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Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. Konjunktur und Märkte 2018 Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken gestiegen

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Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.

Konjunktur und Märkte 2018

Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken gestiegen

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Impressum

HerausgeberGesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.Wilhelmstraße 43/43 G, 10117 BerlinPostfach 08 02 64, 10002 BerlinTel. 030 2020-5000, Fax 030 2020-6000www.gdv.de, [email protected]

Mitglied der GeschäftsführungChefvolkswirtDr. Klaus WienerTel. 030 2020-5800E-Mail: [email protected]

AutorenDr. Rolf KetzlerTel. 030 2020-5132E-Mail: [email protected]

Dr. Martin Altemeyer-BartscherTel.: 030 2020-5135E-Mail: [email protected]

BestellungenTel. 030 2020-5131Fax 030 2020-6131E-Mail: [email protected]

Redaktionsschluss dieser Ausgabe13.04.2018

DruckRuksaldruck, Berlin

ISSN-Nr. 2191-4931

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Konjunktur und Märkte 2018 1

Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken gestiegen

Die Weltwirtschaft befindet sich zum ersten Mal seit der globalen Wirt-

schafts- und Finanzkrise in einem synchronen Aufschwung. Der Konjunk-

turverlauf im Euroraum und in Deutschland hat sich infolge dieser Entwick-

lung im vergangenen Jahr ebenfalls beschleunigt. Für Deutschland mehren

sich mit einem jährlichen BIP-Wachstum von 2,5 % (kalenderbereinigt) dabei

die Zeichen, dass sich die Wirtschaft in einer Phase der Hochkonjunktur be-

findet. Die Preisentwicklung im Euroraum ist im Vergleich zu früheren Auf-

schwungsphasen mit etwa 1,5 % allerdings moderat. Deflationsgefahren sind

aber ausgeräumt. Daher ist aus unserer Sicht eine konsequentere geldpoliti-

sche Normalisierung der EZB vertretbar. Eine Anhebung der EZB-Leitzinsen

erwarten wir erst für 2019. Aufgrund des robusten Wachstums haben sich

die Aussichten auf eine nachhaltige Zinswende dennoch verbessert. Der glo-

bale Aufschwung dürfte im laufenden Jahr anhalten – wenn auch mit etwas

vermindertem Tempo. Für Deutschland rechnen wir mit einem Zuwachs des

BIP von rund 2 %. Dabei bleibt der für die Versicherungsnachfrage wichtige

private Verbrauch eine wichtige Stütze des Aufschwungs.

Die sehr gute konjunkturelle Entwicklung hat sich im Jahr 2017 positiv auf die

Geschäftsentwicklung in der Versicherungswirtschaft ausgewirkt. Insgesamt

stiegen die Beitragseinnahmen (einschließlich Pensionskassen und Pensions-

fonds) im vergangenen Jahr den teils noch vorläufigen Zahlen zufolge um

1,8 %. Unter Berücksichtigung der Inflation entwickelte sich das Geschäft in der

Versicherungswirtschaft somit 2017 stabil, nachdem in 2016 noch ein leichter

realer Rückgang zu verzeichnen war. In allen drei Sparten konnte im vergan-

genen Jahr eine vergleichsweise positive Geschäftsentwicklung beobachtet

werden: In der Lebensversicherung kam es zu einer nahezu stabilen Beitrags-

entwicklung. Zudem konnte die Schaden- und Unfallversicherung, wie bereits

in den vergangenen Jahren, mit einem Plus von 3 % einen erheblichen Teil zum

Wachstum beitragen. Bedingt durch Beitragsanpassungen verzeichnete die

Private Krankenversicherung mit einem Plus von 4,3 % das höchste Beitrags-

wachstum. Für das laufende Jahr wird derzeit mit einem Beitragswachstum

von rund 1,4 % gerechnet. Der Konsolidierungskurs in der Lebensversicherung

sollte auch 2018 anhalten. Im laufenden Jahr wird nun wieder ein leichtes Bei-

tragsplus in der Lebensversicherung erwartet. In der Schaden- und Unfallver-

sicherung geht man von einer ähnlichen Entwicklung aus wie im vergangenen

Jahr. Auch in der Privaten Krankenversicherung wird weiterhin mit einer Stei-

gerung der Beitragseinnahmen gerechnet. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld,

sowie die politische Unsicherheit stellen die Versicherungsunternehmen im

laufenden Jahr weiterhin vor große Herausforderungen. Von den neuen Pro-

dukten in der Lebensversicherung und den Geschäftsfeldern, die sich durch die

Digitalisierung eröffnen, dürften weiterhin positive Impulse ausgehen.

Editorial: Aufschwung intakt, Abwärtsrisiken aber gestiegen 2

Global synchronisierter Aufschwung 4

Weltwirtschaftliche Entwicklung 4

Konjunkturentwicklung im Euroraum und der EU 6

Deutschland: Fortsetzung des Aufschwungs – mit Abstrichen 7

Konjunkturentwicklung 7

Lage der Unternehmen 8

Preisentwicklung 9

Arbeitsmarkt 9

Wirtschaftliche Lage der privaten Haushalte 9

Geldvermögensbildung der privaten Haushalte 11

Geschäftsklima in der Versicherungswirtschaft 12

Versicherungswirtschaft insgesamt 12

Lebensversicherung 12

Private Krankenversicherung 13

Schaden- und Unfallversicherung 13

Entwicklung der Versicherungsmärkte 14

Lebensversicherung i. e. S. 14

Pensionskassen und Pensionsfonds 16

Lebensversicherung insgesamt 17

Private Krankenversicherung 17

Schaden- und Unfallversicherung 18

Versicherungswirtschaft insgesamt 20

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Konjunktur und Märkte 20182

Editorial: Aufschwung intakt, Abwärtsrisiken aber gestiegen.Die Entwicklung von Konjunktur und

Finanzmärkten war im abgelaufenen

ersten Quartal deutlicher volatiler als in

den Monaten zuvor. Einem ausgespro-

chenen Konjunkturoptimismus noch zu

Jahresbeginn sind Sorgen um einen es-

kalierenden Protektionismus (Stichwort:

US-Importzölle) und steigenden geopoli-

tischen Spannungen (Stichwort: Syrien-

konflikt) gewichen. Ein Handelskrieg,

der angesichts der Vergeltungsmaßnah-

men Chinas nicht unwahrscheinlicher

geworden ist, hätte gravierende Folgen

für die Weltwirtschaft. Direkte Einbußen

wären auf Grund der Störung der globa-

len Wertschöpfungsketten zu erwarten.

Aber auch indirekt würde die gestiegene

Unsicherheit über die Zukunft des Welt-

handelssystems negativ zu Buche schla-

gen, etwa über eine zu erwartende Inves-

titionszurückhaltung der Unternehmen.

Die wirtschaftlichen Folgen eines Han-

delskrieges wären für die USA am größ-

ten, denn der Protektionismus würde

den US-Handel mit vielen Ländern tref-

fen. Derzeit steht China im Fokus, aber

auch Deutschland würde angesichts

des extrem hohen Leistungsbilanzüber-

schusses von 8 % gemessen am BIP

auf Dauer wohl nicht ungeschoren da-

vonkommen. Und auch Produkte aus

Mexiko und Kanada würden voraus-

sichtlich mit Importzöllen belegt, vor

allem dann, wenn Nachverhandlungen

über das NAFTA-Abkommen nicht die

von der US-Administration gewünsch-

ten Ergebnisse bringen. Umgekehrt

dürften die wirtschaftlichen Folgen von

Handelshemmnissen für den „Rest der

Welt“ solange überschaubar bleiben,

wie es gelingt, die Grenzen für den inter-

nationalen Warenaustausch außerhalb

der USA offen zu halten.

Da diese Wirkzusammenhänge auch

der US-Regierung bekannt sein dürften,

ist eine Verschärfung des Handelskon-

flikts oder gar ein Auseinanderbrechen

des Welthandelssystems keine ausge-

machte Sache. Vieles von dem, was Prä-

sident Trump macht, dürfte mit Blick

auf seine Wählerschaft erfolgen. Eine

weitere Eskalation würde auf Grund der

zielgenauen Vergeltungsmaßnahmen,

wie sie China bereits verhängt hat und

von der EU in Aussicht gestellt wurden,

vor allem seine Anhänger treffen. Inso-

fern liegt eine weitere Verschärfung des

Handelsstreits sicher nicht im Interesse

der US-Regierung, und die bislang ver-

hängten bzw. angedrohten Zölle reichen

nicht aus, den global synchronisierten

Aufschwung abzuwürgen. Die seit Jah-

resbeginn z. T. enttäuschenden Konjunk-

turindikatoren sind von sehr hohen Ni-

veaus aus gefallen und deuten bislang

mehr auf eine Normalisierung hin als

auf eine Konjunkturwende.

Für eine Fortsetzung des Aufschwungs

– wenn auch auf leicht verringertem

Niveau – spricht auch, dass die Real-

zinsen in den westlichen Industrielän-

dern nach wie vor extrem niedrig sind.

Hieraus resultieren unvermindert star-

ke Wachstumsimpulse, so etwa bei der

Baunachfrage, den Unternehmensin-

vestitionen oder dem Staatsverbrauch.

Zudem werden die massiven Steu-

ersenkungen in den USA das Wachs-

tum in diesem und im nächsten Jahr

erheblich stimulieren. Und schließlich

zeigen sich die Arbeitsmärkte in nahe-

zu allen Ländern deutlich verbessert.

Hieraus resultieren Spielräume für eine

fortgesetzte Ausweitung der privaten

Konsum ausgaben.

Inflationsdruck noch geringTrotz des mittlerweile sehr lang gestreck-

ten Aufschwungs (in den USA immerhin

der zweitlängste der Nachkriegszeit), ist

der Teuerungsdruck sehr moderat geblie-

ben. Wesentliche Gründe hierfür dürften

die Globalisierung und die Digitalisie-

rung sein. Die Globalisierung hat den

Lohndruck niedrig gehalten, ein Effekt,

der angesichts der hohen Arbeitslosen-

quoten im Euroraum noch verstärkt

wurde. Zudem wirkt die Digitalisierung

strukturell preisdämpfend. So begrenzen

etwa die stetigen Qualitätsverbesserun-

gen bei Elektronikgütern auf Grund der

hedonischen Preismessung den Teue-

rungsdruck spürbar. Aber auch der zu-

nehmende Online-Handel erhöht die

Preistransparenz – und damit den Druck

auf Anbieter, die Preise niedrig zu halten.

Da beide Effekte den Konsumenten zu

Gute kommen, handelt es sich um „posi-

tive“ Deflation, die sich in der geldpoliti-

schen Relevanz deutlich von einer echten

Deflation auf Grund eines Nachfrage-

einbruchs unterscheidet.

Zuletzt ist der Preisdruck allerdings ge-

stiegen. In den USA lag die Inflationsrate

zuletzt bei 2,4 % im Vorjahresvergleich.

Bei der Kernrate der Inflation lag der An-

stieg in den ersten drei Monaten des Jah-

res annualisiert sogar bei 2,9 %. Selbst

im Euroraum hat sich der Preisauftrieb

deutlich von der Nulllinie entfernt; von

Deflationsgefahren kann also keine Rede

mehr sein.

In den kommenden Monaten könnte

sich der Preisdruck weiter erhöhen, denn

die Kapazitätsauslastungen sind im

Zuge des langgestreckten Aufschwungs

auf beiden Seiten des Atlantiks deutlich

gestiegen. Selbst im Euroraum haben

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Konjunktur und Märkte 2018 3

sie mittlerweile das Vorkrisenniveau

erreicht. Preiserhöhend dürfte auch zu

Buche schlagen, dass der Lohndruck

auf Grund der sich bessernden Arbeits-

marktsituation steigt. Wegen des ge-

ringen Produktivitätsanstiegs sollten

damit auch die Lohnstückkosten wieder

stärker steigen. In den letzten Jahren lag

der Zuwachs im Euroraum bei deutlich

unter 1 %. Und schließlich sollte auch

der Protektionismus den Preisauftrieb

tendenziell erhöhen. Alles in allem wird

die Inflationsrate in den USA auf Sicht

der nächsten 12 bis 24 Monate bei deut-

lich über 2 % liegen, und im Euroraum

sich dem Inflationsziel von „unter, aber

nahe 2 %“ nähern.

Geldpolitische Normalisierung schreitet voranVor diesem Hintergrund dürfte es zu-

nehmend zu einer geldpolitischen Nor-

malisierung kommen. In den USA ist

mit weiteren Zinsschritten ebenso zu

rechnen wie mit einem weiteren Bilanz-

abbau der Fed. Zum Jahresende dürfte

der US-Leitzins, der aktuell bei 1,5 % bis

1,75 % liegt, 2,25 % bis 2,5 % erreichen.

Ein erster Zinsschritt wird im Euroraum

nicht vor Mitte des Jahres 2019 erfol-

gen, aber zumindest das Anleihekauf-

programm sollte in diesem Jahr beendet

werden. Wir sind der Auffassung, dass

eine Beendigung schon im September

angezeigt wäre, können auf Grund der

sehr vorsichtigen Haltung der EZB aber

auch nicht ausschließen, dass sich die

EZB für eine Verlängerung bis zum Jah-

resende entscheidet. In jedem Fall sind

wir der Auffassung, dass der europäische

Patient schon länger nicht mehr auf die

Intensivstation der Geldpolitik gehört.

Belastungen für die FinanzmärkteDie konjunkturellen Abwärtsrisiken der

letzten Wochen spiegeln sich auch auf

den Finanzmärkten. Insbesondere Akti-

en, die im Jahr 2017 hohe zweistellige

Zuwächse verzeichnen konnten, hatten

einen schwierigen Start in das Jahr. Zeit-

weilig lagen alle wesentlichen Märkte

deutlich im Minus. Neben den geopoliti-

schen Spannungen macht sich hier aber

auch der geldpolitische Kurswechsel

bemerkbar. Die langen Jahre der geld-

politischen Unterstützung mit Über-

schussliquidität nähern sich allmählich

dem Ende, so dass Schwächephasen bei

Dividendentiteln 2018 sehr viel häufiger

auftreten werden als in den Jahren zuvor.

Unter Bewertungsgesichtspunkten sind

Aktien schon lange nicht mehr billig. Sie

dürften aber so lange in einem – nun-

mehr volatileren – Aufwärtstrend blei-

ben, wie der konjunkturelle Aufschwung

trägt. Das solide wirtschaftliche Wachs-

tum und der damit verbundene Anstieg

der Unternehmensgewinne sprechen

im Übrigen auch dafür, dass die zuletzt

zu beobachtende Ausweitung der Zins-

aufschläge bei den Unternehmensanlei-

hen begrenzt bleiben sollte.

Auf der Zinsseite haben die Entwick-

lungen der letzten Wochen den Auf-

wärtstrend bei den Kapitalmarktzinsen

gestoppt. Nach einem zwischenzeit-

lichen Hoch von 0,75 % ist die Rendite

der 10-jährigen Bundesanleihe zuletzt

wieder leicht gefallen (siehe Grafik). Die

Kombination aus höherer Inflation und

geldpolitischem Kurswechsel spricht

aber gleichwohl dafür, dass die Langfrist-

zinsen weiter in Richtung 1 % steigen

werden. Bemerkenswert ist in der Grafik,

dass sich Renditeveränderungen bislang

nur in den längeren Laufzeiten ergeben

haben. Die Renditen im kurzen Segment

liegen dagegen wie festge nagelt im ne-

gativen Bereich, u. E. ein weiteres Indiz

für die Mächtigkeit, mit der die Geldpo-

litik das Zinsniveau derzeit beeinflusst.

Ein abrupter Zinsanstieg, derzeit das

größte Stabilitätsrisiko auf den Finanz-

märkten, erscheint aus aktueller Sicht

wenig plausibel, dürfte aber dann zu ei-

nem echten Risiko werden, wenn die No-

tenbanken den geldpolitischen Normali-

sierungsprozess zu lange hinauszögern

(„too little, too late“).

Dr. Klaus Wiener Mitglied der Geschäftsführung, Chefvolkswirt

Kapitalmarktzinsen DeutschlandZinsstrukturkurve Bundesanleihen, Rendite in % p.a.

0,5

0

-0,5

19.02.201805.07.2016aktuell

0,49

-0,18

0,75

7Y 8Y 9Y1Y 10Y2Y 3Y 4Y 5Y 6Y

Quelle: Macrobond

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Konjunktur und Märkte 20184

Global synchronisierter Aufschwung

Weltwirtschaftliche Entwicklung

Die globale Konjunktur befindet sich in

einem synchronen Aufschwung. Sowohl

in den Industrieländern als auch in den

Schwellenländern fiel das Wachstum im

Jahr 2017 deutlich kräftiger aus als im

Vorjahr. Mit einem Produktionszuwachs

von 3,7 % konnte 2017 das höchste

Wachstum der Weltwirtschaft seit 2011

erzielt werden. Diese Entwicklung ging

im Jahresverlauf 2017 auch einher mit

einer Belebung des Welthandels sowie

einem Anstieg des Ölpreises.

Zu Jahresbeginn 2018 deuten Frühin-

dikatoren auf eine Fortsetzung des

Aufschwungs hin. Wachstumsimpulse

kommen dabei von den weiterhin sehr

niedrigen Realzinsen sowie Nachhol-

effekten bei den Investitionen. Zudem

gehen von der zum Jahresende 2017

verabschiedeten Steuerreform in den

USA – zumindest kurzfristig – neue Im-

pulse für die Konjunkturentwicklung,

insbesondere in Nordamerika, aus. Die

hohe konjunkturelle Dynamik dürfte zu-

dem ein Anziehen der Inflation nach sich

ziehen.

Gleichzeitig sind aber auch die Risiken

für die Weltwirtschaft im Vergleich zum

EZB: Normalisierung nicht aufschieben und Handlungsmöglichkeiten zurückgewinnen!

Die EZB hat infolge der wieder anzie-henden Verbraucherpreisinflation und der Beschleunigung des Aufschwungs im vergangenen Jahr erste behutsa-me Schritte zu einem Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik eingeleitet. Zu nennen ist hier vor allem die Reduzie-rung des laufenden Anleiheankaufpro-gramms von monatlich 60 auf 30 Mrd. € zum Jahresanfang 2018. Die zuletzt ge-messene Verbraucherpreisinflation von etwa 1,5 % wertet die EZB noch nicht als „nachhaltige Korrektur der Inflationsent-wicklung“, da die Inflation aktuell wei-terhin unterhalb des Preisstabilitätsziels von „unter, aber nahe 2 %“ liegt.

Grundsätzlich muss die Geldpolitik ihre Normalisierungsstrategie im Spannungs-feld eines „too little too late“ und „too much too early“ wählen. Mit dem anzie-henden Aufschwung haben sich die Out-putlücken in vielen Euro-Mitgliedstaaten wieder geschlossen oder sind sogar posi-tiv. Offensichtlich ist inzwischen aber die wirtschaftliche Aktivität im Inland we-niger stark mit der Inflation verbunden. Zwei grundlegend neuere Entwicklungen spielen für einen anhaltenden Preisdruck dabei eine wichtige Rolle.

So gibt es Hinweise für einen stärkeren Einfluss der Globalisierung auf die hei-mische Preisentwicklung. Mit der wirt-schaftlichen Integration vieler Länder in die globalen Wertschöpfungsketten hat sowohl die Erwerbsbevölkerung als auch die Intensität des Wettbewerbs deutlich zugenommen. In der Folge bleibt auch in wirtschaftlichen Erholungsphasen das Lohnwachstum moderater. Die zweite Entwicklung ist die Digitalisierung. Mit dem Internet ist die Transparenz über das Produktangebot und damit verbun-den die Möglichkeit, Preisvergleiche zu ziehen, so hoch wie nie zuvor. Bestimm-te Produkte bzw. Dienstleistungen etwa im Bereich der mobilen Kommunikation sind zudem heute umsonst erhältlich. Dies spricht dafür, dass im Unterschied zu früheren wirtschaftlichen Erholungs-phasen ein kräftiger Anstieg der Infla-tion jetzt weniger wahrscheinlich ist.

Für die Zentralbanken bedeutet dies umgekehrt, dass ihre Möglichkeiten zur Steuerung der Preisentwicklung ab-genommen haben. Gleichzeitig ist der niedrigere Preisdruck infolge von Globa-lisierung und Digitalisierung kein Anlass zur Sorge, da er für Verbraucher positiv

ist. Daher sollte die EZB bei der Wahl der geldpolitischen Strategie neben der Infla-tionsentwicklung auch diese strukturel-len Faktoren der Preisbestimmung stär-ker berücksichtigen. Insgesamt erscheint die enge Verfolgung des Preisstabilitäts-ziels inzwischen wenig angemessen. An-gesichts der zahlreichen Risiken, die mit der ultra-lockeren Geldpolitik u. a. für die Altersvorsorge verbunden sind, spricht stattdessen viel dafür, auch eine längere Abweichung vom Inflationsziel zu tole-rieren bzw. grundsätzlich das aktuelle In-flationsziel auf den Prüfstand zu stellen.

Eine behutsame Normalisierung der Geldpolitik im Euroraum – nach dem Vorbild der Fed – wäre auch insofern ratsam, damit die EZB für den nächsten konjunkturellen Abschwung gerüstet ist. Zwar dürfte die konjunkturelle Auf-wärtsbewegung vorerst intakt bleiben. Aber auch der jetzige bereits lang an-haltende Aufschwung wird nicht ewig dauern, so dass die EZB ihre zukünfti-ge Handlungsfähigkeit stärker in den Blick nehmen sollte. Die zuletzt wieder gestiegenen Risiken sind hier nur eine Warnung.

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Konjunktur und Märkte 2018 5

Vorjahr angestiegen. Hierzu hat zuletzt

vor allem der protektionistische Kurs der

amerikanischen Regierung beigetragen.

Bisher beschränkte sich die US-Adminis-

tration mit Blick auf das US-Handelsdefi-

zit auf „verbale Angriffe“. Die Einführung

konkreter Schutzzölle zunächst für Stahl

und Aluminium und die Androhung

weiterer Zölle ggü. China (sowie die ent-

sprechende Gegenreaktion der Chine-

sen) stellen jetzt eine neue Stufe dar. Es

bleibt zu hoffen, dass der Handelskon-

flikt beigelegt werden kann, damit grö-

ßere konjunkturelle Effekte ausbleiben.

Problematisch ist die Entwicklung aber

allemal, da sie letztlich die Vorteile der

internationalen Arbeitsteilung infrage

stellt und damit Produktivitätseinbußen

und Preiserhöhungen in Kauf nimmt,

die letztlich Wohlfahrtsverluste zulasten

der Konsumenten darstellen. Mit der

gestiegenen Unsicherheit wird eine wei-

tere Beschleunigung der globalen Kon-

junktur wie sie zu Jahresanfang vielfach

erwartet wurde unwahrscheinlicher.

Unsicherheit besteht zudem über den

geldpolitischen Normalisierungsprozess

der Notenbanken vor allem in den USA.

Unter den Notenbanken ist die ameri-

kanische Zentralbank mit dem Ausstieg

aus der „unkonventionellen“ Geldpoli-

tik am weitesten fortgeschritten. Ende

März hat die Fed das Leitzinsband er-

neut angehoben. Zwischenzeitlich hatte

die Erwartung einer schnelleren geld-

politischen Straffung jedoch deutliche

Kursrückgänge an den Finanzmärkten

zur Folge. Auslöser waren höher als er-

wartete Lohnsteigerungen in den USA.

Für das laufende Jahr erwarten wir, dass

die Fed am eingeschlagenen Kurs gradu-

eller Zinserhöhungen festhalten wird,

sehen aber das Risiko einer noch schnel-

leren Gangart.

Wirtschaftswachstum* in ausgewählten Regionen

2014 2015 2016 20171 20181 20191

Welt +3,6 +3,4 +3,2 +3,7 +3,9 +3,9

Industrieländer +2,1 +2,2 +1,7 +2,3 +2,3 +2,2

USA +2,6 +2,9 +1,5 +2,3 +2,7 +2,5

Euroraum +1,3 +2,0 +1,8 +2,4 +2,2 +2,0

Vereinigtes König-reich

+3,1 +2,2 +1,9 +1,7 +1,5 +1,5

Japan +0,3 +1,1 +0,9 +1,8 +1,2 +0,9

Schwellen- und Ent-wicklungsländer

+4,7 +4,3 +4,4 +4,7 +4,9 +5,0

China +7,3 +6,9 +6,7 +6,8 +6,6 +6,4

Lateinamerika +1,2 +0,1 -0,7 +1,3 +1,9 +2,6

* Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts gegenüber Vorjahr in %1 Prognosen, Stand: 11.01.2018

Quelle: Internationaler Währungsfonds (IWF)

Entwicklung wichtiger weltwirtschaftlicher Bezugsgrößen

2016 2017Q IV 2017

Q I 2018

12/17 01/18 02/18 03/18

Welthandel1 +1,5 +4,5 +1,2 - +0,3 +0,9 - -

Euro/US-Dollar2 1,05 1,20 1,20 1,23 1,20 1,25 1,22 1,23

Ölpreis (Brent) in US-Dollar pro Barrel2

54,96 66,73 66,73 69,02 66,73 67,78 66,08 69,02

HWWI- Rohstoffindex3 99,7 108,8 104,1 105,5 104,5 106,0 106,1 104,5

Dow Jones In- dustrial Average2 19.763 24.719 24.719 24.103 24.719 26.149 25.029 24.103

1 reale Veränderung gegenüber Vorjahr bzw. Vorjahresquartal oder Vormonat in %2 Stand am Jahres-, Quartals- oder Monatsende3 Index der Weltmarktpreise für Rohstoffe ohne Energierohstoffe (Kohle und Rohöl) in Euro;

Monats-, Quartals- oder Jahresdurchschnitte; 2015=100

Quelle: Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis, Europäische Zentralbank, US Energy Information Administration, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut, Dow Jones

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Konjunktur und Märkte 20186

Konjunkturentwicklung im Euroraum und der EU

Die Konjunktur im Euroraum hat im

vergangenen Jahr erneut an Dynamik

gewonnen und das höchste BIP-Wachs-

tum seit 2007 erzielt. Maßgeblich hier-

für war vor allem das verbesserte glo-

bale Konjunkturumfeld. Aber auch die

binnenwirtschaftliche Nachfrage bleibt

nach wie vor eine wichtige Stütze des

Aufschwungs. Der private Konsum profi-

tiert dabei insbesondere von der Aufhel-

lung der Lage auf den Arbeitsmärkten

im Währungsraum. Im Februar 2018 be-

lief sich die Arbeitslosenquote auf 8,5 %

im Vergleich zu 9,5 % im Vorjahresmo-

nat. Im Zuge der außenwirtschaftlichen

Belebung erholte sich zudem auch die

Investitionstätigkeit im Euroraum.

Der Aufschwung wird inzwischen von

allen Mitgliedsstaaten des Euroraums

getragen. Deutlich schwungvoller als

in den vergangenen Jahren entwickelte

sich die Konjunktur in Frankreich. Insge-

samt verhalten blieb dagegen der Kon-

junkturverlauf in Italien. Die spanische

Wirtschaft setzte ihre kräftige Aufwärts-

bewegung zuletzt mit etwas vermin-

dertem Tempo fort. Selbst Griechenland

konnte 2017 wieder eine positive Expan-

sionsrate vorweisen.

Auch in den übrigen EU-Mitgliedstaaten

vor allem in Mittel- und Osteuropa blieb

der konjunkturelle Aufschwung zumeist

kräftig. In Großbritannien machen sich

allerdings die Auswirkungen des Brexits

u. a. aufgrund der gestiegenen Unsi-

cherheit bereits in einer Verlangsamung

des Wirtschaftswachstums bemerkbar.

Sowohl die privaten Konsumausgaben

als auch die Investitionen haben an

Schwung verloren.

Für das laufende Jahr erwarten wir

eine Fortsetzung des Aufschwungs, al-

lerdings dürfte das Wachstumstempo

etwas nachlassen. Hierfür spricht nicht

zuletzt der deutliche Rückgang der Stim-

mungsindikatoren im Februar und März.

Zwar drückt sich hier auch die Unsicher-

heit über einen möglichen Handelskrieg

mit den USA aus. Aufgrund des mittler-

weile hohen Auslastungsgrads ist der

Rückgang aber möglicherweise auch

Ausdruck für zunehmende Kapazitäts-

engpässe in Teilen des Euroraums.

Der Anstieg der Verbraucherpreise im

Euroraum verlangsamte sich nach dem

starken Anstieg zu Jahresbeginn 2017

etwas. Insgesamt liegt die Inflation aber

mittlerweile wieder deutlich oberhalb

der „Nulllinie“ (März 2018: 1,4 %), so

dass Warnungen vor Deflationsrisiken

verstummt sind. Der Aufwärtstrend der

Kerninflation (gemessen ohne Energie-

und Nahrungsmittelpreise) setzte sich

zuletzt nicht weiter fort. Im weiteren

Jahresverlauf dürfte sich die Inflation

wieder beschleunigen.

Die EZB hält trotz der anziehenden Kon-

junktur sowie der im Vergleich zu 2016

wieder deutlich höheren Inflationsraten

weiterhin an ihrer sehr expansiven geld-

politischen Ausrichtung fest. Begründet

wird dies von der EZB mit dem zu gerin-

gen Preisdruck. Im Unterschied zur Fed

hat die EZB eine geldpolitische Norma-

lisierung mit der Reduzierung des Wert-

papierankaufprogramms und ersten An-

passungen in der Kommunikation daher

erst in Ansätzen eingeleitet. Vor dem

Hintergrund des deutlich besseren ge-

samtwirtschaftlichen Umfelds im Euro-

raum stellt sich dennoch die Frage, ob

dieser hohe Expansionsgrad noch ange-

messen ist. Wir erwarten, dass die EZB

ihren graduellen Kurswechsel fortsetzt.

Damit dürfte das Wertpapierankauf-

programm im 4. Quartal 2018 beendet

werden. Mit einem ersten Zinsanstieg

rechnen wir frühestens Mitte 2019.

01/17

Quelle: Bloomberg

01/15 07/15 01/1801/16 07/16 07/17

PMI GesamtPMI IndustriePMI Dienstleistung

Einkaufsmanagerindizes Euroraum PMI

57

58

59

60

56

55

54

53

52

51

50

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Konjunktur und Märkte 2018 7

Deutschland: Fortsetzung des Aufschwungs – mit Abstrichen

Konjunkturentwicklung

Der langgestreckte konjunkturelle Auf-

schwung in Deutschland hat im ver-

gangenen Jahr nochmals deutlich an

Dynamik gewonnen. In kalenderberei-

nigter Betrachtung legte das Bruttoin-

landsprodukt im Jahr 2017 um 2,5 %

zu. Damit befindet sich die deutsche

Wirtschaft Ende 2017 seit nunmehr 14

Quartalen im Aufschwung. Insgesamt

übertrifft die BIP-Wachstumsrate deut-

lich das durchschnittliche Wachstum

der vergangenen zehn Jahre in Höhe

von 1,2 %. Mit der damit verbundenen

Überauslastung mehren sich die Zei-

chen, dass sich die deutsche Wirtschaft

aktuell in einer Hochkonjunkturphase

befindet. Dabei profitiert die deutsche

Wirtschaft aktuell weiterhin von güns-

tigen Rahmenbedingungen, zu denen

neben dem positiven globalen Umfeld

auch niedrige Realzinsen zählen.

Der Aufschwung ist weiterhin breit

angelegt. Im 2. Halbjahr 2017 kamen

die Wachstumsimpulse im Zuge der

Belebung des Welthandels aber über-

wiegend von der Auslandsnachfrage.

Dagegen verlangsamten sich die pri-

vaten Konsumausgaben in der zweiten

Jahreshälfte. Auch als Reaktion auf die

hohe Kapazitätsauslastung, die etwa

nach dem ifo-Konjunkturtest inzwi-

schen deutlich über ihrem langfristi-

gen Durchschnitt liegt, haben sich die

Unternehmensinvestitionen in 2017

lebhafter entwickelt. Die Bauinves-

titionen konnten dagegen trotz der

hohen Nachfrage insbesondere nach

Wohnraum und anhaltend günstigen

Finanzierungskonditionen zuletzt nicht

weiter zulegen. Offensichtlich war die

Bauwirtschaft damit nicht mehr in der

Lage, die Kapazitätsengpässe zu schlie-

ßen.

Für das Jahr 2018 gehen wir angesichts

der anhaltend positiven Rahmenbe-

dingungen von einer Fortsetzung des

Aufschwungs aus. Aufgrund der be-

reits heute in einigen Branchen sicht-

baren Überauslastung der deutschen

Wirtschaft dürften zunehmend Kapa-

zitätsengpässe sowie Knappheiten am

Arbeitsmarkt das Wachstum bremsen.

Eine weitere Beschleunigung des Auf-

schwungs – wie von einigen Konjunk-

turforschern teilweise für möglich ge-

halten – erwarten wir auch aufgrund

des teilweise verhaltenen Jahresauf-

takts nicht. Nach unserer Auffassung

dürfte das Expansionstempo der deut-

schen Volkswirtschaft 2018 mit rund

2 % unterhalb des Niveaus des Vorjah-

res liegen.

Die Risiken für den Konjunkturverlauf

haben zuletzt mit der Ankündigung

der Einführung von Zöllen von amerika-

nischer Seite erheblich zugenommen.

Neben dem Handelsstreit mit den USA

birgt u. a. auch der Brexit Gefahren. Aus-

wirkungen für die deutsche Wirtschaft

ergeben sich dabei insbesondere im

Falle eines „harten Brexit“. Umgekehrt

könnte die deutsche Volkswirtschaft

aber auch schneller wachsen, wenn es

etwa durch eine höhere Erwerbsbeteili-

gung oder gezielte Fachkräftemigration

gelänge, bestehende Kapazitätseng-

pässe beim Arbeitsangebot zu über-

winden. Perspektivisch gehen zudem

von den fiskalpolitischen Maßnahmen

der neuen Regierung konjunkturelle Im-

pulse aus. Diese dürften überwiegend

in den Folgejahren wirksam werden. Bei

der Verbesserung der wirtschaftlichen

Rahmenbedingungen kann der Koaliti-

onsvertrag aber nur wenig bieten.

Reales Bruttoinlandsprodukt und seine Komponenten*

* Veränderung gegenüber Vorjahr bzw. Vorquartal (saison- und kalenderbereinigt) in %

Quelle: Statistisches Bundesamt

2015 2016 2017Q I

2017Q II

2017Q III

2017Q IV 2017

Bruttoinlandsprodukt +1,7 +1,9 +2,2 +0,9 +0,6 +0,7 +0,6

Private Konsumausgaben +1,7 +2,1 +1,9 +0,8 +0,9 -0,2 +0,0

Konsumausgaben Staat +2,9 +3,7 +1,6 +0,3 +0,3 +0,5 +0,5

Ausrüstungsinvestitionen +3,9 +2,2 +4,0 +2,6 +3,3 +1,3 +0,7

Bauinvestitionen -1,4 +2,7 +2,7 +2,9 +0,5 -0,3 -0,4

Exporte +5,2 +2,6 +4,7 +1,7 +1,0 +1,8 +2,7

Importe +5,6 +3,9 +5,1 +0,4 +2,4 +1,1 +2,0

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Konjunktur und Märkte 20188

Lage der Unternehmen

Die Industrie hat vor allem durch die

lebhafte Auslandsnachfrage den Auf-

schwung in Deutschland maßgeblich

gestützt. Zu Jahresanfang 2018 deutet

sich allerdings eine Abschwächung der

Industriekonjunktur an. Daten sowohl

zu den Auftragseingängen als auch zur

Industrieproduktion sind in den ersten

beiden Monaten des Jahres deutlich zu-

rückgegangen.

Die realwirtschaftlichen Frühindikato-

ren vervollständigen damit das etwas

verhaltene Bild der Stimmungsindika-

toren. Der ifo-Geschäftsklimaindex ging

bereits im Februar und erneut im März

zurück. Insgesamt befindet sich der

ifo-Geschäftsklimaindex aber weiterhin

auf einem hohen Niveau. Der jüngste

Rückgang bedeutet damit kein Ende des

Aufschwungs, zumal die Industrie aus

dem vergangenen Jahr noch über reich-

lich Aufträge verfügen sollte. Zudem

dürfte der Rückgang auch im Zusam-

menhang mit der hohen Unsicherheit

über den Handelsstreit mit den USA

stehen. Vorsicht ist aber dennoch ange-

bracht, da drei Rückgänge des Indexes in

Indikatoren zur Konjunkturentwicklung im Unternehmensbereich

2016 201710/

201711/

201712/

201701/

201802/

201803/

2018

ifo Geschäftsklima (2005=100)1 108,3 114,6 116,9 117,6 117,3 117,6 115,4 114,7

ZEW Konjunktur- erwartungen1 +6,7 +16,4 +17,6 +18,7 +17,4 +20,4 +17,8 +5,1

Auftragseingang Industrie2 +1,4 +5,5 +0,8 +0,4 +2,6 -3,5 +0,3 -

Industrie- produktion3 +1,3 +3,7 -1,3 +3,5 -0,6 -0,1 -2,0 -

Bauproduktion4 +2,3 +4,4 -0,3 +0,9 -1,1 +2,7 -2,2 -

Ausfuhren5 +0,7 +7,1 -0,3 +4,1 +0,0 -0,4 -3,2 -

1 Jahreswerte: Durchschnitte der Monatswerte2 Verarbeitendes Gewerbe; Veränderung gegenüber Vorjahr bzw. Vormonat in %3 Produzierendes Gewerbe ohne Energie- und Baugewerbe; Veränderung gegenüber Vorjahr bzw.

Vormonat in %4 Veränderung gegenüber Vorjahr bzw. Vormonat in %5 nicht preisbereinigt; Veränderung gegenüber Vorjahr bzw. Vormonat in %

Veränderungsraten gegenüber Vormonat sind saison- und kalenderbereinigt

Quelle: ifo Institut, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Statistisches Bundesamt

Prognosen des realen Wirtschaftswachstums in Deutschland für 2018 und 2019*

Institution Bbk1 BR2 IWF3 EU4 DIW5 SVR6 OECD7 ifo8 ifW9

Prognosemonat 12/17 01/18 01/18 02/18 03/18 03/18 03/18 03/18 03/18

2018 +2,5 +2,4 +2,3 +2,3 +2,4 +2,3 +2,4 +2,6 +2,5

2019 +1,7 - +2,0 +2,1 +1,9 +1,8 +2,2 +2,1 +2,3

* Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts gegenüber Vorjahr in %1 Bundesbank; 2 Bundesregierung; 3 Internationaler Währungsfonds; 4 Europäische Kommission; 5 Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung; 6 Sachverständigenrat; 7 Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; 8 ifo Institut für Wirtschaftsforschung; 9 Institut für Welt-wirtschaft Kiel

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Konjunktur und Märkte 2018 9

Folge häufig ein Abschwungsignal sind.

Insgesamt dürfte die deutsche Wirt-

schaft im 1. Quartal nicht an das hohe

Wachstumstempo des letzten Jahres

anknüpfen können und mit knapp 0,5%

etwas schwächer expandieren.

Der konjunkturelle Aufschwung in

Deutschland hat im vergangenen Jahr

zum achten Mal infolge zu einem Rück-

gang der Unternehmensinsolvenzen ge-

führt (-6,6 %). Einen großen Anteil hier-

an hat auch die Niedrigzinspolitik der

EZB, die aufgrund der günstigen Finan-

zierungskonditionen finanzielle Spiel-

räume von unprofitablen Unternehmen

erhöht und damit Insolvenzen verhin-

dern kann. Auch die Neugründung grö-

ßerer Betriebe war im Jahr 2017 leicht

rückläufig.

Preisentwicklung

Zu Jahresanfang 2018 blieb der Anstieg

der Verbraucherpreise etwas hinter den

Zuwachsraten des 2. Halbjahres 2017 zu-

rück. Hierbei sind allerdings Basiseffekte

infolge der starken Zunahme der Ener-

giepreise zu Jahresbeginn 2017 zu be-

rücksichtigen. Insgesamt hat der Preis-

auftrieb im Jahr 2017 vor allem durch

den Anstieg der Energiepreise deutlich

zugenommen. Zuletzt schwächte sich

der Einfluss der höheren Ölpreise auf-

grund der Aufwertung des Euros ab. Im

Einklang mit der anziehenden Konjunk-

tur erhöhte sich im Jahresverlauf 2017

die Kerninflation (Teuerung ohne Nah-

rungsmittel und Energiepreise). Dieser

Aufwärtstrend setzte sich auch zu Be-

ginn des 1. Quartals 2018 fort. Für das

Gesamtjahr 2018 gehen wir von einem

erneuten Anstieg der Inflation in Höhe

von 1,8 % aus. Infolge der Hochkonjunk-

tur dürfte dieser stärker als bisher von

einer anziehenden Kerninflation getra-

gen werden. Hierauf deutet u. a. der An-

stieg der ifo-Preiserwartungen hin. Die

Preise für Energie dürften sich entspre-

chend der Notierungen an den Termin-

märkten nur wenig ändern.

Arbeitsmarkt

Die Entwicklung am deutschen Arbeits-

markt blieb im Jahr 2017 aufwärts-

gerichtet. Mit einem Zuwachs von ca.

650.000 Erwerbstätigen beschleunigte

sich der Beschäftigungsaufbau zum Jah-

resende 2017 auf gut 44,5 Mil. Erwerbs-

tätige und erreichte damit einen neuen

Höchststand. Noch dynamischer verlief

die Entwicklung bei den sozialversiche-

rungspflichtig Beschäftigten, die um

etwa 740.000 zulegten. Erste Fortschrit-

te sind auch bei der Integration von

Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt zu ver-

zeichnen. Etwa 10% des Zuwachses der

sozialversicherungspflichtig Beschäftig-

ten entfallen auf diesen Personenkreis.

Die Zahl der Arbeitslosen war im vergan-

genen Jahr ebenfalls rückläufig.

Vor dem Hintergrund der anhaltend

hohen Konjunkturdynamik bleiben die

Aussichten für den deutschen Arbeits-

markt günstig. Die Arbeitsnachfrage der

Unternehmen liegt laut ifo-Beschäfti-

gungsbarometer weiterhin auf einem

sehr hohen Niveau. Trotz der arbeits-

marktorientierten Zuwanderung dürf-

ten sich hier zunehmend wachsende

Knappheiten am Arbeitsmarkt bemerk-

bar machen, so dass sich der Beschäftig-

tenaufbau verlangsamen wird. Die Zahl

der Arbeitslosen war im vergangenen

Jahr ebenfalls rückläufig.

Wirtschaftliche Lage der privaten Haushalte

Die wirtschaftliche Lage der privaten

Haushalte bleibt auch weiterhin äußert

positiv. Der Zuwachs der verfügbaren

Einkommen lag 2017 mit 3,9 % deut-

lich über dem Niveau des Vorjahres.

Hierzu haben neben dem anhaltenden

Beschäftigungsaufbau ein kräftiger

Anstieg der Nettolöhne und der mo-

netären Sozialleistungen beigetragen.

Günstig entwickelten sich zudem die

Vermögenseinkommen. In realer Be-

trachtung fielen die verfügbaren Ein-

kommen aufgrund der wieder höheren

Inflation aber mit 2,1 % (2016: 2,4 %)

etwas geringer aus. Dennoch blieb die

zuletzt verhaltene Entwicklung des

privaten Konsums etwas hinter den

Erwartungen zurück. Ein dämpfender

Effekt ging dabei u. a. von dem leichten

Anstieg der Sparquote aus.

Entwicklung der Verbraucherpreise*

Institution 2014 2015 2016 201710/

201711/

201712/

201701/

201802/

201803/

2018

Verbraucher- preisindex

+0,9 +0,3 +0,5 +1,8 +1,6 +1,8 +1,7 +1,6 +1,4 +1,6

Kerninflation1 +1,4 +1,2 +1,2 +1,4 +1,2 +1,5 +1,5 +1,5 +1,6 +1,6

* Veränderung gegenüber Vorjahr bzw. Vorjahresmonat in %1 Verbraucherpreisindex ohne Nahrungsmittel und Energie

Quelle: Statistisches Bundesamt

Page 12: Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken ... · Konjunktur und Märkte 2018 1 Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken gestiegen Die Weltwirtschaft befindet

Konjunktur und Märkte 201810

Trotz der vorübergehenden Konsum-

schwäche gehen wir aufgrund der wei-

terhin günstigen Rahmenbedingungen

davon aus, dass der private Verbrauch

auch 2018 eine wichtige Stütze des

Wachstums bleibt. Hierauf deuten

etwa das weiterhin hohe Niveau des

GfK-Konsumklimaindex zu Jahresan-

fang hin. Auch die verfügbaren Einkom-

men werden weiter spürbar ansteigen.

Deutlich nachgegeben hat in den letz-

ten Monaten aber der ifo-Geschäfts-

klimaindex für den Einzelhandel. Auch

die Umsätze im Einzelhandel gingen zu

Jahresanfang zurück. Daher erwarten

wir eine insgesamt geringere Wachs-

tumsdynamik des Konsums im laufen-

den Jahr.

Geldvermögensbildung der privaten Haushalte

Die Sparquote der privaten Haushal-

te ist im vergangenen Jahr leicht auf

9,9 % angestiegen. Ein Grund hierfür

ist nach unserer Einschätzung der kräf-

tige Zuwachs der Unternehmens- und

Vermögenseinkommen im Jahr 2017.

Diese Einkünfte fallen in überdurch-

schnittlichem Maße einkommensstar-

ken Haushalten zu, die typischerweise

eine besonders hohe Sparquote auf-

weisen. Insgesamt sind infolge des

Niedrigzinsumfelds jedoch weiterhin

keine größeren Veränderungen bei der

Ersparnisbildung der privaten Haus-

halte festzustellen. Trotz des weiterhin

niedrigen Sparklimas rechnen wir auch

für das laufende Jahr mit einer Sparquo-

te von etwa 10 %. Perspektivisch neue

Impulse könnte die Ersparnisbildung

durch die sich langsam abzeichnenden

Zinswende bekommen. Dem stehen

allerdings die dämpfenden Effekte der

Alterung der Gesellschaft entgegen.

Die höhere Sparquote spielgelt sich

auch in der Geldvermögensrechnung

wider. So fiel die Geldvermögensbil-

dung im Jahr 2017 mit 210 Mrd. € ge-

genüber dem Vorjahreszeitraum um

5 % höher aus. Das Geldvermögen der

privaten Haushalte betrug zum Ende

des Vorjahres 5.857 Mrd. €. Im Vergleich

zum Vorjahreszeitpunkt ist das Geldver-

mögen damit um 280 Mrd. € angestie-

gen. Die privaten Haushalte profitierten

dabei zusätzlich von Bewertungsgewin-

nen, vor allem bei Aktien und Invest-

mentfonds.

In der Struktur der Geldvermögensbil-

dung haben im Jahr 2017 Ansprüche

gegenüber Lebensversicherungen wie-

der an Bedeutung gewonnen, nachdem

diese aufgrund der hohen Auszahlun-

gen 2016 etwas geringer ausgefallen ist.

Im Jahresvergleich übertrafen die Mit-

telzuflüsse die Vermögensbildung im

Vorjahreszeitraum um knapp 6 Mrd. €.

Konsumverhalten und Konsum-/Sparklima

2014 2015 2016 201711/

201712/

201701/

201802/

201803/

2018

Einzelhandels- umsatz1 +1,5 +3,8 +2,9 +4,2 +1,9 -0,7 -0,5 -0,5 -

Pkw-Neuzulas- sungen (Anzahl)2 +2,9 +5,6 +4,5 +2,7 +9,4 -1,0 +11,6 +7,4 -3,4

Gfk-Konsum- klima3 8,7 9,3 9,7 10,7 10,7 10,7 10,8 11,0 10,8

GfK-Sparklima4 98,8 98,7 98,8 99,0 99,1 99,0 99,2 99,4 99,1

1 ohne Kfz-Handel, nominale Veränderung gegenüber Vorjahr bzw. Vormonat (saison- und kalen-derbereinigt) in %

2 Veränderung gegenüber Vorjahr bzw. Vormonat in %3 Stand am Jahres- bzw. Monatsende; je deutlicher die Zahl im positiven Bereich ist, desto optimisti-

scher sind die Verbraucher4 Stand am Jahres- bzw. Monatsendekursiv: vorläufiger Wert

Quelle: Statistisches Bundesamt, Kraftfahrt-Bundesamt, GfK

Verfügbares Einkommen und Sparquote

2015 2016 2017Q IV 2016

Q I 2017

Q II 2017

Q III 2017

Q IV 2017

Verfügbares Einkommen1 +2,6 +2,9 +3,9 +3,0 +4,5 +3,7 +4,2 +3,2

Sparquote2 9,7 9,7 9,9 9,9 9,7 9,7 9,9 10,2

1 nominale Veränderung gegenüber Vorjahr bzw. Vorjahresquartal in %2 Ersparnis in % des verfügbaren Einkommens; Quartalswerte saison- und kalenderbereinigt

Quelle: Statistisches Bundesamt

Page 13: Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken ... · Konjunktur und Märkte 2018 1 Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken gestiegen Die Weltwirtschaft befindet

Konjunktur und Märkte 2018 11

0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

0

2.000

4.000

6.000

8.000

10.000

12.000

14.000

01/12 01/13 01/14 01/15 01/16 01/17 01/18

DAX Kapitalmarktzinsen Einlagenzins Tagesgeldzins

Der Anteil der Lebensversicherung an

der Geldvermögensbildung liegt dabei

bei etwa 15 %. Insgesamt bleibt für das

Anlageverhalten aber weiterhin das

Niedrigzinsumfeld prägend. Neben

Versicherungen begünstigt dies seit

längerem auch die hohe Präferenz der

privaten Haushalte für liquide Bank-

einlagen sowie Bargeld. Auch das seit

einiger Zeit zu beobachtende stärkere

Kapitalmarktengagement der privaten

Haushalte hielt an. Im Jahr 2017 pro-

fitierten hiervon insbesondere Invest-

mentfonds. Erneut angestiegen ist zu-

dem die Kreditaufnahme (vornehmlich

für Wohnungsbaukredite) der privaten

Haushalte. Mit 17 Mrd. Euro erreichte

diese im 3. Quartal einen Höchststand.

Die Geldvermögensbildung der priva-

ten Haushalte dürfte auch im laufen-

den Jahr auf hohem Niveau verbleiben.

Größere strukturelle Veränderungen

als Reaktion auf die inzwischen vielfach

real negative Ver zinsung der liquiden

Bankeinlagen sind bisher ausgeblie-

ben und auch 2018 nicht zu erwarten.

Die Kurseinbrüche an den Aktienmärk-

ten zu Beginn des Jahres und die damit

verbundenen höhere Volatilität dürf-

ten zwar keine Trendwende für das

Kapitalmarktengagement markieren.

Zumindest zeitweise könnte dies aber

geringere Mittelzuflüsse der privaten

Haushalte in Kapitalmarktprodukte

nach sich ziehen. Denkbar ist zudem,

dass perspektivisch durch den allmäh-

lichen Anstieg der langfristigen Zinsen

kapitalbildende Versicherungsproduk-

te an Zuspruch gewinnen. Angesichts

der (noch) günstigen Finanzierungs-

konditionen dürfte auch die Nachfra-

ge nach Immobilien weiterhin hoch

bleiben.

1 DAX-30 (Monatsschlusswerte)2 Umlaufrendite von Anleihen der öffentlichen Hand mit Restlaufzeit über 9 bis einschließlich

10 Jahre3 Effektivzinssatz für Einlagen privater Haushalte mit vereinbarter Laufzeit bis 1 Jahr (Neugeschäft)4 Effektivzinssatz für Einlagen privater Haushalte, täglich fällig (Neugeschäft)

Quelle: Deutsche Bundesbank, Deutsche Börse AG

Kapitalmarktzins, Einlagenzins und Aktienkurse

14.000

12.000

10.000

8.000

6.000

4.000

2.000

0

01/12 01/13 01/14 01/15 01/16 01/1801/17

4,0

3,5

2,5

2,0

1,0

1,5

0,0

0,5

-0,5

3,0

Quelle: Deutsche Bundesbank

Geldvermögensbildung der privaten Haushalte in ausgewählten Anlageformen

50

40

30

20

10

0

-10

Mrd. €

Banken Investment- fonds

Versicherungen Aktien

Q IV 2016

Q I 2017

Q III 2017

Q IV 2017

Q II 2017

Tagesgeldzins4 (rechts)

Kapitalmarktzinsen2 (rechts)Einlagenzins3 (rechts)

Dax1 (links)

Rentenwerte

Page 14: Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken ... · Konjunktur und Märkte 2018 1 Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken gestiegen Die Weltwirtschaft befindet

Konjunktur und Märkte 201812

Geschäftsklima in der Versicherungswirtschaft

Versicherungswirtschaft insgesamt

Das Geschäftsklima in der deutschen

Versicherungswirtschaft hat sich ge-

messen am Ifo-Index im Winter 2017

deutlich verbessert (+19,5 nach +12,0 im

Herbst). Es nähert sich nach einer leich-

ten Eintrübung im Vorquartal nun wie-

der dem hohen Wert des Geschäftskli-

mas in der gewerblichen Wirtschaft an.

Die aktuelle Geschäftslage wird deut-

lich besser eingeschätzt als im Herbst

2017 (+19,7 nach +10,1). Auch die Er-

wartungshaltung hat sich weiter ver-

bessert (+19,2 nach +14,0). Der seit

einigen Quartalen zu beobachtende

positive Trend bei den Geschäftserwar-

tungen wurde damit fortgeschrieben.

Hinter dieser Entwicklung steht eine

vergleichsweise optimistische Bewer-

tungen in den Sparten: In der Lebens-

versicherung hat sich die Stimmung im

Vergleich zum Herbst deutlich verbes-

sert. In der Privaten Krankenversiche-

rung und in der Schaden- und Unfall-

versicherung wurde die Geschäftslage

zudem weiterhin positiv eingeschätzt.

Die Erwartungen in der Schaden- und

Unfallversicherung haben sich jedoch

auf sehr hohem Niveau leicht abge-

schwächt. Insgesamt liegen die drei

Sparten im Hinblick auf den Geschäfts-

klimawert im vierten Quartal 2017 in

etwa gleich auf.

Im Allgemeinen wird das Stimmungs-

bild, welches die Umfrageergebnisse

des ifo Instituts zeichnen, durch zum

Teil gegenläufige Einflüsse geprägt:

Während das kaum veränderte Niedrig-

zinsumfeld und die hohe Regulierungs-

intensität die Geschäftstätigkeit der

Versicherer weiter belasten, bieten sich

durch den kräftigem wirtschaftlichen

Aufschwung, die fortschreitende Digi-

talisierung und die Erschließung neuer

Geschäftsfelder Chancen für das Versi-

cherungsgeschäft.

Lebensversicherung

Wie im Gesamtindex hat sich auch in

der Lebensversicherung eine spürba-

re Verbesserung des Geschäftsklimas

gezeigt (+19,5 nach +5,4). Die aktuel-

le Geschäftslage wird zunehmend in

einem positiven Licht gesehen (+10,9

nach -1,0), wenngleich weiterhin die

Hälfe der Unternehmen (51 % nach

68 %) die Geschäftslage lediglich als zu-

friedenstellend und 14 % (18 %) als eher

eingetrübt beurteilt. Aber auch die Ge-

schäftserwartungen fallen deutlich op-

timistischer aus (+24,8 nach +10,1). Nun

gehen 42 % der Unternehmen (zuvor

31 %) von einer Verbesserung der Lage

aus, 40 % (22 %) sehen eine gleichblei-

bende Entwicklung und nur noch 18 %

(47 %) antizipieren einen Rückgang.

Bei Betrachtung der Produktsegmente

war das Geschäftsklima in der fonds-

gebundenen Lebensversicherung am

freundlichsten (+44,7). Dagegen blieb

die Stimmung in den klassischen Ren-

ten- und Kapitallebensversicherungen

unverändert deutlich negativ (-26,0

bzw. -48,2). Generell verdeutlicht die

verhaltene Erwartung für das klassische

Lebensversicherungsgeschäft, wie hoch

die Herausforderungen der Lebensver-

sicherer in diesem Geschäftsbereich im

gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld sind.

Entwicklung des Geschäftsklimas in der Versicherungs-wirtschaft und in der gewerblichen Wirtschaft1

-10

-5

0

5

10

15

20

25

1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4

25

20

15

10

5

0

-5

1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

1 Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- und Einzelhandel

Quelle: ifo Institut, eigene Berechnungen

GeschäftslageGeschäftsklima Gewerbliche Wirtschaft

GeschäftsklimaGeschäftserwartungen

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Konjunktur und Märkte 2018 13

Private Kranken-versicherung (PKV)

In der Privaten Krankenversicherung

blieb das Geschäftsklima weiter auf ho-

hem Niveau (+19,4 nach +16,5). Die Ein-

schätzung der aktuellen Geschäftslage

hat weiter zugenommen (+21,6 nach

+12,6). Ausschlaggebend dafür ist die

bessere Lage im Vollversicherungsge-

schäft (+4,1 nach -23,7). Die Geschäfts-

erwartungen für das Jahr bleiben stabil

auf hohem Niveau (+71,5 nach +73,0).

Eine deutliche Mehrheit von 75 % (zu-

vor 68 %) der Unternehmen antizipiert

einen Zuwachs im Geschäft, der sowohl

für das Voll- als auch das Zusatzversi-

cherungsgeschäft gilt, während 25 %

(32 %) Stabilität bzw. Stagnation erwar-

ten.

Im Hinblick auf das Bruttoneugeschäft

zeigen die befragten Unternehmen im

Vergleich zum Vorquartal eine zuneh-

mend differenziertere Einschätzung:

Für das Bruttoneugeschäft in der Voll-

versicherung gehen nun 40 % (32 %)

von einem Wachstum im Jahr 2018

aus. Eine stabile Entwicklung erwarten

41 % (59 %), während 19 % (9 %) einen

Rückgang für möglich halten. In der

Zusatzversicherung zeigen sich 49 %

(49 %) optimistisch. Stabilität bzw. eine

Abnahme gegenüber 2017 halten hier

42 % (50 %) bzw. 9 % (1 %) der Unterneh-

men für wahrscheinlicher.

Schaden- und Unfall-versicherung

In der Schaden- und Unfallversicherung

ist das Geschäftsklima zwar sehr leicht

zurückgegangen, es verbleibt jedoch

wie in den vergangenen Quartalen auf

einem sehr hohen Niveau (+18,4 nach

+20,1). Die Einschätzung der aktuellen

Geschäftslage hat sich sogar noch wei-

ter verbessert (+28,9 nach +25,2).

Bei den Beitragseinnahmen geht,

ähnlich wie im Vorquartal, eine brei-

te Mehrheit des Marktes (70 %, zuvor

68 %) von einer günstigen Entwicklung

für das Jahr 2018 aus. Nur 26 % (29 %)

gehen von einem gleichbleibenden Er-

gebnis und 4 % (3 %) von einer Abnah-

me aus. Generell ist die Erwartungshal-

tung in allen Zweigen der Schaden- und

Unfallversicherung mehrheitlich auf

Wachstum gerichtet.

Die meisten Unternehmen in der Pri-

vaten Sachversicherung erwarten

steigende Beitragseinnahmen im Jahr

2018 (68%, zuvor 68%), dicht gefolgt

von der Kraftfahrtversicherung (64%,

zuvor 62%). In der Unfallversicherung

(58%, zuvor 57%) wie auch in der Haft-

pflichtversicherung (62 %, zuvor 54 %)

geht eine Mehrheit von einem Plus

aus. Gleiches gilt für die Nicht-Private

Sachversicherung (61 %, zuvor 53 %). In

der Rechtsschutzversicherung erwartet

eine knappe Hälfte (48 %, zuvor 53 %)

ein Wachstum.

Ein erwartetes Wachstum im Neuge-

schäft (Klimawert: +38,9 nach +21,0)

wirkt sich zusätzlich positiv auf die

Stimmung in der Schaden- und Unfall-

versicherung aus. Insbesondere für das

Neugeschäft in der Kfz-Versicherung

(+46,6 nach +26,7) und der Nicht-Priva-

ten Sachversicherung (+40,7 nach +12,6)

hält die Mehrheit der befragten Unter-

nehmen ein entsprechendes Wachstum

für wahrscheinlich. Zudem erwartet die

Mehrheit der befragten Unternehmen

für die Kfz-Versicherung im Neuge-

schäft und im Bestand in den nächsten

12 Monaten Tarifanpassungen.

Methodische Hinweise zum ifo Konjunkturtest Versicherungswirtschaft

Das ifo Institut für Wirtschaftsfor-

schung München ermittelt im Auftrag

des GDV quartalsweise Geschäftslage,

Geschäftserwartungen und Geschäfts-

klima in der deutschen Versicherungs-

wirtschaft. So werden die Unterneh-

men gefragt, ob sie ihre gegenwärtige

Geschäftslage als „günstig“, „befrie-

digend“ oder „ungünstig“ beurtei-

len. Gleichzeitig sollen die Unterneh-

men ihre Geschäftsaussichten für

die nächsten sechs Monate als „eher

günstig“, „etwa gleichbleibend“ oder

„eher ungünstiger“ kennzeichnen. Das

Geschäftsklima ist ein geometrischer

Mittelwert aus der Beurteilung der

aktuellen Geschäftslage und den Ge-

schäftserwartungen für die nächsten

sechs Monate. Ausgewiesen wird der

saisonbereinigte Saldo aus den Antei-

len der positiven und negativen Mel-

dungen (so auch in der hier verwen-

deten Abbildung). Die Meldungen der

befragten Unternehmen werden dabei

mit dem Prozentsatz gewichtet, der

dem jeweiligen Marktanteil entspricht.

An den Umfragen des ifo Instituts be-

teiligen sich rund 85 % des Marktes, so-

dass die Ergebnisse in hohem Maße als

repräsentativ gelten können.

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Konjunktur und Märkte 201814

Entwicklung der Versicherungsmärkte

Lebensversicherung i. e. S.

Für die Geschäftsentwicklung der Le-

bensversicherung i. e. S. ist weiterhin

eine Vielzahl verschiedener Fakto-

ren prägend. Zum einen beeinflusst

die anhaltende Niedrigzinsphase die

Wettbewerbssituation und die Dyna-

mik der Beitragsaufkommen. Nicht

zuletzt sind tiefgreifende Struktur-

veränderungen, auch aufgrund des

demografischen Wandels, zu beob-

achten. Andererseits besteht weiter-

hin von privater und institutioneller

Seite hoher Anlagebedarf, sodass

die vorhandene Liquidität die Nach-

frage nach Lebensversicherungspro-

dukten stützt. Zudem ergeben sich

positive Impulse durch das Geschäft

der neuen fondsgebundenen Lebens-

versicherungsprodukte. So lässt sich

insgesamt eine leichte Aufhellung be-

obachten: Nachdem die Beitragsein-

nahmen in den Jahren 2015 und 2016

noch deutlich abgenommen hatten,

konnte in 2017 eine vergleichsweise

stabile Beitragsentwicklung verzeich-

net werden. Die Sparneigung der pri-

vaten Haushalte, die gemessen an den

gestiegenen finanziellen Spielräumen

sich immer noch auf einem relativ

niedrigen Niveau befindet, könnte im

laufenden Jahr leicht steigen und da-

mit die Geschäftsentwicklung in der

Lebensversicherung stützen.

Nachdem das Einmalbeitragsgeschäft

in den Jahren 2015 und 2016 einen

deutlichen Rückgang verzeichnet hat-

te (-8,8 % in 2015 und -4,5 % in 2016),

verlief die Entwicklung im Jahr 2017

relativ stabil. Insofern scheint der Kon-

solidierungsprozess nach den sprung-

Geschäftsentwicklung in der Lebensversicherung i. e. S.

2015 2016 2017

Mrd. Euro

Veränd. in %

Mrd. Euro

Veränd. in %

Mrd. Euro

Veränd. in %

Gebuchte Brutto-Beiträge 88,0 -2,5 86,7 -1,5 86,5 -0,2

Neuzugang / laufender Beitrag1 5,2 -3,0 5,4 +2,8 5,2 -4,0

Einmalbeitrag 26,2 -8,8 25,0 -4,4 25,0 -0,3

Abgang / laufender Beitrag1 5,4 -5,3 5,9 +8,1 5,4 -8,8

ausgezahlte Leistungen 82,0 -2,9 87,7 +6,9 76,8 -12,3

1 Beiträge für ein Jahr

Riester-Produkte in der Lebensversicherung i. e. S.

2015 2016 2017

Veränd. in %

Veränd. in %

Veränd. in %

Neuzugang / Anzahl Verträge in Mio.

0,37 -19,6 0,35 -7,2 0,28 -17,9

Neuzugang / Beiträge in Mrd. Euro1 1,88 +1,3 1,91 +2,0 1,83 -4,5

Bestand / Anzahl Verträge in Mio.

10,80 -0,4 10,73 -0,7 10,66 -0,6

1 laufender Beitrag für ein Jahr und Einmalbeiträge

Basisrenten in der Lebensversicherung i. e. S.

2015 2016 2017

Veränd. in %

Veränd. in %

Veränd. in %

Neuzugang / Anzahl Verträge in Mio.

0,10 -12,0 0,10 -2,7 0,08 -15,0

Neuzugang / Beiträge in Mrd. Euro1 0,98 +6,7 0,99 +0,6 0,99 -0,1

Bestand / Anzahl Verträge in Mio.

1,97 +4,9 2,06 +4,2 2,12 +2,9

1 laufender Beitrag für ein Jahr und Einmalbeiträge

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Konjunktur und Märkte 2018 15

haften Zuwächsen der Jahre 2013 und

2014 abgeschlossen. Die Einmalbeiträ-

ge gaben im vergangenen Jahr nur um

0,3 % nach und beliefen sich somit auf

rund 25,0 Mrd. Euro. Bedingt durch die

Absenkung des Höchstrechnungszin-

ses (von 1,25 % auf 0,9 %) zu Beginn des

Jahres 2017 kam es hingegen zu einer

Dämpfung des Neugeschäfts zu lau-

fenden Beiträgen. Dieses nahm im Jahr

2017 um 4,0 % ab, nachdem es 2016

noch um 2,8 % zugelegt hatte.

Außerdem machten sich die Verände-

rungen im Produktportfolio der Lebens-

versicherung i. e. S. weiterhin im Neuge-

schäft bemerkbar. Im lang gestreckten

Niedrigzinsumfeld haben Mischfor-

men mit Garantien und fondsgebunde-

ne Lösungen stetig an Attraktivität ge-

wonnen. Ihr Anteil lag 2017 gemessen

an der Vertragszahl bei 30,6 % und bei

39,6 % gemessen an den Einmalbeiträ-

gen. Entsprechend ist eine rückläufi-

ge Nachfrage nach klassischen Kapi-

tallebens- und Rentenversicherungen

(sowohl bei Einmalbeiträgen als auch

laufenden Beiträgen) zu verzeichnen.

Trotzdem bleibt das Gewicht groß, das

klassischen Produkten im Neugeschäft

zukommt. Gemessen an der Anzahl der

Verträge hatten diese 2017 einen An-

teil von 20,1 %. Gemessen an den lau-

fenden Beiträgen betrug der Anteil der

klassischen Produkte am Neugeschäft

2017 35,7 %. Allgemein zeigt sich ein

Trend hin zur Absicherung biometri-

scher Risiken.

Für das laufende Jahr dürfte es hinsicht-

lich des Neugeschäfts in der Lebensver-

sicherung i. e. S. zu einer erneut rück-

läufigen, gleichwohl aber moderateren

Entwicklung als im Jahr 2017 kommen.

Die Wettbewerbssituation wird an-

gesichts der im historischen Vergleich

weiterhin sehr niedrigen Zinsen an-

gespannt bleiben. Politische Impulse

für die Beitragsentwicklung könnten

weiterhin aus Initiativen zur Förderung

der Altersvorsorge in Deutschland kom-

men. Die Umfrageergebnisse des Ifo

Konjunkturtests deuten zudem darauf

hin, dass der positive Trend bei den

fondsgebundenen Lebensversicherun-

gen auch im kommenden Jahr weiter

anhält.

Der Abgang zu laufenden Beiträgen

hatte sich im Jahr 2017 deutlich verrin-

gert (-8,8 %), nachdem dieser in 2016

noch einen starken Anstieg (+8,1 %)

verzeichnet hatte. Die relativ starke

Schwankung der Abgangszahlen im

Vorjahresvergleich lässt sich vor allem

durch einen Sondereffekt erklären: Die

Abläufe aus dem überdurchschnittlich

hohen Neugeschäft im Jahr 2004 –

Hintergrund war das im Jahr 2005 in

Kraft getretene Alterseinkünftegesetz –

führten zu gesteigerten Abgangszahlen

in 2016. Im Hinblick auf die wirtschaft-

liche Lage der Privathaushalte und dem

Mangel an renditeträchtigen Alterna-

tiven in der Geldanlage ist in 2018 ein

stabiler Abgang wahrscheinlich.

Nachdem die ausgezahlten Leistungen

im Jahr 2016 noch ein Rekordniveau

(87,7 Mrd. Euro) erreicht hatten, sanken

diese in 2017 um 12,3 % auf 76,8 Mrd.

Euro (2016: +6,9 %). Die Schwankungen

sind zum Teil auf den gleichen Sonder-

effekt wie bei den Abgangszahlen zu-

rückzuführen: Abläufe von Verträgen

aus dem Neugeschäft des Jahres 2004

mit überwiegend 12-jähriger Vertrags-

Struktur des Neuzugangs in der kapitalbildenden Lebensversicherung i. e. S.

2015 2016 2017

VerträgeAnzahl in Mio.

Veränd. in %

Anzahl in Mio.

Veränd. in %

Anzahl in Mio.

Veränd. in %

Kapital-Lebensversicherung1,2 0,607 -8,5 0,609 +0,4 0,514 -15,6

Rentenversicherung insgesamt1,2 2,103 -11,1 2,044 -2,8 1,980 -3,2

Rentenversicherung, insbes. Mischformen mit Garantien1 • • • • 1,234 x

1 Einzel- und Kollektivversicherungen2 einschließlich Fondsgebundener Rentenversicherungen

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Konjunktur und Märkte 201816

laufzeit machten sich sowohl bei den

Beiträgen als auch bei der Anzahl der

Verträge und den ausgezahlten Leistun-

gen bemerkbar.

Im Ergebnis verlief das Geschäft zu lau-

fenden Beiträgen im Jahr 2017 mit ei-

nem Rückgang im Beitragsaufkommen

von 0,2 % weiterhin stabil (2016: -0,2 %).

Zusammen mit den Einmalbeiträgen

ergibt sich daraus für die Lebensversi-

cherung i. e. S. im Jahr 2017 ein Rück-

gang von 0,2 % (2016: -1,5 %).

Insgesamt kann in der Lebensversiche-

rung i. e. S. für 2018 nach einer dreijähri-

gen Phase von Beitragsrückgängen nun

wieder mit einem leichten Beitragsplus

gerechnet werden. Weiterhin wird die

Geschäftsentwicklung von gegenläufi-

gen Einflussfaktoren geprägt sein: So

könnten die gute wirtschaftliche Lage

der privaten Haushalte und der hohe

Anlagebedarf die Nachfrage nach Le-

bensversicherungen begünstigen. Im

Gegensatz dazu dürften die demografi-

sche Entwicklung und das Niedrigzins-

umfeld die Geschäftsentwicklung in

der Lebensversicherung dämpfen.

Pensionskassen und Pensionsfonds

Eine Gesamtbetrachtung der privaten

Altersvorsorgemärkte im Bereich der

deutschen Versicherungswirtschaft

umfasst auch die der Lebensversiche-

rung zuzurechnenden Pensionskassen

und Pensionsfonds. Aufgrund des hier

oftmals volatilen Geschäftsverlaufs

kann sich die Entwicklung in diesem

Bereich auch auf Hauptspartenebene

niederschlagen.1

Nachdem sich 2015 die Beitragsein-

nahmen der Pensionsfonds mehr als

verdreifachten (+238,5 %) und 2016 um

rund ein Viertel nachgaben (-25,5 %)

haben sich die Beitragseinnahmen im

Jahr 2017 vergleichsweise stabil ent-

wickelt (+10,8 %). Das Beitragsaufkom-

men der Pensionskassen nahm 2017

leicht ab (-3,7 %), bleibt aber langfristig

relativ stabil, sodass auch für das Jahr

2017 im Hinblick auf die Pensionskas-

sen und Pensionsfonds kaum von einer

spürbaren Sonderentwicklungen aus-

gegangen werden kann.

Geschäftsentwicklung bei Pensionskassen*

2015 2016 2017

Mio. Euro

Veränd. in %

Mio. Euro

Veränd. in %

Mio. Euro

Veränd. in %

Gebuchte Brutto-Beiträge 2.819 -0,3 2.724 -3,3 2.623 -3,7

Neuzugang / laufender Beitrag1 94,2 -18,1 87,9 -6,6 71,8 -18,3

Einmalbeiträge 207,0 +24,5 163,3 -21,1 156,1 -4,4

* Angaben für Mitglieder im GDV1 Beiträge für ein Jahr

Geschäftsentwicklung bei Pensionsfonds*

2015 2016 2017

Mio. Euro

Veränd. in %

Mio. Euro

Veränd. in %

Mio. Euro

Veränd. in %

Gebuchte Brutto-Beiträge 1.836 +238,5 1.368 -25,5 1.516 +10,8

Neuzugang / laufender Beitrag1 10,5 +12,3 13,6 +30,1 13,2 -2,9

Einmalbeiträge 1.697 +321,9 1.220 -28,1 1.354 +11,0

* Angaben für Mitglieder im GDV1 Beiträge für ein Jahr

1 Die Geschäftsentwicklung der Pensionsfonds wird sehr stark von einzelnen Transaktionen im Bereich der Auslagerung einer internen betrieblichen Altersver-sorgung geprägt. Je nachdem, ob derartige Transaktionen in einem Geschäftsjahr anfallen oder nicht, können sich relativ hohe Veränderungsraten des Beitrags-aufkommens ergeben. Pensionskassen und Pensionsfonds machten 2017 weniger als 5 % des Beitragsvolumens der Lebensversicherung insgesamt aus.

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Konjunktur und Märkte 2018 17

Lebensversiche-rung insgesamt

Die Beitragseinnahmen der Lebensver-

sicherung insgesamt (einschließlich

Pensionskassen und Pensionsfonds)

haben sich 2017 stabil entwickelt und

gaben mit einem Minus von 0,1 % nur

sehr gering auf 90,7 Mrd. Euro nach

(2016: -2,0 %). Bedingt durch die Bei-

tragssteigerung bei den Pensionsfonds

ergab sich ein geringfügig besseres

Geschäftsergebnis als für die Lebens-

versicherung i. e. S. (-0,1 %). Für 2018

wird in der Lebensversicherung insge-

samt eine ähnliche Entwicklung wie in

der Lebensversicherung i. e. S. erwartet.

Allerdings bestehen hier aufgrund der

zunehmenden Volatilität im Einmalbei-

tragsgeschäft erhöhte Prognoseunsi-

cherheiten.

Private Kranken-versicherung

In der Privaten Krankenversicherung

(PKV) spielt die Entwicklung der po-

litischen Rahmenbedingungen eine

stärkere Rolle als in der Lebensversiche-

rung. Das liegt daran, dass bereits eine

Intensivierung der politischen Debat-

te über Reformen an der Schnittstelle

zwischen der PKV und der Gesetzlichen

Krankenversicherung (GKV) zu einer

Verunsicherung der potenziellen Neu-

kunden und damit zu einer Verschlech-

terung der Wettbewerbsbedingungen

führen kann. Ein weiterer Einflussfak-

tor, der auch in der PKV aktuell von

besonderer Bedeutung ist, ist die an-

haltende Niedrigzinsphase. Angesichts

des Zinsrückgangs in den letzten Jah-

ren mussten die Privaten Krankenversi-

cherer zunehmend ihre Rechnungszin-

sen anpassen. Zudem konnten durch

die Kosten- und Leistungssteigerungen

im Gesundheitswesen aufgrund der

steigenden Lebenserwartung und des

medizinischen Fortschritts Beitragsan-

passungen beobachtet werden.

Prägend war im Jahr 2017 erneut die

gute wirtschaftliche Lage der privaten

Haushalte. Diese wirkt sich grundsätz-

lich positiv auf die Versicherungsnach-

frage aus. Von der günstigen Lage auf

dem Arbeitsmarkt ging jedoch auch

eine dämpfende Wirkung auf den Be-

stand in der Vollversicherung aus. Der

Grund hierfür war die sich verändernde

Struktur der Erwerbstätigen (Verschie-

bung von Selbstständigen zu Ange-

stellten), die eine steigende Zahl von

Pflichtversicherten in der Gesetzlichen

Krankenversicherung zur Folge hatte.

Zudem wächst bereits seit mehreren

Jahren die Versicherungspflichtgrenze

überproportional zum Durchschnitt-

seinkommen, so dass der Anteil der An-

gestellten mit Wahlfreiheit zwischen

Privater und Gesetzlicher Krankenversi-

cherung stetig sinkt.

Ein wesentlicher Wachstumstreiber

war dabei der positive Trend in der Zu-

satzversicherung. Hier kam es in 2017

zu einer leichten Steigerung des Be-

stands um 2,4 % auf 25,7 Mio. Verträge

(2016: +1,3 %), währenddessen sich der

Bestand in der Vollversicherung stabil

entwickelte und weiterhin rund 8,8

Mio. Verträge umfasst.

Insgesamt stieg das Beitragsaufkom-

men in der PKV im Jahr 2017 um 4,3 %

auf 38,8 Mrd. Euro an (2016: +1,2 %).

Mit dem zum 1. Januar 2017 in Kraft ge-

Geschäftsentwicklung in der Privaten Kranken- versicherung

2015 2016 20171

Veränd. in %

Veränd. in %

Veränd. in %

Gebuchte Brutto-Beiträge in Mrd. Euro2 36,8 +1,4 37,3 +1,2 38,8 +4,3

Ausgezahlte Versicherungs- leistungen in Mrd. Euro2 25,9 +4,5 26,6 +2,6 27,0 +1,6

Vollversicherte in Mio.3 8,787 -0,5 8,772 -0,2 - -0,2

Nettoneuzugang anVollversicherten in Mio.

-47.100 X -14.600 X - X

Zusatzversicherungen in Mio.3,4 24,770 +1,8 25,084 +1,3 25,68 +2,4

1 vorläufige Ergebnisse2 Krankenversicherung und Pflegeversicherung3 Stand am Jahresende4 Doppelzählungen enthalten

Quelle: PKV-Verband

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Konjunktur und Märkte 201818

tretenen Zweiten Pflegestärkungsge-

setz (PSG II) kam es zu grundlegenden

Veränderungen im Pflegesystem, die

sich im gleichen Jahr auf die Leistungen

und die Entwicklung der Beitragssätze

auswirkten. Darüber hinaus haben Bei-

tragsanpassungen in der Krankenvoll-

versicherung zur positiven Entwicklung

des Geschäfts beigetragen.

Bei den ausgezahlten Versicherungs-

leistungen war ein moderater Anstieg

um 1,6 % auf 27,0 Mrd. Euro zu ver-

zeichnen (2016: +2,7 %). Insgesamt hat

sich die PKV im aktuell extrem schwie-

rigen Umfeld damit weiterhin gut be-

haupten können. Im Jahr 2018 könnte

das Beitragswachstum je nach Höhe

der Beitragsanpassungen und der Ent-

wicklung des Nettoneuzugangs etwas

niedriger ausfallen als im Vorjahr. Da-

neben wurden den Alterungsrückstel-

lungen etwa 13 Mrd. Euro zugeführt,

die sich damit auf ca. 245,9 Mrd. Euro

belaufen.

Schaden- und Unfall-versicherung

Auch im Jahr 2017 konnte die Ge-

schäftsentwicklung von einem sehr

guten konjunkturellen Umfeld profi-

tieren. So hat sich das Mengengerüst

insgesamt (Anzahl der Verträge bzw.

Risiken im Bestand) ähnlich wie in den

vergangenen Jahren entwickelt und

ist um rund 1 % gestiegen. Charakte-

ristisch für viele Bereiche der Scha-

den- und Unfallversicherung ist ein in-

tensiver Preiswettbewerb, der oftmals

mit einem zyk lischen Geschäftsverlauf

einhergeht. Derartige Zyklen sind bei-

spielsweise für den Geschäftsverlauf

der Kraftfahrtversicherung typisch, die

mit einem Anteil von rund 39 % am

gesamten Beitragsaufkommen der

Schaden- und Unfallversicherung den

größten Bereich der Versicherungsspar-

te darstellt. Dies liegt zum einen daran,

dass die Schaden- und Unfallversiche-

rung bereits über eine hohe Marktab-

deckung verfügt. Zum anderen zeigt

sich darin die robuste Nachfragebasis.

Diese spiegelt die hohe funktionale

Bedeutung wider, welche die Schaden-

und Unfallversicherer bei der Absiche-

rung der unterschiedlichsten Risiken

für Gesellschaft und Wirtschaft über-

nehmen.

Den vorläufigen Geschäftszahlen zu-

folge wuchs das Beitragsaufkommen

der Schaden- und Unfallversicherung

2017 um ca. 3 % auf 68,3 Mrd. Euro.

Dieser Anstieg beruht neben der güns-

tigen Konjunktur auch auf einzelnen

Beitragsanpassungen, Deckungserwei-

terungen, und steigenden Versiche-

rungssummen. Für 2018 wird weiter-

hin ein stabiles Wachstum erwartet.

Die Schadenaufwendungen stiegen

2017 etwas schwächer als die Bei-

tragseinnahmen um voraussichtlich

gut 2 % auf 50,4 Mrd. Euro. Die Scha-

den-Kosten-Quote nach Abwicklung

(Combined Ratio) verbesserte sich 2017

somit auf 94 %. Der versicherungstech-

nische Gewinn lag voraussichtlich bei

rund 4,1 Mrd. Euro.

In der Kraftfahrtversicherung stiegen

die Beitragseinnahmen im Jahr 2017

um gut 4 %. Dazu haben sowohl die

Kraftfahrzeug-Haftpflicht- (+4,0 %) als

auch die Vollkaskoversicherung (+5,0 %)

beigetragen. Derweil nahmen die Scha-

denaufwendungen u. a. wegen höhe-

rer Preise für versicherungsrelevante

Ersatzteile und einer im Vergleich zum

Vorjahr vermutlich höheren Elementar-

schadenlast um ebenfalls gut 4 % zu.

Geschäftsentwicklung in der Schaden- und Unfall- versicherung

2015 2016 20171

Veränd. in %

Veränd. in %

Veränd. in %

Gebuchte Brutto-Beiträge in Mrd. Euro

64,4 +2,72 66,3 +2,9 68,3 +3,0

Schadenaufwendungen in Mrd. Euro3 48,1 +5,94 49,3 +2,8 50,4 +2,3

Verträge / Risiken, Anzahl im Bestand in Mio. 5 304,3 +1,0 307,9 +1,2 310,8 +0,9

1 vorläufiges Ergebnis2 bereinigte Veränderungsrate aufgrund der Änderung der Grundgesamtheit3 Aufwand für Geschäftsjahres-Schäden4 bereinigte Veränderungsrate aufgrund der Änderung der Grundgesamtheit5 Kraftfahrtversicherung: versicherte Risiken, sonst: Verträge

Page 21: Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken ... · Konjunktur und Märkte 2018 1 Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken gestiegen Die Weltwirtschaft befindet

Konjunktur und Märkte 2018 19

Die Combined Ratio verbesserte sich

auf 98 %, weil sich das Abwicklungs-

ergebnis in der Kraftfahrt-Haftpflicht-

versicherung um ca. 300 Mio. EUR sig-

nifikant erhöht hat. Im laufenden Jahr

könnte sich die Wachstumsdynamik

bei den Beiträgen im Vergleich zu 2017

ein wenig verringern.

Das Beitragswachstum der Sachversi-

cherung von insgesamt 3,2 % beruhte

2017 im Wesentlichen auf steigenden

Versicherungssummen sowie teilwei-

se auch auf Deckungserweiterungen.

Mit einem Plus von 4,5 % stiegen die

Einnahmen in der Privaten Sachver-

sicherung am stärksten (Verbundene

Wohngebäudeversicherung: +5,5 %;

Verbundene Hausratversicherung:

+2,0 %). In der Nicht-Privaten Sach-

versicherung konnte dagegen nur ein

Beitragswachstum von 1,7 % verzeich-

net werden. Dieser Zweig umfasst die

industrielle, gewerbliche und landwirt-

schaftliche Sach- sowie die Technische

Versicherung (einschließlich Betrieb-

sunterbrechung).

Während die Schadenbelastung im

privaten Segment der Sachversiche-

rung anstieg (+5,0 %), nahm sie im

nicht-privaten Geschäft um 4,4 % ab.

Die Combined Ratio in der Privaten

Sachversicherung belief sich insgesamt

auf 91 %. Nachdem die Nicht-Private

Sachversicherung sich in 2016 noch

im defizitären Bereich befand, betrug

diese in 2017 rund 98 %. Insgesamt

wies in 2017 kein Bereich der Schaden-

und Unfallversicherung einen versi-

cherungstechnischen Verlust auf. Die

höchste Combined Ratio ergab sich in

der Transport- und Luftfahrtversiche-

rung mit rund 100 %. In 2018 wird für

die Sachversicherung mit einer ähnli-

chen Beitragsentwicklung wie 2017 zu

rechnen sein.

Beitragseinnahmen in den Sparten und Zweigen der Schaden- und Unfall versicherung

2015 2016 20171

Gebuchte Brutto-Beiträge Mrd. Euro Veränd. in % Mrd. Euro Veränd. in % Mrd. Euro Veränd. in %

Kraftfahrtversicherung 25,2 +3,5 25,9 +2,7 27,0 +4,1

Private Sachversicherung 9,8 +4,6 10,3 +5,3 10,7 +4,5

Nicht-Private Sachversicherung2 8,2 +3,6 8,4 +2,7 8,6 +1,7

Allgemeine Haftpflichtversicherung 7,5 +1,1 7,7 +2,0 7,8 +1,5

Allgemeine Unfallversicherung 6,4 -1,6 6,4 +1,3 6,5 +0,5

Rechtsschutzversicherung 3,6 +3,9 3,8 +5,7 4,0 +4,0

Transport- und Luftfahrtversicherung 1,8 +1,63 1,8 +1,2 1,8 +0,0

Kredit-, Kautions-, Vertrauens- schadenversicherung

1,6 +1,04 1,7 +0,8 1,7 +2,0

1 vorläufiges Ergebnis2 industrielle, gewerbliche, landwirtschaftliche Sachversicherung sowie Technische Versicherung (inkl. Betriebsunterbrechung)3 bereinigte Veränderungsrate aufgrund der Änderung der Grundgesamtheit

Page 22: Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken ... · Konjunktur und Märkte 2018 1 Versicherungswirtschaft stabil, konjunkturelle Risiken gestiegen Die Weltwirtschaft befindet

Konjunktur und Märkte 201820

Versicherungswirt-schaft insgesamt

Die Beitragseinnahmen der Versiche-

rungswirtschaft entwickeln sich im

Gesamtjahr 2017 den teils noch vor-

läufigen Geschäftszahlen zufolge posi-

tiv. Sie legten um 1,8 % auf insgesamt

197,8 Mrd. Euro zu (2016: +0,2 %). Die

deutlichere Steigerung der Einnahmen

im Vergleich zum Vorjahr ergab sich aus

dem Wachstum der Schaden- und Un-

fallversicherung sowie der PKV. Zudem

entwickelte sich das Beitragsaufkom-

men in der Lebensversicherung in 2017

stabiler als in den beiden Vorjahren.

Betrachtet man nur das Geschäft zu

laufenden Beiträgen (ohne die Einmal-

beiträge in der Lebensversicherung),

so ergab sich sogar ein Plus von 2,0 %

(2016: +1,3 %). Damit hat sich die deut-

sche Versicherungswirtschaft trotz ei-

nes schwierigen Marktumfelds gut be-

haupten können.

Für das laufende Jahr wird erneut mit

einem Beitragswachstum deutlich

über der Ein-Prozent-Marke gerech-

net. Positive Impulse kommen zum ei-

nem von den neuen Produkten in der

Lebensversicherung. Zudem eröffnet

die fortschreitende Digitalisierung zu-

sätzliche Geschäftsfelder. Hier ist un-

ter anderen die Cyber-Versicherung zu

nennen. Die Erwartungshaltung der

befragten Unternehmen im Rahmen

des ifo Konjunkturtest Versicherungs-

wirtschaft ist dementsprechend hoch.

Jedoch stehen die Versicherer trotz der

bereits erzielten Erfolge weiterhin vor

der Herausforderung, ihre Geschäfts-

modelle an die sich im stetigen Wan-

del befindenden wirtschaftlichen und

gesellschaftlichen Rahmenbedingun-

gen anzupassen. Die Risikolandschaft

wird zunehmend von einer hoher Re-

gulierungsdichte, neuer politischer

Unsicherheit und Anzeichen von wirt-

schaftspolitischem Protektionismus

geprägt. Das gerade in Deutschland

extrem ausgeprägte Niedrigzinsum-

feld bleibt außerdem angesichts der

sehr zaghaften geldpolitischen Norma-

lisierung der EZB vorerst weiter erhal-

ten. Vieles spricht demnach dafür, dass

auch 2018 ein herausforderndes Jahr

für die Versicherungswirtschaft wird.

Beitragsentwicklung in der Versicherungswirtschaft

2015 2016 20171

Mrd. Euro

Veränd. in %

Mrd. Euro

Veränd. in %

Mrd. Euro

Veränd. in %

Lebensversicherung2 92,7 -1,1 90,8 -2,0 90,7 -0,1

- laufender Beitrag 64,6 +0,3 64,4 -0,3 64,2 -0,3

Private Krankenversicherung 36,8 +1,4 37,3 +1,2 38,9 +4,3

Schaden- und Unfall-versicherung

64,4 +2,73 66,3 +2,9 68,3 +3,0

Versicherungswirtschaft insgesamt2 193,9 +0,7 194,3 +0,2 197,8 +1,8

- laufender Beitrag 165,8 +1,5 167,9 +1,3 171,3 +2,0

1 teilweise vorläufige Ergebnisse2 einschließlich Pensionskassen und Pensionsfonds

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