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XV. Zur mikroskopischen Untersuchung des inneren 0hres. Von Prof. Dr. L. Katz in Berlin. (l~Iit TafeI IV--VI.) Das unerfreuliehe Bewugtsein, dab wir au[ dem Gebiete der Erkrankungen des nervSsen GehSrapparates uad der sogenannten trockenen Katarrhe in pgthologiseh-anatomischer Hinsicht noeh nicht sehr welt gekommen sind und therapeutisch im Gegensatz zu der durch g. Schwartze begriindeten hochentwickelteh Otochirurgie wenig leisten, macht es erkl~trlieh~ dal~ in den letzten Jahren yon seiten der Histologen und besonders auch der Ohrengrzte mit ganz besonderem Eifer tier mikroskopischen Bearbeitung des inneren Ohres ein ganz besonderes Interesse ent- gegen gebraeht wird. Aueh heute noch ist die histologische Untersuchung des inneren Ohres trotz Mikrotom und Celloidin bei der Verschiedenheit der in der Schnecke vorhandenen Ge- websarten schwer und zeitraubend~ und man mug es dem Ohrenarzte hoch anreehnen~ wenn er zu seiner oft aufregenden Tiitigkeit als Arzt noch die Miihe der meist langwierigen ana- tomischen Arbeit hinzuftigt. Unleugbar ist die pathologisch- anatomische Untersuchung des GehSrorgans, besonders wenn sie auf vorausgegangener klinischer Beobachtung basiert ist, der rich- tige Weg; die Ohrenheilkunde in physiologischer und auch thera- peutischer ttinsicht erheblich zu fSrdern. Also diese Bestre- bungen sind an sieh sehr wtinschenswert und tSblich. Nut scheint es mir, dab die technischen Schwierigkeiten ftir den friseh hinzutretenden Mitarbeiter infolge der allzureichlichen Empfehlungen yon neuen Konservierungs-, Fixierungs- odor Ent- kalkungsmethoden in den letzten Jahren sich vielleicht noch ver- mehrt haben. Meist handelt es sich im Prinzip ja um die gleichen oder ghnliche chemische Stoffe, sober doch um so ver~nderte Anordnungen~ dag sie manchmal verwirrend wirken kSnnen.

Zur mikroskopischen Untersuchung des inneren Ohres

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XV.

Zur mikroskopischen Untersuchung des inneren 0hres. Von

Prof. Dr. L. Katz in Berlin. (l~Iit TafeI IV--VI.)

Das unerfreuliehe Bewugtsein, dab wir au[ dem Gebiete der Erkrankungen des nervSsen GehSrapparates uad der sogenannten trockenen Katarrhe in pgthologiseh-anatomischer Hinsicht noeh nicht sehr welt gekommen sind und therapeutisch im Gegensatz zu der durch g . S c h w a r t z e begriindeten hochentwickelteh Otochirurgie wenig leisten, macht es erkl~trlieh~ dal~ in den letzten Jahren yon seiten der Histologen und besonders auch der Ohrengrzte mit ganz besonderem Eifer tier mikroskopischen Bearbeitung des inneren Ohres ein ganz besonderes Interesse ent- gegen gebraeht wird. Aueh heute noch ist die histologische Untersuchung des inneren Ohres trotz Mikrotom und Celloidin bei der Verschiedenheit der in der Schnecke vorhandenen Ge- websarten schwer und zeitraubend~ und man mug es dem Ohrenarzte hoch anreehnen~ wenn er zu seiner oft aufregenden Tiitigkeit als Arzt noch die Miihe der meist langwierigen ana- tomischen Arbeit hinzuftigt. Unleugbar ist die pathologisch- anatomische Untersuchung des GehSrorgans, besonders wenn sie auf vorausgegangener klinischer Beobachtung basiert ist, der rich- tige Weg; die Ohrenheilkunde in physiologischer und auch thera- peutischer ttinsicht erheblich zu fSrdern. Also diese Bestre- bungen sind an sieh sehr wtinschenswert und tSblich. Nut scheint es mir, dab die technischen Schwierigkeiten ftir den friseh hinzutretenden Mitarbeiter infolge der allzureichlichen Empfehlungen yon neuen Konservierungs-, Fixierungs- odor Ent- kalkungsmethoden in den letzten Jahren sich vielleicht noch ver- mehrt haben. Meist handelt es sich im Prinzip ja um die gleichen oder ghnliche chemische Stoffe, sober doch um so ver~nderte Anordnungen~ dag sie manchmal verwirrend wirken kSnnen.

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Die Tatsaehe~ daf5 yon den ~lteren Autoren wie Corti~ D e i t e r s , Max Sehulz~ K~l l ike r , W a l d e y e r ~ I I e n s e n in der neueren Zeit ganz besonders yon l~e tz ius und vielen anderen bereits fast alle grundlegenden und wiehtigen Entdeekungen auf diesem sehwierigen histologisehen Gebiete gemaeht sind, l~tlSt vermuten, dal3 wit an guten Methoden der Fixierung und Konservierung keinen Mangel haben. Ieh glaube~ dafS, wenn wit die yon znverl~ssigen Autoren gegebenen Vorsehriften fiber die Konzentrations- nnd Nisehungsverh~ltnisse und die Einwirkungs- zeit der versehiedenen Agentien genau und mit einer gewissen Aus- dauer beobaehten, wit meist aneh so sehon zu znfi%denstellenden Resultaten aueh in Bezug auf die feinsten Gebilde des Labyrinths kommen kSnnen. Abet, da bekannttieh bet histologisehen Unter- suehungen des Labyrinths nieht selten manehes ohne erkennbare Ursache miggliiekt, so verlieren vide leieht das Vertrauen und die n[~tige Geduld, sinnen auf neue Mittel und Wege, die, wenn sie sie gelegentlieh zum Ziele ftihren~ in ihnen - - was mensehlieh erkl~irliGh ist - - das grO[~te Vertrauen zu i h ren n eu en Nethoden erweeken. Aber man mu[5 bedenken, dab bet einer grofSen Reihe yon Fixations-LSsungen d. h. eiweil~fNlenden oder eiweil3h~rtenden LSsnngen je nach der Besehaffenheit des Objekts so viele und komplizierte, z. T. ganz nnbekannte ehemisehe Prozesse im Spide sind, dag ein sieherer Erfolg fast bet keiner 5Iethode garantiert werden kann. Also Vorsieht und nieht ftbertriebene grwartungen sind hier stets geboten!

Was uns aber teehniseh wirklieh nfitzlich wiire, ist ein noeh bequemeres nnd raseher eindringendes Ffillungsmittel als es das 0elloidin ist; mit Paraffin 1NSt sigh ja das Labyrinth eines Siiuge- tieres night ohne Sehaden ftir das Sinusepithel ffillen. Celloidin ist entschieden ein hervorragendes und sehr nfitzliehes Dnrchtr~nknngs- mittet aus der neueren Zeit~ abet es dauert bet Labyrinthfiillungen doeh oft recht lange~ bis man zum Ziele kommt. Aueh eine neue 5Iethode des l e i e h t e n und s e h n e l l e n Aufklebens yon Celloidin-Seriensehnitten w~ire mit Freuden zu begrtil)en. Ferner wi~re meiner Ansieht naeh yon einem bequemen und exakt wirkenden Zerzupfungsverfahren in Bezug auf die Kenntnis yon der Nervenendigung des Aeustieus noeh manehes zu erwarten.

Bet dem lteiehtum an brauehbaren Fixierungs- und Konser- vierungsmethoden, deren wit uns erfreuen, w~re van einem neuen einen erheblichen Fortsehritt darstellenden Verfahren folgendes zu verlangen :

Zur mikroskopisehen Untersuehung des inneren Ohres. 137

l. DaB es in Bezug auf die nattirliehe Erhaltung der ein- zelnen wesentliehen Elemente besonders des nervSsen Endappa- rates und des Sinusepithels besseres leistet als die frtiheren,

2. daf5 es e in faeh ist und nieht eine grofSe Anzaht yon ver- sehiedenen Maf~nahmen erfordert, die oft leieht ein 3{iBlingen der g'anzen Arbeit herbeiftihren k~nnen,

3. dal~ es einen r a s e h e n Erfolg bringt, besonders beim mensehliehen Labyrinth nnd nieht die Arbeit fiber viele 5Ionate ausdehnt und unsere Geduld erseh~pft.

Obwohl ieh vet gal" nieht langer Zeit (IaIeae's Festsehrift 1905) tiber ein ghnliehes Thema mieh ausfiihrlieh ausgesproehen habe~ will ieh hier nut auf e inige wiehtige teehnisehe Momente noehmals eingehen, weil mir einige nenere, sonst sehr beaehtens- werte Ver5ffentlichungen resp. Demonstrationen dazu den Anstol3 gegeben haben. Ieh babe an diesen verdienstvollen Methoden niehts auszusetzen, als dab die Methoden~ ohne im Wesentliehen mehr zu leisten, meines Eraehtens teilweise reeht v e r w i e k e 1 t nnd zeit- ranbend sind. Ieh glaube beispielsweise, dat~ die sonst bes. in der Himhistologie mit Ileeht sehr geseh~tzte sogenannte Silber-5%thode yon B i e 1 s e h o w sky , dessert GehSr-Prgparate von kleinen Tieren ieh in einer der letzten Berl. otolog. Gesellsehaften gesehen halle und die sein 5Iitarbeiter Gustav Briihl in instruktiver Weise ng.her besehrieb, in Bezug auf die p e r i p h e r e E n d i g u n g des Nervus aeustieus nnsere Kenntnis der Saehe nieht erweitert hat~ obwohl ieh sonst die wohlgelungenen Pr~parate sehr gem anerkenne.

Dasvon mir oft angewandte ve rh~ l tn i sm~l~ ig e i n f a e h e Os- minm-Verfahren (d. h. eine Art F l e m m i n g s ehe o der It e r m a n n seh e L5sung)~ das ieh sehon vet 20 Jahren empfohlen hatte und das ieh noeh wetter unten knrz bespreehen werde, hat mir in Bezng auf die Nervenendigung keineswegs nngtinstigere, ja, wie ieh glaub% in einigen Punkten klarere Resultate geliefert.

In der Hauptsaehe beabsiehtige ieh h ie r nut auf Grund meiner Erfahrungen die Herren Kotlegen auf den hohen Wert der altbewiihrten Osminms~inra flu" die feinere Untersnehnng des Labyrinths noehmals aufmerksam zu maehen und iln Ansehlnf~ einige meiner diesbeziigliehen Pr~parate in naturgetreuer Zeiahnung vorzufiihren. Ieh babe namlieh bet Durehsieht der Literatur den Eindruek gewonnen, dab in den letzten Jahren van versehiedenen Autoren~ mit Ausnahme yon W i t t m a a e k nnd wanigan anderen, die van ~Iax S e h u l t z e tells zur Fixation nnd Itgrtung van zarten Gewebselementen teils zu F~rbnng yon F e t t a n mit Ein-

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schlul3 yon N e r v e n m a r k in die IIistologie eingeftihrte Osmium- s~ture zur Untersuehung des Labyrinths trotz warmer Empfehlung yon ~ilteren Autoren nnd aueh yon meiner Seite relativ w e n i g in Anwendung gezogen wird. Ieh selbst habe seit 20 Jahren mieh dieses vortreffliehen Iteagens zur n o r m a l e n und p a t h o - 1 o gis ch en IIistologie des Labyrinths bedient und habe bei viele~ Gelegenheiten z. B. au f den Verhandlungstagen der deutsehen otologiseben Gesetlsehaft in Dresden 1897, in Wtirzburg I898~ in Berlin 1904 die betreffenden Labyrinthpraparate demonstriert. Am meisten gelungen und zwar his in die feinsten Details, bes. der Nerven- endigungen hinein ersehienen mir meist diejenigen Durehsehnitte~ in denen eine b e s o n d e r e R e d u k t i o n des O s m i u m s dutch I I o l z e s s i g knrz naeh der Fixation vorgenommen worden ist. Auf diese ~lagnahmen hatte ieh bereits frt~her und aueh in tier Festsehrift fiir L n e a e 1905 besonders aufmerksam gemaeht, dutch die aueh in p a t h o l o g i s e h en Fa l l en wie Degeneration des N e r - v u s e o eh 1 e a e, Oanglienzellenzerfall oder Verfettungen etc. sehr prggnante und sehSne Bilder erzielt werden. (Siehe Abbildungen.)

In der Lueaeschen Festsehrift sehreibe ieh ausdrtiek- lieh: ,,Was bei der Osmium-tIolzessigbehandlung noch be- senders erstrebt und erreieht wird, ist die anf~erst distinkte yon tier helleren Umgebnng seharf absteehende Sehwarzfgrbung der markhaltigen Nervenfasern und der fetth~dtigen Elemente." Es freut reich, dal~ W i t t m a a c k jetzt aueh das Osmium, aller- dings in etwas anderer Anordnnng als gewShnlieh, aber aueh mit I{eduktion dnreh Pyrogallus~ture besonders bei seinen pathol. anatomisehen Untersuehungen (Zsehr. f. Ohrenh. Bd. 51, 2. Heft) verwendet. Ieh glaube aber, daft der gesehglzte und zuverlgssige Autor zu seinen seh~nen mikroskopisehen llesultaten auf einem etwas komplizierten Wege geiangt ist. W. hat namlieh zur Er- kennung pathologiseher Vergonderungen bei seinen experimentellen Untersuehungen folgendes Verfahren eingesehlagen:

1) Fixierung in einer Kalinmbiehromat- Formalin - Eisessig- Nisehung ftir mindestens 6--8 Woehen im Brutofen, dann Auswasehen 24 Stunden lang;

2) Hineinlegen in eine Formalin-EisessiglSsung flit 1--4 Woehen; dann

3) Vorentkalkung in Formalin-Salpetersaurel~sung 3--14 Tage; 4) dann erst Osminm-Kaliumbiehromat-EisessiglSsung ftir 1--3

Woehen ; 5) endlieh sp~tterhin ~eduktion mit Pyrogallusstture usw.

Zur mikroskopischen Untersuchung des inneren Ohres. 139

Bei riiekhaltloser Auerkennung seiner seh~inen Resultate glaube ieh doeh, daft dieses Verfahren ftir Nacharbeiter etwas zu langwierig sein diirfte; und ieh bin iiberzeugt: dab das yon mir geiibte relativ einfaehe Verfahren der Fixierung in einem Osmium- g'emiseh mit naehfolgender Reduktion des Osmimns uud sp~terer Fiirbung" z. B. mit van Gi lson-LSsung oder naeh B e n d a s ?deNode sowohl bei der normaleu als auch pathologisehen ttisto- logie der Sehne&e uns aueh durehaus befriedig'ende und fiir die pathologisehe Diagnose ganz ausreiehende Resultate liefern, ob- wohl die gauze Prozedur beim Tiere nieht l~inger als 3 Woehen: beim Mensehen 7--8 Woehen dauert. Die sofortige (primate) Osmium- Behandlung des frisehen Gewebes halte ieh naeh meinen Beob- aehtungen fiir reeht zweekm~tNg. Allerdings 5flue ieh stets bei griilSeren Tieren und bei 5'[ensehen in vorsiehtiger Weise das Labyrinth entweder vom oberen Bogenga.nge aus oder yon einer winzigen Zeile der basalen Sehneekenwindung, was W i t t m a a c k nieht tut. Bekanntermal~en dringt ja die Osmiums~ure sehwer in die Tiefe~ aber der Zusatz yon Essigs/iure und Chroms~ure oder Platinehlorid erleiehtert so wesentlieh, besonders bei erSffnetem Labyrinth das Eindringen der Fixationsfliissigkeit~ dais ieh zurzeit diese 5Iethode der Behaudlung der Sehneeke beim Tier fiir die relativ ktirzeste und wirksamste hatte. Die naehtr~gliehe l~edukfion der Osminms~ure mit Itolzessig, Tannin oder Pyrogallussiiure ,erhiIft uns zu mikroskopisehen Pr@araten, die den Eindruek eines iiber- rasehend seh~inen Lithogramms unter dem Nikroskop maehen, d. h. Ganglienzellen, Sehneekennerv inkl. radi~re und spirale Fasern sind dunkle Zeiehnungen auf hellem Grunde, bei v or- z i i g l i ehe r K o n s e r v i e r u n g a l l e r S i n n e s z e l l e n .

Von anderen Fixationsmethoden miiehte ieh nut einige wenige hier erwiihneu, yon denen ieh weirS, dab sie trotz ihrer kompli- zierten Zusammensetzung und trotz Fehlens yon Osmium doeh nieht selten naeh der t~iehtung der Erhattung des Situs und der zelligen Gebilde im Cortisehen Organ gute Resultate liefern, abet sie stehen m.A. dem yon mir angewandten Osmiumgemiseh, was Praegnanz und Differenzierung betrifft, naeh. tIier ware zu- n~ehst die Z e nk er sche LSsung zu erw~hnen:

Sublimat. 50 . Kal. biehrom. 2,5. Natr. sulfur. 1,0. Aq. dest. 100~0. Eisessig 5:5.

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Dieses Gemiseh ist durehaus wirksam und lelstet ffir das Labyrinth unvergleiehlieh mehr als die ~thnlieh zusammengesetzte Mii t lersehe LSsung und zwar m. E. ni&t dutch den Gehalt an Sublimat, das kaum eindringt, sondern dureh die relativ groi3e Menge yon E i s e s s i g , welehe auf die Umsetzung des Kal. biehrom, nieht ohne Einflufi ist.

Hans He ld (Ohrenlabyrinth 1902) hat sieh zu seinen h5ebst beaehtenswerten Untersuehungen meistens eines zersetzten Gemisehes von Kal. biehromat, Formalin und Eisessig bedient, ~hnlieh wie etwas sp~iter W i t t m a a e k . H e l d sebreibt tiber diese LSsung, dag sie bei l~ngerer, m ehrm onat l ieh er Einwirkung zugleieh eine zwar langsam% abet sebr sebonende Entkalknng besorgt: Wie seine Tafeln zeigen, vermag sie den Situs sowie die feinen granul~ren und faserartigen Strukturen der Zellen gut zu konservieren; immerhin sagt er, dal3 ihr noeh einige fJbelsti~nde anb~ngen, die ihn abhalten, jetzt genauere Vorsehriften fiber ihre Anwendung aus der Hand zu geben.

Von der tteldseben Ftfissigkeit glaube ieb, dal~ sieh in dem Gemisch tells dureh die reduzierende und koagulierendeWirkung des Formalins und tells dureh den Einfluf~ der Essigs~iure aueh Cbroms~tnre entwiekelt, yon der es ja bekannt ist, da[~ sie welt mehr als Kaliumbiehromat in die Tiefe dringt und fixiert. Witt- m a a e k b~t sieh zunSehst tier aueh yon H e l d benutzten L~sung yon Kal. biehromat, Formalin und Eisessig bedient und n a e h h e r au[~erdem osmiert und reduziert. Wie ieh bereits oben bemerkt habe, ist das Gemiseh trotz resp. wegen der Umsetzung der ehemisehen Bestandteile in nnbekannte Verbindungen sehr wertvoll.

Wir erreiehen also anf vielen Wegen bei der Labyrinthunter- suehung Gutes, wenn aueh nieht immer g l e i e h z e i t i g in Bezug auf alle wiehtigen histologisehen Elemente. Diejenigen Fixierungs- flfissigkeiten abet, die uns mSgliebst auf einmal und mSgliehst sehnell alle differenten Elemente erhalten: werden uns am will- kommensten sein, und dazu gehSrt spez. ft~r kleinere S~uger das yon mir empfohlene Osmium-Gemiseh. Die yon B e n da empfohlene 24stfindige Fixation dutch I0 Proz. Salpetersgure, mit naehtri~g- lieher mehrtagiger Behand!ung mit doppelt-ehromsaurem Kali hatte ieh ffir sehr brauehbar, abet flit die Finessen des C o r tiseben Organs seheinen siemir niehtdasWtinsehenswertezuleisten; jedenfallsweni- ger als das yon mir zu diesem Zweeke empfohlene Osmiumgemiseh.

Die yon tte t z i u s mit so ausgezeiehnetem Erfolge angewandte Goldehlorid-Osmiumsiiure hat mieh selbst oft im Stiehe gelassen~

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und zwar m. E. wegen der Unsicherheit der Einwirkung des Goldchlorids. Ieh glaub% dal~ hier Modalit~ten des Verfahrens und der Pr~parati0n bestehen~ die ich nisht kenne. Jedenfalls spricht aber das epochcmachende Werk yon R e tz ius fiir die groI~e Brauchb~rksit seiner Methode.

Ich mSchte nun im Einzeluen disjenigen Mal~nahmen kurz beschreiben~ die ich selbst als einfach erprobt and als sehr zweck- m~il~ig und racist zuverl~issig befunden habe. Ich betone aber ~usdrficklich ~ dal~ ich die wenigsn oben neuen erw~hntsn Methoden keineswegs fiir iiberfliissig halte, und gebe ohne weiteres zu, dal~ anch mit ihnen garnicht selten der erwiinschte Zweck erreicht wird.

Es komrat bsi den Labyrinthuntersuchungnn wesentlish darauf an: ob w i r e s mit dem Schl~ifenbein eines frisch getSteten S~uge- tieres, etwa eines Kaninehens, odsr mit demjenigsn eines erwach- ssnen, vielleicht uaeh langsr Agonie gsstorbenen und 24 Stunden post mortem sezierten Menschen handelt. Die Untersuchung der beiden verschiedenen Schl~fenbsine mnl~ sine differente sein. Handelt es sish um das Schl~ifenbein s i ne s f r i s ch g s t S t e t e n Tieres~ so liegt uns vorwiegend daran, die normalen~ feinsten zellul~ren und nervSsen Vsrh~iltnisse des rnembra.ngssn Labyrinthes zu eruieren (Nervenendigungen, Sinneszellen etc.) In dieser Hin- sieht hat die ttistologie in den letzten 40 Jahren Triumphe gefeiert. Ich wiirde nun ftir diesen Fall vorschlagen, das betreffende Laby- rinth des friseh getSteten Tieres yon allen iiberflfissigen benach- barren Welch- und Knochenteilen zu befreisn, den oberen Bogen- gang welt zu 5ffnen nnd das Pr~iparat dann fiir wenige (1--2) Stunden in eine Osmium-Essigs~iure-LSsung zu bringen:

Osmiumsiiure (0,5 Proz.) 30,0 Essigsiiure (konz.) gtt. V. dieser 2 Stunden wird diesem Gemisch zu- Nach Ablauf

gesetzt: Acid. chromic (1/2 Proz.) 60,0 Essigs~iure (konz.) gtt. X.

Die Pr~iparate bleiben 4 Tage darin liegen. Anstatt dsr J/2 Proz. Chroms~iure ist auch 1/2 Proz. PIatinchlorid mit groi~em Vorteil zu vsrwerten~ sodal~ tier betreffende Zusatz zur Osmium- Essigs~iure sein wtirde:

Platinchlorid (1/2 Proz.) 60,0 Essigsiture (konz.) gtt. X.

Es handelt sich also bei diesen LSsungen um sine modifi- zierte F l e m m i n g s c h e oder H e r m a n n s c h e LSsung. Die Chrom-

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s~ture- oder Platinchloridliisung ist auf weitere 4 Tage zu erneuern. Es schadet nichts, wenn dieser Zeitraum yon 4 Tagen noch um einige Tage verliingert wird.

Ftir aul~crordentlich niitzlich halte ich, besonders fiir die Dar- stellung der Nerven- und Ganglienzellen, wie schon oben erwiihnt, das EinIcgen der gch~irteten Prttparate unmittelbar nach der Fixation, aber nach vorhergehendem l/4sttindigem Abspiilen in fliel~endem Wasser, in eineHolzessiglSsnng (1:1)fiir 12--24 Stunden (v. }[ iih r e n t h al). Anstatt des tIolzessigs kann auch Pyrogallus- s~inre oder Tannin benutzt werden, Ma[inahmen, durch die eine besondere Reduktion dcr Osmiumsstiure bewirkt wird. Ich mull aher hinznftigen~ dal~ unter den zum Schlul~ beigefiigten Ab- bildungcn sich auch schr uohl gelungene Priiparate vorfinden, an denen keine besondere Reduktion des Osmiums vorgenommen ist Ich finde, dal~ bei der I-Iolzessig-Reduktion auch die Neuro- fibrillen eine entschieden dunklere und markantcrc Dunkelfiirbnng zeigen, obwohl sic ja keine Markscheide haben. Ich mSchte aher nicht unterIassen noch ansdrticklich zu bcmerken, daft jeder, der sich mit diesem Gegenstand ngher beschtiftigt hat~ zugeben wird: dal3 wohl alle, selbst die besten, Fixationsmethoden gelegenflich einmal~ selbst bei den frisch getSteten Tieren entnommenen Labyrinthen~ nicht zuverliissige Resultaie liefern. So kann es vorkommen~ da]~ bei einer etwas zu starken oder zn sehwachen Konzentration des eiweil~fSllende Agens cntweder Schrumpfung oder Quellung des hiSchst empfindlichen Endapparates eintritt.

Als Entkalkungsfliissigkeit benutze ich fiir Schliifenbeine klciner Tiere, nachdem vorher das Osmiumgcmisch zur HSrtung ange- wandt war.

Acid. chrom. 0,5 Acid. nitric. 2,0--5,0 Aq. destill. 10070

oder: Acid chromic 0,5 Acid. muriatic 2,0--5,0 Aq. dest. 100,0

Die Konzentration der Salpctersiiure oder Salzsiiure richtet sich nach der Dicke nnd ttSrte des betreffenden Schl~ifenbeins, ein ganz bestimmtes :Rezept ist kaum anzugeben. Das durch Osmium- Redukfion in Holzessig schwarz gewordene Priiparat, an dem mart sich allerdings schwer orientieren kann, mul~ ungefiihr 1--2 Stunden Iang in fliel~cndem Wasser ausgewaschen werden.

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Die Einwirkung der Entkalkungsfltissigkeit ist zeitlieh nieht fest zu bestimmen, man mug sieh mit der Pr~pariernadel iiber den Zu- stand des Knoehens zu informieren suehen. Die Fliissigkeit mug naeh Bedfirfnis ungef~hr naeh 2 Tagen erneuert werden. Ftir gewShnlieh ist bet kteineren Tieren (Kaninehen) bet 3 Proz. Salz- s~ure-LSsung in 3--5 Tagen die Entkalkung eingetreten. Bet 5]teren Katzen in 4--6 Tagen. Bet N~usen bewirkt z. B. die Hermannsehe oder die Flemmingsehe H~rtungs-Fltissigkeit in ca. 8 Tagen dutch ihren Gehalt an Essigsiiure meist aueh voll- kommene Erkalkung. Eine Seh~tdigung der vorher fixierten Laby- rinthgebilde dureh die Entkalkungsfltissigkeit ist nut dann zu be- fiirehten, wenn die H~rtung unzureiehend gewesen ist. Ieh halte im Gegensatz zu anderem Untersuehen eine Er~Sffnnng des Laby- rinths vor der Fixation bet grSl~eren Tieren (Katzen, Kunden) ffir notwendig, j eden fa l t s bet dem ~,on mir empfohlenen Osmium- gemiseh und entsehieden aueh bet Versilberungen.

Ieh kann sehlietSlieh versiebern, dag ieh bet Anwendung dieser Osmium-(?hroms~ure-Essigs~ure, oder Osminm-Platinehtorid-Essig- sgureliSsung besonders mit naehtr~glieher Reduktion dutch Hotz- essig beim Tier die tadetlosesten~ alle histologisehe Feinheiten des C ortisehen Organs und des Crista- lind ~laeula-Epithels wieder- gebenden Prg~parate erhalten hab5 and ieh glaube~ dal~ wit nieht allein ftir normal-histologisehe, sondern aueh pathologiseh-anato- misehe Untersuehungen zur Zeit keine bessere, prompter wirkende Fixationsfltissigkeit besitzen. Ieh hare ferner die oben in :ihrer Zu- sammensetzung angegebene Chrom-Salpetersaure-L~sung~ oder die Chrom-Salzs/iure-LSsung und Salzsi~ure als Entkalkungsfltissigkeit ff~r sehr brauehbar. Bet festen und sehweren Felsenbeinen des 5lensehen ist der geringe Zusatz yon Chlorpalladium (Wal deyer) zur leiehteren Deealeination yon grol3em Nutzen. Die Einbettung er- folgt stets bet mir in Celloidinl/Ssnng, die m~Sglichst friseh herge- stellt und ganz wasserfrei sein mug. Paraffineinbettung des Laby- rinths halte ieh, wie sehon oben hemerkt, flit unbrauehbar~ well beim Sehneiden sowohl das Cortisehe Organ, als aueh die ge- spannte I~eil3ner~sche Membran fast regelm~Ng entzweireifSt. Will man dagegen r eeh t fe ine Sehnitte (5 u) yon festeren bindgewebigen Bestundteilen des h~utigen Labyrinths oder yon der Stria vaseularis gewinnen~ dann hat mir die Paraffin-Einbettnng bet kleinen Siiugern sehr gute Dienste geleistet.

Was nun jetzt die in pathologiseher Itinsieht so wiehtige mikroskopisehe Untersuehung des mensehliehen Labyrinths be-

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trifft, so mug ieh bemerken~ dab wir gegenwSrtig m. E. noeh auf die Eruierung f e i n s t e r histopathologiseher ¥erbNtnisse am Nervenendapparate des Nervus aenstieus und an den Sinneszellen verziehten miissen. Denn da in der I~egel die Sektionen erst 24--36 Stunden port mortem ausgefiihrt werden, und da dem Tode meistens eine lgngere Agone vorausgegangen ist, so sind sieher beim Einlegen der herr. SehlSfenbeine sehon eadaverSse Veranderungen an den zarten Gebilden des membranSsen Laby- rinths eingetreten. Es kommt demnaeh fiir gewShntieh bei diesen Labyrinthuntersuehungen wesentlieh darauf an, dutch eine passende HSrtung noeh den allgemeinen Situs und die allgemeinen GrS[Sen- verhaltnisse tier einzelnen Gebitde, sowie die Spannung" der Mem- branen, die markhaltigen Nervenfasern des Aeustieus, die Ganglien- zellen im Spiralkanal~ etwaige Exsudate den Knoehen und die Geffige etc. et% derartig zu erhalten, dais man daraus noeh relativ gr5bere pathologisehe Verhgltnlsse mit Sieherheit erkennen kann. Aueh flit normalhistologisehe Smdien ist das Labyrinth des e r w a e h - s e n e n Mensehen deshalb kaum zu verwerten~ und wit behelfen unsmeist mit den SehlSfenbeinen yon Neugeborenen, die warend der Geburt gestorben sind und 8fter relativ friseh zur Unter- suehung gebraeht werden kSnnen.

In der Konservierung des mensehliehen SehlKfenbeins sind wir~ wie ieh das sehon in meiner friiheren Arbeit ausfiihrlieh besehrieben habe, jetzt dureh die Anwendung des Formalins in 5- - t0 proz. LSsung in einer viel gliieklieheren Lage als vor 15--20 Jahren, wo man noeh gewShnt war, die dem Cadaver entnommenen Sehl~fenbeine in Spiritus oder Miillersehe Ftiissigkeit zu legen. Diese beiden letztgenannten Fixierungsmittel sind flit das mensehliehe Labyrinth durehaus nnbrauehbar. Denn das Cor t i sehe Organ sowie die iibrigen Nervenendstellen in den Vor- hofsgebilden sehrumpfen bei Anwendung dieser Mittel meist zu einer unentwirrbaren Masse zusammen. Wet aus einem solchen Be- funde noeh eine feinere pathologiseh-anatomisehe Diagnose stellt, ist dem Irrtum sieher verfallen. Die Formalinfixation dag'egen, be- sonders in itlrer Verbindung mit Mti l lerseher Fliissigkeit, ist im- stande, die Sehl~fenbeine uns in einem Zustande zu erhatten, da$ wir naeher noeh mit Aussieht auf Erfolg an die feinere mikros- kopisehe Bearbeitung~ wenn aueh nieht in Bezug anf alle Feinheiten des Organs~ herantreten kSnnen. Es ist, wie ieh bereits oben er- wghnte, in neuerer Zeit die Formalin-Miillerfltissigkeit noeh mit Eisessig (He ld , W i t t m a a e k ) versetzt worden. Aueh ieh kann

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diesen Zusatz als niitzlich bestStigen, nachdem ich beim Meer- schweinchen-Labyrinth gute Resnltate damit erhalten habe~ obwohl ~ch immerhin an einzetnen Stellen des Ductus cochlearis Ab- hebnngen des Epithels yon der Basalmembran dabei beob- achtet habe.

Fiir das menschliche Schl~Lfenbein kurz nach der tteraus- nahme aus der Sehitdelbasis schlage ich folgendes Verfahren vor:

1. Das Tegmen antri wird vorsichtig mit Meil3el geSffnet; 2. ebenso der obere Bogengang; 3. die Spitze der Felsenbeinpyramide wird ~bgesiigt und zwar

am 5uiiercn Rande des Prorus acusticns internus und un- gefi~hr parallel tier Sehliffenbeinschnppe unter Schonung des Nervus acusticus nnd faeialis.

Der Sageschuitt verl/iuft dann ziemlich nahe dem vorderen l~ande der basalen Schneckenwindung, nnd yon dieser Stelle kann man die Schnecke mit einem sehr feinen Meii~el leieht er- ~iffnen.

Die dabei abges~gten Teile der Tuba und der vorderen PaukenhShle sind besonders aufzubewahren.

Was ~ber die feinere und feinste Darsteltung des Nerven- end~pparates betrifft, so empfehle ich aueh fiir dam menschliche Labyrinth~ besonders fiir das des Kindes, das oben erwgbnte Osmium-Chrom- oder Osmium-Platinchlorid-Essigsiiure-Gemisch mit eventueller ttolzessig-Reduktion, wie ich diem vorher bereits fiir frisch getStete kleinere Tiere vorscblug.

Fiir die gewShnlieben Untersuehungen des nicht frischen, mensehlichen SehI~ffenbeines reichen aber vollst~indig aus:

1. Formalin- M ii 1 t e r -Verfahren. Formalin i0,0 Miillerfliissigkeit ~d. 100,0

oder besser: Formalin 10,0 Mtillerfliissigkeit 87,0 Eisessig 3,0

Die Pr~parate bleiben unter 5fterem Wechsel ca. 3 Woehen in der Fliissigkeit.

Eine brauchb~re Konservierungsfliissig'keit die gleichzeitig' ent- kalkt, ist:

Acid. nitric. 7~5 Aq. dest. 100,0 Formalin 570

Archly f. Ohrenheflkunde, 7~, B~I. lffostschri~t~ 10

146 XV. KATZ.

Nach 3 Tagen kommt das Pr£parat zur eigentliehen Ent- kalkung in

Acid. nitric. 1010 Aq. dest. 100~0 Acid. chromic. 015

Die Entkalkungsfl~issigkcit mul~ alle 2 Tage crneuert werden bis zur vollst~indigen Entkalkung, die ungef£hr nach 14 Tagen uuter Kontrolle mit der Pr~pariernadel ztt konstatieren ist.

Da[~ bei der Untersuehung des menschtichen Sehl~fenbeines alle tiberfliissigen Knochen und Weichteile zu eutfernen sind~ ist selbstverstandlich.

Aul~er tier Salpeters~ture verwende ich auch beim menschlicheu sehr harten Schlgfenbeine zur Decalcination folgendes Oemisch:

Acid. hydrochlor. 10,0 Acid. chromic 0,5. Chlorpalladium 0,05 Aqua 100~0

Auch diese )'Iischung ist mindestens alle 3 Tage zu erneuern. Sic sch~digt keineswegs das in der Tiefe liegende membranSse Gebilde mit seinen Epitbelen und Nerven, vorausgesetzt, da5 die vorausgegangene H~rtung eine komplette gewesen ist. Finden sieh trotz regular vorgenommener EntkaIkung noch cinzelne kleine Knochenkerne in der Tiefe, was bcim Schneiden recht unangenehm ist, dann rate, ich das in Celloidin eingebettete Pr~parat in 5 proz. Salpeter- oder Sahs~urespiritus fiir einige Tage hineinzubringen. (Acid muriat 5,0, Spirit. dilut, ad 100,0.)

Bemerken mSehte ich gleichzeifig, dal~ sowohl die Fixations- als auch Entkalkungsfliissigkeit stets in betr~chflieher Menge an- zuwenden ist, bei grS~eren Tieren nicht unter 200 gr. Ich be- merke ferner, dal~ wir fiir gewSbnlich eine frisch bereitete Cetloidin- 15sung gebrauchen miissen, und dal] Paraffineinbettungen sieh fiir alas Labyrinth gar nicht eignen, wie bereits oben gesagt. Vor dem Celloidinsehneiden sei man besonders auf cine zweckent- sprechende Schnittxichtung bedacht. Zur Orientierung client mir racist der obere Bogengang sowie der Meatus acusficus interuus.

Was die F~rbung der Schnitte betrifft, so ist eine solche oft unnStig, wenn das Pr~parat vorher mit Osmium und ttolz- essig behaudelt worden is% well wit dabei manchmal besonders in wichtigen pathologischen Fallen die Neurofibrillen als auch den Nervenzerfall oder Ganglienzellenver~nderungen bci dtinnen Schnitten rclativ deutlicher sehen kSnnen. Aber daneben f~rbe

Zur mikroskopischen Untersuchung des inneren 0hres. 14~7

ich die Schnitte doch auch nach der Benda-Methode, d. h. nach mehrstiindiger Beizung in einer ungefiihr 20 proz. LSsung yon Liquor ferri snlfuriei oxydati in sehr verd[inntem I proz. Weigertschem I-Iaematoxylin etc. Das N~here dariiber ist in jeder mikroskopischen Technik nachzulesen. Auch van Gieson- f~rbung sowie FKrbung mit Haematoxylin-Eosin oder mit Pikro- karmin oder Weiger tsehe Nervenf/irbung sind ja naah Wesen und Beschaffanheit der zu nntersuehenden histologischen Elementa mit Vorteil in Anwendung zu ziehen. Betont mug abet werden, dab dia Fgrbbarkeit der Labyrinthpr~parata besonders dann sehr leidet~ wenn bei der Entkatkung starke S~uren angewendet war- den und das ist noeh besonders naah dam vorangagangenem Osmiumgemisch der Fall.

Die nachfolgenden Abbildungen meiner Pr~parate sollan lediglieh hier den Bewais liefern, dal~ wir imstande sind~ mit relativ einfachen und altbawghrten Methoden (Osmium) nicht alIain normal-histologisahe Verhaltnisse des membranSsen Labyrinths~ sondern auch histopathologische Zustande in sehr befriedigender Weise zur Darstellung zu bringen.

Es tiegt mir abar fern~ zu behaupten, da$ wir auf dem so wichtigen Gabiete der Fixation und Deealcination bes. des menseh- lichen Labyrinths jetzt schon am Ende nnserer Wiinsahe angelangt sind. Ich halte es sogar fiir wahrscheinlich~ dal~ wir im Laufe der Zeit noeh neue, von den bisharigen Methoden prinzipiell ab- weiehende und vietleieht auah wirksamara Fixations- und Decal- einationsfltissigkeiten linden werden. In jedam Falle aber ist as als groger Portsehritt der neueren Zeit zu betrachten, dal~ wir in dem Formalin ein einfaches, praktisah sehr wiehtiges Konser- vierungsmittel erhalten haben, dem wit in der pathologisah- anatomisehen Untersuchung des GehSrorgans sehon vial verdanken. Die Osmiums~ure bleibt aber m. E. das souverane Fixations- mittel fiir den nervSsen Endapparat im Labyrinth.

E r k l ~ r u n g der F i g u r e n auf Taf. IV--VI. Figur I. Querschnitt durch die beiden benachbarten Ampullen des

horizontalen und oberen senkrechten Bogenga~ges eines M u r m e l t i e r e s . Die Ampullen {a) sind bei diesem Tiere relativ sehr grol~ (auch der Ductus cochlearis ist bei diesem Tiere, wie wohl bei den meisten Winterschl~ifem - - ~Iaulwurf u. a. - - m~ichtig entwickclt, sodal~ die Reissnersche Membran sehr steil aufsteigt).

10"

148 XV. KATZ.

Darstellung: Osmiumgemisch, reduziert mit Holzessig. F£rbung: Eisen- haematoxylin (Benda).

Die Nervea sind distinkt gef£rbt. - - (c) Epithel der Crista. Figur II. Quersehnitt dureh die Crista ampullaris einer Katze. Osmiumgemiseh, Itohessig-Reduktion. Leitz. 0cal. 1, Obj. 4. Bendasehe

Fitrbung. Die Sinnesepithetien sowie die intraepitheliale Endausbreitung des Ramnus ~mpullaris ner~ vestibularis sehr gut erhalten und markant gef~rbt. CupuIafasem deuflich.

Figur III. Aus Figur II. Zwei zylindrische Itaarzellen (h) bei Immersion nebst den sie umhiillenden und ihnen anliegenden Neurofibrillen (n), die z. T. an die Mem bra~m limitans (l) hinanfreiehen. Die Haaibiischel (b) der ZyIinderzelien verklebt. In der Crista ist der Nervenstamm (m) sehSn markhaltig.

Figur IV. Cortisches Organ (Quersehnitt) aus der mittlereu Windung eines Affen. Leitz. 1, Im. 1/~2. 0smimngemiseh-Holzessig. Dieses sehr instruktive Nervenpr~iparat zeigt die Aehsenfib~llen in ihrer Aufsplitterung besonders deutlieh, sowohl an den ~iugeren (a) als auch inneren (i) Cortischen Zellen. Durch den Tunnelraum sieht man eine Reihe (r) radiSrer Nerven- f~iserehen in den NueIschen Raum ziehen, ein Tell der Nervenfiiserehen zieht durch den Schlitz des Zangenbechers (z) gegen die Basis der ~iul~eren Cortischen Zellen; ein anderer, tiefer gelegener Tell der radiiiren Pfiserchen strahlt teils zu den optisehen, dunkel gef~rbten, pnnktfgrmigen Querschnitten der spiralen Fasern, tells zwischen den sehr engen Spatien der Deiterssehen Zellen hindurch an die 2. und 3. Cortisehe ~elie resp. deren unteres im Zangenbecher gelegenes abgerundetes Ende. Die t{etziussche Stiitzfaser innerhalb der Deitersschen Zellen ist bier nicht deutlich, dagegen der Phalangenfortsatz prSgnant schwarz gefiirbt.

Figur V. Querschnitt durch dfe Schnecke einer tauben albinotisehen Katze mit totaler Degeneration der Papilla spiralis (p) der 5Iembrana tectoria der Stria vascularis (s/ etc. Leitz. 0c. 1, 0b]. 4. 0 s m i u m g e m i s e h - H o l z - ess ig . Bendasche F~irbung. DiG Nervenfasern innerhalb der Lamina. spiralis und besonders im Ganglion spirale teilweise atrophisch, die Ganglien- zellen (g) an Zahl sehr reduziert, ein Tell deutlieh verfettet. Der Kern meist versehwunden.

Figur VI. Aus demselben Pr~parat (Leitg. 1, Imm. ~/~2, atrophische Fasern (a) mit Einsehniirungen neben gequollenen Partien, perlsehnurartig aneinander gereiht; normale Nervenfasern (b), Knochen (c.)

}'igur V£[. Aus PrSparat 6 verfettete Ganglienzelien (b) aus Gangtion spirale. Leitz. Oe. 1, Imm. ~/12, ungef~rbt. Nerv (c) z. T. atrophiseh.

Figur VIII. Osmiumgemiseh. Leitz. i , Imm. ~/,,~, Bendasche F~irbung. 3 Itaarzellen aus dem Epithei der Crista acustica eines Kaninchens mit sehr priignanter Nervendarstellung. Die gek6rnten Fibrillen umhiillen resp. legen sich an die OberNiehe der Ham~eIIen an. Der Haarbesatz (h) der Zellen ist etwas verklebt.

Figur IX. Osmiumgemiseh-Hohessig. Leitz. 0c. 1, Imm. ~/~, 3 Zangen- becher, in denen die unteren Enden der oben abgebrochenen fiugeren Corti- sehen ZelIen noeh steeken. Das Pr~parat gehSrt dem Cortisehen Organ eines Affen an. Innerhalb des Zangenbechers sind feinste g e k S r n t e Nerven-I~ibrillen sichtbar (a), ebenso seitlich des Zangenbechers in grSberer KSrnung (b). Diese sichtbaren K6rnchen gehSien nictit den fiul~eren spiralen Fasern an, deren optische Querschnitte tiefer und zwar an der inneren Seite tier 3 Deiters'schen Zellen liegen, sondern gehSren dem peripheren Ende der gul~eren radi~i ren Nervenfasern an, welehe das u n t e r e E n d e der ~ufieren Cortischen Zellen umspinnen resp. sich demselben anlegen. In manchen Pri~paraten gewinnt man bei starker Vergr6gemng den Eindruek, als ob die umspinnenden F~iserehen sich an die Cortisehen Zellen noch hSher hin- auf anlegen. Bei c sieht man den Kern der Cortischen Zelle.

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Archiv f_ Ohrenheilkunde Bd. "ltr. Ta£el VI

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Kakz. L~k k~s>~ Jd'{~e s Armdt, Je~,. Veria,cj voa EC.W.VogeI in Leipzig.