3
I49 ~ KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 3- JAHRGANG. Nr. 33 i2. AUGUST1924 Unter st~ndiger Beachtung und Beeinflussung des Status psychicus im eben beschriebenen Sinne besteht nun die spezielle Behandlung in HSr- und Sproe bel wechseln- der Entfernung, wobei dus Ablesen vom Mund bald gestattet, bald ausgeschlossen wird. Als Ubungsworte werden besonders kompliziertere Worte und Abstracta zum Vorsprechen ge- w~ihlt, deren Inhalt, wenn n6tig, eingehend erM~irt wird; auBerdem wird die Bildung einfacher S~itze als Aufgabe gestellt, und zwar mit Vorliebe solche, welche Vorkommnisse des t~iglichen Lebens enthalten. Dabei wird kein Fehler, auch bel der Unterhaltung nicht, unkorrigiert gelassen! Neuer- dings wird bei den H6rfibungen nach der von URB~X- TSCmTSCH in seinem Lehrbuch der Ohrenheilkunde empIoh- lenen Methode vorgegangen. Weiterhin werden Artikulationstibungen und solche zur Ausbildung des grammatikalischen Sprachgefiihls an Hand eines Grammatikbuches, zum Teil auch in Fornl h~ius- licher Arbeiten, veranstaltet (Bildenlassen vert S~itzen, welche einen vorgesehriebenen Begriff enthalten usw.). Nach dem Vorgang von G™ wird ferner durch Ausbildung der Fertigkeit der linken Hand eine gewisse Mitbeteiligung der rechten Hirnhemisph~ire beim Sprechen angestrebt. Wegen der starken Neigung der Patientinnen, sich ab- lenken zu lassen, kam nur Einzelunterricht in Betracht. Auf diese \Veise sind in etwa 3 Monaten bei der ~]teren Patientin schon recht zufriedenstellende Erfolge erzielt worden, einwandfrei {eststellbar besonders beim Vergleich mit der jfingeren, deren Behand!ung, wie schon gesagt, wegen allzu mangelhaIten Interesses abgebrochen wurde. Ob der Erfolg jemals ein vollkommen befriedigender wird, diirfte so lange als ausgeschlossen anzusehen sein, als die M~dchen in ihrer jetzigen Umgebung verbleiben. Solange der Zwang besteht, sich mit den Eltern in Taubstummenart verst~ndigen zu mfissen, solange der bevorzugte Verkehr mit Taubstummen bei den M~dchen cher dus Geffihl einer gehobenen Sonderstellung als dus der Mangelhaftigkeit ans- ]5st -- nnter den Blinden ist der Ein~iugige t™ -- solange ist Besserung nur bis zu einem gewissen Grade zu erwarten. Bedauerlicherweise l~Bt sich jedoch der Wechsel der Um- gebung, so sehr er eine Grundbedingung zur Heilung darstellt, nicht erm6glichen. Ziehen wir nun die allgemeine Nutzanwendung aus diesen beiden F/illen, so w~re dazu folgendes zu sagen: Immer wieder tauchen Berichte auf fiber unangebrachte Unterbringung von Kindern in SehwerhSrigenschuIen oder Taubstummenanstalten. Werden solche Fiille nicht bei- zeiten entdeckt, so ist die Entwicklung cirier funktionellen und intellektuellen Sch~idigung mehr oder minder unaus- bleiblich. Es ist daher dringend zu Iordern, daB jeder l™ in derartige Anstalten eine gesetzlich-obllgatorlsche, ]achdrzt- liche Untersuchung vorausgeht, datait nicht infolge Ialscher Voraussetzungen sozial minderwertige Individuen kiinstlich erzogen werden, der Allgemeinheit und sieh selbst zut Lastt AuBerdem wiirde es sich ohne Frage empfehlen, wenn, wie dies z.B. bei der Kriippeltiirsorge der FMI ist, eine Zentralstelle frit einen jeweils bestimmten t3ezirk geschaffen wfirde, deren Inhaber iiber weitgehende ErIahrungen auf diesem speziellen Gebiet verfiigen mfiBte. Von dort aus kSnnte auch, mindestens einmal w~ihrend der Schuljahre, eine Nachuntersuchung der Insassen von Taubstnmmen- anstalten und SchwerhSrigenschulen in die Wege geleitet und nach AblauI der Schnlzeit '~rztlicher Rat zut BeruIs- wahl er*eilt werden. ATMUNG UND MILCHSAUREBILDUNG 0BERLEBENDER GEWEBE. Von Dr. KARL POSENEI~. Aus der Chirurgischen Universit~tsklinikder Charit› Diese lX,litteilung ist die Fortsetzung hier ver6ftentlichte Arbeiten fiber dus Verhalten von normalen Geweben und von Carcinomgewebe. %'iederum betrachten wir nur Er- scheinungen, die au~treten, wenn jeder Teil des Gewebes zu jeder Zeit iiberschfissigen SauerstoII enthglt, sehen also von den Verh~iltnissen bei Sauerstoffmangel v611ig ab. Normales wachsendes Gewebe bildet in zuckerhaltiger Ringerl6sung wenig oder keine iV[ilchsgure, Carcinomgewebe 2--3 nnd mehr Molekfile Milchsgure pro lViolekfil veratmeten Sauerstoffs. Ich habe auf Veranlassnng von Herrn WARBURG unter- sucht, wie sich wachsendes Gewebe verhalt, das nicht normal und nieht Carcinomgewebe ist, und zwar benutzte ich Ms Versuchsmaterial Blasenpapillome, oe Fibroadenom, hyper- plastische Gaumen- und Rachenmandeln und einen Nasen- polypen. Es ergab sich I. daB die genannten Gewebe reiehlieh Milchs~iure bilden, 2. daB die Milchsgurebildung, bezogen auf die Sauerstoff- atmung, kleiner ist als beim Carcinom, indem pro Molekfll veratmeten SauerstofIs etwa ein Molekfil Milchs~iure erscheint. Fassen wir dus Verhiiltnis I™ hydratoxydation ins Auge, so nehmen die untersuchten Ge- webe eine Mittelstellung zwischen normalem wachsendem Ge- webe nnd Carcinomgewebe ein. Zum Beleg des Gesagten< dient die Iolgende Tabelle, in der die Gr6Ben Atmung, Extrakohlens~ure und Q die friiher erl~iuterte Bedeutung besitzen. Tabelle. Gasraum: 5 Vol.-% CO~ in 02. Ringerl6sung, 0,025 molar Bicarbo- nat, o,2% Glucose. 37,5 ~ C. I. II. III. Nr. Extra- des Atmung Kohlen- Q Ver- Gewebe s~iure /II, suchs cmm 0a cmm CO~ t-i) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Io Papillom der Blase; sehr zellreiche Geschwulst ......... Papillom der Blase; seh zellreiche Geschwulst ......... Papillom der Blase; sehr zellreiche Geschwulst ......... Hyperplastische Raehenmandel . Hyperplastische Rachenmandel . Hyperplastische Gaumenmandel . Hyperplastische Gaumenmandel . Hyperplastische Gaumenmandel . Fibroadenom der Mamma; sehr bindegewebsreich . . . . . . Nasenpolyp .......... 9,2 9,2 i,o 12,3 17,8 1,45 18,6 19,5 i,o 8,8 9,5 I,I 9,7 lO,4 I,O 14, 7 15, 9 I,I 9,4 9,0 0,95 6,8 6,1 0, 9 -,4 2,7 I,I 5,9 5.6 O,95 L i t e r a t u r: O. WB-RBURG und SEIGO MINAMI, Klin. Wochen- schr. 1923, Nr. 17. -- O. WA~BUI~G, Biochem. Zeitschr. 142, 317. 1923. -- SEIGO ~INA1ViI, Biochem. Zeitschr. 14z, 334. 1923- -- O. WARBIJRG, E. NEGELEIX, t(. POSXXER, Klin. Wochenschr. 1924, Nf. 24 . ZUM PH~NOMEN DES LEUKOCYTENSTURZES NACH INTRACUTANINJEKTION. Von ~-IERMANN VOLLMER und ~NNE SCHMITZ. Aus dem KaiserinAuguste Victoria-Haus,Charlottenburg (Direktor: ProL LANGSTEIN). Vor kurzem berichtete der eine von uns*) fiber den Zu- sammenhang zwischen Hautreizen und StofIwechselvorg~ingen im Organismus. Es wurde gezeigt, daB Intracutaninjektion physiologischer I™ zu einer Verminderung der S~ureausscheidung mit dem Harn ffihrt, die als Ausdruck einer Stoffwechselbeschleunigung aufgeIal3t wird. Die Ana- lyse dieses Vorgangs Ifihrte zu der gr6Btenteils experimentell begrfindeten Vorstellung, daB intracutan injizierte StofIe ara Applikationsort vegetative Nervenfasern, und zwar je nach der Natur der injizierten Substanz sowohl parasympa- tische als auch sympathische Elemente zu reizen verm6gen. *) VOLLMER,Klin. Wochenschr. Jg. 2, 1878. 19231 Zeitschr.f. d. ges. exp. Med. 411, 461. 1924.

Zum Phänomen des Leukocytensturzes nach intracutaninjektion

Embed Size (px)

Citation preview

I 4 9 ~ K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3- J A H R G A N G . Nr . 33 i2. AUGUST 1924

U n t e r st~ndiger Beach tung und Beeinflussung des S ta tus psychicus im eben beschriebenen Sinne bes teh t nun die spezielle Behandlung in HSr- und Sprœ bel wechseln- der Ent fernung, wobei dus Ablesen v o m Mund bald ges ta t te t , ba ld ausgeschlossen wird. Als Ubungswor te werden besonders kompliz ier tere Wor t e und Abs t rac ta zum Vorsprechen ge- w~ihlt, deren Inhal t , wenn n6tig, e ingehend erM~irt wi rd ; auBerdem wird die Bi ldung einfacher S~itze als Aufgabe gestellt , und zwar mi t Vorl iebe solche, welche Vorkommnisse des t~iglichen Lebens enthal ten. Dabei wird kein Fehler, auch bel der Un te rha l t ung nicht, unkorr ig ier t gelassen! Neuer- dings wird bei den H6rf ibungen nach der von URB~X- TSCmTSCH in seinem Leh rbuch der Ohrenhei lkunde empIoh- lenen Methode vorgegangen.

Wei t e rh in werden Ar t ikula t ions t ibungen und solche zur Ausbi ldung des g rammat ika l i schen Sprachgefi ihls an H a n d eines Grammat ikbuches , zum Teil auch in Forn l h~ius- l icher Arbei ten, ve rans ta l t e t (Bildenlassen vert S~itzen, welche einen vorgesehr iebenen Begriff en tha l t en usw.). N a c h dem Vorgang von G™ wird ferner durch Ausbi ldung der Fe r t igke i t der l inken H a n d eine gewisse Mitbete i l igung der rech ten Hirnhemisph~ire be im Sprechen angestrebt .

Wegen der s ta rken Neigung der Pa t ien t innen , sich ab- lenken zu lassen, k a m nur E inze lun te r r i ch t in Bet racht . Auf diese \Veise sind in e twa 3 Monaten bei der ~]teren Pa t i en t in schon recht zufr iedenstel lende Erfo lge erziel t worden, e inwandfrei {eststellbar besonders be im Vergleich mi t der jfingeren, deren Behand!ung, wie schon gesagt, wegen allzu mange lha I t en Interesses abgebrochen wurde.

Ob der Erfolg jemals ein vo l lkommen befr iedigender wird, di irf te so lange als ausgeschlossen anzusehen sein, als die M~dchen in ihrer je tz igen Umgebung verbleiben. Solange der Zwang besteht , sich m i t den E l t e rn in T a u b s t u m m e n a r t vers t~ndigen zu mfissen, solange der bevo rzug te Verkehr m i t T a u b s t u m m e n bei den M~dchen cher dus Geffihl einer gehobenen Sonders te l lung als dus der Mangelhaf t igke i t ans- ]5st -- nn te r den Bl inden ist der Ein~iugige t™ -- solange ist Besserung nur bis zu einem gewissen Grade zu erwarten. Bedauer l icherweise l~Bt sich jedoch der Wechsel der U m - gebung, so sehr er eine Grundbedingung zur Hei lung darstel l t , n ich t erm6glichen.

Ziehen wir nun die al lgemeine Nu tzanwendung aus diesen beiden F/illen, so w~re dazu folgendes zu sagen:

I m m e r wieder t auchen Ber ichte auf fiber unangebrach te Unte rb r ingung von Kindern in SehwerhSrigenschuIen oder Taubs tummenans t a l t en . Werden solche Fiille n icht bei- zei ten entdeckt , so ist die En twick lung cirier funkt ionel len und in te l lektuel len Sch~idigung mehr oder minder unaus- bleiblich.

Es is t daher dr ingend zu Iordern, daB jeder l™ in derar t ige Ans ta l t en eine gesetzlich-obllgatorlsche, ]achdrzt- liche Untersuchung vorausgeht , da ta i t n icht infolge Ialscher Vorausse tzungen sozial minderwer t ige Ind iv iduen ki inst l ich erzogen werden, der Al lgemeinhei t und sieh selbst zut Las t t

AuBerdem wiirde es sich ohne Frage empfehlen, wenn, wie dies z . B . bei der Kri ippel t i i rsorge der FMI ist, eine Zentra ls te l le frit einen jeweils be s t immten t3ezirk geschaffen wfirde, deren Inhaber iiber wei tgehende Er Iah rungen auf diesem speziellen Gebiet verf i igen mfiBte. Von dor t aus kSnnte auch, mindes tens e inmal w~ihrend der Schuljahre, eine Nachun te r suchung der Insassen von T a u b s t n m m e n - ans ta l ten und SchwerhSrigenschulen in die Wege gelei te t und nach AblauI der Schnlzei t '~rztl icher R a t zut BeruIs- wahl er*eilt werden.

ATMUNG UND MILCHSAUREBILDUNG 0BERLEBENDER GEWEBE.

Von Dr. KARL POSENEI~.

Aus der Chirurgischen Universit~tsklinik der Charit› Diese lX,litteilung is t die For t se t zung hier ver6f ten t l ich te �9

Arbe i ten fiber dus Verha l t en von normalen Geweben und von Carcinomgewebe. %' iederum be t rach ten wir nur Er-

scheinungen, die au~treten, wenn jeder Teil des Gewebes zu jeder Zeit i iberschfissigen Sauers toII enthgl t , sehen also v o n den Verh~iltnissen bei Sauers tof fmangel v611ig ab.

Normales wachsendes Gewebe bi lde t in zuckerhal t iger Ringer l6sung wenig oder keine iV[ilchsgure, Carc inomgewebe 2 - -3 nnd mehr Molekfile Milchsgure pro lViolekfil v e r a t m e t e n Sauerstoffs.

I ch habe auf Veranlassnng von Her rn WARBURG unte r - sucht, wie sich wachsendes Gewebe verhal t , das nicht normal und nieht Carcinomgewebe ist, und zwar benu tz te ich Ms Versuchsmater ia l Blasenpapi l lome, œ Fibroadenom, hyper - plast ische Gaumen- und R a c h e n m a n d e l n und einen Nasen- polypen. Es ergab sich

I. daB die genannten Gewebe reiehl ieh Milchs~iure bilden, 2. daB die Milchsgurebildung, bezogen auf die Sauerstoff-

a tmung, kleiner ist als beim Carcinom, indem pro Molekfll v e r a t m e t e n SauerstofIs e twa ein Molekfil Milchs~iure erscheint . Fassen wir dus Verhii l tnis I™ hydratoxydation ins Auge, so nehmen die un te r such ten Ge- webe eine Mittelstellung zwischen no rma lem wachsendem Ge- webe nnd Carcinomgewebe ein.

Zum Beleg des Gesagten< dient die Iolgende Tabelle, in der die Gr6Ben Atmung, Ex t rakoh lens~ure und Q die fr i iher erl~iuterte Bedeu tung besitzen.

Tabelle. Gasraum: 5 Vol.-% CO~ in 02. Ringerl6sung, 0,025 molar Bicarbo-

nat, o,2% Glucose. 37,5 ~ C.

I. II. III. Nr. Extra- des Atmung Kohlen- Q Ver- Gewebe s~iure / I I , suchs cmm 0a cmm CO~ t- i )

1

2

3

4 5 6 7 8 9

Io

Papillom der Blase; sehr zellreiche Geschwulst . . . . . . . . .

Papillom der Blase; seh�9 zellreiche Geschwulst . . . . . . . . .

Papillom der Blase; sehr zellreiche Geschwulst . . . . . . . . .

Hyperplastische Raehenmandel . Hyperplastische Rachenmandel . Hyperplastische Gaumenmandel . Hyperplastische Gaumenmandel . Hyperplastische Gaumenmandel . Fibroadenom der Mamma; sehr

bindegewebsreich . . . . . . Nasenpolyp . . . . . . . . . .

9,2 9,2 i,o

12,3 17,8 1,45

18,6 19,5 i,o 8,8 9,5 I,I 9,7 lO,4 I,O

14, 7 15, 9 I,I 9,4 9,0 0,95 6,8 6,1 0, 9

-,4 2,7 I,I 5,9 5.6 O,95

L i t e r a t u r: O. WB-RBURG und SEIGO MINAMI, Klin. Wochen- schr. 1923, Nr. 17. -- O. WA~BUI~G, Biochem. Zeitschr. 142, 317. 1923. -- SEIGO ~INA1ViI, Biochem. Zeitschr. 14 z, 334. 1923- -- O. WARBIJRG, E. NEGELEIX, t(. POSXXER, Klin. Wochenschr. 1924, Nf. 24 .

ZUM PH~NOMEN DES LEUKOCYTENSTURZES NACH INTRACUTANINJEKTION.

Von

~-IERMANN VOLLMER u n d ~NNE SCHMITZ. Aus dem Kaiserin Auguste Victoria-Haus, Charlottenburg

(Direktor: ProL LANGSTEIN).

Vor kurzem ber ichte te der eine von uns*) fiber den Zu- s ammenhang zwischen Hau t re izen und StofIwechselvorg~ingen im Organismus. Es wurde gezeigt, daB In t r acu tan in j ek t ion physiologischer I™ zu einer Verminderung der S~ureausscheidung mi t dem H a r n ffihrt, die als Ausdruck einer Stoffwechselbeschleunigung aufgeIal3t wird. Die Ana- lyse dieses Vorgangs Ifihrte zu der gr6Btenteils exper imente l l begrf indeten Vorstel lung, daB in t racu tan inj iz ier te StofIe ara Appl ika t ionsor t vege ta t ive Nervenfasern, und zwar j e nach der Na tu r der inj iz ier ten Substanz sowohl pa rasympa- t ische als auch sympath ische E l e m e n t e zu reizen verm6gen.

*) VOLLMER, Klin. Wochenschr. Jg. 2, 1878. 19231 Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 411, 461. 1924.

I 2 . A U G U S T x 9 2 4 K L I N I S C t t E W O C H E N S C H

Der i n t r a c u t a n e I n s u l t i s t o f f enba r i m s t a n d e , ohne V e rmi t t - l un g sens ib le r B a h n e n das ganze S y s t e m zu reizen bzw. in s e in em T o n u s z u s t a n d zu ver~indern u n d d a t a i t E l e k t r o t y t - v e r s c h i e b u n g e n i m O r g a n i s m u s h e r v o r z u r u i e n , die a u f die Z e l l o x y d a t i o n u n d die Stoffwechsel in tens i t~ i t v o n en tsche i - d e n d e m Einflul3 s ind .

Die U n t e r s u c h u n g der b io logisch w i c h t i g s t e n I o n e n ergab, dal3 sie, in k l e in s t en M e n g e n i n t r a d e r m a l inj izier t , spezif ische W i r k u n g e n au f die v e g e t a t i v e n H a u t n e r v e n u n d d u r c h deren V e r m i t t l u n g auf die S to f fwechse l i n t ens i t~ t des O r g a n i s m u s ausf iben , u n d zwar W i r k u n g e n , die d e m I o n e n e f t e k t au f die S a u e r s t o f f z e h r u n g isol ier ter Zellen ana log s ind : OH-, K-, Na- u n d H P O ~ - I o n e n s e t z t e n bei i n t r a c u t a n e r I n j e k t i o n die S~iure- a u s s c h e i d u n g m i t d e m H a r n h e r a b (Vagusre izung?) , H- u n d C a - I o n e n v e r m e h r t e n diese ( S y m p a t h i c u s r e i z u n g ? ) . AuBer- d e m s te l l te s ich he raus , daB L T s u n g e n v o n p h y s i o l o g i s c h e m E l e k t r o l y t g l e i c h g e w i c h t (Ringer , Normosa l ) die S~iure- a u s s c h e i d u n g unbee inf tu l3 t l iegen, u n d dal3 zwischen hypo - u n d h y p e r t o n i s c h e n L S s u n g e n ein W i r k u n g s a n t a g o n i s m u s b e s t e h t .

Die e r k a n n t e n Zusa �9 e r sch ienen u n s wich t ig genug , u m ihre R i e h t i g k e i t n o c h au f e i nem a n d e r n W e g e zu e rh~r ten , z u m a I wir h i e r d u r c h a u c h ftir eine ande re F r a ge - s t e l i ung eine gewisse F T r d e r u n g e rwar t e t en . Der gegebene W e g war die U n t e r s u c h u n g der L e u k o c y t e n v e r s c h i e b u n g i m s t r T m e n d e n Blu t , au f die E. F. M™ h inge w ie se n ha t , dessen Arbe i t sgeb ie t zu d e m u n s r i g e n o f f enba r in e n g e n B e z i e h u n g e n s t e h t .

I n t r a c u t a n i n j e k t i o n v o n Ao lan oder phys io log i sche r NaC1- L T s u n g ff ihr t e inerse i t s zu e inem L e u k o c y t e n s t u r z i m peri- p h e r e n B l u t (M™ a n d e r e r s e i t s zu e iner v e r m i n d e r t e n S~iureaussche idung m i t d e m H a r n (VoLLMER). Beide Er fo lge der I n t r a c u t a n i n j e k t i o n k S n n e n als v e r s c h i e d e n e Ma n i f e s t a - t i o n e n des d u r c h die I n t r a c u t a n i n j e k t i o n a u s g e l 6 s t e n vege- t a t i v e n Reizes g l e i chgeo rdne t sein, sie k T n n e n abe r a u c h u n t e r s ich in e i n e m A b h i i n g i g k e i t s v e r N i l t n i s s t ehen , e t w a derar t , d ag e rs t die S t o f f w e c h s e l v e r s c h i e b u n g die L e u k o - c y t e n v e r t e i l u n g zu t Folge ha t . E s g e h t j e d o c h k a u m an, beide M6g l i chke i t en s cha r f zu t r e n n e n , da a u c h zwischen der S t o f f w e c h s e l r i c h t u n g u n d d e m T o n u s der v e g e t a t i v e n N e r v e n v e r m u t l i c h wechse lse i t ige B e z i e h u n g e n b e s t e h e n u n d d a m i t die zwei te MSgl ichkei t au f die e rs te zur f ickgef f ihr t w e rde n k a n n .

F i i r die fo lgenden U n t e r s u c h u n g e n w a r e n eine B e o b a c h t u n g MULL~~S u n d einige e igene B e o b a c h t u n g e n r i c h t u n g g e b e n d . MOLLER v e rm iB te den L e u k o c y t e n s t u r z bei e i ne m P a t i e n t e n mie M o r b u s Add i s son i u n d wir bei e i n e m g l t e ren Sgug l ing m i t D y s t r o p h i a ad iposogen i ta l i s , a u B e r d e m sehr h~iufig bel j u n g e n F r f i h g e b u r t e n (VOLLMER-FRANKENSTEIN). SchlieB- l ich k o n n t e n HOFF u n d WALLER bei e iner n a r k o t i s i e r t e n V e r s u c h s p e r s o n ke inen L e u k o c y t e n s t u r z aus lSsen. Alle diese Z u s t g n d e h a b e n eine ac ido t i sche S t o f f w e c h s e l r i c h t u n g ge- m e i n s a m , u n d so lag der V e r s u c h nahe , dureh experimentelle Aeidose die n o r m a l e r w e i s e d u r c h I .-C.-I . zu erz ie lende Leulco- cy tensenkung au]zuheben. Bel einer Re ihe v o n K i n d e r n u n d E r w a c h s e n e n , bei d e n e n a u s n a h m s l o s ein L e u k o c y t e n s t u r z n a c h i n t r a c u t a n e r I n j e k t i o n phys io log i sche r K o c h s a l z l T s u n g e in t r a t , bl ieb bei g l e i ehem V o r g e h e n dieses Ph~inomen aus , w e n n t ag s z u v o r A m m o n i u m c h l o r i d in m e h r e r e n D ose n bis v ier oder m e h r S t u n d e n vo r B e g i n n des V e r s u c h s v e r a b r e i c h t wurde . A n d e r e r s e i t s I t ihr te ]oreierte A t m u n g zn b e d e u t e n d e n Leukocytensenl~ungen u m 3 0 - - 5 0 % u n d h o b die h e m m e n d e W i r k u n g der A m m o n i u m c h l o r i d a c i d o s e auf . W e i t e r e kli- n i sche E r f a h r u n g e n mf i s sen zeigen, ob das P h ~ n o m e n des L e u k o c y t e n s t u r z e s als e in fache k l in ische M e t h o d e zur Er- m i t t l u n g einer ac ido t i s chen S t o t f w e c h s e l r i c h t u n g ve rwer t - b a r is t .

W i r h a b e n we i t e rh in u n t e r s u c h t , ob s ich die L e u k o c y t e n - v e r t e i l u n g d u r c h b e s t i m m t e K a t i o n e n in der In jek t ions f l f i s s ig - ke i t gesetzm~13ig bee in f l u s sen 1~13t. W ~ h r e n d m a n b i she r a n n a h m , d a g alle i n t r a d e r m a l in j i z i e r t en unspez i f i s c he n Stoffe e inen L e u k o e y t e n s t u r z herbe i f f ihren , k a m e n wir zu a n d e r e n E r g e b n i s s e n , die gesetzmXBige Z u s a m m e n h ~ n g e zwischen be-

R I F T . 3- J A H t t G A N G . N r . 33 I491

s t i m m t e n Ionen , v e g e t a t i v e m N e r v e n s y s t e m u n d H a u t r e i z e n a u f d e c k t e n u n d u n s e r e frt~heren B e f u n d e i m vol len U m f a n g best~i t igten. A u c h wir ~anden nach I . -C . - I . physiologischer �9 regelm~13ig e inen Leukocytensturz , den wir au f e inen d u r c h das N a - I o n ausgelTste• Vagus re i z zur i ickf t ihren . B e n u t z t e n wir aber als In j ek t ions f l f i s s igke i t eine Salz lSsung, die in i h r e m E l e k t r o l y t g e h a l t den p h y s i o l o g i s c h e n /3ed ingun- gen e n t s p r a c h - - wir w~h l t en Normosal , - - so bl ieb die Leuko- cytenzahl ira p e r i p h e r e n B l u t unver~indert. Ebensowenig l~onnten wir einen Leukocytens turz ]eststellen, wenn wir isotonische CaC4-L5sung , n/loo-HC1 i n physiologischer Kochsalz lSsung und hypertonisehe (1,5, 2,5, 5,0proz. ) NaC1-LTsung in tracutan in]izierten. Isotonische KCI -L5sung , n/loo-NaOH in an sich nicht zum Leukocytens turz ]i~hrenden LSsungen (1,5 proz. NaCl) und hypotonische LSsungen (0,5 proz. CaCl�87 Normosa t I : I aqua dest.) ]i• dagegen regelr~f l ig - - die hypotonischen L6- sungen weniger regelm™ - - zu einer Leukoeytensenkung. W ir e r k e n n e n also a u c h h ier de n in der Biologie so h~iufig zu b e o b a c h t e n d e n A n t a g o n i s m n s zwischen de n be iden G r u p p e n N a +, K +, O H - , H y p o t o n i e u n d Ca ++, H +, H y p e r t o n i e . I n d iesen E r g e b n i s s e n s e he n wir eine Best~i• u n s e r e r f r f iheren B e o b a c h t u n g e n , e inen n e u e n H inw e i s a u f die Z u s a m m e n h ~ i n g e zwischen L e u k o c y t e n v e r s c h i e b u n g e n u n d d e m S~urebasen- g le ichgewich t des O r g a n i s m u s , schl iegl ich e inen Beweis ffir die spezif ische W i r k u n g b e s t i m m t e r I o n e n auf das v e g e t a t i v e N e r v e n s y s t e m .

A u s den Pro toko l len , die a n a n d e r e r Stel le aus f t ih r l i ch w iede rgegeben werden , f i ih ren wir h ier Einzelbeispie le a n :

i. a) Normalversuch:

5 Uhr I2 Min . . . . . 99oo 5 �9 32 Min . . . . . io IOO 5 ,, 2o . . . . . . t o l o o 5 ,, 41 . . . . . . 98oo

23 3mal o,i 5 ,, 5 ~ ,, - �9 . �9 74 oo 3 �87 �87 physiol. NaC1-LTsung 6 ,, o ,, 8 80o 1. C. 6 , , I 2 , , . . . . 9 0 0 0

b) nach 5 g NH~C1 innerhalb 24 Std.

5 Uhr 20 Min . . . . . 895 ~ 5 Uhr 45 Min . . . . . 95 ~ 5 ,, 3 ~ . . . . . . 9 o o o 5 ,, 56 . . . . ioooo 5 ,, 39 3mal o,i I 6 ,, 7 ,, . . . �9 97 ~

physiol. NaC1-LTsung I 6 ,, i7 ,, �9 - �9 �9 96oo i . C. I

2 .

Uhr 13 Min . . . . . io 20o ,, 23 ,, . . . . I i IOO ,, 34 ,, Beginn der

forcierten Atmung Uhr 4 ~ Min. FaciMis positiv, Par~sthesien in den H~inden . . . 69oo Uhr 43 Min. Herz- und Zwerchfellsensationen 8 4o0

3.

6 Uhr 44 Min. Fac. s ta �9 positiv, beginnende Karpopedalspasmen, heftige Zwerchfellsen- sationen

6 Uhr 45 Min. Eude der forcierten Atmung

6 Uhr 56 Min . . . . . 99oo 7 ., o ,, . . . . io9oo

12 Uhr x 5 Min . . . . . 10500 12 Uhr 34 ~iin . . . . . 10700 12 , , 20 ,, 3mal o,I 12 ,, 44 ,, . . . . IOOOO

Normosal 12 ,, 53 ,, . . . . Io8oo 12 Uhr 29 Min . . . . . n 300

1 2

1 2

1 2

I 2

1 2

I 2

4 .

Uhr 38 Min . . . . . 7 8oo ,, 5 ~ . . . . . . 77oo ,, 55 ,, 3mal o,I

CaCI~ isotonisch Uhr 4 Min . . . . . 917o

5. Uhr i8 ~iin . . . . . 115oo

,, 26 ,, . . . . io4oo ,, 33 ,, . . . . 12 ooo ,, 42 ,, 3mal o,t

n/100-HC1 in physiol. NaC1-Lsg.

6.

Uhr 20 Min . . . . . 8 3o0 ,, 35 . . . . 7 4 ~ ,, 38 , , 3mal o,i 1,5 proz. NaC1

i Uhr iI Min . . . . . 85oo i ,, 19 ,, �9 �9 �9 �9 96oo I ,, 3 ~ ,, . . . . 8 8 o o

i , , 4 ~ , , . . . . 8 4 o o

6 U h r 5oMin . . . . . i2 700 6 ,, 58 ,, . . . . 11900 7 ,, 5 ,, . . . . i2 ioo 7 ,, 15 ,, . . . . i27oo

1 2 1 2 h r 4 5 M i n . . . . . 7 0 0 0

1 2 , , 5 6 , , . . . . 8 2 o o

I , , I . . . . 7 6 0 0

I , , 8 , , �9 - . �9 7 6 ~ 1 7 6

95*

1492 K L I N I S C H E W O C H ~ E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . N r . 33 12. AUGUST z924

7.

12 U h r I Min . . . . . 7 7 ~ ] 12 U h r 38 i2 , , 16 ,, �9 �9 - �9 7 200 12 ,, 46

12 ,, 2 2 ,, 3 m a l o , I IOO 12 ,, 49 n/100 N a O H in 1,5% IX ,, 51 �9 NaC1 I ,, I i ~ 2 U h r 2 8 M i n . . . . . 8 i ,, 2o

8 .

7 U h r 9 M i n . . . . . 96oo ! 7 U h r 43 7 ,, 20 ,, �9 �9 - - 93 oo] 7 ,, 53

26 ,, 3 m a l o,I i 8 ,, 2 7 t™ iso toniseh ,I 8 ,, 22 7 U h r 35 Min . . . . . 76oo I 9

9. 5 U h r 35 Min . . . . . 8 3oo 6 U h r 5 ,, 4 ~ ,, . . . . 8 i o o 6 ,, 5 ,, 43 ,, 3mal o , I 6 ,,

Normosa l i : I a q u a 6 dest . 6 ,,

5 U h r 53 Min . . . . . 7 5 ~

Min . . . . . 6 2oo ,, . . . . 6 0 0 0

,, . . . . 5 7 ~ ,, �9 . �9 - 5 3 ~ ,, . . . . 6900 . . . . . . 6 90o

Min . . . . . 7 ooo ,, . . . . 8 2 0 0

,, . . . . 845 ~ ,, . . . . 8 700

28 ,, . . . . IO OOO

3 Min . . . . . 7 600 13 ,, . . . . 6000 20 ,, . . . . 7 200 3 ~ ,, . . . . 6 oeo 43 . . . . . . 7 5 ~

PSYCHISCHE BEEINFLUSSUNG DES BLUTSERUM- KALKSPIEGELS.

( O b e r p s y c h o p h y s i s c h e R e a k t i o n e n . )

Von

Prof. Dr. F. GLASER. Aus der n . Inneren Abteihmg des Auguste Viktoria-Krankenhauses zu Berlin-

SchOneberg (DMg. Arzt : ProL Dr. F. GLASER).

I n m a n n i g f a l t i g e r W e i s e b e e i n f l u s s e n s ee l i s che V o r - s t e l l u n g e n k 6 r p e r l i c h e F u n k t i o n e n . B e s o n d e r s d ie i m GroB- h i r n e n t s t e h e n d e n S t i m m u n g e n w i r k e n f iber d a s v e g e t a t i v e N e r v e n s y s t e m a u f d ie i n n e r e n O r g a n e i n v i e l e n B e z i e h u n g e n ein. A u f m a n c h e Organfunkt ionen l~Bt d e r S p r a c h g e b r a u c h , wie A. M A Y E R 1) r i c h t i g b e t o n t , d e n A f f e k t E i n f l u B h a b e n . , ,D ie S e r g e iBt m i t " , , , d a s l i eg t m i r i m M a g e n " s i n d a u B e r - o r d e n t l i c h p r ~ i g n a n t e A n s d r f i c k e daf f i r , d aB d ie V e r d a u u n g s - v o r g ~ n g e d u r e h A f f e k t e e i ne S t 6 r u n g e r f a h r e n k 6 n n e n . , , D e r K n m m e r n a g t a m H e r z e n " ze i g t d ie s p r i c h w S r t l i c h e n B e - z i e h u n g e n z w i s c h e n S t i m m u n g u n d d i e s e m l e b e n s w i c h t i g e n O r g a n .

N a c h O. MI~LLER ~) f6 rdern oder h e m m e n seeiische Vorg~nge fiber das v e g e t a t i v e N e r v e n s y s t e m die B e w e g u n g e n der H a a r - gef~Be; alltAgliche B e o b a c h t u n g e n , wie f reudige R6te , Bllisse v e r Schreek, zeigen die Abh~ngigke i t der Blufffll le der Gef~LBe von seel ischen Vorg~ngen. A u c h AngstschweiBe, d u r e h E r r e g u n g en t s te l l ende Herzbesch le l ln igung , Angs tdu rch fMle weisen au f die B e d e u t u n g p s y c h o p h y s i s c h e r R e a k t i o n e n hin. Den s t r engen wis senscha f t l i chen Beweis der Bez i ehungen zwischen seel ischen Vorg~ngen u n d F u n k t i o n e n inne re r Organe b a t z u m ers ten Maie PAWLOW geliefer~, der bel se inen H u n d e n den A p p e t i t s a f t des Magens schon du rc h den Sehr i t t des WXrters, der das F u t t e r zu b r ingen i f l eg te , h e r v o r r u f e n konn te . Vor s t e l l ungen in der GroB- h i rn r inde e r reg ten bei d iesen H u n d e n die Magensa f t sek re t ion . HEVEa 8) f iber t rug diese Pawlowschen T ie rve r suche au f den Men- schen ; er k o n n t e in der H y p n o s e Magensa f t s ek re t ion he rvor ru fen , die s ich chemisch ve r sch ieden verhiel t , je n a c h d e m er die E in- n a h m e von Fleiseh, F e t t oder K o h l e n h y d r a t e n sugger ier te . LANG- I~EINRICH y produz ie r te in de r H y p n o s e sogar Gal lensaf t sekre t ion . I ch 5) k o n n t e neuœ wei te rh in zeigen, daB diese d u r e h Sug- ges t ion ange fach t en Magen t~ t igke i t en mi t Gef~Breflexen v e r b u n d e n sind, die sieh du rch s y m p a t h i e o t o n i s c h e L e u k o c y t o s e n u n d vago- ton i sche L e u k o p e n i e n kul ldgeben. Die bekann te l l a l imen t~ ren L e u k o c y t o s e n n n d L e u k o p e n i e n fasse ieh ~) n a c h m e i n e n U n t e r - s a c h u n g e n Ms A u s d r n e k von Gef~iBreflexen auf, die ve to Magen s u s en t s t ehen . Genau d iese lben al inaent~ren L e u k o e y t o s e n u n d Leuko- pen ien s ind bel gee igne ten Ve r suehspe r sonen d u r e h psych i sehe Mahlze i t en zu erzielen, bei denen die P a t i e n t e n n a c h PLESC~I y in G e d a n k e n die Speisen ebenso zerk le inern n n d bis z u m Schll lcken genau so lange zerbeiBen mtissen, als XBen sie wirMich, usw. Zu ~hn l ichen R e s u l t a t e n i s t E. BATtI ~) ge langt , die n a e h ALLARD in ve r seh iedener Weise das Verha l t en der L e u k o e y t › n a c h Nah - r u n g s a u f n a h m e prf lf te u n d besonders auch in der Weise vorg ing , daB den P a t i e n t e n eine voile Mahlzei t h inges te l l t wurde , die n u r dl l rch Gernch u n d A u s s e h e n au f den n i i ch t e rnen P a t i e n t e n wi rk te u n d die bis z u m Schhl3 der U n t e r s u c h u n g in se iner N~he be!assen wurde . Mit den s c h 6 n s t e n Beweis frit die B e d e u t u n g p s y e h o p h y -

s ischer R e a k t i o n e n l ieferte bekann t l i ch E. W E B E R 8 ) ; e r k o n n t e in e inwandfre ie r Wei se zeigen, daB der Blu tzuf luB zu den Mnske ln ver der beabs i ch t ig t en B e w e g n n g e in t r a t ; die I n t e n t i o n bewi rk t d e m n a c h schon die B lu tve r sch i ebung , die fiir die spAtere Muskel- k o n t r a k t i o n no twend ig ist . A u c h du rch die H y p n o s e s ind schon e inwandfre ie k6rper l iche Ve r~nde rungen erzielt worden . GRAFE 9) konn t e bei e inem n e r v e n g e s u n d e n S t u d e n t e n in t iefer H y p n o s e -- er suggerier te , das E l t e r n h a u s s t ehe in F l a m m e n -- eine S te igerung des resp i ra to r i schen Gaswechsels u m 12,3% erzielen. GEORGI x~ ge lang es, a m I n s t i t u t f a r phys ika l i s che Ther~pie in Zfirieh mi t t e l s des sog. p s y c h o g a l v a n i s c h e n P h ~ n o m e n s fe ins te T~t igkei tsverXnde- r u n g e n der V a s o m o t o r e n u n d der Schweil3drfisen in der H y p n o s e zu erzeugen. I~REIBICH, I™ u n d P I N N E R , H E L L E R u n d

SCHULTZ u n d in neues t e r Zeit ALRUTZ wiesen nach , daB es bel gee igne ten Ve r suchspe r sonen u n t e r A u s s e h l u g der b e k a n n t e n Fehlerql le l len gel ingt , du r ch reine h~~pnotische Sugges t ion H a n t - ve rgmderungen he rvo rzu ru fen , insbesondere t31asenbi ldungen z. T. m i t nachfo lgender oberflXchlicher N a r b e n b i l d u n g [zit. nach J. H. SCHU~TZl~)].

D a s Zie l m e i n e r U n t e r s u c h u n g e n w a r d a r a u f g e r i c h t e t , d u r c h s e e l i s c h e E r r e g u n g e n d e n K a l k g e h a l t d e s B l u t e s zu v e r ~ n d e r n . N e u e r e U n t e r s u c h u n g e n w e i s e n d a r a u f h in , daB d ie H 6 h e de s K a l k s p i e g e l s be i d e n m e i s t e n M e n s c h e n m i t e i n e r i i b e r r a s c h e n d e n t ™ f e s t g e h a l t e n w i r d ; d a s h a b e n BILLIGI~EI~I~R 12) u n d BRINIr 13) b e s o n d e r s b e t o n t A u B e r - d e m k o n n t e BILLmI~EIMER ze igen , daB d u r c h S y m p a t h i c u s - r e i z u n g m i t t e l s A d r e n a l i n i n j e k t i o n d e r I ™ s a n k . D a w i r d u r c h d i e U n t e r s u c h u n g e n v o n t ™ 14) u n d ZONDEK ls) w i s s e n , daB S y m p a t h i c u s e r r e g u n g e n m i t C a - I o n e n k o n z e n - t r a t i o n e n e i n h e r g e h e n , se k 6 n n e n w i r m i t BILLIGHEIMER a n - n e h m e n , d a g d u r c h d e n S y m p a t h i c u s r e i z d i e C a - I o n e n n a c h r ien O r t e n d e r E r r e g u n g s v o r g g n g e i m N e r v e n g e l e i t e t u n d d a d u r c h d e m B l u t e e n ™ w e r d e n . D e r C a l c i u m g e h a l t d e s B l u t e s i s t d e n m a c h v o m v e g e t a t i v e n N e r v e n s y s t e m a b h g n g i g , u n d m e i n e V e � 9 b e z w e c k t e n , d u r c h T o n u s s c h w a n k u n g e n i ra v e g e t a t i v e n N e r v e n s y s t e m d e n t ™ d es B l u t e s zu b e e i n f l u s s e n . - - D i e I ™ d e s S e r u m s w u r d e n in m e i n e m L a b o r a t o f i u m n a c h d e r f i i r d i e K l i n i k s e h r b r a u c h - b a r e n M e t h o d e ver t DE WAARD �9 b e s t i m m t ; f t i r j e d e s S e r u m w u r d e n zwe i K o n t r o l l b e s f i m m u n g e n a u s g e f i i h r t ; d ie F e h l e r - q u e l l e n z w i s c h e n d e n zwei e i n z e l n e n K o n t r o l l b e s t i m m u n g e n s c h w a n k t e n i m M i t t e l u m ca. 0, 3 m g - % Ca. W e n n a n dre i v e r s e h i e d e n e n T a g e n K a l k b e s t i m m u n g e n de s B l u t s e r u m s a u s - g e f i i h r t w e r d e n , so t r e t e n , b e s o n d e r s be l n e r v 6 s e n P e r s o n e n , wie i ch i n e i n e r s p g t e r e n A r b e i t a u s f i i h r l i c h b e s c h r e i b e n w e r d e , S c h w a n k n n g e n de s C a - G e h a l t e s d e s B l u t s e r u m s au f . Be i g e s u n d e n P e r s o n e n e r z i e l t e n a u c h w i r e i ne K o n s t a n z d e s K a l k g e h a l t e s , z. B . :

Pa t i en t i n B. A m 28. I I . : 9,69 m g - % Ca; a m 6. I I I . : 9,25; ana I I . I I I . : 9,59 mg-�9 Ca.

Pa t i en t i n R. A m 9. I I1 . : lO,57; a m io. I I I . : lO,28; ana 15. I I I . : lO,38 m g - % Ca.

Pa f i en t i n P. Ara 14. I I . : lO,12; ara 25. I I . : lO,33; a m 27. I I . : IO,OO m g - % Ca.

Pa~ient in E . Anl 14. I I I . : lO,O3; ara 15. I I I . : 9,59; ana 2o. I I I . : IO, O1 m g - % Ca.

P a t i e n t i n R. Ana 5. I I i . : 9,88: ana 18. I I I . : 9,67; ara 22. I i i . : 9,81 mg-�9 Ca.

Bei der P a t i e n t i n L.V. (Diagnose: Hyster ie ) , Rec.-Nr. 6056/23, ge lang es nun , in wiederho l t en H y p n o s e n , den Ka lk g eh a l t des Blu tserunas in b e d e u t e n d e r Weise he rabzuse t zen . Ver den H y p - nosen war die P a t i e n t i n s t e t s sehr auIgeregt , in der H y p n o s e s c h w a n d die E r r e g n n g m e h r oder weniger. A m 2. I. v e r der H y p - nose: Io ,56 m g - % Ca; 1/4 S tunde in H y p n o s e : io ,54; n a e h I1/2stiin. diger H y p n o s e 8,40 m g - % Ca. Differenz d e m n a c h : 2,16 mg-?/o Ca. A m 4. I. v e r der H y p n o s e : Io,56 nag-% Ca; n a e h 1/#t f indiger H y p n o s e : lO,36 m g - % Ca; n a c h I s t i ind iger H y p n o s e : 9,58 nag-% Ca. Dif �9 o,98 nag-�9 Ca. A m 16. I . : I n E r r e g u n g lO,47 mg-?/o Ca; ~]4 S tunde sp~ter lO,5O m g - % Ca; nach l s t t i nd ige r H y p n o s e 8,97 m g - % Ca; nach 11/~stfindiger H y p n o s e 8,40 m g - % Ca. Diffe- renz d e m n a c h : 2,o 7 m g - % Ca. Ana 24. I. : I n E r r e g u n g : 9,68 m g - % Ca; nach ~/y S tunde in s t~rkerer E r r e g u n g : lO,18 nag-% Ca; n a c h ~/~sttindiger H y p n o s e : 9 , I8 m g - % Ca; n a c h i s t f ind iger H y p n o s e : 9,14 m g - % Ca. Differenz: 1,o 4 m g - % Ca. A m 6. I I . : I n E r r e g u n g : 9,74 m g - % Ca; in t iefer H y p n o s e : 9,9o m g - % Ca; n ach 2stf indiger H y p n o s e : 9,o8 m g - % Ca. Differenz: o,82 m g - % Ca. A m I2. I I . : I n E r r egung : 9,93 m g - % Ca; n a c h IStt indiger H y p n o s e : 9,00 m g - % Ca; n a e h IS/~stfindiger H y p n o s e : 9,o2 m g - % Ca. AuBerhalb der