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MKG-Chirurg 2008 · 1:174–175 DOI 10.1007/s12285-008-0059-9 Online publiziert: 25. Oktober 2008 © Springer Medizin Verlag 2008 B.F. Connell Santa Ana, California, USA Zeitgemäße Konzepte in der ästhetischen Gesichtschirurgie Editorial Noch vor Jahrzehnten konnte ein Patient allenfalls darauf hoffen, durch ein Face- lifting ein entspanntes Aussehen zu er- reichen. Mit den neuesten, anatomisch exakten Diagnosen und dem Wissen um sichere Verfahren kann das anspre- chende Erscheinungsbild, das ein Pati- ent vor über anderthalb Jahrzehnten be- saß, wiederhergestellt werden. Der An- satz für die Gesichtsverjüngung sollte so gewählt werden, dass das Äußere des Pa- tienten dem vor etwa 18–20 Jahren ent- spricht. Jeder Patient kann eine sichere Ope- ration und optimale Ergebnisse erwarten und wird sich, falls dies nicht gewährleis- tet ist, an einen anderen Chirurgen wen- den. Im Gegensatz zu den verfahrens- technischen Fertigkeiten handelt es sich bei der künstlerischen Beurteilung um ein Talent, das über Vorträge und Vorle- sungen kaum erlernbar ist. Für optima- le Ergebnisse ist ein künstlerisches Ge- spür erforderlich, um erkennen zu kön- nen, welche Nasenform das Gesicht an- sprechend aussehen lässt, welche Propor- tionen am angenehmsten zu betrachten sind und welches die entscheidenden Merkmale der Augen, des Gesichts, der Stirn und des Halses für ein in sich stim- miges und schönes Gesamterscheinungs- bild sind. > Der wichtigste Teil des Verfahrens zur Minimierung von Narben ist die Technik der Hautexzision Die verjüngende Wiederherstellung erfor- dert Detailplanung, unterstützt durch Ein- sichtnahme in Fotografien früherer Jahre, als der Patient mit seiner Erscheinung am glücklichsten war (Abb. 1). Ästhetisch unbefriedigende Narben sind glücklicher- weise sehr selten, wenn der Eingriff durch geschickte Chirurgen vorgenommen wur- de, die in der Gesichtsanatomie erfahren sind und sich die Zeit nehmen, einerseits die Zeichen eines chirurgischen Eingriffs zu verhindern und andererseits anspre- chende und jugendliche Konturen wie- derherzustellen. Bei jüngeren Patienten mit Entstellungen des Gesichts, der Nase und des Halses kann die Chirurgie Schön- heit unabhängig von der ästhetischen Aus- gangssituation herausbilden. Zu den nicht akzeptablen Ergebnissen eines Faceliftings zählen sichtbare Narben, eine entstellende Erscheinung, Tragusverformungen, wie keine Endungen oder eine unangemes- sene Größe, neben fehlgesetzten Ohr- läppchen und versetzten Haaren. Auf- fällige Narben sind in der Regel zurück- zuführen auf den nicht adäquaten Ein- schnittort und Farbabgleich, gekrümmte oder gerade Einschnitte, Fehler bei der Nahttechnik, Unwissen über die normale Erscheinung eines jugendhaften Gesichts, Ohren und anderer Merkmale, Hautspan- nung, Trauma und Nekrose, postoperative Schwellungen sowie Fehler bei der Nach- versorgung. Abb. 1 9 Fotografien des  Patienten im Alter von,  a 64 Jahren (25.04.2007),  b 31 Jahren, c 64 Jahren  9 Monate postoperativ  (08.02.2008) 174 |  Der MKG-Chirurg 3 · 2008

Zeitgemäße Konzepte in der ästhetischen Gesichtschirurgie

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MKG-Chirurg 2008 · 1:174–175DOI 10.1007/s12285-008-0059-9Online publiziert: 25. Oktober 2008© Springer Medizin Verlag 2008

B.F. ConnellSanta Ana, California, USA

Zeitgemäße Konzepte in der ästhetischen Gesichtschirurgie

Editorial

Noch vor Jahrzehnten konnte ein Patient allenfalls darauf hoffen, durch ein Face­lifting ein entspanntes Aussehen zu er­reichen. Mit den neuesten, anatomisch exakten Diagnosen und dem Wissen um sichere Verfahren kann das anspre­chende Erscheinungsbild, das ein Pati­ent vor über anderthalb Jahrzehnten be­saß, wieder hergestellt werden. Der An­satz für die Gesichtsverjüngung sollte so gewählt werden, dass das Äußere des Pa­tienten dem vor etwa 18–20 Jahren ent­spricht.

Jeder Patient kann eine sichere Ope­ration und optimale Ergebnisse erwarten und wird sich, falls dies nicht gewährleis­tet ist, an einen anderen Chirurgen wen­den. Im Gegensatz zu den verfahrens­technischen Fertigkeiten handelt es sich bei der künstlerischen Beurteilung um ein Talent, das über Vorträge und Vorle­sungen kaum erlernbar ist. Für optima­le Ergebnisse ist ein künstlerisches Ge­spür erforderlich, um erkennen zu kön­

nen, welche Nasenform das Gesicht an­sprechend aussehen lässt, welche Propor­tionen am angenehmsten zu betrachten sind und welches die entscheidenden Merkmale der Augen, des Gesichts, der Stirn und des Halses für ein in sich stim­miges und schönes Gesamterscheinungs­bild sind.

> Der wichtigste Teil des Verfahrens zur Minimierung von Narben ist die Technik der Hautexzision

Die verjüngende Wiederherstellung erfor­dert Detailplanung, unterstützt durch Ein­sichtnahme in Fotografien früherer Jahre, als der Patient mit seiner Erscheinung am glücklichsten war (. Abb. 1). Ästhetisch unbefriedigende Narben sind glücklicher­weise sehr selten, wenn der Eingriff durch geschickte Chirurgen vorgenommen wur­de, die in der Gesichts anatomie erfahren sind und sich die Zeit nehmen, einerseits

die Zeichen eines chirurgischen Eingriffs zu verhindern und andererseits anspre­chende und jugendliche Konturen wie­derherzustellen. Bei jüngeren Patienten mit Entstellungen des Gesichts, der Nase und des Halses kann die Chirurgie Schön­heit unabhängig von der ästhetischen Aus­gangssituation herausbilden. Zu den nicht akzeptablen Ergebnissen eines Faceliftings zählen sichtbare Narben, eine entstellende Erscheinung, Tragusverformungen, wie keine Endungen oder eine unangemes­sene Größe, neben fehlgesetzten Ohr­läppchen und versetzten Haaren. Auf­fällige Narben sind in der Regel zurück­zuführen auf den nicht adäquaten Ein­schnittort und Farbabgleich, gekrümmte oder gerade Einschnitte, Fehler bei der Nahttechnik, Unwissen über die normale Erscheinung eines jugendhaften Gesichts, Ohren und anderer Merkmale, Hautspan­nung, Trauma und Nekrose, postoperative Schwellungen sowie Fehler bei der Nach­versorgung.

Abb. 1 9 Fotografien des Patienten im Alter von, a 64 Jahren (25.04.2007), b 31 Jahren, c 64 Jahren 9 Monate postoperativ (08.02.2008)

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Hautspannungen sind unnötig und ver­ursachen Probleme bezüglich der Blutzu­fuhr zum Hautlappen sowie breite Nar­ben. Exzisionen senkrecht zu einem un­geeigneten Vektor sowie exzessive Haut­exzisionen heilen narbig ab. Ein unkorrekt lokalisierter Einschnitt resultiert in einer versetzten Haarlinie. Wie einem guten Chirurgen bewusst, beträgt der korrekte Winkel des Ohrläppchens über der Längs­achse des Ohrs zwischen 11 und 15°. Jede Bewegung nach vorn mit dem Ohrläpp­chen anterior zur Längsachse lässt den Pa­tienten aussehen, als habe er ein Facelif­ting vornehmen lassen (1960–1966). Ein weiterer Fehler bei mangelhaften anato­mischen Kenntnissen sind eine fehlende definitive Endung des Tragus oder eine verdeckte intertragale Kerbe (. Abb. 2).

Durch den schnellen Wissensaustausch bei Konferenzen und Besuche bei heraus­ragenden Chirurgen werden Kenntnisse vermittelt, die es erlauben, einen Patienten richtig zu bewerten und Techniken zur Vermeidung von Anzeichen eines chirur­gischen Eingriffs zu erlernen. Somit kann das Ziel erreicht werden, den Patienten 18 oder 20 Jahre jünger aussehen zu lassen. Alle diese Faktoren, welche zu guten äs­thetischen Ergebnissen führen, sind auch in der rekonstruktiven Chirurgie von we­sentlicher Bedeutung. Ein Chirurg, der mit den Feinheiten der ästhetischen Chir­urgie wenig vertraut ist, erzielt keine op­

Abb. 2 8 a Fehlende definitive Endung des Tragus, b verdeckte intertragale Kerbe

timalen Ergebnisse in der rekonstrukti­ven Chirurgie. Andererseits ist ein Chir­urg, dem das Grundwissen in Anatomie, chirurgischen Techniken und der post­operativer Nachversorgung einschließ­lich der allfälligen Problembehandlung fehlt, kein sicherer Chirurg in der ästhe­tischen Chirurgie.

Glücklicherweise verbessern sich die Patientenergebnisse stetig, was zu einem gewissen Teil auf den internationalen Austausch von zeitgemäßen Konzepten zurückzuführen ist.

KorrespondenzadresseB.F. Connell2200 East Fruit Street Suite 101CA 92701 Santa [email protected]

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