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WIRECARD AG JAHRESABSCHLUSS EINZELGESELLSCHAFT 31. DEZEMBER 2015

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W I R E C A R D A G

JAHRESABSCHLUSS EINZELGESELLSCHAFT 31. DEZEMBER 2015

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L A G E B E R I C H T I . G R U N D L A G E N D E R W I R E C A R D A G

I.1. Struktur, Organisation und Mitarbeiter

1

I. Grundlagen der Wirecard AG

1. STRUKTUR, ORGANISATION UND MITARBEITER

1.1 Holding-Unternehmen Wirecard AG

Die Holding Wirecard AG mit Sitz in Aschheim bei München steuert den Erwerb und die Verwal-

tung zahlreicher inländischer wie ausländischer Tochterunternehmen. Sie leistet für den globalen

Technologiekonzern die strategische Unternehmensplanung und die zentralen Aufgaben Human

Resources, Treasury, Controlling, Accounting, Legal, Risk Management, M&A und Financial Con-

trolling, Corporate Communications und Investor Relations, Strategische Allianzen und Business

Development sowie Facility Management. Die Leitung des Konzerns obliegt der Verantwortung

des Vorstands der Wirecard AG.

Ihre Tochterunternehmen unterstützen Unternehmen dabei, elektronische Zahlungen aus allen

Vertriebskanälen anzunehmen. Als führender unabhängiger Anbieter bietet die Wirecard-Gruppe

Outsourcing- und White-Label-Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr. Über eine glo-

bale Omni-Channel-Plattform stehen internationale Zahlungsakzeptanzen und –verfahren mit er-

gänzenden Lösungen zur Betrugsprävention zur Auswahl. Für die Herausgabe eigener Zahlungs-

instrumente in Form von Karten oder mobilen Zahlungslösungen stellt die Wirecard Gruppe

Unternehmen die komplette Infrastruktur inklusive der notwendigen Lizenzen für Karten- und Kon-

toprodukte bereit.

Da das Risiko, die Chancen und die wesentlichen Einflussgrößen in dieser Struktur wesentlich

von den Tochterunternehmen der Wirecard AG beeinflusst werden, wird hier in ihrem Lagebericht

auch darauf Bezug genommen.

Im weiteren Bericht wird zwischen der Einzelgesellschaft (nachfolgend Wirecard AG) und dem

Konzern (nachfolgend Wirecard-Konzern oder Wirecard Gruppe) unterschieden.

1.2 Tochterunternehmen

Der Wirecard-Konzern gliedert sich in verschiedene Tochtergesellschaften. Diese führen das ge-

samte operative Geschäft. Sie sind als Software- und IT-Spezialisten für Outsourcing- und White-

Label-Lösungen in der Zahlungsabwicklung und für die Herausgabe von Issuing-Produkten posi-

tioniert.

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Im Berichtsjahr haben sich zahlreiche Veränderungen in der Konzernstruktur ereignet. Die Pay-

ment Link Pte. Ltd. (Singapur) und die Korvac Payment Services (S) Pte. Ltd. (Singapur) wurden

mit Wirkung zum 1. Januar 2015 in die System@Work Pte. Ltd. (Singapur) integriert. Die Sys-

tems@Work Pte. Ltd. wurde mit Wirkung zum 22. Januar 2015 umbenannt in Wirecard Singapore

Pte. Ltd., weiterhin mit Sitz in Singapur.

Am 23. Februar 2015 wurde der Erwerb der Wirecard India Private Limited (vormals Visa Proces-

sing Service (India) Pte. Ltd., Umbenennung am 14. August 2015) abgeschlossen.

Am 12. Mai 2015 wurde die Amara Technology Africa Proprietary Limited in Wirecard Africa Hol-

ding (Pty) und am 13. Mai 2015 deren Tochtergesellschaft Amara Tech Proprietary Ltd. in Wirecard

South Africa (Pty) Ltd umbenannt.

Am 27. Oktober 2015 hat Wirecard die Akquisition des Payment-Geschäfts der Great Indian (GI)

Retail Group vereinbart. Die GI Retail Group ist unter anderem im Bereich der elektronischen Zah-

lungsabwicklung tätig und bietet E-Commerce-Lösungen mit Zahlungsabwicklung in lokalen Ein-

zelhandelsgeschäften (Retail-Assisted-E-Commerce). Wirecard übernimmt nach Abschluss der

gesamten Transaktion 100 Prozent der Anteile an den verbundenen Unternehmen, die ihre Zah-

lungsdienste vorwiegend unter den Marken „iCASHCARD" „Smartshop" anbieten. Zudem über-

nimmt Wirecard 60 Prozent der Anteile der GI Technology Private Limited (GIT), einem lizensierten

Herausgeber von Prepaid-Zahlungsinstrumenten (PPI) in Indien, mit Wirkung vom 1. März 2016.

Mit dieser Gesamttransaktion übernimmt Wirecard ein Team von mehr als 900 Mitarbeitern und

stärkt sein Engagement im Wachstumsmarkt Indien. Für die Gesellschaften Hermes I Tickets Pte

Ltd mit der Tochtergesellschaft GI Philippines Corp und für die Star Global Currency Exchange

Pte Ltd, Bangarlore (Indien) erlangte die Wirecard bereits zum 30. Dezember 2015 die Beherr-

schung.

Mit der American Payment Holding Inc. in Toronto (Kanada), sowie der Payment Technology Ltd.

in Wilmington, Delaware(Vereinigte Staaten von Amerika) gründete Wirecard eine Gesellschaft zur

Vorbereitung eines zukünftigen Markteinstiegs.

Nach Berichtszeitraum wurde am 22. Februar 2016 die Übernahme des brasilianischen Zahlungs-

dienstleisters Moip Pagamentos S.A. mit dem Standort Sao Paulo bekanntgegeben. Über den

Markteintritt in Brasilien werden zukünftig weitere Märkte Lateinamerikas angesprochen. Am 29.

Feburar 2016 wurde die der rumänische Zahlungsdienstleister Provus Group mit Sitz in Bukarest

übernommen. Die Provus Group ist Dienstleister im Bereich Acquiring- und Issuingprozessing

sowie der technischen Zahlungsabwicklung. Über die Akquisition wird die Expansion in Osteuropa

verstärkt.

Ebenfalls nach Berichtszeitraum wurde am 29. Februar 2016 die GFG Group Limited in Wirecard

NZ Limited und deren Tochterunternehmen die GFG Group (Aust) Pty. Ltd. in Wirecard Australia

Pty Ltd umbenannt.

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I.1. Struktur, Organisation und Mitarbeiter

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Wesentliche Tochterunternehmen:

Eine Auflistung aller Tochterunternehmen innerhalb des Konzernverbunds finden Sie im Konsoli-

dierungskreis im Konzernabschluss.

1.3 Vorstand und Aufsichtsrat

Das Vorstandsgremium der Wirecard AG setzte sich zum 31. Dezember 2015 unverändert aus drei

Mitgliedern zusammen:

– Dr. Markus Braun, Vorstandsvorsitzender, Technikvorstand

– Burkhard Ley, Finanzvorstand

– Jan Marsalek, Vertriebsvorstand

Im Aufsichtsrat der Wirecard AG fanden keine Veränderungen statt. Das Gremium setzte sich zum

31. Dezember 2015 wie folgt zusammen:

– Wulf Matthias, Vorsitzender

– Alfons Henseler, stellv. Vorsitzender

– Stefan Klestil, Mitglied

Das Vergütungssystem des Vorstands sowie des Aufsichtsrats besteht aus fixen und variablen

Bestandteilen. Nähere Informationen hierzu finden sich im Corporate-Governance-Bericht.

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1.4 Mitarbeiter

Die durchschnittliche Zahl der festangestellten Mitarbeiter in der Einzelgesellschaft Wirecard AG

hat sich gegenüber dem Vorjahr zum Stichtag von 66 auf 75 verändert. Davon waren 16 Mitarbei-

ter (Vorjahr: 13 Mitarbeiter) in Teilzeit beschäftigt.

Die hoch qualifizierten und internationalen Mitarbeiter des Wirecard Konzerns sind ein wesentli-

cher Faktor des Geschäftserfolgs in allen Bereichen des Konzerns. Durch ihre Leistung und En-

gagement ist es Wirecard als Innovationstreiber möglich, sich als führender Spezialist für Zah-

lungsabwicklung und Issuing zu positionieren.

Wirecard als attraktiver Arbeitgeber

Wirecard ist ein junges, dynamisches und ambitioniertes Technologieunternehmen, das mit dem

Spirit eines wachstumsstarken Start-ups und dem Anspruch eines globalen TecDax-Konzerns ein

beliebter Arbeitgeber ist.

Der Wirecard-Konzern bietet seinen Mitarbeitern eine langfristige Perspektive und Aufstiegschan-

cen in einem stark wachsenden, erfolgreichen Unternehmen. Hinzu kommt ein moderner Arbeits-

platz am Firmenhauptsitz mit zusätzlichen betrieblichen Leistungen wie Kantine, Fitnessbereich,

Incentives und Mitarbeiterveranstaltungen. Hinsichtlich der Personalstrategie wird darauf geach-

tet, kontinuierlich die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen. Mit der sogenannten Vertrauensgleitzeit,

die bereits vor einigen Jahren eingeführt wurde, verfügen die Arbeitnehmer über flexible, der je-

weiligen Abteilung angepasste Arbeitszeiten. Durch eine mobile Präsenzkultur wird es Mitarbei-

tern ermöglicht, Kinderbetreuung und Arbeitszeiten bestmöglich zu vereinbaren. Geboten wird

zudem, eine Auszeit, auch Sabbatical genannt, von drei bis sechs Monaten zu nehmen.

Personalstrategie

Eckpunkte der Personalstrategie sind, die bestehenden Mitarbeiter bestmöglich zu fördern, Talent,

Potenzial und Kompetenz freizusetzen und an das Unternehmen zu binden sowie die Verfügbar-

keit von aktuell und zukünftig gesuchtem Personal sicherzustellen. Weiterhin ist es das Ziel, die

Diversität der Mitarbeiter unabhängig von Herkunft und Geschlecht zu fördern. Die Strategie stellt

daher die Eckpunkte Personalmarketing, Personalauswahl, Personalentwicklung und Personal-

bindung und Diversity in den Mittelpunkt.

Personalmarketing

Das nachhaltige Wachstum des Wirecard-Konzerns erfordert es, die zukünftige Verfügbarkeit qua-

lifizierter Mitarbeiter und Talente, insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung sowie IT,

sicherzustellen. Um Studenten und Absolventen gezielt anzusprechen, wurde im Berichtszeitraum

verstärkt begonnen, den Arbeitgeber Wirecard auf relevanten Karriere- und Recruitingmessen vor-

zustellen und zu bewerben. Zusätzlich wurde 2015 zum ersten Mal in erfolgreicher Partnerschaft

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I.1. Struktur, Organisation und Mitarbeiter

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mit der renommierten Technischen Universität München (TUM) ein IT-Förderprojekt mit integrier-

tem Praktikum im Bereich Mobile Payment durchgeführt. Sowohl die Präsenz auf Messen als auch

die neu entstandene Universtitätspartnerschaft mit der TUM werden zukünftig verstärkt eingesetzt.

Neben Absolventen und Berufseinsteigern ist es von großer Bedeutung, erfahrene Fachkräfte zu

gewinnen. Um sowohl dem hohen Anspruch an die Qualität der neuen Mitarbeiter gerecht zu

werden als auch den hohen Bedarf zu decken, arbeitet Wirecard eng mit Personaldienstleistern

und Serviceagenturen zusammen, die auf die Vermittlung von IT-Spezialisten fokussiert sind.

Personalauswahl und Einführung

Wesentlich für eine schnelle und erfolgreiche Integration neuen Personals ist die bedarfsorientierte

Auswahl. Als Arbeitgeber möchte es der Wirecard-Konzern seinen neuen Mitarbeitern ermögli-

chen, ihr volles Leistungspotenzial schnellstmöglich auszuschöpfen. In Kooperation mit Dienst-

leistern sowie bei der eigenständigen Auswahl von Kandidaten liegt der Fokus, neben den cha-

rakterlichen Eigenschaften und der Sozialkompetenz des Bewerbers, vor allem darauf, dass

dessen Profil und die Anforderung der zu besetzenden Stelle möglichst passgenau übereinstim-

men. Der Auswahlprozess sieht deshalb besonders im Bereich Forschung und Entwicklung und

IT neben persönlichen Auswahlgesprächen auch eine intensive Beurteilung der fachlichen Kennt-

nisse und Fähigkeiten vor.

Angepasst an Unternehmensbereich und Einsatzgebiet, erfolgt eine individuelle Einarbeitung

neuer Mitarbeiter durch Vorgesetzte und Kollegen. Zentrale Einführungsveranstaltungen durch die

Personalabteilung sowie durch einzelne operative Konzerneinheiten bieten neuen Mitarbeitern die

Chance und Möglichkeit, sich schnell zu integrieren, ein internes Netzwerk und firmenspezifisches

Wissen aufzubauen.

Personalentwicklung

Die Personalabteilung unterstützt die Führungskräfte dabei, Mitarbeiter bestmöglich entspre-

chend ihren individuellen Fähigkeiten und Qualifikationen zu entwickeln.

Für die Führungskräfte des Wirecard-Konzerns sind die Beachtung sozialer Grundprinzipien sowie

ausgeprägtes unternehmerisches Handeln unerlässlich. Sie sind interkulturell aufgeschlossen und

setzen mit ihrem Führungsstil auf ein offenes Klima, das Mitarbeiter stärker in Entscheidungspro-

zesse einbindet und den Teamgeist fördert mit dem Ziel, Ideen zu entwickeln und Innovationen

voranzutreiben.

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Eines der wesentlichen Instrumente unserer kontinuierlichen Personalentwicklung stellt die indi-

viduelle, auf die jeweilige Person zugeschnittene Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter im Zu-

sammenspiel mit den Unternehmenszielen dar. Dabei wird die persönliche Entwicklung des Ein-

zelnen dem Kontext des unternehmerischen Erfolgs zugrunde gelegt, um Mitarbeitern speziell auf

sie zugeschnittene Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen.

Regelmäßige Entwicklungsdialoge zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern und dabei vereinbarte

Leistungsziele unterstützen unsere Mitarbeiter dabei, ihre Fähigkeits-, Leistungs- und Persönlich-

keitspotenziale in beidseitigem Interesse zur Geltung zu bringen. Flankierend wird auf Personalent-

wicklungsmaßnahmen gesetzt, die die Stärken der Mitarbeiter weiter ausbauen. Soweit möglich,

bietet Wirecard seinen Mitarbeitern interessante Perspektiven, damit sie sich auf Wunsch auch in

anderen Aufgabenbereichen weiterentwickeln können.

Diversity

Der Wirecard-Konzern setzt sich für Chancengleichheit in allen Bereichen ein und legt Wert darauf,

allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer kulturellen- oder religiösen Zugehörigkeit,

ihrem Geschlecht oder ihrem Alter die gleichen Möglichkeiten zu bieten. Wirecard ist stolz auf

diese Vielfalt innerhalb der Personalstruktur und lebt Vielfalt als Kern seiner Unternehmenskultur

vor. Wirecard beschäftigt Mitarbeiter aus über 80 Nationen weltweit. Als junger, innovativer und

interkulturell aufgeschlossener Konzern bindet Wirecard die Mitarbeiter in Entscheidungspro-

zesse ein. Ein offenes und rücksichtsvolles Miteinander und die gegenseitige Wertschätzung so-

wie flache Hierarchien zeichnen Wirecard als Arbeitgeber aus.

Durch gezielte Employer-Branding-Maßnahmen positioniert sich Wirecard als attraktiver Arbeit-

geber, um Fachkräfte aus allen Bereichen weltweit zu rekrutieren. Aufgrund des dynamischen

Wachstums im Berichtsjahr sowie des zu erwarteten zukünftigen Bedarfs erfolgt eine Internatio-

nalisierung und Diversifizierung der Ressourcenplanung und des Gewinns von Talenten. Neben

weltweit verteilten Entwicklungszentren, deren Mitarbeiter wesentlich zur gesamten Forschung

und Entwicklungsleistung des Konzerns beitragen, werden zunehmend auch für den Konzernsitz

in Aschheim internationale Fachkräfte rekrutiert.

Wirecard sieht seine Mitarbeiter nicht als reine Arbeitskräfte und weiß um die Wichtigkeit des

Wohlbefindens des Einzelnen für den Erfolg der Gruppe. Um speziell ausländische Mitarbeiter bei

der beruflichen wie privaten Integration zu unterstützen, engagiert sich Wirecard mit Maßnahmen

wie Deutschkursen, der Beauftragung von Re-Location-Agenturen oder sogenannten Newcomer-

circles. Diese dienen als Anlaufstelle für alle Belange des persönlichen oder professionellen Le-

bens in München und Deutschland.

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I.1. Struktur, Organisation und Mitarbeiter

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Im Verlauf des Geschäftsjahres 2015 hat der Wirecard-Konzern im Durchschnitt 2300 Mitarbeiter

(2014: 1750), jeweils ohne Vorstände der Wirecard AG und Auszubildende, beschäftigt. Hiervon

waren 55 (2014: 38) als Vorstandsmitglieder bzw. Geschäftsführer bei einem Tochterunternehmen

angestellt. Die Mitarbeiter der Wirecard Gruppe verteilten sich zum Stichtag 31. Dezember 2015

auf folgende Regionen:

– Deutschland: 948 (Vorjahr:789)

– Europa außer Deutschland: 220(Vorjahr:125)

– Nahost und Afrika (MEA): 55(Vorjahr: 45)

– Asien & Ozeanien (APAC): 1,870(Vorjahr: 886)

– Americas (AMER): 3(Vorjahr:0)

Mitarbeiter nach Regionen (Werte gerundet)

Der Anteil der weiblichen Mitarbeiter der Wirecard Gruppe beläuft sich in Deutschland auf 441

zum Stichtag 31. Dezember 2015, dies sind rund 47 Prozent der gesamten Beschäftigten (31.

Dezember 2014: 340 weibliche Mitarbeiter, rund 43 Prozent). In der ersten Führungsebene (direkte

Berichterstattung an den Vorstand) arbeiteten im Jahr 2015 (zum Stichtag) 5 Frauen und 8 Männer

in Deutschland (2014: Frauen 5, Männer 9). Innerhalb der zweiten Führungsebene sind 14 weibli-

che und 17 männliche Führungskräfte in Deutschland beschäftigt (2014: Frauen 12, Männer 13).

Deutschland 31%

Europa7%

Naher Osten und Afrika2%

Asien/ Pazifik 60%

Americas0%

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2. GESCHÄFTSTÄTIGKEIT UND PRODUKTE

2.1 Geschäftstätigkeit

Financial Technology für mehr als 22.000 Kunden.

Überblick

Als eines der weltweit führenden Technologiekonzerne für elektronische Zahlungsabwicklung und

Bezahllösungen setzt Wirecard auf die Entwicklung eigener Innovationen. Neben kundenspezifi-

schen Lösungen bietet die Wirecard Gruppe eine Vielzahl an softwarebasierten Payment- und

Banking-Produkten für den Omni-Channel-Commerce.

Die Wirecard-Gruppe unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung ihrer internationalen Payment-

Strategien für alle Vertriebskanäle. Über eine globale Multi-Channel-Plattform stehen lokale und

internationale Zahlungsakzeptanzen und -verfahren mit entsprechenden Lösungen zur Be-

trugsprävention zur Auswahl.

Für das Geschäftsfeld Issuing, das die Herausgabe eigener Zahlungsinstrumente in Form von

physischen oder digitalen Zahlungslösungen umfasst, stellt Wirecard Unternehmen die komplette

operative Infrastruktur optional inklusive der notwendigen Issuing-Lizenzen von Visa und Master-

Card für Karten- und Finanzdienstleistungen sowie für Konten- und Bankprodukte bereit.

Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell der Wirecard Gruppe stützt sich überwiegend auf transaktionsbasierte Ge-

bühren für die Nutzung der Dienstleistungen im Bereich der elektronischen Zahlungsabwicklung.

Durchgängige Lösungen entlang der Wertschöpfungskette (End-to-end-Solutions) werden sowohl

für Payment- und Acquiring-Leistungen als auch für Issuing-Lösungen angeboten. Die flexible

Kombination aus Technologie-, Service- und Bankdienstleistungen macht Wirecard zu einem ein-

zigartigen Partner für Kunden jeder Branche und jeder Größe.

Differenzierungsmerkmale

Zu den wesentlichen Alleinstellungsmerkmalen, die Wirecard auszeichnen, gehören die Kombina-

tion aus Technologie und Finanzprodukten, die globale Ausrichtung der Zahlungsplattform und

innovative Lösungen, um Zahlungen effizient und sicher für Händler abwickeln zu können. So

kann die Wirecard-Gruppe Kunden aus allen Industrien branchenspezifische Komplettlösungen

bestehend aus Kartenherausgabe, Zahlungsabwicklung, Risikomanagement, Kartenakzeptanz

und zusätzlichen Bank- und Mehrwertdiensten anbieten.

Der überwiegende Anteil des Konzernumsatzes wird aus Geschäftsbeziehungen zu Anbietern von

Waren oder Dienstleistungen im Internet generiert, die ihre elektronischen Zahlungsprozesse an

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I.2. Geschäftstätigkeit und Produkte

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die Wirecard auslagern. Die technischen Dienstleistungen rund um die Abwicklung und Risikoprü-

fung von Zahlungstransaktionen, wie sie ein sogenannter Payment Service Provider leistet, und

die Kreditkartenakzeptanz durch die Wirecard Bank AG sind somit eng miteinander verknüpft.

Kernbranchen

Die Geschäftstätigkeit der Wirecard Gruppe in ihrem Kerngeschäft gliedert sich in drei maßgebliche

Zielbranchen, die plattformübergreifend mit branchenspezifischen Lösungen und Dienstleistungen

sowie verschiedenen Integrationsoptionen adressiert werden:

- Konsumgüter Hierzu zählen Händler, die an ihre Zielgruppe (B2C oder B2B)

physische Produkte vermarkten. Das Kundensegment setzt sich dabei

aus Unternehmen unterschiedlicher Größe zusammen, vom

E-Commerce-Start-up bis zum internationalen Großkonzern. Darunter

sind Internet-Pure-Player, Multi-Channel-, Teleshopping- und rein stati-

onäre Händler. Die Branchensegmentierung ist dabei sehr

vielfältig: von klassischen Branchen wie z.B. Bekleidung, Schuhe,

Sportausrüstung, Bücher/DVDs, Unterhaltungselektronik,

Computer/IT-Peripherie, Möbel/Einrichtung, Tickets, Kosmetik usw. bis

hin zu Multi-Plattform-Strukturen oder Marktplätzen.

- Digitale Güter Diese Branche umfasst Geschäftsmodelle wie Internetportale,

Anbieter von Downloads, App-Softwarefirmen, Karriere-Portale, Da-

ting-Portale, Games-Anbieter, Telekommunikationsanbieter, Internet-

Telefonie, Sportwetten und Glücksspiele wie Poker.

- Reise und Transport Das Kundenportfolio in dieser Branche setzt sich größtenteils aus Flug-

gesellschaften, Hotelketten, Reiseportalen, Touristikveranstaltern, Rei-

sebüros, Mietwagengesellschaften, Fähren und Kreuzfahrtlinien sowie

Transport- und Logistikunternehmen zusammen.

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2.2 Segmente der Berichterstattung

Die Wirecard-Gruppe berichtet über ihre Geschäftsentwicklung aus drei Segmenten.

Payment Processing & Risk Management (PP&RM)

Das größte Segment der Wirecard Gruppe ist Payment Processing & Risk Management

(PP&RM). Auf diesen Bereich entfallen alle Produkte und Leistungen für elektronische Zahlungs-

abwicklung und Risikomanagement.

Die Geschäftstätigkeit der im Berichtssegment Payment Processing & Risk Management zusam-

mengefassten Unternehmen der Wirecard Gruppe umfasst ausschließlich Produkte und Dienstleis-

tungen, die sich mit der Akzeptanz bzw. Durchführung und der nachgelagerten

Verarbeitung von elektronischen Zahlungsvorgängen sowie damit verbundener Prozesse befassen.

Die Niederlassungen bzw. Unternehmen der Wirecard Gruppe mit Standorten außerhalb Deutsch-

lands dienen vornehmlich dem regionalen Vertrieb und der Lokalisierung der Produkte und Dienst-

leistungen der gesamten Firmengruppe.

Über eine einheitliche, die verschiedenen Produkte und Dienstleistungen übergreifende

technische Plattform bietet Wirecard seinen Kunden Zugang zu einer Vielzahl von Zahlungs- und

Risikomanagementverfahren.

Acquiring & Issuing (A&I)

Das Segment Acquiring & Issuing (A&I) komplettiert und erweitert die Wertschöpfungskette der

Wirecard Gruppe. Im Geschäftsfeld Acquiring werden Händlern die Abrechnungen von Kreditkar-

tenumsätzen bei Online- und Terminalzahlungen angeboten.

Darüber hinaus können Händler ihren transaktionsorientierten Zahlungsverkehr in zahlreichen

Währungen über bei der Wirecard Bank AG geführte Konten abwickeln.

Im Bereich Issuing werden Prepaid- und Debitkarten an Privat- und Geschäftskunden herausgege-

ben. Privatkunden werden darüber hinaus Girokonten kombiniert mit Prepaidkreditkarten und

ec/Maestro-Debitkarten angeboten.

Die Leistungen Issuing und Acquiring werden über die Acquiring & Issuing GmbH und den über die

Tochtergesellschaften, Wirecard Bank AG, Wirecard Card Solutions Ltd., Wirecard Ödeme ve

Elektronik Para Hizmetleri A.Ş., Istanbul (Türkei) (vormals: Mikro Ödeme Sistemleri İletişim San.ve

Tic. A.Ş.) angebotenen Finanzdienstleistungen bereitgestellt. Über Partnerschaften mit lokalen bzw.

regionalen Finanzdienstleistern erweitert die Wirecard AG das Netzwerk an Finanzdienstleistungen

über Europa hinaus, um somit als Full-Service-Dienstleister in nicht europäischen Märkten aufzu-

treten sowohl für lokal agierende Händler als auch für solche mit internationalen Aktivitäten.

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I.2. Geschäftstätigkeit und Produkte

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Call Center & Communication Services (CC&CS)

Im Segment Call Center & Communication Services (CC&CS) wird die komplette Wertschöp-

fungstiefe der Callcenter-Aktivitäten für Kunden abgebildet. Darüber hinaus werden die Call Cen-

ter & Communication Services im Rahmen des Karteninhaberservice für Lösungen der Wirecard

wie myCard2Go, Orange Cash o.-ä. eingesetzt, aber auch für die After-Sales-Betreuung unserer

Kunden oder auch Mailingaktivitäten.

2.3 Produkte und Lösungen

Die Wirecard-Gruppe unterstützt Unternehmen in allen Bereichen der elektronischen Zahlungs-

abwicklung. Alle dafür notwendigen Leistungen werden innerhalb der Wirecard Gruppe angeboten.

Wirecards IP-basierte Plattform ermöglicht die bedarfsgerechte Verknüpfung sämtlicher Produkte

und Services. Dadurch ist es möglich, Kunden und Partnern ein auf deren Bedürfnisse passgenau

abgestimmtes Angebot anzubieten. Zahlungsabwicklung und Herausgabe von Zahlungsinstru-

menten können über alle Vertriebskanäle, egal ob online, mobile oder stationär angeboten und

mit Risikomanagement, Zusatzdiensten und Services kombiniert werden. Mithilfe der flexiblen

Struktur der Plattform ist Wirecard der ideale Partner, um Kunden bei den Herausforderungen des

Omni-Channel-Vertriebs zu unterstützen.

Multi-Channel Payment Gateway – globale Zahlungsabwicklung

Wirecards Payment Gateway, das mit über 200 internationalen Zahlungsnetzwerken (Banken,

Zahlungslösungen, Kartennetzwerken) verbunden ist, stellt technische Zahlungsabwicklung und

Acquiring-Akzeptanzen über die Wirecard Bank und globale Bankpartner inklusive integrierter Ri-

siko- und Fraud-Management-Systeme zur Verfügung.

Zusätzlich stehen länderspezifische, alternative Zahlungs- und Debitkartensysteme sowie bran-

chenspezifische Zugangslösungen wie BSP – Billing Settlement Plan im Airline-Bereich oder die

Verschlüsselung von Zahlungsdaten beim Zahlungstransfer (Tokenisierung) bereit. Darüber hinaus

bietet Wirecard Händlern die Callcenter-Dienstleistungen (24/7) mit ausgebildeten Muttersprach-

lern in 16 Fremdsprachen an und unterstützt dadurch die Händler bei der Bestellannahme und der

Betreuung der Kunden.

Durch eine modulare und serviceorientierte Technologiearchitektur kann der Wirecard Konzern

jederzeit Geschäftsprozesse flexibel und marktgerecht anpassen und hierdurch zügig auf neue

Anforderungen von Kunden reagieren. Insbesondere wird der Omni-Channel-Ansatz konsequent

in der Plattform umgesetzt. Transaktionen werden unabhängig vom Ort der Bezahlung (Ladenge-

schäft, Internetshop, mobile Applikation, Telefon, Mail etc.) über die softwarebasierte Plattform

verarbeitet. Händler können somit alle ihre Geschäftsprozesse aus den verschiedenen Verkaufs-

kanälen flexibel gestalten und mithilfe des Echtzeit-Reportings und den Business-Intelligence-

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Werkzeugen überwachen und optimieren. Die internetbasierte Architektur der Plattform ermög-

licht es dabei, einzelne Prozessschritte zentral an einem Standort oder alternativ verteilt in den

jeweiligen Tochterunternehmen und weltweit an unterschiedlichen Standorten abzuwickeln.

Die Wirecard-Gruppe unterstützt sämtliche Vertriebskanäle mit der Zahlungsakzeptanz für Kredit-

karten und alternative Zahlungslösungen (Multi-Brand), der technischen Verarbeitung von Trans-

aktionen (Processing) sowie der Auszahlung in mehreren Währungen (Settlement) und bietet

mPOS sowie In-App-Payment-Softwarelösungen sowie entsprechende auf IP-Technologie basie-

rende POS-Terminal-Infrastruktur und zahlreiche weitere Dienstleistungen.

Payment Acceptance Solutions – Zahlungsakzeptanz/Kreditkarten-Acquiring

Die von den Händlern in Anspruch genommenen technischen Dienstleistungen zur Zahlungsab-

wicklung und zum Risikomanagement werden zumeist in Kombination mit den Acquiring-Dienst-

leistungen der Wirecard Bank AG und/oder von Finanzdienstleistungspartnern der Wirecard AG

beansprucht.

Neben der Principal Membership bei Visa und MasterCard bestehen Acquiring-Lizenzvereinba-

rungen mit JCB, American Express, Discover/Diners, UnionPay sowie UATP. Bankdienstleistun-

gen wie Währungsmanagement ergänzen die Auslagerung der Finanzprozesse.

Issuing Solutions

Die Wirecard-Gruppe verfügt über Issuing-Lizenzen für Visa und MasterCard sowie eine E-Geld-

Lizenz und eine Vollbanklizenz für den SEPA-Raum. Darüber hinaus besitzt das Unternehmen über

langjährige Erfahrung in der Herausgabe von unterschiedlichen Kartenprodukten wie Kredit-, De-

bit- und Prepaidkarten. Das umfassende Angebot beinhaltet außerdem das Führen von Karten-

konten und die Verarbeitung von Kartentransaktionen (Issuing Processing). Neben eigenen Kar-

tenprodukten ermöglicht Wirecard seinen Kunden und Partnern, Kreditkarten in Form von

physischen Kartenprodukten (nicht NFC-fähige und kontaktlose Karten sowie NFC-Sticker) her-

auszugeben oder virtuelle Karten für den Einsatz im E-Commerce zu nutzen. Zusätzlich bietet

Wirecard mobile Lösungen zur Bezahlung im stationären Handel oder für In-App-Payment an.

Ergänzt wird das Portfolio durch die Herausgabe von kartenbasierten Zahlungslösungen für so-

genannte Wearables (tragbare, internetfähige Geräte wie Fitnessarmbänder oder internetfähige

Uhren) für das kontaktlose Bezahlen.

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I.2. Geschäftstätigkeit und Produkte

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Mobile Lösungen

Wirecard bietet seinen Kunden und Partnern eine führende Rolle bei der Akzeptanz und Heraus-

gabe von mobilen Bezahllösungen. Ermöglicht werden sowohl die Akzeptanz von Zahlungen über

mobile Geräte im Bereich mPOS als auch Lösungen im Bereich Mobile Banking sowie die Her-

ausgabe von innovativen Issuing-Produkten für die Nutzung von mobilen Geräten wie Smartpho-

nes oder Wearables bei der Bezahlung im stationären Handel.

Unter mPOS versteht sich die Akzeptanz von kartenbasierten Zahlungen über mobile Geräte. Er-

möglicht wird dies beispielsweise über die Nutzung eines mobilen Kartenlesegeräts, das mit ei-

nem Smartphone kombiniert wird, um dieses als mobiles elektronisches Kartenterminal zu ver-

wenden.

Wirecard ermöglicht Kunden die nahtlose Einbindung der Zahlungsabwicklung in Applikationen

für mobile Geräte und die sichere Abwicklung der entsprechenden Transaktionen. Der In-App-

Payment-Service von Wirecard gestattet Händlern einen konsistenten Verkaufsprozess von Waren

oder Dienstleistungen direkt aus einer mobilen Anwendung anzubieten.

Mobile Wallets bzw. mobile Zahlungs-Applikationen (Mobile Payment Apps) ermöglichen das kon-

taktlose Bezahlen über Smartphones unter Nutzung der Nahfunktechnologie NFC (Near Field

Communication). Dabei werden die verschlüsselten Kartendaten entweder auf einer NFC-fähige

SIM-Karte, im Gerät selbst, oder aber über das sogenannte Host-Card-Emulation-Verfahren in der

sicheren Serverumgebung des Herausgebers gespeichert. Der Nutzer hält zur Bezahlung sein Ge-

rät an ein NFC-fähiges Kartenterminal. Über die Applikationen auf dem Gerät des Nutzers können

unter anderem die Transaktionsdaten in Echtzeit nachverfolgt, die Karte verwaltet oder Zusatz-

dienste wie Kundenbindungsprogramme oder Coupons eingebunden werden. Wirecard ergänzt

dabei die mobilen Zahlungsanwendungen um die technische Zahlungsabwicklung, das Führen

der Kundenkonten und weitere Funktionalitäten wie Peer-to-Peer-Geldsendefunktionen oder

Mehrwertdienste.

Über Baukästen für Softwareentwickler, sogenannte SDKs (Software Developer Kits), ermöglicht

es Wirecard Händlern, Finanzdienstleistern und anderen Unternehmen, mobile Bezahlverfahren,

auch auf Basis von HCE, in eigene mobile Applikationen und Geräte zu integrieren.

Mehrwertdienste/Card linked offers/Couponing und Loyalty

Der Bereich Mehrwertdienste dient dazu, Händlern und Partnern die Möglichkeit zur persönlichen

Ansprache von Kunden, zielgruppenorientierte Werbung, Benachrichtigungen über Angebote und

Gutscheine sowie Kundenbindungsprogramme zu bieten. Ganz im Trend der Konvergenz von Ver-

triebskanälen und Zahlungssystemen werden Dienste angeboten, die es Kunden ermöglichen, mit

einem einmal registrierten Zahlungsmittel vertriebskanalübergreifend an Mehrwertdiensten zu par-

tizipieren. Das in die Software-Plattform integrierte Couponing & Loyalty System (ICLS) unterstützt

dabei eine Vielzahl von Kampagnen-Typen und Einlösemechanismen, beispielsweise Zielwert-

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Kampagnen, Stempelkarten, Coupons und Cashbacks. Im Bereich Couponing & Loyalty entste-

hen derzeit außerdem weitere Mehrwertdienste, die ein zielgruppengenaues Targeting von Kunden

auf Basis ihres Einkaufsverhaltens ermöglichen. Die zentrale Plattform Connected.POS für inte-

grierte Datenverarbeitung ermöglicht es dem stationären Handel, zahlreiche Bereiche wie Zahlun-

gen, Datenerhebung oder Couponing und Loyalty zu digitalisieren und in Echtzeit abzurufen.

Risk/Fraud Management Solutions – Risikomanagement

Für den Einsatz von Risikomanagement-Technologien zur Minimierung von Betrugsszenarien bzw.

zur Betrugsprävention (Fraud/Risk Management) stehen umfangreiche Werkzeuge zur Verfügung.

Die Fraud Prevention Suite (FPS) setzt auf regelbasierte Entscheidungslogiken. Innerhalb von Mil-

lisekunden werden auf Basis historischer Daten Entscheidungen in Kombination mit dynamischen

Echtzeit-Prüfungen über die Akzeptanz oder Ablehnung einer Transaktion getroffen. Über um-

fangreiche Berichte etwa zu der Frage, welcher Anteil an Transaktionen abgelehnt wird und warum

und entsprechende Werkzeuge können Händler mithilfe Wirecards die Regelsteuerung optimieren.

Altersverifikation, KYC-Identifikation (Know-your-Customer), die Analyse mittels Device Finger-

printing, Hotlists und vieles mehr fließen in Risikomanagement-Strategien ein. Ein internationales

Netzwerk von Dienstleistern, die sich auf Bonitätsprüfungen spezialisiert haben, kann je nach Ge-

schäftsmodell des Händlers zusätzlich in die Analyse einbezogen werden. Wirecards Risiko- und

Betrugspräventions-Technologien kommen sowohl bei Zahlungsabwicklung und -akzeptanz als

auch bei der Herausgabe und dem Betreiben von Issuingprodukten zum Einsatz. Wirecard ermög-

licht seinen Kunden, Zahlungen, egal über welchen Vertriebskanals, sicher abzuwickeln und dabei

die Zahl der Kaufabbrüche zu minimieren und die Quote der erfolgreichen Transaktionen zu erhö-

hen.

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L A G E B E R I C H T I . G R U N D L A G E N D E R W I R E C A R D A G

I.3. Ziele, Strategie und Unternehmenssteuerung

15

3. ZIELE, STRATEGIE UND UNTERNEHMENSSTEUERUNG

3.1 Finanzielle und nicht finanzielle Ziele

Die Wirecard-Gruppe ist ein global agierender Anbieter von Zahlungslösungen. Unser Ziel ist es,

mit unserem Produkt- und Leistungsportfolio im Bereich der Zahlungsabwicklung, des Risikoma-

nagements und der Kartenherausgabe Händlern weltweit den Zugang zu Märkten und Konsu-

menten zu ermöglichen. Dabei ist es von enormer Bedeutung, Markttrends nicht nur frühzeitig zu

erkennen, sondern ebenso diese Trends aktiv zu gestalten. Für unseren Erfolg ist es daher beson-

ders wichtig, unsere Position als Technologie- und Innovationsführer weiter auszubauen.

Im Mittelpunkt aller finanziellen und nicht finanziellen Ziele steht eine nachhaltige und ertragsori-

entierte Unternehmensentwicklung, die sich zugleich positiv auf den Unternehmenswert auswirkt.

Die zentrale operative finanzielle Steuerungskenngröße stellt das Ergebnis vor Zinsen, Steuern

und Abschreibungen (EBITDA) dar.

Für das Geschäftsjahr 2016 erwartete die Wirecard-Gruppe ursprünglich ein EBITDA zwischen

280 und 300 Millionen Euro. Die Guidance für den Konzern wurde am 30. März 2016 durch den

Vorstand auf ein prognostiziertes EBITDA zwischen 290 Millionen Euro und 310 Millionen Euro

angehoben. Basis dieser Prognose sind eine weiterhin dynamische Entwicklung des E-Com-

merce-Marktes in Europa und Asien, stetige Neukundengewinne, Cross-Selling-Effekte im Be-

standskundenbereich, Ergebnisbeiträge aus den Akquisitionen des Vorjahres sowie weiter anstei-

gende Ergebnisbeiträge aus dem Geschäftsfeld Mobile Payment. Aufgrund einer stetig

wachsenden Menge an Kundenbeziehungen und steigender Transaktionsvolumina sind weitere

Skalierungseffekte aus dem transaktionsorientierten Geschäftsmodell und deutliche Synergien

mit unseren Bankdienstleistungen zu erwarten.

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Konzern-EBITDA Entwicklung sowie Mittelwert der Guidance 2016 in mEUR

Darüber hinaus ist die komfortable Eigenkapitalausstattung bei einem moderaten Niveau der Ver-

bindlichkeiten ein wesentlicher Bestandteil unserer Finanzierungspolitik. Unser Ziel ist es, das

operative Geschäft und das dazugehörige organische Wachstum aus eigener Kraft zu finanzieren.

Es ist unser Bestreben, die weltweite Expansion unserer Bestandskunden zu unterstützen und

alle relevanten Zahlungsmethoden und -technologien in die globale Wirecard-Plattform zu integ-

rieren. Dabei ist sowohl der Ausbau der Anbindung existenter internationaler Bankennetzwerke

als auch die über Internettechnologie getriebene Konvergenz sämtlicher Vertriebskanäle, ob on-

line, mobil oder am POS voranzutreiben. Gleichzeitig ist es unser Anspruch, unseren Kunden eine

überdurchschnittliche Produkt- und Dienstleistungsqualität gewährleisten zu können, ein Ziel,

welches das Management durch den ständigen Kontakt mit seinen Kunden kontrolliert.

Darüber hinaus bilden unsere Mitarbeiter die Grundlage für unsere ausgeprägte Innovationskraft

und das daraus resultierende Wachstum. Die Motivation der Mitarbeiter und die Entwicklung der

persönlichen Fähigkeiten des Einzelnen sind daher ein integraler Bestandteil unserer Unterneh-

mensstrategie. Basis dieser Mitarbeiterentwicklung sind individuelle Zielvereinbarungen, die nicht

nur am unternehmerischen Erfolg gemessen werden, sondern sich auch an der persönlichen

Entwicklung orientieren.

Die Wirecard Gruppe wägt ihre strategischen Entscheidungen unter vorgenannten Aspekten kon-

tinuierlich ab. Ziel ist es, die fundamentale Stärke der Wirecard AG zu nutzen, um auch in den

2012 2013 2014 2015 2016

250

200

150

100

50

300

350

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I.3. Ziele, Strategie und Unternehmenssteuerung

17

kommenden beiden Jahren das Ergebnis zu steigern. Gleichzeitig ist es unser Ziel, unsere Kunden

dabei zu unterstützen, der ansteigenden Komplexität der Rahmenbedingungen mit innovativen

Lösungen zu begegnen, damit sie ihre Umsätze erhöhen und gleichzeitig sichern können. Wir

behalten dabei Marktentwicklungen fest im Blick, um hinsichtlich Kosten, Regularien und heute

nicht vorliegender Ereignisse flexibel und verantwortungsvoll reagieren zu können.

Nachhaltigkeit

Wirecard ist ein global ausgerichteter Konzern mit einer vorrangig organischen Wachstumsstra-

tegie. Eine nachhaltige Unternehmensführung, die neben der strategischen Entwicklung ein be-

sonderes Augenmerk auf die gesellschaftliche Verantwortung des Konzerns sowie die Belange

seiner Mitarbeiter, Kunden, Investoren und Lieferanten sowie sonstiger dem Unternehmen ver-

bundener Gruppen legt, ist daher ein zunehmend gewichtiger Faktor, um dem Gedanken des Sta-

keholder Value sowie der Corporate Social Responsibility (CSR) gleichermaßen Rechnung zu tra-

gen.

Unser Geschäftsmodell ersetzt manuelle, papiergebundene Prozesse durch die Abwicklung elekt-

ronischer Zahlungen im Internet und schont Ressourcen durch die Vermeidung von Abfall.

Die Wirecard-Gruppe wird sich künftig noch intensiver mit ökonomisch, ökologisch und sozial

relevanten Fragestellungen befassen, um auch hier ihren Beitrag zu einer nachhaltigen und ver-

antwortungsvollen Gesellschaft zu leisten.

Insbesondere prüft Wirecard, inwieweit sie den Nachhaltigkeitskodex nutzen kann, um ihr Nach-

haltigkeitsengagement transparent, vergleichbar und damit auch anschaulich für Investoren und

Konsumenten darzulegen.

Unsere Werte sind unabdingbar mit unserem Geschäftsmodell verknüpft, dessen Erfolg auf Si-

cherheit, Zuverlässigkeit und Vertrauen basiert. Wir stellen Lösungen bereit, die es Händlern er-

möglichen, ihre Zahlungsströme über eine Plattform abzuwickeln. Die Kundenzufriedenheit stellt

ein zentrales nicht finanzielles Ziel der Wirecard Gruppe dar.

Zur Wahrnehmung der Verantwortung beabsichtigt die Wirecard Gruppe, konkrete, auf die Aus-

richtung des Kerngeschäfts bezogene Ziele in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie festzulegen, zum Bei-

spiel Mindeststandards für den Energieverbrauch und die Prüfung von Umweltrisiken.

3.2 Unternehmensstrategie

Strategische Entwicklung im Berichtsjahr 2015

Die Wirecard AG erzielte einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von

-18,9 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2015. Mit einem operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern

und Abschreibungen von 227,3 Millionen Euro erreichte der Wirecard-Konzern seine Ziele. Die

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Strategie des vorwiegend organischen Wachstums, sowie der gezielten Expansion in weltweite

Wachstumsmärkte wurde erfolgreich umgesetzt. Die für das Geschäftsjahr 2015 erwartete E-

BITDA-Prognose für den Konzern in Höhe von 205 bis 225 Millionen Euro wurde aufgrund des

starken Geschäftsverlaufs 2015 auf zuletzt 223 bis 232 Millionen Euro angehoben. Vorstand und

Mitarbeiter haben Skalierungspotenziale ausgenutzt, die Wertschöpfungstiefe maximiert und die

Internationalisierung des Konzerns vorangetrieben. Hierdurch konnte die erwirtschaftete EBITDA-

Marge im abgelaufenen Berichtsjahr gesteigert werden. Die EBITDA Marge zeigt die Relation des

EBITDA zum Umsatz. und belief sich im Gesamtjahr 2015 auf 29,5 Prozent (2014: 28,8 Prozent).

Im Zuge der globalen Wachstumsstrategie, die der Vorstand im Geschäftsbericht 2014 verdeut-

lichte, strebt die Wirecard-Gruppe an, ein weltweites Netz an Service- und Technologiestandorten

aufzubauen. Mit der im vierten Quartal 2015 angekündigten Akquisition des Payment-Geschäfts

der GI Retail Group in Indien gelang der Einstieg in einen der weltweit größten Wachstumsmärkte

und der Ausbau der Präsenz in Asien. Es wird angestrebt, mit dem erfolgreichen akquirierten Ge-

schäftsmodell in weitere südostasiatische Länder zu expandieren und die vorhandene Lizenz zur

Herausgabe von Prepaid-Zahlungsinstrumenten zu erweitern und außerdem die Zusammenarbeit

mit Drittbanken im Bereich Acquiring auszuweiten.

Strategische Ausrichtung des Konzerns und Weiterentwicklung des

Geschäftsmodells:

Der Vorstand der Wirecard AG plant, implementiert und überwacht die Strategie. Diese basiert auf

den im vorherigen Kapitel erläuterten finanziellen und nicht finanziellen Zielen den Konzern nach-

haltig und wertorientiert weiterzuentwickeln. Die Ausrichtung des Konzerns und die Weiterent-

wicklung des Geschäftsmodells gründet sich auf folgende strategische Grundpfeiler: Integration

der vollständigen Payment-Wertschöpfungstiefe, die Konvergenz der Vertriebskanäle und die zu-

nehmende Globalisierung des Geschäftsmodells.

Integration der vollständigen Payment-Wertschöpfungstiefe

Die Wirecard-Gruppe bietet seinen Kunden die komplette Wertschöpfungskette mit auf Internet-

technologie basierten Produkten und Lösungen, aus allen Bereichen der elektronischen Zahlungs-

abwicklung und -akzeptanz sowie der Herausgabe von Kartenprodukten an. Durch das auf Inter-

nettechnologie basierende Komplettangebot für alle Industrien kann die Komplexität

elektronischen Bezahlens für Kunden der Wirecard Gruppe deutlich reduziert werden. Über die

Integration aller Back-End-Prozesse im Konzern und die hauptsächlich auf White-Label-Basis an-

gebotenen Front-End-Lösungen wurden die Voraussetzungen geschaffen, um Synergieeffekte

nutzen zu können und Kosten zu reduzieren. Die große Wertschöpfungstiefe im Konzernverbund

wird auch in den folgenden Jahren einen maßgeblichen Beitrag zur Profitabilität leisten.

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I.3. Ziele, Strategie und Unternehmenssteuerung

19

End-to-End Dienstleistungen

Zukünftige Entwicklungen zu antizipieren und Innovationen voranzutreiben ist in der Wirecard-

Strategie verankert. Das umfassende Produkt- und Lösungsangebot basiert auf einer hochska-

lierbaren Softwareplattform verknüpft mit Bankdienstleistungen, Risikomanagement und Mehr-

wertdienstleistungen. Der Bereich Forschung und Entwicklung bleibt ein Grundpfeiler, um auch

künftig als Innovationstreiber überdurchschnittliches Wachstum zu erreichen.

Konvergenz der Vertriebskanäle

Die Wirecard-Gruppe partizipiert als Technologiekonzern, dessen Produkte und Dienstleistungen

vollständig auf Internettechnologie basieren, überproportional von der beschriebenen Entwick-

lung. Aufgrund der strategischen Weichenstellungen der vorangegangenen Jahre kann Wirecard

seinen Kunden heute integrierte Lösungen für den Omni-Channel-Vertrieb anbieten und ermög-

licht es stationären Händlern, Bereiche wie Payment, Marketing und Kundenbindung sowie Da-

tenauswertung zu digitalisieren. Es wird zukünftig eine untergeordnete Rolle spielen, welches End-

gerät genutzt wird oder ob die Transaktion stationär oder online ausgelöst wird. Für Wirecard

eröffnet sich das Potenzial zusätzlich zum Wachstumsmarkt E-Commerce, Teile des im stationä-

ren Handel abgewickelten Transaktionsvolumens über softwarebasiertes mobiles Bezahlen und

mobile Zahlungsakzeptanz zu adressieren. Zusätzliche verknüpfte Mehrwertdienste wie Gut-

scheinkarten, Bonuspunkte oder Kundenbindungsprogramme, die in Echtzeit zusammen mit der

Transaktion verarbeitet werden, bieten dem stationären Händler die Möglichkeit direkter mit sei-

nen Kunden zu kommunizieren.

� Hauptsächlich betrieben durch Wirecards B2B Kunden und Partner

� Schnittstellen zum Endkunden (online, mobil, POS)Front-End-

Lösungen

Back-End-

Lösungen

� End-to-End Dienstleistungen für alle Zielbranchen /

white-label, co-branded, Wirecard-branded:

� Technische Dienstleistungen

� Risikomanagement

� Zahlungsabwicklung / Payment gateway

� Mehrwertdienste

� Finanzdienstleistungen

� Acquiring / Zahlungsakzeptanz (online, mobil, POS)

� Issuing Lösungen

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Globalisierung des Geschäftsmodells

Die Internationalisierung des E-Commerce und die damit einhergehende Komplexität und das Ri-

siko im Bereich Payment steigen innerhalb aller Zielbranchen stetig an. Weltweit agierende Unter-

nehmen benötigen einen Partner, der die Akzeptanz von globalen und lokal relevanten Bezahlver-

fahren inklusive der Anbindung an Bankennetzwerke vor Ort gewährleistet und gleichzeitig Betrug

und Risiko für den Händler minimiert.

Der Wirecard-Konzern ist mit lokal vernetzten Einheiten international präsent und integriert in sei-

ner globalen Plattform alle relevanten Bezahlverfahren. Die geografische Wachstumsstrategie ist

eng mit den Zielen verknüpft, Kunden und Partner weltweit mit sicherer Zahlungsabwicklung und

-akzeptanz bestmöglich zu unterstützen und Wirecards Expertise im Bereich Risikomanagement

weiter zu mehren. Die Wirecard Gruppe setzt unverändert auf vorwiegend organisches Wachstum

in ihren Zielmärkten. Um ein weltweites Netz an Service- und Technikstandorten aufzubauen, sind

Akquisitionen im Rahmen der M&A-Strategie in Kombination mit organischem Wachstum möglich.

Die Strategie sieht vor, den Kunden der Wirecard AG durch Präsenz auf allen Kontinenten exzel-

lente Qualität und Verfügbarkeit von Technologie und Service anzubieten. Akquisitionschancen

werden auch weiterhin nach Maßgabe einer konservativen M&A-Strategie geprüft.

3.3 Unternehmenssteuerung

Um die Unternehmensziele zu erreichen, wird die erfolgreiche Umsetzung der vom Vorstand for-

mulierten Strategie durch das Planungs- und Reportingsystem der Wirecard-Gruppe unterstützt

und sichergestellt.

Konjunktur- und Strategieplanung

Planung: Konzern, Firmen, Segmente

Bedarfsplanung

Konsolidierung, Analyse, Aufbereitung

Abstimmung auf Konzernebene

Planungs-Finalisierung

JA

JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ JAN FEB MÄR APR MAI

Rolling Forecast

Internes Reporting

Externes Reporting

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I.3. Ziele, Strategie und Unternehmenssteuerung

21

Basierend auf der langfristigen Strategie des Unternehmens werden kurz- und mittelfristige Ziele

festgelegt. Die Zielerstellung orientiert sich an einer detaillierten Analyse der relevanten Marktent-

wicklung, des konjunkturellen Umfeldes, der Entwicklung und Planung des Produktportfolios und

der strategischen Positionierung des Unternehmens im Markt.

Die Erstellung der Jahresplanung auf den Ebenen des Gesamtkonzerns, der Tochtergesellschaften

und der einzelnen Segmente wird über die Analyse der wirtschaftlichen Lage der Vergangenheit

sowie den zukünftigen Plan- und Zielwerten sichergestellt. Das Planungssystem und dessen Me-

thodik werden um Neuerungen aus den Bereichen der Rechnungslegung, neuen Produktentwick-

lungen und Konzernstrukturänderungen ergänzt. Ausgehend von den einzelnen Fachabteilungen

wird eine sorgfältige und präzise Planung durchgeführt. Auf Konzernebene werden die Ziele unter

Berücksichtigung des erwarteten Marktwachstums sowie unter Einbezug aller internen Planungs-

ergebnisse der Bereiche finalisiert. Neu-Akquisitionen werden nahtlos in den Budgetprozess und

das Steuerungssystem integriert. Diese Methodik gewährleistet eine bedarfsorientierte Budgetie-

rung sowie eine detaillierte Abstimmung mit dem Vorstand.

Das unternehmensinterne Steuerungssystem der Wirecard Gruppe dient insbesondere der Fest-

stellung und Bewertung der Zielerreichung. Es basiert auf eigenständigen Controlling-Modellen je

Geschäftssegment. Definierte Steuerungskenngrößen (Key Performance Indicators) werden kon-

tinuierlich überprüft und nachverfolgt. Zentrale Kennzahlen der Unternehmenssteuerung sind vor-

wiegend quantitative Größen wie Transaktions- und Kundenzahlen oder Umsatz- und Minutenvo-

lumina sowie zusätzliche Indikatoren wie die Profitabilität von Kundenbeziehungen. Dabei stehen

die Profitabilität gemessen am EBITDA sowie relevante Bilanzrelationen im Vordergrund.

Die Steuerungskenngrößen werden auf Konzernebene konsolidiert und zusammen mit den Finan-

zergebnissen in eine laufende Prognose der zukünftigen Geschäftsentwicklung – auf Basis eines

Rolling Forecast – eingebracht. Die einzelnen Steuerungskenngrößen ermöglichen die Messung,

ob die verschiedenen Unternehmensziele erreicht wurden bzw. werden.

Das monatliche Reporting sowie fortführende Analysen stellen ein zentrales Steuerungselement

im Controlling dar. Durch den kontinuierlichen monatlichen Abgleich der erfassten Kenngrößen

mit der Geschäftsplanung werden Veränderungen in der Geschäftsentwicklung frühzeitig erkannt.

Dadurch können bereits im Frühstadium einer Planabweichung entsprechende Gegenmaßnah-

men ergriffen werden. Vorstand und Geschäftsbereichsleitung werden im Rahmen eines unter-

nehmensweiten Berichtswesens kontinuierlich über die Entwicklung der wesentlichen Steue-

rungskenngrößen informiert.

Das interne Steuerungssystem erlaubt es dem Management, flexibel auf Veränderungen eines

dynamischen Marktumfelds zu reagieren. Es ist damit wichtiger Bestandteil des nachhaltigen

Wachstums der Wirecard AG.

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4. FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG

Die Wirecard AG als Einzelunternehmen betreibt keinerlei Forschung und Entwicklung, aber ihre

Tochterunternehmen entwickeln stetig die Produkte der Gruppe weiter. Dabei ist es das Ziel, den

Mehrwert der angebotenen Produkte und Lösungen für die Kunden weiter zu steigern.

Für Wirecard als Technologiekonzern ist der Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) das wich-

tigste Handlungsfeld für die nachhaltige Entwicklung des Konzerns. Die Ergebnisse der Software-

Engineering-Leistungen ermöglichen es Wirecard, sowohl in angestammten als auch neuen Märk-

ten – geografisch wie thematisch – innovative Lösungen und Services anzubieten.

Aufgrund der globalen Präsenz der Wirecard Gruppe und der Abdeckung einer Vielzahl von un-

terschiedlichen Händlersegmenten weist die Wirecard AG ein tiefes Verständnis des Marktumfel-

des und seiner Dynamik auf. Die lokalen Präsenzen, vor allem in strategischen Wachstumsmärk-

ten, stellen einen entscheidenden Schlüssel dar, um regionale Besonderheiten in den

verschiedenen Märkten zu verstehen.

Auf Basis einer modularen und skalierbaren Plattform bietet die Wirecard Gruppe ihren Kunden

innovative und flexibel individualisierbare Lösungen entlang der Bezahl-Wertschöpfungskette.

Durch den Einsatz von geeigneten neuen Technologien sowie von agilen Entwicklungsmethoden

wird sichergestellt, dass Ressourcen effizient und effektiv in einem hochdynamischen Marktum-

feld eingesetzt werden.

4.1 Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung

Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Schwerpunkt der F&E-Aktivitäten auf der Erweiterung und

Implementierung innovativer Lösungen im Bereich des mobilen Bezahlens und der vollautomati-

sierten Aufschaltung von kleinen und mittelgroßen Kunden. Das Wirecard Checkout Portal wurde

um spezifische Funktionalitäten für Marktplätze erweitert, um hierüber den wachsenden Markt

von Kleinst- und Kleinkunden zu adressieren.

Der Kernbereich der Zahlungsakzeptanz wird kontinuierlich erweitert. Im Berichtszeitraum wurden

Bezahlverfahren wie MasterPass Connect and Express Checkout sowie VISA Checkout einge-

bunden. Lokale Acquiring-Anbindungen und deren Integration zur Backoffice-Automatisierung auf

Händlerseite konnten realisiert werden. Insbesondere sind hier auch Lösungen für Finanzinstitute

zu erwähnen, die es Banken und Zahlungsdienstleistern ermöglichen, schnell und effizient Dienst-

leistungen auf Basis von Wirecard-Technologien unter eigener Marke an den Markt zu bringen.

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I.4. Forschung und Entwicklung

23

Im Segment der mobilen Zahlungsakzeptanz per Smartphone und Tablet (mPOS) stand die Integra-

tion und Zertifizierung von NFC (Near Field Communication) im Mittelpunkt der technologischen

Entwicklung. Gleichzeitig wurde die Plattform im Rahmen der wachsenden Internationalisierung im

Bereich mPOS ständig erweitert und über neue Produktdimensionen wie intelligente Mehrwert-

funktionen aufgewertet.

Im Bereich der Mehrwertdienste wurde die integrierte Couponing- und Loyalty-Lösung auch in

den Bereich der Zahlungsabwicklung und –akzeptanz als integrierte Lösung aufgenommen. Damit

bietet Wirecard Händlern neue Möglichkeiten in der Kundenansprache, um etwa Kampagnen über

alle Verkaufskanäle anzubieten, ohne dass die zusätzliche Herausgabe von Loyalty-Karten erfor-

derlich ist. Im abgelaufenen Jahr sind speziell Lösungen für den stationären Handel signifikant

ausgebaut worden. Big-Data-gestützte Analysemöglichkeiten ermöglichen es Händlern,- Kam-

pagnen zielgerichtet durchzuführen und zu evaluieren. Der Einsatz von Big-Data-Technologien

konnte außerdem sukzessive ausgebaut werden und gewährleistet eine Verbesserung des Händ-

ler-Reportings sowie eine schnellere, effizientere Verwaltung und Analyse der Transaktionen.

Die Wirecard-Gruppe hat das Lösungsportfolio im Bereich Point of Sale verstärkt ausgebaut. Ba-

sierend auf eigener Terminalsoftware, können End-to-end-Lösungen auf Terminals verschiedener

externer Hersteller integriert werden, um Terminalmanagement in Kombination mit der Abwicklung

über das Wirecard Multi-Channel Gateway anzubieten. Die Nutzung von Internettechnologie, auch

im Bereich Zahlungsabwicklung am Point of Sale, ermöglicht über eine Integration der Backend-

Prozesse Omni-Channel-Lösungen unter Einbezug aller Vertriebskanäle.

Die neue ConnectedPOS-Plattform für Mehrwertdienste stellt sicher, dass Mehrwertdienste ent-

lang der Bezahl-Wertschöpfungskette effizient entwickelt, verteilt und betrieben werden können.

Insbesondere im stationären Handel ist dieser Bereich gegenwärtig von starker Dynamik gekenn-

zeichnet und bietet dem Handel die Chance, ebenso wie bereits seit geraumer Zeit dem E-Com-

merce, von der Nutzung digitaler Daten zu profitieren. Wirecard legt einen besonderen Fokus auf

flexible Lösungen, um Händlern die Digitalisierung von Daten und Transaktionen ohne einen ho-

hen Integrationsaufwand in vorhandene Kassensysteme zu ermöglichen.

Bei der Herausgabe von Kartenprodukten (Issuing) fokussierte sich die Forschung und Entwick-

lung auf die Bereitstellung von konfigurierbaren mobilen Bezahllösungen, die Automatisierung von

Prozessen sowie auf erweiterten Selbstbedienungsmöglichkeiten für den Nutzer.

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Wirecards Issuing-Lösungen unterstützen die Personalisierung und Bereitstellung von digitalen

Kreditkarten auf einem geeigneten mobilen Endgerät. Somit wird das mobile Endgerät zu einer

vollwertigen Bezahlkarte, die an allen NFC-fähigen Akzeptanzstellen genutzt werden kann. Wire-

card unterstützt Secure-Element-basierte Lösungen sowohl über eine direkte Integration oder

über MDES (MasterCard Digital Enablement Service) als auch über die Implementierung mithilfe

Host Card Emulation (HCE) für MasterCard und Visa. Dabei werden sensible Bezahldaten in der

sichereren Serverumgebung des Kartenherausgebers gespeichert.

Zur individuellen Gestaltung von Kartenprogrammen sowie zur Bedienung unterschiedlicher

Märkte werden Registrierungs- und Upgradeprozesse mit einstellbarer Anzahl und Art der Einga-

bedaten konfiguriert, welche nun zusätzlich zu Prepaidkarten-Produkten auch dynamisch an die

Anforderungen von Debitkarten angepasst werden und immer den Fokus eines komplett durch-

gängigen Prozesses ohne Medienbruch für den Konsumenten haben.

Erweiterte Plattform-Funktionalitäten stellt das Produkt Payoutcards zur Verfügung, welches den

Fokus auf Geschäftskunden legt und komplett kombinierbar mit mobilen Innovationen ist. Auf der

Konsumentenseite wurden analog Geschenkkarten um neue Features erweitert, sodass diese nun

technisch genauso mit mobilen Lösungen verbunden werden können. Einhergehend mit flexiblen

Gebührenmodellen und Konfigurationen von Limits, aber auch mit der Einbindung von weiteren

Echtzeit-Auflademethoden wie Faster Payments, wurde das Produktspektrum weiter abgerundet.

Es ist international standardisiert einsetzbar.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden die Selbstbedienungsoberflächen für mobile Applikatio-

nen zunächst für Konsumenten erweitert. Im Jahr 2016 ist eine Erweiterung für Geschäftskunden

geplant. Im ersten Schritt wird es Unternehmen und deren Kundendienstmitarbeitern ermöglicht,

wesentliche Funktionalitäten über eine voll flexible, rollenbasierte Administrationsoberfläche

durchzuführen, ohne dass Mitarbeiter von Wirecard involviert werden müssen.

Im Geschäftsjahr 2015 wurde die technische Konsolidierung in der Wirecard-Gruppe der Wirecard

Ödeme Ve Elektronik Para Hizmetleri A.Ş., Wirecard South Africa (Pty) Ltd und der Wirecard India

Private Limited vorangetrieben. Zudem hat die Wirecard Technologies GmbH das eigene Near-

shoring-Center in der Slowakei weiter ausgebaut, um den Bedarf an hoch qualifizierten und er-

fahrenen Mitarbeitern im Bereich Forschung & Entwicklung in einem angespannten Arbeitsmarkt

weiterhin sicherstellen zu können. Wie auch im vorangegangenen Geschäftsjahr spielt die Integra-

tion und Konsolidierung der technischen Plattformen zur Hebung von Synergien eine wichtige

Rolle. Als Ergebnis können Wirecard-Kunden international auf ein umfangreiches, stetig wach-

sendes und einheitliches Produkt- und Lösungsportfolio zurückgreifen.

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I.4. Forschung und Entwicklung

25

Aufwand in Forschung und Entwicklung

Im Geschäftsjahr 2015 wurden die Ausgaben für den Bereich Forschung und Entwicklung im Wire-

card-Konzern auf 41,9 Millionen Euro erhöht (2014: 38,5 Mio. Euro). Der Anteil der Forschungs-

und Entwicklungskosten am Gesamtumsatz (F&E-Quote) betrug im Berichtszeitraum 5,5 Prozent

(2014: 6,4 Prozent). Der Anteil der aktivierten Entwicklungskosten an den gesamten Forschungs-

und Entwicklungskosten (Aktivierungsquote) lag bei 67,5 Prozent (2014: 64,8 Prozent). Diese Po-

sition ist im Vergleich zur Vorperiode vor allem aufgrund der Entwicklungstätigkeiten in den Kern-

bereichen Zahlungsakzeptanz und der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Payment Gateways,

automatischer Händleraufschaltung, Risikomanagement, Issuing, Loyalty und Couponing sowie

Mehrwertdienste als auch durch die Weiterentwicklungen und Integrationen von Technologien wie

BLE und HCE im Bereich Mobile Payment gestiegen.

Die Aufwände der Wirecard-Gruppe sind im Personalaufwand der entsprechenden Bereiche (Pay-

ment & Risk Services, Issuing Services, Mobile Services etc.) in den Beratungskosten sowie in

den sonstigen Kosten enthalten. Die vorgenommene ordentliche Abschreibung für aktivierte Ent-

wicklungskosten betrug im Geschäftsjahr TEUR 9.798 (2014: TEUR 7.150).

Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung

Die Mitarbeiter der Abteilungen im Bereich Forschung und Entwicklung stellen mit ihrem Beitrag

eine der wesentlichen Säulen zum Geschäftserfolg der Wirecard Gruppe dar. Die personellen Ka-

pazitäten betrugen im Jahresdurchschnitt 947 Mitarbeiter (2014: 768 Mitarbeiter), die Aufgaben

in den Bereichen Produkt- und Projektmanagement, Architektur, Entwicklung und Qualitätssiche-

rung übernahmen. Gemessen an der Anzahl aller Mitarbeiter entspricht dies einem Anteil von 45

Prozent (2014: 44 Prozent). Die Steigerung der Mitarbeiterzahl im Bereich Forschung und Ent-

wicklung ist neben dem organischen Wachstum auch auf getätigte Akquisitionen zurückzuführen.

Die Qualifikation, die Erfahrung und das Engagement der Mitarbeiter sind Schlüsselfaktoren für

den Erfolg der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Der technologische Wettbewerbsvor-

sprung wird durch eine offene Kultur mit Freiraum zur Entfaltung von Kreativität und Innovations-

kraft der Mitarbeiter sichergestellt.

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4.2 Ausblick

Auch für das aktuelle Geschäftsjahr steht wieder eine Vielzahl von Initiativen an, um dieUnterneh-

mensstrategie im Bereich neuer innovativer Produkte und Erweiterungen des globalen Footprints

zu unterstützen. Der Fokus liegt hier unter anderem bei der begonnenen Nutzung von Technolo-

gien wie HCE sowie der Integration in MDES und VTS (Visa Token Service), welche mobile Be-

zahllösungen durch die einfache Verfügbarkeit für den Konsumenten stark verbreiten wird. Diese

Lösung wird in eigenen Produkten zum Einsatz kommen und kann zudem in mobilen Applikatio-

nen von Banken und Handelsunternehmen integriert werden. In diesem Geschäftsjahr soll die

Kombination von traditionellen Karten mit mobilen Produkten standardisiert werden. Hierzu wer-

den nicht nur die Setup-Prozesse verschlankt, sondern darüber hinaus Nutzeroberflächen erwei-

tert, damit Co-Branding- und Businesspartner die Programme selbst administrieren können. Dar-

über hinaus werden zur Abrundung des Produktportfolios und Adressierung des Gesamtmarktes

Prepaid- und Debitkarten um Kreditfunktionen ergänzt. Zudem ist geplant, neue Produktkonzep-

tionen beispielsweise für Familienkarten zu entwickeln.

Im Bereich Zahlungsabwicklung wird im Jahr 2016 sowohl am Ausbau der unterstützten und re-

levanten Bezahlverfahren in verschiedenen Märkten gearbeitet als auch an innovativen Lösungen,

um Händler bei der Maximierung des Geschäfts zu unterstützen und Zahlungen möglichst effektiv

und effizient abzuwickeln. Zur Entwicklung der auf Internettechnologie basierten POS-Zahlungs-

abwicklung werden bestehende Bezahlverfahren um die Akzeptanz weiterer lokaler Verfahren er-

gänzt.

Im Bereich Mehrwertdienste wird der Fokus auf datengetriebener Automatisierung von Kampag-

nen und Diensten weiter beibehalten. Die Plattform für Mehrwertdienste wird schrittweise für ex-

terne Dienste geöffnet, um das Potenzial des dynamischen Marktes in diesem Bereich noch bes-

ser ausschöpfen zu können. Zusätzlich werden die Self-Service-Reporting Funktionalitäten um

Business-Intelligence- und Merchant-Analytics-Funktionen erweitert.

Die Sicherheit aller verarbeiteten Kunden- und Bezahldaten steht auch weiterhin als zentrales

Thema jeglicher Produktentwicklung und im Betrieb der Lösungen im Mittelpunkt.

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L A G E B E R I C H T I . G R U N D L A G E N D E R W I R E C A R D A G

I.5. Corporate-Governance-Bericht

27

5. CORPORATE-GOVERNANCE-BERICHT

Erklärung zur Unternehmensführung

Der Vorstand berichtet in dieser Erklärung – zugleich auch für den Aufsichtsrat – gemäß Ziffer 3.10

des Deutschen Corporate Governance Kodex in der Fassung vom 5. Mai 2015 über die Corporate

Governance der Wirecard AG sowie gemäß § 289a Abs. 1 HGB über die Unternehmensführung

und über die Vergütung von Vorstand und Aufsichtsrat.

Die international und national anerkannten Standards guter und verantwortungsvoller Unterneh-

mensführung haben bei der Wirecard Gruppe einen hohen Stellenwert. Die Einhaltung dieser

Standards ist für uns eine wesentliche Grundvoraussetzung für ein qualifiziertes und transparen-

tes Unternehmensmanagement mit dem Ziel eines nachhaltigen Erfolges für den gesamten Kon-

zern. Wir wollen das Vertrauen unserer Anleger, der Finanzmärkte, Geschäftspartner, der Öffent-

lichkeit und unserer Mitarbeiter damit bestätigen.

Ausführliche Informationen zum Thema Corporate Governance bei der Wirecard Gruppe sind auch

auf unserer Website verfügbar. Dort sind außerdem die aktuelle Entsprechenserklärung sowie die

der vergangenen Jahre zugänglich.

5.1 Service und Internetinformationen für unsere Aktionäre

Auf unserer Internetpräsenz http://www.wirecard.de/investor-relations unter dem Menüpunkt „Fi-

nanzkalender“ sowie in unserem Geschäftsbericht und den Zwischenberichten informieren wir

unsere Aktionäre, Analysten, Aktionärsvereinigungen, Medien sowie die interessierte Öffentlich-

keit regelmäßig über die wesentlichen wiederkehrenden Termine, wie beispielsweise den Termin

der Hauptversammlung. Im Rahmen unserer Investor-Relations-Aktivitäten führen wir regelmäßig

Treffen mit Analysten und institutionellen Anlegern durch. Neben den jährlichen Analystenkonfe-

renzen zum Jahresabschluss finden anlässlich der Veröffentlichung der einzelnen Quartalsbe-

richte Telefonkonferenzen für Analysten und für Investoren statt. Wirecard nimmt zudem an zahl-

reichen Kapitalmarktkonferenzen teil. Informationen zur Hauptversammlung sowie zu den der

Versammlung zugänglich zu machenden Unterlagen werden zusammen mit der Einberufung der

Hauptversammlung leicht zugänglich auf der Website veröffentlicht.

Organisation und Durchführung der jährlichen Hauptversammlung erfolgen bei uns mit dem Ziel,

sämtliche Aktionäre vor und während der Versammlung umfassend und effektiv zu informieren.

Um die Anmeldung zur Hauptversammlung und die Ausübung der Aktionärsstimmrechte zu er-

leichtern, werden die Aktionäre bereits im Vorfeld der Hauptversammlung durch den Geschäfts-

bericht und die Einladung zur Hauptversammlung über das abgelaufene Geschäftsjahr sowie die

anstehenden Tagesordnungspunkte unterrichtet.

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5.2 Arbeitsweise von Vorstand und Aufsichtsrat

Die Wirecard AG verfügt als deutsche Aktiengesellschaft über eine zweiteilige Führungs- und Kon-

trollstruktur mit den Organen Vorstand und Aufsichtsrat, die beide mit jeweils eigenständigen

Kompetenzen ausgestattet sind. Vorstand und Aufsichtsrat arbeiten im Interesse des Unterneh-

mens eng und vertrauensvoll zusammen. Maßgebliches gemeinsames Ziel ist die nachhaltige

Steigerung der Marktposition und Profitabilität des Unternehmens.

Vorstand und Aufsichtsrat bestehen jeweils aus drei Mitgliedern. Um eine unabhängige Beratung

und Überwachung des Vorstands durch den Aufsichtsrat zu gewährleisten, ist die Zahl der ehe-

maligen Vorstandsmitglieder im Aufsichtsrat grundsätzlich auf höchstens ein Mitglied beschränkt.

Aktuell gehört kein ehemaliges Vorstandsmitglied dem Aufsichtsrat an. Der Aufsichtsrat hat auf-

grund seiner Zusammensetzung bestehend aus drei Mitgliedern keine Ausschüsse gebildet. Der

Vorstand berichtet dem Aufsichtsrat regelmäßig, zeitnah und umfassend über alle relevanten Fra-

gen der Unternehmensplanung und der strategischen Weiterentwicklung, über den Gang der Ge-

schäfte und die Lage des Konzerns sowie über Fragen der Risikolage und des Risikomanage-

ments. Die Berichterstattung des Vorstands umfasst auch das Thema Compliance, also die bei

der Wirecard AG ergriffenen Maßnahmen zur Einhaltung von rechtlichen und regulatorischen Vor-

gaben und unternehmensinternen Richtlinien. Für bedeutende Geschäftsvorgänge bestehen Zu-

stimmungsvorbehalte des Aufsichtsrats. Für seine Arbeit hat sich der Aufsichtsrat eine Geschäfts-

ordnung gegeben. Zudem überprüft der Aufsichtsrat regelmäßig die Effizienz und Produktivität

seiner Zusammenarbeit. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist mit dem Vorstand in ständigem

Kontakt. Er besucht das Unternehmen regelmäßig, um sich vor Ort über den Geschäftsgang zu

informieren und den Vorstand bei seinen Entscheidungen zu beraten.

Die Gesellschaft hat eine Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung (sog. D&O-Versicherung)

mit einem den gesetzlichen Regelungen entsprechenden Selbstbehalt für Vorstands- und Auf-

sichtsratsmitglieder der Wirecard AG sowie Mitglieder der Geschäftsführung verbundener Unter-

nehmen abgeschlossen.

Weitere Informationen zu den D&O-Versicherungen der Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder

der Wirecard AG finden Sie im nachstehenden Vergütungsbericht. Interessenkonflikte von Vor-

stands- und Aufsichtsratsmitgliedern, die dem Aufsichtsrat gegenüber unverzüglich offenzulegen

sind, wurden nicht bekannt. Von der Bildung eines Prüfungsausschusses oder sonstiger Auf-

sichtsratsausschüsse hat der Aufsichtsrat aufgrund seiner zahlenmäßigen Beschränkung auf drei

Mitglieder abgesehen.

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I.5. Corporate-Governance-Bericht

29

5.3 Entsprechenserklärung nach § 161 AktG zur Beachtung des Deutschen Corporate Governance Kodex bei der Wirecard AG

Vorstand und Aufsichtsrat erklären, dass die Gesellschaft seit Abgabe der letzten Entsprechens-

erklärung vom 30. März 2015 den Empfehlungen der Regierungskommission Deutscher Corpo-

rate Governance Kodex entsprochen hat und entsprechen wird. Diese Erklärung bezieht sich auf

die Empfehlungen des Kodex in der Fassung vom 5. Mai 2015.

Von vorgenannter Entsprechenserklärung gelten folgende Ausnahmen:

1. Ziffer 5.2 Abs. 2 und 5.3.1 – 5.3.3 des Kodex enthalten einzelne Empfehlungen zu Ausschüssen

des Aufsichtsrats. Da der derzeitige Aufsichtsrat der Wirecard AG nur aus drei Mitgliedern besteht,

hat er darauf verzichtet, Ausschüsse zu bilden. Sämtliche zustimmungspflichtigen Geschäfte wur-

den stets vom Gesamtaufsichtsrat behandelt. So beabsichtigt der Aufsichtsrat auch in Zukunft zu

verfahren.

2. Ziffer 5.4.1 Abs. 2 Satz 1 und Abs. 3 Satz 1 und 2 des Kodex enthalten Empfehlungen zu der

Zusammensetzung des Aufsichtsrats. Nach Ziffer 5.4.1 Abs. 2 Satz 1 des Kodex soll der Auf-

sichtsrat für seine Zusammensetzung konkrete Ziele benennen, die unter Beachtung der unter-

nehmensspezifischen Situation die internationale Tätigkeit des Unternehmens, potenzielle Inte-

ressenskonflikte, die Anzahl der unabhängigen Aufsichtsratsmitglieder im Sinn von Nummer 5.4.2

des Kodex, eine festzulegende Altersgrenze für Aufsichtsratsmitglieder und eine festzulegende

Regelgrenze für die Zugehörigkeitsdauer zum Aufsichtsrat sowie Vielfalt (Diversity) berücksichti-

gen. Nach Ziffer 5.4.1 Abs. 3 Satz 1 des Kodex sollen die Vorschläge des Aufsichtsrats an die

zuständigen Wahlgremien diese konkreten Ziele berücksichtigen. Nach Ziffer 5.4.1. Abs. 3 Satz 2

des Kodex sollen die Zielsetzung des Aufsichtsrats und der Stand der Umsetzung im Corporate-

Governance-Bericht veröffentlicht werden.

Der Aufsichtsrat hat entsprechend den neuen gesetzlichen Vorgaben des „Gesetzes für die gleich-

berechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und

im öffentlichen Dienst“ im September 2015 Zielgrößen für den Frauenanteil in Vorstand und Auf-

sichtsrat festgelegt.

Der Aufsichtsrat der Wirecard AG begrüßt die Intention des Kodex, auch darüber hinaus jeglicher

Form der Diskriminierung entgegenzuwirken und die Vielfalt (Diversity) angemessen zu fördern.

Die Wirecard Gruppe ist ein modernes, global agierendes Unternehmen mit einer vielfältigen Per-

sonalstruktur. Es ist ein ganz wesentlicher Grundsatz der Corporate Governance der Wirecard,

sowohl auf der Ebene der obersten Organe als auch unterhalb dieser ersten Ebene, Kandidaten

für neu zu besetzende Positionen unabhängig vom Geschlecht, unabhängig von ihrer Religions-

zugehörigkeit, unabhängig von ihrer Nationalität, von ihrem Glauben, ihrer Hautfarbe etc. nach

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ihrer fachlichen und persönlichen Qualifikation auszuwählen und, im Fall von Aufsichtsratskandi-

daten, der Hauptversammlung zur Wahl vorzuschlagen. Dabei ist es selbstverständlich, dass auch

die internationale Tätigkeit des Unternehmens sowie potenzielle Interessenskonflikte berücksich-

tigt werden. Der Aufsichtsrat wird darauf achten, dass ihm eine nach seiner Einschätzung ange-

messene Anzahl unabhängiger Mitglieder angehören. Nach Auffassung der Wirecard AG war es

hierzu bisher nicht erforderlich, über die o.g. Zielgrößen für den Frauenanteil hinaus weitere kon-

krete Ziele für die Zusammensetzung des Aufsichtsrats zu benennen. Insbesondere wurde weder

eine Altersgrenze noch eine Regelgrenze für die Zugehörigkeitsdauer zum Aufsichtsrat festgelegt

da der Aufsichtsrat der Meinung ist, dass dies der im Gesellschaftsinteresse liegenden Kontinuität

und Bewahrung langjähriger Expertise im Aufsichtsrat widersprechen könnte. Insofern wird der-

zeit eine Abweichung von Ziffer 5.4.1 Abs. 2 Satz 1 des Kodex erklärt. Von Ziffer 5.4.1 Abs. 3 Satz

1 und 2 des Kodex wurde und wird daher ebenfalls abgewichen. Gleichwohl hat sich der Auf-

sichtsrat auch bei seinen Wahlvorschlägen an die zuständigen Wahlgremien an den Empfehlungen

des Kodex orientiert und wird auch zukünftig so verfahren.

3. Ziffer 5.4.6 Abs. 2 Satz 2 des Kodex empfiehlt, dass eine erfolgsorientierte Vergütung der Mit-

glieder des Aufsichtsrats, soweit eine solche zugesagt wird, auf eine nachhaltige Unternehmens-

entwicklung ausgerichtet sein soll.

Die aktuell gültige Satzung der Wirecard AG sieht eine erfolgsorientierte Vergütung der Mitglieder

des Aufsichtsrats vor. Diese richtet sich nach dem Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit

vor Zinsen und Ertragssteuern des abgelaufenen Geschäftsjahrs und sieht keine Berechnung

durch Vergleich der Ergebnisse mehrerer Geschäftsjahre vor. Deshalb weicht die Wirecard AG

derzeit von der Empfehlung ab, dass eine erfolgsorientierte Vergütung auf eine nachhaltige Un-

ternehmensentwicklung ausgerichtet sein soll.

Vorstand und Aufsichtsrat der Wirecard AG beabsichtigen, an dem bisherigen Vergütungssystem

des Aufsichtsrats festzuhalten. Sie sind der Auffassung, dass sich die in § 14 Abs. 1 der Satzung

der Wirecard AG geregelte erfolgsorientierte Vergütungskomponente als angemessene Gegen-

leistung für die Wahrnehmung der dem Aufsichtsrat obliegenden Kontrollpflichten bewährt hat

und dass das bisherige Vergütungssystem daher auch zukünftig sachgerecht ist.

4. Ziffer 7.1.2 Satz 3 des Kodex sieht vor, dass der Konzernabschluss binnen 90 Tagen nach

Geschäftsjahresende und die Zwischenberichte binnen 45 Tagen nach Ende des Berichtszeit-

raums öffentlich zugänglich sein sollen.

Die gesetzlichen Regelungen sehen derzeit vor, dass der Konzernabschluss binnen einer Frist von

vier Monaten nach Geschäftsjahresende, und Halbjahresfinanzberichte binnen einer Frist von drei

Monaten nach Ablauf des Berichtszeitraums zu veröffentlichen sind. Quartalsmitteilungen sollen

nach der Börsenordnung der Frankfurter Wertpapierbörse für den Prime Standard binnen zwei

Monaten nach Ende des Berichtszeitraums an die Geschäftsführung der Börse übermittelt werden.

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I.5. Corporate-Governance-Bericht

31

Die Gesellschaft hat sich bisher an den Fristen orientiert, da der Vorstand dieses Fristenregime für

angemessen hält. Sollten es die internen Abläufe erlauben, wird die Gesellschaft die Berichte ge-

gebenenfalls auch früher veröffentlichen.

5.4 Vergütungsbericht

Der Vergütungsbericht fasst die Grundsätze zusammen, die auf die Festsetzung der Gesamtver-

gütung der Mitglieder des Vorstands der Wirecard AG Anwendung finden, und erläutert die Struk-

tur sowie die Höhe der Vergütung der Vorstandsmitglieder. Ferner werden die Grundsätze und die

Höhe der Vergütung der Mitglieder des Aufsichtsrats beschrieben.

Die folgenden Personen waren im Geschäftsjahr 2015 als Vorstand bei der Wirecard AG beschäf-

tigt:

Dr. Markus Braun, Wirtschaftsinformatiker, Vorstand seit 1. Oktober 2004

Vorstandsvorsitzender

Burkhard Ley, Bankkaufmann, Vorstand seit 1. Januar 2006

Finanzvorstand

Jan Marsalek, Informatiker, Vorstand seit 1. Februar 2010

Vertriebsvorstand

5.5 System der Vorstandsvergütung

Das System der Vorstandsvergütung bei der Wirecard AG ist darauf ausgerichtet, einen Anreiz für

eine langfristige, auf Nachhaltigkeit angelegte Unternehmensführung zu setzen. Systematik und

Höhe der Vorstandsvergütung werden durch den Aufsichtsrat festgelegt und regelmäßig überprüft.

Die Vergütung der Mitglieder des Vorstands erfolgt auf Grundlage von § 87 Aktiengesetz (AktG).

Die Vergütung umfasst feste und variable Bestandteile.

Im Geschäftsjahr 2015 hat der Aufsichtsrat die Vorstandsverträge für eine feste Laufzeit bis zum

31. Dezember 2017 verlängert. Die Vorstandsverträge von Herrn Dr. Braun und Herrn Marsalek

sind nur aus wichtigem Grund kündbar. Herr Burkhard Ley hat ein ordentliches Kündigungsrecht

mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten zum Monatsende. Im Zuge der Erneuerung der Vor-

standsverträge wurde die Höhe der festen Barvergütung, der variablen Vergütungsbestandteile

und der Altersversorgung überprüft und teilweise angepasst. Das zuvor geltende System der Vor-

standsvergütung blieb aber im Wesentlichen unverändert. Die Vergütung setzt sich aus den fol-

genden Komponenten zusammen: (1) einer jährlichen Festvergütung, (2) einem Jahresbonus (Vari-

able Vergütung I), der sich nach der Entwicklung des Börsenkurses der Wirecard AG berechnet, (3)

einer langfristigen variablen Vergütung (Variable Vergütung II), die an eine mehrjährige Entwicklung

des Börsenkurses der Wirecard AG anknüpft und (4) einem festen Betrag als Beitrag zur Altersver-

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sorgung (Herr Dr. Markus Braun und Herr Jan Marsalek) bzw. einer beitragsorientierten betriebli-

chen Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung (Herr Burkhard Ley). Darüber hinaus be-

steht die Möglichkeit, dass die Vorstände zusätzlich folgende, erfolgsabhängige Vergütungen bei

Erfüllung der Voraussetzungen erhalten: (5) eine Sondertantieme für nachhaltige, besondere außer-

ordentliche Leistungen des Vorstands und (6) eine besondere Tantieme für den Fall des Kontroll-

wechsels, an dem Vorstände wie auch Mitarbeiter teilhaben. Hinzu kommen Sachbezüge und sons-

tige Leistungen, wie z. B. Firmenfahrzeug mit Privatnutzung oder Erstattung von Aufwendungen,

einschließlich geschäftlich bedingter Reise- und Bewirtungskosten.

5.6 Vergütung des Vorstands im Geschäftsjahr 2015

Als Vorstandsfestgehalt erhielten die Vorstandsmitglieder im Berichtszeitraum insgesamt

TEUR 3.250 (2014: TEUR 2.350). Die übrige Vergütung des Vorstands im Geschäftsjahr 2015 stellt

sich wie folgt dar:

Die variable Vergütung setzt sich aus zwei Teilen, Variable Vergütung I und Variable Vergütung II,

zusammen; die Berechnung ist abhängig von der Entwicklung des Basispreises der Aktie der

Wirecard AG. Dabei gilt als Basispreis der nach Umsätzen gewichtete Durchschnittskurs des Mo-

nats Dezember, der unter ISIN DE0007472060 an der Frankfurter Wertpapierbörse im regulierten

Markt, Xetra-Handel, gehandelten Aktie der Wirecard AG, ermittelt über den Börseninformations-

dienst Bloomberg. Für das Jahr 2014 ist der Basispreis jedoch vertraglich mit EUR 33,00 festge-

legt. Weiterhin legen die Verträge Höchstgrenzen für die einzelnen Basispreise der Folgejahre fest.

Bei einem etwaigen Absinken des Basispreises während der Bonusjahre entfällt der jeweilige Bo-

nusanteil, eine (Rück-)Forderung gegen das Vorstandsmitglied besteht nicht.

Die jährliche variable Vergütung wird durch einen Maximalbetrag (Cap) begrenzt. Die Höhe des

Maximalbetrages beträgt bei Herrn Dr. Markus Braun TEUR 1.100, bei Herrn Burkhard Ley

TEUR 1.500 und bei Herrn Jan Marsalek TEUR 1.200.

Die Variable Vergütung I berechnet sich sodann wie folgt: Der Vorstand erhält für jedes Kalenderjahr

(Bonusjahr I) einen Jahresbonus, der sich aus 49 % bzw. 49,2667 % (nur Herr Burkhard Ley) der

Differenz des Basispreises der Aktie der Wirecard AG des Bonusjahres I abzüglich des Basispreises

des Vorjahres (Basisjahr I) multipliziert mit dem Faktor errechnet. Der Faktor in Tausend beträgt bei

Herrn Dr. Markus Braun und bei Herrn Burkhard Ley 275 und bei Herrn Jan Marsalek 300. Es ist

zudem vertraglich festgelegt, dass der Basispreis des jeweiligen Vorjahres den Betrag von

EUR 33,00 nicht unterschreiten kann.

Die Variable Vergütung II berechnet sich sodann wie folgt: Der Vorstand erhält einen auf einer

Zwei-Jahres-Periode (2015/2016, 2016/2017 und 2017/2018) basierenden Nachhaltigkeitsbonus,

der sich aus 51% bzw. 50,7333 % (nur Herr Burkhard Ley) der Differenz des Basispreises der Aktie

der Wirecard AG des zweiten Kalenderjahres der Zwei-Jahres-Periode (Bonusjahr II) abzüglich

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I.5. Corporate-Governance-Bericht

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des Basispreises des Vorjahres vor der Zwei-Jahres-Periode (Basisjahr II) multipliziert mit dem

jeweiligen Faktor errechnet. Der Faktor in Tausend beträgt für die Variable Vergütung II ebenfalls

bei Herrn Dr. Markus Braun und bei Herrn Burkhard Ley 275 und bei Herrn Jan Marsalek 300. Es

ist vertraglich auch hier festgelegt, dass der Basispreis des jeweiligen Vorjahres (vor der Zwei-

Jahres-Periode) den Betrag von EUR 33,00 nicht unterschreiten kann.

Der Nachhaltigkeitsbonus 2014/2015 in Höhe von TEUR 867 war im Januar 2016 fällig.

Der Vorstand kann zusätzlich im Einzelfall für nachhaltige, besondere außergewöhnliche Leistun-

gen eine Sondertantieme erhalten. Die Entscheidung über die Gewährung und die Höhe der Son-

dertantieme trifft der Aufsichtsrat der Gesellschaft nach billigem Ermessen. Nachhaltige, beson-

dere außerordentliche Leistungen in diesem Sinne sind insbesondere außerordentliche Beiträge

im Bereich Kundenverbindungen, durch neue Produkte, Beiträge durch Unternehmenskäufe

und/oder durch technologische Weiterentwicklungen. Im Geschäftsjahr 2015 wurden keine Son-

dertantiemen bewilligt oder gezahlt.

Die Gesellschaft zahlt den Vorständen Dr. Markus Braun und Jan Marsalek darüber hinaus einen

jährlichen Beitrag zu einer Altersversorgung. Der Beitrag beträgt bei Herrn Dr. Markus Braun

TEUR 450 brutto und bei Herrn Jan Marsalek TEUR 300 brutto. Die Zahlung erfolgt in zwölf mo-

natlichen Teilbeträgen. Für den Vorstand Burkhard Ley errichtet die Gesellschaft ein Versorgungs-

konto und zahlt darauf einen Versorgungsbeitrag in Höhe von jährlich TEUR 420 zu einer betrieb-

lichen Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung ein. Die Zahlung des

Versorgungsbeitrags erfolgt jeweils am Jahresende. Bei unterjähriger Beendigung des Dienstver-

hältnisses ermäßigt sich der Versorgungsbeitrag entsprechend (pro rata temporis). Beträgt das

Versorgungsguthaben des Vorstands bei Eintritt des Versorgungsfalls weniger als zehn Versor-

gungsbeiträge findet eine Aufstockung des Guthabens durch die Gesellschaft auf insgesamt zehn

Versorgungsbeiträge statt. Bei Eintritt des Versorgungsfalls ist das Guthaben als Einmalbetrag

innerhalb eines Monats an den Vorstand auszuzahlen. Zusätzlich zahlt die Gesellschaft für alle

Vorstände einen monatlichen Beitrag von EUR 250 in eine Lebensversicherung (Direktversiche-

rung) als Altersvorsorge mit Kapitalabfindung oder monatlicher Rente. Ein Anspruch auf eine Pen-

sionszusage oder sonstige Alterssicherung besteht darüber hinaus nicht.

Zur langfristigen Bindung von Führungskräften und Arbeitnehmern beschloss die Hauptversamm-

lung der Wirecard AG am 15. Juli 2004, ein auf Wandelschuldverschreibungen basierendes Mit-

arbeiterbeteiligungsprogramm einzuführen (Stock Option Plan 2004). Die näheren Bedingungen

des Stock Option Plan 2004 sind im Anhang des Konzernabschlusses dargestellt. Dem Vorstand

Burkhard Ley hatte der Aufsichtsrat aus dem Mitarbeiterbeteiligungsprogramm 2004 zu Beginn

von dessen Tätigkeit 240.000 Wandelschuldverschreibungen gewährt. Am 30. November 2015

übte Herr Burkhard Ley seine Bezugsrechte aus den ihm verbleibenden 48.000 Wandelschuldver-

schreibungen aus und übernahm unter Berücksichtigung des gesetzlichen Verwässerungsschut-

zes 75.000 neue Aktien der Wirecard AG aus dem bedingten Kapital 2004/I. Zum 31. Dezember

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2015 hielt Herr Burkhard Ley damit keine Wandelschuldverschreibungen mehr. Der Aufwand

wurde in den Vorjahren berücksichtigt. Der beizulegende Zeitwert zum Ausgabezeitpunkt für alle

Wandelschuldverschreibungen lag bei TEUR 1.293.

Im Falle eines Kontrollwechsels, das heißt, wenn einem oder mehreren gemeinsam handelnden

Aktionären 30% oder mehr der Stimmrechte der Gesellschaft zustehen oder ihnen zuzurechnen

sind, hat jedes Vorstandsmitglied Anspruch auf Zahlung einer Tantieme, die vom Unternehmens-

wert der Gesellschaft abhängt; diese Regelung wurde erstmalig im Jahre 2006 vereinbart und

seither unverändert beibehalten. Die Höhe der Tantieme beträgt bei Herrn Dr. Markus Braun und

bei Herrn Burkhard Ley jeweils 0,4% des Unternehmenswerts und bei Herrn Jan Marsalek 0,25%

des Unternehmenswerts. Ein den Betrag von EUR 2 Mrd. übersteigender Unternehmenswert der

Gesellschaft wird für Zwecke der Berechnung der Tantieme nicht berücksichtigt; diese Tantieme

wird nicht gezahlt, sofern der Kaufpreis, bezogen auf alle Aktien der Wirecard AG, EUR 500 Mio.

unterschreitet. Ein Recht zur außerordentlichen Kündigung steht dem Vorstand im Falle des Kon-

trollwechsels nicht zu. Neben dieser Tantieme stehen dem Vorstand im Falle der Kündigung seines

Anstellungsvertrages, d.h. bei Vorliegen eines Kündigungsgrundes, mit Ausnahme der Kündigung

aus wichtigem Grund durch die Gesellschaft, noch folgende Bezüge zu: Zahlung der Festvergü-

tung für die feste Laufzeit des Anstellungsvertrages, zahlbar in einer Summe, jedoch abgezinst

auf den Tag der Auszahlung mit einem Zinssatz von 4% p. a. sowie Zahlung der Vergütung des

Verkehrswertes in bar für die im Zeitpunkt der Kündigung zugeteilten und noch nicht ausgeübten

Aktienoptionen.

Daneben bestehen übliche Regelungen über Dienstwagen, Auslagenerstattung und die Erstattung

anderer geschäftsbedingter Aufwendungen.

Die Gesellschaft hat sich ferner verpflichtet, für die Dauer von sechs Monaten bzw. zwölf Monaten

(nur Herr Burkhard Ley) ab Beginn einer Erkrankung des Vorstandsmitglieds das Festgehalt wei-

terzuzahlen. Bei Tod des Vorstandsmitglieds erhalten die Hinterbliebenen des Vorstands eine Ge-

haltsfortzahlung für die Dauer von sechs Monaten bzw. für den Sterbemonat sowie für die Dauer

von sechs weiteren darauf folgenden Monaten (nur Herr Burkhard Ley), längstens bis zum Ende

der Vertragslaufzeit.

Neben der Lebensversicherung zur Altersvorsorge hat sich die Gesellschaft verpflichtet, für die

Mitglieder des Vorstands folgende Versicherungen abzuschließen: (i) eine Unfallversicherung mit

einer Versicherungsleistung von mindestens TEUR 250 für den Todesfall und TEUR 500 für den

Fall der Invalidität und (ii) eine D&O-Versicherung für die Tätigkeit des Vorstandsmitglieds als Vor-

stand der Gesellschaft mit einer Versicherungssumme von TEUR 5.000 und einem Selbstbehalt

entsprechend den gesetzlichen Regelungen von 10% des Schadens bis zur Höhe des Eineinhalb-

fachen der festen jährlichen Vergütung des Vorstandsmitglieds. Diese Versicherungen hat die Ge-

sellschaft zugunsten ihrer Vorstandsmitglieder mit einer Versicherungssumme von TEUR 50.000

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I.5. Corporate-Governance-Bericht

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abgeschlossen. Die Höhe der Versicherungsprämien für diese Versicherungen betrug im Ge-

schäftsjahr 2015 insgesamt TEUR 157.

Es bestanden während des Geschäftsjahres 2015 keine Kredite, Vorschüsse oder zugunsten von

Vorstandsmitgliedern eingegangene Haftungsverhältnisse von der Gesellschaft oder von Tochter-

unternehmen. Im Geschäftsjahr 2015 beliefen sich die Gesamtbezüge aller Vorstandsmitglieder

der Gesellschaft, das heißt die Gesamtbezüge im Geschäftsjahr während der Dauer der Zugehö-

rigkeit der einzelnen Personen zum Vorstand einschließlich der noch nicht ausgezahlten Beträge

für die Variable Vergütung I, die Variable Vergütung II und sonstige Leistungen, auf TEUR 9.041

(2014: TEUR 4.657).

Für die einzelnen Mitglieder des Vorstands wurden folgende Vergütungen für das Geschäftsjahr

2015 festgesetzt (individualisierte Angaben):

Gewährte Zuwendungen

Dr. Markus Braun Burkhard Ley Jan Marsalek

in TEUR 2015

2015 (Min.)

2015 (Max.) 2014 2015

2015 (Min.)

2015 (Max.) 2014 2015

2015 (Min.)

2015 (Max.) 2014

Erfolgsunabhängige Vergütung

Feste Jahresvergütung 1.350 1.350 1.350 950 1.000 1.000 1.000 750 900 900 900 650

Nebenleistungen 478 478 478 277 1.406 1.406 1.406 178 303 303 303 153

1.828 1.828 1.828 1.227 2.406 2.406 2.406 928 1.203 1.203 1.203 803

Erfolgsabhängige Vergütung

Einjährige variable Vergütung

2014 - - - 270 - - - 368 - - - 196

2015 539 0 539 0 739 0 739 0 588 0 588 0

Mehrjährige variable Vergütung

2013/2014 - - - 140 - - - 191 - - - 102

2014/2015 - - - 140 - - - 191 - - - 102

2015/2016 508 0 561 - 676 0 761 - 554 0 612 -

1.047 0 1.100 550 1.415 0 1.500 750 1.142 0 1.200 400

Gesamt 2.875 1.828 2.928 1.777 3.821 2.406 3.906 1.678 2.345 1.203 2.403 1.203

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5.7 Vergütung des Aufsichtsrats im Geschäftsjahr 2015

Die Vergütung des Aufsichtsrats ist in § 14 der Satzung der Wirecard AG geregelt. Danach erhalten

die Mitglieder des Aufsichtsrats neben dem Ersatz der bei der Ausübung der Amtstätigkeit er-

wachsenen Auslagen (sowie dem Ersatz der etwa auf ihre Vergütung und Auslagen entfallenden

Umsatzsteuer) eine feste und eine variable Vergütung. Die jährliche Festvergütung beträgt

TEUR 55. Die variable Vergütung ist erfolgsabhängig und richtet sich nach der Höhe des konsoli-

dierten EBIT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit vor Zinsen und Ertragssteuern) der

Gesellschaft. Für jede vollendete Million Euro, um die das konsolidierte EBIT der Gesellschaft zum

31. Dezember 2008 einen Mindestbetrag von EUR 30 Mio. übersteigt, beträgt die variable Vergü-

tungskomponente netto TEUR 1. Dieser Mindestbetrag von EUR 30 Mio. erhöht sich ab Beginn

des Geschäftsjahres 2009 um 10% jährlich und liegt demnach für das Geschäftsjahr 2015 bei

EUR 58,46 Mio.

Gemäß den Bestimmungen des Deutschen Corporate Governance Kodex werden Vorsitz und

stellvertretender Vorsitz im Aufsichtsrat gesondert berücksichtigt. Ausschüsse bestehen im Auf-

sichtsrat der Gesellschaft nicht. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats erhält das Doppelte und der

Stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats erhält das Eineinhalbfache des sogenannten ein-

fachen Satzes der festen und der variablen Vergütung. Veränderungen im Aufsichtsrat während

Zufluss

Dr. Markus Braun Burkhard Ley Jan Marsalek

in TEUR 2015 2014 2015 2014 2015 2014

Erfolgsunabhängige Vergütung

Feste Jahresvergütung 1.350 950 1.000 750 900 650

Nebenleistungen 478 277 28 178 303 153

1.828 1.227 1.028 928 1.203 803

Erfolgsabhängige Vergütung

Einjährige variable Vergütung

2013 0 270 0 368 0 196

2014 270 0 368 0 196 0

Mehrjährige variable Vergütung

2012/2013 0 280 0 382 0 205

2013/2014 280 0 382 0 205 0

550 550 750 750 401 401

Gesamt 2.378 1.777 1.778 1.678 1.604 1.204

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I.5. Corporate-Governance-Bericht

37

des Geschäftsjahres führen zu einer zeitanteiligen Vergütung. Darüber hinaus erhalten die Mitglie-

der des Aufsichtsrats für jede Sitzung des Aufsichtsrats, an der sie teilnehmen, ein Sitzungsgeld

in Höhe von EUR 1.250,00 zzgl. Umsatzsteuer.

Der Aufsichtsrat ist in gleicher Besetzung auch als Aufsichtsrat des Tochterunternehmens Wire-

card Bank AG tätig. Weitere Vergütungen oder Vorteile für persönlich erbrachte Leistungen, ins-

besondere Beratungs- und Vermittlungsleistungen, wurden im Geschäftsjahr 2015 nicht gewährt.

Zum 31. Dezember 2015 bestanden keine Kredite an Mitglieder des Aufsichtsrats.

Die Aufsichtsratsvergütung belief sich im Geschäftsjahr 2015 insgesamt auf TEUR 785

(2014: TEUR 622). In Höhe von TEUR 513 wurde die Vergütung aufwandswirksam zurückgestellt

und kommt im Jahr 2016 zur Auszahlung.

Aufsichtsratvergütung 2015

in TEUR

Funktion von bis

erfolgs- unabhängi

g Sitzungs-

geld erfolgs-

abhängig

lang-fristige Anreiz-

wirkung Gesamt

Wulf Matthias

Vorsitzender 01.01.2015 31.12.2015 110 8 228 0 346

Alfons W. Henseler

Stellvertreter 01.01.2015 31.12.2015 83 8 171 0 262

Stefan Klestil Mitglied 01.01.2015 31.12.2015 55 8 114 0 177

Gesamtvergütung 248 23 513 0 785

Aufsichtsratvergütung 2014

in TEUR

Funktion von bis

erfolgs- unabhän

gig Sitzungs

-geld

erfolgs- abhängi

g

lang-fristige Anreiz-

wirkung Gesamt

Wulf Matthias Vorsitzen

der 01.01.20

14 31.12.20

14 110 6 158 0 274

Alfons W. Henseler Stellvertr

eter 01.01.20

14 31.12.20

14 83 6 119 0 208

Stefan Klestil Mitglied 01.01.20

14 31.12.20

14 55 6 79 0 140

Gesamtvergütung 248 19 356 0 622

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38

Übernahmerechtliche Angaben

Gezeichnetes Kapital

Zum Stichtag 31. Dezember 2015 betrug das Eigenkapital der Wirecard AG TEUR 682.079 im

Vergleich zu TEUR 685.585 zum Vorjahreszeitpunkt.

Das gezeichnete Kapital zum 31. Dezember 2015 betrug EUR 123.565.586 und war in

123.565.586 auf den Inhaber lautende Stückaktien mit einem rechnerischen Grundkapital von je

EUR 1,00 eingeteilt. Jede Aktie gewährt eine Stimme.

Bedingtes und genehmigtes Kapital, Kauf eigener Aktien

Da im Geschäftsjahr 2015 eine Wandlung stattgefunden hat, hat sich das bedingte Kapital (Be-

dingtes Kapital 2004/I) im Berichtszeitraum reduziert und beträgt nunmehr TEUR 614 (31. Dezem-

ber 2014: TEUR 689).

Darüber hinaus hat die Hauptversammlung vom 26. Juni 2012 den Vorstand ermächtigt, mit

Zustimmung des Aufsichtsrats bis zum 25. Juni 2017 einmalig oder mehrmals auf den Inhaber

lautende Options- und/oder Wandelschuldverschreibungen im Gesamtnennbetrag von bis zu

TEUR 300.000 auszugeben und den Inhabern bzw. Gläubigern von Optionsschuldverschreibun-

gen Optionsrechte bzw. den Inhabern bzw. Gläubigern von Wandelschuldverschreibungen Wand-

lungsrechte auf neue, auf den Inhaber lautende Aktien der Gesellschaft bis zu einem

anteiligen Betrag am Grundkapital von insgesamt bis zu TEUR 25.000 nach näherer Maßgabe der

Options- bzw. Wandelanleihebedingungen zu gewähren. (Bedingtes Kapital 2012)

Durch Beschluss der Hauptversammlung vom 17. Juni 2015 wurde der Vorstand ermächtigt, das

Grundkapital mit Zustimmung des Aufsichtsrats bis zum 17. Juni 2020 einmalig oder mehrmalig

um bis zu insgesamt TEUR 30.000 gegen Bar- und/oder Sacheinlagen (einschließlich sogenannter

gemischter Sacheinlagen) durch Ausgabe von bis zu Mio. 30 neuen, auf den Inhaber lautenden

Stückaktien zu erhöhen (Genehmigtes Kapital 2015) und dabei einen vom Gesetz abweichenden

Beginn der Gewinnbeteiligung, auch rückwirkend auf ein bereits abgelaufenes Geschäftsjahr, so-

weit über den Gewinn dieses abgelaufenen Geschäftsjahres noch kein Beschluss gefasst wurde,

zu bestimmen. Den Aktionären ist grundsätzlich ein Bezugsrecht einzuräumen. Die neuen Aktien

können auch von einem oder mehreren durch den Vorstand bestimmten Kreditinstituten mit der

Verpflichtung übernommen werden, sie den Aktionären anzubieten (mittelbares Bezugsrecht).

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I.5. Corporate-Governance-Bericht

39

Der Vorstand wird jedoch ermächtigt, mit Zustimmung des Aufsichtsrats das gesetzliche

Bezugsrecht der Aktionäre in speziellen Fällen auszuschließen. Für weitere Detials wird auf den

Konzernanhang verwiesen.

Es bestand am Bilanzstichtag ein genehmigtes Kapital (Genehmigtes Kapital 2015) von

TEUR 30.000 (31. Dezember 2015:(Genehmigtes Kapital 2012/I) TEUR 18.802). Das bestehende

genehmigte Kapital wurde durch das neue vollständig ersetzt.

Der Vorstand war mit Zustimmung des Aufsichtsrats ermächtigt, eigene Aktien der Gesellschaft

in Höhe von bis zu 10 Prozent des zum Zeitpunkt der Beschlussfassung bestehenden Grundka-

pitals der Wirecard AG zu erwerben. Die Ermächtigung galt bis zum 16. Juni 2015. Der Vorstand

hat von der Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien bis zum 31. Dezember

2015 keinen Gebrauch gemacht. Für detaillierte Angaben zum Kapital wird auf den Anhang ver-

wiesen.

Stimmrechtsmitteilungen

Der Gesellschaft liegen keine Meldungen darüber vor, dass ein Aktionär direkt oder indirekt einen

Stimmrechtsanteil von mehr als 10 Prozent hält. Beschränkungen, die Stimmrechte oder die Über-

tragung von Aktien betreffen, sind dem Vorstand der Gesellschaft nicht bekannt.

Gesetzliche Vorschriften bei Änderungen von Satzung und Vorstand

Hinsichtlich der Ernennung und Abberufung der Mitglieder des Vorstands gelten die

gesetzlichen Vorschriften. Ernennung und Abberufung erfolgen daher grundsätzlich durch den

Aufsichtsrat. Hinsichtlich der Änderung der Satzung gelten die gesetzlichen Vorschriften.

Satzungsänderungen werden nach § 179 AktG durch die Hauptversammlung beschlossen. Der

Beschluss der Hauptversammlung bedarf einer Mehrheit, die mindestens drei Viertel des bei der

Beschlussfassung vertretenen Grundkapitals umfasst.

Vereinbarung bei einem Kontrollwechsel

Die Änderung der Kontrolle der Gesellschaft liegt für die Zwecke des Anstellungsvertrages in dem

Zeitpunkt vor, in dem eine Anzeige gemäß §§ 21, 22 WpHG bei der Gesellschaft eingeht oder

hätte eingehen müssen, dass 30 Prozent oder mehr der Stimmrechte der Gesellschaft im Sinne

von §§ 21, 22 WpHG einer natürlichen oder juristischen Person oder einer Personen-mehrheit

zustehen oder zuzurechnen sind. Im Falle eines Kontrollwechsels hat jedes

Vorstandsmitglied Anspruch auf Zahlung einer Tantieme, die vom Unternehmenswert der Gesell-

schaft abhängt. Die Höhe der Tantieme beträgt bei Herrn Dr. Markus Braun und bei

Herrn Burkhard Ley 0,4 Prozent des Unternehmenswerts und bei Herrn Jan Marsalek 0,25 Prozent

des Unternehmenswerts. Im Falle des Kontrollwechsels steht dem Vorstand kein Recht zur au-

ßerordentlichen Kündigung des Anstellungsvertrages zu. Der Anspruch auf eine Tantieme besteht

nur dann, wenn der Kontrollwechsel aufgrund eines Angebots an alle Aktionäre der Gesellschaft

erfolgt oder dem Kontrollwechsel ein Angebot an alle Aktionäre nachfolgt. Der Unternehmenswert

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der Gesellschaft ist definiert als das Angebot in Euro je Aktie der Gesellschaft multipliziert mit der

Gesamtzahl aller zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Angebots ausgegebenen Aktien. Die

Tantieme ist nur zahlbar, sofern der hieraus ermittelte Unternehmenswert mindestens 500 Millio-

nen Euro erreicht; ein den Betrag von 2 Milliarden Euro übersteigender Unternehmenswert der

Gesellschaft wird für die Berechnung der Tantieme nicht berücksichtigt. Tantiemezahlungen sind

in drei gleichen Raten fällig.

Vorstand und Aufsichtsrat haben beschlossen, dass auch Mitarbeitern der Wirecard AG und von

Tochtergesellschaften unter ähnlichen Bedingungen wie dem Vorstand eine Tantieme zugeteilt

werden kann. Hierzu stehen insgesamt 0,8 Prozent des Unternehmenswerts der Gesellschaft zur

Verfügung. Der Vorstand kann jeweils mit Zustimmung des Aufsichtsrats gegenüber den

Mitarbeitern die Tantiemezusagen für den Kontrollwechsel abgeben. Die Tantieme bedingt, dass

zum Zeitpunkt des Kontrollwechsels ein Anstellungsverhältnis mit dem jeweiligen Mitarbeiter be-

steht. Tantiemezahlungen erfolgen ebenfalls in drei Raten.

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L A G E B E R I C H T I . G R U N D L A G E N D E R W I R E C A R D A G

I.6. Rahmenbedingungen und Geschäftsverlauf

41

II Wirtschaftsbericht

6. RAHMENBEDINGUNGEN UND GESCHÄFTSVERLAUF

6.1 Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Der Internationale Währungsfonds (IWF) veröffentlichte im Januar mit dem Ausblick der Weltwirt-

schaft (World Economic Outlook) eine Wachstumserwartung für das Jahr 2015 von 3,1 Prozent.

Für die Asia-5-Staaten (Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand und Vietnam) prognostizierte

der IWF ein Wachstum von 4,7 Prozent. Das Wachstum für Südafrika prognostiziert der IWF auf

1,3 Prozent für das Jahr 2015.

Nach Berechnungen der Europäischen Kommission vom Februar 2016 lag das Wachstum des

Bruttoinlandsprodukts der Europäischen Union für das abgelaufene Berichtsjahr bei 1,9 Prozent

und in der Eurozone bei 1,6 Prozent.

Branchenspezifische Rahmenbedingungen

Der europäische E-Commerce-Markt ist 2015 rund 12 Prozent gewachsen. Wirecard berechnet

diesen Wert aus den prozentualen Wachstumsgrößen des Marktforschungsinstituts Statista und

des Branchenverbandes Ecommerce Europe.

6.2 Geschäftsverlauf im Berichtszeitraum

Im Geschäftsjahr 2015 konnte die Wirecard-Gruppe ihre Ziele erreichen und die Zahl der Be-

standskunden auf rund 22.000 steigern. Die Neukundenentwicklung verlief in allen Zielbranchen

der Wirecard Gruppe sehr positiv. Im Kerngeschäft konnte die Zusammenarbeit mit zahlreichen

Bestandskunden ausgebaut werden. Neue Kunden kamen aus allen Industrien und Branchen

hinzu. Die Ergänzung bestehender Zahlverfahren und Risikomanagementlösungen steht beispiel-

haft für die Ausweitung bestehender Geschäftsbeziehungen und die Verknüpfung innovativer

Wirecard-Lösungen.

Im E-Commerce-Kerngeschäft hat sich der Trend zur Internationalisierung weiterhin fortgesetzt.

Produkte auf Basis der NFC- oder HCE-Technologie haben an Bedeutung gewonnen und wurden

am Markt platziert.

Mit dem Wirecard Checkout Portal stellt Wirecard eine vollautomatisierte Lösung zur schnellen Kon-

figuration und Annahme von gängigen internationalen Zahlungsmethoden bereit, um auch kleinere

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und mittlere Händler an den internationalen E-Commerce anzuschließen. Der gesamte Setup-Prozess

erfolgt online, ohne Medienbruch. Das Portal bietet ein Plugin-Tool, das Online-Kartenzahlungen so-

wie Zahlungsoptionen nach standardisierten Kundenanforderungen gewährleistet. Wirecard ermög-

licht osteuropäischen Händlern, die über das Checkout Portal angebotenen Zahlungslösungen in

Kombination mit Google Services zu nutzen. Dieses Angebot wird künftig in Zusammenarbeit mit

einem polnischen Partner angeboten.

Zu den wesentlichen Alleinstellungsmerkmalen, die Wirecard auszeichnen, zählen die Kombina-

tion aus Software-Technologie und Bankprodukten, die globale Ausrichtung der Zahlungsplatt-

form und innovative Lösungen, um elektronische Zahlungen effizient und sicher abwickeln

zu können.

Der überwiegende Anteil des Konzernumsatzes wird aus Geschäftsbeziehungen zu Anbietern von

Waren oder Dienstleistungen im Internet generiert, die ihre Zahlungsprozesse an die

Wirecard AG auslagern. Klassische Dienstleistungen rund um die Abwicklung und Risikoprüfung

von Zahlungstransaktionen, wie sie ein sogenannter Payment Service Provider leistet,

und die Kreditkartenakzeptanz (Acquiring) durch die Wirecard Bank AG und Drittbanken sind so-

mit eng miteinander verknüpft.

Der technischen Plattform immanent sind Skalierungseffekte aus dem wachsenden Anteil von

Geschäftskunden, die durch Acquiring-Bankdienstleistungen das Transaktionsvolumen erhöhen

sowie neue Produktangebote verwenden.

Die Gebührenerlöse aus dem Kerngeschäft der Wirecard-Gruppe, der Akzeptanz und Herausgabe

von Zahlungsmitteln sowie damit verbundener Mehrwertdienste, stehen zumeist in Relation zu

den abgewickelten Transaktionsvolumina. Im Geschäftsjahr 2015 belief sich das Transaktionsvo-

lumen auf 45,2 Milliarden Euro (2014: 34,3 Mrd. Euro), dies entspricht einem Wachstum von 31,8

Prozent. Mit 11,2 Milliarden Euro (2014: 7,4 Mrd. Euro), dies entspricht einem Wachstum von 51,4

Prozent, betrug der Anteil außerhalb Europas 24,8 Prozent des Gesamtvolumens (2014: 21,6 Pro-

zent).

Transaktionsvolumen 2015/2014 (in Mrd. Euro)

10 20 30 40

2015

2014

Transaktionsvolumen gesamt Transaktionsvolumen außerhalb Europas

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L A G E B E R I C H T I . G R U N D L A G E N D E R W I R E C A R D A G

I.6. Rahmenbedingungen und Geschäftsverlauf

43

Transaktionsvolumina 2015

Zielbranchen

Mit einem nach Zielbranchen aufgeteilten Direktvertrieb sowie ihrer technologischen Expertise

und Dienstleistungstiefe hat die Wirecard-Gruppe im Geschäftsjahr 2015 ihr operatives Wachstum

fortgesetzt und ihre Kundenbasis sowie das internationale Netzwerk von Kooperations- und Ver-

triebspartnern weiter ausgebaut.

Ein besonderes Differenzierungsmerkmal der Wirecard Gruppe stellt die Zentralisierung des bar-

geldlosen Zahlungsverkehrs aus unterschiedlichen Vertriebs- und Beschaffungskanälen auf einer

Plattform dar. Neben dem Neukundengeschäft für die Übernahme der Zahlungsabwicklung, dem

Risikomanagement und der Kreditkartenakzeptanz in Verbindung mit neben- und nachgelagerten

Bankdienstleistungen ergeben sich signifikante Cross-Selling-Möglichkeiten im

Bestandskundengeschäft, die durch die Ausweitung der Geschäftsbeziehungen zu einem

beständigen Wachstum beitragen.

Die Konzern-Umsatzerlöse wurden im Berichtsjahr zu 50,9 Prozent (2014: 50,5 Prozent) im Be-

reich Konsumgüter erzielt. Digitale Güter haben 33,5 Prozent Umsatzanteil

(2014: 33,0 Prozent), und Reise und Transport trug mit einem 15,6-prozentigen Anteil

(2014: 16,5 Prozent) zu den Umsätzen im Konzern bei.

Reise und TransportFluggesellschaften, Hotelketten, Reiseportale, TouristikveranstalterKreuzfahrtlinien, Fähren, Mietwagengesellschaften, Transport- und Logistikunternehmen

KonsumgüterDistanzhandel (Versandhandel) und stationärer HandelAlle Vertriebskanäle – jeweilsphysische Produkte

45,9%

20,0%

34,1% Digitale GüterInternetportale, Anbieter von Downloads (Musik/Software), App-Softwarefirmen, Karriere-Portale, Dating-Portale, Online-Gaming, Telekommunikationsanbieter, Internet-Telefonie, Sportwetten, Glücksspiel (Poker)

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Konsumgüter

Zahlreiche Neukundenabschlüsse und Erweiterungen bestehender Kundenbeziehungen zeigen

Wirecards Geschäftserfolg in allen Vertriebskanälen. Im Konsumgüterbereich ist ein klarer Trend zu

erkennen: Neben reinen Onlinehändlern benötigt eine zunehmende Anzahl großer, traditionsreicher

Point-of-Sale- oder B2B-orientierter Unternehmen, wie beispielsweise Lidl oder SAP, für die Imple-

mentierung ihrer globalen E-Commerce-Strategie einen Partner im Bereich Zahlungsabwicklung und

Risikomanagement.

Sparhandy.de, ein Online-Reseller für Smartphones und Zubehör, arbeitet seit Juli 2015 mit inte-

grierten Zahlungslösungen von Wirecard. Als weitere Beispiele können das Designer-Outlet best-

secret.com und Iris von Arnim sowie der Möbelhändler casando genannt werden.

Spectrum Brands, ein US-amerikanischer Konsumgüterkonzern mit Marken wie VARTA, Reming-

ton oder Russel Hobbs, nutzt für seine europäische E-Commerce-Strategie die integrierten Pay-

ment-Services der Wirecard AG. Seit diesem Jahr unterstützt Wirecard den auf IT-Themen spezi-

alisierten Heise Verlag als Payment Service Provider des Online-Shops und bei der Abwicklung

von Online-Abonnements.

Die Wirecard-Gruppe unterstützt seit dem vierten Quartal 2015, die Krones AG, führender Her-

steller in der Abfüll- und Verpackungstechnik, beim Aufbau ihrer E-Commerce-Strategie mit inte-

grierten Payment-Lösungen. Der B2B-Onlineshop Krones.shop für Klein- und Ersatzteile ist in

Deutschland gestartet und aktuell in weiteren acht Ländern verfügbar. Das globale, börsennotierte

Unternehmen mit über 80 Vertriebs- und Serviceniederlassungen plant, nach der schrittweisen

Ausdehnung in Europa, ein weltweites Angebot. Schon heute vertreibt Krones rund 90 Prozent

seiner Produkte ins Ausland.

Digitale Güter

Im Bereich Digitale Güter wurde das Kundenportfolio über die klassischen Branchen wie Down-

loads oder Spiele hinweg in Bereichen wie Sprachschulen, Fitnessabonnements oder Medienhäu-

ser stetig ausgebaut. Ein zusätzlicher Wachstumstreiber ist neben dem Gewinn neuer Kunden der

Ausbau bestehender Geschäfts- und Kundenbeziehungen. Seit die Sky Deutschland AG bereits

Anfang 2014 als Neukunde für die Onlinevideothek Snap by Sky gewonnen wurde, konnte die

Zusammenarbeit ausgebaut werden. Seit 2015 vertraut Sky bei der Abrechnung der Pay-TV-

Abonnements und der Zahlungsabwicklung für Sky Online auf Wirecards End-to-End-Lösungen.

Die Wirecard-Gruppe unterstützt seit Ende 2015 die gamigo AG, ein führendes Unternehmen im

schnell wachsenden Markt für Onlinespiele in Europa und Nordamerika, in der Kundenbetreuung

sowie mit Online-Payment-Services.

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I.6. Rahmenbedingungen und Geschäftsverlauf

45

Reise und Transport

Die Zielbranche Reise und Transport hat im Jahresverlauf ebenso zahlreiche Neukundenab-

schlüsse vorzuweisen, wie etwa mit der LSG Sky Chefs, eine Tochter der Deutsche Lufthansa AG,

die als Catering-Dienstleister für Fluglinien, Bahngesellschaften, Schulen und andere Institutionen

weltweit agiert. Ebenso konnte Wirecard mit der Zusammenarbeit mit dem Lufthansa City Center

den Grundstein einer strategischen Partnerschaft legen.

Darüber hinaus ist es der Wirecard-Gruppe gelungen neben zahlreichen Airlines (wie etwa Thai

Airways oder der belgischen VLM Airlines) weitere namhafte Unternehmen in der Branche als

Kunden zu gewinnen. So unterstützt Wirecard beispielsweise das Taxiunternehmen Premier Taxis

in Singapur mit seiner mehr als 2.000 Fahrzeuge umfassenden Flotte, mit einer innovativen Pay-

ment-Infrastruktur.

Auf der führenden Fachmesse der internationalen Tourismus-Wirtschaft (ITB Berlin 2015) wurde

eine innovative Lösung zur Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS)-konformen

Verarbeitung von Kartendaten vorgestellt. Für die gesamte Erweiterung ihres Tokenization-Verfah-

rens gewährleistet Wirecard die sichere Verarbeitung von Kartenzahlungen in einem PCI-konfor-

men Umfeld. Dabei ist jetzt auch die dynamische Nutzung der Daten in Form der Token über die

gesamte Buchungsstrecke möglich. Der Token kann im Buchungsprozess jederzeit über System-

grenzen hinweg zugespielt oder wieder in die Kreditkartendaten zurückgewandelt werden. Mit

dieser Lösung ist es der Wirecard Grupppe gelungen, im Wettbewerb „Sprungbrett“ des Verbands

Internet Reisevertrieb (VIR) den 2. Platz der Kategorie „Established“ zu gewinnen.

Nach dem Berichtszeitraum haben der Wirecard Konzern und die Österreichische Bundesbahn

(ÖBB) ihre Zusammenarbeit bekanntgegeben. Die ÖBB ist gerade dabei, ihr Vertriebssystem auf

komplett neue Beine zu stellen – mit gleich funktionierender Optik und Logik an allen Kundenkon-

taktpunkten. Ziel ist es, die neuen Service- und Mobilitätsbedürfnisse der Kunden zu erfüllen. Mit

Wirecard hat ÖBB einen starken Partner gefunden, um neue Zahlungs- und Servicemöglichkeiten

zu entwickeln und technologische Standards anpassen zu können.

Darüber hinaus unterstützt die Wirecard seit Anfang 2016 Siemens Mobility bei ihrem Schritt in

die Zukunft des Transportwesens. Durch die Kombination innovativer Mobilitäts- und sicherer

Payment-Services sollen neuartige Lösungen im Bereich intermodale Mobilität entstehen. Kunden

profitieren von einer intuitiven und reibungslosen Benutzerführung, da unterschiedliche Transport-

möglichkeiten und deren direkte Bezahlung unter einer Lösung zusammengefasst werden. Das

umfasst Routenempfehlungen, das Planen und Buchen im Öffentlichen Personenverkehr, ge-

nauso wie weitere Optionen, zum Beispiel das Carsharing – alles in einem Buchungsvorgang mit

einer gesicherten Transaktion.

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Geschäftsverlauf PP&RM

Auf das PP&RM-Segment entfallen alle Produkte und Leistungen für elektronische Zahlungsab-

wicklung und Risikomanagement. Die dynamische Geschäftsentwicklung in diesem Bereich be-

ruht sowohl auf einem Anstieg europäischer als auch außereuropäischer Volumen. Dem Wachs-

tum des Transaktionsvolumens entsprechend, verzeichnet Wirecard auch einen steigenden Anteil

des über Acquiring-Partner abgewickelten Volumens, das ebenfalls dem PP&RM-Segment zuzu-

ordnen ist.

Im vierten Quartal konnte die Erweiterung der Zusammenarbeit von Wirecard und Alipay, einem

Unternehmen der Ant Financial, Teil der Alibaba Gruppe, bekanntgegeben werden. Die Unterneh-

men kooperieren zur Bereitstellung einer Point-of-Sale-Zahlungsakzeptanz für das Alipay Wallet.

Die Lösung richtet sich an stationäre Einzelhändler in Europa, die chinesischen Touristen ab sofort

die in China führende mobile Bezahlmethode Alipay anbieten möchten. Damit profitieren europä-

ische Händler vom wachstumsträchtigen chinesischen Tourismus-Markt, welcher laut World Tou-

rism Organisation (UNWTO) im Jahr 2014 rund 165 Milliarden US$ umfasste.

Zudem konnte in Asien 2015 eine sehr erfolgreiche Entwicklung bei Bestands- und Neukunden

erzielt werden. Das Leistungsspektrum in Asien reicht aktuell von Zahlungsverkehrs-, Netzbe-

triebs- und Technologiedienstleistungen über Multi-Channel-Zahlungslösungen bis hin zu kon-

taktlosen und mobilen Zahlungsverkehrslösungen sowie Issuing Processing (technische Abwick-

lung von Kartentransaktionen).

Die positive Entwicklung des Geschäfts ist zudem geprägt durch Technologietransfers, die es den

neuen Tochterunternehmen in Südostasien möglich machen, mit einem erweiterten Lösungsport-

folio in den asiatischen Märkten zu agieren. Für das erfolgreiche Geschäftsjahr 2015 in Asien ste-

hen erfolgreich eingeführte POS- und mPOS-Großprojekte der asiatischen Töchter der Wirecard-

Gruppe zusammen mit Partnerbanken und/ oder großen Einzelhandelsunternehmen.

Zusammen mit der Bank CIMB konnte Wirecard mit Premier Taxis einen weiteren Geschäfts-

partner in Singapur von den innovativen Payment-Lösungen überzeugen. Wirecard unterstützt

das Taxiunternehmen mit seiner mehr als 2.000 Fahrzeuge umfassenden Flotte, mit einer innova-

tiven Payment-Infrastruktur. Diese beinhaltet die Akzeptanz zahlreicher Kartentypen sowie die Kar-

tenterminals zur bargeldlosen Bezahlung in Echtzeit.

Darüber hinaus startete M1, ein führendes Telekommunikationsunternehmen in Singapur, in Part-

nerschaft mit CIMB, MasterCard und Wirecard, die mPOS-Lösung M1 mPOS. Kleine und mittlere

Unternehmen können dank der M1-mPos-Lösung sicher und einfach Kredit-, Debit und Prepaid-

kartenzahlungen über Smartphones und Tablets annehmen.

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I.6. Rahmenbedingungen und Geschäftsverlauf

47

Bereits in der ersten Jahreshälfte 2015 konnte der Wirecard-Konzern über sein Tochterunterneh-

men Wirecard NZ Limited mit Sitz in Neuseeland die Zusammenarbeit mit Cuscal Limited verein-

baren, einem führenden Anbieter von Zahlungsverkehrsdienstleistungen in Australien. Cuscal

nutzt Lösungen von Wirecard im Bereich Acquiring und Issuing.

Geschäftsverlauf Acquiring, Finanzdienstleistungen und Issuing

Im abgelaufenen Berichtsjahr hat sich das Acquiring-Volumen analog mit dem wachsenden Kern-

geschäft der Zahlungsabwicklung erhöht. Mittlerweile hat auch die Wirecard Card Solutions Ltd.

ihr Angebotsportfolio um die Kartenakzeptanz erweitert. Die Wirecard Gruppe setzt zunehmend

auch auf Kooperationen mit Drittbanken (BIN Sponsorship), um auch außerhalb ihres Lizenzbe-

reichs von Europa voll integrierte Acquiring-Lösungen anbieten zu können.

Den überwiegenden Teil ihrer Umsätze generiert die Wirecard Bank im Konzernverbund über die

Vertriebsstrukturen von Schwesterunternehmen. Dies umfasst Finanzdienstleistungen für Unter-

nehmen über Kartenakzeptanzverträge bzw. Geschäfts- und Fremdwährungskonten. Durch Ko-

operationen mitFinTech-Unternehmen erschließt sich die Wirecard Bank derzeit ein neues Ge-

schäftsfeld, indem sie neben ihrer Banklizenz auch Zahlungsverkehrsdienstleistungen zur

Verfügung stellt.

Aber auch Währungsmanagement-Dienstleistungen werden zunehmend für Airlines oder

E-Commerce-Anbieter erbracht, die aufgrund ihres internationalen Geschäfts Zahlungseingänge

in verschiedenen Währungen verbuchen. Geboten wird eine sichere Kalkulationsgrundlage, sei es,

um Waren und Leistungen in fremder Währung zu begleichen, oder beim Erhalt von Devisen aus

abgeschlossenen Geschäften.

Die Erlöse im Geschäftsbereich Issuing setzen sich aus den B2B-Produktlinien, beispielsweise der

Lösung Supplier & Commission Payments, sowie den B2C-Prepaid-Kartenlösungen zusammen. Die

Zusammenarbeit von Visa Europe und Wirecard zur Einführung des digitalen Wallet V.me by Visa

ermöglicht es Wirecard, Onlinehändlern seit Herbst 2015 V.me by Visa als Zahlmöglichkeit anzu-

bieten.

Die Wirecard Card Solutions Ltd. konnte im Berichtszeitraum zahlreiche Neukunden für die Her-

ausgabe von Prepaid-Debit-, Geschenk- und Gutscheinkarten für den Handel sowie verschiedene

Zahlungskarten von MasterCard hinzugewinnen. Zudem nutzen die Vodafone Group, Orange und

E-Plus die Wirecard Card Solutions als Issuer im Rahmen ihrer Mobile-Payment-Initiativen.

Produkte und Lösungen im Bereich Mobile Payment erfahren weiterhin wachsendes Interesse in

der Öffentlichkeit. In den vergangenen Monaten konnte die Wirecard AG die Entwicklung und Ein-

führung neuer Angebote im Bereich Mobile Payment, mPOS und Couponing & Loyalty weiter aus-

bauen. Über diese neuen Produkte können sichere Zahlungen über mobile Geräte zur Verfügung

gestellt und den Nutzern eine stetig steigende Zahl von Mehrwertleistungen angeboten werden.

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NFC wird mittlerweile als weltweiter Übertragungsstandard für mobiles Bezahlen von allen großen

Geräteherstellern unterstützt. Dies schafft die Voraussetzungen richtungsweisender

Investitionsentscheidungen von Handel und Finanzindustrie im Bereich Mobile Payment.

Neben NFC und QR-Code integrierte Wirecard Bluetooth Low Energie (BLE) unter dem Namen

„Bluetooth BLE Smart Payment“ sowie HCE als zusätzliche Bezahltechnologie in ihre bestehende

Mobile-Wallet-Plattform. BLE ermöglicht die Datenübertragung über Distanzen von bis zu 10 Me-

tern. In Verbindung mit Mikrosendern, sogenannten Beacons, stellt diese Technik innovative,

standortbezogene Dienste zur Verfügung. Mit HCE sind sichere, NFC-basierte Transaktionen für

Zahlungen und Services in mobilen Applikationen möglich – unabhängig von der Verfügbarkeit

eines physischen Secure Elements auf dem Handy. Alle Daten, die während einer Transaktion

erzeugt werden, sind somit nicht mehr auf einem Hardware-Element gespeichert, sondern werden

zentralisiert in einer sicheren Server-Umgebung abgelegt.

Wirecards digitale HCE-Bezahllösung boon, die im November 2015 zuerst in Deutschland für And-

roid-Geräte auf den Markt kam, vereint innovative und sichere Payment-Funktionalitäten, Loyalty

und Couponing sowie zahlreiche Angbebote im Bereich Personal Finance. Künftig kann boon zu-

sätzlich als sichere Bezahlweise bei E-Commerce-Transaktionen verwendet werden. Nach dem

Start in Deutschland wird boon sukzessive in Europa ausgerollt und ist heute bereits unter ande-

rem in Belgien, Irland, den Niederlanden, Österreich und Spanien verfügbar. Die Payment-App

boon wird als Wirecard- oder Co-Branding-Lösung gemeinsam mit Vertriebs- und Kooperations-

partnern angeboten. Damit ermöglicht Wirecard beispielsweise Telekommunikationsanbietern,

Banken oder Händlern den unmittelbaren Marktzugang mit einer mobilen Bezahllösung.

Die niederländische MyOrder, ein Tochterunternehmen der niederländischen Rabobank, nutzt

Wirecard für die Herausgabe von kontaktlosen mobilen Bezahlkarten auf Basis der Technologie

HCE. MyOrder ist eine M-Commerce-Plattform mit Mehrwertleistungen wie einem mobilen Be-

stell- und Loyalty-System.

Wirecard unterstützt mit seiner virtuellen Prepaid-Kreditkartenlösung zudem das indische Fin-

Tech-Produkt SpeedPay. Die mobile Prepaid Wallet für den indischen Markt wird in Zusammen-

arbeit mit lokalen Partnern entwickelt und ermöglicht es den indischen Nutzern, inländische Geld-

überweisungen, Ein- und Auszahlungen bei autorisierten SpeedPay-Verkaufsstellen in bar zu tä-

tigen sowie Rechnungen zu begleichen und Prepaid-Handys aufzuladen.

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I.6. Rahmenbedingungen und Geschäftsverlauf

49

Der Mobilfunkanbieter Orange, strategischer Partner Wirecards im Bereich Mobile Payment ist im

Oktober 2015 mit der landesweiten Produkteinführung des Bezahldiensts Orange Cash in Frank-

reich gestartet. Nachdem der Dienst zuvor nur in ausgewählten französischen Städten verfügbar

war, beteiligen sich nun landesweit mehr als 30.000 Einzelhändler mit Kampagnen für das Visa-

Card-basierte Produkt. Zuvor hat die Wirecard Gruppe den Launch des Mobile-Payment-Service

Orange Cash in Spanien unterstützt. Wirecard stellt die E-Money- und Issuing-Lizenz sowie die

technische Plattform für die mobile Bezahl-Applikation bereit und ist für Design, Implementierung

und Abwicklung aller technischen und finanziellen Prozesse der Payment-Applikation zuständig.

Geschäftsverlauf Call Center & Communication Services

Die Wirecard Communication Services GmbH konzentriert sich in erster Linie darauf,

Dienstleistungen für die Wirecard Gruppe zu erbringen.

Die hybride Callcenter-Struktur, das heißt die Bündelung des virtuellen mit dem stationären

Callcenter, ermöglicht es auch Drittkunden, von Premium-Expert-Services in folgenden Bereichen

zu profitieren:

Financial Services

First & Second Level User Helpdesk (speziell in den Bereichen Konsolen-, PC- und Mobile-Spiele

sowie kaufmännische Software, Security und Navigation)

Versandhandel/Direct Response TV (DRTV) und gezielter Customer Service (Outbound)

Markt- und Meinungsforschung/Webhosting

Telecommunications (Customer Service & Support, Backoffice-Dienstleistungen)

Im Berichtsjahr hat die Wirecard Communication Services GmbH ihre Kundenbeziehungen weiter

ausgebaut. Im Zuge der Verträge mit Telekommunikationsdienstleistern erbringt das Callcenter

aktuell Dienstleistungen für E-Plus, die Deutsche Telekom, Telefónica Germany, die Vodafone

Group sowie Orange.

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7. ERTRAGS-, FINANZ- UND VERMÖGENSLAGE

Die Wirecard AG veröffentlicht im Wesentlichen alle Angaben in Tausend EUR (TEUR). Aufgrund

von Rundungen ist es möglich, dass sich einzelne Zahlen nicht genau zur angegebenen Summe

addieren und dass dargestellte Zahlen und Prozentangaben nicht genau die absoluten Werte

widerspiegeln, auf die sie sich beziehen.

7.1 Ertragslage

Im Geschäftsjahr 2015 hat die Wirecard Gruppe sowohl ihren Umsatz als auch den operativen

Gewinn erneut deutlich gesteigert.

Umsatzentwicklung

Die Wirecard AG als Einzelfirma führt kein eigenes operatives Geschäft. Ihr Tätigkeitsbereich kon-

zentriert sich auf das Erbringen von Verwaltungs- und Managementleistungen für ihre Tochterge-

sellschaften. Deswegen setzen sich die im Berichtsjahr generierten Umsatzerlöse von TEUR 9.310

(Vj.: TEUR 7.808) aus konzerninternen Verrechnungen zusammen.

Die Position andere aktivierte Eigenleistungen beinhaltet in Höhe von TEUR 640 (Vj.: TEUR 0)

Eigenleistungen, die mit der Anschaffung und Implementierung von Verwaltungssoftware in direk-

tem Zusammenhang stehen.

Die sonstigen betrieblichen Erträge betrugen im Geschäftsjahr TEUR 352 (Vj.: TEUR 493). Sie

betreffen im Wesentlichen die Verrechnung von Sachbezügen und Erträge aus Mieten.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich auf TEUR -20.718 (Vj.: TEUR -26.082).

Entwicklung wesentlicher Aufwandspositionen

Der Personalaufwand betrug im Berichtsjahr TEUR 14.786 (Vj.: TEUR 9.213).

In den sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind im Wesentlichen folgende Posten zusammen-

gefasst: Kosten für Legal & Consulting, Raumkosten, personalnahe Aufwendungen, sonstige be-

triebliche Aufwendungen gegenüber verbundenen Unternehmen, Reisekosten, sonstige Kosten,

Fahrzeugkosten und Werbekosten. Diese betrugen im Berichtsjahr insgesamt TEUR 14.407 (Vj.:

TEUR 23.622). Sie beinhalteten im Vorjahr Kosten der Kapitalerhöhung von TEUR 5.695 und die

Ausbuchung des Restwertes von TEUR 8.248 aus dem Verkauf einer Beteiligung.

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I.7. Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage

51

Erträge aus Beteiligungen

Im Jahr 2015 erhielt die Wirecard AG keine Erträge aus Beteiligungen, da das Tochterunternehmen

Wirecard (Gibraltar) Ltd. keinen Gewinn ausschüttete. Im Vorjahr dagegen betrug die Gewinnaus-

schüttung an die Wirecard AG TEUR 7.000.

Erträge aus Gewinnabführungsverträgen

Für das positive Ergebnis im Geschäftsjahr waren wesentlich die Erträge aus Gewinnabführungs-

verträgen verantwortlich. Insgesamt konnte die Wirecard AG im Berichtsjahr aus Gewinnabfüh-

rungsverträgen TEUR 37.157 (Vj.: TEUR 45.625) einnehmen. Im Einzelnen übertrug die Wirecard

Technologies GmbH ein Ergebnis von TEUR 26.733 (Vj.: TEUR 17.341 an die Wirecard AG. Von

der Click2Pay GmbH erhielt sie im Berichtsjahr ein Ergebnis von TEUR 1.937, während im Vorjahr

ein Verlust von TEUR 422 angefallen war, den die Wirecard AG ausgeglichen hatte. Die Wirecard

Acquiring & Issuing GmbH erwirtschaftete im Berichtsjahr einen Verlust von TEUR 2, während sie

im Vorjahr einen Ertrag von TEUR 19.817 an die Wirecard AG abgeführt hatte. Die Wirecard Sales

International GmbH übertrug TEUR 8.487 (Vj.: TEUR 8.468) im Rahmen der Gewinnabführungs-

verträge an die Wirecard AG.

Die Wirecard Technologies GmbH entwickelt und betreibt die Softwareplattform, die das zentrale

Element des Produkt- und Leistungsportfolios der internen Geschäftsprozesse des Konzerns dar-

stellt. Die Click2Pay GmbH partizipiert mit ihrem gleichnamigen Produkt an der Expansion von

Anbietern digitaler Güter, wie Musik- und Spieleplattformen. Die Wirecard Acquiring & Issuing

GmbH und die Wirecard Sales International GmbH fungieren als Holding von Tochterunternehmen

im Konzern und betreiben als Managementholding kein sonstiges operatives Geschäft.

Zinserträge und Zinsaufwendungen

Im Finanzergebnis sind Zinserträge auf kurz- und mittelfristige Forderungen gegenüber verbunde-

nen Unternehmen enthalten. Die Verzinsung erfolgte entsprechend dem jeweils aktuellen Marktzins.

Die Forderungen sind durch Finanzierungsbeträge sowie für Gewinnausschüttungen und Manage-

mentleistungen entstanden. Die Zinserträge gegenüber verbundenen Unternehmen belaufen sich

im Berichtsjahr auf TEUR 2.802 (Vj.: TEUR 1.361). Zinserträge aus Darlehen hatte die Wirecard AG

im Berichtsjahr in Höhe von TEUR 142 (Vj.: TEUR 264).

Der Posten Zinsen und ähnliche Aufwendungen von TEUR 4.300 (Vj.: TEUR 3.562) enthält Aval-

und Bankprovisionen von TEUR 1.827 (Vj.: TEUR 1.725) sowie kurzfristige Bankzinsen TEUR 89

(Vj.: TEUR 0), Zinsen auf Steuern von TEUR 97 (Vj.: TEUR 0) und Zinsen auf Finanzierungsleasing

von TEUR 2.287 (Vj.: TEUR 1.837).

Die Beteiligung an der Click2Pay GmbH wurde im Berichtsjahr zu einem Betrag von TEUR 2.022

erfolgswirksam abgeschrieben, weil ihr wichtigstes Geschäftsinstrument, die Softwareplattform,

verkauft worden war. Den Ertrag aus dem Verkauf der Softwareplattform hat die Wirecard AG im

Rahmen des bestehenden Gewinnabführungsvertrages mit der Click2Pay GmbH zum Jahresende

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erhalten. Weitere Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens

haben sich im Berichtsjahr nicht ereignet.

Jahresüberschuss

Das Ergebnis nach Steuern für das Geschäftsjahr 2015 beträgt TEUR 10.864 (Vj.: TEUR 23.910).

Der Jahresüberschuss leitet sich hauptsächlich von Leistungen aus Gewinnabführungsverträgen

her.

7.2 Finanz- und Vermögenslage

Grundsätze und Ziele des Finanzmanagements

Wichtigste Ziele des Finanzmanagements sind die Sicherstellung einer stets komfortablen Liqui-

dität und die operative Steuerung von Finanzflüssen.

Kapital- und Finanzierungsanalyse

Das Eigenkapital der Wirecard AG hat sich im Berichtsjahr von TEUR 685.585 auf TEUR 682.079

leicht vermindert. Die Eigenkapitalquote hat sich vermindert und betrug zum 31.12.2015 63 Pro-

zent der Bilanzsumme, während sie im Vorjahr 86 Prozent der Bilanzsumme betrug. Ausschlag-

gebend hierfür war die Aufnahme von Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten zur Finanzie-

rung von Beteiligungskäufen bei Tochtergesellschaften.

Das gezeichnete Kapital erhöhte sich nach der am 1. Dezember 2015 erfolgten letztmaligen

Wandlung von Wandelanleihen aus dem Mitarbeiterbeteiligungsprogramm 2004 um TEUR 75. Es

betrug zum 31. Dezember 2015 TEUR 123.566 und ist in 123.565.586 auf den Inhaber lautende

Stückaktien mit einem rechnerischen Grundkapital von je EUR 1,00 eingeteilt.

In die Berichtsperiode fiel die Ausschüttung einer Dividende. Die ordentliche Hauptversammlung

vom 17. Juni 2015 hat beschlossen, vom ausgewiesenen Bilanzgewinn der Wirecard AG (Einzel-

gesellschaft) für das Geschäftsjahr 2014 in Höhe von TEUR 63.429 einen Betrag in Höhe von

TEUR 47.376 auf neue Rechnung vorzutragen sowie einen Betrag in Höhe von insgesamt TEUR

16.054 als Dividende auszuschütten, das heißt eine Dividende in Höhe von EUR 0,13 je Stückaktie

auf die 123.490.586 dividendenberechtigten Stückaktien zu zahlen. Im Vorjahr erhielten die Akti-

onäre auf 123.490.586 dividendenberechtigte Stückaktien eine Dividende von 0,12 Euro. Das ent-

sprach insgesamt einem Ausschüttungsbetrag von TEUR 14.819.

Im Berichtsjahr wurden planmäßig die verzinslichen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten

aufgestockt. Die Steigerung in Höhe von TEUR 263.522 steht im Zusammenhang mit getätigten

Übernahmen der Tochtergesellschaften. Die kurzfristigen verzinslichen Verbindlichkeiten gegen-

über Kreditinstituten verminderten sich im Berichtsjahr von TEUR 8.257 auf TEUR 3.206. Die lang-

fristigen verzinslichen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten erhöhten sich im Berichtsjahr

von TEUR 90.619 auf TEUR 359.191.

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I.7. Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage

53

Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen bestehen im Wesentlichen gegenüber

Dienstleistern und setzen sich aus Beträgen zusammen, die zeitnah fällig sind.

Investitionsanalyse

Kriterien für Investitionsentscheidungen sind im Konzern der Wirecard AG grundsätzlich der Ka-

pitaleinsatz, die Sicherstellung eines komfortablen freien Geldmittelbestands, die Ergebnisse ei-

ner intensiven Analyse eventuell vorhandener Risiken sowie des Chancen-Risiko-Profils und die

Finanzierungsart (Kauf oder Leasing). Je nach Art und Größe der Investition wird der zeitliche Verlauf

der Investitionsrückflüsse umfassend berücksichtigt.

Die Wirecard AG stellt als Holding am Standort Aschheim ihren Tochtergesellschaften Software

und Büro- Betriebs- und Geschäftsausstattung gegen Weiterbelastung der Kosten der Abschrei-

bung bereit.

Im Wesentlichen bedingt durch das stetige Wachstum des Konzerns wurde im Berichtsjahr von

der Wirecard AG bei den immateriellen Wirtschaftsgütern in Verwaltungssoftware in Höhe von

TEUR 1.221 investiert. Diese wird planmäßig über 3 bis 10 Jahre abgeschrieben.

Des Weiteren wurde Büroeinrichtung, GWGs und sonstige Betriebs- und Geschäftsausstattung in

Höhe von TEUR 713 angeschafft. Die planmäßige Abschreibung hierfür wurde zwischen drei und

dreizehn Jahren angesetzt. Im Berichtsjahr getätigte Mietereinbauten von TEUR 680 werden plan-

mäßig nach der Laufzeit des bestehenden Mietvertrags abgeschrieben. Im Rahmen von Finanzie-

rungs-Leasingverhältnissen für technische Anlagen und Betriebs- und Geschäftsausstattung

wurde ein Buchwert von TEUR 509 eingestellt. Die Leasinggegenstände dienen als Sicherheit für

die jeweiligen Verpflichtungen aus Finanzierungs-Leasingverhältnissen.

Im Berichtsjahr hat die Einzelgesellschaft Wirecard AG ihre Tochtergesellschaft Wirecard Sales

International GmbH mit zusätzlichem Eigenkapital von TEUR 42.000 ausgestattet. Sie investierte

die Mittel in bestehende und neue Beteiligungen.

An der von der Tochtergesellschaft Wirecard Sales International GmbH im Berichtsjahr ange-

schafften Beteiligung Wirecard India Private Ltd., Chennai (Indien) (vormals: Visa Processing Ser-

vice (India) Pte Ltd) hält die Wirecard AG einen Anteil von einem Prozent. Der Bilanzansatz hierzu

beträgt TEUR 10.

Das Tochterunternehmen Click2Pay GmbH hat im Berichtsjahr seine Softwareplattform und damit

sein wichtigstes Geschäftsinstrument verkauft. Deshalb schrieb die Wirecard AG den Ansatz der

Beteiligung an der Click2Pay GmbH außerplanmäßig um TEUR 2.022 ab. Den Ertrag aus dem

Verkauf der Softwareplattform hat die Wirecard AG im Rahmen des bestehenden Gewinnabfüh-

rungsvertrages mit der Click2Pay GmbH zum Jahresende erhalten.

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Liquiditätsanalyse

Das für den gesamten Konzern zuständige Treasury Management stellt für sämtliche Unternehmens-

teile die Liquidität zur Verfügung, die sie benötigen. Dabei wird versucht, eine Aufnahme von Fremd-

kapital und damit Fremdzinsen zu vermeiden.

Als Holdinggesellschaft hat die Wirecard AG ausschließlich Umsatzerlöse gegenüber ihren Tochter-

gesellschaften. Sie generiert keine Umsätze mit dritten Gesellschaften. Deswegen kann sie aus lau-

fender Geschäftstätigkeit keine hohen Cashflows erzielen. Sie erhält jedoch Mittelzuflüsse aus Er-

trägen aus Gewinnabführungsverträgen und Dividenden von ihren Beteiligungen. Der Erwerb von

Beteiligungen, bzw. das Ausstatten ihrer Beteiligungen mit Eigenkapital generiert dagegen Mittelab-

flüsse. Zudem beschloss die Hauptversammlung der Wirecard AG in der Berichtsperiode die Aus-

schüttung einer Dividende in Höhe von 0,13 Euro je Stückaktie. Es erfolgte eine Ausschüttung von

insgesamt TEUR 16.054 auf die 123.490.586 dividendenberechtigten Stückaktien.

Die Wirecard AG verfügte während des ganzen Berichtsjahres über eine komfortable Liquidität, um

ihren Zahlungsverpflichtungen jederzeit nachzukommen.

Die Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente der Wirecard AG nahmen im Berichtsjahr um

TEUR 51.154 auf TEUR 154.082 zu. Es erhöhten sich die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstitu-

ten um TEUR 263.522 auf TEUR 362.397. Sie stehen im Zusammenhang mit getätigten Unterneh-

menserwerben im Wirecard Konzern. Die kurzfristigen verzinslichen Verbindlichkeiten gegenüber

Kreditinstituten verminderten sich im Berichtsjahr von TEUR 8.257 auf TEUR 3.206. Die langfris-

tigen verzinslichen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten erhöhten sich von TEUR 90.619

um TEUR 268.572 auf TEUR 359.191.

Die Verbindlichkeiten gegen verbundene Unternehmen haben sich von TEUR 0 auf TEUR 15.758

erhöht, während die Forderungen gegen verbundene Unternehmen um TEUR 191.420 auf TEUR

386.774 angewachsen sind. Die sonstigen Vermögensgegenstände erhöhten sich um TEUR 204 auf

TEUR 10.817.

Der Wirecard AG sind von mehreren Kreditinstituten Kreditrahmenlinien bereitgestellt worden. Zum

Bilanzstichtag waren hiervon von der Wirecard AG selbst TEUR 362.397 durch Barkredite zu Zinss-

ätzen zwischen 0,85 bis 3,95 Prozent beansprucht. TEUR 17.382 waren durch Avalkredite bean-

sprucht.

Vermögenslage

Neben dem in der Bilanz ausgewiesenen Vermögen bestehen in der Wirecard AG indirekt über

Tochter- und Enkelgesellschaften noch wesentliche immaterielle nicht bilanzierungsfähige Vermö-

gensgegenstände, zum Beispiel Kundenbeziehungen, Human Capital, Supplier Capital und Wei-

tere. Es ist Unternehmenspolitik, die Anlagegüter konservativ zu bewerten.

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I.7. Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage

55

Anlagevermögen

Die Wirecard AG stellt als Holding am Standort Aschheim ihren Tochtergesellschaften Software

und Büro- Betriebs- und Geschäftsausstattung gegen Weiterbelastung der Kosten der Abschrei-

bung bereit.

Im Wesentlichen bedingt durch das stetige Wachstum des Konzerns wurde im Berichtsjahr von

der Wirecard AG bei den immateriellen Wirtschaftsgütern in Verwaltungssoftware in Höhe von

TEUR 1.221 investiert. Diese wird planmäßig über 3 bis 10 Jahre abgeschrieben.

Des Weiteren wurde Büroeinrichtung, GWGs und sonstige Betriebs- und Geschäftsausstattung in

Höhe von TEUR 713 angeschafft. Die planmäßige Abschreibung hierfür wurde zwischen drei und

dreizehn Jahren angesetzt. Im Berichtsjahr getätigte Mietereinbauten von TEUR 680 werden plan-

mäßig nach der Laufzeit des bestehenden Mietvertrags abgeschrieben. Im Rahmen von Finanzie-

rungs-Leasingverhältnissen für technische Anlagen und Betriebs- und Geschäftsausstattung

wurde ein Buchwert von TEUR 509 eingestellt. Die Leasinggegenstände dienen als Sicherheit für

die jeweiligen Verpflichtungen aus Finanzierungs-Leasingverhältnissen.

Im Berichtsjahr hat die Einzelgesellschaft Wirecard AG ihre Tochtergesellschaft Wirecard Sales

International GmbH mit zusätzlichem Eigenkapital von TEUR 42.000 ausgestattet. Sie investierte

die Mittel in bestehende und neue Beteiligungen.

An der von der Tochtergesellschaft Wirecard Sales International GmbH im Berichtsjahr ange-

schafften Beteiligung Wirecard India Private Ltd., Chennai (Indien) (vormals: Visa Processing Ser-

vice (India) Pte Ltd) hält die Wirecard AG einen Anteil von einem Prozent. Der Bilanzansatz hierzu

beträgt TEUR 10.

Das Tochterunternehmen Click2Pay GmbH hat im Berichtsjahr seine Softwareplattform verkauft

und damit sein wichtigstes Geschäftsinstrument abgegeben. Deshalb ergab die für die Click2Pay

GmbH am Jahresende durchgeführte Unternehmensbewertung eine voraussichtlich dauernde

Wertminderung von TEUR 2.022. Um diesen Betrag schrieb die Wirecard AG den Ansatz der Be-

teiligung außerplanmäßig ab. Den Ertrag aus dem Verkauf der Softwareplattform hat die Wirecard

AG im Rahmen des bestehenden Gewinnabführungsvertrages mit der Click2Pay GmbH zum Jah-

resende erhalten.

Der Gesamtbetrag der Anteile an verbundenen Unternehmen hat sich im Berichtsjahr im Wesent-

lichen durch die Einlage in die Tochtergesellschaft Wirecard Sales International GmbH um TEUR

39.988 auf TEUR 508.014 erhöht.

Auf Grundlage der durchgeführten Unternehmensbewertungen für die Anteile an verbundenen

Unternehmen ergab sich kein weiterer Abschreibungsbedarf, da die beizulegenden Werte über

den Buchwerten lagen.

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Umlaufvermögen

Das Umlaufvermögen hat sich im Berichtszeitraum insgesamt von TEUR 313.896 auf TEUR

554.718 erhöht. Dies lag im Wesentlichen daran, dass sich die Forderungen gegenüber verbun-

denen Unternehmen um TEUR 191.420 auf TEUR 386.774 erhöht haben und dass bei den Gut-

haben bei Kreditinstituten eine Zunahme von TEUR 51.154 auf TEUR 154.082 zu verzeichnen ist.

In der Position sonstige Wertpapiere hat sich die bestehende Termineinlage von TEUR 5.000 auf

TEUR 2.999 vermindert.

Die kurzfristigen Forderungen sind hauptsächlich durch zum Jahresende in Rechnung gestellte

Managementleistungen entstanden, die die Wirecard AG als Holding für ihre Gesellschaften er-

bracht hat. Soweit Gewinnabführungsverträge mit Tochtergesellschaften bestehen, beinhalten die

kurzfristigen Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen auch die zum Jahresende ab-

geführten Ergebnisse.

Die kurzfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard Technologies GmbH haben sich im Be-

richtsjahr von TEUR 45.988 auf TEUR 69.160 erhöht. Der Saldo zum 31. Dezember 2015 beinhal-

tet im Wesentlichen Gewinnabführungen und zum Jahresende in Rechnung gestellte Manage-

mentleistungen.

Die kurzfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard Acquiring & Issuing GmbH haben sich im

Berichtsjahr von TEUR 6.056 auf TEUR 22.585 erhöht und enthalten zum Jahresende einen Teil

der Gewinnabführung aus dem Vorjahr und in Rechnung gestellte Managementumlagen.

Die kurzfristigen Forderungen gegenüber der cardSystems Middle East FZ-LLC, Dubai konnten in

diesem Berichtsjahr von TEUR 22.802 auf TEUR 11.301 zurückgeführt werden. Sie beinhalten von

der Wirecard AG bereit gestellte Finanzierungsbeiträge für den Kauf von Kundenstämmen.

Die kurzfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard Sales International GmbH, die sich im Be-

richtsjahr von TEUR 13.179 auf TEUR 94.781 erhöht haben, enthalten Gewinnabführungen der

Jahre 2014 und 2015, zum Jahresende in Rechnung gestellte Managementleistungen und Finan-

zierungsbeiträge für bestehende und neu erworbene Beteiligungen.

Die kurzfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard Processing FZ-LLC haben sich im Be-

richtsjahr von TEUR 6.821 auf TEUR 15.671 erhöht und enthalten im Wesentlichen durch die Wire-

card AG bereitgestellte Finanzierungsbeträge für den laufenden Geschäftsbetrieb.

Im Rahmen des Cash Management Agreements zwischen der Wirecard AG und der Wirecard

Technologies GmbH hat sich der Saldo der längerfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard

Technologies GmbH von TEUR 52.457 auf TEUR 106.665 erhöht. Vertragsgemäß versorgt die

Wirecard AG die im Cash Management Agreement beteiligten Gesellschaften mit den für den Ge-

schäftsbetrieb benötigten Mitteln und schöpft nicht benötigte Überschüsse ab.

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I.7. Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage

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Die längerfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard Sales International GmbH haben sich im

Berichtsjahr von TEUR 36.247 auf TEUR 52.171 erhöht. Sie enthalten von der Wirecard AG im

Rahmen von Darlehensverträgen bereitgestellte finanzielle Mittel für Beteiligungserwerbe. Die

Wirecard AG hat die Wirecard Sales International GmbH mit zusätzlichem Eigenkapital in Höhe

von TEUR 42.000 ausgestattet und dadurch in dieser Höhe einen Verzicht auf von ihr vorgelegte

finanzielle Mittel für Beteiligungserwerbe geleistet.

Die längerfristigen Forderungen gegenüber der Click2Pay GmbH erhöhten sich im Berichtsjahr im

Rahmen des Cash Management Agreements zwischen der Wirecard AG und der Click2Pay GmbH

von TEUR 8.021 auf TEUR 9.594.

Die Positionen unter den sonstigen Vermögensgegenständen werden als werthaltig angesehen

und sind mit dem Nennwert bzw. dem niedrigeren beizulegenden Wert angesetzt. Sie haben sämt-

lich eine Restlaufzeit von bis zu einem Jahr. TEUR 6.497 bestehen im Wesentlichen aus Steuer-

erstattungsansprüchen und Forderungen gegenüber Mitarbeitern. TEUR 4.320 beziehen sich auf

eine Forderung aus dem Verkauf der Beteiligung Wirecard Asia Pte.Ltd im Jahr 2014.

Die Wirecard AG steht mit dieser Vermögenslage für alle strategischen und operativen Belange

gut da und es wird auch in Zukunft mit einer Vermögenslage gerechnet, die die geplante Entwick-

lung der Gruppe weiterhin uneingeschränkt gewährleistet.

7.3 Gesamtaussage zur wirtschaftlichen Lage

Der Wirecard Konzern hat im Jahr 2015 mit einem Jahresüberschuss von TEUR 142.646 eine

Steigerung von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt.Der Gewinn nach Steuern der Wirecard

AG hat sich von TEUR 23.910 im Vorjahr auf TEUR 10.864 im Berichtsjahr vermindert Die Wirecard

AG hat auf ihr Ziel, das Beteiligungsergebnis leicht zu steigern, verzichtet, um das Eigenkapital

insbesondere der Wirecard Bank AG zu erhöhen. Mit einer Eigenkapitalquote von 63 Prozent steht

sie auf einer soliden Finanz- und Bilanzbasis für das aktuelle Geschäftsjahr.

2016 beabsichtigt die Wirecard Gruppe ihren renditeorientierten Wachstumskurs fortzusetzen.

Denn auch mit einer wachsenden Zahl an Kundenbeziehungen und steigenden Transaktionsvolu-

mina sind weitere Skalierungseffekte aus dem transaktionsorientierten Geschäftsmodell sowie

deutliche Synergien mit unseren Bankdienstleistungen zu erwarten. Somit prognostiziert der Kon-

zern für das Geschäftsjahr 2016 einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibun-

gen (EBITDA) zwischen 280 Millionen Euro und 300 Millionen Euro, was am 30. März 2016 durch

den Vorstand auf 290 Millionen und 310 Millionen EBITDA angepasst wurde.

Die Einzelgesellschaft Wirecard AG rechnet auf Grund dessen, dass sie leicht steigende Beteili-

gungserträge von ihren Tochtergesellschaften im Jahr 2016 erhalten wird.

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8. NACHTRAGSBERICHT

8.1 Angaben zu Vorgängen von besonderer Bedeutung

Unternehmensübernahme

Im Wirecard Konzern sind nach dem Berichtszeitraum die folgenden Unternehmensübernahmen

getätigt worden:

Am 22. Februar 2016 wurde die Übernahme des brasilianischen Zahlungsdienstleisters Moip Pa-

gamentos S.A. am Standort Sao Paulo bekanntgegeben. Über den Markteintritt in Brasilien wer-

den zukünftig weitere Märkte Lateinamerikas angesprochen.

Am 29. Feburar 2016 wurde die der rumänische Zahlungsdienstleister Provus Group mit Sitz in

Bukarest übernommen. Die Provus Group ist Dienstleister im Bereich Acquiring- und Issuingpro-

zessing sowie der technischen Zahlungsabwicklung. Über die Akquisition wird die Expansion in

Osteuropa verstärkt.

Mit Wirkung zum 30. Dezember 2015 wurden die Unternehmen Hermes I Tickets Pte. Ltd., Chen-

nai (Indien), GI Philippines Corp., Manila (Philippines) und Star Global Currency Exchange Pte.

Ltd., Bangalore (Indien) neu in den Konzernabschluss einbezogen, da Wirecard zu diesem Zeit-

punkt bereits über eine Treuhandvereinbarung beherrschenden Einfluss gemäß IFRS 10.7 auf

diese Gesellschaften erlangt hatte. Am 1. März 2016 war das Closing abgeschlossen. Aufgrund

der Konsolidierung ab dem 30. Dezember 2015 hat die Gesellschaft für 2015 keinen Ergebnisbei-

trag für den Konzern geliefert.

Veröffentlichungen gemäß § 15 WpHG

Mit Ad-hoc-Mitteilung vom 28. Januar 2016 hat die Wirecard Gruppe ihr vorläufiges Konzernjah-

resergebnis 2015 veröffentlicht.

Mit Ad-hoc-Mitteilung vom 30. März 2016 hat der Vorstand der Wirecard AG für den Wirecard

Konzern die EBITDA-Prognose für das Geschäftsjahr 2016 von EUR 280 Millionen bis EUR 300

Millionen (am 1. Dezember 2015 veröffentlicht) auf eine Bandbreite von EUR 290 Millionen bis

EUR 310 Millionen erhöht.

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L A G E B E R I C H T I . G R U N D L A G E N D E R W I R E C A R D A G

I.8. Nachtragsbericht

59

Veröffentlichungen gemäß § 25a Abs. 1 WpHG und § 26 Abs. 1 WpHG

(der Gesellschaft nach Ende des Berichtzeitraumes)

Datum Veröffentlichung

Veröffentlichungen der Gesellschaft nach Ende des Berichtzeitraumes. Schwellenberührung: Summe der Stimmrechte (§§ 21, 22 WphG) und Instrumente (i.S.d. § 25 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 WpHG)

05.01.2016

Unterschreitung der 5 Prozent Schwelle am 24. Dezember 2015:

The Goldman Sachs Group, Inc., USA: 4,524 Prozent

15.01.2016

Unterschreitung der 3 Prozent Schwelle am 06. Januar 2016:

Standard Life Investments Ltd, Großbritannien: 2,992 Prozent

26.01.2016

Überschreitung der 5 Prozent Schwelle am 21. Januar 2016:

Artisan Partners Limited Partnership, USA: 5,14 Prozent

29.02.2016

Überschreitung der 3 Prozent Schwelle am 24. Februar 2016:

Deutsche Asset & Wealth Management Investment GmbH, Deutschland: 4,72 Prozent

02.03.2016

Überschreitung der 5 Prozent Schwelle am 25. Februar 2016:

Deutsche Asset & Wealth Management Investment GmbH, Deutschland: 5,76 Prozent

03.03.2016

Korrektur einer am 08. Dezember 2015 veröffentlichten Stimmrechtsmitteilung: Überschreitung der 5 Prozent Schwelle am 01. Dezember 2015:

Artisan Partners Limited Partnership., USA: 5,02 Prozent

03.03.2016

Korrektur einer am 16. Dezember 2015 veröffentlichten Stimmrechtsmitteilung: Unterschreitung der 5 Prozent Schwelle am 09. Dezember 2015:

Artisan Partners Limited Partnership., USA: 4,99 Prozent

03.03.2016

Korrektur einer am 26. Januar 2015 veröffentlichten Stimmrechtsmitteilung: Überschreitung der 5 Prozent Schwelle am 21. Januar 2016:

Artisan Partners Limited Partnership., USA: 5,41 Prozent

03.03.2016

Überschreitung der 5 Prozent Schwelle am 26. Februar 2016:

Artisan Partners Funds, Inc., USA: 5,01 Prozent

07.03.2016

Überschreitung der 3 Prozent Schwelle am 12. November2015:

Artisan Partners Funds, Inc., USA: 3,06 Prozent

15.03.2016

Überschreitung der 5 Prozent Schwelle am 09. März 2016:

Deutsche Asset & Wealth Management Investment GmbH, Deutschland: 6,33 Prozent

18.03.2016

Überschreitung der 5 Prozent Schwelle am 14. März 2016:

Deutsche Bank Aktiengesellschaft, Deutschland: 5,81 Prozent

18.03.2016

Unterschreitung der 5 Prozent Schwelle am 15. März 2016

Deutsche Bank Aktiengesellschaft, Deutschland: 3,32 Prozent

01.04.2016

Überschreitung der 5 Prozent Schwelle am 21. März 2016

The Goldman Sachs Group, Inc., USA: 5,199 Prozent

Details auf der Webseite: ir.wirecard.de/finanznachrichten

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60

Veröffentlichungen gemäß § 26a WpHG

(der Gesellschaft nach Ende des Berichtzeitraumes)

Datum Veröffentlichung

Veröffentlichungen der Gesellschaft nach Ende des Berichtzeitraumes

11.01.2016

Veröffentlichung der Gesamtzahl der Stimmrecht. Korrektur einer Veröffentlichung vom 31. Dezember 2015:

Neue Gesamtzahl der Stimmrechte: 123565586

13.01.2016

Veröffentlichung der Gesamtzahl der Stimmrecht. Korrektur einer Veröffentlichung vom 11. Januar 2016:

Neue Gesamtzahl der Stimmrechte: 123565586

Details auf der Webseite: ir.wirecard.de/finanznachrichten

8.2 Auswirkungen der Vorgänge auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Die Wirecard AG hat am 22. Februar 2016 sämtliche Anteile an der brasilianischen Moip Paga-

mentos S.A. (MOIP) übernommen.

Moip Pagamentos S.A., mit mehr als 150 Mitarbeitern am Standort Sao Paulo, ist ein schnell

wachsender Internet-Zahlungsdienstleister im brasilianischen Markt, der vor acht Jahren gegrün-

det wurde.

Die im Rahmen der Transaktion geschuldeten Gegenleistungen sind Barzahlungen in Höhe von

EUR 23,5 Millionen. Weitere Earnout-Zahlungen von insgesamt bis zu EUR 13,5 Mio. sind mit dem

Erreichen bestimmter finanzieller Ergebnisse der Moip Pagamentos S.A. in den Geschäftsjahren

2016, 2017 und 2018 verbunden.

Für das Kalenderjahr 2016 wird ein EBITDA in Höhe von EUR 2,2 Mio. erwartet. Zusätzlich fallen

im Jahr 2016 einmalig Integrationskosten in Höhe von rund EUR 0,5 Mio. an.

Die Wirecard AG hat am 29.Februar 2016 sämtliche Anteile an der Provus Group, mit Sitz in Bu-

karest, übernommen.

Provus ist Rumäniens führender Zahlungsabwickler und Technologiedienstleister mit 114 Mitar-

beitern. Der Zahlungsdienstleister unterstützt Unternehmen bei der Auslagerung von Acquiring-

und Kartenprocessing, der E-Commerce-Zahlungsabwicklung und des Point-of-Sale-Betriebs. Zu

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L A G E B E R I C H T I . G R U N D L A G E N D E R W I R E C A R D A G

I.8. Nachtragsbericht

61

seinen Kunden zählen die wesentlichen Banken Rumäniens sowie Großkunden aus den Ge-

schäftsbereichen Telekommunikation und Handel. Der Zahlungsdienstleister unterstützt zudem

die rumänische Regierung im Bereich der Digitalisierung von Gesundheits- und Auszahlungskar-

ten.

Die im Rahmen der Transaktion geschuldeten Gegenleistungen sind Barzahlungen in Höhe von

EUR 32,0 Millionen, ohne weitere Earnout-Zahlungen.

Für das Kalenderjahr 2016 wird ein EBITDA in Höhe von EUR 4,0 Mio. erwartet. Zusätzlich fallen

im Jahr 2016 einmalig Integrationskosten in Höhe von rund EUR 0,5 Mio. an.

Die GI Technology Pte. Ltd. wurde zum 1. März 2016 zu 60 Prozent übernommen, da zu dem

Zeitpunkt die letzten Schritte des Closings abgeschlossen waren, die Voraussetzung für die Über-

nahme der Anteile gewesen sind. In diesem Zuge wurde im Wege einer Kapitalerhöhung ein Be-

trag in Höhe von TEUR 14.000 geleistet. Aufgrund von vertraglichen Regelungen, die insbeson-

dere mit den indischen Regularien für Finanzdienstleistungsunternehmen zusammenhängen, wird

eine Bilanzierung der Gesellschaft nach der Equity-Methode erfolgen.

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62

III Prognose-, Chancen- und Risikobericht

9. PROGNOSEBERICHT

9.1 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen in den kommenden beiden Geschäftsjahren

Gemäß dem Internationalen Währungsfonds (IWF) sind die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbe-

dingungen von einem Rückgang der Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft, den sinkenden

Rohstoffpreisen und der konträren Geldpolitik der USA im Vergleich zur Geldpolitik anderer ent-

wickelter Länder geprägt.

Die Wandlung der chinesischen Wirtschaft weg von Industrie und Produktion, hin zu einer Kon-

sum- und Dienstleistungsgesellschaft belastet die Wachstumsaussichten des Landes, wobei sich

diese Ungewissheit über die künftige Entwicklung auch auf andere Länder übertragen kann. Zu-

dem lässt sich an den Rohstoffmärkten ein starker Verfall des Ölpreises beobachten, bedingt

durch eine nachhaltige Ausweitung der Fördermenge bei gleichzeitiger Überproduktion relativ zur

globalen Nachfrage. Darüber hinaus hat die Zentralbank der USA im Zuge der Erholung der ame-

rikanischen Wirtschaft die Leitzinsen im Dezember 2015 erhöht, während die Europäische Zent-

ralbank (EZB) und die Zentralbank Japans weiter an einer expansiven Geldpolitik festhalten.

Insgesamt geht der IWF für das aktuelle Jahr von einem globalen Wachstum von 3,4 Prozent und

für 2017 von 3,6 Prozent aus. Grundlage der Prognose sind eine Erholung der entwickelten Märkte

und eine Abschwächung des Wachstums in bestimmten Schwellenländern. Das prognostizierte

Wirtschaftswachstum für den Euroraum liegt für die Jahre 2016 und 2017 bei jeweils 1,7 Prozent.

Dabei liegt die Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft, einem wichtigen Markt für die

Wirecard Gruppe, ebenso bei 1,7 Prozent für 2016 und 2017. Das prognostizierte Wirtschafts-

wachstum für Großbritannien, ein weiterer wichtiger Absatzmarkt der Wirecard Gruppe, liegt mit

2,2 Prozent für die Jahre 2016 und 2017 leicht über dem Wachstum der Eurozone. Des Weiteren

prognostiziert der IWF für den Wirtschaftsraum der ASEAN-5 (Indonesien, Malaysia, Philippinen,

Thailand und Vietnam) ein Wachstum von 4,8 Prozent für 2016 und 5,1 Prozent für 2017.

Insgesamt ergeben sich somit für die relevanten Absatzmärkte der Wirecard Gruppe positive

Wachstumsprognosen für die Gesamtwirtschaft.

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L A G E B E R I C H T I I I P R O G N O S E - , C H A N C E N - U N D R I S I K O B E R I C H T

I.9. Prognosebericht

63

9.2 Künftige Branchensituation

Für die Wirecard Gruppe als einen der weltweit führenden Anbieter von Lösungen für den elektroni-

schen Zahlungsverkehr ist das Wachstum des globalen E-Commerce-Marktes von entscheidender

Bedeutung. Kernabsatzmärkte bilden Europa und Asien sowie zunehmend globale Märkte. Durch

Akquisitionen in anderen Teilen der Welt und global agierende Kunden wie Airlines oder große E-

Commerce-Anbieter ist in den nächsten zwei Jahren ein deutlicher Anstieg der Volumen in Amerika

und Afrika zu erwarten.

Für das aktuelle Geschäftsjahr gehen Euromonitor und Statista von einem globalen E-Commerce-

Wachstum in einer Bandbreite von rund 16 bis 17 Prozent aus. Sowohl Forrester als auch Statista

prognostizieren für den europäischen E-Commerce-Markt 2016 ein Wachstum von rund 12 Prozent.

Dabei liegen die Wachstumserwartungen von Statista für den deutschen Heimatmarkt der Wirecard

Gruppe, mit rund 10 Prozent, leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Insbesondere die asiati-

schen Märkte stellen einen wesentlichen Treiber des globalen Wachstums dar. Statista prognostiziert

ein Wachstum des asiatischen Marktes für 2016 von rund 25 Prozent.

Auf Basis dieser Prognosen und unter Berücksichtigung der geografischen und branchenspezifischen

Ausrichtung der Wirecard AG geht das Management von einem relevanten E-Commerce-Markt-

wachstum von rund 12 Prozent aus.

9.3 Perspektiven in den Zielbranchen

Konsumgüter

Der Bereich Konsumgüter umfasst den Vertrieb physischer Güter an den Endverbraucher und

andere Unternehmen (B2C, B2B). Insbesondere im Onlinehandel ist auch zukünftig von einem

beständigen Wachstum auszugehen, welches von der Konvergenz der Märkte (Online/Offline) ge-

trieben wird. Wesentlicher Wachstumstreiber für Wirecard ist im klassischen E-Commerce-Ver-

sandhandel in den nächsten zwei Jahren unser europäischer Kernmarkt, für den Statista im aktu-

ellen Jahr einen Anstieg von rund 11 Prozent erwartet.

Digitale Güter

Unter digitale Güter fasst Wirecard alle rein digitalen Geschäftsmodelle, wie z.B. Video-streaming-

Anbieter, Anbieter von Online-Games, Internetportale, App-Anbieter und Glückspielanbieter zu-

sammen. Insbesondere im Bereich Software und Gaming hat in jüngster Zeit ein Wandel zum rein

digitalen Geschäftsmodell stattgefunden. Software und Gaming-Produkte werden heute nicht

mehr im Fachhandel erworben, sondern vermehrt online heruntergeladen bzw. als „Software-as-

a-Service“ zur Verfügung gestellt. Ein Trend in diesem Bereich stellt die Zahlungsabwicklung direkt

in der App des Mobilgerätes dar, sogenanntes „In-App-Payment“.

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64

Statista prognostiziert, dass die Umsätze im Bereich digitaler Medien, welche Musik, Video,

Gaming und Publishing umfassen, dieses Jahr in Europa um rund 21 Prozent und in Asien um

rund 18 Prozent ansteigen. Wenngleich die Wirecard Gruppe im Portfolio der digitalen Güter auch

weniger wachstumsstarke Bereiche enthält, ist insgesamt von einem weiterhin aussichtsreichen

Wachstum in der Branche auszugehen.

Reise und Transport

Der Bereich Reise und Transport umfasst insbesondere Fluggesellschaften, Hotels, Zugverkehr,

Mietwagen und Reiseportale. Mobile Geräte haben auch bei Reisebuchungen ihren Platz neben

Desktop-PC und Laptop für das Online-Booking erobert. Phocuswright, eines der führenden

Marktforschungsunternehmen für die Reiseindustrie, schätzt, dass das Marktvolumen des euro-

päischen Reisemarktes im Jahr 2015 ein Volumen von EUR 264 Mio. erreicht hat und erwartet,

dass der Markt bis 2017 um jährlich 3,4 Prozent auf EUR 282 Mio. wächst. Deutschland stellt

dabei mit einem Anteil von rund 22 Prozent den größten Absatzmarkt der Online-Reiseindustrie

in Europa dar.

Mit einem diversifizierten Kundenmix aus über 70 Fluggesellschaften, die vorwiegend Linienflug-

betriebe sind, sowie dem Mix aus Anbietern im Geschäfts-und Freizeit-Reisesegment, hebt Wire-

card unabhängig von Vorhersagen für den Online-Touristikmarkt Wachstums-und Skalierungspo-

tenziale.

E-Commerce-Trends

Bereits 2010 hat Wirecard die voranschreitende Konvergenz des stationären mit dem Onlinehan-

del erwartet. Seit zwei Jahren wird bereits die nächste Stufe thematisiert, die aktuell an Fahrt

aufnimmt. Der reine Multi- und Cross-Channel tendiert zum Omni-Channel-Ansatz. Omni-Channel

bedeutet die Verschmelzung sämtlicher Vertriebskanäle (Online, mobil, POS etc.) um den Kunden

ein möglichst übergangsloses Einkaufserlebnis zu gewährleisten. Künftig wird der Konsument

also nicht mehr zwischen Online- oder Filialkauf unterscheiden, sondern kann von Händlern eine

auf die heutige Technologie angepasste Ansprache und ein entsprechendes Angebot erwarten.

Innerhalb dieser noch jungen Mehrkanalansätze haben sich bereits verschiedene Sub-Konzepte

erfolgreich etabliert. Mit „Click & Collect“ ist es Konsumenten möglich, ein online bestelltes Pro-

dukt in der entsprechenden Wunschfiliale vor Ort abzuholen. Im Idealfall kann der Kunde sogar in

Echtzeit den Warenbestand der Filiale einsehen. Für den Verbraucher bedeutet dies ein Mehr an

Flexibilität hinsichtlich Abholung/Lieferung und darüber hinaus auch zusätzliche Vorteile, die der

stationäre Handel bietet, wie Anprobe oder Beratung. Der Händler hingegen kann von einer effi-

zienteren Warenlogistik und einer geringeren Rücklaufquote profitieren. Ein weiteres Konzept

nennt sich „Ship from Store“. Der Händler versendet online erworbene Artikel nicht aus dem

Hauptlager heraus, sondern greift auf den Bestand näher gelegener Verkaufsfilialen zurück.

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I.9. Prognosebericht

65

Zusammenfassend lässt sich somit eine Konvergenz der Märkte beobachten, was auch dazu führt,

dass große E-Commerce-Unternehmen den Markteintritt in den stationären Handel wagen. Der

Konsument wird künftig nicht mehr zwischen online, mobile oder POS unterscheiden, sondern ist

Kunde eines Handelsunternehmens und erwartet ein bequemes, zielgruppengerechtes Einkaufs-

erlebnis, dass sich von Auswahl, über Kauf bis Lieferung erstreckt. Infolgedessen stehen Han-

delsunternehmen vor der Herausforderung, ihren Kunden ein barrierefreies Omni-Channel-Erleb-

nis zu ermöglichen und sie zugleich an jedem Kontaktpunkt abzuholen. Sowohl Zahlungslösungen

als auch Loyality- und Couponing-Programme müssen somit in die Backend-Prozesse der IT-

Infrastruktur des Händlers integriert werden. Wirecard adressiert diese Notwendigkeit mit flexiblen

Lösungen, die sowohl branchen- als auch geschäftsspezifische Parameter berücksichtigen.

Neben den Trends im Markt lassen sich für den Onlinehandel auch regulatorische Veränderungen

beobachten. Unter dem Projektnamen „Digital Single Market“ will die Europäische Union („EU“)

den Onlinehandel innerhalb der EU vereinheitlichen und somit Handelsbarrieren zwischen den

einzelnen Mitgliedsstaaten abbauen. Nach Angaben der EU liegt der grenzüberschreitende Um-

satz von kleinen und mittelständischen Unternehmen innerhalb der EU bei lediglich 7 Prozent.

Durch die Schaffung eines einheitlichen Marktes sollen sich zusätzliche Wachstumspotenziale

entfalten und somit weitere Stellen als auch eine dynamische Wissensgesellschaft geschaffen

werden. Im Zuge dieser Initiative hat die Kommission bspw. einheitliche Roaming-Gebühren in-

nerhalb der EU ab 2017 beschlossen. Weiterhin ist unter anderem geplant, die EU-weiten Liefer-

gebühren als auch die Abwicklung der Mehrwertsteuer zu vereinheitlichen, beides Projekte, die

den grenzüberschreitenden Onlinehandel beflügeln und somit auch einen positiven Einfluss auf

das Geschäft der Wirecard haben dürften.

Zusammenfassend sind also die Aussichten bezogen auf die Zielbranchen der Wirecard sehr gut.

Insbesondere die fortschreitende Digitalisierung, die Konvergenz der Vertriebskanäle und der zu-

nehmende Cross-Border-E-Commerce dürften der Wirecard in 2016 zu einem überdurchschnitt-

lichen Wachstum verhelfen.

Fintech Trends

Fintech, diese Abkürzung steht für Finanztechnologie, nutzt internet-basierte Technologie, um Fi-

nanzdienstleistungen schneller, kostengünstiger, transparenter und einfacher zu erbringen als es

konventionelle Banken bisher konnten. Schlanke Fintech-Lösungen ermöglichen Peer-to-Peer-

Kredite, also Finanzierungen, bei der Kreditnehmer und Geldgeber über Kreditportale zusammen-

geführt werden, Hypothekenkredite, grenzüberschreitenden Geldtransfer, Börsenhandel oder mo-

biles zweigstellenloses Banking. Die Lösungen sind häufig für mobile Geräte optimiert.

Bei jungen Fintech-Unternehmen mit ihren verbraucherfreundlichen Front-End-Lösungen wird in

den nächsten beiden Jahren ein Wettlauf um den Konsumenten stattfinden. Wirecard stellt mit

seiner Bank und Infrastruktur sowohl den (lizenz)-rechtlichen Rahmen als auch ein breites Spekt-

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66

rum an Zusatzleistungen bereit. Banken und Finanzinstitute sind streng reguliert, um die Investi-

tionen der Kunden zu schützen. Viele Fintech-Unternehmen können diesen regulatorischen An-

forderungen nicht gerecht werden und verfügen nicht über die notwendigen Lizenzen um am Fi-

nanzdienstleistungsmarkt aktiv zu werden. In diesem Zusammenhang kommt der Wirecard Bank

eine entscheidende Rolle zu. Als volllizenzierte und unter Aufsicht der Bundesanstalt für Finanz-

dienstleistungen (BaFin) stehende deutsche Bank ist sie bestens positioniert, um gewinnbrin-

gende Partnerschaften mit Fintech-Unternehmen einzugehen.

Es kann davon ausgegangen werden, dass hierdurch in den nächsten Jahren ein zunehmend gro-

ßes Potenzial an Fintech-Partnerschaften für die Wirecard Gruppe entsteht.

9.4 Perspektiven ausgewählter Produktkategorien

Der europäische Kartenmarkt

Das bargeldlose, kontaktlose Bezahlen wird von sämtlichen Marktteilnehmern auf europäischer

Ebene vorangetrieben. Visa Europe und MasterCard, Marktführer der Kredit- und Debitkarten-

Brands in Europa, setzen auf das kontaktlose Bezahlen mittels NFC-Technologie mit ihren

Initiativen Visa PayWave und MasterCard PayPass. In den nächsten zwei Jahren sollen

Zahlungsterminals am POS in zahlreichen europäischen Ländern nach und nach mit der

Kontaktlos-Zahlfunktion ausgerüstet sein. Mobile Payment wird sich mit innovativen Produkten

und deren sicherer und bequemer Handhabung für Zahlungen in hochfrequentierten Umgebungen

durchsetzen. Wie kein anderes Unternehmen ist die Wirecard Gruppe mit ihrem hoch entwickelten

technischen Verständnis und der im Umlauf befindlichen Produkte für die Herausgabe innovativer

Kartenprodukte bestens für die Zukunft gerüstet und kann auf bestehender Technologie höchst

skalierbare Lösungen liefern.

Das „European Payment Cards Yearbook 2015 – 2016“ des Branchendienstes Payments Cards

and Mobile, das Daten aus 33 Ländern Europas (E33), von Island bis in die Türkei umfasst,

verzeichnete eine Anzahl von 970,1 Mio. Kredit- und Debitkarten, die sich 2014 im Umlauf befan-

den. Dies entspricht einem Anstieg um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Debitkarten stellen

dabei mit 69,0 Prozent den größten Anteil am Kartenmarkt dar.

Sowohl in etablierten Kartenmärkten als auch in globalen Wachstumsmärkten zielen Prepaidkar-

ten (MasterCard, VISA, Maestro, Electron oder V Pay), welche ein besonders stark wachsender

Bereich im Kartenmarkt sind, auf die Bedürfnisse von Jugendlichen und Menschen ohne festes

Konto ab.

Mobile Payment

Unter Mobile Payment versteht man allgemein das bargeldlose Bezahlen per Mobilfunktelefon.

Der Kunde kann mittels NFC-fähigem Smartphone den Bezahlvorgang am POS auslösen. Daraus

folgt die Verknüpfung der Karte mit dem Mobiltelefon, sei es durch eine mobile

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I.9. Prognosebericht

67

Applikation, die über den Server mit der Karte in Verbindung steht, durch die Speicherung der

Kreditkartendaten im NFC-fähigen Mobiltelefon oder über NFC-Host-Card-Emulation-Technologie.

Host Card Emulation (HCE) ist eine internetbasierte Technologie, über die eine sichere, software-

basierte Kreditkartenzahlung getätigt werden kann. Das NFC-fähige Mobiltelefon agiert dabei wie

eine Kreditkarte, jedoch mit zahlreichen Zusatzfunktionen. HCE macht mobiles Bezahlen schnell

verfügbar, da HCE heute Standard in Android-Geräten ab Version 4.4 ist. Diese softwarebasierte

Technologie ist damit eine perfekte Ergänzung für hardwarebasierte NFC-Lösungen auf dem Gerät

oder der SIM-Karte. In Europa bleibt Android das dominante Betriebssystem von Smartphones.

Auf Basis der HCE-Technologie hat Wirecard für Endkunden die Payment-App boon entwickelt.

HCE, Host Card Emulation, ist eine reine Softwarelösung, für die weder eine spezielle SIM-Karte

noch ein Sicherheitsmodul vonnöten ist. Damit eignet sie sich ideal für Unternehmen, die eine

breite Masse von Kunden unabhängig von Gerätemodell oder Mobilfunkanbieter erreichen möch-

ten. Die mobile Softwarelösung boon ist bereits erfolgreich in Deutschland, Österreich, Spanien,

Belgien und in den Niederlanden gestartet. Ebenso als individuell gestaltete White-Label-Variante

verfügbar, ermöglicht die intuitiv bedienbare Applikation Unternehmen und Händlern einen unmit-

telbaren Zugang zum mobilen Bezahlen.

Auch Wearables spielen künftig eine wichtige Rolle für die flexible Nutzung im Bereich Mobile

Payments. „Wearable“ steht für am Körper tragbare Elektronik wie intelligente Fitness-Armbänder,

Smartwatches oder Datenbrillen. Wirecard hat mit seinem Anfang 2015 vorgestellten Armband

die Zukunft der Wearable-Technologie mit Payment-Funktion als eines der ersten Unternehmen

weltweit vorgelegt. Für einen schnellen und kontaktlosen Bezahlvorgang hält der Nutzer das in-

telligente Armband lediglich an ein NFC-Kassenterminal. Das Display des Wirecard-Wearable und

eine App auf dem Smartphone zeigen die Zahlungstransaktion in Echtzeit an. Eine Verknüpfung

mit zahlreichen mobilen Services wie Loyalty-Aktionen oder die Nutzung als Zutritts- und Einlass-

kontrollband ist möglich. Die Lösung eignet sich beispielsweise für Hotels und Resorts, Festivals,

Kreuzfahrtschiffe, Skigebiete und Themenparks.

Weitere Trends im Bereich Mobile Payment gehen hin zu Finanzdienstleistungen wie Mikrokrediten

und auf den Kaufvorgang bezogene Versicherungsdienstleistungen, die mit dem Zahlungsprodukt

verknüpft sind. Sie ergänzen personalisierte Dienste wie Coupons, Location-based Services oder

Angebote im Rahmen von Kundenbindungsprogrammen und schaffen überzeugende Mehrwerte

für den Konsumenten. Hier wird Wirecard sein Produkt boon payment mit den verschiedenen

Diensten schrittweise ergänzen.

Insgesamt befindet sich der Markt der Mobile Payments noch in einem frühen Stadium, wobei der

wichtige Schritt der Markteinführung Mobile-Payment-fähiger Produkte durch namhafte Unter-

nehmen, wie Wirecard und Orange, bereits erfolgte. Branchenexperten gehen von einem starken

Wachstum des Mobile-Payment-Markts aus. So prognostiziert die International Data Corporation

ein weltweites Wachstum des Marktes von 124% bis 2017, wobei hier allerdings auch Mobile-

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Commerce (also E-Commerce über das Smartphone) berücksichtigt wurde, ein Bereich der bei

Wirecard schon über die Zielbranchen abgedeckt ist.

Perspektiven im Callcenter- und Communications-Bereich

Die in diesem Segment angebotenen Dienstleistungen der Wirecard Communication Services

GmbH werden überwiegend für die Wirecard Gruppe erbracht. Der Ausbau von Backoffice-Leis-

tungen für den Konzern wird vorangetrieben und um Dienstleistungen für den Kundenservice,

Versandaufträge u.a. erweitert. Mit der hybriden Callcenter-Struktur, das heißt der Bündelung des

stationären Callcenters mit dem virtuellen, setzt dieser Unternehmensbereich aber auch auf Dritt-

kunden, die eigene Callcenter betreiben und den Betrieb zu Spitzenzeiten (Peak-Level) gezielt

auslagern. Insbesondere für internationalen User-Support ist Wirecard Communication Services

mit 16 angebotenen Fremdsprachen und einer ganzjährigen Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit sehr

gut aufgestellt, um weitere Neukunden gewinnen zu können.

9.5 Perspektiven der Expansion

Wirecard hat in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich in Unternehmen außerhalb Europas

investiert - darunter die Übernahmen in Südafrika, Indien, und Lateinamerika.

Wie bereits bei den ersten Schritten nach Singapur, Vietnam und Indonesien, verfolgen wir hier

einen nachhaltigen Investmentansatz. Der Trend zur Konvergenz von Online und Offline ist nicht

nur in den hoch entwickelten asiatischen Regionen festzustellen, sondern auch in ländlichen Ge-

bieten sich stark entwickelnder Länder.

Im indischen Markt gibt es Bestrebungen der Regierung, der Bevölkerung Inklusion zu ermögli-

chen, sie also mit einem Bankkonto auszustatten. Der Einsatz von Mikro-Geldautomaten, wie von

Wirecard bereits in Indonesien im Einsatz, wird beispielsweise von ersten indischen Banken ge-

testet.

Die über Zukäufe erworbenen, in ihrem Segment immer erfolgreich agierenden Landesgesell-

schaften werden um die konzernweite Wertschöpfungskette mit vielen Mosaikteilen angereichert.

Technik und Händlerservices wie technisches Acquiring über Drittbanken werden zentralisiert.

Wirecard sichert sich so in den kommenden Jahren die Möglichkeit, einerseits ihr globales Kun-

denportfolio zu erweitern, bei dem in Asien beispielsweise führende Banken zu den Kunden zählen,

anderseits auch lokalen Kunden erweiterte Dienstleistungen anzubieten. Insgesamt wurden vor-

handene Kundenstrukturen stetig um Neukunden erweitert, die durch die Landesgesellschaft vor-

her mangels Produkten nicht adressiert hätten werden können. Wenn etwa reine POS-Terminal-

dienstleistungen mit Processing– und Akzeptanzlösungen angereichert werden, entsteht für die

Wirecard Gruppe der Zugang zu neuen Wachstumsquellen. Der gleichzeitig miterworbene Zugang

zu lokalen Zahlungssystemen oder vorhandenen Verträgen mit lokalen Regulatoren bedeuten

Skaleneffekte mit dem ersten Tag der Konzernkonsolidierung.

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I.9. Prognosebericht

69

Die Wirecard erwartet in den nächsten zwei Jahren eine zusätzliche profitable Dynamik im Wachs-

tum lokaler Märkte bei gleichzeitiger Erweiterung ihrer globalen Zahlungsplattform. Die gemein-

same Sprache aller Einheiten der Wirecard Gruppe ist Internettechnologie, die eine schnelle und

effiziente Integration neuer Tochterunternehmen garantiert.

9.6 Erwartete Finanz- und Ertragslage

Finanzlage

Die Finanzlage des Wirecard Konzerns als auch der Einzelgesellschaft Wirecard AG soll auch in

den nächsten beiden Jahren die derzeitige solide Struktur aufweisen. Dazu gehört eine weiterhin

komfortable Eigenkapitalquote. Eine Dividendenausschüttung von EUR 0,14 je Aktie, die der dies-

jährigen Hauptversammlung vorgeschlagen wird, ist hierbei bereits berücksichtigt.

Der Vorstand beabsichtigt auch künftig anstehende Investitionen und potenzielle Akquisitionen ent-

weder aus dem eigenen Cashflow, dem Eigenkapital oder über einen maßvollen Einsatz von Fremd-

kapital zu finanzieren. Es ist ein strategisches Ziel, Bankkredite im Verhältnis zum Eigenkapital und

in Relation zur Bilanzsumme in moderatem Umfang und im Wesentlichen im Zusammenhang mit

M&A-Transaktionen aufzunehmen. Dazu werden langfristige Beziehungen zu Banken aufgebaut,

um sowohl im operativen Geschäft als auch in Form von Rahmenkrediten für M&A-Transaktionen

die nötige Flexibilität zu sichern.

Potenzielle Akquisitionen werden diesbezüglich weiterhin nach strengen Kriterien analysiert und

beurteilt. Bei der Prüfung stehen insbesondere die Profitabilität und die sinnvolle Ergänzung des

bestehenden Produkt- und Kundenportfolios im Vordergrund. Wir sind davon überzeugt, dass

unsere Strategie, Anbieter von Zahlungsverkehrs-, Netzbetriebs- und Technologie-Dienstleistun-

gen in stark wachsenden asiatischen Wirtschaftsregionen in unseren Unternehmensverbund zu

integrieren, nachhaltig erfolgreich sein wird.

Ertragslage

Die zentrale operative finanzielle Steuerungskenngröße der Wirecard Gruppe stellt das Ergebnis vor

Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) dar. Es setzt im gesamten Unternehmen, vom Con-

trolling bis zur Beurteilung der Rentabilität der einzelnen Geschäftsfelder, die Maßstäbe. Daher ba-

siert auch die Gewinnprognose für das Jahr 2016 auf der erfolgsorientierten Kennzahl EBITDA.

Für das Geschäftsjahr 2016 wurde ursprünglich ein operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und

Abschreibungen (EBITDA) zwischen EUR 280 Millionen und EUR 300 Millionen Euro erwartet. Die

Guidance wurde am 30. März 2016 durch den Vorstand auf ein prognostiziertes EBITDA zwischen

290 Millionen Euro und 310 Millionen Euro angehoben. Die Basis dieser Prognose bilden:

– Das Marktwachstum im europäischen E-Commerce sowie eine zusätzliche Dy-namik aus glo-

balen Wachstumsmärkten

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70

– Der Anstieg des mit Bestands- und Neukunden über die Wirecard Gruppe

abgewickelten Transaktionsvolumens

– Ergebnisbeiträge aus den neuen Geschäftsfeldern Mobile Payment

– Skalierungseffekte aus dem transaktionsorientierten Geschäftsmodell

– Cross-Selling-Effekte mit Bestandskunden

– Die Erweiterung der Issuing- und Bank-Dienstleistungen

– Ergebnisbeiträge aus den 2015 und 2016 getätigten Akquisitionen

Mögliche Effekte aus potenziellen weiteren Unternehmensübernahmen sind in der Prognose nicht

enthalten. Auch für 2016 wird von einer weiterhin positiven Umsatz- und

Ertragslage ausgegangen.

Im Berichtszeitraum ist auf Initiative der Europäischen Kommission, eine Reduktion der Interban-

ken-Gebühren („Interchange Fee“) in Kraft getreten. Interchange-Gebühren werden vom karten-

akzeptierenden Händler gezahlt und zwischen dem Issuer und dem Acquirer für die Dienstleistun-

gen des Kartenherausgebers verrechnet. Betroffen von der Regulierung sind europäische Kredit-

oder Debitkarten-Transaktionen von Konsumenten, die innerhalb des Vier-Parteien-Modells ab-

gewickelt wurden.

Im Kerngeschäft Acquiring hat die anfallende Interchange Gebühr für die Wirecard Gruppe den

Charakter eines durchlaufenden Postens. Die im Materialaufwand erfasste Interchange Gebühr

hat keinen maßgeblichen Einfluss auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung.

Die Erlöse aus dem Issuing-Geschäft der Wirecard Gruppe basieren überwiegend auf Gebühren

für Zusatzdienste rund um die Herausgabe von Prepaid-Kreditkartenprodukten. Die Preisgestal-

tung der Zusatzgebühren ist nicht von der EU-Interchange-Regulierung betroffen. Die im Issuing-

Geschäft der Wirecard Gruppe zusätzlich anfallenden Interchange Gebühren (verbucht als Umsatz)

liegen historisch weitgehend auf dem Niveau der EU-Regulierung und hat damit keinen wesentli-

chen Einfluss auf die EBITDA-Prognose.

Zusammenfassend ist davon auszugehen, dass die Reduktion der Interchange-Gebühren keinen

wesentlichen Einfluss auf die EBITDA Prognose der Wirecard Gruppe hat.

Am 2. November 2015 hat Visa Inc. den beabsichtigten Erwerb der Visa Europe Limited vorbe-

haltlich regulatorischer Freigaben bekannt gegeben. Wenn diese Transaktion vollzogen wird, steht

der Wirecard Bank AG und der Wirecard Card Solutions Ltd. als Mitglied der Visa Europe Limited

ein Anspruch auf eine Gegenleistung zu. Die Gegenleistung besteht zum einen aus einer bei Voll-

zug zu leistenden Komponente aus Barzahlung und Vorzugsaktien, die in class A common stock

der Visa Inc. umgewandelt werden können, und zum anderen aus einer möglichen zusätzlichen

nachträglichen Barzahlung, die 4 Jahre nach dem Vollzug abhängig vom Erreichen bestimmter

Ziele zu zahlen ist. Die Anzahl an Vorzugsaktien und die Höhe der nachträglichen Zahlung hängen

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L A G E B E R I C H T I I I P R O G N O S E - , C H A N C E N - U N D R I S I K O B E R I C H T

I.9. Prognosebericht

71

vom Eintreten bestimmter Faktoren ab. Auf Grundlage der Berechnungen von Visa Europe Limited

geht die Wirecard davon aus, einen Gegenwert von insgesamt ca. EUR 80,4 Mio. ohne die Earn-

Out Komponenten zu erhalten.

Aufgrund der hohen Nachfrage nach internationalen Lösungen, dem Wettbewerbsvorteil aufgrund

der Verbindung von Technologie mit innovativen Bankdienstleistungen und aktueller Kundenpro-

jekte sowie unserer fortschreitenden Expansion sind wir überzeugt, dass sich die Wirecard

Gruppe sowohl 2016 als auch 2017 stärker als der europäische E-Commerce-Markt entwickelt

und auch die außereuropäischen Tochterunternehmen zum Wachstum beitragen werden.

Außerdem sind durch neue Lösungen und die Weiterentwicklung bestehender Produkte eine Aus-

weitung profitabler Geschäftsbereiche sowie durch die Steigerung der Effizienz operativer Abläufe

und ein diszipliniertes Kostenmanagement ein positiver Einfluss auf das Geschäftsergebnis zu er-

warten.

Die Einzelgesellschaft Wirecard AG rechnet auf Grund der vorherigen Ausführungen, dass sie

leicht steigende Beteiligungserträge von ihren Tochtergesellschaften im Jahr 2016 erhalten wird.

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72

10. CHANCEN- UND RISIKOBERICHT

Dieses Kapitel erläutert die von der Wirecard Gruppe eingesetzten Systeme für das Management

von Risiken und umfasst eine Aufstellung der wesentlichen Risikofelder sowie relevanter Einzel-

risiken, mit denen sich das Unternehmen konfrontiert sieht. Die Wirecard AG als Muttergesell-

schaft der Wirecard Gruppe ist eingebunden in das konzernweite Risikomanagmentsystem und

unterliegt im Wesentlichen den gleichen Risiken wie die Wirecard Gruppe.

10.1 Risikoorientierte Unternehmensführung

Für die Wirecard Gruppe stellen das bewusste Eingehen kalkulierbarer Risiken und die konse-

quente Nutzung der damit verbundenen Chancen die Grundlage ihres unternehmerischen Han-

delns im Rahmen der wertorientierten Unternehmensführung dar. In diesem Sinne hat die Wire-

card Gruppe ein Risikomanagementsystem implementiert, das die Grundlage für eine risiko- und

ertragsorientierte Unternehmenssteuerung bildet.

Für eine langfristige und nachhaltige Sicherung des Unternehmenserfolgs ist es somit unerläss-

lich, kritische Entwicklungen und sich abzeichnende Risiken frühzeitig zu identifizieren, zu ana-

lysieren und zu bewerten sowie zu dokumentieren. Sofern wirtschaftlich sinnvoll, gilt es, durch

entsprechende Gegenmaßnahmen korrigierend einzugreifen. Grundsätzlich lassen sich Risiken

vermeiden, vermindern, übertragen oder akzeptieren, um die Risikolage des Unternehmens im

Verhältnis zum Ertrag zu optimieren. Die Umsetzung und die Wirksamkeit beschlossener Gegen-

maßnahmen werden kontinuierlich überprüft.

Soweit verfügbar und wirtschaftlich vertretbar, schließt die Wirecard Gruppe Versicherungen ab,

um die finanziellen Auswirkungen eines möglichen Schadens gering zu halten. Umfang und Höhe

dieser Versicherungen überprüft die Wirecard Gruppe laufend.

Gleichermaßen werden unternehmensweit Chancen identifiziert, beurteilt und ergriffen, um

Trends für weiteres Wachstum und die Ertragssteigerung in der Gruppe zu sichern. Darüber hin-

aus werden bei der Betrachtung auch jene Risiken, die sich aus der Nichtwahrnehmung von

Chancen ergeben, berücksichtigt.

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I.10. Chancen- und Risikobericht

73

10.2 Risikomanagementsystem effizient organisiert

Unter Risikomanagementsystem versteht die Wirecard Gruppe den Einsatz eines umfassenden

Instrumentariums für den Umgang mit Risiken – das Enterprise Risk Management (System) (ERM).

Die Organisation des Risikomanagementsystems leitet sich aus der Norm ISO 31000:2009 ab.

Das ERM ist unternehmensweit normiert und in sämtlichen Geschäftsprozessen sowie in allen

operativen Geschäftseinheiten und Konzerngesellschaften integriert. Es ermöglicht Chancen und

Risiken umfassend und zeitnah in einem kombinierten Top-down- und Bottom-up-Prozess zu

identifizieren und zu bewerten. Risiken und Chancen werden systematisch aus einer Top-down-

Perspektive abgeleitet und auf Relevanz geprüft. In der weiterführenden Bottom-up-Betrachtung

wird die Sicht der operativen Einheiten und Konzerngesellschaften sowohl bei der Identifikation

als auch bei der Bewertung von Risiken und Chancen durch lokale bzw. geschäftsbezogene

Komponenten ergänzt.

Risikomanagementsystem

Risiken werden analysiert sowie bezüglich der Eintrittswahrscheinlichkeit und der Höhe des po-

tenziellen Schadens bewertet. Geeignete Maßnahmen zur Risikosteuerung werden entwickelt

und verfolgt. Die relevanten Risiken sowie die ergriffenen Maßnahmen werden kontinuierlich für

die gesamte Wirecard Gruppe zentral erfasst. Angemessene Frühwarnsysteme unterstützen die

Überwachung der Risiken, identifizieren potenzielle Probleme frühzeitig und ermöglichen damit

eine zeitnahe Maßnahmenplanung.

Risikobeurteilung

Erstellung des Zusammenhangs

Risikoidentifikation

Risikoanalyse

Risikobewertung

Risikobewältigung

Kommunikation

und Konsultation

Überwachung

und Überprüfung

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74

Die zentrale Risikoerfassung mit normierten Risikomessgrößen bietet dem Vorstand im Rahmen

eines formalisierten Berichtswesens ein aktuelles Bild der Gesamtrisikosituation der Wirecard

Gruppe. Das Berichtswesen zu relevanten Risiken wird durch festgelegte Schwellenwerte ge-

steuert. In Abhängigkeit von der Bedeutung der Risiken werden die Berichte regelmäßig, min-

destens jedoch quartalsweise erstellt. Der reguläre Berichterstattungsprozess wird durch eine

Ad-hoc-Berichterstattung ergänzt.

Risikomanagemententscheidungen werden innerhalb eines vorab definierten Rahmens auf Basis

gestaffelter Kompetenzen von den verantwortlichen Bereichen und Konzerngesellschaften de-

zentral getroffen und durch das zentrale Risikocontrolling überwacht. Entsprechende Anweisun-

gen und Richtlinien schaffen einen einheitlichen Handlungsrahmen für den Umgang mit potenzi-

ellen Risiken.

Der Vorstand trägt die Verantwortung für die Risikostrategie, die ordnungsgemäße Organisation

des Risikomanagements, die Überwachung des Risikos aller Geschäfte sowie für Risikosteuerung

und -controlling. Aus der Geschäftsstrategie wird durch den Vorstand die Risikostrategie abgelei-

tet. Darin sind die Bezugsgrößen für das Risikomanagement in Form von unternehmenspoliti-

schen und risikostrategischen Vorgaben festgelegt. Der Vorstand berichtet dem Aufsichtsrat re-

gelmäßig über die bestehenden Risiken sowie deren Entwicklung. Der Vorsitzende des

Aufsichtsrats hält zwischen den Aufsichtsratssitzungen regelmäßig Kontakt mit dem Vorstand,

insbesondere dem Vorstandsvorsitzenden, und berät mit ihm aktuelle Fragen der Risikolage und

des Risikomanagements.

Das Risikomanagement wird in der Wirecard Gruppe zentral gesteuert und durch die Revision

sowie durch prozessunabhängige Instanzen fortlaufend auf Angemessenheit, Wirksamkeit sowie

die Einhaltung gesetzlicher Rahmenbedingungen überprüft. Bei Bedarf werden entsprechend kor-

rigierende Maßnahmen unter Einbeziehung des Risk Counsel initiiert.

Im Rahmen des Projektrisikomanagements werden unternehmerische Entscheidungen auf Grund-

lage von weitreichenden Projektvorlagen getroffen, in denen Chancen und Risiken dar-gestellt wer-

den, die mit der Projektgenehmigung in die zentrale Risikoerfassung integriert werden.

Die Wirecard Gruppe sieht Risikomanagement als einen fortlaufenden Prozess an, da Änderungen

der rechtlichen, wirtschaftlichen oder ordnungspolitischen Rahmenbedingungen oder Veränderun-

gen innerhalb des Unternehmens zu neuen Risiken oder zu einer anderen Bewertung bekannter

Risiken führen können.

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I.10. Chancen- und Risikobericht

75

10.3 Risikobewertung

Um Risiken bezüglich ihrer Relevanz für die Wirecard Gruppe bewerten zu können, werden diese

in den Dimensionen „geschätzte Eintrittswahrscheinlichkeit“ und „mögliche Auswirkung auf die

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie auf die Reputation“ bewertet. Diese Bewertung er-

folgt jeweils in fünf Stufen, deren Skalierung im Folgenden dargestellt ist.

Die mögliche Auswirkung eines Risikos wird von Wirecard in einer Nettobetrachtung erhoben,

das heißt, es wird das verbleibende Residualrisiko unter Berücksichtigung bereits getroffener

Maßnahmen berichtet.

Eine betragsmäßige Quantifizierung erfolgt für die finanzwirtschaftlichen Risiken.

Aus der Beurteilung der Risiken hinsichtlich der Eintrittswahrscheinlichkeit und Höhe der Aus-

wirkung leitet die Wirecard AG ein Risikomaß für die Wesentlichkeit der Risiken in einem fünfstu-

figen Schema – von „sehr niedrig“ bis „sehr hoch“ – ab.

Eintrittswahrscheinlichkeit Beschreibung

Sehr unwahrscheinlich Ereignis tritt nur unter außergewöhnlichen Umständen ein

Unwahrscheinlich Der Eintritt des Ereignisses ist vergleichsweise unwahrscheinlich

Wahrscheinlich Ereignis kann im Beobachtungszeitraum eintreten

Sehr wahrscheinlich Ereignis tritt mit hoher Wahrscheinlichkeit im Betrachtungszeitraum ein

Fast sicher Ereignis tritt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einmal im Betrachtungszeitraum ein

bis (%)

9,99

24,99

44,99

79,99

100,00

von (%)

0,00

10,00

25,00

45,00

80,00

Auswirkung Beschreibung

Unwesentlich Zu vernachlässigende Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Gering Begrenzte Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Moderat Spürbare Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Erheblich Beträchtliche Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Schwerwiegend Bis zu kritische Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

bis (TEUR)

9.999

27.499

54.999

109.999

-

von (TEUR)

0

10.000

27.500

55.000

110.000+

MittelSchwerwiegend

Sehr unwahrscheinlich

Hoch

Unwahrscheinlich

Sehr hoch

Wahrscheinlich

Sehr hoch

Sehr wahrscheinlich

Sehr hoch

Fast sicher

MittelErheblich Mittel Hoch Hoch Sehr hoch

NiedrigModerat Mittel Mittel Hoch Hoch

Sehr niedrigGering Niedrig Mittel Mittel Hoch

Sehr niedrigUnwesentlich Sehr niedrig Sehr niedrig Niedrig Mittel

Auswirkung Eintrittswahrscheinlichkeit

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76

10.4 Internes Kontroll- und Risikomanagementsystem bezogen auf den (Konzern-)Rechnungslegungsprozess

Die Wirecard Gruppe verfügt über ein internes Kontroll- und Risikomanagementsystem im Hin-

blick auf den (Konzern-)Rechnungslegungsprozess, in dem geeignete Strukturen sowie Prozesse

definiert und in der Organisation umgesetzt sind. Dies ist so konzipiert, dass eine zeitnahe, ein-

heitliche und korrekte buchhalterische Erfassung aller geschäftlichen Prozesse bzw. Transaktio-

nen gewährleistet ist. Es stellt die Einhaltung der gesetzlichen Normen, der Rechnungslegungs-

vorschriften und der internen Konzernrichtlinie zur Rechnungslegung sicher, die für alle in den

Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen verbindlich ist. Änderungen der Gesetze, Rech-

nungslegungsstandards und andere Verlautbarungen werden fortlaufend bezüglich der Relevanz

und Auswirkung auf den Konzernabschluss analysiert und die daraus resultierenden Änderungen

in den konzerninternen Richtlinien und Systemen angepasst.

Grundlagen des internen Kontrollsystems sind neben definierten Kontrollmechanismen, zum Bei-

spiel systemtechnische und manuelle Abstimmprozesse, die Trennung von Funktionen sowie die

Einhaltung von Richtlinien und Arbeitsanweisungen. Die Steuerung des Prozesses der Konzern-

rechnungslegung erfolgt bei der Wirecard AG durch die Abteilungen Accounting und Controlling.

Die Konzerngesellschaften erstellen ihre Abschlüsse lokal und übermitteln sie an die Wirecard

AG. Die Konzerngesellschaften sind für die Einhaltung der konzernweit gültigen Richtlinien und

Verfahren sowie den ordnungsgemäßen und zeitgerechten Ablauf ihrer rechnungslegungsbezo-

genen Prozesse und Systeme verantwortlich. Die in den Konzernrechnungslegungsprozess in-

volvierten Mitarbeiter werden dazu regelmäßig geschult. Im gesamten Rechnungslegungspro-

zess werden die lokalen Gesellschaften durch zentrale Ansprechpartner unterstützt. Im Rahmen

des Rechnungslegungsprozesses sind Maßnahmen implementiert, die die Regelungskonformität

des Konzernabschlusses sicherstellen sollen. Dazu sind unter anderem Zugriffsregelungen in

den IT-Rechnungslegungssystemen (abgestufte Lese- und Schreibberechtigungen) und die An-

wendung des Vier-Augen-Prinzips sowie fallweiser Prüfungen durch das lokale Rechnungswesen,

das Konzernrechnungswesen, das Controlling bzw. den Vorstand hinsichtlich der Konzernrech-

nungslegung etabliert. Dabei dienen die Maßnahmen der Identifikation und Bewertung der Risi-

ken sowie der Begrenzung erkannter Risiken und deren Überprüfung.

Auf Basis der Daten der in den Konsolidierungskreis einbezogenen Tochterunternehmen wird der

konsolidierte Abschluss zentral erstellt. Die Konsolidierungsmaßnahmen, bestimmte Abstimm-

arbeiten und die Überwachung der zeitlichen und prozessualen Vorgaben erfolgen durch die Ab-

teilung Accounting und Controlling. Systemtechnische Kontrollen werden durch die Mitarbeiter

überwacht und durch manuelle Prüfungen ergänzt. Grundsätzlich gibt es auf jeder Ebene zumin-

dest ein Vier-Augen-Prinzip. Im gesamten Rechnungslegungsprozess müssen bestimmte Frei-

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I.10. Chancen- und Risikobericht

77

gabeprozesse durchlaufen werden. Für spezielle fachliche Fragestellungen und komplexe Sach-

verhalte steht darüber hinaus eine vom Erstellungsprozess getrennte Expertengruppe zur Verfü-

gung.

Im Rahmen der Prüfung der Zuverlässigkeit des Rechnungswesens der in- und ausländischen

Gesellschaften werden insbesondere folgende Aspekte berücksichtigt:

– Einhaltung der gesetzlichen Auflagen sowie von Vorstandsdirektiven, sonstigen Richtlinien

und internen Anweisungen

– Formelle und materielle Ordnungsmäßigkeit der Rechnungslegung und der darauf

aufbauenden Berichterstattung inklusive der eingesetzten IT-Systeme

– Funktionsfähigkeit und Wirksamkeit interner Kontrollsysteme zur Vermeidung von Vermö-

gensverlusten

– Ordnungsmäßigkeit der Aufgabenerfüllung und Einhaltung wirtschaftlicher Grundsätze

Die Wirecard AG verfügt über ein konzernweit standardisiertes Verfahren zur Überwachung der Wirk-

samkeit des rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems. Dieses Verfahren ist konsequent

an den Risiken einer möglichen Fehlberichterstattung im Konzernabschluss ausgerichtet.

Der Vorstand der Wirecard AG hat die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen internen Kon-

trollsystems geprüft. Die Wirksamkeit des internen Kontrollsystems wird zudem vom Aufsichtsrat der

Wirecard AG gemäß den Anforderungen des im Mai 2009 in Kraft getretenen Bilanzrechtsmodernisie-

rungsgesetzes überwacht.

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Im Folgenden werden die Risikofelder grafisch dargestellt, die für die Wirecard Gruppe relevant

sind. Dabei impliziert die Reihenfolge der Darstellung keine Bewertung der Eintrittswahrschein-

lichkeit oder des möglichen Ausmaßes eines Schadens.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass Risiken mit einer gegenwärtig niedriger eingeschätzten Risi-

kobewertung potenziell eine höhere Schadenswirkung haben könnten als Risiken mit einer ge-

genwärtig höher eingeschätzten Risikobewertung. Zusätzliche Risiken, die der Wirecard AG zur-

zeit noch nicht bekannt sind oder noch als unwesentlich eingeschätzt werden, könnten die

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie die Reputation der Wirecard AG ebenso betreffen.

Dazu zählen etwa Elementarrisiken und sonstige finanzielle Risiken (z.B. Risiken aus Betriebsprü-

fungen).

10.5 Geschäftsrisiken

Als Geschäftsrisiko definiert die Wirecard Gruppe die Gefahr eines Ergebnisrückgangs aufgrund

unerwarteter Änderungen des Geschäftsvolumens und/oder von Margen sowie korrespondieren-

den (Einkaufs-)Kosten.

Geschäftsstrategische Risiken

Das geschäftsstrategische Risiko besteht in der mittel- bis langfristigen Gefahr negativer Ein-

flüsse auf das Erreichen der strategischen Ziele der Wirecard AG, zum Beispiel resultierend aus

Veränderungen der Umfeldbedingungen und/oder unzureichender Umsetzung der Wirecard-

Gruppenstrategie.

Gesamtrisiko Beschreibung

Geschäftsrisiken Konjunkturrisiken, Risiken aus allgemeinen Wettbewerbssituationen für dieWirecard Gruppe sowie deren Kunden

Operationelle Risiken Personalrisiken, Risiken aus Produktinnovationen sowie Risiken aus der Nutzungvon Fremdleistungen

Informations- und IT-Risiken

Risiken aus dem Betrieb und der Gestaltung von IT-Systemen sowie Risiken imZusammenhang mit der Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität von Daten

FinanzwirtschaftlicheRisiken

Wechselkurs-, Zinsänderungs- und Liquiditätsrisiko

Debitorenrisiken Risiken aus Forderungen gegenüber Händlern, Privat- und Geschäftskunden, Acquiringpartnern und Banken

Rechtliche und regulatorische Risiken

Risiken aus der Änderung des rechtlichen und regulatorischen Rahmens sowieRisiken aus Rechtsstreitigkeiten, lizenzrechtliche Risiken und Haftungsrisiken

Sonstige Risiken Reputationsrisiken sowie Risiken aus Notfällen

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I.10. Chancen- und Risikobericht

79

Die Weiterentwicklung der Gruppenstrategie erfolgt im Rahmen eines strukturierten Strategie-

prozesses, der dem jährlichen Planungsprozess der Wirecard AG zugrunde liegt. Dabei werden

die strategischen Stoßrichtungen und Leitplanken festgelegt sowie quantitative Zielvorgaben für

die Wirecard Gruppe, deren operative Einheiten und Konzerngesellschaften abgeleitet. Basie-

rend auf den Ergebnissen des Strategieprozesses wird eine nachhaltige Geschäftsstrategie fest-

gelegt, in der die wesentlichen Geschäftsaktivitäten und die Maßnahmen zur Zielerreichung dar-

gestellt werden. Ebenso wird eine dazu konsistente Risikostrategie festgelegt.

Daneben werden laufend auch externe Einflussfaktoren wie beispielsweise die Markt- und Wett-

bewerbsbedingungen in den Kernmärkten, die Kapitalmarktanforderungen und veränderte Re-

gulierungsbedingungen beobachtet, die bei relevanten Veränderungen zur Anpassung der Ge-

schäftsstrategie führen könnten. Der Strategieprozess besteht aus Planung, Umsetzung,

Beurteilung und Anpassung der Strategien. Um die sachgerechte Umsetzung der Konzernstra-

tegie zur Erreichung der Geschäftsziele sicherzustellen, erfolgt das strategische Controlling

durch regelmäßiges Monitoring von quantitativen und qualitativen Zielen.

Sollte es der Wirecard AG nicht gelingen, die Veränderungen der Umfeldbedingungen effizient

zu managen oder die Wirecard-Gruppenstrategie erfolgreich umzusetzen, besteht das Risiko ei-

ner geringen Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage. Aufgrund der getroffenen

Maßnahmen sowie der Erfahrung der vergangenen Jahre schätzt der Vorstand die Eintrittswahr-

scheinlichkeit als sehr unwahrscheinlich ein und geht insgesamt von einem sehr niedrigen Risiko

aus.

Konjunkturrisiko

Unsicherheiten in der globalen Wirtschaft, den Finanzmärkten oder den politischen Rahmenbe-

dingungen könnten sich negativ auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Wirecard AG

auswirken.

Das transaktionsbasierte Geschäftsmodell der Wirecard Gruppe könnte indirekt durch das Ver-

braucherverhalten beeinträchtigt werden. Im Fall einer drastischen Verschlechterung der Weltwirt-

schaftslage und eines deutlichen Rückgangs der Konsumausgaben kann es zu negativen Auswir-

kungen auf den Geschäftsverlauf der Wirecard Gruppe kommen. Überdies könnte die Kaufkraft

der Konsumenten sinken und dadurch das über Händler bei der Wirecard AG abgewickelte Trans-

aktionsvolumen beeinflusst werden.

Auch könnte sich das derzeit zu beobachtende Wachstum von Handel und Dienstleistungen im

Internet im Vergleich zum klassischen, stationären Handel abschwächen oder umkehren und zu

einem Rückgang des Geschäfts der Wirecard Gruppe führen.

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Die Einführung bzw. Nutzung von Produkten und Dienstleistungen der Wirecard Gruppe ist auf-

grund des vorrangig transaktionsorientierten Geschäftsmodells für die meisten Kunden nur mit

geringen Vorabinvestitionen verbunden. Sollte die Investitionsbereitschaft von Kunden etwa auf-

grund von Veränderungen in der konjunkturellen Gesamtsituation negativ beeinflusst werden,

könnte dies auch zu einer Beeinflussung des Geschäftsverlaufs der Wirecard Gruppe führen.

Darüber hinaus könnte sich das Wachstum in den Ländern der „Emerging Markets“, in denen die

Wirecard Gruppe aktiv ist, abschwächen, stagnieren oder sogar zurückgehen und dazu führen,

dass die Geschäftserwartungen in diesen Ländern nicht erfüllt werden.

Die Wirecard Gruppe beobachtet fortwährend nationale und internationale Entwicklungen im po-

litischen, ökonomischen und regulatorischen Umfeld sowie konjunkturelle Entwicklungen, damit

bei einer kurzfristigen Änderung dieser Faktoren unmittelbar geeignete Maßnahmen ergriffen wer-

den können, um den beschriebenen Risiken zu begegnen und ihre potenziellen negativen Auswir-

kungen soweit wie möglich zu mindern. Dabei hat sich das Wachstum des E-Commerce-Marktes

und der übrigen Märkte, in denen die Wirecard Gruppe tätig ist, als derart stabil herausgestellt,

dass Wirecard weder infolge der Finanzkrise noch infolge der Krise des Euro wesentliche negative

Einflüsse auf ihren Geschäftsverlauf verzeichnen musste.

Daher schätzt der Vorstand den Eintritt dieses Risikos für das Geschäftsjahr 2016 als unwahr-

scheinlich ein. Trotzdem kann eine erhebliche Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Er-

tragslage der Wirecard AG sowie eine Erhöhung der anderen in diesem Bericht beschriebenen

Risiken nicht vollständig ausgeschlossen werden. Der Vorstand stuft das Risiko daher als mittleres

Risiko ein.

Gleichermaßen könnte eine deutliche Verbesserung der Weltwirtschaftslage verbunden mit einem

deutlichen Anstieg der Konsumausgaben sowie ein die bisherigen Erwartungen übertreffendes

Wachstum von Handel und Dienstleistungen im Internet eine Chance für die Vermögens-, Finanz-

und Ertragslage der Wirecard AG bedeuten.

Risiken aus dem Bestandskundengeschäft

Bestandskunden der Wirecard Gruppe könnten sich entschließen, ihre Verträge zu kündigen,

keine weiteren Produkte zu lizenzieren, keine Beratungs- und Schulungsleistungen zu erwerben

oder sie könnten zu Konkurrenzprodukten oder -dienstleistungen wechseln.

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I.10. Chancen- und Risikobericht

81

Einen bedeutenden Teil ihrer Umsatzerlöse erzielt die Wirecard Gruppe aus dem umfangreichen

Bestandskundenportfolio. Die erfolgreiche Integration der Akquisitionen der vergangenen Jahre

in den Unternehmensverbund der Wirecard Gruppe hat einen positiven Beitrag zum Wachstum

des Bestandskundenportfolios geleistet.

Sollte sich eine signifikante Anzahl an Bestandskunden entscheiden, die Geschäftsbeziehung

mit der Wirecard Gruppe nicht fortzusetzen, wird dies sowohl den Geschäftsverlauf negativ be-

einflussen als auch einen Einfluss auf den Wert des Kundenportfolios haben. Möglicherweise

könnte dies zu Wertberichtigungsbedarf bei den bilanzierten Kundenstämmen führen.

Aus diesem Grund überwacht die Wirecard Gruppe kontinuierlich die Zufriedenheit ihrer Kunden

in Bezug auf die Service- und Produktleistungen, die die Wirecard Gruppe anbietet.

Vor dem Hintergrund der hohen Stabilität des Bestandskundengeschäfts in den vergangenen

Geschäftsjahren sowie des wettbewerbsfähigen Produkt- und Leistungsspektrums, schätzt der

Vorstand den Eintritt dieses Risikos, das heißt einer moderaten Auswirkung auf die Vermögens-,

Finanz- und Ertragslage, für das Geschäftsjahr 2016 als sehr unwahrscheinlich ein. Zusammen-

fassend geht der Vorstand daher von einem niedrigen Risiko aus.

Risiken aus der Entwicklung von Produkten

Um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Produkt- und Leistungsportfolios gewährleisten zu

können, bedarf es kontinuierlicher Produktinnovationen. Die Entwicklung neuer Produkte ist mit

einer Vielzahl von Risiken verbunden, auf die die Wirecard AG oftmals keinen Einfluss hat.

Die Produktentwicklung muss kundenorientierte und zuverlässige Produkte hervorbringen. Ins-

besondere Korrekturen der Produkteigenschaften in einer späten Phase der Produkt-entwicklung

oder am Kunden bzw. am Markt vorbeigehende Produkte, ziehen einen erheblichen Änderungs-

aufwand nach sich und führen zu erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen. Des Weiteren könnte

es zu einer Trendumkehr im Markt kommen, die Produkte der Wirecard AG könnten daher nicht

marktgerecht sein. Für die Wirecard Gruppe besteht aufgrund ihrer Positionierung als Application

Service Provider (ASP), das heißt als Outsourcing-Dienstleister, das grundsätzliche Risiko einer

Trendumkehr hin zum Insourcing von Entwicklung und/oder zum Betrieb von IT-Infrastruktur.

Abweichungen vom Plan in der Projektrealisierung können die Markteinführung neuer Produkte

verzögern und dadurch sowohl Opportunitätskosten als auch Reputationsschäden oder direkte

Schadenersatzansprüche zur Folge haben. Weitere Faktoren wie der Eintritt in neue Marktseg-

mente sowie die vertragliche Übernahme der Verantwortlichkeit für neue Produkte gegenüber

Kunden können diese Risiken erhöhen.

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Auch die Aktivitäten der Wirecard AG im Bereich des Mobile Payment sind diesem Innovations-

risiko unterworfen. Sollte es der Wirecard AG nicht gelingen, die Investition im Bereich Mobile

Payment marktgerecht umzusetzen, könnten die erwarteten Ergebnisbeiträge aus Mobile-Pay-

ment-Produkten und dazugehörige Mehrwertleistungen hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Die Entwicklungs-, Qualitätssicherungs- und Betriebsprozesse der Wirecard Gruppe sind in das

konzernweite Risikoberichtswesen integriert. Durch regelmäßige Qualitätskontrollen beugt die

Wirecard Gruppe fehlerhaften Produkten vor. Wo immer möglich und sinnvoll arbeitet die Wire-

card AG eng mit Kunden zusammen, um auf mögliche Änderungen der Anforderungen schon in

frühen Phasen reagieren zu können. Ein strenges Projektcontrolling sichert die Übereinstimmung

aller Verfahrensweisen mit konzerninternen und regulatorischen Vorgaben und stellt höchste

qualitative Maßstäbe in Entwicklung und Betrieb sicher.

Des Weiteren wird durch ein dezidiertes internes Genehmigungsverfahren für Produkt-entwick-

lungen das Marktpotenzial eines Produkts geprüft und eine an den Unternehmenszielen ausge-

richtete Gewinnmarge bei der Verkaufspreisgestaltung sichergestellt.

Sollte es der Wirecard AG nicht gelingen, die Entwicklung ihrer Produkte effizient zu managen,

besteht das Risiko, dass die entwickelten Produkte hinter den in sie gesetzten Erwartungen zu-

rückbleiben oder dass der Ertrag nahezu vollständig ausbleibt. Dies könnte zu geringen Auswir-

kungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage im Betrachtungszeitraum führen. Vor dem

Hintergrund der strengen Qualitätsmaßstäbe in der Produktentwicklung schätzt der Vorstand den

Eintritt dieses Risikos als sehr unwahrscheinlich ein. Die Wirecard AG stuft das Risiko somit als

sehr niedrig ein.

Risiken aus intensivierter Wettbewerbssituation

Angesichts des scharfen Wettbewerbs, technischer Innovationen und der Konsolidierung von

Unternehmen könnten Marktanteile und Erträge schrumpfen.

Die Wirecard Gruppe agiert in einem durch eine starke Konsolidierung der Anbieterlandschaft

geprägten Marktumfeld. Die technische Entwicklung der für die Zahlung im Internet oder für die

mobile Zahlung eingesetzten Endgeräte hat zudem zur Folge, dass Hardwarehersteller sowie Te-

lekommunikations- und Internetunternehmen vermehrt eigene Zahlungslösungen entwickeln und

teilweise mit großem Marketingaufwand anbieten. Im Übrigen treten vermehrt auch kleinere Zah-

lungsanbieter mit innovativen Produkten an den Markt heran. Diese Entwicklungen haben im Fall

eines verschärften Wettbewerbs durch neue oder stärkere Wettbewerber einen potenziell negati-

ven Einfluss auf den Geschäftsverlauf der Wirecard AG.

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I.10. Chancen- und Risikobericht

83

Die Rolle als einer der führenden europäischen Anbieter von Zahlungsverkehrs- und Risikoma-

nagementlösungen impliziert, dass die Wirecard Gruppe selbst eine treibende Kraft der aktuellen

Konsolidierungsbewegung in Europa und Asien ist und diese so aktiv mitgestaltet.

Die Wirecard Gruppe ist davon überzeugt, dass durch die weitere erfolgreiche Umsetzung der

Innovationsstrategie das weitere Wachstum der Wirecard Gruppe sowie die gezielte Übernahme

von Mitbewerbern die Führungsposition im Markt erhalten bleibt. Die Eintrittswahrscheinlichkeit

des Risikos, das, sollte es schlagend werden, eine moderate Auswirkung auf die Vermögens-,

Finanz- und Ertragslage haben könnte, schätzt der Vorstand im Geschäftsjahr 2016 als unwahr-

scheinlich ein. Der Vorstand geht daher von einem mittleren Risiko aus.

Gleichermaßen könnten sich durch den Eintritt neuer Marktteilnehmer auch Chancen etwa durch

neue Geschäftspartner, Märkte und Produkte für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der

Wirecard AG ergeben..

10.6 Operationelle Risiken

Die Wirecard Gruppe versteht unter operationellen Risiken die Gefahr von Schäden, die infolge

der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren und Systemen, von Men-

schen oder infolge externer Ereignisse eintreten können und nicht schon in anderen Risikofeldern

behandelt wurden.

Personalrisiko Qualifizierte und motivierte Mitarbeiter sind eine wesentliche Grundlage für nachhaltigen wirt-

schaftlichen Erfolg. Die Geschäftsentwicklung der Wirecard Gruppe hängt maßgeblich davon ab,

sowohl aktuelle Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden als auch im intensiven Wett-

bewerb um Fach- und Führungskräfte weiterhin hoch qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen.

Die Verfügbarkeit von hoch qualifizierten Mitarbeitern und damit die Möglichkeit, die eigenen

Kapazitäten dem Bedarf anzupassen, beeinflusst insbesondere auch die erfolgreiche Realisie-

rung von Projekten. Die Wirecard Gruppe plant, ihre Aktivitäten auch weiterhin auszubauen. Ihr

zukünftiger Erfolg hängt auch davon ab, ob es der Wirecard Gruppe im ausreichenden Maß ge-

lingt, hoch qualifizierte Fach- und Führungskräfte für das Unternehmen zu gewinnen.

Wenn die Wirecard AG ihre Personalressourcen an ihren Standorten nicht effektiv steuern kann,

ist sie möglicherweise nicht in der Lage, ihr Geschäft effizient und erfolgreich zu führen.

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Durch das aktive Personalrisikomanagement der Wirecard Gruppe werden mögliche Motivati-

ons-, Austritts- und Engpassrisiken identifiziert, bewertet und – falls erforderlich – geeignete

Maßnahmen zur Risikominimierung ergriffen. Durch eine aktive Personalpolitik auf Basis der

Richtlinien des Vorstands, durch Erfolgsbeteiligungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und ein at-

traktives Arbeitsumfeld schützt sich die Wirecard Gruppe vor dem Verlust wichtiger Mitarbeiter

und begegnet einem möglichen Motivationsrisiko.

Die Positionierung der Wirecard Gruppe als attraktiver Arbeitgeber wird dabei helfen, weiterhin

qualifizierte Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden bzw. neu zu gewinnen. Die Wirecard AG

wies in den vergangenen Jahren nur eine sehr geringe Fluktuation im Bereich der Führungskräfte

auf. Aufgrund der getroffenen Maßnahmen schätzt die Wirecard Gruppe den Eintritt des Risikos

als sehr unwahrscheinlich ein. Jedoch kann eine moderate Auswirkung auf die Vermögens-, Fi-

nanz- und Ertragslage nicht ausgeschlossen werden. Der Vorstand schätzt daher das Risiko für

das Geschäftsjahr 2016 als niedriges Risiko ein..

Projektrisiken

Kundenprojekte sind grundsätzlich risikobehaftet, nachdem Verzögerungen in der Realisierung

zu höheren Kosten sowie zu Reputationsschäden oder auch zu signifikanten Vertragsstrafen füh-

ren können.

Eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst die erfolgreiche Realisierung eines Kundenprojekts. Auch

wenn ein Teil dieser Faktoren nicht oder nur teilweise direkt durch die Wirecard Gruppe beein-

flussbar ist, so können sie sich dennoch, zum Beispiel durch gestiegenen Projektaufwand und/o-

der durch unerwartete Zeitverzögerung in der Projektumsetzung, negativ auf den Geschäftsver-

lauf des Unternehmens auswirken oder die Realisierung eines Kundenprojekts gefährden.

Außerdem können Imageschäden sowie Kundenregressforderungen durch direkt von der Wire-

card Gruppe verschuldete negative Projektverläufe, beispielsweise infolge von Ressourceneng-

pässen, verursacht werden.

Das aktive Projektrisikomanagement der Wirecard Gruppe und eine gezielte Optimierung des

Risikoprofils von Kundenprojekten durch die erfahrenen Projektleiter der Wirecard Gruppe die-

nen der Minimierung von Projektrisiken. Das Risikomanagement von Kundenprojekten ist voll-

ständig in das unternehmensweite Risikoberichtswesen der Wirecard Gruppe integriert.

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I.10. Chancen- und Risikobericht

85

Auch wenn bei einigen Projekten kundenspezifische Lösungen umgesetzt werden, so handelt es

sich doch bei der Vielzahl der Kundenprojekte um standardisierte Integrationsverfahren. Daher

schätzt der Vorstand für das Geschäftsjahr 2016 den Eintritt dieses Risikos auf Basis der Ge-

samtrisikostruktur des Projektportfolios als unwahrscheinlich ein. Allerdings können geringe

Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Wirecard Gruppe nicht vollstän-

dig ausgeschlossen werden. Daher geht der Vorstand hier von einem insgesamt niedrigen Risiko

aus..

Risiken aus der Nutzung von Fremdleistungen und Technologien

Teile des Produkt- und Leistungsspektrums der Wirecard Gruppe erfordern die Nutzung externer

Produkte und Dienstleistungen. Qualitative Mängel der gelieferten Produkte oder der erbrachten

Leistungen, eine verspätete oder unvollständige Lieferung oder Dienstleistung sowie ein vollstän-

diger Ausfall solcher Produkte oder Dienstleistungen können sich nachteilig auf den Geschäfts-

verlauf der Wirecard Gruppe auswirken.

Änderungen bei den Nutzungsrechten für Drittanbietersoftware und -technologien könnten, so-

fern diese in die Produkte der Wirecard Gruppe integriert sind, sowohl die Entwicklung und

Markteinführung dieser Produkte verzögern als auch deren Funktionalität beeinträchtigen und zu

einer Zahlung von höheren Lizenzgebühren führen.

Des Weiteren besteht das Risiko, dass Lizenzen für die in Verwendung befindlichen Fremdtech-

nologien zukünftig nicht mehr verfügbar sind oder diese Technologien nicht mehr oder nicht mehr

zu akzeptablen Kosten zugänglich sind. Dies kann potenziell auch zu kurzfristig deutlich erhöh-

tem Entwicklungsaufwand für die Integration alternativer Technologien führen.

Die Wirecard Gruppe greift zur Erfüllung von Teilen ihres Produkt- und Leistungsspektrums auf

Serviceangebote von externen Partnern zu. Sofern dieser Service die Nutzung von IT-Systemen

einschließt, besteht das Risiko, dass Kunden- und/oder Transaktionsdaten missbräuchlich ver-

wendet werden könnten. Wenn hierdurch etwa Kunden der Wirecard Bank AG geschädigt wür-

den, könnte dies zu einem Reputationsschaden für die Wirecard Gruppe führen.

Für den Vertrieb insbesondere ihrer Prepaid-Produkte schaltet die Wirecard AG Dritte ein. Hierbei

ist es erforderlich, dass die Wirecard AG die Zuverlässigkeit der eingeschalteten Vertriebsver-

mittler und die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien durch diese überwacht. Unterlassungen

könnten Sanktionen der Aufsichtsbehörden und auch – in Form von Vertragsstrafen – der Kre-

ditkartenorganisationen und anderer Vertragspartner nach sich ziehen.

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Das aktive Management der Lieferanten und Vertriebspartner der Wirecard Gruppe bietet einen

weitreichenden Schutz vor den sich aus der Nutzung von Fremdleistungen und -technologien

resultierenden Risiken. Dies bedeutet die gezielte Auswahl von Zulieferern nach strengen Quali-

tätskriterien, die Integration der Lieferanten in das Qualitätsmanagement der Wirecard Gruppe,

das proaktive Service-Level-Management sowie die umfangreichen Redundanzkonzepte für die

Wirecard Gruppe. Ihre Vertriebspartner wählt die Wirecard AG sehr sorgfältig aus, schult diese

laufend und überwacht stichprobenartig deren Tätigkeit.

Unter Berücksichtigung der aufgeführten Schutz- und Absicherungsmaßnahmen schätzt der Vor-

stand den Eintritt des Risikos für das Geschäftsjahr 2016 als unwahrscheinlich ein. Das Risiko,

würde es schlagend werden, könnte zu einer geringen Beeinträchtigung der Vermögens-, Finanz-

und Ertragslage führen. Der Vorstand geht daher insgesamt von einem niedrigen Risiko aus..

Risiken aus Akquisitionen

Die Wirecard Gruppe hat in der Vergangenheit verschiedene Unternehmen oder Unternehmens-

teile akquiriert. Sollte es nicht gelingen, bestehende oder zukünftige Akquisitionen in effizienter

Weise zu integrieren, besteht das Risiko einer negativen Beeinflussung der Geschäftstätigkeit der

Wirecard Gruppe.

Im Rahmen der Konsolidierung verschiedener Akquisitionen sind Geschäfts- und Firmenwerte

entstanden. Auch zukünftig plant die Wirecard AG, einen Teil ihres Wachstums durch moderate

Zukäufe zu realisieren. Eine negative wirtschaftliche Entwicklung einzelner Akquisitionen könnte

zu einer Verschlechterung des aus den akquirierten Unternehmen zu erwartenden Cashflows füh-

ren und damit eine Wertminderung durch Abschreibungen von Geschäfts- und Firmenwerten er-

fordern, die das Ergebnis der Wirecard AG negativ beeinflussen würde.

Die Integration von Akquisitionen ist grundsätzlich herausfordernd, da sie eine Vielzahl von Risi-

ken aus der Integration von Kunden, Mitarbeitern, Technologien und Produkten beinhaltet. Im

Vorfeld einer Akquisition wird daher stets sehr sorgfältig das Zielunternehmen (in Form einer um-

fassenden Due Diligence) durch die Wirecard Gruppe sowie durch für Spezialgebiete eingeschal-

tete Berater untersucht. Soweit möglich, versucht sich die Wirecard Gruppe für die Richtigkeit der

im Rahmen der Akquisition vom Verkäufer über die Zielgesellschaft erteilten Auskünfte Garantien

einräumen zu lassen. Des Weiteren sichern zu einem späteren Zeitpunkt auszuzahlende erfolgs-

abhängige Kaufpreisanteile (Earn-out-Komponenten) den erwarteten Cashflow soweit wie mög-

lich ab.

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I.10. Chancen- und Risikobericht

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Auf Basis der Erfahrungen aus der erfolgreichen Integration vorangegangener Akquisitionen

schätzt der Vorstand den Eintritt dieses Risikos im Geschäftsjahr 2016 als sehr unwahrscheinlich

ein. Gleichwohl kann eine schwerwiegende Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertrags-

lage nicht ausgeschlossen werden. Daher stuft der Vorstand der Wirecard AG dieses Risiko als

mittleres Risiko ein. .

10.7 Informations- und IT-Risiken

Die Wirecard Gruppe definiert Informations- und IT-Risiken als die Möglichkeit, dass eine oder

mehrere Schwachstellen von IT-Systemen oder Software durch eine gegebene Bedrohung aus-

genutzt werden und dadurch die Vertraulichkeit bzw. die Integrität kompromittiert oder die Ver-

fügbarkeit gemindert wird.

Risiko aus der unzulässigen Veröffentlichung und Veränderung von Daten

Es besteht das Risiko, dass sowohl Kundendaten als auch interne Daten trotz weitreichender

Sicherheitsmaßnahmen in unzulässiger Weise veröffentlicht oder manipuliert werden und dadurch

der Wirecard AG Schaden entsteht.

Aufgrund der Natur ihrer Geschäftstätigkeit liegen in der Wirecard Gruppe weitreichende Trans-

aktionsdatenbestände und damit auch Informationen über den Geschäftsverlauf von Unterneh-

menskunden sowie über das Einkaufsverhalten und die Bonität von Konsumenten vor. Die Veröf-

fentlichung vertraulicher Kundendaten kann den Geschäftsverlauf sowohl durch

Reputationsschäden als auch durch direkte Schadenersatzansprüche oder Vertragsstrafen deut-

lich beeinträchtigen. Die Verfälschung von Kundendaten kann den Geschäftsverlauf der Wirecard

Gruppe zum einen durch einen direkten Liquiditätsabfluss infolge fehlerhafter Auszahlungen im

Zahlungsverkehrsgeschäft der Wirecard Bank AG, zum anderen durch entgangenen Umsatz auf-

grund fehlerhafter Abrechnungen in anderen Geschäftsbereichen beeinträchtigen.

Ein am Industriestandard PCI-DSS (Payment Card Industry – Data Security Standards) aus-ge-

richtetes und unternehmensweit verbindliches Sicherheitskonzept, Richtlinien zum Umgang mit

Kundendaten, umfangreiche Qualitätssicherungsmaßnahmen bei der Produktentwicklung sowie

umfassende technologische Sicherungs- und Schutzmaßnahmen wie Monitoring- und Frühwarn-

systeme erlauben es, dem Risiko einer Veröffentlichung oder Verfälschung von Kundendaten

schon in der Vorbereitungsphase eines Angriffs entgegenzuwirken. Die Wirecard Technologies

GmbH ist nach dem PCI-DSS-Standard zertifiziert. Zusätzlich wirkt die Wirecard Gruppe einem

internen Missbrauch durch ein geschlossenes Konzept, beginnend bei der Auswahl der Mitarbei-

ter über ein striktes „Need to know“-Prinzip bis hin zur Überwachung sämtlicher Datenzugriffe,

entgegen. In enger Abstimmung mit dem Datenschutzbeauftragten der Wirecard Gruppe stellen

Experten sicher, dass in der Informationsverarbeitung personenbezogene Daten nur gemäß den

Regelungen der anwendbaren Datenschutzgesetze verarbeitet werden. Darüber hinaus lässt die

Wirecard Gruppe zum Beispiel fortlaufend ihre Verfahrensweisen und Infrastruktur durch Dritte,

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die ihrerseits zur Vertraulichkeit verpflichtet sind oder werden, auf eventuell vorhandene Sicher-

heitslücken prüfen.

Sollte es der Wirecard AG nicht gelingen, vertrauliche interne Daten, beispielsweise über künftige

Produkte, Technologien oder Strategien, hinreichend zu schützen, könnte dies etwa durch die

Veröffentlichung vertraulicher Informationen über zukünftige strategische Aktivitäten oder durch

Produktfehler infolge der Verfälschung interner Daten den Geschäftsverlauf negativ beeinflussen.

Die Wirecard Gruppe begegnet dem Risiko einer Veröffentlichung interner vertraulicher Daten bei-

spielsweise über künftige Produkte, Technologien oder Strategien durch die Einführung von un-

ternehmensweit verbindlichen Sicherheitsstandards und Richtlinien zur internen und externen

Kommunikation sowie durch umfassende technologische Sicherungs- und Schutzmaßnahmen.

Aufgrund der getroffenen Sicherungsmaßnahmen schätzt der Vorstand den Eintritt dieses Risikos

im Geschäftsjahr 2016 als unwahrscheinlich ein. Jedoch kann die Wirecard AG eine moderate

Auswirkung auf die Reputation sowie auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage nicht vollstän-

dig ausschließen und geht daher von einem mittleren Risiko aus.

Risiken aus der Gestaltung und dem Betrieb von Informationssystemen

Es besteht das Risiko, dass bisher unentdeckte Sicherheitslücken in den von der Wirecard AG

entwickelten und eingesetzten Informationssystemen ausgenutzt werden.

Informationstechnologie stellt einen strategischen Erfolgsfaktor in der Geschäftstätigkeit der

Wirecard Gruppe dar. Qualität und Verfügbarkeit der Informationssysteme, aber auch die Fähigkeit

der Wirecard AG, schnell, flexibel und kosteneffizient auf die sich verändernden Anforderungen

des Marktes zu reagieren, entscheiden maßgeblich über ihren wirtschaftlichen Erfolg. Aus Sys-

temausfällen, Qualitätsproblemen oder aus strukturellen Mängeln der IT-Systeme könnten Verzö-

gerungen bei der Entwicklung oder Markteinführung neuer Produkte resultieren, die sich negativ

auf den Geschäftsverlauf auswirken. Angriffe könnten zur missbräuchlichen Nutzung der IT-Sys-

teme sowie zur Reduktion der Verfügbarkeit der Services und Produkte der Wirecard AG führen.

Eine mangelnde Verfügbarkeit von IT-Systemen könnte mögliche Schadensersatzforderungen von

Kunden nach sich ziehen, die Kundenzufriedenheit senken und den Geschäftsverlauf negativ be-

einflussen.

Die Wirecard Gruppe setzt bei der Gestaltung von Informationssystemen auf kostengünstige, mo-

dulare und standardisierte Technologien namhafter Anbieter. Durch flexible Prozesse und kurze

Produktentwicklungszyklen wird die IT des Unternehmens ihrer Rolle als Wegbereiter neuer Ge-

schäftsmodelle gerecht und ermöglicht eine schnelle Markteinführung neuer Produkte. Eine hoch-

verfügbare und redundante Infrastruktur ermöglicht den kontinuierlichen Betrieb der Systeme und

schützt diese weitestgehend vor einem möglichen Ausfall etwa aufgrund von Sabotage. Ein um-

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I.10. Chancen- und Risikobericht

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fangreiches Qualitätsmanagement sichert die für die Entwicklung und den Betrieb von bankenna-

hen IT-Systemen erforderlichen Qualitätsmaßstäbe. Kontinuierliche Investitionen in die Infrastruk-

tur stellen auch die zukünftige Leistungsfähigkeit der IT-Systeme sicher.

Auch wenn weder erfolgreiche Angriffe auf IT-Systeme noch Fehler von Mitarbeitern prinzipiell

ausgeschlossen werden können, schätzt der Vorstand den Eintritt dieses Risikos für das Ge-

schäftsjahr 2016 als unwahrscheinlich ein. Daher kann die Wirecard AG moderate Auswirkungen

auf die Reputation sowie auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage nicht ausschließen. Der

Vorstand geht zusammenfassend von einem mittleren Risiko aus.

10.8 Finanzwirtschaftliche Risiken

Wechselkursrisiko

Das Währungsrisiko ergibt sich aus den Fremdwährungspositionen der Wirecard Gruppe und den

möglichen Änderungen der entsprechenden Wechselkurse.

Währungsrisiken bestehen insbesondere dort, wo Vermögenswerte und Schulden sowie Umsätze

in einer anderen als in der lokalen Währung der Gesellschaft bestehen bzw. entstehen. Davon sind

verstärkt die Segmente „Payment Processing & Risk Management“ und „Acquiring & Issuing“ be-

troffen, die einen nennenswerten Teil ihrer Umsätze in Fremdwährungen (im Wesentlichen USD

und GBP) tätigen.

Grundsätzlich besteht ein Risiko für das in Euro auszuweisende Geschäftsergebnis der Wirecard

AG bei der Schwächung der für die Wirecard relevanten Fremdwährungskurse. Gleichermaßen

bedeutet die Erhöhung dieser Wechselkurse eine Chance.

In diesen Segmenten bestehen sowohl Forderungen als auch Verbindlichkeiten gegenüber den

Händlern bzw. den Kreditinstituten in Fremdwährungen. Zur Vermeidung von Währungsrisiken

wird vonseiten der Konzernabteilung Treasury darauf geachtet, dass, wann immer möglich, For-

derungen und Verbindlichkeiten in gleicher Währung und auch in gleicher Höhe bestehen. Über-

dies werden die Fremdwährungsbestände kontinuierlich überprüft und, wenn nötig, Über- bzw.

Unterbestände ausgeglichen. Risiken, die dadurch nicht kompensiert werden können, werden

nach Einzelprüfung durch den Einsatz derivativer Finanzinstrumente begrenzt. Der Einsatz deri-

vativer Finanzinstrumente unterliegt strengen Kontrollen, die im Rahmen zentral festgelegter Me-

chanismen und einheitlicher Richtlinien erfolgen. Ein Einsatz von Devisentermin- bzw. Devisenop-

tionsgeschäften mit Spekulationsabsicht findet nicht statt. Soweit eine Absicherung nicht

stattfindet, könnten die verbleibenden Wechselkursrisiken das in Euro auszuweisende Ergebnis

der Wirecard Gruppe beeinflussen.

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Deswegen kann es keine Gewähr dafür geben, dass die ergriffenen Maßnahmen in jedem Einzelfall

erfolgreich sind und es nicht zu unwesentlichen Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und

Ertragslage der Wirecard Gruppe kommen kann. Aufgrund der getroffenen Überwachungs- und

Steuerungsmaßnahmen schätzt der Vorstand den Eintritt des Risikos als unwahrscheinlich ein

und geht zusammenfassend von einem sehr niedrigen Risiko aus.

Zinsrisiken

Zinsschwankungen aufgrund von Marktzinsänderungen könnten die Geschäftstätigkeit der Wire-

card Gruppe negativ beeinflussen.

Die Wirecard Gruppe verfügt über beträchtliche liquide Mittel, die als Sichteinlagen, Termineinla-

gen und/oder Tagesgeld bei ausgewählten Kreditinstituten angelegt sind. Die Verzinsung dieser

Anlagen orientiert sich am Interbanken-Geldmarktsatz der jeweiligen Anlagewährung abzüglich

einer banküblichen Marge. Die Interbanken-Geldmarktsätze können Schwankungen unterliegen,

die Einfluss auf den realisierten Ertrag haben. Aufgrund des von der Europäischen Zentralbank

(EZB) eingeführten negativen Leitzinses auf Einlagen von Banken in Euro (Stand 31.12.2015: -

0,30% p.a.), können im geringen Umfang Kosten für die Vorhaltung von Liquidität in Euro auf

Bankkonten entstehen.

Des Weiteren hat sich die Wirecard Gruppe entschieden, kurz- oder mittelfristige Anlagen in Wert-

papieren mit einer Laufzeit bis zu fünf Jahren zur Optimierung der Zinserträge für den Bodensatz

der Liquidität in der Wirecard Bank AG abzuschließen.

Dabei kommen unter anderem Collared Floater, variabel verzinsliche Inhaberschuldverschreibun-

gen und Schuldscheindarlehen unterschiedlicher Kreditinstitute grundsätzlich mit einem Min-

destrating „Investment Grade (A-)“, teilweise mit einem Mindestzins, in Betracht.

Die Wirecard Gruppe vereinbart im Rahmen von Fremdkapitalfinanzierungen teilweise eine Zins-

bindung bis Tilgungsende oder auf 3-, 6-, 9- oder 12-Monats-EURIBOR-Basis, zuzüglich einer

mit den kreditgebenden Banken vereinbarten Marge.

Soweit die Wirecard Gruppe Finanzierungen unterhält, die eine variable Zinsrate enthalten und die

sich an internationalen Referenzzinssätzen (EURIBOR, LIBOR) ausrichten, beobachtet sie laufend

die Zinsentwicklung und entscheidet bei Inanspruchnahme solcher Finanzierungen jeweils im Ein-

zelfall, ob und wie das Zinsrisiko durch geeignete Instrumente abgesichert wird.

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I.10. Chancen- und Risikobericht

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Durch einen Anstieg der Referenzzinssätze besteht das Risiko der Erhöhung des Zinsaufwands

für die Fremdkapitalfinanzierungen. Gleichermaßen führt ein Anstieg der Referenzzinssätze zu ei-

ner Chance auf der Zinsertragsseite durch vorhandene Bankguthaben und Wertpapiere.

Es kann keine Gewähr dafür gegeben werden, dass es nicht zu unwesentlichen Auswirkungen auf

die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Wirecard Gruppe kommen kann. Der Vorstand

schätzt den Eintritt des Risikos als unwahrscheinlich ein und geht zusammenfassend von einem

sehr niedrigen Risiko aus.

Liquiditätsrisiko

Es besteht das Risiko, dass der durch mögliche Schwankungen der Zahlungsströme ausgelöste

Bedarf an Zahlungsmitteln nicht oder nur zu erhöhten Kosten gedeckt werden kann.

Die Wirecard Gruppe legt kontinuierlich nicht benötigte Liquidität in beträchtlicher Höhe kurzfristig

in Sichteinlagen, Tagesgeld, Termineinlagen sowie den Bodensatz der Liquidität in variabel ver-

zinslichen Inhaberschuldverschreibungen und Schuldscheindarlehen ausgewählter Emittenten

grundsätzlich mit einem Mindestrating „Investmentgrade (A-)“, teilweise mit Mindestzins, an. Dar-

über hinaus erstellt der Konzern eine eigene Risikobewertung des Kontrahenten. Risiken können

dadurch entstehen, dass Inkongruenzen zwischen der festgeschriebenen Anlagedauer und dem

Zeitpunkt des Liquiditätsbedarfs zu einem Liquiditätsengpass führen könnten.

Die Rückzahlung der variabel verzinslichen Inhaberschuldverschreibungen und Schuldscheindar-

lehen erfolgt bei Endfälligkeit zu einem Kurs von 100,00 Prozent. Bei einer potenziellen Verfügung

der variabel verzinslichen Inhaberschuldverschreibungen und Schuldscheindarlehen vor Endfäl-

ligkeit besteht ein Kursrisiko (Abweichung von den zur Endfälligkeit erwarteten 100,00 Prozent

nach unten oder oben) in Abhängigkeit von der Bonitätsveränderung des Emittenten, der Rest-

laufzeit und dem aktuellen Marktzinsniveau.

Nachdem nur der Bodensatz der Liquidität abzüglich einer substanziellen Sicherheitsreserve län-

gerfristig angelegt wird, schätzt der Vorstand den Eintritt des Risikos als sehr unwahrscheinlich

sowie eine mögliche Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage als moderat ein

und geht zusammenfassend von einem niedrigen Risiko aus.

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10.9 Debitorenrisiken

Die Wirecard Gruppe versteht unter dem Debitorenrisiko mögliche Wertverluste, die durch Zah-

lungsunfähigkeit bzw. -unwillen eines Geschäftspartners verursacht werden können.

Risiken aus Forderungen

Es besteht das Risiko des Wertverlustes einer Forderung aus einem Vertrag mit einem Geschäfts-

partner (z. B. Händler, Privat- und Geschäftskunden sowie andere Institute).

Forderungen gegen Händler können unter anderem durch Rückbelastungen nach einer Insolvenz

des Händlers, durch Verstöße des Händlers gegen geltende Regularien sowie durch Betrug durch

den Händler verursacht werden.

Grundsätzlich ist das Risiko bei Lieferungen und Leistungen abhängig vom Geschäftsmodell des

Händlers. Ein erhöhtes Risiko besteht bei Lieferungen oder Leistungen, die nicht in direktem zeit-

lichen Zusammenhang mit der Transaktion stehen, das heißt gegebenenfalls erst später erbracht

werden sollen (z.B. Buchung von Flugtickets oder Tickets für Veranstaltungen). Nachdem Rück-

belastungsfristen für den Karteninhaber erst zu laufen beginnen, wenn die Frist für die Leistungs-

erbringung des Händlers abgelaufen ist, führt die zeitliche Entkopplung zu einer Kumulation offe-

ner Transaktionen. Diese können etwa im Fall einer Händlerinsolvenz zu einem Risiko durch

Rückbelastungen führen.

Ein Verstoß des Händlers gegen geltende Regularien könnte dazu führen, dass eine Kreditkarten-

organisation Strafzahlungen gegen diesen Händler ausspricht. Diese Zahlungen würden dem

Händler auf Basis bestehender Verträge durch die Wirecard Gruppe weiterbelastet werden.

Händler können auf verschiedene Arten betrügerisch agieren und dadurch die Wirecard Gruppe

in der Rolle als Acquirer oder in anderer Form am Zahlungsprozess beteiligten Akteure schädigen

(z.B. Gutschriftsbetrug, betrügerischer Konkurs, Einreichung fremder Belege, Wieder-verwendung

von Kartendaten, Erbringung von Scheinleistungen an Endkunden).

Um dem Risiko eines Ausfalls vertraglicher Zahlungsverpflichtungen der Geschäftspartner der

Wirecard Gruppe vorzubeugen, werden diese vor Abschluss einer Geschäftsbeziehung einer um-

fassenden Beurteilung relevanter Kriterien wie der Bonität, Liquidität, Marktpositionierung, Ma-

nagementerfahrung und weiterer einzelfallbezogener Kriterien unterzogen. Dieses gilt auch für die

Überprüfung von Geschäftsbeziehungen zu Geschäftsbanken, Acquiring-Partnern und Händlern.

Des Weiteren erfolgt nach Aufschaltung eine laufende Überwachung aller Geschäftsbeziehungen

im Hinblick auf Auffälligkeiten bzw. mögliche Betrugsmuster. Die Zahlungsströme werden regel-

mäßig überprüft und offene Forderungen kontinuierlich durch das interne Debitoren- und Liquidi-

tätsmanagement des Unternehmens verfolgt. Auch trägt die Wirecard Gruppe dem Ausfallsrisiko

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der Händler in Abhängigkeit von den Risikofaktoren durch individuelle Sicherheitseinbehalte (Re-

serve) bzw. alternativ eine verzögerte Auszahlung an den Händler sowie durch Zahlungszusagen

von Banken oder Versicherungen Rechnung. Alle Maßnahmen werden aufgrund einer engen Über-

wachung des Händlergeschäfts laufend adaptiert.

Über vergleichbare Ansprüche Wirecard gegenüber verfügen Kreditkartengesellschaften bzw. die

Acquiring-Partner, die mit Wirecard zusammenarbeiten. Damit stellt sich ein wesentlicher Teil der

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen aus dem Acquiring-Geschäft als ein solcher bran-

chenüblicher Anspruch von Kreditkartengesellschaften bzw. Acquiring-Partnern dar, der für die

Dauer der Geschäftsbeziehung ausgelegt ist und dabei typischerweise revolvierenden Charakter

hat.

Die in Sichteinlagen, Tagesgeld, Termineinlagen und Bankschuldverschreibungen außerhalb der

Wirecard Gruppe angelegte freie Liquidität könnte durch Insolvenz oder Zahlungsschwierigkeiten

dieser Kreditinstitute gefährdet sein. Diesem Risiko trägt die Wirecard Gruppe sowohl durch die

strikte Kontrolle der Gesamthöhe dieser Einlagen als auch durch eine gewissenhafte Überprüfung

der Kontrahenten Rechnung. Neben spezifischen Bonitäts- und Wirtschaftlichkeitsdaten des je-

weiligen Kontrahenten fließen auch, sofern vorhanden, externe Ratings in die Prüfung der Wire-

card Gruppe mit ein.

Bei grenzüberschreitenden Forderungen könnten weitere Risiken bestehen. So ist es etwa mög-

lich, dass bestehende Forderungen aufgrund abweichender gesetzlicher Vorschriften im Ausland

(etwa im Bereich der Vollstreckung) nicht oder nur erschwert durchgesetzt werden können. Auch

eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in einzelnen Ländern, wie zum

Beispiel durch politische und soziale Unruhen, Verstaatlichungen und Enteignungen, staatliche

Nichtanerkennung von Auslandsschulden, Devisenkontrollen oder Ab- bzw. Entwertung der Lan-

deswährung, kann die Forderungssituation und damit die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

der Wirecard Gruppe im Einzelfall beeinträchtigen. Insbesondere könnten politische und soziale

Unruhen auch schlagartig zu einer Destabilisierung eines vermeintlich stabilen Landes oder Wirt-

schaftsraumes führen. So könnten etwa beträchtliche, im Ausland getätigte finanzielle Investitio-

nen etwa im Zuge des anorganischen Wachstums der Wirecard AG durch negative Entwicklungen

in diesen Ländern neutralisiert werden. Auch wenn die Wirecard AG durch interne und externe

Länderrisikoanalysen Chancen und Risiken in einem bestimmten Auslandsmarkt untersucht, kann

jedoch im Einzelfall keine Sicherheit bezüglich der politischen Situation dieses Landes und seinem

sozialen, ökonomischen und rechtlichen Umfeld sowie bezüglich erwarteter Zukunftsentwicklun-

gen bestehen.

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Diesen Risiken begegnet die Wirecard Gruppe durch Rechtswahl- und Gerichtsstandsvereinba-

rungen in Verträgen, soweit dies möglich ist. Auch werden Forderungen im internationalen Umfeld

konsequent mit den hierfür erforderlichen Maßnahmen durchgesetzt und in diesen Bereichen ent-

sprechende Sicherheitsleistungen mit den Vertragspartnern vereinbart. Trotzdem kann es keine

Gewähr dafür geben, dass die ergriffenen Maßnahmen in jedem Einzelfall erfolgreich sind und es

keine moderaten Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Wirecard

Gruppe geben kann. Aufgrund der getroffenen Überwachungs- und Steuerungsmaßnahmen

schätzt der Vorstand den Eintritt des Risikos als sehr unwahrscheinlich ein. Der Vorstand der

Wirecard AG geht zusammenfassend von einem niedrigen Risiko aus.

10.10 Rechtliche und regulatorische Risiken

Regulatorische Risiken

Aktuelle und zukünftige Verlautbarungen zu regulatorischen Rahmenbedingungen könnten sich

negativ auf den Geschäftsverlauf der Wirecard AG auswirken.

Unter rechtlichen und regulatorischen Risiken versteht die Wirecard Gruppe die möglichen Aus-

wirkungen einer Änderung der nationalen und/oder internationalen rechtlichen und regulatori-

schen Rahmenbedingungen für Zahlungssysteme, für die Entwicklung und Bereitstellung von

Software und für die Nutzung des Internets auf den Geschäftsverlauf.

Die Wirecard Gruppe bietet nationale und internationale Zahlungsabwicklungen sowie Bezahlver-

fahren für Leistungen und Güter unterschiedlichster Art an. Neben den für die Wirecard AG gel-

tenden kapitalmarkt- und aktienrechtlichen Regeln beeinflussen deshalb einerseits die jeweiligen

rechtlichen und regulatorischen Anforderungen für Zahlungssysteme und Zahlungsprodukte den

Geschäftsverlauf in allen Ländern, in denen die Wirecard AG tätig ist. Andererseits haben auch

die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen und Risiken bezüglich der Leistungen

der Kunden der Wirecard Gruppe, das heißt vorwiegend der im Internet tätigen Händler und

Dienstleister, einen unmittelbaren oder mittelbaren Einfluss auf den Geschäftsverlauf. Insbeson-

dere sind im grenzüberschreitenden Bereich die Vertragsgestaltung und steuerrechtliche Fragen

von Bedeutung. Das zur Beurteilung des täglichen Geschäfts erforderliche Fachwissen wird durch

qualifizierte Mitarbeiter der Wirecard Gruppe eingebracht. Zur weiteren Risikominimierung bedient

sich die Wirecard Gruppe bei komplexen Fragestellungen der Hilfe von externen Rechts- und

Steuerberatern.

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I.10. Chancen- und Risikobericht

95

Die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen haben einen wesentlichen Einfluss auf

die Ausgestaltung von Produkten, Vertriebsprozessen und -strukturen. Zukünftige Maßnahmen

des Gesetzgebers oder eine strengere Auslegung bestehender Gesetze oder Regularien durch

Gerichte oder Behörden könnten den Vertrieb verschiedener Produkte, insbesondere von Prepaid-

Produkten, deutlich einschränken; hierdurch besteht das Risiko, dass einzelne Produkte nicht

mehr oder nicht mehr in der bestehenden Form angeboten werden dürften.

Ein Beispiel für eine regulatorische Änderung ist die geplante europarechtliche Neuregelung der

Interbanken-Entgelte („Interchange Fee“). Dieses Entgelt wird bei den nach dem Vier-Parteien-

Modell abzuwickelnden Transaktionen von Visa- und MasterCard-Zahlungen zwischen der kar-

tenausgebenden Bank („Issuer“) und dem Acquirer für die Dienstleistungen des Herausgebers

verrechnet. Nachdem im Acquiring die Interchange Fees als Materialaufwand angesehen werden,

würde eine mögliche Reduktion der Interchange Fees kein Risiko für die Vermögens-, Finanz- und

Ertragslage der Wirecard AG darstellen. Das verbleibende (Teil-)Risiko im Issuing schätzt der Vor-

stand als unwesentlich ein.

Insbesondere könnten politische und soziale Unruhen auch schlagartig zu einer Destabilisierung

eines vermeintlich stabilen Landes oder Wirtschaftsraumes führen. Diese könnten dauerhaft zu

verschlechterten Rahmenbedingungen bis hin zum Verbot bestimmter Geschäftsmodelle führen.

Parallel sind insbesondere Rechtsvorschriften für die Nutzung des Internets oder Richtlinien zur

Entwicklung oder Bereitstellung von Software und/oder Dienstleistungen sowohl im nationalen als

auch internationalen Umfeld deutlich unterschiedlich gestaltet. So unterliegen insbesondere Kun-

den in den Branchen Online-Apotheken und -Glücksspiel einem hohen Maß an nationaler oder

internationaler Regulierung. Dies kann dazu führen, dass bestimmte Geschäfte oder deren Zah-

lungsabwicklung online nur eingeschränkt oder länderabhängig gar nicht durchführbar sind. Die

Wirecard Gruppe begegnet den damit verbundenen Risiken für ihre Geschäftstätigkeit durch eine

intensive Zusammenarbeit mit regional oder fachlich spezialisierten Rechtsanwaltskanzleien, die

sowohl die Einführung neuer Produkte als auch laufende Geschäftsprozesse und Geschäftsbe-

ziehungen begleiten.

Die Wirecard Gruppe sieht die Konformität mit nationalen und internationalen rechtlichen Rah-

menbedingungen als Grundlage für eine nachhaltige Geschäftsentwicklung an und legt sowohl

intern als auch bei ihren Kunden besonderen Wert auf die Einhaltung aller einschlägigen regula-

torischen Anforderungen. Ebenfalls bemüht sich die Wirecard Gruppe, eine sowohl regional als

auch im Hinblick auf ihre Tätigkeit diversifizierte Kundenstruktur aufrechtzuerhalten, um so das

Risiko von Änderungen rechtlicher Rahmenbedingungen und von Regulierung für die Geschäfts-

tätigkeit und das Ergebnis der Wirecard Gruppe zu beschränken.

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96

Grundsätzlich können in den Geschäftsfeldern der Wirecard AG Risiken moderate Auswirkungen

auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie auf die Reputation aus regulatorischen Ände-

rungen nicht ausgeschlossen werden. Aus heutiger Sicht geht die Wirecard AG allerdings von

einem sehr unwahrscheinlichen Risikoeintritt aus. Insgesamt schätzt der Vorstand der Wirecard

AG das Risiko als niedriges Risiko ein.

Risiken aus Vertragsverletzungen

Es besteht das Risiko, dass bestehende Vertragsverhältnisse aufgrund ausbleibender, nicht recht-

zeitiger oder nicht vollumfänglicher Erfüllung der vertraglichen Verpflichtungen gekündigt werden,

welches eine negative Auswirkung auf den Geschäftsverlauf der Wirecard AG hat.

Die Wirecard Bank AG ist Mitglied bzw. Lizenznehmer der Kreditkartenunternehmen MasterCard

und Visa sowie der JCB International Co., Ltd. und besitzt sowohl für die Herausgabe von Karten

an Privatkunden (Issuing) als auch für die Händlerakzeptanz (Acquiring) Lizenzen. Daneben hält

die Wirecard Bank AG Lizenzen für das Online-Acquiring für American Express, UnionPay sowie

für Discover/Diners Club und ist Vertragspartner der Universal Air Travel Plan (UATP), Inc. für

Issuing und Acquiring. Im theoretischen Falle der Kündigung oder Aufhebung dieser Lizenzver-

träge würde die Geschäftstätigkeit der Wirecard AG bzw. der Wirecard Bank AG erheblich beein-

trächtigt werden.

Die Wirecard Gruppe hat in jüngster Zeit Akquisitionen von Unternehmen oder Unternehmenstei-

len teilweise fremdfinanziert. In Durchführung dieser Strategie hat der Vorstand Kreditverträge

abgeschlossen, in denen die Wirecard Gruppe übliche Verpflichtungen zur Einhaltung bestimmter,

vertraglich festgelegter Finanzkennzahlen übernommen hat (Covenants). Darüber hinaus wird im

Rahmen der von den Banken verwendeten, üblichen Vertragsbedingungen die Möglichkeit der

Wirecard Gruppe beschränkt, Vermögensgegenstände zu belasten oder zu veräußern, andere Un-

ternehmen oder Beteiligungen zu erwerben oder Umwandlungen durchzuführen. Diese Vertrags-

bedingungen werden durch die Wirecard Gruppe vollständig eingehalten. Der Vorstand erwartet

durch diese Verpflichtungen keine nachteiligen Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit der Wire-

card Gruppe.

Sollte es der Wirecard AG nicht gelingen, ihren vertraglichen Verpflichtungen vollumfänglich nach-

zukommen, besteht das Risiko von bis zu schwerwiegenden Auswirkungen. Aufgrund der ständi-

gen Kommunikation mit den Vertragspartnern und der fortlaufenden Prüfung der Einhaltung der

Vertragsbedingungen hält der Vorstand den Eintritt dieses Risikos jedoch für sehr unwahrschein-

lich und geht daher von einem insgesamt mittleren Risiko aus.

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I.10. Chancen- und Risikobericht

97

Risiken aus Rechtsstreitigkeiten

Wie berichtet, wurde im Kalenderjahr 2012 gegen die Gesellschaft bzw. ein einzelnes Gruppen-

unternehmen eine Klage auf Zahlung von angeblich ausstehenden Provisionen beim Landgericht

München I eingereicht. Die Klage wurde im August 2014 erstinstanzlich erwartungsgemäß abge-

wiesen. Hiergegen hat die Gegenseite beim Oberlandesgericht München Berufung eingelegt. Im

Mai 2015 wurde das Verfahren vor dem Oberlandesgericht München mittels Vergleich beendet.

Im Februar 2013 wurde gegen die Gesellschaft bzw. ein einzelnes Gruppenunternehmen eine

Klage auf Zahlung von Sicherheitseinbehalten sowie auf Zahlung von Schadenersatz eingereicht.

Die Klage wurde im November 2014 erstinstanzlich abgewiesen. Hiergegen hat die Gegenseite

beim Oberlandesgericht München Berufung eingelegt. Dieses wurde am 18.05.2015 mit Endbe-

schluss zugunsten Wirecard entschieden.

Im Februar 2015 wurde gegen die Gesellschaft bzw. ein einzelnes Gruppenunternehmen eine

Klage auf Zahlung von Sicherheitseinbehalten sowie auf Zahlung von Schadenersatz eingereicht.

Nachdem die Wirecard AG entsprechende Vermögenswerte des Anspruchstellers in Höhe des

kalkulierten Risikos gesichert hat, geht der Vorstand von einer geringen möglichen Auswirkung

auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Wirecard Gruppe aus. Zum jetzigen Zeitpunkt

sieht die Wirecard AG ein Unterliegen als unwahrscheinlich an.

Im April 2015 wurde gegen die Gesellschaft bzw. ein einzelnes Gruppenunternehmen eine Klage

auf ausstehende Zahlungen aus einem IT-Projekt beim Landgericht München I eingereicht. . Nach-

dem die Wirecard AG entsprechende Rücklagen in Höhe des kalkulierten Risikos gebildet hat,

geht der Vorstand von einer geringen möglichen Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und

Ertragslage der Wirecard Gruppe aus. Zum jetzigen Zeitpunkt sieht die Wirecard AG ein Unterlie-

gen als unwahrscheinlich an.

Im August 2015 wurden gegen die Gesellschaft bzw. einzelne Gruppenunternehmen außergericht-

liche Ansprüche auf Zahlung von Sicherheitseinbehalten geltend gemacht. Diesen stehen Ansprü-

che der Wirecard auf Zahlung von Vertragsstrafen gegenüber. Nachdem die Wirecard AG Rück-

stellungen in Höhe des kalkulierten Risikos gesichert hat, geht der Vorstand von einer geringen

möglichen Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Wirecard Gruppe aus.

Zum jetzigen Zeitpunkt sieht die Wirecard AG ein Unterliegen als unwahrscheinlich an.

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98

Darüber hinaus sind die Gesellschaft bzw. einzelne Gruppenunternehmen Beklagte beziehungs-

weise Beteiligte in weiteren gerichtlichen und schiedsgerichtlichen Klageverfahren. Diese Verfah-

ren sind auf Basis des heutigen Kenntnisstandes von nicht erheblicher Relevanz für die Gesell-

schaft. Selbst in der Summe wären die Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und

Ertragslage der Wirecard Gruppe nur unwesentlich.

Zusammenfassend können Risiken mit unwesentlichen Auswirkungen auf die Vermögens-, Fi-

nanz- und Ertragslage aus laufenden Rechtsstreitigkeiten nicht ausgeschlossen werden. Auch

wenn die Wirecard AG aus Vorsicht von einem sehr wahrscheinlichen Risikoeintritt ausgeht,

schätzt der Vorstand der Wirecard AG das Risiko als niedrig ein.

10.11 Sonstige Risiken

Reputationsrisiko

Es besteht das Risiko, dass das Vertrauen von Kunden, Geschäftspartnern, Mitarbeitern und In-

vestoren durch die öffentliche Berichterstattung über eine Transaktion, einen Geschäftspartner

oder eine Geschäftspraxis, an der ein Kunde beteiligt ist, negativ beeinflusst wird.

Dieses Risiko besteht insbesondere durch die vorsätzliche Verbreitung falscher Informationen,

vertragswidriges Verhalten von Kunden, fehlgeleitete Informationen sowie durch rufschädigende

Kommunikation etwaiger unzufriedener Mitarbeiter oder Kunden. Auch andere in diesem Bericht

beschriebene Risiken können eine Auswirkung auf die Reputation der Wirecard AG haben.

Die Wirecard Gruppe ist sich dieses Risikos bewusst und überprüft daher kontinuierlich die Aus-

sagen zu ihren Produkten sowie die Berichterstattung über die Wirecard Gruppe im Markt (Print,

Fernsehen, Internet, Foren etc.), um gegebenenfalls zeitnah geeignete Gegenmaßnahmen zu er-

greifen. Darüber hinaus werden auch Anmeldungen namensähnlicher Internetdomänen in mög-

licherweise betrügerischer oder rufschädigender Absicht in Zusammenarbeit mit einem renom-

mierten externen Dienstleister ebenso wie die missbräuchliche Verwendung des Wirecard-Logos

überwacht.

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I.10. Chancen- und Risikobericht

99

Aufgrund der Vielfalt der möglichen Schadensfälle ist eine Quantifizierung des Reputationsrisikos

nur schwer möglich. Sollte es der Wirecard AG nicht gelingen, etwa der Kommunikation falscher

oder fehlgeleiteter Informationen zeitnah zu begegnen, besteht das Risiko von moderaten Aus-

wirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Wirecard AG sowie die Möglichkeit

der Erhöhung anderer in diesem Bericht beschriebenen Risiken. Aufgrund der getroffenen vor-

beugenden Maßnahmen geht der Vorstand der Wirecard AG insgesamt von einem mittleren Risiko

aus.

10.12 Zusammenfassung Gesamtrisiko

Ingesamt konnte die Wirecard Gruppe im Berichtszeitraum eine positive Entwicklung der Gesam-

trisikostruktur verzeichnen. Durch eine fortlaufende Optimierung des Risikomanagementsystems,

insbesondere hinsichtlich des Managements der Entwicklung des Volumens und der Komplexität

des Geschäftes, in enger Anlehnung an anerkannte Industriestandards, sowie durch die Umset-

zung einer Vielzahl von risikominimierenden Maßnahmen konnte erreicht werden, dass von den

im Rahmen des konzernweiten Risikomanagements identifizierten Risiken aus heutiger Sicht kei-

nes – in Anbetracht seiner Eintrittswahrscheinlichkeit und seiner Auswirkungen – entweder einzeln

oder in der Gesamtheit als den Fortbestand der Wirecard Gruppe gefährdend angesehen werden

muss.

In Bezug auf die Gesamtzahl aller identifizierten Risiken lagen 63 Prozent aller Risiken in den

Bereichen „niedrig“ oder „sehr niedrig“, 37 Prozent aller Risiken wurden als „mittlere“ Risiken

eingestuft. Kein Risiko musste als „hohes“ oder „sehr hohes“ Risiko bewertet werden.

Der Vorstand der Wirecard AG bleibt zuversichtlich, dass die Ertragskraft des Konzerns eine solide

Basis für die künftige Geschäftsentwicklung bildet und für die nötigen Ressourcen sorgt, um die

der Gruppe zur Verfügung stehenden Chancen zu verfolgen. Angesichts ihrer führenden Stellung

im Markt, ihrer engagierten Mitarbeiter, ihrer technologischen Innovationskraft sowie ihrer struk-

turierten Prozesse zur Risikofrüherkennung ist der Vorstand zuversichtlich, den Herausforderun-

gen, die sich aus den genannten Risiken ergeben, jederzeit begegnen zu können.

Die Wirecard Gruppe sieht sich daher im Bereich des Risikomanagements für die Herausforde-

rungen im Geschäftsjahr 2016 gut vorbereitet.

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11. GESAMTAUSSAGE ZUR VORAUSSICHTLICHEN ENTWICKLUNG (AUSBLICK)

Das starke organische Wachstum der Wirecard Gruppe basiert auch in den kommenden Jahren

auf einer kraftvollen Entwicklung des Kernbereichs elektronische Zahlungsabwicklung und eines

damit einhergehenden konstanten Anstiegs des abgewickelten Transaktionsvolumens. Die Erwar-

tung fußt auf einem robusten europäischen E-Commerce-Wachstum im niedrigen zweistelligen

Bereich sowie einem überproportionalen Anstieg der E-Commerce-Volumina

außerhalb Europas. Durch die Kombination profitabler Zukäufe und deren Einbindung in eine der

führenden globalen Technologieplattformen für Zahlungsabwicklung und Processing ist es Wire-

card möglich, die Profitabilität auf Gruppenebene zu steigern.

Wirecard wird auch zukünftig mit einer weiteren Internationalisierung des Konzerns auf die Be-

dürfnisse seiner Kunden und Partner reagieren. Durch die voranschreitende Globalisierung des E-

Commerce benötigen international agierende Unternehmen einen Partner, der weltweit sichere

Zahlungsabwicklung und Risikomanagement aus einer Hand anbieten kann sowie den Zugang zu

allen relevanten Zahlungs- und Bankennetzwerken ermöglicht. Neben dem weltweiten Netz an

Technik- und Servicestandorten wird auch das globale Angebot von Acquiring-Dienstleistungen

über weltweite BIN-Sponsorship-Partnerschaften mit lokalen Finanzinstituten ausgebaut.

Internettechnologie ist die günstigste global verfügbare Technologie zur sicheren Versendung und

Verarbeitung von Informationen. Im Zuge einer flächendeckenden Verbreitung werden

veraltete hardwarebasierte Technologien zunehmend durch softwarebasierte Lösungen ersetzt.

Die Verfügbarkeit des mobilen Internets beschleunigt diese Entwicklung nachhaltig. Neue Ge-

schäftsmodelle entstehen, bekannte Strukturen werden erneuert und Märkte wachsen zusammen

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I.11. GESAMTAUSSAGE ZUR VORAUSSICHTLICHEN ENTWICKLUNG (AUSBLICK)

101

Künftig existieren Vertriebskanäle nicht mehr unabhängig voneinander, sondern verschmelzen zu

einem möglichst flexiblen, auf den Kunden ausgerichteten (Omni-Channel-) Vertrieb.

Wirecard schafft über internetbasierte Lösungen für mobiles Bezahlen und mobile Kartenakzep-

tanz eine zukünftige Wachstumsperspektive, um vom stetig zunehmenden

Volumen elektronischer Zahlungstransaktionen zu profitieren, bei denen klassischer E-Commerce

und POS miteinander verschmelzen.

Der Vorstand der Wirecard AG ist hinsichtlich der Geschäftsentwicklung optimistisch und

erwartet 2016 für den Konzern einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen

(EBITDA) zwischen 290 Millionen Euro und 310 Millionen Euro. Die Einzelgesellschaft Wirecard

AG rechnet auf Grund der vorherigen Ausführungen, dass sie leicht steigende Beteiligungserträge

von ihren Tochtergesellschaften im Jahr 2016 erhalten wird.

Aschheim bei München, 8. April 2016

Wirecard AG

Dr. Markus Braun Burkhard Ley Jan Marsalek

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B I L A N Z zum 31. Dezember 201531.12.2015 31.12.2014 31.12.2015 31.12.2014

EUR EUR EUR EUR EUR EURA. Anlagevermögen A. Eigenkapital

I. Immaterielle Vermögens- I. Gezeichnetes Kapital 123.565.586,00 123.490.586,00

gegenstände II. Kapitalrücklage 500.273.646,89 498.664.859,89

1. Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche III. Gewinnvortrag 47.375.650,57 39.519.419,20Rechte und Werte sowie Lizenzen an solchen Rechten IV. Jahresüberschuss 10.863.892,93 23.910.007,55und Werten 2.498.562,27 2.125.807,06

682.078.776,39 685.584.872,642.498.562,27 2.125.807,06

B. RückstellungenII. Sachanlagen

1. Steuerrückstellungen 658.424,00 305.000,001. Technische Anlagen und 2. Sonstige Rückstellungen 8.470.088,33 5.342.486,51

Maschinen 2.041,00 3.285,00 9.128.512,33 5.647.486,512. Andere Anlagen, Betriebs-

und Geschäftsausstattung 3.038.634,00 2.114.316,00 C. Verbindlichkeiten3. Geleistete Anzahlungen

und Anlagen im Bau 72.263,00 0,00 1. Anleihen 0,00 134.297,06

3.112.938,00 2.117.601,00 -davon konvertibel EUR 0,00 (Vorjahr EUR 134.297,06)

-davon mit einer Restlaufzeit bis zu einem JahrEUR 0,00 (Vorjahr EUR 134.297,06)

III. Finanzanlagen 2. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 362.397.461,15 98.875.953,81

1. Anteile an verbundenen Unternehmen 508.013.886,45 468.025.697,21 -davon mit einer Restlaufzeit bis zu einem JahrEUR 3.206.201,15 (Vorjahr EUR 8.257.353,81)

2. Wertpapiere des Anlagevermögens 10.000.000,00 10.000.000,00 3. Verbindlichkeiten aus518.013.886,45 478.025.697,21 Lieferungen und Leistungen 1.838.982,71 1.047.174,53

-davon mit einer Restlaufzeit bis zu einem JahrEUR 1.838.982,71 (Vorjahr EUR 1.047.174,53)

523.625.386,72 482.269.105,27 4. Verbindlichkeiten gegenüberB. Umlaufvermögen verbundenen Unternehmen 15.758.123,57 0,00

-davon mit einer Restlaufzeit bis zu einem JahrEUR 15.758.123,57 (Vorjahr EUR 0,00)

I. Vorräte 5. Sonstige Verbindlichkeiten 4.308.980,98 3.399.135,83

1. Fertige Erzeugnisse und Waren 7.720,00 0,00 -davon aus Steuern EUR 1.212.434,15(Vorjahr EUR 910.277,19)

-davon mit einer Restlaufzeit bis zu einem JahrEUR 2.482.612,05 (Vorjahr EUR 2.475.528,87)

2. Geleistete Anzahlungen 23.558,24 0,00 384.303.548,41 103.456.561,2331.278,24 0,00

D. Passive latente Steuern 5.062.656,33 3.219.538,41II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände

1. Forderungen aus Lieferungenund Leistungen 14.584,51 385,48

2. Forderungen gegen verbundene Unternehmen 386.774.061,80 195.353.751,76

-davon mit einer Restlaufzeit von mehr als einem JahrEUR 168.430.129,92 (Vorjahr EUR 96.725.072,85)

3. Sonstige Vermögensgegenstände 10.817.145,20 10.613.329,87- davon im Rahmen der sozialen Sicherheit

EUR 3.568,80 (Vorjahr EUR 3.026,07) 397.605.791,51 205.967.467,11

III. Wertpapiere Sonstige Wertpapiere 2.998.500,00 5.000.000,00

IV. Kassenbestand, Bundesbank- guthaben, Guthaben beiKreditinstituten und Schecks 154.081.963,44 102.928.430,61

554.686.254,95 313.895.897,72

C. Rechnungsabgrenzungsposten 2.230.573,55 1.743.455,80

1.080.573.493,46 797.908.458,79 1.080.573.493,46 797.908.458,79

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Wirecard AG, Aschheim

GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG vom 01.01.2015 bis 31. 12.2015

01.01.-31.12.2015 01.01.-31.12.2014EUR EUR EUR

1. Umsatzerlöse 9.310.461,76 7.807.830,22

2. Andere aktivierte Eigenleistungen 639.851,16 0,00

3. Sonstige betriebliche Erträge 352.229,31 493.022,07

4. Personalaufwand

a) Löhne und Gehälter -12.662.665,46 -8.581.909,54b) Soziale Abgaben und Aufwen-

dungen für Altersversorgungund für Unterstützung -2.122.857,92 -630.798,15

-davon für Altersversorgung EUR1.386.953,81 (Vorjahr EUR 8.628,00)

-14.785.523,38 -9.212.707,695. Abschreibungen

auf immaterielle Vermögensge-genstände des Anlagevermögensund Sachanlagen

-1.827.834,52 -1.547.932,92

6. Sonstige betrieblicheAufwendungen -14.407.298,14 -23.621.990,36

7. Erträge aus Beteiligungen 0,00 7.000.000,00

-davon aus verbundenen UnternehmenEUR 0,00 (Vorjahr EUR 7.000.000,00)

8. Erhaltene Gewinne aufgrundeiner Gewinngemeinschaft undaus Gewinnabführungsverträgen 37.157.306,11 45.625.260,99

9. Sonstige Zinsenund ähnliche Erträge 2.944.130,06 1.624.803,79

-davon aus verbundenen UnternehmenEUR 2.802.275,13 (Vorjahr EUR 1.360.755,09)

10. Aufwendungen ausVerlustübernahme -1.717,43 -422.081,95

11. Zinsen und ähnlicheAufwendungen -4.299.623,08 -3.563.169,75

-davon an verbundene UnternehmenEUR 0,00 (Vorjahr EUR 1.076,23)

12. Abschreibungen auf Finanz-anlagen und auf Wertpapieredes Umlaufvermögens -2.021.547,00

13. Ergebnis der gewöhnlichenGeschäftstätigkeit 13.060.434,85 24.183.034,40

14. Steuern

Steuern vom Einkommenund vom Ertrag -2.196.541,92 -273.026,85

-davon latenter SteueraufwandEUR 1.843.117,92 (Vorjahr: EUR 272.678,85)

15. Jahresüberschuss 10.863.892,93 23.910.007,55

16. Gewinnvortrag aus dem Vorjahr 47.375.650,57 39.519.419,20

17. Bilanzgewinn 58.239.543,50 63.429.426,75

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J A H R E S A B S C H L U S S E R L Ä U T E R N D E A N H A N G A N G A B E N

1. ANGABEN ZUM UNTERNEHMEN UND BEWERTUNGSGRUNDSÄTZE

1

Erläuternde Anhangangaben JAHRESABSCHLUSS ZUM 31. Dezember 2015

1. ANGABEN ZUM UNTERNEHMEN UND BEWERTUNGSGRUNDSÄTZE

1.1 Gründung und rechtliche Verhältnisse

Die Wirecard AG, Einsteinring 35, 85609 Aschheim, (im Folgenden „Wirecard“ oder „Gesell-

schaft“ genannt) wurde am 6. Mai 1999 gegründet. Der Name der Gesellschaft änderte sich mit

Handelsregistereintragung am 14. März 2005 von InfoGenie Europe AG in Wire Card AG und mit

Handelsregistereintragung vom 19. Juni 2006 in Wirecard AG.

1.2 Geschäftstätigkeit

Die Wirecard AG ist eine Konzernholdinggesellschaft und führt als solche kein eigenes operatives

Geschäft. Ihre Geschäftstätigkeit konzentriert sich vielmehr auf das Erwerben und Verwalten von

Beteiligungen und das Bereitstellen von Beratung, Controlling und finanzwirtschaftlichen Leistun-

gen an ihre Tochtergesellschaften. Ihre in- und ausländischen Tochtergesellschaften stellen Zah-

lungslösungen für Unternehmen bereit, die ihre Produkte über das Internet oder über Callcenter

vertreiben.

1.3 Unternehmenserwerbe

Die Wirecard AG als Einzelfirma hat im Berichtsjahr keine wesentlichenUnternehmenserwerbe ge-

tätigt. Sie war aber indirekt über ihre Tochtergesellschaften Wirecard Sales International GmbH,

Wirecard Acquiring & Issuing GmbH und Wirecard Technologies GmbH an Unternehmenserwer-

ben involviert, indem sie ihnen Finanzierungsbeiträge bereitstellte und ihnen damit auch in dieser

Berichtsperiode weitere Unternehmenserwerbe ermöglichte. Es wird in diesem Zusammenhang

auf die Ausführungen im Konzernabschlussbericht der Wirecard AG verwiesen.

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2. WESENTLICHE BILANZIERUNGS- UND BEWERTUNGSGRUNDSÄTZE

Der Jahresabschluss wurde auf der Grundlage der Rechnungslegungsvorschriften des Handels-

gesetzbuches (HGB) aufgestellt. Ergänzend zu diesen Vorschriften waren die Regelungen des Ak-

tiengesetzes (AktG) zu beachten.

Die Gesellschaft hat gemäß § 267 Abs. 3 S. 2 HGB als börsennotierte Gesellschaft die Vorschriften

für große Kapitalgesellschaften zu beachten. Die Ausübung von Bilanzierungs-, Bewertungs-, und

Ausweisrechten erfolgte grundsätzlich unverändert. Details zu den Bilanzierungs- und Bewer-

tungsgrundsätzen sind unter den einzelnen Positionen erläutert. Für die Gewinn- und Verlustrech-

nung wurde das Gesamtkostenverfahren gemäß § 275 Abs. 2 HGB gewählt.

2.1 Anlagevermögen

Immaterielle Vermögensgegenstände

Die immateriellen Vermögensgegenstände wurden mit Anschaffungskosten einschließlich An-

schaffungsnebenkosten vermindert um Anschaffungspreisminderungen und planmäßige Ab-

schreibungen über eine Nutzungsdauer von 3 bis 10 Jahren angesetzt. Außerplanmäßige Ab-

schreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände waren im laufenden Berichtsjahr nicht

erforderlich.

Sachanlagevermögen

Auch die Sachanlagen wurden mit Anschaffungskosten einschließlich Anschaffungsnebenkosten

vermindert um Anschaffungspreisminderungen und planmäßige Abschreibungen angesetzt. Die

Abschreibungen wurden entsprechend der betriebsindividuellen Nutzungsdauer von 3 bis 15 Jah-

ren angesetzt. Wirtschaftsgüter, deren Anschaffungskosten über EUR 150 und bis zu EUR 1.000

liegen, wurden in einem Sammelposten zusammengefasst, der über 5 Jahre gewinnmindernd auf-

gelöst wird. Außerplanmäßige Abschreibungen auf Sachanlagen waren im laufenden Berichtszeit-

raum nicht erforderlich.

Finanzanlagevermögen

Beteiligungen i.S.v. § 271 Abs. 1 HGB und Anteile an verbundenen Unternehmen i.S. von § 271

Abs. 2 HGB sind als Vermögensgegenstände des Finanzanlagevermögens gem. § 253 Abs. 1 Satz

1 HGB mit den Anschaffungskosten zu bewerten. Bei der Erstellung von Jahresabschlüssen in

den Folgejahren ist die Werthaltigkeit des Bilanzansatzes der Anteile an verbundenen Unterneh-

men regelmäßig zu überprüfen. Liegt der Wert der aktivierten Beteiligungen bzw. der Unterneh-

mensanteile dauerhaft unter den bilanzierten Anschaffungskosten, ist der Bilanzansatz auf den

niedrigeren beizulegenden Wert außerplanmäßig abzuschreiben. Bei nur vorübergehenden Wert-

minderungen besteht nach HGB ein Abschreibungswahlrecht. Zur Quantifizierung des beizule-

genden Wertes und ggf. des Abschreibungsbedarfes stellt die Wirecard AG regelmäßig Unterneh-

mensbewertungen an. Für die Ermittlung des beizulegenden Wertes enthält das HGB keine

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2. WESENTLICHE BILANZIERUNGS- UND BEWERTUNGSGRUNDSÄTZE

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eigenen Vorschriften, so dass auf anerkannte Grundsätze für die Bewertung von Unternehmen

zurückgegriffen werden muss.

Die Ermittlung des am Bilanzstichtag beizulegenden Wertes ist gem. IDW RS HFA 10 regelmäßig

mittels des Ertragswert-Verfahrens oder des Discounted Cash Flow-Verfahrens durchzuführen.

Falls die zu bewertende Beteiligung zur Veräußerung vorgesehen ist und ein verbindliches Ange-

bot für den Erwerb der Gesellschaft vorliegt, soll der angebotene Kaufpreis für den Wertansatz

maßgebend sein. Wenn keine Veräußerungsabsicht vorliegt, ist ein sog. subjektiver Unterneh-

menswert aus Sicht des Bilanzierenden zu ermitteln. Dieser beinhaltet Synergieeffekte z.B. aus

einem Konzernverbund sowie geplante Rationalisierungsmaßnahmen. Dabei soll die Einkom-

mensteuer der Anteilseigner der Beteiligung sowohl bei der Ermittlung der zu kapitalisierenden

Erträge/Cashflows als auch bei der Ermittlung des Kapitalisierungszinssatzes außen vor bleiben.

Steuern auf Ebene des Bilanzierenden werden einbezogen.

Die Gesellschaft überprüft die Beteiligungsansätze mindestens einmal jährlich auf mögliche Wert-

minderung. Die Bestimmung des niedrigeren beizulegenden Wertes ist mit Schätzungen des Ma-

nagements verbunden. Die Gesellschaft bestimmt diese Werte mit Bewertungsmethoden, die auf

diskontierten Zahlungsströmen (Cashflows) basieren. Diesen diskontierten Cashflows liegen

Prognosen in Form einer Detailplanung über ein Jahr und einer Grobplanung über vier Jahre zu-

grunde, die auf vom Management genehmigten Finanzplänen aufbauen. Cashflows jenseits der

Planungsperiode werden mit einer Wachstumsrate extrapoliert.

Die wichtigsten Annahmen, auf denen die Ermittlung des beizulegenden Werts basiert, stellen sich

wie folgt dar:

– Risikoloser Zins: 1,50 Prozent (Vorjahr: 1,75 Prozent)

– Marktrisikoprämie: 6,75 Prozent (Vorjahr: 6,75 Prozent)

– Unlevered Beta-Faktor: 0,94 (Vorjahr: 0,96)

Zur Bestimmung des Basiszinssatzes wurde auf die von der Deutschen Bundesbank veröffent-

lichten Renditen hypothetischer Zerobonds deutscher Staatsanleihen der Monate Oktober bis

Dezember 2015 zurückgegriffen. Aus diesen Renditen wurde nach der sog. Svensson-Methode

eine Zinsstrukturkurve abgeleitet und in einen barwertäquivalenten, periodeneinheitlichen Basis-

zins umgerechnet. Unter Zugrundelegung der Daten der Deutschen Bundesbank ergab sich zum

Stichtag 31.Dezember 2015 ein Basiszinssatz von 1,50 Prozent. Die Marktrisikoprämie stellt die

Differenz zwischen Marktrendite und risikolosem Zinssatz dar. In Anlehnung an die Empfehlung

des Fachausschuss für Unternehmensbewertung und Betriebswirtschaft (FAUB) des IDW wurde

eine Marktrisikoprämie von 6,75 Prozent angesetzt. Der Beta-Faktor wird durch Peergroup-Ver-

gleiche und externe Einschätzungen abgeleitet und durch eigene Berechnungen verifiziert. Diese

Prämissen sowie die zugrunde liegende Methodik können einen erheblichen Einfluss auf die je-

weiligen Werte und letztlich auf die Höhe einer möglichen Wertminderung der Beteiligungsansätze

haben.

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Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände

Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände sind zum Nennwert unter Beachtung des

Niederstwertprinzips angesetzt. Alle nicht kurzfristigen Forderungen gegenüber verbundenen Un-

ternehmen werden marktgerecht verzinst. Forderungen in fremder Währung sind mit dem Kurs

am Bilanzstichtag bewertet.

Bankguthaben

Die Kontostände der einzelnen Geschäftskonten werden zum Nominalwert angesetzt und stim-

men zum Stichtag 31. Dezember 2015 mit den vorliegenden Saldenbestätigungen überein.

Aktiver Rechnungsabgrenzungsposten

Der Rechnungsabgrenzungsposten beinhaltet Ausgaben vor dem Bilanzstichtag, soweit sie Auf-

wand für eine bestimmte Zeit nach diesem Tag darstellen.

Rückstellungen

Die Rückstellungen berücksichtigen alle erkennbaren Risiken und ungewisse Verbindlichkeiten

und sind nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung in angemessener Höhe gebildet. Sämtli-

che erkennbaren Risiken wurden berücksichtigt.

Verbindlichkeiten

Die Verbindlichkeiten werden zum Erfüllungsbetrag angesetzt bzw. bewertet. Alle nicht kurzfristi-

gen Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen werden marktgerecht verzinst. Kre-

ditoren mit Fremdwährungsausweis sind mit dem Kurs am Bilanzstichtag bewertet.

Latente Steuern

Latente Steuern werden für zeitliche, sich in der Zukunft voraussichtlich umkehrende Differenzen

zwischen den handels- und steuerrechtlichen Bilanzansätzen gebildet, soweit dies nach § 274

HGB zulässig ist. Es werden auch latente Steuern auf steuerliche Verlustvorträge gebildet.

Grundlagen der Erstellung des Abschlusses

Die Wirecard AG veröffentlicht im Wesentlichen alle Angaben in Tausend EUR (TEUR). Aufgrund

von Rundungen ist es möglich, dass sich einzelne Zahlen nicht genau zur angegebenen Summe

aufaddieren und dass dargestellte Zahlen und Prozentangaben nicht genau die absoluten Werte

widerspiegeln, auf die sie sich beziehen.

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3. ERLÄUTERUNGEN ZUR BILANZ

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3. ERLÄUTERUNGEN ZUR BILANZ

3.1 Anlagevermögen

Die Entwicklung des Anlagevermögens ist auf dem beigefügten Anlagenspiegel dargestellt. Die

bedeutendsten Investitionen des Berichtsjahres ereigneten sich im Bereich des Finanzanlagever-

mögens.

Im Wesentlichen bedingt durch das stetige Wachstum des Konzerns Wirecard AG wurde im Be-

richtsjahr bei den immateriellen Wirtschaftsgütern in Verwaltungssoftware in Höhe von TEUR

1.221 investiert. Diese wird planmäßig über 3 bis 10 Jahre abgeschrieben.

Des Weiteren wurde Büroeinrichtung, GWGs und sonstige Betriebs- und Geschäftsausstattung in

Höhe von TEUR 713 angeschafft. Die planmäßige Abschreibung hierfür wurde zwischen drei und

dreizehn Jahren angesetzt. Im Berichtsjahr getätigte Mietereinbauten von TEUR 680 werden plan-

mäßig nach der Laufzeit des bestehenden Mietvertrags abgeschrieben. Im Rahmen von Finanzie-

rungs-Leasingverhältnissen für technische Anlagen und Betriebs- und Geschäftsausstattung

wurde ein Buchwert von TEUR 509 eingestellt. Die Leasinggegenstände dienen als Sicherheit für

die jeweiligen Verpflichtungen aus Finanzierungs-Leasingverhältnissen. Die Wirecard AG stellt als

Holding am Standort Aschheim ihren Tochtergesellschaften Büro-, Betriebs- und Geschäftsaus-

stattung gegen Weiterbelastung der Kosten der Abschreibung bereit.

Im Berichtsjahr hat die Einzelgesellschaft Wirecard AG ihre Tochtergesellschaft Wirecard Sales

International GmbH mit zusätzlichem Eigenkapital von TEUR 42.000 ausgestattet. Sie investierte

die Mittel in bestehende und neue Beteiligungen.

An der von der Tochtergesellschaft Wirecard Sales International GmbH im Berichtsjahr ange-

schafften Beteiligung Wirecard India Private Ltd., Chennai (Indien) (vormals: Visa Processing Ser-

vice (India) Pte. Ltd.) hält die Wirecard AG einen Anteil von einem Prozent. Der Bilanzansatz hierzu

beträgt TEUR 10.

Das Tochterunternehmen Click2Pay GmbH hat im Berichtsjahr seine Softwareplattform verkauft

und damit sein wichtigstes Geschäftsinstrument abgegeben. Deshalb ergab die für die Click2Pay

GmbH am Jahresende durchgeführte Unternehmensbewertung eine voraussichtlich dauernde

Wertminderung von TEUR 2.022. Um diesen Betrag schrieb die Wirecard AG den Ansatz der Be-

teiligung außerplanmäßig ab. Den Ertrag aus dem Verkauf der Softwareplattform hat die Wirecard

AG im Rahmen des bestehenden Gewinnabführungsvertrages mit der Click2Pay GmbH zum Jah-

resende erhalten.

Der Gesamtbetrag der Anteile an verbundenen Unternehmen hat sich im Berichtsjahr im Wesent-

lichen durch die Einlage in die Tochtergesellschaft Wirecard Sales International GmbH um TEUR

39.988 auf TEUR 508.014 erhöht.

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Auf Grundlage der durchgeführten Unternehmensbewertungen für die Anteile an verbundenen

Unternehmen ergab sich kein weiterer Abschreibungsbedarf, da der beizulegende Wert über dem

Buchwert lag. Zu den Bewertungsgrundsätzen wird hierzu auch auf den Abschnitt 2.1 Anlagever-

mögen verwiesen.

Zum Bilanzstichtag bestand insgesamt ein Anlagevermögen von TEUR 523.625 (Vj.: TEUR

482.269).

3.2 Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände

Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen haben eine Restlaufzeit von bis zu einem Jahr.

Die Forderungen gegen verbundene Unternehmen setzen sich folgendermaßen zusammen:

Forderungen nach Fristigkeiten

In TEUR 31.12.2015 31.12.2014

bis zu einem Jahr 218.344 98.629

1 bis 5 Jahre 168.430 96.725

Total 386.774 195.354

Es handelt sich bei diesen Forderungen der Holdinggesellschaft Wirecard AG gegenüber ihren

Tochterunternehmen im Wesentlichen um Forderungen, die primär durch Weiterberechnungen,

kurz- bzw. mittelfristige Finanzierungsbeträge und Gewinnabführungsverträge entstanden sind.

Sie sind sämtlich voll werthaltig.

Die kurzfristigen Forderungen sind hauptsächlich durch zum Jahresende in Rechnung gestellte

Managementleistungen entstanden, die die Wirecard AG als Holding für ihre Gesellschaften er-

bracht hat. Soweit Gewinnabführungsverträge mit Tochtergesellschaften bestehen, beinhalten die

kurzfristigen Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen auch die zum Jahresende ab-

geführten Ergebnisse.

Die kurzfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard Technologies GmbH haben sich im Be-

richtsjahr von TEUR 45.988 auf TEUR 69.160 erhöht. Der Saldo zum 31. Dezember 2015 beinhal-

tet im Wesentlichen Gewinnabführungen und zum Jahresende in Rechnung gestellte Manage-

mentleistungen.

Die kurzfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard Acquiring & Issuing GmbH haben sich im

Berichtsjahr von TEUR 6.056 auf TEUR 22.585 erhöht und enthalten zum Jahresende einen Teil

der Gewinnabführung aus dem Vorjahr und in Rechnung gestellte Managementumlagen.

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3. ERLÄUTERUNGEN ZUR BILANZ

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Die kurzfristigen Forderungen gegenüber der cardSystems Middle East FZ-LLC, Dubai konnten in

diesem Berichtsjahr von TEUR 22.802 auf TEUR 11.301 zurückgeführt werden. Sie beinhalten von

der Wirecard AG bereit gestellte Finanzierungsbeiträge für den Kauf von Kundenstämmen.

Die kurzfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard Sales International GmbH, die sich im Be-

richtsjahr von TEUR 13.179 auf TEUR 94.781 erhöht haben, enthalten Gewinnabführungen der

Jahre 2014 und 2015, zum Jahresende in Rechnung gestellte Managementleistungen und Finan-

zierungsbeiträge für bestehende und neu erworbene Beteiligungen.

Die kurzfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard Processing FZ-LLC haben sich im Be-

richtsjahr von TEUR 6.821 auf TEUR 15.671 erhöht und enthalten im Wesentlichen durch die Wire-

card AG bereitgestellte Finanzierungsbeträge für den laufenden Geschäftsbetrieb.

Im Rahmen des Cash Management Agreements zwischen der Wirecard AG und der Wirecard

Technologies GmbH hat sich der Saldo der längerfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard

Technologies GmbH von TEUR 52.457 auf TEUR 106.665 erhöht. Vertragsgemäß versorgt die

Wirecard AG die im Cash Management Agreement beteiligten Gesellschaften mit den für den Ge-

schäftsbetrieb benötigten Mitteln und schöpft nicht benötigte Überschüsse ab.

Die längerfristigen Forderungen gegenüber der Wirecard Sales International GmbH haben sich im

Berichtsjahr von TEUR 36.247 auf TEUR 52.171 erhöht. Sie enthalten von der Wirecard AG im

Rahmen von Darlehensverträgen bereitgestellte finanzielle Mittel für Beteiligungserwerbe. Die

Wirecard AG hat die Wirecard Sales International GmbH mit zusätzlichem Eigenkapital in Höhe

von TEUR 42.000 ausgestattet und dadurch in dieser Höhe einen Verzicht auf von ihr vorgelegte

finanzielle Mittel für Beteiligungserwerbe geleistet.

Die längerfristigen Forderungen gegenüber der Click2Pay GmbH erhöhten sich im Berichtsjahr im

Rahmen des Cash Management Agreements zwischen der Wirecard AG und der Click2Pay GmbH

von TEUR 8.021 auf TEUR 9.594.

Die Positionen unter den sonstigen Vermögensgegenständen werden als werthaltig angesehen

und sind mit dem Nennwert bzw. dem niedrigeren beizulegenden Wert angesetzt. Sie haben sämt-

lich eine Restlaufzeit von bis zu einem Jahr. TEUR 6.497 bestehen im Wesentlichen aus Steuer-

erstattungsansprüchen und Forderungen gegenüber Mitarbeitern. TEUR 4.320 beziehen sich auf

eine Forderung aus dem Verkauf der Beteiligung Wirecard Asia Pte.Ltd im Jahr 2014.

3.3 Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten

Die Guthaben bei Kreditinstituten von TEUR 154.082 (Vj.: TEUR 102.928) beinhalten Forderungen

gegenüber verbundenen Unternehmen (Wirecard Bank AG) in Höhe von TEUR 61.628 (Vj.: TEUR

31.714).

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3.4 Steuerabgrenzung

Im Jahresabschluss wurden die sich ergebenden aktiven und passiven latenten Steuern saldiert

angesetzt. Die sich daraus rechnerisch ergebende Steuerbelastung ist im Abschnitt 3.14 Latente

Steuern abgebildet.

3.5 Bilanzsumme

Die Bilanzsumme hat sich von TEUR 797.908 im Vorjahr auf TEUR 1.080.573 im Berichtsjahr 2015

erhöht.

3.6 Gezeichnetes Kapital

Das gezeichnete Kapital erhöhte sich nach der am 1. Dezember 2015 erfolgten letztmaligen

Wandlung von Wandelanleihen aus dem Mitarbeiterbeteiligungsprogramm 2004 um TEUR 75 (Vj.:

TEUR 0). Es betrug zum 31. Dezember 2015 TEUR 123.566 und ist in 123.565.586 auf den Inhaber

lautende Stückaktien mit einem rechnerischen Grundkapital von je EUR 1,00 eingeteilt.

3.7 Genehmigtes Kapital

Durch Beschluss der Hauptversammlung vom 17. Juni 2015 wurde der Vorstand ermächtigt, das

Grundkapital mit Zustimmung des Aufsichtsrats bis zum 17. Juni 2020 einmalig oder mehrmalig

um bis zu insgesamt TEUR 30.000 gegen Bar- und/oder Sacheinlagen (einschließlich sogenannter

gemischter Sacheinlagen) durch Ausgabe von bis zu TEUR 30.000 neuer, auf den Inhaber lauten-

der Stückaktien zu erhöhen (Genehmigtes Kapital 2015) und dabei einen vom Gesetz abweichen-

den Beginn der Gewinnbeteiligung, auch rückwirkend auf ein bereits abgelaufenes Geschäftsjahr,

soweit über den Gewinn dieses abgelaufenen Geschäftsjahres noch kein Beschluss gefasst wurde,

zu bestimmen.

Den Aktionären ist grundsätzlich ein Bezugsrecht einzuräumen. Die neuen Aktien können auch

von einem oder mehreren durch den Vorstand bestimmten Kreditinstituten mit der Verpflichtung

übernommen werden, sie den Aktionären anzubieten (mittelbares Bezugsrecht).

Der Vorstand wird jedoch ermächtigt, mit Zustimmung des Aufsichtsrats das gesetzliche Bezugs-

recht der Aktionäre in folgenden Fällen auszuschließen:

– zur Vermeidung von Spitzenbeträgen;

– bei einer Kapitalerhöhung gegen Bareinlagen, wenn der Ausgabebetrag der unter Ausschluss

des Bezugsrechts gemäß § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG ausgegebenen neuen Aktien den Börsen-

preis nicht wesentlich unterschreitet und die unter Ausschluss des Bezugsrechts gemäß § 186

Abs. 3 Satz 4 AktG ausgegebenen neuen Aktien insgesamt 10 % des Grundkapitals nicht

überschreiten und zwar weder zum Zeitpunkt des Wirksamwerdens noch zum Zeitpunkt der

Ausübung dieser Ermächtigung. Auf diese Begrenzung sind Aktien anzurechnen, die während

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3. ERLÄUTERUNGEN ZUR BILANZ

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der Laufzeit dieser Ermächtigung aufgrund anderer Ermächtigungen in unmittelbarer oder ent-

sprechender Anwendung von § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG unter Bezugsrechtsausschluss veräu-

ßert oder ausgegeben wurden bzw. auszugeben sind;

– bei einer Kapitalerhöhung gegen Sacheinlagen, insbesondere zum Zweck des Erwerbs eines

Unternehmens, von Unternehmensteilen, einer Beteiligung an einem Unternehmen oder sons-

tigen wesentlichen Betriebsmitteln;

– um den Inhabern von Optionsscheinen bzw. Wandel- oder Optionsanleihen ein Bezugsrecht

in dem Umfang einzuräumen, wie es ihnen nach Ausübung eines Wandlungs- oder Options-

rechts oder in Erfüllung einer Wandlungspflicht als Aktionär zustehen würde; sowie

– bei einer Kapitalerhöhung zur Ausgabe von Belegschaftsaktien gemäß § 204 Abs. 3 AktG,

wenn der Ausgabebetrag der unter Ausschluss des Bezugsrechts ausgegebenen neuen Aktien

den Börsenpreis nicht mehr als um höchstens 30 % unterschreitet und die unter Ausschluss

des Bezugsrechts ausgegebenen neuen Aktien insgesamt 5 % des Grundkapitals nicht über-

schreiten und zwar weder zum Zeitpunkt des Wirksamwerdens noch zum Zeitpunkt der Aus-

übung dieser Ermächtigung. Auf die vorgenannte 5 Prozentgrenze werden alle Aktien ange-

rechnet, die während der Laufzeit dieser Ermächtigung aufgrund anderer Ermächtigungen

unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre als Belegschaftsaktien an Arbeitnehmer der

Gesellschaft und Mitglieder der Geschäftsführungen und Arbeitnehmer der mit der Gesell-

schaft verbundenen Unternehmen zu einem Preis ausgegeben werden, der unterhalb des Bör-

senpreises liegt. Die 5 Prozentgrenze findet keine Anwendung, wenn der Börsenpreis hierbei

nicht wesentlich im Sinne von § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG unterschritten wird;

– die Gesamtzahl der unter Ausschluss des Bezugsrechts aufgrund einer dieser Ermächtigungen

auszugebenden und ausgegebenen Aktien darf 20 % des Grundkapitals zum Zeitpunkt der

Ausübung der Ermächtigung nicht überschreiten; dabei sind Aktien anzurechnen, die während

der Laufzeit dieser Ermächtigung aufgrund anderer Ermächtigungen unter Bezugsrechtsaus-

schluss veräußert oder ausgegeben wurden bzw. auszugeben sind.

Der Vorstand wird ermächtigt, mit Zustimmung des Aufsichtsrats die weiteren Einzelheiten der

Kapitalerhöhung und ihrer Durchführung, insbesondere den Inhalt der Aktienrechte, die Bedin-

gungen der Aktienausgabe einschließlich des Ausgabebetrags, festzulegen. Der Aufsichtsrat wird

ermächtigt, die Fassung der Satzung entsprechend dem Umfang der jeweiligen Kapitalerhöhung

aus genehmigtem Kapital zu ändern.

Es bestand am Bilanzstichtag ein genehmigtes Kapital (Genehmigtes Kapital 2015) von

TEUR 30.000 (31. Dezember 2014: (Genehmigtes Kapital 2012/I) TEUR 18.802). Das bestehende

genehmigte Kapital wurde durch das neue vollständig ersetzt.

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3.8 Bedingtes Kapital

Da im Geschäftsjahr 2015 eine Wandlung stattgefunden hat, hat sich das bedingte Kapital (Be-

dingtes Kapital 2004/I) im Berichtszeitraum reduziert und beträgt nunmehr TEUR 614 (31. Dezem-

ber 2014: TEUR 689).

Die Gesellschaft hatte aufgrund des Beschlusses der Hauptversammlung vom 15. Juli 2004 ein

auf Wandelschuldverschreibungen basierendes Mitarbeiterbeteiligungsprogramm („SOP“)

geschaffen, mit der Möglichkeit, bis zu 1.050.000 Wandelschuldverschreibungen an Mitglieder

des Vorstands, an Berater, an Mitarbeiter der Gesellschaft sowie Mitarbeiter verbundener Unter-

nehmen herauszugeben. Das Programm ist geschlossen. Eine weitere Ausgabe ist nicht mehr

möglich. Das gesetzliche Bezugsrecht der Aktionäre war ausgeschlossen. Die neuen Aktien neh-

men vom Beginn des Geschäftsjahres an am Gewinn teil, in dem sie durch Ausübung von Wand-

lungs- bzw. Bezugsrechten entstehen. Sämtliche Wandelanleihen sind aufgrund ihrer Bedingun-

gen im Jahr 2015 ausgelaufen.

Darüber hinaus hat die Hauptversammlung vom 26. Juni 2012 den Vorstand ermächtigt, mit Zu-

stimmung des Aufsichtsrats bis zum 25. Juni 2017 einmalig oder mehrmals auf den Inhaber

lautende Options- und/oder Wandelschuldverschreibungen im Gesamtnennbetrag von bis zu

TEUR 300.000 auszugeben und den Inhabern bzw. Gläubigern von Optionsschuldverschreibun-

gen Optionsrechte bzw. den Inhabern bzw. Gläubigern von Wandelschuldverschreibungen Wand-

lungsrechte auf neue, auf den Inhaber lautende Aktien der Gesellschaft bis zu einem

anteiligen Betrag am Grundkapital von insgesamt bis zu TEUR 25.000 nach näherer Maßgabe der

Options- bzw. Wandelanleihebedingungen zu gewähren. Das Grundkapital ist um bis zu

TEUR 25.000, eingeteilt in bis zu Mio. 25 auf den Inhaber lautende Stückaktien bedingt erhöht

(Bedingtes Kapital 2012). Die bedingte Kapitalerhöhung wird nur insoweit durchgeführt, wie die

Inhaber der von der Gesellschaft oder deren unmittelbaren oder mittelbaren Mehrheitsbeteili-

gungsgesellschaften aufgrund der von der Hauptversammlung vom 26. Juni 2012

beschlossenen Ermächtigung des Vorstands bis zum 25. Juni 2017 auszugebenden Wandel- oder

Optionsschuldverschreibungen von ihren Wandlungs- bzw. Optionsrechten Gebrauch

machen oder wie die zur Wandlung verpflichteten Inhaber der von der Gesellschaft oder deren

unmittelbaren oder mittelbaren Mehrheitsbeteiligungsgesellschaften bis zum 25. Juni 2017

auszugebenden Wandelschuldverschreibungen ihre Pflicht zur Wandlung erfüllen.

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3. ERLÄUTERUNGEN ZUR BILANZ

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3.9 Kapitalrücklage

Die Wirecard erhielt durch die Wandlung von Wandelschuldverschreibungen ein Agio von TEUR

1.609. Dadurch beträgt die Kapitalrücklage zum 31. Dezember 2015 TEUR 500.274.

3.10 Bilanzgewinn

Die Wirecard AG konnte im Berichtsjahr durch die Ergebnisabführungsverträge mit der Wirecard

Technologies GmbH (TEUR 26.733), der Click2Pay GmbH (TEUR 1.937), der Wirecard Acquiring

& Issuing GmbH (TEUR -2) und der Wirecard Sales International GmbH (TEUR 8.487) ein positives

Ergebnis nach Steuern von TEUR 10.864 verbuchen. Der Bilanzgewinn beträgt zum 31. Dezember

2015 TEUR 58.240. Die ordentliche Hauptversammlung vom 17. Juni 2015 hat beschlossen, vom

ausgewiesenen Bilanzgewinn der Wirecard AG (Einzelgesellschaft) für das Geschäftsjahr 2014 in

Höhe von TEUR 63.429 einen Betrag in Höhe von TEUR 47.376 auf neue Rechnung vorzutragen

sowie einen Betrag in Höhe von insgesamt TEUR 16.054 als Dividende auszuschütten, das heißt

eine Dividende in Höhe von EUR 0,13 je Stückaktie auf die 123.490.586 dividendenberechtigten

Stückaktien zu zahlen. Es wird auf der Hauptversammlung 2016 vorgeschlagen eine Dividende in

Höhe von EUR 0,14 je Aktie an die Aktionäre auszuzahlen, was einem Gesamtbetrag von TEUR

17.299 entspricht.

3.11 Kauf eigener Aktien

Durch Beschluss der Hauptversammlung vom 17. Juni 2010 ist der Vorstand mit Zustimmung des

Aufsichtsrats ermächtigt, eigene Aktien der Gesellschaft in Höhe von bis zu 10 Prozent des zum

Zeitpunkt der Beschlussfassung bestehenden Grundkapitals der Wirecard AG zu erwerben. Die

Ermächtigung galt bis zum 16. Juni 2015.

Der Vorstand hat von der Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien gemäß

§ 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG bis zum 31. Dezember 2015 keinen Gebrauch gemacht.

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3.12 Rückstellungen

Steuerrückstellungen wurden in Höhe von TEUR 658 gebildet. In den sonstigen Rückstellungen

von TEUR 8.470 sind enthalten:

Rückstellungen

in TEUR 01.01.2015 Auflösung Verbrauch Zuführung 31.12.2015

Archivierung 9 9 9 9

Hauptversammlung 130 130 135 135

Jahresabschluss- und Prüfungskosten 307 307 351 351

Tantiemen/Aufsichtsrat-Vergütung 506 506 513 513

Urlaub 90 90 115 115

Berufsgenossenschaft 12 12 21 21

Ausstehende Rechnungen 701 701 809 809

Zinsen 91 450 541

Zinsen auf Steuern 91 97 188

Boni 2.910 22 2888 5035 5.035

Interne Abschlusskosten 496 496 754 754

Total 5.342 22 5.139 8.289 8.470

3.13 Verbindlichkeiten

Aus nachfolgendem Verbindlichkeitenspiegel zum 31. Dezember 2015 ergeben sich die Restlauf-

zeiten der Verbindlichkeiten und die Art und Form der Sicherheit.

Verbindlichkeiten

in TEUR RL-Zeit bis

1 Jahr RL-Zeit 1- 5

Jahre RL-Zeit über 5

Jahre Gesamt Art und Form der

Sicherheit

Verb. ggü. Kreditinstituten 3.206 359.191 0 362.397 -

Verb. aus Lieferungen und Leistungen 1.839 0 0 1.839 -

Verb. ggü. verbundenen Unternehmen 15.758 0 0 15.758 -

Sonstige Verbindlichkeiten 2.483 1.826 0 4.309

Total 23.286 361.017 0 384.304 -

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3. ERLÄUTERUNGEN ZUR BILANZ

13

Die verzinslichen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten stehen im Zusammenhang mit ge-

tätigten Unternehmenserwerben im Wirecard Konzern. Die kurzfristigen verzinslichen Verbindlich-

keiten gegenüber Kreditinstituten verminderten sich im Berichtsjahr von TEUR 8.257 auf TEUR

3.206. Die langfristigen verzinslichen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten erhöhten sich

von TEUR 90.619 um TEUR 268.572 auf TEUR 359.191.

3.14 Latente Steuern

Temporäre Differenzen sind in größerem Umfang in der Organgesellschaft Wirecard Technologies

GmbH angefallen und werden in der Bilanz des Organträgers Wirecard AG berücksichtigt. Der

durchschnittliche Steuersatz für die latenten Steuern der Gesellschaft beträgt 27,025 Prozent. Im

Jahresabschluss 2015 werden die latenten Steuern saldiert nach der Nettomethode ausgewiesen.

In diesem Zusammenhang wurden aktive latente Steuern in Höhe von TEUR 11.212 mit passiven

latenten Steuern in Höhe von TEUR 16.275 verrechnet. Aus dieser Saldierung ergibt sich ein Bi-

lanzausweis von passiven latenten Steuern in Höhe von TEUR 5.063.

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latente Steuern

Bilanzposten in TEUR

Differenz HB/StB

Steuersatz %

Aktive latente Steuer

Passive latente Steuer

Selbsterstellte immaterielle Vermögensgegenstände in der Wirecard Technologies GmbH 52.959 27,025 14.312

Selbsterstellte immaterielle Vermögensgegenstände in der Wirecard Technologies GmbH Slowakei 3.306 23,000 760

Kundenbeziehungen in der Wirecard Technologies GmbH 1867 27,025 505

Geschäfts- oder Firmenwert in der Wirecard Technologies GmbH - 187 27,025 51

Sonstige Ausleihungen in der Wirecard Technologies GmbH - 507 27,025 137

Earn-Out-Komponente in der Wirecard Sales International GmbH 4 27,025 1

Phasengleiche Ausschüttung in der Wirecard Sales International GmbH 5% 2230 27,025 30

Nicht realisierte Kursgewinne auf Fremdwährung im Bereich VU 2470 27,025 668

Zinsen für Darlehen Vertriebspartner in der Click2Pay GmbH - 94 27,025 25

Nichtansatz Rückstellung für Hauptversammlung 135 27,025 36

Abgegrenzte Miete Dornach in der Wirecard AG 316 27,025 85

Zwischensumme 336 16.275

Steuerlich verrechenbare Verlustvorträge innerhalb der nächsten fünf Jahre in der Wirecard AG 10.876

Zwischensumme 11.212

Verrechnung aktive/passive latente Steuern - 11.212 - 11.212

Summe latente Steuern 5.063

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4. ERLÄUTERUNGEN DER GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG

15

4. ERLÄUTERUNGEN DER GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG

4.1 Umsatzerlöse

Die Wirecard AG führt kein eigenes operatives Geschäft. Ihr Tätigkeitsbereich konzentriert sich

auf das Erbringen von Verwaltungs- und Managementleistungen für ihre Tochtergesellschaften.

Deswegen setzen sich die im Berichtsjahr generierten Umsatzerlöse von TEUR 9.310 (Vj.: TEUR

7.808) aus konzerninternen Verrechnungen zusammen.

4.2 Aktivierte Eigenleistungen

Die Position andere aktivierte Eigenleistungen beinhaltet in Höhe von TEUR 640 (Vj.: TEUR 0)

Eigenleistungen, die mit der Anschaffung und Implementierung von Verwaltungssoftware in direk-

tem Zusammenhang stehen.

4.3 Sonstige betriebliche Erträge

Die sonstigen betrieblichen Erträge betrugen im Geschäftsjahr TEUR 352 (Vj.: TEUR 493). Sie

betreffen im Wesentlichen die Verrechnung von Sachbezügen und Erträge aus Vermietung.

4.4 Personalaufwand

Der Personalaufwand betrug im Berichtsjahr TEUR 14.786 (Vj.: TEUR 9.213).

4.5 Sonstige betriebliche Aufwendungen

In den sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind im Wesentlichen folgende Posten zusammen-

gefasst: Kosten für Legal & Consulting, Raumkosten, personalnahe Aufwendungen, sonstige be-

triebliche Aufwendungen gegenüber verbundenen Unternehmen, Reisekosten, sonstige Kosten,

Fahrzeugkosten und Werbekosten. Diese betrugen im Berichtsjahr insgesamt TEUR 14.407 (Vj.:

TEUR 23.622). Sie beinhalteten im Vorjahr Kosten der Kapitalerhöhung von TEUR 5.695 und die

Ausbuchung des Restwertes von TEUR 8.248 aus dem Verkauf einer Beteiligung.

4.6 Erträge aus Beteiligungen

Im Jahr 2015 erhielt die Wirecard AG keine Erträge aus Beteiligungen, da das Tochterunternehmen

Wirecard (Gibraltar) Ltd. keinen Gewinn ausschüttete. Im Vorjahr dagegen betrug die Gewinnaus-

schüttung an die Wirecard AG TEUR 7.000.

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4.7 Ergebnisse aus Gewinnabführungsverträgen

Die Wirecard AG hat mit der Wirecard Technologies GmbH am 19. Juli 2005 einen Gewinnabfüh-

rungsvertrag als herrschender Gesellschafter geschlossen. Die Hauptversammlung hat mit Be-

schluss vom 30. August 2005 zugestimmt. Hieraus erzielte die Wirecard AG im Berichtsjahr einen

Ertrag aus Gewinnabführung von TEUR 26.733 (Vj.: TEUR 17.341).

Darüber hinaus ist im Ergebnis der Wirecard AG der in 2004 abgeschlossene Beherrschungs- und

Gewinnabführungsvertrag zwischen der Wirecard AG – als beherrschende Gesellschaft – und der

Click2Pay GmbH enthalten. Hieraus erzielte die Wirecard AG im Berichtsjahr einen Ertrag aus

Gewinnabführung von TEUR 1.937 (Vj.: TEUR -422).

Die Wirecard AG hat mit der Wirecard Acquiring & Issuing GmbH am 10. Mai 2012 einen Gewinn-

abführungsvertrag als herrschender Gesellschafter geschlossen. Die Gesellschafterversammlung

hat mit Beschluss vom 26. Juni 2012 zugestimmt. Im Berichtsjahr erwirtschaftete die Wirecard

Acquiring & Issuing GmbH einen Verlust von TEUR 2, der von der Wirecard AG ausgeglichen

wurde. Im Vorjahr erzielte die Wirecard AG aus dem Gewinnabführungsvertrag mit der Wirecard

Acquiring & Issuing GmbH einen Ertrag in Höhe von TEUR 19.817.

Die Wirecard AG hat mit der Wirecard Sales International GmbH am 10. Mai 2012 einen Gewinn-

abführungsvertrag als herrschender Gesellschafter geschlossen. Die Gesellschafterversammlung

hat mit Beschluss vom 26. Juni 2012 zugestimmt. Hieraus erzielte die Wirecard AG im Berichtsjahr

einen Ertrag aus Gewinnabführung von TEUR 8.487 (Vj.: TEUR 8.468).

4.8 Ertragsteueraufwand

Der Ausweis Steuern vom Einkommen und vom Ertrag aus Vorjahren in Höhe von TEUR 353 be-

trifft Steuern vom Einkommen und vom Ertrag aus einer Betriebsprüfung. Im Jahresabschluss

wurden die sich ergebenden aktiven und passiven latenten Steuern saldiert angesetzt. Im Be-

richtsjahr war die Zuführung zu den aktiven latenten Steuern TEUR 2.014 und die Zuführung zu

den passiven latenten Steuern TEUR 3.857. Die Verrechnung dieser Positionen hat zu einem la-

tenten Steueraufwand von TEUR 1.843 geführt. Im Vorjahr war ein latenter Steueraufwand von

TEUR 273 gebildet worden.

4.9 Abschreibungen auf Vermögensgegenstände

Bei den Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und

Sachanlagen handelt es sich um planmäßige Abschreibungen.

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4. ERLÄUTERUNGEN DER GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG

17

4.10 Abschreibungen auf Finanzanlagen

Die Beteiligung an der Click2Pay GmbH wurde im Berichtsjahr zu einem Betrag von TEUR 2.022

erfolgswirksam abgeschrieben. Sie wurde als im Wert gemindert befunden, weil ihr wichtigstes

Geschäftsinstrument, die Softwareplattform, verkauft worden war. Den Ertrag aus dem Verkauf

der Softwareplattform hat die Wirecard AG im Rahmen des bestehenden Gewinnabführungsver-

trages mit der Click2Pay GmbH zum Jahresende erhalten. Weitere Abschreibungen auf Finanzan-

lagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens haben sich im Berichtsjahr nicht ereignet.

4.11 Angaben nach § 158 Abs. 1 AktG

Die Gewinnverteilung stellt sich folgendermaßen dar:

Gewinnverteilung

In TEUR

Jahresüberschuss 2015 10.864

Bilanzgewinn per 31.12.2014 63.429

Ausschüttung Dividende - 16.054

Gewinnvortrag aus dem Vorjahr 47.376

Bilanzgewinn zum 31.12.2015 58.240

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5. SONSTIGE ERLÄUTERUNGEN 5.1 Tochterunternehmen der Wirecard AG

Anteilsbesitz der Wirecard AG

in TEUR Anteils-

besitz Eigenkapital zum

31. Dezember 2015Jahres-

ergebnis 2015

Click2Pay GmbH, Aschheim (Deutschland) 100% 25 *1.937

Wirecard (Gibraltar) Ltd. (Gibraltar) 100% 56.595 471

Wirecard Sales International GmbH, Aschheim (Deutschland) 100% 230.719 *8.487

Wirecard Payment Solutions Holdings Ltd., Dublin (Irland) 100% 193.929 **60.654

PT Prima Vista Solusi, Jakarta (Indonesien) 100% - 604 - 1.035

Wirecard Singapore Pte. Ltd. (Singapur) (vormals: Systems@Work Pte. Ltd.) 100% 39.113 2.875

Trans Infotech Pte. Ltd. (Singapur) 100% 4.307 1.631

PT Aprisma Indonesia (Indonesien) 100% 16.835 6.639

Wirecard Myanmar Ltd., Yangon (Myanmar) 100% - 330 - 220

Wirecard Asia Holding Pte Ltd., (Singapore) 100% 439 - 1.571

Wirecard Central Eastern Europe GmbH, Klagenfurt (Österreich) 100% 2.398 ***2.236

Wirecard Payment Solutions Malaysia SDN BHD, Kuala Lumpur (Malaysia) (vormals: Korvac (M) SDN BHD) 100% - 213 ****- 516

Wirecard India Private Ltd., Chennai (Indien) (vormals: Visa Processing Service (India) Pte. Ltd.) 100% 1.912 *****723

American Payment Holding Inc., Toronto (Kanada) 100% - 368 - 368

Hermes I Tickets Pte. Ltd., Chennai (Indien) 100% 9.827 5890

Star Global Currency Exchange Pte. Ltd., Bangalore (Indien) 100% 392 ****- 24

Wirecard Technologies GmbH, Aschheim (Deutschland) 100% 247.352 *27.933

Wirecard Communication Services GmbH, Leipzig (Deutschland) 100% 1.741 419

Wirecard Retail Services GmbH, Aschheim (Deutschland) 100% - 860 - 478

cardSystems Middle East FZ-LLC, Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) 100% 170.606 46.875

Wirecard NZ Ltd, Auckland (Neuseeland) (vormals: GFG Group Ltd) 100% 2.504 1.450

Wirecard Africa Holding Proprietary Ltd., Kapstadt (Südafrika) (vormals: Amara Technology Africa Proprietary Ltd.) 100% 5.505 2.672

Wirecard Acquiring & Issuing GmbH, Aschheim (Deutschland) 100% 28.518 *- 2

Wirecard Bank AG, Aschheim (Deutschland) 100% 76.343 23.940

Wirecard Card Solutions Ltd., Newcastle (Großbritannien) 100% 24.879 1589

Wirecard Ödeme ve Elektronik Para Hizmetleri A.Ș ., Istanbul (Türkei) (vormals: Mikro Ödeme Sistemleri İ letiș im San.ve Tic. A.Ș .) 100% 2.515 1379

Wirecard Processing FZ LLC, Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) 100% - 5.016 - 1.952

*nach Gewinn-/Verlustabführung TEUR 0 **nach Dividendenausschüttung TEUR -54.654

***nach Dividendenausschüttung TEUR 6 ****Rumpfgeschäftsjahr 01.04.-31.12.15

*****Rumpfgeschäftsjahr 23.02.-31.12.15

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5. SONSTIGE ERLÄUTERUNGEN

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5.2 Haftungsverhältnisse (§§ 251, 268 Abs. 7 HGB)

Die Wirecard AG hat aus gesellschaftsrechtlichen Gründen eine Patronatserklärung für alle Ver-

bindlichkeiten zum 31. Dezember 2015 der Tochtergesellschaft Wirecard Payment Solutions Hol-

dings Ltd., Dublin, abgegeben. Die Gesamtverbindlichkeiten der Wirecard Payment Solutions Hol-

dings Ltd., Dublin, betragen zum 31. Dezember 2015 Mio. EUR 32. Mit einer Inanspruchnahme

aus dieser Patronatserklärung wird nicht gerechnet, da die Wirecard Payment Solutions Holdings

Ltd., Dublin ihre sämtlichen Verbindlichkeiten voraussichtlich erfüllen wird.

Die Wirecard AG hat zum Stichtag Avale von externen Banken für ihre Tochterunternehmen Wire-

card Bank AG im Volumen von TEUR 16.808 und Wirecard Asia Holding Pte. Ltd. im Volumen von

TEUR 577 abgeschlossen und ist dadurch in eine mittelbare Haftbarkeit eingetreten. Ebenfalls hat

sie Garantien für die Wirecard Bank AG für Geschäftsbeziehungen zu Kreditkartenunternehmen

gewährt. Mit einer Inanspruchnahme daraus wird nicht gerechnet, da die entsprechenden Ver-

bindlichkeiten voraussichtlich von diesen Tochtergesellschaften erfüllt werden können.

Ferner hat die Wirecard AG verschiedene Patronatserklärungen aus dem operativen Geschäft der

Tochtergesellschaften in Einzelfällen zugunsten der Kunden abgegeben, die allesamt limitiert sind.

Diese addieren sich auf eine Gesamtsumme im Bereich von Mio. EUR 223. Mit einer Inanspruch-

nahme daraus wird nicht gerechnet, da die entsprechenden Verbindlichkeiten voraussichtlich von

diesen Tochtergesellschaften erfüllt werden können.

5.3 Sonstige Verpflichtungen

Die Wirecard AG hat Mietverträge über Büroflächen abgeschlossen. Ein großer Anteil dieser Kos-

ten wird an verbundene Unternehmen weiterberechnet, da die Leistungen zum Teil gesammelt für

die Konzerntöchter eingekauft werden. Auch bestehende Verträge für Gebäudeschutz und Haft-

pflichtversicherung mit Laufzeiten über den Bilanzstichtag betreffen auch den Konzernverbund.

Die Zahlungsverpflichtungen aus allen diesen Verträgen verteilen sich über die nächsten fünf

Jahre wie folgt:

In TEUR 2016 2017 2018 2019 2020

Jährliche Verpflichtungen 3.189 2.551 2.196 2.112 0

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5.4 Geschäfte mit nahe stehenden Unternehmen und Personen

Gemäß § 285 Nr. 21 HGB sind zumindest die nicht zu marktüblichen Bedingungen zustande ge-

kommenen Geschäfte, soweit sie wesentlich sind, mit nahe stehenden Unternehmen und Perso-

nen, einschließlich Angaben zur Art der Beziehung, zum Wert der Geschäfte sowie weiterer An-

gaben, die für die Beurteilung der Finanzlage notwendig sind, anzugeben. Im Berichtsjahr gab es

in der Wirecard AG keine nicht marktüblichen Geschäfte mit nahe stehenden Personen.

5.5 Durchschnittliche Zahl der Arbeitnehmer

In der Gesellschaft sind im Geschäftsjahr durchschnittlich 75 Mitarbeiter beschäftigt.

Anzahl Arbeitnehmer

Anzahl 2015 2014

Verwaltung 72 63

Vertrieb 3 3

Gesamt 75 66

5.6 Vorstand

Die folgenden Personen waren als Vorstand bei der Wirecard AG beschäftigt:

DR. MARKUS BRAUN, Wirtschaftsinformatiker, Vorstand seit 1. Oktober 2004

Vorstandsvorsitzender, Technikvorstand

BURKHARD LEY, Bankkaufmann, Vorstand seit 1. Januar 2006 Finanzvorstand

Andere Aufsichtsratsmandate: Backbone Technology AG, Hamburg (Deutschland)

JAN MARSALEK, Informatiker, Vorstand seit 1. Februar 2010 Vertriebsvorstand

Im Geschäftsjahr 2015 beliefen sich die Gesamtbezüge aller Vorstandsmitglieder der Gesellschaft,

das heißt die Gesamtbezüge im Geschäftsjahr während der Dauer der Zugehörigkeit der einzelnen

Personen zum Vorstand einschließlich der sonstigen Leistungen und der noch nicht ausgezahlten

Beträge für die aktienkursbasierte Variable Vergütung I und Variable Vergütung II in Höhe von

TEUR 1.700 auf TEUR 9.041 (Vorjahr: TEUR 4.657).

Kredite an Organmitglieder wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht vergeben.Für weitere In-

formationen wird auf den Lagebericht verwiesen.

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5. SONSTIGE ERLÄUTERUNGEN

21

5.7 Aufsichtsrat

Die folgenden Personen waren als Aufsichtsratsmitglieder bei der Wirecard AG tätig:

Wulf Matthias (Vorsitzender)

Senior Advisor der M.M. Warburg & Co., Hamburg

Andere Aufsichtsratsmandate oder Mandate in anderen Kontrollgremien:

Wirecard Bank AG, Aschheim (Deutschland)

Deufol AG, Hofheim (Deutschland)

Alfons W. Henseler (stellv. Vorsitzender),

selbstständiger Unternehmensberater

Andere Aufsichtsratsmandate oder Mandate in anderen Kontrollgremien:

Wirecard Bank AG, Aschheim (Deutschland)

Diamos AG, Sulzbach (Deutschland)

Stefan Klestil

Unternehmensberater bei der Belview Partners GmbH

Andere Aufsichtsratsmandate oder Mandate in anderen Kontrollgremien:

Wirecard Bank AG, Aschheim (Deutschland)

iyzi Teknoloji ve Ödeme Sistemleri A.S., Istanbul (Türkei)

Curve 1 Ltd., London (Großbritannien)

Holvi Payment Services Oy, Helsinki (Finnland)

Die Vergütung des Aufsichtsrats ist in § 14 der Satzung der Wirecard AG geregelt. Danach erhalten

die Mitglieder des Aufsichtsrats neben dem Ersatz der bei der Ausübung der Amtstätigkeit er-

wachsenen Auslagen (sowie dem Ersatz der etwa auf ihre Vergütung und Auslagen entfallenden

Umsatzsteuer) eine feste und eine variable Vergütung. Die jährliche Festvergütung beträgt

TEUR 55. Die variable Vergütung ist erfolgsabhängig und richtet sich nach der Höhe des konsoli-

dierten EBIT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit vor Zinsen und Ertragssteuern) der

Gesellschaft. Für jede vollendete Million Euro, um die das konsolidierte EBIT der Gesellschaft zum

31. Dezember 2008 einen Mindestbetrag von 30 Mio. EUR übersteigt, beträgt die variable Vergü-

tungskomponente netto TEUR 1. Dieser Mindestbetrag von 30 Mio. EUR erhöht sich ab Beginn

des Geschäftsjahres 2009 um 10 Prozent jährlich und liegt demnach für das Geschäftsjahr 2015

bei EUR Mio. 58,46.

Gemäß den Bestimmungen des Deutschen Corporate Governance Kodex werden Vorsitz und

stellvertretender Vorsitz im Aufsichtsrat gesondert berücksichtigt. Ausschüsse bestehen im Auf-

sichtsrat der Gesellschaft nicht. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats erhält das Doppelte und der

Stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats das Eineinhalbfache des sogenannten einfachen

Satzes der festen und der variablen Vergütung. Veränderungen im Aufsichtsrat während des Ge-

schäftsjahres führen zu einer zeitanteiligen Vergütung. Darüber hinaus erhalten die Mitglieder des

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Aufsichtsrats für jede Aufsichtsratssitzung, an der sie teilnehmen, ein Sitzungsgeld in Höhe von

EUR 1.250,00 zzgl. Umsatzsteuer.

Die Aufsichtsratsvergütung belief sich im Geschäftsjahr 2015 insgesamt auf TEUR 785 (Vorjahr:

TEUR 622). In Höhe von TEUR 513 wurde die Vergütung aufwandswirksam zurückgestellt und

kommt im Jahr 2016 zur Auszahlung.

5.8 Entsprechenserklärung

Die nach § 161 AktG vorgeschriebene Erklärung für den Zeitraum April 2015 bis März 2016 bzw.

den Zeitraum April 2016 bis März 2017 wurde im März 2015 bzw. März 2016 unterzeichnet und

ist den Aktionären auf der Homepage der Wirecard AG auch im März 2015 bzw. März 2016 zu-

gänglich gemacht worden.

5.9 Abschlussprüferhonorare

Nach § 285 Nr. 17 HGB sind Kapitalgesellschaften und Personenhandelsgesellschaften i.S.d. §

264a HGB dazu verpflichtet, im Anhang das von dem Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr be-

rechnete Gesamthonorar anzugeben, aufgeschlüsselt in das Honorar für Abschlussprüferleistun-

gen, andere Bestätigungsleistungen, Steuerberatungsleistungen und sonstige Leistungen, soweit

die Angaben nicht in einem das Unternehmen einbeziehenden Konzernabschluss enthalten sind.

In diesem Zusammenhang wird auf den Anhang zum Konzernabschluss der Wirecard AG verwie-

sen, im dem das Gesamthonorar für die Wirecard AG enthalten ist.

Aufsichtsratsvergütung 2015

in TEUR

Funktion von Bis erfolgs-

unabhängig Sitzungs-

geld erfolgs-

abhängig

Langfrist-ige Anreiz-

wirkung Gesamt

Wulf Matthias Vorsitzender 01.01.2015 31.12.2015 110 8 228 0 346

Alfons W. Henseler Stellvertreter 01.01.2015 31.12.2015 83 8 171 0 262

Stefan Klestil Mitglied 01.01.2015 31.12.2015 55 8 114 0 177

Gesamtvergütung 248 23 513 0 785

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5. SONSTIGE ERLÄUTERUNGEN

23

5.10 Ausschüttungssperre

In der Organgesellschaft Wirecard Technologies GmbH werden seit dem Jahr 2010 selbst ge-

schaffene immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens bilanziert. Der Ansatz zum

31.12.2015 beträgt TEUR 56.265. Beim Organträger Wirecard AG wurden dafür passive latente

Steuern in Höhe von TEUR 15.072 angesetzt. Dem entsprechend ist der Bilanzgewinn der Wire-

card AG in Höhe von TEUR 41.193 ausschüttungsgesperrt.

5.11 Ereignisse nach dem Bilanzstichtag

Ereignisse nach dem Bilanzstichtag, die zusätzliche Informationen zur Lage der Gesellschaft zum

Bilanzstichtag liefern (berücksichtigungspflichtige Ereignisse) werden im Einzelabschluss bilanzi-

ell berücksichtigt. Nicht zu berücksichtigende Ereignisse nach dem Bilanzstichtag werden im An-

hang angegeben, wenn sie wesentlich sind. Es gab keine im Anhang anzugebenden Ereignisse

nach dem Bilanzstichtag.

Aschheim, 8. April 2016

Wirecard AG

Dr. Markus Braun Burkhard Ley Jan Marsalek

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Wirecard AG, AschheimEntwicklung des Anlagevermögens für das Geschäftsja hr vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2015

Abschreibungendes Geschäftsjahres

1.1.2015 Zugänge Abgänge Umgliederungen 31.12.2015 1.1.2015 Zugänge Abgänge 31.12.2015 31.12.2015 31.12.2014EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR

A. ANLAGEVERMÖGEN

I. Immaterielle Vermögensgegenstände

Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechteund Werte sowie Lizenzen an solchen Rechten und Werten 3.481.316,63 1.220.934,21 -2.942,50 0,00 4.699.308,34 1.355.509,57 848.179,00 -2.942,50 2.200.746,07 2.498.562,27 2.125.807,06 848.179,00

II. Sachanlagen

1. Technische Anlagen und Maschinen, Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung 3.796.424,65 1.902.729,52 -88.835,86 0,00 5.610.318,31 1.678.823,65 979.655,52 -88.835,86 2.569.643,31 3.040.675,00 2.117.601,00 979.655,52

2. Geleistete Anzahlungen 0,00 72.263,00 0,00 0,00 72.263,00 0,00 0,00 0,00 0,00 72.263,00 0,00 0,003.796.424,65 1.974.992,52 -88.835,86 0,00 5.682.581,31 1.678.823,65 979.655,52 -88.835,86 2.569.643,31 3.112.938,00 2.117.601,00 979.655,52

III. Finanzanlagen

1. Anteile an verbundenen Unternehmen 468.451.374,24 42.009.736,24 0,00 0,00 510.461.110,48 425.677,03 2.021.547,00 0,00 2.447.224,03 508.013.886,45 468.025.697,21 2.021.547,002. Wertpapiere des Anlagevermögens 10.000.000,00 0,00 0,00 0,00 10.000.000,00 0,00 0,00 0,00 0,00 10.000.000,00 10.000.000,00 0,00

478.451.374,24 42.009.736,24 0,00 0,00 520.461.110,48 425.677,03 2.021.547,00 0,00 2.447.224,03 518.013.886,45 478.025.697,21 2.021.547,00

485.729.115,52 45.205.662,97 -91.778,36 0,00 530.843.000,13 3.460.010,25 3.849.381,52 -91.778,36 7.217.613,41 523.625.386,72 482.269.105,27 3.849.381,52

Anschaffungs- und Herstellungskosten Kumulierte Abschreibungen Buchwert

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Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers

Wir haben den Jahresabschluss - bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung

sowie Anhang - unter Einbeziehung der Buchführung und den Lagebericht der Wirecard AG,

Aschheim, für das Geschäftsjahr vom 1. Januar 2015 bis zum 31. Dezember 2015 geprüft.

Die Buchführung und die Aufstellung von Jahresabschluss und Lagebericht nach den

deutschen handelsrechtlichen Vorschriften sowie den ergänzenden Bestimmungen der

Satzung liegen in der Verantwortung der gesetzlichen Vertreter der Gesellschaft. Unsere

Aufgabe ist es, auf der Grundlage der von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung

über den Jahresabschluss unter Einbeziehung der Buchführung und über den Lagebericht

abzugeben.

Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach § 317 HGB unter Beachtung der vom

Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger

Abschlussprüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und durchzuführen,

dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die Darstellung des durch den Jahresab-

schluss unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und durch den

Lagebericht vermittelten Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich auswir-

ken, mit hinreichender Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung der Prüfungshandlun-

gen werden die Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche und

rechtliche Umfeld der Gesellschaft sowie die Erwartungen über mögliche Fehler berücksich-

tigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen

internen Kontrollsystems sowie Nachweise für die Angaben in Buchführung, Jahresab-

schluss und Lagebericht überwiegend auf der Basis von Stichproben beurteilt. Die Prüfung

umfasst die Beurteilung der angewandten Bilanzierungsgrundsätze und der wesentlichen

Einschätzungen der gesetzlichen Vertreter sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung des

Jahresabschlusses und des Lageberichts. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung

eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet.

Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt.

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Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse ent-

spricht der Jahresabschluss den gesetzlichen Vorschriften sowie den ergänzenden Bestim-

mungen der Satzung und vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger

Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-,

Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft. Der Lagebericht steht in Einklang mit dem Jah-

resabschluss, vermittelt insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage der Gesellschaft und

stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.

München, den 8. April 2016

Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

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