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GRÜNE REIHE NR. 3 Perspektiven ökologisch-sozialer Politik Georg Otto Warum der Marxismus scheitern mußte Widersprüche zwischen ► Marx' Mehrwerttheorie – als Grundlage der realsozialistischen Versuche – ► und Marx' Geldtheorie – als Basis eines Sozialismus in Freiheit? Eine Schriftenreihe aus liberal-sozialer Sicht

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GRÜNE REIHE NR. 3Perspektiven ökologisch-sozialer Politik

Georg Otto

Warum der Marxismusscheitern mußte

Widersprüche zwischen

► Marx' Mehrwerttheorie– als Grundlage der realsozialistischen Versuche –

► und Marx' Geldtheorie – als Basis eines Sozialismus in Freiheit?

Eine Schriftenreihe aus liberal-sozialer Sicht

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1. Auflage: Herbst 1991

digitalisiert und leicht überarbeitet von Kornelia Halach im Sommer 2007

Herausgeber sind:

LIBERALSOZIALISTEN in den GRÜNEN und

liberalsoziale BÜRGER – RECHTSAKTION ARBEIT, GESUNDHEIT, UMWELT,

FRIEDEN

Kontakt:

Bürgerinitiative A3W – ALTERNATIVE DRITTER WEG

Liberalsoziales Büro (LSB)

Gänseberg 11

31079 Eberholzen

Tel.: 05065/8132

Mail: [email protected]

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Warum der Marxismusscheitern mußte

Widersprüche zwischen

Marx' Mehrwerttheorie– als Grundlage der realsozialistischen Versuche –

und Marx' Geldtheorie – als Basis eines Sozialismus in Freiheit?

Silvio Gesell im Vorwort der 1922 erschienenen Schrift"Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung"über die Zweifel marxistisch/sozialdemokratischerFührer an der Richtigkeit der Lehren von Karl Marxüber das Kapital:

"Auch sie haben noch eine letzte Hoffnung, nämlichdie, daß sich in die Marxsche Lehre vom Kapital aneiner entscheidenden Stelle ein Fehler eingeschlichenhaben mag. Und diese Hoffnung gründet auf den zahllo-sen Widersprüchen, die zwischen Marx “Kapital“ BandIII und Marx Band I bestehen.

Sie hoffen also mit dem Proletariat, daß der erfahreneMarx, Marx III, den jüngeren Marx I, erschlagen wird.Daß Marx III, der selbständige Forscher, Marx I, denSchüler der Vulgärökonomie, erledigen, daß Marx, derWissenschaftler, Marx, dem Politiker, dem Verfasserdes Kommunistischen Manifestes, den Knockout gebenwird.

Dann wird Marx III der Forschung und demBefreiungskampf des Proletariats neue Bahnen brechen.

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Inha l tsverzeichn is

Vorwor t ........................................................................................... Se i te 1

Die Mehrwer ttheor ie – e ine wissenschaf tl i che

Recht fert igung für e ine pol i t i sche Behauptung .............. Se i te 5

Erklärung der Ausbeutung durch die Mehrwer t-

theor ie ............................................................................................ Se i te 5

Aus dem Zusammenbruch der Staatswi r tschaft

zurück in den Kapi ta l i smus? .................................................. Se i te 7

Die Voraussetzung der Mehrwer t theor ie :

Der Austausch von Äquiva lenten in der Zi rku-

la t ion ............................................................................................... Se i te 11

Die Ane ignung des Mehrwerts im Produkt ions-

prozeß ............................................................................................. Se i te 12

Von der Unterbrechung des Warenaustausches

W-G-W zur Schatzb i ldung a ls ursprüng l iche

Kap ita lakkumulat ion ................................................................. Se i te 15

Marx ge ldpo l i t i sche Eins ichten re ichen für e ine

monetäre Erk lä rung der Ausbeutung und damit

des Kapi ta l i smus aus ................................................................ Se i te 16

Ist Ge ld e ine Ware? ................................................................... Se i te 18

Die v ier fache Über legenhe it des Geldes gegen-

über der Ware – zur Kr i t ik der Äquiva lenztheor ie ......... Se i te 21

Fr iedr ich Enge ls Bestät igung der neuen Geld-

und Kapi ta l theor ie von Marx .................................................. Se i te 28

Lenins ge ld lose Wirtschaf t und Wiederbegrün-

dung des Kapi ta l i smus durch die NEP – Neue

Ökonomische Pol i t i k .................................................................. Se i te 29

Zurück in den Kapi ta l i smus .................................................... Se i te 32

Wohin ro l l t der Rube l? .............................................................. Se i te 36

Dr i t ter Weg für d ie DDR .......................................................... Se i te 43

Zur Person des Ver fassers ...................................................... Se i te 51

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Vorwort

Diese Schrift beruht auf einem Vortrag des Verfassers bei derHerbsttagung der INWO (Internationale Vereinigung fürNatürliche Wirtschaftsordnung) am 1.9.1990.Die Tagung stand noch unter dem Motto "Aufbruch im Osten". Sowurde sie Anfang 1990 geplant. Als sie stattfand, war längstklar: Es gibt keinen Aufbruch im Osten, sondern die Rückkehrin das kapitalistische System. Die Übernahme der kapita-listischen DM durch die DDR (1990) hat dies ebenso markiertwie jetzt im Sommer 1991 der Antrag der Sowjet-Union auf Auf-nahme in den Internationalen Währungsfond (IWF). Perestroikaals ein Versuch aus dem festgefahrenen Staatssozia-lismus/Staatskapitalismus zu einer eigenen Neuordnung zugelangen, muß wohl als gescheitert betrachtet werden. NichtsNeues wächst aus den Ruinen, die 70 Jahre Staatswirtschaftgeschaffen haben. Die Welt wächst wieder zusammen zu dem einenKapitalismus.Dieser allerdings kann nur denen als strahlendes, überlegenesSystem erscheinen, die durch 70, bzw. in Mittel- und Osteuropadurch 40 Jahre Mangelwirtschaft der Staatswirtschaftengegangen sind.

Doch nach nur einem Jahr Anschluß der ehemaligen DDR-Wirtschaft an die Wirtschaft der Alt-BRD wird manchen der vonder sogenannten Marktwirtschaft Beglückten, die noch zumJahreswechsel 1989/90 nichts sehnlicher wünschten als dieschnelle Einführung der DM, klar, daß der Kapitalismus nichtmehr in seiner Jugendkraft steht. Er wird von zahlreichenAlterskrisen geschüttelt, kann seine eigenen Probleme kaumnoch lösen und stützt seinen Scheinwohlstand auf eine un-menschliche Ausbeutung der Menschen der Südhalbkugel der Erdemit 20 Millionen verhungernden Kindern jedes Jahr und auf einein Kürze (3, 5, 10 Generationen?) irreparable Zerstörung derBiosphäre des Planeten Erde.

Perestroika hat nicht, wie viele gehofft haben, zu einerUmgestaltung des totalitären Staatssozialismus zu einem demo-

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kratischen und humanen Sozialismus geführt. Zwar hatten dieBaumeister der Perestroika in den ersten Jahren ihres Versuchsdurchaus die Bedeutung der Geldfrage für das Gelingen desVorhabens erkannt. Sie haben aber nichts getan, um die ihrerKontrolle entgleitenden und sich verselbständigenden Geld-prozesse zu bändigen. Was Anfang 1991 als Währungsreformpraktiziert wurde, war einfach stümperhaft und hat dieGeldmafia in keiner Weise getroffen. Die hatte vorher Windbekommen.

Wir veröffentlichen, was Helmut Creutz und der Verfasserbereits Anfang 1990 im Flugblatt "Wohin rollt der Rubel?" zuden Erfordernissen einer noch ausstehenden echten sozia-listischen Geldordnung zu sagen hatten, im Anhang.

Angesichts des Zusammenbruchs fast aller sozialistischenRealitäten (nur Kuba steht noch ungebrochen (?) zumMarxismus/Leninismus) ist das Erscheinen dieser Schrift umsowichtiger. Sie zeigt Suchenden theoretische Ursachen für dasScheitern des marxistischen Sozialismus und deutet Wege zueinem Sozialismus im Freiheit an. Ausführlicher geschiehtletzteres im weiteren Texten.

Die Schrift soll nunmehr zum Kongreß der INWO "Gerechtes Geld- gerechte Welt" am 20.-22.9.91 in Konstanz und zur ebenfallszu diesem Termin stattfindenden ersten gemeinsamen Tagungaller im BÜNDNIS 90 zuammenarbeitenden Bürgerbewegungen derehemaligen DDR vorliegen.

Möge sie in Ost und West heftige Debatten auslösen und all dieMenschem um einen neuem Weg sammeln, die immer noch odertrotzdem von Freiheit und Gerechtigkeit, von Sozialismus,Ökologie und Frieden träumen. Die Schrift soll helfen, daßsich aus Träumen und Hoffnungen klare Wege zu den genanntenZielen und Grundwerten einer besseren Gesellschaft entwickeln.

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Dies ist umso notwendiger, da die Anhänger der sozialenBewegungen, der Frauenbewegung, des Ökologie- und Friedens-lagers mit dem weltweiten Sieg des Kapitalismus über denmarxistischen Sozialismus an einem Tiefpunkt stehen.

Die Schrift ist ein Aufruf zu einem radikalen Umdenken, zueiner Entrümpelung in den Köpfen, zu einer gewaltfreien,geistigen Revolution.Nur wer dazu bereit ist, wer sich total aus den Denkgleisenbefreit, in die ihn Kapitalismus bzw. der sogenannte Sozia-lismus sanft oder gewaltsam gezwängt haben, wird zu einerklaren Analyse des Kapitalismus durchstoßen und daraus neueWege zu einer sozialen Ordnung entwickeln können. Alte Fehlerdürfen nicht neu geträumt und nicht neu verwirklicht werden.

Damit die Diskussion schnell beginnen kann, erscheint jetztein theoretischer Teil. Obwohl der Gegenstand der Untersuchungteilweise sehr abstrakt ist, handelt es sich weniger um einewissenschaftstheoretische Schrift. Das hat der vor einem Jahrtödlich verunglückte Prof. Dr. Dieter Suhr mit seinem Text"Der Kapitalismus als monetäres Syndrom" getan. Er bestätigtdarin wesentliche Teile der hier vorgelegten Untersuchung, diein einigen Punkten aber über die von Dieter Suhr behandeltenFragen hinausgeht.

Hier handelt es sich um eine politische Streitschrift zurAufhellung von Hauptwidersprüchen der marxistischen Ökonomie,auf denen der gescheiterte Versuch, Sozialismus zu gestalten,beruht, ohne daß für einen künftigen wirklich freienSozialismus der ganz Marx über Bord gehen muß.

In einem 2. Teil sollen 1992 Arbeiten von Karl Walker, WernerOnken und Dieter Suhr zu diesem Themenbereich gewürdigtwerden. Teilweise werden dazu Quellen veröffentlicht, auch ausArbeiten Silvio Gesells.Auch hoffe ich, daß dann erste Diskussionsstimmen vorliegen,die verarbeitet werden können.

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So auch eine Kritik der hier vorgetragenen Thesen, die GesimaVogel 1982 formulierte, die auf eine damals geführte Dis-kussion erfolgte.Auch erfolgt eine Darstellung, wie der Verfasser zurBehandlung des Themas kam und darüber, wie trotz vorhandenerAnsätze bei Silvio Gesell das Thema Marxismus - Liberalsozia-lismus lange in der liberal-sozialen Bewegung vernachlässigt,bzw. einseitig behandelt wurde.

Georg Otto

Das Vorwort wurde am 6.8.91, dem Jahrestagdes Atombombenabwurfs auf die StadtHiroshima, abgeschlossen. Mitte Septembergeht die Schrift in den Druck.

Der gescheiterte Putsch der Altstalinistenund die dadurch eingeleitete Auflösung derSowjet-Union bestätigen nur Schrift undVorwort: Wenn der Osten Europas nicht durchökonomisches und politisches Chaos hindurch-gehen will/soll, dann bedarf es mehr alseiner humanitären Hilfe. Es bedarf neuerökonomischer Grundlagen im Geld- undBodenrecht.

Sind die Reformkräfte – das gilt für alleLänder - nicht in der Lage, die in der GRÜNENREIHE aufgezeigten Erkenntnisse zu nutzen unddurchzusetzen, so wird es von Jahr zu Jahrimmer weniger Chancen geben, soziale undpolitische Zersetzungsprozesse zu bändigen.

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Die Mehrwerttheorie - eine wissenschaftliche Rechtfertigungfür eine politische Forderung

Die Mehrwerttheorie ist wissenschaftliche Basis aller poli-tischen Programme, die den Sozialismus, also eine Gesellschaftder Freiheit und Gerechtigkeit, durch Aufhebung des Privatei-gentums an Produktionsmitteln und durch staatliche Planwirt-schaft erreichen wollen.Die Überzeugung, Privateigentum und Privatwirtschaft seien Ur-sache des Kapitalismus, seiner Krisen und der Ausbeutung, istjedoch älter als ihre wissenschaftliche Begründung. Nahezualle Frühsozialisten der 1. Hälfte des 19. Jahrhundertsvertraten diese Thesen. Auch der junge Karl Marx und der jungeFriedrich Engels stellten diese Behauptung bereits im"Kommunistischen Manifest" von 1847 auf, in dem sie die"Expropriation der Expropriateure" verlangten - die Enteignungder Enteigner.Die wissenschaftliche Begründung wurde im nächsten Jahrzehnterarbeitet. Sie erschien in "Grundrisse der Kritik derpolitischen Ökonomie" (1857/58), in der "Kritik der Poli-tischen Ökonomie" 1859, in der "Theorie über den Mehrwert"1862/63 und in der Zusammenfassung dieser Arbeiten im Band I"Das Kapital" mit dem Untertitel "Kritik der politischenÖkonomie" 1867. Der Band III wurde erst nach dem Tode von Marxvon Friedrich Engels herausgegeben (1894).Die Forderung nach Aufhebung von Privateigentum und Privat-wirtschaft entspringt also nicht einer unvoreingenommenenForschung über die Wirtschaftsverhältnisse, sondern die dabeientwickelte Mehrwerttheorie ist eine Rechtfertigungstheoriefür eine bereits früher proklamierte unumstößliche politischeForderung.

Erklärung der Ausbeutung durch die Mehrwerttheorie

Der Eigentümer der Produktionsmittel - der Unternehmer - kauftin der Zirkulationssphäre als Geldkapitalist die Arbeitskraftzu ihrem vollen Wert, also ohne Ausbeutung.

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Der Wert der Arbeitskraft wird durch die Warenmenge bestimmt,die nötig ist, den Träger der Arbeitskraft, den Arbeiter,einen Tag arbeitsfähig zu erhalten, einschließlich der Kosten,die nötig sind, den Arbeiter nach seinem Verschleiß durcheinen neuen Arbeiter zu ersetzen = Reproduktionskosten derArbeitskraft.Reichen dazu 6 Stunden Arbeit aus, dann könnte der Arbeiter,der nicht mehr, aber auch nicht weniger zu erhalten hat, dieArbeit einstellen, denn seine Arbeitskraft wurde ja zu ihremvollen Wert gekauft.Dann wäre aber der Produktionsprozeß für den Kapitalistensinnlos, er hätte für ihn keinen Mehrwert gebracht.Dieser wird von den Arbeitern, in - ich benutze hier dasBeispiel von Marx - weiteren 6 Stunden erarbeitet. Ohne Ver-letzung des Wertgesetzes kann der Kapitalist den Arbeiter zuweiteren 6 Arbeitsstunden veranlassen. Mit der Erstattung desWertes der Arbeitskraft - dargestellt in 6 Stunden Veraus-gabung der Arbeitskraft - hat der Kapitalist den Gebrauchswertder Arbeitskraft ganz gekauft: 1/2 Arbeitstag zur Erzeugungder Reproduktionskosten für den Arbeiter selbst (Lohn), 1/2Tag zur Erzeugung des Mehrwertes für den Käufer der Arbeits-kraft, den Kapitalisten / Unternehmer.Was beim Kauf der Arbeitskraft entschied, "war der spezifischeGebrauchswert dieser Ware, Quelle von Wert zu sein, und zwarvon mehr Wert als sie selbst hat ... Und er (der Kapitalist,d.V.) verfolgt dabei dem ewigen Gesetz des Warenaustauschsgemäß ... Der Geldbesitzer hat den Tageswert der Arbeitskraftgezahlt, ihm gehört daher ihr Gebrauch während des ganzenTages. ... Der Umstand, daß die tägliche Erhaltung der Ar-beitskraft nur einen halben Tag kostet, obgleich die Arbeits-kraft einen ganzen Tag arbeiten kann, daß daher der Wert denihr Gebrauch während eines Tages schafft, doppelt so groß istals ihr eigenen Tageswert, ist ein besonderes Glück für denKäufer, aber durchaus kein Unrecht gegen den Verkäufer."(S. 208. Wenn nicht anders vermerkt, stammen alle Zitate ausBand I "Das Kapital").

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Marx hat diese Mehrwertbildung und Aneignung in den Abschnit-ten "Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß" im Kapitel "Pro-duktion des absoluten Mehrwerts" (S. 192-213) Bd. I "DasKapital" beschrieben, ohne mit seiner Voraussetzung, demwertgerechten Austausch aller Waren, zu denen er Geld undArbeitskraft zählt, in Konflikt zu geraten. In der rauhenkapitalistischen Wirklichkeit klappt das aber nur, weil einbesonderer Glücksfall den Unternehmerkapitalisten erlaubt, dieArbeiter zur Einhaltung des Wertgesetzes zwingen zu können,denn den Kapitalisten gehören die Produktionsmittel, die sieden Arbeitern auch sperren können.

In den politischen Schriften und Programmen geht es weniger umWert- und Mehrwertbildung, sondern um das Privateigentum alsMachtgrundlage der Kapitalisten, die es ihnen erst erlaubt,die Arbeiter auf der Grundlage der Wert- und Mehrwerttheorieauszubeuten.Wenn Ausbeutung auf dieser Grundlage stattfindet, kann sie nurüberwunden werden, wenn die Produktionsmittel den Arbeiternselbst gehören und sie den Mehrwert selbst unter sichaufteilen bzw. gemeinsam darüber verfügen können. Die Arbei-terbewegung fast aller Länder glaubte, und dies wurde ihrpolitisches Programm, dies durch Staatseigentum und Staats-wirtschaft erreichen zu können.

Aus dem Zusammenbruch der Staatswirtschaft zurück in denKapitalismus?

Nach 70 Jahren Staatswirtschaft in der Sowjet-Union - 40 Jahrein Ost- und Mitteleuropa - zeigt sich, daß dadurch weder dieFreiheits- noch die Gerechtigkeitsziele des Sozialismuserreicht wurden, noch werden die materiellen Bedürfnisse derMenschen dieser Länder auch nur annähernd so befriedigt, wiees in den kapitalistischen Ländern geschieht, wenn auch dortauf Grundlage einer gesteigerten Ausbeutung der Menschen der3. Welt und der Naturgrundlagen des Lebens.

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Heute ist diese Politik, die nur durch einen totalitärenUnterdrückungsapparat solange durchgesetzt werden konnte, amEnde. Nicht mehr Perestroika - Umgestaltung derStaatswirtschaftssysteme - ist angesagt. Diese befinden sichin den Ländern des Ostblocks nicht nur in voller Auflösungsondern in einer rasanten Rückentwicklung in den altenPrivatkapitalismus.Eine Erneuerung findet daher nicht aus dem Zusammenbruch desStaatskapitalismus heraus statt. Eine Erneuerung muß im wiederbelebten Kapitalismus ansetzen. Dennoch ist es gerade für dieKräfte, die sich der Kapitalisierung des Ostens wider-setzten/widersetzen, wichtig, sich mit den Ursachen desScheiterns des Staatskommunismus/Staatskapitalismus auseinan-derzusetzen und die Bewegungsgesetze des Kapitalismus ohne"marxistische" Brille kennenzulernen, um, wann auch immer,nach einer weder privat- noch staatskapitalistischen Ordnungzu fragen.

Zur Kritik der Staatswirtschaft zitiere ich aus meinemFlugblatt "Dritter Weg für die DDR - der Sozialismus wird freisein oder er wird nicht sein".

"Im Gegensatz zu am Privatinteresse orientierten und durch denkapitalistischen Markt gesteuerten Wirtschaften, die mitrelativ geringen privatkapitalistischen Planungen auskommen,mußten die Staatswirtschaften umfangreiche Planungsbürokratienmit außerordentlichen Herrschaftsfunktionen aufbauen. DieseApparate verursachen hohe Kosten, arbeiten schwerfällig undentscheiden oft falsch. Die Staatslenkung der Wirtschaftverschleudert Volksvermögen bei geringer Leistung.

Die Herrschaft des kapitalistischen Marktes und deskapitalistischen Profitinteresses wurde durch die Herrschaftder Planungsapparate ersetzt. Die geringe Leistung diesesSystems erzeugt dauernd soziale und politische Unzu-friedenheit, die sich nur deshalb jahrzehntelang nicht äußern

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konnte, weil zusätzlich ein ebenfalls kostenträchtigerpolitischer Unterdrückungsapparat aufgebaut werden mußte, umpolitische Unzufriedenheit gewaltsam zu unterdrücken.

Daß in den sogenannten sozialistischen Ländern alles andere,nur kein Sozialismus entstand, liegt nicht daran, daßschlechte Sozialisten sozialistische Politik machten. Auchgute und bestens geschulte Wirtschaftspraktiker können mitdiesen Instrumenten kaum ein besseres Ergebnis erzielen. Dasstaatliche Wirtschaftsprinzip hat sich als ein völligungeeignetes Prinzip erwiesen. Die Staatswirtschaft brichtzusammen, nicht der Sozialismus."

Bleibt die Kritik an dieser Oberfläche der Erscheinungen,kritisiert sie nur die haufenweise vorhandenen Mißstände derStaatswirtschaft, so bleibt die Flucht in den Kapitalismus,der unzutreffend Marktwirtschaft genannt wird. Wer nicht indieser Rückentwicklung das Heil sieht, der muß auch der Fragenach den Irrtümern, aber auch nach richtigen Einsichten beiMarx nachgehen.

Erst aus der Kritik der theoretischen Grundlagen desMarxismus, die als politisches Programm in keinem einzigenLand, in dem sie angewandt wurden, zur Verwirklichung derFreiheits- und Gerechtigkeitsziele des Sozialismus führten,kann ein neuer Weg zu einer Ordnung entwickelt werden, die denZielen des Sozialismus gerecht wird. Dabei wird sich zeigen,was vom wissenschaftlichen Sozialismus von Karl Marx übrig-bleibt, wo Marx geirrt hat und welche seiner Einsichtendurchaus für eine neue Wegbestimmung eines freiheitlichen,eines liberalen Sozialismus genutzt werden können.

Ist das überhaupt Sozialismus, was jetzt zusammenbricht? Hatdie Frage Sozialismus oder Kapitalismus überhaupt etwas mitdem Eigentum an Produktionsmitteln zu tun oder ist dafür dieGeldordnung verantwortlich?

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Mit dieser Frage steigen wir in die Kritik der schon kurzdargestellten Mehrwerttheorie ein. Sie erscheint in sich sologisch, daß sie über 100 Jahre lang gläubig vertreten wurde,ohne daß sie noch hinterfragt wurde. Genauer, wir müssen ihreVoraussetzungen, auf denen sie aufbaut, unter die Lupe nehmen,die Lehre vom Austausch von Äquivalenten imZirkulationsprozeß.

Am Ende dieser Untersuchung werden die Leser erkennen, daß esan dieser von allen Marxisten nie hinterfragten Voraussetzungder Mehrwertlehre lag, daß Politik auf Basis derMehrwerttheorie nirgends zum Sozialismus führte. Marx hattesie ebenso unreflektiert von seinen wissenschaftlichenVorgängern Ricardo und Smith übernommen, mit denen er zu denKlassikern der Nationalökonomie gezählt wird, obwohl ihresozialpolitischen Ziele ja weit von einander abwichen.Entlarven wir diese Voraussetzungen der Mehrwertlehre schlichtals falsch, so erkennen wir nicht nur nachträglich, warumdieser Sozialismus zum Staatskapitalismus degenerieren mußte.Der Leser ist dann auch in der Lage, die Widersprüche im Werkvon Marx zu analysieren, falsche von richtigen Einsichten zutrennen und zu fragen, ob nicht gerade auf den Einsichten, dievon Marx (und Engels) immer wieder zugunsten der Mehr-werttheorie vernachlässigt wurden, ein dritter Weg zu denAltsystemen, zu einer freien und sozialen Ordnung entwickeltwerden kann.Diesen Fragen nachzugehen befriedigt also nicht nur einhistorisches Interesse. Für die Zukunft der Völker ist es diewichtigste Frage.

Denn wenn die Mehrwertlehre selbst in sich streng logischaufgebaut ist, läßt sich innerhalb dieser Theorie kaum einKritikansatz finden. Genau das machte ja ihre Stärke aus, daßselbst bei angestrengtestem Suchen kein Rechenfehler in demvon Marx gewählten Beispiel zu finden ist. Ist die Theorie insich schlüssig, führte jedoch ihre Anwendung in vielen Länderndennoch nicht zum Ziele des Sozialismus, einer Gesellschaft in

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Freiheit und Gerechtigkeit, welche Gründe für das Scheiterndes Sozialismus marxistischer Prägung könnte es dann nochgeben?

Wir kritisieren die Voraussetzung, die Grundlage der Mehr-werttheorie. Erweist sich diese als fehlerhaft, als brüchig,dann müssen alle Schlußfolgerungen, die daraus gezogen werden,auch dann unbrauchbar für den gesetzten Zweck sein, wenn vondiesem Punkt an in ihr keine weiteren Fehler nachweisbar sind.Wir müssen daher tiefer in die Überlegungen von Marxeindringen, um diese Grundlage der Mehrwerttheorie, mit dersie steht oder fällt, beurteilen zu können.

Daß sie in der Praxis nicht stand, zeigen 70 Jahre Politik aufihrer Basis. Jetzt wird dies wohl auch den Jüngern von Marxklar, die noch vor wenigen Jahren gläubig die Lehre gegenaufkommende Zweifel verteidigten. Solche Zweifler gab esimmer. Viele von ihnen haben ihr Abweichlertum von der jeweilsherrschenden Parteilehre mit politischen Schikanen,Freiheitsentzug und mit dem Leben bezahlt.

Die Voraussetzung der Nehrwerttheorie: Der Austausch vonÄquivalenten in der Zirkulation

In der Zikulation - so Marx - werden Äquivalente ausgetauscht- Gebrauchswerte von gleichem Wert: Waren gegen Geld, Geldgegen Arbeitskraft.

Diese Fragestellung spielt er im Kapitel "Verwandlung vom Geldin Kapital" auf 30 Seiten durch. Das Ergebnis: "Der Besitzerder Ware Arbeitskraft und der Geldbesitzer begegnen sich aufdem Markt und treten in ein Verhältnis zueinander alsebenbürtige Warenbesitzer, nur dadurch unterschieden, daß dereine Käufer, der andere Verkäufer ist, beide also juristischgleiche Personen sind. ... Sie kontrahieren als freie,rechtlich ebenbürtige Personen. ... Sie beziehen sich nur als

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Warenbesitzer aufeinander und tauschen Äquivalent fürÄquivalent." (S. 182 und 190)

Also: In der Zirkulation gibt es keinen Anhaltspunkt fürUrsachen der Ausbeutung - denn es werden Äquivalente, Warenvon gleichem Wert, ausgetauscht. Da gibt es, abgesehen vonPrellerei, Raub, Diebstahl, die ja vorkommen, in der Regelkein Plus und kein Minus.

Die Aneignung des Mehrwerts im Produktionsprozeß

Die Ausbeutung kann also nicht aus der Zirkulation, aus demAustauschprozeß, erklärt werden, dazu ist vielmehr eine Reihevom Mittelgliedern, der Produktionsprozeß, nötig. Dort - soMarx - "muß sich das Geheimnis der Plusmacherei endlichenthüllen" (189).

Wie schon bei der Darstellung der Mehrwerttheorie beschrieben,eignet sich der Kapitalist den von den Arbeitern erzeugtenMehrwert in der Fabrik an, um ihn in der zweiten Phase desAustauschprozesses durch Verkauf der Waren zu realisieren, sodaß am Ende des Prozesses mehr als das eingesetzte Geld (G)herauskommt, nämlich G+. Das eingesetzte Geld des Kapitalistenwird zum Kauf der Arbeitsmittel investiert: Waren (W) undArbeitskraft (A) sind zwar wertgleich G = W(A). Auf diesemäquivalenten Tausch in der ersten Zirkulationsphase basiert jadie weitere Überlegung, daß im Produktionsprozeß W, in dem derKapitalist jetzt als Unternehmer (Eigentümer derProduktionsmittel) die von ihm wertgleich gekaufteArbeitskraft mit den Maschinen und sonstigen Arbeitsmittelnzusammenbringt, sich den Mehrwert, der über den zu zahlendenLohn hinausgeht, als Eigentümer der Fabrik und als Käufer derArbeitskraft aneignet.Im zweiten Zirkulationsabschnitt muß dann der Unternehmer dasgesamte aus Wert (Lohn) und Mehrwert (Profit) bestehendeProdukt verkaufen und in Geld verwandeln, wobei nach

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geglückter Operation der dem Mehrwert entsprechende Teil inseiner Kasse bleibt.

Der Gesamtprozeß G - W - G (Geld - Ware - Geld), in dem ausGeld Kapital wird, also mehr Geld als im Anfang in den Prozeßhineingesteckt wurde, stellt sich danach wie folgt dar:

G – W+ - G+

Seine Einzelphasen sind:1. G - W: wertgleicher, äquivalenter Kauf von Arbeitskraft undArbeitsmitteln durch den Geldbesitzer. Dabei findet keineAusbeutung statt, Geld und Arbeitskraft, Geld und Waren,werden ohne Plus und ohne Minus getauscht.2. Produktionsprozeß W: Der Arbeiter wird vom Eigentümer derFabrik gezwungen, mehr Warenwerte zu schaffen als seinenReproduktionskosten (Lohn) entspricht. Dieser Mehrwert gehörtdem Käufer der Arbeitskraft und Eigentümer der Produktions-mittel. Aus W wird durch (unbezahlte) Mehrarbeit W+.3. Dieses Gesamtprodukt W+ wird im zweitenZirkulationsabschnitt durch Verkauf in Geld verwandelt: W+ -G+. Nach Abzug des Lohnes verbleibt der Geldüberschuß in Höhedes von den Arbeitern in unbezahlter Mehrarbeit zugesetztenMehrwertes dem Unternehmerkapitalisten als Profit.

Ehe wir diesen Überlegungen die liberalsoziale Theorieentgegensetzen, untersuchen wir, wie Marx die Geldfunktionenbeurteilt. Wir sehen dann, daß es der Mehrwertlehre überhauptnicht bedurfte, um die Ausbeutung zu erklären.

Die Rolle des Geldes bei Marx

Auf Grund noch zu erörternder werttheoretischer Überlegungenwird dem Geld als Wertäquivalent aller anderen Waren eine nurpassive Rolle zugeschrieben. D.h. es ist völlig gleichgültig,einen bestimmten Wertausdruck in der Geld- oder Warenform zu

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besitzen. Geld spiegelt nur Vorgänge in der realen Produktionwieder - Geldprozesse sind Abbilder von Produktionsprozessen.

Und das, obwohl Marx im Kapitel vorher "Das Geld oder dieWarenzirkulation" (S. 109-160) Einsichten entwickelt, ausdenen direkt und ohne Mehrwerttheorie die Ausbeutung aus derWare-Geldbeziehung erklärt werden könnte. Gedanken, die Marxim Band III erneut aufnimmt.In der Beschreibung des Gestaltwandels der Ware

W - G - W (Ware - Geld - Ware)erkennt Marx sehr klar, daß dieser Gestaltwandel (Meta-morphose) von einer durchaus aktiven Rolle des Geldes abhängt.In der Naturalwirtschaft, in der direkt Ware gegen Ware (W -W) getauscht wird, ist der Austausch kein Problem. Verkaufkann nur durch gleichzeitigen Kauf stattfinden und umgekehrt.Dabei werden in der Hand ihrer Produzenten für sie persönlichzum großen Teil nutzlose Tauschwerte in für sie nützlicheGebrauchswerte getauscht, die sich eben in der Hand andererTauschpartner (Produzenten) befinden.

Dieses "notwendige Gleichgewicht der Verkäufe und Käufe" -d.h. diese Grundbedingung für einen krisenfreien Wirtschaftsablauf, der in der Warenwirtschaft "naturgegeben" ist, wirdvon Marx in der Geldwirtschaft zu Recht verneint. DasZwischentreten von Geld in den Tausch W - W, so daß dieser zumTausch W - G - W wird, ermöglicht die Auflösung desunteilbaren Prozesses W - W in zwei Teilbereiche: W - G und G- W:"Da die erste Metamorphose der Ware zugleich Verkauf und Kaufist, ist dieser Teilprozeß zugleich selbstständiger Prozeß.... so macht sich die Einheit gewaltsam geltend durch eineKrise." (S. 127)

Marx verweist bereits hier auf spätere Untersuchungen über dasWarum der Unterbrechung des Produktionsprozesses, die in BandIII erfolgen. "Diese Formen (gemeint ist der Gestaltwandel, d.V.) schließen daher die Möglichkeit der Krisen ein. Die

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Entwicklung der Möglichkeit zur Wirklichkeit erfordert einenganzen Umkreis von Verhältnissen, die vom Standpunkt dereinfachen Warenzirkulation noch gar nicht existieren."

Marx hat zu diesem frühen Zeitpunkt seiner Untersuchungembereits seine Krisentheorie der entwickelten kapitalistischenProduktion im Auge, bei der die Sprengung des kapitalistischenVerwertungsprozesses von Kapital (G - W - G) bereits beimersten G dann einsetzt, wenn es nach längerer Konjunkturphasezum Fall der Profitrate kommt, was andere Theoretiker mitsinkender Kapitalrendite (Gesell) oder Annäherung derGrenzleistungsfähigkeit des Kapitals gegen Null (Keynes)beschreiben.

Von der Unterbrechung des Warenaustausches (W-G-W) zurSchatzbildung als ursprüngliche Kapitalakkumulation

Ähnlich eindeutig äußert sich Marx einige Seiten weiter (134):"In der Geschwindigkeit des Geldumlaufs erscheint also dieflüssige Einheit der entgegengesetzten und sich ergänzendenPhasen ...‚ der beiden Prozesse des Verkaufs und Kaufs.Umgekehrt erscheint in der Verlangsamung des Geldumlaufs dieTrennung und gegensätzliche Verselbständigung dieser Prozesse,die Stockung des Formwechsels.""Weil keiner zu kaufen braucht, weil er selbst verkauft hat",können die zu Geldbesitzern gewordenen Warenbesitzer in demMaße warten, wie ihr eigenes Produkt und das erlöste Geld überihrem Existenzminimum liegen. Solche Akte ermöglichen dieSchatzbildung. Sie beschreibt Marx in einem lesenswertenAbschnitt (S. 144-148). "Der kontinuierliche Kreislauf derentgegengesetzten Metamorphosen oder der flüssige Umschlag vonVerkauf und Kauf erscheint im rastlosen Umlauf des Geldes oderseiner Funktion als perpetuum mobile der Zirkulation. Es wirdimmobilisiert, ... sobald die Metamorphosenreihe unterbrochen,der Verkauf nicht mehr durch nachfolgenden Kauf ergänztwird," ... "Das Geld versteinert damit zum Schatz und der

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Warenverkäuf er wird Schatzbildner."Da hätten wir also den Geldhorter, der zum Herrn der Weltwird: Marx zitiert hier zustimmend Christoph Columbus auseinem Brief aus Jamaika 1503: "Gold ist ein wunderbares Ding.Wer dasselbe besitzt, ist Herr von allem, was er wünscht." Under beschreibt hier "die Macht des Geldes, der stetsschlagfertigen, absolut gesellschaftlichen Form des Reichtums",den "Nervus rerum, das gesellschaftliche Faustpfand", das sich"jeder Warenproduzent sichern muß". Die im Geld verkörperte"gesellschaftliche Macht wird so (durch Festhalten von Geldd.V.) zur Privatmacht der Privatperson." (S. 146) War in derWert- und Mehrwerttheorie das Geld nur ein passivesSpiegelbild der realen Produktion, so greift das Geld bzw. derGeldbesitzer hier aktiv in den Gesamtprozeß ein: "das Gold alsGeld festzuhalten" ... "ist die Summe seiner Ökonomie."(S. 147)

Marx geldpolitische Einsichten reichen für eine monetäreErklärung der Ausbeutung und damit des Kapitalismus aus

Marx gelangt bei der Untersuchung der Warenmetamorphose zuentscheidenden monetären Erkenntnissen:

1. Geld ermöglicht die zeitliche Unterbrechung desProduktenaustausches und damit der Produktion, also dieEinleitung einer Krise, weil es nicht "unmittelbar" kaufenmuß: "Da die erste Metamorphose der Ware zugleich Verkauf undKauf ist, ist dieser Teilprozeß zugleich selbständiger Prozeß.Der Käufer hat die Ware, der Verkäufer hat das Geld, d.h. eineWare, die zirkulationsfähige Form bewahrt, ob sie früher oderspäter wieder auf dem Markt erscheine. Keiner kann verkaufen,ohne daß ein anderer kauft. Aber keiner braucht unmittelbar zukaufen, weil er selbst verkauft hat. Die Zirkulation sprengtdie zeitlichen, örtlichen und individuellen Schranken desProduktentausches ebendadurch, daß sie die hier vorhandeneunmittelbare Identität zwischen dem Austausch des eigenen und

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dem Eintausch des fremden Arbeitsprodukts in den Gegensatz vonVerkauf und Kauf spaltet." (Hervorhebungen vom Verfasser)(S. 127)2. Das Geld ermöglicht in der Form der Schatzbildung seineAnhäufung und wird so zu Kapital, zur "stets schlafgertigen,absolut gesellschaftlichen Form des Reichtums" (S. 145)

Wer diese beiden Einsichten hat, kann in einem drittenDenkschritt folgern, dieses gesellschafliche Faustpfand wirdnur gegen einen Sondertribut herausgerückt. Entweder durchVerleihen des Geldes gegen Zins (G - G+) oder bei derWarenproduktion bereits beim Kauf der sachlichen Produktions-mittel und der Arbeitskraft.

Die Geldbesitzer können warten. Die Warenbesitzer in der Regelnicht oder nur kürzere Zeit. Ihr Geld steckt ja in ihremWarenvorrat und Waren unterliegen einem natürlichen Wert-verschleiß. Noch weniger können die Besitzer der Arbeitskraftwarten. Auch Streikkassen sind bald leer. Die Geldbesitzersind also von vornherein doppelt in Vorteil. Sie verfügen überdas Monopol und warten. Warenbesitzer und Arbeiter jedochmüssen anbieten (Angebotszang). Der Kauf von Waren undArbeitskraft kann daher grundsätzlich von einem Wertabschlagauf Seiten der Anbieter von Waren und Arbeitskraft abhängiggemacht werden - einem Wertplus für die Geldbesitzer.

Das Geld in seiner akkumulierten Form als Geldkapital(ursprüngliches Kapital) stellt daher direkt die Mehrwert-/Zinsbedingung beim Kauf von Waren sowohl zur Fortsetzung dereinfachen Warenzirkulation W - G - W und beim Darlehen G - G.

Der Mehrwert/Zins ist also direkt aus der faktischenÜberlegenheit des Geldes, - aus dem Wartenkönnen derGeldbesitzer und dem Nicht-Wartenkönnen der Anbieter vonArbeitskraft und der Darlehensbedürftigen zu erklären.Letztere halten Zwangsnachfrage nach Geld. Dieses kann dieBedingungen stellen, weil es warten kann und als allgemeines

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Tauschmittel von allen gebraucht wird.

Der Zins/Mehrwert ist auch als Prämie zu verstehen, die denGeldbesitzern dafür gezahlt werden muß, daß sie auf dieSperrung des Austausches, der Warenproduktion und von Darlehenverzichten. Das Geldkapital erweist sich damit als daseigentliche, als das Urkapital und als die entscheidendegesellschaftliche Macht, was ja Karl Marx im Schatzbil-dungskapitel glänzend beschrieben hatte.

Aus den geldpolitischen Grundeinsichten von Marx, daß Gelderstens den Warenaustausch und die Warenproduktion sprengen,also Krisen erzeugen kann, und daß zweitens als Schatzfestgehaltenes Geld zu Kapital und zum allgemeinengesellschaftlichen Machtmittel in Privathand der Schatzbildnerwird, folgerten wir soeben als dritte Einsicht, daß diesesMacht- und Krisenmittel direkt den Mehrwert, den Zins, vonWaren und Arbeitskraft erzwingen kann.

Genau diese Schlußfolgerung zieht Marx nicht. Sie wurdeunabhängig von den ersten beiden Einsichten von Marx von denliberalsozialen Theoretikern teils unmittelbar vor Marx, teilsunmittelbar nach Marx, vor allem von Pierre Proudhon und vonSilvio Gesell gezogen.

Ist Geld eine Ware? Warum kann Marx diesen 3. Gedankenschritt nicht vollziehen,und was hat das mit der Werttheorie zu tun?

Als Schüler von Smith und Ricardo, als einer der dreiKlassiker der Nationalökonomie, steht Marx fest in derTradition der Werttheorie, die den Wert jeder Ware durch dieMenge der Arbeitszeit bestimmen läßt, die zu ihrer Produktionnötig ist. Marx arbeitet dies aus durch Erweiterung auf diejeweils gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. Daraus ergibtsich der äquivalente = wertgleiche Austausch von zwei Waren,

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in denen gleiche, gesellschaftlich notwendige Arbeitszeitgeronnen ist, reguliert durch die "Umstände", wir würden sagenMarktverhältnisse, die es erlauben, im erzielbaren Preis ein"mehr oder minder der Wertgröße" einzuhandeln. (S. 117)

Werttheorie hin und Werttheorie her - das mag ja für denBereich der Warenproduktion so sein - und jeder Unternehmerversucht ja im Preis der Waren auf seine Kosten zu kommen,nicht unter Wert (Kosten), sondern möglichst über Wert(Kosten) zu verkaufen. Aber was hat das Wertgesetz mit demGeld zu tun? Diese Fragen wurden vor ca. 15 Jahren vomliberalsozialen Theoretiker Karl Walker behandelt. Wir gehendarauf in einer Fortsetzung dieser Broschüre ein.

Hier liegt der Knackpunkt, denn für Marx ist das Geld eineWare, für die das Gesetz der Warenproduktion, das Wertgesetz,gültig ist. Historisch ist das schon erklärbar, denn derspätere Geldstoff, Gold oder Silber, war ursprünglich eineWare wie andere Waren auch, d.h. sie waren nützlich durchihren Gebrauchswert als Schmuckmaterial oder zur Befriedigungreligiös/kultischer Bedürfnisse. Diese beiden Bedürfnisse(Dr. Hans Weitkamp hat viel darüber geschrieben) waren Grund-und Urbedürfnisse schon in der Frühzeit der Menschheits-geschichte.

Der frühe Goldsucher, der in einer bestimmten Zeiteinheit einebestimmte Goldmenge aus der Erde grub oder aus dem Fluß wusch,konnte sie gegen Lebensmittel, Kleidungsstücke von etwagleichem Wert (Zeitwert) eintauschen - Wert gegen Wert; d.h.äquivalent.

Er konnte keinen Sondervorteil daraus ziehen, daß seinArbeitsprodukt, seine Ware unverderblich war - im Gegensatz zuallen anderen Arbeitsprodukten, die verderben oder vergehen.Würde er aus diesem Vorteil einen zu hohen, über demArbeitswert liegenden Preis gefordert haben, so wären dieNachfrager auf andere Schmuck- oder Kultmittel ausgewichen,wie schon früher, z.B. auf Tierzähne, Knochen, Muscheln, und

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er wäre mit seinem unverderblichen Gold verhungert. Weil derGoldgräber nur Tauschwert produzierte, mußte er dasunverderbliche Gold gegen Gebrauchswerte, z.B. Lebensmittel,tauschen. Er war in keiner besseren Lage als der Bauer alsProduzent verderblicher Lebensmittel. Beide stellenTauschwerte für andere her - beide suchen Gebrauchswerte fürsich, die sich jeweils in der Hand anderer Produzentenbefinden. Beide müssen tauschen: Äquivalent gegen Äquivalent.Wertgleich - ohne Ausbeutung.

Daran änderte sich für Marx nichts, als mit Entwicklung derArbeitsteilung Gold und Silber allmählich die anderenstofflichen Konkurrenten in der Rolle als allgemeinesTauschmittel und als allgemeinen Wertausdruck aller anderenWaren wegen bessserer Eignung dazu verdrängte, sich also dieallgemeine Äquivalentform an das Gold heftete. Marx hat diesenVorgang beschrieben. (S. 103-108) Wegen der Übereinstimmungder "Natureigenschaften" von Gold und Silber "mit seinenFunktionen" ist "Geld von Natur Gold und Silber". Das gilt fürihn offensichtlich auch für das Papiergeld: "Weil Geld in be-stimmten Funktionen durch bloße Zeichen seiner selbst ersetztwerden kann, entsprang der andere Irrtum, es sei ein bloßesZeichen" - der andere Irrtum sei der, "den Wert von Gold undSilber" - (in seiner Geldfunktion - d.V.) - "für imaginär,also nur für eingebildet zu halten."

Wenn Geld also eine Ware ist, so muß ihre Wertbildung unmit-telbar an der Produktionsquelle erfolgen: "Weiß man, daß GoldGeld, daher mit allen anderen Waren unmittelbaraustauschbar ... ist sein Wert bereits gegeben" (S.106/107).Wird wenig oder wird viel Gold gefunden, so ist entweder vieloder wenig Arbeitszeit im Gold gebunden und der Geldwert inanderen Waren ausgedrückt entweder kleiner oder größer.Der Austausch aller anderen Waren mit der spezifischen WareGeld findet weiter äquivalent statt. Für die Aneignung einesPlus, eines Mehrwerts auf Kosten der anderen Warenbesitzer

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gibt der Austauschprozeß, als Austausch von Äquivalentennichts her.

Die vierfache Überlegenheit des Geldes gegenüber der Ware -zur Kritik der Äquivalenztheorie.

Bei seinen Untersuchungen über die Natur der Waren, des Geldesund ihrer Beziehungen zueinander entging Marx zweierlei:

1. Der Doppelcharakter der Ware2. Das Funktionsmonopol des Geldes

Der Doppelcharakter der Waren: Für Marx gibt es nur eineneinfachen Angebotszwang der Waren, der aus ihrer Eigenschaft,Träger von Tauschwert für ihre Produzenten zu sein, herrührt.Die Produzenten brauchen Gebrauchswerte, um zu leben, undmüssen dafür ihre Arbeitsprodukte als Tauschwert tauschen.Auch der Goldgräber unterliegt diesem einfachen Angebotszwang.

Der doppelte Angebotszwang ergibt sich aus den Eigenschaftender Waren. Ihre stärkere oder mindere Verderblichkeit oderihre Durchhaltekosten zwingen zum Angebot. Der Schreibtisch-forscher Marx stieß nicht auf diese Wareneigenschaft. DerKaufmann Silvio Gesell brauchte als Erfahrungsforscher nurseine Warenlager zu betrachten, um darauf gestoßen zu werden.

Sobald Gold allgemeines Tauschmittel wurde, hatte es als Geldeine Monopolstellung gegenüber allen anderen Waren.

Der Goldgräber mußte noch äquivalent tauschen, obwohl seineWare nicht schlecht wurde. Jetzt, da Gold Geld ist, kannderjenige, der als Schatzbildner Gold deshalb akkumulieren,aufhäufen kann, weil es unverderblich ist, das Funktions-monopol des Goldes als Geld ausnutzen. Alle anderen brauchenes für den Produktentausch und als Investitionsmittel für dieProduktion. Er aber hat es.

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Alle Warenproduzenten müssen aus doppeltem Grunde anbieten -als Produzenten von Tauschwerten und als Produzenten verderb-licher Waren. Der akkumulierende Geldbesitzer kann aus dop-peltem Grunde warten: Er hat das Funktionsmittel Geld alsMonopolist in der Hand, das alle für den Tausch brauchen, unddieses ist unverderblich.

Aus diesem vierfachen Vorteil heraus hebt der Geldbesitzer denäquivalenten Tausch auf - Geld hat endgültig aufgehört, eineWare zu sein, aus der es ursprünglich hervorgegangen ist.

Als Funktionsgeld ist Geld öffentliches Tauschmittel, dasseine Funktion nur im "raschen Umlauf" (Marx) ausüben kann.Als "Schatz versteinert" (Marx), fällt es als Tauschmittel ausund zerstört die Zirkulation, die sein einziger Funktionszweckist. Der absolut gegen Umlaufstörungen (Verschatzung/Hortung)gesicherte Geldkreislauf ist daher Grundbedingung einerfunktionierenden Geldwirtschaft.An dieser Grundüberlegung ändert sich nichts, wenn einmalGeldvorgänge als reine Rechenvorgänge, also ohne Papiergeld,ausgeübt werden sollten. Auch dann wäre der reibungsloseUmlauf der Recheneinheiten als Grundlage aller wirtschaft-lichen Tätigkeiten zu sichern.

Die Ausbeutung kann also ohne Umwege über die von Marx erst zuerfindende Mehrwertlehre direkt aus der vierfachen Über-legenheit des Geldes gegenüber Waren und Arbeitskraft erklärtwerden.

Mit seiner Erkenntnis von der Hortfähigkeit des Geldes, diedie "individuellen, zeitlichen und örtlichen Schranken desProduktenaustauschs sprengen kann" und der Erklärung derursprünglichen Kapitalakkumulation aus dieser Hortfähigkeitheraus (Geld versteinert zum Schatz) ist Marx ganz dicht andiese Erklärung herangekommen. Wie später Gesell könnte er denMehrwert direkt aus der Geld-Ware-Beziehung heraus ableiten.

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Er kann das aber nicht, weil er weiter an der Äquivalenz vonGeld und Ware, Geld und Arbeitskraft festhält. Dies, obwohlihm seine vorausgegangenen Überlegungen eigentlich gezeigthaben müßten, daß ein zur Krisenauslösung per Geldhortunggeeignetes Geld kein Aquivalent von Ware und Arbeitskraft seinkann, sondern ein Ausbeutungs- und Machtmittel ist.

Marx muß an dieser Äquivalenz festhalten, weil für ihn Geldeine Ware ist, für deren Wertbildung das Wertgesetz gültigist. Dabei hätte ihm schon - wie kurze Zeit später Gesell -die Ablösung der Geldfunktion von den Waren Gold und Silberdurch Papiergeld zeigen müssen, daß der Wert des Geldes alleinin seiner Funktion als Tauschmittel besteht und nichts mit demArbeitswert eines Geldstoffes (Gold, Silber oder Papier) zutun hat.

Letztlich ist Marx ein Gefangener seiner werttheoretischenVorstellungen geblieben, die er von der Warenproduktion aufdas Geld überträgt, das für ihn eine Ware wie andere Warenist. Dies zwingt ihn, nach einer Erklärung der Ausbeutung, derAneignung des Mehrwertes durch die Kapitalbesitzer zu suchen,ohne dabei das Wertgesetz zu verletzen, vielmehr es zuerfüllen.Das Zwangsresultat ist die Mehrwerttheorie, die auf derangenommenen Äquivalenz von Geld - Ware und Geld - Arbeits-kraft beruht, die es in der Wirklichkeit nicht gibt.

Besonders deutlich wird dies beim nicht mehr durch Goldgedeckten Papiergeld. Gold wird wieder, was es war, eine Ware.Das Papiergeld ist reines Funktionsgeld, ohne auch nur dasgeringste Quantum Ware. Es ist zu nichts anderem nützlich. Erst die Nützlichkeit einerSache macht sie zu Ware.

Von der ursprünglichen Akkumulation in W - G - W durchmehrmalige Unterbrechung des Aktes nach dem ersten Teil kanndas aufgespeicherte Geld als Handels- oder Industriekapital

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seinen Einsatz in der Form G - W - G nun davon abhängigmachen, daß die Warenproduzenten und die Arbeiter vonvornherein bereit sein müssen, einen Teil des von ihnen durchArbeit zu schaffenden Werts an die Kapitalbesitzer abzutreten,andernfalls erhalten sie von diesen das zur Produktion nötigeKapital nicht.Das Geld kann seinen Verwertungsprozeß bereits sperren, ehe erbegonnen hat. Allein die Möglichkeit, per Geldsperre Krisenauslösen zu können, genügt, den geforderten Mehrwert/Zinsaufzubringen. Zwar wird der Mehrwert erst in der Produktionerarbeitet und in der zweiten Zirkulationsphase - beim Verkauf- realisiert, aber er wird bereits bei der Bereitstellung desKapitals zur Produktion gefordert, denn das Geldkapital steht,wie es Marx - alte Gedanken erneut aufnehmend - in Band IIIklar sagt, "vor und außerhalb des Produktionsprozesses":Das in W zu erzeugende W+ muß spätestens nach der Realisierungin W+ - G+ vom Unternehmerkapitalisten (fungierender,prozessierender Kapitalist) an den Geldkapitalisten abgeführtwerden. Für Marx ist es eine "objektive Tatsache", daß "derZins dem Geldkapitalisten, dem Leiher" zufließt, "der bloßerEigentümer des Kapitals ist, also das bloße Kapital-Eigentumvertritt vor dem Produktionsprozeß und außerhalb desProduktionsprozesses." (S. 387)

Marx nimmt also im 3. Band eine Mehrwertaneignung vorweg, wiesie später von Gesell beschrieben wird. Sie steht imTotalwiderspruch zur Mehrwerttheorie im Band I. In Formelnausgedrückt: G+ - W+ - G+ contra G - W+ - G+ oder, wie esspäter Silvio Gesell ausdrückt, Marx III (Zinstheorie) contraMarx I (Mehrwerttheorie).

Die eine Formel beruht auf der erkannten und tatsächlichenNichtäquivalenz von Geld/Ware. Hier steht die Forderung nachG+ bereits vor dem Produktionsprozeß, der nur unter derBedingung der Abtretung eines Mehrwerts an das Geldkapitalgestattet wird. Anderenfalls gibt es Wirtschaftskrise mitArbeitslosigkeit und Firmenpleiten. Das Mittel, die Krise zu

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erzwingen, ist der Geldstreik, modern ausgedrückt Investi-tionsverweigerung, Investitionsvertagung.

Die andere Formel beruht auf der nur behaupteten aber nichtbestehenden Aquivalenz von Geld - Ware und Geld –Arbeitskraft.

Aus der einen Formel folgt als politisches Programm, dieÜberlegenheit des Geldes gegenüber den Produzenten von Warenund gegenüber den Bereitstellern von Arbeitskraft aufzuheben,also die Geldsperre aufzuheben und zu ersetzen durch einenUmlaufantrieb, der das Geld automatisch zwingt, sich ohneZinsbedingung der Arbeit anzubieten:

Der Gesamtwert, der in der Produktion erarbeitet wird, fließtdann nach Abzug der Steuern für Gemeinschaftsaufgaben denenzu, die ihn erarbeitet haben. Eine Aneignung von Teilen desArbeitsertrages durch das zur Produktion nötige Kapital findetnicht mehr statt. Dieses ist nicht mehr Herrschafts- undAusbeutungsmittel, sondern Hilfsmittel der Arbeit. Nach derHerstellung der vollen Äquivalenz von Geld und Arbeitskraftsteht dem Geldbesitzer für das Leihgeld die volle Rückzahlungder Leihsumme zu - nicht mehr. Diese zu schaffende Äquivalenzist Grundvoraussetzung für die Überwindung des Kapitalismus,für eine sozialistische Ordnung, so daß Geld und Waren alsHilfsmittel der Arbeit zur Verfügung stehen, ohne daß dieArbeitenden die zu schaffenden Werte mit dem Kapital teilenmüssen. Vielmehr geht der bislang vom Geldkapital angeeigneteMehrwert/Zins in die Löhne über, so daß das Recht auf denvollen Arbeitsertrag (seit Ferdinand Lassalle eine altesozialistische Forderung) verwirklicht wird.

Der neue Umlaufantrieb (Angebotszwang für das Geld) führtautomatisch zu vermehrtem Angebot an Leihgeld. Dieser zuneh-mende Druck des Kapitals auf den Kapitalmärkten (zunehmendeKonkurrenz der Kapitalisten untereinander) senkt den Zins inRichtung Null ab. Mit jedem sinkenden Zinsprozent steigen die

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Löhne in Richtung auf den vollen Arbeitsertrag an. DerUmlaufantrieb ermöglicht eine Einkommensverteilung ent-sprechend den Arbeitsleistungen als Voraussetzung einer ge-rechten Einkommensverteilung. Das Kapital muß sich letzt-endlich mit der Wiedererstattung der Leihsunume ohne Mehr-wert/Zins begnügen. Lediglich für Anlagen mit Risiko sind noch- infolge des Fehlens allgemeiner Konjunkturschwankungen unddadurch bedingter stabiler Wirtschaftslage - geringe Restri-sikoprämien erzielbar. Gegen diese nach Einführung des Umlauf-antriebs zwangsläufige Entwicklung kann sich das Kapital ebenwegen dieses Umlaufantriebs nicht mehr mit Geldhortung wehren.Es muß ohnmächtig zusehen und durch sein Zwangsangebot dazubeitragen, daß die "Kapitalrentner eines sanften Todessterben" (Maynard Keynes).

Mit jedem sinkenden Zinsprozent und steigendem Anteil derArbeitserträge am Gesamtvolkseinkommen findet ein qualitativesUmschlagen vom Kapitalismus zum Sozialismus statt.

Aus der anderen Formel folgt als politisches Programm dieAufhebung von Privateigentum an Produktionsmitteln und dieBeseitigung der Privat- und Marktwirtschaft und der Aufbau derStaatswirtschaft. Diese Formel, die Mehrwerttherie, sieht imPrivateigentum an Produktionsmitteln fälschlicherweise dieVoraussetzung der Ausbeutung. Nirgends haben die daraufberuhenden Staatswirtschaftssysteme zum Sozialismus, zu einerfreien und gerechten Ordnung geführt. Jetzt, angesichts desAuflösungsprozesses dieser Ordnung in fast allen Ländern, indenen sie durchgesetzt wurde, ist es für alle, die amsozialistischen Ziel festhalten, Zeit, bisherige theoretischeGrundlagen zu hinterfragen und die hier geboteneliberalsozialistische Theorie zu prüfen.

Das Kapitel "Unternehmergewinn und Zins" in Band III ist vonS. 383-412 relativ leicht lesbar nachzuarbeiten. In Teil 2dieser Broschüre gehen wir näher darauf ein.

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Es steht dem Denken Silvio Gesells wesentlich näher als derWert- und Mehrwerttheorie und beruht auf alten geld-theoretischen Überlegungen aus Band I. Silvio Gesell hat ineiner kleinen Broschüre über "Ausbeutung und ihre Ursachen" inder Einleitung auf den Widerspruch von Marx I und Marx IIIhingewiesen. Ob er sich näher damit auseinandersetzte, ist mirnicht bekannt und müßte aus einer genauen Lektüre seiner jetzterscheinenden Gesamtschriften festgestellt werden.

Die in Band III entwickelte Lehre vom Kapital,Unternehmergewinn und Zins ist im Kern der dritteGedankenschritt, den Marx in Band I wegen seiner Verstrickungin die Wertlehre aus der erkannten Hortfähigkeit des Geldesund den dadurch zu unterbrechenden Produktionsprozeß und ausder dadurch möglichen Schatz-Kapitalbildung nicht ziehenkonnte.

Auch eine Auseinandersetzung mit der Krisentheorie desKapitels "Der tendenzielle Fall der Profitrate" muß hierunterbleiben. "Die Profitrate ist die treibende Kraft in derkapitalistischen Produktion, und es wird nur produziert, wasund soweit es mit Profit produziert werden kann." Ihre Höhe"entscheidet über Ausdehnung oder Beschränkung der Produktionstatt des Verhältnisses der Produktion zu den gesell-schaftlichen Bedürfnissen." (S. 259)Die Profitrate, deren Bestandteile ja Unternehmergewinn undZins sind, sinkt bei Ausdehnung der Märkte und Warenproduktionund der Akkumulation von Kapital. Das Fallen der Profitrateund damit des Ausbeutungsgrades der Arbeit "unter einengegebenen Punkt ruft Störungen und Stockungen des kapita-listischen Produktionsprozesses, Krisen, Zerstörung von Kapi-tal hervor." (S. 266) Auch hier liegt die Verwandtschaft zurKrisentheorie Gesells auf der Hand. Auch dieser Punkt wird inTeil 2 der Broschüre noch einmal aufgegriffen.

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Friedrich Engels Bestätigung der neuen Geld- undKapitaltheorie von Marx

In seiner Auseinandersetzung mit dem Berliner Professor EugenDühring - kurz Anti-Dühring genannt - genauer Titel: "HerrnEugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft" stellt sichFriedrich Engels 1878 auf die von Marx erarbeitetengeldtheoretischen Erkenntnisse, die er in Band III ja erst1894 herausgibt. Marx hatte wesentliche Gedanken in ständigerAuseinandersetzung mit Engels entwickelt.

Dühring entwarf ein Konzept von Großkommunen ohnePrivateigentum am Produktionsmitteln, in der jeder gleichenLohn in Geldform erhält. Engels polemisiert gegen Dühring, daßdabei zwar jeder zu "quantitativ gleicher Kunsumtion" befähigtwerde, daß aber niemand dazu gezwungen werden kann. Dühringkann also nicht verhindern, "daß die einen sich einen kleinenGeldschatz zurücklegen, während die anderen mit dem ihnengezahlten Lohn nicht auskommen." (S. 283/284)Obwohl die Produktionsmittel sich im Eigentum der Kommunebefinden, entwickelt sich aus diesen Geldverhältnissen neuerGeldkapitalismus, Herrschaft des Geldes auch über dieKommunen.

Daß Engels aus den Widersprüchen von Marx aber nichtherauskommt, zeigt sich in der Einschätzung dieser Entwicklungals "vom menschlichen Willen unabhängige Natur des Geldes, diesich immer wieder durchsetze." Nachdem er auf Seite 290beschreibt, wie die Geldwirtschaft alte Gemeinschaftskulturenin verschiedenen Erdgegenden auflöst, zuerst die Einzelkulturan Stelle gemeinsamer Feldwirtschaft, dann Einzeleigentumstatt gemeinsamer Bodenbesitz, urteilt Engels: "das Geldbleibt immer das mächtigste Mittel ihrer Einwirkung auf dieGemeinwesen. Und mit derselben Notwendigkeit müßte das Gelddie Wirtschaftskommune auflösen, käme sie je zustande. Allen'Gesetzen und Verwaltungsnormen' zum Trotz."

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Hier spukt noch die alte marxistische Vorstellung herum, daßGeld von Natur aus Gold und Silber sei, obschon Gold undSilber ursprünglich nur Waren waren, und daß man gegen dieNaturgesetzlichkeit des Geldes nichts machen könne.

Ohne es direkt zu sagen, fordert Engels daraus die Abschaffungdes Geldes. Denn wenn das Geld naturgesetzlich allemenschlichen Setzungen auflöst, kann man seinen Auswirkungennur durch seine Annulierung entgehen. "Sobald die Gesellschaftsich in den Besitz der Produktionsmittel setzt ... braucht diein einem Produkt steckende Menge gesellschaftlicher Arbeitnicht erst auf einem Umweg (über das Geld - d.V.) festgestelltzu werden. Die tägliche Erfahrung zeigt direkt, wieviel davonim Durchschnitt nötig ist." Die Gesellschaft wird das einfachberechnen - "ohne Dazwischenkunft des vielberühmten Werts",der nach Marx/Engels die kapitalistische Produktion bestimme.(S. 288)

Lenins geldlose Wirtschaft und Wiederbegründung desKapitalismus durch die NEP - Neue Ökonomische Politik

Lenin hatte nur diese kurze Andeutung Engels im Anti-Dühringzur Verfügung. Auch Marx beschrieb zwar eingehend die Naturdes Kapitalismus, sagte aber in theoretischen Schriften nichtsüber die Praktizierung einer Gesellschaft‚ die das kapitali-stische Wertgesetz aufhebt, außer daß dazu das Privateigentumin gesellschaftliches Eigentum umzuwandeln und die Arbeit zuvergesellschaften ist. Diese Auffassung wird auch von GregorGysi in der Schrift: "Wir brauchen einem dritten Weg" (1990)geteilt. Er sagt dort, Marx habe keine sozialistische Theorieentwickelt.

Im Kriegskommunismus wurde die Inflation des 1. Weltkriegs aufdie Spitze getrieben, bis sich das Geld selbst annulierte,weil niemand es haben wollte, und die Leute Waren gegen Waren

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tauschten. Im vergesellschafteten Sektor der Wirtschaft, inden Staatsbetrieben dagegen erfolgte die "einfache Berechnungder in den Produkten steckenden Arbeitszeit" (Engels) durchNotieren der geleisteten Arbeitszeit in Stunden und Minuten imArbeitsbuch und bei den Waren durch Stunden/Minuten stattRubelauszeichnung im Staatsladen. Ein recht umständlichesVerfahren, ein schlechter Geldersatz. Zusammen mit dem Bürger-krieg und den sonstigen Elementen der beginnenden Staatswirt-schaft führte das die junge Sowjetwirtschaft in die Totalkatastrophe mit Produktionsstillstand und Verhungern vonMillionen.

Der Realpolitiker Lenin zog mit dem Durchpeitschen der NEP -Neue Ökonomische Politik - Konsequenzen aus der Pleite undkehrte zu wesentlichen kapitalistischen und marktwirtschaft-lichen Methoden zurück.1. Zulassung der Privatwirtschaft in der verarbeitendenIndustrie (Schwerindustrie blieb staatlich).2. Festigung der privaten Landwirtschaft. Mit der Aufteilungdes Großgrundbesitzes an die Bauern hatte Lenin ja die Bauernfür die Revolution gewonnen.3. Freie Preisbildung und - wer ja zu freien Preisen sagt,braucht ein funktionsfähiges Tauschmittel -4. Wiedereinführung des Geldes.

Lenin konnte aus Marx und Engels keine Ideen über einnichtkapitalistisches Geld entnehmen. Im Schweizer Exil hatteer keine Berührung mit Silvio Gesell, der damals dort lebte,und führte daher das Geld in seiner kapitalistischen Form, alshortbares und daher zinspressendes Geld wieder ein.

Mit diesen Mitteln brachte Lenin die Wirtschaft wieder in Gang- ebenso wie nach der vermeidbaren Übergangskrise in dennächsten Jahren die Wirtschaft in der DDR wieder in Gangkommen wird, denn wie die Praxis zeigt, ist Marktwirtschaftnun einmal jeder Staatswirtschaft überlegen. Näheres dazu imFlugblatt: "Schluss mit der Krise in den neuen Bundesländern".

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In Koppelung mit dem kapitalistischen, hortbaren Geld führtendie marktwirtschaftlichen Prozesse zur Zinswirtschaft, die inden Folgejahren nicht aufgegeben, sondern verstaatlicht wurde.Infolge der Kapitalknappheit setzte sich in der SU ein sehrhoher Zins durch. Mit Beginn der Fünfjahrespläne durch StalinEnde der 20er Jahre war ein Zinsfuß von 20% noch üblich.

Stalin gab Teile der NEP wieder auf: Die Leichtindustrie wurdeverstaatlicht, die Landwirtschaft zwangskollektiviert, derMarkt durch Staatsplanung ersetzt. Das kapitalistische Elementder NEP, das hortbare Geld, wurde in die Staatswirtschaftübernommen. Der Zinsfuß wurde staatlich fixiert.

1945 gab der Sowjet-Ökonom Tugan Baranowski in dem Organ dersowjetischen Besatzungsmacht in der sowjetischen Besatzungs-zone "Tägliche Rundschau" den Zins in der SU mit 5% an, dieZahl der Sparer mit ca. 25 Mio. - von damals ca. 200 Mio.Bürgern. Das entspricht etwa der Zahl der neuen herrschendenKlasse. T. Baranowski gibt an, daß unter den Sparernzahlreiche Rubelmillionäre seien, z.B. Leninpreisträger.Helmut Creutz gibt in seinem Aufsatz "Wohin der Rubel rollt"(1989) aus neuen sowjetischen Zahlen ebenfalls einen Zins von5% für längere Festlegung am.

Aus einer Million werden also in 14 1/2 Jahren 2 Mio. Rubel,in weiteren 14 1/2 Jahren 4 Mio. Wie im westlichen "freienKapitalismus" müssen die Arbeitenden den Zins erwirtschaften.Das Spargeld fließt in der SU als Kredit der Staatsbank an dieBetriebe. Zum Einlagezins kommen dann die Bankkosten hinzu.Egal ob die Kredite aus Steuern subventioniert werden odernicht, das Volk muß den Zins und die hohen Kosten derstaatlichen Wirtschafts- und Kontroll/Überwachungsapparateerarbeiten. Das erklärt den niedrigen Lebensstandard derStaatswirtschaftsländer.

Das Staatswirtschaftssystem, die direkte Folgerung aus derMehrwerttheorie, führte infolge seiner ihm immanenten

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Schwerfälligkeit und Unübersichtlichkeit der nötigenPlanungs-, Verteilungs- und Kontrollinstanzen einmal zu einergeringeren Leistung dieser Wirtschaft, zum Dauermißbrauchdurch Korruption und damit zu Bereicherung (Entstehung derSubklasse illegaler Schieber-Millionäre).

Dieses System, das die kapitalistische Mehrwertaneignung durchdie Mehrwertaneignung durch das Volk ersetzen wollte - alsozum Sozialismus, zur gerechten Verteilung aller Werte führensollte - , konnte dieses Ziel aus den Mängeln des Plansystemsnicht erreichen.

Der Hauptgrund besteht jedoch darin, daß die Mehrwerttheoriedie Aneignung des Mehrwerts durch die Kapitalisten falscherklärt; daß die eigentliche Quelle der Mehrwertaneignung imhortbaren Geld nicht erkannt, sondern dieses ohnegrundsätzliche Veränderungen in das Staatswirtschaftssystemmitintegriert wurde. Daß die kapitalistische Zins/Mehrwert-aneignung durch die neuen legalen wie illegalen Geldbesitzernicht nur weiter besteht, sondern sogar unter Staatsschutzgestellt wurde. Zur Erhaltung dieses Systems desStaatskapitalismus bedurfte es eines gewaltigen staatlichenUnterdrückungsapparates, so daß auch das andere Hauptziel desSozialismus, eine freie Gesellschaft, nicht verwirklichtwurde.

Vom Staatskapitalismus zurück in den Privatkapitalismus?

Das Staatswirtschaftssystem konnte den Kapitalismus nichtüberwinden, weil es dessen geldbedingte Ursachen nicht er-kannte, sondern diese Ursachen des Kapitalismus verstaat-lichte. Mit Unterschieden entstand in fast allen Ländern dessogenannten Sozialismus/Kommunismus ein totalitärer Staats-kapitalismus. Als Sozialismus war das aus der Anwendung derMehrwerttheorie - Aufhebung des Privateigentums an Produk-tionsmitteln und Einführung der Planwirtschaft - entstehendeSystem von Anfang an eine Fehlgeburt.

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Dies wurde lediglich durch einen religionsähnlichenideologischen Überbau verschleiert und durch einen jedepolitische Opposition unterdrückenden Machtapparat gestützt.

Alle Versuche dieses ideologisch verschleierten Staatskapi-talismus als das bessere kapitalistische System den Privat-kapitalismus produktionsmäßig zu überholen, waren zumScheitern verurteilt. Der sich auf einen begrenzt freien Marktstützende Privatkapitalismus ist jeder Staatswirtschaftüberlegen. Vielmehr führte das Staatswirtschaftsprinzip zueiner immer schlechteren Versorgung der Bevölkerung, waszunehmende Unzufriedenheit auslöste.

Michael Gorbatschow wollte aus diesem Teufelskreis ausbrechenund die Staatswirtschaft von oben umgestalten. Obwohl ermehrfach erkannte, daß die Geld-Ware-Beziehung auch in derStaatswirtschaft eine wichtige Grundlage des Wirtschaftensist, unterblieb jeder grundlegende Reformschritt imGeldbereich. Nicht einmal die wegen in den letzten Jahrenimmer stärker in Erscheinung tretenden Geldhortungen immeruferloser ausgeweitete Geldschöpfung der Zentralbank wurdeunter Kontrolle gebracht. So braute sich ein Riesenin-flationspotential zusammen, ähnlich wie zur Zeit Lenins imKriegskommunismus. So belebend im Kapitalismus eine mäßigeInflation für die Konjunktur sein kann, so mußte sie in diesemAusmaß zum Kollaps der Wirtschaft führen, was übernationalistische Bewegung den Zerfall der Sowjet-Unioneinleitete.

Wenn Lenin einmal gesagt haben soll, daß, wer einen Staatzerstören will, dessen Währung zerstören muß, Gorbatschow hates in vollem Umfang (auf Rat seiner Fachleute?) gründlichgetan. Es bewahrheitet sich auch hier Silvio Gesells Wort, daßdie Währung einen Staat zusammenhält, oder daß sie ihnsprengt, je nachdem wie sie gehandhabt wird.

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Der Versuch, auf Grundlage der Mehrwerttheorie Sozialismus zugestalten, mußte scheitern, weil das kapitalistischeGeldsystem beibehalten und lediglich verstaatlicht wurde. DiePerestroika mußte scheitern, weil der Umbau der Staats-wirtschaft zu einer echten Marktwirtschaft als erstes denUmbau der staatskapitalistischen Geldverhältnisse zu einemreinen Tauschmittel erforderte, das nicht mehr als Machtmittelmißbraucht werden kann. Statt dessen wurde sie in denStaatswirtschaftsländern lediglich "liberalisiert", d.h. denprivatkapitalistischen Praktiken mit freiem Zinsfuß und Börsenangepaßt. Die Perestroika, der Umbau, führte daher in wenigenJahren in das privatkapitalistische System, in dem zunächstauf Kosten des Volkes und zu Nutzen alt-neuer staats-kapitalischer und privatkapitalistischer Seilschaften eineReinigungskrise zur Festigung der neuen Geldherrschafts-strukturen einsetzt. Die politisch Verantwortlichen stehen dementweder hilflos gegenüber, oder sie setzen sich an die Spitzeder neuen Strömungen.

Die bis vor kurzem in Ost-West-Kommunismus-Kapitalismusgespaltene Welt sammelt sich auf der Grundlage des kapita-listischen Zinsgeldes in der einen Welt des Kapitalismus.

Wer danach nach neuen Wegen zur Verwirklichung des uraltenMenschheitstraumes nach einer freien und gerechtenGesellschaft sucht, wird an den folgenden monetären Einsichtenvon Marx nicht vorbeikommen, die wir abschließendzusammenfassen und für die Entwicklung eines liberalenSozialismus zur Diskussion stellen:

1. Geld kann durch Hortung Krisen auslösen.2. Krisen werden dann ausgelöst, wenn der Fall der Profitrateeine profitable Verwertung des Kapitals nicht mehrgewährleistet.3. Mittels Geldaufbewahrung ist die Schatz-Kapitalbildungmöglich.4. Geld als Kapital ist Machtmittel.

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5. Im Verwertungsprozeß steht das Geldkapital vor undaußerhalb des Produktionsprozesses.6. Der Unternehmerkapitalist fungiert nur mit dem Leihkapitalund muß den Zins als Teil des Profits aus demVerwertungsprozeß herausholen und an den Finanzkapitalistenabführen.

Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für eine monetäreKapitalismuserklärung. Aus ihnen ist als monetäre Überwindungdes Kapitalismus = Begründung eines liberalen Sozialismus, dieForderung nach einer sozialistischen Geldordnung abzuleiten,in der Geld reines, normales Tauschmittel wird, das sichbedingungslos der Arbeit zur Verfügung stellen muß und keinenMehrwert mehr aus der Arbeit erpressen kann.

Der Soz ia l i s t Michae l Unterguggenberger führ te a ls

Bürgermeister von Wörg l /T i ro l 1931 ein soz ia l i st i sches,

um1aufges icher tes Ge ld e in . In 13 Monaten wurde d ie

Arbe i ts los igke i t um 25% gesenkt, d ie Stadt f inanzen sanier t .

A ls s ich 130 Gemeinden und Städte – ha lb Öster re ich –

ansch1 ießen wo l l ten, unterbanden Notenbank und F inanz-

kapi ta l durch Richterspruch d ie Akt ion.

Das Kap ita l setzte auf Hi t le r , Rüstung und Kr ieg und würgte

diesen Versuch e iner L IBERALSOZIALEN ORDNUNG ab.

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Wohin rollt der Rubel?

Von Helmut Creutz

Zuviel Geld, zuwenig Waren - so sieht die Wirtschaft derzeitin der UdSSR aus. Da die Preise offiziell nicht steigenkönnen, um das Ungleichgewicht zu beheben, bilden sichschwarze Märkte heraus. Damit treten die sozialen Unter-schiede zwischen der ärmeren Mehrheit der Bevölkerung und denwenigen Begüterten um so krasser zutage. Kommt Gorbatschow aneiner Währungsreform vorbei?

"Von allen Ursachen des Niedergangs von Nationen ist eine derwichtigsten die Entwertung des Geldes, die ohne Gewalt-tätigkeit und auf verborgenen Wegen die Staaten in denAbgrund führt." Das schrieb bereits vor knapp 500 JahrenNikolaus Kopernikus. Und John Maynard Keynes, der bekanntesteÖkonom unseres Jahrhunderts, ergänzte: "Es gibt keine spitz-findigere und tödlichere Methode, um die gesellschaftlichenGrundlagen zu zerstören, als die Vernichtung der Währung."Noch prägnanter soll es Lenin gesagt haben: "Um diebürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muß man ihr Geldwesenruinieren."

Lenin hat sich, wie die jüngste Geschichte zeigt, allerdingsin einem Punkt geirrt: Nicht nur die bürgerlichen, auch diesozialistischen Gesellschaften gefährdet ein "ruiniertesGeldwesen". Eine Tatsache, der Gorbatschow bei seinen Reform-versuchen Rechnung tragen muß.

Nicht lange nach Gorbatschows Amtsübernahme im Kremlberuhigte der von ihm eingesetzte Chef der sowjetrussischenStaatsbank, Viktor Demenzew, die Bevölkerung: Bei allersonstigen Reformbereitschaft - eine Währungsreform sei nichtgeplant! Auch das Bankgeheimnis und die Zinszahlungen für dasErsparte würden nicht angetastet. Und diese Zinsen in derUdSSR waren angesichts der über Jahrzehnte festgeschriebenen

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Preise durchaus attraktiv: drei Prozent für normale Einlagenund fünf für längerfristige! Doch trotz dieser lukrativenBelohnung des Geldanlegens und trotz des zugesagten Bank-geheimnisses trauten allzu viele Bürger ihrem Staat nicht. Siebehielten ihr Erspartes lieber zu Hause, unter der berühmtenMatratze oder sonstwo.

Um die dadurch entstehenden Lücken im Bargeldumlauf zuschließen, mußte die sowjetrussische Staatsbank immer neueRubel drucken, von den Milliarden zum Ausgleich der Etatlückengar nicht erst zu reden. Auf diese Weise hat sich in der UdSSRein Geldberg angesammelt, der inzwischen auf 300 MilliardenRubel geschätzt wird.

Natürlich sagt eine solche Zahl nicht viel. Griffiger wirdsie im Vergleich mit der monatlichen Endnachfrage der pri-vaten Haushalte. Nach Angaben des Ökonomen Nikolaj Petrakowliegt diese etwa bei 30 Milliarden Rubel. Diesen Betragerrechnet auch, wer das durchschnittliche Monatseinkommen inder UdSSR vom etwa 230 Rubel mit der Zahl der Erwerbstätigenmultipliziert. Einer monatlichen Endnachfrage in Höhe von 30Milliarden Rubel steht also mit 300 Milliarden Rubel einezehnmal größere Geldmenge gegenüber. In der Bundesrepublik lagdie Geldmenge Ende 1988 mit 143 Milliarden Mark nur beimDreifachen der monatlichen Bargeldnachfrage.

Solange der Geldüberhang in der UdSSR unter den Matratzenliegenbleibt, verursacht er keine Probleme. Sobald er aber zudem kursierenden Geld in den Nachfragekreislauf eintritt (unddafür genügen bereits Gerüchte über Preiserhöhungen oderGeldreform), entsteht eine Übernachfrage, die auf kein ent-sprechendes Ängebot trifft.

In einer Marktwirtschaft mündet eine solche Übernachfrage ineinem inflationären Preisauftrieb. In einer Planwirtschaftdagegen, in der die meisten Preise festgeschrieben sind,bilden sich schwarze Märkte, auf denen die ausgehandeltenPreise den wahren Wert der Währung erkennen lassen. Aufgrund

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der niedriggehaltenen offiziellen Preise werden die staat-lichen Läden leer gekauft und vor allem langlebige Güter wieTextilien, Zucker, Mehl, Waschmittel gehamstert. Die ärmereBevölkerungsmehrheit, die ohne nennenswerte Sparrücklagensolche Hamsterzüge nicht mitmachen kann, steht dann mit ihremArbeitslohn vor leeren Regalen. Die schwarzen Märkte sind fürsie zu teuer, und die Einführung von Bezugsscheinen undLebensmittelkarten garantiert unter den gegebenen Verhält-nissen kaum eine ausreichende Versorgung. So gehen im Donez-becken oder in Sibirien Arbeiter nicht nur auf die Straße, umwegen zu geringer Löhne und zu wenigen Grundnahrungsmitteln zudemonstrieren, sondern auch wegen fehlender Handtücher undSeife.

In solchen Engpaßsituationen verschärfen sich die sozialenDiskrepanzen zwischen der ärmeren Bevölkerungsmehrheit und dengut und übergut Verdienenden, und es ist kein Wunder, daß sichdann der Volkszorn gegen die Funktionäre richtet. Aber auchdie unterschiedlichen Einkommensverhältnisse zwischen denverschiedenen Völkerschaften innerhalb der Sowjetrepubliktreten stark hervor und schüren Aggressionen.

Die Regierung kann auf die gegebene Situation mitverschiedenen Strategien reagieren. Sie könnte zum Beispieldie staatlich eingefrorenen Preise der Nachfrage entsprechendanheben. Die dann eingestandene Inflation aber würde noch mehrSowjetbürger veranlassen, ihr gehortetes Geld zu Hamsterkäufeneinzusetzen, und der Prozeß würde sich beschleunigen. Damitaber fielen immer größere Teile der Bevölkerung in die Armut,und die sozialen und politischen Spannungen würden sich nochvergrößern. Auch eine Anpassung der Löhne an die Preise, wieimmer wieder versucht, bringt keine wirkliche Entlastung, dadas überschüssige inflationstreibende Geld nicht verschwindet,sondern allenfalls im Wert verwässert wird. Außerdem wirdGorbatschow nicht vergessen haben, wie vielen Kollegen imOstblock solche administrativen Preiserhöhungen den Stuhlgekostet haben, man denke nur an Gomulka oder Gierek in Polen.

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Ein anderer Weg aus der Misere wäre eine der Nachfrageentsprechende Ausweitung des Angebotes. Sie könnte die auf denMarkt drängenden Rubel einfangen. Doch angesichts derGrößenordnung des Geldüberhangs ist das illusorisch, das kanndie Planwirtschaft mit ihrer unbeweglichen und verfilztenBürokratie nicht schaffen. Selbst die erfolgreichstenwestlichen Marktwirtschaften können sich nicht schnell genuganpassen, wie die immer wiederkehrenden Inflationsschübe beiuns zeigen.

Ein dritter Weg wäre der Einkauf fehlender Güter in denwestlichen Industrienationen, die kaum große Schwierigkeitenhätten, die Engpässe in der UdSSR ziemlich rasch zu schließen.Aber solche Einkäufe im Westen fordern Devisen, die nurentsprechende Exportüberschüsse erwirtschaften können, dasheißt entsprechende Leistungsüberschüsse. Daran aber hapert esja gerade in der UdSSR.

Als vierter Weg böte sich der Kauf im Westen auf Kredit an,und auch das wäre für den Kapitalismus kein Problem. ImGegenteil: Er hofft schon lange darauf, seine überquellendenGeldvermögen renditeträchtig im Osten anzulegen. Rußland undChina sind die letzten großen Länder, in denen die Dollar-,DM- und Yen-Milliarden noch einigermaßen risikolos unterzu-bringen sind. Doch dürften die Erfahrungen andererOstblockstaaten Gorbatschow eine Lehre sein. Denn: "DieSchulden fressen den Sozialismus", wie Ton Veerkamp,Studentenpfarrer in Berlin, kürzlich einen Aufsatz in derZeitschrift "Die junge Kirche" überschrieb.

Sie fressen nicht nur (und nicht nur ihn!), sondern siezwingen die verschuldeten Länder in die Knie, auf die Knie vorihren Geldgebern, wie das Beispiel Polen gerade zeigt. Aus demSchuldensumpf ist ein Entkommen kaum möglich: Allenfalls mitMethoden, wie sie Rumänien in den letzten Jahren angewendethat, unter unsagbarem Leiden der Bevölkerung.

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Der einzige konstruktive Weg, der wirklich weiterhelfen könnteund der auch bei den Ursachen ansetzt, wäre eine Abschöpfungder überschüssigen Rubel der UdSSR durch eine sogenannteWährungsreform. Aber um eine wirkliche Reform der Währung oderdes Geldwesens handelt es sich bei so einer Maßnahme nicht,sondern vielmehr nur um ein Abräumen des vom Staatebankrottierten Geldes und um einen Neubeginn auf alte Weise.Auf die Dauer wird jedoch wieder jene Geldversorgunghergestellt, bei der sich der Geldumlauf nicht beherrschenläßt. Doch selbst gegen einen solchen Schritt werden in derUdSSR massive Widerstände wach werden. Weniger von den Massenher, die kaum etwas auf der hohen Kante und entsprechend wenigzu verlieren haben, und die darum die eigentlichen Gewinnerwären. Der Widerstand dürfte von den wohlhabenden Minderheitenausgehen, die, nicht anders als bei uns, den größeren Einflußauf die Entscheidungen der Regierung haben.

Gorbatschow ist sich der Fehlerquellen im Geldbereich durchausbewußt. So sagte er in seiner großen Rede vom 25. Juni 1987beispielsweise: "Große Aufgaben gibt es im Bereich derGeldzirkulation zu lösen. Ohne dies kann kein neuerWirtschaftsmechanismus geschaffen werden." Und an andererStelle: "Hauptmangel auf diesem Gebiet ist heute die Loslösung... der Geldmittel von der Bewegung materieller Werte und dieÜbersättigung der Volkswirtschaft mit Zahlungsmitteln. ... Derjetzige Rubel wird nicht seiner Rolle als aktives Mittel derfinanziellen Kontrolle über die Wirtschaft gerecht."

Wenn Gorbatschow die von ihm angeführten Schwierigkeitenüberwinden will, bleibt ihm nur der Weg einer Abschöpfung desGeldüberhangs. Konkret heißt das, die Regierung muß dasgesamte Geld einziehen und gegen ein neues tauschen, das inseiner Menge der Leistung und dem Angebot der Volkswirtschaftentspricht. Mit durch Leistung gedecktem Geld würde auch dasErbringen von Leistung wieder interessant. Der schwarze Marktverschwände im Gleichschritt mit der Gesundung des normalenMarktes. Und allein mit einer solchen Maßnahme könnte auch

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der Rubel - ein neuer Rubel - für den freien Austausch amDevisenmarkt zugelassen werden.

Sicher gehören dazu viel Mut und Kraft. Doch wenn ein Patientlangsam dahinsiecht und der Tod mit jedem Tag unausweichlicherwird, ist selbst eine schmerzhafte Gewaltkur besser alstatenlos abzuwarten.

Währungsschnitt allein reicht nicht! (Georg Otto)

Der Text zeigt: Marxisten verstehen "unmarxistische"Einsichten von Karl Marx zur Geld- und Zinstheorie nicht undführten keine Auseinandersetzung mit der liberalsozia-listischen Theorie. Daher können sich die Reformer im Ostblocknicht an ihr orientieren. Eher besteht Gefahr, daß sich dieNutznießer des Staatskapitalismus durchsetzen, die als neueherrschende Klasse im Besitze der Staatsmacht sich so hoheEinkommen zustanden, daß sie im Gegensatz zur Masse derArbeitenden durchaus Kapital ansammeln konnten.

Die eigentliche Ausbeutungsquelle, die Kapitalvermehrung durchZins und Zinseszins wurde lediglich verstaatlicht: FixierterZins von 5% führt zur Vermögensverdoppelung in 14 1/2 Jahren,zur Vervierfachung in 29 Jahren usw., ohne daß dieZinsbezieher dafür einen Finger krumm machen müssen.Erarbeitet wird dieser Kapitalprofit von den im Staats-kapitalismus ausgebeuteten Völkern. Hinzu kommen Spekulantenund Schieber. Ihr Weizen gedeiht im verfilzten Gestrüpp derBürokratie besonders prächtig!

Diese Kräfte versuchen in privatkapitalistischen Banken ihreergaunerten Millionen anzulegen (Geldwaschanlagen). Die ersteBank arbeitet bereits in Moskau. Der Arbeiterführer LechWalesa unterstützt das offen und ruft Westbanken zu Filial-gründungen in Polen auf, damit die ca. 1,5 - 5 Mrd. gehortetenDollars und DM, die die Staatsbank und das Finanzamt scheuen,in den Kreislauf zurückkehren und die Wirtschaft ankurbeln.

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Das Volk hungert - die Neokapitalisten steigen ins großeGeschäft ein!

Für eine wirklich sozialistische Geldreform reicht einWährungsschnitt nicht. Wie 1948 bei uns – H. Creutz nennt dassogenannte Währungsreformen - macht er den Weg für dieErneuerung des Kapitalismus frei. Zu einer sozialen Erneuerungim Sinne der alten Ziele der Arbeiterbewegung muß dieGELDMACHT zerbrochen werden. In einer neuen Geldordnung mußGELDHORTEN unmöglich sein: Kostet horten Geld, dann verlierendie GELDHERREN ihre MACHT, den Völkern den GELDHAHN abzudrehenund nur gegen AUSBEUTUNGSZINS das Tauschmittel Geld wiederfreizugeben.

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DRITTER WEG FÜR DIE DDR!(Januar 1990)

DER SOZIALISMUS WIRD FREI SEIN – ODER ER WIRD NICHT SEIN;

SCHRITTE AUS DEM STAATSKAPITALISMUS

IN DEN LIBERALSOZIALISMUS

Freiheit und soziale Gerechtigkeit waren und sind Grundanliegen fürSozialisten.

Alle Sozialisten, mit Ausnahme von Pierre Proudhon, waren überzeugt,daß Privateigentum an Produktionsmitteln und der "chaotische" Marktdie Ursachen kapitalistischer Ausbeutung und Wirtschaftskrisen seien.Später wurde diese Annahme nicht mehr hinterfragt, besonders, alsKarl Marx mit der Mehrwerttheorie meinte, den wissenschaftlichen Be-weis dafür angetreten zu haben.

Daher konnte Karl Marx aus seinen Beobachtungen über den Kreislaufdes Geldes und die Möglichkeit, diesen Kreislauf und damit den Absatzder Waren durch Festhalten von Geld zu unterbrechen und so Wirt-schaftskrisen auszulösen und über mehrere solche Akte "Kapital zu ak-kumulieren" und als machtbildenden Schatz festzuhalten, k e i n e Kon-sequenzen ziehen und diese Geldmacht nicht durch eine sozialistischeGeldpolitik auflösen.

Er mußte vielmehr die Mehrwerttheorie "erfinden", die nicht aus sei-nen Überlegungen über das Geld abzuleiten ist. Nur mit dieser Theoriekonnte er Privateigentum an Produktionsmitteln als Ursache der Aus-beutung "entlarven".

Die Konsequenz der Mehrwerttheorie sind Staatseigentum und Staats-plan.

In 70 Jahren Staatswirtschaft in der Sowjet-Union und in 40 JahrenStaatswirtschaft in Ost- und Mitteleuropa wurden mit diesen Mittelndie Ziele des Sozialismus nicht erreicht.

Im Gegensatz zu am Privatinteresse orientierten und durch den kapi-talistischen Markt gesteuerten Wirtschaften, die mit relativ geringen

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privatkapitalistischen Planungen auskommen, mußten die Staatswirt-schaften umfangreiche Planungsbürokratien mit außerordentlichenHerrschaftsfunktionen aufbauen. Diese Apparate verursachen hoheKosten, arbeiten schwerfällig und entscheiden oft falsch. Die Staats-lenkung der Wirtschaft verschleudert Volksvermögen bei geringer Leis-tung.

Die Herrschaft des kapitalistischen Marktes und des kapitalistischenProfitinteresses wurde durch die Herrschaft der Planungsapparateersetzt. Die geringe Leistung dieses Systems erzeugt dauernd sozialeund politische Unzufriedenheit, die sich nur deshalb jahrzehntelangnicht äußern konnte, weil zusätzlich ein ebenfalls kostenträchtiger po-litischer Unterdrückungsapparat aufgebaut werden mußte, um poli-tische Unzufriedenheit gewaltsam zu unterdrücken.

Daß in den sogenannten sozialistischen Ländern alles andere,nur kein Sozialismus entstand, liegt nicht daran, daß schlech-te Sozialisten sozialistische Politik machten. Auch gute undbestens geschulte Wirtschaftspraktiker können mit diesen In-strumenten kaum ein besseres Ergebnis erzielen. Das staatli-che Wirtschaftsprinzip hat sich als ein völlig ungeeignetesPrinzip erwiesen. Die Staatswirtschaft bricht zusammen,nicht der Sozialismus.

Außerdem wirkte das kapitalistische Zins- und Zinseszins-Prinzip, dieeigentliche, von den Marxisten nicht erkannte Ausbeutungsursacheweiter. Der Zins wurde lediglich verstaatlicht und die Völker doppelt -staatskapitalistisch - ausgebeutet.

In den Staaten, in denen die Führungsrolle der jeweiligen Staatspartei-en, wie der SED in der DDR, beseitigt ist, ist nicht nur die Frage despolitischen Mehrparteiensystems gestellt, sondern auch die Frage desWirtschaftssystems.

Die Frage lautet: Aus dem Staatskapitalismus zurück in denPrivatkapitalismus oder Entwicklung eigenständiger freiheit-lich-sozialistischer Wege. Die beiden Altsysteme haben ver-sagt. Nicht nur der Staatskapitalismus bricht zusammen,auch der Privatkapitalismus wird mit seinen hausgemachtenProblemen kaum noch fertig: Seit 10 Jahren 2 MillionenArbeitslose, fast 10 Millionen Menschen leben am gesell-schaftlichen Rande, die Staatsverschuldung steigt, die In-flationsraten auch. Die Gesamtverschuldung erfordert einen

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jährlichen Zinsfluß von 400-600 Milliarden aus den Taschendes schaffenden Volkes in die Taschen der Besitzenden. Vorallem beruht der Scheinwohlstand nicht nur der BRD aufeiner beispiellosen Naturzerstörung und auf der Verelendungder Menschen in den Entwicklungsländern mit jährlichMillionen Verhungernden.

Die Grundlagen für die gesellschaftliche Zukunft der Völker müssenneu erarbeitet werden, wenn künftig die Ideale des Liberalismus, Frei-heit und Selbstbestimmungsrecht der Menschen, und die Ideale des So-zialismus, soziale Gerechtigkeit, in einer Neuordnung eines DRITTENWEGES zu den Altsystemen verwirklicht werden sollen. Um was es beider Zielbeschreibung der neuen Ordnung, des LIBERALSOZIALISMUS,geht, hat der große Liberalsozialist Franz Oppenheimer beschrieben:

"Der Sozialismus ist eine wirkliche Ordnung der Gesellschaft,die in den beiden entscheidenden Punkten das Gegenteil desKapitalismus ist: Er ist nicht Klassenstaat und er ist nichtMehrwertpresse! Er ist nach meiner Definition der Glaube anund das Streben nach einer von allem Mehrwert, d.h. arbeits-losem Einkommen erlösten und darum klassenfreien und dar-um brüderlich geeinten Gesellschaft der Freien und Glei-chen." [Einleitung zu "Kapitalismus, Kommunismus, Wissen-schaftlicher Sozialismus", 1919]

Sind sich die meisten Sozialisten in dieser Zielbeschreibung einig, sounterscheiden sie sich sicher auch nach dem Zusammenbruch derstaatssozialistisch / staatskapitalistischen Methoden in den einzu-schlagenden Wegen zum Ziel.

Daß führende sozialistische Theoretiker ihre Zweifel an der Richtigkeitdes von der Mehrwerttheorie gewiesenen Weges hatten, bezeugt KarlKautsky in "Diktatur des Proletariats" [2. Auflage, S. 4, zit. nachOppenheimer]:

"Genau genommen ist nicht der Kollektivismus unser Endziel,sondern dieses besteht in der Aufhebung jeder Art von Aus-beutung und Unterdrückung, richte sie sich gegen eineKlasse, eine Partei, ein Geschlecht, eine Rasse.Die kollektivistische Produktionsweise setzen wir uns indiesem Kampf deshalb als Ziel, weil sie bei den heute gege-benen technischen und ökonomischen Bedingungen als daseinzige Mittel erscheint, unser Ziel zu erreichen.

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Würde uns nachgewiesen, daß wir darin irren, daß etwa dieBefreiung des Proletariats und der Menschheit überhaupt aufder Grundlage des Privateigentums an Produktionsmitteln zuerreichen sei ..., dann müßten wir den Kollektivismus überBord werfen, ohne unser Endziel im geringsten aufzuheben.Ja, wir müßten es tun, gerade im Interesse dieses Endzieles."[Kautsky gebraucht den Begriff Kollektivismus für Staatswirt-schaft, d.V.]

Diese Ausführungen zeigen Zweifel der stärksten Verfechter des Wegesder Staatswirtschaft an der Richtigkeit der Konsequenzen aus derMehrwertlehre. Selbst ein so guter Kenner der Marx-Lehren hat dieWidersprüche zwischen Mehrwerttheorie, die Verstaatlichung der Wirt-schaft erfordert, und der Geld- und Zinstheorie von Marx nicht er-kannt. Letztere führt zu völlig anderen Konsequenzen für die politischePraxis. Gerade dieser Teil der Ökonomie von Marx hätte die Grundlagefür einen auf monetären Reformen beruhenden freiheitlichen Sozialis-mus auch im Sinne des Kautsky-Zitats abgeben können.

Dort hat Marx nachgewiesen, daß Ausbeutung auf der Vormachtstel-lung des "vor und außerhalb des Produktionsprozesses" stehenden Fi-nanzkapitals beruht, was sein großer Gegenspieler Pierre Proudhonschon immer behauptete und was der Kaufmann und Sozialreformer Sil-vio Gesell unabhängig von Marx [vor Erscheinen des 3. Bandes des Ka-pitals, Zitat, S. 387] entwickelte.

Die Geldtheorien von Proudhon, Gesell und Marx weisen den Weg zueinem Sozialismus auch mit Privateigentum an Produktionsmitteln, zueiner Marktwirtschaft ohne Kapitalismus, zu einem LIBERALSOZIALIS-MUS. Im Anti-Dühring hat es dann Engels klipp und klar gesagt, daßdie Eigentumsform nichts mit der Ausbeutung zu tun hat, wohl aber,wer und ob jemand mit dem Gelde manipulieren kann [S. 284].

Oppenheimer schließt die Einleitung zu seinem Buch: "Klarer als Kauts-ky kann nicht zwischen Mitteln und Zielen unterschieden werden. [...]Das Ziel ist bezeichnet, ein Hochziel der Menschheit, die Insel derRettung aus brandendem Meer."

Und Oppenheimer stellt die entscheidende Frage: "Wo führt der Wegzu diesem Ziel?"

In der Zeit des Umbruchs der Länder, die ihre negativen Erfahrungenmit dem Staatskapitalismus gemacht haben, gibt es Kräfte, die zurück

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in die sog. Marktwirtschaft des Kapitalismus wollen, weil dieser trotzseiner Nachteile dem verstaatlichten Kapitalismus überlegen ist. Jetztzeigt sich die Tragik des Fehlens einer liberalsozialistischen Bewe-gung. Sie wurde z.B. in der DDR brutal unterdrückt. Daher können dieReformkräfte dort nicht aus diesen Quellen schöpfen und fragen, wasvon den liberalsozialistischen Erkenntnissen für die Neuorientierungbrauchbar ist.

Im Westkapitalismus wurden die Liberalsozialisten strukturell unter-drückt. Zwar können sie reden und schreiben und wandern nicht nachBautzen oder Workuta und müssen nicht ihre Heimat verlassen, wiez.B. der Verfasser als junger Mensch 1949 die DDR, in der er nicht fürseine Ziele eintreten konnte. Die großen Medien der BRD, die Universi-täten sind für die Liberalsozialistische Theorie weitgehendverschlossen. Parteien, Gewerkschaften und Kirchen schweigen eben-falls; selbst unsere progressivste Kraft, DIE GRÜNEN, die in ihrerAnfangsphase von Liberalsozialisten erheblich mitgeprägt wurden,haben sich unter der Vorherrschaft altlinker Kader seit 1980 weitge-hend in diese Schweigefront gegenüber dem LIBERALSOZIALISMUSeingereiht. Das gilt aber auch für die Realos, die seit einem Jahr stär-keren Einfluß ausüben und die ihren Frieden mit dem Kapitalismus ge-schlossen haben [Ökokapitalismus heißt ihr Schlagwort].

Die Perspektivlosigkeit der deutschen Politik ist nicht mehr zu über-bieten! Da liegt der Staatskapitalismus, der zig Mio. Menschen sinnlosgeopfert hat und weitere zig Millionen psychisch und physisch de-formierte, in seinen letzten Zügen und auf der anderen Seite lauert derKapitalismus, der ebenso bedenkenlos die Menschen in zahllosen Wirt-schaftskrisen um ihr bißchen Glück brachte, das ihnen vom Kapitalis-mus zugestanden wird, und der Millionen Menschen in zahlreichenKriegen bedenkenlos verheizte, um die Kapitalrendite hochzuhalten. Erbetäubt mit seinem auf Kosten der Umwelt und der Menschen derDritten Welt erkauften Scheinwohlstand die Millionen, die vom Staats-kapitalismus jahrzehntelang in Unterversorgung und Unmündigkeit ge-halten wurden. Wiedervereinigung = Angliederung an das kapitalis-tische Wirtschaftssystem heißt hier die Parole.

CDU / CSU / FDP arbeiten an der Rekapitalisierung der DDR. Die SPDkann dem keinen Widerstand entgegensetzen, ist sie doch mit dem Go-desberger Programm mit der Formel der Gleichberechtigung von Kapi-tal und Arbeit auch mit dem Kapitalismus verheiratet. Sie nimmt nurnoch soziale Schönheitskorrekturen vor. Und DIE GRÜNEN haben denAntrag ihrer liberalsozialistischen Strömung, beim Ost-West Forum und

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beim Forum Ökokapitalismus des Perspektivenkongresses auf dem Po-dium vertreten zu sein, abgelehnt. In der Ost-West-Debatte konnten sieden ökosozialen Friedensplan nicht entwickeln, sie wurden von denMeinungsmanipulatoren der Partei ausgegrenzt und nur in der Debatteüber Ökokapitalismus konnten sie per Geschäftsordnungsantrag Re-derecht erkämpfen und ihre Alternative zu beiden Altsystemen wenigs-tens 5 Minuten kurz darstellen. Die Partei ist in der Systemfrage und inder aktuellen deutschlandpolitischen Debatte ohne echte Perspektive.Dem Wiedervereinigungsgerede konnte sie nur leere Kritik, aber keinpositives, mitreißendes Programm entgegensetzen.

In der DDR - ähnlich gilt das für andere Ostblockstaaten - ist nach demSturz des politischen Machtapparates des Staatskapitalismus nur diepolitische Neuordnung in etwa festgelegt: Rechtsstaatlichkeit, Men-schen- und Bürgerrechte, politische Mitwirkung des Volkes über meh-rere Parteien und freie Wahlen. Die politischen Kräfte dieser Länderwären gut beraten, ein auch für den Westen vorbildliches Wahlsystemohne 5% Klauseln und das direkte Mitentscheidungsrecht der Bürgerdurch Bürger- und Volksentscheide in ihren neuen Verfassungen zuverankern.

Die Debatte um die entscheidende Grundlage auch der politischen Frei-heiten, nämlich um die Neuordnung der Wirtschaft, ist meist noch nichteröffnet worden. Dabei kommt es in den kommenden Monaten ent-scheidend darauf an, daß die notwendige wirtschaftliche Hilfe nicht mitRekapitalisierung erkauft wird. Dabei muß, wie es erfreulicherwiesedie grüne Vorstandssprecherin Ruth Hammerbacher beim Perspek-tivenkongreß getan hat, klar zwischen Marktwirtschaft und Kapitalis-mus unterschieden werden. Wie diese Neuordnung in etwa gestaltetwerden könnte, wird nachfolgend aus liberalsozialistischer Sicht kurzskizziert.

1. In der Bundesrepublik treten die LIBERALSOZIALISTEN für einenökosozialen Friedensplan von jährlich 20 Mrd. DM aus dem Rüstungs-etat ein, mit dem entscheidende Versorgungsengpässe in den bisherstaatskapitalistischen Ländern noch in diesem Winter abgebaut, ökolo-gische Katastrophenlagen schnell überwunden und notwendige Moder-nisierungen der Wirtschaft vorangetrieben können. So würden die poli-tischen Reformsysteme stabilisiert und den Altstalinisten der Wind ausden Segeln genommen. Bis zum Jahr 2000 sollte die Bundeswehr aufge-löst sein. Das ermöglichte der DDR auch eine radikale Abrüstung.

2. Ohne Gesundung der Währung ist auf Dauer in keinem dieser

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Länder eine Gesundung der Wirtschaft möglich. Ohne Währungsreformentfaltet sich z.B. in Polen die Inflation offen, in der SU wird sie weiterdurch Preispolitik gestaut und auf die Schwarzmärkte abgeleitet.Beides führt zur weiteren sozialen Zersetzung in Arm und Reich. In-wieweit dabei schrittweise vorgegangen werden kann, z.B. durch zeit-weiliges Blockieren von Geld und Sparguthaben oder ob ein Sprung inskalte Wasser – radikales Zurückschneiden der überhöhten Geldmengen– vorzuziehen ist, muß diskutiert werden. [Einzelheiten hat Tristan Ab-romeit ausgearbeitet: "Darauf kommt es an – Gedanken eines Bürgersder Mängeldemokratie BRD für Bürger der EntwicklungsdemokratieDDR"]

3. Eine reine Geldmengenreduzierung ändert am kapitalistischenGeldrecht, das im sog. Sozialismus nur verstaatlicht wurde, n i c h t s .Wenn in der Sowjet-Union jahrzehntelang der Zins bei 5% fixiertwurde, so heißt das: Die Inhaber der politischen und wirtschaftlichenKommandostellen, die sich selbst höhere Löhne zudiktieren, bilden dar-aus Kapital und verleihen es über die Staatsbank zu 5%. Dabeiverdoppelt sich jedes Vermögen in 14 1/2 Jahren, es vervierfacht sichin 29 Jahren usw. Wie es Engels im "Anti-Dühring" voraussagte, entwi-ckelt sich so trotz Verstaatlichung der Fabriken die neue staatskapi-talistische Klasse. Die Macht des Geldes ist nunmal stärker als Eigen-tumsformen. Die entscheidende Frage ist:Anerkennung der Geldmacht oder ihre Auflösung durch ein neuesGELDRECHT, das jede Hortung von Geld unmöglich macht, z.B. durchBesteuerung von Geldhortung. Weichen die Reformkräfte dieser Frageaus, so landen sie in Kürze in privatkapitalistischen Verhältnissen. Siewürden nur die Ausbeuter und Herrscher wechseln: Anstelle staatska-pitalistischer Politbüros herrschen dann die Chefetagen der Großban-ken und Großkonzerne.

4. Der Boden sollte weiter Gemeinschaftseigentum bleiben. Aber ersollte im Wettbewerb frei verpachtet werden an Private, an Kollektive(bisherige Produktionsgenossenschaften), an neue freie Vereinigungen.Der Bodenzins (Pacht) ist eine Einnahme aller.

5. Im Handel, Handwerk (Dienstleistungen), im Kleingewerbe und inder Landwirtschaft sind Privatwirtschaften zu ermöglichen.

6. In der Industrie sind die großen Kombinate in überschaubare, de-zentrale Einheiten mit Arbeiterselbstverwaltung umzubilden. Beteili-gungen aus dem Westen sind an soziale und ökologische Vorgaben zubinden. Zur Stärkung des Eigeninteresses am Betrieb ist ein Teil der

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Gewinne in Belegschaftsbeteilungen, ein anderer Teil in einen Aus-gleichsfonds zugunsten der Bürger zu vergeben, die nicht in solchenBetrieben arbeiten können.

7. In von unten gewählten Sozial-, Wirtschafts- und Umwelträten inKreisen, Bezirken und Gesamt-DDR wirken Vertreter der sozialen, wirt-schaftlichen und Umweltgruppen an einer dezentralen Umstruktu-rierung der Wirtschaft mit Vertretern der jeweiligen Verwaltungen zu-sammen und legen in ökosozialen Rahmenordnungen die Grunddatenfür eine ökologische und soziale Entwicklung der Regionen fest. In-nerhalb dieser Rahmenordnung entwickelt sich die Wirtschaft markt-wirtschaftlich.

8. In der Gesamtwirtschaft gelten Umwelt-, Sozial- und Gesundheits-verträglichkeitsverordnungen, denen Produktion, aber auch Verwal-tungs- und Staatshandeln unterworfen werden.

Diese Grundmerkmale eines DRITTEN WEGES, einer ausbeutungs- undherrschaftsfreien Ordnung stellen wir für Ost und West zur Diskussion.Bei der wirtschaftlichen Neuordnung ist der Vorrang der Arbeit undder Natur vor dem Kapital durchzusetzen. Kapital darf künftig nichtmehr herrschen, es muß dem Menschen dienen.

Georg Otto

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Weiterverbreitung durch Druck, Kopieren, Übersetzen in andere Sprachen ist imRingen um Freiheit und Gerechtigkeit notwendig und erwünscht. Weitere Informationen bei Georg Otto, 31079 Eberholzen, Tel. 05065/8132

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Zur Person des Verfassers

Als 17-Jähriger erlebte der Verfasser den Zusammenbruch des

Faschismus. In Sommer 1945 konnte er sich von der faschistischen

Ideologie freimachen. Die Freiheitsziele des Liberalismus wurden

politische Leitziele, für die er aktiv in der LDPD – Liberal-demokratischen

Partei Deutschlands eintrat. Sie wurden um die Grundwerte des

Liberalsozialismus erweitert. Seine politische Arbeit fand ab 1947 unter

Überwachung durch den Geheimdienst der Besatzungsmacht statt, was

Anfang 1949 das Verlassen der sächsischen Heimat erforderte.

An der Freien Universität Westberlin gründete er mit Freunden die

Liberalsoziale Hochschulgruppe. Nach der Wahl der Regierung Brandt-

Scheel trat er, inzw. Gymnasiallehrer in Hildesheim, der SPD mit dem

Ziel bei, dem Scheitern dieser Regierung, die mit dem Anspruch der

"Inneren Reformen" eine Wende einleiten wollte, zu begegnen. Seine

damaligen Diskussionen trugen den Titel: "Wird auch die Regierung

Brandt-Scheel an der Währungsfrage scheitern?" Zusammen mit

dem Widerstand gegen die Atomenergiepolitik der SPD führte dies 1977

zur Bildung der GLU – GRÜNE LISTE UMWELTSCHUTZ aus dem

liberalsozialen Arbeitskreis, zunächst zur Kreistagswahl Hildesheim und

1978 zur Landtagswahl Niedersachsen.

Als Vorsitzender der GLU wirkte er an der Einigung der ökologischen

Kräfte zur Europawahl 1979 und an der Bildung der Bundespartei DIE

GRÜNEN mit. Durch das Eindringen altmarxistischer Gruppen in die

grüne Partei wurden die Liberalsozialisten an den Rand der Partei

gedrängt. Erst die Überwindung dieser Vorherrschaft durch den GRÜNEN

AUFBRUCH 1987/88, der von den Liberalsozialen unterstützt wurde,

errang die Strömung selbst freiere Arbeitsmöglichkeiten. Das steigerte

sich durch die WENDE in der DDR, die es Georg Otto nach 40 Jahren

ermöglichte, liberalsoziale Positionen f r e i in der DDR zu vertreten. Mit

der Annahme 1iberalsozialistischer Forderungen zur Zins-, Geld- und

Bodenpolitik durch die GRÜNEN in Sachsen-Anhalt im Sommer 1991

nehmen die Liberalsozialisten gestärkt den Kampf um die Durchsetzung

einer ALTERNATIVE zu Bonn für das Wahlprogramm von

BÜNDNIS 90 / GRÜNE für 1994 auf.

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Weitere Informationen zum Thema:

– Georg Otto (1995): Führt der "Dritte Weg" der PDS in den demokratischen Sozialismusoder in einen Sozialkapitalismus?ca. 50 Seiten DIN A5

– Georg Otto (1991): Warum der Marxismus scheitern mußteWidersprüche zwischen Marx' Mehrwerttheorie – als Grundlage derrealsozialistischen Versuche – und Marx' Geldtheorie – als Basis füreinen Sozialismus in Freiheit?ca. 50 Seiten DIN A5

– Karl Walker (1970): Überlegungen zur Werttheorieca. 30 Seiten DIN A6

Die beiden Schriften von G. Otto sind kostenlos als pdf erhältlich: Down-load unter www.geldreform.de (Tip: umfangreiche Literatursammlung zumThema) oder anfordern per mail (siehe unten).

Preise für Printversionen (jeweils incl. Porto gegen Vorab-Überweisung): Texte von G. Otto: jeweils € 4,- ; Text von K. Walker: € 2,50. Alle drei Texte zusammen € 8,50.Mengenrabatt ab 7 Exemplare (gemischt im vom Besteller angegebenenVerhältnis): je € 3,- für die Schriften von G. Otto und € 2,- für die Schrift vonK. Walker.

A3W gibt vierteljährlich die Zeitschrift "ALTERNATIVEN" heraus, in derFragen eines LIBERALSOZIALISMUS behandelt und diskutiert werden. Probeexemplare können gegen je Euro 3,- (Porto incl.) angefordert werden.Die Abo-Höhe zu ALTERNATIVEN und den Beitrag zur Bürgerinitiative A3W -ALTERNATIVE DRITTER WEG legt jede/r selbst fest.

Wer Interesse hat, sich am Arbeitskreis LIBERALSOZIALISMUS zubeteiligen, kann bisherige Papiere des Arbeitskreises anfordern: – kostenlos als Datei per mail oder– gegen € 2,- als Papiere per Post (Porto incl.)

Bestellungen bei: Liberalsoziales Büro, 31079 Eberholzen, Gänseberg 11, Tel.: 05065/8132,Mail: [email protected] Vorab-Überweisung auf Sonderkonto G. Otto, Kto.: 25 00 42 303 bei PostbankHannover, BLZ: 250 100 30