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Aus dem Pharmakologisehen Institut der Universitgt Hamburg. (Dim.: Prof. Dr. E. Keeser.) Zur Prophylaxe und Therapie yon Senfgasschiidigungen der Haut. Von E. Keeser, H. A. Oelkers und E. Vineke. (Eingegangen am 26. XII. 1935.) Die dureh Einwirkung yon Diehlordigthylsulfid entstehenden ttaut- sehiiden weisen bei Tieren wie beim Mensehen zwei eharakteristisehe Merk- male auf: Langwierigkeit und Indifferenz gegeniiber therapeutisehen Magnahmen. Aus Wunden, die im Anfang relativ ha,rmlos aussehen, ent- wiekeln sieh im Laufe yon vielen Tagen oder Woehen sehwere Eigerungen mit umfangreiehen OewebszerseSrungen, die allen iibliehen therapeutisehen Bemtihungen trotzen, wie aueh wir in zahlreiehen Versuehen an Itunden und Kaninehen zun~tehst immer wieder feststellen mulaten. Bei den seit lgngerer Zeit in unserem Insgitut vorgenommenen Unter- suehungen, die zum Ziele hatten, eineNethode zur erfolgreiehenBekiimpfung der Diehlordigthylsulfidwirkung auI die Itaut zu entwiekeln, gingen wir -- wie es aueh Muntseh getan hat -- yon der l]berlegung aus, dal3 zur LSsung dieses Problems drei Wege eingesehlagen werden kSnnen. I. Ersehwerung oder Verhinderung des Eindringens des Diehlor- diiighylsulfids in die I-Iau~. II. Zerst6rung des bereits in die Haut eingedrungenen Diehlordigthyl- sulfidsl III. Dutch geeignete Behandlnng eine bereits eingetretene Haut- sehiidignng mSgliehst schnell zur Abheilung zu bringen. Eine Ersehwernng oder ggnzliehe Verhinderung des Eindringens yon Diehlordiiithylsulfid in die Haut kSnnte dutch geeigne~e Sehutz- salben bzw. Pasten erreieht werden. Derar~ige Versuehe wurden z.B. yon Biis e her 1 vorgenommen, der -- allerdings mit reeht geringem Erfolg -- versuehte, dutch Chlorkalk enthaltende Salben, die in dicker Sehieht auf die Itaut aufgebraeht wnrden, eine rasehe Verniehtung des auf eine der- artige Stelle gelangenden Diehlordigthylsulfids zu bewirken and so das Entstehen yon Senfgasveriitzungen zu verhiiten. Es zeigte sieh jedoeh, dab selbst eine 50 % Chlorkalk enthaltende Vaseline yon Diehl0rdiiithyl- snlfid noeh durehdrungen werden kann, und dab Salben mit einem derartig hohen Chlorkalkgehalt bereits an und {iir sieh in relativ kurzer Zeit ernsge tIautsehiidigungen verursaehen. Eigene Versuehe mit naeh anderen Gesiehtspunkten hergestellten Sehutzsalben hatten ein etwas besseres, s Biiseher, H.: Griin- und Gelbkreuz, Leipzig 1932.

Zur Prophylaxe und Therapie von Senfgasschädigungen der Haut

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Page 1: Zur Prophylaxe und Therapie von Senfgasschädigungen der Haut

Aus dem Pharmakologisehen Institut der Universitgt Hamburg. (Dim. : Prof. Dr. E. Keeser.)

Zur Prophylaxe und Therapie yon Senfgasschiidigungen der Haut.

Von

E. Keeser, H. A. Oelkers und E. Vineke.

(Eingegangen am 26. X I I . 1935.)

Die dureh Einwirkung yon Diehlordigthylsulfid entstehenden ttaut- sehiiden weisen bei Tieren wie beim Mensehen zwei eharakteristisehe Merk- male auf: Langwierigkeit und Indifferenz gegeniiber therapeutisehen Magnahmen. Aus Wunden, die im Anfang relativ ha,rmlos aussehen, ent- wiekeln sieh im Laufe yon vielen Tagen oder Woehen sehwere Eigerungen mit umfangreiehen OewebszerseSrungen, die allen iibliehen therapeutisehen Bemtihungen trotzen, wie aueh wir in zahlreiehen Versuehen an Itunden und Kaninehen zun~tehst immer wieder feststellen mulaten.

Bei den seit lgngerer Zeit in unserem Insgitut vorgenommenen Unter- suehungen, die zum Ziele hatten, eineNethode zur erfolgreiehenBekiimpfung der Diehlordigthylsulfidwirkung auI die Itaut zu entwiekeln, gingen wir -- wie es aueh Mun t seh getan hat -- yon der l]berlegung aus, dal3 zur LSsung dieses Problems drei Wege eingesehlagen werden kSnnen.

I. Ersehwerung oder Verhinderung des Eindringens des Diehlor- diiighylsulfids in die I-Iau~.

II. Zerst6rung des bereits in die Haut eingedrungenen Diehlordigthyl- sulfidsl

III. Dutch geeignete Behandlnng eine bereits eingetretene Haut- sehiidignng mSgliehst schnell zur Abheilung zu bringen.

Eine Ersehwernng oder ggnzliehe Verhinderung des Eindringens yon Diehlordiiithylsulfid in die Haut kSnnte dutch geeigne~e Sehutz- salben bzw. Pasten erreieht werden. Derar~ige Versuehe wurden z.B. yon Biis e her 1 vorgenommen, der -- allerdings mit reeht geringem Erfolg -- versuehte, dutch Chlorkalk enthaltende Salben, die in dicker Sehieht auf die Itaut aufgebraeht wnrden, eine rasehe Verniehtung des auf eine der- artige Stelle gelangenden Diehlordigthylsulfids zu bewirken and so das Entstehen yon Senfgasveriitzungen zu verhiiten. Es zeigte sieh jedoeh, dab selbst eine 50 % Chlorkalk enthaltende Vaseline yon Diehl0rdiiithyl- snlfid noeh durehdrungen werden kann, und dab Salben mit einem derartig hohen Chlorkalkgehalt bereits an und {iir sieh in relativ kurzer Zeit ernsge tIautsehiidigungen verursaehen. Eigene Versuehe mit naeh anderen Gesiehtspunkten hergestellten Sehutzsalben hatten ein etwas besseres,

s Biiseher, H.: Griin- und Gelbkreuz, Leipzig 1932.

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558 E. KEESEE, H. A. OELKEI~S und E. VINCKE:

jedoeh auch nieht befriedigendes Ergebnis. Die Angabe von K l a r e n - beek ~, wonaeh Aufbringen yon Glyzerin auf die Haut einen mehr- stiindigen Sehugz gegen Diehlordigthylsulfid gewiihren soll, konnte in eigenen Versuehen an Hunden, Kaninehen und Mgusen nicht besti~tigt werden. Der Wert aller derartiger Sehutzmagnahmen mug iiberhaupt fraglieh erseheinen, da die Bedeekung gr613erer K6rperIlgehen mit salben- artigen Stoffen eine Behinderung des betreffenden Mensehen darstellt.

Die Sehwierigkeit des Problems besteht vor allem darin, dab eine Sehutzsalbe nut dann praktisehe Verwendung finden kann, wenn die in ihr enthaltenen Sehutzstoffe selbst keinerlei Hautseh~Ldigung verursaehen und trotzdem so wirksam sind, dab ein sicherer und lang andauernder Sehutz der Haut bereits dureh eine sehr diinne Salbensehicht gewi~hrleistet wird. Uber Versuehe, die yon uns naeh diesen Gesiehtspunkten dureh- gefiihrt wurden, jedoeh bisher ein befriedigendes Ergebnis nieht hatten, beriehtete No l t i ng a.

Im folgenden sollen Versuehe mitgeteilt werden, die zum Ziele hatten, eine Behandlungsmethode zu linden, die, in der sogenannten Latenzzeit

- - d. h. naeh dem Eindringen des Diehlordigthylsulfids in die Haut, aber vor dem. Auftreten ernsterer Symptome -- angewandt, das Entstehen sehwerer Hautver~tzungen verhindert oder doeh wenigstens hemmt.

Bei diesen Versuehen gingen wit yon dem Gedanken aus, dat3 Di- ehlordigthylsulfid m6glicherweise doeh nieht, wie dies z.B. F l u r y 4 an- nimmt, das Gewebe so raseh sehgdigt, dal3 berei~s wenige Mira:ten naeh den: Eindringen dieses KSrpers in die Haut das Sehieksal dieser und der darunterliegenden Gewebspartien besiegelt ist. Die mehrstiindige Latenz- zeit bis zum Auftreten der ersten Erseheinungen, ferner die lange Zeit (10--15 Tage), die vergeht, his die langsam entstehende Gewebsnekrose ihre gr613te Ausdehnung gewonnen hat, k6nnen vielleieht aueh so gedeutet werden, dab das Diehlordigthylsulfid 1/~ngere Zeit in den obersten Haut- schiehten bleibt und dag erst eine liingere Beriihrung der Zellen mit diesem KSrper oder mit seinen Spaltprodukten dazu fiihrt, dal~ diese ernstlieh geseh~Ldigt werden und zugrunde gehen, -- wobei erwghnt sei, dal3 dig Frage bisher nieht entsehieden werden konnte, ob Diehlordi~thylsulfid selbst oder ob die bei der Hydrolyse bzw. bei der Oxydation entstehenden Pro- duk6e es sind, die zellscMdigend wirken (Flury4).

Unter der genannten Voraussetzung mug es m6glich skin, such noeh li~ngere Zeit naeh den: Eindringen yon Diehlordiiithylsulfid in die Hau* dutch Stoffe, dig in die Haut eindringen und die Diehlordi~thylsulfid zu zerst6ren verm6gen, ohne gleiehzeitig selbst in st~Lrkerem Grade gewebs- sehi~digend zu wirken, eine Absehwgehung d er Diehlordigthylsulfidwirkung

2 Klarenbeek, A.: Zitiert naeh Bet. d. ges. Phys. 85, 193 (1935). -- 3 Nolting: Dissertation Hamburg 1936. -- ~ Flury, F. u. H. Wieland: Z. exper. Med. 13, 368 (t921).

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zu erreichen. Nach den bisher vor]iegenden Untersuchungen wird eine rasche ZerstSrung des Dichlordigthy]su]fids auger durch Hydrolyse vor allem auch durch oxydierend wirkende Stoffe erreicht. Obwohl nach den Untersuchungen yon F l u r y ~ angenommen werden mug, dal~ die bei der ersten Oxydationsstufe des Dichlordigthylsulfids auitretenden Produkte

- - das Dichlordigthylsulfoxyd und das Dichlordiathylsulfon -- schwere Zellgifte sind, entschlossen wir uns doch, den letztgenannten Weg zu be- schreiten, da wit annehmen, dal] jede FSrderung der wahrscheinlich im Gewebe stattfindenden Oxydation des Dichlordigthylsulfids dazu f[ihrt, dab schneller Spaltprodukte entstehen, die keine Giftwirkung mehr auf- weisen. Stoffe, deren Eignung fiir diesen Zweck wir priiften, waren an anorganischen Oxydationsmi%eln Jod, Kaliumdichromat und Natrium- perborat. An organischen Stoifen w~ihlten wir Chloramin, Chinon, Me- thylenblau und Eosin. Beim Eosin hielten wit es flit mSglich, dag dieser Farbstoff im Gewebe eventttell mit Dichlordi~thylsulfid reagierendes Brom abspaltet.

Bereits die Vorversuche liegen erkennen, daf~ nut wenige dieser Stoffe geeignet waren, ngmlich Jod, Methylenblau und Eosin.

Die anderen Stoffe wirkten selbst so stark gewebsschgdigend und hatten ferner zum Tell auch toxische Resorptivwirkungen, so dal] yon ihrer Verwendung abgesehen wurde.

Als am besten geeignetes LSsungsmittel fiir die angewandten Stoffe erwies sich nach einigen Vorversuchen Glyzerin. Ausgesprochene Lipoid- 16sungsmittel wie Petrol~ther, Benzin, Chloroform, Aceton, Xylol, Toluol, Tetrachlorkohlenstoff und deren Mischungen, die vermutlich eJn rascheres Eindringen der Therapeutica in die Gewebe bewirken diirften, erwiesen sich als wenig geeignet. Wit batten im Gegenteil h~iufig den Eindruck, dal~ derartige Stoffe das Entstehen schwererVer~itzungen eher begiinstigten.

Die in der Literatur 5 erw~ihnte vorbeugende Mal~nahme, einige Zeit (20--30 Minuten) nach der Dichlordiathylsulfideinwirkung mit derartigen FettlSsungsmitteln die getroffene Hautstelle mehrfach abzuwaschen in der Hoffnung, dadurch das Dichlordiathylsulfid aus der Haut wieder herauszulaugen und so das Entstehen einer erns~eren Sch~idigung zu ver- hiiten, erscheint nach unseren Versuchen aussichtslos: Bei Kaninchen, bei denen ttautsch~idigungen dutch Dichlordiathy]suliid relativ ]angsam und auch weniger hochgradig als bei vielen anderen Tierarten auftreten, wurde dutch ein derartiges Vorgehen der Eintritt der Veratzung sogar beschleunigt; aul~erdem traten schwerere GewebszerstSrungen auf als bei Kontrolltieren, die mit diesen L6sungsmitte]n nicht behandelt worden waren. Desg]eichen zeigten sich bei derartig behandelten Tieren gewShnlich schwerere Resorptivwirkungen, an denen die Tiere nicht selten zugrunde g~ngen.

5 Muntseh, O.: Leitfaden der Pathologie und Therapie der Kampfgas- erkrankungen, Leipzig 1935.

Archiv f. experiment. Path. u. Phs.rmakol. Bd. 180. 37

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Wir verwandten daher zur vorbeugenden Behandlung yon Diehlor- diiithylsulfidsehiiden aussehliel31ieh als L6sungsmittel Glyzerin und darin gelSst als Therapeutiea Jod, Methylenblau oder Eosin.

Als Versuehstiere dienten Hunde, die sieh nach unseren Erfahrungen hierftir gut eignen, da die als Folge der Diehlordigthylsulfidwirkung auf- tretenden Hauterseheinungen den beim Mensehen auftretenden weitgehend i~hneln.

Im Laufe der in unserem Institut vorgenommenen Untersuehungen fiber Diehlordigthylsulfid 6 stellten wir fest, dag die Empfindliehkeit der Haut fiir die gleiehe Menge Dichlordigthylsulfid bei den versehiedenen Versuehshunden, aueh wenn sie anniihernd gleiehen Alters und gleieher Rasse waren, nieht unerheblieh sehwankt. Man darf daher nut mit grol~er Vorsieht sehliegen, den Heilungsverlauf einer dutch Diehlordigthylsulfid verursaehten Wunde gfinstig beeinflul]t zu haben, wenn bei einem mit irgendeinem Mittel behandelten Tier mildere Erseheinungen auftreten und rasehere Heilung erfolgt als bei dem nieht behandelten Kontrolltier. Aus diesem Grunde schlugen wit bei unseren Versuehen folgendes Ver- fahren ein:

Bei den zum Versueh verwendeten, mindestens 10 kg sehweren Hunden wurde auf dem Rficken vom Naekenansatz abwgrts eine j e naeh der GrSBe des Tieres 20--30 em lange und etwa ebenso breite Flgehe sorgfgltig enthaart. Die Entfernung der Haare gesehah fast stets dureh vorsiehtige Anwendung des Depila~oriums naeh Unna , in wenigen Fiillen dureh Rasieren. Um di~ Versuehe nieht dureh etwaige bei der Enthaarung entstandene Haut- entziindungen zu beeinflussen, wurde zuniLehst 48 Stnnden lang gewartet und der Versuch erst dann begonnen, wean die Haut wi~hrend dieser Zeit ein vSllig normales Aussehen behalten hatte. Sodann wurde mittels einer Pipette, deren Volumen 0,1 ecru betrug, auf zwei symmetriseh liegende Stellen des Rfiekens, die etwa 12--15 em voneinander entfernt waren (z. B. die beiden medianen Sehulterbla%gegenden), die gleiehe Menge (0,05 eem bei grSl3eren, 0,025 eem bei kleineren Hunden) Diehlordiiithyl- sulfid aufgetragen.

Es zeigte sieh, dab Diehlordiiithylsulfid relativ raseh in die Haut einzog, so dal~ meistens etwa naeh 10--15 Minuten nur noeh eia mattgl~nzender, 5--10 qcm grol?er Fleck siehtbar war. Bei einigen Tieren dauerte das Einziehen des Diehlordi~thylsulfidtropfens in die Haut etwas liinger. Sehr hiiufig traten in der ersten halben Stunde leichte RStung und leiehtes IDdem des von Diehlordi/~thylsulfid benetzten Bezirkes auf, jedoeh waren diese Erseheinungen regelmgl~ig am ngehsten Tage wieder versehwunden. In den meisten Versuchen wurden die Reste des noeh auf der Haut vor- handenen Diehlordigthylsulfids 30 Minuten, in anderen 15 Minuten, ge-

Strunek, G.: Dissertation, Hamburg 1935; U. Braun: Dissertation, Hamburg 1935; H. Hohlbaueh: Dissertation, tIamburg 1935.

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legentlich auch erst 60 Minuten nach dem Aufbringen dureh griindliehes Abwaschen der beiden Xtzstellen mit w~ssrigem Chlorkalkbrei entfernt und die Tiere mit einem Schutzverband versehen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die Tiere sorgf~ltig festgehalten, urn jedes Lecken und Kratzen an den Xtzstellen zu verhindern. Wit iiberzeugten uns bei mehreren Tieren, dab beide Stellen, falls sie unbehandelt blieben oder gleichartig behandelt wurden, hinsichtlich des Verlaufs der eintretenden Schadigung sehr weitgehend iibereinstimmten. Friihestens nach 24--48 Stunden, ge- legentlich jedoch erst am 5. oder 6. Tage entstanden an den mit Dichlor- digthylsulfid behandelten Stellen eiternde Wundflgchen, ohne dab an den vorhergehenden Tagen irgendwelche deutlich naehweisbaren Entziindungs- erscheinungen (RStung, Schwellung, Druckschmerz) aufgetreten wgren. Die weitere Entwicklung entsprach dem am Menschen beobaehteten und z.B. von Biiseher 1 ausfiihrlich beschriebenen Verlauf. Wurden die Tiere taglich frisch verbunden, wobei die Wunden jedesmal mit Wasserstoff- superoxydlSsung (3--5 %ig) griindlieh gespiilt und danach mit Rivanol- kompressen, Vaseline oder trocken verbunden wurden*, so vergingen in der Regel 20--30 Tage bis zur vollstgndigen Heilung. Jedoch kamen gelegentlich Heilungen bereits nach' 12 Tagen ebenso wie auch solche erst nach 40--50 Tagen vor.

Fiir die Friihbehandlung, d.h. Beeinflussung der Dichlordigthyl- sulfidwirkung im Latenzstadium, erwiesen sich nach unseren Vorversuchen LSsungen yon Jod, yon Methylenblau oder von Eosin in Glyzerin als ge- eignet.

Bereits in den ersten Versuchen gelang es, dutch Aufbringen einer 1%igen Methylenblau-GlyzerinlSsung 15 Minuten nach der Einwirkung des Dichlordiathylsulfids das Auftreten einer eigentlichen Nekrose vSllig zu verhindern. Wurde die MethylenblaulOsung 30 Minuten nach der Einwirkung des Dichlordiathylsulfids aufgetragen und die betreffende Stelle t~tglich mit dieser L5sung verbunden, so entstand ebenfalls keine so ausgesprochene IN@rose mit schwerer Eiterung wie an der Kontroll- stelle, sondern nut ein oberflgchlicher Hautdefekt von geringer Flachen- ausdehnung, der nur wenige Tage ein spiirliches eitriges Sekret absonderte. Ganz ~hnlich verliefen entsprechend ausgefiihrte Versuehe mit Jod-Glyzerin und Eosin-Glyzerin, wobei letzteres indessen eine deutlich schw~ehere Wirkung zeigte. Alle drei Mittel bewirkten jedoch iibereinstimmend, dal~ der }tautdefekt auf der behandelten Stelle stets einige Tage spiiter auftrat als an der unbehandelten. Von dem Tage des Auftretens eines eitrigen Sekrets an wurde das betreffende Mitte] abgesetzt und die Be- handlung genau so durchgefiihrt, wie bei tier unbehandelten Kontroll- stelle. Es wurden also jetzt bei den Tieren beide Stellen bei dem taglichen

* Die Art des Wundverb~ndes (feuoh[e BehCndlung, Sr oder Trocken- verbund) richtete sich nuch dem Aussehen der Wunde (vgl. die spgteren Angaben).

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Verbandwechsel mit Wasserstoffsuperoxydl6sung gespNt und darauI wie oben besehrieben verbunden.

Naehdem Kontrollversuehe gezeigt hatten, dal~ die Anwendung yon Glyzerin allein keinen Nutzen bringt, untersuchten wir, ob aueh bei noeh l~ngerer Einwirkungszeit des Dichlordi~thylsulfids die genannten Mittel eine stgrkere Gewebszerst6rung zu verhindern verm6gen. Unter ,,Ein- wirkungszeit" verstehen wir .hierbei die Zeit vom Aufbringen des Diehlor- diithylsulfids his zum Einsetzen der Behandlung. -- Naeh den Angaben yon F l u r y 4, yon Bt tscher 1 und anderen tre~en die ersten objektiv wahr- nehmbaren Erseheinungen (RStung) frithestens etwa 2 Stunden naeh der Einwirkung dieses Kampfstoffes auf. Mit subjektiven Besehwerden ist erst naeh noeh l~ngerer Zeit, friihestens wohl naeh etwa 4 Stunden, zu reehnen.

Wit veritzten daher Hunde in der oben gesehilderten Weise mit Diehlordiithylsulfid, dessert Reste naeh 30--40 Minuten dutch Abwasehen der Haut mit Chlorkalkbrei entiernt wurden und braehten zungehst erst 1 Stunde spiter die betreffenden Mittel zur Anwendung. Es zeigte sieh, dal~ bei diesem Vorgehen stets naeh einigen Tagen Hautsehidigungen auf~raten, jedoeh trat an den mit Jod-Glyzerin oder Methylenblau-Glyzerin behandelten Stellen eine wesentlieh geringere Eiterung auf als an der un- behandelten Kontrollstelle; desgleiehen hatte die Gewebsnekrose einen viel kleineren Umfang und heflte raseher ab. Keinen deutliehen Einflul3 hatte bei diesen Versuehen mit einstiindiger Einwirkungsdauer des Di- ehlordiithylsulfids die Friihbehandlung mit Eosin-Glyzerin. Das giinstigste Ergebnis wurde dutch eine Kombination yon Jod-Glyzerin und l~{etlaylen- blau-Glyzerin erzielt. Die Behandlung eriolgte hierbei in der Art, dal~ die zu behandelnde Stelle zun~ehst mit Jod-GlyzerinlSsung und 15 Minuten sparer mit Methylenblau-GlyzerinlSsung eingerieben wurde. Ansehlieltend wurde die Stelle mit einer mit 5{ethylenblau-Glyzerinl6sung getrinkten ~[ullkompresse verbunden und dieser Verband tiglieh erneuert.

Diese Behandlungsart erwies sieh aueh am wirksamsten bei Versuehen, bei denen die Eiawirkungszeig des Diehlordiithylsulfids 4 bzw. 5 Stunden betrug. Es zeigte sieh hierbei, dal~ an den unbehandelten Kontrol!stellen am 2. oder 3. -- in einem Falle am 4. Tage -- eine zungehst oberfl~ehliehe, in den folgenden Tagen jedoeh raseh naeh den Seiten und in die Tiefe sieh ausdehnende Gesehwiirsbildung mit starker Eiterung aufcrat. Bei den mit Jod-Glyzerin und ansehliel~end mit Methylenblau-Glyzerin behandelten Stellen war ein Hautdefekt friihestens am 3. Tag, mitunter erst am 9. Tag festzustellen. Es kam dann ebenfalls zur Eiterung und zu einem Gr613er- werden des Gesehwtirs, jedoeh blieben diese Stellen stets an Ausdehnung und Tiefe der GewebszerstSrung sehr deutlieh hinter den entspreehenden Kontrollstellen zurtiek. Die Zeit, die dann bis zur vollst~tndigen Aus- heilang verging, war Mlerdings eigenareigerweise nieht wesentlieh kiirzer als bei den Kontrollstellen. Die Vorteile, die diese Behandlung braehte,

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bestanden also im wesentlichen in dem sp~teren Einsetzen der Nekrose sowie darin, da$ diese kleiner und oberfl~chlicher blieb.

Eine Stiitze fiir die Annahrae, dal] diese Behandlungsart nicht nur bei Hunden, sondern auch beira Menschen rait Erfolg angewendet werden kann, bietet der Verlauf einer Dichlordi~thylsulfidveratzung, die sich versehent- lich einer unserer Mitarbeiter zuzog und bei dernur eine ganz oberfl~chliche I-Iautschgdigung auftrat. Allerdings kann fiber die Menge Dichlordigthyl- sulfid, die eingewirkt hatte, nichts Genaues ausgesagt werden. Wahr- scheinlich war sie sehr gering, denn die ersten subjektiven Beschwerden (Brennen und Jucken) traten erst nach 14 Stunden auf; die Behandlung rait Jodglyzerin und Methylenblauglyzerin setzte nach 18 Stunden ein. Zu dieser Zeit war objektiv zieralich intensive unscharf begrenzte R5tung und leichte Schwellung einer etwa 1,5 cra breiten und 4 cm langen Haut- fl/iche (Innenseite des Mittelfingers) festzustellen. Ira weiteren Verlauf kara es am Rande dieser Hautstelle zur Ausbildung stecknadelkopfgrol]er Blaschen, die bald eintrockneten. Ira Laufe yon 13 Tagen sch~lte sich die Oberhaut vollst~ndig ab. Die darunter liegende Fl~che war bereits iiber- h~utet. Die Behandlung rait Methylenblauglyzerin wurde w~hrend der ganzen Zeit fortgeftihrt (taglich zweiraalige Erneuerung des Verbandes), zuraal der Patient angab, dal~ hierdurch Juckreiz und Brennen gemfldert bzw. zura Verschwinden gebracht wiirden.

Trotz der Eriolge, welche die geschilderte Behandlungsraethode aufwies, kara es doch iraraer noch, wie beschrieben, zur Ausbildung eiternder Wunden, deren Heilungstendenz schlecht war: Wit nahraen daher frtiher begonnene Versuche 6 wieder auf, urn eine Behandlungsart zu finden, die eine raSglichst rasche Abhei!ung bereits ausgebildeter Senfgaswunden bewirkt.

Fitr die Behandlung yon Senfgaswunden erapfieh!l~ MuntschS: feuchte Behandlung -- besonders rait Natriurahypochlorit, Chlorarain, Kalinraperraanganat -- in Form yon Waschungen, B~dern oder Beriese- lungen. Die erw/ihnten Mittel verraSgen etwaige Senfgasreste zu zerstSren und wirken weiter antiseptisch, so dal~ die MSglichkeit einer Sekund~r- infektion der Wunde stark eingeschr~nkt wird. -- Fiir die Nacht empfiehlt Mun t sch Verb/~nde rait reiner Vaseline.

Bi ischer 1 warnt insolern vor der vorwiegend feuchten Behand]ung der Senfgasver~tzungen, als "durch sie die uragebende Haut raazeriert werden ]<ann; er beobachtete nicht selten, da/] bei ~euchter Behandlung ausgedehnte Wundfl/ichen, die zur Sekund/irinfektion neigen, auftreten. Dieser Warnung raiissen wit uns auf Grund unserer Erfahrungen an Mensch und Hund anschliel~en.

W~hrend Bi ischer u.a. -- erfolglos -- mit ttilfe yon schwachen Atzraitteln die Nekrose des durch Senfgas gesch~digten Gewebes zu be- schleunigen und so eine raschere Abstol]ung der nekrotischen Massen

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und schnellere Reinigung der Wundfl/iche zu erzielen beabsichtigte, suchten wir Mittel, die die tIeilung bereits ausgebildeter Senfgasver~tzungen dadurch besch]eunigen, dal~ sie der Tendenz der Senfgasnekrose, sich rage und wochen]ang immer mehr auszudehnen, entgegenwirken und die tiefer gelegenen, noch gesunden Zellen zu einer gesteigerten Abwehrt~tigkeit anregen. Hierbei verwendeten wit anfangs 0,1--0,4%ige LSsungen yon Chinosol oder alkalische Salben. Jedoch gelang es mit ihnen ebensowenig, die Granulationsbildung anzuregen, wie mit Viganto]lebertran 7 oder mit Li~rehenharzsalbe s. Dagegen erzielten wit gelegentlich eine Heildauer yon nur 14 Tagen, wenn die Wunden t~glieh mit 6--10 Einheiten Insulin (Leo) berieselt wurden.

Recht gute Erfolge bat ten wir ferner bei Behandlung der Wunden mit Methylenblau-Traubenzuckerl5sungen (,,Chromosmon"). Die Wirkung des Traubenzuckers mag bei dieser Behandlung darauf beruhen, da$ er, in hypertonischer LSsung auf die Wunde gebracht, bier einen lebhaften S~ftestrom bewirkt, der mit einer vermehrten Durchblutung des Gewebes verbunden ist 9. Hierdurch diirite einerseits die Abstol3ung der Nekrosen besehleunigt und andererseits die Granulationsbildung angeregt werden. Ferner darf angenommen werden, dal~ der Tra.ubenzueker als Niihrmateria] fiir das Wundgewebe dient.

Methylenblau vermag nach D e u t s c h und Weiss 1~ die Oxydation yon Produlcten des Kohlehydratstoffwechsels zu steigern; ferner wirk~ es antiseptisch, so dal3 erwartet werden darf, dag es einer Sekund~irinfektion der Wunden vorbeugt, -- sowie analgetiseh n -- ein weiterer Vorteil, da Analgetiea entziindungshemmend wirken 12 (vgl. hierzu aueh die Versuehe B i i s e h e r s (1. e. S. 133) mit Lewisit naeh Vorbehandlung der Haut mit intraeutaner Injektion einer NovoeainlSsung). Sehliel31ich sei erw~ihnt, dal~ von russiseher Seite gute Erfahrungen mit Methylenblau -- in Ver- bindung mit Coeain -- beiVergtzung der Atemwege dutch Senigas w~hrend des Krieges gemaeht women sin&

Die Erfolge der Behandlung yon Senfgaswunden mit Nethylenblau allein waren unsieher. Der Farbstoff sehien weder auf die Granulations- bildung noch auf die Epithelisierung einen nennenswerten Einflu8 aus- zuiiben.

Es wiirde zu welt ftihren, alle therapeutisehen Mal3nahmen, mit denen wir uns im Laufe der Zeit besch~iftigten und die wit als unbefriedigend wieder aufgaben, aufzuftihren. Es sei nut erw~ihnt, dal~ wir in einigen Fallen eine gewisse giinstige Beeinflussung der Wundheilung dutch eine yon den Desitin-Werken hergestellte Honigsalbe sahen. _&Is beste Be-

7 L6hr, W.: Chirurg. 6, 263 (1934). - - s M~ller-IVieernaeh, O.: ~iinch. reed. Wschr. (1934), S. 405. - - 9 I-Ioltz, F.: Ebenda (1932), S. 1189. - - 10 Deutsch ,F . u. E.Weiss: Wien. klin. Wschr. (1934), S. 90. -- 11 I41emperer, O. u. E. Rost: Arzneiverordnungstehre, Berlin 1929. -- is Spiess, G.: Miinch. reed. Wschr. (1906), S. 345; A. N. Bruce : Arch. f. exper. Path. 63, 424 (1910).

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handlungsmethoden erwiesen sich uns in einer grol~en Zahl yon Versuchen an fund 40 Hunden fo]gende Verfahren:

Es wird t~glich nut ein Verbandwechse] vorgenommen und die Wnnde mit einer 3--5%igen WasserstoffsuperoxydlSsung gewaschen. Hierbei werden Eiter, Gewebsfetzen, Krusten usw. fortgespfilt. Danach wird die Wunde dureh vorsiehtiges Abtupfen getroeknet. Auf frisehe Wunden wird nun eine Kompresse gebracht, die mit Hametumextrakt bzw. Arnika- tinktur (Dr. W. Sehwabe, Leipzig) -- 1 : 2 bis 1 : 3 mit Wasser verdfinnt -- getr~ntct ist. Sodann wird ein loekerer Verband angelegt.

In einigen Fgllen trat hierbei eine Besserung oder doch wenigstens nieht die iibliehe weitere Versch]immerung wie bei den nut mit Wasserstoff- superoxydlSsung gespiilten und dann troeken oder mit Rivanolkompressen (l~ RivanollSsung) verbundenen Wunden ein. In der Mehrzahl der F~lle kam es naeh einigen Tagen zu sehwerer Eiterung, die freilieh sparer und schw~cher aufzutreten pflegte als an den Kontrollstellen. Bei derartigen sehwer eiternden Wunden wurden die feuehten Kompressen dureh eine dicke Salbenschieht ersetzt, die aus 20 ~ igem Hametumextrakt in Eueerin. anhydric, bestand (Eucerin. anhydrie, hatte unter den von uns geprfiften Salbengrundlagen weitaus die beste Wirkung). Die Folge dieses Vorgehens war regelm~ig, dal~ nach mehreren Tagen, nicht selten bereits nach 24 Stunden, die Eiterung erheblieh nachliel~ bzw. fast vSllig aufhSrte. Die Salbenbehandlung wurde so lange fortgesetzt, his entweder Heilung eingetreten war oder bis sieh nach einiger Zeit herausstellte, dal] durch diese Behand]ungsart kein weiterer Fortschritt der Heilung zu erzielen war. In solchen F~llen gingen wit dann wieder zur Behandlung mit feuehten Kompressen fiber.

Ein genaues Schema ffir die Therapie l~l]t sich somit nieht aufstellen. Naeh unseren Erfahrungen ist die Behandlung mit :[euehten Kompressen angezeigt, wenn die Wunde relativ geringe Mengen eines gelblichen, zu Gerinnung und Krustenbildung neigenden Sekretes s~bsondert. Zeigen die Wnnden dagegen starke Eiterbildung und ist der Grund der Wunde mit schmierigen, iibelrieehenden Gewebsfetzen belegt, so bringt die Salben- behandlung mehr Nutzen als di~ feuehte.

In weiteren Versuchen wurde die oben beschriebene Frtthbehandlung mit den eben geschilderten Mal~nahmen mit gutem Erfolg kombiniert. Die Dichlordi~thylsulfidver~tzungen traten mehrere Tage sp~iter als normal auf, erreichten einen geringeren Umfang und heilten raseher. So zeigte sich z. B. bei einem Tier, bei dem die Einwirkungszeit des Dichlordi~thyl- sulfids 1 Stunde betragen hatte, an der Kontrollstelle die erste Geschwiirs- bi]dung am 4., an der mit Jodglyzerin undMethylenblauglyzerin behandelten Stelle erst am 6. Tage. Bis zur Ausheilung brauchte die Kontrollstelle 44 Tage, w~hrend die behandelte Stelle nach 17 Tagen vSllig abgeheilt war. Bei zwei anderen Hunden mit ffinfstfindige r Einwirkungszeit des DiehIordi~thy]su]fids begann an den Kontrollstellen die Eiterung nach 1

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bzw. naeh 4 Tagen, an den beiden behandelten Stellen dagegen erst naeh 7 Tagen. Die Kontrollstellen waren nach 22 bzw. 28 Tagen geheilt, wiihrend die Ausheilung der behandelten Stellen nut 13 bzw. 15 Tage erforderte. Eine Reihe entspreehender Versuehe zeigte einen ghnlichen Verlauf.

SehlieNich wurde noch ein yon der Firma W. Schwabe hergestelltes sogenanntes ,,Wnndwasser Traumaflid", eine Kombination yon Wasser- stoffsuperoxyd, Aluminiumacetat, Hamamelisextralct und Arnikatinktur, geprfift. Kompressen mit diesem Prgloarat, das 1 : 1 bis 1 : 3 mit Wasser verdiinnt wurde, bewirkten sehr schnell ein Nachlassen der Eiterung und ehle Reinigung der Wunde, besonders wenn diese abwechselnd mit der oben erwghnten Hamamelissalbe verwendet wurden. War die Wunde nut noeh einige qcm grog, so liel~ sich eine auffi~llig rasche Epithelisierung dutch Traumaflidpaste (,,Traumaflid" in Zinkpaste) erreichen. H~ufig war hierbei nach 2- bis 3tggiger Anwendung die Wunde vSllig geschlossen. Traumaflidsalbe (,,Traumaflid" in Lanolin und Vaselin) erwies sich dagegen als ungeeignet; an ihrer Stelle verwendeten wir, wie erwghnt, Hamamelis- salbe (HametumexCrakt in Eueerin). Erwiihnt sei noeh, dal~ im fort- geschritteneren Stadium der Wnndheilung vor der Anwendung feuehter Kompressen die Wundr~nder mit einer Schicht yon IIamamelissalbe bedeckt wurden. Hierdurch wurde verhindert, daft die den Wundrand umsiiumenden Granulationen beim Verbandweehsel zerstSrt wurden. Aul3erdem wurde auf diese Weise die Wnndumgebung vor Mazeration dutch die feuchten Verb~nde geschfitzt.

Besprechung der Yersuchsergebnisse.

Jod bzw. Nethylenblau, in Glyzerin gelSst und ~uf Hautstellen gebracht, die mit Dichlordi~thylsulfid benetzt worden sind, bewirken, d~l] Seh~digungen bzw. Nekrosen sparer und in einem geringeren Grade auftreten als an unbehandelten Kontrollstellen. Eine Erkl~rung hierffir kann einmM darin erblickt werden, dal~ die beiden Stoffe das in die Haut eingedrungene Diehlordiiithylsulfid dureh Oxydation zerstSren. Zum mindesten kann dies vom Jod angenommen werden. Versuehe fiber eine Oxydation yon Diehlordigthylsulfid dutch Methylenblau liegen nieht vor, doch mSehten wir diese MSgliehkei~ auf Grund der Eigensehaften dieses KSrpers flit gegeben halten. Ferner ist as denkbar, dal~ Methylenblau das Gewebe in seinem Bestreben, das Diehlordigthylsulfid zu zerstSren, unterstfitzt. Dies kSnn~e z. B. bereits dadureh gesehehen, dal] Methylenblau den Zellstoffweehsel anregt, wie aus den Mitteilungen versehiedener, zum Tell bereits genannter Autoren hervorgeht m. Methylenblau wirkt ferner analgetiseh und entzfindungshemmend.

la Vgl. auch Jares, J. : Zitiert na.eh Ber. d. ges. Phys. 88, 365 (1935); G. Gros- curth u. R. Havemann, Dtsch. reed. Wschr. 41 (1935).

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Zur Prophylaxe und Therapie yon Senfg~ssch~digungen'der Huut. 567

Vom Jod wissen wir ferner, dab es eine Hyper~mie der Hautste]le, auf die es gebracht wird, und des benachbarten Gewebes verursacht. Durch diese vermehrte Blutzufuhr dfirfte ebenfalls eine Steigerung des Zellstoffwechsels bewirkt werden. Freilich batten Versuehe, dutch Her- vorrufen einer Hyper~mie (als Fo]ge der Einwirkung yon ~therischen 01en oder yon Vereisung)eine /~hnlieh gfinstige Wirkung wie durch Jod und Methylenb]au zu erreichen, kein gleich gutes Ergebnis; es miissen daher zur Erkl~irung der Wirksamkeit des J0ds noch andere, spezifische Eigen- sehaften herangezogen werden. Hierbei kann es sieh nieht um seine anti- septisehe Wirksamkeit handeln, da in mehreren Versuehen, bei denen gleieh naeh Dichlordi~thy]snlfideinwirkung die betreffende Hautstelle mit Ri- vanol (Kompresse mit l~ LSsung) verbunden wurde, eine Eiterung yon gleicher Sehwere wie an der nieht so behandelten Stelle eintrat.

Wir glauben daher annehmen zu diirfen, dab es die besonderen, oben besprochenen Eigensehaften yon Jod und Methylenblau sind, auf die der giinstige EinfluB der Friihanwendung dieser Stoffe zurfickgeffihrt werden mull. Bei der Behandlung der eiternden Wunden mit Hamamelisextrakt, Arnikatinktur, ttamamelissalbe, Traumaflid usw. ist eine Erkl~rung ffir die gfinstige Wirkung dieser Stoffe wohl darin zu erblicken, dal] es sieh um relativ schwach wirkende Antiseptika und Adstringentien handelt, die -- was uns das Wesentliche zu sein seheint -- nicht einen starken Reiz fiir die Wnnden darstellen, dutch den die Pathobiose gefSrdert bzw. in Nekrobiose umgewandelt werden kann. Dies hervorzuheben, scheint uns besonders wiehtig, da wir im Verlanfe unserer Untersuehungen immer wieder feststellen mu~ten, da] die Anwendung yon st~rkeren Des- infizientien, Adstringentien oder gar yon Atzraitteln nut zu Versehlimme- rungen der Wunden fiihrte.

Zusammenfa s sun g .

Es wird fiber eine Frfihbehandlungsmethode berichtet, die bei Hunden noch 5 Stunden nach erfolgter Einwirkung des Dichlordigthylsu]fids in der Weise wirksam war, daI] mit einer betrgchtlichen Verz5gerung ver- hgltnismgl]ig geringe Hautsehgdigungen auftraten.

Dutch die Kombination dieser Frithbehand]ung mit daran an- sehliel~enden anderen von uns erprobten therapeutisehen Mal~nahmen gelang es, eine wesentliehe Abkfirzung der Heildauer yon Wunden zu er- zielen, die durch Dichlordi~ithylsulfid verursacht worden waren.