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TREFFPUNKT FORSCHUNG strukturen stark hervorgehoben werden. An diesen Stellen ist die photonische Zustandsdichte be- sonders hoch, was die Theorie der fluktuierenden Elektrodynamik auch qualitativ widerspiegelt [2]. Aller- dings steht eine detaillierte, quantita- tive Beschreibung gerade bei ver- schiedenen Materialien noch aus. Interessant ist, dass das Nahfeld- Rasterwärmemikroskop zusätzlich zu der Information, die durch das Tun- nelmikroskop gewonnen wird, weitere Eigenschaften der Probe erkundet. Während nämlich das Rastertunnelbild einer Probe durch ihre elektronische Zustandsdichte bestimmt ist, wird das Nahfeld- Wärmebild durch die photonische Zustandsdichte des thermisch erzeug- ten Nahfeldes vermittelt. Damit wird ihm wahrsten Sinn des Wortes eine neue Sicht auf nanostrukturierte Oberflächen möglich. [1] U. F. Wischnath et al., Rev. Sci. Instrum. 2008, 79, 073708. [2] A. Kittel et al., Appl. Phys. Lett. 2008, 93, 193109. Achim Kittel, David Hellmann, Ludwig Worbes, Martin Holthaus, Uni Oldenburg © 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.phiuz.de 1/2011 (42) Phys. Unserer Zeit 11 MONDFORSCHUNG | Wasser auf dem Mond Am 9. Oktober 2009 schlug auf dem Mond eine mehr als zwei Tonnen schwere, ausgebrannte Oberstufe einer Rakete ein. In dem aufgewirbel- ten Staub und Gestein ließ sich mit der NASA-Sonde LCROSS Wasser in unerwartet hoher Menge nachweisen [1]. PHYSICS NEWS | Die japanische Raumsonde Hayabusa hat etwa 1500 Partikel vom Asteroiden Itokawa zur Erde gebracht. Die 2003 gestartete Sonde war auf Itokawa gelandet und sollte dort Bodenproben nehmen. Bei den Partikeln mit Durchmessern von weniger als 10 μm han- delt es sich überwiegend um Olivin- und Pyroxenminerale (hayabusa.jaxa.jp/e/index.html, Phys. Unserer Zeit 2010, 41 (4), 166). +++ Einer internationalen Forscherkollaboration ist es am CERN gelungen, Antiwasserstoff in einer elektro- magnetischen Falle zu produzieren. Hierfür leiteten sie Positronen und Antiprotonen in die Falle und führten sie zusammen. Die hierbei entstehenden Antiwasserstoffato- me blieben für durchschnittlich eine fünftel Sekunde in der Falle, bevor sie aus dem Feld herausfielen und annihi- lierten (G. B. Andresen et al., Nature online, 17.11.2010, doi:10.1038/nature09610). +++ Vom 7. November bis 6. Dezember wurden im LHC erstmals Blei-Ionen zur Kollision gebracht. Die Strahlen besaßen eine Schwerpunktenergie von 2,76 TeV pro Nukleonpaar. Bei den Kollisionen entstanden Dichten und Temperaturen, wie sie 10 –11 s nach dem Urknall vorkamen. Ein Ziel der Experimente ist der Nachweis des Quark-Gluon-Plasmas (press.web.cern.ch/press). +++ Ein Bose-Einstein-Kondensat aus Photonen haben Forscher der Universität Bonn erzeugt. Hierfür schlos- sen sie die Photonen in einem Hohlraum zwischen zwei konvexen Spiegeln ein, der mit einer Farbstofflösung gefüllt war. (Mehr zu diesem Experiment in der nächsten Ausgabe von Physik in unserer Zeit, J. Klaers et al, Nature 2010, 468, 545). +++ Einer deutsch-niederländischen Forschergruppe ist es gelungen, die Spins von Atomen in einem Nickel- oxid-Kristall mit Terahertz-Impulsen 10 12 -Mal pro Sekunde gezielt „umzuschalten.“ Bis dahin hatte man geglaubt, die Magnetfelder in der Terahertz-Strahlung wären hierfür zu schwach. Eine praktische Anwendung liegt noch in weiter Ferne, doch für die Grundlagenfor- schung eröffnen sich damit neue Perspektiven (T. Kampf- rath et al., Nature Photonics, Advanced online publication, 21.11.2010, DOI:10.1038/NPHOTON.2010.259). +++ Das James Webb Space Telescope, Nachfolger des Weltraumteleskops Hubble, wird mindestens 6,5 Mrd. US-Dollar (4,7 Milliarden Euro) kosten. Das sind 1,4 Mrd. Dollar mehr als bisher im Etat einge- plant. Der Start wird sich von Mitte 2014 auf Ende 2015 oder Anfang 2016 verzögern (www.nasa.gov/pdf/ 499224main_JWST-ICRP_Report-FINAL.pdf). In den meisten Regionen des Mon- des kann kein Wasser existieren, weil es am Tage zu warm wird und es keine Atmosphäre gibt. Aber in den Polgebieten gibt es Krater, deren Wände so hoch sind, dass der Boden immer im Schatten liegt. Diese Gebiete, in denen die Temperatur nie über –235 °C minus steigt, wirken als Kältefallen. Mit der Raumsonde Lunar Crater Observation and Sen- sing Satellite (LCROSS) wollte die NASA die Frage nach dem Wasser klären. LCROSS flog auf der Oberstufe der Rakete zum Mond, wo sie sich voneinander trennten. Die vollstän- dig entleerte Oberstufe raste in einen Krater namens Cabeus und schlug unmittelbar am Fuß des hohen Kraterrands mit 9000 km/h im Boden ein (Abbildung 1). Das herausge- schleuderte Material konnte dann mit Messinstrumenten und Kameras auf LCROSS und einer anderen Mond- sonde studiert werden. In Spektralaufnahmen machten Forscher vom Nasa Ames Research Center in Moffett Field, Kalifornien, eine Reihe von Stoffen aus, darunter auch Wasser. Ein Teil befand sich in Form von Eis auf winzigen Staubteil- chen, der Rest war freier Wasser- dampf. Der Wasseranteil war mit 5,6 % einige tausend Mal höher als erwartet. Einige Forscher vermuten, dass das Wasser vor mehr als drei Milliarden Jahren durch Kometen- einschläge auf den Erdbegleiter kam. A. Colaprete et al., Science 2010, 330, 463. TB Der Krater Cabeus mit dem Einschlags- ort der Raketenoberstufe (Foto: NASA).

Wasser auf dem Mond

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Page 1: Wasser auf dem Mond

T R E F F P U N K T FO R SC H U N G

strukturen stark hervorgehobenwerden. An diesen Stellen ist diephotonische Zustandsdichte be-sonders hoch, was die Theorie derfluktuierenden Elektrodynamik auchqualitativ widerspiegelt [2]. Aller-dings steht eine detaillierte, quantita-tive Beschreibung gerade bei ver-schiedenen Materialien noch aus.

Interessant ist, dass das Nahfeld-Rasterwärmemikroskop zusätzlich zuder Information, die durch das Tun-nelmikroskop gewonnen wird,weitere Eigenschaften der Probeerkundet. Während nämlich dasRastertunnelbild einer Probe durch

ihre elektronische Zustandsdichtebestimmt ist, wird das Nahfeld-Wärmebild durch die photonischeZustandsdichte des thermisch erzeug-ten Nahfeldes vermittelt. Damit wirdihm wahrsten Sinn des Wortes eineneue Sicht auf nanostrukturierteOberflächen möglich.

[1] U. F. Wischnath et al., Rev. Sci. Instrum.2008, 79, 073708.

[2] A. Kittel et al., Appl. Phys. Lett. 2008, 93,193109.

Achim Kittel, David Hellmann,Ludwig Worbes, Martin Holthaus,Uni Oldenburg

© 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.phiuz.de 1/2011 (42) Phys. Unserer Zeit 11

M O N D FO R SC H U N G |Wasser auf dem Mond

Am 9. Oktober 2009 schlug auf dem Mond eine mehr als zwei Tonnenschwere, ausgebrannte Oberstufe einer Rakete ein. In dem aufgewirbel-ten Staub und Gestein ließ sich mit der NASA-Sonde LCROSS Wasser inunerwartet hoher Menge nachweisen [1].

PH YS I C S N E WS |Die japanische Raumsonde Hayabusa hat etwa 1500 Partikel vom Asteroiden Itokawa zur Erdegebracht. Die 2003 gestartete Sonde war auf Itokawagelandet und sollte dort Bodenproben nehmen. Bei denPartikeln mit Durchmessern von weniger als 10 µm han-delt es sich überwiegend um Olivin- und Pyroxenminerale(hayabusa.jaxa.jp/e/index.html, Phys. Unserer Zeit 2010,41 (4), 166).

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Einer internationalen Forscherkollaboration ist esam CERN gelungen, Antiwasserstoff in einer elektro-magnetischen Falle zu produzieren. Hierfür leiteten siePositronen und Antiprotonen in die Falle und führten siezusammen. Die hierbei entstehenden Antiwasserstoffato-me blieben für durchschnittlich eine fünftel Sekunde inder Falle, bevor sie aus dem Feld herausfielen und annihi-lierten (G. B. Andresen et al., Nature online, 17.11.2010,doi:10.1038/nature09610).

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Vom 7. November bis 6. Dezember wurden im LHCerstmals Blei-Ionen zur Kollision gebracht. DieStrahlen besaßen eine Schwerpunktenergie von 2,76 TeVpro Nukleonpaar. Bei den Kollisionen entstanden Dichtenund Temperaturen, wie sie 10–11 s nach dem Urknallvorkamen. Ein Ziel der Experimente ist der Nachweis desQuark-Gluon-Plasmas (press.web.cern.ch/press).

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Ein Bose-Einstein-Kondensat aus Photonen habenForscher der Universität Bonn erzeugt. Hierfür schlos-sen sie die Photonen in einem Hohlraum zwischen zweikonvexen Spiegeln ein, der mit einer Farbstofflösunggefüllt war. (Mehr zu diesem Experiment in der nächstenAusgabe von Physik in unserer Zeit, J. Klaers et al, Nature2010, 468, 545).

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Einer deutsch-niederländischen Forschergruppe istes gelungen, die Spins von Atomen in einem Nickel-oxid-Kristall mit Terahertz-Impulsen 1012-Mal proSekunde gezielt „umzuschalten.“ Bis dahin hatte mangeglaubt, die Magnetfelder in der Terahertz-Strahlungwären hierfür zu schwach. Eine praktische Anwendungliegt noch in weiter Ferne, doch für die Grundlagenfor-schung eröffnen sich damit neue Perspektiven (T. Kampf-rath et al., Nature Photonics, Advanced online publication,21.11.2010, DOI:10.1038/NPHOTON.2010.259).

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Das James Webb Space Telescope, Nachfolger desWeltraumteleskops Hubble, wird mindestens 6,5 Mrd. US-Dollar (4,7 Milliarden Euro) kosten.Das sind 1,4 Mrd. Dollar mehr als bisher im Etat einge-plant. Der Start wird sich von Mitte 2014 auf Ende 2015oder Anfang 2016 verzögern (www.nasa.gov/pdf/499224main_JWST-ICRP_Report-FINAL.pdf).

In den meisten Regionen des Mon-des kann kein Wasser existieren, weiles am Tage zu warm wird und eskeine Atmosphäre gibt. Aber in denPolgebieten gibt es Krater, derenWände so hoch sind, dass der Bodenimmer im Schatten liegt. DieseGebiete, in denen die Temperatur nieüber –235 °C minus steigt, wirken als Kältefallen. Mit der RaumsondeLunar Crater Observation and Sen-sing Satellite (LCROSS) wollte dieNASA die Frage nach dem Wasserklären.

LCROSS flog auf der Oberstufeder Rakete zum Mond, wo sie sichvoneinander trennten. Die vollstän-dig entleerte Oberstufe raste in einenKrater namens Cabeus und schlugunmittelbar am Fuß des hohenKraterrands mit 9000 km/h im Bodenein (Abbildung 1). Das herausge-schleuderte Material konnte dann mitMessinstrumenten und Kameras aufLCROSS und einer anderen Mond-sonde studiert werden.

In Spektralaufnahmen machtenForscher vom Nasa Ames Research

Center in Moffett Field, Kalifornien,eine Reihe von Stoffen aus, darunterauch Wasser. Ein Teil befand sich inForm von Eis auf winzigen Staubteil-chen, der Rest war freier Wasser-dampf. Der Wasseranteil war mit5,6 % einige tausend Mal höher alserwartet. Einige Forscher vermuten,dass das Wasser vor mehr als dreiMilliarden Jahren durch Kometen-einschläge auf den Erdbegleiter kam.

A. Colaprete et al., Science 22001100, 330, 463.

TB

Der Krater Cabeus mit dem Einschlags-ort der Raketenoberstufe (Foto: NASA).