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Archly Ohr- usw. Heilk. u. Z. ttals- usw. I-Ieilk., Bd. 157, S. 68--77 (1950). Aus der Universit~tsklinik fiir Hals-, Nasen- und Ohrenkranke Basel (Vorsteher: Prof. Dr. E. Li~seHF_a~). Zur Frage des Zusammenhanges zwisehen Kehlkopfkrebs und Berufskrankheit. Von HANs C~DOa'SCH. (Eingegangen am 17. JuIi 1949.) Angaben fiber Kehlkopfkrebse beim Mensehen, bei denen eine exogene Ursaehe angenommen wurde, sind in der Fach- und Krebsliteratur Rarit~ten. Tierexperimentell wurde die Einwirkung yon eancerogenen Stoffen auf den Kehtkopf sogar nur dureh eine einzige Arbeit erforscht. Die nngenfigende Behandlung dieser Frage im Schrifttum sowie die Beurteilung eines eigenen Falles, bei dem ein beruflieher Zusammenhang des Kehlkopfkrebses mSglich erschien, gaben AnlaB zu dieser Arbeit. G. K., 72jahriger Mann, Galvaniseur. Mutter mit 50 Jahren an Leber- geschwulst und Vater mit 73 Jahren an I-Ierzschlag gestorben. Er selbst machte 1940 eine Myokarditis und 1947 eine Thrombophlebitis dureh. Jetziges Leiden: Beginn im Februar 1947 mit Heiserkeit ohne vorausgegangene Erk~ltung. Mitte September zeigte die erste spezialarztliche Untersuchung einen gut erbsen- groBen, teicht hSckerigen, ger6teten Tumor des rechten Stimmbandes und die Biopsie daraus ergab histologisch ein verhoznendes Plattenepithelcareinom. Die anschliel~ende Laryngofissur zeigte, dab sich der Tumor bereits durch den Ventrikel in das Taschenband erstreckte, was eine erweiterte Thyreo- tomie notwendig machte. R6ntgennachbestrahlung. Ein Jahr spi~ter Rezidiv ohne region~re Driisenmetastasen mit starkem Stridor nnd zunehmender Atem. not, so dab die totale Laryngektomie ausgefiihrt werden muBte. Postoperativ trat eine Hypopharynxfistel anf, welche durch Lappenplastik verschlossen wurde. Aus der Vorgesehichte geht hervor, dab G. K. als Galvaniseur w~hrend 20 Jahren mit Chrom-, Silber-, Nickel- und Entfettungsb~dern arbeitete, wobei ihn die verschiedenen D~mpfe der in den B~dern verwendeten Chroms~ure, Salpeters~ure, Schwefels~ure und vor allem Blaus~ure dauernd zum Husten reizten. Ferner habe er mit Pariser Rot (Eisensesquichlorid), ~ickel und Silber poliert. Dabei wfirden aus den rotierenden Tuchscheiben der Poliermaschine massenhaft F~den in die Luft geschleudert, welche ihm wiederholt yon seinem Arzt aus Nase und Ohren entfernt werden mul~ten. Ausgangspunkt der I{rebsforschung waren die Berufskrebse. 1775 wurde in England der Schornsteinfegerkrebs beschrieben. 1895 ent- deekte Ra~HN den Anilinkrebs der Harnblase. Es folgten der RSntgen- und Radiumkrebs, sparer der Schneeberger und Jo~chtimsthaler Lungenkrebs.

Zur Frage des Zusammenhanges zwischen Kehlkopfkrebs und Berufskrankheit

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Page 1: Zur Frage des Zusammenhanges zwischen Kehlkopfkrebs und Berufskrankheit

Archly Ohr- usw. Heilk. u. Z. ttals- usw. I-Ieilk., Bd. 157, S. 68--77 (1950).

Aus der Universit~tsklinik fiir Hals-, Nasen- und Ohrenkranke Basel (Vorsteher: Prof. Dr. E. Li~seHF_a~).

Zur Frage des Zusammenhanges zwisehen Kehlkopfkrebs und Berufskrankheit.

Von HANs C~DOa'SCH.

(Eingegangen am 17. JuIi 1949.)

Angaben fiber Kehlkopfkrebse beim Mensehen, bei denen eine exogene Ursaehe angenommen wurde, sind in der Fach- und Krebsliteratur Rarit~ten. Tierexperimentell wurde die Einwirkung yon eancerogenen Stoffen auf den Kehtkopf sogar nur dureh eine einzige Arbeit erforscht. Die nngenfigende Behandlung dieser Frage im Schrifttum sowie die Beurteilung eines eigenen Falles, bei dem ein beruflieher Zusammenhang des Kehlkopfkrebses mSglich erschien, gaben AnlaB zu dieser Arbeit.

G. K., 72jahriger Mann, Galvaniseur. Mutter mit 50 Jahren an Leber- geschwulst und Vater mit 73 Jahren an I-Ierzschlag gestorben. Er selbst machte 1940 eine Myokarditis und 1947 eine Thrombophlebitis dureh. Jetziges Leiden: Beginn im Februar 1947 mit Heiserkeit ohne vorausgegangene Erk~ltung. Mitte September zeigte die erste spezialarztliche Untersuchung einen gut erbsen- groBen, teicht hSckerigen, ger6teten Tumor des rechten Stimmbandes und die Biopsie daraus ergab histologisch ein verhoznendes Plattenepithelcareinom. Die anschliel~ende Laryngofissur zeigte, dab sich der Tumor bereits durch den Ventrikel in das Taschenband erstreckte, was eine erweiterte Thyreo- tomie notwendig machte. R6ntgennachbestrahlung. Ein Jahr spi~ter Rezidiv ohne region~re Driisenmetastasen mit starkem Stridor nnd zunehmender Atem. not, so dab die totale Laryngektomie ausgefiihrt werden muBte. Postoperativ trat eine Hypopharynxfistel anf, welche durch Lappenplastik verschlossen wurde.

Aus der Vorgesehichte geht hervor, dab G. K. als Galvaniseur w~hrend 20 Jahren mit Chrom-, Silber-, Nickel- und Entfettungsb~dern arbeitete, wobei ihn die verschiedenen D~mpfe der in den B~dern verwendeten Chroms~ure, Salpeters~ure, Schwefels~ure und vor allem Blaus~ure dauernd zum Husten reizten. Ferner habe er mit Par i ser Rot (Eisensesquichlorid), ~ickel und Silber poliert. Dabei wfirden aus den rotierenden Tuchscheiben der Poliermaschine massenhaft F~den in die Luft geschleudert, welche ihm wiederholt yon seinem Arzt aus Nase und Ohren entfernt werden mul~ten.

Ausgangspunkt der I{rebsforschung waren die Berufskrebse. 1775 wurde in England der Schornsteinfegerkrebs beschrieben. 1895 ent- deekte Ra~HN den Anilinkrebs der Harnblase. Es folgten der RSntgen- und Radiumkrebs, sparer der Schneeberger und Jo~chtimsthaler Lungenkrebs.

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Die tierexperimentelle ~ra der Krebsforschung wurde 1913 durch FIBIr in Kopenhagen eingeleitet. Er fiitterte Rat ten kleine Wiirmehen (Spiroptera neoplastica), welehe im Vormagen der Rat te in der Zeit vom 45.--298. Tage bei 50% der Tiere ein Carcinom verursachten. 1910 bemerkte Rovs in Amerika, dab zelffreie Extrakte aus Hiihnersarkom, auf andere Tiere injiziert, bei diesen ebenfalls tIiihnersarkom erzeugen. 1915 gelang es 2 Japanern, dureh Pinselung yon Kaninchenohren mit Steinkohlenteer experimentell Pflasterzellcareinome zu erzeugen. Die folgende Tabelle, welche aus einer Arbeit yon ScH~z entnommen ist, orientiert fiber die tierexperimentelle Erzeugung yon Berufskrebsen nach dem Stande yon 1941.

TabeHe 1.

Krebsform Noxe

Teerkrebs Teer

RohSle

Arsen

Naphthylamin R5ntgenstrahle~

Str~len

Tierexperlmentelle Erzeuguna. yon Beru#krebsen.

Tier Lokal isat ion I Histologie

Kaninchen

Maus ]~-aus Ratte

l~/Iaus Maus Maus Maus

Kaninchen Ratte

Kaninchen Maus

Kaninchen Ratte

Maus

1Vfaus

Epidermis

Epidermis Subcutis

Muskulatur Andere Organe: Mamma, Hoden, Gallenblase usw.

Epidermis Muskulatur Epidermis Epidermis

Itarnblase Subcutis

Epidermis Epidermis Knoehen Subcutis

Subcutis

Epidermis

Knochen

MineraRil- krebs

Rul]krebs Arsenkrebs

Anilinkrebs RSntgenkrebs

Radiumkrebs

Kaninchen

Carcinom

Carcinom Sarkom Sarkom

Carcinom Sarkom

Careinom Carcinom

Carcinom Sarkom

Carcinom Carcinom Sarkom Sarkom

Sarkom

Carcinom

Sarkom

Autoren

XZA~AGIWA und ISC~:KAwA 1915 TSUTSVI 1918 Ts~rsvI 1918 Rvss~n~ 1923

L]~ITe]I 1922 u. 1924: L~.rrc~ 1922 PAss]~Y 1922 L~rrc~r und

K~AWA~= 1922 S c~XI~ 1930 CLUN~T 1910 BLOC~ 1924: JUNKHOFF 1928 Lfidin 1930 DA~Ls und

B A ~ 1926 D~_ELS und

BAETEN 1926 DAELS und

BAV.T~,~ 1926 SC~i~CH und

UEHLn~G~I~ 193~

An dieser Stelle interessieren nur die berufliehen l~oxen, die, durch .die Berufsarbeit bedingt, yon auBen her im Laufe der Berufsausfibung auf die Luftwege des Mensehen einwirken. Als solcho kommen meeha- nische und vor allem chemisehe Reize verschiedenster Art in Frage. Als mechanisches Trauma mSchten wir hier nur die meehanische Reizung der Luftwege durch manehe Staubarten (Reizung der Sehleimhaut durch Anprall, kleinste Verletzungen, fJberzug ihrer Oberfliiche) erw/ihnen und nieht auf die Gewebsseh~digung durch Schlag, StoB oder ehronisehen

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70 ttA~s CADoTscm

Druck als Folgen frfiherer Verletzungen (l~arben usw.) eingehen. Die chemische Wirkung ist oft kombiniert mit einer mechanischen (Ab- lagerung yon kleinsten Teilchen im Gewebe).

Die meisten cancerogenen Stoffe sind TeerabkSmmlinge. Durch Destination wurden aus dem Teer bis heute etwa 50 hochkondensierte Kohlenwasserstoffe als caneerogene Agentien gewonnen, wovon Dibenz- anthrazen, Methylcholanthren und Benzpyren als besonders wirksam ge]ten. Von der chemischen Industrie werden diese Stoffe heute syn- thetisiert und es ist ]eicht, damit Krebse zu erzeugen. Die obige Tabelle yon Sc~INZ zeigt, dab durch RuB und l~ohS1, welches Destillations- produkte des Teeres sind, im Tierversuch Krebse erzeugt werden konnten. Es ist daher anzunehmen, da[3 auch in anderen Destillations- produkten des Teeres (Muttersubstanz der aromatischen Chemie) wie im Benzol und dessen ttomologen Toluol und Xylol, Naphthalin, Anthrazen, Phenolen und Kresolen als Verunreinigungen caneer0gene Stoffe vor- kommen kSnnen. Einer anderen Stoffklasse gehSren die Azo]arbstof]e Orthoaminotoluol und das Azotoluol an. Dureh ,S ty ry l 430", einem Farbstoff der Chinolinreihe, entstehen Sarkome am Injektionsort (zit. SCRI~Z). Der Metallkrebs wurde yon ScHINZ experimentell untersucht und festgestellt.

Tierversuche yon Sc~I~Z: 1934 ]egte er bei Kaninchen intraoss~tr lgetalldepot yon Chrom, Arsen und Kobalt an. ~ach 3 Jahren ~var das Depot bei Kobalt und Arsen verschwunden, hingegen bei Chrom immer noch vorhanden, Krebse traten aber noch keine auf. l~ach 6jahriger ]~eobachtung lebten noch 11 Tiere. In der Folge sind 5 davon an bSsartigen Geschwiilsten zugrunde gegangen, yon denen 3 l~ernkrebse in der Lunge und 2 tN~ahkrebse am Or~ der Me~alteintage batten. Ein Tier ist an Kaehexie ohne Tumor gestorben und 5 blieben welter am Leben. Zwei yon den fiberlebenden Tieren wiesen im RSntgenbfld einen Lungen- tumor auf und 3 waren klinisch gesund. Die ma]ignen Tumoren traten bei den Chrom-, E:obalt- und Arsentieren ungef~hr in gleicher Yerteilung anf.

u Arsen und seinen Verbindungen ist die caneerogene Wirkung tierexperimentell nachgewiesen. Diese Stoffe kSnnen fiber eine ehro- nische Dermatitis zum tlautkrebs ffihren.

S~mtliche angeffihrten cancerogenen Stoffe kSnnen entweder in Form yon Staub oder D~mpfen auf die Sehleimhaut des Respirations- traktes einwirken. Einzelne davon werden ferner zur t tauptsache durch die Atmungsorgane ausgeschieden (Benzol, Anilin). Theoretisch ist aus diesen Grfinden die MSglichkeit gegeben, dal~ solche spezffisehe Agentien0 wie an anderen Organen, auch im l~espirationstrakt Krebse verursachen kSnnen.

An exlgerimentellen Arbeiten fiber die Einwirkung yon cancerogenen Stoffen auf den Kehlkopf konnte ich in der Fach- und Krebs- literatur eine einzige linden, weshalb diese hier ausffihrlich besehrieben sein so]l.

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Zusammenhang zwischen Kehlkopfkrebs und Berufskrankheit. 71

Der Japaner TADA~I beseh~ftigte sich 1932 mit der Erzeugung des Kehl- kopfcarcinoms mittels Steinkohlenteerinjektionen. Als Versuchstiere wurden Kaninchen verwendet, die keine 10athologischen Yer~nderungen bei direkt laryngo- skopischer Untersuchung zeigten. Er injizierte 1--12real etwa 0,2 cm a eines Ge- misches yon Steinkohlenteer und Oliven~l in die Kehlkolofsehleimhaut. ~ei Kon- trolltieren wurde nur OlivenS1 verwendet. Eine grol3e Anzahl der Tiere ging im Verlauf des Versuches an Dyslonoe zugrunde. Il l der Zeitsl0anne yore 11.--205. Tage nach der ersten Injektion wurden histologische Untersuchungen vorge- nommen. Es zeigte sich, dab der Teer lar~ge in der Schleimhaut und Muskelschicht zuriickbleibt, dab zuerst eine reaktive katarrhalische, dann eine chronisch- proliferative Entzfindung und endlich nach langem Verlau~ ein Carcinom entsteht. Auf diese Weise stellt der Teer, so meint der Verfasser, ffir die Kehlkopfschleimhaut einen hauptsi~chlieh chronisehen, rein chemisehen fZeiz dar. Wiederholt komm~ es infolgedessen an den Schleimhautepithelien ebenso wie an den Drtisenschl~uchen zu regenerativen, rnetaplastischen Wucherungen der Plattenepithelien, dagegen ~elten zu adenomatSsen Wucherungen. Die Plattenepithelien vermehren sich nllm~hlich heterotopisch und atypisch, indem sie relativ frfihzeitig Perlen bilden. I)iese Epithelzellen treten ohne scharfe Grenze in die umgebende gelockerte Bindegewebsschicht ein, wodurch eine Anzahl Zellnester entstehen, in deren Zellen oft mitotische Ifernteilung nachweisbar ist. Diese Zellnester waehsen allmghlich weiter in die Muskelschicht hinein. Die Ver~nderungen zur Carcinom- bildung treten bier stufenweise auf wie folgt: Heterotopische, metaplastische ~Epithelwucherung mit friihzeitiger Perlenbildung, metaplastische, atypisehe :Epithelbfldung, Krebs im Anfangsstadium und typisches Cancroid. Da es durch Teerinjektionen zu diesen stufenfSrmigen GewebeverAnderungen gekommen ist, behauptet der Verf. mit 1Recht, dab diese Kehlkopfearcinome der Kanin- chen dutch den chemischen Reiz des Teeres kfinstlich erzeugt worden sind. Die Kontrolltiere, bei denen er nut OlivenSl injizierte, bekamen keine Carcinome. Der Krebs kann schon 180 Tage nach der Injektion entstehen, andererseits kann es auch vorkommen, dab sich selbst lange Zeit nach mehrmaliger Injektion nut einfache Epithelwucherungen zeigen. Eine quantitative Mehrung des l~eizes ist also ffir die Krebsentstehung nicht unbedingt notwendig. Trotzdem durch die 1Reizwirkung des Teeres im Kehlkopf des Kaninchens leicht metaplastische, bzw. regenerative Ver~nderungen auftreten kSnnen, entarten doch die genannten Ver~nderungen nut sehr selten bSsartig. I)aher glaubt TAI>AI~I, dab eine gewisse Gewebsdisposition und individuelle Veranlagung fiir die bSsartige Entartung tier einfach gewucherten Epithelien gleichzeitig unbedingt nStig seien.

W ~ h r e n d i iber die At io logie des Krebses in anderen Organen (Haut , H a r n b l a s e ) doeh sehon einige Ta t s achen b e k a n n t sind, so wird fiir die E n t s t e h u n g des Kehlko 'pfkrebses die al lgelneine Reiz theor ie yon VIl~CI~OW angenommen, wonach jeder bel iebige Reiz die Geschwulst- e n t s t e h u n g veran lassen kann. E ine S10ezifit~t des wi rksamen Agens w i r d also nach dieser Theorie n ich t geforder t . I n der L i t e r a t u r is t ledig l ich das vorwiegende Auf t r e t en be im R a uc he r u n d Tr inker erw~hnt , j edoch is t die ~ttiologisehe B e d e u t u n g yon T a b a k und Alkohol noch n ich t erwiesen.

Die se l tenen F~l le der L i t e r a t u r yon K e h l k o p f k r e b s be im Mensehen, bei denen eine exogene Ursache angenolnmen wurde , seien hier kurz aufgeffihrt .

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72 HA~s CADOTSC~:

1. F a l l von SPAM~R (1932). Prim/ircarcinom der Epiglottis bei Vergiftung dureh franz6sisehes Kampfgas (Senfgas). Bei einem 30jahrigen Soldaten, der 33 Tage nach Inhalation yon Senfgas starb, wurde autoptisch am Kehldeekel aul]er einem Randgesehwiir eine linsengro~e Schleimhautverdiekung gefunden, welche histologisch ein verhornter Plattenepithelkrebs war. Als Begriindung ffir den atiologischen Zusammenhang fiihrt S•A•E• die enorme Seltenheit des Primarcarcinoms an der Epiglottis, das jugendliehe Alter des Patienten, die starke Kampfgasver/~tzung auf dem ganzen Respirationstrakt, ohne dal3 aber an dem Tumor bzw. an (lessen Oberflache yon irgendeiner )~tzwirkung etwas zu finden ware, und die sichere Schadigung der Epiglottis durch das Kampfgas an, welches das Randgeschwiir an der Epiglottis verursachte.

2. F a l l yon BIRKHOLZ (1924). Plattenepithelcareinom des Kehlkopfes auf der Basis einer dutch Benzinver/s verursachten chronisehen Schleimhautver- ~nderung. Ein 43j~hriger Chauffeur saugte mittels Schlauch aus einem Autotank Treibstoff, wobei ihm davon in den Mund und in die Kehle kam. Sogleich traten Brennen im Mtmd, Raehen und Hals, Hustenanfall mit Erstickungsgefiihl sowie tonlose Stimme auf. In der Folge Heiserkeit, Atemnot bei Anstrengung, keino Halsschmerzen. Zwei Jahre spater noch gleiehe Symptome, bei der Spiegelunter- suehung Stimmb~tnder und Epiglottis stark gerStet, Wa.R. im Blur nega~iv, Lungen o.B. lqaeh einem weiteren Jahr Stimmlosigkeit, Stenoseatmung. Befund: Starke Infiltration an Hinterwand, Stimmband beiderseits, reehts mehr als links, vom Taschenband bedeekt. Biopsie: Sehr wahrseheinlieh Carcinom. Rasche Zunahme des Tumors. Palliative Laryngofissur. Driisenmetastasen, Exitus unter zunehmender Kaehexie. Sektion ergab ausgedehntes Larynz~eareiilom.

3. F a l l yon HiY~E~M~N (1920). Kehlkopfkrebs nach Gelbkreuzvergiftung. Ein 37j~hriger Mann atmete Getbkreuznebet ein, litt ansehlieBend an Kurzatmig- keit und Husten, wies abet zun~ehst keinen Befund auf. Ein halbes Jahr sparer bestanden Atembeschwerden, Stimmlosigkeit, Stimmbandlahmung und chro- nischer Katarrh. Ein Jahr naeh der Gelbkreuzinhalation wurde ein infiltrieren- des Kehlkopfearcinom festgestellt.

4. F a l l yon NI~z~urs {1939). Kehlkopfeareinom naeh Kehlkopfsehug. Ein Mann mit Kehlkopfschul~ und ErSffnung des subglottisehen Raumes wurde sofort naeh der Verletzung tracheotomiert. Allm~hlieh entwiekelte sich in 23 Jahren auf der Basis einer chronisehen Laryngitis ein Emphysem und wiederum hoch- gradige Atemnot, weswegen wieder traeheotomiert wurde. Es handelte sich jetzt um ein inoperables Careinom. (Ablagerung von Pulverteilehen im Gewebe war hier mSglich, weshalb dieser Fall hier angegeben wird.)

5. F a l l yon HOSHYA (1936). Sardinengrate in Epiglottis als Xtiologie eines Careinoms. Bei einer 55jahrigen Frau stach die Grate einer Sardine 3 Jahre in der Epiglottis und verursachte ihr Sehluekschmerzen. Die Biopsie aus der Epig- lottis ergab ein Primarcarcinom. HOSHIYA ffihrt diesen Fall als Beweis ffir die VIl~CHOwsche Reiztheorie als Entstehungsursache des Krebses an.

6. F i i l l e yon HAI~RIS (1934). Verf. berichtet fiber 6 Kehlkopfearcinome (unter 117 Fallen yon Larynxearcinomen), bei denen gleichzeitig eine Pneumo- koniose nachgewiesen wnrde. ])as Alter der Patienten sehwankte zwischen 39 und 59 Jahren und die Besehaftigungsdauer in Kohlenminen betrug 15 und mehr Jahre.

Der anatomische u n d physiologische Zusammenhang zwisehen Kehlkopf u n d Lunge, insbesondere des Bronehia lbaumes mi t derselben Epi thelauskle idung, maehen es notwendig, aueh auf den Lungenkrebs mi t bekann te r exogener Xtiologie einzugehen. Umfassende S ta t i s t iken

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von JACKSON (1942) und M~xw~LL (1934) ergeben eine Parallelit~t in der Zunahme zwischen Kehlkopf- und Lungenkrebs. JACKSO• betont bei der Bespreehung seiner Statistik, daI~ fiir beide gemeinsame Ur- sachen bestehen miissen.

Am l~ngsten bekannt ist der Schneeberger und Joachimsthaler Lungenkrebs. Es handelt sich dabei um eine Art Staublunge mit fol- gendem bSsartigem Lungentumor (Lymphosarkom der Bronchial- driisen , Careinom der Lungen oder Bronchien). Atiologisch wird all- gemein die Wirkung der Radiumemanation, die in der Grubenluft enthalten ist, angenommen, ohne dal~ aber dafiir ein Beweis erbracht werden konnte. ScmNz vermutet, dal~ die dort gewonnenen Metalle verantwortlich gemaeht werden sollten. Andere Autoren nehmen als Ursache kombinierte mechaniseh-chemische und aktinische Einwir- kungen des arsen-, kobalt- und radiumhaltigen Staubes an.

Viel sp~ter beobachteten deutsche Fabrik~rzte den Lungenlcrebs der Chromatarbeiter und bis 1938 sind in Deutschland 39 derartige F~lle bekanntgeworden. Die Gesundheitsseh~digungen, wie Hautgeschwtire, ~asenseptumperforationen und Bronchitiden durch Chromate, unter denen man die chromsauren Salze, z. B. des Natriums, Bleis usw., sowie die Alkaliehromate Natrium- und Kaliummono- und -bichromat sowie Chromalaun versteht, waren schon l~nger bekannt. TumorSse Lungen- ver~nderungen wurden nur bei der Herstellung yon Bichromaten aus dem Chromeisenstein beobachtet. Pathologich-anatomisch soll es durch den Chromatstaub zu immer wiederkehrenden entzfindlichen Ver- ~nderungen in den Luftwegen und in der Folge dort zu Epithelmeta- plasien, zu Plattenepithelbildung und dutch pathologische Regeneration zur Bildung einer Geschwulstkeimanlage und schlieBlich zur Tumor- entwicklung kommen. Im Blur der Patienten wurde ein erhShter Chrom- spiegel gefunden. Welches Zwischenprodukt als cancerogene Noxe wirkt, ist bis heute nicht eindeutig gekl~rt. TAEGER ist der Ansicht, dal~ hier wie bei anderen Berufskrebsen nicht die 5rtliche Reizwirkung des Chromatstaubes allein, sondern auch die Allgemeinwirkung des ehe- mischen Agens mitverantwortlich zu machen ist, welche, wie bei anderen chronischen Giftwirkungen (z. B. Teerpinselungen), im Organismus eine Krebsbereitschaft erzeugt. Der Lungenkrebs der Chromatarbeiter i s t eine ausgesprochene Alterserkrankung. Die Latenzzeit betri~gt nach den Angaben yon TA]~OER 7--47 Jahre. Er wurde 1936 in die deutsche Versicherungsordnung aufgenommen. Entsch~digungsanspruch besteht aber nur bei einer entsprechend langen Berufst~tigkeit in einem Betriebe der Chromaterzeugung, das heil~t, nur um die Gewinnung ~us Chrom- eisenstein. Bei der Verwendung yon Chromaten bzw. Chromsi~ure sind i~hnliche Fiille nicht beobachtet worden; sie sind in die Versicherungs- ordnung nicht einbezogen.

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In Tierexperimenten ist es wiederholt gelungen, durch entsprechend dosierte Eina tmung verschiedener Gasgemische Bronchial- oder Lungen- krebs zu erzeugen. ]~ICKER und A])ELHEI~ sahen im Anschlul~ an Phosgen- und Chlorinhalationen Metaplasien auftreten. Andererseits machte KOONTZ jahrelange Inhalationsversuche an mehreren t tunder ten yon t tunden, deren Lungen viel empfindlicher sind als Menschenlungen, und zwar mit Phosgen, Chlor, Chlorpikrin, Senfgas, Lewisit und Methyl- dichlorarsin, mit Konzentrationen, die sich den letalen nahern. Nach Ablauf der l~eizerscheinungen wurden keine funktionellen Dauer- schadigungen beobachtet ; pathologisch-anatomisch fanden sich nur selten geringfiigige, die erste ]~eizerscheinung fiberdauernde fibrSse Veranderungen in den Bronchiolen und im Lungengewebe (zit. bei KOELSCH).

In der Li teratur finden sich nur wenig F~lle yon Lungen- oder Bronchialkrebs beim Menschen mi t wahrscheinlich exogener ~tiologie.

K~xvT~ beschrieb einen Fall yon Lungenkrebs bei einem Arbeiter, der 1 Jahr 1.ang in einer chemischen Fabrik Diehlor~thylend~mpfen ausgesetzt war.

TILL]~Y berichtete fiber einen Fall, bei dem nach Kampfgaseinwirkung Ulce- rationen in der Trachealschleimhaut entstanden sind, auf deren Basis sich ein papill~rer Tumor entwickelte.

~all yon NIKOLOFF. Ein bronchiogener Lungenkrebs bei einem Chauffeur, der 20 Jahre lang berufst~tig war und dabei natiirlieh uuch Benzin-, Benzol- d~mpfe und Auspuffgase einatmete.

t 'all yon KOELSCI~, Ein 48jahriger Schlesser, seit 24 Jahren in einer Teer- produktenfabrik ti~tig, litt seit Jahren an chronischem Lungenkatarrh, war mehrmals ]~ngere Zeit an Bronchitis erkrankt, fortschreitende Tuberkulose; dann Lungentumor. Ablehnung yon der Versicherang: Unfal ! liegt nieht vor; Teerkrebs gilt als Berufskrankheit nur bei Vorkommen auf der ]=Iaut.

Epilcrise.

Als Beru]skrankhei ten des t~espirationstraktes sind bis heute !ediglich der Schneeberger, d e r Joachimsthaler und der Chromat-Lungenkrebs anerkannt worden und in die Versicherung aufgenommen, wobei ffir die ~be rnahme eine mehrj~hrige Berufst~tigkcit und beim Chromatlungen- krebs die t terstellung aus dem Chromeisenstein verlangt wird. Als ]~erufskrankheiten des ]~espirationss wird die ~nSgliche krebs- erzeugende Wirkung der bekannten cancerogenen Stoffe in den Luftwegen nicht ~nerkannt, da dieser Zusammenhang weder klinisch noch experi- rnentell gesichert ist. Mit cancerogenen Stoffen wurden nur yon einem Autor Tierversuche zur Erzeugung yon Kehlk0Pfkrebs angestellt. TA])AKI konnte durch Steinkohlenteerinjektion (cancerogener Stoff) in die Kehlkopfschleimhaut yon K~ninchen lokale Carcinome erzeugen, bei Kontrolltieren, denen OlivenS1 injiziert wurde, t ra ten keine Krebse auf. Die Wirkung der cancerogenen Stoffe auf das Lungen- bzw. Bronchia]epithel wurde dagegen nicht untersucht, es wurde lediglich

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Zusammenhang zwischen Kehlkopfkrebs und Berufskrankheit. 75

versucht, mit unspezifischen Agentien einen Krebs in der Lunge zu erzeugen. Die u waren verschieden. W/~hrend es eini- gen Autoren gelungen sein soll, dutch solche Stoffe Lungenkrebs zu erzeugen, konnten andere durch jahrelange Inhalationsversuche an mehreren I-Iunderten yon Hunden keine Krebse hervorrufen.

Beim Nenschen sind Larynx- und Lungen- bzw. Bronchia]krebse naeh Einwirkung von cancerogenen und unspezifischen Agentien be- schrieben worden. In den :Fiillen yon HA~I~IS (Steinkohle), KOELSCH (Steinkohlenteer) nnd NiKOLOFF (Benzol, welches als Verunreinigung krebserzeugende Destillationsprodukte des Teeres enthalten kann) werden cancerogene Noxen als ~tiologie des Krebses angegeben. Bei den Beobachtnngen yon BIRx~onz (Benzin), Ht t~R~A~N (Gelbkreuz), KIKUTH (Dichlorathylen) und TILLEY (Kampfgas ?) ist das Careinom durch nnspezifische Noxen vorursacht worden. Bei dieser 2. Gruppe handelt es sieh racist um einmalige intensive Einwirkung, welehe nach Ansicht der Autoren zur Gesehwtirsbildung und fiber eine Narbe zum Xrebs fiihrten. Uber die Narbenearcinome sagt aber ~-IAJEK: ,,Es ist durchaus unmotiviert, aus dem Umstande, dab mitunter auf narbigem Boden ein Krebs entsteht, dies dahin zu deuten, dal3 die Narbe eine Pr/~disposition ffir die Entstehung eines Carcinoms auslSst."

Die MSglichkeit einer Schadigung des I~espirationstraktes durch cancerogene Stoffe ist bei der Inhalation yon Staub oder Dampfen sowie bei der Ausscheidung dutch die Atmungsorgane gegeben und verdient vermehrtes Interesse. Treten in einem Betrieb geh~uft Krebse des Kehlkopfes oder der Lungen auf, so ist unbedingt an cancerogene Stoffe zu denken. Die bessere Kenntnis dieser Stoffe sowie eine syste- matisehe tierexperimentelle Forschung mit diesen Wiirden vielleicht in der Krebsi~tiologie des l~espirationstraktes weiterfiihren und aueh ffir die Beurteilung yon Versicherungsfallen mehr Klarheit schaffen.

Die Beziehungen zwisehen Krebs und Beruf haben eine wesentliehe versicherungsmedizinisehc Bedeutung. Der oben crw~hnte Lungenkrebs z .B. (Fall KOELSCH) bei einem Sehlosser, der 24 Jahre lang in e iner Teerproduktenfabrik t~itig war, wurde yon der Versicherung mit der Begriindung abgelehnt: Teerkrebs gilt Ms Berufskrankheit nur bei Vorkommen auf der t taut . Sofern eine maligne Degeneration der Atemwege in Arbeitsbetrieben wie beim Sehneeberger, Joaehimsthaler und Chromat-Lungenkrebs nieht wirklieh prozentual h~ufiger vorkommt als beim Gesamtdurehsehnitt der BevSlkernng, anerkennt die Ver- sieherung den Xausalzusammenhang zwisehen Krebs und Bernf nieht. Bei Ninzelfgllen wird begreiflieherweise der tierexperimentelle Naehweis fiir die ~bernahme verlangt. Nine siehere Beweisfiihrung wird abet aueh dann nieht m~Jglieh sein, da j a, wie auch die Tierversuehe von TADAKI zeigten, nieht bei allen Kaninchen, sondern sogar nur sehr selten Krebse

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76 t t ~ s CAbooses:

entstanden. Es ist also noeh eine individuelle Veranlagung ffir die maligne Entar tung notwendig. Aus diesem Grunde wird man in der Begutachtung bei Einzelf~llen nie fiber die MSglichkeitsformel hinaus- gehen kSnnen.

Unser Patient G. K. mit Kehlkopfkrebs arbeitete w~hrend 20 Jahren als Galvaniseur mit Chrom-, Salpeter-, Sehwefel-, Blaus~ure und Eisen- sesquiehlorid sowie mit den Metallen Silber, Nickel und Chrom. Die Einwirkung dieser Stoffe auf die Atemwege des Patienten war durch S~ured~mpfe der galvanisehen B~der sowie durch den Staub, der beim Polieren yon Silber, Nickel und Chrom entstand, gegeben. Es kSnnte sich bier nm einen langj~hrigen ehronischen t~eiz handeln, der nach der all- gemeinen Reiztheorie VIRC~OWs eine Tumorentwicklung mSglich maeht. Die Expertise dureh einen Gewerbearzt der SUVAL am Arbeitsplatz des Patienten hat abet ergeben, da~ bei den im gleiehen Betrieb be- sch~ft/igten Arbeitern nie Ver~tzungssymptome an den Nasen- oder Rachenschleimh~uten, keine Kehlkopf- und Lungenkrebse, keine Septumperforationen vorkamen, lediglich bei fiberempfindlichen Leuten an den H~nden Ekzeme oder nach kleinen Verletzungen die typischen Chromgeschwfire. Die Dampf- und Staubentwieklung am Arbeitsplatz soll naeh Angaben des Gewerbearztes im Gegensatz zu denjenigen des Patienten ~u{~erst gering sein. Ffir eine einmalige intensive Einwirkung eines nieht cancerogenen Stoffes, was in den F~llen yon BI~K~OLZ, Ht)NERMANN USW. fiber eine ~Narbe zum Krebs geffihrt haben soll, fehlen beiK.G, anamnestischeAnhaltspunkte. Als mSgliehe eancerogene Noxe kommt unter den bei der Arbeit verwendeten Stoffen nur Chrom in Frage. Durch intraoss~re Chromeinlage beim Kaninehen konnte Krebs am Ort der Metalleinlage und Fernkrebs in der Lunge erzeugt werden (siehe Tierversuehe yon ScHI~Z). Welehe Form des Chroms zum Chromatlungenkrebs fiihrt, ist noch nicht bekannt. Dieser Krebs wurde nur in Betrieben der Chromatherstellung aus dem Chromeisen- stein beobach~et und klinisch land man einen erhShten Chromspiegel im Blut. Bei unserem Patienten ergab die Blutanalyse kein Chrom (Untersuehung am Gerichtlichmedizinischen Insti tut der Universit~t Zfirich).

Die kritisehe Betraehtung ffihrt uns zum Sehlu$, dal3 in unserem Falle ein Kausalzusammenhang des Kehlkopfkrebses mit dem Beruf zwar mSglieh ist, daI~ wir uns aber nieht ffir einen wahrscheinliehen Zusammenhang aussprechen kSnnen.

Zusammen]assung.

Zur Beurteilung eines Falles yon Kehlk0pfkrebs bei einem ~an n e mit 20j~hriger Berufsarbeit als Galvaniseur war es notwendig, auf die Frage des Zusammenhanges zwisehen Kehlkopfkrebs und Berufs-

Page 10: Zur Frage des Zusammenhanges zwischen Kehlkopfkrebs und Berufskrankheit

Zusammenhang zwischen Kehlkopfkrebs und ]3erufskrankheit, 77

krankhe i t einzugehen, da dari iber keine genfigenden Angaben in der Fach l i t e ra tu r zu l i n d e n sind. Nach kurzer Ein le i tung fiber den Gang der Krebsforschnng werden die bis heute b e k a n n t e n cancerogenen Stoffe angeffihrt. Die M6glichkeit der E inwi rkung dieser Stoffe auf d e n Keh lkopf u n d den ganzen Respi ra t ions t rak t wird betont . Die einzige Arbei t fiber t ierexperimentel le Un te r suchungen zur Krebserzeugung am Kehlkopf, welehe in der L i te ra tu r gefunden werden konnte , ist ausffihrlich beschrieben. Es folgen die F/~lle des Schrif t tums yon Kehl- kopfkrebs beim Menschen mi t vermut l ich exogener Ursache. Der anatomische u n d physiologische Zusammenhang sowie die Paral lel i t~t in der Zunahme zwischen Kehlkopf- u n d Lungenkrebs gaben Anlal~ dazu, auch auf den Lungenkrebs mi t bekann te r exogener ~t iologie

e inzugehen . Nach kurzer Besprechung der yon der Versicherung als Berufskrankhei ten a n e r k a n n t e n Lungenkrebse werden Angaben fiber

t i e rexper imente l !e Erzeugung yon Lungenkrebs gemacht u n d a n - schliel~end die sel tenen FAlle yon Lungenkrebs mi t vermut l ich exogener Ursache aufgefiihrt. Am Schlul~ wird der eigene Fal l kri t isch beurte i l t .

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Ass.-Arzt Dr. H. CA])OTSCH, Basel, ]3iirgerspital.