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822 K. DIET~ANN, A. B~R~ARI), E. R,~scm~ und B. KREUTZBEI~G: Insgesamt ist die Gr6ge der Biearbonatgabe bis zur v611igen Kom- pensation, d.i. die Gr6ge der Aeidose, nieht so deutlieh yon der Per- fusionszeit wie yon der pr~operativen Ausgangslage abhgngig. Pr/~- operativ sind bei den Fallotsehen Erkrankungen die stgrksten Sgure- grade zu beobaehten, aueh die Bicarb0natgabe ist bei ihnen am gr6gten, wenn die Perfusionsbedingungen gleich shad. Im Verlauf der Operationen haben wit weiterhin mit einem neuen sehnellen Verfahren yon TtlEWS, NIESELu. t~6SKENI~LECK (1961) zu- sammen mit R6SKENBSECK etwa 80 Os-Bindungs-Kurven aufgenommen. Es Iand sieh keine Vergnderung der Bindungskurve dutch den extra- korporalen Kreislauf. AuBerdem zeigte sieh, dab aueh bei Biearbonat- therapie und tIypothermie die Bindungskurve nieht soweit nach links verschoben wird, dab trotz hoher 02-Sgttigung eine 02-AbgabestSrung an das Gewebe entstehen k6nnte. Vorsitzender: Ich danke tterrn GLEICHIVIANN fiir diese interessanten Unter- suchungen. Wird das Wort zur Diskussion gewiinscht ? -- Das ist nicht der Fall. Dann bitte ich Herrn DIET~A~: Vergleichende experimentelle und methodische Untersuchungen bei der extrakorporalen Zirkulation mit und ohne Hypothermie. 167. Vergleichende experimentelle und methodische Untersuchungen bei der extrakorporalen Zirkulation mR und ohne Hypothermie Von I~. DIETMANN~ A. BERNHARD~ E. ]{ASCHKE und B. ~REUTZBERG-Bonn* Ein geeignetes Perfusionsvolumen, eine sinnvolle Steuerung des Gas- austausches im Oxygenator und gegebenenfalts eine artefizielle Be- einflussung des Standardbicarbonats erlauben es heute, Ifir die begrenzte Zeit eines extrakorporalen Kreislaufs den Stoffwechsel des Organismus innerhalb tolerabler Grenzen zu halten. Diese Fortsehritte bei der praktiseh klinisehen Anwendung der Herz-Lnngen-Masehine sind das Resultat zahlreieher experimen~eller und kliniseher Untersuehungen vorwiegend amerikaniseher Autoren (GLAICK,VAI~CO et al., CALLAG~AN et al., GOLLAN, SENNING, SWAN et M., CovINo et al., GLENN et a.1., GLowEs et al., I~IRKLIN et al., LILLEHEI et M., Gt~AF et al.), daneben im deutsehen Sehrifttum besonders yon BEE~, Bt~CKE~L, V. ECK, YASAaGIL, ZENKE~ U. Mitarb. Auff/~llig und unseres Eraehtens nieht sehlfissig gekl~rt ist indessen die in aller Regel zu beobaehtende Abnahme des Standardbiearbonats im str6menden Blut, selbst unter Voraussetzung, dag primgre Ursaehen * Vortragender K. DI~T~AN~.

Vergleichende experimentelle und methodische Untersuchungen bei der extrakorporalen Zirkulation mit und ohne Hypothermie

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822 K. DIET~ANN, A. B~R~ARI), E. R,~scm~ und B. KREUTZBEI~G:

Insgesamt ist die Gr6ge der Biearbonatgabe bis zur v611igen Kom- pensation, d. i . die Gr6ge der Aeidose, nieht so deutlieh yon der Per- fusionszeit wie yon der pr~operativen Ausgangslage abhgngig. Pr/~- operativ sind bei den Fallotsehen Erkrankungen die stgrksten Sgure- grade zu beobaehten, aueh die Bicarb0natgabe ist bei ihnen am gr6gten, wenn die Perfusionsbedingungen gleich shad.

Im Verlauf d e r Operationen haben wit weiterhin mit einem neuen sehnellen Verfahren yon TtlEWS, NIESELu. t~6SKENI~LECK (1961) zu- sammen mit R6SKENBSECK etwa 80 Os-Bindungs-Kurven aufgenommen. Es Iand sieh keine Vergnderung der Bindungskurve dutch den extra- korporalen Kreislauf. AuBerdem zeigte sieh, dab aueh bei Biearbonat- therapie und tIypothermie die Bindungskurve nieht soweit nach links verschoben wird, dab trotz hoher 02-Sgttigung eine 02-AbgabestSrung an das Gewebe entstehen k6nnte.

Vorsitzender: Ich danke tterrn GLEICHIVIANN fiir diese interessanten Unter- suchungen. Wird das Wort zur Diskussion gewiinscht ? - - Das ist nicht der Fall. Dann bitte ich Herrn DIET~A~: Vergleichende experimentelle und methodische Untersuchungen bei der extrakorporalen Zirkulation mit und ohne Hypothermie.

167. Vergleichende experimentelle und methodische Untersuchungen bei der e x t r a k o r p o r a l e n Z i r k u l a t i o n

mR und ohne Hypothermie Von

I~. DIETMANN~ A. BERNHARD~ E. ]{ASCHKE und B. ~REUTZBERG-Bonn*

Ein geeignetes Perfusionsvolumen, eine sinnvolle Steuerung des Gas- austausches im Oxygenator und gegebenenfalts eine artefizielle Be- einflussung des Standardbicarbonats erlauben es heute, Ifir die begrenzte Zeit eines extrakorporalen Kreislaufs den Stoffwechsel des Organismus innerhalb tolerabler Grenzen zu halten. Diese Fortsehritte bei der praktiseh klinisehen Anwendung der Herz-Lnngen-Masehine sind das Resultat zahlreieher experimen~eller und kliniseher Untersuehungen vorwiegend amerikaniseher Autoren (GLAICK, VAI~CO et al., CALLAG~AN et al., GOLLAN, SENNING, SWAN et M., CovINo et al., GLENN et a.1., GLowEs et al., I~IRKLIN et al., LILLEHEI et M., Gt~AF et al.), daneben im deutsehen Sehrifttum besonders yon BEE~, Bt~CKE~L, V. ECK, YASAaGIL, ZENKE~ U. Mitarb.

Auff/~llig und unseres Eraehtens nieht sehlfissig gekl~rt ist indessen die in aller Regel zu beobaehtende Abnahme des Standardbiearbonats im str6menden Blut, selbst unter Voraussetzung, dag primgre Ursaehen

* Vortragender K. DI~T~AN~.

Vergleichende Untersuchungen bei der exLrakorporalen Zirkulation 823

ffir eine verminderte Pufferkapazitat des ]~]utes ausgeschalte$ werden. Dieser ProzeB ist eine Funktion der Zeit, und wir kSnnen ihn zwanglos als Ausdruck einer kompensierten metabolisehen Aeidose deuten. Selbst bei sog. ,,hypervolamiseher" Perfusion, wie sie unter anderem YASAaGTL empfiehlt, ist dieses Ph&nomen zu beobaehten. Wir kSnnen, gestiitzt auf klinische Beobachtungen und insbesondere experimentelle Unter- suehungen ausschlieBen, dab diese Neigung zur metabo]ischen Acidose ausschlieBlich Folge einer Kreislaufdekompensation ira S~nne eines peripheren Gef/~l~weitenkollapses mit Versacken des Blutes ist.

Unter Einhaltung aller Kautelen ftir eine optimale Perfusion in Normothermie sprechen ein konstanter arterieller Druck bei gleieh- bleibendem Perfusionsvolumen und eine fast unver~nderte arteriovenSse Differenz ngmheh gegen eine Wiederstandsabnahme in der Kreislauf- peripherie. Die im zentral strbmenden Blur ermittelten MeBgrSBen erlauben folgtieh keine verbindliehe Deutung der peripheren h/imo- dynamischen und metabolischen Vorg/~nge. Charakteristiseh dagegen verhalten sich die im peripheren Capillargebiet direkt ermittelten Werte ffir das p~ und die Sauerstoffs/~ttigung des Blutes sowie die Temperatur des Gewebes, bier gemessen an der reehten Hinterpfote des Versuchs- tieres. Sie sehen, durch die kolorierten Kurven dargestellt, die zu- nehmende Abnahme des pg-Wertes und der Sauerstoffsgttigung im Capillarblut bei gleichzeitigem Temperaturabfall des zugehSrigen Ge- webes. Die Zuordnung dieser Befunde zu den zentral gemessenen Werten 1/~13t den Schlul~ zu, dab periphere Strombahngebiete nur par- tiell am extrakorporalen Kreislauf teilnehmen, dal] tei]weise eine peri- phere Kreislaufstase einsetzt und so fiber eine Stagnationshypoxie in peripheren Gewebsbezirken eine metabolisehe Acidose entsteht, ver- gleiehbar einer reflektorisehen Zentralisation.

Bei der Kombination des extrakorporalen Kreislanfs mit tiefer ttypo- thermie k6nnen diese Vorgange re_it den k/iltebedingten Reaktionen des Organismus interferieren. Einerseits wird dureh die Unterkfihlung der Gewebsstoffweehsel zwar reduziert - - Abnahme der arteriovenSsen Differenz --, andererseits die periphere Stase dutch den Unterkfihlungs- reiz zentral - - reflektoriseh vermehrt - - starker Abfall des eapill/~ren pH-Wertes. Charakteristiseh ffir die periphere Minderdurehblutung oder Stase ist die peripher gemessene Temperatur: Sie folgt nur zSgernd, fast auf einem Plateau der Oesophagustemperatur und fal]t erst bei Einsetzen der allgemeinen Kgtteparalyse des Gefgl~systeras unterhalb yon H-20 ~ C stark ab. Quantitative Vergleiche der kreislaufbedingten peripheren Gewebsacidose bei normo~hermer und hypothermer Perfusion dfirften vorerst noch zu gewagt sein. Es ist lediglieh festzuhalten, dal3 aueh bei Unterk/ihlung eine periphere Stoffweehse]stSrung nieht auszusehliel]en ist.

8~4 K. BON~OEF]~, F. W. EmLE~, H. GE~L und H.-J. PEtrEl:

Uber die Ursachen der hier aufgezeigten Untersehiede zwischen zentraler und peripherer Zirkulation mit ihren Folgen auf den Stoff- wechsel lussen sieh vorab nur Vermutungen anstellen. Naheliegend ist ein Vergleieh mit tier Zentralisation des Kreislaufs, wie sie kliniseh bei reflektorischen Schockzusts beobaehtet werden kann. Es ist nicht ausgeschlossen, dab die vollsts Ausschaltung drueksensibler Receptorenfelder des Herzens und der Lunge aus der Strombahn zu einer gewissen ,,Entkoppelung" des Kreislaufs ffihrt. Darfiber hinaus sollte aber noeh einmal die Frage geprfift werden, welchen EilffluB die pulsatorische und die kontinuierliche Perfusion auf die eapillgre Zir- kulation, insbesondere den capil]~ren venSsen Rfiel~lul~, hat.

Erlauben Sie mir, zusammenzufassen: Unter Beachtung aller Kautelen flit die optimale Steuerung eines extrakorporalen Kreisl~ufs kann eine periphere Zirkulationsstase Ificht ausgeschlosseu werden. Diese fiihrt zu einer metabolisehen Acidose in peripheren Gewebe- und Stromgebieten, die die im zentral strSmenden Blur zu beobaehtende Abnahme der Pufferkapazitgt des Blutes hinreiehend erklgrt. Wenn metabolische oder hs Gesamtbflanzen bei der extra- korporalen Zirkulation aufgestellt werden, sollte die Interpretation yon Mei~werten nicht ohne Berficksichtigung mSglieher versehiedener Zu- sts des Kreislaufs und des Stoffwechsels in verschiedenen Regionen des Organismus erfoigen.

Die bier vorgetragenen Untersuchungen uncl ~3berlegungen liegen teflweise schon ,,prs in der Literatur vor. Wit h~ben lediglich den Versuch gemacht, sie in den gen~nnten Punkten zu verdeutliehen and zu pr~zisieren.

Vorsltzender: Ich danke Herrn DIET~AX~; wird das Wort zur Diskussion ge- wiinsoht ? ~ ES ist nicht der Fall. Ich bitte dann Herrn BO~HOV.FFEI~: Experimen- telle Untersuchungen 2um Verhalten des gesamten Kreislau/widerstandes bei tie]er Hypothermie in extralcorporaler Zirkulation.

168, Exper imentel le Un te r suchungen z u m Verhal ten des gesamten Kreis laufwiders tandes

bei t iefer Hypothermie in ext rakorporaler Z i rku la t ion

Von K. ]~ONHOEFFER, F. W. EIGLER, H. GEHL und It. J. PEIPER-K6In (a.G.) *

)Sit 3 Textabbfldungen

Die vorliegenden Untersuchungen sollen zeigen, wie sich der StrS- mungswiderstand des ganzen 0rganismus in extrakorporaler Zirkulation

�9 VoI~ragender K. BO:NtIOEFFER.