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144 ]. Porkert Z. ]a~,dwiss. 8d. 15 (~969),H. 4 PORKERT, J., 1967: N~ilezy kostern~ch zbytkfi hrabo~fi v trusu tet~vka. (Dts&. Zsfg.: Funde yon Skelettresten der Wiihlm~iuse in der Birkhahnlosung.) ~asopis N~Irodnfho Muzea, odd. p[frodov~d., CXXXVI, 3, 167-168. Praha. -- Pol~K~l~T, J., 1969: Zum lDberna&ten unserer Waldhiihner im Schnee. Opera Corcontica 6 (im Dru&). -- PORKEr~T,J., & VLASitK, P., 1969: N~kter~ poznatky o vlivu meteorologi&7~& podm[nek na vnikfin~ drobnT~& savcfi do obytnT~ch budov v Orli&~ "& hor~Ich. (Dtsch. Zsfg.: Zum Einflufg der meteorologis&en Bedingungen auf das Eindringen der Kleins~iuger in ein Wohnhaus im Adlergebirge.) Lynx 9, 61-82. -- RAJALA, P., 1959: On the food habits of capercaillie juveniles. Engl. Zsfg. Suomen Riista 13, 143-155. -- S~ISKAR~,P., 1962: On the winter ecology of the capercaillie, Tetrao urogallus, and bla& grouse, Lyrurus tetrix, in Finland. Papers on Game Research 22, 1-119. Helsinki. -- SEMENOV-TJAN-gANSKIJ,O. I., 1960: Ekologija teterevinych ptic. Trudy Laplandskogo gosud. zapovednika V, 1-318. Moskva. Aus der Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung Bonn-Beuel, Forsthaus Hardt Leiter: O fro. Dr. Ueckermann Verlauf und Ausbreitung der Schweinepest (Pesth suum) in der Eifel in den Jahren 1963 und 1964 Von D. SPIECKER, Bonn-Beuel Einleitung Gegen Ende des vorlgen Jahrhunderts kam die Schwelnepest von Amerika, wo sie endemisch und seit 1833 bekannt ist, nach Europa. Die ersten F~ille traten 1862 in Eng- land auf, griffen aber schon bald auf das europ~iis&e Festland fiber. Bis auf die L~inder S&weden, Norwegen, Finnland, Bulgarien und Albanien wurden alle iibrigen Staaten Europas yon der Seuche heimgesu&t. Dem Vernehmen nach verbreitete si& die Krank- heit zunS.chst ausschlief~lich unter den Hausschweinen, ohne auf die wilden Artgenossen fiberzugreifen. No& 1917 waren den Wildpathologen OLT und STI~OSE (11) keine Pestf~ille bei freilebenden Wildschweinen bekannt, obschon es diese Seuche auch bei diesen mit groger Sicherheit gegeben haben dfirfie (16). In ihrem Werk ,,Die Wild- krankheiten und ihre Bek~impfung" (13) berichteten die Autoren 1914, daf~ nach den yon ihnen gemachten Erfahrungen nicht anzunehmen sei, datg die Schweinepest in freier Wildbahn bedeutenden Schaden anrichten wfirde. Die gute Kondition des Schwarz- wildes in freier Wildbahn wfirde der Krankheit entgegenstehen. Ffir diese Hypothese sprach ihrer Ansicht nach vor allem, dai~ bei Hausschweinen in erster Linie frfihreife und ~iberziichtete Rassen befallen wiirden. Dai~ die Schweinepest gelegentlich schon da- reals in freier Wildbahn aufgetreten sein dfirfie und nur als solche nicht erkannt wurde, ist zumindest anzunehmen. Viele Tatbest~inde sprechen hierffir (16), so auch dieser, dafg in einer nicht n~iher benannten KSniglichen OberfSrsterei eine ,,unbekannte Schweine- krankheit" herrschte, an der etwa 100 Stfick Schwarzwild verendeten. STR6SE, der bei drei dieser verendeten Sauen m~iusepathogene Kokken, abet auch St~ibchenbakterien fand und dem die Krankheitssymptome nicht fiir Schweinepest typisch erschienen, schlog daraus, dag die untersuchten Stiicke nicht an Schweinepest erkrankt w~iren. Nach der Beschreibung der Symptome, welche die Stticke zeigten, und den grofgen Verlusten, die durch die Krankheit eintraten, kann man heute jedoch riickblickend an- nehmen, daf~ hier Schweinepest vorgelegen haben dfir~e, zumal diese Krankheit, wie

Verlauf und Ausbreitung der Schweinepest (Pestis suum) in der Eifel in den Jahren 1963 und 1964

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144 ]. Porkert Z. ]a~,dwiss. 8d. 15 (~969), H. 4

PORKERT, J., 1967: N~ilezy kostern~ch zbytkfi hrabo~fi v trusu tet~vka. (Dts&. Zsfg.: Funde yon Skelettresten der Wiihlm~iuse in der Birkhahnlosung.) ~asopis N~Irodnfho Muzea, odd. p[frodov~d., CXXXVI, 3, 167-168. Praha. - - Pol~K~l~T, J., 1969: Zum lDberna&ten unserer Waldhiihner im Schnee. Opera Corcontica 6 (im Dru&). - - PORKEr~T, J., & VLASitK, P., 1969: N~kter~ poznatky o vlivu meteorologi&7~& podm[nek na vnikfin~ drobnT~& savcfi do obytnT~ch budov v Orli&~ "& hor~Ich. (Dtsch. Zsfg.: Zum Einflufg der meteorologis&en Bedingungen auf das Eindringen der Kleins~iuger in ein Wohnhaus im Adlergebirge.) Lynx 9, 61-82. - - RAJALA, P., 1959: On the food habits of capercaillie juveniles. Engl. Zsfg. Suomen Riista 13, 143-155. - - S~ISKAR~, P., 1962: On the winter ecology of the capercaillie, Tetrao urogallus, and bla& grouse, Lyrurus tetrix, in Finland. Papers on Game Research 22, 1-119. Helsinki. - - SEMENOV-TJAN-gANSKIJ, O. I., 1960: Ekologija teterevinych ptic. Trudy Laplandskogo gosud. zapovednika V, 1-318. Moskva.

Aus der Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung Bonn-Beuel,

Forsthaus Hardt

Leiter: O fro. Dr. Ueckermann

Verlauf und Ausbreitung der Schweinepest (Pesth suum) in der Eifel in den Jahren 1963 und 1964

Von D. SPIECKER, Bonn-Beuel

Einleitung Gegen Ende des vorlgen Jahrhunderts kam die Schwelnepest von Amerika, wo sie endemisch und seit 1833 bekannt ist, nach Europa. Die ersten F~ille traten 1862 in Eng- land auf, griffen aber schon bald auf das europ~iis&e Festland fiber. Bis auf die L~inder S&weden, Norwegen, Finnland, Bulgarien und Albanien wurden alle iibrigen Staaten Europas yon der Seuche heimgesu&t. Dem Vernehmen nach verbreitete si& die Krank- heit zunS.chst ausschlief~lich unter den Hausschweinen, ohne auf die wilden Artgenossen fiberzugreifen. No& 1917 waren den Wildpathologen OLT und STI~OSE (11) keine Pestf~ille bei freilebenden Wildschweinen bekannt, obschon es diese Seuche auch bei diesen mit groger Sicherheit gegeben haben dfirfie (16). In ihrem Werk ,,Die Wild- krankheiten und ihre Bek~impfung" (13) berichteten die Autoren 1914, daf~ nach den yon ihnen gemachten Erfahrungen nicht anzunehmen sei, datg die Schweinepest in freier Wildbahn bedeutenden Schaden anrichten wfirde. Die gute Kondition des Schwarz- wildes in freier Wildbahn wfirde der Krankheit entgegenstehen. Ffir diese Hypothese sprach ihrer Ansicht nach vor allem, dai~ bei Hausschweinen in erster Linie frfihreife und ~iberziichtete Rassen befallen wiirden. Dai~ die Schweinepest gelegentlich schon da- reals in freier Wildbahn aufgetreten sein dfirfie und nur als solche nicht erkannt wurde, ist zumindest anzunehmen. Viele Tatbest~inde sprechen hierffir (16), so auch dieser, dafg in einer nicht n~iher benannten KSniglichen OberfSrsterei eine ,,unbekannte Schweine- krankheit" herrschte, an der etwa 100 Stfick Schwarzwild verendeten. STR6SE, der bei drei dieser verendeten Sauen m~iusepathogene Kokken, abet auch St~ibchenbakterien fand und dem die Krankheitssymptome nicht fiir Schweinepest typisch erschienen, schlog daraus, dag die untersuchten Stiicke nicht an Schweinepest erkrankt w~iren.

Nach der Beschreibung der Symptome, welche die Stticke zeigten, und den grofgen Verlusten, die durch die Krankheit eintraten, kann man heute jedoch riickblickend an- nehmen, daf~ hier Schweinepest vorgelegen haben dfir~e, zumal diese Krankheit, wie

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wir heute wissen, of~ als Mischinfektion auftritt und zudem kein einheitliches Krank- heitsbild zeigt (3).

Aus Gehegen wurden Schweinepestausbriiche beim Schwarzwild etwas friiher be- kannt als in freier Wildbahn. In einer Aufz~hlung yon MiSLLrR (10) wird in &rono- logischer Reiherffolge tiber folgende S&weinepestf~lle in Gattern und in freier Wild- bahn berichtet: 1895 trat die Krankheit in einem ungarischen Gatter auf, 75 ~ des Schwarzwild-

bestandes fielen der Seuche zum Opfer. 1906 kam es im Forstenrieder Park bei Miinchen zu Pesterkrankungen bei 17 Wild-

schweinen. 1918 trat die Krankheit in einem nicht n~iher beschriebenen Gatter auf, 1921 dann in einem 5 ha grot~en Gatter im Nordharz. Bei diesem Seuchendurchgang

verendeten zwei Drittel des Bestandes an Schweinepest. 1922 bis 1923 kam es im Spessart zu Pestausbriichen, 1921 bis 1924 in Pommern und

Me&lenburg. In den Jahren 1935 bis 1936 wurde der Saupark Springe yon der Seuche heira- gesucht,

1939 und 1940 der Jagdgau Saarpfalz. Infolge ungeniigender Bejagung nach dem letzten Kriege kam es zu gr/Si~eren Seu-

chenziigen. Grot~e Verluste unter dem Schwarzwild brachte 1946 der Seuchenausbruch im Bramwald, ca. 90 0/0 des Bestandes wurden vernichtet (7). Auch in Me&lenburg traten w~ihrend dieser Zeit Pestf~lle unter dem Schwarzwild auf. Im Bezirk Frank- furt/Oder herrschte die Schweinepest von 1953 bis 1956 (1).

1952 bis 1953 und 1961 wurden Schweinepestf~lle im Kreis Kaiserslautern (Forst- amt Trippstadt) bekannt. 1963 und 1964 verendeten im Kreis Pirmasens mindestens 62 St[ick Schwarzwild an Schweinepest.

Seuchendurchgang in der Eifel

In diesen Zeitraum f~illt auch der Seuchendurchgang in den Eifelrevieren, der hier n~iher behandelt werden soll. Bei diesem Seuchenzug verendeten mindestens 347 Stiick Schwarzwild. In der Zahl find nicht die Frischlingsabg~inge enthalten, die sehr hoch waren. Am 20. April 1963 trat in der Eifel die Seuche erstmals auf, und zwar gleich- zeitig in zwei in unmitteibarem Zusammenhang liegenden Revieren des Kreises Schlei- den, n~imlich Hergarten und Wolfgarten, eine Woche sp~iter dann schon im Revier N&hen und fast zum gleichen Zeitpunkt in Mhnstereifel. Nachdem im Mai 1963 ein Fall aus HiJmmel, Kreis Ahrweiler, bekanntwurde, erreichten uns die n~ichsten Mel- dungen im Juni aus den Revieren Htilloch (3. 6. 1963), Iversheim (12. 6. 1963) und Queckenberg. Am 6. und I7. Juli meldete man f~ir das Revier Steinbach und den Eigen- jagdbezirk Winterburg Erstausbriiche yon Schweinepest und im August f~ir Mariawald und fi~r Hasenfeld. Im September trafen Seuchenmeldungen aus den Eigenjagden Burg Blens und Ersdorf ein, Anfang Oktober eine aus Eicks und am 25. dieses Monats aus Kleinhau. I1TI November wurden vier Seuchenneuausbr~iche bekannt, am 11. November aus Grof~hau, am 21. November aus Laufenburg, am 29. November aus Wenau und im selben Monat ein Neuausbruch aus Merode. Zum Jahresende muf~ten noch drei Neu- ausbriiche vermerkt werden, n~imlich am 3. Dezember 1963 einer aus dem Revier HLirt- gen, am 8. Dezember einer aus Gey urld im gleichen Monat ein anderer aus Roetgen. Bis Ende 1963 registrierten wit insgesamt 330 St/ick Schwarzwild, die mittel- oder un- mittelbar durch die Schweinepest eingingen.

Nachdem im Januar 1964 keine Neuausbriiche bekanntwurden, meldeten im Fe- bruar dieses Jahres 4 bisher verschont gebliebene Reviere Pestf~ille. Es handelte sich um

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die Reviere Eicherscheid-Hammern, Gerstenhof, Vogel- sang und Vossenack. Die letzte Seuchenmeldung regi- strierten wit im April 1964 aus dem Revier Germeter.

Da der n~ichste Schweinepestverdacht aus dem Eifel- raum yore 6. Januar 1965 datiert (Forstamt Wenau, 1 verendetes Stilck) und erst am 19. Mai 1966 ein neuer Schweinepestfall nachgewiesen werden konnte (Forstamt Hiirtgen, 1 Stack), ist davon auszugehen, dag der hier beschriebene Seuchenzug 1964 endete.

Einen vollst~indigen Uberblick vermittelt die Ta- belle. Die Lage der Reviere ist aus der Karteniibersicht zu entnehmen.

Erreger und Krankheitsbild der Schweinepest

Die Schweinepest wird durch Viren verursacht, die mehr oder weniger pathogen sein kSnnen und die schon aus diesen Griinden verschiedenartige Krankheitsbilder hervorrufen. Da es aber andere Schweinekrankheiten gibt, die ~ihnliche Syrnptome aufweisen, ist eine ana- tomisch-histologische Untersuchung verendeter Sauen unerl~it~lich.

Als typisch fiir das Vorliegen einer Schweinepest wird eine nicht eitrige Gehirnentziindung angesehen, die auch bei fast allen verendeten Sauen im Eifelraum, so- welt sie zur Untersuchung kamen, festgestellt wurde. Neben diesem Befund wurden sehr h~iufig punktf6rmige Blutungen in den Nieren und Marmorierung der Lymph- knoten beobachtet sowie Magen-, Darm- und Lungen- entziindung. Von den 13 im Staatlichen Veterin~irunter- suchungsamt Bonn untersuchten Stiicken Schwarzwild aus dem Befallsgebiet wurde bei 10 der Stiicke der Ver- da&t auf Schweinepest ausgesprochen. Bei den restli&en Stilcken, die aus den staatlichen Forst~imtern Gemilnd und Schleiden stammten, konnten keine fiir Schweine- pest typischen Organver~inderungen ermittelt werden.

Wie aus den vorIiegenden Erhebungsbogen ersichtlich, wurde verendetes Schwarzwild vorwiegend an Wasser- l~iufen gefunden, daneben auch in Dickungen, auf Wie- sen, B18gen und in StangenhSlzern.

Von den Beobachtern wurde vielfach die typische Tiipfelung im Unterhautgewebe gesehen, die z. T. als schwarze Fleekung bezeichnet wurde und die immer nur an den Innenseiten der Keulen, an Bauch und Ges~iuge auffiel. Manchmal konnte auch Schweif~ausbruch aus dem Gebrech beobachtet werden. Es wurde allerdings auch eine Anzahl Sauen gefunden, bei denen ~iutgerlich keine Krankheitssymptome erkennbar waren. Besonders her- vorgehoben wurde yon vMen Revierbetreuern die grot~e Vertrautheit der kranken Stiicke, die schon yon anderer Seite beschriebene geringe Fluchttendenz gegenilber

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Menschen (1). Sauen, die noch ihre volle Bewegungsfreiheit besai~en, zeigten bei An- n~iherung keine oder nur geringe FluchtbereitschafL

NORDRHEIN - WESTF'ALEN HOLLAND

Aachen

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Karteniibersicht

Der Kartenausschnitt zeigt die Kreise Aachen-Land, Dtiren, Euskirchen, Bonn-Land, Monschau und Schleiden in Nordrhein-Westi'alen (Stand 1968) und den Kreis Ahrweiler in Rheinland-

Pfalz. Die Numerierung der Befallsreviere entspricht den Ifd. Nr. der Tabelle

Ursprung des Seuchenherdes und evtl. ausl6sende Ursachen

Wenn man auch postulieren darf, dai~ sich das Schwarzwild an Hausschweinen infiziert haben wird, so ist es doch kaum m6glich, den Ursprung des Seuchenherdes sicher zu rekonstruieren. Folgencle Verdachtsmomente sind allerdings gegeben:

In einigen Revieren der Eifel wurde in den Wintermonaten 1963 stark geftittert, so daf~ sich das Schwarzwild an diesen Stellen massierte. Begtinstigt wurde die Massierung in wenigen Revieren auch dutch die extreme Schneelage im Winter 1962/63, die eine Abwanderung der Sauen aus h6heren Mittelgebirgslagen brachte. Da u. a. mit rohen Schla&thofabf~ilten (Lungen yon Hausschweinen) geftittert wurde, kann bier eine In- fektion erfolgt sein. Die unter normalen Umst~inden wertvolle Ftitterung mit tierischem Eiweif~ war in dieser Form fehl am Platze, da die Schweinepest bei Hausschweinen in dieser Zeit sehr welt verbreitet war. Es ist nicht vermeidbar, dai~ auch bereits infizierte Schweine noch als gesund geschlachtet werden (6). Haben si& Pestviren aber erst ein- mal bei einem der Stii&e Schwarzwild manifestiert, so ist zumindest bei einer hohen Wilddichte eine Masseninfektion zu erwarten. Eine weitere vermutliche Infektions- quelle k6nnte die Verfiitterung yon Kfichenabf~illen gewesen sein, die einigen Revier- inhabern aus GroSktichen von Kasernen zur Verfiigung gestellt wurden.

Parallelen zwischen Schweinepestauftreten und Wilddichte des Schwarzwildes sind

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deutlich in der Weise gegeben, als das Revier Hergarten mit dem benachbarten Revier Wolfgarten, weiterhin der Flamersheimer Wald (Miinstereifel I, Haus Hiilloch und Steinbach) und das Revier Laufenburg mit dem umgebenden Forstamt Wenau bei star- ken bis sehr starken Schwarzwildbesfiinden die hSchsten Abg~inge hatten und das Erst- auftreten in Hergarten und Wolfgarten erfolgte.

Endbetrachtung

W~ihrend des Seuchenzuges 1963 bis 1964 sind in der Eifel mindestens 347 St(ick Schwarzwild verendet. Diese Zahl beinhaltet nur die registrierten Stiicke yon der Altersstufe der Uberl~iufer an, ohne die vielen Frischlinge, die in anderen Seuchenziigen das Gros der Verluste ausmachten (7). Daft es zum Ausbruch der Schweinepest kam, ist sicher dem Umstand zuzuschreiben, daft mehrere negative Faktoren zusammentrafen. Einmal, und das ist der wichtigste, dag die Schweinepest iiberall im Eifelraum in Haus- schweinbest~nden weitverbreitet war. Ein weiterer Faktor mag der sehr kalte udd schneereiche Winter 1962/63 gewesen sein. Sauen aus den hSheren Lagen rotteten sich in tieferen Lagen zusammen, und zwar vorwiegend in solchen Gebieten, in denen sie reichlich gefiittert wurden. Der Umstand, dag grofte Futtermengen benStigt wurden, hat sicher dazu gefiihrt, dag als animalische Nahrung auch solche vorgelegt wurde, die yon infizierten Hausschweinen stammte. Durch die sehr hohe Wilddichte zur Zeit des Seuchenausbruches in dem Revier des Erstbefalls - nach Angaben des Revierinhabers waren umgerechnet auf 100 ha etwa 20 Sauen vorhanden - bestanden die Voraus- setzungen fiir eine Infektion yon Stiick zu Stiick. Bei einer mittleren Inkubationszeit yon 10 Tagen kann eine einmalige Fiitterung mit infizierter _A_sung die ersten fiinf Seuchenausbriiche in den Revieren Hergarten, Wolfgarten, NSthen, Miinstereifel und Htimmel bewirkt haben. Nachdem dann die Winterfiitterung des Schwarzwildes ein- gestellt wurde, zogen sich auch infizierte Sauen in ihre alten Einst~inde zuriick und sorg- ten somit fiir die Verbreitung der Krankheit. Bis zum Juni war die Schweinepest in der Hauptsache auf das Gebiet und die umnittelbare Umgebung des Flamersheimer Waldes beschr~inkt, wenn man yon einzelnen VorstSften in nahegelegene R~iume absieht.

In vielen Revieren erlagen nur vereinzelte Stiicke der Seuche, so in Eicks, NSthen, Queckenburg, Burg Blens, Eicherscheid und Germeter, welches sicher mit der dort ge- ringeren Wilddichte zusammenh~ingen wird. Zu grogen Verlusten fiihrte die Seuche in Hergarten (89 St~ick na&gewiesen), Wenau (69 Stii&) und Haus Hiilloch (28 Stiick). Dieses sind ausschliefllich Reviere mit hoher Wilddichte oder sol&e, die an Reviere mit sehr hoher Wilddichte angrenzen, wie im Falle des Forstamtes Wenau.

Bemerkenswert ist, daft w~ihrend des Seuchenzuges der Schweinepest im Eifelraum nichts dariiber bekanntwurde, daft durch Schwarzwild mittel- oder unmittelbar bis dahln seuchenfreie Hausschweinbest~inde infiziert wurden. Dieses ist sicherlich damit in Zusammenhang zu bringen, daft sich die Verantwortlichen der Seuchenreviere streng an die yon amtlicher Seite gegebenen Schutzmaftnahmen hMten. In vielen Revieren wurde das aufgefundene Fallwild yon TierkSrperverwertungsanstalten abgeholt. Wo dieses aus Transports&wierigkeiten nicht mSglich war, wurden die WildkSrper vergraben und verwittert. Es wurden Warnschilder angebracht, um Schweinehalter oder Per- sonen fernzuhalten, die beruflich mit Schweinen zu tun batten. In einem Gatter wur- den sogar mit Desinfektionsfliissigkeit getr~inkte Fut~matten ausgelegt. Revierbesucher wurden aufgefordert, sich nach dern Verlassen des Geheges die Schuhe zu desinfizieren. Um eine Ausbreitung der Schweinepest zu verhindern, wurde in einem Falle mit mehr oder weniger gutem Erfolg versucht, krankheitsverd~ichtige Rotten in Sauf~ngen ein- zufangen und an Oft und Stelle zu tSten. Es darf nicht unerw~ihnt bleiben, daft die In- haber der betroffenen Schwarzwildreviere fiir den Verlust der Stiicke keinerlei finan-

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zielle Entsch~idigung bekamen, wie das bei , ,Keulung" pestverd~ichtiger Hausschwein- best~inde der Fall ist.

Die beiden ab 1965 erw~ihnten Schweinepestf~ille diirSen mit dera beschriebenen Seuchenzug nicht mehr in Verb indung gestanden haben. Vermutlich handel te es sich hier um Neuinfekt ionen, die yon Hausschweinen ausgingen.

Zusammenfassung

Es wird eine l]bersicht tiber Schweinepestf~ille beim Schwarzwild in Deutschland gegeben und auf die F~ille, die 1963 und 1964 in der Eifel auftraten, n~iher eingegangen. Zur besseren Ubersicht tiber den Verlauf dieses Seuchenzuges werden eine Tabelle und eine Orientierungs- karte aus dem Befallsraum wiedergegeben. Auf den vermeintlichen Ursprung der Seuche wird hingewiesen. Ein kontinuieriicher Weg des Seuchenzuges konnte nicht aufgezeichnet werden, da das Befallsgebiet hierftir zu klein war. Da es kein spezifisches Krankheitsbild der Schweine- pest gibt, werden die im Seuchengebiet am h~iufigsten beobachteten Erkennungsmerkmale der Krankheit skizziert.

Vermutlich ausgel6st wurde die Seuche durch Verftitterung yon ungekochten Schlachthof- abf~illen. Im Revier, in dem der Erstbefall auftrat, lag die Wilddichte bei 20 Stti& pro 100 ha Waldfliiche. H/Schste Abgiinge traten jeweils in Revieren mit hoher Schwarzwilddichte auf.

Eine sich wiederholende Wechselbeziehung gegenseitiger Anste&ung zwischen Haus- und Wildschwein, wie bei anderen Seucheng~ingen (1), wurde nicht beobachtet. Dieses wird auf das disziplinierte Verhalten der Jiigerscha~ durch strenge Einhaltung der veterin~irpolizeilichen Bestimmungen zuriickgeftihrt.

Summary

Development and Extent of Swine Fever (Pestis suum) in the Eifel in 1963 and 1964

The cases of swine fever infecting wild boar in Germany are surveyed, and those in the Eifel during 1963 and 1964 are closely analyzed. A table and an orientation map of the affected area are shown to aid understanding of the course of development of the disease, the presumed source of the disease is indicated. The continuous path of the spread of the disease could not be traced because the infected area was too small. Since there exists no specific pattern of sickness for swine fever, the most frequently observed characteristics of the disease are sketched.

The disease was possibly induced through the use of uncooked slaughterhouse waste for fodder. In the district in which the first case appeared, the wild boar density was 20 animals per 100 hectares of forest. The greatest losses however occurred in more densely populated districts.

Repeated mutual contamination of wild boar and domesticated swine, as occurred in other cases of the disease (1), was not observed. This seems to be a result of the disciplined behavior of the hunters who adhered closely to the veterinarian regulations. Transl.: W. SC~R/5,ER

R6sum6

Evolution et extension de la Peste porcine (Pestis suum) dans l'Eifel au eours des ann&s 1963 et 1964

Au moyen d'un tableau et d'une carte d'orientation un aper~u est donn6 des cas de Pesre porcine observ& chez le Sanglier en Allemagne et en particulier de ceux qui se sont pr6sent6s en 1963 et 1964 dans l'Eifel. On n'a pu d&erminer avec rigueur l'itin6raire suivant leque! cette 6pid6mie s'est propag6e en raison de l'exigui't6 de la r6gion ou elle sevit. Etant donne qu'il n'existe pas de description sp6cifique de cette maladie, ses caract~res distincrifs les plus

t �9 t c ~ " �9 ~ " * " frequemment observes dans la re~,lon mfectee sont sommalrement decr~ts. L'~pid6mie se d&lancha vraisemblablement ~t la faveur de distributions de d&hets non

cults d'abattoirs. Dans le territoire de chasse off fut enregistr6 le premier cas de Peste porcine la densit6 du Sanglier atteignait 20 t&es aux 100 ha de for&. Les pertes les plus importantes furent chaque fois le fait de territoires ~l forte densit6 en Sanglier.

Une contamination r~p6t6e et r6ciproque entre animaux sauvages et domestiques, analogue a celle que i on constate darts d autres ep~zootles, n a pas ete observee. Cet etat de choses est ~t mettre au cr6dit de !a discipline avec laquelle le milieu chasseur a respect6 les r~glementations de police sanitaire. Trad. S. A. Dr CROM~RtmG~E

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VerIauf und Ausbreitung der Schweinepest in der Eifel in den Jahren 1963 und 1964 151

L i t e r a t u r

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Aus der Public Health-Abteilung der veteriniirmedizinischen Fakultiit des

University College Nairobi, Kenya

Leiter: Dr. R. Sachs

Ober den Muskelfinnenbefall wildlebender Herbivoren des Serengetigebietes im Norden von Tanzania

Von R. SAc~ts, Kabete/Kenya

Wenn auch in dem von dieser Zeitschritt vornehmlich bedienten Raum der Muskelfinnenbefall der jagdbaren Tiere unbedeutend ist, zeigt die Abhandlung in anschaulicher Weise Zusammen- h~inge zwischen dem Nebeneinanderleben yon Fried- und Raubwild und zwischen Populations- dichte und Parasitenbefall iiberhaupt. Solche Zusammenh~tnge interessieren allgemein, auch in unseren Breiten, bei der Bewirtschaftung der Wildbest~inde insbesondere bei der Bemessung der Wilddichte und der Gesundheitsfiberwachung. Schrii~

In einigen Wildreservaten und Nationalparks von Ostafrika kommt es durch die st~n- dige Vermehrung der Herbivorenpopulationen zu einer o~ erheblichen Wilddichte. Jagdliche Hegemai~nahmen werden diskutiert, ihre Durchfiihrung scheint jedoch in vielen F~illen auf Schwierigkeiten zu stogen. Bis zur Kl~irung der verschiedenen Fragen einer geplanten Bewirtschafltung ostafrikanischer Wildtiere wird daher neben der nattir- lichen Auslese dutch Krankheiten und Trockenperioden auch weiterhin eine Vielzahl