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157 XL Zur Frage der Ver'~nderungen des Myokards bei Adrenalinvergiftung. Zta" No~iz L. L o e b s ,,IJber experimentelle Myokardi~is% Vh'ch. Arch. Bd. 212, H. 3. V0n Dr. N. :hnitsehkow. In Bd. 211 Heft 2 dieses Archivs berichtete ich fiber die Resultate meiner histologisehen Untersuchungen des Myokards yon Kaninchen bei experimenteller Vergiftung mit Diphtherie- toxin sowie mi~ Adrenalin and Spartein nach der Methode von F 1 e i s e h e rund L. L o e b. Im letzten Hefte des Archivs erschlen aus AnlaI~ dieses zwei~en Teiles meiner Arbeit (Experimente mit Adrenalin) eine Notiz yon L. L o e b, in welcher der Autor seine weiteren Untersuchungen anffihrt, die fair wahrend der Abfassung meiner Arbeit unzuganglieh waren and infolgedessen in meiner kurzen Zusammenfassung der Literatur unerw~hnt geblieben sind. Wahrseheinlieh aus deraselben Grunde erwahnt L. L o e b in seinen spateren Arbeiten beispielsweise aueh nicht die Resultate meiner friiheren Untersuehungen fiber die Veranderangen des Myokards bei Adrenalin- vergiftung 1), die in der Zwlsehenzeit zwischen belden Arbeiten L o e b s ausgeffihrt worden sind, die in den amerikanlsehen Zeltschrif~en verSffentlicht wurden. Desgleichen erw~hn/5 er auch nich~ die hxbeit yon S c h i r o k o g o r o w 2), w~hrend dieser Autor sehon 2 5alu'e vor dem Erscheinen der Arbeiten yon L. L o e b die Veranderungen des ]~iyokards bei Adrenalinvergiftung beschrieben und bildlich dargestel)t hat. Was den Unterschied zwisehen den Resul~aten meiner Untersuehungen und denjenigen L. L o e b s betrifft, so betxifft derselbe vor allem die Hi~ufigkei~ tier positiven Resultate der Ex- perimen~e bei Adrenalinvergiftung. Wenn ich auch fiber ein geringeres Yfa~erial verfiigte ds L. L o e b, so teilte ieh doeh die Resulta~e meiner Beobaehtungen naeh dieser Richtung hin mit, well ich in der ~ehrzahl der Experimente im Gegensatze zu L o e b w i e d e r h o 1 t e Injek~ionen yon grol~en Adrenalindosen machte and trotzdem positive Resultate bei weltem nieht so hiiufig erhielt wie L o e b. ~brigens stimmen nach dieser Richtung hin racine Angaben mit denjenigen einiger frfiherer Autoren (J o s u 6, S c h i r o k o g o r o w u.a.) tiberein, welche Adrenalin li~ngere Zeit hindurch und fn gro$en Dosen zum Zwecke des Studiums der Ver~nderungen der Aorta in- jizierten und im Herzmuskel Ver~inderungen nut in relativ sehr seltenen F~llen beobaehteten. Ferner babe ieh in meiner Arbeit auch auf einige histologische Ver~nderungen des Myokards bei Adrenalin-Sparteinvergi~tang hingewiesen, speziell auf die Veranderungen bei 0demen sowie auf einige histologische Veranderungen des inters~i~iellen Gewebes des Myokards, yon denen bei L. L o e b fiberhaupt nieht die Rede ist. I%r Hauptanterschied zwlschen den Resultaten meiner Untersuehungen und denjenigen der Untersuchungen yon L o e b seheint mir jedoeh in der Be- deutung derjenigen Ver~tnderungen zu liegen, die im Myokard bei Adrenalinvergiftung beobachtet werden. D'ejenigen diffusen Verdi@ungen des interstitiellen Gewebes, die als Folge der Vergiftung zurfickbleiben, ware es meines Eraehtens riehtiger nicht als Myokarditis, sondern vielleich~ als Myofibrose (D e h i o) zu deuten, wie sic beispielsweise naeh Odem des Herzmuskels zurfiekbleibt. Es werden jedoeh neben soleher ,,Myofibrosis" oder Sklerose des interstitiellen Gewebes des Myokards im letzteren, wie aus meinen Experimenten hervorgeht (vgl. auch die Arbeit yon P i s a n i, Rif. reed. 1912, Nr. 3), bei Adrenalinvergif~ang aueh mehr herdaxtige Ver~nderungen schon rein entz~indlieher Natur beobachtet. In bezug auf den Entstehangsmeehanismus aller 1) Zur Frage der experimentellen Myokarditis. Vortr. geh. am XI. P i r o g o w schen Kongre~} russiseher .~,rzte, St. Petersburg, 1910. Ref. Ztlbl. f. allg. Path. 1910. ~) Adrenalinver~nderangen der Arterieu. Inaug.-Diss. Dorpat 1907.

Zur Frage der Veränderungen des Myokards bei Adrenalinvergiftung

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XL

Zur Frage der Ver'~nderungen des Myokards bei Adrenalinvergiftung. Zta" No~iz L. L o e b s ,,IJber experimentelle Myokardi~is% Vh'ch. Arch. Bd. 212, H. 3.

V0n

Dr. N. : h n i t s e h k o w .

In Bd. 211 Heft 2 dieses Archivs berichtete ich fiber die Resultate meiner histologisehen Untersuchungen des Myokards yon Kaninchen bei experimenteller Vergiftung mit Diphtherie- toxin sowie mi~ Adrenalin and Spartein nach der Methode von F 1 e i s e h e r u n d L. L o e b. Im letzten Hefte des Archivs erschlen aus AnlaI~ dieses zwei~en Teiles meiner Arbeit (Experimente mit Adrenalin) eine Notiz yon L. L o e b , in welcher der Autor seine weiteren Untersuchungen anffihrt, die fair wahrend der Abfassung meiner Arbeit unzuganglieh waren and infolgedessen in meiner kurzen Zusammenfassung der Literatur unerw~hnt geblieben sind. Wahrseheinlieh aus deraselben Grunde erwahnt L. L o e b in seinen spateren Arbeiten beispielsweise aueh nicht die Resultate meiner friiheren Untersuehungen fiber die Veranderangen des Myokards bei Adrenalin- vergiftung 1), die in der Zwlsehenzeit zwischen belden Arbeiten L o e b s ausgeffihrt worden sind, die in den amerikanlsehen Zeltschrif~en verSffentlicht wurden. Desgleichen erw~hn/5 er auch nich~ die hxbeit yon S c h i r o k o g o r o w 2), w~hrend dieser Autor sehon 2 5alu'e vor dem Erscheinen der Arbeiten yon L. L o e b die Veranderungen des ]~iyokards bei Adrenalinvergiftung beschrieben und bildlich dargestel)t hat.

Was den Unterschied zwisehen den Resul~aten meiner Untersuehungen und denjenigen L. L o e b s betrifft, so betxifft derselbe vor allem die Hi~ufigkei~ tier positiven Resultate der Ex- perimen~e bei Adrenalinvergiftung. Wenn ich auch fiber ein geringeres Yfa~erial verfiigte ds L. L o e b , so teilte ieh doeh die Resulta~e meiner Beobaehtungen naeh dieser Richtung hin mit, well ich in der ~ehrzahl der Experimente im Gegensatze zu L o e b w i e d e r h o 1 t e Injek~ionen yon grol~en Adrenalindosen machte and trotzdem positive Resultate bei weltem nieht so hiiufig erhielt wie L o e b. ~brigens stimmen nach dieser Richtung hin racine Angaben mit denjenigen einiger frfiherer Autoren (J o s u 6, S c h i r o k o g o r o w u.a.) tiberein, welche Adrenalin li~ngere Zeit hindurch und fn gro$en Dosen zum Zwecke des Studiums der Ver~nderungen der Aorta in- jizierten und im Herzmuskel Ver~inderungen nut in relativ sehr seltenen F~llen beobaehteten.

Ferner babe ieh in meiner Arbeit auch auf einige histologische Ver~nderungen des Myokards bei Adrenalin-Sparteinvergi~tang hingewiesen, speziell auf die Veranderungen bei 0demen sowie auf einige histologische Veranderungen des inters~i~iellen Gewebes des Myokards, yon denen bei L. L o e b fiberhaupt nieht die Rede ist. I%r Hauptanterschied zwlschen den Resultaten meiner Untersuehungen und denjenigen der Untersuchungen yon L o e b seheint mir jedoeh in der Be- deutung derjenigen Ver~tnderungen zu liegen, die im Myokard bei Adrenalinvergiftung beobachtet werden. D'ejenigen diffusen Verdi@ungen des interstitiellen Gewebes, die als Folge der Vergiftung zurfickbleiben, ware es meines Eraehtens riehtiger nicht als Myokarditis, sondern vielleich~ als Myofibrose (D e h i o) zu deuten, wie sic beispielsweise naeh Odem des Herzmuskels zurfiekbleibt.

Es werden jedoeh neben soleher ,,Myofibrosis" oder Sklerose des interstitiellen Gewebes des Myokards im letzteren, wie aus meinen Experimenten hervorgeht (vgl. auch die Arbeit yon P i s a n i , Rif. reed. 1912, Nr. 3), bei Adrenalinvergif~ang aueh mehr herdaxtige Ver~nderungen schon rein entz~indlieher Natur beobachtet. In bezug auf den Entstehangsmeehanismus aller

1) Zur Frage der experimentellen Myokarditis. Vortr. geh. am XI. P i r o g o w schen Kongre~} russiseher .~,rzte, St. Petersburg, 1910. Ref. Ztlbl. f. allg. Path. 1910.

~) Adrenalinver~nderangen der Arterieu. Inaug.-Diss. Dorpat 1907.

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dieser Yeriinderungen habe ich reich nut hypothetisch ge~u~ert. Die Entstehung derselben als Folge gewisser Einflfisse aui das Myokard yon seiten der Gef~e, welche den Herzmuskel ver- sorgen,, l i~t sich natiirlich nicht yon tier Hand weisen. Irgendwelche dem histologischen S~udium 'zugiingige pathologische Yeranderungen der Myokardgefiil3e konnte ich jedoch in meinen Ex- perimenten nicht feststellen:

Zum Schlui} mSchte ich noch darauf hinweisen, dal3 ith" alas Studium d e r H i s t o g e n e s e tier entziindlichen Ver/~nderungen des i~yokards die Methoden tier Vergiftung tier Versuchs~iere mit verschiedeaen toxischen Substanzen (z, B, mit ~drenalin) wegen der Unbest~ndigkei~ der Wirkung vieler dieser Substanzen sowie wegen des verschiedenen Verhaltens der Kaninchen den- selben gegeniiber {was auch L. L o e b zugibt) fiberhaupt wenig geeignet sin(~ and in dieser Be- ziehung der Methode der Einffihrtmg yon aseptischen FremdkSrpem ins Myokard weir nachstehen, welche i~Ie~hode sich beim Studium der auf experimentellem Wege erzeugten entziindlichen Ver- ~inderungen fiberhaupt, wie man sagen daft, volles Biirgerrecht erworben hat.