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530 A. ~ i e t h a m m e r, [Zeitschr. f. Untersuchung ! der Lebensmittel. Zur Verwendung der Formoltitration bei der Beurteilung yon Lebensmitteln. Yon Anneliese l~iethammer. Mitteilung aus dem Institute f'iir Botanik, Warenkunde und Technische Mikroskopie der Deutschen Technischen Hochschule 1)r~g. [Eingegangen am 27. Mal 1929.] T il 1 m a n s und K i e s g e n haben in Dieser Zeitschrift 1) tiber die Formolitrierung bei Honigen berichtet. Sie konnten in ihren u zeigen, daft die Formoltitrie- rung ein sehr bequemes und praktisches Hilfsmittel ist, um echten Naturhonig und Kunst- honig voneinander zu unterscheiden. Die Formoltitrierung beruht auf der Bestimmung der Aminoshuren. Die meisten natiirlichen proteinhaltigen Lebensmittel dtirften Aminos~uren ftihren, die durch die Formoltitrierung faBbar sind. Bei den entsprechenden Kunstprodukten fehlen die Aminosi~uren. Auf dieser Erkenntnis ruben die praktischen Untersuchungen. Das genaue Yerfahren der Titration ist in tier genannten Arbeit so eingehend besehrieben~ dab sich hier ein Eingehen eriibrigt and auf das Orginal hingewiesen werden kann. Es ist hbchstens im Anschlusse an Tillmans nochmals darauf hin- zuweisen, dab wir bei dieser Art der Durchftihrung-natiirlich keine quantitativen Er- gebnisse erwarten dtirfen. Bei praktischen Untersuchungen, woes hauptsi~chlich auf relative Werte ankommL spielt diese Tatsache aber keine Rolle. Bei unserer Arbeit, die sich mit der Mikroskopie der bbhmischen Honige be- schi~ftigte'~)~ hatten wir Gelegenheit' ~ die verschiedensten Honige kennen zu lernen. Yor allem war der so tiberaus versehiedene Pollengehalt der einzelnen Proben auf- fallend. In manchen Honigen war nur ganz vereinzelt Pollen zu finden, in anderen wimmelte es geradezu yon Pollen. Es erschien nieht uninteressant zu prafen, ob sich zwischen pollenreichen und pollenarmen Proben auf Grund der chemischen Untersuchung ein Bewertungsunterschied ergibt. Wir whhlten zur chemischen Untersuchung in erster Linie die Formoltitrierung, da diese zahlenmi~Bige und vor allem abgestufte Ergebnisse liefert. Da der Pollen hl~ufig sehr reich an EiweiBstoffen ist, kann theoretisch durch diesen Umstand auch eine Yerschiebung der Titrationswerte erfolgen. Im AnschluB an die Formoltitrierung wurde bei jeder Probe noch die bekannte Fiehe'sche R e a k t i o n ausgeftihrt. Tillmans und Kiesgen geben far Honig folgendes als wichtig an: Handelt es sich um ein Kunstprodukt, so tritt nach dem Zusatz der Formoll0sung entweder keine Entfarbung ein, oder es geniigen wenige Tropfen des ~atriumhydroxydes, um die F~rbung wieder hervorzurufen. Bei einem ~aturhonig tritt sofort Entf~rbung ein, und es ist stets eine grbBere Menge yon ~atrinmhydroxyd notwendig, nm die F~rbung wieder hervorzurufen. Gew0hnlich werden 1--2, manchmal anch 3 ccm ben0tigt. Wir stellen nachstehend unsere Werte, die bei der Formottitrierung ermittelt wurden, zusammen; im Anschlusse daran bringen wir auch die Ergebnisse der Fiehe'schen Reaktion. 1) Diese Zeitschrift 1927, 58, 131. ~) Diese Zeitschrift 1929, 57, 537.

Zur Verwendung der Formoltitration bei der Beurteilung von Lebensmitteln

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Page 1: Zur Verwendung der Formoltitration bei der Beurteilung von Lebensmitteln

530 A. ~ i e t h a m m e r, [Zeitschr. f. Untersuchung ! der Lebensmittel.

Zur Verwendung der Formoltitration bei der Beurteilung yon Lebensmitteln.

Yon

A n n e l i e s e l ~ i e t h a m m e r .

Mit te i lung aus dem I n s t i t u t e f'iir Bo tan ik , W a r e n k u n d e und Techn i sche Mik roskop i e der D e u t s c h e n T e c h n i s c h e n Hochschu le 1)r~g.

[Eingegangen am 27. Mal 1929.]

T il 1 m a n s und K i e s g e n haben in Dieser Zeitschrift 1) tiber die Formolitrierung bei Honigen berichtet. Sie konnten in ihren u zeigen, daft die Formoltitrie- rung ein sehr bequemes und praktisches Hilfsmittel ist, um echten Naturhonig und Kunst- honig voneinander zu unterscheiden. Die Formoltitrierung beruht auf der Bestimmung der Aminoshuren. Die meisten natiirlichen proteinhaltigen Lebensmittel dtirften Aminos~uren ftihren, die durch die Formoltitrierung faBbar sind. Bei den entsprechenden Kunstprodukten fehlen die Aminosi~uren. Auf dieser Erkenntnis ruben die praktischen Untersuchungen.

Das genaue Yerfahren der Titration ist in tier genannten Arbeit so eingehend besehrieben~ dab sich hier ein Eingehen eriibrigt and auf das Orginal hingewiesen werden kann. Es ist hbchstens im Anschlusse an T i l l m a n s nochmals darauf hin- zuweisen, dab wir bei dieser Art der Durchftihrung-natiirlich keine quantitativen Er- gebnisse erwarten dtirfen. Bei praktischen Untersuchungen, w o e s hauptsi~chlich auf relative Werte ankommL spielt diese Tatsache aber keine Rolle.

Bei unserer Arbeit, die sich mit der Mikroskopie der bbhmischen Honige be- schi~ftigte'~)~ hatten wir Gelegenheit' ~ die verschiedensten Honige kennen zu lernen. Yor allem war der so tiberaus versehiedene Pollengehalt der einzelnen Proben auf- fallend. In manchen Honigen war nur ganz vereinzelt Pollen z u finden, in anderen wimmelte es geradezu yon Pollen. Es erschien nieht uninteressant zu prafen, ob sich zwischen pollenreichen und pollenarmen Proben auf Grund der chemischen Untersuchung ein Bewertungsunterschied ergibt.

Wir whhlten zur chemischen Untersuchung in erster Linie die Formoltitrierung, da diese zahlenmi~Bige und vor allem abgestufte Ergebnisse liefert. Da der Pollen hl~ufig sehr reich an EiweiBstoffen ist, kann theoretisch durch diesen Umstand auch eine Yerschiebung der Titrationswerte erfolgen.

Im AnschluB an die Formoltitrierung wurde bei jeder Probe noch die bekannte F i e h e ' s c h e R e a k t i o n ausgeftihrt.

T i l l m a n s und K i e s g e n geben far Honig folgendes als wichtig an: Handelt es sich um ein Kunstprodukt, so tritt nach dem Zusatz der Formoll0sung entweder keine Entfarbung ein, oder es geniigen wenige Tropfen des ~atriumhydroxydes, um die F~rbung wieder hervorzurufen. Bei einem ~aturhonig tritt sofort Entf~rbung ein, und es ist stets eine grbBere Menge yon ~atrinmhydroxyd notwendig, nm die F~rbung wieder hervorzurufen. Gew0hnlich werden 1--2, manchmal anch 3 ccm ben0tigt.

Wir stellen nachstehend unsere Werte, die bei der Formottitrierung ermittelt wurden, zusammen; im Anschlusse daran bringen wir auch die Ergebnisse der F i e h e ' s c h e n R e a k t i o n .

1) Diese Zeitschrift 1927, 58, 131. ~) Diese Zeitschrift 1929, 57, 537.

Page 2: Zur Verwendung der Formoltitration bei der Beurteilung von Lebensmitteln

58. Band. ] Oktober 1929.J A. Ni e t h a m m e r Formoltitration bei Lebensmitteln. 531

F0rmoltitration, F i e h e's che Nr. Pollengehalt Verbrauch an ccm Reaktion

0,1 n NaOtt

1 2 3 4 5 6

7 .

8 9

gering sehr gering mittelm~Big

,,. germg

mittelm~Big sehr gro]

mittelm~l]ig sehr grot]

1,2 0,3 0,6 2,2 1,2 2,8 5,0 2,8 3,8

negativ positiv

negativ

,7

In Ubereinstimmung mit den Angaben yon T i l l m a n s finden wir~ daf~ dort, wo die F i e h e ' s c h e Reaktion negativ ist, auch ein bedeutend gr61~erer Verbrauch an Natronlauge zur Wiederherstel lung der Rosaf~rbung zu verzeichnen ist als bei den Proben, wo die F i e h e ' s c h e Reaktion positiv war. Die beiden Proben, die eine positive F i e h e ' s c h e Reaktion gaben, weisen Titrationswerte auf, die unter 1 liegen.

Zwischen e i n e m geringen und normalen Pollengehalt der IIonigproben zeigen die Titrationswerte, soweit unser Material reicht, keine Gesetzmi~l~igkeiten. Nur die beiden Proben, die einen ungew0hnlich hohen Pollengehalt erkennen lassen, geben aueh sehr hohe Titrationswerte. Bei Probe Nr. 3, die zwar einen mittleren Pollen- gehalt zeigt, aber eine positive F i e h e ' s c h e Reaktion aufweist, handelt es sich um einen russischen ttonig~ dem wahrscheinlich kanstlich Pollen zugeben worden waren.

Unsere Untersuchungen zeigen jedenfalls in Fortsetzung tier Arbeiten yon T i l l m'a n s und K i e s g e n , dal~ die Formolti tr ierung ein i~u$erst bequemes iti lfsmittel zur Beurteilung yon Honigproben ist. u kann sie auch bei Zuckerfiitterungshonigen, tiber deren Bewertung erst jtlngst F i e h e ~) berichtet hat, gute und unterschiedliehe Ergebnisse liefern.

Im Anscblul~ an die Arbeiten sei noch ganz kurz darauf hingewiesen, dab die Formol- titrierung auch bei der Bewertung yon K a k a o p r o b e n gewisse Anhaltspunkte gibt. Bei tier Zugab e yon Schalen zu Kakaopulvern spielt das Verhi~ltnis yon Protein zu Rohfaser eine hervor- ragende Rolle. Sind viel Schalen vorhanden, so steigt der Rohfasergehalt aufKosten des Gesamt- Proteingehaltes. Ein Ubelstand bei dieser Titrierung yon Kakaoproben ist deren starke Eigen- fiirbung. Wir halfen uns so, dail wir auf 0,1 g Kakaomasse 100 gWasser zugaben. Die Auf- schwemmung wurde gut durchgekocht. Sonst erfolgte die Titrierung in der iiblichen Weise.

Verbrauch an ccm Probe n Na OH

Kakao, rein, yon A. G. M e i n l , Prag . . . . . . 1,1 Derselbe mit 50% Schalen . . . . . . . . . . . 0,4 Kakao, rein, yon O r i o n , Prag . . . . . . . . 1,0 Derselbe mit 50% Schalen . . . . . . . . . . 0,6 Kakao, rein, yon Y e l i m , Prag . . . . . . . . 1,1 Derselbe mit Schalen . . . . . . . . . . . . 0,7 Reine Schalen . . . . . . . . . . . . . . 0,4 Probe aus der Praxis, wegen Schalen beanstandet . 0,8

Die ermittelten Unterschiede sind gering und kbnnen nattirlich keine quantita- tive Beurteilung erm0glichen. Ffir die Zwecke einer raschen und vor allem bequemen Vorprafung sind sie aber sicher brauchbar.

~) Diese Zeitschrift 1928, 65, 169.