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L. Venino: Kobelthygrometer. 81 Zur Vor einiger Geschichte und Darstellung der Kobalthygrometer. Von Ludwig Vanino. (Eingepngen den 10. I. 1917.) Zeit habe ich einen geschichtlichen Ueberblick iiber die soginalnten sympathetischen Tintenl) veroffentlicht. AnschlieBend daran mochte ich mir einen Beitrag zur Geschichte und iiber die Darstellung der Kobalthygrometer gestatten, welche ebenfalls wie die bekanntesten sympathetischen Schreibflussigkeitn vorzugsweise aus Kobaltsalzen hergestellt werden. Die Anwendung genannter Salze zur Herstellung erwiihnter Tinten ist verhiiltnismaBig alt. Wie ich in der geschichtlichen Studie erwiihnte, erhielten wir schon 1706 Kunde und zwar von dem gothaischen Leibarzte Dr. J a k o b W a i t z. Die Verwendung der farbigen Kobalt- und Nickelverbindungen zu Wetteranzeigern ist jiingeren Datums. Allerdings hat H e l l i o t schon im acht- zehnten Jahrhundert gezeigt, daB sich mit Kobalt- und Nickelsalzen farbige Landschaften herstellen lassen, aber zum Zwecke der Wetter- bestimmung sind derartige Produkte erst in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zuerst in Paris aufgetaucht und waren Iiingere Zeit eine bekannte Modespielerei, die sich noch h m e r erhalten hat. Sie fiihren die verschiedenartigsten Namen wie Baro- meterblumen, Wetterblumen, Wetterbilder, Wettermiinnchen, Wetter- anzeiger, vegetabilische Barometer je nach ihrer Form. Im Jahre 187@) kamen sogar mit Kobaltealzen getriinkte Schnupftiicher als Wetteran~eiger~) in den Handel. Auf denselben war ein Mann mit einem Regenschirm aufgedruckt, zu welch letzterem Chlor- kobdt verwendet wurde. Bei schonem Wetter war der Regemchirm blau, bei veriinderlichem Wetter nach Angabe des Referenten grau, bei regnerischem verscbwand er - etwas unlogisch - ganz. . An- - l) Dieses Archiv 263 (1915), 505. a) Deutsche Allgemeine Polyt. Zeitw 6 (1878), 578. *) Dct die Kobelhlze nicht den Brsrometerdruck, sondern den Feuchtigkeitegred der Luft anzeigen, ist der Name Kobalt-Eyg~ometer der zweckentsprechendste. Areh. d. Phsrm CCLV. Bda. 2. Eeft 6

Zur Geschichte und Darstellung der Kobalthygrometer

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L. Venino: Kobelthygrometer. 81

Zur

Vor einiger

Geschichte und Darstellung der Kobalthygrometer. Von L u d w i g V a n i n o .

(Eingepngen den 10. I. 1917.)

Zeit habe ich einen geschichtlichen Ueberblick iiber die soginalnten sympathetischen Tintenl) veroffentlicht. AnschlieBend daran mochte ich mir einen Beitrag zur Geschichte und iiber die Darstellung der Kobalthygrometer gestatten, welche ebenfalls wie die bekanntesten sympathetischen Schreibflussigkeitn vorzugsweise aus Kobaltsalzen hergestellt werden.

Die Anwendung genannter Salze zur Herstellung erwiihnter Tinten ist verhiiltnismaBig alt. Wie ich in der geschichtlichen Studie erwiihnte, erhielten wir schon 1706 Kunde und zwar von dem gothaischen Leibarzte Dr. J a k o b W a i t z. Die Verwendung der farbigen Kobalt- und Nickelverbindungen zu Wetteranzeigern ist jiingeren Datums. Allerdings hat H e l l i o t schon im acht- zehnten Jahrhundert gezeigt, daB sich mit Kobalt- und Nickelsalzen farbige Landschaften herstellen lassen, aber zum Zwecke der Wetter- bestimmung sind derartige Produkte erst in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zuerst in Paris aufgetaucht und waren Iiingere Zeit eine bekannte Modespielerei, die sich noch h m e r erhalten hat. Sie fiihren die verschiedenartigsten Namen wie Baro- meterblumen, Wetterblumen, Wetterbilder, Wettermiinnchen, Wetter- anzeiger, vegetabilische Barometer je nach ihrer Form. Im Jahre 187@) kamen sogar mit Kobaltealzen getriinkte Schnupftiicher als Wetteran~eiger~) in den Handel. Auf denselben war ein Mann mit einem Regenschirm aufgedruckt, zu welch letzterem Chlor- kobdt verwendet wurde. Bei schonem Wetter war der Regemchirm blau, bei veriinderlichem Wetter nach Angabe des Referenten grau, bei regnerischem verscbwand er - etwas unlogisch - ganz. . An-

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l) Dieses Archiv 263 (1915), 505. a) Deutsche Allgemeine Polyt. Z e i t w 6 (1878), 578. *) Dct die Kobelhlze nicht den Brsrometerdruck, sondern den

Feuchtigkeitegred der Luft anzeigen, ist der Name Kobalt-Eyg~ometer der zweckentsprechendste.

Areh. d. Phsrm CCLV. Bda. 2. Eeft 6

83 L. Vanieo: Kobalthygromebr.

scheinend wurde hierzu eine ganz verdiinnte Losung zu deren Her- stellung beniitzt.

Zuerst verwendete man zu derartigen Artikeln das Kobalt- chloriir, spater wurde Ton Dr. B e r i n gl) Kobaltrhodaniir empfohlen, welches G r o t t h u s schon fruher benutzte. Von den ubrigen Salzen, welche zu diesem Zwecke in der Literatur angegeben sind, seien erwahnt Kobaltnitrat, Kobaltbromiir und Jodiir, Nickel- und Kupfersalee.

W i 1 h e 1 m R ii c k e r t 2 ) in Liebenwalde erhielt 1884 ein Patent auf Verwendung von Verbindungen von Gelatine mit Chlor- kobalt, Chlorkupfer und salpetersaurem Nickel, um den Feuchtig- keitsgehalt der Luft anzuzeigen. Er begriindet die Verwendung der Gelatine unter anderem damit, da13 die genannten Sake als solche an Reaktionsf&higkeit gegen feuchte Luft bei Gegenwart von Gelatine bedeutend zunehmen.

Das giinstigste Verhliltnis ist nach seinen Angaben 1 Teil Kobaltchloriir, 10 Teile Gelatine, 100 Teile Wasser, welche blaue, 1 Teil Chlorkupfer, 10 Teile Gelatine, 100 Teile Wasser, welche gelbe, 1 Teil Chlorkobalt, y4 Teile Nickelnitrat, y4 Teil Chlorkupfer, 20 Teile Gelatine, 200 Teile Wasser, welche Mischung griine Farbe liefert. Man weicht die Gelatine in Wasser auf, gibt die Salze hinzu und schmilzt uber gelindem Feuer. Betreffs der Verwendung er- wahnte er folgendes in seiner Patentschrift. ,,Wenn man Tapeten und Fensterscheiben damit iiberzieht, so erlangen sie die Eigenschaft lichtregulierend zu wirken, indem sie bei trubem Wetter farblos sind, bei hellem lichtdkmpfende Farben hervorbringen.

Tapeten lassen sich dadurch leicht herstellen, dafi man das Papier endlos iiber zwei drehbare Walzen legt und es uber eine erwgrmte Blechschale, welche die Masse enthslt, zieht, ein Verfahren, wie es bei Anfertigung des Gelatinekohlepapier fiir Photographen in Anwendung gebracht wird. Glasscheiben legt man horizontal und gieIjt die Mischung darauf - durch eine dickere oder diinnere Schicht erzielt man hellere oder dunklere Tone. Ebenfalls lassen sich Glastransparente herstellen, welche sich selbst kolorieren. Man verfshrt hierbei am besten folgendermafien: 2 g Gelatine lost man in 12 g Wasser und iiberzieht damit die Ruckseite des Trans- parentes, am passendsten eine Landschaft \+on 15 qcm Flachen- inhalt. Noch feucht tragt man die Praparate auf die erstarrte Gela-

l) Neueste Erfrthrungen und Erfindungen 6 (1879), 5,9, Pharm.

z, D. R. P. No. 28 520, - D i n g l , Polyt. Joura.255, 36.

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Zentralh. 20 (1879), 117.

L. Yani no ; Kohdthygroiiieter. 83

tine, \oil welcher man 1 Teil in 3 Teilen Wasaer gelost hat, mit deni Pinsel auf. Experinientelle Versuche beweisen, da13 Kobaltchloriir in Verbindung niit Calciumchlorid beziehungswveise Gelat ine, sich am reaktionsfahigsten zeigt. Schr gut rignet sich hierzu eine Mischuiig von :

COCI, . . . . 6,0 CoCl, . . . . 5,0 CaCI, . . . . 5.0 OAY Gelatinc . . 5,O H,O . . . . 100,O H,O . . . . 100,O

Filtrierpapier dnniit getrniikt, zcigt d ie bc~kaiintt~ Jhrbeii- veranderung von Rot in Blau in ktirzester Zeit.

Auch Kobaltorhodanid, welches trocken eine hervorragend schone Blaufarbung zeigt, mit Calciuinchlorid bzw. Gelatinc rragiert prompt von Rot in Blau, nber die unigekehrtc Fnrbenveranderung vollzieht sich z.'B. mit 5%igen Losungen sehr trage.

Versuche mit der Mischung ,,Wettermannchen"1) ergebeii keine giinstigen Resultate. Gummi scheint also die Blaufiirbung zii beeinflussen. Ich lasse im folgendcii einige Rezepte, die in der Literatur zu finden sind, folgen:

Ein Hobalt-Hygrometer2). Ungeleimtes Papier trankt man niit eiiier Solution, welche

Kobaltchlorid, Kochsalz und ein wvcnig nrabischcs Gummi enthiilt. Es nimmt dadurch zuerst eine rote Farbe an und diese geht dann beim Trocknen in eine blahote, blaurote und wenn es vollkomnien trocken ist, in eine blaue uber. Da es fur Feuchtigkeit sehr zuganglich ist, so zieht es dieselbe leicht aus der Luft an und farbt sich, je nachdem, mehr oder weniger rot. Fiir Distrikte niit sehr trockenem Klima empfiehlt es sich, der Solution noch ein wvenig Glycerin oder Chlorcalcium zuzus'etzen, um die Feuchtigkeits-Differenzen leichter erkennen zu lassen. Zum Erkeniien des Zustandes der Atmosphare dient d a m folgendc Tabellc :

Rosenrot. BlaBrot. Blaurot. Regen. Sehr feucht. Feucht.

Lavendelblau. Violett. Blau. Fast trocken. Trocken. Sehr trocken.

W e t t e r m 3, n n c h e n3). Zur Imprkgnierung der Stoffe, mit welchen die Wetterinbnnchen

I ) Siehe Seite 84. 2, Pherm. Journ. and 'l'mnsakt. 185!), 8, 700. j) Pharrn. Praxis 7 (IgOS), 209.

oder Damchen bekleidet sind, beniitzt man folgende Losung : _-___

6*

84 L. Vanino: ICobalthygrometer.

Kobaltchlorid . . . . . . . . . . . . 30,O g Natriumchlorid . . . . . . . . . . . 15,O g Gummi arabicuni . . . . . . . . . . 7,5 g Calciumchlorid . . . . . . . . . . . 4,5 g Wasser . . . . . . . . . . . . . . 400,O g

W e t t e r b 1 u in c nl). Kobaltchlorid. . . . . . . . . . . . 100 g Kochsalz 10 e; Gelatine 50 g Glycerin 20 g

. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . Wasser . . . . . . . . . . . . . . 200 g

Zuerst wird Kobaltchlorid in der notigen Menge Wasser gelost, Glycerin zugesetzt, &in das Kochsalz, dann die" Gelatine warm gelost. Nach dem Abkiihlen filtriert man und trankt damit die aus ungefarbtem Stoff angefertigten Blumen, Bluten usw. unter Eintauchen.

A. P a r z e r - M i i h l b a c h e r gibt ebenfalls in seinem interessanten Photographischen Unterhaltungsbuch2) eine ausfiihr- liche Anleitung zur Herstellung von photographischen Wetter- propheten.

Der Vollstandigkeit halber mochte ich nur noch auf einigc wissenschaftliche Verwendungsarten des Kobaltpapiers hinweisen.

Man kam' das Kobaltpapier unter anderem beniitzen, um die Fiillmasse der Exsikkatoren auf ihre Fkaktionsflihigkeit zu priden. Bei ungebrauchter Schwefelsaure bzw. Natronkalk tritt eine Farben- veranderung echon zwischen 40-60 Sekunden ein.

Kobaltpapier wird auch verwendet zur a Ermittelung des Verdunstungsvorganges der Pflanzen. 0. R e n n e r schreibt dariiber im 10. Band des Handworterbuches der Naturwissenschaften : ,,Wenn nicht die absolute Gro13e der Transpiration errhittelt werden soll, tu t die von S t a h l (1894) angegebene Methode, wegen ihrer Anschaulichkeit auch fiir Demonstration unentbehrliche Kobalt- papiermethode sehr gute Dienste ; kleine Stucke solchen Papiers unter Glasplatten auf Blatter aufgelegt, zeigen durch die Geschwin- digkeit der Verfkbung die Ausgiebigkeit der Transpiration an.

l) Chem. techn. Lexikon'n. Dr. J o 6. B e r s c h. 2. A d . , S. 846. 8) Photographisches Unterhaltungsbuch. Anleitung zu inter-

essanten und leicht auszufiihrenden photographischen Arbeiten und A. P a r z e r - M u h 1 b a c h e r. Mit 185 Abbildungen im Texte und auf Tafeln. Verl. v. Gustav Schmidt, Berlin.

F. Faltis: Konstitution des Jiorphins. 85

Auch L i v i n g s t o 11 c hat 1914 die liobaltpapierniethode angewendet, um das Transpirationsvermogen und seine Aenderungen zu studieren. Die Geschwindigkeit, mit der ein Stuck Kobaltpapier in Beriihrung mit dem Blatt einer Pflanze sich verfiirbt, wird ver- glichen mit dem Verhalten eines Stiickes von demselben Papier, das in 1 mm Abstand von einem Stuck wassergetrankten FlieB- papiers sich befindet. Die Verdunstung ist dabei umgekehrt pro- portional der zur Verfkbung notigen Expositionszeit und der Flachenfaktor ist ausgeschaltet, so daB unmittelbar das Verhaltnis zwischen der Transpiration des Blattes und der Verdunstung des freien Wassers zum Vorschein kommtl).

Bus dem Laboratorium des A.llgemeinen Ssterreichischen Apotheker -Vereins, Wien.

Die Konstitution Yorphins. Von F r a n z F a l t i s .

(Eingegangen den 11. 1. 1017.)

Die von K n orr2) fiir das Morphin (I) und Thebain (11) auf- gestellten Kbnstitutionsformeln, die im wesentlichen mit den von mira) ein Jahr friiher vorgeschlagenen ubereinstimmen, haben bis heute ihre h l t u n g behalten. Es sin& zwar seither einige Verbesse- rungsvorschlage gemacht worden, so von W i e 1 a n d und K a p p e 1- m e i e r ' ) (111), von G a d a m e r 6 ) (IV) und von F r e u n d s ) (V Morphin, VI Thebain). Sie alle haben aber Schwierigkeiten im Gefolge, die groBer sind als diejenigen, welche durch die neue For- mulierung beseitigt werden sollten.

l) Handworterbuch d. Naturwissensch. 2, B. 40, 3341 (1907). 3, Pharm. Post (Wjen) No. 31-32 (1906). ') Ann. 382, 306 (1911). 6, Zeitschr. angew. 36, 626 (1013). 6 ) B. 49, 1287ff. (1916).

10. Band, S. 642.