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Journal of Fluorine Chemistry, 20 (1982) 33-52 33 Received: May 7, 1981 ZUM MECHANISMUS DES STRAHLENCHEMISCHENABBAUS VON POLYTETRAFLUORETHYLEN U. GROS, .P. DIETRICH, 0. ENGLER, D. PRESCHER, J. SCHULZE Zentralinstitut fiir Organische Chemie der Akademie der Wissenachaften der DDR, 1199 Berlin, Rudower Chaussee (DDR) K. LUNKWITZ ma A. FERSE Institut ftir Technologie der Faeern der Akademie der Wissenschaften der DDR, 8010 Dresden, Hohe StraRe (DDR) ZUSAMMENFASSUNG Es wird iiber die linderung der Polymeretruktur und den Reaktionsmechanismusbeim Abbau von Polytetrafluorethylen (PTFE) durch Einwirkung energiereicher Strahlung (Elektronen- strahlung) berichtet. Fair die Deutung und Beurteilung der VorgKnge beim strahlenchemisch initiierten PTFE-Abbau werden epektroskopische Unterauchungen herangezogen und kinetieche Betrachtungen angestellt. Eretmals in prgparativem MaDstab durchgefiihrte Abbauverauche mit PTFE liefern tiber die quali- tative und quantitative Zusdmmeneetzung der Endprodukte neue Erkenntnisse fiir die mechanistische Interpretation des Abbau- prozeases. Unter definierten Bestrahlungsparameternder an- regenden Elektronenstrahlungwird der rein strahlenchemische Abbau von einem thermischen Abbau iiberlagert. Verantwortlich dafiirist der durch Abbremsung der beschleunigten Elektronen im Polymeren erzeugte Temperaturanstieg (W%rmestaueffekt). Es werden kinetieche GeaetzmtiSigkeiten der intermediiir entetehenden Abbauprodukte und der Rekombination der durch Beatrahlung gebildeten Radikale in der Polymerachmelze und an 0022-l 139/82/0000-0000/%02.75 0 Elsevier Sequoia/Printed in The Netherlands

Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

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Page 1: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

Journal of Fluorine Chemistry, 20 (1982) 33-52 33

Received: May 7, 1981

ZUM MECHANISMUS

DES STRAHLENCHEMISCHEN ABBAUS VON POLYTETRAFLUORETHYLEN

U. GROS, .P. DIETRICH, 0. ENGLER, D. PRESCHER, J. SCHULZE

Zentralinstitut fiir Organische Chemie der Akademie der

Wissenachaften der DDR, 1199 Berlin, Rudower Chaussee (DDR)

K. LUNKWITZ ma A. FERSE

Institut ftir Technologie der Faeern der Akademie der

Wissenschaften der DDR, 8010 Dresden, Hohe StraRe (DDR)

ZUSAMMENFASSUNG

Es wird iiber die linderung der Polymeretruktur und den

Reaktionsmechanismus beim Abbau von Polytetrafluorethylen

(PTFE) durch Einwirkung energiereicher Strahlung (Elektronen-

strahlung) berichtet. Fair die Deutung und Beurteilung der

VorgKnge beim strahlenchemisch initiierten PTFE-Abbau werden

epektroskopische Unterauchungen herangezogen und kinetieche

Betrachtungen angestellt. Eretmals in prgparativem MaDstab

durchgefiihrte Abbauverauche mit PTFE liefern tiber die quali-

tative und quantitative Zusdmmeneetzung der Endprodukte neue

Erkenntnisse fiir die mechanistische Interpretation des Abbau-

prozeases. Unter definierten Bestrahlungsparametern der an-

regenden Elektronenstrahlung wird der rein strahlenchemische

Abbau von einem thermischen Abbau iiberlagert. Verantwortlich

dafiir ist der durch Abbremsung der beschleunigten Elektronen

im Polymeren erzeugte Temperaturanstieg (W%rmestaueffekt).

Es werden kinetieche GeaetzmtiSigkeiten der intermediiir

entetehenden Abbauprodukte und der Rekombination der durch

Beatrahlung gebildeten Radikale in der Polymerachmelze und an

0022-l 139/82/0000-0000/%02.75 0 Elsevier Sequoia/Printed in The Netherlands

Page 2: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

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der PolymeroberfUiche dlskutlert und der Abbaugeschwindigkeit

des makroekopischen Gesamtprozessee gegeniibergestellt.

Der strahlenchemische Abbau in inerter Atmosphiire (N2,

Ar) fiibrt tiber Perfluoralkylradikale zu perfluorierten Alka-

nen nnd Alkenen. Beim Abbau in Gegenwart reaktionsftihiger Ga-

se bilden eich funktionalisierte Verbindungen, 2;. B. entste-

hen bei Anwesenheit von Sauerstoff in der reaktiven Zone iiber

perfluorierte Peroxyl- und Oxylradikale schlieBlich unter

C-C-Spaltung die Fluoride von Perfluoralkans&ren und Car-

bonyldifluorid.

The present work studies the changes in polymer structure and

the mechanism of the decomposition of polytetrafluoroethylene

resin (PTFE) exposed to high energy radiation (electron beam).

Spectroscopic and kinetic observations are used to interpret

the degradation process. For the first time the decomposition

of PTFE has been carried out on a preparative scale and new

results obtained by analysing the degradation products. The

radiation-induced degradation of PTFE is accompanied by thermal

degradation under certain irradiation conditions. This is due

to an increase in temperature of the polymer caused by retardation

of highly accelerated electrons (heat accumulation effect).

The kinetics are discussed in terms of the reactions and recombin-

ation of.radicals produced by high-energy radiation both in the

polymer melt and the polymer surface. These are related to the

overall rate of decomposition.

The primary radicals formed by decomposition of PTFE in an inert

atmosphere (N2, Ar) react to produce perfluorinated alkanes and

alkenes. In the presence of reactive gases the decomposition

fragments originated will react rapidly; e.g. if oxygen is present

Page 3: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

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in the reactive area the radicals form perfluorinated peroxyl and

OXyl radicals which finally stabilize themselves by C-C-scission

to perfluorocarbon acid fluorides and carbonyldifluorides.

EINLEITUJYG Der thermiache Abbau von PTFE wurde in der Vergangenheit

intensiv untersucht cl7. Im Mittelpunkt standen dabei kineti-

ache und thermodynamische Aspekte our mechanistischen und

quantitativen Beschreibung aes radikalischen Gesamtprozesses

sowie der Teilreaktionen (initiation, propagation und termi-

nation).

Der strahlenchemisch initiierte Abbau wurde insbesondere

unter dem Gesichtspunkt der Beeinflussung der polymerspezifi-

schen Eigenschaften von PTFE verfolgt. Vorstellungen zum Me-

chanismus der strahlenchemischen Depolymerisation liegen von

Bro et al. L-37 sowie von Wall L-27 vor. Letztere basieren vor

allem auf kinetischen Untersuchungen.

Die kinetischen Ergebnisse zum thermischen wie such zum

strahlenchemischen Abbau von PTFE miissen hinsichtlich ihrer

Aussagen kritisch beurteilt werden. Da der erwahnte Abbau von

komplexer Natur,ist, werden vereinfachende und einschrankende

Randbedingungen angesetzt. Damit werden die Resultate rela-

tiviert, und die gefundenen Geschwindigkeitsgesetze, in der

Regel mit gebrochener Reaktionsordnung, kunnen nur als N&he-

rung angesehen werden.

Wir haben gefunden, daO der Abbau von PTFE sich ala die

Summe von sich iiberlagernden und nebeneinander ablaufenden

Konkurrenz- und Folgereaktionen (Dissoziations-, Dispropor-

tionierungs-, Rekombinations- und Umlagerungsreaktionen) dar-

stellen lIf3t. Dabe_i kann mit Hilfe kinetischer Methoden ex-

perimentell exakt nur die Resultierende des Gesamtabbaus er-

mittelt werden. Eine Trennung der Reaktionen durch kinetische

Modelle ist auf Grund fehlender experimenteller Daten, vor

allem von Konzentrationsangaben, fragwtirdig una stark mit

Fehlern behaftet. Das zeigt sich in der starken Abweichung

von aus der Arrhenius-Gleichung abgeleiteten thermodynami-

schen GrWen, von Halbwertszeiten, Geschwindigkeitskonstanten

etc. c37. Entscheidenae Fehlerquellen ergeben sich aus fol-

gendavereinfachungen:

Page 4: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

36

1. Die Ann&me eines chemisch einheitlichen Abbaupro-

duktes verursacht unexakte Kcnzentrationsangaben.

2. Der Abbau ist nicht prinzipiell als "steady state"-

ProzeS, sondern bei sich iindernden Radikalkonzentra-

tiOnen alS nichtstationarer Prozel3 zu behandeln L-57.

3. Bei der Strahleneinwirkung auf Polymere, vor allem

bei griiSeren Probemengen, sind der "cage effect",

Diffusionsvorgange und Polymerisationsreaktionen des

beim Abbau gebildeten Monomeren nicht mehr vernach-

lassigbar.

Die von uns formulierten Aussagen und Ergebnisse sind ab-

gelsitet aus einer Vielzahl von im praparativen Ma&tab durch-

gefiihrten Versuchen zum Abbau von PTPE L!?-17. Dabei wurden

ausreichende Mengen an Abbauprodukten erhalten, um umfang-

reiche analytische und praparative Untersuchungen durchzu-

fiihren. Auf dieeem Wege wurden iiber die Zusammensetzung der

Abbauprodukte neue Erkenntnisse erhalten, wie 2;. B. der Nach-

weis olefinischer Produkte und Kettenverzweigungen. Der Abbau

von PTFE durch beschleunigte Elektronen einer Energie von 0,8

bis 1,5 MeV und mit einer Bestrahlungsdosis von ca. 107 Gy

stand unter dem Gesichtspunkt der Gewinnung perfluorierter

Alkene, Alkane und Alkansauren La, 97 sowie der Optimierung

des Prozesses in Abh&ingigkei.t von Bestrahlungsparametern,

Temperatur und GefaDgeometrie in Hinsicht auf die Entwicklung

eines neuartigen Verfahrens Ls, 77 zur Herstellung dieser

Produkte.

ST~HLENEINWIRKUNG UND BILDUNG VON RADIKALEN

Unter dem EinfluS energiereicher Strahlung erfolgt eine

%nderung der mechanischen, elektrischen und viskoelastiachen

Eigenschaften von PTFE. Oberhalb einer Bestrahlungsdosis von

2,58 C/kg nimmt die Schmelzviskositat infolge Abbaus der Poly-

merkette ab; die Molekiilmasse verringert sich. Gleichzeitig

erhiSht sich die Dichte durch Rekristallisation abgebauter

amorpher Bereiche. Eine strahlenchemische Vernetzungsreaktion,

wie sic fiir Polymere typisch ist, tritt bei der Strahlenbe-

handlung von PTFE nicht ein. In Gegenwart reaktiver Komponen-

ten, wie z. B. Sauerstoff, Stickoxiden, Halogenen, wird der

strahlenchemische Abbau verstairkt.

Page 5: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

Das Einwirken energiereicher Strahlung auf die perfluo-

rierten Makromolekiile des PTFE hat zur Folge, da13 sowohl C-C-

Bindungen als such C-F-Bindungen stochastisch gespaltet wer-

den. Bei unseren Versuchen lag die Energie der beschleunigten

Elektronen um mebr als 5 Zehnerpotenzen iiber der chemischen

Bindungsenergie, so da13 eine Selektivitat der Bindungsspal-

tung auszuschliel3en ist. Es bilden sich folgende Radikale,

deren Existenz ESR-spektroskopisch bestatigt i8t DO, ll7:

-CF2-CF2* primiires Radikal

-CF,-&F-CF2+ sekundiires Radikal

Bei der Bestrahlung von PTFE in Gegenwart

stehen aus den Perfluoralkylradikalen die

Peroxyl- und Oxylradikale:

van Sauerstoff

entsprechenden

4F2-CF2-O-00 _- &F2-CF2-0' + 0

P -09

P' aCF2-CF-CF2w ~ - &F2-CF-CF2* + 0

ent-

(1)

(2)

Die Reversibilitat der Reaktion (2) ist ESR-spektroskopisch

L72, 127 und durch Tracerreaktion mit dem Sauerstoffisotop '80

fl47 nachgewiesen worden. Aus diesem Grunde werden von uns die -_ Sauerstoffradikale der Perfluorcarbonbruchstiicke in ihrer

Oxylform verwendet.

ENERGIEABSORPTION UND WSiRMESTAUEFFEKT

Strahlenchemische Reaktionsablaufe beginnen mit zwei

parallelen Primarprozessen: der Ionisation und der Molekiil-

anregung zu angeregten bzw. hochangeregten Zustanden. Die

Primarprodukte sind instabil und reagieren weiter in Zerfalls-

und Anlagerungsreaktionen. Zerfall fiihrt zu verschiedenen

Radikalarten. Auf Grund der Komplexitat der Wirkungskette bei

strahlenchemischen Reaktionsablaufen sollen nur die ESR-spek-

troskopisch nachgewiesenen Radikalarten und ihre aus thermo-

dynamischer Sicht miSglichen Reaktionen behandelt werden.

Wirken beschleunigte Elektronen auf Polymermaterial ein,

so verlieren sie sukzessive ihre Bewegungsenergie bairn Ein-

Page 6: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

38

dringen in die Materie durch StoBvorg&nge. Die getroffenen

Molekllle werden chemisch aktiviert, z. T. bis zur Ionisation

und Dissoziation. Bis zum Abklingen der kinetischen Energie

des Elementarteilchens auf die mittlere Energie der Wtirme-

bewegung der Polymermolekiile hat das Elektron langs seiner

Bahn eine Anzahl von chemischen Elementarprozessen ausgelost.

Dabei ist unter dem StoB geladener Teilchen nicht unbedingt

ein ZusammenstoD im geometrischen Sinne zu verstehen. Be-

achleunigte Elektronen iibertragen ihre kinetische Energie

such durch Rutherford-StaBe, a. h. aurch elektrische Wechsel-

wirkung mit StoBpartnern wie Atomkernen oder gebundenen Elek-

tronen.

Die Eindringtiefe von Elektronen einer Energie in der

GriSBenordnung von 106 eV betrggt im Mittel im PTPE 3 mm. Die-

se reaktive Zone kommt als heiBe viskose Polymerschmelze fiir

DiffusionsvorgBnge und Rekombinationsreaktionen kurzkettiger

Molekiilspaltstiicke in Betracht.

Der nicht primgr bindungsspaltende Anteil der einge-

strahlten Energie wird durch Abbremsung der Elektronen in

thermische Energie umgewandelt. Zusiitzlich wird ein Teil der

absorbierten und bindungsspaltenden Elektronenenergie in-

direkt iiber die exotherm verlaufende 'lcagelt-Rekombinations-

reaktion in Warme umgewandelt. In Verbindung mit der schlech-

ten thermischen Leitfahigkeit von PTPB kommt es zu einer lo-

kalen ErwBrmung aes Polymeren im Eindringbereich der Elek-

tronen. Dieser Warmestau bewirkt in Abhangigkeit von den Be-

strahlungsparametern einen Temperaturanstieg in der Bestrah-

lungszone bis auf 500 'C.Unter diesen Bedingungen wird der

urspriinglich rein strahlenchemische ProzeB von einem ther-

mischen Abbau iiberlagert.

Fair einen rein strahlenchemischen Abbau ist cet. par.

Linearitiit zwischen Umsatzrate und Strahlstromstarke zu er-

warten. Experimentell wurde bei wachsender Strahlstromstarke

jedoch eine Abhangigkeit gefunden, die durch eine Exponential-

funktion beschrieben wird:

UR =k. e*

uR - Umsatzrate

Page 7: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

39

- Strahlstromsttirke - Konstante

In der Abb. 1 ist die Umsatsrate von PTFE in Sauerstoff

und Stickstoff bei Einwirkung beschleunigter Elektronen einer

Energie von 0,9 MeV in Abtingigkeit von der Strahlstromst&rke

graphisch dargestellt. Der erste Teil der Kurven zeigt ann&

herd linearen Verlauf. Im Bereich bis 1.8 mA ist die durch

1 2 3 Stromstarke I [mAI

Abb. 1. Umsatzrate des strahlenchemischen PTFE-Abbaus als Funktion der Strahlstromst&ke

den Wlirmestau aufgebaute Temperatur von etwa 350 'C nicht

ausreichend, um einen markanten thermischen Abbau zu bewir-

ken. Bei hiSheren Strahlstromst&ken gewinnt der Anteil aes

thermischen Abbaus zunehmend an Bedeutung. Nach zwei unabhgn-

gig voneinander durchgefiihrten Verfahren wurde der Anteil aes

thermischen Abbaus am Gesamtabbau n?iherungsweise bestimmt

/157. Nach beiden Abschiitzungen tritt der thermische Abbau -- bei 360 'C mit 15 % in Erscheinung und erreicht bei 460 'C

45 - 50 % des Gesamtabbaus.

Strahlenchemischer und thermischer Abbau lassen sich im

wesentlichen auf gleiche Elementarprozesse, n&nlich auf die

Page 8: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

40

Anregung durch StoDvorgange, reduzieren. Unabhiingig von der

Art der Energieabsorption (Anregung durch energiereiche Par-

tikel, thermische Energie) fiihrt die Energieaufnahme durch

StoBvorgange zu einer Erhohung der Rotationsschwingungsener-

gie der Perfluorcarbonmolekiile und zur zunehmenden Lockerung

der Bindung zwischen den Atomen durch VergrijSerung der Bin-

dungslangen. tfberschreitet die Schwingungsenergie der Atome

die Bindungsenergie, so erfolgt Dissoziation.

Hinsichtlich der Bildung der prim&en Radikale (C-C-Bin-

dungsbruch) sind thermischer und strahlenchemischer Abbau

prinzipiell nicht voneinander verschieden. Die Entstehung

sekundlirer Radikale (C-F-Bindungsbruch) ist dagegen unter

den angewandten Bedingungen nur durch strahlenchemische,

nicht aber durch thermische Initiierung moglich. Mit beiden

Radikalspezies ist thermodynamisch die Moglichkeit zur Er-

zeugung ungesiittigter Verbindungen gegeben /%7. Die stark -- exotherme Disproportionierungsreaktion liefert gems13 Glei-

chung (3)

2 mCF,-CF,-CF2-CF,* -

CF2=CF-CF2-CF2~ + CF3-CF2-CF2-CF2- (3)

aH = -237,8 kJ*)

ein Alken mit endstandiger Doppelbindung und ein Alkan. Die

experimentelle Bestatigung dieser Reaktion such fiir den ther-

mischen Abbau wurde durch den Abbau von PTFE unter autogenem

Druck (5,884 MPa, 500 'C) erbracht, wobei ein komplexes Ge-

misch von Perfluoralkenen neben Perfluoralkanen gebildet wird

LTz7. Die auf strahlenchemischem Wege produzierten sekundaren

Radikale stabilisieren sich durch 13-Spaltung in bezug auf das

Radikalzentrum zu Alkenen mit endstandiger Doppelbindung und

prim&en Radikalen:

eCF2-CF2-;F-CF2-CF2w 1

NCF~-CF~-CF=CF~ + l CF2a (4)

aH = +159,5 kJ

*) Die thermodynamischen GrijBen gelten fiir den idealen Gaszu- stand und fiir 298,16 K.

Page 9: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

41

Die Abstraktion eines Fluoratoms aus vicinaler Position

zum Radikalzentrum eines Perfluoralkylradikals ist ein stark

endothermer ProzeB, der jeaoch nicht a priori, insbesondere

unter dem thermischen Regime des verwendeten Reaktors, aus-

geschlossen werden kenn:

l CnF2n+l * CnF2n + F*

aH = +278,8 kJ

MOLEKULARE ERSCHEINUN'GEN

Der Abbau von PTFE ist im allgemeinen mehr durch kineti-

sche als durch thermodynamische GrijDen bestimmt, insbesondere

dann, wenn die Initiierung des Abbauprozesses strahlenche-

misch erfolgt. PTFE ist, wie andere organische Polymere such,

in bezug auf einige seiner Abbauprodukte metastabil. Der Ge-

samtabbauprozeB in der Polymerschmelze 16I3t sich durch Sche-

ma 1 darstellen. Die durch Bestrahlung such in der Polymer-

schmelze gebildeten Radikale sind zudichst "Radikalpaare im

R&fig". Die Wahrscheinlichkeit der geminalen Rekombination I

ist grol3, da die Aktivierungsenergie fiir diese Reaktion Null

ist. 1st die primgre Rekombination im Kitifig in der zeitlichen

GrBBenordnung einer Schwingungsdauer (lo-l3 8) und such die

sekundgre Rekombination durch diffuse Verdrtingung (lo-” s>

nicht erfolgt, so beginnt nach 10 -9 s in bezug auf den Zeit-

punkt der Radikalbildung freie Diffusion. Der Anteil der

freien Radikale, der der geminalen Rekombination im Kiifig

entgeht, 1iiBt sich nach Rabinovitch berechnen LTg7 bzw. durch

Scavanger-Reaktion experimentell bestimmen LT9.T.

Cowley und Melville haben gezeigt, da13 die Terminierung

von Radikalen in pyrolysierenden Schmelzen der Diffusions-

kontrolle unterliegt LFg7. Langkettige Polymerradikale in der

Schmelze haben infolge ihrer Starrheit eine hohe Aktivierungs-

energie der Diffusion. Die Diffusionskonstanten kleiner Mole-

kiile D, in Polymerschmelzen liegen in der Gr60enordnung von

1o-6 bis 10s7 cm2s" , die Geschwindigkeitskonstanten der

bimolekularen Rekombination k,, bei IO4 1 mol -'s-' /?!17. _ _

Wghrend langkettige hochmolekulare Bruchstiicke vernachlgssig-

bare Eobilitgt zeigen, ist eine Kombination mit kleinen Radi-

Page 10: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

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kalen, wie l F, l CF 3’ l C2F5, nach der Diffusionstheorie fiir

sphtiri .sche Molekiile von v. Smoluchowski mijglich L727. Wie

sich zeigen 1&3t, liegen die Geschwindigkeitskonstanten k,*

Darstellung des Gesamtabbauprozesses bei Einwirkung energie-

reicher Strahlung auf PTFE

PTFE

c

Initiation , Termination

I

I

I RArmamhm IM KXFIG

Diffusion

\ t

Abbruchreaktion 1 Initiation

1 t I

NIEDERMOLEKULARE PERFLUORCARBONE

(KONDENSIERTE PHASE)

Diffusion

V NIEDERMOLEKULARE PERFLUORCARBONE

(0BERFL;iCHE)

Verdampfung

1 NIEDERMOLEKULARE PERFLUORCARBONE

(GASPHASE)

SCHEMA 1

Page 11: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

43

der bimolekularen Reaktion von groDen mit kleinen mobilen

Radikalen in der gleichen GraSenordnung der Kombination kle

ner Radikale untereinander. Verhalten sich die Diffusions-

konstanten und die Abstande der Radikale entsprechend dem

vorliegenden Modell, d. h. D,)) D2 und r12* rll, so folgt

au8

i-

k12 = 4zNLCD1 2 r12

1000

kll = 2 k,2 .

Unabhangig von den komplexen Reaktionsablaufen in der,

Polymerschmelze bleibt die Radikalkonzentration fiir den iso-

thermen Abbau zeitlich konstant, so da13 das Bodenstein-Prinzip

anwendbar bleibt. Nach einer Induktionsphase erreicht das

System durch Einstellung des thermischen Gleichgewichts seinen

Gleichgewichtszustand, der fiir den kontinuierlichen Abbaupro-

zeR iiber die gesamte Reaktionsdauer erhalten bleibt. Dement-

sprechend kann der AbbauprozeB als stationares System betrach-

tet werden. Experimentell ist die isotherme Temperaturfiihrung

problematisch, insbesondere fiir kinetische Untersuchungen, so

daB z. B. das gefundene Geschwindigkeitsgesetz 0. Ordnung fiir

den Abbau von PTl?E nur als Naherung angesehen werden kann.

MAKRO-KINETIK

Der strahlenchemisch initiierte PTFE-Abbau entspricht ge-

maI der Terminologie von Wall L717 einer degradativen Verdamp-

fung. Bei einer Elektronenenergie von -1 MeV, einer Bestrah-

lungsdosis von etwa IO7 Gy und einer sich daraus ergebenden

Energiedichte von 0,5 bis 2,0 W/cm2, folgt der PTFE-Abbau-

ProzeD in erster Niiherung einem Geschwindigkeitsgesetz 0. Ord-

nung, d. h. die Geschwindigkeit des Abbaus ist konzentrations-

unabhangig:

-$+k; k AJ lo-'g s -1 .

Die Abb. 2 enthalt die umgesetzte PTFE-Menge beim Abbau in

Sauerstoff als Funktion der Zeit fiir zwei ausgewahlte Energie-

dichten von 0,78 W/cm2 und 0,25 W/cm2.

Page 12: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

44

30 60 90 120

Zeit t [minl

Abb. 2. Geschyindigkeit des PTFIJj-Abbaus bei Energiedichten von 0,78 W/cm (x) und 0,25 W/cm (0)

Der Bindungsbruch der PTFE-Kettenmoleki_ile erfolgt stoch-

astisch mit einem G-Wert x> von 0,45 &?17. Die Geschwindigkeit des Gesamtprozesses wird durch einen zeitlich konstanten

nichtchemischen Vorgang, die Verdampfung der Abbauprodukte,

bestimmt. Die Verdampfung wiederum ist proportional der An-

zahl der sowohl strahlenchemisch als such thermisch initiier-

ten Bindungsbriiche in der Polymeroberflache und wird durch

die experimentell gefundene exponentielle Beziehung

uR =k. e1

beschrieben (vgl. Abb. I). Wahrend der AbbauprozeB durch die

Gros-Kinetik mittels der oben genannten Beziehung charakte-

risiert ist, bestimmt die Kinetik der molekularen Prozesse

die Spezifik der Abbauprodukte.

*'Der G-Wert der Spaltung gibt die Anzahl der Hauptkettenbin- dungen (C-C-Bindungen) an, die pro 100 eV absorbierter Ener- gie gespaltet werden.

Page 13: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

45

ABBAU IN INERTER ATMOSPHiiRE

Als inerte Gase unter Bestrahlungsbedingungen wurden

Stickstoff und Argon eingesetzt. Die Strahleneinwirkung auf

PTFE in inerter Atmosphlire fiihrt aurch stochastische Bin-

dungsspaltung zu primiiren und sekundaren Perfluoralkylradi-

kalen, die sich schlieBlich zu homologen gesattigten und

ungesattigten Endprodukten stabilisieren. Bei einer Strahlen-

dosis von etwa IO7 Gy werden kiirzerkettige Perfluoralkane und

Perfluoralkene mit innen- oder endstandiger Doppelbindung

sowie ein geringer Anteil von Perfluoralkadienen gebildet,

die entsprechend der aurch den Warmestau aufgebauten Tempe-

ratur aus der Bestrahlungszone verdampfen und damit einem

weiteren Abbau entzogen werden.

c CF2=CF-(CF2),-CF3

i

CF3-CF=CF-(CF2),-CF3

'vCF~-CF~-CF~-CF~M - (6) CF3-(CF2),-CF3

I CF~=CF-(CF~),-CF=CF-CF~ Die Perfluoralkenbildung gemal den Gln. (3) bis (5) ist

eine elementare Reaktion, die erwartungsgemaI3 mit den auftre-

tenden C-F- und C-C-Bindungsspaltungen schon auf Grund sto-

chiometrischer Beziehungen ablaufen muI3. Die Bildung von

Dienen ist aann zu erwarten, wenn zwei sekundare Radikalzen-

tren in einer Kette erzeugt werden, und wenn sich eine selek-

tive Bindungsspaltung in der folgenden Weise anechliel3t:

wCF,-CF2-~F-(CF~,,-~F-CF~-CF~U c

CF2=CF-(CF2),-CF=CF2 + 2 l CF2w (7)

Die innen- und endstandigen Doppelbindungen der Perfluor-

alkene wurden durch spektroskopische Verfahren (IR: V(CF2=CF-)

1790 cm"; I)(-CF=CF-) 1740 cm"; V(-CF=C-RF) 1680 cm-' ma

"F-NMR) und Gaschromatographie (GC) bz;. Gaschromatographie/

Massenspektrometrie-Kopplung (CC/MS) nachgewiesen. Die kom-

plexe Natur der Abbauprodukte wird insbesondere in den Gas-

chromatogrammen offenbar. In der Abb. 3 ist ein typisches Gas-

Page 14: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

Stat. Phase: 20% DEGS auf Chromosorb K 60/80

mesh; Stahls%ale (IO m x

3 m

m);

35

'C, isoth.;

Trggergas: Reinststickstoff (20 ml/min.);

Dosis: 0,05,ul; Injektortemperatur: 200 'C;

Detektor: FID; Empfindlichkeit: lO'"A/mV;

Abschwgchung 16-fach; GerZt: Varian 1868

Zeit

Abb. 3. Gaschromatogramm eines Perfluoralken/-alkan-Gemisches des Siedebereiches 95 - 135 'C

Page 15: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

47

chromatogramm eines durch Strahlenabbau von PTFE erhaltenes

Perfluoralken/Perfluoralkan-Gemisches des Siedebereiches

95 - 135 'C dargestellt. Neben den Homologen der Alkane tre-

ten Alkene mit innenst&diger Doppelbindung der mijglichen

Positionen auf, wobei zusiitzlich cis/trans-Isomerie an der

Doppelbindung zu beriicksichtigen und gaschromatographisch such erfaf3bar ist. Die isomeren Alkene wurden aurch Reak-

tionsgaschromatographie mit Polyethylenimin identifiziert.

AuSerdem tritt gemlil3 Gl. (8) - entsprechend dem Model1 der

diffusionskontrollierten Kombination von langkettigen mit

kurzkettigen Radikalen in der Polymerschmelze - ein geringer

Verzweigungsgrad auf, wovon sowohl Alkene als such Alkane

betroffen sind:

%F2-6F-CF2-CF2"' y3

+ l CF 3

- 4F2-CF-CF2-CF2'" (8)

Trotz dieser Tatsache sir-d die Abbauprodukte im wesentlichen

lurch die CF2-Gruppierungen enthaltende gerade Kohlenstoff-

kette und nicht aurch ihren Verzweigungsgrad charakterisiert,

was such aus dem in Abb. 4 dargestellten lgF-NMR-Spektrum

eines aurch Strahlenabbau von PTm erhaltenen Perfluoralked

Perfluoralkan-Gemisches des Fraktionsschnittes 95 - 135 'C

hervorgeht. Eine destillative Trennung des Gemisches in che-

mische Individuen ist wegen der dazu notwendigen hohen Trenn-

stufenzahl, wie sie aus GC-Untersuchungen abgeschEtet werden

kann, nicht maglich.

Das Verhtiltnis der Perfluoralkene mit innen- und end-

stiindiger Doppelbindung ist innerhalb gewisser Grenzen von

den Bestrahlungsbedingungen abh2ingig und kann durch geeignete

Wahl der Parameter gesteuert werden L-g?. Dabei ist zu be-

riicksichtigen, da13 Perfluoralkene mit innenstgndiger Doppel-

binaung thermodynamisch begiinstigt sind gegeniiber denen mit

endst&diger, so da13 eine Verschiebung der Doppelbindung in

die innensttindige Position, insbesondere unter dem katalyti-

schen EinfluS von Fluoridionen, schnell erfolgen kann &!4,227.

CF2=CF-CF2-CF2-CF2~ F-

CF3-CF=CF-CF2-CF2* _ F- ~ CF3-CF2-CF=CF-CF2" (9)

Page 16: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

I I

I

20

10

0 IQ

-50

-60

Abb

. 4.

"F-SR:IR-Spektrum

eines Perfluoralken/-dkan-Gemisches des Siedebereiches 95 - 135 'C

:F3

- -C

F=C

(CF3

); -

-CF2

-CF2

-

-CF=

CF-

-

Page 17: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

49

Der Antei der olefinischen Qerbindungen im Abbauprodukt er-

reicht 55 %. Durch chemische Umsetzung mit Rucleophilen las-

sen sich diese im Sinne einer Additions-Eliminierungs-Reak-

tion funktionalisieren L??gT.

Eine Bestatigung des Modells der bimolekularen Kombina-

tion von Radikalen konnte durch ein strahlenchemisches Ex-

periment erbracht werden. Perfluoralkane der Kettenlangen

C8 bis C,* warden sue den strahlenchemischen Abbauprodukten

von PTFE isoliert und erneut der Strahleneinwirkung ausge-

setzt &?I?. Ihr Umsetzungsverhalten ist hinsichtlich der Bil-

dung von Alkenen und Alkanen prinzipiell mit dem von PTFE in

iibereinstimmung. Zusatzlich wurden jedoch in den Umsetzungs-

produkten hohermolekulare Qerbindungen, d. h. Produkte mit

Kettenlangen iiber C,2 gefunden, was Radikalkombinationen ent-

sprechend Gl. (IO) bestatigt:

NCF~-CFS* + .CF2-CF3 - NCF~-CF~-CFS-CF~ (10)

Wahrend sekundare Perfluoralkylradikale nach Gl. (8) ver-

zweigte Produkte bilden kiSnnen, sind primare Radikale neben

der Disproportionierungsreaktion (3) somit such durch Kom-

bination zu einer Kettenverlangerung befahigt.

Die spektroskopischen Untersuchungen dieser Umsetzungs-

produkte zeigen, daI3 ein gr5Serer Anteil an Qerbindungen mit

Doppelbindungen und Qerzweigungen bzw. Polyene auftreten (IR-

Absorption bei 1680 cm") flI7. Eine Erkllirung dafiir kann die

bessere Beweglichkeit und grtiSere Reaktivitat der Radikale im

fliissigen, niedrigviskosen Reaktionsmedium sein.

Die Ergebnisse kijnnen zum AbscbluB einer bislang in der

Literatur kontrovers gefiihrten Diskussion beitragen LZS, 227. Die oft widerspriichlich interpretierten Ergebnisse zur Exis- tenz von Doppelbindungen in bestrahltem, noch hochmolekularem

PTFE von Ryan flg7 sowie die IR- und ESR-Daten von Slovocho-

tova et al. 171, 3g7 werden durch unsere Untersuchungsergeb-

nisse experimentell und theoretisch bestiitigt.

ABBAU IN SAUERSTOFFHALTIGER ATMOSPHjiRE

In Gegenwart von Sauerstoff bilden sich aus den primaren

und sekundiiren Perfluoralkylradikalen die entsprechenden Per-

Page 18: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

50

oxyl- bzw. Oxylradikale (Gin.

Golden L337 angenommen wurde,

folgenden Weise:

wCF2-CF2-0.

.

‘: 4F2-CF-CF2w -

4 0 .CF2*

+ mCF2-CLF (12)

Das primare Radikal wird unter Kettenverkiirzung und COF7-

Bildung schrittweise abgebaut, wahrend aus dem sekundaren Raz

dikal homologe Perfluoralkansaurefluoride und wiederum ein

primares Radikal gebildet werden. Auf diese Weise entstehen

nach unseren praparativen Untersuchungen bis zu 65 % Carbonyl-

difluorid neben 10 - 15 % Perfluoralkansauren im Kettenlangen-

bereich von sechs bis viereehn Kohlenstoffatomen L-27.

(1) und (2)). Wie bereits von

stabilisieren sich diese in der

4F2~ + COF 2 (11)

Wird an zwei sekundare Radikalzentren in einer perfluo-

rierten Kette Sauerstoff angelagert, so kann bei selektiver

C-C-Spaltung die Bildung von Perfluoralkandisauren eintreten:

4 NCF~-CF-(CF~)~-~F-CF~~ -

Im Gegensatz zu Alkanmonosauren treten Alkandisauren nur in

0, 0 F;C-(CF2)n-C'=F + 2 l CF,w (13)

sehr geringer Menge auf. Die Identifizierung und Trennung

dieser SBuren erfolgte iiber ihre Methylester durch GC L7&7

bzw. GC/MS.

Hagiwara et al. /T47 haben in anschaulicher Weise den -- Mechanismus der thermischen Zersetzung und Stabilisierung der

Peroxylradikale im PTFE durch spektroskopische Untersuchungen

unter Einbeziehung von Tracerreaktionen diskutiert. Diese Er-

gebnisse sind in bezug auf die entstehenden Endprodukte in

tfberelnstimmung mit unseren praparativen Abbauversuchen. Die

Untersuchungen mit markiertem 18 0 unterstiitzen jedoch mehr

den von uns vorgeschlagenen Mechanismus tiber die reversiblen

Gleichgewichte der Peroxylradlkale nach Gln. (1) und (2),

weil die mechanistische Deutung von Hagiwara et al. iiber eine

Insertion der Peroxylgruppierung in die perfluorierte Kette

wenig wahrscheinlich erscheint.

Page 19: Zum mechanismus des strahlenchemischen abbaus von polytetrafluorethylen

51

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