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Bericbte und Diskessio» GEORG NAGY Zum Zusammenhang zwischen Obung und Transfer beim motorischen Lernen Die Fragestellung Beim motorischen Lemen ist die Transfer-(Obertragungs-)Frage VOn grundlegender Be- deutung. Aud; die Tatbestande der Praxis rechtfertigen diese Fesrsrellung. Beim Unterricht in verschiedenen Sporrbereichen macht man davon auch Gebrauch, indem man durch das Vermitteln einer motorischen Fertigkeit auf eine andere, in der Regel sdrwerer erlernbare, positiv einwirkt. Aus der Fachliteratur ist bekannt, daB sich viele Forscher mit dieser Frage befaBt haben, indem sie das Problem unter verschiedenen Aspekten untersuditen, Aus den Forschungen ergab sich unter anderem, daB eine Transferwirkung meistens in Fallen der paarweisen Gliedmafsen eintritr (bilateraler Transfer), so z. B., daB durch das Oben mit der rechten Hand auch die niche iibende linke Hand bei der Durchfiihrung derselben (oder einer ande- ren) Aufgabe gesdiickter wird. L. N. MUN (1932) hat diese Tatsadie mit Zielwurfversudlen nachgewiesen. Bei der Auslosung der positiven Transferwirkung ist audi die Ahnlidlkeit ein wichtiger Faktor, die in der 1\hnlidlkeit des Reizes, der Ahnlidlkeit der Antwort oder in beiden gleichzeitig besrehen kann. Dieser Stand der Diskussion war fiir uns der Ausgangs- punkr fiir das Studium der verschiedenen Methoden der Aneignung von Fertigkeiren auf Grund eines Modells, in erster Linie unter dem Gesidrtspunkt der Transferwirkung. Zur Gestaltung der Modellsiruation nahmen wir die Versudlsanordnung des "Tapping- Tests" von A. W. HUBBARD (1939) und C. V. HUDGINS (1939) zur Grundlage, Diese Autoren srudierten das "Tapping" (die mit der flachen Hand ausgeiibte wiederholte Schlagbewegung) unter verschiedenartigen Versuchsbedingungen. In unserer Reihe untersudrten wir das Ballschlagen entsprechend. Wir gingen davon aus, daB bei der Obung dieser Fercigkeic sowohl die Geschwindigkeit wie auch die Genauigkeit eine Rolle spielen. Nach Auffassung einzelner Forscher muB man bei soldien motorisdien Fertigkeiten zuerst die Genauigkeir der Bewegung ausbilden und dann erst die Gesdiwin- digkeit steigern. Sie fligen auch nom hinzu, daB eine motorische Fertigkeit, die auf einer gewissen Geschwindigkeitsstufe ausgebildet wurde, nidir auf eine hohere Geschwindigkeits- stufe rransferiert werden konne: hier miisse die Fertigkeit wiederum einstudiert werden. (Durch Versuche wurde diese letzte Feststellung noch nicht eindeutig bestatigt.) Andere wiederum behaupten, daB man schon von Anfang an nach Schnelligkeit streben konne und auch mlisse, weil sich dann die schnelle und genaue Bewegung gleichzeitig ausbilde. Hier liegt ein Problem hinsidltlich der Wirksamkeit verschiedener Methoden. Ein anderes be- steht darin, wie die Obungszeit zu verteilen ist - ob eine Obung von langerer Dauer, eine zweimal wodientlidi durchgeflihrte Ubung oder eine haufigere, z. B. bei kiirzerer Zeitdauer durdigefuhrte taglidie Obung eine dauerhaftere Einpragung und gro£ere Trans- ferwirkung zur Folge hat. Fiir das motorisdie Lemen haben wir diesbeziiglich noch keine genligend iiberzeugenden Versuchsdaren zur Verfugung, 423

Zum Zusammenhang zwischen Übung und Transfer beim motorischen Lernen

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Page 1: Zum Zusammenhang zwischen Übung und Transfer beim motorischen Lernen

Bericbteund Diskessio»

GEORG NAGY

Zum Zusammenhang zwischen Obung und Transferbeim motorischen Lernen

Die Fragestellung

Beim motorischen Lemen ist die Transfer-(Obertragungs-)Frage VOn grundlegender Be­deutung. Aud; die Tatbestande der Praxis rechtfertigen diese Fesrsrellung. Beim Unterrichtin verschiedenen Sporrbereichen macht man davon auch Gebrauch, indem man durch dasVermitteln einer motorischen Fertigkeit auf eine andere, in der Regel sdrwerer erlernbare,positiv einwirkt.Aus der Fachliteratur ist bekannt, daB sich viele Forscher mit dieser Frage befaBt haben,indem sie das Problem unter verschiedenen Aspekten untersuditen, Aus den Forschungenergab sich unter anderem, daB eine Transferwirkung meistens in Fallen der paarweisenGliedmafsen eintritr (bilateraler Transfer), so z. B., daB durch das Oben mit der rechtenHand auch die niche iibende linke Hand bei der Durchfiihrung derselben (oder einer ande­ren) Aufgabe gesdiickter wird. L. N. MUN (1932) hat diese Tatsadie mit Zielwurfversudlennachgewiesen. Bei der Auslosung der positiven Transferwirkung ist audi die Ahnlidlkeitein wichtiger Faktor, die in der 1\hnlidlkeit des Reizes, der Ahnlidlkeit der Antwort oderin beiden gleichzeitig besrehen kann. Dieser Stand der Diskussion war fiir uns der Ausgangs­punkr fiir das Studium der verschiedenen Methoden der Aneignung von Fertigkeiren aufGrund eines Modells, in erster Linie unter dem Gesidrtspunkt der Transferwirkung.Zur Gestaltung der Modellsiruation nahmen wir die Versudlsanordnung des "Tapping­Tests" von A. W. HUBBARD (1939) und C. V. HUDGINS (1939) zur Grundlage, DieseAutoren srudierten das "Tapping" (die mit der flachen Hand ausgeiibte wiederholteSchlagbewegung) unter verschiedenartigen Versuchsbedingungen.In unserer Reihe untersudrten wir das Ballschlagen entsprechend. Wir gingen davon aus,daB bei der Obung dieser Fercigkeic sowohl die Geschwindigkeit wie auch die Genauigkeiteine Rolle spielen. Nach Auffassung einzelner Forscher muB man bei soldien motorisdienFertigkeiten zuerst die Genauigkeir der Bewegung ausbilden und dann erst die Gesdiwin­digkeit steigern. Sie fligen auch nom hinzu, daB eine motorische Fertigkeit, die auf einergewissen Geschwindigkeitsstufe ausgebildet wurde, nidir auf eine hohere Geschwindigkeits­stufe rransferiert werden konne: hier miisse die Fertigkeit wiederum einstudiert werden.(Durch Versuche wurde diese letzte Feststellung noch nicht eindeutig bestatigt.) Anderewiederum behaupten, daB man schon von Anfang an nach Schnelligkeit streben konne undauch mlisse, weil sich dann die schnelle und genaue Bewegung gleichzeitig ausbilde. Hierliegt ein Problem hinsidltlich der Wirksamkeit verschiedener Methoden. Ein anderes be­steht darin, wie die Obungszeit zu verteilen ist - ob eine Obung von langerer Dauer,eine zweimal wodientlidi durchgeflihrte Ubung oder eine haufigere, z. B. bei kiirzererZeitdauer durdigefuhrte taglidie Obung eine dauerhaftere Einpragung und gro£ere Trans­ferwirkung zur Folge hat. Fiir das motorisdie Lemen haben wir diesbeziiglich noch keinegenligend iiberzeugenden Versuchsdaren zur Verfugung,

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Berichte und Diskussion

Versuchspersonen und Methoden

In einer gemischten allgemeinen Schule liellen wir in drei Klassen aus dem zweiten unddrei Klassen aus dem dritten jahrgang das Tennisballsch1agen iiben: mit offener Handgegen den FuiSboden (wiederholtes Ballschlagen), und zwar in folgenden Variationen:

Gruppe A: je 1 Minute Ubung mit der gesdiickteren und der ungeschickteren Hand nadiindividuellem Rhyrhmus;Gruppe B: 2 Minuten Ubung mit der geschickteren Hand unter der Anweisung, nadilangsamer und genauer Bewegung zu streben;Gruppe C: 2 Minuten Obung mit der geschickteren Hand in individuellem Rhythmus;Gruppe D: 2 Minuten Dbung mit der geschickteren Hand unter der Anweisung, nadimaxi maler Geschwindigkeit zu streben, aber unter Vernachlassigung der Genauigkeit derBewegung.

Diese vier Gruppen (A, B, C, D) fiihrten die Ubungen im Laufe von fiinf Monaten mitwochentlidi zwei Sportstunden, insgesamt etwa 30mal durch.Gruppe E: 2 Minuten Obung mit der ungeschickteren Hand in individuellem Rhythmus;Gruppe F: 2 Minuten Obung mit der geschickteren Hand in individuellem Rhythmus.Diese zwei Gruppen (E, F) lernten und iibten die Fertigkeit drei Women hindurdi taglidi,insgesarnt 18mal (zeitlich intensivierte Ubung).Wir nahmen wiederholt Leistungsmessungen vor, und zwar bei den Gruppen A, B, C, Dnach einem jahr, bei der Gruppe E nach drei Monaten des Nichtiibens, bei der Gruppe Fnach zwei Monaten des Nichtiibcns.

Me/1methode

Vor dem Beginn der Obung untersuditen wir die Leistung der Schiller im Ballschlagen mitder geschidcten und der ungeschickteren Hand. Die maximale Zeitdauer war in beidenFallen 30 sec; am Anfang erreichren dies nur wenige, nach der Beendigung des Ubungs­absdmittes schon wesentlich mehr. Die Messung begann immer mit der Auswertung derLeistung der geschickteren Hand. Die Schuler durften mit beiden Handen je drei Versuchemachen, und daraus entnahmen wir die besten als Grundlage. Wir wahlten 30 sec, damitnicht eine Ermiidung die Leistung der sparer folgenden Hand beeintrachtigte.Die Schiiler nahmen an den Auswertungen und an den Obungen mit Freude teil. DieLeistungen gaben wir ihnen nicht bekannt (obzwar sie uns oft befragten), urn die Leistungnicht irgendwie zu beeinflussen.

Ergebnisse

T abelle I Das MafS der Transferwirkung

Gruppe: N

ABCDEF

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272929232520

Durchsdmittsleistungam Anfang: am Ende:

geschick, Hand ungesdi. Hand gesdrick. Hand ungesdi. Handsec Schlag sec Schlag sec Schlag sec Schlag

12,9 25,4 5,8 15,1 20,3 39,3 18,4 34,86,9 12,6 3,8 6,7 22,0 35,0 13,9 21,73,8 7,1 2,8 5,0 17,8 30,0 8,0 13,83,8 7,2 2,7 5,0 18,4 32,6 6,5 11,8

15,4 28,2 8,4 14,7 22,4 40,2 17,2 31,45,9 9,4 2,7 4,7 14,8 26,7 7,6 13,7

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Berichte und Diskussion

Auswertung:

1. Bei der Gruppe A konnte es zu keiner Transferwirkung kommen, da die Schiiler mitbeiden Handen abwechselnd iibren. Man konnte sagen, daB die Leistungen beiderHande nach der Beendigung des Ubungsabsdmittes im ganzen ausgeglichen waren. EinBeleg dafiir sind die in Sekunden wie auch die in Ballschlagzahlen ausgedriidttenDurchschnittsleistungen.

2. Bei den Gruppen B, C, D und F zeigte sich bei der mit der geschick.teren Hand voll­zogenen Ubung die positive Transferwirkung auf die ungeschicktere Hand - inSekunclen wie auch in der Zahl der Schlage,

3. Bei der Gruppe E ergab die Ubung mit der ungeschidcteren Hand ebenfalls eine posi­tive Transferwirkung auf die Leistung der geschick.teren Hand - in Sekunden wie auchin der Zahl der Schlage,

Es bleibt aber noch fraglich, ob diese Transferwirkung als signifikant (t-Test) zu be­traditen ist.

Tabelle II

Ergebnisse des t-Tests hinsichtlich der Transferwirkung (Grundlage: die m Sekundengemessenen Leistungen der nichtiibenden Hand):

Gruppe N x SiC t Ergebnis

B 25 10,18 1,6 4,737 P < 0,001 sehr stark signifikant

C 29 4,2 0,295 10,66 P < 0,001 sehr stark signifikant

D 23 3,58 1,1 2,345 P < 0,55 signifikant

E 25 7,08 1,606 3,776 P < 0,001 sehr stark signifikant

F 20 4,45 1,224 2,828 P < 0,02 signifikant

Auswertung:

1. Die Ubung der geschickteren Hand (Gruppe B, C, D und F) ergab eine signifikanteTransferwirkung. Diese Signifikanz erwies sich bei den zwei Klassen des dritten Jahr­ganges (Gruppe B und C) als sehr stark, aber auch bei den zwei Klassen des zweitenJahrganges (Gruppe D und F) war der Wert innerhalb der zugelassenen statistischenGrenze.

2. Auch im Falle der mit der ungeschickteren Hand iibenden Gruppe E (ebenfalls Klassedes dritten Jahrganges) ist eine sehr starke Signifikanz hinsichtlich der Leistung dernichtiibenden geschickteren Hand festzustellen.

Es ist audi die Frage zu entscheiden, welche Auswirkung Art und Zeitdauer des Fertig­keitserwerbs auf das Behalten und den Transfer haben, wenn man nadi einjahrigem, nadrdrei- bzw. zweimonatlidiern Aussetzen wiederholt die Leistungen beider Hande feststellt.

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Beruhte und Diskussion

Tabelle III

Wiederholung des t-Tests nach einem jahr, drei bzw. zwei Monaten ohne Obung mitRiieksicht auf die Obungszeit und die Untersuchung der Zusarnmenhange der Transfer­wirkung (auf Grund der in Sekunden gemessenen Leistungen der nichtiibenden Hand):

Gruppe Art und Zcitdauer N x sse ErgebnisdesLernens

B 2' gesch. Hand,langsam, 5 Mo-nate lang, zwei-

mal wochentl. 28 10,68 2,545 3,796 P < 0,001 sehr stark signifikant

C 2' gesch. Hand,indiv. Rhythm.,5 Monate lang,zweimal wo-chentlich 27 3,55 1,01 2,524 P < 0,02 signifikant

D 2' gesch. Hand,schnell,S Monatelang, zweimalwochentlidi 21 3,761 0,830 3,326 P < 0,01 stark signifikant

E 2' ungesch. Handindiv. Rhythm.,3 Wochen hin-durch taglidi 29 5 1,41 2,836 P < 0,01 stark signifikant

F 2' gesch. Hand,indiv. Rhythm.,3 Wochen hin-durch taglidi 20 1,605 1,386 0,436 P < 0,05 nicht signifikant

Auswertung:

1. Die Transferwirkung kam bei der langsam und genau iibenden Gruppe B am ausdriick-lichsten zur Geltung. Diese Tatsache deutet darauf hin, daB die Ausformung der ge-nauen Bewegung und die Ohung der Fertigkeir die Obertragung auf lange Sicht vor-teilhaft beeinflussen.

2. Bei den zweiten Jahrgangen (Gruppe C, D, F) ergab sich in der Gruppe F, die3 Wochen hindurch taglich iibte, nach der zweimonatigen Aussetzungsperiode keinesignifikante Verbesserung in bezug auf Transferwirkung. Anscheinend ist die zeitlichintensivierte Methode des Trainings und der Ubung nicht dazu geeignet, die Fertig­keit dauernd zu festigcn und das Niveau der Ubertragung auch weiterhin vorteilhaftzu beeinflussen.

Es sdieint sidi zu lohnen, die Aufmerksamkeit noch auf einen Faktor zu Ienken, der- verrnutlich - die bisher anerkannte Auffassung in der Frage des Verhaltnisses von

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Berichte und Diskussion

Geschwindigkeit und Genauigkeit modifizieren kann: daB man namlidi eine Fertigkeit, diein gleicher Weise auf Geschwindigkeit und Genauigkeit angewiesen ist, so einstudierenmilsse, daB man zuerst die Genauigkeit der Bewegung ausbildet und danadi die Geschwin­digkeit steigert.

Tabelle IV

Werte der gemessenen Leistungen und deren Differenzen nach der Beendigung des Obungs­abschnittes und nach der Pause (die mit der iibenden Hand auf einen Ballsdilag verwendeteZeit in 10-3 sec angegeben):

Gruppe Art der Dbung Am Endedes Nadi der Pause DifferenzUbungsabsdmittes

AI At AI-As

A 1 Minute geschickt 522 516 6B 2 Minuten langsam 631 562 69C 2 Minuten indiv. Rhythm. 581 549 32D 2 Minuten schnell 564 577 -131E 2 Minuten indiv. Rhythmus 544 544 0F 2 Minuten indiv. Rhythmus 553 527 26

Auswertung:

1. Von den sechs Klassen (Gruppen) zeigte sich bei jener Gruppe (B) ein hervorragendesNiveau in der Entwicklung von Schnelligkeit, die im Interesse der Ausbildung einergenauen Bewegung mit maximaIer Langsamkeit iibte.

2. Bei der Gruppe D, die mit maximaier Geschwindigkeit iibte und die Genauigkeit derBewegung vemachlassigte, trat ein Riickfall ein, d. h. die Fertigkeit verlangsamte sidinach der Pause.

3. Bei der Gruppe E, die mit der ungeschickteren Hand zeitlich intensiviert iibte, trat,gemaf der nach der Pause erfolgten Auswertung, eine Stagnation ein. Die Durdifiih­rungsfertigkeit zeigte weder eine Verbesserung noch eine Verschlechterung.

Auf Grund dieser Daten laBt sich folgende Hypothese aufstellen:

a) Die Gestaltung der genauen Bewegung ermoglicht es Schiilern und Schiilerinnen von8-9 Jahren infolge Reifung und Entwicklung, auch nach einer Pause von einemJahr die erlernte Fertigkeit spontan zu besdileunigen. Bei Kindem diesen Alters mufiman bei der Einiibung einer Fertigkeit, die gleidiermailen auf Schnelligkeit und Ge­nauigkeit angewiesen ist, mehr auf die Durchfiihrung der genauen Bewegung als aufdie Steigerung der Schnelligkeit adrren. Es scheint, daB man die schon ausgestalteteund befestigte Fertigkeit niche noch auf einem gesteigerten Schnelligkeits-Niveauseparat iiben sollte,

b) Die genannte Tatsache bezeugt von der negativen Seite her das Resultat der Gruppe D,die mit maximaler Geschwindigkeit iibte und nicht auf die Genauigkeit der Bewegungadrtete: Bei ihr trat nach der Pause eine Verschlechterung auf, und die Fertigkeit ver­langsamte sich als Folge der nicht geniigend gestalteten und nicht befestigten Bewe­gungs-Erinnerungsspuren (bedingre Bindungen).

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Berichte und Diskussion

c) 1m Falle zeitlich intensivierter Obungen mit der ungesdiickteren Hand l:iBt sich - aufGrund der Untersuehung - noch nicht entscheiden, ob diese Stagnation (das Ver­bleiben der Fertigkeit auf demselben Schnelligkeitsniveau) der Einwirkung der unge­sdiickren Hand oder der zeitlich intensivierten Obung zuzuschreiben isr, Das erforderteine weitere Untersuchung.

Zusammen/asssung

1. Die analog zum ..Tapping-Test" entwickelte Tennisball-Schlag-Probe erwies sich beiSchiilern und Schiilerinnen von 8-9 Jahren durch Knderung der Obungsart und derZeitdauer als geeignete Methode, urn die bilaterale Transferwirkung und die Starkeder Erhaltung zu studieren.

2. Eine flinf Monate hindurch woehentlidi zweimal und im Interesse genauer Bewegungs­gestalrung langsam durchgefiihrte Obung ergab die beste Transferwirkung und starksteErhaltung.

3. Eine anhaltend langsam durchgefuhrte Obung, die die Ausbildung einer genauen Be­wegung ermoglichte, trug dazu bei, daB sich die motorische Fertigkeir infolge des spon­tanen Reifens und der Enrwieklung beschleunigte, ohne ihre Genauigkeit zu verlieren.

Bibliographie

HUBBARD, A. W.: Muscular force in reciprocal movements, in: The Journal of GeneralPsychology (1939), 315-325.

HUDGINS, C. V.: The incidence of muscular contraction in reciprocal movements underconditions of changing loads, in: The Journal of General Psychology (1939), 326-340.

MUN, N. L.: Bilateral transfer of training, in: Journal of Experimental Psychology,vol. 15 (1932),343-353.

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