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436 C. G r i e b e ], [Zeitschr. f. Untersuchung [d. Nahr.- u. GenuBmitteL Zum Solaningehalt der Kartoffeln 1922-er Erntc. Von C. Griebel. Mit~eilung aus der StaaLlichen Nahrungsmittel-Untersuchungsanstalt in Berlin. [Eingegangen ant 27. Februar 1924.] Im vergangenen Jahre ist in dieser Zeitschrift 1) wiederholt fiber solaninreiche Kartoffe|n 1922-er Ernte, deren Genu~ Erkrankungen verursacht hatte, berichtet worden. Diese Mitteilungen lassen erkennen, da]~ gleichartige Beobachtungen in ganz verschiedenen Teilen Deutschlands gemacht wurden, ohne dal~ bisher ein sicherer An- haltspunkt ffir die Ursache der vermehrten Solaninbildung gefunden werden konnte. Wie seinerzeit schon mitgeteilt, bestand hier die Absicht, einen Tell der noch vor- handenen solaninreichen Kartoffeln zu einem Kulturversuch zu verwenden, um fest- zustellen, ob sieh die Elgenschaft, so grol~e Mengen Solanin zu bilden, wetter vererbt. Dieser Versuch wurde mit 2 versehiedenen Proben durehgeffihrt und lieferte -- wie auch zu erwarten war ~ Knollen mit vSllig normalem Solaningehalt. Die Be- funde sind aus der nachstehenden Zusammenstellung ersichtlich: Bezeichnmlg Gesamt-Solanin in den der gesundheitssehadlichen Ende Oktober 19~3 Probe Kartoffeln (Dezember 1922) geernteten Kartoffeln I, 2 0,3S0 °/oo 0,052 °/o0 H 0,790 °/oo 0,045 °/oo Hiernach kann der abnorme Solaningehalt bet den Proben 1,2 und II im Jahre 1922 nur durch /~ul~ere Einfliisse verursacht gewesen sein. Die vorj~hrigen Beobachtungen bei der Beliehtung der an sieh ebenfalls sehr sotaninreichen, aber yon dem betreffenden Konsumenten als genie~bar bezeiehneten Kartoffelprobe 1,3 -- nach 25-t/igiger Aufbewahrung in der N/ihe des Fensters bet sehr triibem Wetter war der Solaningehalt yon 0,196°/oo auf 0,~93°/o0, also auf das Doppelte gestiegen- lassen darauf seh]ieBen, da~ auch bet den gesundheitssehiid- lichen KartoffeIn die Einwirkung yon Lieht eine gewisse Rotle bet der Vermehrung des Glykosides gespielt hat. Da eine kiirzere Lichtelnwlrkung in der Praxls lelcht stattfinden ]~ann, z. ~B. wenn die Kartoffeln naeh dem Herausnehmen aus dem Boden nieht sofort in Siteke gepaekt werden kSnnen, sondern noch einige Tage auf dem Felde liegeu bleiben -- dem Vernehmen nach kommt dies zuweilen vor ~ so schien es mir yon Interesse zu seth, zu prfifen, ob auch eine kiirzere Be]ichtung eine wesendiche Vermehrung des Solanins herbeizuffihren vermag. Zu dem Zweek wurden tadellose Exemplare der aus den Proben 1,2 und I]: Ende Oktober 1923 geernteten Kartoffeln Anfang iNovember 4 Tage lang auf dem Daehe aufbewahrt, um eine gleiehm~tl3ige Beliehtung herbei- zuf/ihren. Da wiihrend dieser Zeit vorwiegend klares Wetter herrschte, war die Belieh- tung eine verhiiltnismiigig starke. Die Solaninbestimmung 2) el~ab die naehstehenden Werte: ~) Vergl. C. Griebel, Diese Zeitscbrift 1923, 45, 175; A. BSmer u. H. Mat~is, Diese ZeitsehrJfg 1923, 45, 288; A t f a u. t l e y l , Diese Zeitschrift 1923, 46, 306. ~) Um mit den friiheren Befunden vergIeichbare Werte zu erhalten, sind die Bes~im- mun'gen aueh in diesem Jahre wieder nach dem gerfahren yon Meyer ausgeffihrt worden.

Zum Solaningehalt der Kartoffeln 1922-er Ernte

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Page 1: Zum Solaningehalt der Kartoffeln 1922-er Ernte

436 C. G r i e b e ], [Zeitschr. f. Untersuchung [d. Nahr.- u. GenuBmitteL

Zum Solaningehalt der Kartoffeln 1922-er Erntc. Von

C. Griebel.

Mit~ei lung aus der S taaLl ichen N a h r u n g s m i t t e l - U n t e r s u c h u n g s a n s t a l t in Berl in.

[Eingegangen ant 27. Februar 1924.]

Im vergangenen Jahre ist in dieser Zeitschrift 1) wiederholt fiber solaninreiche Kartoffe|n 1922-er Ernte, deren Genu~ Erkrankungen verursacht hatte, berichtet worden. Diese Mitteilungen lassen erkennen, da]~ gleichartige Beobachtungen in ganz verschiedenen Teilen Deutschlands gemacht wurden, ohne dal~ bisher ein sicherer An- haltspunkt ffir die Ursache der vermehrten Solaninbildung gefunden werden konnte. Wie seinerzeit schon mitgeteilt, bestand hier die Absicht, einen Tell der noch vor- handenen solaninreichen Kartoffeln zu einem Kulturversuch zu verwenden, um fest- zustellen, ob sieh die Elgenschaft, so grol~e Mengen Solanin zu bilden, wetter vererbt. Dieser Versuch wurde mit 2 versehiedenen Proben durehgeffihrt und lieferte - - wie auch zu erwarten war ~ Knollen mit vSllig n o r m a l e m Solaningehalt. Die Be- funde sind aus der nachstehenden Zusammenstellung ersichtlich:

Bezeichnmlg Gesamt-Solanin in den der gesundheitssehadlichen Ende Oktober 19~3

Probe Kartoffeln (Dezember 1922) geernteten Kartoffeln I, 2 0,3S0 °/oo 0,052 °/o0 H 0,790 °/oo 0,045 °/oo

Hiernach kann der abnorme Solaningehalt bet den Proben 1,2 und I I im Jahre 1922 nur durch /~ul~ere E i n f l i i s s e verursacht gewesen sein.

Die vorj~hrigen Beobachtungen bei der Beliehtung der an sieh ebenfalls sehr sotaninreichen, aber yon dem betreffenden Konsumenten als genie~bar bezeiehneten Kartoffelprobe 1,3 - - nach 25-t/igiger Aufbewahrung in der N/ihe des Fensters bet sehr triibem Wetter war der Solaningehalt yon 0,196°/oo auf 0,~93°/o0, also auf das Doppelte g e s t i e g e n - lassen darauf seh]ieBen, da~ auch bet den gesundheitssehiid- lichen KartoffeIn die Einwirkung yon Lieht eine gewisse Rotle bet der Vermehrung des Glykosides gespielt hat.

Da eine kiirzere Lichtelnwlrkung in der Praxls lelcht stattfinden ]~ann, z. ~B. wenn die Kartoffeln naeh dem Herausnehmen aus dem Boden nieht sofort in Siteke gepaekt werden kSnnen, sondern noch einige Tage auf dem Felde liegeu bleiben - - dem Vernehmen nach kommt dies zuweilen vor ~ so schien es mir yon Interesse zu seth, zu prfifen, ob auch eine kiirzere Be]ichtung eine wesendiche Vermehrung des Solanins herbeizuffihren vermag. Zu dem Zweek wurden tadellose Exemplare der aus den Proben 1,2 und I]: Ende Oktober 1923 geernteten Kartoffeln Anfang iNovember 4 Tage lang auf dem Daehe aufbewahrt, um eine gleiehm~tl3ige Beliehtung herbei- zuf/ihren. Da wiihrend dieser Zeit vorwiegend klares Wetter herrschte, war die Belieh- tung eine verhiiltnismiigig starke. Die Solaninbestimmung 2) el~ab die naehstehenden Werte:

~) Vergl. C. Griebel , Diese Zeitscbrift 1923, 45, 175; A. BSmer u. H. Mat~is, Diese ZeitsehrJfg 1923, 45, 288; Atfa u. t l ey l , Diese Zeitschrift 1923, 46, 306.

~) Um mit den friiheren Befunden vergIeichbare Werte zu erhalten, sind die Bes~im- mun'gen aueh in diesem Jahre wieder nach dem gerfahren yon Meyer ausgeffihrt worden.

Page 2: Zum Solaningehalt der Kartoffeln 1922-er Ernte

47, Band.] Zum Solaningehalb der Kartoffeln 1922-er Ernte. 437 Juni 1924.J

Bezeichnung Gesamt-Solanin in den

der ~ -~" 4 Tage betichteten Probe unbelichteten Karto ffeln Kar~offeln 1,2 0,052o/oo 0,125 °/oo lI 0,045 o 'oo 0,102 °/oo

In beiden Fiillen war also trotz der nut verhgtltnism/il~ig kurzen Belichtung eine Vermehrung des Glykosldes um mehr als das Doppelte eingetreten. Von weiteren Versuchen nach dieser Richtung wurde mit Rfieksicht auf den ziemlich erhebliehen Alkoholverbrauch bei der Solaninbestimmung abgesehen, zumal da nleht anzunebmen war, daft sicb hierbei noch wesentliche neue Gesichtspunkte ergeben wiirden.

Nach diesen Befunden besteht mithin die MSglichkeit, daI~ durch entspreehende Liehteinwirkung auf dem Felde, w~ihrend des Transportes, an den Verkaufsstel|en oder dergl, in den Kartoffeln eine wesentliche Vermehrung des Glykosides erfo]gt. Diese Vermehrung geht allerdings nur blg zu einer gewissen Grenze und scheint bei einer n i c h t big zur Grfinffirbung fiihrenden Belichtung das Doppelte der urspriinglich vorhandenen Glykosidmenge im allgemeinen nur wenig zu fibersehrelten 1). Bei Kar- toffe]n mit einem normalen Solaningehalt kSnnen daher gesundheitssch/idliche Glyko- sidmengen dutch Belichtung fiir gewShnlich kaum entstehen. Hierbei igt allerdings zu beriickgiehtigen, dal~ der Solaningehalt ,normaler" Kartoffeln aber innerhalb recht erheblicher Grenzen sehwankt. So fand v, Morg e n s t e rn 2) bei Ei~kartoffeln 0,035 bis 0,197 °/oo, bei einer Probe gogar 0,350]00 SoIanin. Wenn man vonder letzten, sieher- lich anormalen Probe absieht, so bleibt als HSehstwert ~) ein Solaningehalt, der dem unserer Probe 1,3 des Jahres 1922 entsprieht, die von dem betreffenden Konsumenten augdriicklich als b r a u e h b a r bezeichnet worden war.

Kartoffeln mit einem solchen Solaningehalt wfirden daher naeh entsprechender Belichtung etwa 0,400°/oo Solanin enthalten, also eine Menge, die bel vielen Personen zweifellos Gesundheitsschi~digungen herbeizufiihren vermag und sogar noch hSher ist, als die bei vergchiedenen gegundheitssch/£dliehen Proben festgestellte Glykosidmenge.

Es ist daher anzunehmen, dal~ in der Mehrzahl tier zur Beobachtung gelangten Fiille yon Gesundheitsseh/idigungen Kartoffelu vorgelegen haben, deren Solaningehalt yon vornherein gchon gehr hoeh war und dann dureh Lichteinwirkung noch erheblich vermehrt wurde. Fiir eine solehe Annahme sprieht auch folgendes:

Wie A l f a und H e y l u. a. berichten, machten die in Betracht kommenden Kartoffeln einen durchaus gesunden Eindruck, a b g e s e h e n von e i n e r s e h w a c h g r i i n l i e h e n F i i r b u n g im I n n ern. Ferner erhielt ich aug dem Chemischen Unter- suchungsamt der Stadt Stuttgart seinerzeit die Mitteilung, da~ zwei Kartoffetproben verschiedener tterkunft, die dort Erkrankungen verursacht hatten, big auf einige g r f i n l i c h e F l e c k e n ein normales Auggehen zeigten. Davon war die eine Sorte in einem Itolzstall aufbewahrt worden, der sehwachen Lichtzutritt hatte,

Die griinliche F~rbung bezw. die griinliehen Flecken der Kartoffeln dfirften wohl sicher in einer geringen Chlorophyllbildung ihre Ursache gehabt haben. Eine solche

1) v. Morgens te rn hat bei Kartoffeln, die bis zur Griinfitrbung belichtet waren, in einem Falle das Vierfache der urspriinglich vorhandenen Glykosidmenge fes[gestellt.

3) Landwirtschaftl. Versuchsstationen 19(~7, 65, 301. 3) Von 17 Proben E~kartoff~ln, die v. M o r g e a s t e r n untersuchte, enthielten 3 Proben

ganz betr~ichtliche Solaninmongon.

Page 3: Zum Solaningehalt der Kartoffeln 1922-er Ernte

~eAtsehr, f. Untersuchung 438 C. Gr iebe t , [~.Nahr.- u. GenuBmitte|.

setzt aber wiederum eine entspreehende B e l i e h t u n g voraus, da die Kartoffeln nur bei s t~ i rkerer Einwirkung yon Lieht Chlorophyll bitden.

ttinzu kommt noeh die hier im voEgen Jahre bel tier Beliehtung der gesund- heitssch~idliehen Probe II gemaehte Beobaehtung. Die betreffenden Kartoffeln wurden damals naeh 12-t~gJger Belichtung (bei sehr triibem Wetter) zwar stark g r i ins t i eh lg - eine zugleieh dem Licht ausgesetzte normale Probe war nach der d o p p e l t e n Zeit noeh n i c h t griin geworden - - , erfuhren aber trotzdem k e ine Zunahme an Solanin. Hieraus ist zu entnehmen, dal~ die Probe I [ sehon vorher eine so starke Belichtung erfahren hatte, dalii die HSchstmenge von Solanin bereits gebildet war, sodal~ bei der noehmaligen Bel~chtung keine weitere Zunahme des Glykosides erfolgen konnte.

Nach den vorstehenden Ausfiihrungen scheint daher folgender Schlul~ bereehtigt zu sein: Bestimmte Kartoffelsorten haben im Jahre 1922 infolge ~ul3erer Einflfisse, die wohl durch die abnorme Witterung gegeben waren, verhiiltnismfil3ig recht bedeutende Mengen Solanin gebildet. Diese Solaninmengen m6gen in manchen F~]len grol] genug gewesen sein, um unmittelbar Gesundheitssch~digungen herbeizuffihren. Zumeist diirfte aber eine mehr oder weniger starke Lichtelnwirkung sei es nach der Ernte auf dem Felde, sei es auf dem Transport, in den Verkaufsstellen oder bei der endgiiltigen Aufbewahrung, den an sich hohen Solaningehalt der Knollen noch betraehtlieh ver- mehrt und dadurch die verh~iltnlsm~i~ig h~iufig beobachteten Erkrankungen, die sogar noch im Jahre 1923 vorkamen 1) verursacht haben. So l~it]t sich auch die Tatsaehe erk]iiren, dal3 oft nut ein Tell der Kartoffeln aus bestimmten Lieferungen elne ge- sundheitssehitdliche Wirkung hatte.

~) VergI. h l f a und Hey l , Diese Zeitschrift 1923, 46, 306.

i B M krochemlscher Nachweis yon Acetaldehyd in Friichten. Von

(J. Griebel.

M i t t e i l u n g aus der S t a a t l l e h e n N a h r u n g s m i L t e l - U n t e r s u c h u n g s a n s t a l t in Ber l in .

[Eingcgangen am 27, Februar 1924.]

l)ber das Vorkommen von Aeetaldehyd in Obstfriichte~ finden slch in der Literatur bereits mehrere Angaben. M i i l l e r - T h u r g a u und O s t e r w a l d e r ~) stellten lest, dat~ reife B i r n e n sehr geringe ~/[engen Acetaldehyd enthalten, und da~ bei der Nachreife, insbesondere beim Teigigwerden, die Aldehydmenge ganz bedeutend zunimmt. Vor einer Reihe yon Jahren hatte ich beobachtet, dab teigige S p e i e r l i n g e (die Friiehte von Pirus [Sorbus] domestiea Smith) beim Aufbreehen einen steehenden, aldehydartigen Geruch aufweisen. Im Verlauf der sp~terhin mit A. S c h a e f e r ausgeffihrten Untersuchungen~) konnte ieh dann nachweisen, da~ es sich hierbei um Aeetaldehyd handett. P o w e r und C h e s n u t a) fanden sehr geringe Mengen yon Aeetaldehyd in ~ p f e l n und deren Exhalationen sowie in P f i r s i c h e n . In allen

~) LandwirtschaftL Jahrbuch der S(:hweiz 1915, S. 400 ft. ~) Diese Zeitsehrift 1919, 37, 97 ft. 3) Journ. Amerie. Chem, Soc. 1920, 4~, 1509; !921, 43, 1725 ft.