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(Aus der Psyehiatrischen und Nervenklinik Freiburg i. Br. [Prof. Dr. K. Beringer].) Veriinderungen des Stotfwechsels im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch 1. Von Hubert Jantz. ~it 11 Textabbildungen. (Eingegangen am 8. August 1940.) Dem Problem der ~tiologischen Grundlagen der Schizophrenie yon der somatischen, insbesondere der Stoffwechselseite, n/~herzukommen, ist in den letzten gahren intensive Arbeit gewidmet worden. Im Verfolg dieser Arbeitsrichtung wurden eine Fiille einzelner Befunde erhoben, die auf den verschiedensten Wegen erhalten worden sind. So geht G]essing derart vor, dab er in weitgespannten L~ngsschnittuntersuchungen ganz wenige ausgesuchte Patienten mSglichst umfassend durchtestet, um in langen Reihen Kurvenabl/~ufe des Stoffwechselgeschehens z. B. der periodischen Katatonie zu erhalten. Jahn baute seine Untersuchungen yon der inneren Medizin her auf, indem er Abweichungen des Stoff- wechselgeschehens geistig gesunder Menschen mit konstitutionellen Faktoren in Beziehung brachte. So fand er ein bestimmtes Stoffwechsel- syndrom, das er als Stoffwechselasthenie bezeichnete. Von dieser Grund- lage aus greift er, fuBend auf der Kretschmerschen Konzeption, die Schizophrenie s~offwechselm/~l~ig an. Dabei ergeben sich eine Reihe yon auff/~lligen Beziehungen zur Stoffwechselasthenie. K.F. Scheid erSrtert das Problem vom Blutzerfall her. Er konnte w/~hrend febrfler Schiibe der Schizophrenie erhShten Abbau der roten Blutk6rperchen zeigen. Auf Grund dieser Befunde glaubt er dem pathophysiologisehen Gesamt- geschehen der Schizophrenie n/~herzukommen. Greying fand ausgehend yon den Jahnschen Vorstellungen fiir ihn beweiskr~ftige Daten zur Prage der Leberpathophysiologie der Schizophrenie. Riebeling wies an Hand yon chemischen Organuntersuchungen auf die Tatsache der EiweifL anschoppung der Leber bei Schizophrenen hin. Diese Beispiele der verschiedenen Arbeitsrichtungen kSnnten vielfach vermehrt werden. Zur Zeit ist die Sachlage so, dab wit einer wachsenden Zahl von Befunden gegeniiberstehen, gewonnen mit sauberer 1V[ethodik und unter Beachtung etwaiger Fehlerquellen. Welche Beziehungen die Befunde zu den psychotischen Erseheinungen haben, wissen wir nicht. 1 Die Durchfiihrung erfoIgte mit Mitteln der Rockefeller Foundation. Herrn Prof. Dr. Jahn bin ich ffir die gewghrte Hilfe sowie fiir die im Stoffwechsellabora- torium der Medizinischen Klinik Freiburg (Prof. Dr. Bohnenkamp) gegebene Arbeits- mSglichkeit zu Dank verpfliehtet.

Veränderungen des Stoffwechsels im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch

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Page 1: Veränderungen des Stoffwechsels im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch

(Aus der Psyehiatrischen und Nervenklinik Freiburg i. Br. [Prof. Dr. K. Beringer].)

Veriinderungen des Stotfwechsels im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch 1.

Von Hubert Jantz.

~it 11 Textabbildungen.

(Eingegangen am 8. August 1940.)

Dem Problem der ~tiologischen Grundlagen der Schizophrenie yon der somatischen, insbesondere der Stoffwechselseite, n/~herzukommen, ist in den letzten gahren intensive Arbeit gewidmet worden. Im Verfolg dieser Arbeitsrichtung wurden eine Fiille einzelner Befunde erhoben, die auf den verschiedensten Wegen erhalten worden sind. So geht G]essing derart vor, dab er in weitgespannten L~ngsschnittuntersuchungen ganz wenige ausgesuchte Patienten mSglichst umfassend durchtestet, um in langen Reihen Kurvenabl/~ufe des Stoffwechselgeschehens z. B. der periodischen Katatonie zu erhalten. Jahn baute seine Untersuchungen yon der inneren Medizin her auf, indem er Abweichungen des Stoff- wechselgeschehens geistig gesunder Menschen mit konstitutionellen Faktoren in Beziehung brachte. So fand er ein bestimmtes Stoffwechsel- syndrom, das er als Stoffwechselasthenie bezeichnete. Von dieser Grund- lage aus greift er, fuBend auf der Kretschmerschen Konzeption, die Schizophrenie s~offwechselm/~l~ig an. Dabei ergeben sich eine Reihe yon auff/~lligen Beziehungen zur Stoffwechselasthenie. K . F . Scheid erSrtert das Problem vom Blutzerfall her. Er konnte w/~hrend febrfler Schiibe der Schizophrenie erhShten Abbau der roten Blutk6rperchen zeigen. Auf Grund dieser Befunde glaubt er dem pathophysiologisehen Gesamt- geschehen der Schizophrenie n/~herzukommen. Greying fand ausgehend yon den Jahnschen Vorstellungen fiir ihn beweiskr~ftige Daten zur Prage der Leberpathophysiologie der Schizophrenie. Riebeling wies an Hand yon chemischen Organuntersuchungen auf die Tatsache der EiweifL anschoppung der Leber bei Schizophrenen hin.

Diese Beispiele der verschiedenen Arbeitsrichtungen kSnnten vielfach vermehrt werden. Zur Zeit ist die Sachlage so, dab wit einer wachsenden Zahl von Befunden gegeniiberstehen, gewonnen mit sauberer 1V[ethodik und unter Beachtung etwaiger Fehlerquellen. Welche Beziehungen die Befunde zu den psychotischen Erseheinungen haben, wissen wir nicht.

1 Die Durchfiihrung erfoIgte mit Mitteln der Rockefeller Foundation. Herrn Prof. Dr. Jahn bin ich ffir die gewghrte Hilfe sowie fiir die im Stoffwechsellabora- torium der Medizinischen Klinik Freiburg (Prof. Dr. Bohnenkamp) gegebene Arbeits- mSglichkeit zu Dank verpfliehtet.

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Wit wissen auch nicht, wieweit das, was wir an pathophysiologischen Befunden feststellen k5nnen, sekund~re Begleiterscheinungen eines dem Wesen naeh noch unbekannten Grundprozesses darstellt, die vielleicht gerade ffir die Erzeugung der psychotischen Phimomene und des Ver- laufes der Psychose belanglos sind. Denn viele der gewonnenen Einzel- daten finden sich ja auch sonst bei anderen Krankheiten, ohne dab psychotische Symptome damit verbunden w~ren, da man ]<ann sieh ffagen, ob die UntersuchungsmSglichkeiten, die uns heute die Stoff- weehselphysiologie aueh mit ihren modernsten Methoden an die Hand gibt, fiberhaupt in der Lage sind, den vermuteten organischen Grund= prozeB aufzudeeken. Es ist m6glieh, dab erst sp~tere Erkermtnisse und Untersuchungsmethoden einen tieferen Einblick gestatten. Man denke etwa an die vorl~ufig noeh nieht exakt faBbare Bedeutung der Zell- fermente. Indes ws es eine unfruchtbare Skepsis, nur deshalb, weft wir zur Zeit noch keine Klarheit hierfiber haben, die ganze somatisehe Forschung als nutzlos oder verfrfiht abzutun. Aufgabe ist es, immer wieder mit neuer Fragestellung und neuen methodisch verl~Blichen Untersuehungen von allen Seiten her Bausteine zusammenzutragen. Die Deutung der Befunde wird noch lange Zeit eine vorls sein. Ist man sich dessen bewuBt, so ist auch die Deutung als eine Hypothese erlaubt.

Wir haben uns hier die Frage gestellt, welche SgoffwechselstSrungen, durch solche S abstanzen erzeugt werden, die gesetzm/~Big vorfibergehende, komplexe psychotische StSrungen hervorrufen. Als Mittel, derartige experimentell erzeugbare Psychosen hervorzurufen, bietet sieh vor allem das Meskalin und das Haschisch. Beringer hat in seiner Monographie fiber Geschichte und Erscheinungsweise des Meskalinrausches an eiiler groBen Zahl yon Selbstschilderungen gezeigt, dab aueh der Gesunde unter dem EinfluB des ALkaloids eine Ffille yon qualitativ abnormen psyehopathologischen Ph~nomenen hat, die weitgehende ~hnlichkeit mit der Er]ebnisqualit~t dessen aufweisen, wie sie der Schizophrene schfldert. So ist es naheliegend, unter den Bedingungen des Experi- mentes die kSrperlichen Reaktionen in der Meskalinpsychose dureh- zutesten und die sich etwa ergebenden Stoffwechselver~nderungen mit denjenigen zu vergleichen, die bei der Sehizophrenie gefunden werden.

Im folgenden sei fiber die Befunde bei derartigen systematischen S~offwechseluntersuchungen im Meskalinrausch berichtet. Die Ver. suchsreihen sind in 3 Abschnitte einzuteilen: I. Versuche am Mensehen, II . Versuche am Tier, III . Anatomische Untersuchungen.

I. Yersuehe am Mensehen.

Meskalin 1 ist eine aus der mexikanischen Kaktee Anholium lewini gewonnene Droge, die chemisch als eine adrenalinverwandte Substanz aufzufassen ist. Ihre chemische Struktur ist:

1 Zur Anwendung kam das synthetische Mescalinum sulfuricum der Firma E. Merck-Darmstadt.

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CH2CH2NH 2 /\

i I H3C0~/OCH3 OCH3

Sie wurde nach der Anweisung Beringers in Dosen yon 0,3--0,6 g, auf- gelSst in physiologiseher KoehsalzlSsung, subcutan gespritzt, und zwar jeweils zur H/flfte geteilt in halbstiindigem Abstand. Um ann/~hernd einheitliche und vergleichbare Versuchsbedingungen zu gewinnen, mu•ten die Versuchspersonen w/~hrend der Versuchsdauer nfichtern bleiben. Untersucht wurden die kSrperlichen, klinisch faBbaren Reaktionen und der Blutchemismus. Die Blutentnahme erfolgte 1. niichtern vor der Meskalingabe, 2. auf dem HShepunkt und 3. nach Abklingen des Rau- sehes. Dureh Kontrollversuche wurde der EinfluB des Hungers auf die spezifisehe Stoffweehsellage ausgeschlossen. Dabei zeigte sieh, dab der Hungerzustand keinerlei/~hnliehe Stoffwechselver/~nderungen hervorruft.

Im Zeitraum yon 11/2 Jahren wurden 28 Personen, Kollegen im Alter yon 25--35 Jahren, in den Mekalinversueh genommen. Zu Beginn des Rausches standen, noch ehe die psychischen Symptome einsetzten, Erseheinungen yon seiten des vegetativen Nervensystems im Vorder- grund. Die Versuchspersonen klagten fast durchweg fiber K/~ltegeffihl, 5fters setzte Schwitzen ein. Etwa gleichzeitig erweiterten sich die Pu- pillen, die Conj unctivalgef/~e injizierten sieh. Die Pulsfrequenz schwankte. Es konnte bald Beschleunigung, bald Verlangsamung festgestellt werden. Der Blutdruek zeigte anf/~nglich keine Ver/~nderungen. Mit zunehmender Intoxikation trat ]~belkeitsgefiihl auf, das sich einige Male bis zum galligen Erbrechen steigerte. Auf der HShe des Rausches fanden sich leichte Blutdrucksteigerungen (30mm Hg), dann wieder Blutdruck- senkungen (20ram Hg), zuweilen mit Kollapsneigung, ldeinem, fre- quentem Puls, Schwei~ausbrueh und Vasodilatation. Im weiteren Ver- lauf des Rausehes wurden Drueksehmerzen im reehten Oberbauch und gegen Ende des Rausches, naehdem die k~irperliehen Beeintr/iehtigungen bereits gewichen waren, wiederholt Spannungsschmerzen in beiden Lendengegenden angegeben.

Alle diese zum Teil heftigen Ver/~nderungen der vegetativen Sph/~re wurden jedoch mit zunehmender Rausehstarke belanglos. Nur auf besonderem Hinweis wurden sie zwischendurch yon der Versuchsperson bemerkt und beachtet. Zur Illustrierung sei hier das Protokoll einer Versuchsperson mitgeteilt. Es erstreckt sich lediglieh auf die kSrper- lichen Empfindungen.

Jeweils naeh der Injektion (9 und 1/210 Uhr) dumpfer Drueksehmerz um die Injektionsstelle. Sch~tzungsweise etwa 1/2 Stunde naeh der zweiten Injektion Ubelkeitsgefiihl, Brechreiz, Zustand /~hnlieh wie bei beginnender Seekrankheit. Etwas sp/iter beim Blick in die Ferne undeutliches Sehen. Kurz darauf heftiges galliges Erbrechen. Gefiihl der Erleichterung. Der Puls wird deutlich spiirbar,

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im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch. 31

die Schlafen hi~mmern. Beginn entoptischer Erscheinungen. Weiterentwicklung des Rauschertebnisses. Dazwischen Hitzegeffihl im Kopf. Gegen Mittag im Bereich des Gesichtes parasShetische Erscheinungen, Pelzigwerden, Kribbelgeftihl. Gegen 2 Uhr mittags dumpfer Druckschmerz im rechten Oberbauch. Keinerlei Hunger- geftihl. Pulsfrequenzsteigerung. Gegen Abend, nachdem die psychischen Erschei.

nungen bereits im Abklingen wa~en, Schmerzen in der Nierengegend.

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J.bb. 1. Beispiel eines B lut s ta tus . Abb. 2. Kurvenver lauf der Gesamtleul~o- Dosis: 0,4 g 1Vfeskalin. c y t e n unter 1Yleskalin.

Das Hauptinteresse der Untersuchung am Menschen wurde auf die Ver/~nderung der Blutverh/~ltnisse verwandt. Erstrebt wurde ein mSg- lichst umfassender chemischer Status. Es wurden untersucht 1. das Blutbfld, 2. die Blutzuckerkurve, 3. die Gesamtfettwerte, 4. die dem EiweiBhaushalt zugeordneten Stoffwechselsubstanzen, 5. die Calcium- Kaliumkurven.

1. Das Blutbild. ])as rote Btu~bild zeigte folgende Ver/~nderungen innerhalb des Rauschablaufes: Die Erythroeyten wiesen auf der H(ihe des Rausches in der Regel einen leichten Anstieg ihrer Zahl (5--10%) auf. Nach Abklingen der psychischen Erscheinungen gingen sie zum

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56

56

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Ausgangswert zuriick. Ihre Form und GrSl~e zeigte keinerlei Vergnde- rung. 3mat bestand eine Abnahme der Erythrocyten bis um 100 0O0. Auch hierbei ergaben sich keine Form- oder GrSBenunterschiede. Dabei ist zu erwghnen, da6 sieh diese Rgusche dutch ihre Kfirze auszeichneten. SchlieBlich land sich 4mal ein Verharren der Zahl der roten BlutkSrper- chen auf erhShtem Weft auch naeh Abklingen der psyehischen Erschei- nungen. Das Hi~moglobin stieg entspreehend der Steigerung der Zahl der roten BlutkOrperehen an. In den 3 Fgllen der Senkung fiel es ab, wghrend bei dem verzSgerten Riickgang der Erythrocyten der 4 letzten Rgusche auch das H/imoglobin auf erhShtem Wert stehenblieb.

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A b b . 3. Die be iden V e r l a u f s t y p e n de r L y m p h o - S e g m e n t r e l a t i o n des weii3en Blu tb i ldes . T y p I l a n d s ich bei b e s o n d e r s l a n g a n h a l t e n d e n l ~ n s c h e n .

Das Blutk5rperchenvolumen, d. h. die Relation der corpusculgren Bestandteile des Blutes zum Plasma lag in den Ausgangswerten um 45 48 %, stieg auf der HShe des Rausches auf 49--52%, um naeh Ende des Rausches in die Ausgangslage zuriickzukehren (44---46%). Das weiBe Blutbfld erbrachte eine gesetzmgBige Steigerung der Gesamtzahl der Leukocyten auf der HShe des Rausches. Sie betrug stets das Doppelte des Ausgangswertes, einmal sogar das Dreifache. Die Rfickkehr zur Norm gestaltete sich uneinheitlich. In der Mehrzahl der Fglle war abends tier Ausgangswert, manehmal sogar ein etwas tiefer gelegener, erreieht. Vereinzelt verzSgerte sich die Restitution, so dab bei der abendlichen Zghlung sich dann nur geringe Untersehiede gegeniiber den Werten der RausehhShe fanden. Erst im Laufe des ngchsten Tages erfolgte schliel~- lieh der Ausgleich. In diesen letztbeschriebenen Fgllen der verzSgerten Restitution handelte es sieh auch klinisch um protrahierte Rauschverlgufe.

Bei der Differenzierung des weil3en Blutbfldes ergab sich eine deutliche Verschiebung seiner prozentualen Zusammensetzung im Tagesquerschnitt. Sie war so gestaltet, dal~ die lymphocyti~re Reihe mit RegelmgBigkeit auf der RauschhShe auf die Hi~lfte gefallen war, um gegen Abend wieder zur Norm zurfickzukehren, wghrend die myeloische durchgehend mittags

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im Meskalinrausch beim l~enschen und im Tierversuch. 33

auf das Doppelte angestiegen war und abends ebenfalls die Ausgangs- werte wieder erreicht hatte. Linksverschiebung konnte in keinem Falle festgestellt werden. Die iibrigen Formen des weiBen Blutbildes zeigten keine Vers insbesondere fanden sich keinerlei Reizformen. Die Absolutzithlung der weil3en BlutkSrperchen ergab in Obereinstim- mung mit dem bisherigen Befund, dal3 die Zunahme der Leukocyten beinahe ausschlieBlich auf der absoluten Vermehrung der myeloischen Reihe beruht.

2. Die Blutzuckerkurve verhielt sich unterschiedlich und uneinheitlich. Fanden sich in einem Versuch geringe Senkungen auf der Rauschh6he, so ergaben sich im nAchsten Versuch wieder Anstiege der Kurve. Im ganzen gesehen jedoch konnte eher von einem leichten Sinken des Blut- zuckers auf der HShe des Rausches gesprochen werden, der nach Beendi- gung wieder Ausgangswerte erreichte.

3. Die Gesamt/ettwerte waren in ihrem Verhalten ebenso variabel. Wichtig dabei is~ jedoch, dab sich der Kurvenverlauf reziprok zu dem des Blutzuckers verhielt, d. h. in l~llen der Senkung des Blutzuckers zur Zeit der RauschhShe stiegen die Gesamtfette an und umgekehrt. Die Niveauunterschiede betrugen 30% nach beiden Seiten.

4. Dem Eiweiflhaushalt wurde besondere Beachtung geschenkt. Zur Bestimmung gelangten Harnstoff, Harns~ure, Aminosiiure, Reststick- stoff und Gesamtstickstoff (si~mtliche Bestimmungen im Blut). Es fanden sich in gleichmiiBiger Verlaufsform bei allen Versuchspersonen zur Zeit des akuten Rauschzustandes ein m~13iger, aber deutlicher Rfick- gang des Reststicksto//es, der sich bei besonders lang dauernden Rs abends noch verst~rkt hatte. Beim Abflauen des Rausches pendelte fiir gew5hnlich der Reststickstoff auf hShere als die Ausgangswerte. Die HarnstoHverh:~ltnisse konnten aus ~ul3eren Griinden nur bei 3 Versuchs- personen nachgesehen werden. Dabei land sich ebenfalls durchgehend eine Senkung auf der HShe des Rausches, w~hrend die Harns~iure kaum Bewegungen aufwies. (Manchmal Senkung, nie Steigerung.) Gesetzm~Big jedoch war der konstante Abfall der Aminos~iure im Mittelpunkt der Tageskurve. Sehr bemerkenswert war das beinahe starre Verhalten der Gesamteiweiflwerte w~hrend des Tagesverlaufes. So zeigten die Werte zur Zeit der RauschhShe nur geringffigige ~nderungen gegeniiber denen, die zu Beginn und gegen Ende des Rausches festgestellt wurden. Dieser Befund im Zusammenhang mit dem Anstieg der roten BlutkSrperchen, der Zunahme des Hiimoglobingehaltes und derVermehrung des BlutkSrperchen- volumens lie]3 daran denken, dab es sich bei den Ver~nderungen des Blut- bildes nicht um einfache Depotausschwemmungen roter BlutkSrperchen handeln konnte; denn dann w~re ja auch eine Zunahme der GesamteiweiB- werte zu erwarten gewesen. Die Zusammenordnung der Befunde deutete vielmehr darauf hin, dal3 es sich um Fliissigkeitsaustritte aus der Blutbahn in das Gewebe handeln mu]3te. Mit dieser Annahme wiire bei der Art, wie

Z. f. d. g. Neur . u. Psych . 171. 3

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34 Hubert Jantz: Ver~nderungen des Stoffwechsels

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$ B 17 ~ Abb. 4. Beispiel eines Stoffwechselstatus.

Dosis: 0,4 g Meskalin.

Tageskurven der EryShrocyten.

X, M. Kti. Schr. St. Sch, L. G. J. Ma.

13 Uhr 17 Uhr

4800000! 5300000 485000015150000 4300000 14540000 5360000 i 5550000 4820000 5900000 4700000 4900000 4800000 5050000 4550000 4500000 4900000 5300000

die Blur- und EiweiBbestimmungen technisch vollzogenwerden, das Gleich- bleiben der EiweiBwerte trotz Anstieg der corpuscul~ren Bestandteile des Blutes zu vereinbaren.

Um gleichzeitig auch einen Einblick in die Funktionsleistung der Leber zu gewinnen, wurde der Bilirubinspiegel des Blutes untersucht. Dabei land sich auf der H6he des Rauschzustandes eine Senkung des Bilirubinspiegels bis auf 2/a des Ausgangswertes, der aber gegen Ende des Rausches bereits den Nfichternwert wieder erreicht hatte. Dieser Befund ist um so bemerkens- wetter, als ja die Bilirubinwerte des t~lutes im Bereich des normalen Tages- ablaufes nur geringftigigen Schwan- kungen unterworfen sind.

5. Die Calcium.Kaliumkurve. Vom Mineralhaushalt wurde das Verhalten des Kalium und Calciums im Serum untersucht. Ws die Calcium- bestimmung kein einheitliches Ergeb- nis zeitigte, und nur sehr geringffigige Ausschls nachweisbar waren, land sich durchgehend auf dem H6hepunkt des Rausches eine Senkung der Kaliumwerte, die um 20% niedriger als die Ausgangswerte waren, und die regelm~Big nach Rauschende sich wieder ausgeglichen hatten. ~m ein- zelnen fanden sich folgende Unter- suchungsergebnisse :

Tageskurve des H~moglobins.

4 900000 4 600 000 4180000 5370000 4 600000 4700000 4800000 4600000 5300OO0

X~176 Kfi. Schr. St. Sch. L. G. J. Ma.

8 Uhr 13 Uhr % %

96 95 92 97 96 90 85 88 98

106 97 95

102 102 98 93 86

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17 Uhr %

97 90 89 98 93 90 83 88

105

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im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch. 35

T a g e s k u r v e des B l u t k S r p e r c h e n -

X. M. Kfi. Sehr. St. Sch. L. G. I. Ma.

vo lumens .

8 Uhr Vol.- %

46 48 42 49 44,2 45,3 44,5 45 46

13 Uhr 17 Uhr Vol.- % Vol.- %

51 47 52 47 46 44 52 [ 50 47 43 49 44 48,7 44,1 40 ! 44 52 I 52

T a g e s k u r v e der Serum- K a l i u m w e r t e .

8 Uhr 13 Uhr 17 Uhr

T a g e s k u r v e c ' ten.

8 Uhr

X.M. 52O0 Kfi. 5600 Schr. 4500 Be. 5750 Sch. 2450 L. 4900 G. 4900 I. 5100 Ba. 4500 St. 4150 We. 5450

der G e s a m t l e u k o -

X.M. 22,2 17,2 Kfi. 20,5 18,2 Schr. 18,0 15,9 St. 19,0 17,7 Sch. 20,2 14,3 L. 18,1 23,5 G. 19,6 16,3 J. 20,9 14,5 Ma. 20,0 18,0 We. 20,2 17,7

T a g e s k u r v e de1 Aminos / iu ren Serum.

20,8 18,3 17,8 18,9

20,6 18,8 20,3 20,6 18,2

im

8 Uhr rag- %

X. M. Kfi. 10,,1 Sehr. 5,9 St. 6,1 Sch. 5,6 L. 6,8 G. 6,6 J. 6,8 Ma. 5,2

13 Uhr 17 Uhr rag- % rag- %

7,s 4,9 5,7 5,4 6,2 4,9 6,3 7,0 5,8 6,6 6,1 9,2

I 4,1 5,4 T a g e s k u r v e der B l u t z u c k e r w e r t e .

X, ]~[. Kfi. Schr. St. Sch. L. G. J . Ma.

8 Uhr mg- %

92 8O 92

91 100 103 98 90

13 Uhr 17 Uhr rag-% rag-%

81 91 92 88

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132 100 7O 81

103 l l5 90 98 97 126

13 Uhr

X. M~ Kfi. Schr. St. Sch. L. G. J. Ma. We.

10700 11600 12550 11600 3200

10000 8300

l l700 13760 8075 7400

6400 88O0

10750 6430 2370 5800 8100 7700

16900 10125 7 700

13 Uhr 17 Uhr

9,3 9,4 10,2 9,8 11,4 10,7 11,2 12,1 10,6 10,1 11,0 10,1 10,4 10,6 9,1 10,1

11,5 11,2

T a g e s k u r v e des R e s t s t i c k s t o f f s im Serum.

8 Uhr rag- %

X.M. 30,3 Kti. 34,7 Schr. 36,9 St. 29,1 Sch. 36,4 L. 36,4 G. 33,2 J. 31,8 Ma. 33,8

Tageskurve der

13 Uhr rag- %

21,0 28,2 26,8 21,7 24,6 25,7 24,3 33,6 27,2

Harns~ure

17 U h r rag- %

36,8

35,0 37,4 40,6 37,1 30,4 48,1 35,6

lIll Serum.

8 Uhr mg-%

Sch. 3,3 L. 3,4 G. 3,5 J. 3,1 Ma. 5,3

13 Uhr 17 Uhr rag- % rag- %

3,3 3,8 4,0 4,5 3,4 3,6 3,1 3,1 5,2 5,2

T a g e s k u r v e der H ~ r n s t o f f w e r t e im Serum.

G. 45,2 I 34,2 38,5 J. 63,2 40,1 61,7 Ma. 51,0 34,8 48,2

3*

9,8 9,5

10,1 10,7 10,5 11,2 11,9 10,6 9,4

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8 Uhr

17 Uhr

T a g e s k u r v e der Serum- Ca lc iumwer t e .

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36 Hubert Jantz: Ver~nderungen des Stoffwechsels

Besprechung. ]~berbliekt man die sieh im Meskalinr~usch beim Menschen ergebenen

Stoffwechselver/inderungen, so zeigen sich nur geringe Ausschl/~ge. Wesentlich hierfiir ist vor allem die relative Kleinheit der angewandten Giftdosen. Denn bei 0,3---0,5 g Meskalin auf 60--80 kg KSrpergewieht war es yon vornherein nieht sehr wahrscheinlieh, ausgedehnte Ver/s rungen aufzudecken. Immerhin aber gestatten die tats/~chlich vor- liegenden Befunde, einige Rfiekschlfisse zu ziehen. Die Berechtigung hierffir darf aus den im ganzen und besonders in den entscheidenden Punkten gleiehlaufenden Ver/~nderungen abgeleitet werden. DaB es sich dabei nieht um belanglose Verschiebungen im Ablauf des Tages- gesehehens handelt, ergibt sich einmal aus der weitgehend ein- heitlichen Gestaltung des Kurvenablaufes. Immer wieder traten die st/~rksten Ver/~nderungen zur Zeit der HShe des Rausches auf, w~hrend nach Abklingen der psyehischen Erscheinungen die Ausgangswerte wieder erreieht waren. Aullerdem konnten bei Kontrollversuchen in reinem Hungerzustand solche Kurvenabl/~ufe nie festgestellt werden.

Zun/~chst soll das rote Blutbild besprochen werden. Hier fand sich zusammengefaBt auf der HShe des Rausches eine Vermehrung der roten BlutkSrperehen, Anstieg des H/~moglobingehaltes und des BlutkSrperchen- volumens bei gleiehbleibendem GesamteiweiBgehalt im Serum. Zur Erkl~rung dieses Befundes kSnnte man an eine Ausschwemmung der Erythroeyten aus den Blutdepots unter spezifischen Reizen des Mes- kalins denken. Hierbei w/~re jedoch zu fordern, dab neben reifen Erythro- cytenformen ebenso nicht voll ausgebildete Formen gefunden wfirden. Aueh w/~re anzunehmen, da eine derartige Ausschwemmung von Erythro- cyten immer mit entsprechenden Verdiinnungen des Gesamtblutes ver- bunden ist, dab der GesamteiweiBgehalt des Serums sich verringert. Beides ist aber nicht der Fall. Die andere MSglichkeit zur Erkls der Versuehsergebnisse ist die Annahme, dat3 unter Einwirkung des Meskalins Plasma die Blutbahn verl/~Bt. Dadurch ergibt sich eine relative Vermehrung der eorpuscul/~ren Bestandteile des Blutes bei gleichblei- bendem EiweiIlgehalt im Serum. Wohin aber verschwindet das Plasma zur Zeit der HShe des Rausehes ? Als einzige Denkm5gliehkei$ bleibt die Annahme, dall es durch die Capillarw/~nde tritt und sich in den peri- vaseul~ren R/~umen ansammelt. Ein solcher Vorgang setzt aber eine erh5hte Durchl/~ssigkeit der Capillarwand voraus. Sie wird angetroffen 1. bei allgemeiner Stauung und 2. bei toxiseher Seh~digung der Capillar- wand. Die weitere Aufgabe der Untersuchung war also die Klarstellung des zugrunde liegenden Mechanismus.

Gelingt es nun aber, sich eine Vorstellung fiber die GrSBe des Plasma- verlustes zu machen ? Zur/iberschlagsweisen Berechnung soll die normale Blutmenge von 5 Litern und 5 Millionen Erythroeyten im Kubikmilli- meter zugrunde gelegt werden. Nach Eppinger setzt ein Anstieg der

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im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch. 37

roten BlutkSrperchen yon 5,0 auf 5,26 Millionen einen Plasmaverlust von 250 ccm voraus, w~hrend ein Anstieg yon 5,0 auf 5,56 Millionen einen Verlust yon 500 ccm ergibt. Daraus folgert ffir die vorliegenden Untersuchungen,. dab es sich im Meskalinrausch um eine Abwanderung yon etwa 300--500 ecm Plasma handeln muB.

Die VerKnderung des weiflen Blutbildes war ausgezeichnet durch eine relative und absolute Vermehrung der myeloischen Reihe, w~hrend die lymphocyt~re relativ absank, abso!ut nur m~Big sich vermehrte. Diese Befunde sind zum Teil auf die allgemeine Bluteindickung w~hrend des Meskalinrausches zuriickzufiihren. Jedoeh gelingt es damit nieht, die gesamte ErhShung und vor allem nicht die einseitige Vermehrung der neutrophilen Blutzellen zu erkl~ren. Sie muB auf einen spezifisehen Knochenmarksreiz des Meskalins bezogen werden; eine ~hnliche Re- aktion also, wie sie vom Adrenalin und manehen anderen adrenergischen Substanzen her bekannt ist. (In diesem Zusammenhang darf daran erinnert werden, dab Meskalin chemisch als AbkSmmling des Adrenalins aufzufassen ist.) Zwar geht es nicht an, aus chemischen Verwandt- sehaften auf gleichlaufende pharmakologische Wirkung schlieBen zu wollen, zumal gerade ffir das Meskalin durch die Arbeiten yon Raymond- Hamet naehgewiesen wurde, dab trotz des ~hnliehen Strukturbaues die fibliehen pharmakologisehen Wirkungen von Adrenalin und Meskalin nicht iibereinstimmen. Er wies naeh, dab das MeskaIinsulfat am Hunde r Blutdrucksenkung, teils schwaehe BlutdruckerhShung hervorruft. Der FIerzrhythmus wird niemals beschleunigt, sondern eher verlangsamt. Die Vorhofskontraktionen werden verkleinert. Bei mittleren Dosen (8 mg pro Kilogramm) hemmt das Meskalin die blutdruckerhShende Wirkung des Adrenalins. Aber selbst naeh hohen Dosen (54 mg pro Kilogramm) bleibt die die Herzt~tigkeit besehleunigende Wirkung des Adrenalins erhalten. Auf die Ver~nderungen des Blutbildes wird in dieser Arbeit jedoch nieht eingegangen. Aus der einseitigen Vermehrung der neutrophilen Blutzellen und dem Fehlen unreifer myeloischer darf auBerdem geschlossen werden, dab die Meskalinwirkung im wesentlichen tier Auspressung der Depots der neutrophilen Blutzellen ohne gleich- zeitiger iiberstiirzter Neubildung dieser Zellen entspricht.

Eine weitere Eigentiimliehkeit des weiBen Blutbildes war folgende: In etwa 2/a der FMle lag der l-I5hepunkt der myeloischen Ausschwem- mung zur Zeit der st~rksten Rauscherscheinungen, w~hrend in dem tibrigen Drit~el der F~lle der eigentliche Anstieg der Neutrophilen erst gegen Abend einsetzte. Dabei waren aber gerade diese letzteren R~usche durch einen besonders protrahierten Verlauf ausgezeichnet.

Wie aus den Versuehsreihen hervorgeht, zeigten auch die blutchemi- ~chen Untersuchungen auff~llige Ver~nderungen. Die Kontrolle des Blutzuckers und des Gesamtfettes ergab, dab eine fortgesetzte und dauernde Regulationstgtigkeit im Stoffwechselgetriebe unter Meskalin

Z. f . d. g . N e u r . u . P s y c h . 171. 3 a

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38 Hubert Jantz: Ver~nderungen des Stoffwechsels

einsetzen muB. Man kann sich diese Tatsache denken als eine StSrung der Glykogenversorgung der Leber, insbesondere im Zusammenhang mit den fibrigen Stoffwechselver~nderungen. Aus dem Bestreben des KSrpers, die Glykogenmenge unter alien Umst~nden aufreeht zu erhalten, erfolgen Ausgleichsreaktionen des KSrpers im Sinne einer erhShten Fettmobilisation. Dafiir spricht vor allem der Anstieg der Gesamt- fettwerte im Blur auf der HShe des Rausches.

Wichtig zum Verst~ndnis der unter Meskalin einsetzenden patho. physiologischen Vorg/inge sind die Be/undsdaten des Eiweiflhaushaltes. Sie deuten mit ihrem anfiinglichen Rfickgang des Rest-N und sp/~teren Anstieg auf hShere als die Ausgangswerte, mit dem Absinken der Amino- s/~ure, der Senkung des Harnstoffes auf der HShe der Rausches auf eine EiweiBanschoppung hin. Dabei erhebt sich die Frage, wo diese statt- findet. Im allgemeinen besteht die Anschauung, dab eine Depotbildung yon EiweiB nicht vorkomme. Jedoch haben die Untersuchungen Fischlers an Eckfistelhunden die MSglichkeit des Bestehens solcher EiweiBdepots unzweifelhaft nachgewiesen. Nach ihm ist vor allem die Lebcr zur Depotbildung geeignet. Es liegt deshalb nahe, auch ffir unsere Untersuchungen eine solche Depotbildung in der Leber anzunehmen. Im Sinne der Fischlerschen Untersuchungen darf auch der starke Rfiek- gang des Bilirubingehaltes des Serums zur Zeit der RauschhShe gedeutet werden. Ist doch die Bilirubinbildung wesentlich an die Intaktheit der Leberfermente gebunden. Andererseits aber tritt, wie ebenfalls Fischler bewies, im Bilde der EiweiBanschoppung der Leber eine wesentliche Beeintr/s der fermentativen T/itigkeit der Leberzelle ein. So gesehen, muB der Bilirubinsturz als eine L/~hmung der Funktion der Leberzelle aufgefaBt werden.

Unter der Vorstellung der Untersuchungen von Cloetta fiber Elektro- lytverschiebungen wi~hrend des Schlaf- und Wachzustandes wurde auch dem Calcium-Kaliumgehalt des Serums Beachtung geschenkt. Cloetta fand, dab im Schlaf der Calcium-Kaliumgehal~ des Blutes regelm~Big stark absinkt. Die Werte sollen ffir Calcium 6--10%, ffir Kalium 8 bis 15% w~hrend des Schlafes tiefer liegen als im Wachzustand. Dieser Befund wurde als Wanderung der Kationen Calcium und Kalium zwischen Blutplasma und neuromuskul~rer Substanz gedeutet. L .R . Mi~ller baute darauf seine Vorstellung fiber den Schlafzustand auf als einen Vorgang der ,,Ladung des Akkumulators, der zur Anreicherung poten- tieller Energie im Nervenmuskelgewebe" ffihre. Ein Geschehen aber, das sich gleich dem Meskalinrausch im raschen Wechsel yon fiberwachen Erlebnisinhalten und schlaf~hnlichen Zust~nden abspielt, mfiBte dem. nach zumindest Verschiebungen yon Kalium oder Calcium zeigen. Zwar sank nun Kalium mit Regelm~Bigkeit ab, das Calcium aber verhielt sich sehr wechselnd und kaum gleichlaufend mit dem Kalium, so dab es nieht mSglich ist, hieraus einen SchluB zu ziehen. Zudem sind ja

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im Meskalinrausch beim Mensehen und im Tierversuch. 39

Kalium und Calcium nur Komponenten einer groBen Anzahl von Elektro- lyten, die die mannigfachste Aufgabe im KSrper zu erffillen haben. Sie erstrecken sieh auf die Erhaltung des osmotischen Gleichgewichtes, auf die Konstanz der Konzentration, das gegenseitige Verh~ltnis der einzelnen Salzteilchen zueinander und schlieBlich auf die Regelung des S~urebasenhaushaltes. Berficksichtigt man gleichzeitig die iibrigen Ver- ~nderungen des Stoffwechsels des K6rpers unter Meskalin, dann sieht man ohne die Kenntnis weiterer Mineralverl~ufe in dem regelm~Bigen Kaliumsturz zur Zeit der Rauschh6he eher einen Regulationsmeehanismus, etwa zur Ausbalancierung des Si~urehaushaltes des K6rpers.

Zusammenfassend l~Bt sich sagen, dab das Alkaloid Meskalin im Versuch am Menschen eine Reihe immer wiederkehrender Stoffwechsel- stSrungen hervorruft. Gesetzm~Big findet sich eine Leukocytose mit Absinken der lymphocyt~ren lind Anstieg der myeloischen Reihe, ein anf~ngliches Absinken und sp~terer Anstieg des Rest-N, ein Abfall der Aminos~uren, ein starres Festhalten der GesamteiweiBwerte w~h- rend des Rausches, eine Senkung des Bflirubinspiegels sowie der Kaliumwerte im Serum, auBerdem fast regelm~Big eine Erythro- cytenzunahme mit H~tmoglobinsteigerung und Vermehrung des Blut- k6rperehenvolumens.

Es ist naheliegend, danach zu suchen, ob und bei welchen Krank. heitsbildern ~hnliche Syndrome sich finden. Dabei muB vor allem an die Untersuchungen Eppinqers erinnert werden, der im Tierexperiment unter akuter Histamineinwirkung eine Reihe yon Ab~nderungen des Blutstatus und des Gesamtstoffwechsels land, die als Bluteindickung, Verminderung der zirkulierenden Blutmenge, Anstieg des EiweiBgehaltes der Lymphe beschrieben wurden. Bei der anatomischen Untersuchung der Histamintiere fanden sich Erweiterungen der perivascul~ren Ri~ume, Ansammlung yon eiwefl3haltiger Flfissigkeit. Daneben zeigten sich in fortgeschritteneren Fallen Parenchymdegenerationen und Sklerosen. Gr6Bere Leukocytenansammlungen fehlten. Diese anatomischen Befunde gaben Eppinqer die Veranlassung, die Ergebnisse der Histaminunter- suehungen in Vergleich zu den pathologischen Befunden Roessles zu setzen, d.er yon der Hepatitis der Leber ausgehend den Begriff der serSsen Entziindung anatomisch ableitete. Der Exsudation yon ser6ser Fliissigkeit in die perivascul~ren R~ume miBt RSssle deshalb groBe Bedeutung bei, weft er in ihr das Vorstadium yon Capillarver~nderungen sieht, die schlieBlich im anatomischen Bild der Cirrhose miinden. Er glaubt dabei, dab das austrete~le Exsudat sich in Bindegewebsfibrillen umwandelt, also organisiert wird. In Erweiterung und l~bertragung dieser Erkenntnisse auf die mensehliche Pathophysiologie land Eppinger bei einer Reihe toxisch bedingter Erkrankungen Ver~tnderungen, die denen beim Histaminkollaps ~hneln und fiir die er das Vorliegen einer ,,serSsen Entzfindung" postulierte.

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40 Hubcrt Jantz: Ver~nderungen des Stoffwechsels im Meskalinrausch.

Auf Grund dieser Untersuchungen mullte bei der Zusammenordnung unserer Befunde ebenfalls und in erster Linie an das Vorliegen einer toxisch bedingten Capillarsch/~digung gedacht werden. Dies um so mehr, weil, was Eppinger immer wieder betont, das Bild seiner serfsen Ent- ziindung im Experiment zun/ichst ein durchaus reparables Geschehen ist. Ebenso wie das Eiweifl durch die gesch/idigte Capillarwand in den peri- vascul~ren Raum tritt, soll es bei Aufhfren der sch/~digenden Noxe wieder rfickfluten, vorausgesetzt, dab die Einwirkung noch nicht zu lange andauerte. Damit kfnnte bei unseren Versuchen einerseits das vfllige Abklingen der beim Meskalinrausch nachgewiesenen Ver/inde- rungen nach Rauschende verst/~ndlich gemacht werden und andererseits die sonst nicht einzuordnenden Abweichungen einzelner roter Blut- bilder, bei denen die roten Blutkfrperchen absanken, das Hb. und das Blutkfrperchenvolumen zurfickgingen, gedeutet werden. Wir h/s dann also in diesen F/tllen das Blutbild in einem Zeitpunkt erfal3t, in dem bereits pathophysiologisch wieder ein Riickstrom in die Capillaren ein- getreten ist. Damit stimmt auch fiberein, dab der klinische Verlauf dieser R/iusche auBerordentlich kurz war.

Jedoch genfigt die Gesamtheit der Ver/~nderungen des Stoffwechsel- geschehens im Meskalinrausch beim Menschen noch nicht, das Vor- liegen einer toxischen Capillarsch/~digung anzunehmen. Die gefundenen Ergebnisse konnten hfchstens als Hinweis gewertet werden. Es wurde deshalb versucht, durch das Tierexperiment weitere Kldrung zu bringen.

II. Versuehe beim Tier. In der Besprechung der Versuehsergebnisse fiber den Meskalin-

rausch beim Menschen war die Frage zur Diskussion gestellt worden, ob es sich pathophysiologisch bei der Meskalinintoxikation um das Bild einer toxischen Capillarsch/idigung im Sinne einer serfsen Ent- zfindung nach Eppinger handelt. Zur weiteren Kl~rung dieser Frage wurde zum Tierversuch gegriffen. Dabei w/~hlten wit eine Tierart, die besonders gut in stoffwechselm/~13iger Weise durchzutr ist und die bekanntermal3en auf die gegebenen Reize toxischer Art leieht anspricht. Diesen Bedingungen genfigt am besten der Hund und weniger gut das Meerschweinchen.

Die Versuche wurden so angelegt, dab 1. ein Tier in steigenden Mengen mit Meskalin bis zur letalen Dosis vergiftet wurde. W/ihrend der Ver- suchsdauer wurde eine genau auf ihren Stiekstoffgehalt t/~glich analy- sierte Nahrung in stets gemessener Menge verfiittert. Gleichzeitige Untersuchungen der Exkremente gestatteten die Bilanzkurve des Stick- stoffes aufzustellen und damit einen wesentlichen Einbliek in den EiweiB- haushalt des Kfrpers w/~hrend der Intoxikation zu gewinnen. In die Meskalintage wurden meskalinfreie eingestreut, um so etwa eingetretene Ver/inderungen des Stoffwechsels in ihrer Ausgleichbarkeit nachzuweisen.

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AuBerdem untersuchten wir in Intervallen Blut- proben, die ffir gewShnlich morgens niichtern vor der Meskalindose und mittags auf dem HShepunkt des Rausches entnommenwur- den. Nach dem Tode des Tieres erfolgte die anato- mische Aufarbeitung.

In einer zweiten Ver- suchsreihe wurde ein Hund und zweiMeerschweinchen miiglichst raseh bis zum letalen Ausgang mit grol~en Dosen Meskalin (t~glich 1,5--2,5 g) iiberschwemmt, um dadurch evtl. ab- laufende anatomische Ver- ~nderungen deutlich zu machen. SchlieBlich wurde 3. einem Meerschweinchen eine einzige, allerdings massive Dose (3 g) Meskalin gegeben, das Tier dann getStet und anatomisch durchuntersucht. Hierbei war die Vorstellung mal~- gebend, ob bereits eine einmalige Giftmenge ge- niigt, anatomisch feststell- bare L/~sionen zu setzen.

Im einzelnen ergab sich zur ersten Versuchsreihe folgendes: Ein kr~ftiger, ausgewachsener, 30 kg schwerer Hund wurde zu- n/~chst 4 Tage auf Sonder- kost umgestellt. Sie be- stand aus 2 Liter Milch, 4 Eiern, 50 g Zucker und 50 g Fett. In dieser Zu- sammensetzung der Nab- rung bereitete die t/igliche

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42 Hubert Jantz: Ver/~nderungen des Stoffwechsels

Bestimmung des St~ckstoffgehaltes keine Schwierigkeiten. Im Vorversuch war festgestellt worden, dal~ die Nahrung calorisch ausreichend war. Dem- entsprechend kam es w~hrend des Versuches auch nur zu geringffigigen Gewichtsschwankungen. Nach der viert/igigen Einstellung auf die neue Ern/~hrungsform war Stiekstoffgleichgewicht erreicht. (N-Einfuhr dutch die Nahrung ~-- N-Ausfuhr dutch die Exkremente.) Durch das bestehende Gleichgewicht im Stickstoffhaushalt war angezeigt, dab keinerleiRetention yon Eiweil~ vorlag. Am 5. Tage begann die Meskalinverabreichung. Begonnen wurde mit 0,4 g Meskalin subcutan in physiologischer Kochsalz- 15sung. Zun/ichst blieb die Wasserbfianz in der Schwebe. Mit steigenden Meskalingaben wurde die Stickstoffausscheidung immer geringer, gleich- zeitig sank die Urinprodnktion. Nach 4 Tagen erfolgte die erste Pause in der Meskalinapplikation. Diese hatte zur Folcle , daft eine massive, iiber den ganzen Tag anhaltende, Sticksto/[ausschwemmung eintrat, die in /ihnlicher Weise noch dreimal zu erhalten war. Dabei mul~ darauf hingewiesen werden, dal~ diese Stickstoffmehrausscheidung in den meskalinfreien Tagen nicht etwa durch einfache Wasserhaushaltsver- schiebungen zu erkl/iren ist, da die Diurese auch an den meskalinfreien Tagen nicht nennenswert verst/~rkt war. Bemerkenswert ist welter, dab in den sp/iteren meskalinfreien Tagen die Stickstoffmehraus- scheidung nicht die gleiche HShe wie frfiher erreichte. In/~hnlicher Weise wie die Stickstoffbflanzkurve verhielt sich die Allantoinaus- seheidung, die jeweils art den meskalinfreien Tagen einer auBerordent- lichen ErhShung wich. Dabei wurde selbstverst/~ndlich an den mes- kalinfreien Tagen die Zusammensetzung und Menge der Nahrung in keiner Weise ver/tndert. Am 25. Tag ging das Tier unter Zeichen der Ateml/~hmung, nachdem im ganzen 27,1 g Meskalin subcutan gespritzt worden waren, ein.

Die Analyse des Blutbildes w/ihre.nd dieser Versuchsreihe ergab folgendes: Die Zahl der Erythrocyten stieg bei jewefliger Nfichtern- abnahme am 1., 7. und 14. Versuchstage yon 6,3 fiber 7,2 auf 7,4 Mill. Das BlutkSrperchenvolumen vermehrte sich von 52 fiber 54,2 auf 61,3%. Der H/imoglobingehalt nahm yon 103 fiber 118 auf 124 nach Sahli zu, w/~hrend der GesamteiweiBgehalt des Serums, um 7,41% fast gleich- blieb. Die Lenkocyten stiegen yon 6300 fiber 8870 auf 9800 an. Die Verschiebung innerhalb der einzelnen Leukocytenreihen war jedoeh nicht so stark, wie es beim menschlichen Blutbild der Fall war.

Der Blutchemismus. Die Ver/inderungen des blutchemischen Bildes waren deshalb yon besonderem Interesse, weil sie, im Liingsschnitt durehgeffihrt, in der Gesamtheit ein anderes Bild ergaben als die frfiheren am Menschen gemachten kurzfristigen Versuche vermuten lieBen. Wieder seien zun~chst die Nfichternwerte der 25t/~gigen Untersuchungsreihe gegenfibergestellt. Die Blutzuckernfichternkurve zeigte nach vorfiber- gehendem Anstieg eine leichte Senkung ihrer Werte, die bis zum Tode

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im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch. 43

anhielt. Die dem EiweiBstoffwechsel zuzuordnenden Testuntersuchungen ergaben, daf die Aminos~ure im Serum konstant anstieg (yon 5,1 auf 7,8 rag-% ), der Harnstoff sieh reeht eindringlieh yon 31,2 auf 103 rag-% fiberhShte, der Rest-N sehr stark wechselte, indem er bald im normalen Bereich, bald um 92 mg-% lag und sehlieflieh das Allantoin konstant yon 0,84 auf 0,16 absank. Die Niiehternwerte des Kaliums zeigten eine fortgesetzte Fallneigung (Ausgangswert 19,6, Endwert 14,3 rag-%).

Neben diesem Ldngsschnitt dureh die Untersuehungsperiode wurde aueh versucht, in das Tagesgeschehen des Meskalinrausches beim Tier einzudringen. Es ergab sich auch hier, daf die Stoffwechselver~nde- rungen mit zunehmender Intoxikation markanter wurden. Diese Tages- kurven verliefen nun wieder in ganz ~hnlicher Weise wie bei den friiheren beim Menschen vorgenommenen Untersuehungen. Im einzelnen zeigte sich folgendes:

1. Untersuchung zu Beginn der Meskalinzufuhr. Die Erythrocyten stiegen nach dem H6hepunkt des Rau~ehes um 14%, der I-tb.-Gehalt nahm um 3% zu und das Blutk6rperehenvolumen vermehrte sich um 4%. Gleichzeitig blieb aber der Gesamteiweifgehalt des Serums um 7,3% liegen.

2. Untersuchung am 7. Versuchstage: Anstieg der Erythrocyten um 15%, Zunahme des Hb.-Gehaltes um 3%, Vermehrung des Blutk6rper- chenvolumens um 5%, Gesamteiweil~wert unver~ndert. Die Prozent- zahlen sind dabei jeweils auf den Nfichternwert des gleichen Tages bezogen. Die iibrigen Untersuchungen des Blutehemismus dieses Tages ergaben eine leiehte Senkung des Blutzuckers bei der Mittagsabnahme (4 Stunden nach der Meskalinapplikat!on), der Harnstoff (50%) nahm gleich wie die Aminos~ure (20 % ) stark zu, w~hrend das Allantoin keinerlei Bewegung zeigte. Die Kaliumbestimmung ergab einen Abfall yon 17,4 auf 13,2 rag-%. Die Durchuntersuchung der stoffwechselm~figen Ver~nderungen bei den beiden anderen Versuchsreihen (akute Vergiftung und einmalige intoxikation) erbrachte im wesentlichen zu dem eben Beschriebenen gleichlaufende Resultate.

Besprechung. Von der Stoffwechselseite her brachten die Tierversuche im wesent-

lichen zwei neue Erkenntnisse. Ausgehend yon der Tatsache, dab in den Ls des Stoffwechsels die Abs im ganzen anders gerichtet waren als die Tageskurven beim Menschen und auch beim Tier erwarten lie fen, ergibt sich ein deutlicher Hinweis auf das Gesamtgeschehen der unter Meskalin ablaufenden pathophysio- logischen Vorg~nge. Es handelt sich dabei um folgendes:

Der Verlauf der Tageskurven erbrachte vor allem Anzeichen dafiir, daft zur Zeit der RauschhShe Vorg~nge einsetzen, die einer Eiweif- anschoppung entsprechen. Dies kSnnte zur Annahme Veranlassung

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44 Hubert Jantz: Ver~nderungen des Stoffwechsels

geben, dal~ die darauf gerichteten Untersuchungen bei chronischen Meskalinvergiftungen weitere Vertiefungen im Sinne der schon be- kannten Ausfi~lle erbringen wfirden. Dem entspreehen lediglieh die Blutbefunde. Aus ihnen ergab sich eine zunehmende Eindickung im Blut, die weit fiber die bei einmaliger Meskalingabe hinausging. Da- gegen fanden sieh z. B. fiir Harnstoff, Rest-N und Aminosi~uren Werte, die den Erfahrungen beim Einzelrausch entgegenliefen. Aus der Art der Abweiehungen (Anstieg des Harnstoffs, des Rest-N und der Amino- siiuren) darf gesehlossen werden, dab es sich um Veri~nderungen handeln muB, wie sie eine sehwer geseh/~digte Leber aufweist. Solche Abwei- ehungen sind aus der Pathophysiologie bekannt und finden sich immer darm, wenn insbesondere der EiweiBhaushalt dureh Fermentseh/~digung der Leber zusammenzubreehen droht. Es liegt daher nahe, als das Entscheidende beim chronischen Vergiftungsversuch eine sekundiire Leberveri~nderung und damit den stoffwechselm/~gigen Zusammenbruch der Leber anzunehmen. Wollten wir jetzt sehon die Wirkungsweise des Meskalins so deuten, dab durch dieses Gift eine Capillarseh/~digung hervorgerufen wird, die ihrerseits eine erhShte Durehliissigkeit fiir Eiweil~substanzen zur Folge hat, dann wi~re diese offenbar fiir den naeh- gewiesenen Leberschaden verantwortlich zu machen, vor allem im Hin- blick auf die Eppingerschen Untersuehungen, die gezeigt haben,: dab durch die Eiweil~austritte in die perivascul/~ren R/~ume die oxydativen und reduktiven, ebenso wie die fermentativen Prozesse, insbesondere der Leber, schwer gesch~digt werden. Er postuliert, dab durch EiweiB- mengen, die zwischen Capillaren und Parenchymzellen gelagert werden, die Zufuhr yon Sauerstoff an die Zelle und ebenso der Abtransport yon Kohlens/~ure nicht mit der genfigenden Raschheit vor sich geht, Damit abet arbeitet die Parenchymzelle unter vollkommen anderen Verh~tlt- nissen. Sowohl der Aufbau k5rperwichtiger Verbindungen als auch der Abbau und die Entgiftung toxischer intermedi~rer Zwischenprodukte gelingt entweder gar nieht oder nur unvollkommen. Durch den Sauer- stoffmangel kommt es weiterhin zu einem Gewebszerfall. Als Ausdruek dieses Vorgangs linden sich, wie auch Elias und Kaunitz in ihren Unter- suchungen fiber Sauerstoffmangel berichten, gegen Ende chronischer Vergiftungsversuche eine bemerkenswerte Steigerung des Reststickstoffes und der Aminos/iure im Blut.

Als zweites fand sieh im Bflanzversuch eine konstante Stickstoff- retention, die regelm/iBig an den meskalinfreien Tagen einer erhShten Stickstoffausscheidung wich. Da auBerdem der l~bergang zwischen Stickstoffmehrausscheidung und Stickstoffretention ohne Kompensation und ohne wesentliehe Verschiebung im Wasserhaushalt vor sich gingen, darf dieser Befund der Stickstoffretention als weiterer Beweis echter Speicherung yon Eiweil~ aufgefaSt werden.

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im Meskalinrausch beim 54ensehen und im Tierversuch. 45

Der Stoffwechselteil des Tierversuches erbrachte also ffir die Tages- verl~ufe zu den bisherigen Ergebnissen gleichlaufende, im ganzen aber eindeutigere Befunde, w~hrend der Bflanzversuch zusammen mit der L~ngskurve der blutchemischen Untersuchungen Hinweise auf schwere sekund~re Lebersch~den aufzeigte. Diese waren so ausgepr~gt, dab sie mit Wahrscheinlichkeit nicht als einfache funktionelle Ver/~nderungen, sondern als Ausdruck pathologisch-anatomischer Ver/~nderungen auf- gefaBt werden mul~ten. Aus diesen ~berlegungen heraus wurde die Auikl/~rung der pathophysiologischen Ver/~nderungen durch das anato- misehe Pr~parat erhofft.

III. Anatomisehe Befunde.

Makroskopisch zeigten die inneren Organe mit Ausnahme der Leber keine groben Ver~nderungen. Das Herz war weder nach links noeh naeh rechts verbreitert, die Lunge zeigte keinerlei Stauung und aueh die Mflz war nicht vergrSl3ert. Desgleichen wies die Niere keinerlei Ver- ~nderung auf. Hingegen zeigte die Leber bei allen nach Meskalinzufuhr eingegangenen oder getSteten Tiere eine leichte Vergr613erung. Au•erdem land sich bei dem mit Meskalin chronischen vergifteten Tier fiber die gesamte Oberfl~che der Leber verstreut bis stecknadelkopfgrol3e Hs rhagien. Mikroskopisch waren die Lunge, die Niere, der Magen-Darm- trakt ohne besondere Auffi~lligkeit. Insbesondere fanden sich an diesen Organen keinerlei Hinweis ffir Stauung. Dagegen zeigte die Meskalin- leber des chronisch vergifteten Tieres sowohl als auch die der kurzfristig vergifteten Tiere im Vergleich zum Kontrolltier weitgehende Ver~nde- rungen.

Bevor auf die Beschreibung der mikroskopisehen Pr~parate ein- gegangen wird, muB kurz auf die fixative Behandlung der Organe hin- gewiesen werden. Dies deshalb, weft von der richtigen Handhabung der Fixiermethode die Klarheit der Bflder wesentlich beeinfluI3t wird. Nach dem Tode (bei nicht bis zum Exitus vergifteten Tieren durch Nacken- sehlag) des Tieres werden aus den zu untersuchenden Organen einige kleine diiIme Scheiben entnommen und sofort in Carnoysche LSsung gebracht. Naeh halbstfindiger Fixierung und zweimaligem Wechsel der l~ixierlSsung werden die Gewebsstiicke in 75 %i gem Alkohol aufbewahrt. Die weitere Verarbeitung erfolgt in der fiblichen Weise. Zur F~rbung eignet sich besonders die HE.- und v. Gieson-Methode.

Die so behandelten Sehnitte der Leber zeigten folgendes: Im ~ber- sichtsbfld war die Meskalinleber ausgezeichnet durch weitgehende Auf- lockerung ihrer Baustruktur. Die gewohnten Beziehungen des Capillar- systems zu den LeberzeUb~lkchen war aufgehoben. Die B~lkehen waren im Bereich des Untersuchungsfeldes zugunsten der Capillaren stark vermindert und die Capillaren allenthalben maximal mit Erythrocyten geffillt. Die beim Hunde sonst so deutlichen L~ppchenabgrenzungen

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46 H u b e r t J a n t z : V e r ~ n d e r u n g e n des S t o f f w e c h s e l s

Abb . 6. (H.E. l l4mM.) ?3bersichtsbil4 f iber die Lebe r des I4:ontrolltieres (I t lmd).

Abb . 7. (H.E. l l 4 m a l . ) ~be r s i ch t sb i ld fiber die Leber eines mi t Meskalin chroniseh ver- g i f t e t en Hundes (gleiches Tier wie Abb. 5). A u f l6 sung tier B a u s t r u k t u r der Lebcr . S t a rkc

Erwe i t e rung der Capi l laren.

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im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch. 47

konnten nur noch mit Miihe rekonstruiert werden. Eine besondere Betonung der Capillarfiillung war nicht festzustellen, sondern sowohl die zentralen als auch peripheren Abschnitte innerhalb der Li~ppchen waren gleichm~Big erweitert. Bei st~rkerer VergrSBerung sah man mi t Deut- lichkeit, daft im Gegensatz zur Kontrolleber zwischen Capillarwand und Leberbalken keine unmittelbare Bertihrung mehr bestand, sondern dal3 sich ein ziemlich breiter perivascul~rer Raum gebfldet ha t te (Dissescher

.~-bb. 8. ( H . E . 403real . ) L e b e r des Kon t ro l lhundes .

Raum). Darunter versteht man eine im normalen Leberbild gar nicht oder nur angedeutet sichtbare Spaltanordnung rings um die Capillaren. In unseren Pr/iparaten war dieser, wie weitere VergrSBerungen darlegten, teflweise mit flockigen im HE.-Pr/~parat leicht rStlich aufleuchtenden Massen, teflweise mi t E ry th rocy ten angefiillt. An einzelnen Stellen war die CapiUarwand selbst verdickt und streifig angeordnet. Immer wieder konnten einzelne Stellen gefunden werden, an denen sich die perivascu- 1/s R/~ume verbreiterten und dicht mit Koagula angefiillt waren. Zur Feststellung der St~rke der Ver/~nderungen der Leber interessierte besonders der Zustand der einzelnen Leberzelle. Es ergab sich, daft fast unveri~nderte Leberzellbezirke mit zerstSrten abwechselten, wobei dann Zentrum und Peripherie der L/ippchen gleichm/~13ig befallen waren. I)iese Bezirke zeigten folgendes: Der kontinuierliche Verlauf der Leber- zellbalken war aufgehoben, y o n Verwerfungen durchsetzt und bei ein- zelnen Leberzellen war die Zellgrenze undeutlich. Manchmal sah man

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48 H u b e r t J a n t z : V e r ~ n d e r u n g e n des S tof fwechse l s

Abb. 9. ( t t ,E. 403mal.) Leber eines mi t l~Ieskalin chronisch vergi f te ten t tundes . Ausschni t t eines Bezirkes g u t e rha l tener Leberzellen.

Abb. 10. (H.E. 403mal.) Leber eines m i t ~ e s k a l i n c h r o n l s c h v e r g i f t e t e n t tundes . Ausschni t t eines Bezirkes sich aufl6sender Leberzellen.

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im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch. 49

Zellen, deren Kerne in AuflSsung begriffen waren. Eine Ansammlung yon Leukocyten konnte hie gefunden werden. Im v. Gieson-Pr~parat war besonders sch6n der Zustand der Capillarwand zu iibersehen. Wieder- um zeigte sich hier an einzelnen Stellen Verdickung der Capillarwand und strangf6rmige Anordnung kollagener Strukturen.

D i s s e s c h e r R a n m m i t E r y t h r o c y t e n a~gef i i l l t .

2~bb. 11. (v. Gieson 780rea l . ) L e b e r e ines m i t M e s k a l i n c h r o n i s c h v e r g i f t e t e n t t u n d e s . L e b e r z e l l g r e n z e n ~ m d e u t l i c h d a r g c s t c l l t . C a p i l l a r w ~ n d c te l l s v e r d i c k t , t e i l s a u f g c f a s c r t , t e l l s u n t e r b r o c h e n . Disse schc R ~ u m e m i t k r i i m c l i g e n lVlassen ~md E r y t h r o c y t e n angc f i i ] l t .

Im Hinblick auf die im Stoffwechselteil gegebene Anschauung, dab unter Meskalin eine Entglykogenisierung der Leber stattfinde, war das histologische Ergebnis der Leberf~rbung auf Glykogen wesentlich. Es zeigte sich hierbei durchgehend eine ausgesprochene Entglykogeni- sierung. Keine der Meskalinlebern wies eine irgendwie geartete Ver- fettung oder auch nur Einstreuung einzelner Fettzellen auf.

War schon dutch die Art der Fixierung wahrscheinlich gemacht, dal3 es sich bei den perivasculi~ren Niederschl~gen um EiweiBausschwit- zungen handeln miisse, so wurde der letzte Beweis durch das Fluorescenz- mikroskop erbracht. Bei F~rbung mit Thioflavin und Gegenf~rbung dutch Methylgriin bei ph. 6 und Betrachtung im ultravioletten Licht- strahl leuchteten die perivascul~r niedergeschlagenen Massen braun auf, das beweisende Zeichen fiir die Eiwei~natur der Niederschl~ge.

])iese vor allem im chronischen Vergiftungsversuch nachgewiesenen Vers konnten nun auch beim kurzfristigen Versuch, wenn

Z. f . d. g. N e u r . u . P s y c h . 171.

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50 Hubert Jantz: Ver/~nderungen des Stoffwechsels

auch mit gradmi~gigen Unterschieden, gefunden werden. Es zeigten sich hierbei ebenfalls Eiweil~austritte in die perivasculs R/iume der Leber, Verbreiterung der Disseschen Spalten, w/~hrend die Leberzellvers rungen nicht zu linden waren. Schliel~lich brachte die einmalige aUer- dings starke Meskalingabe mit TStung dieses Tieres auf dem HShepunkt des Rausches ebenfalls Eiweigausschwitzungen in die Disseschen Ris Die iibrigen oben beschriebenen Ver/~nderungen wurden hierbei ebenfalls vermigt.

Im Hinblick auf die Eppingerschen Befunde war es wichtig, die Be- teiligung der einzelnen Organsysteme und ihre evtl. Ver/~nderungen zu studieren. Eppinger fand bei seinen Vergiftungsversuchen mit unge- s/~ttigten Substanzen, dag auger der am deutlichst alterierten Leber auch der Magen-Darmtrakt, die Lunge, die Niere, das Herz und das Hirn pathologische Veriinderungen zeigten. Im Gegensatz dazu war bei den Vergiftungen mit Meskahn auff/~llig, daft Magen-Darmtrakt and Niere frei waren, w/ihrend die Lunge geringfiigige Eiweigansammlungen in den perivascul/~ren R/iumen zeigte. I)agegen fanden sich bei der mikroskopischen Durchuntersuchung des Gehirns, die im einzelnen noch nicht abgeschlossen ist, und die der Gegenstand einer weiteren Darstellung werden soil, immer wieder Eiwei6ausschwitzungen in die perivascul/~ren R/~ume. Ob diese besondere Organbevorzugung beim Meskalin (Leber + Gehirn) lediglich eine Zufalligkeit bedeutet, mug in weiteren Untersuchungen gekl/irt werden. Bei der Besonderheit der durch die I)roge verursachten abnormen psychischen Erscheinungen muB aber diese Zuordnung immerhin zum Nachdenken zwingen.

Besprechung der anatomischen Ergebnisse.

Die mikroskopischen Bilder der Meskalinleber zeigen zusammen- gefagt das Bild einer ttyperiimie mit Erweiterung der Disseschen R/iume und Eiweil~ansammlungen in ihnen. Die Capillaren sind steilenweise verdickt, stellenweise zeigen sich auch in den Arteriolenwandungen Auflockerungen und I)urchtr/s Im ganzen sind das Bilder, wie sie Eppinger bei seinen Tierversuchen mit unges/~ttigten Substanzen und im Histaminkollaps gefunden hat. Er bezeichnet sie unter Stfitzung auf RSssle als Ausdruck einer serSsen Entziindung und deutet sie als das anatomisch sichtbare Substrat einer erhShten Durchl/~ssigkeit yon Capillarinhalt, vor ahem Eiweig, dureh die Capillarw~nde in die peri- vascul/~ren R/~ume. Wie wohl diese Erkl/~rung weitgehende Anerkermung gefunden hat, nimmt Ascho// gegen sie Stellung. Er betont, dab keine der fiir die ,,serSse Entztindung" beigebraehten anatomischen Unter- lagen nicht aueh bei der reinen Stauung anzutreffen ware. Durch sie wiirde auf h~modynamischem Weg sowohl Durchtrit t yon eiweighaltiger Flfissigkeit (Morpurgo) als aueh Sklerose entlang der Gef/s erzeugt.

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im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch. 51

SchlieBlieh betont er, dab fiir die Leberzellver/~nderung auch agonale und postmortale Einfltisse zu beriieksichtigen seien. Untersuchungen yon Heinemann, die unter Beobaehtung dieser ausschlieBenden MSglieh- keiten durehgefiihrt wurden, h/~tten jedenfalls gezeigt, dab viele der auf ,,serSse Entziindung" angesproehenen Krankheitsformen auch dutch Stauung zu erkl/~ren seien, und endlich sei es experimentell unter Be- riieksichtigung der notwendigen VorsichtsmaBregeln nieht gelungen, eine ,,serSse Entziindung" beim Tier zu erzeugen.

Um der Deutung unserer Befunde gerecht zu werden, muB also zu- n/tehst die MSglichkeit des Vorliegens einer Stauung ausgeschlossen werden. Gegen Stauung spricht einmal der makroskopische Befund. Einheitlieh fanden sich keine Ausf/~lle am Herzen, die auf ein Versagen des Motors hinweisen kSnnten, Das reehte Herz war hie verbreitert, die Muskulatur makroskopisch frei yon Ver/~nderungen. Auch die iibrigen Organe, insbesondere Lunge und Milz, zeigten keine Stauungs- erscheinungen. Lediglich die Leber selbst war in dem ehronischen Vergiftungsversuch leicht vergrSBert. Zum anderen finden sich die mikroskopisehen Ver~nderungen, wie bereits betont, beinahe ausschlieB- lich an der Leber und dem Gehirn. Dies ist eine Beteiligung des Betroffen- seins yon Organen, wie sie bei der Stauung nicht vorzukommen pflegt. Aber gerade die starke Ver/~nderung der Leber bei praktischer Erschei- nungslosigkeit der iibrigen inneren Organe, die zun/~chst schwer verst/~nd- lieh ist, wird durch Erfahrungen der Pathologie gut erg/~nzt. Starling und R6ssle weisen darauf hin, dab die Capillargebiete der verschiedenen Organe in ihrer Reaktionsweise, vor ahem ihrer Durehl~ssigkiet fiir verschiedenste Stoffe vSllig voneinander zu trennen sind. So ist bekannt, dab die Leber einen besonders durchl/~ssigen Capillarbau besitzt, wie dies ja bereits aus physiologischen ~berlegungen heraus zu fordern ist. Dutch ihn erfolgt die Aufnahme und Weiterleitung der Darmprodukte in die Leber und die Abgabe der Lebererzeugnisse in die Blutbahn.

SchlieBlieh muB noch darauf hingewiesen werden, dab die Durch- fiihrung der anatomischen Untersuchung sofort nach dem Tode des Tieres erfolgte und sp/~testens 1 Stunde danach erledigt war, eine Zeit- spanne also, die billigerweise geniigt, postmortale Ver/~nderungen nieht annehmen zu mtissen. Agonale Prozesse allerdings konnten bei den bis zum Tode vergifteten Tieren nicht ausgeschlossen werden. Eine Tatsache, die abet bei jeder Untersuehung auch bei Stauungsexperi- menten zu bertieksiehtigen ist. Ist aus diesen Tatsachen und ~ber- legungen heraus die Annahme, dab die besehriebenen Ver/~nderungen der Meskalinuntcrsuehungen nicht auf Stauung, sondern auf spezifischer Capillarseh/~digung beruht, wahrseheinlieh, dana muB dargelegt werden, was fiir diese spricht.

Hierftir spricht einmal das Ergebnis der Stoffwechselbefunde. Sie zeigten,wie bereits besehrieben, dab im Meskalinrauseh eine EiweiBretention

4*

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52 Hubert Jantz: Ver~nderungen des Stoffwechsels

vorherrscht. Auch wenn es zur Zeit noch nicht m6glich ist, durch direkte Untersuchung chemischer Art sich ein Bild vom Zustand des Gewebes zu machen, so kann man sich diesen Befund der EiweiBretention nur als Ergebnis einer Ansammlung des EiweiBes jenseits der Capillaren vor- stellen (Exsudat). Mit Stauung hat dieser Vorgang nichts zu tun. Er ist nur unter der Annahme erh6hter Capillardurchl/issigkeit auch ftir EiweiBsubstanzen zu erkl/~ren. L/~Bt aber die Capillare EiweiB durch die Wand treten, dann ist sie nach allem bisher bekann t Gewordenen toxisch gesch/~digt. Ffir eine toxische Capillarwandsch/s spricht aber auch das histologische Bild.

Welches sind nun die Ver/~nderungen im histologischcn Bild, die als Ausdruck und Folge erh6hter Membrandurchl/issigkeit der Capfllare zu werten sind ? R6ssle spricht 1. yon Ver/~nderungen an der GefitB- wand selbst, 2. yon wahrnehmbaren Folgen der ver/inderten ])urch- 1/~ssigkeit der Gef/~Bw/~nde und 3. yon r i ickwirkenden Sch/~digungen der Gef/~Bw~nde aus dem Gewebe heraus. Bei Besprechung der Gef/~B- ver/~nderungen weist er darauf hin, dab der morphologische Befund nicht selten negativ ist. Wenn sie nachweisbar werden, zeichnen sie sich aus dutch Aufl6sung der Capillarwand, durch / )urchtr / inkung der W/~nde mi t ser6ser Fltissigkeit, durch teilweise Verdickung. Die Folgen der ver/~nderten Durchl/~ssigkeit der Gef/~Bw/~nde ist der ErguB, und zwar yon der Qualiti~t eines Exsudates. Bei ihm k o m m e n chemische Wir- kungen in Frage, die als Desmolyse und Histolyse bezeichnet werden. Unter der ersteren versteht R6ssle die Aufl6sung der Zellverbindungen. Bei der Histolyse erfolgen tiefergreifende verdauende Vorgi~nge an Grundsubstanzen, Fasern und Zellen und verursaehen Aufl6sung ur- spriinghcher geformter Gewebsbestandteile. All diese Vorg~nge spielen sich ohne die Mitwirkung yon Entziindungszellen ab. Die riickwirkende Sch/~digung der Gef/~Bw/~nde aus dem Gewebe heraus beruht auf der M6glichkeit, dab durch Sekretionsst6rungen, An/~mien u. dgl. prim/~re Sch/idigungen yon Parenchymzellen auftreten, die yon auBen her auf die Capillarwand einwirken. Dieser letztere Vorgang spielt vor allen Dingen bei chronischen Entzi indungen eine Rolle.

Auf der Grundlage dieser M6glichkeiten finder RSssle im speziellen als Ausdruck der ser6sen Entzi indung der Leber folgendes: Bei diesem Organ ist es besonders einfach, t ranssudat ive und exsudative 0dem- bildung zu unterscheiden. Transsudatbi ldung kenn t er an der Leber nur an der Glissonschen Kapsel und dami t zusammenhiingend an der /iuBeren Kapsel und an der Gallenblase. Die toxischen 0deme sind dagegen vor allem beim Menschen an der Leber meis t auf die L/~ppehen beschr/~nkt und verra ten sich durch die Ausbildung bzw. Ausffillung pericapill/~rer Spaltr/~ume. In sie erfolgt die Ausschwemmung des Exsu- dates. Dieses ist meistens recht verschiedenartig, tells handelt es sich um f/~rbbares, tells um unf/irbbares Exs uda t mi t Fibrinbildung oder mi t

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im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch. 53

Erythrocyten vermengt. Capillarwandver~nderungen sind bald zu sehen, bald fehlen sie. Wenn sie vorhanden sind, erstrecken sie sieh auf Zerfall und AblSsung der Epithelien und Sternzellen, sowie auf homogene und kriimelige Verdickungen, unregelm~Biger F~rbung und Unterbreehung der iibrigen Capillarwand. Die Folgen der Exsudation bei dieser serSsen Hepatitis beziehen sich vor allem auf Ver~nderungen des Gitterfaser- geriistes. Auch hier finden sich teils Verdickungen und Verquellungen, teils Unterbrechungen bzw. AuflSsungen. Ob hier meehanisehe bzw. desmolytische Kr~fte im Vordergrund stehen, ist nieht zu entscheiden. Weitere Ver~nderungen 15sen den Zellverband der Epithelien auf, es entsteht der Zustand der Dissoziation. Ffir seine I)eutung miissen aber neben intravitalenVorgs aueh postmortal entstandene Ab~nderungen angefiihrt werden. Vorg~nge der Ausheilung solcher I)issoziations- bezirke fiihren dann schlielMieh zum Bride der Lebereirrhose. (]~ber- tragung der Befunde auf das Tier durch Eppinger.)

Von diesen angefiihrten Ver~nderungen der Leber linden sich bei den Meskalinprs an den Capillar- und Arteriolenw~nden AuflSsungs- vorg~nge mit Durehtr~nkung yon Fliissigkeit, stellenweise Verdiekungen der W/~nde, Organisationsvorg/inge, Ausbildung und Anffillung peri- capill/irer Spaltr/~ume. Der Inhalt selbst leuchtet rStlieh auf, stellt sich als kriimelige Masse dar und ist stellenweise mit Ery throcy ten durchsetzt. In einzelnen Bezirken finden sich AuflSsungsvorg/inge der Leberzellgrenzen, w/~hrend narbige Ver/~nderungen noch fehlen. Die l~bereinstimmung dieser Befunde mit der von Rgssle gegebenen Dar- stellung ist so iiberzeugend, dab ffir uns kein Zweifel daran bestehen kann, dab die histologischen Ver/inderungen der Lebe r als Folge capillartoxischer Einwirkung des Meskalins im Sinne einer erhShten Durchl/issigkeit der Capillarmembranen aufzufassen ist.

Die Gesamtheit der dargelegten Befunde stoffwechselphysiologischer als auch anatomisch-mikroskopischer Art ist nach dem Gesagten mit Wahrscheinlichkeit in folgender Weise aufeinander zu beziehen. Das parenteral eingefiihrte Meskalin gelangt auf dem Blutwege in die Leber. Dort erzeugt es auf Grund seiner capillartoxischen Wirksamkeit eine Capillarsch/idigung, die erhShte Durchl/~ssigkeit, insbesondere ffir EiweiB- substanzen, nach sich zieht. Aus der Blutbahn verl/~Bt demzufolge Ei- weri~ das Gef/~l~system und lagert ~ich in den pericapill/~ren R/~umen ab. Dadurch werden die Leberzellen unter vollkommen andere stoffwechsel- m/iBige Verh/~ltnisse gesetzt; denn diese Anh/~ufung yon Eiweil~sub- stanzen hat gleichzeitig anox/~mische Prozesse an der Leberzelle zur Folge. Dadurch sind sowohl die oxydativen als auch die reduktiven Prozesse des Auf- und Abbaues intermedi/irer Stoffwechselsubstanzen in der Leber gestSrt. Dadurch kreisen in ihrer Struktur sowohl als auch in ihren chemischen Reaktionen noch nicht fal3bare, wahrscheinlich aber

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54 Hubert Jantz: Ver~nderungen des Stoffwechsels

giftige, pathologische, intermedi~re Eiweiflprodukte in der Blutbahn. Sie diirften weitgehend verantwortlich sein einmal fiir die klinisch fal~- baren vegetativen Ver~nderungen des K6rpers im Meskalinrausch. Inwieweit sie auch fiir die psychotischen Erscheinungen des Meskalin- rausches verantwortlich sind, entzieht sich unserer Kenntnis. Um dies hinreichend kl~ren zu k6nnen, miissen weitere Versuchsreihen an- gesehlossen werden. Insbesondere miissen auch die iibrigen bekannten Rauschgifte, vor allem das Haschisch, auf das Vorliegen eapillartoxischer Wirkungen der Leber nachgesehen werden. Die bereits vorliegenden Stoffwechseluntersuchungen, die beim Haschisehrausch vorgenommen wurden (Marx), ermutigen durehaus in der angedeute~n Riehtung.

Die erhobenen Befunde des Meska!inrausehes gestatten aber auch zum Problem der Somatopathologie der Schizophrenie Stellung zu nehmen. Wie einleitend erw~hnt wurde, sind dureh die Stoffwechsel- untersuehungen bei Schizophrenie "eine Reihe zwar sekund~rer aber deutlicher Befunde stoffweehselm~Biger Art bei der Schizophrenie er- hoben worden. So fand Gjessing bei den periodischen Katatonien im Bflanzversuch einen phasenweisen Wechsel yon Stiekstoffaussehwem- mung und Retention, der in fiberzeugender Weise mit Wach- und Stupor- perioden des psychisehen Bfldes gekoppelt ist.

Welter wies Jahn in seinem Referat fiber k6rperliche St6rungen bei endogenen Psyehosen mit Nachdruck auf Stoffwechselbefunde bei Schizophrenie hin, die das Vorliegen einer Leberst6rung wahrscheinlieh machen. Er ~uBerte dabei die Vermutung, daft diese Befunde vielleicht auf dem Boden einer ser6sen Entziindung entstehen k6nnen. Dies um so mehr, als einige der erhobenen Befunde den yon Eppinger bei ser6ser Entzfindung nachgewiesenen Ab~nderungen entsprechen. Dahin z~hlen die Stickstoffretention, die Bluteindiekung und schliel~lich Beobaeh- tungen an intra vitam gewonnenen Leberstfiekchen Sehizophrener. Penachietti beschreibt die Vers als Hyper~mie, Fettinfiltration der zentralen L~ppehenabschnitte, Zellatrophie einzelner L~ppehen und hyaline Degeneration des kollagenen Bindegewebes. Zwar entsprechen diese Befunde in keiner Weise dem Bflde der ser6sen Entziindung, da vor allem Fettinfiltration bei der ser6sen Entzfindung nicht gefunden wird. Sie weisen aber auf einen irgendwie toxisch gearteten, vor allem an der Leber sieh abspielenden ProzeB hin. Das k6rperliehe Geschehen bei der Sehizophrenie faBt Jahn dahingehend zusammen, dab die Leber, wie die entspreehenden Belastungsproben zeigen, glykogenarm ist. Dadureh und durch das sich bildende EiweiBdepot, das dureh die Stiekstoff- retention wahrscheinlich gemacht ist, wird die Leberzellt~tigkeit schwer besch~digt. Sie verursacht das Entstehen toxischer Abbauprodukte des Eiweiflstoffwechsels. Diese aber mfissen naeh Jahn wieder als Ursache der Funktionsst6rungen des gesamten Stoffweehsels bei der Sehizo- phrenie angesehen werden.

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im Meskalinrausch beim Menschen und im Tierversuch. 55

Vergleieht man diese Ergebnisse pathophysiologischer Forschung der Schizophrenie mit den Befunden beim Meskalinrausch, so sind gleich- laufende Ab/~nderungen nicht yon der Hand zu weisen. Sahen wit doeh gekoppelt mit dem Rausehgeschehen beim Menschen und Tier EiweiB- retent ion und Eiweillaussehwemmung, Bluteindickung, Hinweise auf Abbauhemmung des intermedi/~ren EiweiBhaushaltes, d a z u aber bei H u nd und Meerschweinchen das anatomisehe Substrat einer schweren toxischen Leberseh/~digung. Bei den im ganzen gleichgerichteten Stoff- wechselver/~nderungen des Meskalinrausches beim Menschen und beim Tier, soweit es wenigstens den Tagesablauf betriff$, ist zun/~chst der Schlull nahellegend, die gefundenen Ausschl/ige w/~hrend des Rausches auch beim Menschen urs/~chlich auf das Vorliegen einer, wenn auch nur fiber Stunden anhaltenden Lebertoxikose, zu beziehen. In diesem Zu- sammenhang mug aber auch an die ~hnlichkeit des psychischen Brides des Meskalinrausches zu manchen Phasen schizophrener Verl~ufe, die man als toxische zu bezeiehnen pflegL erinnert werden. ~b e r die hierfiber bisher vorliegenden Beobaehtungen unter besonderer Beriicksiehtigung der histologischen Ver/~nderungen der Leber wird an anderer Stelle berichtet werden.

Zusammenfassung. Es wurde fiber die Ergebnisse yon Stoffwechseluntersuchungen im

Meskalinvausch bei Mensch und Tier berichtet. Beim Menschen fanden sieh regelm/~Big auf der HShe des Rausches Bluteindiekung, Riickgang des Reststickstoffes, Harnstoffs und der Aminos/~uren, was als Ausdruck einer Lebersch/~digung im Sinne einer EiweiBanschoppung gedeutet wird. Im Tierversuch wurden diese Ergebnisse best/~tigt, dazu fiber noch das Vorliegen einer schweren sekund/~ren Leberver/~nderung wahrscheinlich gemacht. Bei der anatomischen Untersuehung konnten Ver/~nderungen gefunden werden, die als Folge und Auswirkung einer capiUartoxischen Sch/idigung der Leber aufzufassen sind. Die Bedeutung der Befunde ftir die somatische Forschung der Schizophrenie wird im SchluBteil besprochen.

Bestimmungsmethoden. Gesamtfette: Bloor (J. of biol. Chem. 77, 53, 82, 273). - - Harnstoff :

Fol i~ und Svendberg [J. of biol. Chem. 88, 77 (1930)]. - - Harns/~ure: Fol in [J. of biol. Chem. 101, 111 (1933)]. - - _Aminos~ure: .Folin [J. of biol. Chem. 51, 3 (1922)]. - - Reststickstoff: Kjeldahl. - - Gesamtstiek- stoff: Kjeldahl. - - Bilirubin: Heilmeyer und Krebs [Biochem. Z. 223, 352 (1930)]. - - Calcium: Clark. - - Kalium: Kramer, TisdaU. - - Blut- zucker : Hagedorn-Jensen.

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5 6 H u b e r t J a n t z : Ve r~nde rungen des S tof fwechse l s im Meska l iu rausch .

L i t e r a t u r .

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