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Zur Frage der experimentellen Syphilis des Nervensystems beim Kaninchen. Von Dr. med. P. Snessareff und J. Finkelstein. Mit 5 Textabbildungen. (Eingegangen am 20. November 1922.) Der experimentelle Teil dieser Arbeit ist von Fint:elstein ausgefiihrt worden, die mikroskopischen Untersuehungen yon Snessare//. Durch die Uberimpfung der Syphilis auf Kaninchen ist es m5glich geworden, die experimentelle Syphilis versehiedener Organe, darunter aueh des Nervensystems, in systematischer Weise zu untersuchen. Schon die ersten Versuche lehrten, dab das Nervensystem dem syphilitischen Virus gegeniiber sehr widerstandsfi~hig ist, was dazu veran- lal]te, die versehiedensten Methoden der Uberimpfung zu versuchen, um ein positives Resultat zu erzielen. So wurde das Impfmaterial, wie fiblich, in den Hoden und in die vordere Augenkammer eingefiihrt, ferner intravenSs in die Cerebrospinalflfissigkeit, subdural und intracercbral jedoch ohne den gewiinschten Erfolg. Um die Widerstandskraft der Hirnsubstanz zu iiberwinden, versuchte Noguchi das Kaninehen vorher zu sensibilisieren, und zwar durch intravenSse Einfiihrung yon getSteten und lebenden Spiroch~ten, welche monatelang fortgesctzt wurde, bis sehlieglieh die Impfung vorgenommen wurde, und zwar durch subdurale Einfiihrung eines Stiickehens eines testiculi~ren Syphiloms oder durch Injektion einer Emulsion aus demselben in die Hirnsubstanz selbst. Das Ziel aller dieser Versuche war, eine sehwere Veri~nderung im Gehirn hervor- zurufen, welche den syphilitischen Erkrankungen des mensehlichen Nervensystems analog w~re. Es ist sogar an die MSglichkeit gedacht worden, im Gehirne des Kaninchens derartige spezifische Veri~nderungen hervorzurufen, wie sic der progressiven Paralyse und der Tabes eigen sind. Ungeaehtet des groBen ]~aterials, welches sich bezfiglich der experi- mentellen Syphilis des Nervensystems zur Zeit bereits angehauft hat, mug doeh das urspriinglich gesetzte Ziel als noch nicht erreicht erachtet werden. So stellt Steiner 1) lest, da~ es weder gelungen ist, schwere 1) Steiner, Beitr~gezur experimentellenSyphilisdes ~ervensystems. Zeitsclm f. d. ges. Neurol. u. Psyckiatr. 10, Heft 1, S. 43. 1914. - - Steiner, Experimentelle Syphilis. Ibid. :r H. 4/5. -- Steiner, Zur Erzeugung und Histopathologie der experimentellen Syphilis des Zentralnervensystems beim Kaninchen. Neuro]. Centralbl. 1914, Nr. 9, S. 558.

Zur frage der experimentellen syphilis des nervensystems beim kaninchen

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Page 1: Zur frage der experimentellen syphilis des nervensystems beim kaninchen

Zur Frage der experimentellen Syphilis des Nervensystems beim Kaninchen.

Von Dr. med. P. Snessareff und J. Finkelstein.

Mit 5 Textabbildungen.

(Eingegangen am 20. November 1922.)

Der experimentelle Teil dieser Arbeit ist von Fint:elstein ausgefiihrt worden, die mikroskopischen Untersuehungen yon Snessare//.

Durch die Uberimpfung der Syphilis auf Kaninchen ist es m5glich geworden, die experimentelle Syphilis versehiedener Organe, darunter aueh des Nervensystems, in systematischer Weise zu untersuchen.

Schon die ersten Versuche lehrten, dab das Nervensystem dem syphilitischen Virus gegeniiber sehr widerstandsfi~hig ist, was dazu veran- lal]te, die versehiedensten Methoden der Uberimpfung zu versuchen, um ein positives Resultat zu erzielen. So wurde das Impfmaterial, wie fiblich, in den Hoden und in die vordere Augenkammer eingefiihrt, ferner intravenSs in die Cerebrospinalflfissigkeit, subdural und intracercbral jedoch ohne den gewiinschten Erfolg. Um die Widerstandskraft der Hirnsubstanz zu iiberwinden, versuchte Noguchi das Kaninehen vorher zu sensibilisieren, und zwar durch intravenSse Einfiihrung yon getSteten und lebenden Spiroch~ten, welche monatelang fortgesctzt wurde, bis sehlieglieh die Impfung vorgenommen wurde, und zwar durch subdurale Einfiihrung eines Stiickehens eines testiculi~ren Syphiloms oder durch Injektion einer Emulsion aus demselben in die Hirnsubstanz selbst. Das Ziel aller dieser Versuche war, eine sehwere Veri~nderung im Gehirn hervor- zurufen, welche den syphilitischen Erkrankungen des mensehlichen Nervensystems analog w~re. Es ist sogar an die MSglichkeit gedacht worden, im Gehirne des Kaninchens derartige spezifische Veri~nderungen hervorzurufen, wie sic der progressiven Paralyse und der Tabes eigen sind.

Ungeaehtet des groBen ]~aterials, welches sich bezfiglich der experi- mentellen Syphilis des Nervensystems zur Zeit bereits angehauft hat, mug doeh das urspriinglich gesetzte Ziel als noch nicht erreicht erachtet werden. So stellt Steiner 1) lest, da~ es weder gelungen ist, schwere

1) Steiner, Beitr~ge zur experimentellen Syphilis des ~ervensystems. Zeitsclm f. d. ges. Neurol. u. Psyckiatr. 10, Heft 1, S. 43. 1914. -- Steiner, Experimentelle Syphilis. Ibid. :r H. 4/5. -- Steiner, Zur Erzeugung und Histopathologie der experimentellen Syphilis des Zentralnervensystems beim Kaninchen. Neuro]. Centralbl. 1914, Nr. 9, S. 558.

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Systemerkrankungen des Gehirns noch primi~re degenerative Prozesse, wie sie beim Mensehen bei progressiver Paralyse oder bei Tabes auf- treten, auf experimentellem Wege im Kaninehengehirn hervorzurufen.

Einzelne Beobaehtungen seheinen diesem zu widerspreehen: Noguchil), weleher zweifelsohne fi~lsehlieh das pathologische Bild des Gewebes im Gehirn eines mit Syphilis vorbehandelten Kaninchens (peri- vasculiire In/iltration mit Plasmazellen) der progressiven Paralyse des Mensehen gleichstellt, gibt an, dal3 es ihm mit Hilfe seines Sensibiliti~ts- verfahrens gelungen ist, in 3 Fi~llen eine nicht eitrige exsudative Menin- gitis, in einem Falle eine einseitige Atrophie des Stirnlappens, in 2 Fallen eine diffuse Sklerose des Gehirns und in einem Falle kleine gelbe Flecken in der Schl~fengegend hervorzurufen. Nach der Sensibilisation und intra- kranieller Infektion blieben die Tiere noch im Laufe yon 2 Monaten gesund, dann stellten sich bei einigen der Tiere gewisse Hemmungen der Bewegungen ein, die Tiere wurden sehlaff, magerten ab, es traten Spas- men der Hinterbeine und Ataxie auf, nach 3--5 Monaten wurde die hiipfende Fortbewegung unmSglich, der anfangs negative Wassermann zeigte positiven Ausfall.

Bortarelli 2) beobachtete an 2 Kaninehen eine 21/2 Monate nach der Impfung einsetzende progressive Parese der Hinterbeine, welche schliel]- lieh in Paralyse iiberging. FriihwaldS) konnte einKaninchen mi~ schlaffer Paralyse der Hinterbeine, Hautani~sthesie und Parese der Blase und des Mastdarms demonstrieren. Es fragt sich bloI~, ob alle diese recht verschiedenen Erkrankungsformen auch spezifischer Art waren, zumal da die Parese der Hinterbeine bei Kaninchen nicht selten vorkommt und die :Folge einer gewShnlichen Coccidienerkrankung sein kann (Steiner).

Die Resistenz des Gehirns ist so groin, dal3 sogar der Versuch, das Gehirn mit Syphilis infizierter Tiere durch andere akut oder chronisch auf das Gehirn wirkende Noxen zu sch~digen, fehlschlug (Steiner, Jalcob ).

Kurz, das Gehirn hat sich als ein ffir die Entwicklung der Spirochi~ten ungfinstiger Boden erwiesen [Weygandt und Jakob4)]. So wurden z. B. die Versuchstiere in verschieden langen Zeitr~umen nach der intra- cerebralen Injektion des Impfmaterials getStet, aber nur in 2 Fi~llen lebende Spiroch~ten gefunden. Uhlenhuth 5) impfte Hirnsubstanz infi-

1) IYoguchi, Dementia paralytica und Syphilis. Berl. klin. Wochenschr. 1913, Nr. 41, S. 1884.

~) Zitiert naeh Steiner. a) Zitiert nach Steiner. 4) Weygandt und Jakob, Beitr~ge zur experimenteUen Syphilis des ~erven-

systems. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psyehiatr., Orig. 10, 45. 5) Uhlenhuth, ~ber experimente]le Syphillsforschung. Referiert Zeitschr. f.

d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. 10, Heft 1/2, S. 4]. 19]4.

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zierter Tiere, deren Blut, Leber, Milz unbedingt erkrankt war, intra. testicul~r auf gesunde Tiere fiber mit dem Resultate, dab die gesunden Tiere dureh fibergeimpfte Hirnsubstanz in keinem Falle, dureh Rfieken- marksubstanz blo] in einem Falle infiziert wurden.

Diese Resistenz des Gehirns reicht iedoch nieht so weit, dab dasselbe auch intakt bleibt, wenn sich das syphilitische Virus fiber den ganzen KSrper verbreitet; im Gegenteil, naeh Steiner erkrankt das Nerven- system sogar stets, wenn das Impfmaterial wiederholt ins Blut ein- geffihrt wird. Auch bei anderen Infektionsmethoden reagiert das Gehirn deutlich.

Weygandt und Jakob konnten bei intravenSser Applikation des in~ek- tiSsen Materials in 63% der F~lle, bei intramuskul~rer in 72% mikro- skopische Ver~nderungen im Gehirn nachweisen.

Aus der Literatur ist somit eine Reihe derartiger F~lle bekannt (Steiner 31 F~lle, Weygandt und Jakob fiber 62 F~lle, einige yon Biach publizierte F~lle aus dem Material von Arzt und Kerl; ferner Vansetti U. a.).

Die gewShnliehe Reaktion des Nervensystems bei generalisierter Syphilis stellt sieh in folgender Weise dar. Das histopathologische Bild wird durch eine zellige (perivasculare und adventitielle) Infiltration charakterisiert, welche hauptsachlich dureh Plasmazellen mit einer ge- ringen Beimengung von Lymphocyten zustande kommt; bei cerebraler Infektion ist die Zahl der Lymphocyten grSBer als die der Plasmazellen (Steiner), desgleichen bei subduraler Infektion (Vansetti). Die Infiltration l~[tt sich in den l~eningen und im Gehirn, desgleichen auch in den Nervenst~mmen und in einzelnen Ganglien feststellen. H~ufiger ist der ProzeB in den eaudalen Absehnitten des Nervensystems (Rfiekenmark) lokalisiert, oft ist er nur in den Meningen zu linden und nimmt bier nur einen cireumscripten Bezirk ein, in anderen F~llen wiederum ist er weiter verbreitet, es erkranken die gliSse Rindensehieht und die radial von den l~Ieningen in das Gehirn verlaufenden Gefa[te, bis es schlieBlich zu entzfindlichen Ver~nderungen im Gehirn selbst kommt, doeh beh~lt der Prozel], auch wenn er weiter verbreitet ist, seinen herdartigen Charakter bei. Im Gehirn kSnnen auch Ver~nderungen der geschilderten Art an den Capillaren festgestellt werden. Seltener fiberschreitet der Proze~ die Grenzlinie zwischen den meso- und ektodermalen Elementen: dann stellen sich degenerative Vorg~nge an den Nervenzellen und Proliferation der Glia ein, ferner lassen sieh granulomartige Gebilde, welche Riesen- zellen enthalten, feststellen. Im Zentrum dieser Granulome treten manehmal Zerfallserscheinungen auf; im Zentrum derselben liegen die epitheloiden und die mehrkernigen Zellen, an der Peripherie Lympho- cyten und Plasmazellen. Ist die Infiltration der Gef~e mehrsehichtig, so ist das Lumen derselben manchmal durch eine schwere Endarteritis

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verschlossen. Die beschriebenen granulomartigen Gebilde erinnern nach der Meinung einiger Autoren an miliare Gummata. Auffallend ist der Umstand, dab die entziindlichen Ver~nderungen sehr h~ufig im Hippo- campus angetroffen werden. Diese degenerativen Vorg~nge im Nerven- parenchym erkl~ren sich durch toxische Einflfisse, dagegen lassen sich keine prim~ren Degenerationserscheinungen, wie Ver~nderungen des Aufbaues der l~inde, Systemerkrankungen usw. nachweisen.

Steiner h~tlt die geschilderten Ver~nderungen fiir einen seinem Charak- ter nach syphilitischen ProzeB, eine Meningoencephalomyelitis, welcher den beim Menschen in den verschiedenen Krankheitsstadien im Gehirn auftretenden Erscheinungen verwandt ist.

Andere Autoren bezweifeln den syphilitischen Charakter dieser Er- krankung~ so spricht sich Biach 1) dahin aus, dab diese Ver~nderungen fiir alle chronischen Vergiftungen charakteristisch sind, und dal] sic daher auBer durch das Syphilisvirus auch durch Adrenalin, Blei und Quecksilber hervorgerufen werden kSnnen. Vansetti~) land im Gehirn und in den Meningen nach Einfiihrung caseSser Massen aus einem TuberkelknStchen genau dieselben Ver~nderungen wie nach ~ber- impfung syphilitischen Materials.

Jeden~alls muB aber das Bild der Reaktion im Nervensystem bei all- gemeiner generalisierter Syphilis als feststehend betrachtet werden.

Die Angaben der einschl~gigen Literatur beziiglich schwerer Ver~n- derungen des Nervensystems bei experimenteller Syphilis erweisen sich als wenig beweiskr~ftig, um so mehr m u ] der im ~olgenden geschilderte Fall aus dem ga te r i a l des eincn von uns (Finkelstein) imstande sein, Interesse zu erregen.

Kaninchen Nr. 986 (wei]es M~nnchen - - Gewicht 1600 g), geimpft am 10. I. 1912 mit 17. Passage (Ulcus durum des Kaninchens Hr. 905) an zwei Stellen: a) in den rechten Hoden nach Uhlenhuth mit einer Emulsion vom harten Schankcr. b) in den rechten Hodensack nach Tomaschevsky.

Wassermannreaktion negativ. 21. IV. (innerhalb 11 Tagen) beobachtet: a) links im Hodcnsack Infiltration,

b) rechts Orchitis. 27. IV. (nach 17 Tagcn): Die Erscheinungen sind deutlich ausgesprochen;

in Punktionsmasse aus dem Infiltrate des Hodensackes (links): einige bleiche Spirochaten; in dem Punktat der ,,Orchitis dextra"" Masse yon beweglichen Spiroch~ten. Wassermannrcaktion ~ 4 ~-.

10. V. Infiltrat des Scrotums verkleinert, es geht eine Aufsaugung vonstatten; wenig Spiroch~ten. Orchit. wird starker. Wassermannreaktion ~ 4 ~-.

25. V. Infiltrat des Scrotums voltkommen resorbiert, keine Spiroch~ten. Orchitis dextra. Bildung eines grol~en Geschwfirs: viel Spiroch~ten. Wassermann- reaktion ~ 4 ~-.

1) Biach, Diskussionsbemerkung zu dem Vortrag von Artz und Kerl. Wien. klin. Wochenschr. 1914, S. 685.

2) Zitiert nach Steiner. Z. f. d, g. Neur. u. Psych. L X X X I V . ] 2

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11. VI. Links am Scrotum kleine Erosion ohne Infiltration und Spirochi~ten. Rechts feste Orctfit. mit Geschwiir, viel Spirochiten. Wassermannreaktion = 4 H--

22. VL Infiltrat links hat sich resorbiert. Rechtsseitige Orchit. in demselben Zustand. Wassermannreaktion -: 4 +.

16. VII. Dasselbe. Wassermannreaktion = 4 ~-. 22. VIII. Beim Kaninchen Erscheinungen einer Lues maligna, a) Rechts-

seitige Orchit. (viel Spiroeh/~ten). b) Conjunctivitis, Blepharitis, Rhinitis, iiberall Spirochi~ten gefunden. Wassermannreaktion = 4 H-.

Das Kaninchen wurde in der Gesellsch. der Pathol.-Anatomen (in Moskau) untcr Vorsitz yon Niki]orow demonstriert.

10. l. 1913. Beim Kaninchen beobachtete man eine Schiefstellung des Halses und unsicheren Gang. Es wurde einem Neuropathologen vorgestellt (IV. J. Hirsch. berg), der einen Prozel] im Kleinhirn vermutete. Im iibrigen dasselbe. Rechts- seitige Orchit. geringeren Grades (wenig Spiroch~ten). Wassermannreaktion = 4 4 .

23. I. Die Erscheinungen werden ausgesprochener: Schiefhals, schlechter Gang, Orchit., Conjunctivit., Blepharit., Rhinit.: iiberall Spiroch/~ten.

4. II. Das Kaninchen ging ein. Erscheinungen an der Leiche: Sehwache Orchit., Conjunctivit., Blepharit., Rhinit. Allgemeiner Haarausfall, Marasmus. Gewicht der Leiche = 1100 g.

Nervensystem (Gehirn und Riickenmark) herausgenommen und zwecks Untersuchung teils an Snessareff, teils an Matzkewitsch vergeben. Wir fiihrten einen genauen Auszug aus der Krankengesctdchte dieses Tieres vonder Infektion bis zu seinem Ende.

Diese Daten kSnnen folgenderweise zusammengefal~t werden: 1. Wir nahmen zur Anstecknng einen Albino yon kleinerem Gewicht, um

einen schnellen Effekt zu erzielen. 2. Das angewandte Virus war durch zahlreiche Tierpassagen gegangen

(17. Passage), es gab bereits in den vorhergehenden Passagen eine bSsaitige Syphilis (Kaninehen Nr. 884 - - 11. Passage).

3. Inkubationsdauer war eine knrze ( l l Tage). 4. Einimpfung war zwar yon Erfolg an zwei Stelleu, doch muf~te die serota]e

Impfung bald vor der intratesticuliiren den Platz riiumen: Das scrotale Infiltrat wurde verh/fltnismai~ig raseh resorbiert, dagegen hielt sieh die rechtsseitige Orehit. bis zum Tode des Tieres und diente als Herd, woraus die Infektion sich generalisiert hatte, und erzeugtc eine bSsartige Syphilis.

5. Die Wasscrmannreaktion wuchs rasch his zu 4 + und blieb auf dieser H6he bis zum Tode des Tieres.

6. Die Generalisation ergriff auch das Nervensystem: Klinisch wurde die Diagnose auf irgendeinen Kleinhirnprozel~ gestellt.

Pathologo-histologisch wurden yon Snessareff miliare Gummen festgestellt, dies wurde auch yon Abrikoso]] best/~tigt.

~3ber die genaue Histologie des aufgefiihrten Falles mit Demonstrierung yon Pr~tparaten wurde in der Gesellschaft der Pathologo-Anatomen berichtet (in Moskau im Ma.; 1922).

Eines der mi t Syphilis (Uber t ragung in die Testikel) inf iz ier ten K a n i n c h e n zeigte eine eigentfimliche schiefe Kopfhal tung. Der Beginn

der E r k r a n k u n g konnte n ich t genau festgestellt werden, zumal da anfangs ein T r a u m a infolge yon Unvors ich t igke i t des Pflegepersonals

angenommen wurde, doch erwies sich diese A nna hme in der Folge als falsch. Dcr Kopf war derar t ig um die Li~ngsachse gedreht, daft die

rcchtc Wange nach oben, die l inke nach u n t e n gerichtet war. Die Augen

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standen in Schielstellung, die Conjunetiven waren gerStet. Bei Bewe- gungen schien das Kaninchen leieht auf der linken Vorderpfote zu hinken.. Der Wi~rter wollte Manegenbewegungen beobachtet haben. Somit lag die Annahme einer Erkrankung des Kleinhirns nahe. Naehdem das Tier getStet worden war, lieBen sich die Erscheinungen am H~lse nicht mehr Ieststellen, keinerlei i~uBere Ver~nderungen an den Muskeln, Knochen oder Gelenken wiesen auf ein Trauma hin. Nach ErSffnung des Riieken- markkanals und des Sch~dels fiel sofort eine Veri~nderung der weichen Hirnhi~ute, welche sich in Form einer weiBliehen FS, rbung derselben 5uBerte, auf. Diese Veri~nderung betraf die ganze Hirnhaut, war jedoch an einzelnen Ste]len be- sonders stark ausgepr:~igt, so umfaf~te der ProzeB in den oberen Absehnitten des Rfickenmarks und im unteren Teile der Medulla oblongata die ganze Peri- pherie derselben, weiter oberhalb fanden sich ein- zelne Flecken, so an der Briickenbasis, am Klein- hirn und am Temporal- lappen des GroBhirns. Der seitliche untere Abschnitt des Kleinhirns erwies sieh

linkerseits als angespannt, Abb. 1. Frontalschnltt dutch das Kleinhirn und Pons abgerundet und ausge- des Kaninchens. Vergrbl3erung 8--4mal. Links zwei sprochen weiBlieh verfi~rbt. Lappen des Gummas im Kleinhirn, unten die verdickte

und infiltrierte Pia mater. Auf dem Durchschnitt zeigte sieh, dab die Hirnsubstanz an den erkrankten Stellen 5dematSs und stark hyperi~misch war.

Zur mikroskopisehen Untersuchung wurden zwei Stiicke aus der Medulla und dem Kleinhirn, aus dem vorderen Teile der Briicke und dem hinteren (]bergangsteil der Medulla entnommen. Die Untersuehung wurde an frontalen Schnitten vorgenommen.

Die weiBe Verf~irbung der Pia mater erwies sich als eine scharf aus- gesprochene Entziindung derselben. Der oben beschriebene Lobulus des Kleinhirns zeigte auf dem Durchsehnitt den Charakter einer Geschwulst, welche aus infiltrierenden Zellen im Zustande der Nekrose bestand, also ein Gumma darstellte (Abb. 1). Auch wo keine weifte Verfarbung der Pia zu merken war, lieBen sieh mikroskopisch Ver~inderungen derselben naehweisen, jedoch nicht in so ausgesproehener Weise wie an den ver- f~rbten Stellen (siehe unten). Erkrankt sind ferner auch folgende Struktur-

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elemente der H i rnsubs t anz : die Ganglienzellen, die Nervenfasern u n d

deren Scheiden, die Glia u n d die Gef~13e.

Ver~nderungen der Pia mater. Die getrtibten und weiB]ich gef~rbten Stellen der Pia mater weisen einen bedeutenden Fibrinbelag und rundzellige Infiltration auf. Der Belag erreicht stellenweis~ die Dicke yon 2--3 Querdurchmessern der grSBeren Piagef~13e und l~Bt zwei Schichten unterscheiden: eine innere, haupt- s~chlich aus Fibrin bestehende und eine ~uBere, welche aus infiltrierenden Zellen und Fibrin besteht. Die Gef~fle sind stark erweitert und mit Erythrocyten tiber- fiillt, in einzelnen l~flt sich auch Fibrin nachweisen. Die Nervenbfindel der Wurzeln sind in der Nahe des Gehirns mit einem dicken Bfindel von Granu]ationszellen umgeben, welche auch ins Innere der Nervenbiindel eindringen und hier zwischen den Gef~l~en und einzelnen Nervenfasern liegen. Das Lumen des vierten Ven- trikels ist mit Rundzellen angeffillt; dieselben finden sich auch in groBer Zahl im Plexus chorioideus und inffltriercn die Adventitia der Piagefii[te und der medial im Gehirn verlaufenden Gef~Be, wo sie perivasculi~re Anhaufungen bilden. Ein grol]er Teil der infiltrierenden Zellen zeigt gelappte Kerne; bei der Fi~rbung nach Giemsa, May-Gri~nwald, Altmann-Schridde erweisen sie sich als Granuloeyten (Pseudoeosinophile) mit feinen K(irnchen und groBer Affinit~t zum Eosin; zum Teil lassen sie sich auch mit basischen Farben f~rben. Au[3erdem linden sich auch moist in Gruppen angeordnete Lymphocyten, und zwar in der Umgebung der Gef~]e, an der Oberil~che des Gehirns und in der Hirnsubstanz selbst. Plasma- zellen lassen sich nur mit Mtihe auffinden, vereinzelt linden sich auch Mastzellen und Zellen mit grol3em, rundem Kern mit neutrophiler KSrnelung. Die Leuko- cyten zeigen verschiedene Einschltisse, welche sich zum Toil basophil farben; viele von ibnen zeigen Zerfallserscheinungen wie Kariorrhexis, Quellung und AuflSsung des Protoplasmas.

Aul3er den geschilderten Infiltrationszellen linden sieh im Fibrinnetz ein- gelagert zahlreiche Erythrocyten und um die Gefi~Be angeordnet Ansammlungen yon Blutpigment. Ferner linden sich in den Meningen zahlreiche epitheloide Zellen, entweder in Form yon Strangen oder in Form von Syncytien, welche Netze yon Fibrillen und fibrill~re Membranen bilden (Abb. 5). Diese fibrilli~ren Netze sind bestrebt, die ganze Dicke der veranderten Pia zu umfassen. Die Kollagen- fasern sind hyalin entartet. Stellenweise linden sich neugebildete Capillaren.

Auch die W~nde der grS~eren GefaI3e sind ebenso wie die bindegewebigen Fasern hyalin entarLet, wobei sowohl die Muscularis als auch die bindegewebige Sehicht yon diesem ProzeB mit ergriffen ist. Innerhalb der Wand linden sich Leukocyten. Die degenerierten gequollenen und homogenisierten GefaSe zeigen stellenweise Knickungen. Das Endothel der Gef~13e ist gequollen, wodurch eine Verengerung des Lumens der mittleren Gef~]3e zustande kommt; einzelne Zellen der Intima sind abgehoben.

FibrinSse Ablagerungen linden sich an den Stellen der Pia mater, die schon ~uBerlich durch ihre weiBliche Verf~rbung kenntlich sind; an den nicht verfhrbten Stellen finder sich nur eine unbedeutende zellige Infiltration und reaktive Wuche- rung des Bindegewebes, aber kein Fibrin. Auch im vierten Ventrikel laBt sich kein Fibrin nachweisen.

Die Granulocyten emigrieren aus dem vierten Ventrikel in die Hirnsubstanz und werden daher in der n~chsten Umgebung des Ventrikels in grol3er Menge gefunden. Die KSrnelung der Granulocyten bleibt dabei erhalten, das Gewebe, in welches sie eingedrungen sind, wird dagegen stellenweise eingeschmolzen, was zur Bildung yon Hohlraumen fiihrt. Hand in Hand hiermit gehen die Veri~nde- rungen in der Epithelschicht des Ependyms. Die Zellen derselben zeigen die Charakteristica der ~Nekrobiose: die Konturen der Zellen sind verwaschen, die

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Kerne und KernkSrperchen fi~rben sich nur schwach~ einzelne scheinen aus dem Verbande der Zellschicht herauszutreten, so dab das Ependym Falten bildet, andere verflie[3en zu einer homogenen Protoplasmamasse.

Die Zellinfiltration, ebenfalls aus Granulocyten mit geringer Beimengung yon Lymphoeyten bestehend, findet sieh auch in der Adventitia der Hirngef/~l~e und Capillaren und such perivascular angeordnet, doch ist die Infiltration der Hirn- gef/~13e weuig ausgepr/~gt, mancke GefaSe sind ganz frei yon ihr.

Die Erweiterung der Hirngefal3e und ihre Uberfiillung mit roten BlutkSrper- ehen ist sckarf ausgesprocken; einzelne Capillaren zeigen, wahrsckeinlich infolge der Stauung in denselben, einen gekriimmten Verlauf, an anderen Stellen finden sich eapillsre Blutungen in das umgebende Hirngewebe.

Ver/~nderungen der gangliSsen Zellen lassen sick iiberall naehweisen, am st/~rksten ausgesproehen sind sic in der Umgebung des vierten Ventrikels und im Gebiete des Gummas im Kleinhirn. Infolge der entziindlichen Schwellung ist der hydropische Charakter der Degeneration besonders deutlich ausgesprochen: die Zellen verlieren ikre Ausl~ufer, die Zellk6rper sind gequollen, es treten Vakuolen auf, welche entweder als grol3e Tropfen erscheinen (haufig in charakteristischer Randstellung) oder wabenformig angeordnet sind. Die Tigroidsubstanz zerfallt oder wird zu groben Klumpen zusammengebacken. Die Kerne sind gesckrumpft, pyknotisch, oder es tritt Chromatolyse und Vakuolisation ein. Einzelne Zellen sind kaum mehr als solche kenntlich; an Stelle tier vernichteten Zellen treten An- sammlungen yon Phagocyten suf (racist gliSse Zellen). Im allgemeinen f~llt es auf, dal3 die gli~sen Zellen deutlich um die Nervenzellen hel~m angeordnet sind.

Die Ver/~nderungen an den Nerven mit Myelinscheiden treten bei bestimmter Farbung besonders deutlieh zutage (May-Gr~nwald, Altmann-Schridde, Herx- heimer nach vorheriger Entfettung). An Stellen, wo die Nervenfasern quer ge- troffen sind, sieht man, dab das Neurokerstinnetz in einzelnen, nicht gesch/~digten Fasern erhalten geblieben und in Form yon Radspeichen angeordnet ist, wakrend in anderen geseh/~digten Fasern die Speichen fehlen und nut der ,,Radreifen", welcher im folgenden ,,periphere Membrsn" genannt wird, erhslten bleibt. Der Achsenzylinder selbst ist in diesen Fallen racist aueh gequollen und getrttbt. Am L/~ngssehnitt sieht man, dal3 sick zwischen dem Achsenzylinder und der peripheren Membran des Neurokerstinnetzes grol3e Vakuolen gebildet hsben, welche die Membran und such das umgebende Gewebe stark anspannen und den Nervenzylinder an die Membran anpressen. Dadurch wird der Achsenzylinder geknickt; liegen die Vakuolen nicht gleichmal3ig tibereinander, so wird der Achsen- zylinder abwechselnd nach beiden Seiten sbgebogen und erscheint daher spiralig gekriimmt. Stellenweise gewinnt man den Eindruck, da$ der Achsenzyhnder sich in seine Fibrillen auf16st. Die ~tuftere Neurokeratinmembran liegt racist eng an das umgebende Gewebe angepref~t, der Achsenzylinder erseheint auf dem Querschnitt deutlich exzentrisch gelagert, wodureh neben ibm ein neuer Defekt im Gewebe sichtbar wird; sind mehrere solche Nervenfasern nebeneinander ge- lagert, so gewinnt das Gewebe dadurch ein kavernSses Aussehen (Abb. 2). An anderen Stellen wird die Neurokeratinmembran vom umgebenden Gewebe durch die Fhissigkeitsansammlung abgedrangt und sogar eingebuchtet, auf dem Quer- schnitt sieht man dann zwei konzentrische Ringe. Wendet man spezielle Farbungs- methoden an, so lassen sick auch Einzelheiten an der Membran selbst unter- scheiden. Diese Membran hat normalerweise die Form eines gleiehmal~igen Schlau- ches, welcher einen netzartigen Bau zeigt: In der Langsrichtung verlauft der Grundbalken des Netzwerkes, yon welchem Fssern abgezweigt werden, welche sick derartig miteinander verbinden, dal3 eine Fensterung yon runder, eifSrmiger oder polygonaler Form entsteht. Ist die Membran gedehnt, so last sick dieses

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182 P. Snes sa r e f f und J . F m k e l s t e i n :

Abb. 2. Siebartige Ver~inderung des Gewebes langs dem Tri- geminus und verstreut ml ganzen Gewebe infolge yon lgrweite- rung des 5~eurokeratinnetze~ der ~ervenfasern. Frontalschmtt.

Abb. 8~ Siebartige Veriinderung des Gewebes bei starker VergriiBerung. Schr~tg yon oben links nach unten rechts verlaufen die dunklen Fasern des Axoplasmas der lgervenfasern, Die erweiterten lVl:aschen desIgeuro-

keratinnetzes bilden kreisf0rmige Aufhenungen.

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Netzwerk an der aul3eren und inneren Oberfl~che beobacKten. Der Dehnung sind sowohl die f~rbbaren Anteile (cigentliche Neurokeratinsubstanz) wie auch die nieht f~rbbaren Anteile (Fensterung) unterworfen, so zeigt das Netzwerk an den Verbindungsstellen stellenweise die Dieke yon 2--3 Gliakernen, gleichzeitig wird aber auch die Fensterung weiter (Abb. 3). Fiirbt man nach Altmann-Schridde und mit Liehtgr~in, so erscheint das Netzwerk homogen und rosa gef/~rbt, der- selben liegt das griin gef/~rbte Protoplasmanetz der Schwannschen Zellen (Glia) eng an, ferner die rosa gef/~rbten Gliafibrillen.

Am L/~ngsschnitt sieht man, dab die erweiterte Neurokeratinmembran bald als ein weiter Schlaueh erscheint, bald spindelfSrmig oder kugelf6rmig aufgetrieben ist. In der Umgebung des vierten Ventrikels, dorsal von den Kernen des Trige- minus lassen sieh an einzelnen Markscheiden deutlieh Mattauscheksche 1) K6rner unterscheiden.

Die Ver/~nderung der Membran ist nicht nur durch die passive Dehnung derselben bedingt, sondern augenseheinlich wirken dabei auch elastisehe Kr~fte mit, dieses geht daraus hervor, daf~ sick an den kugelfSrmigen Auftreibungen aueh eine L/~ngsspannung bemerkbar macht, wodurch bewirkt wird, dal3 die Membran in den der Auftreibung anliegenden Teilen enger als normal an den Nervenzylinder angelagert ist.

Am meisten betroffen yon diesen Ver/~nderungen sind folgende Absehnitte: Im caudalen Teil die Seitenstri~ngc, und zwar besonders die/iul3ersten Fasern, die der Pia am n/~chsten liegen (Kleinhirnbahnen), welter frontal die Fasern in der N~he der Gumma, die Fasern des mittleren Crus cerebelli und des N. trigeminus.

An den Stellen der Hirnperipherie, wo die Nervenfasern stark ver/~ndert sind, zeigt auch die Glia ein anormales Aussehen: Die Zellen derselben zeigen zum Teil die Erseheinungen der Nekrobiose, zum Teil sind sie degenerativ ver/~ndert. Im ersten Falle ist das Protoplasma gequollen und getrtibt, die Forts/~tze fehlen, die Kerne sind geschrumpft und pyknotiseh; die Gliafibrillen zeigen geschl/ingelten Verlauf (mangelhafter Tonus), einzelne befinden sick im Zustande des Zerfalls. Solche Zellen, welche ihre Forts/~tze verloren haben, scheiden v611ig aus dem Zell- verbande aus; sie liegen manchmal einzeln in der N/~he der Pia mater oder in den Spalten zwischen den Fasern in einiger Entfernung vonder Oberflache, manchmal flieBen sie zu einem Ganzen zusammen (an der Oberfl~che) und bilden so einen Protoplasmawall. Im Gegensatz zum grol3en Zellk6rper ist der Kern klein und dunkel farbbar. Andere Zellen, welehe ebenfalls mit der Oberflache und mit den Gef/~l~en in Verbindung stehen, zeigen ein durchaus lebensfahiges Aussehen und besitzen einen grol~en, frischen Kern; ihr Zellk6rper zeigt ein massives Aussehen, sie haben zahlreiche Forts~tze und elastische Fibrillen; der Fortsatz, welcher zur Hirnperipherie Kin gerichtet ist, ist meist etwas dicker als die iibrigen.

Zum Sehlu{] noch einige Worte fiber das Gumma des Kleinhirns. Im Grunde genommen handelt es sick nieht um ein, sondern um zwei oder drei miteinander verbundene Gummata. DurchZerfall welcher Zellen dasGumma zustande gekommen ist, ist schwer zu sagen, da auf den Sehnitten nur zerfallende Kerne (Karyorrhexis) zu sehen sind. Das Gumma ist scharf umgrenzt, in der Umgebung linden sick nur vereinzelte Granulocyten (Abb 4). In den peripheren Teilen des Gummas lassen sick noch gek6rnte und epitheloide Zellen unterseheiden, welche auf den Meningen und den Gef/~13en grol]e syncytiale Auflagerungen bilden. Bei Anwendung der Methode yon Bielschowsky mit unserer Modifikation (~tzung mit Alumen ferricum) 1/~l~t sick bier ein diehtes Netz von retikul~ren Fibrillen nachweisen. Dieses neugebildete fibrill/~re Netz umfaf~t das ganze Gumma und dringt vonder

1) Mattauschek, Eigenartige Ver/inderungen der Markseheide an degenerieren- den Nervenfasern. Neurol. Centralbl. 1914, Nr. 7, S. 403.

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Abb. 4. l~andpartie des Gummas; zwischen den Lappen zellige Infiltration. Rechts ein erweitertes Gerbil3.

Abb. 5. Bindegewebe an der Peripherie des Gummas. Gefitrbt nach Bielschowsky in der Modifikation naeh SnessareU. Oben die verdiekte Pia mater, yon weleher Ausliiufer des flbrill[iren Reticulums in die Tiefe des Gummas ausgehen; dieselben bilden um eines der Gefiifie (in der Mitte

der Abbildung) eine Membran.

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Peripherie in die Tiefe ein. Auffal[end ist folgender Umstand: Aul3er dem fibrill~ren Netze bilden sich aueh netzartige Membranen, welehe zwisehen den dickeren Fasern besonders weite R6hren bilden, wodurch gleiehsam ein besonderes Lymph- system (Drainage) entsteht (Abb. 5). Die in der N~he des Gummas gelegenen Purkin]esehen Zellen werden zur SeRe gedr~ngt und zusammengedriickt. Das proliferierende Reticulum" sehlieBt auck sie in seine Netze ein. Die Zellen haben ihre ~orts~tze verloren, das Protoplasma ist gequollen und getriibt, die Kerne im Zustande des Absterbens.

Zusammenfassend haben sich also bei einem Kaninchen, welehem Lues intratesticul~r eingeimpft worden war, nach der Generalisation des Prozesses unter dem EinfluB unbekannter Umst~nde schwere Schi~di- gungen des Gehirns eingestellt, welehe besonders das Kleinhirn betrafen und sich intravital in einer Reihe von Symptomen ~uBerten, die ffir eine Erkrankung dieses Organs typisch ist.

Makroskopisch wurde festgestellt: eine fibrinSse, herdfSrmig verteilte meningitis mit hyaliner Entartung der Gef~Be und der Fasern und binde- gewebiger Wucherung, ferner ein Gumma des Kleinhirns und eine be- deutende Degeneration der Hirnsubstanz und der fortleitenden Bahnen.

Der spezifische Charakter des Prozesses kann nicht bezweifelt werden, wenn auch keine ergi~nzende Untersuchung auf die Anwesenheit der Spirochaeta pallida im befallenen Gebiete vorgenommen worden ist. Dafiir spricht nieht nur die Anwesenheit eines Gumma, sondern auch der Gesamteharakter des chronisch verlaufenden Prozesses. AuBerdem lassen sieh histopathologisch dieselben Erscheinungen nachweisen wie bei der syphilitischen Orehitis und bei Hautsyphiliden: einerseits rund- zellige Infiltration, Ablagerung yon Fibrin, hyaline Entartung der Kollagenfasern und andererseits rasch eintretende regenerative Erschei- aungen yon seiten des Bindegewebes (Epithelzellen, Reticulum). Freilieh sind bei den Hautsyphiliden die Plasmazellen in groBer Zahl an der Infil- tration beteiligt, wi~hrend sie in unserem Falle fast gi~nzlich fehlen und dureh eine groBe Menge von Granuloeyten ersetzt werden, doch kann dieser Umstand durch die Spezifiti~t des Prozesses, seine Lokalisation im Gehirn und besonders dureh die Anwesenheit von nekrotisierendem Gewebe erkli~rt werden, welch letzterer Umstand augenscheinlich von entscheidender Bedeutung ist. Beim Hautsyphilid des Kaninehens linden wir ebenfalls an der Grenze des nekrotischen und des gesunden Gewebes Granulocyten in sehr reichlicher Menge. Ihre Zahl ist in diesem Gebiete so groB, dab sie einen dichten Wall bilden, welcher bei Fi~rbung nach Giemsa schon mit bloBem Auge als breiter rosafarbener Streifen kenntlieh ist.

Eine Besonderheit unseres Falles ist das Gumma: Lubarsch z) erklart kategorisch, dab es auf experimentellem Wege nicht gelingt, ein typisehes

a) Lubarsch, Entziindung. Asckoffs pathologische Anatomie 1913, S. 568.

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Gumma zu erhalten. Stelner, welcher mit der diese Frage betreffenden Literatur ausgezeichnet bekannt ist, enthi~lt sich dieser Bezeichnung. Trotzdem li~Bt sich nicht behaupten, daB es an Beschreibungen eines auf experimentellem Wege erzeugten Gumma fehlt. Graetz und Delbanco 1) berichten bei der Beschreibung der prim~ren Sklerose des Kaninchens, dab die Zellinfiltrate dazu neigen, sich perivasculiir zu entwickeln, wo- durch sich KnStchen bilden; bei der weiteren Entwicklung dieser KnSt- chen entsteht eine zentrale Nekrose und dadurch eine echte Gumma- bildung, welche ihrer Struktur nach dem Gumma des Menschen ent- spricht. Es handelt sich hier bloB um miliare Gummata, yon welchen auch oben bei der Beschreibung der Ver~nderungen im Nervensystem die Rede ist. Finkelstein~) hat makroskopische Gummata der Haut be- schrieben, welche bei 3 Kaninchen von 24 beobachtet werden konnten.

Trotzdem muB man sich der ~Ieinung Lubarsch' und Steiners an- schlieBen, welche daran zweifeln, dab es sich in den beschriebenen Fi~llen um typische miliare Gummata gehandelt habe. Graetz und Detba'r, co beschreiben die miliaren Gummata als eine Begleiterscheinung der pri- mi~ren Sklerose, dieser Umstand allein macht alle i~hnlichen Befunde zweifelhaft, da der Gedanke naheliegt, dab es sich in allen Fi~llen um Syphilis maligna und also um eine rasch eintretende Nekrotisierung der GranulationsknStchen gehandelt habe.

Von einem echten Gumma als einer typischen Erscheinung einer bestimmten Periode (tertii~re Syphilis) der Krankheit kann jedenfalls nicht die Rede sein. Dabei muB noch hervorgehoben werden, dab die tertii~re Syphilis nicht allein durch das Auftreten yon Gummen charak- terisiert wird, sondern auch durch die allgemeine Reaktion und den besonderen Status des Organismus: impft man einem Menschen mit terti~trer Lues prim~re oder sekundi~re Syphilis ein, so entstehen keine Erscheinungen der ersten beiden Perioden.

Im Gegensatz zu diesen i~lteren Beschreibungen haben wir in unserem Falle folgende Charakteristica des Gummas: 1. Eine makroskopisch erkennbare Geschwulst yon gelapptem Bau, welche mit den Meningen in Verbindung steht. 2. Keinerlei Erscheinungen weisen darauf hin, dab sich die Geschwulst um ein Gefi~B herum gebildet hat. 3. Die Geschwulst zeigt vollkommen gleichmi~Bige Zusammensetzung aus nekrotisierten Zellen und ist scharf umgrenzt. 4. In der Umgebung macht sich eine scharf ausgesprochene bindegewebige Reaktion bemerkbar. 5. Es fehlt der direkte Zusammenhang mit primiiren und sekundi~ren Syphiliden. 6. Die Geschwulst hat sich erst spi~t entwickelt.

1) 'Graetz und Delbanco, Beitrag zum Stadium der Histopathologie der ex- perimentellen Kaninchensyphilis. Med. Klinik 1914, Nr. 9 und 10.

3) Finlcelstein, Zur Frage der experimentellen Syphilis des Kaninchens. Mos- kau 1912.

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Somit haben wir im vorliegenden Falle ein typisehes Gebilde vor uns, welches fiir die terti~re Lues des Mcnsehen charakteristisch ist. Die Anwesenheit yon Granulocyten im Gehirn des Kaninchens, im Gegen- satz zu den Lymph- und Plasmazellen, welche sich bei gummSsen Prozcssen beim Mensehen linden, l~{~t sich durch die Besonderheiten des Organismus des Kaninehens erkl~ren.

Es fragt sieh nun, wie sich unser Fall zu dem histopathologischen Bride verh~lt, welches Steiner, Jakob und Weygandt besehreiben. Eine Gegeniiberstellung beider Befunde zeigt, dab es sich um verschiedene Prozesse handelt, wie aus dem Folgenden hervorgeht:

Steiner und Jakob u. Weygandt.

1. Ausgesproehene Paralysen und Paresen, welche auf eine schwere Seh~digung des Nerven- systems hinweisen, fehlen.

2. Die Erscheinungen yon sei- ten der Pia mater beschr~nken sich auf eine gewShnliche meningeale Reizung; gefunden wurden peri- vascul~re Plasma- und Lymph- zelleninfiltrate oder lokale diffuse Herde aus denselben Zellen.

3. Im Gehirn: adventitielle und perivaseulare Infiltrate mit Plas- mazellen und Lymphocyten; bei Uberimpfung des infektiSsen Stof- fes ins Gehirn herrschen die Lym- phoeyten vor.

4. Gebilde, welche miliaren Gummata vaseul~ren Ursprungs ~hnlich sehen, mit Zeffall im Zen- trum und Plasmazellen und Lym- phocyten an der Peripherie; End- arteriitis.

Unser Fall.

1. Symptome einer Sch~digung des Kleinhirns.

2. HerdfSrmige, fibrinSse Ent- zfindung der Pia mater; infiltra- tion mit Granulocyten und Lym- phocyten, seharf ausgesprochene Degeneration der tiefer liegenden Gewebsschichten, Wucherung des jungen Bindegewebes (epitheloide Zellen, Retieulum).

3. Die Infiltration der Gef~13- w~nde und der perivaseul~ren R~ume mit Granulocyten und Lymphoeyten ist nur schwaeh aus- gesproehen. Die Gefa[~e sind er- weitert und mit BlutkSrperchen fiberfiillt. Das Gewebe des Gehirns ist 5dematSs; reichliche Ansamm- lung yon Granulocyten im 4. Ven- trikel.

4. Ein erbsengro~es Gumma, welches aus mehreren kleineren Gummata zusammengesetzt ist, mit schaffer Begrenzung desselben. An der Peripherie epitheloide Zel- len und eine bedeutende Rcticu- lumbildung, welche in die Tiefe des Gummas eindringt.

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5. Degenerative Veri~nderun- gen der gangliSsen Zellen; Wuche- rung der Glia.

5. Degenerative Veriinderun- gender Nervenzellen und Fasern bis zur vollen Vernichtung dersel- ben. Degenerative und regenera- tive Ver~nderungen der Glia; De- generation bestimmter Nerven- fasern (Kleinhirnbahnen).

Aus dem Gesagten geht hervor, dab es sich in unserem Falle um eine bedeutende Sch~digung der Meningen und des Nervengewebes handelt, wobei der Prozei~ ausgesprochen in diesen Geweben selbst lokalisiert ist, was beim Material yon Steiner und yon Weygandt und Jakob nicht der Fall ist, da hier der Proze~ haupts~chlich um die Gefi~Be und in den Meningen lokalisiert ist. Die beiden Prozesse sind derartig verschieden, dab man unmSglich den einen ffir eine weiter vorgeschrittene und ver- st~rkte Form des anderen ansehen kann.

Es handelt sich um zwei qualitativ verschiedene Prozesse: Bei Steiner und Weygandt und Jakob handelt es sich um eine Meningoencephalitis, welche die Folge der akuten Reaktion des Nervensystems auf das syphi- litische Virus im Blute darstellt, wobei der Proze$ auf die Gef~$ober- fl~che des Gehirns beschr~nkt ist; dagegen dringt der Proze{3 in unserem Falle in die Tiefe des Parenchyms ein, verl~uft chronisch und hat einen ausgesprochen eigenartigen typischen Charakter.

Noch einige Worte fiber das Neurokeratin: In der Beschreibung des pathologischen Bildes der •ervenfasern haben wir die Ver~nderung am Keratinnetz derselben bei Degeneration der Nerven eingehend bespro- chen.

Das Neurokeratin beansprucht groBes Interesse sowohl in der nor- malen wie auch in der pathologischen Histologie. Seine Natur und sein Verh~ltnis zu den Protoplasmagebilden ist noch ungekl~rt. Einerseits wird das Neurokeratin Ms eine selbst~ndige Substanz angesehen (Ewa/d- KiShne, Ernst, Fuchs, Gorowitz), andere Autoren nehmen an, dab das Neurokeratinnetz und die Protoplasmaverzwcigung der Sehwannschen Zellen dasselbe sind (Reich, Nemiloff, DoinikoH), oder dal3 es ein mit dem Protoplasma der Schwannschen Zellen nicht identisches Proto- plasmagebilde ist (Najotte).

Wir haben oben das Ergebnis eincr F~rbemethode geschildert (Ent- fettung des Gewebes, F~rbung nach Altmann-Schridde, erg~nzende F~tr- bung mit Lichtgrfin), durch welche es gelingt, das rosa bis rot gefi~rbte Neurokeratin yon gli6sen Protoplasma, welches grfin gefhrbt erscheint, zu trennen. Die Substanz des Neurokeratinnetzes erscheint dabei ho- mogen. Dieses legt die Annahme nahe, dab das Neurokeratinnetz ein vom Protoplasm a verschiedenes Gebilde ist, Seine periphere 1VIembran

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erinnert eher an eine elastische gefensterte Membran; das Netz besitzt eine Spannkraft, welche es ihm ermSglicht, die Rolle eines festen Skeletts zu spielen und den Aehsenzylinder vor Quetschungen zu sehtitzen. Sogar bei der gewShnlichen Fi~rbung der Nervenfasern, besonders nach Xtzung des Schnittes mit Kalium bichronieum, erseheint die i~uBere Membran oft nicht typisch als i~ul~ere Konturlinie und wird irrefiihrend bald als Schwannsehe Seheide (falseh!) oder einfaeh als Nervenseheide bezeieh- net. Die letztere Bezeichnung ist weniger falsch als die erste, jedoch so unbestimmt, dab sit durch eine klare Benennung ersetzt werden muB.

Auf die Ver~nderungen des Neurokeratinnetzes bei verschiedenen Krankheitsprozessen hat zuerst Ernst 1) aufmerksam gemaeht. In der Literatur finden sich nur sehr vereinzelte Angaben zu dieser Frage, welehe sich schlecht systematisieren lassen. Ernst ~) hat darauf hinge- wiesen, daI3 das Neurokeratin auf dem Nervenquerschnitt eine regel- mi~$ig geometrisch angeordnete Radspeichenstruktur zeigt, w~hrend es bei degenerativen Prozessen locker und rissig wird, und zwar tritt dieses friiher in Erscheinung, als sich nach der Methode von Marchi eine Degeneration naehweisen l~Bt. Mattauschek a) maeht auf eine besondere Form der Degeneration der Nervenfasern aufmerksam, welehe sich in kugelfSrmigen Auftreibungen derselben mit charakteristischer N'etzzeich- nung ~ul~ert. Derartig ver~nderte Nervenfasern land er in der N'i~he einer Gesehwulst der Medulla oblongata, welehe vom Ependym des 4. 'Ventrikels ausging und nach dem Kleinhirn hin wuchert. Das netz- artige Gebilde am Nerven hi~lt Mattauschek fiir Protagonsubstanz, welche auch am normalen Nerven nachweisbar ist, die Anschwellungen der Faser erkli~rt er durch 0dem.

Mattauschek benutzt die Benennung ,,Neurokeratin" nicht, doeh geht aus dem Vergleich seiner Zeichnungen mit unseren hervor, da2 bei ihm tatsiichlich vom Neurokeratin die Rede ist, und zwar speziell von dem Teil desselben, welchen wir als die ~uBere Membran bezeichnen.

Durch unsere Untersuehungen werden die Beobachtungen Ernsts und Mattauscheks nicht nur besti~tigt, sondern aueh gewissermaBen erweitert.

Das von Ernst beschriebene Versehwinden der Radspeichen ist sicher niehts anderes als die erste Erscheinung eines degenerativen Prozesses, wie er bereits yon vielen Autoren beschrieben worden ist. Anders die von Mattauschelc beschriebenen Auftreibungen, welche durch einen be- sonderen Prozel~ hervorgerufen werden; diese Auftreibungen entstehen

1) Ernst, P., Der Radspeichenbau der Markscheide der Nerven. Festschrift fiir Rind/leisch. Leipzig 1907.

~) Ernst, P., Das Nervensystem. Aschoffs pathologische Anatomie. Bd. II, S. 385--386. 1913.

3) Mattanschek, E., Eigenartige Veranderungen der Markscheide an degene- rierenden Nervenfasern. Neurol. Centralbl. 1914, Nr. 7, S. 403.

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durch vakuolenartige Fliissigkeitsansammlungen zwischen dem Achsen- zylinder und der Neurokeratinmembran, sie kSnnen kugelfSrmige, aber auch l~ngliche oder spindelfSrmige Gestalt haben. Bei diesem ProzeB wird nur die Membran erweitert, nicht aber die Nervenfaser in toto, im Gegenteil, der Achsenzylinder wird sogar zusammengedriickt und ver- bogen. Die Ursache der Vakuolisation ist im C)dem zu suchen, in unserem Falle handelt es sich um ein entziindliches 0dem. Auf welche Weise die Vakuolen entsteheri, und ob der periaxiale Raum dabei eine Rolle spielt, ist schwer zu sagen. Es ist nicht ausgeschlossen, dab der ganze Prozel~ nichts anderes als eine hydropische Degeneration ist.

Zum Schlug mSchten wir die Hoffnung aussprechen, dab der geschil- derte Fall das Interesse fiir die experimentell erzeugte Syphilis anregen m6chte. Das Arbeiten auf dem Gebiete der experimentellen Syphilis ist nicht die Folge gewShnlicher Wil~begierde, sondern wird durch die Hoffnung angeregt, die Syphilis, diesen schlimmsten Feind des Menschen- geschleehtes, iiberwinden zu lernen.