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321 Zusatz fiber die Folgen der Unterbindung des Aus- fiihrungsganges tier Bauchspeicheldrfise und andererDriisen. Von G. Rieker. In der voranstehenden Abhandlung yon W. K n a p e ist der Nachweis er- bracht, da~ die eintache Gangunterbindung beim Kaninehen eine •nderung des peripankreatischen Fettgewebes herbeiffihrt, die eine Einwirkung von Lipase beweist und nur durch eine Beimengung von solcher zur Gewebsflfissigkeit in der Umgebung der Drfise erkl~rt werden kann. Es ist nun bestimmt anzunehmen, dalt nieht nut die Lipase die Drfise verl~t, sondern auch die anderen Saftbestandteile, um so mehr, als sie, wie K n a p e be- tont, keine Zellen zu passieren brauehen, sondern zwisehen den Zellen der Drfisen- sch]~uehe einen Weg finden. Da aber die Folgen einer Gangunterbindung, wie- sie yon ~N a t u s 1) besehrieben worden sind, gelinger-sind als die einer Gang- fistel oder, was dasselbe bedeutet, einer kfinstlichen ErhShung des Druckes im Gangsystem, Folgen, die K n a p e geschildert hat, so ergibt sich, da~ der Saft nach clef einfaehen Gangunterbindung beim Kaninchen aul~erhalb der Dr~ise in abgesehw~tchtem Zustande zur Wirkung gelangt, vermutlich, weft er sich sehr langsam der Gewebsfl~ssigkeit beimengt und mit ihr verdiinnt durch das Gewebe hindurehfliel~t. Diese neue Er~ahrung steht im Widersprueh mit der Auffassung, die ~ a t u s vertreten hat, und die dahin lautet, dal~ ,sehr bald nach der Unterbindung die Sekretion aufhSrt und dal~ keine Resorption von Sekret stattfindet, das als Reiz dienen kSnnte", iN a t u s hatte welter geschlossen, dal3, wenn das resorbierte Sekret nicht den Reiz darstellt, nut eine reflektorische mechanische Reizung des ]~ervensystems der Blutbahn, ausgehend yon den iNerven des erweiterten, gedehnt erhaltenen Ganges angenommen werden kSnne. Wenn es auch nicht angeht, diesen mechanischen Reiz zu vernachlassigen, so m~ssen wit doch jetzt sagen, dal~ das hinaustretende Sekret, d.h. also, wie K n a p e dargetan hat, sein Salzgehalt, ebenfalls als Reiz auf das Nervensystem wirkt. Diese Erkenntnis ist mir in doppelter Hinsicht wil]kommen. Einmal erlaubt sie die N a t u s schen Beobachtungen, die die ersten und einzigen fiber das Ver- halten des Nervensystems, der Blutbahnweite und BlutstrSmung bei der ehronischen Entzfindung sind, mit grS~erem Reehte ffir die ehronisehe Entzfindung zu ver- werten, die man beim Mensehen in Dr[~sen, insbesondere den INieren und der Leber, ~) M a x i m i 1i a n N a t u s, Versuch eincr Theorie der chronischen Entzfindung auf Grund yon Beobachtungenam Pankreas des lebenden Kaninchens und yon histologischen Unter- suchungen nach Unterbindung des Ausifihrungsganges. Virch. Arch. Bd. 202, 1910. u Archly f. pathol. Anat. Bd. 207. Hft. 3. 21

Zusatz über die Folgen der Unterbindung des Ausführungsganges der Bauchspeicheldrüse und anderer Drüsen

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Zusatz fiber die Folgen der Unterbindung des Aus- fiihrungsganges tier Bauchspeicheldrfise und andererDriisen.

Von

G. R i e k e r .

In der voranstehenden Abhandlung yon W. K n a p e ist der Nachweis er- bracht, da~ die eintache Gangunterbindung beim Kaninehen eine •nderung des peripankreatischen Fettgewebes herbeiffihrt, die eine Einwirkung von Lipase beweist und nur durch eine Beimengung von solcher zur Gewebsflfissigkeit in der Umgebung der Drfise erkl~rt werden kann.

Es ist nun bestimmt anzunehmen, dalt nieht nut die Lipase die Drfise ver l~ t , sondern auch die anderen Saftbestandteile, um so mehr, als sie, wie K n a p e be- tont, keine Zellen zu passieren brauehen, sondern zwisehen den Zellen der Drfisen- sch]~uehe einen Weg finden. Da aber die Folgen einer Gangunterbindung, wie- sie yon ~N a t u s 1) besehrieben worden sind, gelinger-sind als die einer Gang- fistel oder, was dasselbe bedeutet, einer kfinstlichen ErhShung des Druckes im Gangsystem, Folgen, die K n a p e geschildert hat, so ergibt sich, da~ der Saft nach clef einfaehen Gangunterbindung beim Kaninchen aul~erhalb der Dr~ise in abgesehw~tchtem Zustande zur Wirkung gelangt, vermutlich, weft er sich sehr langsam der Gewebsfl~ssigkeit beimengt und mit ihr verdiinnt durch das Gewebe hindurehfliel~t.

Diese neue Er~ahrung steht im Widersprueh mit der Auffassung, die ~ a t u s vertreten hat, und die dahin lautet, dal~ ,sehr bald nach der Unterbindung die Sekretion aufhSrt und dal~ keine Resorption von Sekret stattfindet, das als Reiz dienen kSnnte", iN a t u s hatte welter geschlossen, dal3, wenn das resorbierte Sekret nicht den Reiz darstellt, nut eine reflektorische mechanische Reizung des ]~ervensystems der Blutbahn, ausgehend yon den iNerven des erweiterten, gedehnt erhaltenen Ganges angenommen werden kSnne.

Wenn es auch nicht angeht, diesen mechanischen Reiz zu vernachlassigen, so m~ssen wit doch jetzt sagen, dal~ das hinaustretende Sekret, d.h. also, wie K n a p e dargetan hat, sein Salzgehalt, ebenfalls als Reiz auf das Nervensystem wirkt.

Diese Erkenntnis ist mir in doppelter Hinsicht wil]kommen. Einmal erlaubt sie die N a t u s schen Beobachtungen, die die ersten und einzigen fiber das Ver- halten des Nervensystems, der Blutbahnweite und BlutstrSmung bei der ehronischen Entzfindung sind, mit grS~erem Reehte ffir die ehronisehe Entzfindung zu ver- werten, die man beim Mensehen in Dr[~sen, insbesondere den INieren und der Leber,

~) M a x i m i 1 i a n N a t u s, Versuch eincr Theorie der chronischen Entzfindung auf Grund yon Beobachtungen am Pankreas des lebenden Kaninchens und yon histologischen Unter- suchungen nach Unterbindung des Ausifihrungsganges. Virch. Arch. Bd. 202, 1910.

u Archly f. pathol. Anat. Bd. 207. Hft. 3. 21

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kennt und als chemiseh verursaeht ansieht. Sodann sind die Erfahrungen am Pankreas ffir mich yon Interesse im Hinbliek auf die mir dureh Untersuehungen meiner frtiheren ~itarbeiter bekannten Folgen der Unterbindung des Ausffihrungs- ganges der Submaxillarspeieheldrfise 1), der Leber 3) und einer ~Niere 3).

Wean ich zu diesem zweiten Punkte wenige Worte bemerken darf, so entsteht naeh der Unterbindung des M ii n d s p e i e h e 1 d r fi s e n g a n g e s ein starkes 0dem der Drfise auf Woehen. Bisher nieht zur Zufriedenheit erkl~rt, scheint es mir nunmehr auf einem Austr~tt yon Sekrer ins Gewebe zu bernhen, das sich der gleiehzeitig vorhandenen, aus den Kapillaren stammenden 0demflfissigkeit bei- mengt. Die ausgetretene Sekretflfissigkeit wird, wieder dutch ihren Salzgehalt, als ehemiseher Reiz wirken und mul~, da die Driise - - ira Gegensatz zum Pankreas - - in eine straffe Kapsel eingesehlossen ist, die Venen komprimieren, d. h. das Nerven- system der Blutbahn meehanisch reizen. Es entwickelt sich eine chronische Ent- zfindnng, die ebenso zu erklfiren ist, wie die nach Unterbindung des Ausffihrungs- ganges ira Pankreas auftretende.

Gehen wit zur C h o 1 e d o e h u s unterbindung fiber, so besteht n~aeh ihr ein dauerhaftes 0dem d~s peripherisehen Bindegewebes und eine Erweiterung der Lymphgef~l~e. Aueh in diesem 0dem sind zweifellos Gallebestandteile anwesend und werden als ehemiseher Reiz wirksam. Daneben ist abet wiederum eine dem hSheren Draek im Gallengangsystem zuzusehreibende mechanische Behinderung des Pfortaderblutstromes auf die z. B. die anamischen Infarkte des im tibrigen einer chronisehen Entzfindung anheimfallenden Organes zurfiekzuffihren sind - - im Spiele, die sicll als Reiz am Nervensystem der Blutbahn geltend macht.

Nach der H a r n 1 e i t e r unterbindung beim Kaninchen besteht zwar nut in den ersten Tagen ein starkes 0dem und eine Erweiterung der Lymphgefitl~e; es darf abet angenommen werden, da]3 auch spaterhin Harnsalze dem nun nicht mehr stagnierenden Transsudat beigemiseht werden. Aul~erdem ist eine danerhafte, sehon mit unbewaffnetem Auge naehweisbare Kompression der Venen vorhanden, beruhend auf dem hohen Dl~ek der Saekflfissigkeit. Wit haben es also auch bier mit mechanischen und ehemisehen~Reizen auf-das ~ervensystem zu tun, die ver- mittelst einer Anderung der Blut- und LymphstrSmung den Proze]3 der ehronisehen Entzfindung in Gang bringt und unterh~lt.

Diese Angaben genfigen, die Theorie zu begriinden, da]~ die Unterbindung des Ausffihrungsganges einer Drtise einen doppe!ten Reiz auf das 57ervensys~em der Blutbahn mit sich bringt, einen meehaniseben und einen ehemischen. Von

1) O. L a n g e m a k , Zur Kemltnis der Vorg~nge in den Speicheldriisen nach Verlegullg ihres Ausfiihrungsganges. Virch. Arch. Bd. 175, 1904.

3) R. T i s c h n e r , Vergleichende Untersuchungea zur Pathologie der Leber. Nach Ex- perimenten am K a ~ c h e n : Unterbindung der Ar~eria hepatica, des Duetus cho]edochus und Phosphorintoxikation. Virch. Arch. Bd. 175, 1904:

a) E r i e h F a b i a n , Die Niere des Kaninchells nach der Unterbindung ihres Harnleiters. Bibliotheca medica C, Heft 18, 1904.

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dieser kombinierten Reizung sind vermittelst der veranderten BlutstrSmung die Gewebsver~nderungen abhiingig, die neben anderen in einer chronischen Ent- zfindung bestehen. AuBerdem ist, we sekretorisehe 57erven vorhanden sind, ein abnormer Reizungszustand dieser anzunehmen, der zusammen mit der ver- ~nderten Blut- und Lymphstr6mung den ver~nderten Charakter der Sekretion bedingt.

Der eingehendere Vergleich der vier Driisen in ihrem Verhalten nach der Gangunterbindung wtirde ma~cherlei Lehrreiches ergeben, indessen mul~ ich ihn auf eine andere Gelegenheit verschieben und dutch weitere Untersuchungen zu fSrdern versuchen.

XXV. Ein Fall yon prim rem Endotheliom der Lymphdriisen.

Von

Dr. A. D a G r a d i , und M. de A m i c i s , Assistenten der Kgl. Klinik fiir innere �89 des Laboratoriums fiir allgemeine

Krankheiten Pathologie der Kgl. Universit~t ztt Pavia.

(Hierzu Tar. VI und 1 Textfigur.)

Unter den Geschwtilsten der Lymphdrfisea sind in der medizinischen und chirurgischen Literatur einige Formen beschrieben, welche den ~amen ,,primates Endotheliom ~' haben.. Angesichts der Seltenheit dieser Geschwfilste und der ~einungsverschiedenheiten, welche hauptsi~chlich veto histologischen und patho- genetischen Gesichtspunkt aus noch fiber Endotheliom im allgemeinen und beson- ders fiber primates Endotheliom der Lymphdrfisen bestehen, glauben wir einen von uns beobaehtetea aeuen Fall verSffentlichen zu sollen.

Auszug aus der K r a n k e n g e s r h i c h t e : R. G., 34 Jahre alL, Landmarm in Villanterio, Pavia. Angeblich ha t er wie auch der Vater und Bruder rotlaufartige Infektionen gehabt. In friiherer Zeit l i l t er mehrmals an Malaria und akutem Bronehialkatarrh. Wit 24 Jahren iibersLand er einen GesichtsroLlauf, rail 29 Jahren einen am 1. Ful~e. ~ber die jeLzige Erkrankung kann er keine genauen Angaben maehen; er erinnerL sieh nur, im November v. J. eine Erkaltung mit Hals- sehmerzen und Bronehialkatarrh von 3 Wochen Dauer gehabt zu haben. Nach Ablauf dieser Erk~ltungskrankheit traten Sehmerzen mit Ansehwellung am Unterleib und Verstopfung, die dureh Abfiihrmittel und Klystiere beseitigt wurden, ein. Naeh etwa 15 Tagen waren aueh die Sehmerzen versehwnnden, es tra~en ~ber nun Odeme am lhflcen Arm auf. Zu gleicher Zeit und all tier gleiche~ SeiLe (li~lks) sehwollen die Achseldriisen Dis ztl Nuitgr6fle an. ~ber die Ent- stehung der ()deme vermag der Kranke nichts Genaues anzugeben. Da aber wahrend des Auf- enthaltes in der Klinik ein g]eiches zweiLes 0dem am r. Arm mit Lymphstauung verbunden sich zeigte und angeblieh dieses mi t dem am 1. Arm iibereinstimmen sell, nehmen wir an, da~ aueh dieses mechaniseh entsLauden isL und schlieBen die ens Natur aus. Das ()dem des t. Arms

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