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Versuch einer Klassifikation der Klimate, vorzugsweise nach ihren Bezielungen zur Pflanzenwelt. Von Dr. W. Koppen. Mit zwei Karten (Tafel 6 u. 7). Im Jahrgang 1867 von Petermann's Mitteilungen erschien als Ergebnis der umfassenden Studien von Prof. A. Grisebach eine Karte der Vegetations gebiete der Erde. Dieselbe Karte, mit einigen Verbesserungen, ist auch dem 1872 erschienenen grofsen Werke Grisebach's, ,,Die Vegetation der Erde", beigegeben. Von Petermann entworfen, ist sic in ibrem kleinen Mafsstab ein Meisterstilck von Klarheit und hat mir, damals jungem Studenten, be sonders durch die vielen Znge von Regelmifsigkeit und Symmetrie, viele Anregung gebracht. An den Stellen der Karte, wo diese Symmetrie versagte, wurde sie teilweise schon durch Grisebach's Text, vor allem in seinem grofsen Werke, erganzt, teilweise durch die Einteilungen anderer Pflanzen- und Tiergeographen, .wie namentlich Drude, Wallace und Sclater, hervorgehoben, in denen wiederum andere dieser Znlge fehlen. In der Geographie der Organismen tragt naturlich das Zusammenwirken klimatologischer, historischer und eigentlich biologischer Ursachen dazu bei, das Bild kompliziert zu machen; unter historisehen Ursachen sind dabei die aus der geologischen Geschichte dieses und der benachbarten Erdriume fliefsenden, unter eigentlich biologischen aber diejenigen verstanden, die aus dem Vorhandensein anderer Organismen entstammen. Auf der anderen Seite wird vieles vereinfacht dadurch, dafs sich die in der Klimatologie niber wiegend quantitativen Unterschiede hier in qualitative - das Vorhandensein oder Fehlen einer bestimmten systematischen oder physiologischen Organismen gruppe - umgewandelt finden. Die Erfahrung zeigt, dafs es sich dabei, soweit nicht historische u. s. w. Ursachen dazwischenkommen, um die Uber schreitung gewisser Schwellenwerte der klimatischen Elemente handelt, meistens um solche fur bestimmte Abschnitte der jshrlichen Entwickelung. Neben den klimatischen Ursachen treten die ubrigen direkten Einfliisse der anorganischen Natur in der Pflanzen- und Tiergeographie insofern ganz zurnick, als sie nicht das ,,Gebiet" oder die ,,Provinz", sondern nur den ,, Standort" zu charakterisieren pflegen. Aber audi dort, wo die direkten bestimmenden Ursachen der Verbreitung eines Wesens biologische sind, wirken indirekt klimatische entscheidend ein: die Verbreitung des Tieres wird in einem bedeutenden Mafse von der seiner Nahrung und der grofsen Pflanzengemneinden -- der Wailder, der Gebnische, der Steppen u. s. w.-- bedingt, natnirlich nicht nur die der Pflanzenfresser, sondern aueh die der Fleischfresser. Gengranhischo Zeitschrift. G.Jahrgang. 1900. 11. Heft. 41 This content downloaded from 193.197.86.225 on Fri, 13 Nov 2015 17:15:50 UTC All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Versuch einer Klassifikation der Klimate, vorzugsweise nach · In der Geographie der Organismen tragt naturlich das Zusammenwirken klimatologischer, historischer und eigentlich biologischer

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Page 1: Versuch einer Klassifikation der Klimate, vorzugsweise nach · In der Geographie der Organismen tragt naturlich das Zusammenwirken klimatologischer, historischer und eigentlich biologischer

Versuch einer Klassifikation der Klimate, vorzugsweise nach

ihren Bezielungen zur Pflanzenwelt.

Von Dr. W. Koppen.

Mit zwei Karten (Tafel 6 u. 7).

Im Jahrgang 1867 von Petermann's Mitteilungen erschien als Ergebnis der umfassenden Studien von Prof. A. Grisebach eine Karte der Vegetations

gebiete der Erde. Dieselbe Karte, mit einigen Verbesserungen, ist auch dem

1872 erschienenen grofsen Werke Grisebach's, ,,Die Vegetation der Erde",

beigegeben. Von Petermann entworfen, ist sic in ibrem kleinen Mafsstab

ein Meisterstilck von Klarheit und hat mir, damals jungem Studenten, be

sonders durch die vielen Znge von Regelmifsigkeit und Symmetrie, viele

Anregung gebracht. An den Stellen der Karte, wo diese Symmetrie versagte, wurde sie teilweise schon durch Grisebach's Text, vor allem in seinem grofsen

Werke, erganzt, teilweise durch die Einteilungen anderer Pflanzen- und

Tiergeographen, .wie namentlich Drude, Wallace und Sclater, hervorgehoben, in denen wiederum andere dieser Znlge fehlen.

In der Geographie der Organismen tragt naturlich das Zusammenwirken

klimatologischer, historischer und eigentlich biologischer Ursachen dazu bei, das Bild kompliziert zu machen; unter historisehen Ursachen sind dabei die aus der geologischen Geschichte dieses und der benachbarten Erdriume

fliefsenden, unter eigentlich biologischen aber diejenigen verstanden, die aus dem Vorhandensein anderer Organismen entstammen. Auf der anderen

Seite wird vieles vereinfacht dadurch, dafs sich die in der Klimatologie niber

wiegend quantitativen Unterschiede hier in qualitative - das Vorhandensein

oder Fehlen einer bestimmten systematischen oder physiologischen Organismen

gruppe -

umgewandelt finden. Die Erfahrung zeigt, dafs es sich dabei,

soweit nicht historische u. s. w. Ursachen dazwischenkommen, um die Uber

schreitung gewisser Schwellenwerte der klimatischen Elemente handelt, meistens um solche fur bestimmte Abschnitte der jshrlichen Entwickelung.

Neben den klimatischen Ursachen treten die ubrigen direkten Einfliisse der anorganischen Natur in der Pflanzen- und Tiergeographie insofern ganz

zurnick, als sie nicht das ,,Gebiet" oder die ,,Provinz", sondern nur den ,, Standort" zu charakterisieren pflegen. Aber audi dort, wo die direkten bestimmenden Ursachen der Verbreitung eines Wesens biologische sind, wirken indirekt klimatische entscheidend ein: die Verbreitung des Tieres wird in einem bedeutenden Mafse von der seiner Nahrung und der grofsen

Pflanzengemneinden -- der Wailder, der Gebnische, der Steppen u. s. w.-- bedingt,

natnirlich nicht nur die der Pflanzenfresser, sondern aueh die der Fleischfresser. Gengranhischo Zeitschrift. G. Jahrgang. 1900. 11. Heft. 41

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594 W. Koppen:

Da es grofsenteils dieselben direkten und indirekten klimatischen Einfl?sse

sind, die auch die menschliche Kultur weitgehend beherrschen, so spiegeln auch Kulturkarten der Erde, zum mindesten landwirtschaftliche, dasselbe Bild in den Hauptz?gen wieder, das uns die pflanzen- und tiergeographischen darbieten. Auch in den ?historischen" Einfl?ssen in der Verbreitung der

Organismen spielen klimatische Ursachen zudem wesentlich mit, einerseits in

sofern sie Klimate der Vergangenheit betreifen, andererseits indem das

jetzige Klima die Besiedelung mancher Gebiete in gewisser Richtung, . B.

Europas vom Sudan und Abessinien aus, nach der letzten Eiszeit, ausschlofs.

Bei dieser Bedeutung des Klimas f?r die Geographie der Pflanzen, Tiere und Menschen entsteht die Aufgabe f?r den Klimatologen, die ent scheidenden klimatischen Momente ? wie gesagt: meist Schwellenwerte ?

herauszusch?len, das grofse Schema ihrer Abh?ngigkeit von der geographischen Breite, der Verteilung der Kontinente und Ozeane und der Meeresh?he ab

zuleiten, und es dann den Phyto-, Zoo- und Kulturgeographen und den

Pal?ontologen zu ?berlassen, nachzuweisen, in welcher Art die Lebewelt von diesen Wohnr?umen Besitz ergriffen hat. Viel ist in dieser Richtung schon geschehen, das meiste durch Pflanzengeographen. Auch Versuche einer

Einteilung der Erde in Klimaprovinzen liegen bereits vor1), die sich auf die Gesamtheit der klimatischen Faktoren zu st?tzen suchen. Aber die leitenden

Gesichtspunkte sind nicht gen?gend herausgearbeitet, die grofsen Z?ge treten darum in ihrer gesetzm?fsigen Symmetrie noch zu wenig hervor, und der Beschauer der Karte bleibt im Zweifel, ob von den unz?hligen m?glichen Einteilungen gerade diese mehr Berechtigung hat, als andere.

Im Jahre 1874 hat Alphonse De Candolle eine Einteilung der Pflanzen in biologische Gruppen nach ihrem Verhalten gegen W?rme und Feuchtig keit gegeben, die sowohl die damals vorliegenden Studien der Pflanzen

geographen klar zusammenfafste, als auch mit den sp?teren in vortrefflicher

?bereinstimmung steht2). Die f?nf Gruppen sind (vgl. Drude: Pflanzen

geographie, Stuttgart 1890, S. Ill): A. Megathermen mit den Anspr?chen an andauernd hohe Temperatur

ohne Jahresschwankung und zugleich starke Feuchtigkeit. Tropenbewohner der Gegenwart.

B. Xerophilen oder Xerophyten. Auch diese beanspruchen hohe

Temperaturen (wenigstens f?r kurze Zeit), lieben aber zugleich Trockenheit und st?rkere Temperaturausschl?ge. Sie bilden die Vegetation der Gegenden mit l?ngerer Trockenzeit in den Tropen und der Steppen und W?sten der

tropischen und w?rmeren gem?fsigten Zonen.

C. Me s o therm en. Diese Gruppe beansprucht in ihrer Vegetation

gem?fsigte W?rme (15?? 20? C.) und gem?fsigte Feuchtigkeitsmengen; ein

1) Vor allem sind zu nennen: Supan: Grundz?ge der physischen Erdkunde, Leipzig 1884; 2. Aufl. 1896. R. Huit: Jordens klimatomr?den. F?rs?k tili en indelning of jordytan efter klimatiska grunder. Vetenskap. Meddelanden af Geografiska F?reningen i Finland. I, 1892?93.

2) Archives des sciences de la bibi. univ. de Gen?ve, 1874. In Hamburg leider nicht aufzutreiben.

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Versuch einer Klassifikation der Klimate. 595

Teil von ihnen verlangt hohe Sommerteinperaturen, ein anderer Teil meidet

niedere Wintertemperaturen, ein dritter Teil meidet, im Gegensatz zum ersten, die mit hohen Sommertemperaturen oft verbundene Trockenheit. Bewohnt die Breiten etwa zwischen 22? und 45? (N.) oder 40? (S.) Breite, soweit die

Feuchtigkeit ausreicht. D. Mikrothermen, mit geringeren Anspr?chen an W?rme ? niedrigere

Jahrestemperatur, k?hlere und k?rzere Sommer, k?ltere Winter.

E. Hekistothermen, die Pflanzen der arktischen Zone jenseits der

Baumgrenze und der strauchlosen antarktischen Vegetationszone, mit dem

geringsten W?rmebed?rfnis.

Die wichtige Gruppe der Xerophilen De Candolle's l?fst sich in drei

Untergruppen teilen: in die extreme der W?stenpflanzen, in die mittlere, von dem Rest der Gew?chse in ihren Anspr?chen nicht ganz so weit ab weichende Untergruppe der Steppenpflanzen und in die nur auf periodische Trockenheit eingerichtete der xerophilen B?ume und Str?ucher. Da nun diese letzteren einen grofsen Teil der Vegetation des Mittelmeergebiets und der andern von de Candolle als Mesothermen bezeichneten Pflanzen bilden, so erscheint es konsequent, ebenso die auf den Wechsel von Trocken- und Regen zeiten eingerichteten Tropenbewohner zu den Megathermen zu schlagen

? etwa

als Xeromegathermen sie den Hydromegathermen entgegensetzend. Wir wollen

deshalb als Reich der Xerophilen im engeren Sinne nur das Gebiet der

Steppen und W?sten verstehen, das sich auf allen Festl?ndern zwischen die baumbewohnten Gebiete der niederen und der h?heren Breiten einschiebt.

Ebenso lassen sich mit Vorteil einige Unterabteilungen innerhalb der

?brigen grofsen Gruppen unterscheiden. So lassen sich unter den Mesothermen

diejenigen Gew?chse, deren Vegetationszeit zwischen einer kurzen Winterruhe und einer sommerlichen Trockenruhe verl?uft, von denen scheiden, die

gerade im Hochsommer reichliche Wasserzufuhr gewohnt sind, sowie die

Pflanzen, die zwar heifsen Sommer verlangen, aber wie die Mikrothermen

erheblichen Frost vertragen, von dem Rest, der nicht darauf eingerichtet ist. Unter den Mikrothermen sind mindestens zwei deutliche Stufen im W?rme bed?rfnis zu unterscheiden, je nachdem sie mehr oder weniger als vier warme Monate f?r ihren Vegetationsprozefs beanspruchen.

Die Vegetationsgebiete, die uns die Karten von Grisebach, Drude u. a. f?r die Erde oder einzelne St?cke ihrer Oberfl?che vorf?hren, lassen sich zu einem grofsen Teile auf diese biologischen Gruppen des Gew?chsreiches zur?ckf?hren und liefern genauere Angaben ?ber deren geographische Grenzen. Geht man sodann von der physiologischen Grundlage jener Gruppierung aus, und sucht man in deren Lichte nach denjenigen klima tischen Werten, die f?r diese Grenzen charakteristisch sind, so g dangt man allm?hlich zu einem ziemlich einfachen Schema der Kliraagebiete.

Von den grofsen Faktoren des organischen Lebens zeigen einige, wie die chemische Natur des Mediums, insbesondere der Atmosph?re und des

Bodens, keine grofsen geographischen Z?ge innerhalb der Biosph?re; bei

anderen, wie bei dem Lichte, sind diese grofsen Z?ge so einfach, dafs sie un

mittelbar durch die geographische Breite gegeben sind. So entscheidend der 41*

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596 W. Koppen:

Einflufs des Lichtes auf das Leben, besonders bei den gr?nen assimilirenden Pflanzen ist, so ist es bisher nicht gelungen, die geographischen Wirkungen des Lichtes in der Verbreitung der Organismen mit Sicherheit von dem

jenigen betr?chtlichen Teile der W?rmewirkungen zu scheiden, der gleich falls der geographischen Breite parallel geht. Man kommt also in der

Darstellung vorl?ufig ohne die R?cksicht auf das Licht aus, und mufs es weiteren Erfahrungen, namentlich der jetzt noch fast fehlenden Kenntnis der thats?chlichen Sonnenscheinmenge als klimatischem Element, ?berlassen, die

Wahrheit exakter festzustellen.

Es bleiben also die zwei grofsen Faktoren der W?rme und Feuchtigkeit, denen wir uns nun zuzuwenden haben. Bei diesen ist die Abh?ngigkeit sowohl von der geographischen Breite als von der Verteilung von Festland und Meer offenkundig. Da es zu viel Raum beanspruchen w?rde, die that s?chliche Ableitung der einzelnen Linien dieses Schemas auszuf?hren, so

begn?ge ich mich damit, das gewonnene System der Klimate vorzulegen und seine Ausgestaltung in der Wirklichkeit auf den einzelnen Festl?ndern zu zeigen.

Denken wir uns statt des unregelm?fsigen Wechsels von Wasser und Land zwei von Pol zu Pol reichende Kontinente durch zwei um 90? von einander abstehende Meridiane von zwei zwischenliegenden, ebenso grofsen Ozeanen geschieden, und suchen wir die klimatischen Verh?ltnisse dieser idealen Festl?nder aus den jetzt bestehenden abzuleiten; statt der Gebirge nehmen wir dabei einen gleichm?fsig h?geligen Charakter des ganzen festen Landes an1). Zum Behufe dieser Ableitung m?ssen wir uns also Amerika etwa auf den Raum zwischen 40? und 130? W. verbreitert und s?dlich fort

gesetzt denken, die m?chtige Festlandsmasse der alten Welt nebst Australien aber auf den Raum zwischen den Meridianen von London und Calcutta zu

sammengedr?ngt und sowohl nach N. als namentlich nach S. verl?ngert. Die

gegenw?rtige Verteilung von Wasser und Land weicht von der gedachten besonders durch folgende Punkte ab:

1. Durch den ozeanischen Charakter der s?dlichen Halbkugel, in dessen

Folge sie nicht nur in der Jahresschwankung der Temperatur und deren

Folgeerscheinungen im Luftdruck und den Luftstr?mungen zur n?rdlichen

Halbkugel in Gegensatz tritt, sondern auch im Jahresmittel das Windsystem der s?dlichen Halbkugel, wegen der geringeren Reibungshindernisse, gr?fser ist als das der n?rdlichen, und der meteorologische ?quator n?rdlich vom astronomischen liegt;

2. Durch die Zerreifsung der alten Welt, vom n?rdlichen Wendekreis an, und Einlagerung des Indischen Oceans; von hier ab haben wir in ihr

1) Solche ersonnene Vereinfachungen an Stelle der verwickelten wirklichen Umst?nde m?ssen in der Klimatologie das unm?gliche Experiment im Grofsen ersetzen und sind bereits mit Vorteil angewandt worden: f?r den Ozean bereits vor vielen Jahren in demselben Sinne eines Meridianstreifens in Wild's Tha lassa, f?r das Festland aber bisher nur in der Form der Annahme einer Ansammlung allen Festlandes um den Pol oder am ?quator durch M. M?ller, zur Feststellung des Einflusses der Reibung auf die allgemeine Luftzirkulation.

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Versuch einer Klassifikation der Klimate. 597

mit zwei Ostk?sten zu thun, deren ?stliche aber in Inseln zerrissen und deren westliche durch die grofsarti ge Monsunbildung S?dasiens bis gegen 10? S. anomal ist. Die Westh?lften beider Festl?nder sind reiner entwickelt, in Amerika aber durch die Gebirgsmauer der Anden stark beeinflufst.

Sei nun in Fig. 1: a a die westliche, bb die ?stliche K?ste eines solchen idealen Kontinents. Die ungef?hren geographischen Breiten sind am Rande der Figur angegeben. Die Anordnung von De Candolle's Pflanzengruppen stellt sich dann in den auf der Figur angegebenen grofsen Z?gen dar, wenn

man, wie oben erkl?rt, das Reich der Xerophilen auf die W?sten und

Steppen beschr?nkt. Die zonenf?rmige Anordnung, die das Schema im allgemeinen zeigt,

wird in den Breiten 20? bis 50? dadurch

gest?rt, dafs das Gebiet der Xerophilen sich zwar an der Westk?ste zwischen A und 0 einschaltet, aber weiter im Osten im Innern des Kontinents sich polw?rts aus

breitet, die Zone der Mesothermen durch

schneidend, und dann abbricht, ohne in ?der

Regel die Ostk?ste zu erreichen. Es fr?gt sich nun, welche klimatischen

Linien den Grenzen dieser Gebiete und ihrer

Unterabteilungen dem Sinne nach und nach dem gegenw?rtigen Stande des Wissens am besten entsprechen? Bestimmen wir zun?chst das System der W?rme-Linien, und weiter hin die D?rre-Linien, die aus diesem System das Xerophilenreich herausschneiden und das selbe im Verein mit jenen gliedern. Als das

geeignetste Material f?r das gesuchte System bieten sich zun?chst die Monatsmittel der

Lufttemperatur des w?rmsten und k?ltesten Monats dar. Sie sind am meisten ver?ffent licht und diskutiert und bilden ziemlich feste reale Begriffe, w?hrend das Jahresmittel in h?heren Breiten allen Wert als Charakteristikum verliert. Auch gegen die Monatsmittel k?nnte man Bedenken ?ufsern, indem man sie als zu weitgehende Abstraktionen be

zeichnet und den h?chsten und niedrigsten beobachteten Temperaturen, oder

wenigstens deren Mitteln, den Vorzug giebt. Die Erfahrung ergiebt aber im Gegenteil, dafs der Monat eher ein zu kurzer, als zu langer Zeitabschnitt f?r diese Zwecke ist, und dafs die heutzutage leider selten berechneten Jahreszeitenmittel wahrscheinlich noch brauchbarere Werte f?r die Pflanzen

geographie liefern w?rden. Es w?rde scheinbar sehr nat?rlich sein, als eine Hauptscheide die

Grenze zwischen den frostfreien Gebieten der Erde und denjenigen, wo das Winterminimum unter Null sinkt, anzunehmen. Aber diese Linie, die Malaga von Murcia, Malta von Neapel, Sparta von Athen, Sydney von Melbourne,

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598 W. Koppen:

Montevideo von Bahia Blanca scheidet, deren Vegetationscharakter doch im wesentlichen derselbe ist, kann keinen Anspruch auf eine Scheidelinie ersten

Ranges erheben. Es verh?lt sich eben in Wirklichkeit so, dafs die charakte ristischen Pflanzen des Mittelmeerbeckens darauf eingerichtet sind, leichte Fr?ste ohne Schaden, etwas st?rkere mit geringem Schaden zu ertragen, ja sogar ein Erfrieren bis zum Boden in einigen Jahren durch Stockausschlag wieder gut zu machen, wenn es nur nicht zu oft geschieht; und ebenso steht es in andern Gebieten. Viel wichtiger ist die Sommerw?rme, besonders in h?heren Breiten, jedoch auch da nicht so sehr ihre absolute H?he, als ihre Andauer oberhalb gewisser Schwellen, die der Pflanze gestattet, ihre Lebensarbeit im Laufe der w?rmeren Jahreszeit zu vollbringen.

In niederen Breiten ist umgekehrt das Fehlen einer k?hlen Jahres zeit ein wichtigerer Charakterzug des Tropenklimas, als die ?berm?fsige H?he der Temperatur an sich. Denn diese liegt im Sommer mittlerer Breiten teilweise noch h?her. F?r den Menschen und seine Kultur erweist sich denn auch als bezeichnendste Scheidelinie zwizchen Tropen und ?gem?fsigten Zonen" eine Isotherme des k?ltesten Monats, etwa die von 18? oder 17? C, und dieselbe Linie giebt auch f?r die Pflanzenwelt an den meisten Stellen

passende Grenzen ab. Allerdings ist es ?blich, das Gangesthal und Afrika bis zur Kalahari pflanzengeographisch zu den echt tropischen Gebieten zu

schlagen, w?hrend diese Grenzbestimmung sie davon ausschliefst. Aber eine

andere Wahl derselben w?rde das Gesamtbild mehr beeintr?chtigen als ver

bessern. Wollte man z. B. das Jahresmittel 22? C. als Grenze des Mega thermenreiches nehmen, so w?rde zwar Nordindien, wegen seines heifsen

Sommers,, in dieses ?bertreten, aber daf?r die Gegend um den Victoria

Nyanza (1300 m ?ber M.) aus ihm ausscheiden, und f?r die Plateauland

schaften, die das Kongo- und Quanza-Becken von jenen des Zambezi und

Kubango scheiden, w?rde wenig ?nderung eintreten. Denn bei einer mittleren Seeh?he von ca. 1000 m mufs deren Jahrestemperatur zwischen

16 und 21? C, die des Juli zwischen 12 und 18? C. fallen; in den h?heren Teilen noch niedriger.

Im ?brigen erweisen sich die Isothermen des w?rmsten Monats von

22? C. und 10? C. als hervorragendste Grenzlinien, und neben ihnen eine

wenig ?ber Null liegende Isotherme des k?ltesten Monats. Wo der Sommer

heifs, der Winter also kurz ist, kann diejenige von 2? dazu dienen; wo er k?hl

ist, thut man besser jene von 6? zu nehmen, um die ausgesprochen tem

perierten Klimate besser zu kennzeichnen; denn Klima und Vegetation von

England und Westfrankreich, die zwischen diesen Januar-Isothermen liegen, haben entschieden mehr ?hnlichkeit mit jenen von Mitteleuropa, als mit denen der tropischen Bergw?lder, mit denen sie zusammengeworfen werden w?rden, wenn 2? als Grenze genommen w?rde, und die Far?er (Jan. 3??4?, Jahres

mittel nur 6?7?) fallen entschieden ins Reich der Mikrothermen1). Wo

1) Unbedingtes Festhalten an einem Merkmal ergiebt ein zwar abgerundetes, aber ?k?nstliches" System. Will man m?glichst nat?rliche Einheiten erreichen, so ist man gen?tigt, stellenweise die Eleganz dem Zweck zum Opfer zu bringen und die trennenden Merkmale in verschiedenen Gruppen verschieden zu w?hlen;

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Versuch einer Klassifikation der Klimate. 599

Fig- 2

die Mitteltemperatur des k?ltesten Monats + 2? oder gar 6? C. ?bersteigt, findet eine winterliche Schneedecke und eine volle Winterruhe des Pflanzen reiches nicht mehr als regelm?fsige Erscheinung Platz; wo sie ?ber 18? C.

liegt, wird das Gedeihen auch anspruchsvoller Tropengew?chse nicht mehr wesentlich von der Temperatur, sondern von der Feuchtigkeit beherrscht.

Dort, wo der w?rmste Monat eine Mitteltemperatur unter 10? C. hat, ist der Baumwuchs erfahrungsgem?fs ausgeschlossen, w?hrend erst dort, wo er

eine solche von mehr als 22? C. aufweist, man von ?Sommerhitze" mit ihren f?r den Menschen wie die Pflanzenwelt teilweise ung?nstigen Begleitern sprechen kann. Als eine fernere thermische Grenze von wenigstens sekun

d?rer Bedeutung ist endlich die von Grisebach hervorgehobene, in Rufsland

ausgepr?gte Linie hinzugef?gt, auf der die Dauer der Zeit mit normalen Tagesmitteln ?ber 10? C. 4 Monate oder, besser, 120 Tage betr?gt. Man darf freilich nicht aufser Acht lassen, dafs der Zusammen

hang des Pflanzenlebens mit der W?rme und der

Feuchtigkeit ?ufserst komplizierter Natur ist; allein auch wenn die gew?hlte klimatische Gr?fse nur als Kennzeichen f?r einen Komplex von Wirkungen dienen

kann, dem sie mehr zuf?llig parallel geht, beh?lt sie ihren Wert f?r die Klassifikation der Klimate bei, wenn dieser Parallelismus ann?hernd ?berall zutrifft.

In Fig. 2 bedeuten die Grade Monatsmittel

Celsius, ?Ku den k?ltesten, ?W" den w?rmsten Monat,

?4 M" vier Monate; ?tr 30" trockenster Monat 30 mm

Niederschlag; ?? 10" und ?U 20" Unterschied der extremen Monate 10? bezw. 20? C. Einer ausf?hr licheren Erl?uterung bed?rfen nur die Buchstaben q und r an den Grenzen des W?sten- und des Steppen klimas, und mit diesen letzteren m?ssen wir uns nun

etwas eingehender besch?ftigen. Die thermische Gliederung der Klimate wird

durchkreuzt durch das ebenso entscheidende Moment der periodischen oder

dauernden Wasserarmut vieler Gegenden. Reicht die Wasserzufuhr in die

Pflanze nicht aus, um die Verdunstung durch die Bl?tter und oberirdischen St?mme zu bestreiten, so erleidet sie mehr oder weniger tiefgreifende Sch?digungen, die bei wiederholtem allgemeinem und starkem Auftreten die betr. Art aus diesem Gebiet ausschliefsen. Die Ursachen f?r dieses Nichtausreichen k?nnen verschiedene sein. Seit einigen Jahren hat man er

kannt, dafs dasselbe vielfach auch dort eintritt, wo den Wurzeln unbegrenzt

nur m?ssen sie ?berall scharf pr?zisiert sein, und nichts der Willk?r im einzelnen

Falle ?berlassen bleiben. Ob die Grenzwerte runde Zahlen sind oder nicht, ist

gleichgiltig. Im vorliegenden Fall z. ?. scheint 58/4? die beste Grenze zu sein, da

f?r die Insel Man (Januar 6,9?, August 14,8?) Fuchsienhecken charakteristisch sind, w?hrend das Weinland von Bordeaux (Jan. 6,6?, Juli 20,6?) besser beim Eichen

klima verbleibt.

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600 W. Koppen:

viel Wasser aber von allzu niedriger Temperatur zur Verf?gung steht. Es treten dann F?lle ein, wo die Verdunstung der oberirdischen Organe, namentlich bei starkem Winde, gr?fser ist, als die verringerte Wurzelth?tigkeit zu be

friedigen vermag. Aus diesem Grunde weisen die im Eissumpfe ?ber dem

gefrorenen Untergrund vegetierenden Pflanzen der Tundra, wie Kihlmann ge zeigt hat, manche der Einrichtungen auf, die f?r die Xerophilen niedrigerer Breiten charakteristisch sind; ja auch im regenreichen Klima Norddeutsch lands zeigen so verbreitete Pflanzenformen wie die Vaccinium- und Calluna

Arten die lederigen oder reduzierten Bl?tter, die f?r die sommerd?rren Mittel meerl?nder so charakteristisch sind, und bed?rfen viele Gartenpflanzen einer

Umh?llung f?r den Winter, nicht sowohl gegen das Erfrieren, als gegen das Vertrocknen1).

1) Diese Auffassung findet man besonders in Kihlmann's ?Pflanzenbiologischen Studien aus Bussiseli Lappland" (Hekingfors 1890) vertreten und begr?ndet. Schon I860 hat Sachs das ?Erfrieren" bei Temperaturen ?ber 0? so erkl?rt. Allgemeinere Bedeutung hat dieser Auffassung wohl zuerst Hartig 1880 zugesprochen mit den Worten: ?Ich glaube, dais sehr viele Erscheinungen des Frosttodes lediglich auf das Vertrocknen der Bl?tter und Triebe zur?ckzuf?hren sind, zu Zeiten, in denen die Aufnahme von Wasser aus dem gefrorenen Boden unm?glich war." In seinem 1888 erschienenen ?Pflanzenleben", das eine F?lle von interessanten Thatsachen fiber alle diese biologischen Beziehungen enth?lt, erkl?rt Kerner von Marilaun

(S. 329) den herbstlichen Laubfall ausdr?cklich als eine zweckm?fsige Vorbeugung der andernfalls beim Erkalten des Bodens und des Stammes drohenden Austrocknung, die er durch das Welken der Bl?tter von Melonen, Tabak u. s. w. bei Abk?hlung des Bodens erl?utert. Dagegen fafst er (S. 274?283) die h?ufige Lage der Spalt ?ffnungen in (meist mit Haaren ausgekleideten) Rinnen und Gruben noch haupt s?chlich als einen Schutz gegen die Verschliefsung derselben durch Regen oder Tau und gegen die daraus hervorgehende Unterdr?ckung des notwendigen Verdunstungs prozesses auf. Veranlalst dazu wird er namentlich durch das Rollblatt der Erieaceen, Rhamneen u. s. w., das im Hochgebirge, im hohen Norden und auf Mooren eine so grofse Rolle spielt unter Verh?ltnissen, in denen nach ihm offenbar ?nicht eine

Beschr?nkung, sondern eine F?rderung der Transpiration und die m?glichste Aus

beutung der kurzen Zeitr?ume, in welchen eine Hebung der N?hrsalze aus dem Boden m?glich ist, zur Notwendigkeit wird". Allein S. 283?301 erl?utert er, dafs dieselben Einrichtungen zu anderer Zeit den Schutz gegen zu weit gehende Ver

dunstung zu ?bernehmen haben: ?andre Zeiten, andre Aufgaben". Kihlmann fafst die Aufgabe des Rollblatts auch im arktischen Sumpfe als in der Verringerung der Verdunstung bestehend auf, und daf?r scheint auch z. B. zu sprechen, dais die Rhododendren unserer G?rten nur bei Frost und ruhendem Saftstrom ihre Bl?tter einrollen. Andererseits spricht der Umstand, dafs immergr?ne Pflanzen mit Roll bl?ttern den Steppen fehlen, daf?r, dafs diese Form speziell der doppelten Regu lierung der Verdunstung nach unten wie nach oben angepafst ist, wie Kerner es auffafst.

Der in den letzten Jahren in den Hamburger Anlagen, offenbar mit Erfolg, angewandte blofs seitliche Schutz der zarteren Gestr?uche durch Mattenz?une, die den Wind abhalten, kann ja die Temperatur-Erniedrigung durch Ausstrahlung nur verst?rken. Den Unterschied zwischen diesen beiden Arten von Sch?digung hat

?brigens Alexander Buchan sehr klar vor mehr als 20 Jahren ausgesprochen im Band 6 des Journal of the Scottish Meteorol. Soc, S. 148, an zwei konkreten F?llen. Am 29. April 1869 traf der Schaden nur die dem Wind frei exponirten Bl?tter, am 7. April 1873 aber wurden auf einem Beet die jungen Pflanzen gerade so weit von Nachtfrost verletzt, als ein zum Schutz ?ber sie gebreitetes Netz den Wind

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Versuch einer Klassifikation der Klimate. 601

Die Mittel, durch die sich die Pflanzen vor Austrocknung sch?tzen, sind sehr mannigfaltig; in der Regel werden durch sie gleichzeitig auch andere Vorteile f?r die Pflanze erreicht, wodurch die Beweisf?hrung erschwert wird. Sie sind teilweise schon f?r die oberfl?chlichste Beobachtung auff?llig, teil weise aber auch nur mit dem Mikroskop nachweisbar. Zu ihrer richtigen Auffassung ist zu beachten, dafs die Verdunstung eine notwendige Triebkraft f?r Leben und Wachstum der meisten Pflanzen ist, die also nicht unter

dr?ckt, sondern nur geregelt werden soll. Die Mittel dazu liegen wesent lich in f?nf Richtungen, von denen namentlich die beiden ersten ebensowohl in winterkalten, wie in trockenheifsen L?ndern vertreten sind:

1. Periodische Abwerfung der stark verdunstenden Teile in der Jahres

zeit, welche die Gefahr der Austrocknung bringt (?regengr?ne" und ?sommer

gr?ne" Laubb?ume). 2. Einschr?nkung der Verdunstung auf kleine Oberfl?chen und Schutz

der letzteren vor dem Winde durch vertiefte Stellung, durch Haare, durch alte Bl?tter u. s. w.1). Die ?brige Oberfl?che ist durch undurchl?ssige Haut, oft mit Wachs- oder Firnifs-, Kalk- oder Kiesel?berzug, vor der Ver

dunstung gesch?tzt. 3. Bindung des Wassers durch Salze oder Gummi (Tragant u. s. w.). 4. Aufspeicherung von Wasser im Gewebe, unter gleichzeitiger Herab

setzung der Verdunstung (Fettpflanzen oder Succulenten, auch die Stamm

Ungeheuer der Bombaceen). 5. Vorrichtungen, um die ungen?gende Wasserzufuhr aus den Wurzeln

durch Aufnahme von Tau und Regen mittels oberirdischer Organe eu

erg?nzen. Drei weitere Eigenschaften, die an vielen Pflanzen trockener Gebiete

sehr auff?llig sind: Ausbildung von Stacheln und Dornen, harte saftlose

Struktur und Ausscheidung stark riechender Substanzen (?ther. ?le, Balsame) sind nicht Schutzmittel gegen die Trockenheit, sondern Schutzwaffen gegen die in diesen waldlosen Gegenden heimischen Weidethiere.

Diese Erscheinungen, am meisten wohl der Laubfall und die Verkleine

rung der verdunstenden Oberfl?chen nebst dem Haarkleid, dr?cken dem ganzen Landschaftsbild vieler Gegenden der Erde ihren Stempel in eindringlichster Weise auf, am auff?lligsten dort, wo die W?rme f?r den ?ppigsten Pflanzen

wuchs ansreicht und nur der Wassermangel diesem Beschr?nkung auflegt.

abhielt, w?hrend der unbedeckte Rest des Beetes, der mehr Luftwechsel hatte, verschont blieb.

Die Aufgabe der im Folgenden unter 5) genannten Vorrichtungen sieht

Kerner in der Stickstoifzufuhr durch das atmosph?rische Wasser. Es leuchtet

aber ein, dafs eine solche Wasserzufuhr auf k?rzestem Wege auch von bedeuten

dem Vorteil dort sein kann, wo die Wurzel und die Leitungskan?le nicht wegen

Wassermangels, sondern wegen zu niedriger Temperatur nicht gen?gend Wasser

liefern, so wie auch dann, wenn schwache Regen die Pflanze benetzen ohne bis zur

Wurzel durchzudringen. 1) Dieser Schutz kann best?ndig oder nur vor?bergehend, durch Einrollung

des Blattes u. s. w. bewirkt sein, immer geht er darauf hinaus, einen windstillen

Raum ?ber den verdunstenden Stellen zu Sch?ften.

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602 W. Koppen:

Es ist indessen auch dort durchaus nicht notwendig Wassermangel im Boden, der den Schutz vor ?berm?fsiger Verdunstung n?tig macht. Welches auch die noch immer nicht voll erkannten Triebkr?fte des Saftstroms in den Pflanzen seien, es ist begreiflich, dafs dieser Strom nur eine begrenzte Ge

schwindigkeit erreichen kann; ist die verdunstete Wassermenge gr?fser als die zugeleitete, so tritt Austrocknung der Gewebe ein. Eine Pflanze ohne Verdunstungsschutz kann daher in trockener Luft und hoher W?rme

nicht bestehen, auch wenn ihrer Wurzel unbeschr?nkt viel Wasser zur Ver

f?gung steht. Nicht viele B?ume sind darauf eingerichtet, wie die Dattel

palme, ?ihren Fufs in Wasser und ihr Haupt in das Feuer des Himmels zu

tauchen", aber in nicht ganz so trockenen Klimaten (besonders in A 2 und 7 des Schemas, s. unten) begleiten W?lder die Flufsniederungen auf hunderte

von km, wo das angrenzende, etwas h?here Land nahezu baumlos ist. Es

geh?rt dazu indessen die F?higkeit zu einem sehr schnellen Saftstrom, die . B. die Coniferen nicht zu besitzen scheinen.

F?r eine klimatographische Betrachtung spielt das Austrocknen der Gew?chse bei K?lte insofern keine bedeutende selbst?ndige Rolle, als es einerseits nur eine besondere Wirkungsweise der W?rme darstellt, anderer

seits von der Windst?rke und der relativen Luftfeuchtigkeit abh?ngt, die beide auf dem Lande stark lokal beeinflufst sind. Besonders die Windst?rke

h?ngt mehr vom ?Standort" als vom ?Klima" ab, und zeigt grofse geo graphische Z?ge vorwiegend eben nur in dieser Richtung, indem sie in der Ebene und in Meeresn?he gr?fser ist, als im H?gel- oder Gebirgslande.

Anders steht es mit der xerophilen Vegetation niedrigerer Breiten. Hier ist die unmittelbare Ursache, welche die nicht mit den eben aufgef?hrten Anpassungen versehenen Gew?chse ausschliefst, unzweifelhaft im allzu ge

ringen Wassergehalt des Bodens und in der ?berm?fsigen Evaporationskraft des Klimas zu suchen. Wenn wir, wie ?berall in diesem Aufsatz, von zu

gef?hrtem Grundwasser absehen, so h?ngt auch der erstere direkt vom Klima, n?mlich von der Zufuhr atmosph?rischen Wassers, und wiederum der Ver

dunstung ab, mu?s also grofse geographische Z?ge neben standortlichem Detail aufweisen. Auch daf?r sind gewisse Schwellenwerte entscheidend: f?r die meisten unserer Kulturpflanzen gen?gt . B. ein Wassergehalt des Bodens von etwa 40%; sinkt er dauernd darunter, so nimmt der Ertrag schnell ab; sein Steigen bis zu 80 ?/0 hat dagegen wenig Einflufs auf den letzteren (vgl. Drude: Pflanzengeogr. S. 32).

Waldlose Strecken in feuchten Klimaten verdanken ihre Existenz gr?fsten teils den Eingriffen des Menschen und seiner Haustiere, zum kleineren Teile

Eigenheiten des Bodens, also dem Standorte. In trockenen Klimaten aber

ist offenbar Wassermangel die wichtigste, teils direkte, teils indirekte Ursache, die die B?ume ausschliefst; letzteres insofern, als Gew?chse, die von der Trockenheit weniger leiden, die jungen Keimlinge unterdr?cken, es sei denn, dafs sie im Schutz eines bestehenden Waldes stehen oder durch J?ten frei

gehalten werden.

Die Trockenheit eines Klimas pr?gt sich n?mlich auf der Vegetation in zweierlei Weise aus, je nachdem sie best?ndig oder nur vor?bergehend

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Versuch einer Klassifikation der Klimate. 603

ist. Best?ndige Regenarmut schliefst den Baumwuchs fast vollst?ndig aus, mit Ausnahme der Stellen, wo der Boden durch die Nachbarschaft von

Fl?ssen oder Quellen feucht gehalten wird. Unter den Pflanzen, die ohne Grundwasser best?ndige Regenarmut aushalten k?nnen, giebt es nur ganz wenige, niedrige B?ume: der bemerkenswerteste ist der Saksaul, eine Salsolacee in Zentralasien. Wo dagegen Regenzeiten und Trockenzeiten periodisch mit einander abwechseln, da bedecken B?ume und Str?ucher einen grofsen Teil der Bodenoberfl?che: mit ihren tiefgehenden Wurzeln erreichen sie Boden

schichten, in denen der in der Regenzeit angesammelte Vorrat an Feuchtig keit auch w?hrend der Trockenzeit nicht vollst?ndig versiegt. Das Zusammen

spiel von Kr?ften, durch welche das Wasser in die Baumkronen gehoben wird, reicht aber in diesen Klimaten oflenbar nur bei wenigen Baumarten f?r Hochwald aus: Gestr?uche (Maquis) haben das ?bergewicht, und ihr dichter Zusammenschlufs sowie eine Reihe von Einrichtungen in ihrem Baue erleichtert ihnen das Uberdauern der Trockenzeit ohne Besch?digung. Je

l?nger und vollst?ndiger diese wird, je k?rzer und minder ergiebig die

Regenzeit wird, desto mehr mischen sich zwischen diese Gestr?ppe offene

Fl?chen, Grasfluren und Kr?utermatten aus Trockenheit liebenden Gew?chsen, bis die Steppe, und weiterhin die W?ste die Alleinherrschaft gewinnt, die sich bis zur v?lligen Vegetationslosigkeit steigern kann.

Es ist hiernach klar, dafs f?r die xerophilen Baum- und Strauch

formationen, die nur periodischer Trockenheit angepafst sind, die Anwesenheit einer gen?gend ausgepr?gten Trockenzeit entscheidend ist, f?r die h?here Stufe der Trockenheit aber, die den Baumwuchs ausschliefst, die Abwesenheit einer gen?genden Regenzeit; und danach hat sich unsere Untersuchung zu

richten.

Man darf sagen, dafs ?Vegetationszeit" gleichbedeutend ist mit ?Zeit ausreichender Bodenfeuchtigkeit und gen?gender W?rme in Boden und Luft4', und dafs dabei f?r Kr?uter und Gr?ser der Zustand der obersten 10 bis 20 Centimeter des Bodens, f?r B?ume aber der des Untergrundes in der Tiefe von 1 m und mehr entscheidend ist. Da die Feuchtigkeit des Unter

grundes sich viel langsamer ?ndert, als die der obersten Bodenschicht, so sind Niederschl?ge w?hrend der K?lteruhe f?r B?ume stets, f?r Gr?ser aber nur dann von Bedeutung, wenn sie eine Schneedecke liefern, die im Fr?hling schmilzt und wenigstens auf kurze Zeit auch die oberste Bodenschicht feucht h?lt. Doch verr?t sich die Anwesenheit einer l?ngeren Trockenzeit, wie die einer kalten Zeit, auch an B?umen stets durch eine der oben S. 601 an

gegebenen Einrichtungen zum Schutze gegen Verdunstung, die best?ndig feuchtwarmen Gegenden fehlen.

Es wird voraussichtlich eine Zeit kommen, wo man ?ber die stand ortlichen und die geographischen Unterschiede in der Menge des den Pflanzen im Boden zur Verf?gung stehenden Wassers ?hnlich unterrichtet sein wird, wie

jetzt ?ber Regenmenge und Lufttemperatur, und Karten derselben wird entwerfen

k?nnen, die man mit Karten der Verdunstungsgr?fsen vergleichen wird. Man darf erwarten, dafs die Kl?rung dieser wichtigen Fragen eine der ersten

Aufgaben der heute vielbesprochenen ?landwirtschaftlichen Meteorologie" sein

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604 W. Koppen:

wird. Heute aber sind wir in ihrer Kl?rung noch so weit zur?ck, dafs wir h?chstens versuchen k?nnen, uns auf Umwegen eine ganz rohe Anschauung ?ber die grofsen geographischen Z?ge zu verschaffen, um die es sich handelt.

Gegenw?rtig kann uns als Ausgangspunkt dabei kein anderes Instrument, als eben die Pflanze dienen, die uns den Zustand des Bodens verr?t.

Es fragt sich nun, in welchem klimatischen Faktor wir die Bedingung und den Mafsstab f?r den Wassergehalt des Bodens

? ohne Bew?sserung ?

zu sehen haben? Dafs z. B. die relative Feuchtigkeit der Luft dabei wenig beteiligt ist, zeigen die K?stenw?sten, wo jene wie in Peru und bei Walfischbai sehr hoch ist und doch nur sp?rliche Kr?uter und Zwiebelpflanzen, aber keine B?ume (aufser an Rinnsalen) gedeihen. Diesen gen?gen die dichten Nebel nicht, sie brauchen wirklichen Regen; nebenbei gesagt, einer der st?rksten Beweise gegen die Volgercene Quellentheorie! Die j?hrliche Regen

menge wiederum, die h?ufig zur Unterscheidung trockener und feuchter Klimate benutzt worden ist, kann ebenfalls nicht gen?gen; denn sie ist in den ausgedehnten W?ldern Ostsibiriens teilweise kleiner, als in tropischen Steppengebieten, einesteils weil die Verdunstung auch in der Vegetationszeit dort geringer ist, andernteils weil die Niederschlagsarmut dort in die Zeit der winterlichen Vegetationsruhe f?llt, die geringen Niederschl?ge dieser Zeit aber als Schnee aufgespeichert bleiben und beim Erwachen der Pflanzenwelt dieser zur Verf?gung stehen.

In w?rmeren Klimaten und wo die Temperaturen l?ngs der gesuchten Grenze keine grofsen Unterschiede aufweisen, da gen?gt es, ihr die Regen

menge entscheidender Zeitabschnitte zu Grunde zu legen. Als solches Merk mal erweist sich zun?chst das Auftreten oder Fehlen von Trockenzeiten. Bei

der Teilung der Tropenzone in das best?ndig feuchte Urwaldklima (Lianen klima, A 1 des Schemas) und das trockenere Savannenklima A 2 finde ich auf Grund eines Vergleichs der vorhandenen Regenmessungen mit dem Vege tationscharakter der betr. Gegenden als Bedingung des ersteren: dafs kein Monat eine normale Regenmenge unter 30 mm habe oder die j?hrliche Regenmenge 2000 mm ?bersteige. Wo letzteres der Fall ist, wie in Malabar und Arakan, da gen?gt der Wasservorrat im Boden sichtlich auch f?r eine

l?ngere Trockenzeit; wo dagegen, wie in Deutsch-Ostafrika, die j?hrliche Regenmenge erheblich unter dieser Grenze bleibt, da gen?gen schon zwei so trockene Monate hintereinander, um der Vegetation den offenbaren Stempel der D?rre aufzudr?cken und ein typisches ?Baobabklima" (s. u.) hervor

zubringen. Bez?glich der Zwischenstufen, die in der Natur selbstverst?ndlich vorhanden sind, brauchen wir nur zu

ber?cksichtigen, dafs bei einer Regen summe von 1500?2000 mm eine Trockenzeit von 1 bis 2 Monaten der

Vegetation noch keinen D?rre-Charakter aufpr?gt1). Dieselben Bestimmungen kann man f?r die Abgrenzung des periodisch d?rren ?Olivenklimas", ?Eriken

1) Wollte man S solche Monate fordern, so w?rde die K?ste von Deutsch

Ostafrika ins Lianen- und nicht ins Baobabklima fallen, Avas der Vegetation nicht

entspricht; w?rde man nur 1 Monat verlangen, so w?rde auch das feuchte Lagos ins Baobabklima geh?ren; 2 Monate scheint eine ?berall passende Grenzschwelle zu sein.

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Versuch einer Klassifikation der Klimate. 605

klimas" und ?Hochsavannenklimasu (s. u.) von den feuchten Klimaten mit

gleichen Temperaturen benutzen.

Anders ist es mit dem Hauptbereich der Xerophilen, den eigentlichen W?sten und Steppen der mittleren Breiten, an deren Grenzen sehr ver

schiedene und im Laufe des Jahres sehr wechselnde Temperaturen herrschen.

Dafs die Regenmenge allein hier kein Mafs des Bodenfeuchte abgeben kann, zeigt sich schon darin, dafs in Klimaten, wo sie ein so ausgesprochenes

Maximum im Sommer hat, wie in den Steppen S?drufslands und West

sibiriens, dennoch durchweichte Wege ein Attribut des Winters, Staub ein solches des Sommers sind. Bezeichnender ist schon, erfahrungsgem?fs, die Zahl der Tage mit Niederschlag, weil in ihr die mit der Temperatur steigende Dichte desselben eliminiert ist und zugleich die Dauer der verringerten Verdunstung mehr zur Geltung kommt. In verschiedenen kartographischen

Darstellungen der Regenverh?ltnisse der ganzen Erde oder einzelner Ozeane

habe ich bisher die Grenze der regenlosen bezw. regenarmen Klimate dorthin

verlegt, wo der regenreichste Monat des Jahres nur 6 Tage mit Regen, also eine ?Regenwahrscheinlichkeitu von 0,20 aufweist. In den L?ndern, aus

denen gen?gendes Material ?ber die Anzahl der Regentage vorliegt, wie dem Russischen Reich, Nordamerika (seit 1891) und Indien, findet man, dafs in demselben Sinne eine gr?fste monatliche Regen Wahrscheinlichkeit von 0,36 die Grenze zwischen dem Wald- und dem Steppengebiet befriedigend angiebt1).

Es erschien aber geboten, auch aus dem jetzt so reichhaltigen Materiale an Regenmessungen eine Definition und Abgrenzung des W?sten- und des

Steppenklimas zu gewinnen, um so mehr, als f?r viele Gegenden, besonders

auf der s?dlichen Halbkugel, nur dieses Material vorliegt. Als solchen Aus druck habe ich vorl?ufig den Quotienten aus monatlicher Regenmenge in mm durch die der Mitteltemperatur desselben Monats entsprechende Maximal

spannung des Wasserdampfes in mm angewandt2). Es ist zwar zu hoffen,

dafs sich ein rationellerer Ausdruck f?r die Verkn?pfung der Regenmenge mit der Evaporationskraft eines Klimas finden wird, der die Versorgung der

Pflanzendecke mit meteorischem Wasser zu kennzeichnen vermag. Allein

vorl?ufig mag die, von mir f?r viele Stationen durchgef?hrte Arbeit gen?gen, da sie den pflanzengeographischen Thatsachen hinreichend entspricht. Ein

n?heres Eingehen auf die schwierige Frage w?rde hier zu weit f?hren; ich

mufs es mir auf einen andern Ort versparen. Nur die Frage k?nnen wir nicht wohl umgehen: welche Abschnitte des Jahres zu ber?cksichtigen sind?

Wie f?r die vorhin definierten schw?cheren Grade der Trockenheit die An

wesenheit einer ausgesprochen trockenen Jahreszeit entscheidend war, so ist

1) Da andererseits 0,20 Regenwahrscheinlichkeit oder 30 mm Regenmenge als

Grenze einer wirklichen Trockenzeit (s. Taf. 6) genommen ist, so haben wir, wenn

alle Monate zwischen 0,20 und 0,36 fallen, ein Steppenklima, doch ohne rechte

Trockenzeit; vgl. La Plata.

2) Nachtr?glich ist mir eingefallen, dafs dieser Ausdruck praktisch mit einem

Vorschlage von Linsser aus dem Jahre 1869 nahe zusammenf?llt, vgl. Meteor.

Zeitschr. 1870, S. 29. Nach vielfachen Erw?gungen und Versuchen halte ich jetzt zwar einen andern Ausdruck f?r rationeller; doch w?rde dessen Einf?hrung das

Gesamtbild nicht merklich ?ndern und seine Begr?ndung hier zu weit f?hren.

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606 W. Koppen:

es f?r die eigentlichen Steppen und W?sten die Abwesenheit ausreichend feuchter Monate innerhalb der Vegetationszeit oder unmittelbar vor Schlufs der K?lteruhe; in den Breiten 10??30?, wo die j?hrliche Schwankung der

Temperatur nur m?fsig, die der Regenmenge aber sehr stark ist, entscheidet also einfach der regenreichste Monat.

Eine Untersuchung des besagten Quotienten in Asien, Europa, Australien, Afrika und Nordamerika, unter Benutzung der Regenmengen aus Supan's

grofser Sammlung im 124. Erg?nzungsband von Pet. Mitt, und der Tem

peraturen aus Hannos Klimatologie und andern Quellen ergiebt seine Gr?fse an der Grenze zwischen Wald und Steppe

= 4,0, an jener zwischen Steppe und W?ste = 2,2. Soweit zugleich gen?gendes Material f?r die Regen wahrscheinlichkeit vorliegt, fallen diese Werte mit denen von 0,36 und 0,20 f?r die letztere nahe zusammen, jedoch mit Ausnahme von S?damerika. In

Argentinien und Uruguay ist der Quotient ?stlich von 64? W. und n?rdlich von 38? S. ?berall mindestens 6,6, erst in den W?sten im Westen und an einer einzigen K?stenstation, Carmen, sinkt er unter 4,0. Die auffallend

grofsen Regenmengen in den Pampas haben denn auch Hann, und fr?her schon Darwin, veranlafst, diese f?r kein rein klimatisches Produkt zu erkl?ren, sondern die Ursache ihrer Baumlosigkeit in geologischen und Bodenbeding ungen zu suchen. Vergleicht man aber die Regen Wahrscheinlichkeit, so ?ndert sich das Bild durchaus. Denn diese liegt im ganzen genannten Gebiete in keinem Monat ?ber 0,19 bis 0,32 und ?bersteigt selbst in Rio Grande do Sul im Mittel mehrere Stationen in keinem Monat 0,34

* ), f?llt

also auch dort, und im Innern bis nach Paraguay hinauf, unter den Wert der Steppengrenze. Erst Blumenau im N. und Punta Arenas im S. zeigen erheblich h?here Werte, 0,44 und 0,52. Diese Verbindung einer geringen Zahl der Regentage mit einer grofsen Regenmenge mufs nat?rlich ihren Ausdruck finden in einer grofsen ?Regendichte"; in der That ergiebt diese im Mittel 12 bis 26 mm pro Regentag. Die seltsame Form, in welcher die

argentinische Quelle2) die Zahl der Tage mit Regen auff?hrt ? die inter nationalen Vereinbarungen haben ja leider dort noch keinen Eingang ge funden ?, k?nnte zwar Zweifel an dem Resultat erregen. Allein da jene Quelle selbst die genannten grofsen Regendichten ableitet und auch die Stationen in Uruguay und S?dbrasilien eine unabh?ngige Best?tigung der

merkw?rdigen Thatsache liefern, so d?rfen wir sie als feststehend betrachten. F?r die Karte Taf. 6 habe ich in diesem Gebiet ebenso, wie ?berall

sonst, wo beiderlei Bestimmungen vorlagen, die Grenzen des Steppen- und W?stenklimas nach dem Mittel aus beiden genommen.

Das so gewonnene Schema ist eine Abstraktion aus den Thatsachen, ohne Theorie. Der Leser ist aber berechtigt, eine Erkl?rung desselben zu

verlangen, d. h. seine Zur?ckf?hrung auf physikalische Satze und Aufschlufs ?ber seine Beziehungen zu dem, was wir im ?brigen von der Atmosph?re

1) Ygl. Schlee in ?Archiv der Seewarte" 1892.

2) Ligeros apuntes sobre el clima de la Rep?blica Argentina (B. Aires 1889) von Gr, Davis,

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Versuch einer Klassifikation der Klimate. 607

und ihren Bewegungen wissen. An dieser Stelle kann schon des Raumes halber nicht mehr als einige Grundz?ge angegeben werden; die Einzelheiten w?rden ein Lehrbuch der Klimatologie abgeben. Auch diese Grundz?ge sind noch keineswegs ersch?pfend gekl?rt; sie lassen sich jedoch in folgende Haupts?tze zusammenfassen:

1. Abgesehen von der Abnahme der Temperatur mit wachsender geo graphischer Breite und Seeh?he nehmen landeinw?rts im Winter die

Temperaturmittel und die H?ufigkeit, Menge und Dauer des Regens stark ab, im Sommer die Temperaturmittel m?fsig zu, w?hrend die Niederschl?ge nach Menge wenig abnehmen, aber ihren Charakter aus dem langdauernder Rieselregen in denjenigen kurzer Schlagregen ver?ndern.

2. Gebiete hohen Luftdrucks pflegen durch Trockenheit, solche niedrigen Druckes durch Niederschlag ausgezeichnet zu sein; ?berhaupt verst?rkt hoher Luftdruck die kontinentalen, niedriger die ozeanischen Z?ge der Witterung, besonders im Winter

3. Luftstr?mung aus k?lteren Gegenden erniedrigt die Temperatur und

verringert die Neigung zu

Niederschl?gen, solche aus w?rmeren wirkt um

gekehrt. Luftstr?mungen vom Ozean erh?hen, solche aus dem Binnenlande

verringern die Neigung zu Niederschl?gen. Mafsgebend ist nicht die Richtung des Windes am Erdboden, sondern die davon etwas abweichende Richtung der Luftstr?mung */2 bis 5 km ?ber dem Boden.

4. Uber warmen Meeresstr?mungen herrscht warmes Wetter mit Neigung zu St?rmen, starken Regen und Gewittern, ?ber kalten k?hles Wetter mit

Neigung zu Nebel, aber Regenlosigkeit vor. Diese Wirkungen erstrecken sich auch auf das benachbarte Festland, jedoch um so einseitiger, je vor

waltender die Luftstr?mungen aus einer Richtung sind. Durch das Zusammen

wirken mit Satz 1 ?ben warme Meeresstr?mungen im Winter, kalte im Sommer den gr?fsten Einflufs aus; letztere sind im Winter, warme im Sommer neutral.

5. Horizontale Verteilung des Luftdrucks und Luftbewegung sind durch das barische Windgesetz enge verkn?pft, das ich als bekannt voraus setzen mufs.

6. Durch die allgemeine Luftzirkulation ? die ein Ergebnis der un

gleichen Erw?rmung der Erde durch die Sonne und der ablenkenden Wirkung der Erdrotation ist ? besteht die Tendenz zur Bildung zweier G?rtel hohen Luftdrucks bei c. 30? N. und S. und dreier G?rtel niedrigeren Druckes bei 60? N. und S. und beim ?quator, sowie der entsprechenden Luft

bewegungen (planetarische Zirkulation). Bei der abwechselnden Erw?rmung der beiden Erdh?lften im Jahreslaufe wachsen zum Winter jeder Halbkugel die Ausdehnung ihres Windsystems und ihr mittlerer Luftdruck, zum Sommer nehmen sie ab.

7. Neben dieser Umlagerung der Atmosph?renmasse zwischen N. und S. findet eine zwischen Ozean und Kontinent statt: im Winter sammeln die erkaltenden Festl?nder Luft an sich, im Sommer laden sie sie auf die be

nachbarten, dann k?hleren, Ozeane ab. Dieser Massen- resp. Druckverteilung der Luft entspricht die ?kontinentale" Zirkulation der Luftstr?me.

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608 W. Koppen:

W?rden auf der s?dlichen Halbkugel ebenso grofse Landmassen sein, wie auf der n?rdlichen, so w?rden sie die kr?ftige Wirkung der n?rdlichen

unterst?tzen und es w?rde die jahreszeitliche Umlagerung der Luft zwischen

N. und S., nach Punkt 6, st?rker sein als jetzt, jene zwischen den Festl?ndern und Ozeanen der Nordhalbkugel (Punkt 7) dagegen schw?cher.

8. Die Meeresstr?mungen haben zwar ihre treibende Ursache in den

Winden, aber sie sind Summationswirkungen dieser und haben ihre eigenen

Kontinuit?tsbedingungen. Auf Fig. 3 und 4 (Tafel 6) habe ich versucht, aus den thats?chlichen

Verh?ltnissen die typischen Z?ge abzuleiten und die wahrscheinlichen Isobaren, Winde und Meeresstr?mungen auf und an dem gedachten, 90 L?ngengrade breiten, Festlande zu entwerfen. Der kolorierte mittlere Streifen ist Festland, die Farben geben zur Orientierung die Klima-Reiche an; die weifsen Streifen rechts und links reichen etwa bis zur Mitte der beiden idealen Ozeane. Die

kurzen Pfeile geben die Windrichtung 500?1000 m ?ber dem Boden an,

( Windstillen), die unterbrochenen langen Pfeile die vorherrschende Meeres

str?mung an der Oberfl?che der beiden Ozeane. Die Winde sind in niedrigen Breiten konstant, in h?heren ver?nderlich. Bei a a findet Emporquellen des kalten Tief en w assers an die Oberfl?che statt. Die ausgezogenen Kurven

sind die Isobaren im Meeresniveau; der Deutlichkeit halber sind die Gebiete

niedrigen Luftdrucks, etwa von 758 mm an, durch Strichelung hervorgehoben. Der Anwendung dieser Klassifikation der Klimate auf die wirklichen

Verh?ltnisse ist die Weltkarte Tafel 6 gewidmet. Da die wirklichen Ver

h?ltnisse der Erdoberfl?che dargestellt werden sollten, nicht die idealen eines

Niveaus, so mufsten auch die Unterschiede der Temperatur in vertikaler

Richtung beachtet werden, was nicht anders geschehen konnte als durch

eingehende Ber?cksichtigung von Karten mit H?henschichten oder Angaben ?ber Meeresh?hen; denn die meteorologischen Stationen sind viel zu d?nn

ges?et, um in einigermafsen bergigem Terrain hierzu auszureichen. In der

Hauptsache konnte ich meine Karte der W?rmezonen der Erde aus dem Jahre 1884 (Deutsche Meteor. Zeitschr., Bd. l) zu Grunde legen, die jedoch erg?nzt und revidiert werden mufste.

Die als Klimagrenzen gew?hlten Isothermen konnten, wenn man ein

m?glichst einfaches und reales Bild gewinnen wollte, nicht ?berall mit dem selben Gewicht benutzt werden; in den d?rren Gebieten sind sogar zwei derselben ? die 18? Isotherme des k?lteren und die 22? des w?rmsten Monats ? der Einfachheit halber unber?cksichtigt gelassen und in den st?ndig temperierten ist die 2? Isotherme des k?ltesten Monats durch die von 6? ersetzt.

Auf Tafel 6 findet man einerseits die wirkliche Verteilung der gew?hlten Klimatypen auf der Erdoberfl?che m?glichst sorgf?ltig dargestellt, andrerseits enth?lt sie als Karton in denselben Farben deren Schema und die daf?r

gew?hlten Namen, die eine bequeme kurze Verst?ndigung gestatten und sich dem Ged?chtnis besser einpr?gen, als eine H?ufung von Eigenschaftsw?rtern, deren pr?zise Bedeutung doch erst aus l?ngeren Definitionen erkennbar wird.

Die Namen sind von charakteristischen Erzeugnissen des betr. Klimas

hergenommen, in den pflanzenreichen Gebieten von bestimmten, allgemein

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Versuch einer Klassifikation der Klimate. 609

bekannten Pflanzen oder Pflanzengruppen; in den waldlosen teilweise von den herrschenden bekannten Pflanzenformationen (Tundren, Savannen, Prairien,

Espinal), in den kalten Klimaten jenseits der Baumgrenze von allgemein be kannten Tieren und in den W?sten von charakteristischen meteorologischen Erscheinungen: den K?stennebeln (Gar?a), den heifsen Sandst?rmen der

subtropischen Zone (Samum) und den Schneest?rmen (Bur?n) der winterkalten Zone. Ohne eine gewisse Willk?r, namentlich bei der Wahl der Charakter

pflanzen f?r die kleineren, vermittelnden Gebiete, konnte es dabei freilich nicht

abgehen, immerhin d?rfte das Ergebnis sich als praktisch brauchbar und vorteilhaft erweisen. Drude's Atlas der Pflanzenverbreitung und sein Handbuch der Pflanzengeographie (Stuttgart 1890) haben als wichtigste Unterlagen gedient.

Nat?rlich kommen die gew?hlten Pflanzen nur in einem Teil der weit

auseinanderliegenden Gegenden, in denen das betreffende Klima herrscht, wild

vor; man darf aber verlangen, dafs sie ?berall in demselben kultiviert werden k?nnen. Absichtlich habe ich in mehreren F?llen zwei Namen vor

geschlagen, damit der passendste durch den Gebrauch selbst festgestellt werde. In vielen F?llen war die Namengebung ein schwieriges Gesch?ft; f?r Klima C 7 (s. u.) habe ich noch keinen befriedigenden Namen gefunden.

Zwei Klimate konnten im Schema der Tafel 6 nicht Aufnahme finden, weil sie nur in hohen Lagen oder unter besonderen Verh?ltnissen vorkommen; es sind das 5 und C 7, die sich von D 3 und C 6, denen sie thermisch

gleichkommen, durch ihre Trockenheit unterscheiden. Die vertikale ?bereinanderschichtung dieser Klimate ist durch das zweite

Schema der Tafel 6 veranschaulicht mit vereinfachten Farben; das Abfallen der Schichten vom ?quator nach h?heren Breiten ist rechts f?r kontinentale, links f?r ozeanische Verh?ltnisse etwa bis nach 57? Breite dargestellt. Da

die Klimate C 1 bis J= und D 1 und 2 ihrer Definition nach grofse, C 5 bis 7

und D3 aber geringe Jahresschwankung der Temperatur haben, so sind im

allgemeinen nur drei oder vier unserer Klimate ?bereinander vorhanden, da

die erstere Gruppe im ?quator und auf dem Ozean, die letztere auf den

Festl?ndern h?herer Breiten fehlt. In gemischten Klimaten ist die Ausbildung der Regionen komplizierter. Das Xerophilenreich ist unten und oben st?rker

entwickelt, in mittleren H?hen (1000?3000 m) pflegen die Niederschl?ge am reichlichsten und die Verdunstung am schw?chsten zu sein.

Ich gehe nun zur Aufz?hlung und kurzen Charakteristik der Klimate ?ber. Die Grade beziehen sich im folgenden ?berall auf normale (mehrj?hrige)

wahre Tagesmittel der Lufttemperatur in Celsiusgraden. Was unter ?feucht",

?m?fsig trocken" und ?sehr trocken", sowie unter ?Trockenzeit" und ?sp?rlichen"

oder ?ausreichenden Niederschl?gen" zu verstehen ist, geht aus dem auf

S. 604 ff. Gesagten hervor. Im allgemeinen gen?gt die einfache Definition nach

der Regenwahrscheinlichkeit, wonach ?feucht" oder ?ausreichende Niederschl?ge" eine solche von mehr als 0,36 bedeutet, ?m?fsig trocken" eine solche zwischen

0,20 und 0,36, und ?sehr trocken" sowie ?Trockenzeit" sich auf eine solche

unter 0,20 beziehen. Unter ?Sommer" und ?Winter" sind die Jahreszeiten

verstanden, in die die Winter- und die Sommersonnwende der betr. Halbkugel

fallen, ohne R?cksicht auf die Temperatur. Geographische Zeitschrift. G.Jahrgang. 1900. 11. Heft. 42

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610 W. Koppen: Versuch einer Klassifikation der Klimate.

Zun?chst m?ge (Tab. l) ein Sch?ssel zur Bestimmung der Klimate Platz finden, nach Art der zum Pflanzenbestimmen gebr?uchlichen. Die fetten Buchstaben und Ziffern geben die Bezeichnung der gew?hlten 24 Klimate, deren Namen und Vegetationsverh?ltnisse aus Tab. 2 ersichtlich sind. Die

darauffolgende kurze Charakteristik der 6 Reiche und 24 Klimate ergiebt dann das weitere Erforderliche.

Tabelle 1.

? ?ber 10?

a. W?rmster Monat j 0??10?

lunter 0? b. Feuchtester Mo-

j feucht .

nat ( trocken

(?ber 18? I unter 18?

c. K?ltester Monat

b

. o(E) F.

c

r(B) d(A)

e d.

e. W?rmster Monat

?ber

AI.

als

keine Trockenzeit oder

2 m j?hrl. Regenmenge .

Trockenzeit und weniger 2 m j?hrl. Regenmenge .... A 2.

??ber 22? . .?(Cl-4) (unter 22? g(D,C?-7)

f. K?ltester Monat

h. Sommer

i. Sp?tsommer

k. Sommer

1. ?brige Jahres

zeiten

??ber 2? . .

lunter 2?. .

??ber 6? . .

lunter 6? . .

? regenreich.

1 trocken . .

? regenreich (trocken . .

f regenreich (trocken . .

? regenreich

\ trocken . .

h

i

k

m

Cl.

C?.

C2.

C3.

1

C5.

C6.

C7.

m. Unterschied der |mehr ̂ 1Q0

extremen Mo- { . , ..0 nate l wem?er ais ̂

n. Temperatur ? mehr als 4 Monate

?ber 10? dauert ( weniger als 4 ?

o. Unterschied der jmehr ̂ 200

extremen Mo- < . , _.0 nate I wem?er a*s 20

p. H?he ?ber dem ? gering. Meere l grofs.

q. H?he ?ber dem j gering ...

Meere \ grofs. ? h?ufig. (selten.

s. Feuchtester Mo- j m?fsig trocken

nat I sehr trocken .

(?ber 2? . .

i unter 2?. .

j ?ber 2? . . U' " " {unter 2?. .

v. W?rmster Monat 1 ^ '

(unter 22? .

? Sommer . .

(Winter. . .

r. Nebel

t. K?ltester Monat

w. Regenzeit im

D3.

Dl.

D2.

q

El.

E 3.

E 2.

E 4. Bl.

s

u

t

B2.

B6.

V

B7.

w

B5.

B3.

B4.

Tabelle 2.

Zeichen Name des Klimas Vorherrschende Vegetation

W?rme bedarf

Vegetationszeit

Dauer Jahreszeit

A 1 ? 2

1 ? 2

? 4

? 5 ,. 6

,. 7

Lianenklima

Baobab

Gar?a- ?

Samum- ?

Espinal- ?

Tragant- ?

Ostpatagon. Klima

Bur an- ?

Prairien- ,,

Hygrophile B?ume

Xerophile B?ume u.

Stauden, Trocken ruhe

Xerophile Stauden, Gr?ser und Str?u

cher mit langer Trockenruhe (W? sten und Steppen)

grofs

mittel

gering

permanent

lang I Regenzeit

kurz Winter

wechselnd

Hochsommer

Fr?hling ?

Fr?hling

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K?rchhoff: Das franz?sische Kolonialreich in Nordafrika. 6

Name des Klimas Vorherrechende Vegetation

W?rme bedarf

Vegetationszeit

Dauer

Camellien - Klima |

Hickory- ? I Mais- ? I Oliven- ?

Eriken- ?

Hochsavannenklima

Fuchsienklima

Eichen- ?

Birken- ?

Antarkt. Buchen

klima

Eisfuchsklima

Pinguin- ? I . Yak- M I Gemsen- ? I

Klima ewig. Frostes

B?ume u. Str?ucher, teilweise xeroph.l.

Xerophile B?ume u.

Str?ucher,Trocken ruhe im Sommer

Desgl. im Winter

Hygrophile B?ume

Sommergr?ne ?

Nadelh?lzer

Hygrophile B?ume

Moose und Flechten

kein Pflanzenleben

bedeutend

\ So. warm

I Wi. Frost Imittel

m?feig,

wenig Frost

rei. gering

gering

sehr

gering

lang mittel

mittel

lang mittel kurz

mittel

kurz

Sommer

Fr?hling

Hochsommer

Sommer

(Schlufs folgt.)

Das franz?sische Kolonialreich in Nord-Afrika nnd die transsaharische Eisenbahn.

Von Oberleutnant a. D. K?rchhofF.

Im S?den des schwarzen Erdteils ringt England mit den kleinen Buren

Republiken, um dort, abgesehen von seinen weiter nach Norden gerichteten Pl?nen, ein s?dafrikanisches Kolonialreich aufzulichten. In jenen Gegenden werden augenblicklich alle Kr?fte Grofsbritanniens beansprucht, und es ist daher so gut wie ausgeschlossen, dafs es in anderen Teilen der Erde irgend welchen Unternehmungen anderer M?chte kr?ftigen Widerstand entgegen zusetzen vermag.

Diese g?nstige Gelegenheit scheint Frankreich wahrnehmen zu wollen, um einen l?ngst gehegten Plan endlich auszuf?hren, n?mlich die Herstellung der territorialen Verbindung seiner afrikanischen Kolonien und somit, um

einen franz?sischen Ausdruck zu gebrauchen, die Errichtung eines nord

afrikanischen Kolonialreiches.

Viele Zeitschriften, besonders englische und franz?sische, haben das

Vorgehen Frankreichs in den letzten Monaten von Algerien aus als eine

Rache f?r Faschoda bezeichnet. Diese Ansichten d?rften sich bei n?herem

Zusehen als irrige erweisen. Sowohl der Vorstofs der vielgenannten Expedition Marchand in das Nilthal nach Faschoda als auch die letzthin erfolgte Be

setzung der Oasengruppen Insalah und Igli u. s. w. sind lediglich die Folge der von Frankreich schon seit langer Zeit vorbereiteten Bestrebungen, zu

deren Ausf?hrung man,, wie die franz?sischen Bl?tter ganz offen zugeben, die

englischen Verlegenheiten ben?tzen zu m?ssen glaubt. 42*

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