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Von Kristina Kröger und André Müller Verdichtung nach Innen Innerhalb der Bauzonen finden sich zahlreiche Freiflächen und Grünräu- me, die ursprünglich wichtige funkti- onale Räume waren und noch immer konstituierende Teile traditioneller Siedlungsstrukturen darstellen. Mit der «Verdichtung nach innen» rücken sie als potenzielle Baulandressource in den Blick der Raumplanung. Sollen tradi- tionelle Siedlungen nicht ihr «Gesicht» verlieren, ist eine ganzheitliche Betrach- tung der Siedlungsstruktur notwendig. Sie muss Grundlage und Ausgangspunkt sein für jegliche Verdichtungsmassnah- men. Dieses Anliegen betrifft nicht nur den Schutz historischer Ortsbilder, son- dern darüber hinaus auch Fragen nach Qualität und Identität der Siedlungen. Die Bedeutung von Frei- und Grünflächen in gewachsenen Siedlungskernen NIKE-Bulletin 4 | 2016 37 36 NIKE-Bulletin 4 | 2016 Wettingen AG, Entwicklung der Siedlungsstrucktur... 1875 ...1940 ...2013

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Von Kristina Kröger und André Müller

Verdichtung nach Innen

Innerhalb der Bauzonen fi nden sich zahlreiche Freifl ächen und Grünräu-me, die ursprünglich wichtige funkti-onale Räume waren und noch immer konstituierende Teile traditioneller Siedlungsstrukturen darstellen. Mit der «Verdichtung nach innen» rücken sie als potenzielle Baulandressource in den Blick der Raumplanung. Sollen tradi-tionelle Siedlungen nicht ihr «Gesicht» verlieren, ist eine ganzheitliche Betrach-tung der Siedlungsstruktur notwendig. Sie muss Grundlage und Ausgangspunkt sein für jegliche Verdichtungsmassnah-men. Dieses Anliegen betri� t nicht nur den Schutz historischer Ortsbilder, son-dern darüber hinaus auch Fragen nach Qualität und Identität der Siedlungen.

Die Bedeutung von Frei- und Grünfl ächen in gewachsenen Siedlungskernen

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1 Bekanntlich entwickelt sich die Verdichtungsdiskussion vor dem Hintergrund der räumlichen Zersiedelung bei einhergehendem Verlust von unbebauten Land-ressourcen sowie der gleichzeitigen Bevölkerungszu-nahme. BFS Aktuell: Szenarien zur Bevölkerungsent-wicklung der Schweiz 2015–2045. Download unter: www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/22/publ.html?publicationID=6646 (Zugriff 14.06.2016).

ISOS bilden rsp. bildeten diese Freifl ächen mit ihren diversen Elementen den Kontext zu den bebauten Ortsstrukturen. Gebaute und nicht-bebaute Strukturen sind in diesen ursprünglich lockeren Siedlungsgefügen als Ganzes zu betrachten. In ihren räumlichen und architekturhistorischen Qualitäten ma-nifestiert sich die kultur- respektive sozial-historische Zeugenschaft. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde, vor allem in stadtnahen Gemeinden, die historische Bebauung, die mehrheitlich auf das 18. und 19. Jahrhundert zurückgeht, um ausgedehnte Wohngebie-te, Schul- und Sportanlagen erweitert und weitreichend umgestaltet. Auch der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur hat zur Umgestal-tung vieler Freifl ächen im ursprünglichen Siedlungsgefüge beigetragen. Vor dem Hintergrund der Massnahmen für die Verdichtung nach Innen, rücken nun viele locker oder nicht überbaute Parzel-len im Inneren der Siedlungen in den Fo-kus der Planung. Die aktuellen rechtlichen Grundlagen zur dichteren Überbauung bzw.

Nachbebauung erschliessen im Bestand be-achtliche Nutzungsreserven.2 Aufgrund der vergangenen expansiven Bebauungspraxis haben sich zwischen der unmittelbaren Zen-trumsnähe und den Siedlungserweiterungen des 20. Jahrhunderts oft Freifl ächen erhal-ten. Diese sind meist zusammenhängend bewahrt geblieben, da sie oft mit der dazu-gehörigen ursprünglichen Bebauung ver-bunden sind. Dieser Zusammenhang ist in vielen Gemeinden noch immer gut ablesbar (siehe Abbildungen).

Perspektivenwechsel in der Bedeutung von Frei- und GrünflächenFür die Erhaltung der gewachsenen Frei- und Grünfl ächen, die die Siedlungsge-schichte eines Ortes abbilden und die Ortsidentität prägen, zu argumentieren, fällt vor dem Hintergrund der aktuellen Bestrebungen der Verdichtung nach In-nen nicht leicht. Zunächst sind die Vor-gaben auf Bundes- und Kantonsebene hinsichtlich der Verdichtung nach Innen, klar formuliert.3 So fokussieren die Ver-dichtungsmassnahmen primär auf die noch bestehenden innerörtlichen Freifl ächen, da diese im Gegensatz zum Bestand einfacher und schneller überbaut werden können.

2 Neben quantitativen sowie GIS-basierten Erhebungs-methoden zur Ermittlung von Siedlungsflächenreserven, wie z.B. die an der ETH Zürich entwickelte Methode «Raum+» (www.raumplus.ethz.ch/de/methodik/ Zugriff 14.06.2016), wurden unter anderem auch im Rahmen des NFP 65 «Neue urbane Qualitäten» bereits auch zahlreiche qualitative Ansätze entwickelt (Jürg Sulzer, Martina Desax. Stadtwerdung der Agglomeration. Die Suche nach einer neuen urbanen Qualität. Zürich 2015).

3 www.are.admin.ch/themen/raumplanung/00236/ 00420/index.html?lang=de; www.are.admin.ch/the-men/raumplanung/00228/00274/ (Zugriff 14.06.2016).

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Zudem gibt es Bestrebungen, bestehende Ortsbildinventare, zum Beispiel im Kan-ton Zürich, zu aktualisieren und mit dem ISOS abzugleichen. Dabei ist es im Sinne der geforderten Siedlungsentwicklung nach Innen ein Ziel, die benannten «wichtigen Freiräume» zu prüfen, zu bereinigen oder aufzuheben. Auch auf informeller Ebene wird versucht, anhand von Massnahmen-katalogen die Siedlungsentwicklung nach Innen zu konkretisieren.4 Obwohl auf allen Ebenen für die Umsetzung hohe Qualitä-ten eingefordert werden, ist es letztendlich den Gemeinden überlassen, welche Qua-litätskriterien und Priorisierungen bei der Verdichtung angewendet werden sollen. Grundsätzlich liegt der Fokus auf dem Ge-bauten rsp. dem zu Bauenden und kaum bei den Freiräumen. Zwar thematisiert der Leitfaden der Bundesämter für Raument-wicklung ARE und Wohnungswesen BWO zur Freiraumentwicklung in Agglomerati-onen5 die Wichtigkeit von Freiräumen als Erholungs-, Bewegungs- und Naturräume,

doch stehen dabei eher die «traditionellen» Nachhaltigkeitskriterien im Vordergrund. Wenn dennoch identitätstiftende Qualitä-ten hervorgehoben werden, dann werden diese mehrheitlich in Verbindung mit zeit-genössischen Freiraumgestaltungen wie Park anlagen oder renaturierten Gebieten in Randzonen gedacht.6

Abweichend zur üblichen Verdichtungs-diskussion, setzt die aktuelle Publikation achtung: die Landschaft die bebauten Räu-me explizit in Bezug zum «nicht-gebauten Territorium». 7 Das nicht-gebaute Territori-um umfasst sowohl die «unberührte» Natur, als auch die von Menschen geschaffenen Kulturlandschaften, denen eine eigenstän-dige Qualität beigemessen wird. Das nicht-gebaute Territorium soll nicht wie bisher nur zur Bebauung gedacht und genutzt werden, sondern als Basis für alternative Entwicklungsstrategien urbaner und peri-urbaner Räume dienen. Dieser Ansatz ist nicht grundsätzlich neu: Das Konzept der Ökosystemleistung hat sich ab den 2000er-Jahren an der Schnittstelle von natur- und sozialwissenschaftlicher Umweltforschung etabliert. 8 Als ganzheitlicher kann der Ansatz der «Bioregionen» rsp. urbanen Landwirtschaftsparks gesehen werden, der in einigen italienischen Regionen kon-kretisiert wird. 9 Hierbei werden gebaute und nicht-bebaute Territorien mit all ihren unterschiedlichen Funktionen unter raum-planerischen, ökologischen, ökonomischen, soziokulturellen, städtebaulichen und his-torischen Aspekten auf unterschiedlichen

4 Beispielsweise VLP-ASPAN: www.vlp-aspan.ch/de/the-men/baulandmobilisierung (Zugriff 14.06.2016). Siehe auch: Samuel Kissling. Neue Bauzonen. Neueinzonun-gen nur noch als Ausnahme. In: Inforaum Mai 2016.

5 Bundesamt für Raumentwicklung ARE, Bundesamt für Wohnungswesen BWO (Hrsg.). Freiraumentwicklung in Agglomerationen. Bern 2014. Download unter: www.are.admin.ch/themen/agglomeration/04191/index.html?lang=de (Zugriff 14.06.2016).

6 Metron Raumentwicklung AG et al. (Hrsg.). Suburbane Freiraumentwicklung. Synthesebericht. Brugg 2012; Tripartite Agglomerationskonferenz Bund – Kantone – Städte/Gemeinden TAK (Hrsg.). Das 3x3 der nachhal-tigen Siedlungsentwicklung. Brugg 2014.

7 ETH Studio Basel (Hrsg.). achtung: die Landschaft. Lässt sich die Stadt anders denken? Ein erster Versuch. Zürich 2016.

8 Exemplarisch sei genannt: ETH Zürich (Hrsg.). Berück-sichtigung von Ökosystemleistungen in der Planung – Eine Arbeitshilfe. http://oesl-check.ethz.ch/index.php (Zugriff 14.06.2016).

9 Alberto Magnaghi, David Fanfani. Patto città campa-gna. Un progetto di bioregione urbana per la Toscana centrale. Florenz 2009.

Bassersdorf ZH, Entwicklung der Siedlungsstrucktur... 1859 ...1976 ...2013

im Zuge der aktuellen Verdichtungsbe-strebungen1 sowie aufgrund der hohen Boden-, respektive tiefen Baupreise

geraten verbleibende Frei- und Grünfl ä-chen in den Bauzonen in den einst ländlich geprägten Agglomerationsgemeinden im-mer mehr unter Druck. Gleiches gilt auch in ländlichen Gemeinden, deren landwirt-schaftliche Orientierung abgenommen hat. Prägend für diese Siedlungen in niederen und mittleren Höhenlagen (im Gegensatz zu Siedlungen an steilen Hanglagen) war eine lockere Bebauung mit einem grossen Anteil an zwischenräumlichen Freifl ächen. Zu diesen Freifl ächen zählen offene Wie-senfl ächen mit Obstbaumbestand, kleine Rebenbestände, Gärten, gekieste Vorplätze sowie Allmenden. Ferner sind dazu inner-örtliche Flächen mit Bachläufen, Teichen und Hecken aufzuführen. Diese Freifl ächen sind wichtig für die ursprünglich ländlich geprägten Orte und Siedlungen innerhalb und ausserhalb der Agglomerationsgebie-te. Gemäss den Kriterien des Inventars der Schützenswerten Ortsbilder der Schweiz

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gen in ihren traditionellen Strukturen und Qualitäten berücksichtigen.14 Zusätzlich sind weitere quantitative und insbesondere qualitative Kriterien integrierbar, um kon-krete Raum- und Lebensqualitäten als Sze-narien zu modellieren und zu analysieren.15 Diese Szenarien erlauben es, mögliche Entwicklungslinien des Raums aufgrund von orts- und raumspezifi schen Fragestel-lungen herauszuarbeiten und Massnamen für künftige Ortsentwicklungen zu planen. Beim Einsatz solcher Evaluations- und Pla-nungswerkzeuge sollte die Bewertung und Entwicklung von historischen Räumen und Raumelementen im Sinne einer denkmal-pfl egerischen Raumplanung unabdingbarer Teil der Planungsprozesse sein. Die starke Fachsegmentierung behindert hingegen oft

me können als Brachen verstanden werden. Innerorts brauchen diese Brachen nicht un-weigerlich die «Urbanität» zu bedienen.11

Ihr Potenzial liegt gerade im Unterschied zur «urbanen Qualität» 12, indem sie das Siedlungsgefüge unmittelbar differenziert strukturieren und die noch vorhandenen historischen Ensembles kontextualisieren. Zudem bergen sie auch Potenziale für die kleinlandwirtschaftliche Bewirtschaftung zum Zweck der Landschaftspfl ege und der Gewährleistung der Artenvielfalt sowie als ökonomische Wertsteigerungsfaktoren im Sinne der Raum- und Lebensqualität. Schliesslich können sie auch innerörtliche Bebauungsreserven für zukünftige wichtige gesellschaftsrelevante Entwicklungsprojek-te bieten. Ein ständiges ganzheitliches Bra-chen-Monitoring, welches auch soziokultu-relle Aspekte integriert, wäre deshalb, auch hinsichtlich seiner Begründbarkeit, ange-bracht. 13 Für das Monitoring stehen Tools zur Verfügung, die für die Schweiz fl ächen-deckend die Zersiedelung quantifi zieren können und auch historische Streusiedlun-

10 Emanuel Rey, Sophie Lufkin. Des frisches urbaines aux quartiers durables. Lausanne 2015.

11 Analog wie es Lampugnani auch für Bereiche der Stadt fordert: Vittorio Magnago Lampugnani. Radikal normal. Zürich 2015.

Massstabebenen unter Berücksichtigung ih-rer Potenziale zueinander in Bezug gesetzt. Dabei können die in einer üblichen Perspek-tive als unfunktional erachteten Räume, in der Rekontextualisierung mittels Produkten oder sozialer Raumnutzung eine wichtige Rolle zur Differenzierung und Identitäts-stärkung einnehmen.

Ganzheitliche BetrachtungsweisenEs geht indes nicht darum, den nicht-ge-bauten Territorien eine Dominanz über die gebauten Territorien einzuräumen, sondern den nicht-gebauten Territorien jene Be-deutung zukommen zu lassen, die für eine raum- und ressourcenschonende, sozialver-trägliche und artikulierte Siedlungs- und Raumentwicklung steht. In diesem Sinne bergen die Freifl ächen in historischen Sied-lungsstrukturen genügend Potenzial für ei-nen sorgsamen Umgang. Für diesen sorgsa-men Umgang sind analoge Methoden und Tools anzuwenden, wie sie zum Beispiel für Industriebrachen eingesetzt werden;10 auch einst landwirtschaftlich genutzte Freiräu-

12 Allerdings nehmen bei näherer Betrachtung viele als «urban» bezeichnete Projekte implizit oder auf einer rein ästhetischen Ebene die beschriebenen Freiraum-Qualitäten auf.

13 Emanuel Rey, vgl. Anm. 10.

RésuméOn trouve au sein des zones à bâtir de nom-breux espaces ouverts et zones de verdure qui remplissaient à l’origine des fonctions importantes et sont encore aujourd’hui des parties constitutives de la structure tra-ditionnelle des bourgs et villages. Avec la mise en œuvre du principe de la «densifi -cation à l’intérieur des zones d’habitation», ces espaces deviennent pour les urbanistes des réserves potentielles de terrain à bâ-tir. Cependant, si l’on veut éviter que les bourgs et villages traditionnels perdent leur physionomie, on doit veiller à ce que toute mesure de densifi cation s’appuie sur une analyse globale de la structure de la locali-té. Il n’en va pas seulement de la protection des sites construits historiques, mais aussi de la qualité et de l’identité de nos localités. Les bourgs et villages de plaine ou de moyenne altitude se caractérisent à l’ori-gine par une structure de l’habitat très aé-rée, où surfaces bâties et surfaces non bâties doivent être considérées comme un tout qui témoigne de l’histoire sociale et culturelle. Il convient d’accorder aux territoires non construits toute l’importance qui s’impose dans la perspective d’un développement du territoire et de l’habitat ménageant l’espace et les ressources, socialement responsable et nuancé. La valeur des surfaces non bâ-ties consiste en ce qu’elles structurent sub-tilement l’habitat et maintiennent dans leur contexte d’origine les ensembles construits historiques qui subsistent aujourd’hui. Nous disposons des outils nécessaires pour assurer le suivi de ces surfaces; par leur moyen, nous pouvons quantifi er le mitage du territoire sur l’ensemble du ter-ritoire suisse, tout en tenant compte des sites historiques d’habitat dispersé, de leur structure traditionnelle et de leur qualité. Il convient en outre d’élaborer des scénarios afi n de modéliser et d’analyser la qualité concrète des sites et la qualité de vie qui les caractérise. Ces scénarios permettront en effet de prévoir des mesures pour le futur développement des localités. Dans tout ce processus, l’évaluation de la valeur patri-moniale des espaces ouverts historiques ne devrait jamais être négligée.

14 So erhalten die Streusiedlungen in Appenzell Inner-rhoden in Bezug auf die Nichtzersiedlung die höchste Bewertung: Paul Schneeberger. Grösstes Verdich-tungspotenzial in den Vorstädten. In: NZZ 29.12.2016. www.nzz.ch/schweiz/groesstes-verdichtungspotenzial-in-den-vorstaedten-1.18669375 (Zugriff 14.06.2016). – In diesem Beitrag werden die folgenden Metho-dengrundlagen referenziert: Christian Schwick et al. Zersiedelung der Schweiz – unaufhaltsam? Quantita-tive Analyse 1935 bis 2002 und Folgerungen für die Raumplanung. Bern 2010.

15 www.diegeographen.ch/Spatial_Quality/Spatial_Qua-lity.html; www.vestigia.ch/downloads/informationen/vestigia_RaumQual_07_150.pdf (Zugriff 14.06.2016).

16 Kritischer Kommentar zur aktuellen Situation von Alain Griffel. Hotels auf der grünen Wiese. In: NZZ 07.04.2016. www.nzz.ch/meinung/zersiedelung-ausser-halb-der-bauzonen-hotels-auf-gruener-wiese-ld.12000 (Zugriff 14.06.2016).

17 VLP-ASPAN. Rechtliche Möglichkeiten zur Bauland-mobilisierung in den Kantonen und Gemeinden. In: Raum&Umwelt 3/2013; VLP-ASPAN. Siedlungen hochwertig verdichten. In: Raum&Umwelt 3/2015; siehe auch SHS: www.heimatschutz.ch/index.php?id=964&tx_ttnews%5Btt_news%5D=1019&cHash=21b881a516a2f6263943b0f7bf50216b (Zugriff 14.06.2016).

den Planungsalltag und steht einer ganz-heitlichen Betrachtungsweise im Weg, vor allem auf Gemeindeebene.16 Dass dieser Planungsanspruch trotzdem letztlich in der Schweiz gelingen könnte, zeigen aktuelle Entwicklungen in kleineren Gemeinden. So hat die Gemeinde Fläsch (GR), aufgrund der expliziten Auszonung von innerörtlichen Rebbergen zugunsten einer Verdichtung am Siedlungsrand, vorbildlich den differenzier-ten Charakter des Ortsbildes erhalten und gestärkt. Fläsch hat deshalb 2010 den Wak-kerpreis erhalten.17

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