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~2. JUNI x937 KLINISCHE WOCHENSCH gelegentlich vorkommen, worauf auch yon uns hingewiesen wurde (vgl. dazu ISAAC und REITER). Unser Verdacht muBte sich vielmehr in der Richtung einer grol3en Insulinmehrpro- duktion als Ursache solcher spontanhypoglyk~mischer Ant~lle bewegen, wie sie meistens nut durch ein Adenom der Langer- hansschen Inseln bewirkt wird. Auch der Adrenalinversuch sprach in dem gleichen Sinne wie der Ghcoseversuch. Nach Injektion yon i mg Adrenalin subcutan trat fast keine Er- n6hung des Blutzuckers ein. Wenn man sich auf den Boden des Wilderschen Ausgangswertgesetzes stellt, so ist die ge- tinge Ansprechbarkeit auf exogene Adrenalinzufuhr bewirkt durch eine dauernd vermehrte Sekretion yon Adrenalin, die ihrerseits wieder hervorgerufen wird durch die Insulintiber- prodnktion in den F~illen yon Inseladenom. Besondere Beob- achtung verdient noch der Insulinversuch, der uns experi- mentelle Reproduktion und eigene Beobachtung des yon dem Patienten bzw. seiner Umgebung geschilderten Symptomen- bildes erm6glichte. Offenbar hat jedes Individuum eine bei I-Iypoglyk~imie eintretende typische Reaktionsweise. Die bei unserem Patienten feststellbaren krankhaften Symptome waren also Ansdruck einer durch iJberproduktion von Insulin bedingten Hypoglykiimie. I)ieser Fall gleicht hierin genau den zuerst yon R. WILDER, HARRIS, CAMMIDGE U.a. beschriebenen FMle yon Spontanhypoglyk~mie, so ge- nannt im Gegensatz zu den durch Insulininjektion hervor- gerufenen Hypoglyk~mien, wie sie in ihren klassischen Arbei- ten zuerst BANTING und BEST nach Insulinflberdosierung bei ihren Kaninchen sahen, und wie wires bei I)iabetikern im hypoglyk~kmischen Koma kennen. R. WILDER und Mit- arbeiter waren die ersten, die ihre klinische Beobachtung dutch die Sektion erh~rten konnten. Seit der Publikation dieses Falles durch WILDER, der einen Arzt betraf, der an sich selbst sehr eindrueksvoll die Zeichen yon spontanem Hyperinsulinismus beobachtete, sind in der Literatur einige gleiche F~lle verGffentlicht worden. KRAUSE teilt einen Fall mit, bei dem intra vitam die Diagnose eines Inselzelladenoms gestellt werden konnte, an dessen Folgen der Patient ver- starb. Ein Sektionsergebnis fehlt. HOWLAND und CAMP- BELL U. a. konnten bei einer Frau die gleiche Diagnose als Ursache schwerer hypoglyk/~mischer Erscheinungen stellen und die Kranke durch operative Entfernung des Tumors heilen. WOMACK beschreibt ebenfalls einen Tall, bei dem die Anf~lle yon Hyperinsulinismus dutch operative Ent- fernung eines 0,5 cm grol3en Inselzelladenoins beseitigt werden konnten. Bei dem yon I'IARNAPP jflngst berichteten Fall eines Inselzelladenoms bei einem 7j~hrigen M~dchen handelte es sich ftir Europa um den ersten bei einem Men- schen rechtzeitig erkannten und durch chirurgische Ent- fernung des Tumors (Geh. SAUERBRUCH) geheilten Tall. Unsere Mitteilung dtirfte in gleicher Weise i~ der europ(~ischen Literatur den 1. Fall yon Inselzelladenon~ darstellen, in dem es gelang, bei einem erwachsenen Menschen dutch Operation voll- kommene Heilung zu erzielen. ~ber die Natur des Milztumors und der Knochenver~nde- rungen, die an sich nicht zum Bride des Inselzelladenoms ge- hGren, vermGgen wir nichts Sicheres auszusagen; es ist aber nicht auszuschliegen, dab der Patient an Gaucherscher Krankheit leidet (s. oben). ZusammenJassung: Es wird tiber 2 FMle yon Spontan- hyperinsulinismus berichtet. Im i. Falle wurde durch Sek- tion die Annahme eines Inselzelladenoms best~tigt; der zweite konnte durch operative Entfernung des Adenoms geheilt werden. Literatur : BANTING U. BEST, Amer. J. Physiol. 62, 162 (1922). -- P. S. CAMMIDGE, Lancet 1924, 1277. -- FRANK, Mfinch. reed. Wschr. I935, 1829. -- GEORGI U. FISCHER, Handbuch der Neurologie yon BUMKE U. FGRSTER 7, 117 (1935). -- S.H. GRAY, Arch. of Path. I, 348 (1926). -- HARNAPP, Dtsch. med. Wschr. 1936, 84o. -- S. HARRIS, J. amer. rned. Assoc. 83, 729. -- G. HOWLAND, ~T. CAMP- BELL, E. MALTHEY, W. ROBINSON, J. amer. med. Assoc. 93, zit. nach KRAUSE, S.U. (1925). -- ISAAC U. SIEGEL, Handbuch der uormalen und pathologischen Physiologie ~6, 2. -- ISAAC U. REITER, Dtsch. med. Wschr. 193I, 38. -- KRAUSE, Klin. V~'schr. I93O, 2346. -- B. KUGEL- MANN, Klin. Wschr. I93I, 59. -- MARX, Nervenarzt 6, 592 (1931) -- Dtsch. reed. \Vschr. 1936, 21. -- Vr A. McCLENAHAN and RIFT. 16. JAHRGANG. Hr. 2 4 849 G. MORRIS, Amer. J. med. Sci. 177, 93 (1929). -- H. S. PAUBERTON, Brit. med. J. 1925, lOO 4. -- REITER, Z. klin. Med. 125, 6 (I933). -- M. ROSENBERG, Klin.Wschr. 1932, 2097. -- SPi~TH, Zbl. inn. Med. x933, 14. --TERBROGGEN 11. HEINLEIN, Klin. Wschr. I932, 1139. -- TttANNHAUSER, Klin. W'schr. 193x , 1786. -- UNVERRICHT, Dtsch. med.Wschr. 1935, 207. -- E.M.WILDER, F. •. ALLAN, M. H. POWER, H. E. ROBER~rSON, J. amer. Ined. Assoc. 89, 348 (1927). -- J. WIL- DER, t(lin. Wschr. z93 I, 41. -- WOMACK, J. amer. reed. Assoc. 97, 830 (1931). WELCHE DESINFEKTIONSMITTEL DURFEN BEI DER BLUTALKOHOL-BESTIMMUNG NACH WIDMARK VERWENDET WERDEN ? Von Dr. J. GUTSCHMIDT, Chemische Untersuchungsstelle. Aus dem Staatskrankenhaus der Pohzm Berlin (Direktor: Oberstarzt d. Pol Dr. SCHUM). I)urch den RunderlaB des Reichs- und Preui3ischen Ministers des Innern yore 25. September 1936 sind in Preul3en die Blutuntersuchungen auf Alkohol eingeffihrt und werden nach dem bew~hrten Verfahren yon WIDMARK vorgenommen. I)ie grundlegenden Ausffihrungen yon K. HOFFMANN 1 machen an dieser Stelle nochmalige Hinweise fiber den Wert der Methode fiberflfissig. Jedoch soll in den folgenden Unter- suchungen die Frage gekl/irt werden, welche I)esinfektions- mittel bei der Blutentnahme am Ohrl~ppchen oder aus der Fingerkuppe verwendet werden dfirfen, ohne dab die sich aus der chemischen Bestimmung ergebenden Blut-Alkohol- werte eine Ver~nderung erfahren. Es ist selbstverst/indlich, dab I)esinfizienzien, die flfichtige oxydable Stoffe, wie z. B. Alkohol, als LGsungsmittel enthalten, die Analysenwerte zu- ungunsten des Untersuchten verS.ndern k6nnen, wie auch, dab fltichtige und oxydable desinfizierende Moment eines Mittels die Werte im gleichen ungfinstigen Sinne beeinflussen k6nnen. Der den Capillaren zur Blutentnahme beiliegende Frage- bogen, in dem der Arzt seine klinischen Befunde niederlegen soll, verlangt yon diesem folgende Erkl~rung: ,,Versichere ausdrficklich, dab ich zur Reinigung der Haut und der In- strumente keine alkoholischen oder ~ttherischen LGsungen verwendet babe. Es wurde benutzt: . . ." Es ist dem Arzt nun ganz unm6glich, bei der Vielheit der I)esinfektionsmittel und bei ihrer hAufig sehr unklaren Definition auf dem Etikett oder in einem der Codices, diese yon ihm verlangte ErklArung mit reinem Gewissen abzugeben. Die Praxis hat gezeigt, dab der Passus: ,,Versichere ausdrficklich..." hXufig durch- strichen und nut eingetragen wurde, welches I)esinfiziens benutzt wurde. Es ist dann also Aufgabe des Untersuchungs- laboratoriums, festzustellen, ob das verwendete Mittel einen reduzierenden Einflul3 auf die Alkoholbestimmung ausflben kann. Zun~tchst also muBte in einer chemischen Untersuchung festgestellt werden, welche der flblichsten I)esinfektions- mittel Alkohole, Acetone o. A. Stoffe als L6sungsmittel ent- halten, ferner ob das eigentliche desinfizierende Agens ffir sich flfichtig und oxydabel ist und so die Untersuchungs- werte verAndern kann. I)ie chemische Untersuchung auf das Vorhandensein yon Alkoholen oder ebenfalls oxydabler An- telle ergab, dab nur ganz wenige I)esinfektionsmittel keine oxydablen Stoffe als LGsungsmittel haben, und dab die zu- gesetzten Geruchskorrigientien ebenfalls oxydabel sind. Da die I)esinfizienzien stets als L6sung verwendet werden und fast durchweg als solche in den Handel kommen, inter- essieren daher am meisten die Versuche, die direkt mit diesen L6sungen durchgeffihrt wurden. Zun~tchst werden die sehr gebr~uchlichen Desinfektions- mittel Dijozol, Sagrotan, Zephirol und Prosiopen in einer 2proz. L6sung und in gleicher Verdfinnung Alkohol, Jod- tinktur, Wasserstoffsuperoxyd und flfissige Seife geprtift, und zwar wurden yon diesen LGsungen Einwaagen in der Hohe gemacht, wie sie ffir die Blut-Alkoholbestimmung im Widmark-Kolben tiblich sind, also zwischen 0,03 und etwa 0,08 g. I)ie Behandlung der so beschickten Widmark-K61b-

Welche Desinfektionsmittel Dürfen bei der Blutalkohol-Bestimmung Nach Widmark Verwendet Werden?

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Page 1: Welche Desinfektionsmittel Dürfen bei der Blutalkohol-Bestimmung Nach Widmark Verwendet Werden?

~2. JUNI x937 KLINISCHE W O C H E N S C H

ge legen t l i ch v o r k o m m e n , worau f a u c h yon uns hingewiesen w u r d e (vgl. dazu ISAAC u n d REITER). U n s e r V e r d a c h t m u B t e s ich v i e l m e h r in der R i c h t u n g e iner grol3en I n s u l i n m e h r p r o - d u k t i o n als U r s a c h e solcher s p o n t a n h y p o g l y k ~ m i s c h e r Ant~l le bewegen, wie sie me i s t ens n u t d u r c h ein A d e n o m der L a n g e r - h a n s s c h e n Inse ln b e w i r k t wird. A u c h der A d r e n a l i n v e r s u c h s p r a c h in d e m gle ichen S inne wie der G h c o s e v e r s u c h . N a c h I n j e k t i o n yon i m g A d r e n a l i n s u b c u t a n t r a t fas t ke ine E r - n 6 h u n g des B l u t z u c k e r s ein. W e n n m a n s ich au f den B o d e n des W i l d e r s c h e n Ausgangswer tgese t zes s tel l t , so i s t die ge- t i n g e A n s p r e c h b a r k e i t au f exogene A d r e n a l i n z u f u h r b e w i r k t d u r c h eine d a u e r n d v e r m e h r t e Sekre t ion yon Adrena l in , die ih re r se i t s wieder h e r v o r g e r u f e n wi rd d u r c h die Insu l in t ibe r - p r o d n k t i o n in den F~illen yon I n s e l a d e n o m . Besonde re Beob- a c h t u n g v e r d i e n t n o c h der I n s u l i nve r s uch , der uns exper i - men te l l e R e p r o d u k t i o n u n d eigene B e o b a c h t u n g des yon d e m P a t i e n t e n bzw. se iner U m g e b u n g gesch i lde r t en S y m p t o m e n - bi ldes e rm6gl ich te . Of f enba r h a t jedes I n d i v i d u u m eine bei I-Iypoglyk~imie e i n t r e t e n d e typ i sche Reak t ionswei se .

Die be i u n s e r e m P a t i e n t e n f e s t s t e l l ba r en k r a n k h a f t e n S y m p t o m e w a r e n also A n s d r u c k e iner d u r c h i J b e r p r o d u k t i o n v o n I n s u l i n b e d i n g t e n Hypoglyk i imie . I ) ieser Fa l l g le ich t h i e r in genau den zue r s t yon R. WILDER, HARRIS, CAMMIDGE U.a . b e s c h r i e b e n e n FMle yon S p o n t a n h y p o g l y k ~ m i e , so ge- n a n n t im Gegensa t z zu den d u r c h I n s u l i n i n j e k t i o n he rvo r - ge ru fenen H y p o g l y k ~ m i e n , wie sie in i h r e n k lass i schen Arbe i - t e n zue r s t BANTING u n d BEST n a c h In su l in f lbe rdos i e rung bei i h r e n K a n i n c h e n sahen , u n d wie w i r e s bei I ) i a b e t i k e r n i m hypoglyk~kmischen K o m a kennen . R. WILDER u n d Mi t - a r b e i t e r w a r e n die ers ten , die ih re k l in ische B e o b a c h t u n g d u t c h die Sek t ion e r h ~ r t e n k o n n t e n . Sei t der P u b l i k a t i o n dieses Fal les d u r c h WILDER, der e inen A r z t be t ra f , de r a n sich se lbs t sehr e ind rueksvo l l die Ze ichen yon s p o n t a n e m H y p e r i n s u l i n i s m u s b e o b a c h t e t e , s ind in der L i t e r a t u r einige gleiche F~lle verGffen t l ich t worden . KRAUSE te i l t e inen Fa l l mi t , bei d e m i n t r a v i t a m die Diagnose eines In se l ze l l adenoms ges te l l t w e r d e n konn te , a n dessen Fo lgen de r P a t i e n t ver- s t a rb . E i n Sek t ionse rgebn i s fehl t . HOWLAND u n d CAMP- BELL U. a. k o n n t e n bei e iner F r a u die gleiche Diagnose als Ur sache schwerer hypoglyk/~mischer E r s c h e i n u n g e n s te l len u n d die K r a n k e d u r c h ope ra t i ve E n t f e r n u n g des T u m o r s hei len. WOMACK b e s c h r e i b t ebenfa l ls e inen Tall , bei d e m die Anf~l le yon H y p e r i n s u l i n i s m u s d u t c h o p e r a t i v e E n t - f e r n u n g eines 0,5 cm grol3en Inse lze l l adenoins bese i t i g t w e r d e n k o n n t e n . Bei dem yon I'IARNAPP j f lngs t b e r i c h t e t e n Fa l l eines Inse lze l l adenoms bei e inem 7 j~hr igen M~dchen h a n d e l t e es sich ftir E u r o p a u m den e r s t en bei e inem Men- schen r ech tze i t i g e r k a n n t e n u n d d u r c h ch i ru rg i sche E n t - f e r n u n g des T u m o r s (Geh. SAUERBRUCH) gehe i l t en Tall . Unse re Mi t t e i lung d t i r f te in gle icher Weise i~ der europ(~ischen Li teratur den 1. Fa l l yon Inselzelladenon~ darstellen, in dem es gelang, bei e inem erwachsenen Menschen du tch Operation voll- kommene He i lung zu erzielen.

~ b e r die N a t u r des Mi lz tumors u n d der K n o c h e n v e r ~ n d e - rungen , die an s ich n i c h t zum Bride des In se l ze l l adenoms ge- hGren, vermGgen wir n i c h t s Sicheres au s zus agen ; es i s t abe r n i c h t auszuschl iegen , dab der P a t i e n t an G a u c h e r s c h e r K r a n k h e i t l e ide t (s. oben) .

ZusammenJassung: Es wird t iber 2 FMle yon S p o n t a n - h y p e r i n s u l i n i s m u s be r i ch t e t . I m i . Fa l le w u r d e d u r c h Sek- t i on die A n n a h m e eines Inse lze l l adenoms b e s t ~ t i g t ; der zwei te k o n n t e d u r c h o p e r a t i v e E n t f e r n u n g des A d e n o m s gehe i l t werden .

L i t e r a t u r : BANTING U . B E S T , Amer. J. Physiol. 62, 162 (1922). - - P. S. C A M M I D G E , Lancet 1924, 1277. - - F R A N K , Mfinch. reed. Wschr. I935, 1829. -- GEORGI U. FISCHER, Handbuch der Neurologie yon BUMKE U. FGRSTER 7, 117 (1935). - - S .H . GRAY, Arch. of Path. I, 348 (1926). - - H A R N A P P , Dtsch. med. Wschr. 1936, 84o. - - S. HARRIS, J. amer. rned. Assoc. 83, 729. - - G. HOWLAND, ~T. CAMP- BELL, E. M A L T H E Y , W. ROBINSON, J. amer. med. Assoc. 93, zit. nach KRAUSE, S.U. (1925). - - ISAAC U. SIEGEL, Handbuch der uormalen und pathologischen Physiologie ~ 6, 2. -- ISAAC U. REITER, Dtsch. med. Wschr. 193I, 38. - - KRAUSE, Klin. V~'schr. I93O, 2346. -- B. KUGEL- MANN, Klin. Wschr. I93I, 59. - - MARX, Nervenarzt 6, 592 (1931) - - Dtsch. reed. \Vschr. 1936, 21. - - Vr A. McCLENAHAN and

R I F T . 16. J A H R G A N G . H r . 2 4 849

G. MORRIS, Amer. J. med. Sci. 177, 93 (1929). - - H. S. PAUBERTON, Brit . med. J. 1925, lOO 4. - - R E I T E R , Z. klin. Med. 125, 6 (I933). - - M. ROSENBERG, Klin.Wschr. 1932, 2097. -- SPi~TH, Zbl. inn. Med. x933, 14. --TERBROGGEN 11. H E I N L E I N , Klin. Wschr. I932, 1139. -- TttANNHAUSER, Klin. W'schr. 193x , 1786. - - U N V E R R I C H T , Dtsch. med.Wschr. 1935, 207. - - E.M.WILDER, F. •. A L L A N , M. H. P O W E R ,

H. E. ROBER~rSON, J. amer. Ined. Assoc. 89, 348 (1927). - - J. WIL- DER, t(lin. Wschr. z93 I, 41. - - W O M A C K , J. amer. reed. Assoc. 97, 830 (1931).

W E L C H E D E S I N F E K T I O N S M I T T E L D U R F E N B E I D E R B L U T A L K O H O L - B E S T I M M U N G N A C H

W I D M A R K V E R W E N D E T W E R D E N ?

Von

Dr . J . GUTSCHMIDT, Chemische Untersuchungsstelle.

Aus dem Staatskrankenhaus der Pohzm Berlin (Direktor: Oberstarzt d. Pol Dr. SCHUM).

I )u rch den R u n d e r l a B des Re ichs - u n d Preui3 ischen Minis te rs des I n n e r n yore 25. S e p t e m b e r 1936 s ind in Preul3en die B l u t u n t e r s u c h u n g e n auf Alkohol e ingeff ihr t u n d w e r d e n n a c h d e m b e w ~ h r t e n V e r f a h r e n yon WIDMARK v o r g e n o m m e n . I ) ie g r u n d l e g e n d e n Aus f f ih rungen yon K. HOFFMANN 1 m a c h e n a n dieser Stel le n o c h m a l i g e Hinweise f iber den W e r t de r M e t h o d e fiberflfissig. J e d o c h soll in den fo lgenden U n t e r - s u c h u n g e n die F r a g e gekl / i r t werden , welche I ) e s in fek t ions - m i t t e l bei de r B l u t e n t n a h m e a m O h r l ~ p p c h e n oder aus de r F i n g e r k u p p e v e r w e n d e t w e r d e n dfirfen, ohne d a b die s ich aus der c h e m i s c h e n B e s t i m m u n g e r g e b e n d e n B l u t - A l k o h o l - we r t e eine V e r ~ n d e r u n g e r fah ren . Es is t s e lbs tve r s t / ind l i ch , d a b I )es inf iz ienzien, die f lf ichtige o x y d a b l e Stoffe, wie z. B. Alkohol , als LGsungsmi t t e l e n t h a l t e n , die A n a l y s e n w e r t e zu- u n g u n s t e n des U n t e r s u c h t e n verS.ndern k6nnen , wie auch, d a b f l t icht ige u n d o x y d a b l e des inf iz ie rende M o m e n t eines Mi t t e l s die W e r t e i m gle ichen ungf ins t igen S inne bee in f lussen k 6 n n e n .

Der den Capi l l a ren zur B l u t e n t n a h m e be i l i egende F r a g e - bogen, in d e m der A r z t seine k l in i schen B e f u n d e n i ede r l egen soll, v e r l a n g t yon d iesem fo lgende E r k l ~ r u n g : , ,Vers ichere ausdrf ickl ich, d a b ich zur R e i n i g u n g der H a u t u n d de r I n - s t r u m e n t e keine a lkoho l i schen oder ~t therischen LGsungen v e r w e n d e t babe . Es w u r d e b e n u t z t : . . ." Es is t d e m A r z t n u n ganz unm6gl ich , bei de r Vie lhe i t der I ) e s i n f e k t i o n s m i t t e l u n d bei ih re r hAufig sehr u n k l a r e n Def in i t ion auf d e m E t i k e t t oder in e inem der Codices, diese yon i h m v e r l a n g t e E r k l A r u n g m i t r e i n e m Gewissen abzugeben . Die P r a x i s h a t gezeigt , d a b de r Pas sus : , ,Vers ichere a u s d r f i c k l i c h . . . " hXufig d u r c h - s t r i chen u n d n u t e inge t r agen wurde, welches I )es inf iz iens b e n u t z t wurde . Es is t d a n n also Aufgabe des U n t e r s u c h u n g s - l abo ra to r i ums , fes tzus te l len , ob das v e r w e n d e t e Mi t t e l e inen r e d u z i e r e n d e n Einflul3 au f die A l k o h o l b e s t i m m u n g aus f lben k a n n .

Zun~tchst also m u B t e in e iner c h e m i s c h e n U n t e r s u c h u n g fes tges te l l t werden , welche de r f lb l ichs ten I ) e s in fek t ions - m i t t e l Alkohole , Ace tone o. A. Stoffe als L 6 s u n g s m i t t e l en t - ha l t en , f e rner ob das e igen t l i che des inf iz ie rende Agens ffir s ich flf ichtig u n d o x y d a b e l i s t u n d so die U n t e r s u c h u n g s - we r t e ve rAndern k a n n . I) ie chemische U n t e r s u c h u n g auf d a s V o r h a n d e n s e i n y o n Alkoho len oder ebenfa l l s o x y d a b l e r An- tel le ergab, d a b n u r ganz wenige I ) e s i n f e k t i o n s m i t t e l ke ine o x y d a b l e n Stoffe als LGsungsmi t t e l h a b e n , u n d d a b die zu- gese tz t en G e r u c h s k o r r i g i e n t i e n ebenfa l l s o x y d a b e l s ind. D a die I )es inf iz ienzien s t e t s als L 6 s u n g v e r w e n d e t w e r d e n u n d fas t d u r c h w e g als solche in den H a n d e l k o m m e n , i n t e r - ess ieren d a h e r a m me i s t en die Versuche, die d i r e k t m i t d iesen L 6 s u n g e n du rchge f f i h r t wurden .

Zun~tchst w e r d e n die seh r geb r~uch l i chen Des in f ek t i ons - m i t t e l Dijozol, Sagro tan , Zephi ro l u n d P r o s i o p e n in e iner 2proz . L 6 s u n g u n d in gle icher V e r d f i n n u n g Alkohol , Jod - t i n k t u r , W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d u n d flfissige Seife gepr t i f t , u n d zwar w u r d e n yon d iesen LGsungen E i n w a a g e n in de r H o h e gemach t , wie sie ffir die B l u t - A l k o h o l b e s t i m m u n g i m W i d m a r k - K o l b e n t ibl ich s ind, also zwischen 0,03 u n d e t w a 0,08 g. I)ie B e h a n d l u n g de r so b e s c h i c k t e n W i d m a r k - K 6 1 b -

Page 2: Welche Desinfektionsmittel Dürfen bei der Blutalkohol-Bestimmung Nach Widmark Verwendet Werden?

85o K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 16. J A H R G A N G . N r . 24

s c h e n er fo lg t so, wie es die Vorsch r i f t Ifir die A lkoho lbes t im- m u n g i m B l u t ve r l ang t . Aus den folgendeil Tabe l l en e rg ib t sich, in w e l c h e m s c h w a n k e n d e n MaBe die e inze lnen Des- i n fek t io i l smi t t e l die T i t r a t i o i l swer t e g n d e r n :

D l j o z o l .

Einwaage g Substanz Titriert Bllndwer t Differenz

0,0680 o,oo13 267 495 228 0,0758 o,oo15 237 495 258 0,0664 o,ool 3 257 507 250 0,0966 o,oo19 148 507 359

Dijozol zeigt also se inen C h a r a k t e r als a lkoho lha l t i ge L 6 s u n g e iner d i j od i e r t en Pheilolsulfons/~ure, die i l icht a l le in wegei1 des A lkoho lgeha l t e s ih re r L6silng, so i ldern ai lch wegen de r l e i ch t en A b s p a l t b a r k e i t yon J od eine e rheb l iche Ver- / i nde rung de r Ana lyse i lwer t e b r i n g e n k a n n .

S a g r o t a n .

Einwaage g Substanz Tl t r ier t Blindwer t Dlfferenz

0,0524 o,oolo 282 507 225 o,o312 0,00o6 325 507 182 0,0350 0,0007 312 507 195 0,0490 o,ooo9 300 507 207

Die Tabel le f iber S a g r o t a n zeigt, d a b dieses Mi t te l als pa r f f imie r t e L 6 s u n g y o n g e c h l o r t e m m-Kreso l u n d Xy leno l a u c h leichtf l f ichfige Ante i l e eil th:t l t , die die B e s t i m m u n g s w e r t e e n t s p r e c h e n d ve r / tnde rn .

Z e p h l r o l .

Einwaage g Substanz T i tne r t Blindwer t Dlfferenz

0,0548 o,oolo 487 505 18 0,0834 o,ooi6 48o 505 25 o, o914 o,oo18 256 500 44 0,0820 o,oo16 45 ~ 500 5 ~

Zephirol , v o m Hers t e l l e r als L 6 s u n g h o c h m o l e k u l a r e r A l k y l d i m e t h y l b e n z y l a m m o n i u m c h l o r i d e def inler t , Xnder t die T i t r a t i o n s w e r t e ebenfal ls , w e n n a u c h n i c h t in so e r h e b l i c h e m MaBe wie das Io lgende P r ~ p a r a t :

P r o s i o p e n .

Einwaage g Substanz Titrier t Bhndwer t Differenz

0,093 ~ o,ool 9 IOO 50O 400 o,o618 O,OO12 243 5 ~ 257 o,o384 0,0007 293 506 213 O,O290 0,0006 35 ~ 506 156

P ros iopen enth~il t le icht f l f icht ige Subs t anzen , die in de r P r a x i s zwar den groBen W e r t de r o l i godynamischen F e r n - w i r k u n g h a b e n , abe r bei d ieser V e r s u c h s a n o r d n u n g s t a r k r e d u z i e r e n d auf die vorge leg te Chromschwefels~iure wi rken .

Z u m Verg le ich sei eine Tabel le geb rach t , in de r die T i t r a - t i o n s w e r t e e iner ebenfa l l s 2proz . Alkohol l6sui lg n e b e n - e i n a n d e r g e s t e l l t s ind.

A l k o h o l .

Elnwaage g Substanz Titriert Blindwert Differenz

0,0580 o,ooi I 14 506 492 0,0624 o,oo12 4 5 ~ 5 ~ o,o584 o ,ool i 8 5o6 498 o, o942 o,oo 19 unt i t r ie rbar !

Es e rg ib t sich, d a b schon sehr ger inge Mengen Alkohol e ine B l u t u n t e r s u c h u n g v o l l k o m m e n u n m 6 g l i c h machei l . U n d zwar genfigt , wie die Tabe l l e zeigt, die A m ves enhe i t yon m e h r als o ,oo i3 g.

Eben fa l l s i s t n a c h d e m S inn de r M e t h o d e a u c h ei i lzusehen, da s J o d t i n k t u r u n d ~Vassers tof f superoxyd (in de r folgei lden Tabe l le w u r d e eine 2proz . L 6 s u n g y o n J o d t i n k t u r in W a s s e r v e r w e n d e t ) ein v o l l k o m m e n ve r / inde r t e s Bi ld der B l u t u n t e r - s u c h u n g gibt .

12. J U N I 1937

J o d t i n k t u r .

I I Ei . . . . ge g Substanz Titriert i Blindwert i Differenz

o,o63o o,oo13 15 I 50o I 485 o,o8o8 o,oo16 unfi t r ierbar ! 0,0420 0,0008 78 506 428 o,o474 0,0009 48 506 458 0,0652 o,oo13 13 5 ~ 493

E n t s p r e c h e n d e E i n w a a g e n eiiler 3proz . Wasse r s to f f supe r - oxydl6sui lg lasseil s ich f i b e r h a u p t n i c h t m e h r t i t r i e ren .

Werde i l in de r P rax i s de r B l u t e n t n a h m e Mi t t e l ve rwende t , die n u r re inigen, abe r n i c h t desinf iz ieren, so en t sche ide t h i e r f iber die F r a g e ih re r V e r w e n d b a r k e i t die Ta t sache , ob flfich- t ige o x y d a b l e Subs ta l l zen in i h n e n e n t h a l t e n s ind. W i r d z. B. eine Se i fen l6sung b e n u t z t , so e rg ib t sich, wie die Tabel le zeigt, k a u m eine Beeinf lussui lg de r T i t r a t i onswer t e . J edoch wurde eine Se i fen l6sung g e b r a u c h t , die nicht par f f imie r t war . Da Geruchss to f fe f lf ichtig u n d oxydabe l sind, wflrde eine pa r - f f imier te Se i fen l6sung die A n a l y s e n w e r t e bee in t r / i chf igen .

W u r d e n die b i she r igen Vers i lche n u r durchgef f lhr t , u m die r e l a t i v e n Ui l t e r sch iede zwischeil den e inze lnen Des- i n f e k t i o n s m i t t e l n bei de r V e r w e n d u n g zur B l u t e n t n a h m e auf- zuzeigen, b r i n g e n die n u n folgei lden T a b e l l e n den ta t s / i ch- l ichen E in f lug de r v e r w e n d e t e n Desinfiziei lz ien auf die B lu t - Alkoholwer te .

Z u m Zwecke dieser U n t e r s u c h u n g e n w u r d e das Ohr lgpp- chen oder die F inge rbee re n t l c h t e r n e r P e r s o n e n m i t d e m zu u n t e r s u c h e n d e n Des in fek t io i l smi t t e l in de r v o m Hers t e l l e r a n g e g e b e n e n Verdf i i lnung in de r f ib l ichen \Veise m i t e inem W ' a t t e b a u s c h b e t u p f t u n d da i l ach de r E i n s t i c h m i t d e m Schn l ippe r vo rge i lommen .

Aus den fo lgenden V e r s u c h s t a b e l l e n f iber Zephirol- , Pros iopen- , Sagro tan- , Di jozol- u n d Alkoholdes infek t ion , d e n e n sich 2 Tabe l l en fiber vorher ige Des in fek t ion m i t Wasse r - s to f f superoxyd , _~ther u n d B e n z i n anschl ieBen, e rg ib t s ich be im Vergle ich m i t den v o r h e r gezeigten Tabel len , d a b die F l u c h t i g k e i t de r D e s i n f e k t i o n s s u b s t a n z bei H a u t t e m p e r a - t u r e n aus sch laggebend i s t Ifir die Bee in f lussung der Bes t im- mungswer t e .

I

Einwaage Ti t r ie r t Blind- Diffe- ] Emwaage Tl t r ier t Blind- Diffe- wert renz wert renz I

Z e p h i r o l . 0,0620 476 496 20 0,0808 472 496 24 0,0508 478 496 18 0,0646 480 496 16

S a g r o t a n .

0,0922 477 496 19 o,iooo 487 496 9 0,0444 488 496 8 0,0560 492 496 4

V ~ T a s s e r s t o f f s u p e r o x y d .

0,095 480 487 7 o,o82 482 487 5 o,o64 o 484 487 3 0,063 485 487 2

N t h e r

0,0760 458 505 47 o,o718 473 505 32 o,o21o 493 505 12

0,0374 495 505 io

P r o s i o p e n . 0,0686 484 500 0,0550 486 500 0,0550 487 500 0,0200 5oo 500

D i j o z o l . 0,0556 485 496 o, o734 486 496 o,o3oo 488 496 0,0860 488 496

A l k o h o l .

o,0922 475 5 ~ 0,0478 482 500 o, o596 485 5oo o,o5oo 490 5o0

B e n z i n .

0,0478 490 503 o,o88o 499 503 0,0896 503 503 o,o51o 503 503

16 14 13

O

I I

IO

8 8

25 18 15 IO

13 4

I n seiner A r b e i t : , , U n t e r s u c h u n g e n zur V e r w e n d b a r k e i t de r B l u t - A l k o h o l b e s t i m m u n g n a c h WIDMARK ~ h a t t e ELBEL ~ gezeigt, d a b bei der H a u t d e s i n f e k t i o n m i t Alkohol , ~ t h e r oder J o d t i n k t u r vo r Ff i l lung de r Capi l la ren besonders d a n n e rheb l iche F e h l e r au f t r e t en , w e n n das V e r d u n s t e n de r auf- g e t r a g e n e n Mi t t e l n i c h t a b g e w a r t e t wurde , l ) b e r e i n s t i m m e n d m i t ELBEL e rgeben me ine Tabe l len , d a b d u r c h V e r d u n s t e n - lassen des Alkohols F e h l r e s u l t a t e ausgeschlosseI1 werden k6nnen , bzw. dab die zue r s t gefi i l l ten Capi l l a ren h 6 h e r e T i t r a t i o n s w e r t e ergeben.

Page 3: Welche Desinfektionsmittel Dürfen bei der Blutalkohol-Bestimmung Nach Widmark Verwendet Werden?

x2. JUNI I937 K L I N I S C H E \ V O C H E N S C H R I F T . 16. J A H R G A N G . N r . 24 85 1

Ffir die Gr6Be der Beeinflussung der T i t ra t ionswer te bei de r Verwendung leichtflf ichtiger Desinfekt ions- oder H a u t - re inigungsmit te l , wie sie im Alkohol, J i ther oder 13enzin vor- tiegen, ist also maBgebend, welche Zei tspanne zwischen dem 13etupfen der H a u t mi t dem getr~inkten W a t t e b a u s c h und d e m Eins t ich durch den Schn~ipper ve rgangen ist. Fi i r die Prax is der 131utentnahme sind diese Stoffe allerdings n ich t ve rwendbar , da aus hier nicht zu d iskut ierenden Grfinden die Zeit bis zum restlosen Verduns ten n ich t immer abgewar te t wird oder werden kann. Schliel31ich gentigen ja schon die schwerer f l i ichtigen Verunre in igungen des Alkohols, des Athers oder Benzins (Aldehyde, h6here KohlenwasserstoIfe) , u m auch nach dem scheinbaren Verduns ten noch die A l k o h d - wer te zu beeinflussen.

Eine VerXnderung der Ti t ra t ionsergebnisse wird, wie aus d e m Vorhergehenden folgt, nur dann v611ig ausgeschal te t sein, wenn Des infekt ionsmi t te l mi t nichtf i f icht igen Wirk- stoffen und n ich toxydab len L6sungsmi t te ln zur Anwendung kommen, well sich dann bei der Aufa rbe i tung des zu unter - suchenden Blutes keine D/impfe des be t ref fenden Desinfiziens bilden, die die vorgelegte Chromschwefelsgure reduzieren. So zeigen also Versuche mi t Subl imat und O x y c y a n a t weder im Vorversuch (bei der Un te r suchung der 2proz. L6sung) noch bei der Bes t immung des Redukt ionswer tes eine Vergnde- rung der Ti t ra t ionswer te , die auBerhalb der Fehlergrenzen liegt.

Einwaage I Titriert I Blindwert I Diff . . . . .

B l u r n a c h S u b l i m a t d e s i n f e k t i o n . 0,0784 ] 508 506 --2 o, Io84 507 507 --

0,0590 506 505 --I

0,0664 503 505 2

]glut n a c h O x y c y a n a t d e s i n f e k t i o n . 0,0570 504 507 3 o, II2Z 506 507 I o,o582 506 507 I 0'0368 I 504 507 3

Demnach w~iren also die Quecks i lbersahe die einzigen Desinfekt ionsmit te l , die eine 13eeinfiussung der Blu t -Alkohol - wer te nach der \ u Methode nicht hervorrufen .

I m folgenden sind noch e inmal der besseren Gegenfiber- s te l lung wegen die Durchschni t t swer te aus den zuerst ge- b rach ten Tabel len zusammengeste l l t , u m noch einige hier interessierende Pr~iparate erg~inzt:

Praparat Einwaage Titrmrt Blindwert Differenz

0,0645 O,O5OI o,o731 o, o6Io 0,075 o,o889 o,o68o 0 ,0600

477 496 489 500 486 496 487 496 483 487 479 487 482 487 473 477

I9 II

IO

9

4 8

5

4

Zephirol . . . . . Prosiopen . . . . . Sagrotan . . . . . Dljozol . . . . . . tt202 ...... Chloramin .... Rivanol ..... Chinosol .....

Es ist deut l ich zu erkennen, dab alle diese Desinfekt ions- mi t t e l die T i t ra t ionswer te in mehr oder weniger s t a rkem Mage beeinflussen.

Dagegen zeigen die en tsprechenden Durchschn i t t swer te yon Subl imat und O x y c y a n a t keine Vergnderungen der T i t ra t ionswer te :

I/ Praparat II Einwaage Tltrmrt Blindwert Differenz

Sublimat . . . . 0,0780 505 506 I Oxycyanat . . . . 0,0660 505 507 2

Die Des infekt ionsmi t te l lassen sich v o m Ges ich tspunkt der hier behande l ten Frages te l lung in 3 Gruppen eintei len:

I . Niittel, die sich auf der H a u t schnell verf lf ichtigen und bei entsprechender Zeitdifferenz zwischen Desinfekt ion und Eins t ich die Blu t -Alkoholwer te zwar n ieht ver~indern, aber deshalb ftir die Praxis der 131utentnahme nicht b rauchba r sind, well das restlose Verdunstenlassen nicht immer ab-

gewar te t werden kann bzw. abgewar te t wird. In diese Gruppe geh6ren Alkohol, ]&ther, 13enzin, Xylol .

2. Mittel, die sich auf der H a u t nicht , wohl aber im Wid- markschen ]3es t immungskolben verf l f lcht igen und bier die vorge leg te 13ichromatschwefels~ture reduzieren k6nnen. Zu dieser Gruppe geh6ren Dijozol, Prosiopen, Zephirol, Sagrotan , Rivanol , Chinosol, Wassers tof fsuperoxyd, ferner 13acillol, Alka]isol, Lysoform sowie die en tsprechenden Ersa tzpr / ipa ra te Liq. cresoli saponatus, Liq. fo rmaldehyd saponatus und Chloramin. Auch diese Mit te l sind ffir den Gebrauch vo r der 131utentnahme n ich t ve rwendbar .

3. Mittel , deren wirksame 13estandteile weder auf der H a u t noch bei den w~ihrend der Analyse ve rwende t en T e m p e r a t u r e n flfichtig sind und also die T i t ra t ionswer te m i t Sicherhei t n ich t beeinflussen. In die le tz te re Gruppe geh6ren Subl imat und Oxycyana t .

Diese Un te r suchungen d ien ten dem Zweck, die Feh le r - quel len bei der Widmarkschen B lu t -Alkoho lbes t immung wei tes tgehend auszuschal ten. Die Ergebnisse zeigen, dab fiir die Zwecke der Hautdes infek t ion , wie sie ffir die 131utentnahme zur Alkoholbes t imlnung nach WIDMARK gefibt wird, nur die Verwendung yon Subl imat und Oxycyanat zulgssig ist und von j edem Arz t unbed ing t die 13eachtung dieser Ta t sache gefor- der t werden muB.

L i t e r a t u r : x K. HOFFMANN, Klin. Fortbildg x936 (4. Erg.-Bd.). _ 2 H. ELBEL, Dtsch. Z. gerichtl, iVied. 25, 124 (1936).

Z U R KLINISCHEN B E D E U T U N G D E R ACETYL- CHOLINABBAUFAHIGKEIT DES

MENSCHLICHEN BLUTES. Won

Dr . T. v. VEREBELY jr . Aus der I. Chirurgischen Khnik der kgl. ung. Peter P~zmLny-Universitat in Budapest

(Vorstand: Prof. Dr. T. v. VEREB]gLY).

Die physiologische 13edeutung der Ace ty lcho l inabbau- fi ihigkeit des 13lutes is t zur Zeit noch n ich t vollst~indig ge- kl/irt. Zweifellos gibt es dem Acety lchol in gegenfiber empf ind- liche und unempf indl iche Menschen. Den Grund hierffir suchen GALEHR und PLATTNER 1 in der individuell sehwanken- den Acetylcholinabbaufghigkeit des Blutes, da nach ihren 13efunden eine verminderte Acetylcholinzersetzung mit Emp- findlichkeit gegenfiber dem Acetylcholin einhergeht. Dem- gegeniiber haben GOVAERTS, CAMBIER und VAN DOOREN 2 keinen wesentlichen Unterschied der Zersetzungsf~ihigkeit im Blute yon empfindlichen und unempfindlichen Menschen gefunden. INGVARSSON 3 kam zu einem ~ihnlichen Ergebnis, dab namlich das Blut empfindlicher und unempfindlicher Menschen in gleichen Zeitr~iumen ungefghr dieselbe Menge Acetylcholin zersetzt. Welche 13edeutung die verschiedenen Ergebnisse haben, ist wohl schwer zu entscheiden. Die Mittel- werte der in dem Schrifttum vorhandenen Angaben bezfig- lich der Zersetzungsf~higkeit stimmen mit den Mittelwerten meiner aus frfiheren Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse ungef~ihr tiberein. Es unterliegt keinem Zweifel, dal3 beson- ders bei /~Iberprfifung eines gr6Beren Materiales sich in dem Acetylcholinesterasegehalt des 131utes sehr groBe individuelle Unterschiede zeigen, wogegen bei einem bestimmten In- dividuum das Blur unter physiologischen VerhMtnissen stets dieselbe Menge yon Acetylcholin zersetzt. Nach dieser Beob- aehtung ist also der Gehalt des Blutes an diesem Ferment eine gewissermaBen konstitutionelle Eigenschaft. Physio- logische Vorg~inge, wie z. 13. die Nahrungsaufnahme (VERE- Bs Gravidit~it und Geburt (VALQUIST 5) beeinflussen die Zersetzungsfiihigkeit des 131utes nicht. Zwischen konstitutio- nellen Erkrankungen und dem Fermentgehalt des Blutes konnte kein Zusammenhang festgestellt werden, es konnte h6chstens nach VALQUIST 5 bei fortgesehrittenerer Tuberkulose eine Verminderung des Acetylcholin-Fermentgehaltes parallel mit der Verminderung der anderen Fermente des Blutes nach- gewiesen werden.

Im 13esitz dieser 13efunde ergibt sich nun die Frage, ob und wie die Zersetzfghigkeit des 131utes unter pathologischen