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er mit Fieber, Kopfschmerzen, Glieder- schmerzen und offenbar auch Bewussts- einseintru ¨ bung und Verwirrtheit. Er hielt sich im Hotel auf und wurde nicht a ¨ rztlich versorgt, fu ¨r mehrere Tage fehlt ihm die Erinnerung. Erst vier Wochen spa ¨ ter nach Abklingen der akuten Symptomatik suchte er wegen immer noch bestehenden Restbeschwer- den einen Arzt auf und wies diesen auf die in seiner Heimat in Texas vorkom- menden West-Nil-Fieber-Erkrankungen hin. Die daraufhin veranlasste Labordia- gnostik ergab den serologischen Nach- weis von Flavivirus-IgM-Antiko ¨ rpern, in- zwischen liegt auch die Besta ¨ tigung des Bernhard-Nocht-Instituts vor, dass es sich um Antiko ¨ rper gegen West-Nil-Virus handelt. Der Patient ist derzeit noch we- gen Abgeschlagenheit, niedrigem Blut- druck und Geschmackssto ¨ rungen in am- bulanter Behandlung in Deutschland. Die zusta ¨ ndige Gesundheitsbeho ¨rde in Texas wurde bereits informiert. Es handelt sich um den zweiten bisher in Bayern regis- trierten Fall von importiertem West-Nil- Fieber (s.a. Epid. Bull. 39/2003 und 48/ 2004). Quelle: Epidemiologisches Bulletin Nr. 44, 2. November 2007, Seite 412. Zum Auftreten von Erkrankun- gen durch Salmonella Bredeney nach Verzehr italienischer Salami Im September 2007 wurden dem Ge- sundheitsamt insgesamt sechs Salmonel- lose-Erkrankungen, verursacht durch das seltene Serovar Salmonella (S .) Bredeney, gemeldet. Es handelte sich bei den Erkrankten um eine erwachsene Frau sowie fu ¨ nf Kinder im Alter zwischen knapp zwei und 12 Jahren (ein Ma ¨ dchen, vier Jungen) aus unterschiedlichen Familien. Alle Erkrank- ten wohnten im gleichen Stadtteil und erkrankten innerhalb eines Zeitraums von sechs Tagen Mitte August 2007. Bei den vor Ort durchgefu ¨ hrten Ermittlungen konnte nach gru ¨ ndlicher Pru ¨ fung aller Angaben zuna ¨ chst keine gemeinsame Quelle ermittelt werden. Auffa ¨ llig war nur der Hinweis der Mutter eines erkrankten Kindes auf die Teilnah- me an der Ero ¨ ffnung eines Biomarktes. Daraufhin wurden alle Betroffenen noch- mals gezielt auf den Biomarkt hin befragt. Es stellte sich heraus, dass alle an den Tagen nach der Neuero ¨ ffnung im Bio- markt verschiedene Lebensmittel probiert hatten (Ka ¨ se, Oliven, Mettwu ¨ rstchen, italienische Salami und Waffeln). Alle sechs erkrankten Personen hatten von einer italienischen Salami gekostet, die damit das einzige von allen im Bio- markt verzehrte Lebensmittel war. Die Lebensmittelaufsicht zog umgehend eine Probe dieser italienischen Salami, die der Filialleiter des Biomarktes sofort aus dem Verkauf nahm. Die Wurst war nur fu ¨ r die Neuero ¨ ffnung direkt aus Italien angelie- fert worden und ansonsten in Deutsch- land nicht im Vertrieb. Bei der lebensmittelhygienischen Unter- suchung konnte S. Bredeney in der Salami nachgewiesen werden. Ein Vergleich der Isolate war nicht mo ¨ glich, da keine Humanisolate mehr verfu ¨ gbar waren. Jedoch wird bei diesem extrem seltenen Serovar (2001–2006: nur je zwischen 17 und 25 nicht importierte u ¨ bermittelte Erkrankungsfa ¨ lle pro Jahr) der aufgezeigte Zusammenhang zwischen Verzehr der mit S. Bredeney kontaminier- ten Wurst und der Erkrankung an einer S.-Bredeney-Salmonellose als ausreichen- der Beweis angesehen. Somit konnte die Ursache dieser Erkran- kungsha ¨ ufung labordiagnostisch und epi- demiologisch aufgekla ¨ rt werden. Es blieb am Ende bei sechs Erkrankten. Wa ¨ re die Quelle dieser Infektion nicht rechtzeitig aufgedeckt worden, ha ¨ tte es in dem dicht besiedelten Stadtteil auch zu deutlich mehr Infektionen kommen ko ¨ n- nen. Dieses Geschehen zeigt wie wichtig eine intensive Ursachenermittlung vor Ort sein kann. Die perso ¨ nliche Ansprache der Be- troffenen ist weder durch eine telefoni- sche Befragung noch durch einen zuge- sandten Fragebogen zu ersetzen. Auch zeigt die Untersuchung wie erfolgreich, im Sinne der Ursachenaufkla ¨ rung, eine enge Zusammenarbeit zwischen Gesund- heitsamt und Lebensmittelaufsicht sein kann. Es gab aufgrund der Ermittlungsergeb- nisse des Gesundheitsamtes in Ko ¨ ln eine europaweite Warnmeldung, die zu einem Ru ¨ ckruf des Produktes fu ¨ hrte. Quelle: Epidemiologisches Bulletin Nr. 45, 9. November 2007, Seite 417. www.impfkontrolle.de infor- miert: Welche Krankenkasse zahlt die Schluckimpfung ge- gen Rotavirus-Durchfallerkran- kungen bei Kindern? Die Sa ¨ chsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt seit 1. Januar 2008 die Impfung gegen Rotaviren fu ¨r Babys und Kinder. Sie setzt damit fu ¨ r Eltern und Krankenversi- cherungen ein Signal, das die Notwendig- keit dieser Schluckimpfung unterstreicht. Rotaviren geho ¨ ren zu den ha ¨ ufigsten Verursachern von Brechdurchfa ¨ llen bei Babys und Kindern. Sie sind hochanste- ckend und weltweit verbreitet. Die Inter- netseite www.impfkontrolle.de informiert aktuell u ¨ ber die wesentlichen Aspekte der Impfung. Wie die Ansteckung erfolgt und die Krankheit verla ¨ uft. Ob und fu ¨ r wen die Impfung sinnvoll ist und welche Kran- kenkassen inzwischen die Kosten fu ¨r die Schluckimpfung u ¨ bernehmen. Durchfall und Erbrechen sind fu ¨ r jeden a ¨ ußerst unangenehm. Bei Babys und Kindern ko ¨ nnen sie jedoch sehr schnell dramatische Ausmaße annehmen, denn der damit verbundene Flu ¨ ssigkeitsverlust strapaziert die kleinen Ko ¨rper viel mehr. Er kann schon in kurzer Zeit zur lebens- bedrohlichen Austrocknung fu ¨ hren. In Deutschland wurden im Jahr 2006 rund 67.000 Fa ¨ lle von Rotavirus-Erkrankungen gemeldet. Zwischen 13.000 und 24.000 Kinder unter 5 Jahren werden deshalb jedes Jahr im Krankenhaus behandelt. In den westlichen Industriela ¨ ndern leiden am ha ¨ ufigsten Babys und Kinder im Alter zwischen 6 und 24 Monaten an Rotavi- rus-Infektionen. Bis zum 3. Lebensjahr haben bereits mehr als 90 Prozent der Kinder eine Rotavirus-Infektion durchlau- fen. Die Durchfa ¨ lle ko ¨ nnen mild verlaufen, aber auch mit Erbrechen, Fieber und starken Bauchschmerzen verbunden sein. Sie dauern in der Regel 4 bis 8 Tage. Rotavirus-Erkrankungen treten u ¨ ber das ganze Jahr auf, besonders ha ¨ ufig jedoch in der kalten Jahreszeit zwischen No- vember und April, da sich die Erreger in der trockenen, warmen Luft der geheizten Ra ¨ ume leichter verbreiten. Ein zusa ¨ tzli- ches Problem besteht darin, dass Rotavi- ren extrem widerstandsfa ¨ hig sind und lange Zeit beispielsweise auf Spielsachen oder anderen Oberfla ¨ chen u ¨ berleben. Seife und viele Desinfektionsmittel ko ¨ n- nen ihnen nichts anhaben. Die Schluckimpfung besteht aus 2 bzw. 3 Teilimpfungen. Sie kann ab einem Alter 68 Krh.-Hyg. + Inf.verh. 30 Heft 2 (2008): 60–69 http://www.elsevier.de/khinf

Zum Auftreten von Erkrankungen durch Salmonella Bredeney nach Verzehr italienischer Salami

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er mit Fieber, Kopfschmerzen, Glieder-schmerzen und offenbar auch Bewussts-einseintrubung und Verwirrtheit. Er hieltsich im Hotel auf und wurde nicht arztlichversorgt, fur mehrere Tage fehlt ihm dieErinnerung.Erst vier Wochen spater nach Abklingender akuten Symptomatik suchte er wegenimmer noch bestehenden Restbeschwer-den einen Arzt auf und wies diesen aufdie in seiner Heimat in Texas vorkom-menden West-Nil-Fieber-Erkrankungenhin. Die daraufhin veranlasste Labordia-gnostik ergab den serologischen Nach-weis von Flavivirus-IgM-Antikorpern, in-zwischen liegt auch die Bestatigung desBernhard-Nocht-Instituts vor, dass es sichum Antikorper gegen West-Nil-Virushandelt. Der Patient ist derzeit noch we-gen Abgeschlagenheit, niedrigem Blut-druck und Geschmacksstorungen in am-bulanter Behandlung in Deutschland. Diezustandige Gesundheitsbehorde in Texaswurde bereits informiert. Es handelt sichum den zweiten bisher in Bayern regis-trierten Fall von importiertem West-Nil-Fieber (s.a. Epid. Bull. 39/2003 und 48/2004).

Quelle:Epidemiologisches Bulletin Nr. 44,2. November 2007, Seite 412.

Zum Auftreten von Erkrankun-gen durch Salmonella Bredeneynach Verzehr italienischerSalami

Im September 2007 wurden dem Ge-sundheitsamt insgesamt sechs Salmonel-lose-Erkrankungen, verursacht durch dasseltene Serovar Salmonella (S.) Bredeney,gemeldet.Es handelte sich bei den Erkrankten umeine erwachsene Frau sowie funf Kinderim Alter zwischen knapp zwei und 12Jahren (ein Madchen, vier Jungen) ausunterschiedlichen Familien. Alle Erkrank-ten wohnten im gleichen Stadtteil underkrankten innerhalb eines Zeitraums vonsechs Tagen Mitte August 2007. Bei denvor Ort durchgefuhrten Ermittlungenkonnte nach grundlicher Prufung allerAngaben zunachst keine gemeinsameQuelle ermittelt werden.Auffallig war nur der Hinweis der Muttereines erkrankten Kindes auf die Teilnah-me an der Eroffnung eines Biomarktes.Daraufhin wurden alle Betroffenen noch-mals gezielt auf den Biomarkt hin befragt.Es stellte sich heraus, dass alle an den

68 Krh.-Hyg. + Inf.verh. 30 Heft 2 (2008): 60–69http://www.elsevier.de/khinf

Tagen nach der Neueroffnung im Bio-markt verschiedene Lebensmittel probierthatten (Kase, Oliven, Mettwurstchen,italienische Salami und Waffeln).Alle sechs erkrankten Personen hattenvon einer italienischen Salami gekostet,die damit das einzige von allen im Bio-markt verzehrte Lebensmittel war. DieLebensmittelaufsicht zog umgehend eineProbe dieser italienischen Salami, die derFilialleiter des Biomarktes sofort aus demVerkauf nahm. Die Wurst war nur fur dieNeueroffnung direkt aus Italien angelie-fert worden und ansonsten in Deutsch-land nicht im Vertrieb.Bei der lebensmittelhygienischen Unter-suchung konnte S. Bredeney in der Salaminachgewiesen werden.Ein Vergleich der Isolate war nichtmoglich, da keine Humanisolate mehrverfugbar waren. Jedoch wird bei diesemextrem seltenen Serovar (2001–2006: nurje zwischen 17 und 25 nicht importierteubermittelte Erkrankungsfalle pro Jahr)der aufgezeigte Zusammenhang zwischenVerzehr der mit S. Bredeney kontaminier-ten Wurst und der Erkrankung an einerS.-Bredeney-Salmonellose als ausreichen-der Beweis angesehen.Somit konnte die Ursache dieser Erkran-kungshaufung labordiagnostisch und epi-demiologisch aufgeklart werden.Es blieb am Ende bei sechs Erkrankten.Ware die Quelle dieser Infektion nichtrechtzeitig aufgedeckt worden, hatte es indem dicht besiedelten Stadtteil auch zudeutlich mehr Infektionen kommen kon-nen.Dieses Geschehen zeigt wie wichtig eineintensive Ursachenermittlung vor Ort seinkann. Die personliche Ansprache der Be-troffenen ist weder durch eine telefoni-sche Befragung noch durch einen zuge-sandten Fragebogen zu ersetzen. Auchzeigt die Untersuchung wie erfolgreich,im Sinne der Ursachenaufklarung, eineenge Zusammenarbeit zwischen Gesund-heitsamt und Lebensmittelaufsicht seinkann.Es gab aufgrund der Ermittlungsergeb-nisse des Gesundheitsamtes in Koln eineeuropaweite Warnmeldung, die zu einemRuckruf des Produktes fuhrte.

Quelle:Epidemiologisches Bulletin Nr. 45,9. November 2007, Seite 417.

www.impfkontrolle.de infor-miert: Welche Krankenkassezahlt die Schluckimpfung ge-gen Rotavirus-Durchfallerkran-kungen bei Kindern?

Die Sachsische Impfkommission (SIKO)empfiehlt seit 1. Januar 2008 die Impfunggegen Rotaviren fur Babys und Kinder. Siesetzt damit fur Eltern und Krankenversi-cherungen ein Signal, das die Notwendig-keit dieser Schluckimpfung unterstreicht.Rotaviren gehoren zu den haufigstenVerursachern von Brechdurchfallen beiBabys und Kindern. Sie sind hochanste-ckend und weltweit verbreitet. Die Inter-netseite www.impfkontrolle.de informiertaktuell uber die wesentlichen Aspekte derImpfung. Wie die Ansteckung erfolgt unddie Krankheit verlauft. Ob und fur wen dieImpfung sinnvoll ist und welche Kran-kenkassen inzwischen die Kosten fur dieSchluckimpfung ubernehmen.Durchfall und Erbrechen sind fur jedenaußerst unangenehm. Bei Babys undKindern konnen sie jedoch sehr schnelldramatische Ausmaße annehmen, dennder damit verbundene Flussigkeitsverluststrapaziert die kleinen Korper viel mehr.Er kann schon in kurzer Zeit zur lebens-bedrohlichen Austrocknung fuhren. InDeutschland wurden im Jahr 2006 rund67.000 Falle von Rotavirus-Erkrankungengemeldet. Zwischen 13.000 und 24.000Kinder unter 5 Jahren werden deshalbjedes Jahr im Krankenhaus behandelt.In den westlichen Industrielandern leidenam haufigsten Babys und Kinder im Alterzwischen 6 und 24 Monaten an Rotavi-rus-Infektionen. Bis zum 3. Lebensjahrhaben bereits mehr als 90 Prozent derKinder eine Rotavirus-Infektion durchlau-fen. Die Durchfalle konnen mild verlaufen,aber auch mit Erbrechen, Fieber undstarken Bauchschmerzen verbunden sein.Sie dauern in der Regel 4 bis 8 Tage.Rotavirus-Erkrankungen treten uber dasganze Jahr auf, besonders haufig jedochin der kalten Jahreszeit zwischen No-vember und April, da sich die Erreger inder trockenen, warmen Luft der geheiztenRaume leichter verbreiten. Ein zusatzli-ches Problem besteht darin, dass Rotavi-ren extrem widerstandsfahig sind undlange Zeit beispielsweise auf Spielsachenoder anderen Oberflachen uberleben.Seife und viele Desinfektionsmittel kon-nen ihnen nichts anhaben.Die Schluckimpfung besteht aus 2 bzw. 3Teilimpfungen. Sie kann ab einem Alter