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122 Aus dem anatomisch-biologischen Institut zu Berlin. Zur Frage fiber die Folgen der Unter- bindung des Wurmfortsatzes. Von L. W. Ssobolew aus St. Petersburg. Hierzu Tafel VI. Die physiologische Bedeutung des Blinddarmes und ins- besondere seines Wurmfortsatzes ist bis jetzt eine wenig gekanute. In der neuesten Zeit herrschte besonders unter den Klinikern die Anschauung, class der Wurmfortsatz ein ffir den Organismus unniitzes, ja schadliches Gebilde vorstelle. Gestiitzt wurde diese Anschauung durch die hngaben der vergleichenden hnatomie, denen zufolge der ganze Blinddarm, bei den fleischfressenden Tieren wenigstens, -- nur ein rudimentares Organ der phylo- genetischen Entwickelung darstelle. Nach den diesbeziiglichen Untersuchungen einiger Pathologen ist auch die Obliteration des Wurmfartsatzes, wie sie bei Mteren menschlichen Individuen oft zu beobachten ist, als eine physiologische Ausschliessung des unniitzen Organs aufzufassen. Wenn man eine I-]ypothese fiber die Rolle des Blinddarmes mit seinem Fortsatze bei den Carni- voren noch aufstellen kann, so ist dies wohl nicht in gleichem Masse mSglieh fiir die pflanzenfressenden Tiere. Diese haben einen sehr grossen Blinddarm, der jedenfalls auch eine niitzliche Funktion haben muss. Was diese anbetrifft, so glaubt man meistenteils, dass es im Blinddarme info]ge des langeren huf- enthaltes des Speisebreis ill ihm zu einer vollstfindigeren u arbeitung desselben dutch Verdauungssafte und zur besseren Aufsaugung kommt. Es hatte daher das mir yon Geheimrat Prof. Dr. O. Hertwig ~-orgelegte Thema, den Blinddarm oder mindestens seinen Fortsatz bei den neugeborenen Kaninchen abzubinden und die dadurch hervorgerufenen Veranderungen zu untersuchen, viel des Inter- essanten ffir reich, umsomehr als das Thema eine Erweiterung

Zur Frage über die Folgen der Unterbindung des Wurmfortsatzes

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Aus dem anatomisch-biologischen Institut zu Berlin.

Zur Frage fiber die Folgen der Unter- bindung des Wurmfortsatzes.

Von

L. W. Ssobo lew aus St. P e t e r s b u r g .

Hierzu Tafel VI.

Die physiologische Bedeutung des Blinddarmes und ins- besondere seines Wurmfortsatzes ist bis jetzt eine wenig gekanute. In der neuesten Zeit herrschte besonders unter den Klinikern die Anschauung, class der Wurmfortsatz ein ffir den Organismus unniitzes, ja schadliches Gebilde vorstelle. Gestiitzt wurde diese Anschauung durch die hngaben der vergleichenden hnatomie, denen zufolge der ganze Blinddarm, bei den fleischfressenden Tieren wenigstens, -- nur ein rudimentares Organ der phylo- genetischen Entwickelung darstelle. Nach den diesbeziiglichen Untersuchungen einiger Pathologen ist auch die Obliteration des Wurmfartsatzes, wie sie bei Mteren menschlichen Individuen oft zu beobachten ist, als eine physiologische Ausschliessung des unniitzen Organs aufzufassen. Wenn man eine I-]ypothese fiber die Rolle des Blinddarmes mit seinem Fortsatze bei den Carni- voren noch aufstellen kann, so ist dies wohl nicht in gleichem Masse mSglieh fiir die pflanzenfressenden Tiere. Diese haben einen sehr grossen Blinddarm, der jedenfalls auch eine niitzliche Funktion haben muss. Was diese anbetrifft, so glaubt man meistenteils, dass es im Blinddarme info]ge des langeren huf- enthaltes des Speisebreis ill ihm zu einer vollstfindigeren u arbeitung desselben dutch Verdauungssafte und zur besseren Aufsaugung kommt.

Es hatte daher das mir yon Geheimrat Prof. Dr. O. H e r t w i g ~-orgelegte Thema, den Blinddarm oder mindestens seinen Fortsatz bei den neugeborenen Kaninchen abzubinden und die dadurch hervorgerufenen Veranderungen zu untersuchen, viel des Inter- essanten ffir reich, umsomehr als das Thema eine Erweiterung

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meiner angefangenen Arbeit tlber die Unterbindung verschiedener Drtisengange vorstellte. Was reich dabei speziell interessierte, war der so.nderbare Reichtum des Wurmfortsatzes an Lymph- follikeln.

Fiir meine Zwecke bediente ich mich der neugeborenen, 2--8 Stunden alten Kaninchen. In der Mehrheit der Falle habe ich den ganzen Appendix einschliesslich eines kleinen Teiles des Coecums durch doppelte Ligaturen yore iibri~en Coecum vor- sichtig in der Weise abgetrennt, dass die ihm das Blut zuf~ihrenden grSsseren Gefftsse vonder Unterbindung ausgeschlossen blieben. Die Abbindung des gesamten Coecums bereitete technisch~ Schwierigkeiten, da sich in demselben oft schon einiger Speisebrei und Luftblasen vorfanden, was wenig Hoffnung zuliess, die Operation aseptisch und ohne Entziindung ausffihren zu k6nnen. In einigen Fallen hatte ich auch diese vollstandige Abtrennung des Coecums durchgeftihrt und wollte in der Folge den Einfluss, den diese physiologische Ausschliessung des Coecums auf die spatere Entwickelung in Bezug auf Lange und Bau der iibrigen Gedarme aus~ibt, einer naheren Untersuchung unterziehen. l,eider aber starb eiu sehrgrosser Tell der operierten Tiere sowie der Kontrolltiere an einer unbestimmten Infektion, was reich dazu zwang, die Untersuchung auf eine gewisse Zeit zu unter- brechen. Doch sind die wenigen erhaltenen Resultate so interessant, dass ich reich veranlasst f~ihle, diese in einer kurzen Mitteilung zu verSffentlichen.

K a n i n c h e n No. 1, 2, 3. Die Tiere waren am 10. August 1902 operiert, die Operation

wurde gut vertragen. •ach 21, 22, 23 Tagen starben sie, wie zwei nicht operierte Tiere yon demselben Wurfe, infolge irgend einer Infektion. Sektion: An der Stelle der Operation kleine lockere Adhasionen, Coecum an der unterbundenen Stelle un- durchgangig, im abgetrennten Teile fltissiger Schleim. Bei den Kontrolltieren war das Coecum im ganzen circa 1 cm langer als bei den operierten. Bei m i k r o s k o p i s c h e r Untersuchung auf Schnitten erscheint der n o r m a l e Appendix als ein ziemlich enges Rohr mit kleinem Lumen. Die gegeneinander gelegenen Zotten beriihren sich fast. Die Mukosa wird yon kleinen Zotten und Driisen repr~sentiert. Die gauze Submukosa besteht aus adenoidem Gewebe; es gibt sogar eine vollstandige Reihe yon

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Follikeln, die direkt der Muskularis anliegen. Der Durehmesser tier Follikel ist ungefahr um die Halfte kleiner, als beim er- wachsenen Tiere. Die Muskularis ist ziemlich diinn.

Dagegen ist das Lumen des unterbundenen Appendix etwas erweitert, die Oberfl~che der Mukosa abgeplattet mit Schleim bedeckt. Die Zotten sind klein, ihre Enden erreichen alle die- selbe H0he, ungef~hr ~/s tier normalen. Einige Schleimhaut- krypten sind dilatiert. Die Submukosa ist jetzt als ein aus faserigem Bindegewebe mit rundlichen und langlichen Zellen bestehendes Gewebe unterscheidbar. Das adenoide Gewebe ist vermindert. Es existiert noch stellenweise in der Gestalt der diffusen kleinzelligen Infiltration. Die konservierten Follikel sind klein, ohne scharfen Grenzen und steben ziemlich weit yon einander. Man zahlt nur bis 8 Follikel auf einem Querschnitte, wahrend bei dem normalen Wurmfortsatz yon demselben Wurfe bis zu 30 zu ztthlen sind. Die Muskularis und namentlich die Zirkularschicbt erscheint zweimal dicker als normal zu sein.

K a n i n c h e n No. 4.

2. August 1902 operiert, 1. September get5tet (30 Tage). Die Litnge des ganzen Coecums 15 cm, des abgebundenen Tells 7 t 3, die Grenze zwischen Appendix und Coecum ist nicht mehr zu erkennen. Das zwischen den Ligaturen gelegene Sttick, welches wahrend der Operation nur einige Millimeter lang ~var, hat jetzt die Lange yon 1 cm erreicht. Bei dem Kontrolltiere yon demselben Wurfe misst das ganze Coecum 22 cm, Appendix 51/~ cm. Das n o r m a l e Co e c u m zeigt gut entwickelte Schleim- hautfalten und Lieberkiihn'sche Drfisen mit hohem Epithel. Die Submukosa besteht aus lockerem Zellgewebe mit diinnen Binde- gewebsfasern, die Muskuiaris ist gut entwickelt.

Infolge der Unterbindung ist die ganze Wand des Coecums d~mner geworden. Ihre innere Flache ist fast glatt, die Schleim- hautfalten fehlen fast ganz. Die Drt~sen sind unregelmassig, klein, erweitert. An einigen Strecken ist die Mukosa ganz glatt, ohne Drasen oder mit ganz kleinen Yertiefungen versehen, l_)ie Epithelzellen sind mehr kubisch: zwischen ihnen finden sich ziemlich viele Becherzellen. Die Submukosa ist etwas verdickt, zellenreich, mit Herden kleinzelliger Infiltration. Die Muskularis stark verdfinnt.

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D e r n o r m a l e A p p e n d i x der nicht opelierten Kontroll- tiere zeigt schon fast denselben Bau wie beim erwachsenen Kaninchen. Die Mukosa ist reich an Zotten und Krypten. Die Follikel sitzen nebeneinander und sind yon oben durch Zotten, welche die Form eines Filzhutes haben, zugedeckt; dieselben sind schon gross und erftillen die ganze Submukosa, die yon weni~en Bindegewebsfasern, welche die dtinne Muskularis yon der Follikelschicht abtrennen, reprasentiert ist. An dem unter- bundenen Appendix macht sich schon mit blossem Auge eine betr~tchtliche u der Wand bemerkbar, die nur halb so dick wie unter normalen Verhaltnissen ist. Bei naherer, mikro- skopischer Betrachtung sieht man, dass die u haupt- sachlich auf Kosten der Follikelschicht eingetreten ist. Die kleinen Follikel stehen jetzt weir yon einander ab. Dazwischen kommen ziemlich weite und unregelmassige Schleimhautgrfibchen vor. Die innere Mukosaflache ist im allgemeinen glatt, die Zotten sind verschwunden. Die inneren etwas gespitzten Follikelenden erreichen jetzt diese Flache. Die Epithelzellen scheinen im ganzen etwas verkleinert zu sein, die Zahl der Becherzellen ist scheinbar vermindert. Die Submukosa sieht man jetzt als zartes Zellgewebe zwischen den Follikeln und Drfisen. Die Muskularis erscheint auch etwas verdiinnt.

K a n i n c h e n No. 5. Am 21. M~trz operiert, am 13. Juni gestorben (83 Tage).

Bei der Sektion des noch warmen Tieres habe ich eine paren- chymati~se u der inneren Organe gefunden. Keine Verwachsungen in der Bauchhi~hle. Das blinde Ende des Wurm- fortsatzes ist mit einer Ligatur abgebunden, erscheint schmal, klein, 2 cm lang, durchsichtig, mit opaleszierendem dickem Schleime gefiillt, zeigt keine Spur yon der zweiten Ligatur. Das yon der Ligatur nach oben gelegene Sttick des Wurmfortsatzes hat ein ganz normales Aussehen. Die L~nge des Coecums mit dem Appendix betragt bei dem operierten 33,5, bei dem Kontroll- Tiere 37,5 cm.

Beim ikroskopischer Untersuchung des yon der Ligatur nach oben gelegenen Teiles des Appendix sieht man keine Yeran- derungen, die Follikel scheinen etwas hypertrophiert zu sein ira Vergleiche mit denen des Kontrolltieres, was auch Herr

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Geheimrat O. H e r t w i g bemerkte; jedenfalls aber ist diese Hypertrophie nicht stark ausgebildet.

Die Wandungen des abgebundenen Abschnittes sind sehr diinn und flach. Die Schleimhautoberfl'ache ist glatt, ohne Zotten. Die Drtisen zeigen sich erweitert und an Zahl vermindert. Das Epithel ist abgeplattet und nahert sich mehr dem kubischen. Die Submukosa ist reich an Bindegewebsfasern und Zellen. Die Follikel, klein und nicht scharf begrenzt, stehen weit auseinander. Die Muskularis ist verdiinnt. Im allgemeinen sind die Ver- anderungen yon demselben Charakter, nur etwas weiter fort- geschritten, als in dem Falle No. 4.

K a n i n c h e n No. 6.

Operiert am 2. August, getStet am 27. Oktober (86 Tage). Sektion: An den Stellen der Ligaturen ist das Coecum ganz durchgetrennt und die Teile sind vermittels diinner Binde- gewebsstrange miteinander verbunden. Das zwischen den Liga- turen gelegene Stiick ist 2 cm lang und ganz dtinn, ca. 1/2 cm im Durchmesser. Der Inhalt dieses Stticks ist colloidartiger Schleim. Das bei der Operation abgebundene Ende des Coecums mit dem Processus vermiformis ist ziemlich gut entwickelt. Der Wurmfortsatz ist 6 cm lang, wi~hrend bei dem Kontrolltiere die Lange des Appendix 8 cm erreicht. Der Inhalt dieses Teiles ist ein diinner Kot. Bei naherer Betrachtung sieht man eine ungef~thr 1/.~ cm im Durchmesser betragende, ganz kurze Kommu- nikation dieses Teiles mit dem nahegelegenen Ileum. Keine Entztindungsreste auf dem Peritoneum.

Mikroskopisch machen sich an der Schleimhaut des Wurm- fortsatzes sofort die Folgen der Operation bemerkbar. Die Schleimhautoberflgtche ist abgeplattet, die Zotten sind niedriger, kiirzer als normal, im tibrigen zeigt die Schleimhaut nichts besonderes Die Follikel sind iiberhaupt recht gut ent- wickelt, stehen aber nicht so dicht aneinander und scheinen etwas kleiner als normal zu sein. An einigen Stellen ist diese Abfiachung der Mukosa starker ausgepragt und man sieht dort auch eine Erweiterung der Drtisen. Hier stehen aach die Follikel etwas weiter als sonst von einander entfernt. Die Submukosa, als faseriges Bindegewebe, wie in der Norm fehlt fast. Die Muskularis zeigt nichts besonderes.

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Im Coecum haben die Veranderungen denselben Charakter -- die Falten sind ktirzer, an einigen Stellen sind die Driisen er- weitert. Das durch die Ligaturen abgebundene Sttick ist mit Schleim geffillt, seine Wandungen sind auf Kosten der beiden Muskularisschichten verdickt. Die Submukosa ist auch ziemlich breit; die Bindegew(bsfasern sind dick, einige homogen. In oberen subepithelialen Teilen ist die Submukosa kleinzellig infiltriert. Die Schleimhaut ist fiach, yon den gr(isseren Coecnm- falten ist nur eine einzige zu sehen. Die kleineren sind ganz kurz, die Driisen seicht. Das Epithel ist niedrig, zylindrisch, mit ganz hellem Protoplasma.

Aus allen diesen Yersuchen folgt, dass die allgemeine Atrophie s~mtlicher Bestandteile des Wurmfortsatzes eine natiir- liche Folge seiner Abbindung ist. Und diese Atrophie betrifft vor allem die Follikelschicht. Der Vorgang geht scheinbar in folgender Weise ~-or sich: Die beim neugeborenen Tiere schon angelegten Follikel setzen ihre Entwicklung his zu einem gewissen Grade fort, um dann auf der erlangten J:IShe ihrer Entwickelung zu verbleiben oder sie werden e-~entuell auch etwas kleiner. Es ist dabei noch zu erwahnen, dass bei dieser ~er- hinderten Entwicklung sich der zentrale Teil tier Follikel. wo die Proliferation stattfindet, verhaltnism'assig besser erhalten und entwickelt hat, als der periphere. Diejenigen FolIikel da- gegen, die sich normaler Weise erst spater entwickeln und ~'on denen man beim neugeborenen Kaninchen keine Spur ,~orfindet, haben sich in diesem ]~'alle tiberhaupt nicht gebildet, oder sind nur in sehr ktimmerlichen Anlagen vorhanden.

In der Submukosa ist dagegen immer ein Proliferations- prozess zu bemerken, es fand sich daselbst immer eine kleinzellige Infiltration in kleinen Herden, und die Zahl der Bindegewel:s- fasern war vergrSssert.

Die Muskelschicht war meistenteils verdtinnt, atrophielt, die Subserosa und Serosa ohne Ver~inderungen.

Der letzte Fall (h~o 6) ist meiner Meinung nach Yon be- so,,derer Bedeutung. Er zeigt ganz deutlich, dass das Coecum und sein Wurmfortsatz ffir den Organismus sehr wichtig sind. biese Einstellung der Kommunikation mit dem Ileum, nicht mit

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einer anderen nahegelegenen Darmschli,ge, erinnert sehr an die Regeneration der Drtisengange und nachher auch der Drtisen selbst, bei den Versuchen mit Unterbindung dieser und folgender Atrophie der Driisen. Und wenn man die Versuche yon D e l e - z e n n e i) in Betracht zieht, so erklart sich leicht diese Rolle des Wurmfortsatzes D e l e z e n n e hat yon den Darmteilen, die einen lymphatischen Apparat haben, ein sehr wirksames Extrakt erhalten, welches den unwirksamen pankreatischen Saft aktivierte und seine Ver~tauungskraft vergr6sserte (Enteroxynase yon Pawlow- Sehepowalnikow). Der Wurrnfortsatz, der einen sehr entwickelten lymphatischen hpparat besitzt, muss natiirlich dieselbe Funktion erftillen, wie die P e y e r ' schen Plaques, wenn fiberhaupt die Ver- suche yon D e 1 e z e n n e richtig sind.

Von diesem Standpunkte ist der Wurmfortsatz solchen Tieren sehr ntitzlich, deren Gedarme einen verhaltnismassig schwach entwickelten lymphatischen Apparat besitzen, wie z. B. beim Hunde. Die Sache ist anders beim Menschen gestaltet, der viele P e y e r ' s c h e Haufen und solitare Follikel hat und bei dem die Follikelschicht des Wurmfortsatzes schwacher entwickelt ist. Beim Kaninchen habe ich an vielen Schnitten yore Coecum keine Follikel gefunden, aber diese Frage babe ich systematisch noch nicht studiert, jedenfalls haben die Kaninchengedarme keinen reichlich entwickelten lymphatischen Apparat.

Zum Schlusse sei es mir gestattet, Herr Geheimrat Prof. Dr. O. H e r t w i g , sowie He~rn Prof. Dr. R. K r a u s e ftir ihre liebenswtirdigste Untersttitzung meinen besten Dank auszudrticken.

Erklltrung der Tafel VI.

Fig. 1. Die W~md des Wurmfortsatzes mit atrophierten Zotten und Follikeln. Eigentliche Submuskosa vergr~issert. (Zeiss A. A., 0c. 3).

Fig. 2. Atrophierte Wurmfortsatzwand mit weitstehenden Follikeln. Kaninchen No. 5 (Zeiss A. A., Oc. 5).

Fig. 3. Atrophierte Coecumwand yon demselben Tiere (Zeiss A. A., Oc. 3).

1) Comptes rendus de la Societd de Biologie de Paris, 1901 et 1902.