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Vorträge – Workshops – Filme 28. April bis 06. Mai 2012 · Roth, Präsident der Studienstiftung des Deutschen Volkes und Hirnforscher an der Universität Bremen, »laufen darauf

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Vorträge – Workshops – Filme28. April bis 06. Mai 2012

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theater träumt schule – oder: Wie wollen wir leben?von Reinhard Kahl *

»Träum weiter!« Wie häufig habe ich als Schüler in Göttingen diesen Satz gehört. In der katholischen Bonifatius Grundschule klang er damals noch viel strenger als später im Felix-Klein-Gymnasium. Ich habe mir diesen Satz zu Herzen genom-men, allerdings anders betont. Das »Netzwerk Archiv der Zukunft« hat mit mehreren Theatern begonnen die Schule zu träumen und neu zu denken. Wir brauchen andere Bilder vom Lernen. Wir brauchen andere Ideen vom Gelingen – und auch vom Scheitern. Und wir brauchen eine öffentliche Debatte. Welcher Ort wäre für dieses große Selbstge-spräch namens Bildung besser geeignet als das Theater?Also: Theater, träumt Schule! – in Göttingen.

TRÄUMEN?Ist das Träumen ein Abdriften nach innen, oder entwirft sich dabei etwas Neues? Augen zu und durch, oder etwas anfangen? Weltflucht oder Aufbruch? Auf die Betonung kommt es an. Zum Beispiel bei diesem Satz: »Auf Euch haben wir gewartet.« Wie klingt er? Nach Einladung oder nach Misstrauenserklärung? »Kommt her, ihr seid schon ganz gut, aber in euch steckt viel mehr als ihr glaubt.« Oder aber murmelt da jemand: »Auf euch habe ich gerade noch gewartet. Ich wundere mich schon über gar nichts mehr. Ihr werdet noch euer blaues Wunder erleben.« Welcher Sound kommt uns bekannter vor? Welchen wollen wir?

Der Mensch ist nicht zum Vernünfteln auf der Welt. Gotthold Ephraim Lessing

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Wie klingen Schulen? Der Sound, die Atmosphäre, die Resonanzen zwischen den Menschen sind entscheidend, auch und gerade für die Leistungen. Fürs Leben sowieso. Aber geht es in den meisten Schulen überhaupt ums Leben? Oder geht es häufig nur darum zu überleben? Irgendwie durchkommen. Intelligent gucken. Keine dummen Fragen stellen. Und nicht auffallen. Wollen wir das? Das Raumschiff Erde ist in keinem guten Zustand. Das wissen schon die Kinder. Und dass sie für das, was auf sie zukommt, nicht gut vorbereitet werden, ahnt inzwischen jeder. Wie also können aus Schulen gut klimatisierte Treibhäuser der Zukunft werden? Viele werden einwenden: handeln ja, aber träumen? Nicht nur träumen, gewiss, aber auch nicht ohne einen Traum. Besser mit vielen Träumen.

TRÄUMEN!Es sind tatsächlich die guten und auch hinsichtlich ihrer Leistungen erfolgrei-chen Schulen, in denen Lehrer das Träumen wieder gelernt haben. Zum Beispiel an der Max-Brauer-Schule in Hamburg. Sie bekam 2006 den Deutschen Schul-preis. Ihr wurde bei Pisa ein Jahr Vorsprung gegenüber vergleichbaren Schulen bescheinigt. Diese Schule, die von der Vorschule bis zum Abitur geht, begann mit der Selbstveränderung in ihrer Grundschule. »Dem Lernen Zeit geben« hieß das Motto. Dort wurde erstmals eine »Profiloberstufe« konzipiert. Vielerorts nahm

Man muss aus dem Menschen etwas herausbringen und nicht in ihn hinein. Friedrich Wilhelm August Fröbel

man diesen Ball aus Hamburg-Altona auf. Der bisher gewagteste Schritt war die Abschaffung der Fächer in den Klasse 5 bis 10. An deren Stelle sind Lernbüro, Projekte und Werkstätten getreten.Diese »Neue Max-Brauer-Schule« begann vor zehn Jahren mit einer Gruppe von Lehrern, die sich »Traumschule« nannte. Das war zunächst eine kleine Minderheit im Kollegium. Barbara Riekmann, die Schulleiterin, wird am 6. Mai zum Abschluss der Woche den Weg vom Traum zur neuen Schule nachzeichnen und erklären, was es heißt, dass diese Schule keineswegs fertig ist.

WUNDERAn diesem Abend wird es auch um ein pädagogisches Wunder gehen, das sich vor Jahren niemand hat träumen lassen. Seit zehn Jahren können in Hamburg mehr und mehr Hauptschüler damit rechnen, dass sie jemand fragt: »Worauf bist Du stolz?«. Mit dieser ungewöhnlichen Frage begann für 3.800 Jugendliche in diesen zehn Jah-ren der Weg in eine reguläre, also nicht geförderte Lehrstelle. Isa Pini zum Beispiel sollte in Musik gar keine Note bekommen, weil seine Leistung nicht bewertbar sei. Aber auf seine Klarinette war er stolz, und Musiker zu werden war sein Traum. Sein Musikertraum wurde nicht als Hauptschülerallüre abgetan. Ihm wurde der Weg ans Konservatorium gebahnt. Isa Pini wird am 28. April zum Auftakt von »theater träumt schule« mit seiner Klarinette zu hören sein und von seinem Leben erzählen.

Irrend lernt man. Johann Wolfgang von Goethe

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WANDEL Die Schulen wandeln sich. Viele verabschieden sich von der Lernvollzugsanstalt und beginnen das Lernen zu kultivieren. Aber häufig gilt Lernen noch als eine bittere Medizin. Dann heißt es, je bitterer desto wirksamer. Freude ist aus dieser Sicht verdächtig, als wäre es ein Zeichen für das unerlaubte Entfernen von der Truppe. Immer wieder färbt das alte deutsche Bildungsschisma durch: Lust oder Leistung. Warum »oder«? Lust und Leistung! Freunde und Anstrengung! Beginnt mit der Schule der gefürchtete Ernst des Lebens oder eine Vorfreude der Kinder auf sich selbst?Wird dort mit dem späteren Leben gedroht oder werden die Kinder ins Leben eingeladen? Sind Fehler verboten oder werden Schüler ermutigt, neue, möglichst intelligente Fehler zu machen? Ist Lernen das große Projekt des eigenen Lebens oder müssen sich die Kinder damit abfinden Untermieter in der Welt zu werden?Zum Lernen gehört, dass auch Scheitern möglich ist, weil nur gelingen kann, was auch misslingen darf. Was bewirken Schulen, die dem Scheitern keinen Raum lassen, die nur den Stoff durchnehmen und gut funktionieren? »Alle Überprüfungen des Wissens, das jun-ge Menschen fünf Jahre nach Schulabschluss noch besitzen,« schreibt Gerhard

Der Mensch ist ein krummes Holz. Immanuel Kant

Roth, Präsident der Studienstiftung des Deutschen Volkes und Hirnforscher an der Universität Bremen, »laufen darauf hinaus, dass das Schulsystem einen Wir-kungsgrad besitzt, der gegen Null strebt.«

Wie gesagt, viele Schulen entdecken das Lernen und damit auch das Prinzip !Nachhaltigkeit". Aber zumindest ebenso stark ist eine Drift zum Pseudolernen. Studien zeigen, das schon nach zwei Schuljahren von Kindern dieses taktische Lernen mit dem Lernen überhaupt verwechselt und abgewehrt wird. Am Ende der Schulzeit haben viele die Lernbulimie. Hastig rein und schnell wieder raus. So entsteht Ekel vor dem Wissen. Kein Wunder, wenn eine im Auftrag der Bun-desregierung erhobene Studie Studenten in Deutschland als so »labil und teil-nahmslos« wie nie zuvor sieht. Sie glaubten »weder ihre berufliche Karriere noch politische Entscheidungen wirklich beeinflussen zu können.« Was bislang nur für Jugendliche ohne berufliche Qualifikation gegolten habe, »trifft auf mehr und mehr Studierende zu.«

Eine Ursache der Finanzkrise sieht der kanadische Ökonom und Management-theoretiker Henry Mintzberg in der Dressur auf kurzfristige Erfolge, die schon in der Schule begonnen werde. Bei Managern sind es dann die Bonuszahlungen. Diese Außensteuerung, so Mintzberg, lasse das Urteilsvermögen verwahrlosen. Menschen wissen dann nicht mehr, was sie wollen, ja ob sie überhaupt etwas

Macht mehr Fehler! Woraus sonst wollt ihr denn lernen? Heiner Müller

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wollen. Der amerikanische Ökonom Samuel Bowles warnt: »Äußere Leistungs-anreize zerstören gute Absichten.«Ob sie will oder nicht, die Gesellschaft führt über Bildung ein heimliches Selbst-gespräch. Wie wollen wir leben? In der Erziehung liegt die kulturelle DNA offen. Sie ist im Umbau.

Weitere Informationen zu theater träumt schule auf www.adz-netzwerk.de

* Reinhard Kahl ist Erziehungswissenschaftler, Journalist und Filmemacher. Im Zentrum

seiner Arbeit stehen die Lust am Denken und Lernen, die Zumutung belehrt zu werden

und die endlosen Dramen des Erwachsenwerdens. Er ging in Göttingen zur Schule, stu-

dierte in Frankfurt und Hamburg Erziehungswissenschaften, Soziologie und Philosophie.

Er gründete das »Archiv der Zukunft« mit Filmdokumentationen über Bildung, die ge-

lingt. www.archiv-der-zukunft.de, 2007 Gründung des »Netzwerks Archiv der Zukunft«,

www.adz-netzwerk.de; Reinhard Kahl lebt in Hamburg und auf dem Höhbeck, ist verheira-

tet und hat eine Tochter. www.reinhardkahl.de

Man muss etwas Neues machen, um etwas Neues zu sehen. Georg Christoph Lichtenberg

THEATER TRÄUMT SCHULE Vorträge – Workshops – Filme

Kinder sind keine Fässer, die gefüllt, sondern Flammen, die entzündet werden wollen. Francoise Rabelais, 1495 – 1593, Dichter, Arzt, Mönch

Eröffnung 28. April 2012, 19 Uhr, Deutsches Theater – Studio NICHT FÄSSER FÜLLEN, FLAMMEN ENTZÜNDEN Reinhard Kahl, Yakamoz Karakurt und Isa Pini Texte – Musik – Filme – Gespräche

Es ist einer der ältesten Gedanken zur Bildung. Man findet ihn bereits in der Antike bei Heraklit und Herodot. Und es ist in Zeiten der Lernbulimie einer der aktuells-ten. Aber immer noch herrscht das Missverständnis, Lernen sei die passive Seite von Belehrung. »Mein Kopf ist voll. Zu voll.« Die fünfzehnjährige Gymnasiastin Yakamoz Karakurt formulierte auf ihre Weise einen Hilferuf gegen das Fässer-füllen. »Was denken sich eigentlichen diejenigen, die über unserer Schulleben bestimmen?« Ihr Text wurde in der ZEIT veröffentlicht. Wie Yakamoz kommt auch Isa Pini aus Hamburg. Als er noch zur Schule ging, hatte er nichts als Fünfen und sollte keinen Hauptschulabschluss bekommen. In Musik galt seine Leistung als »nicht beurteilbar«. Dann kamen Leute in die Schule, die Schüler wie Isa Pini fragten: !Worauf bist Du stolz?" Das war seine Klarinette. Und diese Leute er-möglichten ihm den Besuch des Konservatoriums. Jetzt steht Isa Pini vor dem Masterabschluss. Er spielt zur Eröffnung auf seiner Klarinette. Reinhard Kahl ist Gründer des Archivs der Zukunft. Er zeigt Ausschnitte aus seinen Filmen und ent-wirft die Choreographie einer Schule, die von der Belehrung zum Lernen findet.

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Übrigens ist mir alles verhasst, was mich bloß belehrt ohne meine Tätigkeit zu vermehren oder unmittelbar zu beleben. Johann Wolfgang von Goethe

29. April 2012, 11 Uhr, Aula ehem. Voigt-Realschule, Bürgerstraße 15SCHLÄNITZSEE STATT SCHULE ! VOM MÜSSEN ZUM WOLLENUlrike Kegler Vortrag – Film – Diskussion

Die Montessori-Schule in Potsdam ist staatlich. Sie wurde mit dem deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Man kann von ihr sagen, dass sie eine lernende Orga-nisation ist und deshalb für Kinder und Jugendliche ein guter Ort. Dennoch, für Schüler in der Pubertät sucht auch die Potsdamer Schule nach Antworten.

Seit vier Jahren wird der Unterricht in den 7. und 8. Klassen eine Woche im Mo-nat ausgesetzt. Am 15 Kilometer entfernten Schlänitzsee wird von den Schülern zusammen mit Experten ein Grundstück kultiviert, auf dem früher ein Ferienheim der Stasi stand. So entsteht eine Schule außerhalb der Schule. Die Natur, die ei-gene Wirksamkeit und Gestaltungsmöglichkeiten sind für sie neue Erfahrungen, Aufgaben, die sich lohnen und sie herausfordern. In der Schule hören sie, was sie alles müssen. Am Schlänitzsee entdecken sie, was es bedeutet etwas zu wollen. Neben den Lehrern lernen sie dort andere Erwachsene kennen, Experten wie Landwirt, Bootsbauer, Tischler oder Koch. Deren fachliche Souveränität steckt an.Auf die Frage, was ihm an den Jugendlichen am stärksten auffällt, antwortete der Landwirt: »Aufrichtiges Interesse – und auch aufrichtiges Desinteresse.«

Wäre ich der heutigen Schulbildung anheimgefallen, wäre ich geistig und kör-perlich ruiniert worden. Alexander von Humboldt

30. April 2012, 17 Uhr, Aula ehem. Voigt-Realschule, Bürgerstraße 15BORN TO BE WILD ! ÜBER ARTGERECHTE MENSCHENAUF"ZUCHT Herbert Renz-Polster

Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt, Wissenschaftler und Autor. Seine Frage ist so naheliegend wie ungewöhnlich. Was ist eigentlich artgerechte Menschenauf-zucht? Er argumentiert: Wir wissen wie hoch der Preis ist, wenn man etwa einen Löwen zu einem Vegetarier erziehen will. Auch der Mensch steht nicht außerhalb der Natur – wir haben die Frage nach dem Preis zu lange ignoriert. Weder die Evolution noch die Bildung des Homo Sapiens fand ja in Kinder- oder in Klassen-zimmern statt.Kinder lernen vom ersten Tag an. Lernen ist ja die Entwicklungs- und Lebens-strategie des Homo sapiens. Kinder tragen es in sich, es wurzelt in ihrer uralten, evolutionären Geschichte. Sie nutzen ihre Neu-Lust, um sich die Welt anzueig-nen. Und zwar aus sich selbst heraus, am liebsten mit anderen Kindern. Dabei gehen sie an ihre Grenzen. Ihr Spiel ist nicht spielerisch. Es ist ernsthaft. Und sie gehen dabei Risiken ein. Wie könnten sie sonst Laufen und Sprechen lernen? Ohne Lehrer! Aber was passiert, wenn die kindliche Entwicklung als Projekt der Erwachsenen geplant wird? Was passiert, wenn Risikovermeidung und Angst vor Fehlern zu obersten Erziehungsmaximen werden? Was passiert, wenn man Kin-der gegen den Strich zieht?

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Wir behalten von unseren Studien am Ende doch nur das, was wir praktisch an-wenden. Wir lernen nur von denen, die wir lieben. Johann Wolfgang von Goethe

1. Mai 2012, 20 Uhr, Aula ehem. Voigt-Realschule, Bürgerstraße 15OHNE GEFÜHL GEHT GAR NICHTS Neurobiologische Erkenntnisse über die Bedeutung emotionaler Einstellungen | Gerald Hüther

Die Hirnforschung hat neue Erkenntnisse über die Plastizität des Gehirns zusam-mengetragen. Es ist nutzungsabhängig. Im Gehirn geformte Muster werden zu Haltungen. Diese bestimmen Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Handeln.Im Gegensatz zur verbreiteten Vorstellung über die Determiniertheit menschli-chen Verhaltens zeigt die Neurobiologie, dass die neuronalen Verschaltungsmus-ter bis ins hohe Alter umbaufähig und durch neue Erfahrungen überformbar sind. Voraussetzung für solche Umbauten ist allerdings die Aktivierung der emotiona-len Zentren und damit die Freisetzung neuroplastischer Botenstoffe. Dafür müsste sich eine Person für etwas begeistern. Es müsste also etwas an Bedeutsamkeit gewinnen, was ihr bisher als unbedeutsam erschienen war. Dazu bedarf es neuer Erfahrungen. Die lassen sich aber nicht unterrichten, geschweige denn anordnen oder erzwingen. Zu neuen Erfahrungen mit sich selbst, mit anderen und mit all dem, was es in der Welt zu entdecken und zu gestalten gibt, kann man Kinder und Jugendliche (und auch Erwachsene) nur einladen, ermutigen und inspirieren. Und wo ginge das besser als im Theater? Allerdings möglichst nicht nur als Zuschauer.

Das ist ein verratenes Geheimnis: alles, was zu uns kommt, und käme es vom Ende der Welt, kommt aus uns selber. Bernhard von Brentano

2. Mai 2012, Aula ehem. Voigt-Realschule, Bürgerstraße 1517 Uhr THEATER SPIELEN! #1$ Marc VereeckDer Regisseur Marc Vereeck arbeitet auch für Unternehmen. Mit dm-drogerie-markt entstanden in dem Projekt Abenteuer Kultur in den letzten zwölf Jahren über 700 Theaterprojekte mit fast 10 000 Jugendlichen. Sie finden dabei ihren eigenen Zugang zu dem, was sie tun. Sprache ist eine Art von künstlerischem Umweg, um ein eigenes Verhältnis zur Arbeit zu bekommen, damit sie selbst zum Kulturmoment wird. Marc Vereeck wird in den Workshop Beispiele seiner Arbeit einflechten.

20.30 Uhr THEATER SPIELEN! #2$ Enja Riegel und Abdul M. KunzeWer viel Theater spielt, wird auch besser in Mathematik, lautet eine der Maximen von Enja Riegel, der langjährigen Leiterin der Helene-Lange-Schule in Wiesba-den. Dort spielen Schüler in der 8. Klasse wochenlang Theater. Dennoch schnitt die Schule bei Pisa als Spitzenreiter ab. Dennoch? Nein, weil, insistiert Deutsch-lands bekannteste Schulleiterin. Sie stellt zusammen mit dem Regisseur Abdul Kunze, der viele Jahre in der Schule mitgearbeitet hat, vor, wie Theaterspielen die Schüler zuweilen in Krisen und dann zu einer Art Wiedergeburt führt. Enja Riegel ist inzwischen pensioniert. Der Regisseur Abdul Kunze leitet jetzt das Kinder- und Jugendtheater am Stadttheater Gießen.

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Erstes und letztes Ziel unserer Didaktik soll es sein, die Unterrichtsweise auf-zuspüren und zu erkunden, bei welcher die Lehrer weniger zu lehren brauchen, die Schüler dennoch mehr lernen, in den Schulen weniger Lärm, Überdruss und unnütze Mühe herrsche, dafür mehr Freiheit, Vergnügen und wahrhafter Fort-schritt. Johan Amos Comenius (1657)

3. Mai 2012, 18 Uhr, Aula ehem. Voigt-Realschule, Bürgerstraße 15POSITIVE PÄDAGOGIK: MIT DER WEISHEIT DER VIELEN DIE GUTE SCHULE SCHAFFEN Olaf-Axel BurowImpulsvortrag und Übungen Der Kassler Professor für Erziehungswissenschaft lädt zum Workshop ein und beweist, dass eigentlich jeder weiß, was eine gute Schule ist. Nur die meisten glauben nicht daran. Seit vielen Jahren arbeitet er mit dem Verfahren der Wert-schätzenden Entwicklung. Dabei zeigt sich immer wieder: Wir unterschätzen das vorhandene Wissen, bzw. die Weisheit der Vielen. Mit der Wertschätzenden Schulentwicklung ist es möglich, das verborgene Wissen von Lehrern, Eltern und Schülern freizusetzen und für eine gemeinsame Entwicklung zu nutzen. Nach seinem Impulsvortrag wird er exemplarische Übungen durchführen, Bei-spiele aus seiner Arbeit mit Schulen sowie die Möglichkeit zur Diskussion geben.Olaf-Axel Burow ist Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Kassel. Hintergrund ist die von ihm entwickelte Theorie des Kreativen Feldes sowie die Positive Pädagogik, die er in seinem neuen Buch darstellt. (Positive Pädagogik, Beltz Verlag) www.olaf-axel-burow.de

Ich bin immer bereit zu lernen, aber nicht immer, mich belehren zu lassen. Oscar Wilde

Ich hab viel studiert und nichts gelernt. Albert Einstein

Ich hätte viele Dinge begriffen, hätte man sie mir nicht erklärt. Stanislaw Jerzy Lem

4. Mai 2012, 20 Uhr, Aula ehem. Voigt-Realschule, Bürgerstraße 15DAS LERNEN VOM KOPF AUF DIE FÜSSE STELLENHerausforderungen, Lernbüro und Gemeinschaftsschule | Margret Rasfeld und Schülerinnen und Schüler aus der Gemeinschaftsschule Berlin-Zentrum

Über 3000 Pädagogen haben in den beiden vergangenen Jahren die Berliner Gemeinschaftsschule besucht. Diese Lehrerfortbildung machen wir, sagen stolz die Schüler, die ab Klasse 7 als Referenten für Tagungen oder schulinterne Fort-bildungen an Schulen angefragt werden. Im Alltag gehen die Schüler morgens in Lernbüros, arbeiten dann längere Zeit an Projekten, engagieren sich im Fach !Verantwortung im Gemeinwesen". Nach den Sommerferien sind sie drei Wochen mit wenig Geld zu Herausforderungen unterwegs. Am Ende sind sie unglaublich stolz und häufig einen Kopf größer.Margret Rasfeld ist Biologie- und Chemielehrerin. Nach dem Studium war sie viele Jahre an Gymnasien in NRW tätig, 1992 baute sie die Gesamtschule Essen-Bor-beck mit auf und war Schulleiterin in Essen-Holsterhausen. Seit 2007 entwickelt sie an der neu gegründeten Evangelischen Gemeinschaftsschule Berlin-Zentrum ein weit beachtetes Reformschulprogramm.

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Die wirklich komplizierten Probleme des Musizierens werden nicht theoretisch gelöst, sondern beim Proben, wenn es um Details geht. James Levine, Dirigent

5. Mai 2012, 17.30 Uhr, Aula ehem. Voigt-Realschule, Bürgerstraße 15LERNEN BEDEUTET KONSTRUIEREN Workshop mit Michael TöpelDer Lehrer und Software-Entwickler Michael Töpel (LAssi Consult) lädt ein zum Workshop über die Schule in der Wissensgesellschaft. Wie können Computer als Wissenswerkzeuge genutzt werden? Nachdem die Reformpädagogen ursprünglich dem Eindringen der Technik im schulischen Raum eher skeptisch begegneten, erkennen sie jetzt, dass beide Linien einen gemeinsamen Fluchtpunkt haben.

20.30 Uhr, Aula ehem. Voigt-Realschule, Bürgerstraße 15 DIE UNBEDINGTE SCHULE Olaf Sanders und Thomas JungBei Bonn wird die unbedingte Schule gegründet, inspiriert von der unbedingten Universität von Jaques Derrida. Ein Ort, an dem nichts außer Frage steht. Eine Schule, die Antworten auf Fragen gibt, die sie noch nicht kennt. Das ist ein Akt des Widerstands gegen das Paradigma von Messung und Kontrolle. Schon diese Begrifflichkeit fordert das Denken heraus und nötigt womöglich dazu, anders zu denken als man denkt.PD Dr. Olaf Sanders ist Dozent für Erziehungswissenschaften in Köln. Thomas Jung studierte Musik in Köln und am King's College in Cambridge. Er beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle die Musik für die Bildung hat. Könnte die Schule auch ein Opernhaus sein?

Alle arbeiten sie für die Zukunft, dieser opfern sie ihr Daseyn; und die Zukunft macht Bankrott. Arthur Schopenhauer

Es gibt kein Verständnis losgelöst von Begeisterung. Die Hauptursache für Scheitern ist Abgestumpftheit. Alfred N. Whitehead

6. Mai 2012, 11 Uhr, Aula ehem. Voigt-Realschule, Bürgerstraße 15LERNEN, EINE VORFREUDE AUF SICH SELBST Reinhard Kahl, Gerd Knop und Barbara Riekmann

theater träumt schule geht mit dem überraschenden Projekt zu Ende, mit dem die Veranstaltungen am 28. April begannen. Da spielte der angebliche Schulversager Isa Pini meisterhaft auf seiner Klarinette. Gerd Knop ist Initiator des Hamburger Hauptschulprojekts, das Schüler wie Isa Pini mit der Frage »worauf bist du stolz« angesprochen und in reguläre Ausbildun-gen vermittelt hat. In zehn Jahren waren es 3800 Hamburger Jugendliche. Gerd Knop ist Personalentwickler bei der »Otto Group«.Barbara Riekmann leitet die preisgekrönte Max-Brauer-Schule in Hamburg-Altona. Der radikale Umbau dieser Schule begann mit der Lehrergruppe »Traumschule«. Reinhard Kahl zeigt Filmausschnitte über »pädagogische Wunder«. Zum Beispiel das »Jacobs Sommercamp«, in dem Bremer Grundschüler in vier Wochen mit Unterricht, Theater und Freizeit einen »Kompetenzfortschritt« erzielt haben, der einem Schuljahr entspricht (Studie: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung).Wie nimmt man Abschied vom pädagogischen Gleichschritt und was hindert ei-gentlich daran?