9
508 W. ~IE~EYER : BO~m~I~COHAUS, H. G., u. D. R6SER: Zur praktischen Anwendung der H6rverlust- tabe]Ien und Festsetzung der Minderung der Erwerbsf~higkeit. Arch. Ohr.-, Nas.- u. Kehlk.-Heilk. 175, 396--401 (1959). FABLtN, G. : Vergleich zwischen Tonschwellenaudiogrammund Sprachaudiogramm bei L~rmschwerh6rigen. Z. ges. Hyg. 14, 165--169 (1968). F~LDM~, H. : Untcrsuchungen zur Diskrimination differenter Schallbflder bei simultaner, monauraler und binauraler Darbietung. Arch. Ohr.-, Nas.- u. Kehlk.-Heflk. 176, 600--605 (1960). --Begutachtung und Simulationspriifungen. In: BERENDEs-LINK-Z6LLNER: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Bd. III/3, S. 2352--2396. Stuttgart: Thieme 1966. GROV, N, J. J. : Social hearing handicap; Its measurement by speechaudiometry in noise. Int. Audiol. 8, 182--183 (1969). HAnr.~OCX, K. H. : Sprachaudiometrie. Stuttgart: Thieme 1957. ]~,~Y, W. : Vergleichende Untersuehungen fiber das Ton- und Spraehgehfir w~hrend und nach der Einwirkung yon L~irm. Z. Laryng. Rhino]. 29, 1--15 (1950). Koc~r, J., u. H. LOEB~: Das Gutachten des Hals-Nasen-Ohren-Arztes. 3. neu bearb, u. erw. Aufl., S. 56. Stuttgart: Thieme 1968. K6TTG~, K. : Vergleichende Sprachverst~ndnis-Prfifmethoden bei der Anpassung yon HSrgeriiten. Z. tI6rger~te-Akustik (in Vorbereitung). NIEMEY~R, W. : (Diskussionsbemerkung zum Hauptreferat.) Arch. Ohr.-, Nas.- u. Kehlk.-Heilk. 185, 496--498 (1965). -- Speech discrimination in noise-induced deafness. Int. Audiol. 6, 42--47 (1967a). -- Sprachaudiometrie mit S~tzen. I. Grundlagen und Testmaterial einer Diagnostik des Gesamtsprachverst~ndnisses. HNO (Berl.) 15, 335--343 (1967b). --, u. G, B~CK~A~: Ein sprachaudiometrischer Satztest. Arch. Ohr.-, Nas.- u. Kehlk.-Heilk. 180, 742--749 (1962). P~AT~, P.: A simple punch key of audiometrie data for computer processing. Int. Audio]. 7, 512--513 (1968). -- Das Ton- und Sprachgeh6r bei L/~rmschiiden des Ohrcs. Habil.-Schrift, Aachen 1969. R6S~R, D.: SprachgehSr und Tonaudiogramm. Z. Laryng. Rhinol. 42, 851--862 (1963). --Bestimmung des prozentualen HSrverlustes aus dem Tonaudiogramm. Z. Laryng. Rhinol. 46, 568--577 (1967). S~DLX5~K, K. : Informationsinhalt der Sprachaudiometrie. Z. Laryng. Rhinol. 46, 577--583 (1967). VOJAC~K, E. : Ergebnisse der Sprachaudiometrie bei L~rmsch~den. i~Ischr. 0hren- heflk. 102, 152--157 (1968). WAG~A~,W.: Wahrscheinlichkeitsdarstellung und vereinfachte Erfassung sprachaudiometriseher Ergebnisse. Z. Laryng. Rhinol. 46, 21i--214 (1967). 70. W. NmMEYER-Marburg (Lahn): Zur graduellen Abstufung der Schwerh~rigkeit nach dem Sprachaudiogramm Bei der Begutachtung einer Schwerh6rigkeit wird meis~ aus dem sprachaudiome~rischen H6rver]ust ffir Zahlw6rter und dem Diskrimi- nationsverlust fiir einsilbige Substantive der prozen~uale H6rverlust nach den BoEN~I~O~us-R6swRschen Tabellen berechnet und der gradu-

Zur graduellen Abstufung der Schwerhörigkeit nach dem Sprachaudiogramm

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Page 1: Zur graduellen Abstufung der Schwerhörigkeit nach dem Sprachaudiogramm

508 W . ~IE~EYER :

BO~m~I~COHAUS, H. G., u. D. R6SER: Zur praktischen Anwendung der H6rverlust- tabe]Ien und Festsetzung der Minderung der Erwerbsf~higkeit. Arch. Ohr.-, Nas.- u. Kehlk.-Heilk. 175, 396--401 (1959).

FABLtN, G. : Vergleich zwischen Tonschwellenaudiogramm und Sprachaudiogramm bei L~rmschwerh6rigen. Z. ges. Hyg. 14, 165--169 (1968).

F~LDM~, H. : Untcrsuchungen zur Diskrimination differenter Schallbflder bei simultaner, monauraler und binauraler Darbietung. Arch. Ohr.-, Nas.- u. Kehlk.-Heflk. 176, 600--605 (1960).

--Begutachtung und Simulationspriifungen. In: BERENDEs-LINK-Z6LLNER: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Bd. III/3, S. 2352--2396. Stuttgart: Thieme 1966.

GROV, N, J. J. : Social hearing handicap; Its measurement by speechaudiometry in noise. Int. Audiol. 8, 182--183 (1969).

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und nach der Einwirkung yon L~irm. Z. Laryng. Rhino]. 29, 1--15 (1950). Koc~r, J., u. H. LOEB~: Das Gutachten des Hals-Nasen-Ohren-Arztes. 3. neu

bearb, u. erw. Aufl., S. 56. Stuttgart: Thieme 1968. K6TTG~, K. : Vergleichende Sprachverst~ndnis-Prfifmethoden bei der Anpassung

yon HSrgeriiten. Z. tI6rger~te-Akustik (in Vorbereitung). NIEMEY~R, W. : (Diskussionsbemerkung zum Hauptreferat.) Arch. Ohr.-, Nas.- u.

Kehlk.-Heilk. 185, 496--498 (1965). -- Speech discrimination in noise-induced deafness. Int. Audiol. 6, 42--47 (1967a). -- Sprachaudiometrie mit S~tzen. I. Grundlagen und Testmaterial einer Diagnostik

des Gesamtsprachverst~ndnisses. HNO (Berl.) 15, 335--343 (1967b). --, u. G, B~CK~A~: Ein sprachaudiometrischer Satztest. Arch. Ohr.-, Nas.- u.

Kehlk.-Heilk. 180, 742--749 (1962). P~AT~, P.: A simple punch key of audiometrie data for computer processing. Int .

Audio]. 7, 512--513 (1968). -- Das Ton- und Sprachgeh6r bei L/~rmschiiden des Ohrcs. Habil.-Schrift, Aachen

1969. R6S~R, D.: SprachgehSr und Tonaudiogramm. Z. Laryng. Rhinol. 42, 851--862

(1963). --Bestimmung des prozentualen HSrverlustes aus dem Tonaudiogramm. Z.

Laryng. Rhinol. 46, 568--577 (1967). S~DLX5~K, K. : Informationsinhalt der Sprachaudiometrie. Z. Laryng. Rhinol. 46,

577--583 (1967). VOJAC~K, E. : Ergebnisse der Sprachaudiometrie bei L~rmsch~den. i~Ischr. 0hren-

heflk. 102, 152--157 (1968). W A G ~ A ~ , W . : Wahrscheinlichkeitsdarstellung und vereinfachte Erfassung

sprachaudiometriseher Ergebnisse. Z. Laryng. Rhinol. 46, 21i--214 (1967).

70. W. NmMEYER-Marburg (Lahn): Zur graduellen Abstufung der Schwerh~rigkeit nach dem Sprachaudiogramm

Bei der Begu tach tung einer Schwerh6rigkeit wird meis~ aus dem sprachaudiome~rischen H6rver]us t ffir Zahlw6rter u n d dem Diskrimi- na t ionsver lus t fiir einsilbige Subs tan t ive der prozen~uale H6rver lus t nach den BoEN~I~O~us-R6swRschen Tabel len berechnet u n d der gradu-

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Zur graduellen Abstufung der SchwerhSrigkeit nach dem Spraehaudiogramm 509

ellen Klassierung zugrundegelegt. Das Verfahren liefert bei gIeichm/~$i- gem TongehSrverlust im hanpts/~ehliehen Spraehfrequenzbereich and bei sehwaeh fallenden Audiogrammkurven einwandfreie Ergebnisse. Es wird aber problematisch bei stark fallenden Kurven, wenn einem geringen HSrverlust im tiefem Frequenzgebiet grebe HSrverluste in den hohen und mittleren Frequenzen gegeniiberstehen.

Der HSrverlust fiir Sprache ist in diesen F/~llen meist gering. Die zweistelligen ZahlwSrter kSnnen bekanntlich weitgehend allein nach dem Vokalklang erraten werden, and die Vokalperzeption ist dank des guten TieftongehSrs nut wenig beeintr/iehtigt. Der Diskrlmlnationsverlust wird unterschiedlieh gefunden, wobei eine gewisse Abh/~'ngigkeit davon besteht, ob sich das RestgehSr im hohen und mittleren Frequenzband noch mit dem Spraehaudiometer ausnutzen 1/~Bt oder nicht. Regelm/~Big abet wird die beste Diskrimination (und damit der maSgebende Weft des Diskriminationsverlustes) erst bei 95--110 dB oder bei noeh hSheren Sprachsehallpegeln erreieht. Das sind Sehallst/irken, die in der normalen lautspraehlichen Kommtmikation nieht ans Ohr gelangen. Die laut- spraehliehe Verst/~ndigung erfolgt bei Spraehpegeln yon 50--70 dB, und bier ist der Diskriminationsverlust soleher Patienten weir gr5Ber; er kann his zu t00 ~ betragen. Die Tabellen sagen niches darfiber, wie diese Differenzen beriieksiehtigt werden kSnnen, und die meisten Gutachter bertieksiehtigen sie aueh nieht. Der prozentualen Einseh/itzung der SehwerhSrigkeit, der graduellen Einstufung and damit der MdE wird vielmehr ein Diskriminationsverlust and vice versa ein Diskrimlnations- vermSgen zugrundegelegt, alas der Proband nut dutch elektroakustisehe Spraehverst/~rkung, also mit einem IIilfsmittel, erreichen karm. Die MdE bezieht sieh aber ausdrficklieh auf den Zustand ohne Hflfsmittel. Die Fehleinseh/itzung kann so welt gehen, dab man einen Patienten als ,,geringgradig sehwerhSrig" klassiert, der in natfirlieher akustiseher Um- gebung kaum auf 1 m Distanz ein Gespr/~eh zu ffihren vermag, dessen tats/iehliehe Behinderung mithin einer hoehgradigen SehwerhSrigkeit gleiehkommt.

Einwiinde and Vorschls zum Berechnungsveffahren beziehen sieh denn auch haupts/~ehHeh auf die Zugrundelegung des Diskrim~na- tionsverlustes ohne Bezeichnung des zugehSrigen Spraehsehallpegels. LANG~NBrCK hut angeregt, den Diskriminationsverlust, tier in seiner gebr/iuchlichen Interpretation ja eine Linle im Koordinationssystem des Spraehaudiogramms darstellt, dutch Angabe des Spraehsehallpegels zu erg/inzen und so als Punkt festz~degen, t tx]33~ocx erw/~hnt die MSglichkeit, das 50~ Wortverstandnis etwa analog dem 50% igen Zahlenverstandnis zu bestimmen. Ft~EY u. T~TZ~ sehlagen vet, nut den Diskriminationsverlust bei 80 dB Spraehlautstarke ffir die Prozent- bereehnung heranzuziehen.

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510 W. NIE~Y~:

Grunds/iSzlich ist zu der Kritik an den Boenninghaus-R6serschen Tabellen zu sagen, dab sie sich als gu~ und durchaus brauchbar erwiesen haben. Wenn sie nieht allen Sehwerh5rigkeitsformen gerecht werden, dann lieg$ das weniger an der Grundkonzep$ion als daran, dab bes$immte SehwerhSrigkei~sformen eigenen Gese~zm/iBigkeiten folgen. Das gilt namentlieh ffir die fortgesehrittene L/irmsehwerhSrigkeit. Im fibrigen enthalten die Tabellen selbs~ einen Hinweis auf die Grenzen ihrer Anwendbarkei~, indem sie die Kombinationen zwisehen geringen HSrverlusten ffir Zahlen und groBen Diskriminationsverlusten aus- lassen.

Es schein~ daher gereeh~fertigt, nach einem Klassierungsverfahren zu suchen, das alle SchwerhSrigkeitsformen abdeckt und die unvermeid- baren Liicken der Umreehnungstabellen schlieI~. Wir sind dabei yon folgender Pr/imisse ausgegangen:

Die lautsprachliche Verst/indigung effolgt nich$ mi~ zweistelligen ZahlwSrSern, einsflbigen HauptwSrtern oder sons~igen isolierten Einzel- wSr~ern, sondern mit S/itzen. Der Sar ist die kleinste rhetorische Einheit, die einen Gedanken zum Ausdruek bringen kann. An den SchwerhSrigen werden lautsprachliche Informationen, Fragen, Aufforderungen usw. ebenso in Satzform herange~ragen wie an den NormalhSrigen. Eine SchwerhSrigkei~ wirk~ sich daher im beruflichen und privaten Lebens- bereich in dem Mal3e als Handicap aus, wie sie das Satzverst/indnis be- eintr/ichtigt. MXTT]~RMAIER un4 -- in frtiheren Auflagen ihres ,,Gutach- ~ens ffir den HNO-Arzt" -- auch Koc~ u. LOWB~LL haben darauf aus- drfieklich hingewiesen.

Tro$zdem w/ire eine besonders Sa$zsprachaudiomer entbehrlich, wenn zwischen Sabzvers~/indnis und Einzelwortverst/~ndnis eine funktio- nale Korrelation best/inde, wenn also das Satzverst/indnis aus dem Wor~- verst/indnis errechenbar w/ire. Das r beim NormalhSrigen und an- n/ihernd beim Sehalleir aueh zu. Beim Sehallempfin- dungsschwerhSrigen dagegen, vor allem mit Diskriminationsverlust, variier~ das Satzverst/indnis in seinem Verh/ilr zum Einsflberverst/~nd- his interindividuell in einem weRen SSreubereieh. Gleiehen Quoten des Wortverst/indnisses kSnnen also sehr unterschiedliehe Satzverst/indnis- quoSen zugeordnet sein (Abb. 1). Der Abstand zwischen Wort- und Satz- verst/indniskurve repr/isentiert den Nutzungsgrad des verbliebenen Einzelwortvers$/indnisses in der realen lauSspraehlichen Vers~/indigung. Dieser Nutzungsgrad bestimmt wesentlich die tats/ichliche Behinderung des SehwerhSrigen durch seinen Diskriminationsverlusr ])as Satz- verst/indnis 1/i$t sich bei weir auseinanderstrebenden Einsilber- und Zahlenverst/indniskurven nieh~ kalkulieren, sondern nur durch Priifung mit S/itzen erfassen. Auf die spraehpsyehologischen und phonologischen Griinde kann hier nicht eingegangenwerden, sie sin4 ebenso wie der Auf-

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Zur graduellen Abstufung der SchwerhSrigkeit nach dem Sprachaudiogramm 511

Zohlen S~tze Einsilber normo[ normQI normal Z

lO0 9O

I 8o ~ 70 -~ go ~ 50 ~ aO -~ 30 ~..20 > 10

0 10 20 30 hO- 50 6o 65 70 Sprachlautst~irke in dB 5b. 0,0002 ~a ----,,.-

80 g0 m0 ;~0

: 0 . ~ 10 ._ 20 30 >~ ~0 50 o

60 .E E 7o-~

8(] .-

~o l 100 120 dB

Abb. 1. Streubreite des Sa~zverst~ndnisses, bezogen auf die Vers$~ndnisquote fiir einsflbige HauptwSr~er des Freiburger Tests bei gleichem Sprachschallpegel, bei Diskriminationsverlust yon mindestens 500/0 [aus ~I~EYER, W. : H~O (Berl.) 1,5,

335 (1967)]

Zah en S~itze Eins..w., normd normd norm. =u s 1 O,25rn

I00 , , , = 0 .~ t go~-~- ' : ' : l o : ~

7oH-H--~ ' ' ' : �9 3o

:c 5 o I - F - I ~ ~ ~ % ~ ~ ~ o ~_ so u ~ u ~u. ~,u o ~ , , u ou ~u '~~176176 :~S0~

,~ 3ot-4-H~ ' i '. ' 7o

0 10 20 30 40 50 5065 70 80 90 100 110 120dB Spmchloutst~irke in dB (lb. 0~0002~b

Abb.2. Vorsohlag flit die Gradabstufung der SohwerhSrigkei~ nach dem sprach- audiometrischen Satzversti~ndnis. MaBgebend is~ tier Sprachschallpegel bzw. die entsprechende HSrweite normaler Konvers~tionssprache, bei der die VerstEndnis-

kurve ~ 80% erreicht

bau des Testmaterials und die Un~ersuchungsmethodik an anderer Stelle publiziert (N~M~u u. BECKMan, 1962; N I ~ u 1967).

Die Gradeinstufung der SchwerhSrigkeit nach dem Sar basiert auf dem auditiven Aktionsradius, d.h. auf den bewiihr~en HSr- weiten. Sie sind in Abb. 2 in die Sprachschallpegel-Skala eingezeichnet. Als Kriterium eines ausreichenden Sa~zverst~ndnisses haben wir die 80~ angesetz~. Eine mittelgradige SchwerhSrigkeit ist z.B. dem- nach anzunehmen, wenn S&tze bei Sprachschallpegeln, die einer Distanz von 4--1 m entsprechen, zu mindestens 80~ verstanden werden, eine

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512 W. NIEM]~YER -"

Tabelle 1. Graduelle Einstu/ung der Schwerh6rigkeit vou 100 Gutachtenpatienten mit stark ]allender Audiogrammkurve nach H6rverlust-Prozenten (Zahlen- und Einsilber- Sprachaudiogramm) und nach ~em sprachaudiometrischen Satzverstiindnis (beidohrig

i~ber Lautsprecher)

Einstufung nach dem sprachaudiometrischen Satzverstindnis normalh6rig geringgradig mittelgradig hochgradig an Taubheit und schwerhSrig schwerhSrig schwerh6rig grenzend ann~hernd schwerh6rig normalhSrig

i normalh6rig und

~" ann~hernd normalh6rig

~ (~ = 37)

geringgradig schwerh6rig

~ (n = 30)

mittelgradig ~ schwerhSrig

(n = 23)

hochgradig ~0 schwerh6rig

(n = 7) ~ an Taubheit " ~ grenzend

schwerhSrig (~ = 3)

51,4 43,2 5,4

36,7 63,3

69,6 26,1 4,3

100

1OO

hoehgradige SehwerhSrigkeit, wenn dies bei den 1 m bis 0,25 m ent- sprechenden Pegeln der Fall ist usw. Die Satzgruppen werden beidohrig fiber Lautsprecher im 10- oder 15-d_B-Schritten angeboten; Priifdauer pro Satzgruppe ca. 80 see. Die Ergebnisse yon 100 Gutachten-Patien- ten mit fallenden Audiogrammkurven zeigen, dal~ ein betr/iehtlieher Teil der naeh den Tabellen gering- und mittelgradigen Schwerh6rigkei- ten aufgrund ihres sehlechten Satzverst/~ndnisses eine h6here Ein- stufung reehffertigen (Tab. 1).

Das wird noch deutlicher, wenn wir unsere Pr/~misse erg/~nzen und die Priifbedingungen weiter an die Realit/it des lautspraehlichen Verkehrs ann/ihern. Im t/igliehen Leben erfolgt die Spraehperzeption nieht im st6rarmen HSrprfifraum, sondern unter Einwirkung versehiedener StSr- einflfisse. Dies sind haupts~chlieh Raumhall, StSrsprache und allgemeines Umweltger/iuseh. Den nut gelegentlich stark wirksamen Naehhall und die StSrsprache kSnnen wir um der Vereinfaehung willen auBer Betracht lassen. Praktisch immer wirksam ist dagegen das allgemeine Umwelt-

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Zur graduellen Abstufung der Schwerh6rigkeit nach dem Sprachaudiogramm 513

TabeUe 2. Graduelle Einstu/ung der Schwerh6rigkeit von 100 Gutachtenpatienten (gleiche wie Tab. 1) nach H6rverlust-Prozenten und nach dem sprachaudiometrischen Satzverstiindnis bei Zumlschung eines standardisierterb Umweltger~iusches yon 41dB(A)

zur Prii/s!arache

Einstufung nach dem sprachaudiometrischen Satzverst~ndnis im Umweltgeri~usch

normalhSrig geringgradig mittelgradig hochgradig an Taubheit und schwerhSrig sehwerhSrig schwerhSrig grenzend anniihernd schwerhSrig normalhSrig

,8

v

normalh6rig und ann~hernd normalh6rig (n = 37)

geringgradig schwerh6rig (n = 30)

mittelgradig schwerh6rig (n = 23) hochgradig schwerh6rig (n = 7)

an Taubheit grenzend schwerh6rig (n = 3)

24,3 29,7 40,5 5,4

13,3 79,9 6,7

34,8 56,5 8,7

85,7 14,3

iO0

gerausch (back-ground noise). Wir mtissen mitkin prazisieren: das Sprachverstandnis im beruflichen und privaten Lebcnsbereich ist das Satzverstandnis im Umweltgerausch.

Das allgemeine Umweltgerausch ist kein weiBes Rauschen. Es be- sitzt eine stark frequenzabhangige spektrale Energieverteflung. Die Hauptenergie liegt im tiefen Frequenzgebiet, wahrend tier mittlere Frequenzbereich kaum und der hohe Frequenzbereich keine nennens- werten Schallstarken enthalt. Ein solches Gerauch maskiert die Sprache selektiv im tiefen Frequenzbereich. Der Normalh6rige und tier leichter SchwerhSrige mit annahemd ebener Audiogrammkurve kann den In- formationsvcrlust im untcren Frequenzbereich aus den mittleren und hSheren Frequenzanteflen tier Sprache ohne weiteres kompensieren. Der Innenohrschwerh6rige mit steil fallender Kurve jedoch wird, sofern er sich fast ausschlieBlich auf sein TieftongehSr stiitzen mull, im Um- gebungsgerausch zu einem starker Schwerh6rigen

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514 Diskussion zum Vortrag 70

In Tab.2 sind die Einstufungen der gleichen Patientenwie in Tab.1 nach den Boenninghaus-RSserschen Tabellen und nach dem Satz- verst/~ndnis bei Einwirkung eines standardisierten Umweltger/~usches yon 41 dB (A) gegeniibergestellt. Es ergibt sieh, da$ noch mehr gering- oder mittelgradig SchwerhSrige unter wirkliehkeitsnahen Sehallfeldbedin- gungen in eine hShere SehwerhSrigkeitsklasse fallen.

Spraehaudiometrisch 1/~Bt sieh also ein zuverl/~ssiges und reproduzier- bares Bfld der tats/~chliehen Behinderung im lautsprachlichen Verkehr am ehesten mit der Satzverst/~ndnispriifung bei Anwesenheit eines ge- normten Umweltger/~usches (aus Zusatzlautspreehern) gewinnen. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in einer weitgehenden Ann/~herung an die akustisehen Bedingungen in den realen Lebensbereiehen, ohne da$ Genauigkeit und Reproduzierbarkeit hinter der Einzelwortaudiometrie zurfickstehen. Es soll die Boenninghaus-RSserschen Umreehnungsta- bellen nieht ersetzen, sondern erg~nzen. Wit empfehlen es fiir die Beurteilung yon GrenzfAllen zwischen SehwerhSrigkeitsgraden, vor allem aber ffir die Begutaehtung yon SchallempfindungsschwerhSrigen mit bereits im tieferen und mittleren Frequenzgebiet stark fallenden Audiogrammkurven, wie wir sie h/~ufig bei fortgeschrittener L/~rm- sehwerhSrigkeit sehen.

~Literatur

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Stuttgart: G. Thieme 1968. LANGENBECK, B.: Lehrbuch der praktischen Audiometrie, 3. Aufl. Stuttgart:

G. Thieme 1963. M I T T E ~ R , R.: Arch. Ohr.-, Nas.- u. Kehlk.-Heilk. 161, 94 (1952). NtEMEYER, W . : HNO (Berl.) 15, 335 (1967). --, u. G. B]~cx~N~: Arch. Ohr.-, Nas.- u. Kehlk.-Heflk. 180, 742 (1962). Senw~z, F. : Msehr. Ohrenheilk. 108, 105 (1969).

Diskussion zum Vortrag 70

D. RfiSER-Frankfurt a. 1VL : Die Untersuchungsergebnisse yon tIerrn PLATH sind beachtlich. Werm beim Vergleich zwischen TongehSr und Diskriminations- verlust der Korrelationsfaktor nicht hSher Iiegt als 0,4, so mul3 angenommen werden, dal~ es sich bei dem untersuchten Persononkreis um eino bestimmte Gruppe Schwer- hSrigkeiten handelg und nicht um einen repr~sentativen Durchschnittswert.

Die Tabellen nach BOV.N~INQ~AVS u. RSs]~ miissen yon der Entwicklung der Sprachaudiometrie in Deutschland her gesehen werden. Zur Auswalfl standen drei

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Diskussion zum Vortrag 70 515

l~Iethoden, nach M~.ISTER, SCHVB~RT und HAttLBROCK. Naeh wiederholten Dis- kussionen hat sich die Arbeitsgemeinsehaft ffir den Freiburger Sprachtest nach HAHLBROCK entschieden. Damit stand lest, dal~ sich das SprachvermSgen nur durch zwei Zahlenwerte ausdrficken konnte, den HSrverlust fiir Zahlen und den Dis- kriminationsverlust. Es ist uns bekannt, dal~ hier eine dritte GrSBe fehlt, die eine Aussage maehen kann fiber das HSrvermSgen im Bereich durehschnittlicher Unter- haltungssprache wie bei I~IS~]~R und SChUbERT und was auch P ~ A ~ angedeutet hat. Fiir die Aufstellung unserer Tabellen standen aber nur die beiden genannten GrS~en zur Verfiigung, und wir haben das Beste herausgeholt, was mSglich war. Diejenigen Bereiche der Tabelle, in denen wir ein zu unguCes Gefiihl batten, haben wir frei gelassen. Wenn das Verfahren verbessert werden soll, so ist das nur mSglich, wenn entweder eine dritte Mel]grSBe eingefiihrt wird, oder naeh dem Vorschlag yon N ~ u ein zus~tzlicher Satztest.

K. SCHUBERT-Bonn: Die Unstimmigkeiten bei der Anwendnng der Formeln yon BOENNINGKAUS und R6SER fiir die Begutachtnng, wie sie yon den Herren PY_4~H und NIEM:EYER vorgetragen worden sind, waren zu erwarten und yon mir voraus- gesagt.

Sie liegen in der VerTcendung der Freiburger Sprachteste begriindet. Ich habe in meinen Biichern kritiseh zu den Freiburger Sprachtesten Stellung genommen, und deren NI~ngel herausgestellt.

)/[an spricht eben in S~tzen. Weniger gebrauehte Einzelworte entbehren des nStigen Bekarmtheitsgrades. Meine Tests sind statistisch fiberpriift und ihre Aus- tausehbarkeit untereinander ist erwiesen, was bei den anderen deutsehen Sprach- testen fehlt. Meine Tests garantieren ein widerspruchsloses, einheitliehes System. Die vor Jahren z.T. aus pers5nlichen Grfinden getroffene Entscheidung der allgemeinen Verwendung der Freiburger Sprachtests war falsch und ist zu revidieren.

0 . V. ARENTSSCHIL1)-Berlin: Die Tabellen yon BO~r~GHAUS und RSsE• miissen nieht nur hinsichtlieh der ihnen fehlenden Werte (F~lle mit geringem H5r- verlust fiir Zahlen und hohem Diskriminationsverlust; F~lle mit sehr starker kom- binierter SchwerhSrigkeit ohne Taubheit; Wortmaterial; Verwendung yon Neben- ger~usehen), sondern aueh in bezug auf die Eiehung bei der Spraehaudiometrie fiberarbeitet werden. Hierzu ist es dringend, dal3 eine ffir Deutschland verbindliche und objektive Eichvorsehrfft ffir Spraehaudiometer gesehaffen wird. Die heute yon der Industrie gelieferten Ger~te arbeiten meist zu laut. 12 dB Eichfehler kSnnen bei der Begutachtung aus einer hoehgradigen sehon eine geringgradige SehwerhSrig- keit maehen. Einen Fall wie den yon Herrn PL~T~ gezeigten mit einem Schallpeget der besten Diskrimination (dB opt) yon 60 dB haben wit noeh nie gefunden. Bei uns liegen die Werte fiir den dB opt friihestens bei 80 dB und das sind dann keine F~lle bei steilem TonschwellenaudiogrammverlauL

B o E : ~ r ~ G ~ v s und R S s ~ haben ihre Tabelle meines Erachtens mit einem leiser geeichten Sprachaudiometer als heute fiblich erarbeitet.

F fir den Praktiker, der zuni~ehst kein standardisiertes Hintergrundger~usch, keinen Satztest naeh NI~MEY:~R und kein freies Sehallfeld besitzt, empfehlen wh" wie F A ~ N die zus~tzliche Verwendung der Tabelle yon F o w L ~ und SA]3r~w, mit der man gerade bei Steilabf~llen und cs-Senken hShere I-ISrverlust-~ erh~lt als mit der in solchen F~llen unterbewertenden Spraehaudiometrie mit aussehliel3- lich Zahlen und einsilbigen WSrtern.

P. PI~ATH-Aaehen (Sehlul3wort) : 1. Zu Herrn R6SF~R : Die Untersuchungen wur- den mit einer Phonakanlage durehgeffihrt, wobei das Sprachaudiometer natiirlich Mi~ngel in der Eiehung aufweist, womit aueh die Frage yon Herrn v. _4~V,~SSCm~DT

Page 9: Zur graduellen Abstufung der Schwerhörigkeit nach dem Sprachaudiogramm

516 G. PRASC~ und If. SI~GL:

beantwortet ist. Die einzelnen Korrelationswerte, die bei dem Vortrag nicht dar- gestellt werden konnten, finden sich in der Korrelationsmatrix.

2. Zu Herrn v. ARV.Z~SSOmLDT: Das gezeigte Audiogramm ist das eines Patien- ten mit einer L~rmsehwerh6rigkeit, der etwa 68 Jahre alt ist. Die friihe Versehlech- terung der Diskrimination ist neben der evtl. unzureichenden Eiehung des Sprach- audiometers sieher auch auf die starke Einsehr~nkung der Dynamikbreite des Ohres und den EinfluB der cerebralen Retardierung des Patienten zuriickzuffihren.

W. NIElVIEYER-Marburg: Zu Herrn Se~BERT: Das yon mir vorgeschlagene Bewertungsveffahren kommt Ihren Sflbenverst~ndliehkeitstesten in mancher for- maler Hinsicht nahe. Ieh habe aber Bedenken gegen die Auswahlkriterien ffir W6r- ter, die Sie Ihrem Priifmaterial zugrunde gelegt haben. Einmal ist das bekannteste Wort nieht unbedingt zugleich das am h~ufigsten in der Spraehe vorkommende, zum anderen haben Sie Schriftdeutsch veto Ende des 19. Jalu'hunderts benutzt, das fiir die heutige Umgangsspraehe kaum aIs repr~sentativ gelten karm. WSrter wie ,,Reich" und seine Verbindungen, ,,Paragraph" und ,,Gendarm" gehSren heute doch wohl zu den ausgesproehen seltenen umgangsspraehliehen Ausdrfieken, wKh- rend sic in den SflbenverstEndnistesten mehrfach erseheinen.

Zu Herrn v. AR~SSCmLDT: Eine Bereehnung des prozentualen HSrverlustes naeh dem Tonaudiogramm ist grundsEtzlieh problematiseh, well sie gerade die fSr das Spraehverst~ndnis relevanten Teilfunktionen des H6rvorganges auBer acht l~flt.

Zu Herrn PFANnEu: Wir passen HSrapparate routinem~Big auch nach dem Satzverst~ndnis im Ger~usch an. Damit l ~ t sieh u.a. der Wert -- oder aueh einmal der Unwert - - der stereophonen Versorgung wirklichkeitsnahe beurteflen.

71. G. PRASCH und H. SIEeL-Graz: Gehl~rseindriieke dutch Einwirkung yon tonirequenten Wechselstr~men und amplituden.modulierten Hoeh- frequenzstrSmen

Dureh Einwirkung tonfrequenter Wechselstr6me auf das mensehliehe GehSrsorgan lassen sich GehSrseindriicke erzielen. Die ersten Beobaeh- tungen darfiber gehen auf VOLTA um 1800 zurfiek. Die zuletzt ersehie- nenen Arbeiten yon MANFI~EDI et al. stammen aus dem Jahre 1961 [5]. Bei l~a_~r~v, Dr finder sieh aueh ein historischer Oberbliek, so wie ein umfassendes Verzeichnis jener Autoren bzw. Literaturstellen, die sich mit den betreffenden Erseheinungen, ffir die die Bezeiehnungen ,,elek- t rophon i sehe r E f fek t " , , , e lek t roakus t i seher E f f e k t " oder aueh , ,Elek- t r ophon i e " geprKgt wurden, befaBt haben .

Die angewand te Methode i s t bei a l len Versuehen im Pr inz ip dieselbe : in den m i t e inem E l e k t r o l y t aufgeffi l l ten GehSrgang der Versuchsperson wi rd eine E l ek t rode ges teekt , f iber die t on f r equen te r W e e h s e l s t r o m va r i ab l e r F requenz u n d St~rke gesehiekt wird. Die Gegene lek t rode be- f inder sieh a m ande ren Ohr oder e inem ande re n KSrper te i l , z .B. a m U n t e r a r m . Bei ~ b e r s e h r e i t e n eines Sehwel lwer tes der S t roms t~rke hSr t de r Norma lhSrende einen Ton, de r be im ErhShen der S t roms t~ rke l au t e r