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Wappen und Flaggen Wappen und Flaggen des Freistaats Thüringen und seiner Landkreise sowie kreisfreien Städte

Wappen und Flaggen - lzt- · PDF fileSaale-Orla-Kreis Saalfeld-Rudolstadt, Landkreis Schmalkalden-Meiningen, Landkreis Sömmerda, Landkreis Sonneberg, Landkreis Suhl, kreisfreie Stadt

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Wappen und Flaggendes Freistaats Thüringenund seiner Landkreisesowie kreisfreien Städte

Wappen und Flaggendes Freistaats Thüringenund seiner Landkreisesowie kreisfreien Städte

Wappen und Flaggendes Freistaats Thüringen

und seiner Landkreise sowie kreisfreien Städte

Landeszentrale für politische Bildung Thüringen

Erfurt 2000, 2., durchgesehene und erweiterte AuflageHerausgeber: Landeszentrale für politische Bildung Thüringen

Redaktion und Konzeption: Hartmut UlleDie Texte zu den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten entstanden

aus Zuarbeiten dieser Gebietskörperschaften.

Die Abbildung und Verwendung der Landkreis- und Stadtwappen sowie -flaggen unterliegteinschränkenden Bestimmungen.

Für die vorliegende Mappe liegen die Genehmigungen der Landräte und Oberbürgermeister vor.

Druck: Gutenberg Druckerei GmbH WeimarISBN 3-931426-45-9

InhaltFreistaat Thüringen

Altenburger Land

Eichsfeld, Landkreis

Eisenach, kreisfreie Stadt

Erfurt, Landeshauptstadt

Gera, kreisfreie Stadt

Gotha, Landkreis

Greiz, Landkreis

Hildburghausen, Landkreis

Ilm-Kreis

Jena, kreisfreie Stadt

Kyffhäuserkreis

Nordhausen, Landkreis

Saale-Holzland-Kreis

Saale-Orla-Kreis

Saalfeld-Rudolstadt, Landkreis

Schmalkalden-Meiningen, Landkreis

Sömmerda, Landkreis

Sonneberg, Landkreis

Suhl, kreisfreie Stadt

Unstrut-Hainich-Kreis

Wartburgkreis

Weimar, kreisfreie Stadt

Weimarer Land

ALTENBURGER LAND LandratsamtLindenaustraße 9, 04600 Altenburg

EICHSFELD LandratsamtFriedensplatz 8, 37308 Heiligenstadt

EISENACH StadtverwaltungMarkt 1, 99817 Eisenach

ERFURT StadtverwaltungFischmarkt 1, 99084 Erfurt

GERA StadtverwaltungKornmarkt 12, 07545 Gera

GOTHA Landratsamt18.-März-Straße 50, 99867 Gotha

GREIZ LandratsamtDr.-Rathenau-Platz 11, 07962 Greiz

HILDBURGHAUSEN LandratsamtMarkt 2, 98646 Hildburghausen

ILM-KREISLandratsamtRitterstraße 14, 99310 Arnstadt

JENAStadtverwaltungAm Anger 15, 07743 Jena

KYFFHÄUSERKREISLandratsamtMarkt 8, 99706 Sondershausen

NORDHAUSENLandratsamtGrimmelallee 23, 99734 Nordhausen

SAALE-HOLZLAND-KREIS LandratsamtIm Schloß, 07607 Eisenberg

SAALE-ORLA-KREIS LandratsamtOschitzer Straße 4, 07907 Schleiz

SAALFELD-RUDOLSTADT LandratsamtSchloßstraße 24, 07318 Saalfeld

SCHMALKALDEN-MEININGENLandratsamtJerusalemer Straße 13, 98617 Meiningen

SÖMMERDA LandratsamtBahnhofstraße 9, 99610 Sömmerda

SONNEBERG LandratsamtBahnhofstraße 66, 96515 Sonneberg

SUHL StadtverwaltungMarktplatz 1, 98527 Suhl

UNSTRUT-HAINICH-KREIS LandratsamtLindenbühl 28/29, 99974 Mühlhausen

WARTBURGKREISLandratsamtErzberger Allee 14, 36433 Bad Salzungen

WEIMARStadtverwaltungSchwanseestraße 17, 99423 Weimar

WEIMARER LANDLandratsamtBahnhofstraße 28, 99510 Apolda

Anschriftenverzeichnis

ThüringenThüringen

Landesflagge Landesdienstflagge

Thüringen

Das Wappen des Freistaats Thüringen bildet ein auf-recht stehender, achtfach rot-silbern gestreifter, goldgekrönterund goldbewehrter Löwe auf blauem Grund, umgeben vonacht silbernen Sternen. Dieses Wappen wurde aus dem„Urwappen von Thüringen“, dem „Bunten Löwen“der Ludowinger vom Anfang des 13. Jahrhundertsübernommen. Die älteste erhaltene farbige bildlicheDarstellung finden wir auf dem Wappenschild Land-graf Konrads von Thüringen: der rot-weiße Löwe auflasurblauem Grund, golden bewehrt und gekrönt.Nach dem Ende der Ludowinger Herrschaft endeteder Erbfolgekrieg 1264/65 mit der politischenSelbstständigkeit Hessens und der Angliederung derLandgrafschaft Thüringen an die MarkgrafschaftMeißen. Hessen führt seitdem den „Bunten Löwen“als Landeswappen – allerdings weiß-rot gestreift –und in den wettinischen Wappen dokumentierte erden Besitzanspruch ehemals ludowingischer Gebieteund Lehen in Thüringen, indem er an hervorragen-den Plätzen im Schild geführt wurde. Mit der Bil-dung des Landes Thüringen am 1. Mai 1920 als Zu-sammenschluss der sieben ehemaligen Herzog- bzw.Fürstentümer wurde nicht das Löwenwappen wie-derbelebt, sondern am 7. April 1921 das Wappen desLandes Thüringen – sieben silberne Sterne auf ro-tem Grund – verkündet. Mit dem Machtantritt derNationalsozialisten erhielt Thüringen ein neuesWappen – quadriert mit einem Herzschild –, welchesdas sächsische Rautenkranzwappen für die ernestini-schen Länder, den kaiserlichen Doppeladler, derden Schwarzburgern anlässlich ihrer Erhebung inden Reichsfürstenstand als Gnadenwappen verlie-hen worden war, den reußischen Löwen und dieHenneberger Henne vereinte, belegt mit dem acht-fach von Silber und Rot quergestreiften Löwen – der„hessischen Streifung“ – in Blau, der ein goldenesHakenkreuz darbrachte. Im Juli 1945 erhielt Thürin-gen sein nunmehr drittes Hoheitszeichen, einen gol-denen Löwen auf rotem Grund, umgeben von jetztacht silbernen Sternen – der neu aufgenommene

achte Stern symbolisierte die vorherigen preußi-schen Gebiete Thüringens, die 1944 zum LandThüringen kamen. 1952 wurde das Land Thüringensamt seinem Wappen beseitigt und erst mit der Wie-dergründung 1990 wurde 1991 das jetzige ThüringerWappen auf historischer Grundlage geschaffen. DieLandesfarben sind weiß-rot. Die Landesflagge be-steht aus je einem gleich breiten weißen und rotenLängsstreifen; die Landesdienstflagge ist die Landes-flagge, die in der Mitte das Landeswappen jeweilssenkrecht zeigt.

Thüringen liegt im Zentrum der BundesrepublikDeutschland. Mit 16.172 km2 ist es der Fläche nachdas kleinste der fünf neuen Bundesländer und hatca. 2,45 Millionen Einwohner (31.12.1999) in 1.019Gemeinden. Die Verwaltungsgliederung umfasst 17Landkreise und 6 kreisfreie Städte. Es wird von denBundesländern Hessen, Niedersachsen, Sachsen-An-halt, Sachsen und Bayern umgeben.

Die Geschichte Thüringens lässt sich bis etwa um350.000 v. Chr. zurückverfolgen: mit dem Fund einesHomo erectus bei Bilzingsleben liegen älteste Zeug-nisse von Steinzeitmenschen in Thüringen vor. Nachden Alteinheimischen und Kelten um die Zeiten-wende lassen sich Hermunduren nachweisen, dienach ihrer Einwanderung einen eigenen Stammes-verband bilden. Um 380 n. Chr. erfolgte die erstma-lige Erwähnung des Namens „Thoringi“ für Thürin-gen bei Flavius Vegetius Renatus; die äußere Süd-grenze des späteren Königreiches lag nördlich derDonau, bei Bad Salzungen lag die Westgrenze, imOsten werden uns als Grenzgewässer die Mulde unddie Elbe angegeben und im Norden gehörte nochdie Altmark zum Thüringer Königreich. Der Sagenach soll der erste König des Thüringer Reiches Er-phes geheißen haben, der um 325 Erfurt gegründethaben soll. Doch bereits 531 war das Thüringenreichunter König Herminafried durch den Sieg der Fran-

Thüringen

ken und Sachsen bei Burgscheidungen an der Un-strut untergegangen – Thüringen wird Teil der„Francia Orientalis“. Die fränkisch-sächsische Herr-schaft dauerte an, bis in der Mitte des 11. Jahrhun-derts Ludwig der Bärtige aus Lohr bei Aschaffenburgdie thüringische Ludowinger-Dynastie begründete.Mit dem Erbfolgekrieg 1247–1264 nach dem Tod deskinderlosen Landgrafen Heinrich Raspe IV. fälltThüringen an Heinrich den Erlauchten und dieLandgrafschaft Hessen an Sophie von Brabant;Thüringen ist nunmehr bis zum sächsischen Bruder-krieg 1446–1451 unter Wettiner Herrschaft. Mit demLeipziger Teilungsvertrag 1485 zerfällt der wettini-sche Besitz in Thüringen in einen nördlichen alber-tinischen und einen südlichen ernestinischen Teil.In Folge mehrerer Erbteilungen, Fehden und Be-sitzänderungen glich Thüringens politische Karte zuBeginn des 19. Jahrhunderts einem Flickenteppichaus Fürstentümern, Herzogtümern, Grafschaftenund anderen selbstständigen Herrschaften. Zur Eini-gung Thüringens kam es erst im Ergebnis der Novemberrevolution 1918 nach der erzwungenenAbdankung der Landesfürsten: am 1. Mai 1920 tratdie erste Thüringer Verfassung in Kraft, die Weimarzur Landeshauptstadt erklärte; die preußischen Gebiete, darunter Erfurt, gehörten zu dieser Zeitnoch nicht zum Land Thüringen – erst nach dem 2. Weltkrieg wurden auch diese Gebiete dem LandThüringen angegliedert. Landeshauptstadt bliebzunächst Weimar. Bestrebungen, diese nach Erfurtzu verlegen, wurden mit der 1952 erfolgten Verwal-tungsreform quasi – wie auch das Land Thüringen –zerschlagen. Die staatliche Wiedergeburt Thürin-gens begann während der Wende 1989/90 und warmit der Landtagswahl am 14. Oktober 1990 vollzo-gen.

Geographisch und geologisch entstand das heutigeRelief Thüringens in einem Zeitraum von über 500Mio. Jahren – so ist das Land Teil der mitteldeut-schen Hügel- und Mittelgebirgslandschaft: Die südli-che Landeshälfte durchzieht von Nordwesten nachSüdosten der schmale Kamm des Thüringer Waldesmit dem Großen Beerberg als höchster Erhebung(983 m); als Kammweg wurde dessen Rennsteigberühmt. Im Südwesten steigt die Hochfläche desMeininger Landes im Grenzbereich zu Hessen undBayern zur Rhön an. Nördlich des Thüringer Waldeserstreckt sich die Landschaft des Thüringer Beckens,das im Dreiländereck zu Niedersachsen und Sach-sen-Anhalt – hier werden lediglich noch 119 m Höheü. NN vermessen – in den Harz überleitet und imWesten an die Hochfläche des Eichsfeldes angrenzt.Nach Osten flachen die Thüringer Hügel immermehr ab und die Landschaft öffnet sich den Weitendes sächsischen Tieflandes. Auch die hydrogeologi-sche Gliederung Thüringens ist uneinheitlich struk-turiert: das Land liegt im Einzugsbereich der drei

mitteleuropäischen Stromgebiete Elbe, Weser undRhein. Auf Grund seiner geographischen Lage wirddas Klima Thüringens durch Luftströmungen auswestlichen Richtungen beeinflusst und führt zu mil-den Wintern und relativ kühlen Sommern. Nahezuein Drittel Thüringens ist mit Wald bedeckt, was ihmden Beinamen »Grünes Herz Deutschlands« einge-bracht hat. Auch die Vegetationsbedeckung weisteine große Vielfalt aus und gehört mit etwa 1500Pflanzenarten zu den botanisch interessantestenRäumen Deutschlands. Anstelle urbaner Ballungs-zentren wird die Siedlungsstruktur des Landes vor al-lem durch ein dichtes Netz von Kleinstädten und ei-nen hohen Anteil ländlicher Gemeinden bestimmt.Als zentrale Siedlungsachse erweist sich die West-Ost-Diagonale zwischen Thüringer Wald und ThüringerBecken, wo sich zwischen Eisenach und Gera sechsder neun größten Städte Thüringens, darunter dieLandeshauptstadt Erfurt, aneinanderreihen.

Historisch war das Land ein traditionelles Durch-gangsgebiet mit engen Wirtschaftsbeziehungen zumFrankfurter, Nürnberger und Leipziger Raum; schonim Mittelalter kreuzten sich hier wichtige Handels-wege. Viele später bedeutsame Industriezweige hat-ten ihren Ursprung in handwerklichen Traditionen,wie beispielsweise die Büchsenmacherei in den Waffenschmieden von Suhl. Im Thüringer Wald warim Mittelalter der Bergbau zu finden; zusammen mitdem reichlich vorhandenen Holz und der für Hand-werke nutzbaren Wasserkraft boten sich günstigeGrundlagen für vielfältige Metallberufe. Mineralauf-kommen ließen mit Holz die Glas- und Porzellanin-dustrie entstehen und die Gebirgsbäche triebenMühlen, aber auch Hammerwerke sowie Säge-mühlen an und vor mehr als 100 Jahren entstand ander Saale bei Ziegenrück das erste Wasserkraftwerkin Thüringen. Die Namen vieler berühmter Persön-lichkeiten sind eng mit Thüringen verbunden, soder 1585 in Bad Köstritz geborene Heinrich Schützund der 100 Jahre später in Eisenach geborene Mu-siker Johann Sebastian Bach; Martin Luther, der inEisenach einen Teil seiner Schulbildung absolvierte, in Erfurt studierte und ins Augustiner-kloster eintrat sowie auf der Wartburg das Neue Te-stament übersetzte; die beiden Dichterfürsten Jo-hann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller,die lange Jahre in Weimar wirkten und von denendie Stadt quasi noch im Kulturstadtjahr 1999 profi-tierte. Bereits im Spätmittelalter gehörte die ErfurterUniversität zu den besuchtesten und berühmtesten –1816 durch Preußen geschlossen ist sie nach derWende wieder erstanden und wird seit 1998 mit stei-genden Studentenzahlen gefüllt. Mit der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, der Bauhaus-Universitätin Weimar und der Technischen Universität in Ilmenau verfügt Thüringen über ein Quartett be-deutender Studieneinrichtungen.

Altenburger Land

Altenburger Land

Altenburger Land

Das am 28. April 1995 durch das Thüringer Landes-verwaltungsamt genehmigte Wappen des Landkrei-ses „Altenburger Land“ hat folgende Blasonierung:Das Wappen ist geviertet und zeigt oben vorn eine rote Rosemit goldenem Butzen und grünen Kelchblättern, oben hin-ten in Blau einen aufrechten, von Gold und Silber geteiltenLöwen; das rechte untere Feld ist neunmal von Schwarzund Gold geteilt und mit einem grünen Rautenkranz belegt;das linke untere Feld zeigt in Silber eine rote Eichel mit grü-nem Kelch. Die Rose steht für die Burggrafschaft Al-tenburg: die Burggrafschaft Altenburg war der wich-tigste Bestandteil und Verwaltungszentrale desreichseigenen, 1158 durch Friedrich I. Barbarossagegründeten und bis über den Kamm des Erzgebir-ges reichenden Pleißenlandes. Die Rose ist auch Be-standteil des Stadtwappens von Altenburg und giltals Symbol der sich ewig neu entfaltenden Welt undder Zukunft. Der gold-silberne Löwe auf blauemGrund steht für das Pleißenland; ein goldener, ge-krönter Löwe auf schwarzem Grund ist das Wappender Reußen (Vögte von Plauen und Weida): diese be-saßen im 14. und 15. Jahrhundert großen Einfluss imSchmöllner Raum (Schlossbau in Schmölln, Verlei-hung der Stadtrechte). Das mit dem Rautenkranz be-legte, neunmal von Schwarz und Gold geteilte Feldsteht für die Wettiner: 1307 kam das Pleißenland inden Besitz der Markgrafen zu Meißen (Wettiner);diese waren seit Mitte des 13. Jahrhunderts auchLandgrafen in Thüringen. Die Eichel symbolisiertdas Skatspiel: 1813 wurde in Altenburg das Skatspielerfunden; das Spiel verband Hof, Bürgertum undBauern und machte Altenburg weltberühmt. Des-halb wurde die ranghöchste Farbe in das Wappenaufgenommen. Der Landkreis führt seit 27. Juli 1995eine Flagge: rot-weiß-grün längsgestreift, belegt mitdem Kreiswappen.

Zu Beginn der Besiedlung befindet sich im Gebietdes heutigen Landkreises Altenburger Land ein un-durchdringlicher Wald, der als „regalis silva Blisinen-

sis“ – als königlicher Pleißenwald – bekannt ist. Le-diglich um die Burg Altenburg – 976 erstmals er-wähnt – mit mehreren zugehörigen ursprünglich sla-wischen Dörfern sowie bei Schmölln befinden sichoffene Siedlungslandschaften. Spätestens seit dem11. Jahrhundert wird das Altenburger Land als Teildes Pleißenlandes dem Osterland zugeschrieben.1289 beschreibt eine Urkunde Rechte, Pflichten undEinkünfte der Altenburger Burggrafen; die Ein-künfte stammen aus der Stadt Altenburg und aus 33Orten des umliegenden Landes. Ein 1336 für Frie-drich II. Markgraf zu Meißen und im Osterland,Landgraf zu Thüringen und „ein herre des landesPlißen“ erstelltes Verzeichnis zur Beschreibung desAmtes Altenburg umfasst insgesamt 118 Orte. In die-ser Zeit, im frühen 14. Jahrhundert, ist auch die bäu-erliche Kolonisation und Rodungsbewegung imOsterland weitestgehend abgeschlossen; gleichzeitigbetreiben die wettinischen Markgrafen zu Meißenund Landgrafen zu Thüringen den Landesausbau inihren Territorien in einem bis dahin unbekanntenMaß und in bemerkenswerter Form: an die Stelle derälteren Burgvogteien treten nunmehr, unter stren-ger Kontrolle der wettinischen Kanzlei stehend, die„Ämter“. Die Amtsverwaltung im Altenburger Landbleibt von allen Schwankungen der Zeitläufe un-berührt. Durch die zahlreichen, in der Regel durchErbschaft bedingten Teilungen kommt das Amt Al-tenburg 1603 zu den Ehren eines fürstlichen Amtes;zu Beginn des 19. Jahrhunderts entsteht, abermalsdurch Erbschaftsteilung bedingt, das HerzogtumSachsen-Altenburg. Zu diesem 1826 gegründetenHerzogtum gehören der sogenannte „Ostkreis“ mitden Ämtern Altenburg, Schmölln und Ronneburgmit einer Fläche von 657 km2 sowie der „Westkreis“.Mit der Gründung des Landes Thüringen am 1. Mai1920 und der nachfolgenden Verwaltungsreformentsteht am 1. Oktober 1922 aus den Ämtern Alten-burg und Schmölln der Landkreis Altenburg. Mitder Auflösung der Länder 1952 wird der Altenbur-

ger Landkreis in die Kreise Altenburg und Schmöllngeteilt und dem Bezirk Leipzig (Sachsen) zugeord-net. Im Rahmen der Neubildung des Landes Thürin-gen 1990 entschieden sich die beiden Landkreise Al-tenburg und Schmölln für die Zugehörigkeit zumLand Thüringen; mit der Gebietsreform 1994 wur-den sie wieder vereint, um nun als Landkreis Alten-burger Land fortzubestehen. Die Kreisgrenzen sindnahezu identisch mit jenen, die im 15. Jahrhundertdas Amt Altenburg umschlossen.

Der Landkreis „Altenburger Land“ erstreckt sich inNord-Süd-Richtung stark profiliert von den Ausläu-fern der Leipziger Tieflandsbucht bis zur Mittelge-birgsrandstufe am Fuß des Erzgebirges und Vogtlan-des. Der Höhenunterschied zwischen tiefstem undhöchstem Punkt des Landkreises beträgt fast 200 Meter. Ein anderes Profil zeigt der Landstrich in Ost-West-Richtung: eine sanft gewellte Ebene, aus mäch-tigen Lößlehmbänken und -lagern bestehend, ziehtsich durch die Landschaft. Dieser ist es letztlich mitzu verdanken, dass seit Jahrhunderten das Altenbur-ger Land als äußerst fruchtbar bekannt ist. Aberauch Zeugen einer über Jahrzehnte betriebenenindustriellen Monostruktur bestimmen die Land-schaft: mächtige Halden und kaum überschaubareRestlöcher ehemaliger Braunkohletagebaue gehö-ren ebenso dazu, wie auch die symmetrisch aufge-türmten Kegelhalden der ehemaligen SDAG Wis-mut. Im Landkreis befinden sich mehrere unter-schiedlich große Waldungen – Reste jenes Waldes,der als Miriquidi – Dunkelwald – die Landschaft vorTausend Jahren noch von Leipzig bis zum Erzge-birgskamm mit geheimnisvoller Walddunkelheitüberzog. Einen stimmungsvollen Kontrast zu denlandwirtschaftlich genutzten Flächen und zu denWaldgebieten schaffen die Auenlandschaften an denFlüssen Wiera, Pleiße und Sprotte. GeologischeZeugnisse sind Tonschiefervorkommen aus demErdaltertum sowie Spuren reicher vulkanischerTätigkeit vor 250 bis 300 Millionen Jahren, die in Al-tenburg bei Paditz und bei Windischleuba in Formvon Porphyriten und Quarzporphyr zutage ragen.Der Landkreis umfasst eine Fläche von 569 km2, da-von 74,2 % landwirtschaftliche Nutzfläche und10,3 % Wald- und Forstfläche. Administrativ gliedertsich der Landkreis in 5 Städte und 45 Gemeindenmit 115.689 Einwohnern (31.12.1999); mit einer Ein-wohnerdichte von 205 Einwohnern je km2 liegt dieRegion deutlich über dem Durchschnitt des Freistaa-tes Thüringen. Der Landkreis verfügt über ein dich-tes Straßennetz, das zum einen durch die Bundes-straßen 7, 93 und 180 sowie über ein insgesamt 285Kilometer umfassendes Kreisstraßennetz gebildetwird. Über die B 7 und die B 93 bestehen Verbin-dungen zur BAB 4 und BAB 9. Die zwei Eisenbahn-Hauptstrecken Leipzig über Altenburg nach Nürn-berg und Gera – Dresden kreuzen sich in Gößnitz;

weitere Eisenbahnverbindungen sichern die Anbin-dung des Landkreises nach Zeitz, Jena und Halle so-wie nach Rochlitz. Der Landkreis ist bequem auchüber den Regionalflugplatz Altenburg-Nobitz zu er-reichen.

Durch die wirtschaftliche Entwicklung und bedingtdurch den Fürstensitz entwickelt sich im 18. Jahr-hundert in Altenburg ein reges geistiges Leben. EineFreimaurerloge wird gegründet, eine „Konzert- undLiterarische Gesellschaft“ nimmt die Arbeit auf.Klangvolle Namen der deutschen Kulturgeschichtesind um diese Zeit mit Altenburg verbunden: Cle-mens Brentano, Theodor Körner, Friedrich ArnoldBrockhaus und Johann Friedrich Pierer; 1824 er-scheint in Altenburg das erste Universallexikon. DieMitglieder der „Brommeschen Tarockgesellschaft“in Altenburg erfanden Anfang des 19. Jahrhundertsdas Skatspiel.

Die industriellen Traditionen der Region wurden be-reits im 19. Jahrhundert begründet; Standorte mit ei-ner relativ hohen Konzentration von Industriebetrie-ben, Handwerksbetrieben, Dienstleistungs- undHandelseinrichtungen sind neben Altenburg undSchmölln auch Meuselwitz, Lucka, Gößnitz und Ro-sitz. Traditionelle Unternehmen und Produkte sindz.B. die Altenburger Spielkartenfabrik und dieSchmöllner Knopffabrik. Durch die guten bis sehrguten Böden gedeihen Getreide, Mais, Zuckerrü-ben, Ölfrüchte und Futter prächtig. In jüngster Zeithat aber auch der Anbau von Spezialkulturen wieHülsenfrüchten, Hopfen, Tabak, Arznei- und Ge-würzpflanzen zugenommen; bei letzteren besinntman sich auf die in der Heilkunde bewährten Kräu-ter wie Kamille, Pfefferminze, Spitzwegerich undauch Johanniskraut. Touristische Ziele im LandkreisAltenburger Land sind die Kreisstadt Altenburg mitdem Altenburger Schloss, der Trostorgel in derSchlosskirche, dem Spielkartenmuseum und demLindenau-Museum, die Burgen und Schlösser imPleißetal, die Talsperren Windischleuba und StauseeSchömbach, die Stadt Schmölln im malerischenSprottetal, die Orangerie in Meuselwitz, das techni-sche Museum (ehemalige Brikettfabrik) Zechau, dieSilbermannorgel in der Kirche Ponitz sowie die BurgPosterstein.

Das Bildungsangebot umfasst gegenwärtig 19 Grund-schulen, 12 Regelschulen, 5 Gymnasien, 4 Förder-schulen, 2 Berufsschulen und 2 Musikschulen. Diesoziale Betreuung ist mit 4 Krankenhäusern sowie Se-nioren-, Alten- und Pflegeheimen gesichert. In Al-tenburg befindet sich das ehemalige herzoglicheHoftheater – heute Bestandteil des fusioniertenTheaters Altenburg/Gera. In der Tradition des Al-tenburger Landes wurzelt die typische Tracht von“Marche und Malcher“.

Eichsfeld

Eichsfeld

Das Wappen des Landkreises Eichsfeld wurde durchdas Thüringer Landesverwaltungsamt am 22. März1995 wie folgt genehmigt: Im silbernen Schild ein roter,rechtsschauender Adler mit goldenem Schnabel und golde-nen Krallen, mit silbernem sechsspeichigen Mainzer Radauf der Brust. Dieses Wappen wurde aus dem Maje-stätswappen König Friedrich Wilhelms von Preußenvom 9. Januar 1817 in der Fassung der Berichtigungvom 11. Januar 1864 übernommen. Während dassechsspeichige silberne Rad an die Herrschaft derKurfürsten und Erzbischöfe von Mainz vom 9. Jahr-hundert bis 1802 über deren eichsfeldische Exklaveerinnert, verdeutlicht der rote brandenburgisch-preußische Adler die nachfolgende Zugehörigkeitzum Königreich Preußen. Die am 22. März 1995 ge-nehmigte Flagge des Landkreises Eichsfeld ist weiß-rot längsgestreift und trägt das Kreiswappen.

Wie das Wappen verdeutlicht, war das Eichsfeld hi-storisch gesehen bis in die unmittelbare Gegenwarthinein nie Teil eines der Thüringer Staaten. ErsteSiedlungsbelege gibt es aus der Bronzezeit. Besiedeltwar das Eichsfeld von den Hermunduren, die mitden Römern nachweisbare Handelsbeziehungen un-terhielten und später das Thüringerreich gründeten.Nach der Schlacht an der Unstrut 531 gelangte dergrößte Teil des Eichsfeldes in fränkischen Besitz. Zudieser Zeit beginnt auch die Christianisierung desGebietes. Als germanischer Gau fand das Eichsfeld897 als „Land der Eichen“ erstmalige urkundlicheErwähnung. Durch Schenkung, Kauf oder Erobe-rung wurde das Eichsfeld bis zum 11. Jahrhundert alsExklave mit der Bezeichnung „Fürstentum Eichs-feld“ fester, zusammenhängender Bestandteil desErzbistums Mainz. Für den Verlust linksrheinischerGebiete wurde das Königreich Preußen 1802 mit derÜbergabe mitteldeutscher Landschaften und Städte,darunter dem Eichsfeld, entschädigt. Napoleonschlug das Eichsfeld 1807 zum neugeschaffenen Kö-nigreich Westfalen. 1816 wurde das Eichsfeld durch

Preußen dreigeteilt: Während das Untereichsfeld zuHannover kam, verblieb das in die Kreise Heiligen-stadt und Worbis zerteilte Obereichsfeld in derpreußischen Provinz Sachsen mit dem Regierungs-bezirk Erfurt. 1945 erfolgte die Zusammenlegungder Kreise Heiligenstadt und Worbis zum LandkreisEichsfeld mit Sitz in Heiligenstadt. 1952 erfolgte dieTrennung der beiden Kreise, bis die Gebietsreformvon 1994 die erneute Zusammenlegung brachte.

Der Landkreis Eichsfeld liegt im Nordwesten desFreistaates Thüringen eingebettet zwischen demHarz, dem Hessischen Bergland und dem ThüringerWald und umfaßt eine Fläche von 939,72 m2. In 93Gemeinden des Landkreises Eichsfeld, darunter in 4Städten (Dingelstädt, Heilbad Heiligenstadt, Leine-felde, Worbis), wohnen 114.718 Einwohner (31.12.1999). Geologisch ist das Kreisgebiet dem mittel-deutschen Trias zuzuordnen, wobei in den eichsfel-dischen Höhenzügen als Randerhebung des Thürin-ger Beckens Buntsandstein und Muschelkalk domi-nieren und ausgedehnte Mischwälder das Land-schaftsbild bestimmen. Im oberen Eichsfeld habensich das Werratal und zahlreiche Nebentäler tief indie Muschelkalkplatte eingesenkt. Im Naturschutz-gebiet des Lengenbergs existiert der größte zusam-menhängende Eibenbestand Europas und die Rhu-mequelle mit einer Schüttung von 5.000 l/sek. ist diezweitgrößte Quelle Europas. Die niedrigste Höhen-lage befindet sich im Werratal mit 141 m über NNund erreicht auf den Höhenzügen und Plateaus eineHöhe von 500 m über NN. Im Zentrum des Land-kreises kreuzen sich die Verbindungsachsen der B 80zwischen dem Ruhrgebiet und dem sächsischenRaum sowie der B 247 Hannover – Bamberg.

Bereits in der Jungsteinzeit (4. bis 3. Jahrtausend)wurde das Eichsfeldgebiet dauerhaft besiedelt; diehier lebenden Kelten verdrängten allmählich dieGermanen. Eine systematische Besiedlung, einher-

Eichsfeld

gehend mit der ersten urkundlichen Erwähnungvon Ortschaften, setzte mit dem 9. Jahrhundert ein.Alle drei Bevölkerungsgruppen der feudalistischenStändeordnung haben seit dem Mittelalter unver-wechselbare Spuren auf dem Eichsfeld hinterlassen:So erinnert noch heute eine große Zahl von Burgenund Festungen an den Zenit der Ritterkultur im 11.und 12. Jahrhundert; mit der Gegenreform im 16.Jahrhundert wurde die Gegend zur katholischen En-klave innerhalb eines rein protestantischen Umfel-des und ermöglichte damit den seit dem Mittelalterangesiedelten Orden die Pflege ihrer sakralen Bräu-che und den Bau neuer Klöster; das Bürgertum, aberauch die Handwerker, Händler, Bauern und Wan-derarbeiter haben mit den Fachwerkbauten in denOrtskernen und Zeugnissen ihrer Tradition in zahl-reichen Heimatmuseen Spuren hinterlassen; nochheute lebendige Tradition findet man als „Feldgie-ker“, eine Blasenmettwurst, Eichsfelder Schmandku-chen oder auch als Spazierstock aus dem Stockma-cherdorf Lindewerra. Berühmtester Sohn des Eichs-feldes ist der um 1460 in Heiligenstadt geboreneTilman Riemenschneider; Theodor Storm lebte von1856 bis 1864 in Heiligenstadt, Heinrich Heine ließsich 1825 in Heiligenstadt taufen und Thomas Münt-zer predigte im Mai 1525 vor der LiebfrauenkircheHeiligenstadts, nachdem er vom Stadtrat empfangenwurde.

Wirtschaftlich hatte das Eichsfeld immer seine spezi-ellen Entwicklungsprobleme: Erwerbsgrundlage derehemaligen kurmainzischen Exklave waren in denvergangenen Jahrhunderten die Landwirtschaft, spä-ter die Handweberei, Tabakanbau und Tabakverar-beitung. Mit dem Ausbau der Bahnen nach demDeutsch-Französischen Krieg 1871 ging auch einAufschwung weiterer Industriezweige, wie Kaliberg-bau und Ziegelproduktion einher. Textilbetriebewurden heimisch (Spinnerei, Weberei), aber auchder Landmaschinenbau. Eine gut gegliederte Hand-werksstruktur sorgte für ein ausreichendes Dienstlei-stungsangebot. Trotzdem wanderten viele Eichsfel-der in die Fremde aus, weil einerseits durch denhohen Geburtenüberschuß und andererseits durchungenügende Erwerbsmöglichkeiten keine Grund-lagen zum Leben vorhanden waren. Die mit der Um-setzung des Eichsfeldplanes 1959 entstandenen zweiGroßbetriebe, die Baumwollspinnerei Leinefeldeund das Zementwerk Deuna, schufen eine auf denInlandmarkt und die Ostmärkte ausgerichtete Mo-nostruktur, die sich mit dem Zusammenbruch dieserMärkte und der Textil- und Bekleidungsindustrie,des Kalibergbaus, der Zulieferindustrie für Elektro-nik, der Leichtindustrie, den Reduzierungen in derLandwirtschaft sowie dem drastischen Arbeitsplatz-abbau in den verbliebenen Bereichen in einer ho-hen Arbeitslosigkeit niederschlug: Ca. 14.000 Ar-beitsplätze fielen dem Strukturwandel zum Opfer

und führten im Januar 1992 zu einer überdurch-schnittlich hohen Arbeitslosenquote in den damalsnoch existierenden Landkreisen Worbis von 27,3 %und Heiligenstadt von 20,3 %. Durch die Gründungvon kleinen und mittelständischen Unternehmen inallen Wirtschaftsbereichen gelang es, neue Arbeits-plätze zu schaffen. Gegenwärtig beträgt die Arbeits-losenquote 13,9 % (Juli 2000). EntscheidendeSchritte wurden mit der Errichtung von Gewerbe-und Industriegebieten in den Kommunen eingelei-tet: der Landkreis weist insgesamt 24 Gewerbege-biete mit einer Gesamtfläche von rund 613 ha aus(Stand März 2000). Die reizvolle Landschaft, die al-ten Kulturdenkmäler und die langen kirchlichenTraditionen mit Wallfahrten und Prozessionen ha-ben in den letzten Jahren den Fremdenverkehr auf-leben lassen. Genannt seien hier die „Pferdewall-fahrt“ in Etzelsbach und die Palmsonntagsprozessionin Heilbad Heiligenstadt. Mit wachsender Beliebt-heit werden die Stadtfeste begangen, so das „Fest derMöhrenkönige“ in Heilbad Heiligenstadt, das „Festder Lämmerschwänze“ in Leinefelde, das „Krengeljä-gerfest“ in Worbis oder auch der „Fette Donnerstag“,mit dem am Donnerstag vor Rosenmontag die Eichs-felder Karnevalszeit beginnt und reges närrischesTreiben in den Eichsfeldgemeinden bis zum Ascher-mittwoch andauert.

Im Landkreis sind in 62 staatlichen Schulen und 7 Schulen in freier Trägerschaft alle Schulformenflächendeckend zu finden. Als berufliche Ausbil-dungsstätten sind 6 berufsbildende Schulen vorhan-den: darunter 2 Berufsschulen, 3 Berufsfachschulen,4 höhere Berufsfachschulen, 2 Fachoberschulen, 1 Fachschule und eine berufsbildende Einrichtungfür Behinderte. Eine staatliche und verschiedenefreie Bildungsträger sind auf dem Gebiet der Er-wachsenenbildung tätig. Das Kurwesen hat in Heili-genstadt über 70 Jahre Tradition und geht auf dieGründung eines Kneipp-Badehauses im Jahre 1929zurück. Spezialgebiete sind Vorsorge- und Rehabili-tationskuren bei Erkrankungen des Bewegungsappa-rates oder bei Herz-Kreislauf-Beschwerden. Ein Kin-dersanatorium bietet Kinderkuren mit individuellenTherapien an. Im Gesundheitswesen bestehen 4 Krankenhäuser, 13 Alten- und Pflegeheime sowie 4 Behindertenwohnheime und 3 Anerkannte Werk-stätten für Behinderte. Eine Vielzahl von Sportanla-gen und -einrichtungen bieten sportliche Betäti-gung, so auch der Vitalpark mit der Eichsfeldthermein Heilbad Heiligenstadt, das „Leinebad“ – ein Sport-und Familienbad in Leinefelde oder die Bäderweltin Teistungenburg. Zahlreiche Vereine und kultu-relle Einrichtungen bieten den Bewohnern als auchden Gästen des Eichsfeldes vielfältige Entspannung,so der Bärenpark in Worbis, die Greifvogelschau aufder Burg Gleichenstein, die Familienerholungsstät-ten auf der Burg Bodenstein und in Uder.

Eisenach

Eisenach

Eisenach

Die Stadt Eisenach führt folgendes Wappen: In Blaudie Gestalt des St. Georg in silberner Kettenrüstung und sil-bernem Mantel, die Rechte gestützt auf einen gefähneltenSpeer mit silberner Spitze und silbernem Fahnenblatt, belegtmit einem roten Balkenkreuz, die Linke einen goldenen Pal-menzweig haltend, gestützt auf einen silbernen dreieckigenSchild, belegt mit einem roten Tatzenkreuz; die Schildfigurist rechts begleitet von einem schwebenden silbernen Tatzen-kreuzchen; Nimbus, Mantelspange und Sporen golden,Gürtel rot. In dieser Form und Farbgebung wurde dasWappen auf der Grundlage des ersten bekanntenStadtsiegels vom Ende des 13. Jahrhunderts 1913durch Professor Hildebrandt neu geschaffen. Vorhergab es noch kein Stadtwappen. Im Eisenacher Wap-pen erscheint der heilige Georg nicht wie üblich alsDrachentöter, sondern als Sieger. Obwohl dieThüringer Landgrafen in der Nähe des DorfesISENACHE, von dem die Stadt den Namen bekam,Eisenach begründeten, ist das Wappen nicht Zei-chen der feudalherrlichen Macht, sondern allge-meinreligiöses Symbol, das als solches auch alle spä-teren Stadtherren respektiert haben. Bei der mittel-alterlichen Integration von bürgerlichen Freiheitenund Religion kann man es in seiner Entstehungszeit(in seiner Form als Siegel) auch durchaus als eigen-ständiges Symbol des um 1250 außer in Rechtsange-legenheiten selbständigen Rates betrachten. DieFlagge der Stadt Eisenach besteht aus den FarbenBlau/Weiß/Blau mit einem roten Kreuz im weißenTeil über die gesamte Länge der Flagge.

Eisenach wird als landgräfliche civitas genannt in ei-nem Urkundenentwurf, der zwar kein Datum trägt,aber in die Zeit zwischen 1180 und 1189 einzuord-nen ist. Man geht davon aus, dass ein kleines, östlichvom heutigen Eisenach liegendes Dorf namensisenacha später für das heutige Eisenach namensge-bend wurde. In der zweiten Hälfte des 12. Jh. forcier-ten die Landgrafen den Ausbau der Stadt undbetätigten sich als Klostergründer; Hermann I. ver-

lieh der Klosterkirche St. Nikolai durch die Grün-dung einer Priesterbruderschaft einen besonderenStatus. Mitte des 12. Jh. verschmelzen die drei Markt-siedlungen (am heutigen Karlsplatz, dem Frauen-plan und dem Marktplatz) durch Zuzug von Hand-werkern zur Stadt Eisenach und um 1200 wird dieStadtmauer errichtet. Anfang des 13. Jh. erlebt Ei-senach eine erste Blütezeit als Fernhandelsstadt, be-reits 1189 wird es als civitas genannt. Mit dem Über-gang der Landgrafschaft Thüringen an die Wettiner1247 und dem Ausbau des kursächsischen Territori-ums geriet Eisenach an den Rand der politischenEntwicklungen und verlor viel von seiner einstigenStellung. 1485 kam Eisenach zum ernestinischenTeil Kursachsens und blieb bei den mehrfachen Lan-desteilungen der frühen Neuzeit meistens beim wei-marischen Teil; 1672 – 1741 bestand ein besonderesFürstentum Sachsen-Eisenach. 1741 entstand durchdie Vereinigung Sachsen-Eisenachs mit Sachsen-Wei-mar der für die Geschichte Thüringens bedeutsa-men Staat Sachsen-Weimar-Eisenach, der 1815 zumGroßherzogtum erhoben wurde. Ein im Jahre 1817durchgeführtes Wartburgfest der deutschen Bur-schenschaften entwickelte sich zu einer Demonstra-tion gegen die Restaurationspolitik des DeutschenBundes. Gefördert durch den Bahnanschluß 1847und weitere Straßenbauten beginnt die industrielleEntwicklung Eisenachs. 1853 – 1890 läßt GroßherzogCarl Alexander, auf Initiative Goethes, die Wartburgwiederherstellen – sie ist in ihrer Gesamtheit das Ide-albild einer mittelalterlichen Burg. 1869 fand in Ei-senach der Gründungsparteitag der Sozialdemokra-tischen Arbeiterpartei (SDAP) statt, aus der die SPDhervorgegangen ist. Die Erweiterung der Ehrhardt-schen Fahrzeugfabrik 1896 brachte einen völligneuen Zweig – die Automobilindustrie – in die Stadt.Nach der Gründung des Landes Thüringen wurdeEisenach zum 1. April 1919 kreisfrei, verlor aber dieKreisfreiheit zum 1. Juli 1950 und wurde Kreisstadtdes neugebildeten Kreises Eisenach. Im Ergebnis der

Gebietsreform 1994 wurde Eisenach ab 01. Januar1998 wieder kreisfreie Stadt.

Die Stadt Eisenach liegt am Nordwestrand desThüringer Waldes im Tal der Hörsel, im Norden vonden Hörselbergen begrenzt. Die Gesamtfläche be-trägt 103,85 km2 und umfaßt neben dem bisherigenStadtgebiet die ehemaligen Gemeinden Stedtfeld,Neuenhof-Hörschel, Wartha-Göringen, Stregda,Neukirchen, Madelungen, Berteroda, Hötzelsrodaund Stockhausen. Die Stadt (Georgenkirche) liegt223 m über NN, höchster Punkt ist die „HoheSonne“ mit 434 m über NN. Die Zahl der Einwohnerbeträgt 44.499 (31.12.1999). Die Stadt ist verkehrs-mäßig an die Autobahn A 4 an die Bundesstraßen B7, B 19, B 84 und B 88 sowie an die Eisenbahnmagi-strale Frankfurt – Erfurt – Berlin mit IC/EC-Halte-punkt angeschlossen. Im Stadtteil Hörschel beginntder Rennsteig, der bis zur Hohen Sonne an derStadtgrenze entlangführt. In Eisenach befindet sichder Sitz des Landesbischofs der evangelischen KircheThüringens.

Eisenach und die Wartburg sind mit einer Vielzahlbekannter Persönlichkeiten verbunden: Nach derSage soll Ludwig der Springer, Ahnherr der Thürin-ger Landgrafen, die Wartburg 1067 errichtet haben.Unter Landgraf Hermann I. weilten hier berühmteMinnesänger als Gäste, u.a. Walther von der Vogel-weide, Wolfram von Eschenbach und Heinrich vonVeldecke; 1206/07 fand der legendäre Sängerkriegstatt. 1211 kam die ungarische Königstochter Elisa-beth auf die Wartburg, heiratete den LandgrafenLudwig IV. und wurde bereits 1235 heilig gespro-chen. Von Mai 1521 bis März 1522 weilte hier unterkurfürstlichem Schutz, als Junker Jörg Burg MartinLuther, er übersetzte hier das Neue Testament ineine volkstümliche deutsche Sprache. In Eisenacherinnert das Lutherhaus an Martin Luther, der 1498– 1501 die Eisenacher Schule besuchte und Gast derPatrizierfamilie Cotta war. Am 21. März 1685 wird Jo-hann Sebastian Bach in Eisenach geboren; das Bach-haus wird als das Geburtshaus angesehen. Am23.01.1840 wurde Ernst Abbe, der den Weltruhm derZeiss-Werke begründete, in Eisenach geboren. Dasheutige Reuter-Wagner-Museum war von 1863 – 74Wohn- und Sterbehaus des niederdeutschen Dicht-ers Fritz Reuter.

Größte wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt Ei-senach hat der traditionelle Automobilbau; dieAdam Opel AG baute in Eisenach das modernste Au-tomobilwerk Europas. Zulieferbetrieb für die Auto-mobilfertigung ist die neu gegründete Robert BoschFahrzeugelektrik Eisenach GmbH. Weitere renom-mierte Industrieunternehmen sind die Lear SeatingGmbH und die BMW Fahrzeugtechnik GmbH. Tou-ristisches Hauptziel Eisenachs ist die Wartburg; da-

neben sind die städtischen Museen sowie Luther-haus, Bachhaus und Reuter-Wagner-Museum nebenweiteren Bau- und Kulturdenkmalen beliebte Zielevieler Tausend Touristen aus dem In- und Ausland.Die Hotels und Pensionen verfügen heute über eineKapazität von knapp 2.000 Betten.

Das Bildungsangebot ist breit gefächert: 7 Grund-schulen, 5 Regelschulen, 1 Förderschulzentrum, 2berufsbildende Schulen – davon eine mit 4 Außen-stellen, 3 Gymnasien, 3 Musikschulen, 1 Zeichen-schule und 1 Volkshochschule stehen zur Verfügung.Die soziale und gesundheitliche Betreuung ist in 2Krankenhäusern, 17 Kindertagesstätten und mehre-ren Senioren- und Pflegeheimen gewährleistet. Ei-senach besitzt das Sport- und Freizeitzentrum „Ander Katzenaue“ mit der Werner-Aßmann-Halle,Freibad, Hallenbad, Schießsportanlage und Kegel-sportanlage, zwei weitere Sporthallen, die Tennisan-lage „Johannistal“ und das Kinder- und Jugendzen-trum „Alte Posthalterei“. Das Kulturangebot umfaßtneben mehreren Museen auch das Landestheater Ei-senach und die Kulturfabrik „Alte Mälzerei“. DieTradition des seit dem Mittelalter in Eisenach ge-pflegten Sommergewinnsfestes wird alljährlich amSonnabend vor Lätare begangen: Frau Sunna besiegtim Streitgespräch den Winter...“Es ist geschafft! DerWinter liegt darnieder! Freut euch, Ihr Menschen,Frühling wird’s nun bald!“...

Erfurt

Erfurt

Das Wappen der Stadt Erfurt zeigt ein silbernes, sechs-speichiges Rad, wobei zwei Speichen senkrecht stehen, inRot. Auf dem ältesten Stadtsiegel aus dem 12. Jahr-hundert ist der Patron des Erzbistums Mainz, der hl.Martin, abgebildet. Das sechsspeichige Rad erscheintetwa von der Mitte des 17. Jahrhunderts an im Siegel.Auf Münzen, Denksteinen, in Druckwerken usw. istdas Rad als Stadtwappen um 1285 erstmals zu finden.Dieses Wappen ist dem des Erzbistums Mainz ent-lehnt, zu dem die Stadt über 1000 Jahre, von etwa755 bis 1802, gehörte. Die Bedeutung des MainzerRades ist bis heute nicht eindeutig geklärt: Die volks-tümliche Erklärung ist die verbreitete Sage vom Erz-bischof Willigis, der angeblich der Sohn eines armenWagenbauers gewesen sei und trotz des Spotts deradligen Mainzer Domherren das weiße Rad im rotenFeld als Wappen geführt haben soll. Andere Er-klärungen beziehen sich auf das Zeichen des Radesin der Mythologie der Griechen und Römer sowiedas Rad als Feldzeichen einer römischen Legion –diese sind jedoch unwahrscheinlich, da der bedeu-tendste geistliche Würdenträger des Reiches, derMainzer Erzbischof, sicherlich nicht auf ein heidni-sches Symbol zurückgegriffen hat. Weitere Erklärun-gen sehen das Rad als „Kreuz oder Christusmono-gramm im Nimbuskreis“, als symbolische Darstel-lung für einen Wagen – nämlich den Wagen der Kir-che oder als mit einem Siegelrand umgebenenBischofsring. Die Flagge zeigt drei gleich breiteLängsstreifen in den Farben Rot/Weiß/Rot und amLiek einen roten Querstreifen, dessen Breite einemDrittel der Flaggenlänge entspricht, und in dessenMitte sich das Rad des Stadtwappens in Weiß befin-det.

Nach Erkenntnissen aus Bodenfunden gehörte Er-furt zu den Kerngebieten des im 4. Jahrhundert ent-standenen Stammesverbandes der Thüringer; nachder Schlacht an der Unstrut 531 kommt das ErfurterGebiet unter fränkische Oberhoheit. Die Franken

gründeten auf dem Petersberg einen administrati-ven und militärischen Stützpunkt, aus dem sich einfränkischer Verwaltungssitz entwickelte. Die erste ur-kundliche Erwähnung von „Erphesfurt“ erfolgte 742durch den Missionar Bonifatius in einem Brief anPapst Zacharias, in dem er um die Bestätigung desBischofssitzes „...in dem Ort, welcher Erphesfurtheißt, der schon vor Zeiten eine befestigte Siedlungheidnischer Bauern gewesen ist...“, bittet. Das Bis-tum Erfurt ist vielleicht schon vor dem 754 erfolgtenTode des Bonifatius aufgehoben worden, doch spä-testens unmittelbar danach. Sein Sprengel ging indem des Erzbistums Mainz auf. Erfurt wird 1120 erst-mals als „civitas“ und damit als Stadt ausgewiesen. Im12. Jahrhundert ist Erfurt ein bevorzugter Aufent-haltsort des Kaisers und damit ein Mittelpunkt derZentralgewalt. 1234 bestätigt König Heinrich VII.der Stadt alle Rechte und Freiheiten und 1250/55muss der Erzbischof die Verwaltung der Stadt einemautonomen Rat überlassen. Um 1470 erreicht das Er-furter Landgebiet seine größte Ausdehnung; es um-fasst etwa 900 km2 und fast 100 Dörfer, Burgen, Vor-werke und die Stadt Sömmerda. Mit der 1352 erfolg-ten Übertragung von Burg und Dorf Kapellendorfals Reichslehen verfügt die Stadt über reichsunmit-telbaren Besitz und erhält damit das Recht, eigeneMünzen zu prägen. 1664 kommt es zu erneuter Un-terwerfung der Stadt unter den Mainzer Erzbischof.Im Ergebnis des preußisch-französischen Vertragesgeht das Stadt- und Landgebiet Erfurt 1802 in denpreußischen Staatsverband über. Nach der Nieder-lage Preußens in der Schlacht bei Jena und Auerstedtbefindet sich Erfurt von 1806 bis 1814 unter franzö-sischer Besetzung. 1816 wird Erfurt Stadtkreis miteingeschränkten Rechten und Hauptstadt des im sel-ben Jahr gebildeten preußischen Regierungsbezir-kes Erfurt der Provinz Sachsen; 1872 scheidet Erfurtaus dem 1818 vereinigten Stadt- und Landkreis ausund bildet mit seiner Feldmark einen eigenen Stadt-kreis. 1945 wird die Stadt dem Land Thüringen zu-

Erfurt

geordnet, seit 1950/51 für zwei Jahre Regierungs-und Parlamentssitz in Thüringen und mit der Tei-lung des Landes Thüringen in drei Bezirke 1952 Be-zirksstadt des Bezirkes Erfurt; nach der Wiederverei-nigung am 3. Oktober 1990 wird Erfurt 1991wiederLandeshauptstadt des Freistaates Thüringen. Mit derGebietsreform 1994 wurde das Stadtgebiet durchEingemeindungen um 18 Ortschaften erweitert.

Das Stadtgebiet von Erfurt dehnt sich in Süd-Nord-Richtung von der Autobahn A 4 südlich des Steiger-waldes, einem bewaldeten Höhenzug aus Buntsand-stein, Muschelkalk und Keuper, entlang der Geranie-derung bis zum Erfurter Becken, einer fruchtbarenTiefebene, aus; im Nordwesten reichen die Fahner-schen Höhen mit ihrem Ostrand, der Alacher Höhe,bis in die Stadt. Die in Richtung Norden das Stadtge-biet verlassenden Flüsse Gera und Schmale Gera bil-den die Geraaue und fruchtbare Lößböden mit teil-weisen Kieseinlagerungen und unterbrochen durchden Roten Berg, einen isolierten Keuper-Härtlings-hügel. Östlich der Schmalen Gera durchzieht dasStadtgebiet ein weiterer Höhenzug (Ringelberg, Gal-genberg, Stolberg), die Melchendorf-KersplebenerLößplatte. Die Gesamtfläche der Stadt beträgt 269,08km2, liegt zwischen 158 und 430 m über NN und um-fasst 44 Stadtteile. Die zentrale und verkehrsgünstigeLage Erfurts – bereits im Mittelalter war hier derSchnittpunkt der beiden wichtigsten Handels-straßen: die Nürnberger Geleitstraße (Nord-Süd)und die „via regia“ (Ost-West) – ist der Grund für dieVerkehrsentwicklung mit dem „Erfurter Kreuz“ derBundesautobahnen A 4 und A 71, dem geplantenICE-Knoten Erfurt und dem Flughafen Erfurt-Bin-dersleben. Innerhalb des Stadtgebietes besteht eingut ausgebautes Nahverkehrsnetz mit Stadtbahn-und Buslinien, u.a. mit der im Jahr 2000 verlänger-ten Linie bis zum Wohngebiet Ringelberg und weite-ren vorgesehenen Linien bis zur Messe/Schmiraund zum Flughafen/Bindersleben. Bekannt ist Er-furt durch das einmalige Ensemble von Dom und St.Severi, weltbekannter Schatz des Erfurter Domes istdie 1497 durch den Glockengießermeister Gerhardvon Wou aus Kampen gegossene „Große Glocke“, die„Gloriosa“. Die Krämerbrücke, eine 125 m lange stei-nerne 6-Bogenbrücke, beidseitig mit 34 Wohn- undHandelshäusern bebaut, ist ein weltbekanntes weite-res Wahrzeichen Erfurts.

Archäologische Funde bezeugen die Besiedlung desErfurter Stadtgebietes bereits ab der Altsteinzeit um100.000 v.Chr. Mit der Entwicklung Erfurts als einesfrühstädtischen Zentrums in der zweiten Hälfte des9. Jahrhunderts kommen zu den bereits ansässigenAckerbauern und Viehzüchter Kaufleute und Hand-werker hinzu. In der Zeit vom 12. bis zum 14. Jahr-hundert entstehen viele Klöster, Stifte und Pfarrkir-chen als Stätten der Geistlichkeit, wodurch Erfurt

den Ruf einer türmereichen Stadt erwirbt. Weiterengeistigen Aufschwung bringt die 1392 gegründeteUniversität. Herausragende Namen sind MeisterEckhart, der Begründer der deutschen Mystik, Ul-rich von Hutten, Verfasser des zweiten Teils der„Dunkelmännerbriefe“, Martin Luther verbringt von1501 bis 1511 entscheidende Jahre seines Lebens inErfurt, Georg Faust (Doktor Faust) weilt 1513 inErfurt, Adam Ries’ Rechenbuch wird 1518 in Erfurtgedruckt, Christian Reichart, der Begründer desErfurter Erwerbsgartenbaus lebt von 1685 bis 1775in Erfurt. Gegenwärtig beträgt die Einwohnerzahl198.178 (31.12.1999).

Die Klima- und Bodenverhältnisse sowie die ver-kehrsgünstige Lage an den alten Handelsstraßenbrachten der Stadt bereits seit dem 13. Jahrhundertmit dem Anbau und Handel der Waidpflanze, ausderen Blättern ein Blaufärbemittel gewonnenwurde, wirtschaftlichen Aufschwung. Mit dem An-schluss Erfurts an das Eisenbahnnetz im Jahr 1847entwickelt sich Erfurt zu einem beachtlichen Indu-striezentrum; im gleichen Zeitraum begründet sichauch der Gartenbau und Samenhandel. Erste welt-bekannte Unternehmen waren die Schuhfabrik Lin-gel, die Fa. Pels – später Umformtechnik, Olympiabzw. Optima-Büromaschinen, Telefunken – späterFunkwerk, Kakteen-Haage, Sämereien von N.L.Chrestensen; heute sind es neben einigen noch be-stehenden Unternehmen neuentstandene, z.B. Un-ternehmen des Baugewerbes und der Kiesgewin-nung sowie das Güterverkehrszentrum als Bin-deglied des Umschlages und Transportes zwischenStraße und Schiene. Mit der neuen Messehalle ent-wickelte sich Erfurt zum Messestandort. Nicht zu ver-gessen sei die neue Funktion Erfurts als Landes-hauptstadt mit Sitz der Landesregierung, die Ansied-lung des Bundesarbeitsgerichtes mit einem Neubauam Petersberg, der Neubau des mdr-Funkhauses so-wie die neuen Bürogebäude als Standorte von Ban-ken, Versicherungen und anderen Institutionen.

In Erfurt sind mit 86 Schulen alle Schulformenflächendeckend zu finden; 1 Fachhochschule und 2Hochschulen ergänzen das Bildungsangebot in Er-furt. Die 1392 durch Bürgerwillen gegründete und1816 durch Preußen wieder geschlossene Universitäterfuhr ihre Wiedergründung im Mai 1994 – der Stu-dienbetrieb wurde 1998/99 wieder aufgenommen.Im kulturellen Angebot sind ein Dreispartentheater,für das gegenwärtig ein Ersatzneubau im Brühl ent-steht, 4 Museen, der Thüringer Zoopark und Biblio-theken, darunter der im Jahr 2000 eröffnete Neubauder Universitätsbibliothek sowie das ega-Gelände,auf dem 1961 die Internationale Gartenbau-Ausstel-lung stattfand. Neben dem Steigerwaldstadion mit20.000 Plätzen besitzt die Stadt weitere Sport- undFreizeitanlagen.

Gera

Gera

Das Stadtwappen der Stadt Gera zeigt in einem schrägge-stellten, dreikantigen Schild einen aufrechtstehenden, nachrechts gewandten, goldenen, doppelschwänzigen, ungekrön-ten Löwen auf einer schwarzen Grundfläche. Ein goldenerTurnierhelm mit zweiseitigen goldenen und auf der Rück-seite schwarzen Blätterverzierungen befindet sich zur Zierdeauf der linken Schildecke. Über dem Helm sind links vierPfauenfedern mit doppelten Pfauenaugen und rechts dreieinfache Blätter von gleicher Größe zu finden. So wird dasWappen in der Hauptsatzung der Stadt Gera vom 16.Februar 1995 beschrieben. Bereits seit dem 14. Jahr-hundert ist das Stadtwappen Geras nachweisbar. DasWappentier, der Plauener Löwe, wurde von den Vög-ten von Weida, den einstigen Territorialherren, über-nommen. Die Flagge ist schwarz-gold längs gestreift.

Gera wurde erstmals im Jahre 995 namentlich er-wähnt: König Otto III. hat am 31. März 995 der Kir-che in Zeitz die Landschaft Ponzowa mit dem festenPlatz Crossen übereignet; in einer der Urkunde an-gefügten Grenzbeschreibung wird der Name Gerazum ersten Mal erwähnt. Um 1200 wird Gera alsPfarrdorf genannt. Nur wenige Jahre später, 1237,wird Gera zum ersten Mal als Stadt genannt, undseine Einwohner werden als Bürger bezeichnet. Dieam Kreuzungspunkt regionaler Landstraßen ver-kehrsgünstig gelegene Stadt entwickelte sich zu ei-nem gewerblichen Zentrum Ostthüringens. DieTuchmacher bildeten sich als bedeutendste Zunftder Stadt heraus und stellten einen großen Teil ihrerErzeugnisse für den Export her. Geraer Tuche wer-den bereits 1401 auf der Naumburger Messe und seit1436 auf der Leipziger Messe feilgeboten. Mitte des15. Jahrhunderts setzten die Geraer Tuchmacherund Wollhändler eine stärkere städtische Selbstver-waltung durch. Das ursprünglich vom Stadtherrn,den Vögten von Weida, gesetzte Recht wurde 1487durch ein neues Stadtrecht abgelöst. Die „GeraerStatuten“ von 1487, das älteste schriftlich überlie-ferte Geraer Stadtrecht, diente einer Reihe ost-

thüringischer Städte zum Vorbild. Durch die 1831 er-lassene Stadtordnung errangen die Bürger wiederdas Recht zur kommunalen Selbstverwaltung zurück,das in der Zeit des absolutistischen Ständestaates im17. und 18. Jahrhundert verloren gegangen war.Nach der Vereinigung der drei preußischen Teil-herrschaften Schleiz, Ebersdorf und Gera zum Für-stentum Reuß j.L. im Jahre 1848 wurde Gera Haupt-und Residenzstadt. Nach dem Sturz der Monarchieund der Ausrufung der Republik in der November-revolution 1918 erzwangen die Geraer am 10. No-vember 1918 den Rücktritt von Fürst HeinrichXXVII. und des Oberbürgermeisters Dr. ErnstHuhn. Am 1. Mai 1920 ging der Volksstaat Reußdann mit sechs weiteren thüringischen Kleinstaatenin dem neugebildeten Land Thüringen auf; Gerawurde kreisfreie Stadt. Zu dieser Zeit war Gera diegrößte Stadt Thüringens; Erfurt war mit anderenpreußischen Gebietsteilen dem Land Thüringennicht beigetreten. So war Gera bis zum Ende deszweiten Weltkrieges das wirtschaftliche, soziale undkulturelle Zentrum Thüringens.

Die Stadt Gera liegt in einer reizvollen Hügelland-schaft entlang des Ufers der weißen Elster im Schnitt-punkt der drei Großlandschaften Thüringer Becken,Sächsisches Hügelland und Sächsisch-ThüringischerMittelgebirgsgürtel. Die Ortshöhenlage beträgt 205m NN (Stadtmittelpunkt, Markt); die höchste Erhe-bung beträgt 354,4 m NN (südwestlich von Falka).Das Stadtgebiet umfasst eine Fläche von 152 km2. DieStadt Gera hat 114.718 Einwohner (31.12.1999). DieStadt Gera hat einen Flugverkehrslandeplatz für einemaximale Abflugmasse von 5,7 t; Verkehrsanbindun-gen per Straße und Schiene bestehen mit den bei-den Autobahnanschlussstellen der Ost-West-Auto-bahn A 4, den Bundesstraßen B 2, B 7 und B 92 sowiemit InterRegio- und Schnellzugverbindungen nachDüsseldorf, Dresden, Hannover, Frankfurt/Main,Chemnitz, Leipzig, Hamburg und München.

Gera

Berühmtester Sohn Geras ist der am 2.12.1891 inGera geborene Maler Otto Dix, dessen Geburtshauseine ständige Ausstellung über sein Leben und Werkzeigt.

Besonders die Lagegunst und das qualifizierte undhochmotivierte Arbeitskräftepotential weisen dieStadt als Wirtschaftsstandort von Rang aus. Eine po-sitive Entwicklung ist speziell in den BereichenHandwerk, Dienstleistung und Einzelhandel zu ver-zeichnen. Groß angelegte Bauprojekte in der Innen-stadt wie die „Gera-Arcaden“, die „Amthorpassage“und das Dienstleistungszentrum „Factory“ unmittel-bar neben dem Komplex der Bundesversicherungs-anstalt für Angestellte, die perspektivisch in einerLeistungsabteilung mehr als 1000 Arbeitsplätze be-schäftigen wird, sollen das gesellschaftliche Lebenaktivieren und stärken die Rolle der Stadt als Ober-zentrum der Region. Im Bereich der innovativenTechnologien können kleinere Firmen, die vorwie-gend im Gewerbepark Keplerstraße angesiedelt sind,mit interessanten Entwicklungen von Laser-TV überneuartige Umwelttechnologien bis hin zur Medizin-technik aufwarten. Moderne Berufsbildungszentrender Kammern und die Berufsakademie bieten darü-ber hinaus interessante Ausbildungsperspektiven fürdie junge Geraer Bevölkerung. Hotels und Pensio-nen aller Kategorien und Preisklassen findet manzahlreich im Zentrum und an der Peripherie derStadt für die Besucher der Stadt. Touristische Anzie-hungspunkte bietet Gera mit dem kleinen und über-schaubaren Marktplatz, der durch seine Geschlos-senheit und die beiden Renaissancebauten Rathausund Stadtapotheke zu den schönsten in Thüringenzählt. Hervorhebenswert sind das restaurierte, reichgeschmückte Portal des Rathauses und der Simson-brunnen, ein barockes Kunstwerk eigener Prägung.Als Zeichen der Stärke und des Selbstbewusstseinsdes aufstrebenden Bürgertums wurde er 1686 vonCaspar Junghans geschaffen. Der ehemalige fürstli-che Küchengarten ist eine Symbiose aus italienischerRenaissance, französischem Barock und englischerGartenbaukunst des 18. Jahrhunderts. Sehenswertsind außerdem die Orangerie und das ehemaligeZucht- und Waisenhaus, das heute das Stadtmuseumbeherbergt, das Jugendstil-Theater sowie die um1720 errichtete Salvatorkirche mit ihrer Jugendsti-lausstattung, die gotische St. Trinitatiskirche mit ih-rer prächtigen Altar- und Deckenmalerei und dieMarienkirche mit einem spätgotischen Flügelaltaraus der Zeit um 1500. Vom im 2. Weltkrieg zerstörtenSchloss Osterstein ist nur der als Ausstellungsstättegenutzte Bergfried erhalten. Besonders interessantist Geras „Unterwelt“ mit ihren Höhlern – tieflie-gende Wirtschaftskeller, die im 17. und 18. Jahrhun-dert zur Bierlagerung genutzt wurden.

Als Bildungsangebot verfügt Gera über 43 allge-meinbildende Schulen, davon 19 Grundschulen, 12Regelschulen, 1 integrierte Gesamtschule, 6 Gymna-sien und 4 Förderschulen, außerdem über 12 berufs-bildende Schulen, davon 6 Berufsschulen, 9 Berufs-fachschulen, 4 Fachoberschulen, 2 berufliche Gym-nasien, 3 Fachschulen, 1 Berufsakademie und 4 be-rufsbildende Einrichtungen für Behinderte. Aufsozialem Gebiet verfügt die Stadt Gera über einKrankenhaus sowie verschiedene Jugend-, Senioren-und Pflegeeinrichtungen. Heute in Gera bevorzugteTraditionssportarten sind der „Gersche“ Radsport,dem Olaf Ludwig Weltgeltung verschaffte, Boxenund Rollschnellauf. Im modernen Reitstadion Gera-Milbitz finden seit 1990 populäre und anerkannteWettkämpfe, u.a. internationale Dressur- und Spring-turniere, statt. Boxkämpfe, spannende Radrennenund andere sportliche Wettbewerbe im Sportkom-plex am Stadion und im Olympiastützpunkt Vollers-dorfer Straße sorgen für ständige Abwechslung. In-teressante Ausstellungen zeigen das Museum für an-gewandte Kunst, das Museum für Naturkunde unddas Stadtmuseum. Das Theater Gera ist durch seineFusion mit dem Theater Altenburg nunmehr dasgrößte Theater Thüringens und verfügt über ein be-achtliches Leistungspotential von Oper, Operette,Musical, Konzert, Schauspiel, klassischem und mo-dernem Ballett sowie Puppenspiel. Mit dem Kultur-und Kongresszentrum verfügt Gera über eine großeund moderne Veranstaltungshalle. TraditionelleStadtfeste sind u.a. das Dahlienfest und das GeraerHöhlerfest; mit der Biennale „Goldener Spatz“, ei-nem Kinderfilmfestival von internationalem Rang,wird eine schöne Tradition fortgesetzt. Gemeinsammit der Wismut-Region Ronneburg ist die Stadt GeraAustragungsort der Bundesgartenschau 2007.

Gotha

Gotha

Das Wappen des Landkreises Gotha wurde am 28.Juni 1991 durch das Thüringer Innenministeriumgenehmigt und wird wie folgt beschrieben: Geteilt vonSilber und Rot; oben das Schloss Friedenstein in Silber undmit schwarzen Dächern; unten über einem von Silber undSchwarz geschliffenen sechsstrahligen Stern ein silbernerWellenbalken. Das herzogliche Schloss Friedensteinmit den markanten unterschiedlichen Türmen, das1993 seine 350-jährige Grundsteinlegung feierte,steht als Symbol für das Gothaer Land. Der silberneWellenbalken symbolisiert den 1366 künstlich ange-legten Leinakanal, der die Verbindung zwischenStadt und Land darstellen soll. Der Stern ist demThüringer Landeswappen entlehnt und dokumen-tiert die Zugehörigkeit des ehemaligen Herzogtumsund jetzigen Landkreises Gotha zum FreistaatThüringen. Die Tingierung Silber/Rot steht gleich-falls für Thüringen. Die Kreisfahne des LandkreisesGotha ist weiß-rot längs gestreift und trägt das Kreis-wappen.

Der heutige Landkreis Gotha gehört seit Jahrhun-derten zu Thüringen. Nach der Zerschlagung des„Königreichs der Thüringer“ regierten fränkischeund sächsische Herzöge das Land. Bereits im 8. Und9. Jahrhundert werden solche Orte wie Ohrdruf,Mühlberg, Wechmar erwähnt. So wird der UrsprungOhrdrufs auf die Zeit um 724/725 zurückgeführt, alsBonifatius, der Hauptglaubensbote der Deutschen,sein großes Wirken in Deutschland entfaltete undLullus, eifrigster Schüler des Bonifatius und dessenNachfolger weihte im Jahre 777 die Petrikirche aufder rechten Seite der Ohra. Mühlberg (anno 704) istdie älteste Gemeinde Thüringens und Wechmarwurde 786 im „Breviario Lulli“ erstmals urkundlicherwähnt. Auch die Klöster Georgenthal und Rein-hardsbrunn, ebenso die Landgrafenburg Grimmen-stein sind Zeugnisse dieser frühen Besiedlung. 1554wurde Johann Friedrich der Mittlere aus dem Ge-schlecht der Ernestiner Herzog von Gotha. Dies war

zugleich die Geburtsstunde des Herzogtums Gotha.1825 erlosch die Dynastie der Gotha-Altenburger,und es entstand in der Folge durch Neuaufteilungdas Herzogtum Sachsen-Gotha-Coburg. Nach Ab-dankung der Fürstenhäuser und deren Enteignungdurch Arbeiter- und Soldatenräte erfolgte die Grün-dung des Freistaates Gotha im Jahre 1919. Im Ergeb-nis der Reichsgesetzgebung zur Gründung des Lan-des Thüringen wurde am 1. Oktober 1922 der Land-kreis Gotha gegründet.

Der Landkreis Gotha umfasst eine Fläche von 935km2. Vom Thüringer Becken im Norden des Land-kreises erhebt sich südlich der markanten Keuper-Bergkegel und -Höhenrücken die Ohrdrufer Mu-schelkalkplatte. Im Süden wird der Landkreis vomGebirgszug des Thüringer Waldes begrenzt; diehöchste Erhebung des Landkreises ist der Große In-selsberg (916 m NN). Im Nordteil wird der Land-kreis von den Fahnerschen Höhen mit dem Abtsberg(413 m NN) durchzogen. Verkehrsmäßig reicht dieErschließung von der Bundesautobahn A 4, die denLandkreis in Ost-West-Richtung durchquert , überein Netz von Bundesstraßen (B7, B 88, B 247), bis zuder im Bau befindlichen Nord-Süd-Autobahn A 71und guten Bahnverbindungen.

Burg und Kirche Mühlbergs sind verbunden mit Ra-degunde von Thüringen, der Tochter eines Thürin-ger Königs, die als erste Christin hierzulande gilt. Be-deutende Persönlichkeiten des Landkreises warenaußerdem in Waltershausen Philanthrop Salzmannund sein Mitstreiter, der Pädagoge Gutsmuths, derden Schulsport einführte. In Gotha wirkte KonradEkhof, der „Vater der deutschen Schauspielkunst“.Mit dem 5-jährigen Aufenthalt Johann SebastianBachs wurde Ohrdruf neben Wechmar zur „Bach-Stadt“. Gustav Freytag setzte der Mühlburg in seinemWerk „Die Ahnen“ als „Das Nest der Zaunkönige“ einliterarisches Denkmal. In Neudietendorf siedelten

Gotha

sich 1743 Mitglieder und Freunde der HerrnhuterBrüdergemeine an; mit der Gründung von Manufak-turen (Aromatique-Fabrikation, Siegellackherstel-lung, Weberei und Färberei, Brauerei, Tischlereiund Schmiede) trugen diese zu einem schnellenAufstieg des Ortes bei; Waidanbau und Waidverar-beitung werden hier noch heute gepflegt. In den 5Städten und 69 Gemeinden des Landkreises lebenrund 149.500 Einwohner (31.12.1999).

Charakteristisch für die wirtschaftliche Entwicklungdes Landkreises ist die Branchenvielfalt. Betriebe derMetallverarbeitung, der Kunststoff- und Kau-tschukindustrie, aber auch der Baustoffindustrie so-wie Zulieferer für den Straßenfahrzeugbau, sind inder Region strukturbestimmend und bieten guteVoraussetzungen für weitere Investitionen ansied-lungswilliger Unternehmen. Auch heute noch istGotha das wirtschaftliche Zentrum des Kreises. Die1785 von Justus Perthes gegründete Verlagsanstalt(heute Klett-Perthes) und die seit 1821 bestehendenGothaer Versicherungen machen die Stadt bekannt.Die Traditionen der Metallverarbeitung leben weiter,so in der Gothaer Fahrzeugtechnik, bei Schmitz-Go-tha Fahrzeugwerke, 2F Getriebe, C & P Stahlmöbel;Verbandpflaster kommt von Gothaplast; Gotanostellt Wermutweine, Mixgetränke und Sekt her; Got-hard-Chemie ist für Kerzen zuständig. Neu ist derweltweit operierende Klebefolienhersteller Avery-Dennison. Industrie und Dienstleistungen sind aberauch anderen Orts zu Hause, so die GummiwerkePhönix in Waltershausen, Schlossquelle Frie-drichroda, das OTTO-Warenverteilzentrum Thürin-gen in Ohrdruf, das Warendienstleistungszentrum„Fiege“ in Apfelstädt, das REWE-Logistikzentrum beiNeudietendorf, die Spirituosenfabrik AromatiqueGmbH in Neudietendorf, die Firma Motex in Hör-selgau/Fröttstädt, die Multicar SpezialfahrzeugeGmbH Waltershausen, das EJOT SchraubenwerkTambach GmbH, Darüber hinaus ist besonders imnördlichen Teil des Landkreises die Landwirtschaft,speziell der Obstbau in den Fahnerschen Höhen, einwichtiges wirtschaftliches Standbein, während derSüden des Kreises – die Region nördlich des Renn-steigs – sich in erster Linie auf den Bereich Frem-denverkehr, Tourismus und Naherholung mit mehrals 8.000 Gästebetten spezialisiert hat. Die über 1200Jahre alte frühere Residenzstadt und heutige Kreis-stadt Gotha ist ein Glied der „Städteperlenkette“ ent-lang der A 4 sowie eine bedeutende Station derThüringer Klassikerstraße. Das Wahrzeichen derStadt, das Schloss Friedenstein, beherbergt nebenumfangreichen und vielfältigen Kunstsammlungenein in Europa einzigartiges Barocktheater, das Ek-hof-Theater, mit vollständig erhaltener Bühnentech-nik aus dem 17. Jahrhundert. Die Musiktradition desGothaer Landes führt die Thüringer PhilharmonieGotha/Suhl weiter. Von Gotha aus führt auch eine

der schönsten Überlandstraßenbahnen Deutsch-lands, die Thüringerwaldbahn, bis nach Tabarz undWaltershausen. Seit über 150 Jahren empfangen Er-holungsorte wie Friedrichroda mit der in der Nähegelegenen Marienglashöhle, Tabarz, Georgenthal,Gräfenhain mit der 96 Meter hohen Kletterwand desFalkenstein, Luisenthal, Finsterbergen und Fisch-bach mit seiner Freilichtbühne Feriengäste aus nahund fern. In Reinhardsbrunn liegt das 1828 als Jagd-schloss und Sommerresidenz des Herzogs von Sach-sen-Coburg-Gotha erbaute Schloss Reinhardsbrunn.Waltershausen als zweitgrößte Stadt des Landkreisesliegt idyllisch unterhalb des Burgberges mit SchlossTenneberg – bereits 1176 als Burg der ThüringerLandgrafen genannt. Hauptanziehungspunkt inOhrdruf ist der Tobiashammer, ein historischesPochwerk mit der größten Dampfmaschine Europas.Bekannte touristische Ziele sind auch zwei der imLandkreis liegenden Drei Gleichen, die Burg Glei-chen und die Mühlburg sowie das Naturdenkmal„Spring“, eine bis 2.000 Liter Wasser in der Minuteliefernde Karstquelle. In Catterfeld steht ein 9 Meterhoher Kandelaber an der Stelle der ersten KircheThüringens, der durch Winfried Bonifatius gebau-ten Johanniskirche. Wechmar ist fast in jedem JahrAnziehungspunkt für Trachtenfreunde. Fachkompe-tentes Handwerk aller Innungen ergänzt die Wirt-schaftsstruktur und trägt zur Stabilität bei. Drei fürThüringen bedeutende Trinkwassertalsperren fin-den sich bei Tambach und Luisenthal.

Der Landkreis verfügt über alle Schultypen in 76Schulen, einer Staatliche Fachschule und derThüringer Fachhochschule für Verwaltung. Die ge-sundheitliche Betreuung erfolgt in 3 Krankenhäu-sern; Kurkliniken und Rhabilitationseinrichtungenergänzen das Angebot. Am Boxberg bei Gotha befin-det sich eine traditionelle Galopprennbahn. Tabarzbietet mit seinem Kur- und Familienbad sportlicheBetätigung zu jeder Jahreszeit.

Greiz

Greiz

Greiz

Das Wappen des Landkreises Greiz ist über einem schwarz-gold geteilten und mit einem gebogenen, schrägrechten grü-nen Rautenkranz belegten Schildfuß von Schwarz und Sil-ber geteilt und zeigt vorn einen aufrechten goldenen, rotbe-krönten und -bewehrten Löwen und hinten einen goldenenKranich. Für dieses Wappen wurden die Wappen derehemaligen Landkreise Gera und Greiz vor 1945 so-wie Zeulenroda von 1922 zugrunde gelegt. Die allendrei Wappen gemeinsamen Symbole – der goldeneLöwe in Schwarz bzw. der goldene Kranich in Silberund der sächsische Rautenkranz – sind im Wappendes neuen Landkreises vereinigt. Der goldene Löwein Schwarz und der goldene Kranich in Silber wur-den dem Wappen der Herren Reuß entlehnt. Sie wa-ren die Landesherren des größten Teils des zum heu-tigen Landkreis Greiz gehörenden Territoriums. Einkleinerer Teil des heutigen Territoriums des Land-kreises Greiz wurde durch die Wettiner regiert. Dieseführten seit 1423 u.a. das Wappen des HerzogtumsSachsen in ihrem Wappen. Da es das ranghöchsteWappen war, wurde es bald zum Symbol für die säch-sischen Herzogtümer in Thüringen und das Köni-greich Sachsen. In diesem Landkreiswappen wurdedas ursprünglich neunmal von Schwarz und Gold ge-teilte, mit dem grünen schrägrechten Rautenkranzbelegte Wappen auf eine schwarz-goldene Teilungund den schrägrechten Rautenkranz reduziert. Dieam 16. Juni 1997 genehmigte Kreisflagge ist grün mitgelben Flanken und trägt das Kreiswappen.

Die Besiedlung des Gebietes, in dem der heutigeLandkreis liegt, erfolgte relativ spät. Als Waldlandwar es in urgeschichtlicher Zeit lediglich Durchzugs-gebiet von Menschen auf ihren Wanderschaften. Inder heutigen Region Gera-Land ist nur eine größereHöhensiedlung auf dem Eselsberg zwischen Bergaund Wünschendorf bekannt, die aus der Bronze-und früheren Eisenzeit (15. – 13. Jh. v.u.Z.) stammt.Im 9. und 10. Jahrhundert unserer Zeitrechnung er-folgte die Ansiedlung der slawischen Sorben. Ortsna-

men mit der Endung „itz“ weisen auf slawischen Ur-sprung hin. Im 12. Jahrhundert war das VogtlandZiel deutscher Ostexpansion. Ortsgründungen zudieser zeit deuten in ihren Namen mit „-grün, -dorfund -reuth“ auf germanischen Ursprung hin. DasStaufergeschlecht setzte zur Sicherung seiner Kö-nigsgewalt im 12. Jahrhundert in den hiesigenReichswaldgebieten Vögte ein. Das war der Aus-gangspunkt für die Namensgebung einer ganzengroßen Region: „Vogtland“; ein Beispiel dafür: dieHerren von Weida. Sie nannten sich ab 1209 Vögtevon Weida und ab 1244 Vögte von Weida, Gera undPlauen. Das Vogtland reichte weit über die Grenzendes heute so genannten Gebietes hinaus. Auf langeDauer sicherten sich von den Vogtsfamilien nur dasFürstenhaus Reuß Macht und Einfluss. Die jüngereLinie hatte ihren Stammsitz in Gera und Schleiz; dieältere Linie residierte in Greiz; Zeulenroda gehörtezu letzterer. Beide Fürstentümer vereinigten sich1919 zum Volksstaat Reuß, der neben anderen Her-zog- und Fürstentümern am 1. Mai 1920 in das neu-gegründete Land Thüringen als Landkreise Geraund Greiz einging. Im April 1945 – in den letztenWochen des zweiten Weltkrieges – erreichten ameri-kanische Truppen die Ostthüringer Region. Auf-grund der Vereinbarungen der Alliierten räumtensie das Land Thüringen am 3. Juli 1945, das damitder Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands zu-geordnet wurde. Mit der Gebietsneugliederung 1952entstanden die Landkreise Gera-Land, Zeulenrodaund Greiz. Als Bundesland ist Thüringen am 7. No-vember 1990 neu entstanden; mit der Gebietsreformam 1. Juli 1994 wurden die ehemaligen LandkreiseGera-Land, Zeulenroda und Greiz zum jetzigenLandkreis Greiz zusammengeschlossen.

Im Ostthüringer Raum zwischen den Flüssen Weidaund Weiße Elster liegt der Landkreis Greiz; er hateine Fläche von 843 km2 mit einer Einwohnerzahlvon ca. 125.200 Menschen (31.12.1999) und um-

rahmt gleichermaßen im Osten, Süden und Westendie kreisfreie Stadt Gera – die Ostthüringer Metro-pole. Reizvoll ist die Landschaft unserer Region, eineleicht gewellte, nach Norden allmählich abfallendeHochfläche, im Süden begrenzt durch die Ausläuferdes Thüringer Schiefergebirges und des Erzgebirges,im Norden in die Saale-Elster Sandsteinplatte über-gehend. Das schöne Tal der Weißen Elster durch-zieht den Kreis von Süd nach Nord mit großen Wald-gebieten und Landwirtschaftsflächen. Im westlichenTeil des Kreises bestimmen die drei Weida-Talsper-ren das Landschaftsbild, deren größte als das „Zeu-lenrodaer Meer“ bekannt ist. Bedeutende Diabas-brüche, Tonmulden und Ablagerungen von sandi-gem Lehm sind geologisch charakteristisch. Die Ver-waltungsgliederung des Landkreises umfasst 6Verwaltungsgemeinschaften und 5 erfüllende Ge-meinden für die insgesamt 69 Gemeinden. Das Ge-biet des Landkreises Greiz liegt in einer verkehrs-mäßig gut erschlossenen Region. Die Bundesauto-bahnen A 4, A 9 sowie A 72 tangieren das Gebiet unddie Bundesstraßen B 2, B 7, B 92, B 94 und B 175durchqueren das Kreisgebiet. Das Eisenbahnnetz hatfolgende Verbindungen, die das Kreisgebiet durch-queren: Hof – Gera, Saalfeld – Gera – Leipzig, Erfurt– Gera – Chemnitz und Gera – Greiz – Plauen –Weischlitz. Auf dem Luftweg ist das Kreisgebiet überden Verkehrslandeplatz Greiz erreichbar. Die 69 Ge-meinden des Landkreises

Bekanntheit erlangte die Stadt Bad Köstritz durchihren bekanntesten Sohn, Heinrich Schütz, geborenam 08. Oktober 1585, der als bedeutendster deut-scher Komponist vor Johann Sebastian Bach gilt.

Die Wirtschaft des Landkreises Greiz war in der Ver-gangenheit stark geprägt von der Textilindustrie, derchemischen Industrie, dem Maschinenbau, der Mö-belindustrie und dem Bergbau. Beim jetzigen Struk-turwandel ist eine Stabilisierung in den einzelnenWirtschaftsbereichen erkennbar und die wichtigstentraditionellen Industriekerne sind in diesen Bran-chen erhalten geblieben. Aufstrebende Branchensind die Umwelttechnik und Elektrotechnik/Elek-tronik; Einrichtungen wie das Textilforschungsinsti-tut Thüringen-Vogtland e.V. in Greiz zeugen vondem Bestreben, auch auf innovativem Gebiet denneuen Landkreis zu prägen. Heute wird die Wirt-schaft des Landkreises vorwiegend durch den Mittel-stand geprägt; einen Hauptteil nehmen das verarbei-tende Gewerbe, der Dienstleistungsbereich und dasBaugewerbe ein. Namhafte Unternehmen sind u.a.AKCROS CHEMICALS GmbH & Co. KG Greiz, FIN-STRAL Fenster und Türen GmbH Greiz, BAUER-FEIND Phlebologie GmbH & Co. KG Zeulenroda,RASTER Zeulenroda Werkzeugmaschinen GmbH,Breckle Matratzenwerk Weida GmbH, ZPM Zeulen-roda Präzision Maschinenbau GmbH, Thüringer

Teppichfabriken Münchenbernsdorf GmbH, Dolo-mitwerk GmbH Wünschendorf, Chemiewerk BadKöstritz, MEFRO Räderwerk GmbH Ronneburg, Bo-art Ceramics GmbH Technische Keramik Auma undnicht zuletzt die Köstritzer Schwarzbierbrauerei.Fremdenverkehr und Tourismus profitieren von denvielen geschichtlichen und kulturellen Traditionendes Landkreises; das sind – um nur einige zu nennen– das Greizer Sommerpalais mit einer bedeutendenBücher- und Kupferstichsammlung und dem SATI-RICUM sowie die Stadt Bad Köstritz – die Stadt derdrei „B“: Bad, Bier, Blumen mit dem Heinrich-Schütz-Haus als Forschungs- und Gedenkstätte. Se-henswert sind die vielen historischen Anlagen undBauten, wie die Osterburg in Weida, das Obere undUntere Schloss in Greiz, die Burgruine Reichenfelsin Hohenleuben, das Kloster Mildenfurth in Wün-schendorf, der über 300jährige Greizer Park oderdie einzige in Deutschland original erhaltene über-dachte Holzbrücke in Wünschendorf, das klassizisti-sche Rathaus in Zeulenroda, die einzige im weitenUmkreis erhalten gebliebene sächsische Postmei-lensäule in Auma und der als kleiner Stadtpark ge-staltete Marktplatz von Berga.

In Trägerschaft des Landkreises Greiz befindet sichein weitverzweigtes Netz von Bildungseinrichtungen.Dazu zählen 28 Grundschulen, 19 Regelschulen, 5Gymnasien, 4 Berufsschulen, 1 Volkshochschule mitAußenstellen, 1 Musikschule, 2 Förderzentren, 2 För-derschulen für Lernbehinderte und 2 Schulland-heime. Dazu kommen weitere Bildungseinrichtun-gen in kommunaler oder freier Trägerschaft. Im Be-reich Sport und Freizeit stehen zahlreiche Angebotezur Verfügung, so z.B. ein Wasserfreizeit- und Erleb-nisbad, zwei Hallenbäder, sechs Freibäder, drei Na-turbäder, 57 Sporthallen, 79 Kleinspielfelder, 56Großspielfelder, fünf Tennisanlagen mit insgesamt16 Plätzen, 28 Kegelbahnanlagen, fünf Bowlinganla-gen, 16 Schützenanlagen, 25 Reitplätze/Reithallen,eine Eislaufbahn. Auch kulturell und künstlerisch In-teressierten stehen im Landkreis viele Einrichtungenoffen, so u.a. 23 Bibliotheken, zehn Museen/Kunst-sammlungen und eine Reihe von Heimat- und Bau-ernstuben, neun Galerien, drei Tierparks/-gehege,ein Theater, drei Filmtheater, drei Orchester, 33 En-sembles und Chöre.

Hildburghausen

Hildburghausen

Hildburghausen

Das Thüringer Landesverwaltungsamt hat am 08.Mai 1996 das nachfolgend beschriebene Wappen desLandkreises Hildburghausen genehmigt: Das Wappendes Landkreises Hildburghausen ist golden, geteilt durcheine eingebogene erniedrigte rote Spitze, die im Schildfuß mitdrei silbernen Spitzen belegt ist und zeigt vorn einenschwarzen, rot bewehrten und bezungten linkssehendenLöwen und hinten auf einem grünen Dreiberg eineschwarze, rotbewehrte Henne mit rotem Kamm und rotemLappen. Der Landkreis wählte für sein Wappen Sym-bole ehemaliger Territorialherrschaften auf demheutigen Kreisgebiet. An erster Stelle steht der Löweder Markgrafen von Meißen. Dieses Symbol verweistdarauf, dass erhebliche Teile des heutigen Kreisge-bietes im Besitz der Wettiner, nach 1485 im Besitzwechselnder Linien der Ernestiner, waren. Aus de-ren zusammengesetzten Wappen wurde derschwarze, rotbewehrte Löwe in Gold entlehnt. Dasredende Wappen der Grafen von Henneberg stehtfür die Zugehörigkeit weiter Teile des Kreisgebieteszur ehemaligen Grafschaft Henneberg. In geistlicherHinsicht gehörte das heutige Gebiet des LandkreisesHildburghausen zum Bistum Würzburg. Aber auchin weltlicher Hinsicht gehörten einzelne Teile desKreisgebietes eine Zeit lang zum Würzburger Bis-tum. Die Zugehörigkeit zu diesem fränkischen Bis-tum wird durch den sogenannten „Fränkischen Re-chen“ – drei silberne Spitzen in Rot – dargestellt. Dieam 08. Mai 1996 genehmigte Kreisflagge ist weiß-rotlängs gestreift und trägt in der Mitte das Kreiswap-pen.

Schon 800 – 400 v.u.Z. siedelte im Gebiet des heuti-gen Landkreises eine in Nordostbayern ansässigeRandgruppe der Hallstattkultur, in der die Hügel-grabsitte wieder auflebte. Bei Harras wurde eine 15Hügel umfassende Grabhügelgruppe gefunden. Mitdem Vorrücken der germanischen Stämme seit dem2. Jh. v.u.Z. gerieten die Kelten in zunehmende Be-drängnis und es erfolgte eine Besiedlung durch die

Hermunduren und Markomannen. Im Ergebnis derWanderungen germanischer Stämme schlossen siesich im 5. – 7. Jahrhundert unter einem Stammeskö-nigtum zusammen. Im Jahre 531 erlag es dem An-sturm der Franken und Sachsen und wurde demFrankenreich einverleibt; damit begann die ständigeBesiedlung des Gebietes durch fränkische Bauernund setzte sich nach dem 10. Jahrhundert im Ge-birgsbereich des Thüringer Waldes fort. Nach Herr-schaft durch die Grafen von Henneberg im 12./14.Jahrhundert gelangten große Teile des heutigenLandkreises 1374 in den Machtbereich des Markgra-fen von Meißen. 1680 entstand das Herzogtum Sach-sen-Hildburghausen, ein absolutistisch regierterZwergstaat, der 1826 im Herzogtum Sachsen-Meinin-gen aufging. Mit dem Gesetz vom 15.04.1868 ent-stand aus den Verwaltungsämtern Hildburghausen,Heldburg, Eisfeld und Römhild mit Themar derLandkreis Hildburghausen. Dieser besteht seit die-sem Zeitpunkt ununterbrochen, jedoch mit territo-rialen Änderungen: Nach dem Thüringer Neuglie-derungsgesetz vom 16.08.1993 erweiterte sich derLandkreis um Gebiete der ehemaligen Kreise Suhl-Land und Meiningen.

Geologisch und geomorphologisch gesehen hat dasTerritorium des Landkreises Anteil am ThüringerWald/Thüringer Schiefergebirge und am thürin-gisch-fränkischen Triasgebiet. Quartäre Flussschot-terterrassen im Werratal lassen es gerechtfertigt er-scheinen, diese als eigenständige Landschaftseinheitinnerhalb des Triasgebietes herauszustellen. Dasobere Waldgebiet/Gebirgsland – an der Grenze zwi-schen Thüringer Wald und Thüringer Schieferge-birge – ist durch die Verbreitung des Rotliegendendes Perm und von vorkarbonischen und karboni-schen Schiefern bestimmt. Das Vorgebirgsland/Vor-waldgebiet als Teil des Südthüringer-FränkischenTriasgebietes wird gegen das Gebirge durch die süd-westlichen Randstörungen des Thüringer Gebirges

begrenzt und wird von flachen Wellen und Einzel-bergen des Buntsandsteins charakterisiert. Das Wer-ratal ist als asymetrisches Sohlental geformt, dasdurch Flussbegradigungen und übermäßige Melio-ration seines natürlichen Zustands beraubt ist. ImMittellauf bei Hildburghausen zeugen zwei Schotter-terrassen vom Wechsel von Erosion und Ablagerungin der Eiszeit und Nacheiszeit. Die Frankenschwelle,ein Muschelkalkplateau mit schmalen Seitentälern,wird durch die Gesteine des mittleren und oberenMuschelkalks geprägt; im oberen Muschelkalk zeigtsich eine Fülle von vorrangig tierischen Resten. Dersüdliche Teil des Landkreises besteht aus den nördli-chen Ausläufern des südlichen Schichtstufenlandes,deren Gesteine vom Muschelkalk bis zum Jura rei-chen. Keupergesteine – durch eine Vielzahl ständigwechselnder Gesteinsarten mit unterschiedlichenFärbungen gekennzeichnet – nehmen dabei diegrößeren Flächen ein. Auch der Tertiär hat im Land-kreis markante Spuren hinterlassen: die beidenGleichberge, der Straufhain und der Burgberg beiHeldburg zeugen von aktiver vulkanischer Tätigkeit.Der Landkreis hat eine Gesamtfläche von 937,2 km2

mit insgesamt 74.167 Einwohnern (31.12.1999).Höchster Punkt im Landkreis ist der Neuhäuser Hü-gel mit 891 m über NN in der Nähe des Adlersber-ges; niedrigstgelegener Ort ist Lindenau mit 279 müber NN. Das Verkehrsnetz weist neben 396 km Lan-desstraßen 96 km Bundesstraßen der B 4, B 89, B247, B 281 und B 281a aus.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt Hild-burghausen als „Stadt der Schulen“ und durch dasBibliographische Institut von Joseph Meyer (Erstaus-gabe von Meyers Lexikon 1840–1855) weltbekannt;Carl Joseph Meyer verlegte seinen 1826 in Gotha ge-gründeten Verlag 1828 nach Hildburghausen. Derspätere Opernkomponist Carl Maria von Weber er-hielt als Zehnjähriger (1796) seinen ersten Klavier-unterricht in Hildburghausen. Der SchriftstellerOtto Ludwig – er schrieb u.a. die Dorfgeschichte„Die Heiterethei“, die tragische Erzählung „Zwi-schen Himmel und Erde“ und die Tragödie „DieErbförster“ – wurde 1813 in Eisfeld geboren. Der Ur-sprung des Münchner Oktoberfestes ist in Hildburg-hausen zu finden: Die im Jagdschloss in Seidingstadtgeborene Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburg-hausen heiratete König Ludwig den I. von Bayern.Aus Anlass der Hochzeit wurde in München das Ok-toberfest auf der nach ihr benannten „Theresien-wiese“ erstmals gefeiert.

Land- und Forstwirtschaft waren die bedeutsamstenWirtschaftszweige. 1760 entstand in Veilsdorf einePorzellanmanufaktur – die älteste Thüringens. ImWald- und Vorwaldgebiet hatte sich bereits eineReihe von Glashütten entwickelt. Weit verbreitet imKreisgebiet war das Mühlengewerbe (Mahl-, Öl-,

Schneide-, Papier- und Märbelmühlen). Dominantblieben die Landwirtschaft und der Fremdenver-kehr; 43,8 % der Gesamtfläche des Kreises sind be-waldet. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts entstan-den zahlreiche Betriebe. Parallel dazu wurde dieGroßproduktion in der Landwirtschaft aufgebaut.Diese Strukturen wurden nach der Wende zu markt-wirtschaftlichen Unternehmen umgewandelt. Nam-hafte Unternehmen sind u.a. die Geräte- und Pum-penbau GmbH Merbelsrod, die Analytik EisfeldGmbH, die Feintechnik Eisfeld, das PorzellanwerkKloster Veilsdorf, die Kern-Technik Schleusingen so-wie der IHB Schleusingen. Touristische Hauptzielesind das Skigebiet am Rennsteig, das um die höchst-gelegene Gemeinde Masserberg gleichzeitig dasTourismuszentrum des Landkreises darstellt. Nebendem Oberen Waldgebiet mit der Rennsteigregionbestimmen die Landschaftsgebiete des KleinenThüringer Waldes, des Werratales, das Gleichbergge-biet mit Grabfeld und das Heldburger Unterland mitdem Straufhain die Attraktivität des Landkreises imSüden des Freistaats Thüringen. Darüber hinaus be-finden sich im Landkreis weitere sehens- und erle-benswerte Einrichtungen, so z.B. das Stadtmuseumsowie das Milch- und Reklamemuseum Hildburghau-sen, das Schlossmuseum Eisfeld, das Naturhistori-sche Museum Bertholdsburg Schleusingen, das Hennebergische Museum Kloster Veßra, das Steins-burgmuseum sowie das Museum „Keramik Interna-tional“ mit Hönn’scher Sammlung in der Glücks-burg in Römhild. Weitere Sehenswürdigkeiten undAusflugsziele sind die Rennsteigwarte Masserberg,die Werraquelle bei Fehrenbach, der Freizeit- undErholungspark Waffenrod-Hinterrod, der Bleßbergmit Aussichtsturm und Wanderheim, die Trinkwas-sertalsperre Schönbrunn, die Köhlerei Schleusinger-neundorf, der Bergsee Ratscher bei Schleusingen,der Adlersberg mit Aussichtsturm, das Biosphärenre-servat Vessertal, der historische Marktplatz mit Re-naissance-Rathaus Hildburghausen, Großer undKleiner Gleichberg, die Kilianskirche mit Schwalben-nestorgel in Bedheim, die St. Bartholomäuskirche inThemar und die Stiftskirche in Römhild.

Der Landkreis besitzt eine Vielzahl von Sport- undFreizeiteinrichtungen sowie als kulturelle Angebotedas Stadttheater Hildburghausen – ältestes bespieltesTheater Deutschlands – und das Naturtheater Stein-bach-Langenbach. Traditionelle Feste im Landkreissind u.a. das Eisfelder Kuhschwanzfest, das Theresi-enfest in Hildburghausen, das Adlers- und Bleßberg-fest, das Turmfest in Masserberg, die Hullefranz-nacht in Schnett, das Country-Festival am BergseeRatscher und das Country Camp in Henfstädt sowiedie Thüringer Montgolfiade in Heldburg.

Ilm-Kreis

Ilm-Kreis

Ilm-Kreis

Das Thüringer Landesverwaltungsamt hat am 01. Fe-bruar 1995 das Wappen des Ilm-Kreises wie folgt ge-nehmigt: Das Wappen ist geviertet von Gold und Blau undzeigt oben im Feld 1 einen schwarzen, rotbewehrten, rechts-blickenden Adler, in den Feldern 2 und 3 einen goldenen, rot-bewehrten, rechtsschreitenden, aufrechten Löwen, im Feld 4auf einem schwarzen Berg eine schwarze Henne mit roter Be-wehrung sowie rotem Kamm und Lappen. Für das Wappenwurden Symbole der das Territorium ehemals prägen-den Territorialherrschaften gewählt. Der Hauptanteildes heutigen Gebietes des Ilm-Kreises befand sich ehe-mals im Besitz der Fürsten von Schwarzburg. Deshalbwurde das Symbol des Stammwappens, der goldeneLöwe auf blauem Grund, zweimal in das Wappen auf-genommen. Für die später in hennebergischen Besitzübergegangenen Gebiete, vor allem Ilmenau und Um-gebung, wurde das Symbol der Grafen von Henne-berg, hier vorwiegend aus ästhetischen Gründen dar-gestellt auf einem schwarzen Berg anstelle des grünenDreiberges, aufgenommen. Für das Arnstädter Gebietwurde das redende Wappen der Stadt in das Kreiswap-pen aufgenommen. Gleichzeitig kann der schwarzeAdler in Gold auch die Schwarzburger Fürstentümersymbolisieren, da Arnstadt unter Schwarzburger Herr-schaft stand. Die am 01. Februar 1995 genehmigteFlagge des Ilm-Kreises ist geviertet von Schwarz undGelb und trägt das Kreiswappen.

Zum heutigen Ilm-Kreis gehören Territorien vonsechs ehemaligen Thüringer Fürstenhäusern: denKäfernburger Grafen, den Henneberger Grafen,den Schwarzburger Dynastien und den HäusernSachsen-Gotha, Sachsen-Weimar sowie Sachsen-Mei-ningen. So standen im 14. Jahrhundert sowohl Il-menau als auch Arnstadt zeitweilig unter der Herr-schaft der Käfernburg-Schwarzburger Dynastien. Zudieser Zeit ist das heutige Ilmenau, das 1273 erstmalsurkundlich erwähnt wurde, bereits 1341 als Stadt be-zeugt. 1343 kam Ilmenau durch Verkauf an die Gra-fen von Henneberg; Arnstadt blieb unter Schwarz-

burger Herrschaft. Nach dem Erlöschen der Henne-berger Herrscherlinie im Jahr 1583 fiel das Amt Il-menau an das Haus Sachsen. Mit der Bildung desLandes Thüringen im Jahre 1920 wurde der Land-kreis Arnstadt gebildet. Sein Territorium erstrecktesich von Rockhausen im Norden bis nach Masser-berg im Süden, von Riechheim im Osten bis Holz-hausen im Westen; Arnstadt war kreisfreie Stadt mitSitz des Landkreises. 1951 wurde die Stadt Arnstadtin den Landkreis aufgenommen. 1952 erfolgte dieTeilung in die beiden Kreise Arnstadt und Ilmenau;der Kreis Arnstadt wurde dem Bezirk Erfurt zuge-ordnet und der Kreis Ilmenau kam zum Bezirk Suhl.Nach der Gebietsreform 1994 wurden beide Land-kreise wieder zu einem Landkreis mit dem NamenIlm-Kreis und der Kreisstadt Arnstadt vereint.

Der Ilm-Kreis, in der Mitte Thüringens gelegen, um-fasst eine Fläche von 850 km2. Im Norden grenzt derLandkreis an die Landeshauptstadt Erfurt und imSüden reicht er bis an den Kamm des Thüringer Wal-des; die beiden Flüsse Gera und Ilm prägen denLandkreis im Westen bzw. im Osten. Die Landschaftreicht vom Südrand des Thüringer Beckens – dieserTeil ist meist hügelig – über die reich bewaldeten,von Flusstälern durchschnittenen Vorberge desThüringer Waldes bis zum Gebirgsmassiv mit denhöchsten Bergen des Thüringer Waldes, demGroßen Beerberg mit 982 Meter und dem Schnee-kopf mit 978 Meter Höhe. Verkehrsmäßig ist das Ge-biet des Landkreises gut erschlossen: Das bestehendeNetz der Bundesstraßen B 4, B 87 und B 88 gewähr-leistet eine bequeme und schnelle Erreichbarkeitder Autobahnen A 4 und A 9; der gegenwärtige Bauder A 71 von Erfurt nach Schweinfurt bzw. Bambergdirekt durch den Ilm-Kreis ergänzt dieses Auto-straßennetz. Auf dem Schienenweg ist die Regionüber Erfurt mit allen Zentren Deutschlands und dar-über hinaus mit einer Reihe europäischer Groß-städte direkt verbunden.

Der Nordteil des heutigen Ilm-Kreises bot als Kultur-landschaft seit 6000 Jahren denkbar günstige geogra-phische Voraussetzungen für menschliche Ansied-lungen. So gilt die Kreisstadt Arnstadt nach der ur-kundlichen Ersterwähnung vom Jahre 704 als frühe-ster genannter Ort Thüringens. Im nördlichenKreisgebiet war die Landwirtschaft vorherrschend,während sich entlang der alten Handelsstraße, derheutigen B 4, Städte mit Handel und Handwerk her-ausbildeten. Das Gebiet um Ilmenau war durch Berg-bau, vor allem Silber und Kupferschiefer, und dieGlasherstellung geprägt. Als bedeutende Persönlich-keiten sind zu nennen: Johann Sebastian Bach, dervon 1703 bis 1707 Organist in Arnstadt war, JohannWolfgang von Goethe, der auf dem Kickelhahn dieVerse von Wanderers Nachtlied schrieb:

Über allen Gipfeln ist Ruh’,in allen Wipfeln spürest du

kaum einen Hauch,die Vöglein schweigen im Walde,

warte nur, balderuhest du auch,

die 1825 in Arnstadt geborene Eugenie John, unterdem Pseudonym „Marlitt“ bekannte Autorin der„Gartenlaube“. Heute hat der Ilm-Kreis mit 44 Ge-meinden (davon 7 Städte) 122.513 Einwohner; 45 %von ihnen wohnen in den beiden Städten Arnstadtund Ilmenau (Stand: 31.12.1999).

Die Wirtschaft im Ilm-Kreis war ursprünglich geprägtdurch Landwirtschaft und durch die alte Handels-straße und die an ihr liegenden Orte mit Händlern,Fuhrleuten und Handwerkern sowie durch die aus-gedehnten Waldgebiete mit Holzfällern, Köhlern,Pechsiedern und Glasbläsern. Später kamen derBergbau, die Porzellanmanufakturen und schließ-lich Industriebetriebe hinzu. Mit dem Übergang indie Marktwirtschaft kam es zu einem drastischen Ar-beitsplatzabbau. Teile der ehemaligen Großbetriebewie Fernmeldewerk, Chemieanlagenbau, Porzellan-werk und Glaswerk wurden in ihrem Kernbereichprivatisiert. Der nördliche Teil des Ilm-Kreises hatsich aufgrund der topographischen Lage um dieOrte Arnstadt und Ichtershausen als exponierter In-dustrie- und Gewerbestandort entwickelt. Die land-wirtschaftliche Nutzung der sehr ertragreichen Bö-den ist dennoch gewährleistet; 39,7 % der Fläche desLandkreises werden landwirtschaftlich genutzt. AlsWirtschaftsfaktor zählt auch der VerkehrslandeplatzKategorie II in Alkersleben/Wülfershausen. Im mitt-leren Teil des Ilm-Kreises profiliert sich die Univer-sitätsstadt Ilmenau im Technologiedreieck Jena-Er-furt-Ilmenau. Rund um die Universität entwickeltsich ein Technologie- und Forschungspark mit vieleninnovativen Unternehmen. Der südliche Teil desIlm-Kreises mit seinen ausgedehnten Waldflächendes Thüringer Waldes ist im wesentlichen durch denWirtschaftszweig Tourismus geprägt; ca. 43 % der

Fläche des Landkreises sind forstwirtschaftlich ge-nutzt und der Wald dient außerdem der Holzpro-duktion. In der Region um Gehren und Großbrei-tenbach sind ebenfalls Gewerbegebiete entstanden.Markante Anziehungspunkte für Touristen sind dieWachsenburg, eine der „Drei Gleichen“, derHöhenwanderung Rennsteig mit der Schmücke,dem Schneekopf und dem Großen Beerberg, dieLange-Berg-Region mit dem Karl-Günther-Denkmal,das Biosphärenreservat „Vessertal“ bei Schmiede-feld, der ehemalige Grenzort Neustadt a. R. an derGrenze zwischen dem Herzogtum Sachsen-Meinin-gen und dem Fürstentum Schwarzburg-Sondershau-sen mit zwei Kirchen, zwei Schulen und zwei Fried-höfen, Großbreitenbach mit der größten Holzfach-werkkirche Thüringens, das Tal der Wilden und derZahmen Gera mit Gräfenroda, der „Wiege der Gar-tenzwerge“, Plaue mit der wahrscheinlich größtenKarstquelle Thüringens dem „Plauer Spring“, Fran-kenhain mit der Lütsche-Talsperre, das Landschafts-schutzgebiet „Singer Berg“ mit der kleinsten Braue-rei Thüringens in Singen, die mit musealer Techniknoch heute ein gutes Bier braut, Arnstadt mit derweltbekannten Puppensammlung „Mon Plaisir“,Stadtilm mit dem 202 Meter langen 13-bögigen Via-dukt und dem größten Marktplatz Thüringens, Il-menau mit dem durch Goethe berühmt gewordenenKickelhahn, sowie der Aussichtspunkt „RiechheimerBerg“. Als besonders ausgeprägte Naturschönheitensind noch die Orchideenvorkommen im Ilm-Kreis,das Ilmenauer Teichgebiet und die Reinsberge zunennen.

Der Ilm-Kreis verfügt über ein breites Angebot viel-fältiger Schulformen: Beide Mittelzentren sind Gym-nasialstandorte und besitzen staatliche Berufsbil-dungszentren. Das Angebot an solider und breit ge-fächerter Ausbildung vervollständigen die Fach-schule für Technik Ilmenau und das Ilmenau-Kolleg,Musik-, Volkshoch- und Sonderschulen. Ilmenau istStandort der einzigen Technischen Universität desFreistaats Thüringen; Vorgänger der TU Ilmenauwar das bereits 1894 gegründete „ThüringischeTechnikum Ilmenau“, das 1963 in den Rang einerTechnischen Hochschule erhoben und 1992 Techni-sche Universität wurde. Die soziale Struktur weistdrei Kreiskrankenhäuser und die Orthopädische Kli-nik Marienstift Arnstadt aus. Kulturelle Angebotegibt es mit dem „Theater im Schlossgarten“ Arnstadtsowie verschiedenen regionalen Veranstaltungen,z.B. Thüringer Orgelsommer, Thüringer Bachwo-chen. Der GutsMuths-Rennsteiglauf (Zielort Schmie-defeld) ist ein sportlicher Höhepunkt; in Arnstadtfindet jährlich die Veranstaltung „Hochsprung mitMusik“ statt.

Jena

Jena

Jena

Das Wappen der Stadt Jena, am 02. September 1994durch ein Gutachten des Thüringer Landesverwal-tungsamtes bestätigt, hat folgende Blasonierung: InSilber ein silbern-blau gekleideter Engel mit langen goldenenHaaren sowie Nimbus, Harnisch, Helm und Flügeln inGold. Mit der Rechten stößt er einem grünen Drachen eineLanze in den Rachen, in der Linken hält er einen goldenenSchild mit aufgerichtetem schwarzen Löwen; der linke Fußsteht auf dem Drachen. Unter dem Drachen befindet sich einkleiner silberner Schild mit blauer Weintraube. DiesesWappen ist aus dem historischen Siegel des JenaerStadtrates hervorgegangen – das älteste Siegelstammt aus dem Jahre 1288 und zeigt bereits den Er-zengel Michael. Dieser ist der Patron der Stadtkirchesowie der Schutzheilige der Stadt Jena. Das tatsächli-che Wappen war, wie auf den Jenaer Brakteaten so-wie an alten Grenzsteinen in der Jenaer Flur ersicht-lich ist, die Weintraube. Als Hinweis auf den einstblühenden Weinanbau in Jena ist unter dem Dra-chen Jenas altes Wahrzeichen, die blaue Weintraubeauf silbernem Grund, zu finden. Als die Landgrafenvon Thüringen die Stadtherrschaft von allen Lobde-burgern übernahmen, wurde zusätzlich der meißni-sche Löwenschild ins Siegel aufgenommen und da-mit in das Wappen übernommen. Die Flagge derStadt Jena ist blau-weiß-gelb längs gestreift und trägtin der Mitte das Stadtwappen.

Im 9. Jahrhundert wird Jena als Jani erstmals er-wähnt. Seit dem 12. Jahrhundert war es im Besitz derHerren von Lobdeburg, von denen es um 1230 auchdie Stadtrechte erhielt; die erste urkundliche Erwäh-nung als Stadt erfolgte 1236. In der 2. Hälfte des 13.Jahrhunderts verminderte sich laufend der Besitz-stand der Lobdeburger; in den Vollbesitz von Jenagelangte das Thüringer Landgrafenhaus, indem eszunächst durch Heirat in den Jahren 1289 und 1300die Westhälfte und schließlich durch Kauf den vonden Leuchtenburgern an die Grafen von Schwarz-burg verpfändeten östlichen Teil 1331 erwarb. 1332

erteilten sie Jena das gothaische Stadtrecht.Während der Reformationszeit stand Jena stets imMittelpunkt der Ereignisse. Mitte des 16. Jahrhun-derts beschloss Johann Friedrich der Großmütige, inJena eine neue Universität zu eröffnen. Nach der Er-teilung des Kaiserlichen Privilegs fand am 2. Februar1558 die feierliche Eröffnungszeremonie der JenaerUniversität statt. Ende des 17. Jahrhunderts hatteJena eine der größten deutschen Universitäten, diedarüber hinaus als eine der bedeutendsten europäi-schen Hochschulen galt. 1741 kam der Ort an dasHerzogtum Sachsen-Weimar. 1806 fand die Schlachtbei Jena und Auerstedt statt, bei der Preußen gegendie Franzosen eine Niederlage erlitt. 1815 erfolgte inder „Grünen Tanne“ die Gründung der Jenaer Ur-burschenschaft, die durch das 1817 durchgeführte„Wartburgfest“ bekannt wurde. Ende des 19. Jahr-hunderts erfolgte die Gründung der beiden weltbe-deutenden Unternehmen Glaswerk Schott & Gen.sowie Carl-Zeiss-Stiftung, wodurch sich die Stadt zumIndustriestandort entwickelte. 1945 wurde die Stadtbei Luftangriffen schwer zerstört. Markante Punktedes Neuaufbaus sind das 1972 errichtete Univer-sitätshochhaus – mit 121 m höchstes Bauwerk imStadtgebiet – und das Einkaufszentrum „Goethe-Ga-lerie“.

Jena liegt im mittleren Saaletal, das den Stadtkreisauf einer Länge von ca. 12 km durchzieht und derStadt die langgestreckte Gestalt verleiht. Die unter-schiedliche geologische Struktur zeigt mittlerenBuntsandstein und unteren Muschelkalk im Ostender Saale, mittleren und oberen Muschelkalk sowieKeuper nach Westen hin. Daher findet man imfesten Gestein des Westens nur kurze, tief einge-schnittene Täler (Mühltal), im mürben Sandstein imOsten jedoch breite, sanft geschwungene Talmulden(Rodatal). Die Gesamtfläche der Stadt beträgt11.422 ha; davon entfallen allein auf Wälder, Acker-und Dauergrünland 7.200 ha. Die Einwohnerzahl

beträgt 99.779 (31.12.1999). Niedrigster Punkt imStadtgebiet ist der Saalespiegel am nördlichen Stadt-ausgang mit 136 m über NN; höchster Punkt ist derCospoth mit 399,2 m über NN. Verkehrsmäßig istJena gut erschlossen: über die Anschlussstellen Jena-Lobeda und Jena-Göschwitz ist die Stadt an die Auto-bahn A 4 angeschlossen; die Bundesstraßen B 7 undB 88 kreuzen sich in Jena. Über das Schienennetz istJena Haltepunkt für den IC München – Berlin undIR Chemnitz – Kassel – Dortmund – Aachen.

Jena war bereits in früheren Jahrhunderten ein Ortbekannter Persönlichkeiten: Zu nennen ist KurfürstJohann Friedrich der Großmütige, der die JenaerUniversität gründete. Um 1800 wurde Jena zurHauptstadt der klassischen deutschen Philosophieund der deutschen Romantik; große Namen, wieWeigel, Fichte, Hegel, Goethe, Schiller, Novalis, Hae-ckel und Hufeland legen davon Zeugnis ab. Weiterehistorische Persönlichkeiten, die mit ihren Leistun-gen der Stadt Jena einen Ruf einbrachten, der weitüber Thüringen hinaus unverwechselbaren Klangbesitzt, sind Ernst Abbe, Carl Zeiss und Otto Schott.

Im 14. und 15. Jahrhundert siedelten sich zahlreicheKaufleute und Handwerker in Jena an und trugenzum Aufblühen der noch jungen Stadt bei; die wich-tigsten Gewerbe waren der Weinbau, die Brauerei,die Böttcherei, die Tuchmacherei und die Gerberei.Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gehörte Jena nebenLeipzig zum bekanntesten Zentrum des Verlagswe-sens, des Buchhandels und der Druckerei. 1846eröffnete Carl Zeiss seine erste optische Werkstatt;1866 wurde Ernst Abbe sein Mitarbeiter. Ergebnisdieser Verbindung von Wissenschaft und Produktionwaren Instrumente, die bald hohes Ansehen auf derganzen Welt erreichten. Besonders förderliche Be-dingungen für die Entwicklung der Firma schuf dieCarl-Zeiss-Stiftung, die 1889 von Ernst Abbe ins Le-ben gerufen wurde. 1884 gründeten Ernst Abbe undOtto Schott ein Glastechnisches Laboratorium, dasspätere Glaswerk. Mit dem Bau neuer Fabrikgebäudeerhielt die Stadt auch allmählich die Kontur einer In-dustriestadt. 1950 entstand als weiterer Großbetriebdas Unternehmen Jenapharm. Durch direkte Kriegs-einwirkungen erlitten die Großbetriebe der Stadthohe Verluste an Mitarbeitern, einen drastischenProduktionsrückgang und z.T. beträchtliche Zer-störungen. Nach dem Wiederaufbau entstand dasVorzeigekombinat Carl Zeiss Jena. Der nach derWende einsetzende Strukturwandel führte zur Ent-wicklung der Carl Zeiss Jena GmbH und Jenoptik AG(beide Nachfolgeunternehmen des ehemaligenKombinates Carl Zeiss), der Schott Jenaer GlasGmbH, der Jenapharm GmbH & Co. KG sowie einerVielzahl neu- bzw. ausgegründeter Technologiefir-men. Eine Neuorientierung von Forschung undWirtschaft erfolgt auf dem Gebiet der Biotechnolo-

gie. Fremdenverkehr und Tourismus bieten Sehens-würdigkeiten sowie Kultur- und Freizeitangebote an,so u.a. das Zeiss-Planetarium, der Botanische Garten,Optisches und Phyletisches Museum, das Stadtmu-seum „Göhre“, das Rathaus mit dem „Schnapphans“,einem der „sieben Wunder Jenas“, den 1903 einge-weihten Gebäudekomplex „Volkshaus“, das Theater-haus Jena GmbH, verschiedene Sportanlagen, dar-unter das Fußball- und Leichtathletikstadion, Frei-und Hallenbäder sowie Ausflugsziele wie den Fuchs-turm, Jenzig usw.

Die soziale Sicherung hat in Jena ihre Quellen be-reits in der Carl-Zeiss-Stiftung: diese erfüllte denZweck der „dauerhaften Fürsorge für deren wirt-schaftliche Sicherung“ und „größerer sozialer Pflich-ten“ gegenüber den Mitarbeitern; darüber hinauswaren die Zeiss-Angehörigen über das Pensionsstatutder Stiftung auch im Alter abgesichert. Die gesund-heitliche und soziale Betreuung ist heute gesichertmit dem Klinikum der Friedrich-Schiller-Universitätmit 15 Kliniken sowie Altenpflegeheimen, altersge-rechten Wohnhäusern, Sozialstationen, kombinier-ten Kindereinrichtungen u.a.

Das Bildungswesen wird bestimmt von der Friedrich-Schiller-Universität, namhaften industrienahen Wis-senschaftsinstituten, so u.a. Max-Planck-Instituten,der Fraunhofer-Einrichtung für Angewandte Optikund Feinmechanik, dem Hans-Knöll-Institut für Na-turstoffforschung sowie der Fachhochschule. Allge-meine Bildungseinrichtungen bestehen mit 12Grundschulen, 8 Regelschulen, 8 Gymnasien, 1 inte-grierte Gesamtschule, 1 Waldorfschule und 4 berufs-bildenden Schulen, darunter die Fachschule für Au-genoptik „Hermann Pistor“. Weitere Bildungsein-richtungen sind die Musik- und Kunstschule, dieVolkshochschule, die Überbetriebliche Ausbildungs-gesellschaft GmbH, die Ernst-Abbe-Akademie e.V.sowie das Collegium Europaeum Jenense.

Kyffhäuserkreis

Kyffhäuserkreis

Kyffhäuserkreis

Durch das Thüringer Landesverwaltungsamt wurdeam 26. Oktober 1994 das nachfolgend beschriebeneWappen des Kyffhäuserkreises genehmigt: In Blauein aufgerichteter goldener, rot bewehrter und gezungterLöwe, der sich auf einen Schild stützt, auf einem grünen,oben silbern eingefassten Dreiberg. Der Schild ist geviert; 1und 4 sind fünfmal von Rot und Silber geteilt, 2 und 3 zei-gen in Silber sechs rote Wecken in zwei Reihen. Der Dreibergist mit einer silbernen Wellenleiste und einem silbernen Wel-lenfaden belegt. Der goldene Löwe im blauen Feld, dersogenannte Käfernburger Löwe, ist das Stammwap-pen des Grafen-, später Fürstenhauses Schwarzburg,zu dessen Territorien der überwiegende Teil desLandkreises gehörte: Sondershausen mit Umlandwar die Unterherrschaft mit Residenz des Fürsten-tums Schwarzburg-Sondershausen; Frankenhausenmit Umland – einschließlich des Kyffhäusers – undImmenrode sowie Straußberg bildeten die Unter-herrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt.Die im Stammwappen vorhandene Krone des Löwenwurde als nicht mehr zeitgemäßes dynastisches Em-blem weggelassen. Der gevierte Schild zeigt das Wap-pen der Grafen von Mansfeld, zu deren Gebiet Ar-tern noch im 18. Jahrhundert gehörte, bis eszunächst an Kursachsen und dann 1815 an Preußen(Provinz Sachsen) kam. Der grüne Dreiberg versinn-bildlicht die bergige, waldreiche Landschaft, insbe-sondere die drei Höhenzüge Hainleite, Windleiteund das dem Landkreis den Namen gebende Kyff-häusergebirge. Die silberne Wellenleiste ist Symbolder den ostwärtigen Kreisteil durchströmenden Un-strut, der silberne Wellenfaden Sinnbild der daswestliche Kreisgebiet durchfließenden Wipper. DerKyffhäuserkreis führt eine am 26. Oktober 1994 ge-nehmigte Flagge, die blau-weiß längs gestreift ist unddas Kreiswappen trägt.

Aufgrund seiner günstigen Lage war das Gebiet desKyffhäuserkreises schon vorgeschichtlich besiedelt.Diese ersten Siedlungsspuren und Ortsgründungen

sind heute noch nachweisbar bei Bilzingsleben undam Südhang des Kyffhäusergebirges. Funde habenergeben, dass erste Gründungen bereits bis 300 nachder Zeitenwende erfolgten. Dazu gehören Artern,Bretleben und Wiehe. Orte in diesem Raum, die auf-stedt, -ungen und -leben enden, entstanden bis zum5. Jahrhundert. Die Besiedlung durch die Frankenlässt sich mit der Endung der Ortsnamen auf -hausenund -rode belegen. Die Kultivierung ausgedehnterSümpfe im Helmetal durch Mönche aus Walkenriedin der Zeit von 800–1300 begünstigte weitere Ansied-lungen. Im 12. Jahrhundert entstand auf dem Kyffhäuserburgberg eine mächtige Burganlage, diewährend der Regierungszeit Friedrich 1. Barbarossazur Reichsburg Kyffhausen ausgebaut wurde. Nach100-jähriger Blütezeit verfiel die Burg. Handels-straßen übten auf die Entwicklung einiger Orte einewesentliche Wirkung aus. So entstanden die Markt-flecken Oldisleben und Wiehe. Auch solche histori-schen Ereignisse wie der Bauernaufstand Anfang des16. Jahrhunderts hinterließen ihre Spuren; so fandam 15. Mai 1525 die entscheidende Schlacht desBauernkrieges bei Frankenhausen statt. Die herr-schaftlichen Besitzverhältnisse belegen für Arternden Wechsel von den Grafen von Hohenstein zuMansfeld, 1579 an Kursachsen und 1815 an Preußen.Im Jahr 1952 wurde der Landkreis Artern aus Ortender Kreise Sangerhausen, Sondershausen, Querfurtund des ehemaligen Kreises Eckartsberga (späterKreis Kölleda) gebildet. Das Gebiet um Frankenhau-sen und Sondershausen war seit 1263 im Besitz derGrafen von Hohenstein, das 1356 auf Grund einesErbvertrages an die Grafen von Schwarzburg fiel, deren Geschlecht bis 1918 die Residenzstadt Son-dershausen regierte. Nach der Abdankung der Für-sten und Gründung des Landes Thüringen wurdeder Landkreis Sondershausen gebildet. Der Kyffhäu-serkreis ist im Ergebnis der Gebietsreform am 1. Juli1994 durch Zusammenschluss der bisherigen Land-kreise Artern und Sondershausen entstanden.

Der Kyffhäuserkreis hat eine Fläche von 1.035 km2

und 95.290 Einwohner (31.12.1999). Der Landkreisgliedert sich in 10 Städte und 42 Gemeinden. DasKreisgebiet wird von den Flüssen Unstrut, Wipper,Helme und Helbe durchquert. Die Landschafts-gliederung umfasst im Ostteil des Landkreises dievon Eichen und Buchen bewaldeten HöhenzügeKyffhäusergebirge, flankiert nördlich von der Golde-nen und südlich von der Diamantenen Aue; im We-stteil des Landkreises wird das Wippertal rechtsseitigvom Höhenzug Hainleite und linksseitig vomHöhenzug Windleite begleitet; das Tal der Unstrutbildet hier die südliche Begrenzung des Landkreises.Die geologische Struktur beeindruckt durch unzäh-lige weiße Felsen am Süd- und Westrand des Kyff-häusers: Gips aus dem bis zu 270 Millionenjahre alten Zechstein. Erdfälle, Senken und Höhlen wiedie Barbarossahöhle, sind durch Auslaugungen entstanden. Wo sich Anhydrit bei der Umwandlungin Gips durch Wasseraufnahme aufgebläht hat, kannman auffällige kleine Kuppen erkennen. Die Absen-kung der beiden Auen kam dadurch zustande, dassWasser die Steinsalze aus tieferen Gesteinsschichtenherausgewaschen hatte. Markante Gebiete sind dasNaturschutzgebiet „Wipperdurchbruchstal“ im Mu-schelkalk am Fuße der Nordrandstufe der Hainleitebei Seega, wo die Wipper den Höhenzug in südlicherRichtung durchbricht; sowie die „Thüringer Pforte“,wo sich die Unstrut, die Bundesstraßen und die Eisenbahn den schmalen Durchbruch zwischenHainleite und Schmücke teilen und wo sich heutezwei Burgruinen – die „Sachsenburgen“ – über demTal auf den Kalkfelsen der Hainleite erheben. Höch-ster Punkt des Landkreises ist mit 535 m über NN dasRondell Keula. Die verkehrsmäßige Anbindung desLandkreises ist mit den Bundesstraßen B 4, B 80, B 84, B 85, B 86 und B 249 und zukünftig über die Au-tobahnen A38 und A71 sowie über die Eisenbahnli-nien Erfurt – Magdeburg und Erfurt – Nordhausengewährleistet; Landemöglichkeiten für Sportflug-zeuge sind in Bad Frankenhausen/Udersleben vor-handen.

Bekannte Persönlichkeiten, die mit dem Kyffhäuser-kreis in Verbindung gebracht werden, sind ThomasMüntzer, der nach der Schlacht bei Frankenhausenim Schloss Heldrungen gefangen gehalten wurde, inWiehe wurde 1795 der bedeutende Historiker Leo-pold von Ranke geboren, Friedrich Zöllner kompo-nierte 1840 in der Mühle Weineck, der ehemaligenKlostermühle des Dorfes Oldisleben, sein Lied „DasWandern ist des Müllers Lust....“, Max Bruch undMax Erdmannsdörfer waren Dirigenten des Loh-Orchesters Sondershausen, Max Reger war Schülerdes 1883 in Sondershausen eröffneten „Konservato-riums der Musik“.

Ab dem 15. Jahrhundert blühte langsam das Hand-werks- und Innungsleben in den Städten auf. In Ar-tern und Frankenhausen entwickelte sich aus derSalzsiederei das Salinewesen. Verbesserte Wegever-hältnisse und die schiffbare Unstrut trugen zur Ent-wicklung der Industrie neben der Landwirtschaftbei. Aufgrund der fruchtbaren Böden (Diamanteneund Goldene Aue) blieb die Landwirtschaft ein do-minierender Wirtschaftszweig. Erwähnenswert ist fürdieses Gebiet die älteste Papiermühle bei Seega; hierwurde schon im Jahre 1735 herzogliches Büttenpa-pier hergestellt. 1818 erkannte Dr. Manniske dieHeilkraft der Sole, und erste Kureinrichtungen fürKinder entstanden in Frankenhausen. Die GebrüderZierfuß brachten 1831 die Perlmutter-Knopfindu-strie nach Frankenhausen. Mit dem Aufschwung desKurwesens erhielt 1927 die Stadt Frankenhausen dieBezeichnung „Bad“. Die gegenwärtige Wirtschafts-struktur ist gekennzeichnet von mehreren Gewerbe-und Industrieparks als Standort mittelständischerUnternehmen.

Etwa gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickeltesich der Fremdenverkehr: touristische Hauptzielesind das 1896 eingeweihte Kaiser-Wilhelm-Denkmalauf dem Kyffhäuser und in unmittelbarer Nähe dieReste der Reichsburg Kyffhausen aus der Regie-rungszeit Friedrich 1. Barbarossa. Die Sage berichtet,dass sich Kaiser Barbarossa mit seinem Hofstaat indas Unterirdische des Kyffhäusers zurückgezogenhat. Alle hundert Jahre erwacht er aus einem tiefenSchlaf und schaut hinaus. Er stellt die Frage: „Fliegendie Raben noch?“ und sofern die Vögel die Berg-spitze noch umkreisen, müsse der Sage nach der Ge-danke von nationaler Einheit ein Traum bleiben.Weitere sehenswerte Ziele sind das Schloss Sonders-hausen, das Naherholungszentrum „Possen“ und dasErlebnisbergwerk bei Sondershausen, das Bauern-kriegs-Panorama in Bad Frankenhausen, die Wasser-burg Heldrungen, die Barbarossahöhle, als größtetouristisch erschlossene Gipshöhle Europas, der Klo-sterturm Göllingen in der in Deutschland einmali-gen maurisch-byzantinischen Bauweise und Europasgrößte Modellbahnanlage in Wiehe.

Das Bildungswesen im Landkreis ist mit 21 Grund-schulen, 13 Regelschulen, 4 Gymnasien, 3 Förder-schulen, 2 Berufsschulen und 1 Berufsschule mit be-ruflichem Gymnasium gewährleistet. Gesundheitli-che und soziale Betreuungsangebote umfassen 2Krankenhäuser, 1 Sanatorium, 1 Rehabilitationskur-klinik sowie 7 Alten- und Pflegeheime. Neu errich-tete Sporthallen, Radwege und die Kyffhäuser-therme in Bad Frankenhausen laden zu sportlicherBetätigung und Erholung ein.

Nordhausen

Nordhausen

Nordhausen

Das Wappen des Landkreises Nordhausen in dernachfolgenden Blasonierung wird seit dem 1. Januar1949 bis 1952 und wieder ab 1990 geführt: Schräg ge-teilt; unten auf von Rot und Silber geschachtem Feld ein gol-dener Baumstumpf; oben in Gold ein dem Baumstumpf ent-sprießendes rotes Reis. Das geschachte Feld ist das ge-schichtliche Kennzeichen des Landkreises Nordhau-sen, der ehemaligen Grafschaft Hohenstein; dieFarben sind die der Grafschaft: Silber und Rot. DerBaumstumpf symbolisiert die Vergangenheit einer-seits und gleichzeitig die Zerstörungen in der Stadtund im Landkreis Nordhausen, besonders währenddes II. Weltkrieges. Andererseits symbolisiert er dieZukunft: Ein junges Reis entsprießt dem Baum-stumpf und wächst in das zweite, goldene Feld. DieFlagge des Landkreises Nordhausen ist gelb-rot längsgestreift und trägt in der Mitte das Kreiswappen.

Die Geschichte des Harzvorlandes und des Harzesreicht weit zurück. Die Bodenfunde weisen einegroße Mannigfaltigkeit der Kulturen schon vor derZeitenwende aus. Nach der Völkerwanderunggehörte das südliche Harzgebiet zum ThüringerStammkönigreich. Nach dessen Zerschlagung 531besiedelten im verstärkten Maße Franken diesenRaum. Mit der Wahl des sächsischen Herzogs Hein-rich zum König Heinrich I. änderte sich das. Er undseine Nachfolger legten rings um den Harz Pfalzen,Königshöfe und Burgen an, aus denen sich oft Städteentwickelten. Eine von diesen war Nordhausen, des-sen erste urkundliche Erwähnung im Jahre 927 er-folgte; von 1220 bis 1802 war sie eine Freie Reichs-stadt und gehörte und von 1430 bis 1432 auch derHanse an. Im frühen Mittelalter war der Harzraumalso der politische Mittelpunkt des deutschen Rei-ches. Die Geschichte des Landkreises Nordhausen isteng mit der Burg Hohnstein bei Neustadt und dendort ansässigen Grafen verbunden. Anfang des 12.Jahrhunderts ließ ein Graf Konrad dort seine Stamm-burg erbauen. Er und seine Nachfolger brachten alle

wichtigen Burgen und Herrschaften aus der weite-ren Umgebung in ihren Besitz (Rothenburg, Lohra,Klettenberg, Bleicherode, Artern u.a.). Im 30jähri-gen Krieg wurde die Stammburg zerstört und ist seit-dem als Ruine ein beliebtes Ausflugsziel. Das ge-samte Gebiet östlich von Nordhausen fiel nach demWestfälischen Frieden 1648 an Preußen, späterwurde es in die preußische Provinz Sachsen einge-gliedert und wurde 1816 als Kreis Nordhausen Teildes preußischen Regierungsbezirkes Erfurt; 1888 er-folgte die Umbenennung in „Kreis Grafschaft Ho-henstein“. Das Gebiet um Hohenstein selbst, dasAmt Hohenstein oder später der Kreis Ilfeld (nörd-lich und südwestlich von Nordhausen) kamen zumKurfürstentum Hannover. Die Stadt Nordhausen warvon 1882 bis 1945 kreisfrei. Nach dem II. Weltkriegbilden die größten Teile beider Gebiete mit der StadtNordhausen den Landkreis Nordhausen. In unmit-telbarer Nähe von Salza und Krimderode, 1952 nachNordhausen eingemeindet, wurde im August 1943das Konzentrationslager Mittelbau-Dora errichtet.Etwa 60.000 Häftlinge aus Deutschland und den vonDeutschland okkupierten Ländern mussten bis zumApril 1945 in den unterirdischen Tunnelanlagen desKohnsteins die V-Waffen produzieren. 20.000 Häft-linge fanden in Mittelbau-Dora den Tod. Die KZ-Ge-denkstätte Mittelbau-Dora erinnert daran.

Der Landkreis Nordhausen befindet sich im nörd-lichsten Teil des Freistaates Thüringen und umfassteine Fläche von 711 km2. Hier leben 100.000 Men-schen (31.12.1999) in 4 Städten und 50 Gemeinden(30.06.1996). Der Landkreis erstreckt sich von derWind- und Hainleite im Süden bis in die Harzbergeim Norden, vom Quellgebiet der Helme im Westenbis zum Kelbraer Stausee und dem Waldgebiet „AlterStolberg“, einem fast völlig aus Gipsstein bestehen-dem langgestreckten Bergrücken, im Osten. Höch-ster Punkt des Landkreises ist der Große Ehrenbergmit 635,3 m über NN. Der überwiegende Teil des

Landkreises befindet sich im Vorland des Harzes undzieht sich dann weit in dieses nördlichste Mittelge-birge hinein. Der Südharz erstreckt sich über zweigeologische Formationen. Den Norden bildet dasüberwiegend bewaldete reliefreiche Ilfelder Beckenmit seinen Vulkankegeln und dem Trümmersedi-mentgestein (Konglomerat, Sand- und Tonstein,Steinkohleflöz), entstanden in der Zeit des Rotlie-genden. Im Süden beginnt die großflächige waldär-mere, durch Karsterscheinungen charakterisierteZechsteinlandschaft (Kalkstein, Dolomite, Gips/An-hydrit). Im südlichen Zechsteingürtel eingeschlos-sen liegt das Landschaftsschutzgebiet des Alten Stol-berg. Die anschließende „Goldene Aue“, südöstlichder Kreisstadt Nordhausen und Kornkammer des„Nordhäuser Korn“, entstand seit der Tertiärzeitdurch Auslaugungsvorgänge. Die auf der Zechstein-ablagerung des Untergrundes enthaltenen Salzlagerund die darüber liegende Aufschottung wurdendurch hinzutretendes Wasser gelöst, so dass es zuweitflächigen Geländeeinsenkungen kam. Die imSüdwesten des Landkreises befindlichen Bleicherö-der Berge steigen aus den Tälern der Wipper undBode empor; elementarste Bestandteile sind Mu-schelkalk und Buntsandstein. Im Kreisgebiet befin-den sich insgesamt 967,6 km Wasserläufe. Die Haupt-gewässer sind die Helme, die Zorge und die Wipper.Weitere 29 natürlich und künstlich angelegte Seenund Teiche ab 1 ha Wasserfläche prägen die Gewäs-serlandschaft. Der Landkreis hat in seinem Territo-rium ebenfalls eine Trinkwassertalsperre (Nordhäu-ser Talsperre) und ein Hochwasserrückhaltebecken(Talsperre Iberg). In den Flusstälern der Helme undWipper befindet sich fruchtbares Flachland – es istTeil der „Goldenen Aue“. Der Pflanzenreichtum derLandschaft ist besonders auch unter Botanikern be-kannt. Es kommen fast alle Vegetationsformen vor,von der Grassteppe bis zum Hochwald. Der Misch-wald besitzt einen hohen Artenreichtum und um-fasst beinahe alle Laubholzgewächse Mitteleuropas;29 % der Kreisfläche werden von Wald bedeckt. DieAnbindung des Landkreises an Göttingen und Halleerfolgt über die im Bau befindliche Autobahn A 38;die Bundesstraßen B 4, B 80 und B 243 durchquerenden Landkreis. Im Schienennetz ist der Landkreisnach Halle, Kassel, Erfurt und Northeim angebun-den; eine touristisch bedeutsame Schienenverbin-dung besteht mit der schmalspurigen Harzquerbahnnach Wernigerode und zum Brocken.

Im Laufe der Geschichte wirkten verdienstvolle Per-sönlichkeiten in Nordhausen und Umgebung oderihr Werdegang nahm hier seinen Ausgang. In derRenaissance waren das Justus Jonas, einer der eng-sten Mitarbeiter Martin Luthers, der die Reforma-tion nach Halle brachte, Michael Neander, einer derbedeutendsten Pädagogen des 16. Jahrhunderts inDeutschland, Johannes Thal, Arzt und Biologe, der

das erste Buch über die Flora Deutschlands verfasste.Im 18. und 19. Jahrhundert sind es der Altertumswis-senschaftler Friedrich August Wolf, ein großer Ho-merkenner, der Orientalist Wilhelm Gesenius, dieBotaniker Wilhelm Wallroth, Friedrich Traugott Küt-zing, der Dichter Leopold Friedrich GüntherGoeckingk, der Geograph August Petermann. Im 20.Jahrhundert wirkten der Botaniker Dr. Kurt Weinund der Schriftsteller Rudolf Hagelstange hier. InLimlingerode wurde die Dichterin Sarah Kirsch ge-boren.

Traditionelle und strukturbestimmende Wirtschafts-bereiche der Region waren seit dem 16. Jahrhundertder Bergbau: Kupferschiefer, Eisenerz, Steinkohle,Alaun, Alabaster, Marienglas, wurden hier abgebaut.Größere Bedeutung erlangte der Gipstiefbau beiHarzungen, Rüdigsdorf und Petersdorf und seit demAnfang unseres Jahrhunderts der Gipstagebau amKohnstein und am Himmelsberg bei Niedersachs-werfen/Ellrich. Der um die Jahrhundertwende ein-setzende Kalibergbau in Bleicherode, Gebra/Lohra,Kraja, Kleinbodungen und Sollstedt hatte bis zurWende 1990 eine immense wirtschaftliche Bedeu-tung. Neben dem Bergbau waren es die Genussmit-telindustrie – Kornbrennerei und Tabakerzeugnisse,die Textilindustrie und der Maschinenbau, die denguten Ruf des Landkreises Nordhausen als industri-elles Zentrum Nordthüringens begründeten. In derZwischenzeit ist eine breit gefächerte, mittelständi-sche Gewerbestruktur entstanden und es besteht dasBIC-Technologiezentrum. Der Fremdenverkehr istein wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landkreises; touristische Hauptziele sind der Dom „Zum HeiligenKreuz“, das Renaissance-Rathaus mit Roland und dasMeyenburgmuseum in Nordhausen, die Burg Lohraauf der Höhe der Hainleite, die romanische Pfeiler-basilika in Münchenlohra, die Burgruine Hohen-stein bei Neustadt, die Ruine der hochmittelalter-lichen Herrenburg – der „Ebersburg“ – bei Herr-mannsacker, das Renaissance-Schloss in Heringen,das Humboldtsche Schloss in Auleben, eine derWohnstätten des Gelehrten Wilhelm von Humboldtsowie die Orte Sülzhayn, Ilfeld, Hainrode, Ellrich,Bleicherode.

Das Gesundheitswesen verfügt über das Südharz-Krankenhaus Nordhausen, drei Fachkrankenhäuserund zwei Rehabilitationskliniken. Das Bildungsange-bot im Landkreis Nordhausen ist vielfältig und um-fasst öffentlich-rechtliche sowie private Weiterbil-dungsinstitutionen. Außerdem bestehen die Fach-hochschule Nordhausen, die private Akademie provita Nordhausen GmbH, die UmweltakademieNordthüringen e.V. und ein Studienkolleg. Ein Kul-turangebot besteht mit dem 3-Sparten-TheaterNordhausen.

Saale-Holzland-Kreis

Saale-Holzland-Kreis

Saale-Holzland-Kreis

Das Wappen des Saale-Holzland-Kreises, durch dasThüringer Landesverwaltungsamt am 18. August1997 genehmigt, wird heraldisch beschrieben alsWappenschild, welcher gespalten ist durch eine eingebogeneaufsteigende goldene, mit roten Herzen besäte Spitze, darinein schwarzer wachsender Löwe und welches rechts in Roteinen silbernen Schrägrechtsbalken und links im neunmalvon Schwarz und Gold geteilten Feld einen schrägrechtengrünen Rautenkranz zeigt. Das Wappen verwendet aus-schließlich die in der Vergangenheit verwendeteSymbolik der das heutige Gebiet des Saale-Holzland-Kreises überwiegend beherrschenden Herren, Gra-fen und Fürsten: Bis zum Ende des 14. Jahrhundertswaren dies die Herren von Lobdeburg (Symbolik imWappen oben rechts) und die Grafen von Orlamünde (Symbolik im Wappen die eingebogeneSpitze mit dem wachsenden Löwen). Danachgehörte fast das gesamte Gebiet den wettinischenFürsten (Symbolik im Wappen oben links). Kurzzei-tig (1680 – 1714) bildete sich in diesem Rahmen dasHerzogtum Sachsen-Eisenberg heraus. Die jetzigeKreisstadt Eisenberg war unter Herzog Christian Residenz. Die am 24. März 1998 genehmigte Flaggedes Saale-Holzland-Kreises ist quer gestreift Grün-Weiß-Rot im Verhältnis 1 : 2 : 1; im weißen Feld befindet sich das Landkreiswappen.

Frühe Siedlungen lassen sich im Gebiet des mittle-ren Saaletals und im ehemals von dichten Wäldernbedeckten Ostteil des heutigen Landkreises von ausdem Osten kommenden Slawen nachweisen. Abdem 10. Jahrhundert verdrängten die Germanen dieSlawen und der heutige Saale-Holzland-Kreis ge-hörte dadurch zum Grenzgebiet des Frankenreiches,dessen Ostgrenze hier die Saale bildete. Sorben undFranken lebten auf diesem Gebiet nebeneinander.Unter Heinrich I. (875 – 936) entstanden zahlreicheBurgen in Thüringen. In Dornburg wurden in dieserzeit Reichstage abgehalten, die Pfalz Burg Kirchbergmehrmals von deutschen Kaisern aufgesucht. Etwa

Anfang des 12. Jahrhunderts setzte die deutsche Kolonisierung mit der Gründung von Köstern ein(Kloster Lausnitz 1137 erstmals urkundlich er-wähnt). Die urwaldartigen Täler wurden durch einerege Rodungstätigkeit der nachfolgenden thüringi-schen und fränkischen Siedler erschlossen. 1171wird die Stadt Eisenberg als „Isenberc“ erstmals ur-kundlich erwähnt. Um sie herum bildete sich dasAmt Eisenberg, das zu der von den Wettinern be-herrschten Markgrafschaft Meißen gehörte. 1189wurde Eisenberg teilweise zerstört und an andererStelle wieder aufgebaut. In dieser Zeit ließen sich dieLobdeburger – aus Franken kommend – als neueHerren des Gebiets um Jena in der Nähe von Lobedanieder. 1221 wurde die „Königin des Saaletals“, dieLeuchtenburg, erstmals urkundlich erwähnt. Im 13.Jahrhundert beherrschten die Lobdeburger eingroßes Gebiet in Ostthüringen. 1333 musste dieLeuchtenburger Linie ihren Besitz an die Schwarz-burger verkaufen, die 1396 dieses Land wieder andie Wettiner verloren. Mit der Gründung des Reichs-fürstentums Sachsen-Altenburg wurde Stadtroda1603 Amtssitz, war dann ab 1826 für fast ein Jahr-hundert Verwaltungszentrum des Altenburger West-kreises. Eisenberg war von 1680 bis 1707 die Resi-denz des kleinen Herzogtums Sachsen-Eisenberg; bis1918 gehörte die Stadt dann zu Sachsen-Altenburg.Nach Erlöschen der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg1826 kam ein Teil des Gebietes zum neu gebildetenHerzogtum Sachsen-Weimar. Mit der Bildung desLandes Thüringen 1920 entstanden auf dem Gebietdes heutigen Saale-Holzland-Kreises der LandkreisJena-Roda (danach Roda und später Stadtroda) unddie Kreisabteilung Camburg; mit der Bildung der Bezirke 1952 wurden auf diesem Gebiet die Land-kreise Eisenberg, Jena und Stadtroda gebildet, ausdenen mit der Gebietsreform 1994 der heutigeSaale-Holzland-Kreis entstand.

Ähnlich einem „Kragen“ umschließt der Saale-Holz-land-Kreis die Stadt Jena; die den Landkreis prägen-den Landschaften sind das „Mittlere Saaletal“ mitden Muschelkalkhängen – eine vor 225 bis 190 Mil-lionen Jahren in der Trias entstandene Gesteinsland-schaft aus Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper –und deren einzigartiger Flora im Westen des Land-kreises, das „Thüringer Holzland“ mit den ausge-dehnten Wäldern im Zentrum der Saale-Elster-Bunt-sandsteinplatte im Ostteil des Landkreises, der als„Ackerhügelland“ bekannte Nordostteil des Land-kreises mit seinen fruchtbaren Lößböden sowie dasTal der Weißen Elster im östlichen Ausläufer desLandkreises. Der Landkreis umfasst Höhenlagen zwi-schen 156 und 438 m ü. NN; der höchste Punkt desLandkreises befindet sich in Milda auf der MildaerPlatte mit 438 m über NN; der tiefste Punkt mit 156m über NN befindet sich in der Gemeinde Schöps imMittleren Saaletal. Im Landkreis leben 93.679 Ein-wohner (31.12.1999) auf einer Fläche von 817 km2 in8 Städten und 96 Gemeinden; die Verwaltungsglie-derung umfasst 5 Verwaltungsgemeinschaften, 30Gemeinden in 5 „erfüllenden Gemeinden“ und dieStädte Kahla und Schkölen. Der Saale-Holzland-Kreis weist eine sehr gute Verkehrserschließung auf:Bei Hermsdorf liegt mit dem Hermsdorfer Kreuzder Schnittpunkt der beiden durch Thüringenführenden Bundesautobahnen A 4 und A 9, ergänztdurch die beiden Bundesstraßen B 7 und B 88 alsOst-West- bzw. Nord-Süd-Verbindungen. Ergänztwird das Straßennetz durch drei Eisenbahnhaupt-strecken: die „Mitte-Deutschland-Verbindung“ Jena -Gera, die Magistrale Berlin – München mit dem Ab-schnitt der „Saalebahn“ Camburg – Probstzella unddie Eisenbahnlinie Eisenberg – Crossen an derStrecke Gera – Leipzig. Außerdem verfügt der Land-kreis über einen Verkehrslandeplatz für Flugzeugebis 5,7 t bei Jena-Schöngleina.

Zu den bedeutenden Persönlichkeiten des Saale-Holzland-Kreises zählt der berühmte „Tiervater“ Al-fred Edmund Brehm mit dessen Geburts- und Ster-beort Renthendorf; der Pädagoge Dr. S. Schaffner –Begründer der Lehr- und Erziehungsanstalt Gum-perda, die den Fröbelschen Methoden von Lehreund Erziehung verbunden war und dessen Sohn, derdie Arbeit in der Gumperdaer Lehranstalt fort-führte; der in (Stadt-)Roda geborene und im ausge-henden Mittelalter wirkende legendäre Schwarz-künstler Dr. Faust, der als „stärkster Mann der Welt“bekannte Wirt der Meuschkensmühle Milo Barusund der als Bauernphilosoph bekannte von 1871 –1912 in Rauda lebende Friedrich Theil.

Keramik und Holz – das sind die beiden Materialien,die die „Wurzeln“ der wirtschaftlichen Entwicklungder Region repräsentieren. Die Keramik-Traditionlässt sich mit drei Zahlen und Fakten umreißen: 300

Jahre Töpferei in Bürgel, der Töpferstadt; 150 Jahrefabrikmäßige Haushaltporzellanherstellung in Kah-la, der Porzellinerstadt; 100 Jahre Technische Kera-mik aus Hermsdorf, dem deutschen Traditionsstan-dort. Die Holz-Tradition der Region ist vor allemvom Holzhandwerk im Raum Hermsdorf geprägtund hat ihr den Namen gegeben – Thüringer Holz-land; Leitern haben die Gegend in Deutschland be-kannt gemacht: vor 100 Jahren war die Herstellungvon Gerüstleitern ihr Haupterwerbszweig. Das Holz-handwerk hat hier mit einer „Nischen-Produktpa-lette“ überlebt; in kleinen holzverarbeitenden Pro-duktionsstätten werden Holzleitern, Zäune und Tra-ditionserzeugnisse hergestellt. Weite Teile des Land-kreises sind von der Landwirtschaft geprägt:Ackerbau mit Getreide und Ölfrüchten auf Löß-Lehm-Böden im Norden, Grünland und Viehwirt-schaft mit Rindern und Schafen im Süden sowieSchweinen im Norden, Gemüseproduktion in Laas-dorf und Golmsdorf, Obst aus Schöngleina sowieHopfen aus dem Raum Schkölen. Von den zahlrei-chen touristischen Zielen sollen hier genannt wer-den: die drei Dornburger Schlösser, Schkölen mitseiner Wasserburg, Schloss Christiansburg undSchlosskirche in Eisenberg, das idyllische Eisenber-ger Mühltal, das Töpfermuseum, Schautöpfern oderder jährliche Töpfermarkt in Bürgel, der idyllischeZeitzgrund mit seinen zahlreichen Mühlen, das RoteTor in Stadtroda, um welches sich die Sage von der„Rodschen Möhre“ spinnt, die Jagdschlösser und -häuser in der Gegend Wolfersdorf/Hummelshainsowie die als Einzigartigkeit in Europa geltende ba-rocke Jagdanlage am „Rieseneck“, die Leuchtenburg– „Königin des Saaletals“ – bei Kahla, Orlamünde mitder Kemenate, der durch die frühere Dörrobsther-stellung „Hutzelgrund“ genannte Reinstädter Grundmit der Wehrkirche und Kemenate in Reinstädt, dieStahlseil-Hängebrücke in Großeutersdorf/Kleineu-tersdorf – eine in Europa einzigartige Nietkonstruk-tion, eine der wenigen noch erhaltenen hölzernenHausbrücken in Camburg und das Schlachtfeld derDoppelschlacht bei Jena und Auerstedt von 1806.

Neben einer Vielzahl von Sport- und Freizeitanlagenist auch das neuerbaute Kur- und Freizeitbad in BadKlosterlausnitz zu nennen. Traditionelle Heimatfe-ste des Landkreises sind die „mittelalterlichen Spek-takel“ auf der Leuchtenburg, Blasmusiktreffen inReinstädt, die Winteraustreibung mit dem Strohbärin Orlamünde, das Rote-Tor-Fest mit Darstellung der„Rod’schen Möhre“ in Stadtroda, das Schlosskir-chenfest mit Zunftmarkt und Barockfeuerwerk in Ei-senberg, der jährlich stattfindende Töpfermarkt inBürgel sowie das Rosenfest mit Krönungszeremonieder Rosenkönigin und dem historischen Festumzugin Dornburg.

Saale-Orla-Kreis

Saale-Orla-Kreis

Das am 27. Januar 1995 durch das Thüringer Lan-desverwaltungsamt genehmigte Wappen des Saale-Orla-Kreises hat folgende Blasonierung: Das Wappenist schwarz und gold gespalten mit einem roten Schildfußund zeigt vorn einen linksgewendeten, aufrechten, golde-nen, rotbewehrten und gezungten Löwen mit roter Krone,hinten einen aufrechten, schwarzen, rotbewehrten und ge-zungten Löwen und im Schildfuß zwei silberne Wellenlei-sten. Damit entschied man sich für ein Wappen, wel-ches vorwiegend historische Motive zeigt. So ist derschwarze Löwe dem Wappen der Markgrafen vonMeißen entlehnt, die später in den ernestinischenWettinern aufgingen. Aus dieser Linie kamen diespäteren Herzöge bzw. Großherzöge von Sachsen-Meiningen und Sachsen-Weimar-Eisenach, zu derenBesitz das Gebiet des späteren Kreises Pößneck ge-hörte. Der schwarze Löwe war auch das Wappentierder Grafen von Orlamünde, die einstmals vorherr-schend in dieser Region waren. Die Städte Ranis, Or-lamünde, Neustadt/Orla und Pößneck führen die-sen Löwen selbst heute noch in ihren Wappen. Dergoldene, rotbewehrte und bekrönte Löwe ist demStammwappen des Fürstentums Reuß entlehnt. DieGrafen und späteren Fürsten Reuß residierten langeZeit in den Städten Schleiz und Lobenstein, woraufdie ehemaligen Schlösser in den Orten verweisen.Im wesentlichen gehörte das Gebiet der ehemaligenKreise Schleiz und Lobenstein zu den Besitzungender Reuß. Das Wappenmotiv der Stadt Lobenstein,der Rumpf einer Bracke, ist der Helmzier des Wap-pens der Reußischen Fürsten entlehnt. Ein neues Ele-ment im Wappen sind die silbernen Wellenleisten.Diese symbolisieren die Flüsse Saale und Orla, dieden heutigen Landkreis prägen und ihm seinen Na-men gegeben haben. In der Hauptsatzung des Saale-Orla-Kreises wird die am 27. Januar 1995 genehmigteKreisflagge festgelegt; diese ist weiß/rot längs ge-streift und trägt in der Mitte das Kreiswappen.

Spuren unserer ältesten Vorfahren reichen bis zumEnde der letzten Eiszeit im Gebiet der oberen Saaleund des Orlalandes zurück: Ausgrabungen in denDöbritzer Höhlen, Funde in der Ilsenhöhle unter-halb der Burg Ranis und Entdeckungen in den Pah-rener Kalksteinhöhlen. Erste urkundliche Erwäh-nung erfuhr der Orlagau in einer Grenzbeschrei-bung aus den Jahren 1071 bzw. 1074. Der Adel vonLobdeburg errichtete bei Jena seinen Stammsitz unddrang von hier aus über Arnshaugk bis nach Schleizund Lobenstein, aber auch bis nach Greiz und El-sterberg vor und begründete neue Herrensitze beigleichzeitiger Christianisierung der Region. Nachdem Aussterben der Lobdeburger folgten ständigeTeilungen oder Zusammenlegungen und erneuteAufsplitterungen des Territoriums. Am Beginn des19. Jahrhunderts existierten dann im FürstentumReuß jüngere Linie die Ämter von Schleiz mit Saal-burg sowie von Lobenstein mit Ebersdorf undHirschberg sowie das Amt Burgk innerhalb von Reußältere Linie. Das Gebiet um Pößneck wechselte dieHerrschaft auch mehrmals, bis es sich 1826 zusam-men mit Saalfeld im Herzogtum Sachsen-Meiningenbefand. Ziegenrück und seine Umgebung kam 1815zu Preußen und wurde Kreisstadt mit Verwaltungssitzin Ranis. 1852 wurde für das Fürstentum Reuß-Schleiz und Reuß-Lobenstein jeweils ein „Kreisrat“konstituiert und am 1.1.1872 zum „OberländischenBezirk“ mit Sitz in Schleiz zusammengeführt. 1922kamen 12 Gemeinden aus dem Neustädter Kreisdazu und damit wurde der Landkreis Schleiz gebil-det. Pößneck und Umgebung kam in dieser Zeit zumKreis Saalfeld. 1952 wurden mit der Einführung vonBezirken die Kreise Schleiz, Lobenstein und Pöß-neck gebildet, ab 1994 mit der Gebietsreform wiedervereinigt den Saale-Orla-Kreis bilden.

Saale-Orla-Kreis

Der Saale-Orla-Kreis hat eine Fläche von 1.148 km2

und erstreckt sich vom Thüringer Schiefergebirgeund dem oberen Saaletal im Süden bis zur Orlasenkeund Heide im Norden. Die Ausdehnung in Ost-West-Richtung beträgt 34 km, in Nord-Süd-Richtung 45km. Die höchste Erhebung ist der Sieglitzberg beiLobenstein mit 732,9 m über NN und der tiefstePunkt ist in der Nähe der Schimmersburg beiLangenorla mit ca. 180 m über NN. Mit den Saaletal-sperren hat der Landkreis Deutschlands größtes Tal-sperrensystem; das „Land der tausend Teiche“ umPlothen ist seit Jahrhunderten besiedelt und mit sei-nen „Himmelsteichen“ – die ohne natürliche Zu-flüsse sind und daher allein „von oben“, also vom Re-genwasser gespeist werden – Speisefischlieferant. Ne-ben 12 Städten hat der durch und durch ländlich ge-prägte Saale-Orla-Kreis 66 Gemeinden, davon einegroße Zahl von intakten Angerdörfern mit den ty-pisch thüringischen Vierseithöfen. Heute hat derLandkreis 99.651 Einwohner. Verkehrsmäßig ist derLandkreis gut erschlossen. Hauptverkehrsachse istdie Autobahn A 9, die durch die Bundesstraßen B 2,B 90, B 94, B 281 und B 282 ergänzt wird; durch denLandkreis führt die Hauptstrecke der Bahn von Saal-feld nach Gera.

Bekannte Persönlichkeiten des Saale-Orla-Kreisessind vor allem die Fürsten von Reuß, die einen Teildes heutigen Landkreises prägten. Bekannte Einzel-personen sind Johann Friedrich Böttger, der Erfin-der des Europäischen Porzellans, der 1682 in Schleizgeboren wurde, der Reformator der deutschenSchriftsprache, Konrad Duden, der als Gymnasialdi-rektor in Schleiz wirkte, Johann Sebastian Bach gabeinst im Schleizer Schloss Konzerte und auf seinenReisen hielt sich Johann Wolfgang von Goethe mehr-fach in Pößneck und Schleiz auf.

Im Saale-Orla-Kreis sorgt das Wasser der Saale mitihren Talsperren und vieler anderer kleiner Wasser-läufe sowie das Plothener Teichgebiet für Energieund frischen Fisch. Die Wirtschaft im Saale-Orla-Kreis basiert auf eher moderaten Betriebsgrößenund vielseitiger Produktion, so dass die Schwächeeinzelner Branchen das wirtschaftliche Gleichge-wicht nie völlig aus der Bahn warf und die Region vordem totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch ver-schont blieb. Alteingesessene, jetzt modernisierteBetriebe sind z.B. die Maxion Werkzeuge und Ma-schinen GmbH (ehemals Spannwerkzeuge), dieKunststofftechnik Thermoform GmbH (ehemals Po-lymer), die Schokoladenfabrik Berger (Berggold),die Rosenbrauerei, das Feingusswerk Lobenstein,der Graphische Großbetrieb Pößneck (ehemals Vo-gel), das Baustoffwerk maxit in Krölpa, Schleizer Al-ben, Triptis Porzellan, Zellstoff- und PapierfabrikBlankenstein. Auf der Basis nachwachsender Roh-stoffe entstanden Betriebe, wie die Sägewerke Klaus-

ner in Ebersdorf und Rettenmeier in Hirschberg so-wie die Firma Empe in Ebersdorf, die Auto-Innen-verkleidungen aus Flachs fertigt. Daneben hat dieLandwirtschaft mit einer Nutzfläche von 52.237 hawesentliche wirtschaftliche Bedeutung. Der Frem-denverkehr und Tourismus hat ein breites Spektrumim Landkreis: Wassersport und Wanderungen anden Saale-Stauseen, das Plothener Teichgebiet mitdem über 300 Jahre alten Teichhaus, einem aus Holzgefertigten Pfahlhaus, Schloss Burgk mit seiner Sil-bermann-Orgel, die Stadt Pößneck mit einem derschönsten Thüringer Rathäuser und als Ausrichterder 1. Thüringer Landesgartenschau, die KreisstadtSchleiz mit der barocken Bergkirche und dem 77-jährigen Schleizer Dreieck als älteste Naturrenn-strecke Deutschlands, den Naturpark „ThüringerSchiefergebirge/Obere Saale“, die Stadt Gefell mitdem Deutsch-Deutschen Museum, die Stadt Moor-bad Lobenstein, Neustadt an der Orla mit ihren inDeutschland einzigartigen mittelalterlichen Fleisch-bänken, Oppurg mit seinem Barockschloss „Vierjah-reszeiten“, die Döbritzer Höhlen mit Funden aus derJungsteinzeit, Ranis mit seiner über 1000-jährigenBurg, das landschaftlich reizvolle Ziegenrück, Ober-pöllnitz mit seinem alten Rundschloss sowie mehrereim Landkreis befindliche Windmühlen. Ergänzt wirddieses Angebot durch mehrere Ferienstraßen undWanderwege, die durch den Landkreis führen, sou.a. 100 km der Deutschen Alleenstraße, die Thürin-ger Porzellanstraße, die Thüringisch-FränkischeSchieferstraße, die zum Großteil im Saale-Orla-Kreisliegende Reußische Fürstenstraße sowie der Renn-steig zwischen Blankenstein und Brennersgrün, derSaale-Orla-Wanderweg, ein Teil des Radwander-weges „Saale“ sowie Flößfahrten auf der Saale. Ne-ben mehreren Frei- und Hallenbädern bietet dasTropenbad WAIKIKI in Zeulenroda sportliche underholsame Abwechslung. Regional- bzw. ortstypischeFeste sind das Brunnenfest in Neustadt/Orla, der„Brezeltag“ am 1. Juni und das Lichterfest am Heili-gabend in Pößneck sowie der „Fischzug“ im Plothe-ner Teichgebiet.

Bildungsangebote bestehen im Saale-Orla-Kreis an28 Grundschulen, 16 Regelschulen, 4 Gymnasien,am Staatlichen Berufsbildungszentrum mit Standor-ten in Schleiz und Pößneck, an 5 Förderschulen fürLern-, Geistig- bzw. Mehrfachbehinderte sowie anden Kreismusikschulen und Volkshochschulen Lo-benstein/Schleiz und Pößneck. Soziale und gesund-heitliche Fürsorge besteht in den KureinrichtungenMedian-Klinik Lobenstein und Mutter-Kind-Kur-heim Lückenmühle, in 70 Kindertagesstätten ver-schiedener Träger, in einem Frauenhaus, in Seni-orenwohn- und Altenpflegeheimen verschiedenerTräger sowie in 5 Jugend-Freizeitzentren.

Saalfeld-Rudolstadt

Saalfeld-Rudolstadt

Saalfeld-Rudolstadt

Am 16. Januar 1995 erteilte das Thüringer Landes-verwaltungsamt dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadtdie Genehmigung zur Führung des Landkreiswap-pens mit folgender Blasonierung: Das Wappen ist ge-viert und zeigt in den Feldern 1 und 4 auf goldenem Grundeinen schwarzen, golden nimbierten, rot bewehrten Doppel-adler, die Brust belegt mit einem goldenen Schild und einemFürstenhut, über den Adlerköpfen schwebend eine Kaiser-krone mit roten Kappen, in den Fängen ein goldenes Zepterund einen goldenen Reichsapfel haltend, darunter eine roteStreugabel über einem roten Kamm; die Felder 2 und 3 sindneunmal von Schwarz und Gold geteilt, belegt mit einemschrägrechten grünen Rautenkranz. In den Quartieren 1und 4 ist jeweils das kleine Staatswappen der ehema-ligen Fürstentümer Schwarzburg angebracht. Der inVerbindung mit der Erhebung der Schwarzburger inden Reichsfürstenstand 1697 als Gnadenzeichen ver-liehene kaiserliche Reichsdoppeladler wurde im 19.und beginnenden 20. Jahrhundert als kleines Staats-wappen geführt. Die Hauszeichen der Schwarzbur-ger, allgemein als Kamm und Gabel bezeichnet,zählen zu den frühen Wappenzeichen dieses Ge-schlechts, das zu den ältesten in Deutschlandgehörte. Der „Kamm“ erscheint als ritterliche Helm-zier wahrscheinlich. Bei der Gabel handelt es sichum eine Forke oder Schlackengabel des in unsererLandschaft durch den Bergbau auf Erze bedeuten-den Hüttenmannstandes. Die Felder 2 und 3 bein-halten jeweils das sächsische Wappen, das aus einemgoldenen Schild mit 5 schwarzen Balken und aufge-legtem Rautenkranz mit 9 Zinken besteht; diesesWappen steht für die ehemaligen wettinischen Ge-biete im heutigen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Dieam 8. Februar 1995 genehmigte Flagge des Land-kreises Saalfeld-Rudolstadt ist grün-gelb längs ge-streift und trägt das Kreiswappen.

Als dominierende zentrale Orte der Region blickendie Städte Saalfeld und Rudolstadt auf eine über1000jährige wechselvolle Vergangenheit zurück.

Wichtige Abschnitte in der Geschichte beider Städtewurden durch das Geschlecht der SchwarzburgerGrafen geprägt. Diese gelangten 1208 als Auswir-kung eines Thronstreites zwischen Staufern und Wel-fen in den Besitz der Stadt Saalfeld, die sie als wirt-schaftliches Zentrum zwischen Saale und Franken-wald stark förderten. 1340 kam die Stadt Rudolstadtzum Hause Schwarzburg. Für fast 50 Jahre warenbeide Städte in einem Herrschaftsgebiet vereint. Mitdem Verkauf Saalfelds und seiner Umgebung an dasHaus Wettin wurde die Stadt von 1389 bis 1920 säch-sisch. In der Zeit von 1680 bis 1745 fungierte Saalfeldals Residenzstadt im Herzogtum Sachsen-Saalfeldund war seit dieser Zeit bis ins 19. Jahrhundert be-deutende Berg- und Münzstadt im sächsischen Ein-flussbereich. Im Zuge der Verwaltungsreform desHerzogtums Sachsen-Meiningen, dem die SaalfelderRegion seit 1826 zugeordnet war, wurde 1868 in Saal-feld ein Landratsamt eingerichtet, das 1922 Behördedes neu geschaffenen Landkreises Saalfeld wurde.1571 erwählten die Grafen von Schwarzburg, seit1710 Fürsten, die Stadt Rudolstadt als ständige Resi-denz. Die Schwarzburger Herrschaft prägte das Le-ben der Menschen hier, ließ Schlösser und Gärtenentstehen, Handwerk und Gewerbe blühten auf. DieZeit Ende des 18. Jahrhunderts, als große Dichterund Philosophen in Rudolstadt weilten, begründeteden Ruf Rudolstadts als Klassiker- und Kulturstadt.Bis 1918 war sie Hauptstadt des Fürstentums und seit1850 Sitz des neu gebildeten Landratsamtsbezirkes.Nach der Abdankung des letzten Fürsten am23.11.1918 wurde das ehemalige Fürstentum als Frei-staat Bestandteil des neuen Landes Thüringen. Nachder Gründung des Landes im Jahre 1920 entstand1922 der Landkreis Rudolstadt. Die Gebietsreform1952 zerriss jahrhundertealte, historisch gewachseneStrukturen. Mit der Kreisgebietsreform 1994 wurdedies größtenteils rückgängig gemacht und der Land-kreis Saalfeld-Rudolstadt mit der Kreisstadt Saalfeldgebildet.

Er umfasst eine Fläche von 1035 km2; diese gliedertsich u. a. in 52 % Waldfläche und 36 % Landwirt-schaftsfläche. Der höchste Punkt mit 827 m über NNbefindet sich in der Gemarkung Piesau; tiefsterPunkt ist die Saale bei Niederkrossen mit 169 m überNN. Das Verkehrsnetz des Landkreises umfasst 136km Bundesstraßen der B 85, B 88, B 90 und B 281,330 km Landesstraßen und 180 km Kreisstraßen. Be-günstigend für die Region ist die Lage an der Eisen-bahnhauptstrecke Berlin – München; Verkehrskno-tenpunkt der Deutschen Bahn AG mit IC-Halt istSaalfeld.

Im 18. und 19. Jahrhundert trafen sich in Rudolstadtdie großen Geister jener Epoche, hier wurden dieGedanken der Aufklärung zur Klassik hingeführt.Wilhelm von Humboldt, Friedrich Fröbel, GottliebFichte und Arthur Schopenhauer verbrachten ent-scheidende Abschnitte ihres Lebens in Rudolstadt.Richard Wagner wirkte am hiesigen Theater; Paga-nini und Liszt konzertierten hier. Goethe und vor al-lem Schiller fühlten sich mit Rudolstadt und seinerLandschaft eng verbunden. In Bad Blankenburggründete 1840 Friedrich Fröbel den ersten Kinder-garten. Heute hat der Landkreis Saalfeld-Rudolstadtin 58 Gemeinden, darunter in 9 Städten, 134.307Einwohner (31.12.1999).

Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt vereinen sich lei-stungsstarker Wirtschaftsraum und reizvolle Erho-lungslandschaft zu einer einzigartigen Symbiose. DerWirtschaftsraum mit ca. 6000 Unternehmen, darun-ter 92 Industriebetriebe und 1500 Handwerksfirmenist geprägt durch bedeutende Betriebe der BranchenStahlerzeugung, der chemischen und pharmazeuti-schen Industrie, des Bergbaus, der Elektrotech-nik/Elektronik, der Medizintechnik, des Maschinen-und Werkzeugbaus, der Porzellanherstellung, derSpielwarenproduktion, der Holz- und Glasverarbei-tung, der Kunststofftechnik und der Nahrungsgüter-produktion. Über Thüringen hinaus beispielgebendist die zukunftsorientierte Umstrukturierung tradi-tioneller Industriestandorte zu modernen Industrie-gebieten in Rudolstadt-Schwarza (Projektstandortder EXPO 2000) und Unterwellenborn durch dieLandesentwicklungsgesellschaft (LEG). AnsässigeForschungsdienstleister mit ausgezeichnetem natio-nalen und internationalen Renommee stellen dasBindeglied zwischen Grundlagenforschung undtechnischer Umsetzung neuer Erkenntnisse dar. 850Arbeitskräfte sind in der Landwirtschaft auf einerNutzfläche von 35.024 ha tätig; Gemischtbetriebemit Marktfrucht- und Futteranbau und extensiverViehhaltung bestimmen das landwirtschaftliche Pro-duktionsprofil. Auf den kargen Muschelkalkstandor-ten spielt die Schafhaltung eine große Rolle. DerLandkreis gehört zu den schönsten GegendenThüringens. Etwa 140 Fremdenverkehrsbetriebe sor-

gen sich um das Wohl der Besucher. Zu den touristi-schen Hauptzielen der Region gehören u.a. die weit-hin bekannten „Feengrotten“ in Saalfeld, die Hei-decksburg und die Thüringer Bauernhäuser in Ru-dolstadt, die Stadt Bad Blankenburg als Eingangstorin das romantische Schwarzatal, das WasserschlossKochberg, das durch die Freundschaft zwischen J. W.Goethe und Charlotte von Stein berühmt wurde, dieunter dem Schutze der UNESCO stehende Kloster-kirchenruine Paulinzella, die Oberweißbacher Berg-bahn, das Schaubergwerk „Morassina“ in Schmiede-feld und das Denkmal „Historischer SchieferbergbauLehesten“. Neben sechs touristischen Straßen durch-queren eine Vielzahl gut ausgebauter Rad- und Wan-derwege den Landkreis.

In den Städten Saalfeld, Rudolstadt, Bad Blanken-burg und Königsee sind 5 Gymnasien um die höhereBildung ihrer Schüler bemüht. Insgesamt 19 Regel-schulen gewährleisten eine solide Erziehung undWissensvermittlung nach modernen Gesichtspunk-ten. Die Jüngsten werden in 24 Grundschulen unter-richtet. In 4 Förderschulen widmen Pädagogen ihrebesondere Aufmerksamkeit behinderten Kindernund Jugendlichen. Für die Schulabgänger stehen 3Berufsbildende Schulen und 1 Fachhochschule füreine Berufsausbildung zur Verfügung. Nicht zu ver-gessen sind die umfangreichen Angebote der Kreis-volkshochschule mit ihren Außenstellen und derMusikschulen in Saalfeld und Rudolstadt, die großeResonanz finden. Im Landkreis stehen mit derThüringen-Klinik Saalfeld und dem KrankenhausRudolstadt zwei leistungsfähige Häuser für die sta-tionäre Versorgung zur Verfügung. In den letztenJahren haben sich in der Region Sanatorien und Ku-reinrichtungen angesiedelt. Wie im Gesundheitsbe-reich, so verfügen auch die sozialen Dienste über einbreit gefächertes Netz von Einrichtungen. Einelange und bewegte Geschichte hat im LandkreisSaalfeld-Rudolstadt eine traditionsreiche, vielgestal-tige Kulturlandschaft entstehen lassen. Auf einemehr als 200-jährige Geschichte kann das Lan-destheater Rudolstadt zurückblicken. Ein herausra-gendes Ereignis im sonst eher beschaulichen Klein-stadt-Dasein ist das jeweils am 1. Wochenende im Julistattfindende Rudolstädter Tanz- und Folkfest, dasMusiker und Tänzer aus aller Welt in einem buntenReigen vereint. Zehntausende strömen dann in dieStadt unter der Burg. Die Saalfelder Jazz-Tage bietenalljährlich im Herbst Erlesenes für die Freunde die-ses Genres.

Schmalkalden-Meiningen

Schmalkalden-Meiningen

Schmalkalden-Meiningen

Durch das Thüringer Landesverwaltungsamt wurdeam 15. Juli 1995 folgendes Wappen für den Land-kreis Schmalkalden-Meiningen genehmigt: Das Wap-pen ist geviertet und zeigt in Feld 1 in Gold auf einem grü-nen Dreiberg eine schwarze Henne mit rotem Kamm und ro-ten Lappen, in Feld 2 in Blau einen siebenmal von Silberüber Rot geteilten, golden gekrönten Löwen mit goldener Be-wehrung, in Feld 3 in Blau eine schrägrechte goldene Lanzemit einer rot-weiß gevierteten Fahne, deren linker Rand injedem Feld eine halbkreisförmige Einbuchtung zeigt; Feld 4ist neunmal von Schwarz über Gold geteilt und mit einemschrägrechten grünen Rautenkranz belegt. Das Wappenwiderspiegelt den historischen Werdegang des Land-kreises und versinnbildlicht die vier, das heutigeKreisgebiet wesentlich prägenden Territorialherr-schaften: Die Henne als redendes Wappen weist aufdie Grafen von Henneberg hin, die als prägnantesteLandesherrschaft in dieser Gegend Jahrhunderteentscheidend bestimmten. Fast das ganze Kreisge-biet gehörte, wenn auch nicht über den gesamtenZeitraum und oft durch andere Herrscherhäuser(Schmalkalden/Landgrafen von Hessen) bzw. Lan-desherrschaften (Meiningen/Fürstbistum Würz-burg) eingeschränkt, bis 1583 diesem Geschlecht inseinen beiden Linien Henneberg-Schleusingen undHenneberg-Hartenberg (Römhild). Der sogenannte„Bunte Löwe“ erinnert an die langjährige Verbin-dung (1360 – 1866) der Herrschaft Schmalkaldenmit dem hessischen Landgrafenhaus. Hinsichtlichder ursprünglich variabel gehaltenen Zahl der Strei-fen und der Reihenfolge der Farbgebung bei demLöwen wurde sich im Gegensatz zum heutigenthüringischen Landeswappen an der seit dem 19.Jahrhundert üblichen Tingierung des hessischenLöwen orientiert. Der Löwe erscheint, wie in denhessischen Landeswappen (bzw. der preußischenProvinz Hessen-Nassau) bis 1918 üblich, gekrönt.Das sogenannte „fränkische Herzogsfähnlein“ oder„Sturmfähnlein“ erinnert an die Zugehörigkeit vonMeiningen zum Fürstbistum Würzburg, die erst 1542

endete. Das sächsische Rautenkranzwappen weist aufdas von 1680 – 1918 existierende Herzogtum Sach-sen-Meiningen hin, dessen Residenzstadt die heutigeKreisstadt war. Die Flagge des Landkreises Schmal-kalden-Meiningen ist grün-weiß geviert und trägt inder Mitte das Kreiswappen.

Das Gebiet des heutigen Landkreises Schmalkalden-Meiningen gehört zu den ältesten SiedlungsgebietenSüdthüringens. Seit dem 7. Jahrhundert zogen ver-schiedene Völkerstämme durch das Werratal in dieangrenzenden Talzüge der Schmalkalde, der Truseund der Stille und besiedelten die reich bewaldetenGebirgstäler, die von verschiedenen Erzgängendurchzogen waren. Die reichen Erzvorkommen inden Bergen des Thüringer Waldes ließen bald Berg-bau und eisenverarbeitende Industrie entstehen. Sowurden auf engstem Raum Erz abgebaut, Holzkohlezur Verhüttung hergestellt und schließlich entstan-den Waffen, Rüstungen, Werkzeuge und Gebrauchs-gegenstände. Der ehemalige Landkreis Schmalkal-den bestand schon seit dem Jahre 1247 und gehörtezu den ältesten Kreisen Deutschlands. Die Besitzver-hältnisse wechselten mehrfach: Schmalkaldengehörte zum Kloster Fulda, zum Bistum Würzburg,Ende des 11. Jahrhunderts kam die Stadt Schmalkal-den in Thüringer Herrschaft und danach an die Gra-fen von Henneberg, bis es im 14. Jahrhundert zurDoppelherrschaft von Hennebergern und Hessenkam; nach dem Tode des letzten Henneberger Gra-fen – 1583 – gehörte Schmalkalden ganz zu Hessen.Mitte des 19. Jahrhunderts fiel das SchmalkaldenerGebiet an Preußen und 1944 durch Reichsgesetz po-litisch an Thüringen. Die Geschichte des Gebietesdes ehemaligen Landkreises Meiningen wurdehauptsächlich von den Grafen von Henneberg undden Herzögen von Sachsen-Coburg-Meiningen ge-prägt. 1680 entstand durch Erbteilung das Herzog-tum Sachsen-Meiningen. Mit der Bildung des LandesThüringen 1920 kam es zur Gründung des Landkrei-

ses Meiningen. Das Gebiet des ehemaligen Landkrei-ses Suhl geht auf die Bildung des Kreises Schleusin-gen um 1274 zurück; 1583 fiel Schleusingen nachAussterben der Henneberger an die Albertiner undErnestiner und danach bis zum Wiener Kongress1815 an Sachsen-Naumburg-Zeitz und Kursachsen.1816 wird der Schleusinger Kreis einer der 9 Kreisedes Regierungsbezirkes Erfurt unter der KronePreußens; Schleusingen war bis 1945 Kreisstadt. 1967erfolgte die Trennung der kreisfreien Stadt Suhl unddie Bildung des Landkreises Suhl. 1994 erfolgte dieBildung des Landkreises Schmalkalden-Meiningen –hervorgegangen aus den ehemaligen KreisenSchmalkalden und Meiningen sowie Teilen desLandkreises Suhl.

Vom Rennsteig bis zur Werra, vom Grabfeld bis zurRhön erstreckt sich der Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Er ist mit einer Fläche von mehr als1.200 km2 und 144.546 Einwohnern (31.12.1999) ei-ner der größten Kreise im Freistaat Thüringen; derLandkreis umfasst 7 Städte (Brotterode, Meiningen,Oberhof, Schmalkalden, Steinbach-Hallenberg, Wa-sungen, Zella-Mehlis) und 10 Verwaltungsgemein-schaften mit 76 Gemeinden. Der Landkreis wird vomFluss Werra durchzogen; die angrenzenden Auen-landschaften sind weitgehend unverbaut und dienenzahlreichen Vogelarten als Brutgebiet. Der Thüringi-schen Rhön wurde ein besonderer Schutzstatus alsBiosphärenreservat zugesprochen und durch dieUnesco anerkannt; die Oberflächengestalt der Rhönwurde vom tertiären Vulkanismus geformt: es ist einmeist stark reliefiertes Berg- und Hügelland, das imUntergrund von den Sedimenten des Trias, vor al-lem des Muschelkalks, aber auch vom Buntsandsteinund kleinflächig vom Keuper sowie vereinzelt ausLockersedimenten an der Basis der Basaltdeckenaufgebaut wird. Der Waldanteil beträgt etwa 30 %.Höchster Punkt des Landkreises ist der Große Insel-berg mit 916 m ü. NN. Der Landkreis ist mit denBundesstraßen B 19, B89, B 280 und B 247 sowie mitden Schienenverbindungen Erfurt – Meiningen,Bad Salzungen – Meiningen und Bad Neustadt –Meiningen verkehrsmäßig gut erschlossen.

Namhafte Persönlichkeiten des Landkreises warenbei der Meininger Hofkapelle so bedeutende Musi-ker wie Hans von Bülow (1830 – 1894), Fritz Stein-bach (1855 – 1916) und Max Reger (1873 – 1916); inder Stadt Meiningen gelebt und gearbeitet habender Märchendichter Ludwig Bechstein (1801 –1860), der Schriftsteller Jean Paul (1763 – 1825) undder Dichter Rudolf Baumbach (1840 – 1905, bekanntdurch „Hoch auf dem gelben Wagen“ und „Die Lin-denwirtin“). In Schmalkalden weilte Melanchthonund Luther legte die Bekenntnisschrift der Prote-stanten, die Schmalkaldischen Artikel – zur bedeu-tendsten Tagung des Schmalkaldischen Bundes im

Jahre 1537 – vor; Seume hielt sich nach seinem „Spa-ziergang nach Syrakus“ in den Mauern der Stadt aufund 1770 kam Goethe im Gefolge des Herzogs KarlAugust in die Stadt.

Die reichen Erzvorkommen im Thüringer Waldließen Bergbau und eisenverarbeitende Industrie zuhoher Blüte kommen; gefragte Erzeugnisse warendie „Schmalkaldischen Artikel“ (Waffen, Werkzeugeund Gebrauchsgegenstände). Noch heute prägt dasHandwerk der Metallbranche die Region umSchmalkalden; traditionelle Unternehmen sind z.B.die „Sandvick GmbH“ und „Meteor KettenfabrikenGmbH“ sowie der Trusetaler Werkzeug- und For-menbau GmbH. Als Unternehmen anderer Bran-chen sind zu nennen: die „Thüringer Fleisch- undWurstwaren“ und „Thüringer Waldquell-Mineral-brunnen“ sowie Sportgeräte aus Schmalkalden unddie Robert Bosch Fahrzeugelektrik Brotterode. DerLandkreis ist einer der bedeutendsten Fremdenver-kehrszentren Thüringens. Touristische Anziehungs-punkte sind neben dem alten Höhenwanderweg„Rennsteig“ und dem Rhönhöhenweg die Stadt unddas Schloss Elisabethenburg in Meiningen; derHöhenzug „Dolmar“; Schloss Wilhelmsburg, dasFachwerkensemble an der Salzbrücke, die Iwein-Fresken und die älteste Holzorgel Deutschlands inSchmalkalden; der Rennsteiggarten und die Renn-steigthermen in der Sommerfrische und dem Win-tersportort Oberhof; das in Thüringen einzigartigeZella-Mehliser Meeresaquarium; die Faschingshoch-burg Wasungen mit dem ältesten StraßenkarnevalDeutschlands; die Märchenhöhle Walldorf/Werraund der 56 Meter hohe Trusetaler Wasserfall.

Eine große Zahl Bildungseinrichtungen, darunterneben Grund- und Realschulen 6 Gymnasien, 5 För-derschulen, 7 Berufsschulen, 1 Volkshochschule und2 Musikschulen gewährleisten eine solide Ausbil-dung. Die Fachhochschule Schmalkalden ist einerder jüngsten Standorte in der deutschen Bildungs-landschaft. Die gesundheitliche und soziale Betreu-ung ist in 4 Krankenhäusern, 9 Feierabend- und Pfle-geheimen sowie Senioren- und Jugendklubs gege-ben. Kultureller Anziehungspunkt ist das MeiningerTheater – Südthüringisches Staatstheater. Die ge-bietstypische Küche bietet Rostbrätel, Bratwurst vomGrill oder Thüringer Klöße. Zahlreiche Feste bietenEinblicke in die Traditionen und das Brauchtum derMenschen des Südthüringer Raumes. Gern gesehensind die Besucher beim Schmalkalder Stadtfest „Bar-tholomäusmarkt mit Hirschessen“, beim „Töpfer-marktfest“, dem Meininger Stadtfest, beim Schnell-bacher Trachtenfest, Wernshäuser Flößerfest, Truse-taler Wasserfallfest, Bermbacher Meilerfest, Breiten-bacher Backhausfest, Zillbacher Cottafest, bei derWalpurgisnacht in Zella-Mehlis und beim Karnevalin Wasungen und Viernau.

Sömmerda

Sömmerda

Sömmerda

Das am 28. September 1990 durch den damaligen Re-gierungsbevollmächtigten und späteren Ministerprä-sidenten Thüringens genehmigte Wappen des Land-kreises Sömmerda hat folgende Blasonierung: DasWappen des Landkreises Sömmerda ist gespalten mit einereingepfropften Spitze, vorn neunmal von Schwarz über Goldgeteilt und mit einem grünen Rautenkranz belegt und zeigthinten in Blau einen siebenmal von Rot über Silber geteilten,golden bewehrten und gekrönten Löwen und in der Spitzeein silbernes sechsspeichiges Rad auf rotem Grund. Aus-gangspunkt bei der Wappengestaltung waren Sym-bole ehemaliger bedeutender Territorialherrschaf-ten des Gebietes. Der Löwe der ludowingischenLandgrafen von Thüringen verweist darauf, dass die-ses Geschlecht in einem Teil des heutigen Territori-ums des Kreises Sömmerda eines ihrer Kerngebietebesaß, dessen Mittelpunkt die Runneburg bildete.Wird im allgemeinen bei Thüringer Wappen eher da-von abgeraten, den sächsischen Rautenkranz zu ver-wenden, so hat dieses Symbol im Kreiswappen vonSömmerda durchaus seine Berechtigung in mehrfa-cher Hinsicht. Er steht zunächst für die ernestini-schen und albertinischen Gebietsteile, zum anderenaber auch für die später provinzsächsischen und sach-sen-anhaltinischen Ortschaften des heutigen Kreises.Vor allem der Rautenkranz weist auf die wechselvolleTerritorialgeschichte des Kreises hin. Das silberneRad auf rotem Grund steht für die ehemaligen kur-mainzisch-erfurtischen Gebiete, zu denen die Kreis-stadt seit 1418 gehörte. Die am 20.12.1999 geneh-migte Flagge des Landkreises Sömmerda ist weiß-rotlängs gestreift und trägt das Kreiswappen.

Es kam schon einer Sensation in Fachkreisen der Ar-chäologie gleich, als 1974 bei Bilzingsleben, knappan der Nordgrenze des Landkreises, ein Rastplatzvon Urmenschen (Homo erectus bilzingslebenensis)gefunden wurde, der zu den bedeutendsten Fund-stätten Europas für die Zeit um 400000 v.u.Z. zählt.Die Entdeckung und Ausgrabung des Leubinger

Häuptlingsgrabes war Anlass, einen ganzen Kultur-kreis als „Leubinger Kultur“ zu bezeichnen (1900 –1600 v.u.Z.). Vor rund 3000 Jahren begannen dieMenschen auch im Gebiet des jetzigen Landkreises,beherrschende Geländeerhebungen zu Wallburgenauszubauen. Diese Anlagen hatten mitunter impo-sante Ausdehnungen und dienten dazu, in Zeitender Gefahr viele Menschen, deren Habe und vor al-lem das Nutzvieh vor Feinden zu „bergen“, zu ver-bergen und zu schützen. Besonders bedeutend fürdie Region war die Montaburg bei Burgwenden. Voretwa 2500 Jahren wanderten von Norden her Ger-manen ein. Das Gebiet des heutigen LandkreisesSömmerda wurde ein Teil vom „Hermundurenland“,so genannt nach dem Namen der germanischenStammesgruppe, die im mitteldeutschen Raum do-minant war und aus der sich unter Einbeziehung an-derer germanischer Stämme (Angeln, Warnen) um400 n.Chr. das Volk der Thüringer herausbildete; dasGebiet zählte zum Kernland des Thüringer Königrei-ches. Mit der Zerschlagung dieses Reiches 531 u.Z.herrschten die Beauftragten fränkischer Könige undKaiser über das Gebiet, verwalteten es, veranlasstenSiedlungen und förderten den Landesausbau. Vieleder heutigen Ortschaften im Landkreis sind schonim 8./9. Jahrhundert urkundlich erfasst. In dieserfrühmittelalterlichen Zeit kam es auch zu Einwande-rungen slawischer Siedler in die Region; Thüringer,Franken und Slawen (Wenden) verschmolzen mehrund mehr miteinander, kultivierten die Landschaftund erweiterten ihren Siedlungsraum. Einherge-hend mit der Eingliederung Thüringens in das Fran-kenreich vollzog sich seit dem 8. Jahrhundert die zu-nehmende Christianisierung Thüringens. Zu denmächtigsten Feudalherren des 9. Jahrhundertsgehörten die Landgrafen von Thüringen (Runne-burg/Weißensee) sowie die Grafen von Beichlingenund Hohenstein. Letztere wurden Mitte des 14. Jahr-hunderts durch die Grafen von Schwarzburg ab-gelöst. Aber auch die Stadt Erfurt respektive das Für-

stentum Mainz verfügten seit 1418 über Territorial-besitz im Kreis. Durch den Ausbau der Landeshoheitkam es zur Entstehung der Städte – Ackerbürger-städte, deren wirtschaftliches Leben besonders starkvon der Landwirtschaft, dem Waidanbau („Götter-gabe Thüringens“) geprägt war. Nach dem WienerKongress wurde das Gebiet staatlich neu gegliedert,wobei der größte Teil 1815 an das KönigreichPreußen gelangte; der westliche Teil dieses preußi-schen Gebietes gehörte zum Kreis Weißensee undder östliche zum Kreis Eckartsberga. Nach der Ab-dankung der thüringischen Fürstenhäuser 1918 undder Bildung des Landes Thüringen werden die bisdahin zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Ei-senach gehörenden Gemeinden in den neu gebilde-ten Thüringer Kreis Weimar eingegliedert. 1932 wer-den die Landkreise Weißensee und Erfurt zu einemneuen Landkreis Weißensee zusammengeschlossen;1945 erfolgt dessen Eingliederung in das LandThüringen. 1950 wird der Landkreis Weißensee auf-gelöst und zu einem großen Teil Bestandteil des neugebildeten Landkreises Erfurt; der sachsen-anhalti-nische Landkreis Eckartsberga wird in LandkreisKölleda umbenannt. Mit der Neugliederung 1952entsteht dann der Landkreis Sömmerda, der sich mitder Gebietsreform 1994 im Süden um Teile des ehe-maligen Kreises Erfurt-Land und im Norden durchTeile des Kreises Artern vergrößerte.

Das Territorium des Landkreises Sömmerda liegt imGebiet der mittleren Unstrut im nordöstlichen Teildes Thüringer Beckens und erstreckt sich in Ost-West-Richtung von der Finne bis zum Unstruts-tau bei Straußfurt und in Nord-Süd-Richtung vonden Ausläufern der Hainleite bei Bilzingsleben biszur Landeshauptstadt Erfurt. Das Landschaftsbildzeigt sich sanft und freundlich; die fruchtbaren Ebenen werden immer wieder von Hügelland unter-brochen. Der Wasserreichtum, üppige Auenwälder,Schwemmland, vor allem aber die ergiebigen Löß-und Lehmböden und der Holzreichtum des Hügel-landes boten stets günstige Siedlungsvoraussetzun-gen. Bei einer Gesamtfläche des Kreises von 804 km2

entfallen rund 80 Prozent auf landwirtschaftlicheFläche und rund 10 Prozent auf Waldfläche. Heuteleben im Landkreis 81.884 Einwohner (31.12.1999)in 7 Städten (Buttstädt, Gebesee, Kindelbrück, Köl-leda, Rastenberg, Sömmerda, Weißensee) und 48Gemeinden. Die Verkehrserschließung wird mit demBau der Autobahn A 71 wesentlich verbessert; ge-genwärtig verfügt der Landkreis über ein Straßen-netz mit den Bundesstraßen B 4, B 85, B 86 und B176. Das Eisenbahnnetz verfügt im Landkreis überdie Süd-Nord-Verbindungen von Erfurt nach BadLangensalza, Nordhausen und Sangerhausen/Mag-deburg sowie die Ost-West-Verbindung Naumburg –Bad Langensalza. Im Luftverkehr besteht der Ver-kehrslandeplatz Sömmerda/Dermsdorf.

Bekannte Persönlichkeiten des Landkreises Söm-merda sind der Erfinder des „von hinten zu laden-den Zündnadel-Infanteriegewehres“ Johann Niko-laus von Dreyse aus Sömmerda, der 1863 in Gang-loffsömmern geborene „Vogelprofessor“ JohannThienemann, der Historiker Friedrich BernhardFreiherr von Hagke, der Pädagoge Christian GotthilfSalzmann und der Numismatiker Johann JakobLeitzmann.

Bereits im Mittelalter wurde das Gebiet des heutigenLandkreises von einer ganzen Reihe Fernhandels-straßen durchquert: von Erfurt kommend strebtenalte „Geleitstraßen“ über Wundersleben oder Strauß-furt Richtung Weißensee der Thüringer Pforte beiSachsenburg zu; andere wichtige Fernstraßen ausNaumburg oder Weimar kommend, führten durchKölleda über den Pass bei Harras in den norddeut-schen Raum. Das Bild des Landkreises Sömmerdawird geprägt von einer intensiv genutzten Agrarland-schaft; die Region um Kindelbrück ist hierbei tradi-tionelles Obstanbaugebiet. Die Industrialisierung be-gann nach der Gründung der ersten Gewehrfabrikdurch Johann Nikolaus von Dreyse 1840 in der Kreis-stadt Sömmerda. 1901 wird die Dreysische Gewehrfa-brik ein Unternehmen des Rheinmetall-Konzerns,1920 wurde mit der Produktion von Schreib- und 2Jahre später mit der Produktion von Rechenmaschi-nen begonnen. 1945 entwickelte sich das Werk zumBüromaschinenwerk Sömmerda mit bis zu 12.000Beschäftigten. Im nach der Wende auf dem Gebietneu entstandenen Industriepark haben sich inzwi-schen wieder rund 146 Unternehmen und Einrich-tungen mit rund 3.000 Beschäftigten etabliert. Auchhaben sich im Landkreis wieder Computerherstellerwie Fujitsu Siemens und logatec angesiedelt, die diealte Tradition fortsetzen und inzwischen europaweitzu den größten Herstellern zählen. Die anderenKleinstädte blieben ländlich, von Handwerk undKleinindustrie geprägt. Kölleda brachte im 19. Jahr-hundert der intensive Anbau von Heilkräutern denBeinamen „Pfefferminzstadt“ ein. Rastenberg warund ist bekannt durch einen regen Kurbetrieb, derbereits im 17. Jahrhundert einsetzte. Der in einigenGebieten bestehende Fremdenverkehr hat als touri-stische Ziele die historische Altstadt von Sömmerda,die romanische Runneburg in Weißensee mit demmaßstabsgerechten Nachbau einer funktionsfähigenSteinschleuder (Blide), das Werther’sche Schloss inBeichlingen sowie die nach dem Brand im Wieder-aufbau befindliche St. Bonifatius-Kirche Riethnord-hausen – die „Thüringer Laterne“.

Sonneberg

Sonneberg

Sonneberg

Das Wappen des Landkreises Sonneberg vom 03. Ok-tober 1990 ist geviert; 1: In Gold ein rotbewehrterschwarzer Löwe; 2: gespalten, vorn dreimal von Rot undSilber gesparrt, hinten in Silber eine schwarze Schafschere;3: halb gespalten und geteilt von Silber, Rot und Blau; 4:neunmal von Schwarz und Gold geteilt, belegt mit einemgrünen schrägrechten Rautenkranz. Das Wappen bein-haltet die für die Geschichte des Kreises typischenSymbole: Im rechten Obereck befindet sich das Wap-pen der Markgrafschaft Meißen, der aufrechtste-hende, aus dem Schild herausschreitende rotbe-wehrte Löwe. Dies ist zugleich der stilisierte Löwe desSonneberger Stadtwappens. Daneben, im linkenObereck, befindet sich ein gespaltenes Feld; rechtsdreimal von Rot und Silber gesparrt und links eineSchafschere: dieses war das Wappen derer von Son-neberg und wurde von den Grafen zu Schaumberg-Rauenstein weitergeführt. Im rechten Untereck istdas von Silber und Rot halbgespaltene, blau geteilteFeld mit den Farben der Schaumberg-Schaumbergi-schen Linie. Das linke Untereck zeigt das seit demJahre 1262 bestehende alte sächsische Wappen; die-ses war das Wappen zahlreicher thüringischer Klein-staaten, zu denen im Verlauf der Geschichte dasKreisgebiet ganz oder teilweise gehörte. Die Flaggedes Landkreises Sonneberg ist weiß-rot längs ge-streift und trägt das Kreiswappen.

Ausgrabungen und Bodenfunde bezeugen die frühe,wenn auch dünne Besiedlung des westlichen Teilsdes Landkreises auf dem Herrenberg und dem Bleß-berg mit dem Anlegen von wehrhaften Siedlungender Kelten. Eine nennenswerte Besiedlung setzte im8./9. Jahrhundert zunächst im tieferen Vorland umSonneberg und Effelder sowie im „Land vor demWald“ um Schalkau durch fränkische Kolonisten mitder Errichtung kleiner Kapellen im Zuge der Chri-stianisierung vom Maintal her und der Waldrodungin den Flusstälern und an den Bachläufen ein. DieHauptsiedlungsperiode geht auf das 13. und 14.

Jahrhundert zurück, in denen unsere Vorfahren mitHolzfällerei und der Holzkohleherstellung zur Ei-sen-, Kupfer- und Glasschmelze ihren Erwerb fandenund die Städte Sonneberg und Schalkau gegründetwurden. In dieser Zeit entstanden im Zuge der hen-nebergischen Territorienbildung die Ämter Sonne-berg und Neuhaus(-Schierschnitz); diese gelangten1353 in den Besitz der wettinischen Markgrafen vonMeißen und späteren Kurfürsten und Herzöge vonSachsen aus der ernestinischen Linie. Das Amt Schal-kau gehörte seit Ausgang des Mittelalters zum Herzogtum Sachsen-Coburg und gelangte schließ-lich nach der Erbteilung vom Jahr 1735 in den Besitzdes Herzogtums Sachsen-Meiningen. Das GerichtRauenstein wurde von Sachsen-Meiningen 1780 inBesitz genommen. Von großer Bedeutung für dieEntwicklung waren die durch das Gebiet führendenFernhandelsstraßen. Die „Hohe Straße“ führte vonNürnberg nach Erfurt und wurde in ihrer Bedeu-tung später von der Heer- und Handelsstraße, zeit-weise auch Judenstraße genannt, noch weit übertrof-fen. Sie verband die Handelsmetropolen Nürnbergund Leipzig und führte über den Sattelpass bei Neu-enbau. Mit dem Bau der Eisenbahnstrecken entstan-den neue Verkehrsverbindungen mit verkehrstechni-schen Meisterleistungen, von denen noch heute dieViadukte und bahntechnischen Anlagen künden,die weitgehend aus ihrer Entstehungszeit erhaltengeblieben sind. Das größte Brückenbauwerk dieserArt ist das Viadukt in Sonneberg-West: Imposante 23 m hoch und 171 m lang wirkt es, wie die Strecken-gestaltung, harmonisch in der Landschaft eingebet-tet. 1868 – mit der Kreiseinteilung des HerzogtumsSachsen-Meiningen – entsteht der Landkreis Sonne-berg aus den Ämtern Sonneberg, Schalkau, Neuhaus(-Schierschnitz) und dem Gericht Rauenstein. Mitder Bildung der Bezirke 1952 wurde ein Teil desLandkreises Sonneberg dem neugebildeten KreisNeuhaus am Rennweg zugeordnet. Mit Inkrafttretendes Thüringer Neugliederungsgesetzes am

01.07.1994 besteht der Landkreis Sonneberg wiederin seiner Form von 1952 und wurde um die ehe-mals schwarzburgisch-rudolstädtischen GemeindenScheibe-Alsbach und Goldisthal erweitert.

Der Landkreis Sonneberg liegt am Südabhang desThüringer Waldes, von den Höhen des Rennsteigsbis hin zu den Niederungen des Sonneberger Unter-landes und der Schalkauer Platte und grenzt imSüden und Osten an das Maintal und den Franken-wald sowie das Werra- und Schwarzatal im Nordenund Westen. Über 43.336 ha erstreckt sich die Flächedes Landkreises, bewohnt von 68.423 Einwohnern(31.12.1999), die in der Kreisstadt Sonneberg, denStädten Neuhaus am Rennweg, Steinach, Schalkauund Lauscha sowie in den meist als Straßen- oderHaufendörfern angelegten 11 Gemeinden. Höch-ster Punkt des Landkreises ist der Bleßberg mit 863m über NN. Mehr als die Hälfte der Fläche ist bewal-det; im Süden bieten fruchtbare Böden die Voraus-setzung für ertragreiche Ernten in der Landwirt-schaft. In den tiefeingeschnittenen Kerbtälern strö-men die Flüsse Steinach, Röthen und Itz dem Main-tal zu; nach Norden windet sich die Schwarza durchdas gleichnamige Tal der Saale zu. Mit demDreistromstein bei Siegmundsburg nahe Neuhausam Rennweg verfügt der Landkreis über ein Symbolfür eine hydrographische Besonderheit: Im Umkreisweniger Minuten grenzen die Einzugsgebiete derStröme Elbe, Rhein und Weser aneinander. An kei-nem anderen Ort Deutschlands sind die Einzugsge-biete dreier großer Ströme so nahe beieinander; ausdem Quellgebiet fließt der Rambach nach Nordenzur Elbe hin, die Grümpen gen Osten dem Main undspäter dem Rhein entgegen, während nach Süden zudie Werra zur Weser fließt. Die Verkehrserschließungerfolgt über die Bundesstraße B 89 sowie die Eisen-bahnverbindung Saalfeld – Coburg.

Namhafte Persönlichkeiten des Landkreises Sonne-berg sind der 1814 in Neuhaus am Rennweg gebo-rene Dr. Heinrich Geißler – Erfinder der sog.„Geißlerschen Röhre“, der Niederdruck-Gasentla-dungsröhre und der 1906 in Neuhaus geborene Ma-ler und Grafiker Engelbert Schoner – als Briefmar-kengestalter und Buchillustrator bekanntgeworden.

Ausgangspunkt für die Gründung zahlreicher Indus-triebetriebe im Landkreis Sonneberg war die vielsei-tige Nutzung von Gesteinsvorkommen. Bis Mitte des16. Jahrhunderts bildete die bergmännische Tätig-keit zur Schiefer-, Wetzstein-, Erz- und Goldgewin-nung die Haupterwerbsquelle. Nach und Nach ent-wickelten sich in den Flusstälern Handwerk und Ge-werbe; Steinheid wurde zur Goldgräberstadt, inLauscha entstand die Mutterglashütte und inSteinach, Mengersgereuth-Hämmern und Blech-hammer florierte aufgrund der silurischen Eisen-

steinlager die Eisenindustrie. Das Vorkommen vonQuarz als Grundlage der Glasherstellung ließ diesebereits frühzeitig im Kreisgebiet Einzug halten: ImJahr 1597 erteilte der Herzog von Sachsen-Coburgan die Glasmacher Hans Greiner und ChristophMüller die Konzession für den Bau einer Glashütteim Tal der Lauscha. In der Folge entwickelte sich dieGlasindustrie bis heute zu einem wichtigen Wirt-schaftsfaktor im Thüringer Wald. Die Hüttenpro-dukte wurden entweder direkt aus der Hütte herausverkauft, auf Märkten gehandelt oder die Gläser wur-den auf Karren hausierend durch die Lande gezo-gen bis nach Sachsen, Hessen, Franken und überWürzburg bis nach Holland zur Verschiffung ge-bracht. Zwei reiche Vorkommen eines zur Porzellan-herstellung vorzüglich geeigneten Sandes bei Stein-heid und Neuhaus-Schierschnitz waren ab 1772 derAusgangspunkt für die Entwicklung einer großange-legten Porzellanindustrie auf der Grundlage des1760 erfundenen Thüringer Porzellans. Es wurdenGeschirre, Zierporzellan, die feinen Porzellanpup-penköpfe und später auch technische Porzellane fürdie Energieversorgung sowie Zündkerzen gefertigt.Ebenso Schiefergriffel aus Steinach erwarben für dieRegion einen weltbekannten guten Ruf. Der außer-ordentliche Waldreichtum des Gebietes gab vielenHandwerkern Arbeit und ließ im 17. Jahrhundertauch jene Beschäftigung erblühen, die Sonnebergweltbekannt machte – die Spielzeugindustrie. Durchdie regelmäßige Beschickung der Leipziger Messesowie der Weltausstellung erreichte das Handelsvolu-men Anfang des 20. Jahrhunderts ein Fünftel derWeltproduktion. Seit 1832 stellte Ludwig Müller-Uriaus Lauscha medizinische Glasaugen her. Der präch-tig schillernde Christbaumschmuck machte dasLauschaer Glas ab 1860 berühmt und der ausweißem Glas hohlgeblasene Hirsch galt lange alsSymbol für das künstlerisch gestaltete Glas ausLauscha. Der Landkreis, der heute von der Deut-schen Spielzeugstraße, der Thüringisch-FränkischenSchieferstraße und der Thüringer Porzellanstraßetangiert wird, gehört zu den Hauptzielen des Frem-denverkehrs in Thüringen. Touristische Ziele sinddas Deutsche Spielzeugmuseum, die höchstgelegeneSternwarte Deutschlands mit Astronomiemuseumund das Meeresmuseum Nautiland in Sonneberg,die Holzkirche in Neuhaus/Rwg., das Museum fürGlaskunst in Lauscha, das Deutsche Schiefermu-seum in Steinach, das Schildkröt Puppenmuseumund die Burgruine Rauenstein sowie der Dreistrom-stein in Siegmundsburg und das PumpspeicherwerkGoldisthal. Schwimmbäder, Freibäder, 1 Erlebnisbadsowie verschiedene Sommer- und Wintersportanla-gen, darunter die Skiarena Silbersattel Steinach, dasgrößte alpine Skigebiet Thüringens, bieten Möglich-keiten zur Freizeitgestaltung und sportlichen Betäti-gung.

Suhl

Suhl

Suhl

Bereits ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes „SI-GILLVM CIVITATIS SVLAE“ zeigt das Tor mit derHenne darin und die Hacke und Sohle schrägge-kreuzt übereinander. Das von der Suhler Stadtver-waltung am 24. Februar 1991 bestätigte Stadtwappengeht auf diese Darstellung zurück und zeigt in Silbereine rote Burg mit roten Zinnen und goldenem Tore mit gol-denen, schwarz beschlagenen Torflügeln sowie zwei blauspitzbedachten Türmen mit schwarzen Fenstern, zwischendenen eine schräg links liegende blaue Hacke schwebt, derengoldener Stiel eine goldene Erzmulde (sogenannte „Schuh-sohle“) kreuzt; im geöffneten Tore stehend nach rechts aufgrünem Dreiberge eine schwarze Henne mit rotem Kamm.Der Haupterwerb des ehemals hennebergischen Or-tes war ursprünglich der Eisenerzbergbau. Daraus er-klärt es sich, dass eine Berghacke, gekreuzt mit einerErzmulde in das Siegelbild genommen wurde; letz-tere wurde dann später dem Wortklang des Stadtna-mens entsprechend für eine Sohle gehalten. DieMauerzinnen und Türme symbolisieren das Stadt-recht und die auf dem Dreiberg stehende Henne istdas Symbol der ehemals herrschenden HennebergerGrafen. Die Flagge der Stadt Suhl ist blau-gelb längsgestreift und trägt in der Mitte das Stadtwappen.

Bodenfunde auf dem Gebiet der heutigen Stadt Suhlbelegen einen Aufenthalt von Menschen schon um2000 v.Chr. Etwa 500 v.Chr. wurden dann mit der Ein-wanderung keltischer Volksstämme im Suhler RaumMenschen sesshaft; diese brachten auch die Kennt-nisse zur Eisengewinnung und -verarbeitung mit. Rö-mische Münzfunde aus dem 2. Jahrhundert auf eineralten Wegetrasse des späteren Stadtbereiches Suhllassen eine frühe Passierbarkeit der Lautertalengevermuten, was eine nahe Ansiedlung voraussetzte.Um 800 werden etliche der heutigen Ortschaften imHaseltal urkundlich erwähnt: um 900 erscheinen ineinem Verzeichnis des Klosters Fulda über die ihmzugeflossenen Schenkungen mehrere Male die Orts-namen „Sulaha“ und „Suhlaha“; die Orte Heinrichs

und Albrechts werden in einer auf das Jahr 1111 be-zogenen Urkunde angeführt. 1318 wird in einer Ur-kunde Suhl hinsichtlich einer Lagebestimmung von„Nuwendorff by Sule“ erstmals nachweislich be-nannt; 1359 wird das „Dorffe tzu Sule“ Leibgedingeder Gräfin Elisabeth von Henneberg, der Witwe desGrafen Johann von Henneberg. 1445 wird Suhl in ei-ner Urkunde als Flecken mit einer eigenen Urkundebenannt und für 1475 wird das älteste erhalteneBriefsiegel mit der Umschrift „S. opidis Sula“ (Siegelder Stadt Suhl) nachgewiesen. 1527 erhielt SuhlStadtrecht und eine Stadtgemeinde-Verfassung. Mitdem Tod des Grafen Georg Ernst 1583 stirbt das Ge-schlecht der gefürsteten Grafen von Henneberg aus,in dessen Folge 1584 Suhl unter eine gemeinsameLandesregierung von Kursachsen und dem ernesti-nischen Herzogshaus kommt. Die Herstellung vonWaffen führte in Suhl nicht immer zum Segen derEinwohner. So führte etwa der Verkauf an Freundund Feind mehrfach zu schweren Zerstörungen derStadt, beispielsweise am Gallustag 1634 durch kroati-sche Horden unter Isolani. 1660 übernehmen dieHerzöge von Sachsen- Naumburg-Zeitz die Regie-rung über das Gebiet um Suhl und 1718 kommt Suhlunter die Regierung des Kurfürstentums Sachsen;1815 schließlich fällt Suhl unter die Herrschaft desKönigreichs Preußen. Erst 1946 kam der zum preußi-schen Regierungsbezirk Erfurt, Provinz Sachsengehörende Kreis Schleusingen mit der Stadt Suhlzum Land Thüringen; 1952 wurde Suhl Verwaltungs-zentrum des gleichnamigen Bezirkes und 1967 er-hielt Suhl die Rechte einer kreisfreien Stadt.

Die kreisfreie Stadt Suhl liegt am Südwesthang desThüringer Waldes in einer Höhe von 400 bis etwa900 m ü.NN; höchster Punkt ist der Fichtenkopf mit944 m über NN. Die Stadt selbst erstreckt sich im Talvon Steina, Lauter und Hasel auf einer durchschnitt-lichen Höhe von 450 m über NN, umgeben von be-waldeten Bergen; unmittelbar aus dem Stadtzen-

trum erhebt sich steil der Suhler „Hausberg“, derDomberg, der 675 Meter misst. Die Stadt hat eineFläche von 103 km2 und 49.206 Einwohner(31.12.1999), die in den insgesamt 9 Ortsteilen le-ben. Verkehrstechnisch ist Suhl an die Hauptstreckeder Eisenbahn Erfurt – Meiningen – Schweinfurt –Würzburg und an das Bundesstraßennetz – B 247 inRichtung Gotha und Eisfeld – angebunden; dieThüringer-Wald-Autobahn A 71/73 mit der Anbin-dung Suhls an das Autobahnnetz befindet sich imBau.

Bekannte Suhler Persönlichkeiten sind der Graveurund Steinschneider Johann Veit Döll (1750 – 1835),der in Suhl lebende Erfinder der Schnelldruck-presse Friedrich König (1774 – 1833), der 1780 inSuhl geborene Liederschreiber Dr. Ernst GebhardAnschütz („Fuchs, du hast die Gans gestohlen“, „AlleJahre wieder“, „Es klappert die Mühle“), der Malerund Grafiker Alexander Gerbig (1878 – 1948), derHeimatmaler (Zyklus „Das alte Suhl“) Otto Bruch-holz (1891 – 1978), der Rennfahrer Paul Greifzu(1902 – 1952), der Sportschütze (Olympia-Silberme-daille 1936, Weltmeisterschafts-Goldmedaille 1939)Erich Krempel (1913 – 1992) sowie der Komponistdes Rennsteigliedes und weiterer bekannter Kompo-sitionen Herbert Roth (1926 – 1983).

Erzbergbau und Eisenverarbeitung zählen nebenGlasherstellung und Salzgewinnung zu den ältestenSuhler Erwerbszweigen. Die Fertigung von Sichelnund Wagen wird bereits 1155 genannt und von Har-nischen, Panzern und Schwertern im Jahr 1499nachgewiesen. 1548 bildet sich in Suhl eine Leinewe-ber-Zunft und 1555 wird die Innung der Rohr- undBüchsenschmiede gegründet. 1563 erhalten die„Schlösser, Büchsenmacher, Spohrer und Winden-macher“ vom Grafen Georg Ernst von Hennebergihre Innungsprivilegien. Um diese Zeit arbeiten inSuhl 6 Eisenhämmer (d.h. Eisenschmelzöfen), die10 Büchsenschmiede und 22 Kleinschmiede mit Ei-sen für etwa 50 Meister versorgten, die jährlich bis zu25 000 Stück Handfeuerwaffen herstellten. Gleich-zeitig erfolgte in dieser Zeit ein erneuter Auf-schwung des Eisenbergbaus am Döllberg, Dombergund Bock sowie des Kupferbergbaus am Döllbergund in der Goldlauter, dort auch Silberfunde. AmDöllberg arbeiteten zeitweise bis zu 300 Bergleute.Ihre wirtschaftliche Blüte erreichte die Stadt ab 1584durch Eisengewinnung und -verarbeitung, Gewehr-fabrikation, Barchentweberei und Handel. 1652kommen mit dem Erhalt der Concession 12 Brannt-weinbrennereien hinzu. Nach dem Ende des Ei-senerzbergbaus am hinteren Domberg 1860 beginnt1861 die Entwicklung einer bedeutenden Porzellan-industrie. 1871 entsteht die Gleichmann’sche Glas-hütte, vornehmlich zur Herstellung von Fla-schenglas. Nach 1871 entwickelte sich eine vielfältige

Industrie, die zum Teil bis in die heutige Zeit erhal-ten blieb. Traditionelle Fertigungen in Suhl sind Rol-ler und Mokicks aus der Simson Zweirad GmbH,Compact Discs aus der CDA Datenträger AlbrechtsGmbH und Jagdwaffen aus dem Suhler Jagd- undSportwaffen GmbH. Durch die Lage inmitten desThüringer Waldes bietet die Stadt auch touristischeAnziehungspunkte, so u.a. die mehr als 500 Jahrealte Hauptkirche St. Marien, die barocke Kreuzkir-che – Vorbild der katholischen Hofkirche in Dres-den, das Waffenschmied-Denkmal auf dem Markt-platz, das einzigartige Waffenmuseum im Malzhaus,das historische Fachwerkhaus und das HeinrichserRathaus, das Congress Centrum Suhl (CCS) mit demOttilienbad, das Schießsportzentrum auf dem Fried-berg, die Schul- und Volkssternwarte, die Ottilienka-pelle am Domberg sowie die staatlich anerkanntenErholungsorte und heutigen Stadtteile Goldlauter-Heidersbach und Vesser – letzterer mit dem UNE-SCO-Biosphärenreservat „Oberes Vessertal“, Dietz-hausen mit einem Teilstück des geologischen Wan-derweges Rennsteig – Dolmar und Heinrichs undNeundorf mit ihren Fachwerkbauten im henneber-gisch-fränkischen Stil.

Die Bildungseinrichtungen umfassen 8 Grundschu-len und 1 Jena-Plan-Schule, 6 Regelschulen, 2 Gym-nasien, 2 Förderschulen, 2 berufsbildende Schulenmit der Berufsfachschule für Büchsenmacher, diestädtische Musikschule und das Volkshochschul-Bil-dungszentrum. Für die gesundheitliche und sozialeBetreuung stehen das Zentralklinikum Suhl, meh-rere Seniorentreffpunkte/Seniorenklubs, Senioren-Wohnhäuser sowie auch eine ganze Reihe von Ju-gendtreffpunkten und Jugendeinrichtungen zur Ver-fügung. Für die sportliche Betätigung bietet dieStadt ein Stadion, die Sporthalle Wolfsgrube, das Ot-tilienbad, 3 Freibäder, das Schießsportzentrum Suhl-Friedberg, in Suhl-Goldlauter den Segel- und Motor-sportflugplatz und zahlreiche private Sport-Centeran. Kulturelle Freizeitangebote bieten das Cineplex-Kino, das Congress Centrum Suhl – Spielstätte derThüringen Philharmonie Gotha/Suhl, Galerien imCCS, im Haus Philharmonie und im Rathaus amMarktplatz sowie der Tierpark in der Suhler Schweiz.Traditionelle Heimatfeste sind das Dombergfest, dasOttilienfest, das Heinrichser Maifest sowie das allezwei Jahre gefeierte Suhler Schützenfest

Unstrut-Hainich-Kreis

Unstrut-Hainich-Kreis

Unstrut-Hainich-Kreis

Das Wappen des Unstrut-Hainich-Kreises, am 1. No-vember 1995 durch das Thüringer Landesverwal-tungsamt genehmigt, ist geviertet und zeigt obenvorn in Gold einen schwarzen, golden gekrönten, rotbewehrten Adler mit einem silbernen Mühleisen aufjedem Flügel, oben hinten in Blau einen siebenmalvon Rot über Silber geteilten, golden bewehrten undgekrönten Löwen, unten vorn in Rot ein silbernessechsspeichiges Rad, unten hinten in Silber ein roteszwölfendiges Geweih mit Grind. Die Symbolik desWappens verdeutlicht die das heutige Kreisgebietehemals prägenden Territorialherrschaften. Derschwarze Adler in Gold mit den Mühleisen auf denFlügeln steht dabei für das Territorium der FreienReichsstadt Mühlhausen, die heute Sitz der Kreisver-waltung ist, mit ihrem Landgebiet. Den größten Umfang des Territorialbesitzes hatten die Landgra-fen von Thüringen inne; nach deren Aussterbenwurden damit 1440 bzw. 1482 die Wettiner belehnt.Symbolisiert wird die ehemalige LandgrafschaftThüringen durch den rot-silbern geteilten Löwen;dieses Symbol war später auch ein Bestandteil desWappens der wettinischen Kurfürsten und Herzögevon Sachsen. Flächenmäßig kleinere Regionen desheutigen Landkreises Unstrut-Hainich-Kreis gehör-ten bis 1802 zum Erzbistum Mainz und zum Fürsten-tum Schwarzburg-Sondershausen. Dafür wurden dieHoheitszeichen dieser Territorialgewalten in dasWappen aufgenommen. Das silberne Rad auf rotemGrund steht für das Mainzer Erzbistum. Die Zugehörigkeit einiger Ortschaften des heutigenKreisgebietes zur Herrschaft Schwarzburg-Sonders-hausen wird durch das rote Geweih in Silber symbo-lisiert. Das Gebiet der Vogtei Dorla sowie die beidenDörfer der Ganerschaft Treffurt standen unter gemeinsamer wettinischer, kurmainzischer und hes-sischer Hoheit und sind damit durch das Landkreis-wappen gleichfalls repräsentiert. Die am 01. Novem-ber 1995 genehmigte Flagge wurde aus dem Wappenhergeleitet; sie ist weiß mit einer blauen Flanke links

und einer roten Flanke rechts (1 : 2 : 1) und trägt dasKreiswappen.

Durch seine zentrale Lage begünstigt, entwickeltesich der Raum des heutigen Landkreises bereits frühzu einer sowohl wirtschaftlich als auch kulturell in-teressante Region. Schon in merowingischer Zeit be-siedelt, wird die Gegend Ende des 8. Jahrhundertsmehrmals nachweislich erwähnt. Mühlhausen ge-dieh im Schutz einer Frankenburg zum Kammergutder Sachsenkönige und entwickelte sich zu einemZiel aller deutschen Könige von 967 bis Anfang des13. Jahrhunderts. Die Erwähnung der Dryburg undder Herren von Salza, die das Gebiet lange be-herrschten, sind Belege für eine mehr als1200jährige Besiedlung des Langensalzaer Gebietes.Nicht nur Kaufleute kamen in die Gegend, sonderndie zentrale Lage zog auch Heerführer an und geriet1525 in die Wirren des Bauernkrieges. Die Umwäl-zungen in Europa nach der Französischen Revolu-tion führten 1802 zur Annexion der bis dahin FreienReichsstadt Mühlhausen mit ihren 18 Dörfern durchPreußen. Nach dem Zusammenbruch des König-reichs Preußen 1806 wurden Mühlhausen und dasEichsfeld zum neuen Königreich Westfalen geschla-gen; 1813/14 kehrten diese Gebiete einschließlichdes Amtes Langensalza zum Königreich Preußenzurück. Mit der Neugliederung der preußischenMonarchie 1816 entstand der Landkreise Mühlhau-sen mit den Städten Mühlhausen (bis 1892 – dannbis 1950 kreisfrei) und Treffurt. 1945 kamen die ein-stigen preußischen Gebiete zum Land Thüringen;mit der Verwaltungsreform 1950 wird der LandkreisLangensalza aufgelöst und die Stadt Mühlhausenkommt zum wesentlich veränderten Landkreis Mühl-hausen; 1952 entstanden wieder die Landkreise Lan-gensalza und Mühlhausen. Am 1. Juli 1994 schließ-lich wurde der Unstrut-Hainich-Kreis aus den ehe-mals selbständigen Landkreisen Bad Langensalzaund Mühlhausen gebildet.

Der größtenteils zum Thüringer Becken und zurLangensalzaer Keupermulde gehörende Unstrut-Hainich-Kreis wird durch die beiden namengeben-den geographischen Merkmale gekennzeichnet: dieUnstrut mit ihren markanten Auenwäldern und Wie-sen durchfließt den Landkreis von Nordwest nachSüdost und der bewaldete Gebirgszug Hainich bildetden Westteil des Landkreises; der Nationalpark „Hai-nich“ ist als Besonderheit ein auf einem Muschel-kalkplateau gelegenes, europaweit größtes zusam-menhängendes Buchenwaldgebiet, welches kaumdurch Verkehrswege zerschnitten ist. Der Landkreisumfasst eine Fläche von 975,4 km2; in 4 Städten(Mühlhausen, Bad Langensalza, Bad Tennstedt,Schlotheim) und 43 Gemeinden leben 120.643 Ein-wohner (31.12.1999). Eine kommunalpolitische Be-sonderheit ist Thamsbrück, welches auch als Ortsteilvon Bad Langensalza immer noch Stadtrecht ge-nießt. In Niederdorla ist 1992 der geografische Mit-telpunkt Deutschlands mit Pflanzung einer Lindemarkiert worden. Die Verkehrserschließung umfasstein sehr gut ausgebautes Bundestraßennetz (B 84,B176, B 247, B 249) sowie ein mit der BahnstreckeErfurt – Kassel und dem ContainerumschlagplatzMühlhausen gut ausgebautes Schienennetz. Ein Mei-lenstein der Entwicklung der Verkehrswege des Krei-ses wurde mit der Eröffnung des Flugplatzes Ober-mehler/Schlotheim 1997 erreicht.

Namhafte Persönlichkeiten des Unstrut-Hainich-Kreises sind der 1762 in Bad Langensalza geboreneberühmte Arzt Christoph-Wilhelm Hufeland, dervon 1794 – 1796 in Bad Tennstedt lebende DichterNovalis, der von 1748 – 1750 in Langensalza lebendeDichter Friedrich-Gottlieb Klopstock, der 1524 in dieStadt Mühlhausen geflohene Volksreformator undFührer im deutschen Bauernkrieg Thomas Müntzerund der 1707/08 als Organist in Mühlhausen wir-kende Johann Sebastian Bach.

Die wirtschaftliche Entwicklung der Kreisstadt Mühl-hausen hat eine bis hinein in das Mittelalter rei-chende Tradition. Besonders das Textilgewerbe unddie Gerberei fanden hier ausgezeichnete Produkti-onsbedingungen vor. So erhielten bereits 1231 dieFilzmacher das Privileg, eine Innung zu gründen.Ende des 13. Jahrhunderts folgten die Zünfte derGerber, Sattler, Schuhmacher, Kürschner undSchmiede und im 14. Jahrhundert die Bäcker, Flei-scher, Weber und Schneider. 1430 schloss sich Mühl-hausen dem starken Goslaer Bund innerhalb derHanse an. Dominierende Wirtschaftsbereiche in BadLangensalza waren einst der Waidanbau, die Spinne-rei und die Tuchfabrikation; in Schlotheim siedeltesich im 19. Jahrhundert das Seilerhandwerk an. ImKreis gibt es gegenwärtig 26 erschlossene Gewerbe-gebiete. In Henningsleben steht die einzige Raps-Öl-Raffinerie Thüringens. Der Kreislauf Anbau, Her-

stellung und Verbrauch dieses umweltschonendenKraftstoffes ist hier optimal gelöst. Aufgrund deragrarstrukturellen Gegebenheiten des Landkreisessind eine Vielzahl von landwirtschaftlichen Betrie-ben der Pflanzen- und Tierproduktion ansässig.Touristische Hauptziele sind neben dem National-park Hainich mit mehreren Rundwanderwegen die4 kulturhistorischen Städte Mühlhausen, Bad Lan-gensalza mit der Marktkirche und dem beinahe kom-plett erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern, der um-schlossen wird von 16 Wehrtürmen und dem „Klage-tor“ der alten Stadtmauer, Bad Tennstedt mit der dasStadtbild prägenden zweitürmigen Trinitatiskircheund Schlotheim mit seinem barocken Schloss; dasKloster Anrode bei Bickenriede: ein aus dem 16./17.Jahrhundert stammendes, gut erhaltenes Zisterzien-serkloster – die Kulturscheune des Klosters ist inzwi-schen eine bekannte Adresse für Bluesfans gewor-den; genannt seien außerdem die älteste deutscheVogelschutzwarte in Seebach, Kloster Zella beiStruth, die Unstrutauen bei Nägelstedt, das Reiser-sche Tal, die Herbsleber Teiche, die Gläserlöcher beiBad Tennstedt und der Dünwald im Eichsfeld; das Zi-sterzienserkloster und Dorf Volkenroda – beide Pro-jekte der EXPO 2000 – und eine 1000-jährigen Ei-che, welche mit mehr als 3 m Stammdurchmessereine der mächtigsten Eichen in Deutschland ist; das„Heilige Grab“ in der Pfarrkirche Diedorf: eines derwertvollsten Kulturdenkmäler in der Region – ausSandstein gehauenes Werk, mit einer Länge von 2,3m und einer Breite von 1,5 m, veranschaulicht dieGrablegung Jesu sowie das Schloss der Grafen vonWerthern in Neunheilingen.

Der Unstrut-Hainich-Kreis kann auf eine breitge-fächerte Palette von Einrichtungen der verschiede-nen Bildungswege verweisen: 32 Grundschulen, 3 Förderschulen, 20 Regelschulen und 7 Gymnasien.Der Bildungsstandort Mühlhausen erhielt im vergan-genen Jahr ein Zugpferd, das den Unstrut-Hainich-Kreis zum Vorreiter der Berufsbildung in Thüringenmachte: Das größte Berufsschulzentrum Thüringensbietet 3600 Auszubildenden und Schülern beste Vor-aussetzungen für eine solide und moderne berufli-che Qualifizierung. In Bad Langensalza gelang dieWiederbelebung des traditionsreichen Kurbetriebesmit der Eröffnung einer modernen Rehaklinik, diesich auf Osteoporose spezialisiert hat und in der Kur-stadt Bad Tennstedt konnte sich die moderne Re-haklinik behaupten. Als Schwimmstätten stehen 9 Freibäder, die Thüringentherme Mühlhausen, dasThermalbad in Bad Langensalza sowie die beidenkleineren Hallenbäder in Hollenbach und Schlot-heim zur Verfügung; die Seilerstadt Schlotheim ent-wickelt sich zunehmend als Nordthüringer Sportzen-trum.

Wartburgkreis

Wartburgkreis

Wartburgkreis

Das nachfolgend beschriebene Wappen des Wart-burgkreises wurde am 27. Juli 1995 durch dasThüringer Landesverwaltungsamt genehmigt: DasWappen des Wartburgkreises ist geviertet und zeigt obenlinks in Blau einen linksgewendeten, siebenmal von Rotüber Silber geteilten, golden gekrönten und bewehrtenLöwen, oben rechts in Gold auf einem grünen Dreiberg eineschwarze rotbewehrte Henne mit rotem Kamm und rotemLappen, unten links in Silber ein schwarzes Hochkreuz, un-ten rechts in Blau einen siebenmal von Rot über Silber ge-teilten, golden bewehrten und gekrönten Löwen. Das Ge-biet keines anderen thüringischen Landkreiseswurde im Mittelalter so stark durch die ludowingi-schen Landgrafen von Thüringen geprägt, wie dasdes heutigen Wartburgkreises. Dementsprechendsteht der von Rot und Silber geteilte Löwe der Land-grafen an erster Stelle des Wappens. Das Symbol ver-deutlicht gleichzeitig die spätere Zugehörigkeit um-fangreicher Gebiete des heutigen Kreisgebietes zumHerrschaftsbereich der Wettiner. Diese führten den„bunten Löwen“ als Zeichen des Besitzes der Land-grafschaft Thüringen stets an hervorragender Stellein ihrem Wappen. Für weite Teile Thüringens, dieheute zum Wartburgkreis gehören und ehemals imBesitz der Grafen von Henneberg waren, wurde de-ren redendes Symbol in das Kreiswappen aufgenom-men. Auf die ehemaligen Besitzungen der Reichsab-tei Fulda verweist deren Symbol, das schwarze Hoch-kreuz auf silbernem Grund. Ein Gebiet geringerenUmfangs im Westen und Südwesten des heutigenWartburgkreises gehörte zeitweilig zur Landgraf-schaft Hessen. Dafür wurde noch einmal ein „bunterLöwe“ in das Kreiswappen aufgenommen. Er ver-weist zugleich auf die gemeinsamen Wurzeln hessi-scher und thüringischer Geschichte und die engenBeziehungen zwischen diesen beiden Gebieten. Dieam 27. Juli 1995 genehmigte Kreisflagge ist weiß-rotlängs gestreift und trägt das Kreiswappen.

Spuren menschlicher Besiedlung wurden bereits ausder jüngeren Steinzeit (etwa 25.000 v.u.Z.) nachge-wiesen. Die Gründung vieler Siedlungen, wie z.B.Kaltennordheim, Fischbach, Diedorf und Klings rei-chen bis in das achte Jahrhundert zurück. Nach derLandesteilung Thüringens 1485 kam das Gebiet desheutigen Wartburgkreises an die Ernestiner. Nachdem Tod Johann Casimirs von Sachsen-Coburg unddem Aussterben der Linie Eisenach kam es zu derLandesteilung von 1640, in deren Folge neue Terri-torialstaaten entstanden: Sachsen-Eisenach umfassteden größten Teil des heutigen Wartburgkreises, dasGebiet um Salzungen gehörte zu Sachsen-Meiningenund Ruhla gehörte zu Sachsen-Gotha. Sachsen-Ei-senach vereinigte sich 1741 mit Sachsen-Weimar zumHerzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, das 1815 zumGroßherzogtum erhoben wurde. Mit der Gründungdes Landes Thüringen 1920 entstand auf dem Ge-biet des heutigen Wartburgkreises der Landkreis Ei-senach ohne den Stadtkreis Eisenach. 1950 wurdeder Landkreis Bad Salzungen aus Teilen der KreiseEisenach und Meiningen gebildet. Im Zuge der Ge-bietsreform wurde am 1.7.1994 mit der Fusion derLandkreise Eisenach und Bad Salzungen sowie derVerwaltungsgemeinschaft Behringen (ehemaligerLandkreis Bad Langensalza) im Südwesten des Frei-staates Thüringen der Wartburgkreis gebildet. Dasinnerhalb des Landkreises liegende Eisenach hat seit1.1.1998 wieder den Status einer kreisfreien Stadt.

In reizvoller, vielgestaltiger und abwechslungsreicherLandschaft erstreckt sich der Wartburgkreis vom Na-tionalpark Hainich, dem größten zusammenhängen-den Buchenwaldgebiet Deutschlands, über die Hör-selberge, das Werratal, den westlichen ThüringerWald bis hin zum UNESCO-BiosphärenreservatRhön; er umfasst die Flussgebiete der Werra, derHörsel, der Elte, der Fulda und der Ulster. Aus geo-logischer Sicht bietet der Landkreis mehrere Forma-tionen: Anteil an den naturräumlichen Einheiten

der westthüringischen Störungszone, den Walters-häuser Vorbergen, dem Salzunger Buntsandstein-land, den nordwestlichen Thüringer Wald und dieLandschaftseinheit der Vorderrhön, welche durchihre Basaltkuppen gekennzeichnet ist. Nordwestlichvon Eisenach wird die Muschelkalk-Hochfläche derwestlichen Umrandung des Thüringer Beckens vonden Flussschleifen der Werra tief zerschnitten. Prä-gendes Landschaftselement in diesem Gebiet sinddie steilen Felswände, stellenweise mit der deutlichsichtbaren Muschelkalk-Schichtserie mit dem unte-ren Wellenkalk, der Oolithzone, dem mittleren Wel-lenkalk, der Terebratulazone, dem oberen Wellen-kalk und der Schaumkalkzone sowie dem mittlerenMuschelkalk mit dolomitischen Mergelplatten. Zuden geologischen Denkmalen im Landkreis gehörender Hautsee (mit der schwimmenden Insel) und dieStopfelskuppe (tertiärer Vulkanzuführungsschlot).Das west-östlich verlaufende Hörseltal war ab Ei-senach die natürliche Trasse der mittelalterlichen„Königsstraße“ (Via regia) und ist heute mit seinennördlichen Talhängen die Hauptverkehrsader für Ei-senbahn und Autobahn. Die Gesamtfläche des Land-kreises beträgt 1.305 km2; davon sind 401 km2 Waldund werden 601 km2 landwirtschaftlich genutzt. Diehöchste Erhebung im Landkreis ist der Breitenbergbei Ruhla mit 698 m über NN; die niedrigste Stelleliegt beim Austritt der Werra nach Hessen in 176 müber NN. In den 10 Städten (Bad Salzungen, BadLiebenstein, Berka/Werra, Creuzburg, Geisa, Kal-tennordheim, Ruhla, Stadtlengsfeld, Treffurt,Vacha) und 56 Gemeinden des Landkreises leben145.712 Bewohner (31.12.1999). Die Verkehrsanbin-dung ist über ein sehr gut ausgebautes Straßen- undSchienennetz gewährleistet; durch den Landkreisführt die Bundesautobahn A 4, die Bundesstraßen B7, B 19, B 62, B 84, B 88, B 278 und B 285 erschließenden Landkreis; die ICE-Strecke Berlin – Erfurt –Frankfurt/Main – Saarbrücken und die Eisenbahnli-nie Würzburg – Schweinfurt – Meiningen – Bad Sal-zungen – Eisenach durchqueren den Landkreis. DerVerkehrslandeplatz Eisenach-Kindel ergänzt dieseVerkehrsanbindungen.

Der unvergessene Heimat- und Sagendichter LudwigWucke erhielt 1873 für seine über 800 geschaffenenVolkssagen den Schillerpreis. Er lebte von 1807 –1883 in Bad Salzungen. Auf dem Bergfriedhof desOrtsteiles Schweina liegt das Grab des berühmtenPädagogen Friedrich Wilhelm Fröbel (1782 – 1852),der den ersten Kindergarten und die erste Schule fürKindergärtnerinnen gründete.

Die Industrie des Landkreises geht auf Bergbau(„Schmied von Ruhla“), Kupferschiefer (Ort „Kup-fersuhl“, Straßenname „Kupferhammer“) sowie Kali-salz zurück. Daraus entwickelten sich die metallver-arbeitende, elektrotechnische und chemische Indu-

strie (es gab in Buchenau sogar ein Sodawerk). Hop-fen- und Gerstenanbau bildeten die Grundlage fürBrauereien, Schafzucht und Faserpflanzenanbau fürdie Kammgarnherstellung. Die Rhön erwarb sichihren Ruf als Schnitzerland vor allem durch die Her-stellung aus Holz und kleinen geschnitzten Figuren.Diese für die Rhön charakteristische Schnitzerei be-ruht auf dem einzigen Reichtum der Landschaft;diese Handfertigkeit trug hauptsächlich zum Leben-sunterhalt bei. Wirtschaftliche Bedeutung habenheute die Metallindustrie, der Kaliabbau und dieLandwirtschaft. Ein weiterer Wirtschaftszweig sinddie beiden Kurstädte Bad Salzungen und Bad Lie-benstein: die salzhaltigen starken Quellen unterstüt-zen die Behandlung bei Hauterkrankungen, Be-schwerden der Atemwege sowie bei der Stimmheil-kur; der Kurort Bad Liebenstein hat vor allem fürHerz- und Kreislauferkrankungen einen guten Ruf.Der Wartburgkreis bietet viele touristische Ziele undSehenswürdigkeiten, so u. a. die Creuzburg, Schlossund Park Altenstein, Burg Normannstein, BurgruineBrandenburg, Gradiergarten Bad Salzungen, Erleb-nisbergwerk Merkers, die Ruine Liebenstein sowiedas westliche Rennsteiggebiet.

Das Bildungswesen des Wartburgkreises verfügt über41 Grundschulen, 20 Regelschulen, 5 Gymnasien,das Staatliche Berufsbildungszentrum Bad Salzun-gen mit Fachschule, Fachoberschule, Höherer Be-rufsfachschule und Berufsfachschule; 1 Kreisvolks-hochschule, 1 Musikschule und weiteren Einrichtun-gen zur Aus- und Weiterbildung sowie Erwachsenen-qualifizierung. Die gesundheitliche und sozialeBetreuung wird in 3 Krankenhäusern, 10 Kur- bzw.Rehakliniken sowie 5 Alten- und Pflegeheimen ge-währleistet. Sport- und Freizeitmöglichkeiten beste-hen in einer Vielzahl von Sporteinrichtungen, dar-unter 22 Freibäder, 1 Hallenbad und 1 Großsport-halle. Traditionelle volkstümliche Heimatfeste imLandkreis sind der Kaltennordheimer „Heirats-markt“, die „Hutzelfeuer“ im Geisaer Gebiet, derTaubenmarkt in Dermbach, das Geisaer „Funken-fest“, das „Höhlenfest“ in Schweina, das „Hautsee-fest“ in Dönges, die „Berg- und Burgfeste“ auf St. An-nen und Wendelstein in Bacha sowie das Abbrennendes „Antoniusfeuers“ in der Christnacht in Schweina.

Weimar

Weimar

Weimar

Die Stadt Weimar führt, wie sich aus den seit 1262 be-zeugten und vom Jahre 1387 ab erhaltenen Siegelnergibt, bereits seit dem 13. Jahrhundert das Wappender einstigen Landes- und Stadtherren, der Grafenvon Orlamünde, als eigenes Wappen: einen rot gezung-ten, steigenden schwarzen Löwen in einem mit roten Herzenübersäten goldenen Feld. Dieses Wappen haben außerWeimar noch die damals gräflich-orlamündischenStädte Magdala und Orlamünde als Stadtwappenübernommen. Die ursprüngliche blaue Tingierungdes Löwen, die auf die dänische Prinzessin Sophia,die Gemahlin Siegfrieds III. zurückgeht, wurde dannnach dem Übergang der Besitzung der Grafen vonOrlamünde an das Haus Wettin im 16. Jahrhundertschwarz. 1938 wurde dieses Wappen außer Kraft ge-setzt und an seine Stelle kam ein der nationalsoziali-stischen Ideologie entsprechendes. 1945 wurde dasfrühere Stadtwappen wieder verwendet; 1975 erhieltes seine endgültige heutige Form, gestaltet von HorstMichel. Die aus dem Stadtwappen hergeleitete Stadt-flagge ist dreistreifig Schwarz-Gelb-Rot, belegt mitdem Stadtwappen.

Die Ilm-Aue war bereits in vorgeschichtlicher Zeit be-siedelt, wie Funde in Weimar-Ehringsdorf nachwei-sen. Dabei handelt es sich um Spuren von Wildbeu-terhorden des sogenannten „frühen Neandertalers“,die hier ihre Lagerplätze hatten (135000 v.u.Z.). Inder mittleren Steinzeit zogen Jäger durchs Tal und inder Jungsteinzeit siedelten bandkeramische Feldbau-ern und schnurkeramische Kriegerhirten (3000 –1600 v.u.Z.). Die erste urkundliche Erwähnung er-folgte 899 als „Vvigmara“; anlässlich eines HoftagesKaiser Otto II. (975) wird die Burg Hornstein derGrafen von Weimar erwähnt. Im Schutz dieser Burgentwickelte sich die Stadt „Wimares“. 1249 wird Wei-mar erstmals schriftlich in einer Urkunde für dasKloster Oberweimar als Stadt bezeichnet. 1372 ge-langt die Stadt in den Besitz der Wettiner, 1445 er-wählt sie Herzog Wilhelm III. zu seiner bevorzugten

Residenz. 1485 wird Weimar ernestinisch. Nach demSchmalkaldischen Krieg 1547 verlegten die Ernesti-ner ihre Residenz nach Weimar, das nun bis 1918Hauptstadt des Herzogtums, seit 1815 Großherzog-tums Sachsen-Weimar war. In der 2. Hälfte des 16.Jahrhunderts ließen die Bedürfnisse des Hofes dasWirtschaftsleben der Stadt aufblühen und es setzteeine rege Bautätigkeit und kulturelles Leben ein.Hervorzuheben sind: 1617 Gründung der „Frucht-bringenden Gesellschaft zur Förderung der deut-schen Sprache“ (auch Palmenorden genannt); 1650Bau der Hofkapelle; 1696 wurde im Schloss die erstedeutsche Opernbühne eingeweiht, später die Hofbi-bliothek und Gemäldesammlung aufgebaut. Nachder Ausrufung der Republik in der Novemberrevolu-tion von 1918 wurde in Weimar am 6. Februar 1919die verfassungsgebende Nationalversammlung eröff-net und damit die Weimarer Republik begründet.1920 wurde Weimar die Landeshauptstadt des neugegründeten Landes Thüringen und ab 1922 warWeimar ein Stadtkreis. Die Ära des Nationalsozialis-mus und der 2. Weltkrieg fügten der Stadt schwereWunden zu. Weimar war das Thüringer Zentrum dernationalsozialistischen Bewegung; für immerschmerzhaft mit dem Namen Weimar verbundenbleibt das vor den Toren der Stadt – auf dem Etters-berg – gelegene Konzentrations- und Internierungs-lager Buchenwald. Mit der Verlegung des Sitzes desThüringer Landtages nach Erfurt 1951 verlor Wei-mar seinen Status als Landeshauptstadt. 1958 wirddie Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwaldeingeweiht; 1993 wird Weimar zur „EuropäischenKulturstadt 1999“ ernannt – das Kulturstadtjahr botfür die Gäste aus aller Welt zahlreiche kulturelle Ver-anstaltungen.

Weimar liegt im Südosten des Thüringer Beckens ineiner breiten von der Ilm und ihren Nebengewäs-sern durchflossenen Mulde zwischen den bewalde-ten Muschelkalkhöhen des Ettersberges (478 m

ü.NN) im Norden und der Ausläufer der Ilm-Saale-Platte im Süden. Im Ilmtal und seiner Umgebunghat die Eiszeit starke Ablagerungen von Travertinhinterlassen, die sich in weiter Ausdehnung als Mu-schelkalksteinbänke bis in das südliche Stadtgebieterstrecken und in den Steinbrüchen von Oberwei-mar und Ehringsdorf als prähistorische Fundstelleneinen weltweiten Ruf genießen. Die Fläche der StadtWeimar beträgt 8.433 ha; ca. die Hälfte davon istLandwirtschaftsfläche. In der Stadt leben 62.452 Ein-wohner (31.12.1999). Die Stadt Weimar liegt 208,6 mü.NN; höchster Punkt ist der Glockenturm Bu-chenwald mit 468,2 m ü.NN und der tiefste Punkt be-findet sich an der Kirche Tiefurt mit 201,2 m ü.NN.Die Verkehrserschließung der Stadt ist über die inunmittelbarer Nähe der Stadt befindlichen Auto-bahn-Anschlussstellen der A 4, die beiden durch dieStadt führenden Bundesstraßen B 7 und B 85 undden IC-Anschluss an die Strecke Frankfurt/Main –Leipzig gesichert.

Die Klassikerstadt Weimar kann eine lange Listeberühmter Persönlichkeiten aufweisen: 1552 bis zuseinem Tode 1553 lebte der Maler Lucas Cranach inWeimar, 1708 bis 1717 war Johann Sebastian BachHoforganist in Weimar, 1772 holte die HerzoginAnna Amalia Christoph Martin Wieland als Prinzen-erzieher an den Hof. 1775 übernahm Carl August,erst 18jährig, die Regentschaft. Seit 1774 war derjunge Herzog mit Johann Wolfgang von Goethe be-kannt, er holte diesen 1775 an den Hof, der hier biszu seinem Tode als leitender Minister und gefeierterDichter wirkte. Johann Gottfried Herder kam 1776nach Weimar und Friedrich Schiller besuchte 1787die Stadt, in der er sich endgültig 1799 niederließ. Esbegann eine neue historische und kulturelle Blüte-zeit für Thüringen, denn Weimar zog die bedeu-tendsten Köpfe jener Zeit an und wurde für Jahr-zehnte die geistige Metropole Deutschlands, dasZentrum der klassischen deutschen Literatur. Nachdem Tode Goethes 1832 findet Weimar die Kraft derErneuerung. Franz Liszt sammelte die bedeutend-sten Künstler und Musikfreunde um sich. 1860 fanddie Gründung der Kunsthochschule statt, an der un-ter anderem Böcklin, Lehnbach und Liebermannlehrten. 1900 starb der Philosoph Friedrich Nietz-sche in Weimar. Mit dem Regierungsantritt des jun-gen Großherzogs Wilhelm Ernst begann 1901 einedritte kulturelle Blüte des nachklassischen Weimar.Eine Reihe bekannter Schriftsteller wie Paul Ernst,Wilhelm von Scholz und Johannes Schlaf hatten sichin Weimar niedergelassen. Das literarische Leben be-reicherten die Dichter Richard Dehmel, GerhartHauptmann, Hugo von Hoffmannsthal und späterRainer Maria Rilke. 1902 kam der belgische Baumei-ster Henri van de Velde, einer der maßgebendenKünstler des „Jugendstils“ nach Weimar und begrün-dete die kunstgewerblichen Lehrstätten, aus denen

1907 die Kunstgewerbeschule hervorging. 1919 gingdaraus das berühmte Bauhaus hervor, das u.a. so be-deutende Maler wie Lyonel Feininger, Paul Klee,Wassily Kandinsky verpflichten konnte. Unter WalterGropius übersiedelte das Bauhaus 1925 nach Dessau.

Mit dem Ausbau der herzoglichen Residenz in der 2.Hälfte des 16. Jahrhunderts blühte auch das Wirt-schaftsleben auf. Industrieansiedlungen erfolgtennur in geringem Maße: Beispiele waren in den 50erund 60er Jahren dieses Jahrhunderts das Mähdre-scherwerk und das Feingerätewerk Weimar; in Fort-setzung dieser Tradition, aber auch als Neuansied-lung entstanden nach der Wende solche Unterneh-men wie GEHE Medical ProduktionsgesellschaftmbH & Co. KG, Coca Cola, Stahl und Glatt sowie dieHärterei Reese. Wesentlicher Wirtschaftsfaktor Wei-mars sind die touristischen Anziehungspunkte: dassind einmal die Wohnhäuser und Museen vonGoethe, Schiller, Liszt und Nietsche, weiterhin dieKunstsammlung im Schloss, der Park an der Ilm mitdem Goethe-Gartenhaus, die Herderkirche mit demCranach-Altar, die Schlösser Tiefurt, Belvedere undEttersburg mit ihren englischen Parkanlagen.

Das Bildungsangebot umfasst 9 Grundschulen, 7 Re-gelschulen, 1 Freie Waldorfschule, 4 Gymnasien, 1Musikgymnasium, 3 Förderschulen, 1 Kolleg, 4 be-rufsbildende Schulen, 1 Musikschule sowie die Bau-hausuniversität und die Hochschule für Musik. Diegesundheitliche und soziale Betreuung ist in den Kli-niken sowie in den Altenheimen gewährleistet. AnSportstätten verfügt Weimar über 1 Freibad, 1Schwimmhalle und eine Vielzahl verschiedenerSporteinrichtungen, darunter das Tennisleistungs-zentrum Thüringen. Überregionale kulturelle Be-deutung hat das Deutsche Nationaltheater Weimar.Ein einzigartiges traditionelles Heimatfest feiern imOktober jeden Jahres Einwohner und Besucher mitdem Weimarer Zwiebelmarkt – eine Tradition, diebereits 1653 in einer herzoglichen Verordnung erst-mals erwähnt wurde. Im Angebot sind die dekorati-ven Zwiebelzöpfe, Zwiebelkuchen, Thüringer Brat-würste und Rostbrätel.

Weimarer Land

Weimarer Land

Weimarer Land

Das Wappen des Landkreises Weimarer Land, am 24.November 1994 durch das Thüringer Landesverwal-tungsamt genehmigt, hat folgende Blasonierung:Halbgeteilt und gespalten; oben vorn in Rot ein silbernessechsspeichiges Rad, unten vorn in Silber drei rote Äpfel (2 : 1) und hinten in Gold ein schwarzer Löwe mit roterausgeschlagener Zunge und Bewehrung. Im Wappen desLandkreises sind die Wappen verschiedener Herr-schaften zusammengeführt, die im Gebiet des Land-kreises von Bedeutung waren. Das bis 1918 existie-rende Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenachging aus der ernestinischen Linie der Wettiner her-vor. Im Jahre 1089 erhielten die Wettiner durchHeinrich von Eilenburg die Markgrafschaft Meißen.Seit dieser Zeit führen daher die Wettiner nebenihrem Stammwappen auch den schwarzen Löwenauf goldenem Feld. Da die Wettiner in der ernestini-schen Linie derer von Sachsen-Weimar-Eisenachüberragende Bedeutung für die Entwicklung desheutigen Landkreises hatten, fand der schwarzeLöwe Aufnahme in das Wappen. Gleichzeitig stehtder schwarze Löwe aber auch für die – für großeTeile des heutigen Landkreises – bedeutenden Herr-schergeschlechter von Weimar-Orlamünde und vonGleichen-Blankenhain. Das Mainzer Rad rechts obenweist auf die Ausstrahlung des Erzbistums in Teiledes Landkreises. Lange Zeit kurmainzisch-erfurti-scher Besitz waren vor allem Tonndorf, Blanken-hain, Kapellendorf sowie Gebiete westlich und nörd-lich von Weimar. Die drei Äpfel verweisen auf dieHerrschaft Apolda und deren verschiedenen Linien,die verbreitet im Raum Apolda herrschten. Die am24. November 1994 genehmigte Flagge des Land-kreises ist weiß-rot längs gestreift und trägt das Land-kreiswappen.

Auf dem Gebiet des heutigen Landkreises gibt esSachzeugen aus ur- und frühgeschichtlicher Zeit.Das älteste urgeschichtliche Objekt ist ein Menhir -ein aufrecht aufgestellter einzelner Stein aus der

Jungsteinzeit von kultischer Bedeutung -, dessen Al-ter auf 4000 Jahre geschätzt wird bei Buttelstädt. Ur-geschichtlich interessant sind auch die Felsenhöhlenvon Buchfahrt; auf nahezu anderthalbtausend Jahregehen die Anfänge dieser befestigten Höhlenanla-gen und Kammern im Fels des Schlossberges amSteilufer der Ilm zurück. Im Jahr 531 wurde dasThüringer Königreich von den Sachsen und Frankenbesiegt. In dieser Zeit errichteten die Franken einenbefestigten fränkischen Herrensitz als hölzerneTurmhügelburg; aus dieser Motte entwickelte sichnachfolgend die erste steinerne romanische Burgder Herren von Kapellendorf, den späteren bedeu-tenden Grafen von Kirchberg. Der Ortsname Kapel-lendorf, im Mittelalter Capeldorf, geht auf das Wort„cappa“ zurück, Bezeichnung für das fränkischeFeldzeichen der Nachbildung des Mantels des heili-gen Martin, dem Nationalheiligen der Franken, undbelegt die Bedeutung der Örtlichkeit, in der durchden Sitz eines fränkischen Anführers ein solches Zei-chen stationiert war. Die Landgrafen von Thüringenschufen sich im 12. und 13. Jahrhundert eine Vor-rangstellung gegenüber den anderen politischen Ge-walten. Die wesentlichen Herrschaften bzw. die be-treffenden Geschlechter auf dem Gebiet des heuti-gen Landkreises Weimarer Land waren das aus derernestinischen Linie der Wettiner hervorgegangeneund bis 1918 existierende Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, die Herrschergeschlechter vonWeimar-Orlamünde und von Gleichen-Blankenhain,die bis in das Gebiet ausstrahlende Herrschaft desErzbistums Mainz (Tonndorf, Blankenhain, Kapel-lendorf sowie Gebiete westlich und nördlich vonWeimar) sowie die Herrschaft der Vitzthume vonApolda. Die Gemeinde Auerstedt war 1806 –während der Schlacht bei Auerstedt – Hauptquartiereines Teils der preußischen Armee. In Folge der Bil-dung des Landes Thüringen im Jahre 1920 entstand1922 der Großkreis Weimar, in dessen Gebiet sich diezwei kreisfreien Städte Weimar und Apolda befan-

den. Zur Kreisstadt wurde Weimar, das zugleich Lan-deshauptstadt war. Im Jahre 1952 wurde der Groß-landkreis Weimar in die zwei Kreise Weimar undApolda aufgespalten. Nach der Wiedergründung desLandes Thüringen 1990 und im Zuge der Gebietsre-form wurde der heutige Kreis Weimarer Land mitder Kreisstadt Apolda geschaffen, der in seinem ter-ritorialen Umfang nicht voll dem alten GroßkreisWeimar entspricht.

Der Landkreis Weimarer Land umschließt die kreis-freie Stadt Weimar. Der Landkreis wird von Südwestnach Nordost von der Ilm durchquert, deren Land-schaftsschutzgebiet „Mittleres Ilmtal“ reizvolle Aus-flugsziele bietet. Im Norden wird das Gebiet durchdie Höhenzüge der Finne und im Süden durch dieAusläufer des Thüringer Waldes begrenzt. Der Nord-teil mit dem unteren Ilmtal gehört zum ThüringerBecken – geologisch gesehen zum Thüringer Keu-perbecken, das sich als welliges Hügelland präsen-tiert und weite Ackerflächen, aber kaum Wälder auf-weist; nach Süden schließt sich die Ilm-Saale-Platte,Vorland des Thüringer Waldes, an: die Landschaft isthügelig bis bergig und auf Kalksandstein ist die Bu-che der häufigste Baum, während im Gebiet Tann-roda, Blankenhain, Bad Berka auf Buntsandstein fastausschließlich Fichte und Kiefer anzutreffen sind.Die Gesamtfläche des Landkreises beträgt 79.615 ha,58.615 ha dieser Fläche werden landwirtschaftlichgenutzt. Der höchste Punkt des Landkreises ist derRiechheimer Berg mit 511 m über NN; tiefster Punktist der Zusammenfluss von Saale und Ilm in Großhe-ringen bei 120 m über NN. In 8 Städten (Apolda,Bad Berka, Bad Sulza, Blankenhain, Buttelstedt, Kra-nichfeld, Magdala, Neumark) und 71 Gemeinden le-ben 91.937 Einwohner (31.12.1999). Der Landkreisverfügt über ein sehr gutes Verkehrsnetz; er wirddurchquert von der Bundesautobahn A 4 in Ost-West-Richtung, den Bundesstraßen B 7, B 85 und B 87 sowie der IC-Verbindung der Bahn Frankfurt –Berlin.

In Apolda arbeiteten und leben die weltberühmtenGlockengießerfamilien Ulrich und Schilling, hiersteht der Name Zimmermann für eine 400-jährigeGeschichte der Strick- und Wirkwarenindustrie. DerHundezüchter Karl Friedrich Louis Dobermannführte 1863 auf dem Apoldaer Hundemarkt erstmalsdie von ihm gezüchtete Hunderasse „Dobermann“vor. Auch der Philatelist Michel machte die StadtApolda über die Grenzen hinaus bekannt. Der als Er-zieher des Prinzen Karl August seit 1772 in Weimarweilende Schriftsteller Christoph Martin Wielandverbrachte viel Zeit auf seinem Gut Oßmannstedt.

Die Kreisstadt Apolda fand 1289 als Ackerbürger-stadt erstmals urkundliche Erwähnung. „David, derStrickermann“ führte 1593 das Strumpfstricken mit

fünf Nadeln ein. Damit wurde der Grundstein füreine der bedeutendsten Industriezweige Apoldas ge-legt. Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte sichApolda durch das Strickerhandwerk zur Manufaktur-und Handelsstadt; seit 1654 sind Apoldas Strickerei-waren auf der Leipziger Messe vertreten. 1722 wur-den in Apolda in der Glockegießerei von JohannChristoph Rose die ersten Glocken gegossen. 1790gründete Christian Speck die Porzellanmanufakturin Blankenhain, die bis heute fortbesteht. In denzwanziger Jahren dieses Jahrhunderts war ApoldaAutomobilstadt; in den „Apollo-Werken“ entstandenin ganz Deutschland beliebte Autos. Heute ist die Re-gion charakterisiert durch eine Synthese von Indu-strie, Handel und Gewerbe. Fruchtbare Böden –73 % der Gesamtfläche des Landkreises werden land-wirtschaftlich genutzt – ermöglichen eine ent-wickelte Landwirtschaft und in der Nähe Bad Sulzas,am Beginn der Weinstraße von Saale und Unstrut,reift der nur hier angebaute „Trockene aus Thürin-gen“. Die vorteilhafte Lage und die sich ent-wickelnde wirtschaftliche Leistungskraft des Mittel-standes machen den Standort attraktiv. In den neuenGewerbegebieten haben sich Unternehmen der Le-bensmittelproduktion und der Textilbranche, derDruckindustrie, des Verpackungsgewerbes und derMetallverarbeitung angesiedelt. Traditionelle undnamhafte Unternehmen sind hier z.B. die WeimarerWurstwaren GmbH Nohra, Fresnel Optics GmbH,Feuerlöscher aus Apolda, Mühl Produkt und Service,TOMESA, Lederwaren der Firma Michael CromerMünchen, mehrere Firmen für Strickmoden inApolda und Bad Sulza sowie der Betrieb Weimar-Por-zellan Blankenhain. Neben dem Kurwesen in denbeiden Städten Bad Berka und Bad Sulza ist derFremdenverkehr ein bedeutender Wirtschaftsfaktor;touristische Hauptanziehungspunkte sind die Kreis-stadt Apolda mit dem Glockenmuseum, der Ferien-park „Stausee Hohenfelden“, das die Siedlungs-,Bau-, Wirtschafts- und Sozialformen des mittelt-hüringischen Dorfes präsentierende Thüringer Frei-lichtmuseum Hohenfelden, die Wasserburg Kapel-lendorf – Erfurts bedeutendste mittelalterliche Besit-zung außerhalb der Stadt, das Wielandgut Oßmann-stedt, Schloss Kromsdorf, die Ordenskomturei desDeutschen Ordens Liebstedt, das Rittergut Auer-stedt, die Bockwindmühle bei Krippendorf, die Was-sermühle und überdachte Holzbrücke Buchfahrt,das um 1530 im Renaissancestil erbaute OberschlossKranichfeld und die ehemalige Wasserburg Nieder-roßla.

Das Bildungswesen im Landkreis verfügt über 23Grundschulen, 14 Regelschulen, 2 Gymnasien, 3 Förderschulen und 3 berufsbildende Schulen. Fürdie gesundheitliche und soziale Betreuung stehen 3 Krankenhäuser, 3 Rehakliniken und 8 Altenheimezur Verfügung.