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Welche Filter bei der Narkose?

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Page 1: Welche Filter bei der Narkose?

| Der Anaesthesist 8·97724

Prof. Dr. med. K. UnertlKlinik für Anaesthesiologieund Transfusionsmedizin,Universitätsklinikum Tübingen,Hoppe-Seyler-Straße 3, D-72076 Tübingen&/fn-block:&bdy:

Rückhalterate unterschiedlich seinkann.

Beatmung mit trockener Luft führtzeitabhängig zu morphologischen Schä-den an der Tracheobronchialschleim-haut und damit zu einer Störung desSchleimtransportes [2]. Mit einer funk-tionellen und morphologischen Schädi-gung des Ziliarepithels muß gerechnetwerden, wenn die Atemgasfeuchtigkeitvon 14 bis 22 mg/l Luft unterschrittenwird. Physiologische Atemgasklimatisie-rung mit aktiven Befeuchtungssystemenoder mit passiven Wärme- und Feuch-tigkeitsaustauschern (HME-Filtern) sol-len dies vor allem bei Langzeitbeatmungverhindern. Da die Feuchtigkeit der Be-atmungsluft von verschiedenen Fakto-ren abhängt – sie nimmt mit steigendemFrischgasfluß ab und kann gesteigertwerden, wenn die Frischgaszufuhr vordem Atemkalk erfolgt – muß im Einzel-fall geprüft werden,ob durch die Anwen-dung eines HME-Filters ein Vorteil zuerwarten ist. Konrad et al. [6] konntenkürzlich zeigen, daß die Mukozilliar-funktion während einer durchschnitt-lich 6–7stündigen Anästhesie durch dieAnwendung eines HME-Filters nichtverbessert wurde, sofern ein Rückat-mungssystem verwendet wurde, derFrischgasfluß unter 3 l/min lag und dasFrischgas vor dem Atemkalk in dasKreissystem eingeleitet wurde. Die glei-chen Maßnahmen, niedrige Frischgas-flußrate und hoher Rückatmungsanteilsind auch in der Lage,Wärmeverluste zuverringern [5]. Die Reduktion von Wär-meverlusten durch HME-Filter wird alseher gering erachtet. Unter den ungün-stigsten Umständen,während Beatmungim halboffenen System, beobachtetenEckerbom et al. [3] in der Patienten-gruppe, die mit einem HME-Filter beat-met wurde, einen nur um 0,2 °C geringe-ren Temperaturabfall pro Stunde als inder Kontrollgruppe.

LeserfragenAnaesthesist1997 · 46:724–725 © Springer-Verlag 1997

■ Frage

Reicht bei der Narkose ein Bakterienfilter aus oderist ein HME-Filter erforderlich bzw. empfehlens-wert? Ist die Anwendung der beiden Filter von derNarkosedauer abhängig?

■ Antwort

Zu den grundlegenden hygienischenAnforderungen an die Narkosetechnikgehört es, Atemwegsinfekte, die durcheine Übertragung von Mikroorganis-men aus dem Beatmungssystem auf dieAtemwege des Patienten hervorgerufenwerden, zu vermeiden. Eine bakterielleKontamination des Narkosebeatmungs-gerätes konnte in der Vergangenheit anverschiedenen Stellen nachgewiesenwerden, so am Y-Stück, am Rückat-mungsbalg und an den Ventilsystemen[7–9]. Dennoch sind Narkosesystemekaum die Quelle von Infektionen desRespirationstraktes. Durch den Einsatzvon Bakterienfiltern konnte in einerprospektiven, randomisierten Untersu-chung die Häufigkeit postoperativerPneumonien auch nicht verringert wer-den [4]. Daraus ist zu schließen, daß derEinsatz von Bakterienfiltern nicht zwin-gend nötig ist. Die hygienischen Anfor-derungen werden erfüllt, wenn die An-ästhesieschlauchsysteme nach jederNarkose desinfiziert und gewechseltwerden; bakterienundurchlässige Filtererlauben es jedoch, das Anästhesie-schlauchsystem mehrfach zu verwen-den, so daß sich die Kosten für die Wie-deraufbereitung verringern lassen. Esbleibt also jeder Anästhesieabteilungüberlassen, die für sie jeweils kosten-günstigste Lösung zu praktizieren. Fürdie Retention von Mikroorganismensind Bakterienfilter oder Feuchtigkeits-saustauscher (Heat- and Moiszure Ex-changers, HME-Filter) [1] prinzipiell ingleicher Weise geeignet, wobei die

Welche Filterbei der Narkose?

RedaktionK. Peter, München

Zusammenfassend können die ge-stellten Fragen wie folgt beantwortetwerden:

1. Die Verwendung eines Bakterienfil-ters ist in der Regel ausreichend.2. Es ist nicht möglich, anzugeben, abwelcher Narkosedauer generell einHME-Filter verwendet werden sollte,um eine kritische Luftfeuchtigkeit nichtzu unterschreiten, da die Atemgasfeuch-tigkeit vom jeweils gewählten Narkose-beatmungsverfahren nachhaltig beein-flußt wird. Wird mit einem Frischgas-fluß von maximal 3 l/min beatmet undwird das Frischgas vor dem Atemkalk indas Rückatmungssystem eingeleitet, sokann auf die Verwendung von HME-Fil-tern selbst bei langdauernden Narkosenverzichtet werden, ohne daß negativeAuswirkungen auf die mukozilliäreFunktion zu befürchten sind.

Der Temperaturabfall während Anäs-thesie wird durch Verwendung einesHME-Filters nur geringfügig verringert.

Literatur1. Berry AJ,Nolte FS (1991) An alternative strate-

gy for infection control of anesthesiabreathing circuits: A laboratory assessmentof Pall HME Filter.

2. Burton JDK (1962) Effects of dry anaestheticgases on the respiratory mucous membra-ne. Lancet II:235–238

3. Eckerbom B,Lindholm CE (1990) Heat andmoisture exchangers and the body tempe-rature: a peroperative study.Acta Anaesthesiol Scand 34:538–542

4. Garibaldi RA,Britt MR,Webster C,Pace NL (1981)Failure of bacterial filters to reduce the in-cidence of pneumonia after inhalationa an-esthesia. Anesthesiology 54:364–368

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5. Gregorini P,Cangini D (1996) Control of bodytemperature during abdominal aortic sur-gery. Acta Anaesthesiol Scand 40:187–190

6. Konrad F,Mezödy M,Goertz A,Marx T,GeorgieffM (1996) Einfluß eines Wärme- und Feuch-tigkeitsaustauschers (HME) auf den bron-chialen Schleimtransport im Rückatemnar-kosesystem. Anaesthesist 45:802–806

7. Pandit SK,Mehta S,Agarwal SC (1967) Risk ofcross-infection from inhalation anaestheticequipment. Br J Anaesth 39:838–844

8. Wingw-Heden K (1962) Bacteriologic studieson anaesthetic apparatus.Acta Chir Scand 124:294–303

9. Ziegler C,Jacoby J (1956) Anesthetic equip-ment as a source of infection.Anesth Analg 35:451–459

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Buchbesprechung