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(Aus der Klinik fiir Haut- und venerische Krankheiten der :Nordkaukasisehen Staatsuniversit~t [Direktor: Prof. P. IV. A"ikotskij].) Zur Frage der Briiehigkeit der Blulgef/ille der Haut und fiber deren Bedeutung in der Dermatologie. Von lVrivatdozent Dr. P. W. Koschewnikow. Mit 3 Tcxtabbildungen. (Eingega~geu am 24. Oktober 1932.) Die Festigkeit der Gef/~13w/i, nde gegenfiber Traumen wucde bis jetz~ haupts~chlich in bezug auf h/~morrhagische Diathesen sgudier~. Zu diesem Zweck wurde eine Reihe yon Verfa.hren a.ngewendet, und zwar: alas Symptom Rnmpel-Leede, die Bildung blauer Fleeke auf der Haut bei deren Beklopfung mit einem Perkussionsh~mmerchen, die Injcktionsprobe von Hess. In der let zten Zeit wurde eine neue Methode -- die des nega~iven Drucks -- empfohlen, wobei letzterer entweder mittelst einer Wasserpumpe (Leszczynski) oder einer grol3en mit einem Manometer verbundenen Spritze (de Silva-Mello) erzeugt wurde. Die gesteigerte Briiehigkeit der Gef/ii~wand hat eine groLie Bedeutung fiir die Diagnose der h/i.morrhagischen Diathesen. Beim Fehlen von siehtbaren Erschei- nungen dieser wird z.B. das Vorhandensein des Rumpel-Leede-Symptoms von einigen Verfassera als latente h/~morrhagisehe Diathese aufgefat3t. Jedoch wurde gesteigerte Briiehigkeit der Gef£fw~nde oft auch bci anderen Krankheiten naeh- gewiesen, z. B. bBi Scharlach, Masern, Grippe (Leede). Syphilis, Lupus, Ekzcma (Mayer), Polyarthritis, Raehitis, Grippe (Stephan). Endllch gelang es Auspitz und Walterh6/er Blutergiisse mit Leichtigkeit auch bei einigen gesunden Menschen hervorzurufen. Wino~tradow, ttennlg, Schrader und Vogt haben gesteigerte Briiehigkeit w~hrend der Menstruation festgesteIlt. Wir m6chten bier noeh die interessante Arbeit yon Leszczynski erw/~hnen. Letzterer wendcte das Verfahren des negativen Druckes aa und kam, auf Grund sciner Ver- suehe an 300 Frauen, zu dem Sehlusse, dab alas Ans~ugungstrauma hauptsachlich von physikMisehen Faktoren, wie Druckh6he, Dauer des Ansaugens, Hautspannung abh~nge. Kinderhaut sowohl wie auch die Haut ~lterer Personen ist weniger resistent. Individuen mit dicker, oft sebgrrhoiseher Haut zeigen eine groBe Wider- standsf/~higkeit. Auffaltend ist der ungtinstige Einflu8 der Jugendtuberkulose und sparer der Syphilis auf die l~esistenz der Hautgef~l~e. Bei unseren Untersuchungen haben wir alle Verfahren ausprobiert, um die Briichigkeit tier Gef~t~w/~nde zu priifen; haupts/~chlich verwandten wir jedoch das yon uns seIbst ausgearbeitete Verfahren des ,,Kni//es" und der ,,Reibung". ])as Kniffverfahren besteht in dcm Greifen und Kneifen eincr dfinnen Hautfaltc zwischen den Enden des Daumens und

Zur Frage der Brüchigkeit der Blutgefäße der Haut und über deren Bedeutung in der Dermatologie

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Page 1: Zur Frage der Brüchigkeit der Blutgefäße der Haut und über deren Bedeutung in der Dermatologie

(Aus der Klinik fiir Haut- und venerische Krankheiten der :Nordkaukasisehen Staatsuniversit~t [Direktor: Prof. P. IV. A"ikotskij].)

Zur Frage der Briiehigkeit der Blulgef/ille der Haut und fiber deren Bedeutung in der Dermatologie.

Von

lVrivatdozent Dr. P. W. Koschewnikow.

Mit 3 Tcxtabbildungen.

(Eingega~geu am 24. Oktober 1932.)

Die Fest igkeit der Gef/~13w/i, nde gegenfiber T r a u m e n wucde bis jetz~ haupts~chlich in bezug auf h/~morrhagische Diathesen sgudier~.

Zu diesem Zweck wurde eine Reihe yon Verfa.hren a.ngewendet, und zwar: alas Symptom Rnmpel-Leede, die Bildung blauer Fleeke auf der Haut bei deren Beklopfung mit einem Perkussionsh~mmerchen, die Injcktionsprobe von Hess. In der let zten Zeit wurde eine neue Methode - - die des nega~iven Drucks - - empfohlen, wobei letzterer entweder mittelst einer Wasserpumpe (Leszczynski) oder einer grol3en mit einem Manometer verbundenen Spritze (de Silva-Mello) erzeugt wurde. Die gesteigerte Briiehigkeit der Gef/ii~wand hat eine groLie Bedeutung fiir die Diagnose der h/i.morrhagischen Diathesen. Beim Fehlen von siehtbaren Erschei- nungen dieser wird z.B. das Vorhandensein des Rumpel-Leede-Symptoms von einigen Verfassera als latente h/~morrhagisehe Diathese aufgefat3t. Jedoch wurde gesteigerte Briiehigkeit der Gef£fw~nde oft auch bci anderen Krankheiten naeh- gewiesen, z. B. bBi Scharlach, Masern, Grippe (Leede). Syphilis, Lupus, Ekzcma (Mayer), Polyarthritis, Raehitis, Grippe (Stephan).

Endllch gelang es Auspitz und Walterh6/er Blutergiisse mit Leichtigkeit auch bei einigen gesunden Menschen hervorzurufen. Wino~tradow, ttennlg, Schrader und Vogt haben gesteigerte Briiehigkeit w~hrend der Menstruation festgesteIlt. Wir m6chten bier noeh die interessante Arbeit yon Leszczynski erw/~hnen. Letzterer wendcte das Verfahren des negativen Druckes aa und kam, auf Grund sciner Ver- suehe an 300 Frauen, zu dem Sehlusse, dab alas Ans~ugungstrauma hauptsachlich von physikMisehen Faktoren, wie Druckh6he, Dauer des Ansaugens, Hautspannung abh~nge. Kinderhaut sowohl wie auch die Haut ~lterer Personen ist weniger resistent. Individuen mit dicker, oft sebgrrhoiseher Haut zeigen eine groBe Wider- standsf/~higkeit. Auffaltend ist der ungtinstige Einflu8 der Jugendtuberkulose und sparer der Syphilis auf die l~esistenz der Hautgef~l~e.

Bei unseren Unte r suchungen haben wir alle Verfahren ausprobiert , um die Briichigkeit tier Gef~t~w/~nde zu pri ifen; haupts/~chlich verwandten wir jedoch das yon uns seIbst ausgearbeitete Verfahren des ,,Kni//es" und der ,,Reibung". ])as Kniffverfahren besteht in dcm Greifen und Kne i fen eincr dfinnen Haut fa l t c zwischen den E n d e n des Daumens und

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des Zeigefingers. Dabei muft aber darauf acht gegeben werden, daft die Hautfalte nicht zu tief zwischen die Finger gelangt und man diese nicht voneinander entfernt. Im letzteren Falle entstcht ein Seitendruck auf tiefere Dermaschiehten und wir kneifen nieht die oberfl~chlichsten Cutis- schichten. Zu demselben Zwecke kann man den Kniff mit 4 Fingern

i J /

Abb. 1. 16jt ihriger K r a n k e r m i t Lupu. ~ vulg~ris . ]31utcrgiisse, die infolge des , ,Knif fes" , der m i t ~t F ingorn ausgeff ihr t wird, en t s t ehen .

anwenden, wie es die Abb. 1 darstellt. ~Ian mug nut hervorheben, daft der Kniff, d e r m i t 4 Fingern ausgefiihrt wird, viel 6f~er und viet st/~rkcre Blutergiisse erzeugt. Bei beiden Verfahren daft keine grofte Kraft angewandt werden. Es bedarf nur der Obung; im einzelnen mul3 man sich gewShnen, die kleine Hautfalte mit den Enden der Weich- teile der Finger anzufassen. Das zweite yon uns angewandte Verfahren bestand aus Reibung des gew~hlten Hautbezirkes mit Watte, die mit etwas Spiritus befeuchtet wurde. Wir hatten n/~mlich bemerkt, daft bei einigen Kranken ein solehes goiben vor den Einspritzungen in der Ellbeuge

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zuweilen punktart ige Blutergtisse hervorruft (Abb. 2). Dieses Ver- fahren wurde so angewendet, dab der Hautbezirk 7real hintereinander mit gleichmi~Bigem Druek mit Wat~e und Spiritus gerieben wurde. iN~un untersuchten wir die Hau t auf punktfSrmige Blutergiisse. ])ann . . . . . wurden noch 3 Reibungen und

nach erneuter Untersuchung noch 3 letzte vorgenommen. Natiirlich sind diese beiden Ver- fahren relativ subjektiv, da es bier auf die Kraf t des Kniffes und den Druck bei der Reibung ankommt. Wir benutzten sie je- doeh, da sio uns gestatteten, sie auch dort anzuwenden, wo an- dere Methoden nicht verwertet. werden konnten. Wir haben ver- schiedene MaBnahmen ergriffen, um das subjektive Moment mSg- lichst auszuschalten. Die end- giittige Bewertung erfolgte erst nach mehreren Kniffen derse|- ben St~rke. Die Ergebnisse wur- den nach einem Fiinfnummer- system beim Kniffverfahren und nach einem Viernummersystem beim Reibungsverfahren notiert. Wfi" strebten darnaeh, den Ein- fluB der verschiedensten Fak- toren, wie Alter, Geschlecht,

Abb. 2. t t ohe Bri ichigkei t der Gcfiiflwand, die durehgemachte Krankheiten, m i t t e l s t Re ibung zmn A u s d r u c k gebraeh t wird. :Der brei te , dunkle , kellf/~rmige, s i c h n a c h / l n t e n Konstitution usw. auf die Brii- verschm/i lcrnde Streifen bes teh t aus e iner grol3en chigkeit der n a u t z u s t l l ( t i e r e n .

Zah l yon fe ins ten ]~lutergiissen. In diesemTeile unserer Arbeit

wurde das Material nach dem Verfahren der Variationsstatistik bearbeitet. Bei der Untersuehung an einem Material von 847 Patienten ergab sieh, dab der beschriebene Kniff bei 61,4 % der M/~nner und 52,1% der Frauen zu Blutergiissen verschiedenen Grades fiihrt. Am 5ftesten finden sich einzelne Punkte {Grad 1), seltener multiple H~morrhagien, die jedoch voneinander isoliert sind (Grad 2), noeh seltener hiimorrhagisehe Strei~en (Grad 3 ~ ) . Bei hSherer absoluter H~iufigkeit der positiven Ergebnisse bei M/innern erwies es sieh, dab diese auch hShere Grade der Brfiehig- keit ergeben. So wurde der Grad 2 und 3 bei M/~nnern in 22,8% der F/~lle, bei Frauen in 16,3 % der F/~lle nachgewiesen. Es besteht auch ein bestimm- ter Zusammenhang zwischen den Blutergiissen nach Kniff und dem Alter

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Zur Frage der Brfichigkeit der Blutgefhfle der ttaut. 451

der Versuchsperson. Die maximMe Briichigkeit der Blutgefi~l~e wird bei M/innern gegen das Ende des 2. und im 3. Jahrzehnt festgestellt, bei Frauen im 3. und 4. Von diesen Altersgruppen an senkt sich der Grad der Briichigkeit nach beiden Seiten. Besonders klar und deutlich ist das Sinken mit dem Alter (Tab. 1).

Tabelle 1. Ge6"chlecht, Alter und Briichigkeit der Ge/dfle (Kni//).

A l t e r

0--~ I lO--l~ 0(~--0,~, 30_3~ I ~0--,][,q I 50 IITI([ 'I,, ~" h S h e r g ~ n z e n

Briiet~gkeit ! 66,77;,38 ~{, 1

I t 33,_

I l I ! ~-

Im ganzen: ] 12

0

I

II

III

Im ganzen:

29 33% 34

38,6% 22

25%

5 3,4 ~

88

M~nner

39 28 260 29,9% 39,4 % 41,9 %

66 27 3 225,5 47,1% 38% %

33 150 13 23,6% 21,1 Vo 21%

1 2 1 1,47/o 1,4% 1,6%

140 71 62

34 65,4 %

11 21,2%

7 13,5%

52

6 42,9 %

6 42.9

2 o 14,3 g

14

Frauen

71 52 38,8% 47,7%

700 410 38,3/~ 37,6 %

40 14 21,9% 12,8%

2 2 1,1% 1,8%

183 109

52 60,5%

29 33,7 %

5 5,8%

86

20 69%

5 17,2%

4 13,8%

29

164 38,6%

164 38,6%

90 21,2%

7 1.6 %

I 425

201 47.9%

151 35.8%

65 15,4%

4 0,9%

421

Wit haben uns bemiiht die Frage aufzukl/~ren, ob ein Zusammenhang zwischen der Briichigkeit und der Konstitution der betreffenden Person bestehe. Wie wird die Briichigkeit von den durehgemachten Krank- heiten beeinflu$t ? Uben Herzkrankheiten, Autointoxikationsprozesse aus dem Darm bei dessert Atonie und andere Krankheiten irgendeinen EinfluB darauf .~ Wit suehten Antworten auf diese Frage an demselben Material. Wit sehieden aus der gesamten ZahI der Untersuchten eine Gruppe yon Personen aus, die yon demselben pathologisehen Prozessen befallen waren, studierten die Briichigkeit an dieser Gruppe und vergtichen sie mit den iibrigen Ergebnissen. Fiir jeden ProzeB ffihrten wit einen Korrelationskoeffizienten aus (r.), d. h. den Index des Zusammenhanges

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zwischen dem gegebenen Faktor und dem Brfichigkcitsgrad und dem mittleren ]~'ehler. Wir wiesen den h6chsten Grad der Briichigkeit bei Individuen mit Muskelkonstitution und den niedrigsten beim digestiven Typus nach. Die Astheniker befanden sich in tier Mitre. Jedoch war der Unterschied nicht durehgreifend. An einem Material yon 413 ]?rauen versuchten wit den Briichigkeitsgrad mit den Indices yon Pignet und Rohrer zu verbinden. Es erwies sich, da$ der Korrelationskoeffizient (r) zwischen dem Brfiehigkeitsgrad und dem Index yon Pignut gleich + 0,006 4= 0,06 und zwischen dem Brfichigkeitsgrad und dem Rohrer- Index r = - - 0,51 ~ 0,049 ist. Es ist also kein Zusammenhang zwi~chen der Brfiehigkeit und dem Index der physischen Entwicklung vorhanden. Kein~n Eindruek haben aueh die friiher durehgemachten Krankheiten hinter- lassen, z. B. verschiedene Typhusarten (264 Patienten), Malaria (263 Pa- tienten), Scharlach (52 Patienten), Diphtherie (26 Patienten), Rheumatis- mus (49 Patienten). Die Typhusarten ergaben den Korrelationskoeffi- zienten r = ÷ 0,025 ± 0,042; bei Scharlach ist r ~= 0,002 J_ 0,042; bei Malaria - - r = - - 0,016 ~ 0,042. Derselbe Mangel an Zusammenhang wurde zwischen der Brfiehigkeit und den meisten beim Patienten im Mo- ment der Untersuchung vorhandenen Krankheiten festgestellt, und zwar Lungentuberkulose, Malaria, An~mie, verschiedene Defekte der Herz- t£tigkei~. Lungentuberkulose verschiedener Grade ergab (67 Kranke), r = + 0,044 ± 0,042 ; An£mie - - r = + 0,016 ~: 0,042 (Tab. 2) ; Atonie des Darmes - - r --= 0,02 ± 0,042.

Tabelle 2.

Briichigkcit

0 I

II II[

Lungentuberkulose

N. Vorhauden

225 182

78 5

+ Vorhanden

27 28 12

r ~ + 0,044 ~ 0.042

AnSmic

N. Vorhan~tcn

181 131

64 5

+ Vorh~mden

7t 79 26

r = + 0,016 :L 0,042

Es wurde ein gewisser Zusammenhang zwischen der Brfichigkeit und der Funktion der Talg- und Schweifldri2sen nachgewiesen. Dieser Zu- sammenhang war aber meehanisch begriindet, und zwar war die fette und feuchte Haut schwerer zu kneifen, da sie leicht zwischen den Fingern glitt. Deshalb wurde solche t tau t vor dem Versuch mit Watte, die trocken oder, in F~llen yon tJberschuB an Haut~alg, mit Spiritus befeuchtet war, abgerieben. Ein deutlieher Zusammenhang wurde zwischen dem Turgor der Haut und der Brtichigkeit der GefaSwande nachgewiesen. Eine h6here Briiehigkeit ergibt die Haut mit gutem Turgor und gut entwiekelter Cuffs. Schlaffe, atrophische dfinne Haut ergibt oft eine niedrigere

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Briichigkcit. Es ist mSglich, daf] mit diesem Momente auch die festge- stellten Altersschwankungen im Zusammenhang stehen.

Der Briichigkeitsgrad schwankt auch je nach der LokM[s~tion. Daher beziehen sich die angeffihrten Angaben ausschlielMich auf ein und den- selben Hautbezirk, und zwar: Brusthaut im 3.--4. Rippenzwischenraum in der Mitte zwischen Linea mamillaris und Linea axillaris anterior.

Abb. 3. 23 j i ihr iger Kr~/nker m i t L u p u s c ryChematosus des GeMchtes lznd eirter klcinen Z~hl yon t (n f i t chen yon Ache vul~'aris. ~2s be s t eh t die, ~I~St~lichkeit, ei~ bel icbigcs ~Ius te r ~uf

eler :H~Lut mittels~5 k n i f f a r t i g c r Beweg31ngen zu erzeugon.

N/~her zur AchseIgrube und zum Halse, wo die Haut dfinner ist, sinkt der Grad der Brfichigkeit. An den Seiten und im oberen Teil des Riickens ist er hSher, als auf der Brust, wenn nur die l~iickenhaut nicht so stark gespannt ist, dab sie das Greffen einer kleinen Hautfal te verhindert. Auf der Bauchhaut ist die Briichigkeit weniger stark ausgepr/igt. An den Streckfl/~chen der Oberarme entspricht der Briichigkeitsgrad dem der Bauchhaut. An den Vorderfl/~chen der Ober- und Unterarme ist er viel niedriger, noch niedriger an den H/~nden und Waden. Der Unterschied

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des Brfichigkeitsgrades nach Lokalisation hangt hauptsachlich yon dem Charakter der gekniffenen Falte ab, sowie yon einer Reihe yon anatomisch- physiologischen Besonderheiten der Haut , die zur Zeit einer eingehenderen Analyse nicht zug/~nglich sind. Jedoch miissen wir hervorheben, daft man den Briiehigkeitsgrad nicht nur auf physikalische Momente zuriick- fiitu'en kann, wie z. B. den Feuehtigkeitsgrad, die Talgdriisentatigkeit, die Dicke des Epithels, den Charakter der Hautfa l te usw. Bei der Ver- gleichung des gesamten 5{aterials sehen wir, da/] bei anscheinend gleicher Beschaffenheit der Hau t die Ergebnisse des Kniffes oft bei verschiedenen Personen s tark voneinander abweichen. Bei einigen wurde vSlliges Fehlen yon Blutergfissen, bei anderen wurden hamorrhagische St, reifen nach- gewiesen, lind zwar unter denselben Verh~i]t.nissen. Bei Patient,en dcr lebzteren Ar$ war es teicht, ein beliebiges Muster auf der Hau t zu erzeugen, wenn man sic mit kniffartigen Bewegungen durchzog (Abb. 3). Die BrfictiigkeiV erwies sich in solchen Fallen an der ganzen Strecke a ls gesteigert. Andere Bestimmungsmethoden ergeben in solchen F/~llen ebenfalls gesteigerte Briichigkeit.

Es erhebt sich die Fra&m, ob die Ergebnisse bei verschiedenen Unter- suchungsverfahren dieselben sind. Nach unseren Beobachtungen mu8 diese Frage verneint werden. Es liegen, wie es scheint, verschiedene mechanische 5[omente den verschiedenen Verfahren - - dem yon Rumpel- Leede, der I~niffmethode, der der Reibung, des Beklopfens mit efimm H/~mmerchen, dem Verfahren des negativen Druckes - - zugrunde. Im einzelnen muB der blaue Fleck, der bei einigen Verfahren erzeugt

wird, scharf yon den bei anderen Metho- Tabe!le 3.

~ 1 ~ \ Blaucr cok 0 I I I I I m t ~o~la,gon

o ]3s I 21

I I 17 I l l 1

Im ganzcn: 177

39 9 18 3 6 6

- - 1

63 19 F

86 42 29 2

159

den erzielbaren l~unktartigen t)etechien unterschieden werden. Dieser blaue Fleck hangt, wie es scheinL yon tieferen Blutergiissen ab und zeigt sich spater als die punktart igen Peteehien. Indem wir das Kniffverfahren anwandten, er- tfielten wir zuweilen auBer den ober- fl/i.ehlichen :Petechien auch einen solchen blauen Fleck. ~¥h- studierten das gegen- seitige Yerh/~ltnis dieser :Erscheinungen

und fanden, dab zwischen ihnen kein Zusammenhang bestcht (Tab. 3). Der Korrelationskoeffizient erwies sich zwischen den Petechicn und dem

blauen Fleck als gleich r ~ - 0,01 ± 0,08. Dieser Mangel an Zusammen- hang zwischen den bciden Erscheinungen auf3erte sich in einem ver- schiedenen Verh/~ltnis zum Gcschlocht. I m Gegensatz zu den Petechien begegnet man dem blauen Fleck 5fret bei Frauen, was auch den Angaben yon Lewln entspricht. Die schlaffe, welke Hau t begfinstigt sein Erseheinen. Die st/~rkste TendeIm zu seiner Bildung beobaehteten wir bei einer Kranken mit Cutis hyperelastica. Man kann ihn oft bei Frauen, die zur Korpulcnz

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neigen, beobachten. Viele Dermatologen erinnern sich w~Lhrscheinlich an 6ftere -~ul3erungen yon Frauen: ,,Ich habe oft. blaue Fleeke auf der Hau t " oder, wenn man gekniffen oder gestogen hat : ,,Hier wird natiirlieh ein btauer Fleck entstehen !" Bei Miinnern sind dagegen 6Iter Petechien anzutreffen als blaue Fleeke. Daher scheinen die beiden Phgnomene verschieden; es liegen ihnen wahrseheinlich Traumen verschiedener Teile des Gef~13systems zugrunde.

Der Mangel an l~bereinstimmung unter den mittelst versehiedener Verfahren ermi~telten Ergebnissen bezieht sich nicht nut ~uf den blauen Fleck und die Peteehien. %Venn wit z .B . die dutch Kniffverfahren gewonnenen Resultate mit, denen, welehe mit der l~Iet.hode des negagiven Druckes erzielt, werden, vergleiehen, k6nnen wit. aueh hier einen groflen Untersehied feststellen. Saftige jugendtiehe Haut ergibt 6fter Peteehien nach einem Kniff, w/ihrend sehlaffe Greisemhaut in dieser Weise 5fter auf den nega~iven Druek reagiert. Ns ergab sich, dal3 die Altersver/inde- rungen der Brfichigkeit, die wh. und aueh Leszczynski, der mit nega- riven Druek erbeitete, erhielten, entgegengesetzt waren.

Nine solvhe Versehivdenheit dvr gewonnenen Resultate kann nieht in dem Sinne aufgefat?t werden, dab das vine odvr das andere Verfahren als das beste vrscheint. Sic sprieht nur daftir, dab diesen Methoden verschiedenv mechanisehe Momentv zugrunde liegen.

Jedoeh ergeben, wie wit sehon erw/ihnt haben, in den F/illen yon pathologiseh gesteigerter Brfiehigkeit alle Methoden &hnliehe Resultate. Bei der Untersuchung eines Kranken miissen augenscheinlieh verschie- dene Verfahren zur Verhiitung yon irrttimliehen Schliissen angewandt werden.

B~iichigkeit und Dermatosen.

~Tir gehen jetzt zu der Frage fiber das gegenseitlge Verh/~l~nis zwiseImn dem Briichigkeitsgrad und der Pathologie der Haut fiber, tiler sind zwei lV[omente zu un~erscheiden, und zwar 1. wie hoeh ist die Briiehigkeit der Gef/~gwand bei ,¢erschiedenen Hau~krankheiten, lind 2. wie ver- h/ilt sich die gesteigerte latente Brfichigkeit zu verschiedenen Hautpro- zessen ? Wir werden erst den ersten Tell des Komplexes behandeln. Unsere zahlreiehen allt/iglichen t~eobaeh~ungen h~ben den 5langel eines Zu- sammenhangs zwisehen der Brfichigkeit und den meisten Dermat, osen erwiesen. Solche Prozesse ~ e Ekzem, Psoriasis, Lichen ruber und andere werden yon keinen ausgepr/igten Veriinderungen der Br/iehigkeit be- gleitet. Es gelang uns ebenfalls nieht einen Zusammenhang zwisehen ihr nnd den Schwankungen des Prozesses, seinen progressivem Verlauf bzw. seiner I~iiekbildung festzustellen. Das einzige, was dureh die Zusammen- stellung der Versuche erwiesen Mrd, ist, dag bei solehen Erkrankungen hShere Grade dvr Brfichigkei~ etwas h~ufiger vorkommen, daft also der durchselmittliehe Briiehigkeitsgrad etwas hSher is~. Wit sind der

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}Ieinung, dal~ die gesteigerte Brfichigkeit sowohl wie die erw/~hnten Dermatosen a]s parallele Prozesse crsehcinen, we]ehe von einer gemcin- samen Ursache, der konstitutionellen Labilit~t der Hau t bzw. ihrer Ge- webselemente abh/~ngt.

Wit" haben auch die Brfichigkeit auf der befallenen Hau t sclbst studiert. Theoretisch k tnn te man erwarten, dab an den Stellen, wo En~ziindungsinfiltrat mit mitunter ver/~nderter Gef~tBwand vorhanden ist, aueh eine stark gesteigerte Briichigkeit nachzuweisen sein w/irde. ])as konnten wir aber nicht feststellen. Die Briichigkeit erwies sich in den ]~fflorescenzen selbst als wenig yon der der benaehbarten :Bezirke der gesunden Hau t abweichend. ]~s bestand auch kein Unterschied im Verh/~ltnis zu der gewShnlichen normalen griichigkeit, die wir in dem betreffenden Bezirk der Hau t bei gesunden Mensehen zu finden gewohnt sind. Zuweilen wurde etwas erhthte Br/ichigkeit an der Stelle eines frisehen Fleekes yon Psoriasis oder in einer exanthematSsen Hau t fest- ges~ellt ; jedoch konnte das keineswegs als Regel gelten, und die Erhthung war nicht grog. In F/~llen yon alten InfiI traten yon Psoriasis, Ekzem und Neurodermitis war die Briichigkeit 6fret herabgesetzt. Indem wh' diese Beobachtungen zusammenfassen, gelangen wh" zu dem SehluB, dal3 eine ausgepr/~gte Tendenz zu erhthter Brfichigkeit an den Effloreseenzen bei den meisten banalen Dermatosen nieht anzutreffen ist. Bei Urticaria beobaehteten wit" sogar das Entgegengesetz~e, ein siehtbares Sinken der Brfichigkeit in den Quaddeln im Vergleich zu der gesunden Haut . Jedoeh konnten wh" in einem Falle yon Urticaria pigmentosa eine deutliehe Steigerung der Briiehigkeit an der gesunden Hau t nnd eine noeh st/~rkere an den Stellen der Quaddeln fes~stellen. Einen hohen Br/ichigkeitsgrad beobaehteten wit bei Paralosoriasis , was im Einklang mit den Erhebungen yon Brocq stehg.

Es gelang uns einen Zusammenhang zwisehen ¢rhthter Briichigkeit einerseits und Rosaeea und Poikilodermia vaseularis atrol0hicans anderer- seits festzustellen. Es erwies sieh, dab bci beiden Prozessen die Brtichig- keit gesteigert ist. Zwar miissen wit betonen, dab die atrophische Haut bei Poikilodermie oder die sieh schwer in Falten legende Gesiehtshaut bei l~osaeea die gesteigerte ]3rtiehigkeit nicht immer klar zum Ausdruck kommen 1/~13t, wenn das Knfffverfahren verwer~eb wird; jcdoch 1/~13~ sieh dieso Briichigkeit beim I-Ieranziehen anderer Verfahren (Reibung, negativer Druek) mit Leiehtigkeit naehweisen. Wenn wit in Betracht ziehen, dab beide Prozesse von Teleangiektasien begleite~ werden, seheint uns die Vermutung zul/issig, daft die gesteigerte Br/ichigkeit sowohl wie aueh die teleangiektatischen Erscheinungen ein ]~rgebnis der herabgesotzten Resistenz der Gef/~Bwand darstellen. Es ist mSg- lieh, dab zwisehen ihnen auch ehl dh'ekter genetiseher Zusammen- hang besteht. Die erw~hnte positive Korrelation zwisehen der Briichig- kcit und den Teleangiektasien beobachteten wir nur bei den oben-

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erw~Lhnten Prozessen; bci den angeborenen Teleangiektasien war sie nicht vorhanden.

Eine weitere Erscheinung, die wh' feststellen konnten, war die ge- steigerte Brfichigkcit an den Herden der Infektionsgranulome, we sie meist scharf ausgepr~gt war. Sie war an der Roseola, den Papetn und den syphilitischen bzw. Lupustuberkeln vie1 starker als in der benachbarten gesunden Haut . Diese Verh~Itnisse wurden zuweilen dutch den Einftul] der obenerw/ihnten anatomischen Besonderheiten des befallenen Hautbezirkes auf die Untersuchungsergebnisse verdeckb. Znweilen gelang es infolge der i)ieke der Falte nicht die Briichigkeit zum Ausdruck zu brfilgen, wenn man das Kniffverfahren anwendete, zu~ weilen wegen FetLansammlung usw. Jedoch t r i t t die gesteigerte Briiehig- kcit der Gef/iftwand fast in alien untersuchten F~tlen mehr oder weniger hereof. Es ist mSglich, dsl3 sie dm'eh das Vorhandensein yon neugebil- deten Capillaren mit zarten, leicht verwundbaren Wi~nden zu erkl~ren ist. ~Vir fanden sie auch an den Herden des Lupus erythematosus und ill einigen F~llen an den Flccken des akuton Exanthems bei Lepra ma, culo-anaesthetica und an den infiltrierten Stellen bei LeishmaniosLs. Sie t r i t t auch bei anderen ~[ethoden gut hervor (Reibung, negativer Druck). Sie ist meist so charakteristisch, dal] wir sie gew6hnlieh bei besonders schwierigen F~llen a]s ein differential-diagnostisches Symptom verwerten. Bei Roseole wurde sie, wie es scheint, auch yon anderen Verfassern bemerkt. In Brocqs: ,,Pr6cis Atlas de pratique dermato- logique" kann man die Abbildung (Abb. 287) einer Roseole mit Blut- ergtissen in einigen Elementen des Exanthems sehen. Diese gesteigerte Br(ichigkei~ sbeht in direktem Zusammenhang mit dem Vorhandensein vonInfiltrat. Sie ist in den erstenTagen des Bestehens der Roseola schwach ausgepr~gt, erreioht ihren ttShepunkL zur Zeit ihrer vollen Entwickhmg, in der Papel, dem Tuberkulum und beginnt allm~hlich parallel mit der Resorption des Infiltrates zu verschwinden. Jedoch kann man auch an der Stelle der resorbierten Papeln wiihrend einiger Zeit gesteigerte Brfiehigkeit nachweisen, was wir ebenfalls zu diagnostischen Zwecken verwerten. Nur in einzelnen F~llen yon sp'~ten Papeln und Tuberkeln tiberLraf die Briichigkeit die der gesunden Hau~ nicht. Wahrscheinlieh steht dicse Erscheinung in irgendeinem noeh nicht studierten Zusammen- hang mit den Umwandlungen des spezifischen Infiltrates und mit dessen Riiekbildung.

Es zeigte sich ferncr, dai] man bei den oben genannten Prozessen gesteigerte Briichigkeit such an anseheinend gesunder Haul beobaehten kann. Diese letzte Erscheinung war jedoeh nicht so best/indig, wie die Briiehigkeit. an den Herden setbst. Eine allgemein gcsteigerte Briiehig- keit fanden wir aueh nieht selten bei friihen Formen der sekundi~ren Syphilis. Leszczyr~ki sah sic such bei sparer S.~Thilis, was wir nieht be- st~tigen konnten. H/iufiger ~drd gesteigerte Brfiehigkeit bei gew6hn|ichem

.~ rch iv f. D e r m a t o ] o g i e u, S:~'philis. Bd . 167. 3 0 a

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Lupus angetroffen. Etwas schw/ieher ist sie bei Lupus erythema- tosus. Auch Leszczynski beobaehtete diese st~rkere Briiehigkeit. Es ist interessant, dab wir bei Lungentuberkulose keine gesteigerte Briichigkeit fanden, w/~hrend sie bei Lupus einwandfrei nachgewiesen wurde. An- scheinend ist Lupus yon einer allgemei~len St6rung der Resistenz der Gef/~13wand begleitet, was bei Lungentuberkulose nieht der Fal[ ist. Diese Tatsache hat ein groiles theoretisches Interesse und muB weiter- bin eingehend untersucht werden.

Bedeutung der erhShten Briichigkeit in dcr Pathologic der Haut.

Wh" gehen zm • ErSrtcrung dcr letzten Frage itber, n~imlich zu der fiber die Bedeutung eines hohen Grades der Briiehigkei~ fiir die in der Haut vor sich gehenden Prozesse. Wit miissen erstens betonen, da, I3 auch im normalen Leben Traumen h~tufig vorkommen, welche ehle Massen- stSrung der Integrit~tt der HautgefiiBe hervorr~lfen, besonders wenn latente Anl~ge dazu besteht. Die verschiedensten Traumen, wie z.B. Stol], Druck, K_ratzen, Reibung usw., kSnnen beim Vorhandensein einer gesteigerten Brfichigkeit zu ungew6hnlieh gro[ten ~Blutergtissen fiih~.en. Die Traumen k6nnen zuweilen gering sein und brauchen die Grenzen gew6hnlicher Berufs- odor allt/~glicher Sch/idigungen nieht zu fiber- schreiten, die auf einer normalen Haut keine Spuren hinterlassen.

Einen besonders stark ausgeprAgten solchen Fall beobachteten wir bei einem Tseherkessen, desscn Rficken mit einer Unmenge yon linienartigen sich kreuzenden hi~morrhagischen Streifen bedeckt war, wovon der Patient keine Ahnung hatte. Er h~tte ~m Vortage I-Ieu vom Fe]d naeh Hans gefahren und darauf auf dem Riieken gelegen; es gentigte die Reibung an dem Heu, um diese massenhaften Blutergiisse zu erzeugen. Solche Blutergtisse sahen wir aueh zuweilen naeh dem Tragen yon Wasser an einem Schultertragejoch, n~eh der l~eibung mit zerfaserten Lindenbas~ in der Badestube, naeh Kratzen beim Jueken usw. Nachdem wit diese Fi~lle beobach~et hat, ten, sahen wir, da13 sic recht h~ufig vorkommen, jedoeh werden sic gewfhnlich auger aeht gelassen. Meist haben sic aueh keine Bedeutung flit die Pra, xis, abet es kann auch das Umgekekrte vorkommen. Wit k6nnen bier den Fall yon Hamazia~t erwi~hnen, bei welchem ein tl/2j/ihriges Kind, das an Grippe erkrankt war, und im iibrigen niehts Pathologisehes aufwies, daran zugrunde ging, dab sich bci ihm nach 16 troekenen Sehr(ipfkSpfen Blutergtisse in den Muskchi und in den Lungen einstellten. Die wahl~eheintiehste Erkli~rung dieser Erscheinung ist in der stark gesteigerten Briichigkeit tier Gefi~lLvand zu suchen.

Ferner kSnnen bei vorhandener gesteigerter Brfiehigkeit banale Prozesse yon Blutergfissen in den Entziindungsherden begleite~ werden. Diese ~Blutergfisse kSnnen baM punktfSrmig sein, bald zusammen- flieSen, wobei sic d~nn den ganzen Herd erffillen. Hier taueht die Frage auf, ob den meisten sog. h/~mo~whagischen Exantbemen nicht sine ge- steigerte Briichigkeit zugrunde liegt. Es ist wohl bekannt, dal~ oft Ery- theme, Urticaria, Herpes zoster und andere Dermatosen einen h~morrhagi- schen Charakter annehmen. Die Pathogenese der Blutergiisse bleibt dabei vOllig unklar. Man denkt racist, auch die St/irke der Entziindung

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ftihre zu Blutergiissen. Es scheinb uns jedoeh, dM~ ein Teil dieser F/tile auf die Anlage zur gesteigerten Blqdchigkeit zuriiekgefiihrt werden kann. Wit hat ten Gelegenheit 3 F/~lle yon Ery thema haemorrhagicum und einen Fall yon Urticaria zu beobaehten, in deren Quaddeln Blutergiisse vor- handen waren. In allen diesen F/fllen konnten wir das Vorhandensein von a.bnorm hoher Brtichigkeit auch in der gesunden H a u t feststellen. Als wir spg.ter die Effloreseenzen verschiedener Dermatosen bei Indi~dduen mi~ gesteigerter Brfichigkeit s~udierten, fanden wir, daft punktfSrmige Blutergiisse dabel keine SeItenheit sind, und dal~ sin allm/thlicher l~ber- gang yon solchen punktart igen ]3lutergiissen zu wirklichen httmorrhagi- schen Dermatosen wolff mSglich ist. Auch andere Verfasser s~hen zuweilen einen Zusammenhang zwischen der erhShten Brfichigkeit der Gel&Be und ehmm h/~morrhagischen Chaa'akter der Exantheme.

AIs Beispiet k6rmen wir die Beobachtung yon Wirz anfiihren, der einen F~lt vonPityriasis rosca haemorrhagiea bei einem 10j/~hrigen M/~dehen schildert, bei dem sowohl inner- wie auflerhMb der Flecks punktfSrmige Blutergiisse vorhanden waren. Die Mutter des Kindes teilte mit, dab es aueh friiher auf kleine St613e und jeden Fall mit ungew6hnlieh groBen roten und blauen Flecken rcagiert babe.

Wir k6nnten viele solche Beobachtungen aIff/ihren, jedoeh handelb es sieh hier n i c h t u m das Sgmmeln VOlt Kasuistik. Die ]3rfichigkeit der gesunden und der lcranken Hau t muB systematisch studiert werden, wobei unzweifelhaft vieles noch ungekl/~rt gebliebene in der Hau~patho- logic, speziell ~ueh in der P~thogenese der h/~morrhagischen Prozesse aufgeklart werden wh'd. Die Frage, ob alle h~morrhagischen Prozesse auf die gesteigerte Brfiehigkeit zurtiekgef/ihrt werdert kSnnen, kann jetzt schon negativ be~ntwortet werden. Wie schon die Versuche der Thera- peuten, die verschiedene Arten yon h/~morrhagisehen Di~thesen studierten, ergaben, ist bei ihnen die Steigerung der Gef&13wandbr/iehigkeit keines- wegs die Reget, ja bei gew6hnlieher Purpura ergeben ]~umpel-Lsede und andere Methoden nut selten ein positives Resaltat . Unsere Erfahrung best£~ig~, dab bei rheumatiseher Purpura die ]3r/ichigkei~ der Gef/il3wand sowohl an der Stelle der Blutflecke wie aueh in der gesundert Hau~ in einer ganzen l~eihe yon F/~llen die l~orm nieht iibers~ieg. VVir werden uns hier nieht mit der ~rage fiber den Mechanismus der Bluterg/ is~ be- seh/~ftigen. Wit w~ren nieht imstande, etwas Neues zu sagen; jedoeh shid wir der Meinung, dab in einer anderen Reihe yon F/illen yon Furpura und yon h/~morrhagisehen Dermatosen die Hauptursache der H/~mor- rhagien in der Anlage zu starker Briiehigkeit liegt.

Wit m~hten hier noeh erw/~hnen, dab wir einen !~all yon septisctmm Erythem mit Blutergiissen beobaehten konnten, wo die gesteigerte Briiehigkeit sich ansehei- nend in direktem Zusammenhang mit dem Erythem selbst entwiekelte. Es handelte sich um einen Greis mit Cangran des Scrotum, die sich als Folge sines Traumas eingestelIt hatte, AIs die Sepsis einsetzte, konnte man bald die Eruption eines papu- 16sen und bl/~sehenartigen Erythems feststellen. Die Brtichigkeit erwies sich an den Stellen des Infiltrates als sehr erhOht; doff, wo die Haut gesund war, war die Briiehigkeit zwar schw/~cher, aber dennoch gesteigert. Im femeren VerIaufe sank

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der Briichigkeitsgrad wieder bis zur Norm, nachdem das Exanthem verschwunden war. Solche Schwankungen tier Briiehigkeit scheinen auch als Fotge yon Schi~di- gungen der Gef~Bw/~nde dutch andere Prozesse m6glich zu sein. Im einzclncn messen Kinder/~rzte bei Seharlaeh der gesteigerten Briichigkeit sogar auch dia- gnostische Bedeutung bei. Wit hattcn jedoch keine Gelegenheit diese Frage beim Seharlach zu s~udieren.

Sd~lu/3/olgerunge~.

Der Briichigkeitsgrad der Gef£1~e stellt eine konstitutionelle Besonder- heir des Organismus dar, die be/ einze]nen Individuen stark variiert. Sie erscheint als sehr bestandig in bezug auf viele Infektionen und andere sowohl aku~e wie auch chronische Er~-ankungen. Versebiedenen Unter- suchungsmethoden der Briichigkeit liegen versehiedene Meehanismen zugrunde, was zuweilen zu s~arken Differenzen der Untersuehungser- gebnisse fiihrt.

Nur die Anwendung versehiedener Vezfahren kann eine klare Vor- stellung fiber den Zustand der GefaBwand des Patienten gewahren, wobei jedoch auch anatomisch-physiologische Eigenschaften der untersuehten Hau t in Betraeht gezogen werden miissen.

Hohe Brfichigkeitsgrade kSmmn aueh bei vSllig Normalen angetroffen werden, die keine Erseheinungen der hamorrhagischen Diathese auf- weisen.

Die Brfiehigkeit der GefaBe bei den meisten ban~len Dcrmatosen unterscheidet sieh wenig yon der der Gesunden.

Lupus vulgaris und Lupus erythematosus, Syphilis maculosa, papu- losa. und ~ubercsa, akuter Ausschlag bei Lepra maeulo-anaesthe~ica ergeben ganz deutlieh gesteigerte Briichigkeit in den Krankheitsherden. Bei Lupus vulgaris und erythematosus ist die Briiehigkeit auch in der gesunden Hau t gesteigerL was bei interner Tuberkulose nicht beobachtet ~vllrde.

Bei verschiedenen Arten der Purpura sehwankt die Briichigkeit yon der Norm bis zu sehr hohem Grade, was auf versehiedene Mechanismen der Blutergfisse in den einzelnen Fallen zurtickzuftihren ist. Ein hoher Br/ichigkeitsgrad eharakterisiert die Reaktion mancher Individuen auf verschiedene Traumen, wobei es oft zu ungeheuer sLarken Blutergfissen kommt.

Ein grSBerer Teil der hamorrhagischen Dermatosen erscheint als Ergebnis der latenten hohen Brfichigkeit.