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Wohnheim TANGRAM Bubendorf/BL. Herausragende Leistungen werden von Menschen mit Engagement, Sorgfalt und Leidenschaft erzielt, die ihren Beruf lieben und bereit sind, über sich hinauszu- wachsen. Eine Insitution des Regionalen Vereins Wohnen für Körperbehinderte, WKB, www.wkb-basel.ch Nach Jahren der Planung, Projektierung und der Ausschreibung eines Architek- turwettbewerbs, nach 20 Monaten Bau- zeit und vielen Detailbearbeitungen, konnte das Wohnheim TANGRAM am 5. Februar 2007 den Betrieb aufneh- men. Wie bei einem Schachspiel mussten im Laufe der Planungs- und Bauzeit alle Entscheidungen auf ihre Auswirkungen in der Zukunft hin hinterfragt und getrof- fen werden. Berücksichtigt werden muss- ten nicht nur die internen Forderungen aus verschiedenen Fachkommissionen und konzeptionelle Grundlagen, son- dern auch externe Anliegen, z.B. das IV-Richtraumprogramm, kommunale und kantonale Bauvorschriften, Leistungsvor- gaben des Kantons Basel Landschaft, Wünsche und Anforderungen seitens der zukünftigen Pensionäre oder finan- zielle Rahmenbedingungen. Die Qualität des Wohnheims TAN- GRAM und damit die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Bewoh- nerinnen und Bewohner wird letztlich durch die Summe und das Ergebnis aus allen diesen Einflussfaktoren massgeb- lich und für eine lange Zukunft bestimmt und geprägt. Die Realisierung des Wohnheims er- forderte viel Zeit, Durchhaltevermögen, grosses Engagement von zahlreichen Personen mit unterschiedlichsten fach- lichen Ressourcen und die finanzielle und ideelle Unterstützung von Privatper- sonen, Stiftungen und der öffentlichen Hand. Die Hartnäckigkeit, Dinge ein viertes und fünftes Mal zu überdenken und zu überarbeiten, hat sich gelohnt. Für alle Beteiligten und insbesondere die Bauherrschaft, den regionaler Ver- ein Wohnen für Körperbehinderte WKB ist mit der Planung und Fertigstellung des Neubaus in all den Jahren etwas Greifbares entstanden. Die Planung für das Wohnheim TANGRAM hat im Jahr 1995 mit einer Gruppe von 5 en- gagierten Personen begonnen. Es gab zahlreiche Hürden und manch eine Um- Drehung, die gemeistert wurde. Noch müssen ein paar Falten glatt gestrichen werden, die eine oder andere Kante noch gerundet werden, bis die Ge- schichte und der ausgeprägte Charak- ter des Wohnheims sich unverkennbar in den neuen vier Wänden spiegelt. Mit der Einweihung im September 2007 beginnt eine neue Ära beim Ver- ein WKB. Ralf Bühner, Projektleiter Wohnen für Menschen mit schwersten mehrfa- chen Behinderungen und hohem Assistenzbedarf. Die Weise, wie ein Mensch in seinem Haus lebt, bezeichnen wir als Wohnen. Man wohnt meist nicht alleine, sondern zu mehreren. Für Menschen mit Behinderung gilt dies im selben Mass wie für alle anderen Menschen. Die Einrichtung der Wohnung hat viel mit der Wohnlichkeit zu tun. Wohnlichkeit kann entstehen durch zweckentsprechende und passende Möblierung, durch die Materialien und Farben, die verwendet werden, durch persönliche Gegenstände. Hier verbindet sich die Arbeit des Architekten mit der Geschichte der BewohnerInnen. Meist kann man irgendwann im Leben entscheiden, mit wem man wohnen möchte, jedoch gibt es auch viele Momente im Leben in de- nen man diese Entscheidungsmög- lichkeit nur sehr begrenzt hat. Dies trifft auch für die Bewohner-Innen des Wohnheimes Tangram zu. Alle würden gerne bei ihren Familien oder Freunden leben, sind dort aber aufgrund der umfangreichen Beeinträchtigungen an Grenzen gestossen, die dies im Moment oder auf Dauer nicht mehr erlauben. Die Existenz einer Privatsphäre ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Wohnung zu einem Rückzugsort wird, von dem aus für das Leben Kraft geschöpft werden kann. Um die notwendigen Hilfeleis- tungen ausführen zu können, müs- sen unsere MitarbeiterInnen in diese Privatsphäre häufig eindringen. Auf der einen Seite ist es ein Arbeits- platz, auf der anderen soll eine Privatsphäre entstehen, das macht ein Zusammenleben anspruchsvoll. Clemens Moser, Heimleiter

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Page 1: Wohnen für Menschen Bubendorf/BL. - Verein WKB · Wohnheim TANGRAM Bubendorf/BL. Herausragende Leistungen werden von Menschen mit Engagement, Sorgfalt und Leidenschaft erzielt, die

Wohnheim TANGRAM Bubendorf/BL.Herausragende Leistungen werden von Menschen mit Engagement, Sorgfalt und Leidenschaft erzielt, die ihren Beruf lieben und bereit sind, über sich hinauszu- wachsen.

Eine Insitution des Regionalen Vereins Wohnen für Körperbehinderte, WKB, www.wkb-basel.ch

Nach Jahren der Planung, Projektierung und der Ausschreibung eines Architek-turwettbewerbs, nach 20 Monaten Bau-zeit und vielen Detailbearbeitungen, konnte das Wohnheim TANGRAM am 5. Februar 2007 den Betrieb aufneh-men. Wie bei einem Schachspiel mussten im Laufe der Planungs- und Bauzeit alle Entscheidungen auf ihre Auswirkungen in der Zukunft hin hinterfragt und getrof-fen werden. Berücksichtigt werden muss-ten nicht nur die internen Forderungen aus verschiedenen Fachkommissionen und konzeptionelle Grundlagen, son-dern auch externe Anliegen, z.B. das IV-Richtraumprogramm, kommunale und kantonale Bauvorschriften, Leistungsvor-gaben des Kantons Basel Landschaft, Wünsche und Anforderungen seitens der zukünftigen Pensionäre oder finan-zielle Rahmenbedingungen. Die Qualität des Wohnheims TAN-GRAM und damit die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Bewoh-nerinnen und Bewohner wird letztlich durch die Summe und das Ergebnis aus allen diesen Einflussfaktoren massgeb-lich und für eine lange Zukunft bestimmt und geprägt.

Die Realisierung des Wohnheims er-forderte viel Zeit, Durchhaltevermögen, grosses Engagement von zahlreichen Personen mit unterschiedlichsten fach-lichen Ressourcen und die finanzielle und ideelle Unterstützung von Privatper-sonen, Stiftungen und der öffentlichen Hand. Die Hartnäckigkeit, Dinge ein viertes und fünftes Mal zu überdenken und zu überarbeiten, hat sich gelohnt. Für alle Beteiligten und insbesondere die Bauherrschaft, den regionaler Ver-ein Wohnen für Körperbehinderte WKB ist mit der Planung und Fertigstellung des Neubaus in all den Jahren etwas Greifbares entstanden. Die Planung für das Wohnheim TANGRAM hat im Jahr 1995 mit einer Gruppe von 5 en-gagierten Personen begonnen. Es gab zahlreiche Hürden und manch eine Um-Drehung, die gemeistert wurde. Noch müssen ein paar Falten glatt gestrichen werden, die eine oder andere Kante noch gerundet werden, bis die Ge-schichte und der ausgeprägte Charak-ter des Wohnheims sich unverkennbar in den neuen vier Wänden spiegelt. Mit der Einweihung im September 2007 beginnt eine neue Ära beim Ver-ein WKB.

Ralf Bühner, Projektleiter

Wohnen für Menschen mit schwersten mehrfa-chen Behinderungen und hohem Assistenzbedarf.

Die Weise, wie ein Mensch in seinem Haus lebt, bezeichnen wir als Wohnen. Man wohnt meist nicht alleine, sondern zu mehreren. Für

Menschen mit Behinderung gilt dies im selben Mass wie für alle anderen Menschen. Die Einrichtung der Wohnung hat viel mit der Wohnlichkeit zu tun. Wohnlichkeit kann entstehen durch zweckentsprechende und passende Möblierung, durch die Materialien und Farben, die verwendet werden, durch persönliche Gegenstände. Hier verbindet sich die Arbeit des Architekten mit der Geschichte der BewohnerInnen. Meist kann man irgendwann im Leben entscheiden, mit wem man wohnen möchte, jedoch gibt es auch viele Momente im Leben in de-nen man diese Entscheidungsmög-lichkeit nur sehr begrenzt hat. Dies trifft auch für die Bewohner-Innen des Wohnheimes Tangram zu. Alle würden gerne bei ihren Familien oder Freunden leben, sind dort aber aufgrund der umfangreichen Beeinträchtigungen an Grenzen gestossen, die dies im Moment oder auf Dauer nicht mehr erlauben. Die Existenz einer Privatsphäre ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Wohnung zu einem Rückzugsort wird, von dem aus für das Leben Kraft geschöpft werden kann. Um die notwendigen Hilfeleis-tungen ausführen zu können, müs-sen unsere MitarbeiterInnen in diese Privatsphäre häufig eindringen. Auf der einen Seite ist es ein Arbeits-platz, auf der anderen soll eine Privatsphäre entstehen, das macht ein Zusammenleben anspruchsvoll.

Clemens Moser, Heimleiter

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Spatenstich

Modellaufnahme

Aufrichte

Bauimpression

Chronologie. 1995 Gründung einer Interessensgemeinschaft (IG Max) für die Schaffung von Betreuungsmöglichkeiten für schwerstmehr- fach behinderte Menschen.

1996 – 1999 Erarbeitung von zahlreichen konzeptionellen Grundlagen. Gründung Verein TANGRAM (27. Januar 1998). Intensive Land- und Liegenschaftssuche.

2000 Der Verein WKB beschliesst Übernahme der Trägerschaft für das neue Wohnheim. Auflösung Projektgruppe und Verein Tangram. Anpassung Konzept auf neu 22 + 2 Wohnheimplätze.

2001 Intensive Land- und Liegenschaftssuche.

2002 Vorbereitung Architekturwettbewerb. Arbeit an Detailkonzepten (Betriebskonzept, Finanzierungsplan).2003 Architekturwettbewerb / Sieger: Projekt Kumitateru (Architekturbüro Kury Stähelin).

2004 Namensgebung: Wohnheim TANGRAM. Projekteingabe an das Bundesamt für Sozialversicherungen BSV.

2005 Spatenstich 15. Juli 2005. Grundsteinlegung 14. September 2005.

2006 Aufrichte 16. Juni 2006.

2007 Inbetriebnahme Wohnheim Tangram.

Kosten und Finanzierung. Baukosten total (Gebäude, Umgebung, Ausstattung) Fr. 13‘047‘900.–

Finanzierung Hypothek Bank Fr. 7‘000‘000.–Baubeitrag BSV (inkl. Teuerung) rund Fr. 2‘972‘000.–Eigenmittel WKB aus Spenden rund Fr. 3‘075‘000.– Fr. 13‘047‘000.–

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Leistungsangebot. Das Wohnheim Tangram bietet Men-schen mit schwersten Behinderungen Wohn- und Förderungsmöglichkeiten. Das Angebot umfasst die unbefristete Betreuung im Wohn- und Beschäfti-gungsbereich (23 Dauerwohnplätze) und 1 Platz für temporäre Betreuung zur Entlastung der Angehörigen. ZielgruppeMenschen mit körperlichen, kognitiven und schwersten mehrfachen Behin-derungen, die eine intensive Unter-stützung im pflegerischen und leben-spraktischen Bereich brauchen. Dazu gehören z.B. Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma, Multiple Sklerose, Ce-rebral Parese, Para-/Tetraplegie, Mus-kelerkrankungen und neurologischen Beeinträchtigungen.

Studioangebot/Ausstattung• 23 Einzelzimmer-Studios (Wohnen 26 qm, Nasszelle 6 qm)• 1 Studio für Ferienaufenthalte

Ausstattung:• Pflegebett• Ebenerdige Dusche mit anpass- baren Haltegriffen• Toilette mit anpassbaren Halterungen• Notruf• Einbauschrank• Garderobe• Telefon-/TV-/Internet-Anschluss• Vorinstallation für Umweltkontroll- gerät JAMES

Gemeinschaftsräume• Mehrzweckraum mit Cafeteria• 6 Beschäftigungs-Ateliers• 4 Etagen-Aufenthaltsräume mit Einbauküchen• Behindertengerechte Gartenanlage

Dienstleistungen• Individuelle Pflege und Betreuung• Bedürfnisgerechte Beschäftigungs- möglichkeiten• Verpflegung mit Haupt- und Zwischenmahlzeiten• Reinigung der persönlichen Wäsche• Reinigung Wohnstudio• Wartung Hilfsmittel

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Das TANGRAM-Team.

Wenn alle Studios bezogen sind leben im Wohnheim Tangram 24 Mensch-en mit schwersten Behinderungen. Für deren Betreuung sind 44 Planstellen vorgesehen, diese verteilen sich auf etwa 70 Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter. Die vier Wohneinheiten werden je-weils von einem Team betreut, das sich aus jeweils etwa zehn Personen zusam-mensetzt. Meist haben sie einen pfle-

gerischen oder sozialpädagogischen beruflichen Hintergrund. Da viele der BewohnerInnen auch nachts hilfebedürftig sind, muss das Nachtwachenteam jede Nacht zwei Personen stellen. Die zehn Mitarbeiter- Innen aus diesem Bereich kommen meist aus dem Bereich der Pflege. Von Montag bis Freitag wird am Vor- und Nachmittag Beschäftigung angeboten. Diese gibt es mit den

Unser Betreuungsangebot. Das Angebot des Wohnheimes rich-tet sich an 24 erwachsene Frauen und Männer aller Altersgruppen mit schwersten körperlichen und mehrfa-chen Behinderungen. Die Aufnahme muss vor dem AHV-Alter erfolgen. Die Beeinträchtigungen können ver-schiedene Ursachen haben. Im Moment sind es meist Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma, mit neurodegenerativen Erkrankungen oder mit cerebraler Pare-se. Das Wohnheim bietet Wohnen in 24 Appartement mit eigener Nasszelle, Pflege und Betreuung, sinnvolle sinn-stiftende Beschäftigung, angemessene Verpflegung, sowie Reinigung des Stu-dios und der persönlichen Wäsche. Es

steht ein Gästeplatz für Ferien oder Ent-lastungsaufenthalte zur Verfügung. Alle Appartements sind vollständig behindertengerecht ausgestattet und für den Einsatz von Umweltkontrollge-räten vorbereitet. Sie verfügen über Te-lefon- und Internetanschluss sowie eine Rufanlage um Hilfe zu erhalten. Eine Grundausstattung für jedes Studio ist vorhanden, sie kann durch persönliche Möblierung ergänzt werden. Im Sinne der Selbstbestimmung und Normalisierung versteht es sich, dass die Bewohnerinnen jederzeit Besuche empfangen können, um Ihre sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten. Neben dem persönlichen Apparte-ment steht dafür auch eine Cafeteria zur Verfügung.

Auch in den vier Wohnbereichen gibt es einen Gemeinschaftsraum für die Einnahme des Essens und die Pfle-ge der sozialen Kontakte der Bewohner untereinander. Hier besteht auch die Möglichkeit, selber Essen zuzuberei-ten. Es ist Philosophie der Einrichtung, dass die Bewohner so selbständig leben sollen, wie es ihre Beeinträchtigung zu-lässt. Die Mitarbeitenden unterstützen die Bewohner bei den Aktivitäten des täglichen Lebens dort, wo es vereinbart ist und dem Bedarf entspricht. Diese Betreuung und die Pflege er-folgt meist durch Berufsleute mit pfle-gerischem oder sozialpädagogischem Hintergrund.

Themen Kreatives, Bewegung, Musik, Garten und PC-Arbeit. Das Team be-steht aus sechs Personen verschiedener beruflicher Herkunft. Im Bereich Hauswirtschaft sind die Themen Reinigung, Wäschepflege und Küche vertreten. Sieben Männer und Frauen sind hier tätig. Die Bereiche Haustechnik, Adminis-tration und Leitung sind mit drei Män-nern besetzt.