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In der Literatur bestehen fiber die pharmakodynamisehen Wirkungen auf Tonus und Peristaltik des Magens zum Teil reeht unterschiedliehe An- siehten.

So werden naeh Meyer die Kontraktionen der Magenmuskulatur dureh Atropin gehemmt und der Magen mhiggestellt. Ein Pyloruskrampf kann dureh Atropin gel6st werden. Dabei werden dutch Atropin in ,,kleinen Dosen" (1 bis 2 mg) keineswegs die autonomen motorisehen Ganglien des Auerbaehschen Plexus gel~ihmt, wohl aber die zu ihm in Beziehung tre- tenden ,,fSrdernden" Vagusendigungen. Eichholtz sah eine gewisse er- regende Wirkung des Atropins auf den Auerbaehsehen Plexus und empfahl seine Anwendung bei atoniseher Obstipation. Quigley erreiehte in jedem Falle eine vgllige Hemmung der Magenmotorik bei Gesunden sehon naeh 0,65 mg Atropin oder 1,5 mg Noratropin, naehdem er vorher die Motilitiit des Magens dureh Insulingaben gesteigert hatte. E. Otvi~s unter:suehte die Atropinwirkung an 185 Gesunden und Uleuskrankeu und stellte keinerlei Einflul3 des Atropins auf den gesunden mensehliehen Magen lest, w~ihrend bei intramuralen Entzfindungen eine deutliehe Peristaltikhemmung in 8% .der F~ille mit deutliehem Kontrastmittelrest vorhanden war. Daraus sehlog er auf eine intramurale Entz/indung bei positiver ,,A. P." (Atropinprobe). Naeh Katsc~h und Velde wirken 0,6 mg Atropin anfangs erregend und be- dingen 10 bis 15 Minuten naeh der Injektion eine Kr~iuselung des Falten- reliefs. Die Untersuehungen von Bassi an Gesunden und Magenkranken er- gaben untersehiedliehe Wirkungen des Atropins, wobei in den meisten F~il- len zun~iehst eine leiehte Peristaltiksteigerung eintrat, die yon eJner hypo- motorisehen Phase gefolgt wurde. Der Tonus zeigte wenig Nnderung. Unter Aeetyleholin wurde eine Steigerung von Tonus und Peristaltik in den mei- sten F~illen erzielt, jedoeh unter Einsehiebung einer Hemmungsphase. Die Prfifung von Tonus und Magenmotilit~it an seehs nicht pellagrakranken Mensehen mit 80 mg Nikotins~iure ergab in 4 F~illen eine bis 17 Minuten dauernde absolute Unt~itigkeit des Magens. In einem Falle zeigte sieh keine Anderung und im letzten Falle eine deutliehe Zunahme yon Tonus und Peristaltik im Sinne einer Wirkungsumkehr fiber 80 Minuten hinaus, idber eindeutige Peristaltikaufhebungen an 12 magengesunden Personen mit dem Parasympathicolyticum Antrenyl-Hyosein-N-butyl-bromid (2 und 8 mg) und dem Ganglienbloeker Buseopan - Phenyleyelohexyl - oxyessigs~iure - di~ithyl- amino~ithylesterbrommethyl (10 und 20 mg) beriehtete Reinicke, und aueh FSti sah mit dem Ganglienbloeker TEAB (Tetraiithylammoniumbromid) bei s~imtliehen Untersuehten Tonusersehlaffung und Sistieren der Motilit/it.

Die durehgefiihrten Untersuehungen erfolgten mit dem Ballonverfahren (Quigley), viseerographisehen Methoden (Bassi) und der Fl[iehenkymogra- phie naeh Stumpf (tleinicke).

E i g e n e U n t e r s u e h u n g e n

Wegen der in der Literatur untersehiedliehen Ergebnisse und Ansiehten fiber die pharmakodynamisehe Wirkung auf Tonus und Peristaltik des Magens ffihrten wir in den letzten Jahren vergleiehende Untersuehungen fiber die Magenperistaltik mit einem Vagomimetieum (Tetramethylammo-

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niummethylsulfat in Form von Neoeserin-Isis) und einem Vagolytieum (Atropin) an je 20 gesunden Personen dureh. Ffir das Studium der Bewe- gungsabl/iufe bedienten wir uns des Polygrammverfahrens, welches bereits seit 1912 bekannt ist und yon Le~y-Dorn und Silberberg urspr/inglieh als Ersatz f~ir kinematographisehe Aufnahmen gedaeht war. Es ist f/Jr das Stu- clium von BewegungsabI~iufen am Magen besonders geeignet und hat ffir die r6ntgenologisehe Mageneareinomdiagnostik (Ch. Tamiya und S. Nosaki) ebenfalls Bedeutung erlangt. In Anlehnung an Bernstein w/ihlten wir das Triplogramm, wobei in Abst~inden von je 3 Sekunden in derselben Atem- phase in Inspirationsstellung 3 Expositionen erfolgten. Damit wurde zwar im allgemeinen nur eine peristaltisehe Welle erfal3t, doeh birgt die Methode yon Henze zur Erfassung mehrerer peristaltiseher Wellen bei Expositionen in Abst~inden yon je 6 bis 12 Sekunden (reehneriseh also insgesamt his 24 Sekunden) wegen der l~ingeren Atemanhaltezeit die M6gliehkeit gr6Berer Bewegungsunseh~irfe seitens des Untersuchten in sieh. Die Polygramme wurden sofort naeh Kontrastmittelgabe (Vollffillung), 5 Minuten danaeh, 5 Minuten naeh der dann angesehlossenen subeutanen Injektion von I m g Neoeserin bzw. I mg Atropin und 80 Minuten naeh Injektion angefertigt. Ohne Medikament erfolgten die Aufnahmen 5 Minuten und 80 Minuten naeh Vollffillung. Wegen der Strahlenbelastung wurde auf eine Relief- darstellung verziehtet.

Ergebnisse*

Die Abb. 1 bis 4 zeigen als Paradigma die erwartete vegetative Wirkung bei derselben Person, wobei aui Abb. 1 ein Polygramm 5 Minuten nach Kon- trastmittelgabe mit den 8 Expositionskonturen und miiBig starker Peristaltik zu sehen ist. Abb. 2 demonstriert die Neoeserinwirkung 80 Minuten nach Injektion mit erheblich verstiirkter Peristaltik und sehneller Magenentlee- rung. Abb. 8 entstand an einem anderen Tage, wobei etwa die gleiche Aus- gangslage wie in Abb. 1 besteht. In Abb. 4, 80 Minuten nach Atropininjek- tion, ist die Peristaltik fast v6llig aufgehoben. Die Expositionskonturen lie- gen fast fibereinander.

Die Tabelle ergibt eine tdbersicht fiber unsere Gesamtuntersuchungen.

Tab. 1. Peristaltik

Zunahme gleich- Abnahme Fall- bleibend anzahl

12 8 ~ 20 80 Minuten nach sub- cutaner Injektion von i nag Neoeserin

80 Minuten nach sub- eutaner Injektion von i mg Atropin

Kontrollen ohne Injektion

(~)

13

Ausfiihrliehe Angaben siehe auch Wamser.

11

1 (gering)

20

20

9a*

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Aus ihr geht hervor, dab nut in 12 von 20 F~illen eine Peristaltik- beschleunigung 80 Minuten nach Neoeserininjektion erfolgte, womit auch eine Tonussteigerung verbunden war. Achtmal blieben Tonus und Peristal-

Abb. 1. 5 Minuten nach Kontrastmittelgabe, Abb. 2. 80 Minuten nach l i n g Neoeserin (s. c.).

Abb. 8, 5 Minuten naeh Kontrastmittelgabe. Abb. 4. 80 Minuten nach 1 mg Atropin (s. c.).

tik 80 Minuten nach Neoeseringabe unver/indert. Die zun~iehst angefertig- ten Polygramme 5 Minuten nach Gabe von Neoeserin bzw. Atropin er- gaben keine eindeutigen ~nderungen in bezug auf Tonus und Peristaltik. Die Motilit~itshemmung durch Atropin bei den gleichen Fallen kam 80 Mi-

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nuten nach Injektion elfmal zustande, wobei sich auch eine Erschlaffung des Tonus zeigte, w~ihrend achtmal keine Anderung von Tonus und Peri- staltik festgestellt werden konnte. Durch die Tonussteigerung trat meist der

Beihe A

Abb. 5. 5 Minuten nach Kontrastmittelgabe. Abb, 6. 85 Minuten nach Kontrastmittelgabe.

Reihe B

Abb. 7. 5 Minuten nach Kontrastmittelgabe. Abb. 8. 30 Minuten nach l i n g Neoeserin (s. c.).

untere Magenpol hSher, bei Tonuserschlaffung tiefer. In einem Falle sahen wir nach Atropin Wirkungsumkehr im Sinne einer paradoxen Reaktion, was in den folgenden 6 Abbfldungen (Abb. 5 bis 10) dargestellt wird.

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13S H. Wamser und C. Wieland:

Das jeweils erste Bild der Reihe A, B und C stellt die Ausgangslage derselben Person an 8 versehiedenen Tagen dar, wobei in Abb. 5 mal3ige Motilitat, in Abb. 7 und 9 fast keine Peristaltik besteht. Das zweite Bild der Reihe A, 85 Minuten naeh Kontrastmittelgabe ohne Injektion, zeigt bei schneller Magenentleerung eine ziemlieh starke Peristaltik, die in Reihe B, 80 Minuten naeh Neoeserin-Injektion (an einem anderen Tage), nur maBig

Reihe C

Abb. 9. 5 Minuten naeh Kontrastmittelgabe. Abb. 10. 80 Minuten nach 1 mg Atropin (s. c.).

verstarkt ist und 80 Minuten naeh Atropin in Reihe C (an einem dritten Tage) erheblieh starker a!s naeh Neoeserin in Form einer paradoxen Re- aktion zur Darstellung gelangt.

Besprechung der Ergebnisse Ffir die Beurteilung besfimmter vegetativer Reaktionen ist bekanntlieh

die Ausgangslage des vegetativen Nervensystems im Sinne des Wildersehen Ausgangswertgesetzes yon Bedeutung. Dieses Gesetz lautet: ,,Je starker die Erregung der vegetativen Nerven, der Tatigkeitsgrad des vegetativen Or- gans, desto geringer ist ceteris paribus ihre Erregbarkeit ffir f/kdernde, desto starker ihre Ansprechbarkeit for hemmende Reize. Erreicht der Erregungs- zustand bzw. der Alterationszustand im Moment vor der Reizung gewisse h/Shore Grade, so wird die Reaktion wahrscheinlich infolge antagonistischer Systeme paradox."

So ist es verstandlich, dab bei den Untersuchungen fiber die vegetativen Wirkungen yon Neoeserin und Atropin auf die Magenperistakik nur in 19. yon 20 Fallen eine Peristaltikbeschleunigung bzw. in 11 yon 9.0 Fallen eine Motilitatshemmung beobachtet wurde. Von Interesse ist dabei ein Fall der Wirknngsumkehr im Sinne einer paradoxen Reaktion bei Atropingabe. Auf einen derartigen Reaktionsablauf haben auch Bassi und neuerdings F. Holtz

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hingewiesen. Aueh aus der Klinik der Magendarmkrankhe i t en sind uns unterschiedl iehe Wi rkungen vege ta t iver Pharmaea bekannt .

Die Wi rkungsumkehr ist an eine bipolare vege ta t ive Regulat ion gebun- den, wodureh die Theor ie eines Einvegeta t ivsys tems yon Ratkoczy ihre Wide r l egung erf~ihrt. E n t g e g e n der Ansieht von Zipf, der eine Umkehr - reakt ion nur be i grSl3eren pharmakologisehen Dosen f/Jr mSglieh erachte t und die prakt ische Bedeu tung ffir f ragl ieh h~ilt, kann Wirkungsumkehr aueh sehon bei relat iv niedr iger Dosierung vo rkommen und verd ient entspre- chende Beaehtung.

Zusammenfassung

An 20 gesunden Personen wurden vergleichende Untersuchungen der Magen- peristaltik unter Verwendung vegetativer Pharmaea mit dem Polygrammverfahren durchgefiihrt. Dabei fand sieh naeh Neoeserin in 12 F~illen eine Beschleunigung der Magenperistaltik, nach Atropin in 11 F~illen eine Motilitiitshemmung. In einem Falle wurde bei Atropin eine Wirkungsumkehr beebaehtet. An Hand der Ergeb- nisse wird auf die Bedeutuiag der vegetativen Ausgangslage im Sinne des Wilder- schen Ausgangswertgesetzes bei gesunden Personen hingewiesen.

Summary

There were conducted comparative investigations into the peristalsis of the stomach in 20 healthy persons using the polygram method and applying vegeta- tive drugs. In 12 cases there was found an acceleration of the peristalsis of the stomach after neoeserin, in 11 eases an inhibition of the motility after atropin. In one case there was observed an inversion of effects after the use of atropin. On account of the results obtained the significance of the vegetative initial situa- tion in the sense of Wilder's law of initial values is pointed out in healthy persons.

R6sum6

On a fait des recherches comparatives sur 20 personnes saines eoncernant le mouvement p6ristaltique de l'estomac en appliquant des m6dieaments v6g6tatifs selon la m6thode de polygramme. Dans 19. eas on a eonstat6 une aec616ration du mouvement p4ristaltique apr6s n6o6serine et dans 11 eas, apr6s atropine, une in- hibition de la motilit6. Dans un cas on a observ6 une inversion d'effet avee l'atro- pine. En possession de ces r6sultats t'attention est attir4e sur la signification de la situation initiale v6g6tative dans le sens de la loi des valeurs initiales de Wilder ehez des personnes saines.

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Ansehrift der Verfasser: I. Medizinisehe Universitiitsklinik, Martin-Luther- Universit~it, Halle/Saale, Leninstra/3e 17 (DDR).