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LXVIII. Zur Geschichte der Unterniob- und Dim- saure. VOD Fr. v. Kobell. R o s e stellte bekanntlich die Saure, welche er zu seinen ersten Versuchen uber die Verbindungen des Niob sngewendet hat, aus Krystallen von Bodenmais dar, von welchen diejenigen, die er selbst analysirte, ein spec. Gew. von 6,39 besassen und schwarzes Pulver gsben. Es shd dieses die zum Theil ziemlich grossen tafelformigen, oft zu Zwillingen verwachsenen Krystalle , welche alle Mi- neraliensammler kennen. Ich hatte zur Darstellung der Unterniobsaure, welche bei meinen Arbeiten diente , einen fiystall ganz von derselben Art benutzt, dessen spec. Gew. 6,25 und das Pulver ebenfalls schwarz war. Ich konnte also uberzeugt sein, es rnit der wahren normalen Unterniob- siiure R o s e ' s zu thun zu hsben, mit derselben, welche ihn zur Trenqung dieser Siiure von der Tantalshre, wofiir man sie bis dahin gehalten, veranlasst hatte, und die ihm zu spateren Vergleichungen gedient. Ich habe dann gezeigt, dass diese Saure nach den von tnir beschriebenen Ver- suchen sich ganz anders verhalte, als andere von Rose ebenfalls fur Unterniobsaure erklkte Sauren, z. B. die des Samarskit, Euxenit, Aeschynit etc. Der Unterschied erscheint besonders auffallend bei Rehandlung des Hydrats dieser Sauren rnit concentrirter Salzsaure und Zinn, wo beide im Kochen eine blaue trube Flussigkeit geben, auf Zusatz von Wasser aber die Unterniobsaure sich myelost ausscheidet und die Flussigkeit lurblos filtrirt , wahrend die Saure des Samsrskit sich mit Wasser zu einer schon blauen Flussig- keit vollkommeri artpost und rnit blnuet. Furbe filtrirt. Die unter solchen Umstanden blau losliche Saure habe ich als verschieden von der Unterniobsaure erlrliirt und Diausci'rire genannt und habe mit Beziehung auf Rose's Angsben dargethan, dass diese Diansaure weder ein Osyd des Tantals JOUn. 1. prakt. Chemie. XCIV. 7. 28

Zur Geschichte der Unterniob- und Diansäure

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Page 1: Zur Geschichte der Unterniob- und Diansäure

LXVIII. Zur Geschichte der Unterniob- und Dim-

saure. VOD

Fr. v. Kobell.

R o s e stellte bekanntlich die Saure, welche er zu seinen ersten Versuchen uber die Verbindungen des Niob sngewendet hat, aus Krystallen von Bodenmais dar, von welchen diejenigen, die er selbst analysirte, ein spec. Gew. von 6,39 besassen und schwarzes Pulver gsben. Es shd dieses die zum Theil ziemlich grossen tafelformigen, oft zu Zwillingen verwachsenen Krystalle , welche alle Mi- neraliensammler kennen. Ich hatte zur Darstellung der Unterniobsaure, welche bei meinen Arbeiten diente , einen fiystall ganz von derselben Art benutzt, dessen spec. Gew. 6,25 und das Pulver ebenfalls schwarz war. Ich konnte also uberzeugt sein, es rnit der wahren normalen Unterniob- siiure R o s e ' s zu thun zu hsben, mit derselben, welche ihn zur Trenqung dieser Siiure von der Tantalshre, wofiir man sie bis dahin gehalten, veranlasst hatte, und die ihm zu spateren Vergleichungen gedient. Ich habe dann gezeigt, dass diese Saure nach den von tnir beschriebenen Ver- suchen sich ganz anders verhalte, als andere von R o s e ebenfalls fur Unterniobsaure erklkte Sauren, z. B. die des Samarskit, Euxenit, Aeschynit etc. Der Unterschied erscheint besonders auffallend bei Rehandlung des Hydrats dieser Sauren rnit concentrirter Salzsaure und Zinn, wo beide im Kochen eine blaue trube Flussigkeit geben, auf Zusatz von Wasser aber die Unterniobsaure sich m y e l o s t ausscheidet und die Flussigkeit lurblos filtrirt , wahrend die Saure des Samsrskit sich mit Wasser zu einer schon blauen Flussig- keit vollkommeri artpost und rnit blnuet. Furbe filtrirt. Die unter solchen Umstanden blau losliche Saure habe ich als verschieden von der Unterniobsaure erlrliirt und Diausci'rire genannt und habe mit Beziehung auf Rose ' s Angsben dargethan, dass diese Diansaure weder ein Osyd des Tantals

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431 v. Kobell: Unterniob- u. Dians6nre.

noch des Niobs sein kijnne. (S. Gelehrte Anzeigen der bayer. Acad. d. Wissensch., Siteung vom 10. Marz 1860 und dies. Journ. 79, 291.)

Andere Chemiker, welche rueine Versuche wiederholten, berichteten schr ungleiche Resoltate.

H e r m a n n fand das Verbalten der genannten Saure ganz so wie ich es angegeben, H. R 08 e dagegen wollte keinen Unterschied anerlrennen, obwohl er nnfiihrt, er habe das Verbaiten der Unterniobsiiure zuweilen befunden wie ich, ein andermal nber habe sich gegen die Siinre des Samars- kit, die ich als Diansiilire bestiinmt h t t e , kein Unterschied gezeigt, und D a m o 11 r und 2) e v i 1 I e konnten einen solchen auch nicht finden zwischen der Llaii loslichen Saure drs Columbit aus Gronland und von Liin0gc.s und der des Bo- denmaiser Niobit.

Da nun rneine genau beschrieberien Versuche durchaus keine Kunstfertigkeit ziir Ausfiihrung verlangen , und d a die angegebene Verschiedenheit des Verhaltens der Unter- niob- nnd Diansarire keineswegs nur gering , sondern im Gegentheil wie Au0Gsung nnd NichtauflGsung, wie Blau iind Weiss, so mnsste wohl ein solcher Widerspriich geiibter Cherniker auffallen und konnte nur darin seinen Grund haben, dass entmeder die Versuche nicht angestellt uvurden, wie ich sie angestellt hatte, oder dass das gcbrauclrte Ma- terial nicht dasselbe war.

Letzteres stellt sich nun mit griisster Wahrscheinlich- keit heraus, denn ich hsLe kiirzlich Rrystalle von Boden- mais untersucht, welche in cler That die Dianskire enthal- ten und zu den Dianiten gehoren. Diese Rrystalle hnben nicht die schwarzliche Farbe der erwahnten Niobite, sonclern geben ein rijthlichbrannes Pnlver nnd sind von geringerem spec Gew. 5,74. H. R o s e hat mehrere dieser Art analysirt und analysiren lassen, er fand aber lieinen Unterschied ihrer Saurcn yon denen der Krystalle mit einem spec. Gew. von 6,3Y und von schwarzem Pulver und bezeichnet sie sammt- lich als Unterniobsaure. Ich ksnn knum bezweifeln, dass unter den von ihm untersuchten Bodenmaiser Niobiten oder Columbiten aucli Dianite waren, dcnn indem er das Ver- hnltcn ihrer Siinrcn zui- Falzsanre und zum Zinn erwlihnt,

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sagt er: ,,die Erzeugung dieser blauen LSsung ist indessen von UmstB;nda abhangig, die man nicht immer hervorzu- bringen im Stande ist." E r sagt ferner bei Vergleichung der Sgure des Columbit oder Niobit von Bodenmais mit der des Samarskit: ,,Nicht irnmer konntc bei beiden die blaae Lasung erhalten werden, sondern oft nur eine blaue Firbung der Untmiobsdnre nnd eine filtrirte farblose Lasung, bieweilen auch eine schmutziggriine LBsung." E r giebt also hier das Verhalten der Untemiobsiiure wesentlich ganz so nn wie ich, glaubt aber, der Umstand, dass ein anderes Bfal eine blaue L6sung entstanden , hange mit der Concen- tration der Salzsiiure, mit der Art des Zinns nnd dem Grade der Erhitzung zusammen. Alles dieses erkliirt sich dadurch, dass R o s e das Material der Bodenmaiser Colurnbite f ~ r gleichartig nahm und ebenso diirfte es der Fall gewesen sein, dass D a m o u r und D e v i l l e Dianite unter dem von ihnen untersuchten Material von Bodenmais hntten, wahrend H e r m a n n wenigstens bei Clem Versuche, den er zur Prii- fung meiner Angaben anstellte , clianitfreies Material unter- suchte.

Da ich zu meinen Versuchen iiber die Unterniobsiinre immer Material von deinselben Krystall, dessen ich oben erwiihnt, gebraucht habe und auf die Diansanre zuerst in rassischen und schwedischen Vorkommnissen des Dianit von Tammela, des Samarskit, Euxenit etc aufmerksam wurde, so konnte ich naturlich an der Unterniobsaure keinen solchen Wechsel des Verhaltens finden und weder Rose , noch D a m o u r uiid D e v i 11 e konntei mich bestimmen, diese Saure mit der von mir benannten Diansaure fur gleichartig zu halten. Das Vorkoiumen eines Disnit zu Bo- denmais vermuthete ich aber nicht, weil R o s e die Gleich- artigkeit aller Bodenmaiser Columtitsauren auf das bestimm- teste behauptete. - Der Wunsch des Herrn N a r i g n a c , achtes Xaterial von Bodenmais zu erhalten, um die fiiag- lichen Untersuchungen und die bestehenden Rathsel aufzu- klairen, veranlasste mich zur Priifung einiger Krystalle von daher, und bei dieser Gelegenheit fand ich den Dianit. Er kommt in gleichsam plattgedrucktcn Krystallcn in Feldspath ebgeschichtet vor. Aus dem Angefuhrten ersieht man wohl,

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436 v. Hauer : Leicht schmelzbare Cadmiumlegirungen.

wie unsicher es ist, von Mineralienhiindlern Material zu dergleichen Untersuchungen zu benutzen , man kann bald Niobit, bald Dianit oder ein Gemenge von beiden bekom- men, am rathlichsten ist, das Material von einem grosseren Krystall zu nehmen. Fur die Bodenmaiser Dianite scheint die rothbraune Farbe des feinen Pulvers charakteristisch, allgemein gilt das nicht, denn der Dianit von Tarnmela giebt ein schwarzgraues Pulver , beachtenswerther diirfte das geringere specifische Gewicht sein . welches um 5,7 und darunter, wahrend die Niobite nahe an 6 und die Tan- talite nahe an 7 schwer sind. Uebrigens ist die von mir angegebene Probe mit Salzslure und Zinn zur Erkennung der Dianite die unzweifelhafteste.

Ich freue mich, dass ich Herrn M a r i g n a c zu seinen projectirten Arbeiten wenigstens das nijtliigste Material von Bodenmais mittheilen kann und wiinsche, dass damit die Niob- und Dian-E'rage eine genugende Losung finden moge.

LXIX. Ueber die leicht schmelzbaren Cadmium-

legir un gen. Von

Carl Ritter v. Hauer.

B. W o o d hat bekanntlich die interessante Entdeckung gemacht, dass durch Hinzufugen von wenig Cadmium zu den leicht schmelzbaren Bfetallgemischen aus Zinn, Blei und Wismuth der Schmelzpunkt der letzteren noch bedeu- tend herabgedruckt wird *). Die DiIischungsverhaltnisse, welche W o o d und nach ihm L i p o w i t z **) angegeben haben, liegen einem eini'achcn Aequivalentenverhaltnisse der correspondirenden Metallq nahe, stimmen aber doch mit einem solchen nicht absolut genau xusammen. Ich habe

*) Jahresber. fur 1860, p. 684; dies. Journ. 87, 384. **) Ebendaselbst.