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Auf dem Weg zum tegut… Kundenberater

Bio

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MitwirkendeSabrina Maul, tegut… gute LebensmittelPetra Krauss-Vetter und Matthias Brommer, Bereich Qualitätsmanagement tegut… Petra WintergerstAljoscha Niklesz, tegut... akademieKerstin Ritz, tegut… akademieMarcus Wehner, tegut… akademie

FotosWerner Hartmann

5. aktualisierte Auflage © Copyright 2013, tegut... gute Lebensmittel GmbH & Co. KG

Alle Rechte vorbehalten.Ohne Genehmigung von tegut... darf kein Teil dieses Werkes, außer zu internen Zwecken, in irgendeiner Form verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Gestalterische UmsetzungThilo Kirchner

ImpressumBio

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Einleitung – Lernprogramm „Bio“

Wie gehe ich mit dem Lernprogramm um? 5

Lernphase 1: Was ist Bio? 1.1. Grundlegendes Verständnis von Lebensmitteln als Mittel zum Leben 8 1.1.1. Die Mittel zum Leben 8 1.1.2. Die Verantwortung 8 1.1.3. Die Mitarbeiter 8 1.1.4. Die Herausforderung 8 1.1.5. Die Konsequenzen für tegut… 91.2. Was ist ökologische Lebensmittelqualität? 9 1.2.1. Biologische Lebensmittel aus Sicht der Kunden 11 1.2.2. Entwicklung des Bio-Sortiments bei tegut... 12 1.2.3. Biologische Lebensmittel aus Sicht von W. Gutberlet – 12

oder „wie alles anfing“1.3. Was sind Bio-Lebensmittel? 15 1.3.1. Die beiden Hauptlinien von Bio 15 1.3.2. Geschichtlicher Rückblick 16 Lernphase 2: Was heißt ökologische Landwirtschaft?

2.1. Grundverständnis der ökologischen Landwirtschaft 222.2. Grundsätze der ökologischen Landwirtschaft und 23

der geschlossene Betriebskreislauf2.3. Die Bedeutung des Bodens 262.4. Bodenfruchtbarkeit 262.5. Fruchtfolge 272.6. Düngung und Pflanzenschutz 29 2.6.1. Wie düngt der Bio-Bauer seine Felder? 29 2.6.2. Wie schützt der Bio-Bauer seine Pflanzen vor Schädlingen, 30

Unkraut und Pilzbefall? 2.6.3. Wie düngt der konventionelle Landwirt seine Felder? 30 2.6.4. Wie vermeidet der konventionelle Landwirt Ertragsverluste 31

durch Schädlinge?2.7. Saatgut im Getreideanbau 322.8. Saatgut im Gemüseanbau 342.9. Gentechnik 36 2.9.1. Arten der Gentechnik 36 2.9.2. Stellungnahme von tegut… zum Thema Gentechnik 37 2.9.3. Aktion Bantam-Mais 392.10. Artgerechte Tierhaltung 402.11. Die EU-Verordnung zur Öko-Tierhaltung 42

InhaltsverzeichnisBio

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Lernphase 3: Die ökologische Lebensmittelbearbeitung

3.1. Was ist ökologische Lebensmittelverarbeitung? 463.2. Kriterien der ökologischen Verarbeitung 46 3.2.1. Rohstoffe und Zutaten 46 3.2.2. Zugelassene Zusatz- und Verarbeitungs-Hilfsstoffe 473.3. Verarbeitungsverfahren 473.4. Ohne-Gentechnik-Siegel 483.5. Die Kennzeichnung ökologischer Lebensmittel 493.6. Die kff – kurhessische fleischwaren fulda als Verarbeitungsbetrieb 49

mit hohem Anteil an Bio-Produkten 3.6.1. Bio-Fleisch und -Wurstwaren von der tegut... Hausmetzgerei kff 49 3.6.2. Was ist das Besondere an Bio Fleisch- und Wurstwaren der kff? 50 3.6.3. Woher bezieht die kff ihr Bio-Fleisch? 50 3.6.4. Wird die Bio-Qualität kontrolliert? 50 3.6.5. Welche Gewürze und Zutaten werden für ökologische Wurst verwendet? 51 3.6.6. Warum ist Bio-Fleisch teurer? 51 3.6.7. Woran erkennt man Bio-Qualitätsfleisch und -Wurst in Selbstbedienung? 513.7. Die herzberger bäckerei als ausschließlich biologisch arbeitender 53

Verarbeitungsbetrieb 3.7.1. Welche Mehle bezieht die herzberger für ihre Brot und Backwaren? 53 3.7.2. Wie wird die Mehlqualität zum Backen trotzdem sichergestellt? 54 3.7.3. Wie wird in der herzberger Brot gebacken? 54 3.7.4. Wird die Bio-Qualität der herzberger bäckerei kontrolliert? 54 Lernphase 4: Rechtliche Rahmenbedingungen von Bio

4.1. Die EU-Verordnung 59 4.1.1. Das EU-Biosiegel 59 4.1.2. Das grüne Sechseck 604.2. Die IFOAM-Richtlinien 604.3. Verbandsrichtlinien 614.4. Bioverbände in Deutschland 614.5. Die Kontrolle und Einhaltung der EU-Bio-Verordnung 634.6. Unterschiede zwischen EU-Verordnung und Verbandsrichtlinien 64

InhaltsverzeichnisBio

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Lernphase 5: Bio im Lebensmitteleinzelhandel

5.1. Bio ist nicht gleich Bio – häufig auch nicht im Preis 705.2. Bio „plus ...“ – Bio Produkte mit Mehrwert 715.3. Rückverfolgbarkeit 725.4. Bio mit Gesicht 725.5. Bio-Obst und -Gemüse bei tegut... 735.6. Demonstrationsbetriebe 75 Lernphase 6: Was zeichnet tegut… als Bio-Händler aus?

6.1. Gute Gründe für Bio-Lebensmittel 786.2. Bio im Regal 80 6.2.1. Rodelika Bio-Möhren 80 6.2.2. Bio-Saatgut von Bingenheimer 81 6.2.3 Die Hybridzüchtung 81 6.2.4. Rhöngut-Produkte 82 6.2.5. Bio-Säfte 82 6.2.6. Biologische Wasch- und Putzmittel 82 6.2.7. Naturkosmetik 82 Anhang:

Lösungen zu den Wiederholungsfragen 85Selbsttest 96Lösungen zum Selbsttest 106Häufig gestellte Fragen zu Bio 116Erleben Sie Bio 121

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Wie gehe ich mit dem Lernprogramm um?

Die folgenden Tipps sollen Ihnen helfen, einen möglichst guten Lernerfolg zu erzielen.

Bevor es richtig losgeht …Nehmen Sie sich Zeit und schaffen Sie sich beim Lernen ein angenehmes Umfeld. Das er-leichtert die Konzentration. Kochen Sie sich z.B. eine gute Tasse Tee oder Kaffee. Bevor Sie anfangen, sich intensiv mit den Kapiteln auseinander zu setzen, sollten Sie sich einen Überblick über Ihre Unterlagen verschaffen. Schauen Sie sich das Inhaltsverzeichnis an und blättern Sie den Ordner einmal durch, um Menge und Zeitaufwand abschätzen zu können. Nutzen Sie die vier Einzelkapitel als Gliederung Ihrer Lern- und Umsetzungs-phasen. Planen Sie Zwischenziele und legen Sie den Zeitpunkt fest, bis zu dem Sie diese erreicht haben wollen. Schreiben Sie z.B. einfach das Datum neben die Lernphasen im Inhaltsverzeichnis.

Das Lernprogramm ist in sechs Lernphasen gegliedert. Betrachten Sie das Lernprogramm als Ihre Arbeitsunterlage, die Sie entweder direkt am PC lernen sowie teilweise oder voll-ständig aus drucken können. In Ihr persönliches Exemplar können Sie hineinschreiben. Machen Sie sich Randbemerkungen und markieren Sie wichtige Aspekte farbig.

Durch das Programm begleiten Sie: Fragulix:Er taucht immer dort auf, wo eine interessante Frage bzw. eine inhaltliche Wiederholung notwendig ist. Außerdem stellt er Fragen, die auch Kunden Ihnen stellen könnten.

tegut – die Tüte:Sie taucht immer dort auf, wo wichtige Inhalte wiederholt dargestellt werden.

Tippi:Es taucht immer dort auf, wo es wichtige Kundentipps für Sie gibt.

Fragulix tegut – die Tüte Tippi

Helfen Sie mit, veraltetes Wissen zu aktualisieren! Fallen Ihnen beim Lernen Inhalte auf, die so nicht mehr aktuell sind? Bitte melden Sie sich mit Hinweisen an die tegut... akademie und leisten Sie damit einen wichtigen Beitrag zum Wissensmanagement!

EinleitungBio

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Zum Schluss …

Wie halte ich mein Wissen lebendig?• Wenden Sie das, was Sie gelernt haben am besten gleich bei Ihren Kunden und

Kollegen an. So können Sie erleben, welcher Nutzen hinter dem Lernen steht.• Wiederholen Sie die Inhalte regelmäßig, denn ca. 50% des Wissens gehen nach

7 Tagen wieder verloren, wenn es nicht angewendet wird! Steigern Sie die Häufigkeit der Wiederholungen je näher die Prüfung rückt. Das gibt Ihnen die Sicherheit zu wissen, was Sie bereits können.

Wir wünschen Ihnen deshalb viel Erfolg und Begeisterungsfähigkeit, aber vor allem auch viel Freude beim Bearbeiten des Lernprogramms.

Ihre tegut… akademie

EinleitungBio

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• Grundlegendes Verständnis von Lebensmitteln als Mittel zum Leben

• Was ist ökologische Lebensmittelquailtät?• Was sind Bio-Lebensmittel?

1Was ist Bio?

1.1. Grundlegendes Verständnis von Lebensmitteln als Mittel zum Leben

tegut... versteht den Begriff Lebensmittel in einem umfassenden Sinne. Die wichtigste Voraussetzung für gute Bio-Lebensmittel ist die Fähigkeit und die Hingabe der verant-wortlichen Menschen. Ressourcenschonende, naturgemäße, artgerechte, umweltscho-nende und ganzheitliche Produktionsmethoden auf allen Ebenen zu realisieren, ist hierbei ein wichtiges Ziel.

1.1.1. Die Mittel zum Leben

Es wird angestrebt, die Bedürfnisse der Kunden in folgenden Bereichen zu bedienen:

• Befriedigung des Hungers (Sättigung, Zufriedenheit ... ) • Befriedigung des Nährstoffbedarfs • Befriedigung der sozialen und ideellen Werte (Herkunft, gerechter Handel ... ) • Befriedigung der praktischen Bedürfnisse (Verfügbarkeit, Preis, Aussehen ... ) • Befriedigung der Bedürfnisse nach hohem Genusswert und hoher innerer Qualität

Insbesondere Bio-Lebensmittel werden als „Mittel zum Leben“ für die verschiedenen Bedürfnisebenen verstanden.

1.1.2. Die Verantwortung

Die Arbeitsgemeinschaft tegut... ergreift die Initiative, das Bewusstsein für die Zusam-menhänge von Mensch, Umwelt und Unternehmen weiter zu entwickeln. Hieraus ent-steht der Wille dem Kunden Bio-Lebensmittel anzubieten.

Der Wert „gute Lebensmittel“ ist tief in unserem Leitbild und der Geschäftspolitik ent-halten und prägt das Handeln des Unternehmens.

1.1.3. Die Mitarbeiter

Die Bewahrung und ständige Weiterentwicklung der Kenntnisse und Fähigkeiten ist ein wichtiger Bestandteil der Verantwortung jeden Mitarbeiters für sein selbständiges Handeln im Sinne des Ganzen. Zum einen im Selbststudium, zum anderen durch Weiter-bil-dungsangebote, die den Bio-Gedanken praktisch erlebbar machen, wie das Seminar „Bio erleben“ oder „kff-Bio-Fleisch und -Wurstwaren“, können die Mitarbeitenden ihr Wissen und ihr Verständnis für die Prozessqualität „Bio“ vertiefen.

1.1.4. Die Herausforderung

Die Produktion, Verarbeitung und der Handel mit Lebensmitteln erfordert eine hohe Qualitätsarbeit auf allen Gebieten und Prozessen der Kette vom Züchter bis hin zum Endverbraucher. Bei den Qualitätsbildungsprozessen und Technologieentwicklungen müssen zeitliche Prozesse beachtet werden. Es wird angestrebt, die Einflussmöglichkei-ten auf Bio-Lebensmittel zu erhöhen, um positive Einflüsse auf Nachhaltigkeit und Güte zu fördern. Rohstoffe, Energien und die persönliche Leistung werden in „Wertvolles“ verwandelt. Das Wort „veredeln“ wird in diesem Sinne verstanden.

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1.1.5. Die Konsequenzen für tegut…

Aus den beschriebenen Anstrengungen, den Kunden gute Lebensmittel anzubieten – und unter gut verstehen wir vor allem auch die biologisch erzeugten Lebensmittel – ergeben sich verschiedene strategische und praktische Konsequenzen:

• in den Profilwarenfächern wird angestrebt, den Anteil von Bio-Lebensmitteln ständig zu erhöhen

• in unseren Produktionsbetrieben und in der Zusammenarbeit mit anderen Produzen-ten werden keine chemisch-synthetischen Zutaten eingesetzt

• die vertikale Integration wird angestrebt, um die Wertschöpfungs-und Lieferketten im Hinblick auf Lebensmittelqualität zu optimieren

• die Rohwaren sollen vorzugsweise von Verbandsbetrieben stammen (Auslandsware von IFOAM akkreditierten Verbänden)

• Menschen sollen „Hand anlegen“ bei der Verarbeitung, d.h. wo es für den Qualitäts-prozess wichtig und im Ablauf möglich ist, wird z.B. der Teig mit der Hand geknetet.

• die Leistungen müssen erlebbar werden, Qualität schmeckt man. Daher wird beson-derer Wert auf Lebensmittelqualität und die Sensorik (Wahrnehmung eines Lebens-mittels über Aussehen, Geschmack, Geruch und Gefühl) gelegt und im Hinblick auf die Weiterentwicklung auf die Wirksensorik (Wirksensorische Verkostung)

• es findet eine ständige Weiterentwicklung, Verbesserung und Anpassung an Bedürf-nisse der Kunden statt, dafür sind wir im Gespräch mit unseren Kunden (z.B. über den Kundenrat, den Kundenblock)

• die gemeinsam auf die guten Lebensmittel hinarbeitenden Akteure• bildet sich theoretisch und praktisch weiter

1.2. Was ist ökologische Lebensmittelqualität?

Lebensmittelqualität ist ein vielfältiger Begriff. Häufig wird sie definiert über Aspekte wie z.B. die Einteilung nach Handelsklassen oder eine Analyse der Zusammensetzung. Die Beurteilung der Qualität seitens des Kunden wiederum ist eher geprägt durch Erwar-tungshaltungen, die Verbraucher an Lebensmittel stellen wie z.B. die Haltbarkeit, die Frische oder eine einfache Handhabung in der Zubereitung.

„Qualität“ ist ein Begriff, der stetigen Veränderungen unterliegt, in dem nicht nur persönliche, sondern u.a. auch gesellschaftliche, kulturelle, wissenschaftliche und technische Entwicklungen Ausdruck finden.

Bei näherer Betrachtung ist ein Lebensmittel ein Erzeugnis komplexer Prozesse. Versteht man die Lebensmittelqualität umfassender, dann betrachtet man statt einer messbaren Qualität des Endproduktes den gesamten Herstellungsprozess eines Lebens-mittels. Damit wird die sogenannte Prozessqualität beschrieben. Es geht dabei nicht in erster Linie darum, wie viel Vitamin ein Apfelsaft nachweislich enthält, sondern auch darum, ob der Vitamingehalt das Ergebnis einer schonenden Verarbeitung oder das Ergebnis eines zugesetzten Stoffes ist.

Genau diese Prozessqualität zeichnet Bio-Lebensmittel aus: Zur Beurteilung der Quali-tät eines Bio-Lebensmittels wird die landwirtschaftliche Erzeugung ebenso wie die Lebensmittelverarbeitung im Gesamtprozess betrachtet. Dabei fließen immer auch Kriterien ein, die nicht im Enderzeugnis messbar sind. Dazu gehören z.B.

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• ethische Aspekte wie der artgerechte Umgang mit Nutztieren oder die Ablehnung der Gentechnik,

• Umweltaspekte wie der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel,

• Gesundheitsaspekte wie z.B. die stark eingeschränkte Verwendung von Zusatzstoffen bei der Verarbeitung.

Wenn zwei Äpfel, einer aus biologischem und einer aus konventionellem Anbau, in der chemischen Analyse dieselben Inhaltsstoffe ergeben, was macht dann den Unterschied aus? Sie können gegenüber dem Kunden im Beratungsgespräch folgende Vorteile von Bio hervorheben. Der Bio-Apfel,

• wurde nicht mit chemisch-synthetischen Pestiziden oder Düngemitteln behandelt; in der Konsequenz ist Bio-Obst sehr viel weniger mit Rückständen belastet

• hat entsprechend der Umwelt und den Anbauern einiges an Belastung erspart• kommt aus einer Pflanzung mit deutlich höherer Biodiversität im Vergleich zu

konventionellen• wurde nicht mit SmartFresh behandelt (Behandlung im Lager mit einem Stoff, der die

Äpfel länger knackig hält, aber die natürliche Ausreife unterbindet)• ist nicht gentechnisch verändert

Mit Bio verbunden sind eine ganzheitliche Betrachtung der Lebensprozesse und das Prinzip der Nachhaltigkeit.

Unter Nachhaltigkeit wird die dauerhafte Existenzfähigkeit der Erde und Ökosysteme zusammen mit der Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen und zukünftiger Generationen verstanden. Nachhaltig Wirtschaften und Leben meint also, so zu handeln, dass unsere heutigen Bedürfnisse weitgehend gedeckt werden, ohne die Ressourcen unserer Kinder und Kindeskinder zu gefährden.

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Wie ist Ihre Einstellung: Was ist Qualität?Nehmen wir z.B. ein Stück Rindfleisch, ist hier für Sie das Fleisch-Fett-Verhältnis oder die Zartheit des Fleisches Qualität? Oder ist es viel mehr? Vielleicht auch die artgerechte Tierhaltung mit der entsprechenden Bewegungsfreiheit und im angemessenen sozialen Verband, die Bio-Fütterung und eine Haltung gegenüber dem Tier, die stärker im Begriff „Mitgeschöpf“ als im Begriff „Produktionsfaktor“ aufscheint?

Hierum geht es in diesem Lernprogramm tegut... Bio. Wir wollen nicht aufzeigen, wie gut oder wie schlecht die ökologische und die konventionelle Anbauweise sind, sondern wir wollen Ihnen die Prozesse der ökologischen Anbauweise erklären und Ihnen greif-bar machen, warum Bio-Lebensmittel die bessere Wahl sind für uns, aber auch für den Landwirt und darüber hinaus unsere Umwelt und das Klima.

1.2.1. Biologische Lebensmittel aus Sicht der Kunden

Unser Handeln und Engagement im Bereich der biologischen Lebensmittel wird gemes-sen anhand der Kaufentscheidungen unserer Kunden. Daher ist es zentral für den wirt-schaftlichen Erfolg, zu wissen, auf welche Aspekte die Kunden in Bezug auf biologische Lebensmittel Wert legen, sie hier aber auch weiter aufzuklären und somit zu einer guten Lebensweise zu verhelfen.

Aus folgenden Gründen kaufen die Verbraucher Bio-Produkte:

1. Gesundheit2. besserer, natürlicher Geschmack3. zu viel Chemie und Überdüngung bei konventionellen Produkten4. Unterstützung der Öko-Landwirte5. artgerechte Tierhaltung6. sind wertvoller

Quelle: Umfrage der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle 2000

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Entwick lung  der  Bio  A rtikel  im  MehrjahresvergleichSteigerung  um  7,9  %  gegenüber  2010

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2009

2010

2011

2011: 7,9 % Steigerung des Bio-Artikel-Anteils zu 2010 2011: rund 25% des Gesamtumsatzes wird durch Bio erwirtschaftet

In jeder Hinsicht gut sortiert

1.2.2. Entwicklung des Bio-Sortiments bei tegut...

In jeder Hinsicht gut sortiert

... wussten Sie schon, dass sich der Umsatz von ökologischen Lebensmitteln in den letzten 20 Jahren stark nach oben verändert hat?

Waren es 1997 „nur“ 1,5 Milliarden Euro Umsatz, steigerte sich das in den Jahren 2004 auf 3,5 Milliarden Euro Umsatz und schließlich in 2010 auf 5,9 Milliarden Euro Umsatz.

Die jährliche Wachstumsrate des Bio-Lebensmittelmarktes liegt derzeit bei 1–5%. Bei tegut... haben wir 2011 25% des Gesamtumsatzes mit Bio-Lebensmitteln getätigt!

1.2.3. Biologische Lebensmittel aus Sicht von W. Gutberlet – oder „wie alles anfing“

Das nachfolgende Interview wurde von der tegut…-Vertriebsmitarbeiterin und Traine-rin Sabrina Maul mit Wolfgang Gutberlet Mitte des Jahres 2012, als wir „30 Jahre Bio“ gefeiert haben, geführt und soll Ihnen einen Einblick in die Anfänge des Themas „Bio“ bei tegut… ermöglichen.

30 Jahre Bio bei tegut...! Das ist schon eine Aussage, auf die wir stolz sein können. Jetzt interessiert uns sehr, wie alles angefangen hat. Alles begann, als wir im Jahre 1972 auf einen kleinen Bauernhof in die Rhön gezogen sind. Wir lebten dort mit mehreren Kindern und so entstand die Frage, wie sich die Menschen hier eigentlich früher ernährt haben. Geht man dieser ersten Frage nach, dann stellt sich eine zweite: die nach der Qualität von Lebensmitteln. Man fragt sich dann schließlich als Kaufmann, der viele Lebensmittel verkauft, was wir da eigentlich verkaufen und was sich im Laufe der Zeit verändert hat.

2011: • 7,9% Steigerung des Bio-Artikel-Anteils

zu 2010• rund 25% des Gesamtumsatzes werden

durch Bio erwirtschaftet

Bio-Artikel im Sortiment

JahrWas ist Bio?

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Damals bin ich auch der demeter-Landwirtschaft auf dem Hofgut Sassen begegnet. Die Bio-Landwirtschaft hat mich doch sehr beschäftigt. Ich bin dann der Frage immer weiter nachgegangen und habe mit anderen Menschen gesprochen. Daraus ist ein Arbeitskreis mit Herrn Prof. Dr. Rehn (Alnatura) und Herrn Prof. Werner (dm) entstanden. Wir haben ein Jahr zusammen an der Frage gearbeitet, was eigentlich bei Lebensmitteln gut ist. Was ist eigentlich Qualität? Und was muss man tun, um diese guten Lebensmittel mehr unter die Menschen zu bringen?

Daraus ist dann ein Projekt entstanden, bei dem tegut... und dm angefangen haben, Alnatura – also Bio-Kost – zu führen. Prof. Dr. Rehn hat dann begonnen, die Alnatura-Produkte für die beiden Unternehmen sowie für seine später entstandenen Läden zu entwickeln. Und so haben wir, glaube ich, in Deutschland einen ganz entscheidenden Förderschritt für Bio-Produkte gemacht.

Später sind wir dann bei tegut... noch weiter gegangen: über die verpackten Lebens-mittel (Trockensortiment) hinaus, haben wir uns mit Bio bei Fleisch und Wurst, Obst und Gemüse und Molkereiprodukten beschäftigt. Diese frischen Produkte waren damals bei Alnatura noch gar nicht verfügbar und wir haben uns daran gemacht, sie in unseren Läden einführen zu können. Das war zäh!

Was hat Sie bestärkt, trotz der Rückschläge in Form von Verlusten, bzw. Lebensmittel, welche entsorgt werden mussten, weiter zu machen und nicht aufzugeben?Wir haben lange Zeit mit Bio nicht mehr als 0,5% Umsatzanteil erzielt. Und mehrmals sind die Produkte rausgenommen worden, weil die Mitarbeitenden gesagt haben: „Wir können das Zeug ja nicht nur abstauben.“ Ich erinnere mich, dass die Bio-Milch drei Mal von unserem Einkauf ausgelistet worden ist. Erst beim dritten Mal haben wir es geschafft, dass sie den Durchbruch gefunden hat.

Diese zähe Zeit kann man eigentlich nur überbrücken, wenn man von einer Sache zu 100% überzeugt ist. Hätten wir vorher nicht so lange geforscht, hätten wir vielleicht nicht die Kraft gehabt, diesen Gedanken auch durch eine Zeit zu tragen, wo der Umsatz noch nicht die Antwort gegeben hat. Aber wie wir alle wissen, hat sich das ja geändert und nach und nach haben die Menschen verstanden, was wir machen.

Was ich dabei aber auch gelernt habe, war, dass die Mitarbeitenden es zuerst verstehen müssen. Solange die Mitarbeitenden nicht davon überzeugt sind, was wir tun und dass das, was wir tun, richtig ist, werden es auch die Kunden nicht glauben. Daher haben wir damals angefangen, Seminare auf Bauernhöfen durchzuführen, um den Mitarbeitenden ein Bild davon zu geben, was eine tier- und pflanzengerechte Landwirtschaft ist. Nach und nach haben wir gelernt, dass es bei Lebensmitteln nicht nur auf den Stoffgehalt ankommt, sondern auf das, was die Pflanzen und Tiere erlebt haben in ihrem Wachs-tums- und Werdeprozess. Denn das ist ja das Wesen von Bio! So haben wir es alle im Unternehmen durch gemeinsame Arbeit geschafft.

Wir führen jetzt seit einiger Zeit Verbandsware u.a. demeter-Produkte. Das ist ja sehr besonders im konventionellen Einzelhandel!Wir sind ein Unternehmen, was von dem Bio-Gedanken durch und durch überzeugt ist, anders als viele andere Unternehmen, die vielleicht auch Bio führen. Aber für uns ist es doch ein Wesenszug. Wir leben damit und haben auch diesen Gedanken. Das hat uns dann auch das Vertrauen der „Hardliner“ im Bio-Bereich wie z.B. demeter beschert. Sie können uns ihre wirklich guten Produkte anvertrauen, weil sie wissen, dass wir ordent-lich damit umgehen.

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So sind wir heute als konventionelles Unternehmen in Europa führend im Bio-Bereich und mit unseren fast 25% Umsatzanteil außergewöhnlich stark. Dabei sollte man beach-ten, dass nur bei 60–70% der Produkte überhaupt die Entscheidungsmöglichkeit für Bio gegeben ist. Bei den anderen 30–40% gibt es ja gar keine Bio-Alternative, wie z.B. im Bereich der Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittel, bei Nonfood oder bei Wasser. Diese 25% müssen also in Relation zu den 60% gesetzt werden: bezogen auf den entschei-dungsrelevanten Umsatz, entscheiden sich ein Drittel der Menschen für Bio.

So ist es heute – was wird in Zukunft zu tun sein?Jetzt sehen wir, dass dieser Bio-Begriff allmählich an Attraktivität verliert, weil sich so viele damit beschäftigen. Und wenn viele sich mit etwas beschäftigen, dann wird es auch immer schlechter. Solange es nur eine Gruppe von Menschen war, die das aus großer Ernsthaftigkeit betrieben hat, war dies einfacher. Jetzt sind viele Trittbrettfahrer dabei, der Bio-Begriff wird verwässert und es entstehen natürlich auch mehr und mehr Skandale. Dies wird den Begriff weniger attraktiv machen und es kommen neue Begriffe, wie „Wellness“ oder „Premium“ auf. Diese Begriffe sollen auf einem einfacheren Weg sagen: „Das ist noch besser als Bio“. Aus meiner Sicht gibt es jedoch keine erstzuneh-mende Alternative zu Bio. Alles andere ist mehr „Werbegefummel“ und der Versuch der wirklichen Arbeit an der Qualität der Lebensmittel auszuweichen.

Wir werden weiter an der Qualität der Lebensmittel arbeiten und darauf achten, dass es nicht nur um Stoffe, sondern um die Lebensprozesse geht, die gestaltet worden sind. Wir wissen heute, dass es eigentlich noch viel weiter geht. Es ist für die Qualität der Pro-dukte auch entscheidend, was wir über sie denken und wie wir sie als Früchte unserer Erde würdigen – so würdigen, dass die Menschen spüren, was wir diesen Produkten mitgeben. Wir sind in der Zwischenzeit führend im Bereich der Bildekräfteforschung in Deutschland: Wir bemühen uns nicht nur, auf die Lebensmittel selbst zu schauen, sondern auch zu erforschen, wie die einzelnen Lebensmittel auf den Menschen wirken. Unser Forschungsinstitut Kwalis ist heute sicher eine Institution in Deutschland, wo wir zusammen mit anderen Stellen zur Verbesserung unserer Lebensmittel viel Know-how entwickelt und genutzt haben.

Welche Investitionen werden Sie für die Zukunft tätigen?Wenn man gute Lebensmittel auf den Tisch bringen möchte, kann man sich fragen, welche Prozesse/Prozessschritte möchte ich begleiten? Da haben wir uns bis jetzt immer ein Stück nach hinten bewegt. So haben wir ursprünglich mit der Forschung angefangen, haben dann die Lebensmittel verkauft und sie zuletzt in unseren Produktionsbetrieben bearbeitet.

Dabei arbeitet die herzberger bäckerei ausschließlich mit Bio-Rohstoffen und in der kff sind es inzwischen über 50%, welche wir in Bio-Qualität anbieten. Schließlich haben wir dann auch den Schlachthof in Fulda übernommen, um einfach diesen Prozess, der ja auch zur Herstellung von Lebensmitteln gehört, so zu gestalten, wie wir es für richtig halten.

Ganz aktuell sind wir noch einen Schritt weiter gegangen und haben uns in einer Landwirtschaft engagiert (wir arbeiten ja schon die ganzen Jahre mit den Landwirten kooperativ zusammen und sind zu einem guten, vertrauensvollen Verhältnis gekom-men). In diesem Fall hat sich für uns die Möglichkeit ergeben, den ältesten, tsche-chischen Bio-Betrieb zu übernehmen. Das Unternehmen in Tachov musste verkauft wer-den und wir haben uns bereit erklärt, es zu übernehmen. Es liegt sehr günstig, praktisch genau an der deutschen Grenze und ist näher zu Fulda gelegen als z.B. Mecklenburg-

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Vorpommern, wo unser entferntester Bio-Fleischlieferant her kommt, sodass wir gesagt haben, das können wir machen und verantworten. Dort in Tachov steht eine Herde mit über 1.500 Bio-Charolais-Rindern. 4000–5000 ha werden von 100 Mitarbeitenden bewirtschaftet. Diese sind auf drei Höfe (Kolchosen) aufgeteilt. Im Einzelnen sind dies ein Milchviehbetrieb, ein Weidebetrieb und ein Ackerbaubetrieb. Das ist jetzt schon eine interessante Aufgabe für uns, zu sehen und auch zu erfahren, wie schwer und wie arbeitsaufwändig Landwirtschaft ist.

Bei der herzberger bäckerei haben wir den gleichen Schritt gemacht. Dort arbeiten wir auch schon lange mit den Landwirten direkt zusammen. Statt irgendwelches Mehl zu kaufen, haben wir die ganzen Jahre das Getreide beim Bauern gekauft, eingelagert und dann im Lohnmahlverfahren mahlen lassen. Da wir nun auch Getreidelagermöglichkei-ten gesucht haben, hat es sich angeboten, eine Mühle ganz in der Nähe von Bamberg zu übernehmen. Die Mühle liegt übrigens genau in der Mitte zwischen Tachov und Fulda. Sie liegt also am Weg, sodass wir jetzt auch Getreide selbst einlagern und am gleichen Ort mahlen können. Wir haben jetzt die ersten Mehle in einer guten Qualität bekommen und es gibt sicher die Möglichkeit, auch hier noch einmal auf die Qualität einen anderen Einfluss zu nehmen. Wir mischen jetzt unsere Mehle selbst, so wie wir es wollen und nicht, wie die Mühle es gerne möchte. Außerdem sehen wir auch eine gewisse Verant-wortlichkeit darin, durch unsere Einlagerung von Getreide, die Preisschwankungen ein bisschen abzufangen.

1.3. Was sind Bio-Lebensmittel?

1.3.1. Die beiden Hauptlinien von Bio

Das zentrale Kriterium für „Bio-Lebensmittel“: die Roh- oder besser Ausgangsstoffe dazu werden in der ökologischen Landwirtschaft erzeugt und nach festgelegten Vor-gaben verarbeitet.

Bei der ökologischen Landwirtschaft unterscheiden wir heute zwischen

• biologisch-dynamischer (nach Rudolf Steiner – demeter) und• biologisch-organischer (nach Hans Müller – Bioland, Naturland, Gäa, u.a.)

Anbauweise.

Unter biologisch-dynamischer oder auch demeter-Landwirtschaft versteht man die Bewirtschaftung auf den Grundlagen anthroposophischer Weltanschauung. Die Pflan-ze wird in einer ganzheitlichen, umfassenden Art und Weise wahrgenommen, und in ihren Beziehungen zu Boden, Wasser, Atmosphäre, Licht und Wärme sowie des Kosmos (Sonne, Mond, Planeten und Sterne) betrachtet. Die zweite Hauptlinie des ökologischen Landbaus ist die biologisch-organische Landwirtschaft. Sie gewann Schwung als Ge-genbewegung zu Tendenzen einer Industrialisierung der Landwirtschaft und fokussiert bewährte Grundsätze der traditionellen Landwirtschaft, wie z.B. organische Düngung als auch Betriebskreisläufe, wendet jedoch nicht die biologisch-dynamischen Präparate der demeter Landwirtschaft ein.

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1.3.2. Geschichtlicher Rückblick

Die zwanziger Jahre: Die Pioniere und ihre Anfänge der biologischen Anbauweise Die Erfindung des künstlichen Düngers und die stärkere Industrialisierung am Anfang des 20. Jahrhunderts verändern die Möglichkeiten und die Sichtweise der Landwirte entscheidend. Nun stehen nicht mehr nur die „Mittel der Natur“ zur Verfügung, sondern die chemischen „Inputs“ in Verbindung mit betriebswirtschaftlicher Betrachtungsweise rücken die „Steigerung der Produktion“ in den Fokus, um mehr und billigere Lebensmit-tel zu „produzieren“. Die Zeiten ändern sich, in anderen Bereichen findet das Ausdruck durch Wolkenkratzer, Fließbandtechnik, Boom-Zeiten in Wissenschaft und Technik etc. Aber auch Gegenströmungen entstehen: Wandervögel ziehen, die Gitarre im Gepäck, aufs Land hinaus; die ersten Reformhäuser schließen sich zusammen.

Bereits damals entstand die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise des demeter- Anbauverbandes, die auf der anthroposophischen Philosophie und Weltanschauung von Dr. Rudolf Steiner aufbaut. Pfingsten 1924 hält er den „Landwirtschaftlichen Kurs“ über die Zusammenhänge zwischen Natur, Kosmos und Landwirtschaft. Rund 100 Bauern hören ihm zu. Ziel dabei ist vor allem die Qualität der Lebensmittel. Sie sollen derart sein, dass sie den Menschen gut ernähren und ihn in seiner Entwicklung unterstützen. Es ist die Geburtsstunde des biologisch-dynamischen Anbaus. Die ersten Bio Lebens-mittel wurden dementsprechend Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts ange-baut, wenn auch noch nicht im heutigen Sinne als Lebensmittel aus dem zertifizierten Ökolandbau. Die Grundlage dafür gab erst die EU-Bioverordnung von 1991. Schon in den dreißiger Jahren gab es das Gütesiegel demeter (vgl. www.biolandbau.de).

Zur gleichen Zeit wie Rudolf Steiner kämpfte der Schweizer Agrarpolitiker Hans Müller zusammen mit seiner Frau Maria mit seiner Bauernheimatbewegung gegen die Indus-tria lisierung der Landwirtschaft. Er empfahl kleinen Familienbetrieben, auf geschlosse-ne Betriebskreisläufe zu setzen und entwickelte den organisch-biologischen Anbau.

Rudolf SteinerQuelle: Wikipedia.de

Hans MüllerQuelle: oekolandbau.de

Maria MüllerQuelle: oekolandbau.de

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Wir verdanken also die biologische Anbauweise diesen Pionieren, die versuchten, menschengemäße, umweltfreundliche, ja nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben. Beide Linien machen heute die Herstellung unserer Bio-Lebensmittel aus: biologisch-dynamisch nach Rudolf Steiner, nach dem die demeter-Landwirte handeln und orga-nisch-biologisch nach Hans und Maria Müller, an deren Grundsätzen sich die Verbände Bioland, Naturland und Gäa orientieren.

Umweltschutz und die 68er BewegungHier muss das Augenmerk auf zwei wesentliche Motive gelegt werden. Zum einen suchten die Bio-Landwirte aus Unbehagen angesichts der negativen Auswirkungen (gesundheitliche Gefahr durch Rückstände im Wasser oder Nitrat im Boden), in Folge von Industrialisierung und Ökonomisierung der Landwirtschaft (Produktion, Ertrag sowie Aussehen standen im Vordergrund) nach Alternativen. Zum anderen entstand die gesellschaftliche Gegenbewegung der 68er, welche gegen die Übergewichtung von Kapitalisierung und einer Ordnungsmacht stand.

Es ging in Neuland – Wege mussten gesucht und optimiert werden. Parallel erfolgte der wissenschaftliche und technische Fortschritt. Die Chemische Analytik eröffnete die Möglichkeit die Zusammensetzung von Lebensmitteln festzustellen. Mikrobiologie, Hygiene und Verderb gerieten stärker in den Fokus und bestimmten unter anderem stark die Entwicklungen bei Milch. Die Verarbeitungstechnik wurde allgemein immer größer und somit betriebswirtschaftlicher, was auch für die Produktion von Milch wiederum sehr relevant war.

In dieser „Umbruchzeit“ gab es stürmische Entwicklungen. Die „Blüten“ daraus und die Notwendigkeit zu Korrekturen führten zu einer sehr hohen Lebensmittelqualität. Aller-ding mangelte es den Bio-Herstellern noch an ausgereiften Vermarktungsmöglichkeiten. Da die Logistikketten z.T. noch nicht gut funktionierten, kam beispielsweise Gemüse oft nicht mehr frisch in städtischen Bioläden an, was zu dieser Zeit viele mögliche Kunden abschreckte.

Anfang der 80er und Beginn der 90er Jahre: Bio wird langsam populärBio führte bis in die 70er Jahre hinein ein Nischendasein. Bio-Lebensmittel hatten im Prinzip nur, wer sie selbst anbaute oder wer die entsprechenden Kontakte zu einem Bauern pflegte.

Mitte bis Ende der 90er Jahre: Mehr Qualität und mehr Nachfrage, Boom durch TschernobylDie Atomkatastrophe von Tschernobyl löste 1986 den ersten Bio-Boom aus. Mit dem Erfolg kamen die Geschäftemacher. Plötzlich standen in den Supermärkten Lebensmittel im Regal, die sich „Bio“ nannten, es aber nicht waren.

Um die Biobauern und ihre Kunden zu schützen, erließ die EU 1991 ihre Ökoverord-nung. Nur Produkte, deren landwirtschaftliche Zutaten zu mindestens 95% aus ökolo-gischem Anbau stammen, dürfen seither die Bezeichnungen „Bio“ oder „Öko“ führen. Jeder Betrieb wird mindestens einmal jährlich von einer Ökokontrollstelle besucht. Damit der jeweilige Eigentümer und die notwendigen Unterlagen da sind, kündigen die Inspektoren den Termin an. Zusätzlich können sie zu unangekündigten Besichtigungen kommen. Die Qualität der Bio Produkte wurde im Laufe der Zeit besser und damit stieg auch die Nachfrage. Eine gleich bleibend hohe Qualität der Produkte dürfte inzwischen erreicht sein – eine gute Mischung von Produktqualität und pro fessioneller Vermarktung durch Menschen, denen Bio am Herzen liegt.

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Die 00er Jahre bis heute – Bio um jeden PreisMit dem Einstieg des normalen Lebensmittelhandels in den Biomarkt war es dann aber mit der heilen Welt vorbei. Der Biomarkt war auf einmal groß genug, um auch für den konventionellen Handel bzw. die konventionelle Industrie interessant zu werden. Bio Produkte gehörten zu den wenigen Wachstumsmärkten und – hier konnten relativ hohe Preise durchgesetzt werden. Nun trat ein, was schon häufig eingetreten ist: eine Preis-schlacht im Handel. Die Bestimmungen wurden ausgereizt, wo man nur konnte. Qualität wurde zur Nebensache, Hauptsache es stand Bio drauf.

Die Mindeststandards der EU-Öko-Verordnung halten alle zertifizierten Biolebensmittel ein, auch die beim konventionellen Einzelhandel und den Discountern. In zahlreichen Punkten jedoch sind die deutschen Anbauverbände strenger, sind also quasi „Bio plus“. Trotz aller Regelungen ist die Biowelt keine Insel der Seligen. Betrüger gibt es, wenn auch nur gelegentlich. Weitaus häufiger sind Betriebe, deren wichtigstes Ziel das Geld verdienen ist. Sie erfüllen zwar die Buchstaben der Ökoverordnung, aber nicht unbe-dingt die Ideale, die dahinter stehen. Doch bei den meisten Biobetrieben haben soziales Verhalten und ein faires Miteinander noch einen hohen Stellenwert. Sie engagieren sich im betrieblichen Umweltschutz, fördern die regionale Vermarktung oder pflegen Biotope. Alles Tätigkeiten, die die Ökoverordnung nicht vorschreibt, die aber zu Bio dazugehören und Umwelt und Gesellschaft bereichern.

Bio heuteDie Einstellungen gegenüber Bio-Lebensmitteln wandeln sich zunehmend: Während Biokonsumenten vor einigen Jahren noch eher als Außenseiter und „Müsli-Esser“ ange-sehen wurden, gelten sie heute eher als umweltbewusst, gesundheits- und qualitätsori-entiert. Sie gönnen sich etwas Besonderes und ernähren sich vollwertiger.

Was bringt die Zukunft?Bio ist die bessere Wahl! Das Biosiegel garantiert die Einhaltung der Richtlinien beim Prozess des Anbaus und der Verarbeitung (Prozessqualität), aber nicht automatisch das beste Lebensmittel. Die „Qualität des Lebensmittels“ kann beeinträchtig werden z.B. durch:

• Den Erntezeitpunkt, der sich an Anforderungen aus Transport und Lagerung (un-em pfindlich, keine Austrocknung …) und weniger am optimalen Reife- und Genuss-fenster orientiert.

• Die Sorten, bei denen über Jahrzehnte auf Merkmale wie Ertrag, evtl. Resistenzen, Verarbeitbarkeit etc. selektiert wurden und bei denen die Lebensmittelqualität „aus dem Blick geriet und auf der Strecke blieb“.

• Convenience, dass als wichtiger erachtet wird als die Lebensmittelqualität. Dies geschieht mit entscheidenden Gesichtspunkten, z.B. Möhren gewaschen.

In der Zukunft wir es im Biomarkt all das geben, was es auch im konventionellen Lebens - mittelhandel gibt – hohe und mindere Qualität, teure und billige Produkte. Orientierung für Verbraucher wird es dann nur noch bei den Bio-Marken geben oder im qualifizierten Fachhandel. Der ökologische Landbau ist eine bedeutende Umweltschutzmaßnahme in der heutigen Zeit. Wer ökologische Produkte kauft, unterstützt eine ökologisch wirt-schaftende Landwirtschaft und trägt somit zur Erhaltung einer intakten Umwelt bei. Letztendlich werden so Voraussetzungen geschaffen für das Wohlbefinden der Menschen – jetzt und in der Zukunft.

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Wiederholungsfragen

Aufgabe 1Was beinhaltet Nachhaltigkeit

a) Dauerhafte Existenz der Erde und Ökosysteme b) Vorhandene Ressourcen müssen für die Zukunft nicht geschont werden c) Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen und zukünftiger Generationen

Aufgabe 2Welche beiden Anbauweisen werden bei der ökologischen Landwirtschaft unterschieden?

a)

b)

Aufgabe 3Was löste den ersten Bio-Boom aus?

a) Die 1968’er b) Die Ökoverordnung der EU 1991 c) Atomkatastrophe von Tschernobyl d) Die biologisch-dynamische Anbauweise nach Rudolf Steiner

Aufgabe 4Welche Vorteile können Sie im Gespräch mit dem Kunden in Bezug auf einen Bio-Apfel im Vergleich zu einem konventionellen Apfel nennen?

a) Der Bio-Apfel hat der Umwelt und dem Anbauer vieles an Belastung hinsichtlich Düngemittel eingespart

b) Ein Bio-Apfel darf gentechnisch verändert werden c) Die Smart-Fresh-Methode wurde nicht bei einem Bio-Apfel angewendet d) Chemisch-synthetische Pestizide oder Düngemittel dürfen verwendet werden e) Im Vergleich zu konventionellen Äpfeln kommt der Bio-Apfel aus einer Pflanzung

mit deutlich höherer Biodiversität

Aufgabe 5Welche Qualität zeichnet ein Bio-Lebensmittel aus?

a) Prozessqualität b) Verlaufsqualität c) Verarbeitungsqualität d) Entwicklungsqualität

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Wiederholungsfragen

Aufgabe 6Welche Kriterien im Gesamtprozess eines Bio-Produkts sind nicht im Enderzeugnis messbar?

a) Gesundheitsaspekte b) Wissenschaftliche Aspekte c) Ethische Aspekte d) Umweltaspekte e) Verarbeitungsaspekte

Aufgabe 7Wodurch zeichnet sich die Anbauweise nach Rudolph Steiner besonders aus?

a) Ziel ist vor allem die Qualität der Anbauweise b) Ein Gütesiegel dieser Anbauweise ist demeter c) Die Pflanze wird nur einzeln fokussiert, die unterschiedlichen Beziehungen zu

Boden, Wasser, Atmosphäre, Licht, Wärme und Kosmos interessieren nicht d) Eine Weiterentwicklung des biologisch-dynamischen Anbaus ist die biologisch-

organische Anbauweise

Aufgabe 8Welche Aussagen zur 1991 verabschiedeten Ökoverordnung der EU treffen zu?

a) Produkte, deren landwirtschaftliche Zutaten zu min. aus 85% aus ökologischem Anbau stammen, dürfen die Bezeichnung „Bio“ oder „Öko“ führen.

b) Jeder Betrieb muss mindestens einmal im Jahr von einer Ökokontrollstelle besucht werden

c) Durch die Verordnung und die damit einhergehenden Kontrollen stieg die Qualität und somit die Nachfrage nach Bio-Produkten nicht an

d) Mindestens 95% der landwirtschaftlichen Zutaten müssen aus ökologischem An-bau stammen, damit das Produkt die Bezeichnung „Bio“ oder „Öko“ tragen darf

> zu den Lösungen auf Seite 86

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• Grundverständnis der ökologischen Landwirtschaft• Grundsätze der ökologischen Landwirtschaft• Die Bedeutung des Bodens• Bodenfruchtbarkeit• Fruchtfolge• Düngung und Pflanzenschutz• Saatgut im Getreideanbau• Saatgut im Gemüseanbau• Gentechnik• Artgerechte Tierhaltung• Die EU-Verordnung zur Öko-Tierhaltung

2Was heißt ökologische Landwirtschaft?

2.1. Grundverständnis der ökologischen Landwirtschaft

Als „Bio“ kennzeichnet man Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft, für die auch die Begriffe Bio-Landbau oder Öko-Landbau verwendet werden. Der Öko-Landbau ist eine besonders naturnahe und umweltschonende Form der Landwirtschaft. Seine Er-zeugnisse, die Bio-Lebensmittel, werden ohne Verwendung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und ohne mineralische Dünger angebaut. Gentechnik kommt grundsätzlich nicht zum Einsatz.

Der organische Landbau brachte einen viel stärkeren Impuls in die Landwirtschaft und in die Gesellschaft, als etwa die Zahlen über umgestellte und zertifizierte Flächen und Betriebe suggerieren – das sind „nur einige Prozent“. Dass einige jedoch zeigten, es geht auch ganz ohne chemisch synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel bewirkte eine Überprüfung und ein Umdenken auch im konventionellen Anbau: Mit dem Wachsen des Bio-Anbaus gingen die chemisch-synthetischen Düngemengen pro Flächeneinheit deutlich zurück. Ebenso geriet der chemische Pflanzenschutz unter Zugzwang; weniger, zumindest weniger giftige Stoffe zu verwenden. Die Diskussion um Aspekte, die heute unter dem Begriff „Nachhaltigkeit“ zusammengefasst werden, bekamen durch den Öko-Landbau entscheidende Impulse und wären ohne diese heute nicht so breit in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung und dem Bewusstsein der Menschen.

Im Mittelpunkt des Öko-Landbaus, vor allem im Sinne der Bio-Anbauverbände, steht diese Kreislaufwirtschaft. Der Bio-Bauer versucht, auf seinem Hof ein Gleichgewicht zwischen Boden, Pflanzen und Tieren herzustellen und in einem Betriebskreislauf zu wirtschaften: Er kultiviert den Boden auf natürliche Weise, um darauf kräftige Pflanzen anbauen zu können. Die Pflanzen dienen dem Bauern nicht nur als Nahrung und Lebens-unterhalt, sondern auch als Futter für seine Tiere. Der Mist der Tiere wird zu Kompost verarbeitet, der wiederum als natürlicher Dünger für den Boden aufgebracht wird und ein gesundes Wachstum der Pflanzen fördert.

Der Bauer hält nur so viele Tiere, wie er mit dem hofeigenen Futter ernähren kann. Dadurch entsteht auch nur so viel Mist und Gülle, wie er für seine Felder benötigt. Dieses Gleichgewicht zwischen Bodenbearbeitung, Pflanzenbau und Tierhaltung schont die Umwelt.

Ein besonderes Anliegen im Bio-Landbau ist die artgerechte Tierhaltung. Die Tiere be-kommen ausreichend Platz und Auslauf und werden ihrer Art entsprechend in Gruppen oder Herden gehalten. Sie erhalten Biofutter, möglichst vom eigenen Hof. Stroheinstreu fördert ein gutes Klima im Stall, der präventive Einsatz von Medikamenten ist verboten. Diese Haltungsbedingungen zielen darauf, dass die Tiere vitaler und weniger gestresst sind. Das kommt nicht nur den Tieren zugute, sondern verbessert auch spürbar die Qualität des Fleisches, der Eier und der Milch.

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2.2. Grundsätze der ökologischen Landwirtschaft und der geschlossene Betriebskreislauf

Die Grundlage der ökologischen Landwirtschaft ist die Bewirtschaftung im Einklang von Mensch, Tier und Natur. Dazu gehören folgende Grundsätze, an denen der Landwirt sein Handeln ausrichtet:

• Geschlossener Betriebskreislauf Leitbild im Ökolandbau ist ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf. Das heißt:

Ackerbau und Viehhaltung sind aneinander gekoppelt. Auf der Ackerfläche werden neben Verkaufsfrüchten auch Futterpflanzen für die Tierhaltung erzeugt. Die pflanz-lichen Abfälle und der tierische Dung werden entweder frisch oder kompostiert auf die Ackerflächen zurückgeführt. Im viehlosen Betrieb muss die fehlende Tierhaltung durch eine Fruchtfolge mit einem entsprechend hohen Anteil an Leguminosen ausge-glichen werden. Eine flächenlose Tierhaltung ist nicht erlaubt.

• Artgerechte Tierhaltung Artgerechte Tierhaltung bedeutet, dass die Tiere ihren natürlichen Bedürfnissen wie

Futteraufnahme, Körperpflege, Sozialkontakten, Fortbewegung und Ruhe nachgehen können. Außerdem dürfen die Haltungssysteme keine anatomischen, physiologischen oder psychischen Schäden bei den Tieren verursachen.

• Pflanzenschutz Auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wird im Ökolandbau zugunsten des

vorbeugenden Pflanzenschutzes verzichtet: Pflanzeneigene Abwehrkräfte werden gestärkt und natürliche Regulationsmechanismen unterstützt – etwa durch För-derung von Nützlingen, standortangepasste Arten- und Sortenwahl, zeitgerechte Bodenbearbeitung und ausgewogene Düngung. Dem Auftreten von Unkräutern beugen Bio-Landwirte durch eine ausgewogene Fruchtfolge und sorgfältige Boden-bearbeitung vor. Darüber hinaus werden Striegel, Hacke und Bürsten zur direkten mechanischen Beikrautregulierung eingesetzt.

• Bodenfruchtbarkeit Die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu steigern gehört zu den wichtigsten Aufga-

ben der Bio-Landwirte. Der Boden dient der Pflanze nicht nur als Standort, sondern nimmt auch die zentrale Stellung für ihre Ernährung und Gesundheit ein. Zudem ist ein fruchtbarer Boden die Basis der Wirkungskette „gesunder Boden – gesunde Pflanzen – gesunde Tiere – gesunde Menschen“. Auch soll der Boden nachfolgenden Generationen als Produktionsgrundlage erhalten bleiben.

• Düngung Im biologischen Landbau dürfen keine Pflanzenschutzmittel und mineralische Stick-

stoffdünger eingesetzt werden. Zur Düngung werden betriebseigene pflanzliche und tierische Abfallstoffe verwertet, Stickstoff sammelnde Leguminosen angebaut und organische oder in natürlicher Form vorliegende mineralische Dünger eingesetzt.

• Verzicht auf Gentechnik Der Einsatz von Gentechnik ist im biologischen Landbau verboten. Die Gentechnik

fußt auf einer reduktionistischen Betrachtungsweise: Lebewesen werden nicht als Teile eines lebendigen Systems behandelt, sondern als Einheiten, die in beliebige Bausteine zerlegbar sind. Die Auswirkungen auf Zusammenhänge und Wirkungsge-füge der Ökosysteme und damit auch den Menschen werden dabei kaum berück-

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sichtigt. Der ökologische Landbau verfolgt einen zur Gentechnik konträren Ansatz: Gegenstand der Betrachtung ist das lebendige System im Ganzen, die Wechselbe-ziehungen unter den Organismen und mit der Umwelt. Aus Sicht des ökologischen Landbaus stellen die Erzeugung und Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen keine nachhaltige und damit auch keine zukunftsweisende Technologie dar. Deshalb dürfen bei der Herstellung und Verarbeitung von ökologischen Lebens-mitteln keine GVO oder deren Derivate verwendet werden.

Hochwertige LebensmittelZiel ökologischer Landbewirtschaftung ist es, hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Viele wissenschaftliche Untersuchungen haben belegt, dass ökologisch erzeugte Lebensmittel erhöhte Gehalte an wertgebenden und niedrigere Gehalte an wertmindern-den Inhaltsstoffen aufweisen und außerdem besser schmecken und länger haltbar sind. Auch bei Fütterungsversuchen bevorzugen die Tiere regelmäßig Futtermittel aus öko-logischem Anbau.

• Ackerbau und Viehzucht sind aneinander gekoppelt: Auf der Ackerfläche werden neben Verkaufsfrüchten auch Futterpflanzen für die Tiere erzeugt.

• Gedüngt wird nur organisch, z.B. durch Unterpflügen dafür angebauter Grün-dün-gungspflanzen, aufbereitetem Stallmist, Kompost oder auch Gesteinsmehl.

• Um Nährstoffüberschüsse zu vermeiden, die Umwelt und Trinkwasser belasten können, darf die Tierzahl je Flächeneinheit nur so hoch sein, dass der Grenzwert von aus Wirtschaftsdünger anfallendem Stickstoff 170 kg pro Jahr und Hektar nicht überschritten wird. Die Anzahl der Tiere richtet sich nach der Größe der Fläche der Betriebe.

Hier gilt: Eine Großvieheinheit pro Hektar (ca. 500 kg lebendes Nutztier, z.B. eine Kuh oder vier bis fünf Schweine), da die Futtermittel für die Tiere auf dem Hof über-wiegend selbst erzeugt werden sollen.

• Dementsprechend ist es im ökologischen Landbau zwar erlaubt, viehlosen Ackerbau zu betreiben, jedoch keinesfalls eine flächenlose Tierhaltung.

• Die Tiere werden artgerecht gehalten und mit ökologischem Futter ernährt.• Ebenfalls wichtig für die Bodenfruchtbarkeit ist eine vielseitige Fruchtfolge, die auch

Vielfelderwirtschaft genannt wird, da auf einem Feld mehrere unterschiedliche Pflan-zen hintereinander angebaut werden.

• Im viehlosen Betrieb wird der fehlende Wirtschaftsdünger durch eine entsprechende Fruchtfolge und einen Anteil an Hülsenfrüchten (Leguminosen) ersetzt werden.

Quelle: http://www.oekolandbau.de/erzeuger/grundlagen/prinzipien-des-oekolandbaus/

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• Die Unkrautbekämpfung erfolgt z.B. mit so genannten „physikalischen Pflegemaß-nahmen“ wie Hacken, Striegeln und Abflammen von Unkrautkeimlingen bzw. mit entsprechendem Erfahrungswissen: Wann ist der „richtige“ Saatzeitpunkt von Vorteil für die Kulturpflanze, Vorfruchtwirkung, Sorteneigenschaften.

• Spritzmittel zum Pflanzenschutz bestehen nur aus organischem Material, beispiels-weise werden Brennnesseljauche oder Rainfarnextrakte eingesetzt.

Insgesamt wird durch diese Maßnahmen ein geschlossener Betriebskreislauf angestrebt:

Wussten Sie schon? Die Hülsenfrüchtler, genannt Leguminosen, sind eine der arten-reichsten Pflanzenfamilien auf der Welt und haben eine große Bedeutung für den Stick-stoffhaushalt des Bodens – vielleicht versorgt die Natur deshalb jede agrar -öko logische Region mit ausreichend Vertretern dieser Pflanzenfamilie. Sie können in Sym biose mit Bakterien Wurzelknöllchen bilden und darin Stickstoff aus der Luft einlagern. Sterben die Wurzeln ab oder werden die (Gründungs)Pflanzen umgebrochen, zersetzen sich die Knöllchen; der eingelagerte Stickstoff wird frei und für andere benachbarte oder für in der Fruchtfolge spätere Pflanzen verfügbar.

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2.3. Die Bedeutung des Bodens

Boden ist mehr als ein „Produktionsmittel“. Boden ist die Grundlage der Landwirt-schaft. Er ist ein Komplex aus Mineralien, Wasser, sowie abgestorbener als auch leben-der Organismen. Die Anzahl der Mikroorganismen in einem Kubikzentimeter Boden wird auf 10 Millionen geschätzt. In diesem Sinne „lebt“ der Boden und trägt alles Leben: Die Pflanzen – und auch die in der Nahrungskette folgenden Tiere.

Man kann Bodenfruchtbarkeit auf- oder abbauen, je nachdem, wie man ihn bewirt-schaftet. Er ist die Grundlage der Landwirtschaft. Im ökologischen Landbau kommt dem Boden besondere Bedeutung zu. Die Steigerung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit durch Kulturmaßnahmen, die die Gesetzmäßigkeiten der Bodenregeneration und die langen Zeiten der Bodenbildung beobachten, sind Grundlage einer dauerhaften Ertrags-fähigkeit und damit nachhaltiger Wirtschaftsweise. Der konsequente Verzicht auf den Einsatz naturfremder, chemisch-synthetischer Hilfsmittel schont das Grundwasser, die Gewässer und trägt zur Vielfalt der Arten und Lebensgemeinschaften bei.

Wussten Sie schon wie viele Lebewesen in einer Hand voll Erde leben? In einer Hand voll fruchtbarer Erde leben mehr Organismen als Menschen in Indonesien: 100 Insekten, 110 Gliederwürmer, 250 Springschwänze, 250.000 Fadenwürmer, 7.500.000 Protozoen, 12.500.000 Algen, 100.000.000 Pilze, 125.000.000 Bakterien.

2.4. Bodenfruchtbarkeit

Das wichtigste für einen Bio Acker ist ein gesunder und lebendiger Boden. Bio-Land-wirte nutzen bewährte, natürliche Methoden, um die Böden fruchtbar zu erhalten und ihren Humusgehalt zu erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel vielfältige Fruchtfolgen und Zwischenfrüchte (z.B. Senf, Phacelia). Um bestmöglich Struktur und Fruchtbarkeit der Böden zu erhalten, pflügen einige Bio-Bauern möglichst flach. So kann der Boden auch seine Aufgabe als Trinkwasserfilter und Wasserspeicher erfüllen. Regenwürmer und andere Kleinstlebewesen helfen bei der wichtigen Filterarbeit des Bodens.

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Das folgende Bild zeigt ein Senf-Feld. Senf dient hier als Zwischenfrucht, um den Boden wieder aufzubereiten und für die nächste Frucht fruchtbarer zu machen. Daneben ist ein Ackerrandstreifen mit Sonnenblumen zu sehen.

2.5. Fruchtfolge

Als Fruchtfolge wird der Wechsel von bestimmten Fruchtarten in bestimmter Reihenfolge auf der gleichen Ackerfläche über mehrere Jahre hinweg bezeichnet. Ziele dabei sind die Bewahrung und möglichst Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und auf dieser Basis gute Erträge über die gesamte Folge. Die aufeinander folgenden Kulturen werden so gewählt, dass zunächst ein gutes Nährstoffpotential aufgebaut wird, z.B. durch eine Klee-Gras-Mischung über zumindest ein, besser zwei Jahre. Diese unterdrückt Unkräuter, hinter-lässt relativ viel organische Masse und Stickstoff im Boden. Es folgt eine anspruchsvolle Kultur, z.B. Zuckerrüben oder Weizen. Hackfrüchte wie z.B. Zuckerrüben oder Kartoffeln wechseln sich mit Gräsern bzw. Getreide ab. So folgen sich keine Pflanzenarten, die von denselben Krankheiten oder Schädlingen befallen werden oder die dieselben Ansprüche an Nährstoffe haben. Hafer und Roggen stehen in der Fruchtfolge nach dem Weizen, weil sie bezüglich der Nährstoffe weniger anspruchsvoll sind. Zwischenfrüchte halten die Böden bedeckt, werden zum Teil als Futter genutzt, bauen organische Substanz auf und tragen damit zur Bodenfruchtbarkeit bei und unterstützen die Kontrolle von Unkräutern. Der Anbau verschiedener Feldfrüchte reichert die Erde mit verschiedenen Nährstoffen an, die sich ergänzen und von der Folgefrucht gut gebraucht werden können. Das kann z.B. ein abgeerntetes Getreidefeld sein, auf dem Klee in den Stoppeln wächst (siehe Bild).

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Diese Abwechslung auf den Feldern sorgt gleichzeitig dafür, dass der Befall durch Schädlinge möglichst gering bleibt bzw. dass das Verhältnis Schädling–Nützling in einem gesunden Verhältnis steht. Dadurch, dass nicht jedes Jahr dieselbe Kultur ange-baut wird, wird der kulturspezifische Schädlingsdruck reduziert. Je länger der zeitliche Abstand zwischen der gleichen Kultur, desto schlechtere Chancen haben auf diese Kultur spezialisierte Schädlinge.

Man kann also sagen, dass eine abwechslungsreiche Fruchtfolge sehr wichtig ist um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten.

Was ist eine Fruchtfolge?… der abgestimmte jährliche Wechsel der Kulturpflanzen/Anbaufrucht.

Wenn auf einem Feld zu oft das Gleiche angebaut wird, schadet das dem Boden und der Landwirt bekommt Probleme mit Schädlingen und Unkräutern. Das Unkraut ist eine Zeigerpflanze, die die Fehler in der Bodenbearbeitung wieder in Ordnung bringen will. Ein solcher Fehler kann z.B. die Bodenverdichtung sein. Diese entsteht, wenn die Bear-beitung des Feldes auf zu nassem Boden erfolgt.

Die durch den Wechsel zwischen Sommerung und Winterung entstehenden Anbau-phasen können zur Unkrautbekämpfung, zum Anbau von Zwischenfrüchten und für eine angepasste Bodenbearbeitung genutzt werden.

Wie hier im Bild gezeigt, eignet sich z.B. Klee sehr gut als Zwischenfrucht.

Die wichtigsten Grundsätze der Fruchtfolge:

• geregelter Fruchtwechsel muss eingehalten werden• nur eine ausgewogene Fruchtfolge sichert langfristig die Gesundheit und den Ertrag

der Kulturpflanze• der Wechsel zwischen Halmfrüchten, Hackfrüchten und Futterbau sowie der Anbau

von Zwischenfrüchten dienen der Unkraut- und Schädlingsbekämpfung und dem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit

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2.6. Düngung und Pflanzenschutz

Gerade im Öko-Landbau, in dem die Düngung mit synthetischen, also künstlich her - gestellten Düngemitteln verboten ist, stellen sich die Fragen, wie düngt der Bio-Bauer und wie schützt er seine Pflanzen vor Schädlingen?

2.6.1. Wie düngt der Bio-Bauer seine Felder?

Auch der Bio-Bauer düngt seine Felder, um die natürliche Fruchtbarkeit der Böden anzuregen. Bei der organischen Düngung gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Die Fruchtfolge trägt zur Düngung bei, indem man Pflanzen anbaut, wie Hülsenfrüchtler oder Kleegras. Diese können den Stickstoff aus der Luft binden und im Boden den Pflanzen zur Verfügung stellen. Davon profitiert dann auch die Folgefrucht.

Durch den Anbau von Zwischenfrüchten wird dem Boden organische Substanz zuge-führt. Die Bodenorganismen setzen die Nährstoffe der organischen Substanz um und stellen diese der Pflanze zur Verfügung.

Eine wesentliche Bedeutung kommt den hofeigenen organischen Düngern zu, wie Stall-mist, Jauche und Kompost. Sie werden ebenfalls auf die Böden ausgebracht. Da keine zusätzliche Düngung erfolgt, ist auch keine Gefahr des Auswaschens von Substanzen gegeben. Dadurch ist die Belastung des Grundwassers gering.

Öko-Bauern sind Wasserschützer! So rechneten die Münchener Wasserwerke vor, dass der Kauf eines Liters Bio-Milch 11.000 Liter Trinkwasser sauber hält. Daher fördern sie seit 1992 die ökologische Landwirtschaft. Der Nitratgehalt des Grundwassers ist seither um 17,5% gefallen und auch Pestizide sind nicht mehr nachweisbar.

Zur Förderung der Biodiversität, Ästhetik und des Erholungswertes der Landschaft trägt das Säen von Wildpflanzenstreifen und Ackerrandstreifen (das sind z.B. Sonnenblumen) am Ackerrand bei. Diese sind nicht nur besonders schön anzusehen, sondern schaffen gleichzeitig Lebensräume für viele Insekten und andere Pflanzen- und Tierarten.

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2.6.2. Wie schützt der Bio-Bauer seine Pflanzen vor Schädlingen, Unkraut und Pilz-befall?

Im ökologischen Landbau arbeitet man im „Einklang mit der Natur“. In der biologischen Landwirtschaft wird z.B. Unkraut gehackt, gestriegelt oder abgeflammt.

Hacken Striegeln Abflammen

Dadurch wird das Unkraut reduziert, aber es bleiben dennoch die Unkrautarten erhal-ten. Somit bleibt die Artenvielfalt bestehen.

Der Öko-Landwirt

• versucht, Schädlinge durch Nützlinge unter Kontrolle zu halten, z.B. wie Vögel, Marienkäfer, Raubfliegen, er fördert sie durch Ackerrandstreifen, Hecken und Nistkästen

• beugt dem Befall durch Schädlinge und Krankheiten vor durch eine entsprechend konzipierte Fruchtfolge oder auch Wahl der Aussaatzeit

• mindert den Krankheitsdruck insbesondere aufgrund von Pilzen z.B. durch lichtere Bestände; darin bewegt sich die Luft leichter – sie trocknen schneller ab

• fokussiert weniger die „Bekämpfung“ von Pflanzenkrankheiten als die Förderung der Pflanzengesundheit. Er stellt die Stärkung der Widerstandskraft der Pflanzen in den Vordergrund

Pflanzenkrankheiten sollen nicht in erster Linie „bekämpft“, sondern die Pflanzenge-sundheit soll gefördert werden. Im Vordergrund steht die Stärkung der Widerstandskraft der Pflanzen.

2.6.3. Wie düngt der konventionelle Landwirt seine Felder?

Um hohe Erträge zu erreichen und zu sichern, düngen konventionelle Landwirte den Boden mit chemisch-synthetischen Mineraldüngern, die u.a. die Elemente Stickstoff, Phosphor, Kalium, Calcium enthalten. Die Nährstoffe der synthetischen Mineraldünger stehen der Pflanze im Gegensatz zu den organischen Düngern schneller zur Verfügung.

Im konventionellen Landbau ist nicht ausreichend Stickstoff im Boden, deshalb setzt der konventionelle Landwirt zusätzlich Stickstoff ein, um sein Ertragsziel zu erreichen. So kommt es, dass die Pflanze mit Hilfe von Wasser viel schneller und in größeren Mengen „Stickstoff-Salz“ (= Nitrat) aufnehmen kann. Die Pflanzen wachsen schneller, sehen satt grün aus, ihre Früchte werden größer und praller. Denken Sie z.B. an Erdbeeren, Äpfel, Tomaten oder an Salat.

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Nitrat ist für die Pflanze eine Stickstoffquelle und unentbehrlich für ihr Wachstum. Wird der Pflanze mehr Stickstoff angeboten als sie für ihr Wachstum braucht, kann dies zu einer Anreicherung von Nitrat in der Pflanze führen, bei Obst und Gemüse zu einer Min-derung des Gesundheitswertes oder auch negativen Auswirkungen auf den Geschmack und die Lagerfähigkeit haben,

• wird nicht alles Nitrat aufgenommen und gelangt durch Versickerung ins Grundwas-ser; es erhöht damit die Kosten der Wasseraufbereitung.

Nitrat kommt immer wieder in erhöhten Konzentrationen in Kopfsalat (vor allem aus dem Gewächshaus), Spinat und Roten Rüben vor. Eine erhöhte Nitrataufnahme kann ge-sundheitliche Folgen haben: Es wird durch Mikroorganismen in Nitrit umgewandelt. Aus dem Nitrit wiederum können sich im Magen-Darm-Trakt mit weiteren Eiweißbausteinen, sogenannte Nitrosamine bilden, die im Verdacht stehen Krebs zu erregen.

Nitrat > Nitrit > Nitrosamine

2.6.4. Intensive Düngung der Kulturen erhöht deren Anfälligkeit gegenüber Schädlin-

gen und insbesondere Pilzen.

So zieht dies auch die Anwendung von Pflanzenbehandlungsmitteln nach sich, um die Ernte nicht zu gefährden. Wie vermeidet der konventionelle Landwirt Ertragsverluste durch Schädlinge? Wird ein Mittel zur Vernichtung des Unkrautes eingesetzt, stört es das biologische Gleichgewicht und kann die Nutzpflanzen anfälliger gegenüber Krankheiten und Schädlingen machen. Viele der beschriebenen Spritzmittel werden auch schon zur Vorbeugung ausgebracht; manchmal auch noch kurz vor der Ernte, damit besonders die Feldfrüchte, die über der Erde wachsen, nicht mit Schädlingen besetzt sind, wenn sie verkauft werden.

Je nach ihrer Wirkrichtung werde bei den Pflanzenschutzmittel unterschieden:

Fungizide wirken gegen pilzliche Erreger, z.B. Fusarium oder Mehltau

Insektizide wirken gegen tierische Schädlinge, z.B. Blattläuse, Kartoffelkäfer

Herbizide wirken gegen „Unkräuter“

Pestizide = ein Sammel- begriff für alle Vorrats-schutz-,Pflanzenschutz- und Schädlingsbekäm-pfungsmittel

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2.7 Saatgut im Getreideanbau

Im Bio-Anbau wird Bio-Saatgut verwendet. Das Kriterium dafür: Zumindest die letzte Vermehrungsstufe des Saatgutes geschah unter Bio-Bedingungen.

Auf die Sorte kommt es anDie Sorten legen sozusagen das Fundament unserer Lebensmittel: Nur was in ihnen „keimhaft“ angelegt ist, kann sich dann über den Anbau und die Verarbeitung entfalten. Die Züchtung von Sorten ist ein Prozess über Jahre. Der Züchter schafft zunächst Vielfalt und wählt dann über mehrere Generationen die Pflanzen zur Weitervermehrung aus, die seinem Zielbild am nächsten kommen. Je nachdem, was dabei im Zentrum steht resultie-ren sehr verschiedene Sorten.

Apfelsorten z.B. charakterisieren durch unterschiedliche Geschmacksausrichtungen – ob eher süß oder säuerlich – und der Farbe: unter diesen Gesichtspunkten ist die Entschei-dung für bestimmte Sorten recht leicht und auch gängig.

Wie sieht es aber bei Pflanzenarten aus, bei denen die Sortenunterschiede nicht so ins Auge springen, z.B. bei Möhren oder Getreide?Hier lag über Jahrzehnte der Fokus auf dem Ertrag und auch auf der Eignung für maschi-nelle Abläufe bei der Ernte und Aufbereitung. Bei Getreide z.B. wurden kurze Sorten be-vorzugt mit wenig Stroh – denn die ließen sich schneller mit dem Mähdrescher ernten, weil einfach weniger Masse durch ihn laufen mussten; dass kurze Sorten der Konkurrenz von „Beikräutern“ gegenüber empfindlicher sind und mit ihrem schwächeren Wurzel-system auch weniger Nährstoffe erschließen konnten wurde „chemisch ausgeglichen“ mit Herbiziden und mineralischen Düngern. Bei der Möhre lassen sich zylindrische und stumpfe Formen mit weniger Verlust ernten als spitz zulaufende; eine glatte Form erleichtert das Waschen – im Vergleich zu Sorten mit Rinnen.Bei der Konzentration auf diese Merkmale geriet die Ernährungsqualität – wie weit stärkt und vitalisiert mich diese Nahrung? – aus dem Blick. Seit einigen Jahren entste-hen insbesondere in der demeter-Bewegung einige Züchtungsinitiativen, die dieses Pendel wieder in Richtung „Lebensmitte(l)“ bewegen und konsequenterweise auf das Wesen(tliche) der Pflanzen und angewandten Züchtungsmethoden schauen.

Als „Samenfest“ …… gelten Sorten, wenn sie über Generationen von Aussaat und Ernte stabil bleiben, dass sich nach ihrem Blühen und Fruchten schließlich Samen bilden, die immer wieder „nach-gebaut“ werden können und die Folgegeneration im Wesentlichen der vorhergehenden entspricht. Dies ist bei einer Reihe unserer landwirtschaftlich genutzten Arten heute nicht mehr selbstverständlich. Bei Mais z.B. und auch bei Roggen und vielen unserer Gemüsearten stehen den Landwirten heute überwiegend Hybrid-Sorten zur Verfügung, so genannt, weil sie aus einem speziellen Züchtungsverfahren, der Hybridzüchtung, hervorgehen. Sie basiert auf der Kreuzung von Inzuchtlinien. Die Vorteile liegen hier in der Wüchsigkeit und Gleichmäßigkeit der Pflanzen der ersten Aussaat – und aus Sicht der Züchterfirmen, dass die Landwirte jährlich neues Saatgut kaufen müssen, die von ihnen geernteten Samen nicht sinnvoll nachbauen können. Die kritische Frage stellt sich im Hinblick auf die Ernährungsqualität dieser Sorten: Welche Auswirkungen darauf hat die Inzucht der Kreuzungslinien über mehrere Generationen?

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Samenfestes Bio-Saatgut – was heißt das?Pflanzen blühen, tragen Früchte- darin sind Samen, aus denen neue Pflanzen entstehen. In der Landwirtschaft gängig sind Hybridsorten, deren Saatgut nicht für eine erneute Aussaat geeignet ist. Das Saatgut samenfester Sorten bringt wieder Pflanzen mit genau denselben Eigenschaften hervor. Dieses Saatgut kommt in der Regel aus biologisch-dynamischer Züchtung.

Seit dem 01.01.2009 ist eine neue EU-Verordnung in Kraft getreten, die u.a. vor-schreibt, dass konventionelles Saatgut nur eingesetzt werden darf, wenn nachweislich kein Bio-Saatgut verfügbar ist. In offiziellen, nationalen Datenbanken wird die Verfüg-barkeit von biologischem Saatgut erfasst. Erst wenn die Datenbank zeigt, dass von der gewünschten Kultur kein biologisches Saatgut erhältlich ist, sind Ausnahmebewilligun-gen zum Einsatz von konventionellem Saatgut möglich.

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2.8. Saatgut im Gemüseanbau

Wozu Bio-Saatgut? Um diese Frage zu beantworten, kommt an dieser Stelle der Gedanke des Bingenheimer Saatguts zu Wort, welches tegut… in vielen Märkten führt. In einem Interview des tegut… marktplatzes mit Petra Boie, Diplom-Agraringenieurin und Vor-standsmitglied der Bingenheimer Saatgut AG, sind die Hintergründe des Bio-Saatguts erklärt:

Wer in seinem Garten Pflanzen anbaut oder aussät, macht sich meist wenig Gedanken darüber, wo das Saatgut und die Setzlinge eigentlich herkommen. Wie wurden sie gezüchtet, gepflegt und bearbeitet bevor sie in die Beete und Töpfe kamen? Neu bei einigen Betrieben im Bio-Gemüseanbau ist die Aussaat von samenfestem Bio-Saatgut (aus Züchtung im Einklang mit der Natur), also „Bio von Anfang an“. Auf diese Weise erhält der Bauer mit der Ernte auch gleich wieder Saatgut, das erneut ausgesät werden kann. Damit verstärken die Landwirte die betriebseigene, unabhängige Kreis-laufwirtschaft und erhöhen einmal mehr die Qualität ihrer Erzeugnisse. Genügend Argumente, weshalb wir bei tegut... fortlaufend unser Sortiment an Produkten aus Züchtungsinitiativen der demeter-Landwirtschaft (z.B. Bio-Möhren der Sorte Rodelika, Bio-Rote-Beete der Sorte Robuschka oder Bio-Hokkaido der Sorte Red Kuri) für Sie erweitern.

Die Gründer des Kultursaat e.V. und der Bingenheimer Saatgut AG widmen sich diesen Themen schon seit über 25 Jahren – und das aus gutem Grund: Ohne dass es öffentlich bemerkt wird, verschwindet peu à peu die natürliche Sortenvielfalt der Nutzpflanzen. So werden Hybride gezüchtet, damit der Verbraucher nicht selbst Saatgut aus den Pflanzen gewinnen kann, oder die Pflanzen werden gentechnisch verändert. Ein Desaster für die natürliche Vielfalt.

Ganz anders ist dies bei dem Bio-Saatgut von der Bingenheimer Saatgut AG. Hier wird jeder Verbraucher sogar dazu ermutigt, eigenes Saatgut zu gewinnen, was teilweise nicht ganz so einfach ist, aber man kann es lernen – dazu gibt es z.B. ein Buch, das man bei der Bingenheimer Saatgut AG bestellen kann. Der demeter-Betrieb bietet derzeit insgesamt 365 Sorten Gemüse, Kräuter und Blumen. Von den ca. 120 Gemüsesorten sind bereits 40 aus biologisch-dynamischer Züchtung.

Frau Boie, worauf sollte ich bei der Auswahl von Saatgut besonders achten?Petra Boie: Wenn Sie auf natürliche und gesunde Lebensmittel Wert legen, sollten Sie Saatgut verwenden, das nach ökologischen Richtlinien und Gesichtspunkten hergestellt wird. Im Ökolandbau verzichten wir vollständig auf synthetischen Dünger und den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. Das schont von Anfang an die natürlichen Ressourcen wie Wasser, Boden und Klima. Das Saatgut ist daher ebenso unbelastet.

Weniger bekannt ist möglicherweise, dass bei der konventionellen Saatgutherstellung andere gesetzliche Regeln gelten als bei den Lebensmitteln, da man Saatgut nicht isst. Das heißt: Hier sind noch mehr chemische Rückstände zugelassen. Wer also einen natür-lichen und ökologischen Garten haben möchte, für den ist die Verwendung ökologischen Saatgutes unverzichtbar.

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Welche Unterschiede gibt es noch?Unter den konventionellen Samen werden immer mehr sogenannte Hybride angeboten. Das heißt: Sie werden so gezüchtet, dass sie nicht die Eigenschaften der Elternpflanzen weitergeben können. Noch extremer ist dies bei genmanipulierten Sorten in der Land-wirtschaft. Diese sind patentiert und die Nutzung von Samen dieser Pflanzen sogar verboten. Wichtig zu wissen: Seit dem Bio-Boom der letzten Jahrzehnte gibt es auch konventionell hergestelltes „ökologisches Saatgut“ – allerdings auch als Hybride – was nicht dem entspricht, was wir unter Bio-Saatgut verstehen. Unser Bio-Saatgut und das des Kultursaat e.V.s ist komplett samenfest. Das heißt: Jede Pflanze, die daraus entsteht, bildet selbst fruchtbare Samen aus; die Pflanze ist also nachbaufähig – so wie in der Natur eben auch. Saatgut ist aus unserer Sicht ein Kulturgut, das allen Menschen gehört, und nicht Privateigentum von einzelnen Firmen.

Was genau meinen Sie mit Kulturgut?Das Thema muss man in einem größeren Zusammenhang sehen. Dass Pflanzen sich aus sich selbst heraus vermehren, ist naturgegeben, seitdem es Pflanzen gibt. Ganz früher war das Saatgut für die Menschen sogar etwas Heiliges, was sorgsam bewahrt und von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Es gab eine Zeit, in der sich Klöster um dessen Erhaltung kümmerten; später übernahmen dies staatliche Organisationen. Wozu? Ganz einfach: Mit dem Saatgut beginnt alles, es ist die Grundlage unserer Lebensmittel. Erst in den letzen Jahrzehnten wird Saatgut immer mehr als reiner Wirtschaftsfaktor ge-sehen. Damit verbunden ist der drastische Verlust an natürlicher Sortenvielfalt.

Macht sich die Qualität des Saatgutes im Lebensmittel bemerkbar?Davon sind wir überzeugt! Denn nur fruchtbare Pflanzen sind sozusagen „ganz“ – wie in der Natur eben auch – und aus unserer Erfahrung können wir sagen, dass sie eine bessere Nahrungsqualität und höhere Vitalität besitzen als Pflanzen mit unfruchtbaren Samen. Auch wenn dies noch nicht wissenschaftlich bewiesen ist – es liegt einfach auf der Hand. Bewiesen ist, dass beispielsweise unsere Bio-Möhrensorte Rodelika, die auch von tegut… angeboten wird, im Vergleich zu anderen auf dem Markt erhältlichen Möh-ren in allen Qualitätsmerkmalen am besten abschneidet. Qualität definiert sich für uns in der „Biografie“ eines Produkts: wie es hergestellt wird, welchen Beitrag es für die Umwelt und den Erhalt der Vielfalt leistet, wo es produziert wird, nämlich regional, und ob die Handelsbeziehungen fair ablaufen.

Für weitere Informationen schauen Sie im Internet unter: www.bingenheimersaatgut.de oder www.kultursaat.org

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2.9. Gentechnik

Der biologische Landbau basiert auf der Betrachtung der natürlichen Zusammenhänge und Kreisläufe in Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln. Gentechnik dagegen hat ihr Fundament in der technologischen Machbarkeit und betrachtet Lebewesen als zerlegbares und veränderbares Material. Bei der Gentechnik und ihrem Einsatz geht es um wirtschaftliche Vorteile der hier tätigen Firmen, den Zwang zum Saatgutwechsel und Monopolbildung durch Patentierung, ohne Berücksichtigung des ökologischen Systems, zu dem auch wir Menschen gehören. Diese Betrachtungsweise ist mit den Grundsätzen der biologischen Wirtschaftsweise nicht vereinbar: Daher lehnen Vertreter der bio - lo gischen Lebensmittelwirtschaft die Anwendung gentechnischer Verfahren auf jeder Stufe der Lebensmittelherstellung strikt ab.

Der Einsatz der Gentechnik in der Öko-Lebensmittelwirtschaft wiederspricht dem Selbstverständnis der Bio-Branche und ist gesetzlich verboten. Die Nutzung der Gen-technik in der Landwirtschaft (Agro-Gentechnik) birgt ökologische und gesundheitliche Risiken. Ihr zunehmender Einsatz in der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung zwingt Öko-Bauern und -Verarbeiter zu umfangreichen Sicherungsmaßnahmen, die die Produktionskosten erhöhen.

Entsprechend ist der Einsatz gentechnischer Verfahren, gentechnisch veränderter Organismen oder aus solchen gewonnener Erzeugnisse in der Herstellung von Bio- Produkten strikt verboten.

2.9.1. Arten der Gentechnik

Spricht man von Gentechnik oder gentechnischen Verfahren, so ist es sinnvoll, zunächst deren Erscheinungsformen d.h. zwischen roter, weißer und grüner Gentechnik zu unter-scheiden.

• Unter grüner (Agro-)Gentechnik werden gentechnische Veränderungen bei Pflanzen aller Art – zum Beispiel Getreide, Gemüse und Obst, aber auch bei Futterpflanzen wie Raps und Mais verstanden.

• Unter weißer oder auch grauer Gentechnik versteht man die Verwendung gentech-nisch veränderter Mikroorganismen aus dem Labor z.B. zur Herstellung von Fein-chemikalien sowie Enzymen.

• Die rote oder auch gelbe Gentechnik ist die Sammelbezeichnung für alle Anwendun-gen der Gentechnik im Bereich der Medizin zur Entwicklung diagnostischer sowie therapeutischer Verfahren und von Arzneimitteln.

Der gravierende Unterschied: Während die rote und weiße Gentechnik sozusagen im geschlossenen System Anwendung finden, werden bei der grünen Gentechnik, auch Agro-Gentechnik genannt, neu konstruierte Organismen in die Natur freigesetzt.Dabei ist der Begriff „Freisetzung“ bezeichnend. Freigesetzte Organismen sind nicht rückholbar. Die medizinische Forschung in einem geschlossenen Labor ist ein anderer Sachverhalt als die Gentechnik auf dem freien Feld, die nicht zurückgeholt werden kann. Wer derart in die Entstehung von Leben eingreift, muss die Konsequenzen sehr gut kennen. Genau das ist bei der Agro-Gentechnik nicht der Fall, weil es keine Langzeit-studien gibt. Die Konsequenzen sind nicht mit einer Erdölkatastrophe oder dem Austritt chemischer Komponenten vergleichbar, bei denen sich die schädigenden

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Stoffe verdünnen und über mehr oder weniger lange Zeiträume abbauen. Bei lebenden Organismen muss vielmehr davon ausgegangen werden, dass sie ihre genetische Infor-mation in der Natur auskreuzen und vervielfältigen. Ein Zurückgehen ist nicht möglich.

2.9.2. Stellungnahme von tegut… zum Thema Gentechnik

tegut… fördert bewusst die traditionelle Landwirtschaft, die auf gentechnische Verfah-ren verzichtet und ist gegen die Ausbringung von gentechnisch veränderten Organismen in die Natur. Dies hat im Wesentlichen folgende Gründe:

Umwelt und BiodiversitätDer Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen fördert in der Regel den großflächigen Einsatz einzelner Sorten in Kombination mit dem Einsatz einiger weniger Herbizide. Die absehbare Resistenzbildung bei Unkräutern ist inzwischen zu einem großen Problem geworden, die mittel- und langfristig zu einem weit höheren Einsatz von Pflanzenschutz-mitteln führt als während der ersten Jahre eingespart werden konnte. Außerdem verarmt sowohl das angebaute Sortenspektrum als auch die Begleitflora. Diese „Erosion“ der biologischen Vielfalt macht die Agrar-Ökosysteme empfindlicher gegenüber Krankheiten, Schädlingen und Einflüssen der Witterung.

Abhängigkeit der LandwirtschaftDie weitaus häufigste Anwendung der Agro- Gentechnik ist die Toleranz gegen Pflanzen-schutzmittel. Die Sorte ist so manipuliert, dass sie zusammen mit einem bestimmten Pflanzenschutzmittel angewendet werden muss. Das ist von Vorteil für die Firmen, die diesen „Doppelpack“ liefern, dem Landwirt aber nimmt es Handlungsspielraum.Im Schlepptau der Agro-Gentechnik wurde das Patentrecht auch auf Pflanzen ausge-weitet. Mit den Rechtskonflikten um die genetischen Ressourcen und deren Nutzung boomt der neue Berufszweig von Patentanwälten. Die Kosten des Saatgutes verteuern sich durch Lizenzgebühren – ein Nachbau und damit auch die Möglichkeit der Anpas-sung von Sorten an die Bedingungen des Betriebes wird ganz unmöglich. Erzwungener Neukauf von Saatgut Jahr um Jahr in Verbindung mit bestimmten Pflanzenschutzmitteln und Lizenzgebühren mehren den Gewinn der Firmen – und bringen die Landwirte in ein höheres Maß an Abhängigkeit. Insgesamt wird ihnen und den Verbrauchern mit der Freisetzung gentechnisch manipulierter Pflanzen die Wahlmöglichkeit genommen, denn Auskreuzungen sind dann nur eine Frage der Zeit; die „Koexistenz“ einer Landwirtschaft ohne Gentechnik neben einer, die gentechnisch manipulierte Pflanzen anbaut wäre auf längere Sicht eine Illusion. Hindernis für eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft in Ländern des SüdensDie Gentechnik leistet zur Ernährungssicherung in südlichen Ländern keinen wesent-lichen Beitrag, das räumen inzwischen auch ihre Befürworter ein. Oder ihr Beitrag ist negativ, wo sie in landwirtschaftlich günstigen Gebieten die Intensivierung des Anbaus vorantreibt, der auf einem Energieinput in Form von Düngern und Pflanzenschutz mittel basiert und sich die Flächen auf wenige Besitzer konzentrieren. Auch der jüngste Welt-agrarbericht äußert sich kritisch gegenüber der Grünen Gentechnik und spricht sich für die Förderung einer bäuerlichen Landwirtschaft aus, die weniger auf Energie und Kapitalinput als auf der Arbeit vieler und traditioneller Verfahren baut, die auch auf lokal angepassten, bewährten und nachbaufähigen Sorten beruht. Dies sollte verstärkt durch Forschung begleitet und gefördert werden anstatt die Mittel in Technologien fließen zu lassen, die ihren Nutzen nicht beweisen konnten und die Konzentration von

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Firmen und die Polarisierung der Menschen verstärken. Ein größerer Beitrag zur Ernäh-rungssicherung ist zu erwarten, wenn viele Menschen Zugang zu Ressourcen wie Boden, Wasser, Saatgut erhalten und dem Wissen, diese nachhaltig zu nutzen.

Fehlende Risikoforschung und ungeregelte HaftungsfragenAlle zentralen kritischen Einwände bei den ersten Schritten zur Einführung der Grünen Gentechnik erwiesen inzwischen ihre Berechtigung: Die Auskreuzung wird nicht mehr angezweifelt. Gravierende Probleme mit Pflanzenschutzmittel-toleranten Unkräutern sind Realität und gesteigerter Einsatz von Agrarchemie die Konsequenz. Immer mehr Fütterungsversuche nähren die Zweifel, dass gentechnisch veränderte Futtermittel eben nicht „substanziell gleich“ sind wie nicht manipulierte und negative Auswirkungen haben. Eine objektive Erforschung der Risiken der Genmanipulationen steht immer noch am Anfang. Und die Haftung ist nicht geklärt: Wenn sich Probleme abzeichnen – wer wird Haftung und Kosten dafür tragen?

Gegen Gentechnik in LebensmittelnSolange die Risiken nicht wissenschaftlich und unabhängig erforscht werden und nur in Form einzelner kurzfristiger toxikologischer oder allergener Risikobeurteilung vorlie-gen, ist der Einsatz der Gentechnik in Lebensmitteln und damit auf den Feldern nicht zu verantworten.

Was kann der Kunde selbst tun, um eine Landwirtschaft „Ohne Gentechnik“ zu fördern?Der Kunde muss die Nachfrage dafür schaffen, denn dann wird es verstärkt zum Anbau gentechnikfreier Pflanzen kommen. Wenn diese Bewegung eine gewisse Größe erreicht, werden auch die eben erwähnten Kosten für die Kontrolle gering bleiben. Wer Produkte mit dem Logo „Ohne Gentechnik“ kauft, bezieht Position – für eine traditionelle oder ökologische Landwirtschaft und für den praktischen Umweltschutz. Insofern kommt das Logo allen Beteiligten zugute – dem Kunden, der auf eine besondere Qualität seiner Lebensmittel vertrauen kann, und der klein strukturierten Landwirtschaft, die auch in Zukunft noch eine Chance hat.

Wussten Sie, welche Pionierarbeit tegut ... für eine lückenlose Kennzeichnung gen-manipulierter Lebensmittel geleistet hat?

• November ’96: tegut... sammelt innerhalb von knapp 4 Wochen 60.000 Unterschrif-ten von Kunden für eine konsequente Kennzeichnung genmanipulierter Lebensmittel.

• Seit März ’98: tegut... befragt seine Lieferanten und prüft, ob bei der Herstellung ihrer Produkte Methoden der Gentechnik zum Einsatz kommen.

• Februar ’99: tegut ... entscheidet sich dafür, alle Produkte aus dem Sortiment zu nehmen, die als gentechnisch verändert deklariert sind.

• Eigenmarken ohne Gentechnik: tegut... ist das erste Handelshaus, das seine Eigen-marken mit der Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ versieht.

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2.9.3. Aktion Bantam-Mais

Haben Sie sich auch schon gefragt, warum wir jedes Jahr die Bantam-Mais Info-Heftchen in unseren Filialen auslegen?

Auch in diesem Jahr sind wieder alle aufgefordert, leckeren, gentechnikfreien Bio-Mais im Garten oder auf dem Balkon anzupflanzen.

Die Idee ist folgende: Jeder, der eigenen Mais ernten und sich gleichzeitig gegen Gentechnik engagieren möchte pflanzt auf seinem Grundstück die Bio-Süßmaissorte Bantam. Damit gilt man als Maisbauer und hat das Recht, zu erfahren, wer in der Nachbarschaft Genmais anbaut. Eine Grundlage, um dagegen mobil machen zu können.

Außerdem sind die Anbauer von gentechnisch verändertem Mais dazu verpflichtet, andere Maissorten vor gentechnischer Verunreinigung, zum Beispiel durch Pollenflug von Genmaisfeldern zu schützen. Die Aktion soll generell auch zeigen, dass Anbauer von Bantam-Mais die Pläne der Bundesregierung und der EU-Kommission missbilligen, den Gentechnik-Anbau voranzutreiben.

Mittlerweile gibt es eine „goldene Bantam Karte“, die alle Postleitzahlen-Gebiete auf-zeigt, in denen Bantam-Mais angebaut wird. Wer Bantam aussäen möchte, kann seinen Standort mitteilen und so helfen, „Deutschland noch goldener zu machen“.

Die Aktion Bantam-Mais wird organisiert von Save Our Seeds in der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Die Initiative soll helfen, gentechnikfreies Saatgut reinzuhalten. Save Our Seeds wird von 350 Organisationen in ganz Europa getragen. Nähere Informationen unter: www.bantam-mais.de.

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2.10. Artgerechte Tierhaltung

In der Pionierphase von „Bio“ stand der Pflanzenbau im Mittelpunkt.; Nach und nach wurden Gesichtspunkte und Grundsätze auf die Viehzeit ausgeweitet. Der Blick auf das Tier verschob sich vom „Produktionsfaktor“ hin zum „Mitgeschöpf“. Entsprechend wur-de z.B. bei der Gestaltung von Ställen, der Bemessung von Bewegungsmöglichkeit und Platz für die Tiere die betriebswirtschaftliche Gewichtung zurückgenommen und unter Kriterien gestellt: Was ist „der Art eines Tieres gerecht“? Sein Verhalten als Individuum als auch im Verband mit Artgenossen wurde beobachtet und stärker berücksichtigt. Dabei spiel(t)en ethische Gesichtspunkte eine Rolle als auch ganz praktische: Wenn sich Tiere wohler fühlen gibt es weniger Stress im Bestand – und das wirkt sich positiv bis hin zur Fleischqualität aus. Spannung entsteht unter betriebswirtschaftlichen Gesichts-punkten. Beispiele: Stallfläche und –raum bedeuten eine hohe Investition; die rechnet sich schneller, wenn ich mehr Tiere auf derselben Fläche halte. Spaltenböden verbreite-ten sich stark, weil sie einfach weniger Arbeit erfordern als die Einstreu mit Stroh sowie dessen Pressen und Lagern nach der Ernte des Getreides.

Tiere sind wesentlich in landwirtschaftlichen Betriebsabläufen. Mit ihnen lassen sich Flächen nutzen, die für den (mechanisierten) Pflanzenbau ungeeignet sind, weil sie zu steil, zu steinig, zu trocken, zu nass etc. sind. Unter extremen Bedingungen lassen sich mit Tieren noch „landwirtschaftliche Produkte“ erzeugen, wo dies mit Kulturpflanzen nicht mehr (wirtschaftlich) möglich wäre. „Weideflächen“ zeichnen sich durch hohe Bio-diversität (Gräser, Kräuter …) aus und können sich so relativ gut auf Extreme einstellen. Tiere können diese ersten Glieder der Nahrungskette zu Milch und Fleisch verdichten, zu Lebensmitteln für die Menschen. Weltweit betrachtet kann der Mensch „in Symbiose“ mit Tieren in extremen ökologischen Zonen leben, in Halbwüsten und Steppen, wo die spärliche Pflanzendichte zum Teil sogar Nomadentum bedingt. Ein weiteres „tierisches Produkt“ von zentraler Bedeutung ist der Mist der Tiere: In ihm wird „pflanzliche Masse“ verdichtet, aufgeschlossen und vorkompostiert; als organischer Dünger trägt er entscheidend zur Bodenfruchtbarkeit bei.

Das betriebswirtschaftliche Diktat führte auch in der Tierhaltung zu Fehlentwicklungen und schließlich zu Skandalen, z.B. die Haltung in immer größeren Einheiten und auf immer kleinerem Raum für die einzelnen Tiere – in der Konsequenz zu mehr Krankheits-druck und dem vorbeugenden Einsatz von Antibiotika; die Fütterung von Wiederkäuern, als hätten sie die Mägen von Allesfressern (Soja und Tiermehl statt „Grundfutter“ wie Gräser und (Wiesen-)Kräuter.

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Der ökologische Landbau nimmt den Zusammenhang zwischen Haltungsbedingungen und Fleischqualität wahr und geht im betriebswirtschaftlichen Druck nicht jeden (faulen) Kompromiss mit. Deshalb ringen die Bio-Bauern, ihre Tiere artgerecht zu halten, um so die Vitalität und die Abwehrkräfte der Tiere zu fördern. Das bedeutet, dass …

• sich die Tiere angemessen in den Ställen bewegen können und sich ihrer Art gemäß auch sozial verhalten können (z.B. Laufstall).

• sie Auslauf ins Freie haben.• ausreichend Licht und Luft zur Verfügung steht.• angemessene, trockene Liegeflächen vorhanden sind, die das Liegen und Aufstehen

erleichtern. • die Käfighaltung von Hühnern und die Haltung von Schweinen und Rindern auf

Vollspaltböden untersagt sind.• auf vorbeugenden Einsatz von Arzneimitteln verzichtet werden muss, ebenso auf

Hormone und Masthilfsmittel.• im Krankheitsfall werden vorzugsweise Naturheilmittel und Homöopathie verwendet.

Bei schweren Erkrankungen darf der Tierarzt Antibiotika einsetzen, um das Tier nicht länger als nötig leiden zu lassen. Die Behandlung muss jedoch registriert und das Tier darf erst geschlachtet werden, wenn die doppelte Wartezeit (zur Ausspülung des Medikaments aus dem Körper) eingehalten wurde.

• auf Leistungsförderer verzichtet werden muss. Bei Milchkühen steht nicht die höchst-mögliche Laktation im Vordergrund (aus hoher Intensität von Fütterung und Haltung resultieren oft Krankheiten, z.B. Euterentzündung, Übersäuerung des Magens, Klauenprobleme) sondern eine hohe Leistung über viele Jahre (Bio-Kuh liefert ca. 6.000–7.000 Liter Milch pro Jahr, während eine „Hochleistungskuh“ an die 10.000 Liter Milch im Jahr oder sogar darüber kommt.).

• das Viehfutter bevorzugt auf dem eigenen Hof erzeugt wird und ebenfalls aus öko-logischem Landbau stammen muss. Futterzukauf ist nur begrenzt möglich und muss definierten Regeln folgen.

• bei Rindern der Einsatz von Milchaustauschern und Tiermehl verboten ist.

Dies ist jedoch keine Garantieerklärung dafür, dass es in der ökologischen Landwirt-schaft keine BSE-Erkrankungen geben kann. Da der Übertragungsweg nach wie vor nicht bekannt ist.

Im ökologischen Landbau ist mehr als im konventionellen verbreitet, dass auch Rassen mit regionaler Bedeutung oder bei Rindern auch Zweitnutzungsrassen gehalten werden (Aber keine Vorgabe dazu in den Richtlinien)

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2.11. Die EU-Verordnung zur Öko-Tierhaltung

Die ergänzende Öko-Verordnung mit einheitlichen Regelungen zur ökologischen Tier-haltung trat im August 2000 in Kraft, also rund 10 Jahre nach der Reglung des öko - logischen Pflanzenbaus.Die tierischen Erzeugnisse dürfen nach Inkrafttreten dieser Verordnung nur dann den Zusatz „aus ökologischer Erzeugung“ tragen, wenn festgelegte Regeln befolgt wurden.Hier die wichtigsten:

• flächengebundene Tierhaltung,• ökologisches Futter ohne Zusatz von Leistungsförderern,• die Tiere müssen Auslauf haben,• generelles Verbot der Verwendung von Gentechnik bei Öko-Erzeugnissen.

… so wie die Tiere z.B. auf dem Biohof Hartmann in Flieden bei Fulda.

Wie ist das mit dem Bio-Honig? „Man kann einer Biene doch nicht sagen, wohin sie fliegen soll!“ Die ökologische Er-zeugung von Imkereierzeugnissen ist in der EU-Verordnung detailliert geregelt. Bienen-stöcke dürfen z.B. nur aus natürlichen Materialien stammen, die Herkunft der Mittel-wände, die aus Wachsplatten bestehen, muss bekannt sein und darf keine Rück-stände enthalten. Bei der Auswahl der Standorte muss berücksichtigt werden, dass im Umkreis von 3 km die Bienenweide im Wesentlichen aus Pflanzen des Öko-Anbaus, Wildpflanzen oder aus Kulturen der extensiven Landwirtschaft bestehen soll. Auch schadstoffaussto-ßende Industrien, Autobahnen oder Müllverbrennungsanlagen dürfen sich nicht in der Nähe der Bienenstöcke befinden. So soll gewährleistet werden, dass möglichst wenig Umweltschadstoffe in den Honig gelangen. Gleichzeitig dient die Regelung dem Schutz der Bienen, die auf chemische Spritzgifte sehr empfindlich reagieren und oft sterben, bevor der belastete Nektar den Bienenstock erreicht. Das ist der Grund, warum sich in konventionellem Honig nur selten Pestizidrückstände finden.

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Wiederholungsfragen

Aufgabe 9Welches sind Grundsätze ökologischer Landwirtschaft?

a) Artgerechte Tierhaltung b) Pflanzenschutz c) Verwendung von Gentechnik d) Ackerbau und Viehhaltung sind nicht aneinander gekoppelt e) Im ökologischen Landbau ist auf Pflanzenschutzmittel und mineralische Stickstoff-

dünger zurückzugreifen

Aufgabe 10Welchen Aussagen im Bezug auf Boden stimmen Sie zu?

a) Klee eignet sich nicht als Zwischenfrucht b) Zur Bodenfruchtbarkeit tragen vielfältige Fruchtfolgen und Zwischenfrüchte wie

Senf und Phacelia bei c) Boden ist ein Komplex aus Mineralien, Wasser, abgestorbenen und lebendigen

Organismen d) Durch eintönige Reihenfolge von Pflanzen soll der Befall des Bodens möglichst

gering gehalten werden e) Der Boden dient als Trinkwasserfilter und Wasserspeicher

Aufgabe 11Wie schützt der Bio-Bauer seine Pflanzen bzw. düngt seine Felder?

a) Um alles Unkraut zu entfernen, hackt der Bauer mit Maschinen besonders tief in die Erde

b) Durch hofeigenen organischen Dünger ist die Belastung des Grundwassers gering c) Der Bio-Bauer beugt durch eine entsprechend konzipierte Fruchtfolge oder Aus-

wahl der Aussaatzeit dem Befall durch Schädlinge und Krankheiten vor d) Im Fokus steht die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten e) Im biologischen Landbau wird zusätzlich Stickstoff eingesetzt, um das Ertragsziel

zu erreichen

> zu den Lösungen auf Seite 87

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Wiederholungsfragen

Aufgabe 12Ordnen Sie die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Gentechnik bitte entspre-chend zu!

Gentechnik / gentechnisches Verfahren

Beschreibung

1. Grüne Gentechnik a) Verwendung von gentechnisch ver-änderten Mikroorganismen aus dem Labor, z.B. zur Herstellung von Feinche-mikalien sowie Enzymen

2. Weiße oder graue Gen technik

b) Sammelbezeichnung für alle Anwen-dungen der Gentechnik im Bereich der Medizin

3. Rote oder gelbe Gentechnik

c) Alle gentechnischen Veränderungen bei Pflanzen aller Art (z.B. Getreide, Obst, Gemüse, Futterpflanzen)

Aufgabe 13Was ist unter artgerechter Tierhaltung zu verstehen?

a) Die Tiere können sich in den Ställen frei bewegen und entsprechend ihrer Art sozial verhalten

b) Den Tieren steht keine Luft und kein Licht zur Verfügung c) Futter darf nur von externen Stellen zugekauft werden d) Im Krankheitsfall werden bevorzugt Naturheilmittel und Homöopathie verwendet e) Der präventive Einsatz von Arzneimitteln ist erwünscht

> zu den Lösungen auf Seite 88

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• Was ist ökologische Lebensmittelverarbeitung?• Kriterien der ökologischen Verarbeitung• Verarbeitungsverfahren• Ohne-Gentechnik-Siegel• Die Kennzeichnung ökologischer Lebensmittel• Die kff – kurhessische fleischwaren fulda als Verar-

beitungsbetrieb mit hohem Anteil an Bio-Produkten• Die herzberger bäckerei als ausschließlich biologisch

arbeitender Verarbeitungsbetrieb

3Die ökologische Lebensmittelbearbeitung

3.1. Was ist ökologische Lebensmittelverarbeitung?

Grundsätzlich ist die Lebensmittelverarbeitung die Veredelung der landwirtschaftlich erzeugten Rohstoffe zu verzehrfertigen Lebensmitteln. Dieser Begriff umfasst die Verar-beitung und Zubereitung im privaten Haushalt, in handwerklichen Betrieben wie Bäcke-reien ebenso wie in industriellen Produktionsanlagen. Abgesehen von weitgehend unverarbeiteten Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Eiern oder frischem Fleisch steht uns eine große Auswahl verarbeiteter Lebensmittel zur Verfügung. Die Verarbeitungsverfah-ren sind produktgruppenspezifisch und teilweise hochtechnologisch und komplex. Viele Lebensmittel, die uns heutzutage für unsere Ernährung zur Verfügung stehen, haben bereits mehrstufige Be- und Verarbeitungsprozesse durchlaufen, bis sie auf unserem Teller liegen!

Gemäß der ökologischen Betrachtungsweise von natürlichen Zusammenhängen der Lebensprozesse sollten Öko-Lebensmittel in ihrer Ursprünglichkeit erhalten bleiben. Dies gilt auch für Verarbeitungsprodukte wie z.B. Brot und Backwaren, Käse und Molkereiprodukte. Übertragen auf die Verarbeitungsprozesse bedeutet das: So wenig Verarbeitung wie nötig und so schonend wie möglich!

In der ökologischen Lebensmittelverarbeitung geht es vor allem darum, die Qualität der Rohstoffe und Zutaten aus der ökologischen Landwirtschaft durch die Verarbeitungs-prozesse besser zu erschließen, zumindest aber nicht zu mindern!

Diese Haltung findet Ausdruck in den Vorschriften zur ökologischen Lebensmittelverar-beitung, die sowohl in der EU-Öko-Verordnung als auch in den Verarbeitungsrichtlinien der Öko-Verbände festgeschrieben sind. Sie beziehen sich auf die folgenden 3 Haupt - bereiche

• der zur Verarbeitung verwendeten Rohstoffe und Zutaten,• der zur Verwendung zugelassenen Zusatz- und Hilfsstoffe,• der zugelassenen Verarbeitungsverfahren.

3.2. Kriterien der ökologischen Verarbeitung

Zu den Kriterien der ökologischen Verarbeitung existiert ein aufschlussreiches Themen-heft, zu finden unter: http://www.aoel.org/aktuell/documents/AoeL_Themenheft_2012.pdf

3.2.1. Rohstoffe und Zutaten

Die landwirtschaftlichen Rohstoffe und Zutaten zur Herstellung eines Öko-Lebensmittels müssen zu mind. 95% aus ökologischer Erzeugung stammen. Festgelegt ist weiterhin, welche Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs aus konventioneller Erzeugung für die Herstellung von Öko-Lebensmitteln verwendet werden dürfen.

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3.2.2. Zugelassene Zusatz- und Verarbeitungs-Hilfsstoffe

Für die konventionelle Lebensmittel-Herstellung sind in der EU derzeit um die 300 Zusatz- und Hilfsstoffe zur Verwendung zugelassen. In der EU-Öko-Verordnung ist in Positivlisten ca. ein Siebtel dieser Stoffe für die Verarbeitung von Öko-Lebensmitteln erlaubt. Kriterien dabei. Sind sie zur Herstellung bestimmter Lebensmittel unbedingt erforderlich? (z.B. Natriumhydroxid zur Oberflächenbehandlung von Laugengebäck).In der „Bio-Richtlinie“ 834/2007 sind die Verarbeitungsrichtlinien für die Verwendung von Zusatz- und Hilfsstoffen geregelt: Die Verwendung künstlicher Geschmacksver-stärker ist grundsätzlich ausgeschlossen. Bei Öko-Lebensmitteln sollen die natürlichen Zutaten den Geschmack bestimmen.

3.3. Verarbeitungsverfahren

Im Vergleich der ökologischen und konventionellen Verarbeitung am Beispiel der Roggen-brotherstellung wird nachfolgend dargestellt, wie die Vorschriften zur Verarbeitung öko-logischer Lebensmittel sich auf verwendete Zutaten und Verfahren auswirken können, wobei hier eines von vielen möglichen Verfahren zur Anwendung kommt:

Die ökologische LebensmittelbearbeitungLernphase47 3> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Die Einhaltung der Vorschriften wird bei den Verarbeitungsbetrieben einmal im Jahr überprüft. Dabei überprüft die zuständige Öko-Kontrollstelle durch eine

Betriebsbesichtigung mit Rohstoff- und Zutatenlager, Produktionsräume und -anlagen sowie Transport- und Verkaufseinrichtungen. Bei Betrieben, die sowohl ökologische als auch konventionelle Lebensmittel verarbeiten, wird dabei besonders darauf geachtet, dass die unterschiedlichen Qualitäten an keiner Stelle des Prozessweges vermischt oder verwechselt werden.

3.4. Ohne-Gentechnik-Siegel

Spätestens mit der ersten Lieferung von gentechnisch veränderten Sojabohnen aus den USA nach Deutschland im Jahr 1996 ist das Thema „Gen-Food“ in den Medien und im Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher angekommen.

Unzählige repräsentative Umfragen belegen seither, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung, etwas 70–80%, Lebensmittel ablehnt, die aus gentechnisch veränderten Pflanzen hergestellt werden. Deshalb finden entsprechend EU-Gesetzgebung kenn-zeichnungspflichtige gentechnisch veränderte Lebensmittel bzw. Organismen (GVOs), praktisch nicht in den Regalen deutscher Supermärkte.

Eine Lücke in den Regelungen bestand darin, dass tierische Produkte wie Milch, Fleisch oder Eier von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, nicht als „gentechnisch verändert“ gekennzeichnet und deshalb von den Verbrauchern nicht als solche erkannt werden konnten.

Seit 2009 sorgt hier eine von tegut… wesentlich mit angeschobene Initiative für mehr Transparent, der Verband „Lebensmittel ohne Gentechnik“ (VLOG):http://www.ohnegentechnik.org/

Das „Ohne-Gentechnik-Siegel“ des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) ist bundeseinheitlich und rautenförmig. Mit dem Siegel werden seit 2009 Lebensmittel gekennzeichnet, die keine gentechnisch veränderten Bestandteile enthalten. Das Siegel bietet Transparenz und die Sicherheit, keine Gentech-nik mitzukaufen.

Wussten Sie schon, dass tegut… Gründungsmitglied im Trägerverein ist? Sven Euen ist im Vorstand und seit 1993 für die kff und tegut… dort tätig. Er leitet das Rohstoff- und Qualitätsmanagement für Fleisch-und Fleischwaren. Außerdem hat unser Geschäfts-leitungsmitglied Andreas Swoboda (QM) einen Sitz im Beirat.

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3.5. Die Kennzeichnung ökologischer Lebensmittel

Die EU-Verordnung „ökologischer Landbau“ regelt nicht nur die Erzeugung der Lebens-mittel, sondern auch die Kennzeichnung der Produkte und die Kontrolle aller erzeugen-den und produzierenden Bio-Betriebe.

Wenn „Bio“ oder „Öko“ auf dem Etikett steht müssen 95% der landwirtschaftlichen Zutaten aus ökologischem Anbau stammen. Dass bis 5% konventionell erzeugte Zutaten möglich sind gibt den notwendigen Spielraum bei Zutaten, die nicht oder nicht in der erforderlichen Menge in biologischer Qualität erhältlich sind, z.B. einige Gewürze. Nicht erlaubt ist hingegen das Strecken von ökologischen Rohstoffen mit 5% des gleichen Roh-stoffs aus konventioneller Erzeugung. Die Prozentzahl bezieht sich jedoch nur auf die Gesamtmenge der landwirtschaftlich erzeugten Zutaten. Zutaten nicht landwirtschaft-lichen Ursprungs sind z.B. Hefen, Salz und Wasser.

Liegt der Anteil der Bio-Zutaten unter 95% darf das Produkt nicht als „Bio“ – oder „Öko“ – Produkt bezeichnet werden. Allerdings kann in der Zutatenliste darauf verwie-sen werden, wenn eine oder einige Zutaten aus ökologischer Erzeugung stammen; dann ist auch der prozentuale Anteil der Bio-Zutaten anzugeben.

Die EU-Verordnung „ökologischer Landbau“ sorgt im Lebensmittelbereich dafür, dass da, wo „Bio“ drauf steht, auch wirklich „Bio“ drin ist.

3.6. Die kff – kurhessische fleischwaren fulda als Verarbeitungsbetrieb mit hohem Anteil an Bio-Produkten

3.6.1. Bio-Fleisch und -Wurstwaren von der tegut... Hausmetzgerei kff

Zu den Qualitätserzeugnissen der kff gehört seit 1982 auch ein vielfältiges Angebot an Fleisch und Wurstwaren in Bio-Qualität. Die Tiere dafür kommen von ökologisch wirt-schaftenden Bauern. Die tegut... Märkte dürften aufgrund ihrer Hausmetzgerei kff in unseren Regionen zurzeit die Lebensmittelmärkte sein, die ihren Kunden das breiteste Sortiment an Fleisch und Wurstwaren in biologischer Qualität anbieten können.

Der Name steht für Fleisch und Wurstwaren, die konsequent nach ökologischen Richt-linien erzeugt und kontrolliert werden.

Zum Frischfleischangebot der kff in Bio-Qualität gehören Öko-Schweinefleisch, Öko-Rindfleisch, Öko-Lammfleisch, Öko-Kalbfleisch und Öko-Geflügel.

aus ökologischerErzeugung

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3.6.2. Was ist das Besondere an Bio Fleisch- und Wurstwaren der kff?

• Schonender Transport der Tiere zum Schlachthof sowie Ruhe und Sachverstand beim Schlachten.

• Die Schlachthälften werden zu 100% in der kff zerlegt (außer Öko-Geflügel).• Traditionelle Verarbeitung nach ökologischen Richtlinien in der kff.• Wohlschmeckendes Fleisch, welches marmoriert und ausreichend gereift (zart und

aromatisch) ist.

3.6.3. Woher bezieht die kff ihr Bio-Fleisch?

Die kff arbeitet vorwiegend mit Bio-Bauern aus Hessen, Bayern, Thüringen und Baden Württemberg zusammen. Die Bio-Bauern, die die Tiere liefern, sind der kff persönlich bekannt. Ein Ziel für den Einkauf von Bio-Fleisch der kff ist, dass es eine regionale Ver -sorgung, d.h. kurze Wege vom Landwirt zum Verbraucher gibt – „aus der Region für die Region“. Aus diesem Grund gründete sich 1998 der Verein Rhöner Biosphärenrind e.V.

Der Verein Rhöner Biosphärenrind e.V. ist ein Zusammenschluss von Rhöner Landwirten und tegut... mit dem Ziel der Vermarktung von ökologisch erzeugtem Rindfleisch. Der Verein befasst sich mit der Erzeugung von Ochsen (männliche, kastrierte Rinder) und Färsen (junge, weibliche Rinder).

Die Weidenhaltung von Ochsen und Färsen im Sommer wirkt sich nicht nur positiv auf die Landwirtschaft aus, auch die Fleischqualität ist besser, das Fleisch ist gut marmo-riert, herrlich saftig und wundervoll aromatisch.

Ökologische Vorteile durch die Bio-Lebensmittelverarbeitung der kff:

• Bewahrung der artenreichen Kulturlandschaft• Erhalt der traditionellen Rinderrasse „Rhöner Fleckvieh“• artgerechte Tierhaltung• kurzer, schonender Transport in den Schlachthof

Wirtschaftliche Vorteile durch die Bio-Lebensmittelverarbeitung der kff:

• höhere Preise für hochwertigeres Rindfleisch• Schaffung von Arbeitsplätzen in Landwirtschaft, Handwerk und Handel• soziale und kulturelle Aspekte• Sicherung der bäuerlichen Landwirtschaft

3.6.4. Wird die Bio-Qualität kontrolliert?

Alle Bio-Bauern, die die kff beliefern, arbeiten nach den ökologischen Richtlinien eines Öko-Anbauverbandes. Sie werden von ihrem Anbauverband und staatlich anerkannten Kontrollstellen regelmäßig überwacht: Auch sämtliche Verarbeitungsschritte in der kff werden von der staatlich anerkannten Kontrollstelle, BCS-Öko-Garantie, auf die Ein-haltung der Richtlinien kontinuierlich überwacht und zertifiziert. Zu erkennen an der Codenummer der Öko-Kontrollstelle „DE-001-Öko Kontrollstelle“ auf den verpackten Wurstprodukten.

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Kunden könnten Sie fragen: Wird bei der Herstellung von Bio-Wurstwaren Nitritpökel-salz (NSP) verwendet?Damit die Wurst die Farbe hält und nicht so schnell grau wird und um eine hoheProduktsicherheit zu gewährleisten, wird Meerpökelsalz (enthält Nitrit) für Öko Brüh-wurst und Öko-Fleischwaren verwendet. Allerdings in vermindertem Umfang – ca. 30–50% der üblichen Menge. Es werden aber auch Wurstsorten ohne Pökelsalz ange boten wie z.B. Hausmacher Leberwurst. Kalbsleberwurst, Jagdwurst und Rindfleisch unter der Marke Alnatura im Glas. Öko-Bratwurst, Öko-Blutwurst und alle Öko-Rohschinken (siehe Rhöngut).

3.6.5. Welche Gewürze und Zutaten werden für ökologische Wurst verwendet?

Es werden Gewürze aus ökologischem Landbau und natürliche Zutaten wie Bio-Rotwein, Bio-Honig und Meersalz verwendet. Und sonst nichts!

3.6.6. Warum ist Bio-Fleisch teurer?

Die Bio-Bauern arbeiten nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Sie betreiben damit aktiven Umweltschutz, haben allerdings auch höhere Kosten, da die Tiere z.B. länger aufgezogen werden. Die Bio-Bauern erhalten dafür von der kff auch einen deut-lich höheren Preis.

3.6.7. Woran erkennt man Bio-Qualitätsfleisch und -Wurst in Selbstbedienung?

Bio-Qualitätsschweinefleisch und -Qualitätsrindfleisch erkennt man an der weißen Schale und dem Zeichen „kff Bio“ auf der Verpackung.

Rhöngut – naturgereift in Rhöner Höhenluft ganz ohne NitritpökelsalzAm Anfang stand die Idee: Wurst, ohne Zusatzstoffe wie Pökelsalz und sonstige Hilfs-stoffe, ganz natürlich an der Luft reifen zu lassen. Das Gebäude einer ehemaligen Kaserne im Biosphärenreservat Rhön wurde von der kff zu einem Produktionsstandort umgebaut. Seit Dezember 1998 reifen dort in über 800 Metern Höhe in der rauen und frischen Höhenluft der Rhön kff Öko-Fleisch und Wurstwaren der Extraklasse heran. Luftgetrocknete kff Öko-Rohschinken und kff Öko Rohwürste aus Frankenheim in der Thüringer Rhön.

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Die Naturreifung dauert zwar wesentlich länger als unter industriellen Bedingungen und führt zu höheren Gewichtsverlusten bei den Produkten (Konservierung durch Trocknung), benötigt jedoch nur ca. 1/3 der bisherigen Energie. Geräuchert werden die Produkte mit reinem Buchenholz.

Die kff Öko-Rohwürste und kff Öko-Rohschinken werden ganz ohne Nitritpökelsalz, aus-schließlich mit Meersalz hergestellt, besonders geeignet für Verbraucher, die allergisch auf Nitritpökelsalz und andere Zusatz- und Inhaltsstoffe reagieren. Probieren Sie den milden Geschmack, ein besonders aromatischer Genuss!

Die wichtigsten Verkaufsargumente für kff Fleisch- und Wurstwaren:

• Rhöngut-Produkte sind immer Bio-Spezialitäten.• Sie sind lebendige Produkte ohne Zusatz von Hilfsmitteln und Konservierungsstoffen,

d.h. tägliche Betreuung, Pflege (vergleichbar mit der Reifung eines Rohmilchbries).• Bio-Fleisch, Bio-Gewürze und traditionelle Herstellung sowie klare Luft, viel Zeit und

intensive Pflege bewirken die außergewöhnliche Qualität und den hohen Genusswert der Rhöngut-Produkte.

• Sie reifen in der Höhenluft der Rhön, die vergleichbar ist mit dem Klima eines Natur-kellers.

• Durch die längere Reifezeit entsteht u. a. der besondere Geschmack.• Damit sind Rhöngut-Spezialitäten von außergewöhnlicher Premiumqualität – es gibt

sie ausschließlich bei tegut... Dadurch heben wir uns ab von unseren Mitbewerbern und sind mit deren Produkten nicht vergleichbar!

• Der Name „kff Bio“ steht für Fleisch- und Wurstwaren, die konsequent nach öko-logischen Richtlinien erzeugt und kontrolliert werden. Sämtliche Verarbeitungs-schritte in der kff werden von einer staatlich anerkannten Kontrollstelle auf die Einhaltung der Richtlinien kontinuierlich überwacht.

• Die kff bezieht die Tiere von Bio-Bauern, die dem Unternehmen persönlich bekannt sind und die nach den Richtlinien eines anerkannten Öko-Anbauverbandes arbeiten.

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• Die kff zerlegt die Tiere selbst und verarbeitet sie nach traditionellen Verfahren.• Die kff verwendet für Öko-Wurstwaren Meersalz sowie Gewürze und Zutaten aus der

ökologischen Landwirtschaft.• Die kff verwendet zum Pökeln von einigen Öko-Wurstwaren Meerpökelsalz in vermin-

dertem Umfang (ca. 30–50% der üblichen Menge).• Ganz ohne Nitritpökelsalz und mit einem besonders aromatischen Geschmack sind

die Rhöngut-Produkte aus Frankenheim.

3.7. Die herzberger bäckerei als ausschließlich biologisch arbeitender Verarbeitungs-betrieb

3.7.1. Die herzberger ist eine der größten Bäckereien in Deutschland, die Brot, Klein-gebäck und Feingebäck in einer solchen Vielfalt in ökologischer Qualität herstellt. Welche Mehle bezieht die herzberger für ihre Brot und Backwaren?

Die Backeigenschaften des Mehls als eine der zentralen Komponenten von Brot- und Backwaren sind je nach Erntejahr, Region und Klima unterschiedlich. Um eine gleich bleibende Mehlqualität zu erreichen bzw. die Backeigenschaften des Mehls zu ver-bessern, werden in konventionellen Mühlenbetrieben dem Mehl vielfach Zusatzstoffe beigefügt, z.B. Ascorbinsäure (E 300).

Das Getreide, welches die herzberger für ihre Bio-Brote und Bio-Backwaren verwen-det, stammt ausschließlich von landwirtschaftlichen Betrieben, die nach ökologischen Richtlinien erzeugen. Es wird in Mühlenbetrieben nach ökologischen Gesichtspunkten hergestellt. Um dies in eigener Regie zu halten hat die herzberger 2012 eine eigene Mühle gekauft. Ein Mühlenbetrieb, der nach ökologischen Gesichtspunkten arbeitet, wendet keine chemischen Mehlverbesserungsmittel an.

Ein Beitrag zur Biodiversität leistet die herzberger Bäckerei auf zwei Ebenen:

a) Sie bezieht ihr Mehl ausschließlich aus Getreide in Bio-Qualität. Bei rund 5.000 Tonnen Mehl Jahresverbrauch entspricht dies etwa 1.800 ha Getreidefläche, die ökologisch bewirtschaftet werden.

Dass die Biodiversität auf Flächen im biologischen Anbau deutlich höher ist im Ver-gleich zu konventionellen wurde in vielen Studien belegt. Es wird nicht nur die höhere Biodiversität auf Ökoflächen nachgewiesen sondern auch deren positive Auswirkungen, z.B. dass Blattläuse unterhalb der wirtschaftlichen Schadensschwelle bleiben.

b) Durch Nutzung von Sorten aus biologisch-dynamischer Züchtung (Roggen: Firma-ment; Weizen: Ataro, Wiwa, Aszita) unterstützt herzberger diese Initiativen und damit eine Ausweitung der Agrar-Biodiversität.

Die Ausgangssorten und –linien dieser Züchtungsinitiativen unterscheiden sich deut-lich von den Genpools der bekannten Getreidezüchter. Bei herzberger ist die Absicht definiert – und auch in die auf Dauer angelegten Abnahmeverträge aufgenommen – dass der Anteil der Sorten aus biologisch-dynamischer Züchtung ausgeweitet werden soll. Die Hauptmotivation dabei ist die bessere Lebensmittel-Qualität.

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3.7.2. Wie wird die Mehlqualität zum Backen trotzdem sichergestellt?

Die Backeigenschaften des Getreides aus verschiedenen Lieferungen werden untersucht und so gemischt, dass sich ihre Eigenschaften im Hinblick auf das gesteckte Ziel ergänzen.

3.7.3. Wie wird in der herzberger Brot gebacken?

herzberger Brotteig wird aus Mehl, Brunnenwasser, Steinsalz und Hefe hergestellt. Das Aufgehen, das die Lockerung bewirkt, ist ein Gärungs- und Säuerungsvorgang, der durch Bakterien (überwiegend in Sauerteig, insbesondere für Roggen) und Pilze (Hefe, insbe-sondere bei Brot und Backwaren aus Weizen und Dinkel.) in Gang kommt.

In der herzberger werden die Teige durch Dreistufen-Sauerteig, Bio Hefe sowie ein Backferment auf der Basis von Honig-Salz-Gärung gelockert. Konventionelle Bäckereien greifen hier gerne auf vereinfachte Verfahren zurück z.B. einstufige Sauerteigführungen zur Arbeitserleichterung sowie eine automatische Sauerteigbereitung und getrocknete Sauerteige. Es bleibt dem Kunden überlassen zu entscheiden, ob ihm das Ergebnis ge-schmacklich und von der Bekömmlichkeit her genügt.

Darüber hinaus hat die Backmittelindustrie viele Produkte entwickelt, die dem Bäcker die Arbeit erleichtern sollen. Es werden Quellmittel (Dickungs- und Geliermittel) an-geboten, die das Wasseraufnahmevermögen steigern und halten, damit das Brot lange einen frischen Eindruck macht.

Auch bei Brötchen und Feingebäck werden u. a. Zusätze wie Emulgatoren (machen z.B. Brötchen lockerer und größer), Frischhaltemittel, Teigstabilisatoren (z.B. Sojamehl) und Malzmehl zur Vergrößerung des Gebäckvolumens eingesetzt.

Solche „Hilfsmittel“ gehen oft jedoch auf Kosten der Natürlichkeit und des Geschmacks (z.B. aufgeblasen wirkende Brötchen oder schaumstoffartige Tortenböden mit fadem Geschmack.

Stammen alle Rohstoffe der herzberger Brot und Backwaren aus dem ökologischen Anbau? Alle Produkte (Brote, Kleingebäcke, Feingebäcke), die in der herzberger hergestellt werden, entsprechen der europäischen Bio-Verordnung.

3.7.4. Wird die Bio-Qualität der herzberger Bäckerei kontrolliert?

Alle herzberger Bio-Backwaren werden im Rahmen der EU-Verordnung „Ökologischer Landbau“ (Verordnung (EG) 834/2007) von einer staatlich anerkannten Öko-Kontroll-stelle überprüft. Außerdem sind die Qualitätssicherung und die Abläufe der herzberger nach dem International Standard Food (IFS Food) zertifiziert, welcher die Lebensmittel-sicherheit garantieren soll.

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Die wichtigsten Verkaufsargumente für herzberger Brot- und Backwaren:

• Die Zutaten für das herzberger Bio-Brot-, Bio-Kleingebäck- und Bio-Feingebäck-sortiment stammen von landwirtschaftlichen Betrieben, die nach ökologischen Richtl inien eines Ökoverbandes erzeugen.

• Die Bio-Brote der herzberger bäckerei werden mit Sauerteig aus einer traditionellen 3-Stufen-Führung (vorwiegend bei Brot- und Backwaren aus Roggen) bzw. mit Hefe oder Backferment (vorwiegend bei Weizen und Dinkel) gebacken.

• Die herzberger bäckerei verwendet nur in der Bio-Verordnung zugelassene Zusatzstoffe.• Das Mehl wird von Mühlen bezogen, die nach ökologischen Gesichtspunkten arbeiten

und keine Mehlverbesserungsmittel aus dem Chemiewerk anwenden.• Bio-Backwaren der herzberger bäckerei werden im Rahmen der EU-Verordnung

„Ökologischer Landbau“ (zusätzliche werden einige darüber hinaus nach strengeren Verbandsrichtlinien wie beispielsweise der demeter) kontrolliert und tragen die Nummer der Kontrollstelle (DE-ÖKO-001).

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Wiederholungsfragen

Aufgabe 14Auf welche drei Hauptbereiche beziehen sich die Vorschriften der ökologischen Lebensmittelverarbeitung, die sowohl in der EU-Öko-Verordnung als auch in den Verarbeitungslinien der Öko-Verbände festgeschrieben sind?

a) die zur Verwendung zugelassenen Zusatz- und Hilfsstoffe b) die zugelassenen Verarbeitungsverfahren c) die Verwendung von Antibiotika zur Prävention d) die zur Verarbeitung verwendeten Rohstoffe und Zutaten

Aufgabe 15Welche Vorteile können Sie dem Kunden für das Bio-Fleisch und die Bio-Wurstwaren der kff nennen?

a) Der Transport der Tiere zum Schlachthof geschieht schonend b) Die Tiere werden vor dem Schlachten extra nochmals motiviert c) Die Waren werden traditionell nach ökologischen Richtlinien der kff verarbeitet d) Die Schlachthälften (außer Geflügel) werden zu 100% in der kff zerlegt e) Durch die kurze Reifezeit kommt der besonders zarte Geschmack zu Stande

Aufgabe 16Mit folgenden Verkaufsargumenten kann ich von den herzberger Brot- und Backwaren überzeugen:

a) Die herzberger verwendet nur in der bio-Verordnung zugelassene Zusatzstoffe b) Das Mehl wird von Mühlen bezogen, die Mehlverbesserungsmittel aus dem Che-

miewerk anwenden c) Die Bio-Backwaren werden im Rahmen der EU-Verordnung „Ökologischer Land-

bau“ kontrolliert d) Die Bio-Brote der herzberger bäckerei werden aus einer traditionellen 4-Stufen-

Führung bzw. mit Hefe oder Backferment gebacken e) Die Zutaten für die herzberger Backwaren stammen von landwirtschaftlichen

Betrieben, die nicht nach den ökologischen Richtlinien eines Ökoverbandes erzeugen

> zu den Lösungen auf Seite 89

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Wiederholungsfragen

Aufgabe 17Welchen Aussagen bezüglich der Kennzeichnung ökologischer Lebensmittel stimmen Sie zu?

a) Auch die Kennzeichnung der ökologischen Lebensmittel richtet sich nach der EU-Verordnung

b) Wenn die Lebensmittel mit „bio“ oder „öko“ gekennzeichnet werden, dann müssen 95% der landwirtschaftlichen Zutaten aus ökologischem Anbau stammen

c) Es ist erlaubt, ökologische Rohstoffe mit 5% des gleichen Rohstoffs aus konven-tioneller Erzeugung zu strecken

d) Dass bis zu 5% konventionell erzeugte Zutaten möglich sind, gibt den Spielraum bei Zutaten, die in ihrer Form nicht in der erforderlichen Menge in biologischer Qualität erhältlich sind, z.B. Gewürze

e) Die EU-Verordnung „ökologischer Landbau“ sorgt nicht dafür, dass Bio nur da drin ist, wo Bio drauf steht

> zu den Lösungen auf Seite 90

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• Die EU-Verordnung• Die IFOAM-Richtlinien• Verbandsrichtlinien• Bioverbände in Deutschland• Die Kontrolle und Einhaltung der EU-Bio-Verordnung• Unterschiede zwischen EU-Verordnung und Verbands-

richtlinien

4Rechtliche Rahmen­bedingungen von Bio

Wie Landwirte und Hersteller von Bio-Produkten ihre Produkte nennen dürfen, ist in der Bio-Verordnung geregelt: Ob nun „Bio“, „Öko“, „ökologisch“ oder „kontrolliert bio-logisch“ – entscheidend ist die Angabe der zuständigen Öko-Kontrollstelle, durch die sie mindestens einmal jährlich kontrolliert werden. Somit garantiert die Öko-Kontroll-stellennummer auf jedem Bio-Produkt, das die Rohstoffe aus kontrolliert bio logischem Anbau stammen. Und dafür, das immer Bio drin ist, wo Bio draufsteht, sorgt die Tat-sache, dass Bio gesetzlich geschützt ist: innerhalb der Europäischen Union gibt es ein-heitliche, gesetzliche Mindestanforderungen für den Öko-Landbau, die Öko-Ver arbeitung und Öko-Importe.

Umgangssprachlich werden Begriffe und Anbauverfahren mit Bio in Bezug gesetzt, die letztendlich nichts mit Bio zu tun haben! Generell aufpassen empfiehlt sich bei irritie-renden Bezeichnungen wie:

• „Integriert“ bedeutet, dass der Chemieeinsatz den gesetzlichen Vorgaben genügt. Mit Öko-Landbau hat dies nichts zu tun.

• „Kontrolliert“ ohne Nachweis auf ökologischen oder biologischen Landbau besagt wenig. Steht es allein, ist dies ein sicherer Hinweis, dass kein Bio-Produkt vorliegt.

• Auch „kontrollierter Vertragsanbau“ sagt nichts über Herstellung oder Anbau aus. Ebenso sind Bezeichnungen wie

• „extensiv“, „umweltfreundlich“, „umweltschonend“, „naturnah“ oder „ungespritzt“ keine sicheren Hinweise auf die ökologische Herkunft der Produkte.

4.1. Die EU-Verordnung

Den rechtlichen Rahmen dafür, was mit „Bio“ bezeichnet werden darf und, was den dafür verbindlichen Standards entspricht legt die „neue EU Bio Verordnung“ 834/2007 fest. Sie trat 2009 in Kraft und definiert, wie Erzeugnisse und Lebensmittel, die als Öko-Produkte gekennzeichnet sind, erzeugt und hergestellt werden müssen.

4.1.1. Das EU-Biosiegel

Am 1.Juli 2010 ist dieses EU-Bio-Logo für alle verpackten Bioprodukte, die in einem EU-Mitgliedstaat hergestellt wurden und die notwendigen Normen erfüllen, verbindlich vor-geschrieben. Für eingeführte Erzeugnisse ist es freiwillig. Neben dem EU-Logo können auch andere private, regionale oder nationale Logos abgebildet werden – wie z.B. das grüne Sechseck. Überwacht wird die Einhaltung der Bestimmungen für alle Bio-Produkte in der EU durch die jeweils zuständige Öko-Kontrollstelle.

Land-Öko-Kontrollstellennummer

Wichtig ist, dass unter dem EU-Bio-Siegel immer direkt, also im gleichen Sichtfenster, die Codenummer der zuständigen Öko-Kontrollstelle zum Beispiel DE-Öko-001 steht.

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4.1.2. Das grüne Sechseck

In Deutschland prangt seit 2001 auf vielen Bio- Lebensmitteln im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel und im Naturkostfachhandel das sechseckige deutsche Bio-Siegel, doch weil es freiwillig ist, nicht auf allen. Es weist die Kunden darauf hin, dass die Erzeugnisse aus ökologischem Landbau stammen und bietet somit verlässliche und sichere Orientierung. Schon jetzt verpflichtend trägt jedes Bio-Lebensmittel auf der Verpackung die Codenummer der zuständigen Öko-Kontrollstelle, zum Beispiel DE-Öko-001.

Sobald Produkte diese Anforderungen erfüllen, können sie mit dem staatlichen, sechs-eckigen Bio-Siegel gekennzeichnet werden und sind somit auf einen Blick zu erkennen.

4.2. Die IFOAM-Richtlinien

IFOAM = International Federation of Organic Agriculture Movements = Internationale Vereinbarungen über die Erzeugung und Verarbeitung

ökologischer Lebensmittel

Die internationale Ebene des Ökologischen Landbaus. Zunehmend werden immer stärker Erzeugnisse des ökologischen Landbaus aus „Drittländern“ im Sinne von außer-halb der EU nach Deutschland importiert.

Auf internationaler Ebene haben sich diese und viele weitere nationale Öko-Anbau-verbände in der IFOAM (Gründung 1972), dem internationalen Dachverband des öko-logischen Landbaus zusammengeschlossen. Über diese Zusammenarbeit wird ein gemeinsamer internationaler Standard für Erzeugung, Verarbeitung und Zertifizierung von Bio-Lebensmitteln garantiert.

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4.3. Verbandsrichtlinien

Die meisten Bio-Landwirte und viele Verarbeitungsbetriebe in Deutschland sind in Ver-bänden des ökologischen Landbaus vertreten. Die Verbände haben entsprechend ihrer jeweiligen Philosophie strengere Richtlinien für die landwirtschaftliche Erzeugung und die Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln erarbeitet, als die EU Richtlinien. Die Mitglieds-betriebe verpflichten sich zur Einhaltung der Verbands-Richtlinien und dürfen dann das Verbandslogo zur Kennzeichnung ihrer Produkte verwenden. Einige der Verbände sind bundesweit (z.B. Bioland, demeter, Naturland) und sogar weltweit (demeter, Naturland) vertreten, während andere eher eine regionale Bedeutung haben (z.B. Gäa, Biokreis).

Im „Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft“ (BÖLW e.V.) haben sich alle Verbände zusammengeschlossen, um an der Gestaltung politischer Rahmenbedingungen mit-zuwirken und die Idee des ökologischen Landbaus voranzutreiben. Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit steht u.a. die Gestaltung politischer Rahmenbedingungen mit dem Ziel, die Entwicklung des ökologischen Landbaus voranzutreiben. Ist ein Betrieb Mitglied eines Ökoverbandes wird die jährliche Kontrolle auf der Basis dessen Richtlinien durch-geführt, die über die Richtlinien von EU-Bio hinausgehen.

4.4. Bioverbände in Deutschland – Verbände mit nationaler Bedeutung:

Bioland e.V.Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründete der Agrarpolitiker Dr. Hans Müller die Bauern - heimatbewegung in der Schweiz. Mit möglichst geschlossenen Betriebskreisläufen wollte Dr. Müller die Existenz der Bauern sichern: Unabhängigkeit vom Zukauf von Be-triebsmitteln und eine unabhängige Vermarktung hatten erste Priorität. Aus dieser Idee heraus entwickelte er zusammen mit seiner Frau Maria und dem deutschen Arzt H.P. Rusch in den folgenden Jahren die Grundlagen des organisch-biologischen Landbaus. Und heute ist Bioland der führende ökologische Anbauverband in Deutschland.

demeterBetriebe arbeiten biologisch-organisch, d.h. sie arbeiten auf der Grundlage anthroposo-phischer und wissenschaftlicher Menschen- und Naturerkenntnis von Rudolph Steiner. Die Erde verstehen sie als lebendigen Organismus geistigen Ursprungs. Auch den Betrieb sehen sie als einen lebenden Organismus, der eine Art Individualität ausprägen kann. Den Böden und Pflanzen werden durch die Anwendung von biologisch-dynamischen Prä-paraten aus Heilpflanzen, Kiesel und Kuhdung Lebenskräfte vermittelt. Dies wirkt sich in den erzeugten Lebensmitteln positiv aus. Es entsteht eine Art höhere Ordnung in diesen Lebensmitteln, die dadurch besser geeignet sind Leib, Seele und Geist des Menschen zu ernähren. Deshalb nennen wir sie auch Lebensmittel mit Charakter.

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demeter Internationaldemeter ist der einzige ökologische Verband, der weltweit ein Netz von sich selbststän-dig zertifizierenden Organisationen aufgebaut hat. 1997 wurde demeter-International gegründet, um eine engere Zusammenarbeit im rechtlichen, wirtschaftlichen und geisti-gen Bereich zu ermöglichen. Momentan hat demeter-International 16 Mitglieder und 10 Gastmitglieder aus Europa, Asien, Amerika, Afrika und Neuseeland. So steht demeter-International für ca. 4.500 Erzeuger mit fast 150.00 ha Anbaufläche in über 43 Ländern:

Naturland – Verband für ökologischen Landbau e.V.Der 1982 gegründete Naturland-Verband gehört weltweit zu den großen Zertifizie-rungsorganisationen für Ökoprodukte. Weltweit sind über 50.000 Bauern unter dem Naturland-Logo vereint und bilden damit einen der international größten ökologischen Verbände. Dabei geht der Verband über die reine Lebensmittelerzeugung hinaus und schließt auch Bereiche wie z.B. ökologische Waldnutzung, Textilproduktion und Kos metik ein.

Außerdem steht Naturland für die Grundlagenarbeit in Bereichen der ökologischen Idee, die noch wenig geregelt sind wie z.B. ökologische Aquakultur, Sozialstandards oder Fair Richtlinien. Das Projekt der Fairen Partnerschaften geht noch ein Stück weiter: durch geregelte Kriterien für Faire Partnerschaften können Hersteller ausgezeichnet werden, die sich im fairen Umgang mit den Bauern und der Region besonders engagieren.

Biokreis e.V.Der Biokreis entstand 1979 aus einer Verbraucherbewegung im ostbayerischen Passau. Gründer des Verbandes war neben Heinz Jacob eine Gruppe engagierter und ernährungs-bewusster Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich in Vollwertkochkursen, Semina-ren und Vorträgen mit den Themen „gesunde Ernährung“ und „ökologischer Landbau“ befassten. Mit der Idee, Landwirte und später auch Verarbeiter zu einer öko logischen Betriebsweise zu motivieren und sich mit diesen gemeinsam in einem Verband zu organisieren, war der Grundstein für den Biokreis e.V. gelegt. Aktuell sind ca. 800 landwirtschaftliche Betriebe, 80 Verarbeiter und 200 Verbraucherinnen und Verbrau-cher im Biokreis organisiert.

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Zielsetzung des Verbands ist es, in überschaubaren Regionen eine Zusammenarbeit aller Beteiligten nach ökologischen Grundsätzen zu fördern und die ursprünglich bäuerliche Landwirtschaft auf der Basis des Ökologischen Landbaus lebensfähig zu erhalten. Der Biokreis setzt auf regionale Strukturen, die vertrauensvolle und verbindliche Marktpart-nerschaften ermöglichen. Damit fördern wir regionale Netzwerke zwischen Bio-Bauern und ökologischen Lebensmittelverarbeitern. Darüber hinaus informiert der Biokreis Verbraucherinnen und Verbraucher rund um den ökologischen Landbau und zu gesunder Ernährung und Lebensweise.

Ecovin e.V.Ecovin – vormals Bundesverband Ökologischer Weinbau (BÖW) e.V. – ist seit der Grün-dung 1985 der Dachverband ökologisch wirtschaftender Winzer. Winzer sind sowohl Anbauer, Verarbeiter als auch Vermarkter ihrer Weine. Gleichzeitig gilt für Wein in Deutschland besondere rechtliche Regelungen im Weinrecht, so dass für die ökologisch arbeitenden Betriebe spezielle Unterstützung und Aktivität notwendig wird. Ecovin ist auf den ökologischen Weinbau spezialisiert und mit seinen Regionalverbänden auch Organisation der Winzer, die keinem anderen ökologischen Anbauverband angeschlos-sen sind. Internationale Zusammenarbeit leistet Ecovin mit anderen Bio-Anbauverbän-den in Europa, um ein Basiswerk für bisher noch nicht definierte EU-Kellerrichtlinien zu schaffen.

Gäa – Vereinigung Ökologischer Landbau e.V.Die Gäa hat ihre Wurzeln in der kirchlichen Umweltbewegung der DDR und wurde 1989 in Dresden gegründet. Der Arbeitsfokus liegt auf Ostdeutschland und setzt dabei in erster Linie auf den Aufbau von Strukturen für die ökologische Lebensmittelwirtschaft in dieser Region. In der Gäa sind sowohl Landwirte, Verarbeiter und Handelsfirmen zusammengeschlossen. Eine wichtige Rolle für den Verband spielt die nachvollziehbare Kette der Lebensmittel vom Acker auf den Teller. Dabei wird besonders auf regionale Kreis läufe geachtet, durch deren Zusammenwirken die Rückverfolgbarkeit gewährleistet werden.

4.5. Die Kontrolle und Einhaltung der EU-Bio-Verordnung

Wird die Einhaltung dieser Verordnung kontrolliert?Jeder Betrieb, ob Landwirt, Verarbeiter, Großhändler oder Importeur, muss sich den vor-geschriebenen Kontrollen unterziehen. Dazu gibt es z.B. in Deutschland Öko-Kontroll-stellen, die staatlich anerkannt sind.

Mindestens einmal pro Jahr wird in den betreffenden Betrieben eine gründliche Vor-Ort-Überprüfung durchgeführt. Dabei wird z.B. bei den Landwirten die Einhaltung der Erzeu-gerregeln wie z.B. das Einhalten der Fruchtfolgen, das Führen der Schlagkartei und die artgerechte Tierhaltung, die Verwendung der ausschließlich zugelassenen Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie die Buchführung kontrolliert. Nur wenn alle Anforderungen erfüllt sind, dürfen die erzeugten Lebensmittel als Öko-Produkte verkauft werden. Neben den angemeldeten jährlichen Kontrollen, führt jede Kontrollstelle bei 20% der Betriebe unangemeldete Stichprobenkontrollen durch.

http://www.vzfbdww.de/informationen/Verglei-chEGBiolanddemeter.pdf

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Inzwischen muss jedes verpackte Bio-Produkt die Code-Nummer und das EU Bio Sie-gel Blatt der verantwortlichen Kontrollstelle auf dem Etikett ausweisen, damit sich die Verbraucher der Seriosität der Hersteller sicher sein können. Aus dieser Code-Nummer können Sie ablesen:

DE- Öko- 001

Länderkürzel gleichbleibender Wortlaut Registriernummer der Kontrollstelle

Die Code-Nummer gibt es in allen EU-Staaten mit den entsprechenden Länderkürzeln z.B. FR für Frankreich, ES für Spanien, BE für Belgien usw. Ökologische Erzeugnisse die außerhalb der EU produziert werden, müssen ebenfalls den Anforderungen der EU-Ver-ordnung „Ökologischer Landbau“ genügen. Die Erzeugnisse können nach einer umfang-reichen Prüfung den Aufdruck einer international anerkannten Öko-Kontrollstelle führen.

5.5. Unterschiede zwischen EU-Verordnung und Verbandsrichtlinien

Die nachfolgende Tabelle zeigt einige Beispiele zur Unterscheidung von EG-Bio und den Verbandsmarken.

Jeweiliger Bereich EU-weite Mindestqualität Die Anbauverbände

erkennbar durch das Bio-Siegel

erkennbar durch das Siegeldes jeweiligen Verbandes

Bewirtschaftungsform Es kann auch nur ein Teil des Betriebes auf Bio um-gestellt werden. Allerdings ist dies mit hohen Auflagen verbunden. An die Kontroll-stelle müssen auch die Da-ten über den konventionell bewirtschafteten Bereich offen gelegt werden

Der gesamte Betrieb muss nach biologischen Richt-linien arbeiten

Hofeigenes Futter eigene Futterproduktion wird bevorzugt, ist jedoch nicht zwingend vorge-schrieben

mindestens 50% des Futters müssen vom eigenen Hof stammen.

Begrenzte Tierzahl (be-rechnet über die Stick-stoffmenge im Dung)

230 Hennen, 580 Hähn-chen oder 14 Mastschweine pro Hektar und Jahr

140 Hennen, 280 Hähn-chen oder 10 Mastschwei-ne pro Hektar und Jahr

Düngung Der Einsatz von organi-schen Stickstoffdüngern ist auf 170 kg/ha pro Jahr limitiert.

Der Einsatz von organi-schen Stickstoffdüngern ist im landwirtschaftlichen Betrieb je nach Verband und Kultur auf 40– 112 kg pro Hektar und Jahr be-grenzt.

Quelle: http://bio-tuerlich.de

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Jeweiliger Bereich EU-weite Mindestqualität Die Anbauverbände

Zukauf von konventionel-lem Wirtschaftsdünger

Stall- und Geflügelmist aus konventioneller Tierhaltung sind als Dünger zuläs-sig, jedoch nicht aus der industriellen Tierhaltung. Aber die Summe von orga-nischen Stickstoffdüngern darf 170 kg/ha pro Jahr nicht übersteigen.

Geflügelmist aus konven-tioneller Tierhaltung ist generell nicht zulässig. Je nach Verband ist kon-ventioneller Stallmist bis max. 40 kg/ha gestattet.

Natürliche Aromen sind zugelassen demeter untersagt den Einsatz von natürlichen Aromen generell, Bioland für Milchprodukte.

Bedingungen müssen grundsätzlich von allen Erzeugern und Herstellern eingehalten werden; also auch von den Anbauverbänden

Diese Richtlinien gelten zusätzlich zum Bio-Siegel, unterscheiden sich je-doch je nach Verband. Die Verbände gewähren bei besonderen Fällen zeitlich begrenzte Ausnahme - regelungen.

Trotz einiger Schwächen hat die Einführung der EU-Öko-Verordnung für Bio klare Standards gesetzt. Der Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger, die Bindung der Tierhaltung an die bearbeitete Fläche, das Verbot von Gentechnik und Bestrahlung, die Beschränkung der Zusatzstoffe in der Verarbeitung:

All das unterscheidet Öko-Landbau und Verarbeitung deutlich von der konventionellen Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie.

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Wiederholungsfragen

Aufgabe 18Welche Bezeichnungen lassen nicht auf ökologische Produkte bzw. Herstellung nach der Bio-Verordnung schließen?

a) Kontrollierter Vertragsanbau b) Umweltfreundlich / umweltschonend c) Kontrolliert biologisch d) Integriert e) Naturnah / ungespritzt

Aufgabe 19Welche Bio-Verbände existieren in Deutschland bundesweit?

a) Biokreis b) Demeter c) IFOAM d) Bioland e) Naturland

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Wiederholungsfragen

Aufgabe 20Welche Unterschiede existieren hinsichtlich der Kontrolle und Einhaltung der EU-Bio-Verordnung und den Anbauverbänden? Finden Sie heraus, um welche Bereiche es sich untenstehend handelt und ordnen Sie die Unterschiede dementsprechend in der Tabelle auf der nächsten Seite zu!

Eigene Futterproduktion wird be-vorzugt, ist jedoch nicht zwingend vorgeschrieben

Mindestens 50% des Futters müssen vom eigenen Hof stammen

Der Einsatz von organischen Stick-stoffdüngern ist im landwirtschaft-lichen Betrieb je nach Verband und Kultur auf 40-112 kg pro Hektar und Jahr begrenzt

Der Einsatz von organischen Stick-stoffdüngern ist auf 170kg/ha pro Jahr limitiert

Erkennbar durch das Bio-Siegel Erkennbar durch das Siegel des jeweiligen Verbandes

Stall- und Geflügelmist aus kon-ventioneller Tierhaltung sind als Dünger zulässig, jedoch nicht aus der industriellen Tierhaltung. Aber die Summe von organischen Stick-stoffdüngern darf 170 kg/ha pro Jahr nicht übersteigen

Geflügelmist aus konventioneller Tierhaltung ist generell nicht zuläs-sig. Je nach Verband ist konventio-neller Stallmist bis max. 40 kg/ha gestattet

Diese Richtlinien gelten zusätzlich zum Bio-Siegel, unterscheiden sich jedoch nach Verband. Die Verbände gewähren bei besonderen Fällen zeitlich begrenzte Ausnahmerege-lungen

Müssen grundsätzlich von allen Er-zeugern und Herstellern eingehalten werden; also auch von den Anbau-verbänden

Der gesamte Betrieb muss nach biologischen Richtlinien arbeiten

Es kann nur ein Teil des Betriebs auf Bio umgestellt werden. Allerdings ist dies mit hohen Auflagen verbunden. An die Kontrollstelle müssen auch die Daten über den konventionell be-wirtschafteten Bereich offen gelegt werden.

Demeter untersagt den Einsatz von natürlichen Aromen generell, Bioland für Milchprodukte

Sind zugelassen

140 Hennen, 280 Hähnchen oder 10 Mastschweine pro Hektar und Jahr

230 Hennen, 580 Hähnchen oder 14 Mastschweine pro Hektar und Jahr

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Wiederholungsfragen Tabelle zu Aufgabe 20

Jeweiliger Bereich EU-weite Mindestqualität Die Anbauverbände

Erkennung

Hofeigenes Futter

Düngung

Begrenzte Tierzahl (berechnet über die Stückmenge im Dung)

Bewirtschaftungsform

Zukauf von konventionel-lem Wirtschaftsdünger

Natürliche Aromen

Bedingungen

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• Bio ist nicht gleich Bio – häufig auch nicht im Preis• Bio „plus …“ – Bio-Produkte mit Mehrwert• Rückverfolgbarkeit• Bio mit Gesicht• Bio-Obst und -Gemüse bei tegut…• Demonstrationsbetriebe

5Bio im Lebensmittel­handel

5.1. Bio ist nicht gleich Bio – häufig auch nicht im Preis

Lebensmittel nach Verbandsstandards zu erzeugen, ist aufwendiger und damit für den Bauern teurer. Damit es sich rechnet, muss er für seine Erzeugnisse mehr Geld bekom-men. Beim guten Backweizen zum Beispiel war im Winter 2011/2012 Verbandsware etwa 7% teurer als deutscher EU-Bio-Weizen. Stärker schlägt der Mehraufwand bei tierischen Lebensmitteln durch. Produziert ein Bauer Eier nach den strengeren Regeln der Anbauverbände, muss er je Ei mit etwa 3,6 Cent an Mehrkosten gegenüber einem EU-Bio-Ei rechnen. Das sind etwa 20% mehr. Dazu kommen noch die Kosten für Vertei-lung und Verkauf. Die sind in Bio-Läden deutlich höher als bei Discountern, die an allem sparen. So erklärt es sich, dass ein EU-Bio-Ei im Discount derzeit 26 Cent kostet, ein Bio-Ei eines Anbauverbands dagegen im Schnitt 35 Cent.

Die Verbände wollen in der Regel auch nicht, dass ihr Label bei Discountern auftaucht. Der Verband steht für ein faires Miteinander von Landwirten, Verarbeitern, Herstellern und Handel.

Der Discounter entscheidet oft allein nach dem Preis, wer nicht mithalten kann, fliegt raus. Deshalb entscheiden sich demeter und Co für Wunschpartner wie den Naturkost-fachhandel, weil Verbraucher hier Qualität und Kompetenz erwarten.

Dass tegut... auch einige namhafte demeter-Firmen im Sortiment hat, spricht für uns und ist eine echte Ausnahme im Lebensmitteleinzelhandel. Naturata, Bauck, Holle sowie eine Reihe der deutschen demeter-Obst und -Gemüselieferanten gehören dazu. Sie schenken uns ihr Vertrauen, dass ihre Lebensmittel fachkompetent, durch informierte und ge-schulte Mitarbeiter an unsere Kunden weitergegeben werden.

Vielleicht muss man sich einfach mal selbst fragen:„Was ist mir das Bio-Lebensmittel wert? Ist es die Bio-Marmelade 250 g für 1,55 Euro? Oder die Bio-Verbandsmarmelade 200 g für 3,29 Euro?

Der Preis ist hierbei nicht der einzige Unterschied! Bei der EU-Bio-Marmelade haben wir einen Fruchtanteil von 50% und bei der Verbands-Bio-Marmelade liegt der Anteil bei 70%!

Bio im LebensmittelhandelLernphase70 5> zurück zum Inhaltsverzeichnis

5.2. Bio „plus ...“ – Bio-Produkte mit Mehrwert

Neben der eigenen Gesundheit sind Naturschutz und Artenvielfalt, weniger Schadstoffe in Luft und in Boden gewünschte Effekte des ökologischen Landbaus.

Das erste Ziel rückt immer näher, denn die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt nach wie vor. Aber bei den positiven Effekten für unsere unmittelbare Umwelt scheint es unterschiedliche Ansätze zu geben. Gerade der qualitätsorientierte Fachhandel, zu dem wir uns bei tegut... auch zählen, bemüht sich in letzter Zeit, mit bio „plus ...“ in verschie-denen Facetten gegen die preisorientierten konventionellen Bio-Anbieter zu punkten.

Beispiele für Bio „plus ...“-Konzepte, die helfen, dass wir mit unseren Einkäufen und Kundenberatungen bewusst dazu beitragen können, dass Bio auch in Zukunft mehr be-deutet als „nur“ das Weglassen von synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln:

Bio „plus Regionalität“ – Bio von hierDie Verbindung von Bio und Regionalität ist wohl neben dem Konzept, ausschließlich 100%ige Bio-Produkte anzubieten, am stärksten der Ursprungsidee des ökologischen Landbaus verpflichtet: Die natur- und ressourcenschützenden Maßnahmen des Öko-Landbaus greifen sozusagen direkt vor unserer Haustür. Lange Transportwege und damit Umweltbelastungen werden vermieden, höhere Frische und oft auch persönliche Bekanntschaft und Vertrauen zwischen Kunden und Erzeuger sind garantiert.

Bio „plus Klimaschutz“Häufig finden sich Fachgeschäfte, die in ihrer Verantwortung noch weiter gehen – und für die von ihnen angebotenen Produkte eine Klimabilanz mitliefern. Durch Vermeidung langer Transportwege und durch die CO2-Kompensationen von Herstellungs- und Ver-triebsaufwand werden inzwischen schon erste klimaneutrale Bio-Produkte angeboten.

Bio plus „Gesicht“Einige Bio-Erzeuger verbinden die gesetzlich vorgegebene Rückverfolgbarkeit, um ihre Produkte vorzustellen, Einblick in ihren Betrieb zu geben und damit „Gesicht zu zeigen“.

Bio im LebensmittelhandelLernphase71 5> zurück zum Inhaltsverzeichnis

5.3. Rückverfolgbarkeit

Angestoßen durch Lebensmittelskandale der letzten Jahre hat die Rückverfolgbarkeit heute stark an Bedeutung gewonnen. Seit dem 01.01.2005 ist diese für Lebens- und Futtermittel verpflichtend vorgeschrieben. Jedes Unternehmen der Erzeugungskette muss innerhalb einer gewissen Frist den Vorlieferanten angeben können.

5.4. Bio mit Gesicht

Das Ziel der Initiative „Bio mit Gesicht“ ist es, den Bio-Landbau und die ganz konkrete Herkunft und Geschichte des entsprechenden Lebensmittels für den Verbraucher trans-parenter zu machen.

Von welchem Bio-Hof stammen eigentlich die Möhren, Kartoffeln, Zwiebeln etc. mit ihrer „BmG-Nummer“? Wer baut da an und gestaltet die Prozesse, aus denen dieses Lebensmittel resultiert? Um diese Frage zu beantworten, haben der Bio-Anbauverband Naturland, die Marktgesellschaft der Naturland-Betriebe und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FibL) eine besondere Qualitätsoffensive gestartet. „Sehen, wo’s herkommt“ lautet das Motto der von ihnen gegründeten Internet-Initiative „Bio mit Gesicht“. Sie verfolgt das Ziel, den kontrolliert ökologischen Landbau auszuweiten und für den Endkunden via Internet erlebbar zu machen. Dafür stellen mittlerweile rund 600 Betriebe sich und ihre Produkte unter www.bio-mit-gesicht.de vor. Und geben ihren Bio-Produkten damit ein Gesicht.

Wie das funktioniert? Ganz einfach. Auf jedem Bio-mit- Gesicht-Erzeugnis finden Sie eine eigene „Bio-mit-Gesicht“-Nummer (bmg-Nummer).

Wenn Sie diese Nummer auf der Internetseite der Initiative www.bio-mit-gesicht.de eingeben, gelangen Sie direkt zum entsprechenden Bio-Betrieb, beispielsweise zum Thomas-Bauernhof von Wilhelm und Eva Gebhardt. So können Sie anschaulich nach-lesen, wer auf den Bio-Höfen lebt und arbeitet. Rezepte, Warenkunde-Infos und allgemeine Informationen zum Öko-Landbau runden das Angebot ab.

tegut… unterstützt als einer der ersten Handelspartner diese Initiative, da für uns die Herkunft von Lebensmitteln schon immer ein bedeutendes Qualitätsmerkmal ist. Je nach Saison führen die tegut… Märkte Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren, Champignons, Kräuter im Topf, Salate und Tomaten mit einer „Bio-mit-Gesicht“-Nummer. In unserem Obst - sor timent finden Sie Bio-Clementinen, Bio-Orangen und Bio-Zitronen „mit Gesicht“. Auch Apfelsaft und demeter-Weine sowie Eier, Kaffee, Tee, Schokolade, Zucker und noch einige Produkte mehr warten darauf, dass Sie ihrer Herkunft via Internet auf den Grund gehen.

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5.5. Bio Obst und Gemüse bei tegut...

Ist Bio-Obst und -Gemüse frei von Schadstoffen?Aufgrund der allgemeinen Schadstoffbelastung der Luft, des Wassers und der Böden können Schadstoffspuren auch im Bio-Obst und -Gemüse enthalten sein. Es erfolgt keine Behandlung der Produkte nach der Ernte zur Haltbarmachung (wie z.B. das Wachsen).Woher kommt tegut… Bio-Obst und -Gemüse?

tegut... Bio-Obst und -Gemüse aus Deutschland stammt von Anbaubetrieben, die nach den Richtlinien anerkannter Anbauverbände arbeiten und i.d.R. deren Warenzeichen tragen.

tegut… Vertragsanbautegut... bezieht deutsche Ware in der Regel direkt vom Bio-Bauern. Im Vorfeld legt der tegut... Einkäufer Menge und Preis der Produkte vertraglich mit dem Bio-Landwirt fest, d.h., die Produkte werden für tegut... angebaut. Immer mehr Obst und Gemüse wird unter der Eigenmarke tegut... Bio verkauft. Diese Ware stammt ebenfalls von den be-kannten Anbauverbänden demeter, Naturland und Bioland.

Darüber hinaus erhält tegut... Obst und Gemüse aus anderen europäischen Ländern, die der EU-Bio Verordnung unterliegen, und zum Teil auch aus Ländern außerhalb Europas. Hier ist die Anforderung, dass die Erzeugung zumindest der Richtlinien der Internatio-nalen Vereinigung biologischer Landbauverbände (IFOAM) enspricht.U.a. von folgenden Anbauverbänden bezieht tegut... Obst und Gemüse aus dem Ausland:

Europa

AIAB und Bioagricoop Italien

CAAE und CRAE Spanien

Nature e Progres u. Ecozert Frankreich

Bio-Blik Belgien

„Drittländer“, außerhalb Europas

Bio-Top Israel

FVO USA

Argencert Argentinien

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Auch Pilze aus Sammlung in freier Natur können mit dem Kontrollvermerk der Öko-Verordnung gekennzeichnet werden, wenn sie aus Gebieten stammen, die den vorge-schriebenen Kontrollverfahren unterliegen. tegut... führt auch Bioland-Austernpilze und -Shiitakepilze aus Deutschland. Um dem tegut... Ziel gerecht zu werden, dem Kunden hochwertige Qualität anzubieten, sollte bei Waren, die preisgleich konventionell und ökologisch angeboten werden, das ökologisch erzeugte Produkt bevorzugt disponiert werden, um damit den ökologischen Landbau und die Verbreitung seiner Erzeugnisse zu fördern.

Wird die Qualität der tegut... Bio-Produkte kontrolliert?Zunächst werden die Anbaubetriebe auf die Einhaltung ihrer Richtlinien von staatlich anerkannten Kontrollstellen bzw. ihren Anbauorganisationen überprüft. Alle Genossen-schafter und Erzeuger führen darüber hinaus eine freiwillige Selbstkontrolle durch. Dazu gehören Bodenanalysen vor, während und nach der Ernte sowie eine Rückstandsanalyse der Erzeugnisse unmittelbar vor der Ernte, die bei der Firma tegut... vorzulegen sind.Aber auch tegut... führt Qualitätskontrollen durch:

1. Bei Wareneingang im tegut... Lager werden stichprobenweise Tests bezüglich Aus-sehen, Geruch und Geschmack der Ware durchgeführt.

2. Es werden regelmäßig Rückstandsuntersuchungen durch ein von tegut... beauftragtes Labor vorgenommen. Hier werden strenge Qualitätskontrollen bezüglich Rückstän-den chemischer Pflanzenschutzmittel und Nitratwerte durchgeführt.

Wer führt die Rückstandsuntersuchungen durch?Die Rückstandsuntersuchungen werden vom unabhängigen Forschungsinstitut und Lebensmittellabor KWALIS durchgeführt. Das Institut wurde 1993 gegründet und hat seinen Sitz in Dipperz bei Fulda. Die Produkte, die KWALIS für tegut... kontrolliert, werden regelmäßig vom Obst- und Gemüse-Einkauf nach Absprache mit dem tegut…-Qualitätsmanagement-Bereich festgelegt.

Bio im LebensmittelhandelLernphase74 5> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Was ist, wenn Beanstandungen festgestellt werden?Sobald bei Bio-Ware zu hohe Werte von chemischen Rückständen aus Pflanzenschutz-mitteln bzw. zu hohe Nitratwerte nachgewiesen werden, wird der Verkauf der Ware sofort eingestellt und der Lieferant gegebenenfalls ausgelistet.

Wie können Sie reagieren, wenn Kunden die „Echtheit“ der Bio-Produkte anzweifeln?

• Sie können auf die angegebene Kontrollstelle hinweisen.• Sie können die Kunden auf die Warenzeichen der anerkannten Anbauverbände wie

z.B. demeter, Bioland, Argencert auf den Kisten und Verpackungen aufmerksam machen.

Gibt es auch Bio-Produkte, die von Erzeugern stammen, die keinem Anbauverband angeschlossen sind?Es gibt einige Obst- und Gemüsesorten, die zwar nicht nach den Richtlinien eines An-bauverbandes erzeugt wurden, aber nach den Richtlinien der EU-Öko-Verordnung bzw. der IFOAM. Sie werden wie alle anderen Bio-Produkte auch von anerkannten Kontroll-stellen überprüft, tragen aber lediglich einen Hinweis auf die zuständige Kontrollstelle.

5.6. Demonstrationsbetriebe

Ende 2001 wurden die Demonstrationsbetriebe vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ins Leben gerufen. Das bundesweite Netzwerk besteht aus rund 200 ausgewählten Bio Höfen. Interessierte können sich bei Veran-staltungen „live“ und aus erster Hand über den Öko-Landbau informieren.

Die Landwirte demonstrieren den Besuchern beispielhaft und praxisnah den Alltag des Öko-Landbaus, seine Qualität, seine Chancen und Probleme. Darüber hinaus informieren sie auch über spezielle Produktionsschwerpunkte und Vermarktungsformen und erläutern regionaltypische Standortbedingungen. Jeder Betrieb öffnet an mindestens vier Terminen im Jahr seine Tore. Die Höfe bieten unterschiedliche Veranstaltungen an, z.B. Betriebsführungen, Tage der offenen Tür, Hoffeste, Glühwei(h)nnächte und oft auch spezielle Programme für Kinder und Jugendliche.

Bio im LebensmittelhandelLernphase75 5> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Bio im LebensmittelhandelLernphase76 5> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Wiederholungsfragen

Aufgabe 21Wenn ein Kunde die „Echtheit“ der Bio-Produkte anzweifelt, worauf können Sie den Kunden hinweisen?

a)

b)

Aufgabe 22Wie wird die Qualität der tegut… Bio-Produkte kontrolliert?

Zunächst werden die Anbaubetriebe auf die ihrer Richtlinien von

anerkannten bzw. ihren Anbauorganisa-

tionen überprüft. Alle Genossenschafter und führen darüber hinaus

eine Selbstkontrolle durch. Dazu gehören analysen vor,

und nach der Ernte sowie eine Rückstandsanalyse der Erzeugnisse

unmittelbar , die bei der Firma tegut… vorzulegen sind.

Aufgabe 23Welches Ziel verfolgt die Initiative „Bio mit Gesicht“?

Aufgabe 24Im Gespräch mit einem Kunden ergibt sich, dass tegut… einige demeter-Firmen im Sortiment hat. Welche Firmen können Sie dem Kunden nennen und hervorheben, dass dies eine echt Ausnahme im Lebensmitteleinzelhandel ist?

a)

b)

c)

d)

> zu den Lösungen auf Seite 94

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• Gute Gründe für Bio-Lebensmittel• Bio im Regal

6Was zeichnet tegut… als Bio­Händler aus

6.1. Gute Gründe für Bio-Lebensmittel

Der Geschmack: Aufgrund der hochwertigen Zutaten und der Qualität der Verarbeitung schmecken Bio-Produkte oftmals besser. Wer einmal eine ohne Kunstdünger angebaute Bio-Kartoffel oder ein handwerkliches Bio-Brot probiert hat, kennt den Unterschied und mag ihn nicht mehr missen.

Die Ursprünglichkeit: Bio-Produkte sind ursprünglich und unverfälscht im Geschmack. Es ist auch das Wissen um diese verlässliche, naturnahe Herstellung, die den Unter-schied von Bio-Lebensmitteln so spürbar macht.

Ihre Gesundheit: Man kann nicht generell sagen, dass biologisch angebautes Obst und Gemüse mehr Vitamine hat, schließlich hängt das von verschiedenen Faktoren wie Sortenwahl oder Reifegrad ab. Dennoch haben sie eine hohe Nährstoffdichte und einen nachweislich höheren Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen. Durch die schonende Anbauweise verfügen Bio-Produkte zudem über eine „Lebenserfahrung“, die uns mehr Energie und Vitalität schenkt.

Das geringe Risiko: In Bio-Lebensmitteln kommt keine grüne Gentechnik zum Einsatz. Und weil Bio-Obst und Bio-Gemüse ohne chemisch-synthetische Spritzmittel angebaut werden, enthalten sie nachweislich weniger Schadstoffe.

Sicherheit und Transparenz: Bio-Höfe und -Verarbeitungsbetriebe werden regelmäßig von staatlich zugelassenen, unabhängigen Kontrollstellen geprüft, welche die Einhaltung der EU-Öko-Verordnung überwachen. Dokumentiert wird dies mit der Öko-Kontrollstel-lennummer und dem Bio-Siegel auf den Produktverpackungen.

Naturschutz und Artenvielfalt: Der Öko-Landbau trägt zum Schutz der Böden und des Grundwassers, zur Verminderung von Rückständen in Lebensmitteln und zur Erhaltung der Artenvielfalt in der Natur bei. Die natürliche Lebensgrundlage des Menschen wird verantwortungsvoll genutzt und gefördert.

Klimaschutz: Im Bio-Anbau werden keine Stickstoffdüngemittel oder chemisch-synthe-tischen Spritzmittel eingesetzt, was reichlich von dem klimaschädlichen CO2 einsparen hilft. So verarbeitet zum Beispiel die herzberger Bäckerei ausschließlich Bio-Getreide (rund 7.000 Tonnen pro Jahr). Damit hilft sie, dass 1,74 Millionen Kilo CO2 weniger in die Atmosphäre gelangen als bei derselben Menge konventionell angebautem Getreide.

Fairness, Ethik und Sozialverträglichkeit: Bio-Produkte werden fair und sozialverträg-lich angebaut bzw. hergestellt. Viele Händler von Bio-Produkten und viele Bio-Firmen engagieren sich über ihr Kerngeschäft hinaus — wie tegut… zum Beispiel mit den tegut... FAIRbindet-Projekten — im Umweltschutz, im fairen Handel oder in sozialen Projekten. Näheres hierzu findet sich in unserem „Code of Conduct“, den man über die Website einsehen kann. Doch auch dieser garantiert leider nicht die Verhinderung bewusster Verstöße gegen diese Grundsätze.

Was zeichnet tegut… als Bio-Händler aus?Lernphase78 6> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Welternährung„Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr“, heißt es im Untertitel des 2011 erschienen Buches „Food Crash“ von Felix Prinz zu Löwenstein. Bei schwindenden Ressourcen, insbesondere fossile Brennstoffe, können wir uns eine so input-intensive Landwirtschaft, wie sie sich in den vergangenen 50 Jahren entwickelt hat nicht mehr lange leisten. Allerdings ist hier nicht in erster Linie der zertifizierte Biolandbau ge-meint, sondern die vielen Schritte einer „Ökologisierung“ des konventionellen Land-baus. Hierbei jedoch war und ist der zertifizierte Ökolandbau ein wichtiger Impulsgeber.In Ländern des Südens (außerhalb unserer „gemäßigten“ Breiten) führt diese Ökologi-sierung sehr oft zu deutlichen Erhöhungen der Erträge und trägt dadurch zur weltweiten Sicherung der Ernährung bei. Der jüngste Weltagrarbericht würdigt und verweist gerade auf diese zukunftsweisenden Ansätze.

Welche Gründe sprechen für Bio-Lebensmittel im Sinne unserer Gesundheit?Die Erzeugung, Herstellung und Veredelung der ökologischen Produkte nach den Richtlinien der EU-Öko-Verordnung …

Was zeichnet tegut… als Bio-Händler aus?Lernphase79 6> zurück zum Inhaltsverzeichnis

6.2. Bio im Regal

Bio im Regal – so haben wir unseren letzten Punkt in diesem Selbstlernlehrgang ge-nannt. Wir möchten Ihnen hier gerne noch einige Bio-Produkte unseres Sortiments vorstellen, und erläutern, was das Besondere an diesen Produkten ist.

6.2.1. Rodelika Bio-Möhren

Außen knackig, innen stark: Die Antwort für Karottenfans und Feinschmecker heißt Ro-delika. Sie ist reich an Beta-Karotin und zeichnet sich durch ihren starken Geschmack aus. Das Saatgut der Rodelika stammt aus biologisch-dynamischer (demeter) Züchtung. Es ist samenfest, zeichnet sich deshalb durch eine besondere Vitalität und Lebensmittel-qualität aus und kann prinzipiell nachgebaut werden.

Bio und Fair – tegut… FAIRbindet Produkte, die auf diese Weise hergestellt werden, stehen für einen partnerschaftlichen und fairen Handel und tragen deshalb das tegut... FAIRbindet-Siegel. Ende 2012 umfass-te das tegut… FAIRbindet-Sortiment folgende Lebensmittel:

• Bio Bananen (Banelino; Dominikanische Republik): Über den Produktpreis hinaus bezahlt tegut... einen Beitrag pro Kiste Bananen an „Banelino“ für Verbesserungen in den Bereichen Bewässerung, Gesundheit und Weiterbildung

• Wein – je eine Sorte rot und weiß (Stellar Winery; Südafrika): Pro verkaufter Flasche fließen 25 Cent zurück – in ein Gartenbauprojekt der Arbeiter und in die Finanzierung eines Schulbusses, damit auch Kinder in entlegenen Siedlungen die Schule besuchen können

• Frischmilch – 2 Sorten (Molkerei Schrozberg, Deutschland)• Josefs Kellerbier (Josefsbrauerei Olsberg, Deutschland)• Kaoka Schokolade – 4 Sorten: 72% Kakao, Orange, Himbeere, Cocos; (Kaoka, Frank-

reich): Sie fördert die Nutzung besonderer Kakaosorten und trägt zur Existenzsiche-rung der genossenschaftlich organisierten Familien bei

• regionale Kartoffeln – Saisonartikel ca. Okt. bis März; (Antoniusheim Fulda, Deutsch-land): Ein Beitrag damit im Antoniusheim Fulda Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung erhalten und geschaffen werden

Was zeichnet tegut… als Bio-Händler aus?Lernphase80 6> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Bereits Heute werden 10% aller Spitzenweine von den 2% Bio-Vinzern geliefert. Top-Weinqualität ist eben kein Wiederspruch zur Ökologie, sondern ein Resultat!

Die ökologische Anbauweise fördert den natürlichen Charakter des Weines. Deshalb wirtschaften immer mehr Spitzenwinzer aus dem Verband deutscher Prädikatsweingüter biologisch. Im Vergleich mit konventionellen Weinen überzeugen die naturbelassenen Bio-Weine durch ihre Eigenständigkeit. Sie spiegeln die Region, das Gestein, den Boden, das Klima – all das, was die Rebe in ihrem Weinberg beeinflusst – wider.

Fair gehandelte Lebensmittel geben durch feste Vereinbarungen und zuverlässige Abnahmemengen den Erzeugern ein Einkommen, mit dem sie ihre Lebensgrundlage sichern können. Ökologisch angebaut mindern sie die Belastung der Umwelt und bringen Lebensmittel hoher innerer Qualität hervor.

6.2.2. Bio-Saatgut von Bingenheimer

Die Bingenheimer Saatgut AG bietet ausschließlich Öko-Samen an, also ökologisch zertifiziertes Saatgut, vorwiegend nach den Richtlinien der Anbauverbände von demeter und Bioland. Alle Sorten sind samenfest und damit nachbaufähig.

Samenfestes Bio-Saatgut-was heißt das?Pflanzen wachsen, blühen und tragen schließlich Früchte bzw. Samen, aus denen neue Pflanzen hervorgehen können. Sie sind samenfest und damit nachbaubar. Nicht selten sind heutige Sorten das Ergebnis eines speziellen Züchtungsverfahrens, der Hybrid-züchtung. Diese hat Vorteile bei äußeren Merkmalen, wie z.B. Wüchsigkeit und Gleich-mäßigkeit, verliert aber durch die im Verfahren notwendige Selbst-Bestäubung und Inzucht sehr oft an Lebensmittelqualität. Die Lebensmittel aus samenfesten Sorten sind demgegenüber in aller Regel vitaler. Gerade in der demeter Landwirtschaft entstanden Züchtungsinitiaven mit diesem Ziel. Sorten speziell für den ökologischen Anbau und mit dem Ziel hoher Lebensmittelqualität.

6.2.3. Die Hybridzüchtung

… ist ein spezielles Verfahren der Züchtung. Hier werden Linien über einige Jahre mit sich selbst gekreuzt so dass reinerbige Inzuchtlinien entstehen; damit geht eine gewisse Degeneration einher. Aus dem Saatgut der gezielten Kreuzung solcher Linien wachsen dann jedoch Pflanzen, die sich durch Gleichmäßigkeit und Wüchsigkeit auszeichnen – man spricht von dem sogenannten Heterosiseffekt. Im Hinblick auf Ertrag und Gleichmä-ßigkeit ist das vorteilhaft – wie diese rigorose Züchtungsmethode sich allerdings auf die Ernährungsqualität auswirkt wurde sehr lange überhaupt nicht gefragt. Ein entscheiden-der weiterer Vorteil ergibt sich aus Sicht der Züchter: Die Samen des von Ihnen als „F1 Hybride“ verkauften Saatgutes können nicht sinnvoll wieder angebaut werden, da sie in der nächsten Generation aufspalten und keine verlässliche Ernte ermöglichen. Deshalb sind die Landwirte bei den Hybridsorten gezwungen, jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen und können keinen Teil der Ernte dafür verwenden. Züchterfirmen bevorzugen deshalb diese Form der Züchtung so dass bei den Pflanzenarten, die die notwendige Voraus-setzung dazu mitbringen fast nur oder doch überwiegend Hybridsorten zur Verfügung stehen.

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6.2.4. Rhöngut-Produkte

In aller Ruhe und in luftiger Höhe gereifte Spezialitäten. Wertvolle Bio-Zutaten, viel Zeit, klare Luft und eine Technologie, die der Natur ermöglicht, sich aufs Beste zu entfalten.

6.2.5. Bio-Säfte

Er erfrischt, schmeckt lecker und ist gesund. Kein Wunder, dass die Deutschen Welt-meister im Safttrinken geworden sind. Für alle Säfte aus ökologischem Anbau gilt, dass sie schonend gepresst und bei etwa 85 Grad pasteurisiert werden. Dadurch wird ver-hindert, dass Mikroorganismen wie Hefepilze den Saft zum Gären bringen. Biohersteller verzichten, im Gegensatz zu ihren konventionellen Kollegen, auf das Nachsüßen der Säfte. Die ökologisch beste Lösung ist Saft aus regionalen Früchten. Eine in unserem Sortiment sehr beliebte Saftmarke ist z.B. Voelkel.

6.2.6. Biologische Wasch- und Putzmittel

Ökologische Putzmittel bestehen überwiegend aus pflanzlichen und mineralischen Roh-stoffen. Auf Chemikalien wie Schaumverstärker, Aufheller, Phosphate oder Farbstoffe wird verzichtet. Daher sind auf natürlichen Substanzen basierende Reinigungsmittel beson-ders schonend für Haut und die Umwelt. Wir führen beispielsweise die Marke Sonnet.

6.2.7. Naturkosmetik

Alles ganz natürlich? Wenn es um zertifizierte Naturkosmetik geht, dann lautet die Antwort eindeutig „ja“. Denn hier gibt es strenge Vorschriften, was bei der Herstellung von Cremes, Shampoo oder Make-up beachtet werden muss. Kontrolliert und zertifiziert wird Naturkosmetik unter anderem vom Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungs- und Körper-pflegemittel (BDIH).

Naturkosmetik, die dieses Zertifikat besitzt, muss eine Reihe von Kriterien erfüllen: Eingesetzte Rohstoffe stammen weitestmöglich aus kontrolliert biologischem Anbau, tierische Rohstoffe sind nur eingeschränkt gestattet, synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe sind gar nicht erlaubt.

Was zeichnet tegut… als Bio-Händler aus?Lernphase82 6> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Wiederholungsfragen

Aufgabe 251. Nennen Sie gute Gründe für Bio-Lebensmittel!

a) Ursprünglichkeit b) Fairness, Ethik und Sozialverträglichkeit c) Unsicherheit – Undurchsichtigkeit d) Geschmack e) Arteneinseitigkeit

Aufgabe 26Welche Produkte aus dem tegut… FAIRbindet Sortiment empfehlen Sie dem Kunden?

a) Whiskey – eine Sorte b) Frischmilch – 2 Sorten c) Regionale Kartoffeln d) Regionale Kirschen e) Bio Bananen

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Was zeichnet tegut… als Bio-Händler aus?Lernphase83 6> zurück zum Inhaltsverzeichnis

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• Lösungen zu den Wiederholungsfragen• Selbsttest• Lösungen zum Selbsttest• Häufig gestellte Fragen zu Bio• Erleben Sie Bio

AAnhang

LösungenWiederholungsfragen85 L1> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Lernphase 1

Aufgabe 1Was beinhaltet Nachhaltigkeit?(Lösung: a, c)

a) Dauerhafte Existenz der Erde und Ökosysteme b) Vorhandene Ressourcen müssen für die Zukunft nicht geschont werden c) Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen und zukünftiger Generationen

Aufgabe 2Welche beiden Anbauweisen werden bei der ökologischen Landwirtschaft unterschieden?

a) Biologisch-dynamische Anbauweiseb) Biologisch-organische Anbauweise

Aufgabe 3Was löste den ersten Bio-Boom aus?(Lösung: c)

a) Die 1968’er b) Die Ökoverordnung der EU 1991 c) Atomkatastrophe von Tschernobyl d) Die biologisch-dynamische Anbauweise nach Rudolf Steiner

Aufgabe 4Welche Vorteile können Sie im Gespräch mit dem Kunden in Bezug auf einen Bio-Apfel im Vergleich zu einem konventionellen Apfel nennen?(Lösung: a, c, e)

a) Der Bio-Apfel hat der Umwelt und dem Anbauer vieles an Belastung hinsichtlich Düngemittel eingespart

b) Ein Bio-Apfel darf gentechnisch verändert werden c) Die Smart-Fresh-Methode wurde nicht bei einem Bio-Apfel angewendet d) Chemisch-synthetische Pestizide oder Düngemittel dürfen verwendet werden e) Im Vergleich zu konventionellen Äpfeln kommt der Bio-Apfel aus einer Pflanzung

mit deutlich höherer Biodiversität

Aufgabe 5Welche Qualität zeichnet ein Bio-Lebensmittel aus?(Lösung: a)

a) Prozessqualität b) Verlaufsqualität c) Verarbeitungsqualität d) Entwicklungsqualität

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LösungenWiederholungsfragen86 L1> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Lernphase 1

Aufgabe 6Welche Kriterien im Gesamtprozess eines Bio-Produkts sind nicht im Enderzeugnis messbar?(Lösung: a, c, d)

a) Gesundheitsaspekte b) Wissenschaftliche Aspekte c) Ethische Aspekte d) Umweltaspekte e) Verarbeitungsaspekte

Aufgabe 7Wodurch zeichnet sich die Anbauweise nach Rudolph Steiner besonders aus?(Lösung: a, b)

a) Ziel ist vor allem die Qualität der Anbauweise b) Ein Gütesiegel dieser Anbauweise ist demeter c) Die Pflanze wird nur einzeln fokussiert, die unterschiedlichen Beziehungen zu

Boden, Wasser, Atmosphäre, Licht, Wärme und Kosmos interessieren nicht d) Eine Weiterentwicklung des biologisch-dynamischen Anbaus ist die biologisch-

organische Anbauweise

Aufgabe 8Welche Aussagen zur 1991 verabschiedeten Ökoverordnung der EU treffen zu?(Lösung: b, d)

a) Produkte, deren landwirtschaftliche Zutaten zu min. aus 85% aus ökologischem Anbau stammen, dürfen die Bezeichnung „Bio“ oder „Öko“ führen.

b) Jeder Betrieb muss mindestens einmal im Jahr von einer Ökokontrollstelle besucht werden

c) Durch die Verordnung und die damit einhergehenden Kontrollen stieg die Qualität und somit die Nachfrage nach Bio-Produkten nicht an

d) Mindestens 95% der landwirtschaftlichen Zutaten müssen aus ökologischem An-bau stammen, damit das Produkt die Bezeichnung „Bio“ oder „Öko“ tragen darf

> zurück zu den Fragen auf Seite 20

LösungenWiederholungsfragen87 L2> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Lernphase 2

Aufgabe 9Welches sind Grundsätze ökologischer Landwirtschaft?(Lösung: a, b)

a) Artgerechte Tierhaltung b) Pflanzenschutz c) Verwendung von Gentechnik d) Ackerbau und Viehhaltung sind nicht aneinander gekoppelt e) Im ökologischen Landbau ist auf Pflanzenschutzmittel und mineralische Stickstoff-

dünger zurückzugreifen

Aufgabe 10Welchen Aussagen im Bezug auf Boden stimmen Sie zu?(Lösung: b, c, e)

a) Klee eignet sich nicht als Zwischenfrucht b) Zur Bodenfruchtbarkeit tragen vielfältige Fruchtfolgen und Zwischenfrüchte wie

Senf und Phacelia bei c) Boden ist ein Komplex aus Mineralien, Wasser, abgestorbenen und lebendigen

Organismen d) Durch eintönige Reihenfolge von Pflanzen soll der Befall des Bodens möglichst

gering gehalten werden e) Der Boden dient als Trinkwasserfilter und Wasserspeicher

Aufgabe 11Wie schützt der Bio-Bauer seine Pflanzen bzw. düngt seine Felder?(Lösung: b, c)

a) Um alles Unkraut zu entfernen, hackt der Bauer mit Maschinen besonders tief in die Erde

b) Durch hofeigenen organischen Dünger ist die Belastung des Grundwassers gering c) Der Bio-Bauer beugt durch eine entsprechend konzipierte Fruchtfolge oder Aus-

wahl der Aussaatzeit dem Befall durch Schädlinge und Krankheiten vor d) Im Fokus steht die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten e) Im biologischen Landbau wird zusätzlich Stickstoff eingesetzt, um das Ertragsziel

zu erreichen

> zurück zu den Fragen auf Seite 43

LösungenWiederholungsfragen88 L2> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Lernphase 2

Aufgabe 12Ordnen Sie die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Gentechnik bitte entspre-chend zu!

Gentechnik / gentechnisches Verfahren

Beschreibung

1. Grüne Gentechnik a) Verwendung von gentechnisch ver-änderten Mikroorganismen aus dem Labor, z.B. zur Herstellung von Feinche-mikalien sowie Enzymen

2. Weiße oder graue Gen technik

b) Sammelbezeichnung für alle Anwen-dungen der Gentechnik im Bereich der Medizin

3. Rote oder gelbe Gentechnik

c) Alle gentechnischen Veränderungen bei Pflanzen aller Art (z.B. Getreide, Obst, Gemüse, Futterpflanzen)

Aufgabe 13Was ist unter artgerechter Tierhaltung zu verstehen?(Lösung: a, d)

a) Die Tiere können sich in den Ställen frei bewegen und entsprechend ihrer Art sozial verhalten

b) Den Tieren steht keine Luft und kein Licht zur Verfügung c) Futter darf nur von externen Stellen zugekauft werden d) Im Krankheitsfall werden bevorzugt Naturheilmittel und Homöopathie verwendet e) Der präventive Einsatz von Arzneimitteln ist erwünscht

> zurück den Fragen auf Seite 44

LösungenWiederholungsfragen89 L3> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Lernphase 3

Aufgabe 14Auf welche drei Hauptbereiche beziehen sich die Vorschriften der ökologischen Lebensmittelverarbeitung, die sowohl in der EU-Öko-Verordnung als auch in den Verarbeitungslinien der Öko-Verbände festgeschrieben sind?(Lösung: a, b, d)

a) die zur Verwendung zugelassenen Zusatz- und Hilfsstoffe b) die zugelassenen Verarbeitungsverfahren c) die Verwendung von Antibiotika zur Prävention d) die zur Verarbeitung verwendeten Rohstoffe und Zutaten

Aufgabe 15Welche Vorteile können Sie dem Kunden für das Bio-Fleisch und die Bio-Wurstwaren der kff nennen?(Lösung: a, d)

a) Der Transport der Tiere zum Schlachthof geschieht schonend b) Die Tiere werden vor dem Schlachten extra nochmals motiviert c) Die Waren werden traditionell nach ökologischen Richtlinien der kff verarbeitet d) Die Schlachthälften (außer Geflügel) werden zu 100% in der kff zerlegt e) Durch die kurze Reifezeit kommt der besonders zarte Geschmack zu Stande

Aufgabe 16Mit folgenden Verkaufsargumenten kann ich von den herzberger Brot- und Backwaren überzeugen:(Lösung: a, c)

a) Die herzberger verwendet nur in der bio-Verordnung zugelassene Zusatzstoffe b) Das Mehl wird von Mühlen bezogen, die Mehlverbesserungsmittel aus dem

Chemiewerk anwenden c) Die Bio-Backwaren werden im Rahmen der EU-Verordnung „Ökologischer

Landbau“ kontrolliert d) Die Bio-Brote der herzberger bäckerei werden aus einer traditionellen 4-Stufen-

Führung bzw. mit Hefe oder Backferment gebacken e) Die Zutaten für die herzberger Backwaren stammen von landwirtschaftlichen

Betrieben, die nicht nach den ökologischen Richtlinien eines Ökoverbandes erzeugen

> zurück zu den Fragen auf Seite 56

LösungenWiederholungsfragen90 L3> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Lernphase 3

Aufgabe 17Welchen Aussagen bezüglich der Kennzeichnung ökologischer Lebensmittel stimmen Sie zu? (Lösung: a, b, d)

a) Auch die Kennzeichnung der ökologischen Lebensmittel richtet sich nach der EU-Verordnung

b) Wenn die Lebensmittel mit „bio“ oder „öko“ gekennzeichnet werden, dann müssen 95% der landwirtschaftlichen Zutaten aus ökologischem Anbau stammen

c) Es ist erlaubt, ökologische Rohstoffe mit 5% des gleichen Rohstoffs aus konven-tioneller Erzeugung zu strecken

d) Dass bis zu 5% konventionell erzeugte Zutaten möglich sind, gibt den Spielraum bei Zutaten, die in ihrer Form nicht in der erforderlichen Menge in biologischer Qualität erhältlich sind, z.B. Gewürze

e) Die EU-Verordnung „ökologischer Landbau“ sorgt nicht dafür, dass Bio nur da drin ist, wo Bio drauf steht

> zu den Lösungen auf Seite 57

LösungenWiederholungsfragen91 L4> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Lernphase 4

Aufgabe 18Welche Bezeichnungen lassen nicht auf ökologische Produkte bzw. Herstellung nach der Bio-Verordnung schließen?(Lösung: a, b, d, e)

a) Kontrollierter Vertragsanbau b) Umweltfreundlich / umweltschonend c) Kontrolliert biologisch d) Integriert e) Naturnah / ungespritzt

Aufgabe 19Welche Bio-Verbände existieren in Deutschland bundesweit?(Lösung: b, d, e)

a) Biokreis b) Demeter c) IFOAM d) Bioland e) Naturland

> zurück zu den Fragen auf Seite 66

LösungenWiederholungsfragen92 L4> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Lernphase 4

Aufgabe 20Welche Unterschiede existieren hinsichtlich der Kontrolle und Einhaltung der EU-Bio-Verordnung und den Anbauverbänden? Finden Sie heraus, um welche Bereiche es sich untenstehend handelt und ordnen Sie die Unterschiede dementsprechend in der Tabelle zu!

Jeweiliger Bereich EU-weite Mindestqualität Die Anbauverbände

Erkennung Erkennbar durch das Bio-Siegel

Erkennbar durch das Siegel des jeweiligen Verbandes

Hofeigenes Futter Eigene Futterproduktion wird bevorzugt, ist jedoch nicht zwingend vorge-schrieben

Mindestens 50% des Futters müssen vom eigenen Hof stammen

Düngung Der Einsatz von organi-schen Stickstoffdüngern ist auf 170 kg/ha pro Jahr limitiert

Der Einsatz von organi-schen Stickstoffdüngern ist im landwirtschaftlichen Betrieb je nach Verband und Kultur auf 40–112 kg pro Hektar und Jahr be-grenzt

Begrenzte Tierzahl (berechnet über die Stückmenge im Dung)

230 Hennen, 580 Hähn-chen oder 14 Mastschweine pro Hektar und Jahr

140 Hennen, 280 Hähn-chen oder 10 Mastschwei-ne pro Hektar und Jahr

Bewirtschaftungsform Es kann nur ein Teil des Betriebs auf Bio umgestellt werden. Allerdings ist dies mit hohen Auflagen verbunden. An die Kontroll-stelle müssen auch die Daten über den konventio-nell bewirtschafteten Be-reich offen gelegt werden.

Der gesamte Betrieb muss nach biologischen Richt-linien arbeiten

Zukauf von konventio-nellem Wirtschaftsdünger

Stall- und Geflügelmist aus konventioneller Tierhaltung sind als Dünger zulässig, jedoch nicht aus der indus-triellen Tierhaltung. Aber die Summe von organi-schen Stickstoffdüngern darf 179 kg/ha pro Jahr nicht übersteigen

Geflügelmist aus konven-tioneller Tierhaltung ist generell nicht zulässig. Je nach Verband ist konven-tioneller Stallmist bis max. 40 kg/ha gestattet

Natürliche Aromen Sind zugelassen Demeter untersagt den Einsatz von natürlichen Aromen generell, Bioland für Milchprodukte

LösungenWiederholungsfragen93 L4> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Jeweiliger Bereich EU-weite Mindestqualität Die Anbauverbände

Bedingungen Müssen grundsätzlich von allen Erzeugern und Herstellern eingehalten werden; also auch von den Anbauverbänden

Diese Richtlinien gelten zusätzlich zum Bio-Siegel, unterscheiden sich jedoch nach Verband. Die Verbän-de gewähren bei besonde-ren Fällen zeitlich begrenz-te Ausnahmeregelungen

> zurück zu den Fragen auf Seite 67

LösungenWiederholungsfragen94 L5> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Lernphase 5

Aufgabe 21Wenn ein Kunde die „Echtheit“ der Bio-Produkte anzweifelt, worauf können Sie den Kunden hinweisen?

a) Sie können den Kunden auf die angegebene Kontrollstelle hinweisenb) Sie können den Kunden auf die Warenzeichen der anerkannten Anbauverbände

wie demeter oder Bioland auf den Kisten und Verpackungen aufmerksam machen

Aufgabe 22Wie wird die Qualität der tegut… Bio-Produkte kontrolliert?

Zunächst werden die Anbaubetriebe auf die Einhaltung ihrer Richtlinien von staatlich anerkannten Kontrollstellen bzw. ihren Anbauorganisationen überprüft. Alle Genossen-schafter und Erzeuger führen darüber hinaus eine freiwillige Selbstkontrolle durch. Dazu gehören Bodenanalysen vor, während und nach der Ernte sowie eine Rückstandsanalyse der Erzeugnisse unmittelbar vor der Ernte, die bei der Firma tegut… vorzulegen sind.

Aufgabe 23Welches Ziel verfolgt die Initiative „Bio mit Gesicht“?

Das Ziel der Initiative ist es, den Bio-Landbau und die ganz konkrete Herkunft und Geschichte des entsprechenden Lebensmittels für den Verbraucher transparenter zu machen.

Aufgabe 24Im Gespräch mit einem Kunden ergibt sich, dass tegut… einige demeter-Firmen im Sortiment hat. Welche Firmen können Sie dem Kunden nennen und hervorheben, dass dies eine echt Ausnahme im Lebensmitteleinzelhandel ist?

a) Naturanab) Bauckc) Holled) sowie eine Reihe der deutschen Obst- und Gemüselieferanten

> zurück zu den Fragen auf Seite 76

LösungenWiederholungsfragen95 L6> zurück zum Inhaltsverzeichnis

Lernphase 6

Aufgabe 251. Nennen Sie gute Gründe für Bio-Lebensmittel!

a) Ursprünglichkeit b) Fairness, Ethik und Sozialverträglichkeit c) Unsicherheit – Undurchsichtigkeit d) Geschmack e) Arteneinseitigkeit

Aufgabe 26Welche Produkte aus dem tegut… FAIRbindet Sortiment empfehlen Sie dem Kunden?

a) Whiskey – eine Sorte b) Frischmilch – 2 Sorten c) Regionale Kartoffeln d) Regionale Kirschen e) Bio Bananen

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Selbsttest

1. Was beinhaltet Nachhaltigkeit

a) Dauerhafte Existenz der Erde und Ökosysteme b) Vorhandene Ressourcen müssen für die Zukunft nicht geschont werden c) Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen und zukünftiger Generationen

2. Welche beiden Anbauweisen werden bei der ökologischen Landwirtschaft unterschieden?

a)

b)

3. Was löste den ersten Bio-Boom aus?

a) Die 1968’er b) Die Ökoverordnung der EU 1991 c) Atomkatastrophe von Tschernobyl d) Die biologisch-dynamische Anbauweise nach Rudolf Steiner

4. Welche Vorteile können Sie im Gespräch mit dem Kunden in Bezug auf einen Bio-Apfel im Vergleich zu einem konventionellen Apfel nennen?

a) Der Bio-Apfel hat der Umwelt und dem Anbauer vieles an Belastung hinsichtlich Düngemittel eingespart

b) Ein Bio-Apfel darf gentechnisch verändert werden c) Die Smart-Fresh-Methode wurde nicht bei einem Bio-Apfel angewendet d) Chemisch-synthetische Pestizide oder Düngemittel dürfen verwendet werden e) Im Vergleich zu konventionellen Äpfeln kommt der Bio-Apfel aus einer Pflanzung

mit deutlich höherer Biodiversität

5. Welche Qualität zeichnet ein Bio-Lebensmittel aus?

a) Prozessqualität b) Verlaufsqualität c) Verarbeitungsqualität d) Entwicklungsqualität

> zu den Lösungen auf Seite 106

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestAufgaben96 S

Selbsttest

6. Welche Kriterien im Gesamtprozess eines Bio-Produkts sind nicht im Enderzeugnis messbar?

a) Gesundheitsaspekte b) Wissenschaftliche Aspekte c) Ethische Aspekte d) Umweltaspekte e) Verarbeitungsaspekte

7. Wodurch zeichnet sich die Anbauweise nach Rudolph Steiner besonders aus?

a) Ziel ist vor allem die Qualität der Anbauweise b) Ein Gütesiegel dieser Anbauweise ist demeter c) Die Pflanze wird nur einzeln fokussiert, die unterschiedlichen Beziehungen zu

Boden, Wasser, Atmosphäre, Licht, Wärme und Kosmos interessieren nicht d) Eine Weiterentwicklung des biologisch-dynamischen Anbaus ist die biologisch-

organische Anbauweise

8. Welche Aussagen zur 1991 verabschiedeten Ökoverordnung der EU treffen zu?

a) Produkte, deren landwirtschaftliche Zutaten zu min. aus 85% aus ökologischem Anbau stammen, dürfen die Bezeichnung „Bio“ oder „Öko“ führen.

b) Jeder Betrieb muss mindestens einmal im Jahr von einer Ökokontrollstelle besucht werden

c) Durch die Verordnung und die damit einhergehenden Kontrollen stieg die Qualität und somit die Nachfrage nach Bio-Produkten nicht an

d) Mindestens 95% der landwirtschaftlichen Zutaten müssen aus ökologischem An-bau stammen, damit das Produkt die Bezeichnung „Bio“ oder „Öko“ tragen darf

> zu den Lösungen auf Seite 107

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestAufgaben97 S

Selbsttest

9. Welches sind Grundsätze ökologischer Landwirtschaft?

a) Artgerechte Tierhaltung b) Pflanzenschutz c) Verwendung von Gentechnik d) Ackerbau und Viehhaltung sind nicht aneinander gekoppelt e) Im ökologischen Landbau ist auf Pflanzenschutzmittel und mineralische Stickstoff-

dünger zurückzugreifen

10. Welchen Aussagen im Bezug auf Boden stimmen Sie zu?

a) Klee eignet sich nicht als Zwischenfrucht b) Zur Bodenfruchtbarkeit tragen vielfältige Fruchtfolgen und Zwischenfrüchte wie

Senf und Phacelia bei c) Boden ist ein Komplex aus Mineralien, Wasser, abgestorbenen und lebendigen

Organismen d) Durch eintönige Reihenfolge von Pflanzen soll der Befall des Bodens möglichst

gering gehalten werden e) Der Boden dient als Trinkwasserfilter und Wasserspeicher

11. Wie schützt der Bio-Bauer seine Pflanzen bzw. düngt seine Felder?

a) Um alles Unkraut zu entfernen, hackt der Bauer mit Maschinen besonders tief in die Erde

b) Durch hofeigenen organischen Dünger ist die Belastung des Grundwassers gering c) Der Bio-Bauer beugt durch eine entsprechend konzipierte Fruchtfolge oder Aus-

wahl der Aussaatzeit dem Befall durch Schädlinge und Krankheiten vor d) Im Fokus steht die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten e) Im biologischen Landbau wird zusätzlich Stickstoff eingesetzt, um das Ertragsziel

zu erreichen

> zu den Lösungen auf Seite 108

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestAufgaben98 S

Selbsttest

12. Ordnen Sie die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Gentechnik bitte ent-sprechend zu!

Gentechnik / gentechnisches Verfahren

Beschreibung

1. Grüne Gentechnik a) Verwendung von gentechnisch ver-änderten Mikroorganismen aus dem Labor, z.B. zur Herstellung von Feinche-mikalien sowie Enzymen

2. Weiße oder graue Gen technik

b) Sammelbezeichnung für alle Anwen-dungen der Gentechnik im Bereich der Medizin

3. Rote oder gelbe Gentechnik

c) Alle gentechnischen Veränderungen bei Pflanzen aller Art (z.B. Getreide, Obst, Gemüse, Futterpflanzen)

13. Was ist unter artgerechter Tierhaltung zu verstehen?

a) Die Tiere können sich in den Ställen frei bewegen und entsprechend ihrer Art sozial verhalten

b) Den Tieren steht keine Luft und kein Licht zur Verfügung c) Futter darf nur von externen Stellen zugekauft werden d) Im Krankheitsfall werden bevorzugt Naturheilmittel und Homöopathie verwendet e) Der präventive Einsatz von Arzneimitteln ist erwünscht

> zu den Lösungen auf Seite 109

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestAufgaben99 S

Selbsttest

14. Auf welche drei Hauptbereiche beziehen sich die Vorschriften der ökologischen Lebensmittelverarbeitung, die sowohl in der EU-Öko-Verordnung als auch in den Verarbeitungslinien der Öko-Verbände festgeschrieben sind?

a) die zur Verwendung zugelassenen Zusatz- und Hilfsstoffe b) die zugelassenen Verarbeitungsverfahren c) die Verwendung von Antibiotika zur Prävention d) die zugelassenen Verarbeitungsverfahren

15. Welche Vorteile können Sie dem Kunden für das Bio-Fleisch und die Bio-Wurstwa-ren der kff nennen?

a) Der Transport der Tiere zum Schlachthof geschieht schonend b) Die Tiere werden vor dem Schlachten extra nochmals motiviert c) Die Waren werden traditionell nach ökologischen Richtlinien der kff verarbeitet d) Die Schlachthälften (außer Geflügel) werden zu 100% in der kff zerlegt e) Durch die kurze Reifezeit kommt der besonders zarte Geschmack zu Stande

16. Mit folgenden Verkaufsargumenten kann ich von den herzberger Brot- und Backwaren überzeugen:

a) Die herzberger verwendet nur in der bio-Verordnung zugelassene Zusatzstoffe b) Das Mehl wird von Mühlen bezogen, die Mehlverbesserungsmittel aus dem Che-

miewerk anwenden c) Die Bio-Backwaren werden im Rahmen der EU-Verordnung „Ökologischer Land-

bau“ kontrolliert d) Die Bio-Brote der herzberger bäckerei werden aus einer traditionellen 4-Stufen-

Führung bzw. mit Hefe oder Backferment gebacken e) Die Zutaten für die herzberger Backwaren stammen von landwirtschaftlichen

Betrieben, die nicht nach den ökologischen Richtlinien eines Ökoverbandes erzeugen

> zu den Lösungen auf Seite 110

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestAufgaben100 S

Selbsttest

17. Welchen Aussagen bezüglich der Kennzeichnung ökologischer Lebensmittel stim-men Sie zu?

a) Auch die Kennzeichnung der ökologischen Lebensmittel richtet sich nach der EU-Verordnung

b) Wenn die Lebensmittel mit „bio“ oder „öko“ gekennzeichnet werden, dann müssen 95% der landwirtschaftlichen Zutaten aus ökologischem Anbau stammen

c) Es ist erlaubt, ökologische Rohstoffe mit 5% des gleichen Rohstoffs aus konven-tioneller Erzeugung zu strecken

d) Dass bis zu 5% konventionell erzeugte Zutaten möglich sind, gibt den Spielraum bei Zutaten, die in ihrer Form nicht in der erforderlichen Menge in biologischer Qualität erhältlich sind, z.B. Gewürze

e) Die EU-Verordnung „ökologischer Landbau“ sorgt nicht dafür, dass Bio nur da drin ist, wo Bio drauf steht

18. Welche Bezeichnungen lassen nicht auf ökologische Produkte bzw. Herstellung nach der Bio-Verordnung schließen?

a) Kontrollierter Vertragsanbau b) Umweltfreundlich / umweltschonend c) Kontrolliert biologisch d) Integriert e) Naturnah / ungespritzt

19. Welche Bio-Verbände existieren in Deutschland bundesweit?

a) Biokreis b) Demeter c) IFOAM d) Bioland e) Naturland

> zu den Lösungen auf Seite 111

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestAufgaben101 S

Selbsttest

20. Welche Unterschiede existieren hinsichtlich der Kontrolle und Einhaltung der EU-Bio-Verordnung und den Anbauverbänden? Finden Sie heraus, um welche Bereiche es sich untenstehend handelt und ordnen Sie die Unterschiede dem-entsprechend in der Tabelle auf der nächsten Seite zu!

Eigene Futterproduktion wird be-vorzugt, ist jedoch nicht zwingend vorgeschrieben

Mindestens 50% des Futters müssen vom eigenen Hof stammen

Der Einsatz von organischen Stick-stoffdüngern ist im landwirtschaft-lichen Betrieb je nach Verband und Kultur auf 40–112 kg pro Hektar und Jahr begrenzt

Der Einsatz von organischen Stick-stoffdüngern ist auf 170kg/ha pro Jahr limitiert

Erkennbar durch das Bio-Siegel Erkennbar durch das Siegel des jeweiligen Verbandes

Stall- und Geflügelmist aus kon-ventioneller Tierhaltung sind als Dünger zulässig, jedoch nicht aus der industriellen Tierhaltung. Aber die Summe von organischen Stick-stoffdüngern darf 170 kg/ha pro Jahr nicht übersteigen

Geflügelmist aus konventioneller Tierhaltung ist generell nicht zuläs-sig. Je nach Verband ist konventio-neller Stallmist bis max. 40 kg/ha gestattet

Diese Richtlinien gelten zusätzlich zum Bio-Siegel, unterscheiden sich jedoch nach Verband. Die Verbände gewähren bei besonderen Fällen zeitlich begrenzte Ausnahmerege-lungen

Müssen grundsätzlich von allen Er-zeugern und Herstellern eingehalten werden; also auch von den Anbau-verbänden

Der gesamte Betrieb muss nach biologischen Richtlinien arbeiten

Es kann nur ein Teil des Betriebs auf Bio umgestellt werden. Allerdings ist dies mit hohen Auflagen verbunden. An die Kontrollstelle müssen auch die Daten über den konventionell be-wirtschafteten Bereich offen gelegt werden.

Demeter untersagt den Einsatz von natürlichen Aromen generell, Bioland für Milchprodukte

Sind zugelassen

140 Hennen, 280 Hähnchen oder 10 Mastschweine pro Hektar und Jahr

230 Hennen, 580 Hähnchen oder 14 Mastschweine pro Hektar und Jahr

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestAufgaben102 S

Selbsttest

Tabelle zu Aufgabe 20

Jeweiliger Bereich EU-weite Mindestqualität Die Anbauverbände

Erkennung

Hofeigenes Futter

Düngung

Begrenzte Tierzahl (berechnet über die Stückmenge im Dung)

Bewirtschaftungsform

Zukauf von konventionel-lem Wirtschaftsdünger

Natürliche Aromen

Bedingungen

> zu den Lösungen auf Seite 112

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestAufgaben103 S

Selbsttest

21. Wenn ein Kunde die „Echtheit“ der Bio-Produkte anzweifelt, worauf können Sie den Kunden hinweisen?

a)

b)

22. Wie wird die Qualität der tegut… Bio-Produkte kontrolliert?

Zunächst werden die Anbaubetriebe auf die ihrer Richtlinien von

anerkannten bzw. ihren Anbauorganisa-

tionen überprüft. Alle Genossenschafter und führen darüber hinaus

eine Selbstkontrolle durch. Dazu gehören analysen vor,

und nach der Ernte sowie eine Rückstandsanalyse der Erzeugnisse

unmittelbar , die bei der Firma tegut… vorzulegen sind.

23. Welches Ziel verfolgt die Initiative „Bio mit Gesicht“?

24. Im Gespräch mit einem Kunden ergibt sich, dass tegut… einige demeter-Firmen im Sortiment hat. Welche Firmen können Sie dem Kunden nennen und hervorheben, dass dies eine echt Ausnahme im Lebensmitteleinzelhandel ist?

a)

b)

c)

d)

> zu den Lösungen auf Seite 114

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestAufgaben104 S

Selbsttest

Aufgabe 251. Nennen Sie gute Gründe für Bio-Lebensmittel!

a) Ursprünglichkeit b) Fairness, Ethik und Sozialverträglichkeit c) Unsicherheit – Undurchsichtigkeit d) Geschmack e) Arteneinseitigkeit

Aufgabe 26Welche Produkte aus dem tegut… FAIRbindet Sortiment empfehlen Sie dem Kunden?

a) Whiskey – eine Sorte b) Frischmilch – 2 Sorten c) Regionale Kartoffeln d) Regionale Kirschen e) Bio Bananen

> zu den Lösungen auf Seite 115

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestAufgaben105 S

Lernphase 1

Aufgabe 1Was beinhaltet Nachhaltigkeit?(Lösung: a, c)

a) Dauerhafte Existenz der Erde und Ökosysteme b) Vorhandene Ressourcen müssen für die Zukunft nicht geschont werden c) Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen und zukünftiger Generationen

Aufgabe 2Welche beiden Anbauweisen werden bei der ökologischen Landwirtschaft unterschieden?

a) Biologisch-dynamische Anbauweiseb) Biologisch-organische Anbauweise

Aufgabe 3Was löste den ersten Bio-Boom aus?(Lösung: c)

a) Die 1968’er b) Die Ökoverordnung der EU 1991 c) Atomkatastrophe von Tschernobyl d) Die biologisch-dynamische Anbauweise nach Rudolf Steiner

Aufgabe 4Welche Vorteile können Sie im Gespräch mit dem Kunden in Bezug auf einen Bio-Apfel im Vergleich zu einem konventionellen Apfel nennen?(Lösung: a, c, e)

a) Der Bio-Apfel hat der Umwelt und dem Anbauer vieles an Belastung hinsichtlich Düngemittel eingespart

b) Ein Bio-Apfel darf gentechnisch verändert werden c) Die Smart-Fresh-Methode wurde nicht bei einem Bio-Apfel angewendet d) Chemisch-synthetische Pestizide oder Düngemittel dürfen verwendet werden e) Im Vergleich zu konventionellen Äpfeln kommt der Bio-Apfel aus einer Pflanzung

mit deutlich höherer Biodiversität

Aufgabe 5Welche Qualität zeichnet ein Bio-Lebensmittel aus?(Lösung: a)

a) Prozessqualität b) Verlaufsqualität c) Verarbeitungsqualität d) Entwicklungsqualität

> zurück zu den Fragen auf Seite 96

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestLösungen106 SL

Lernphase 1

Aufgabe 6Welche Kriterien im Gesamtprozess eines Bio-Produkts sind nicht im Enderzeugnis messbar?(Lösung: a, c, d)

a) Gesundheitsaspekte b) Wissenschaftliche Aspekte c) Ethische Aspekte d) Umweltaspekte e) Verarbeitungsaspekte

Aufgabe 7Wodurch zeichnet sich die Anbauweise nach Rudolph Steiner besonders aus?(Lösung: a, b)

a) Ziel ist vor allem die Qualität der Anbauweise b) Ein Gütesiegel dieser Anbauweise ist demeter c) Die Pflanze wird nur einzeln fokussiert, die unterschiedlichen Beziehungen zu

Boden, Wasser, Atmosphäre, Licht, Wärme und Kosmos interessieren nicht d) Eine Weiterentwicklung des biologisch-dynamischen Anbaus ist die biologisch-

organische Anbauweise

Aufgabe 8Welche Aussagen zur 1991 verabschiedeten Ökoverordnung der EU treffen zu?(Lösung: b, d)

a) Produkte, deren landwirtschaftliche Zutaten zu min. aus 85% aus ökologischem Anbau stammen, dürfen die Bezeichnung „Bio“ oder „Öko“ führen.

b) Jeder Betrieb muss mindestens einmal im Jahr von einer Ökokontrollstelle besucht werden

c) Durch die Verordnung und die damit einhergehenden Kontrollen stieg die Qualität und somit die Nachfrage nach Bio-Produkten nicht an

d) Mindestens 95% der landwirtschaftlichen Zutaten müssen aus ökologischem An-bau stammen, damit das Produkt die Bezeichnung „Bio“ oder „Öko“ tragen darf

> zurück zu den Fragen auf Seite 97

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestLösungen107 SL

Lernphase 2

Aufgabe 9Welches sind Grundsätze ökologischer Landwirtschaft?(Lösung: a, b)

a) Artgerechte Tierhaltung b) Pflanzenschutz c) Verwendung von Gentechnik d) Ackerbau und Viehhaltung sind nicht aneinander gekoppelt e) Im ökologischen Landbau ist auf Pflanzenschutzmittel und mineralische Stickstoff-

dünger zurückzugreifen

Aufgabe 10Welchen Aussagen im Bezug auf Boden stimmen Sie zu?(Lösung: b, c, e)

a) Klee eignet sich nicht als Zwischenfrucht b) Zur Bodenfruchtbarkeit tragen vielfältige Fruchtfolgen und Zwischenfrüchte wie

Senf und Phacelia bei c) Boden ist ein Komplex aus Mineralien, Wasser, abgestorbenen und lebendigen

Organismen d) Durch eintönige Reihenfolge von Pflanzen soll der Befall des Bodens möglichst

gering gehalten werden e) Der Boden dient als Trinkwasserfilter und Wasserspeicher

Aufgabe 11Wie schützt der Bio-Bauer seine Pflanzen bzw. düngt seine Felder?(Lösung: b, c)

a) Um alles Unkraut zu entfernen, hackt der Bauer mit Maschinen besonders tief in die Erde

b) Durch hofeigenen organischen Dünger ist die Belastung des Grundwassers gering c) Der Bio-Bauer beugt durch eine entsprechend konzipierte Fruchtfolge oder Aus-

wahl der Aussaatzeit dem Befall durch Schädlinge und Krankheiten vor d) Im Fokus steht die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten e) Im biologischen Landbau wird zusätzlich Stickstoff eingesetzt, um das Ertragsziel

zu erreichen

> zurück zu den Fragen auf Seite 98

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestLösungen108 SL

Lernphase 2

Aufgabe 12Ordnen Sie die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Gentechnik bitte entspre-chend zu!

Gentechnik / gentechnisches Verfahren

Beschreibung

1. Grüne Gentechnik a) Verwendung von gentechnisch ver-änderten Mikroorganismen aus dem Labor, z.B. zur Herstellung von Feinche-mikalien sowie Enzymen

2. Weiße oder graue Gen technik

b) Sammelbezeichnung für alle Anwen-dungen der Gentechnik im Bereich der Medizin

3. Rote oder gelbe Gentechnik

c) Alle gentechnischen Veränderungen bei Pflanzen aller Art (z.B. Getreide, Obst, Gemüse, Futterpflanzen)

Aufgabe 13Was ist unter artgerechter Tierhaltung zu verstehen?(Lösung: a, d)

a) Die Tiere können sich in den Ställen frei bewegen und entsprechend ihrer Art sozial verhalten

b) Den Tieren steht keine Luft und kein Licht zur Verfügung c) Futter darf nur von externen Stellen zugekauft werden d) Im Krankheitsfall werden bevorzugt Naturheilmittel und Homöopathie verwendet e) Der präventive Einsatz von Arzneimitteln ist erwünscht

> zurück den Fragen auf Seite 99

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestLösungen109 SL

Lernphase 3

Aufgabe 14Auf welche drei Hauptbereiche beziehen sich die Vorschriften der ökologischen Lebensmittelverarbeitung, die sowohl in der EU-Öko-Verordnung als auch in den Verarbeitungslinien der Öko-Verbände festgeschrieben sind?(Lösung: a, b, d)

a) die zur Verwendung zugelassenen Zusatz- und Hilfsstoffe b) die zugelassenen Verarbeitungsverfahren c) die Verwendung von Antibiotika zur Prävention d) die zugelassenen Verarbeitungsverfahren

Aufgabe 15Welche Vorteile können Sie dem Kunden für das Bio-Fleisch und die Bio-Wurstwaren der kff nennen?(Lösung: a, d)

a) Der Transport der Tiere zum Schlachthof geschieht schonend b) Die Tiere werden vor dem Schlachten extra nochmals motiviert c) Die Waren werden traditionell nach ökologischen Richtlinien der kff verarbeitet d) Die Schlachthälften (außer Geflügel) werden zu 100% in der kff zerlegt e) Durch die kurze Reifezeit kommt der besonders zarte Geschmack zu Stande

Aufgabe 16Mit folgenden Verkaufsargumenten kann ich von den herzberger Brot- und Backwaren überzeugen:(Lösung: a, c)

a) Die herzberger verwendet nur in der bio-Verordnung zugelassene Zusatzstoffe b) Das Mehl wird von Mühlen bezogen, die Mehlverbesserungsmittel aus dem

Chemiewerk anwenden c) Die Bio-Backwaren werden im Rahmen der EU-Verordnung „Ökologischer

Landbau“ kontrolliert d) Die Bio-Brote der herzberger bäckerei werden aus einer traditionellen 4-Stufen-

Führung bzw. mit Hefe oder Backferment gebacken e) Die Zutaten für die herzberger Backwaren stammen von landwirtschaftlichen

Betrieben, die nicht nach den ökologischen Richtlinien eines Ökoverbandes erzeugen

> zurück zu den Fragen auf Seite 100

> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestLösungen110 SL

Lernphase 3

Aufgabe 17Welchen Aussagen bezüglich der Kennzeichnung ökologischer Lebensmittel stimmen Sie zu? (Lösung: a, b, d)

a) Auch die Kennzeichnung der ökologischen Lebensmittel richtet sich nach der EU-Verordnung

b) Wenn die Lebensmittel mit „bio“ oder „öko“ gekennzeichnet werden, dann müssen 95% der landwirtschaftlichen Zutaten aus ökologischem Anbau stammen

c) Es ist erlaubt, ökologische Rohstoffe mit 5% des gleichen Rohstoffs aus konven-tioneller Erzeugung zu strecken

d) Dass bis zu 5% konventionell erzeugte Zutaten möglich sind, gibt den Spielraum bei Zutaten, die in ihrer Form nicht in der erforderlichen Menge in biologischer Qualität erhältlich sind, z.B. Gewürze

e) Die EU-Verordnung „ökologischer Landbau“ sorgt nicht dafür, dass Bio nur da drin ist, wo Bio drauf steht

Aufgabe 18Welche Bezeichnungen lassen nicht auf ökologische Produkte bzw. Herstellung nach der Bio-Verordnung schließen?(Lösung: a, b, d, e)

a) Kontrollierter Vertragsanbau b) Umweltfreundlich / umweltschonend c) Kontrolliert biologisch d) Integriert e) Naturnah / ungespritzt

Aufgabe 19Welche Bio-Verbände existieren in Deutschland bundesweit?(Lösung: b, d, e)

a) Biokreis b) Demeter c) IFOAM d) Bioland e) Naturland

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> zurück zum InhaltsverzeichnisSelbsttestLösungen111 SL

Lernphase 4

Aufgabe 20Welche Unterschiede existieren hinsichtlich der Kontrolle und Einhaltung der EU-Bio-Verordnung und den Anbauverbänden? Finden Sie heraus, um welche Bereiche es sich untenstehend handelt und ordnen Sie die Unterschiede dementsprechend in der Tabelle zu!

Jeweiliger Bereich EU-weite Mindestqualität Die Anbauverbände

Erkennung Erkennbar durch das Bio-Siegel

Erkennbar durch das Siegel des jeweiligen Verbandes

Hofeigenes Futter Eigene Futterproduktion wird bevorzugt, ist jedoch nicht zwingend vorge-schrieben

Mindestens 50% des Futters müssen vom eigenen Hof stammen

Düngung Der Einsatz von organi-schen Stickstoffdüngern ist auf 170 kg/ha pro Jahr limitiert

Der Einsatz von organi-schen Stickstoffdüngern ist im landwirtschaftlichen Betrieb je nach Verband und Kultur auf 40–112 kg pro Hektar und Jahr be-grenzt

Begrenzte Tierzahl (berechnet über die Stückmenge im Dung)

230 Hennen, 580 Hähn-chen oder 14 Mastschweine pro Hektar und Jahr

140 Hennen, 280 Hähn-chen oder 10 Mastschwei-ne pro Hektar und Jahr

Bewirtschaftungsform Es kann nur ein Teil des Betriebs auf Bio umgestellt werden. Allerdings ist dies mit hohen Auflagen verbunden. An die Kontroll-stelle müssen auch die Daten über den konventio-nell bewirtschafteten Be-reich offen gelegt werden.

Der gesamte Betrieb muss nach biologischen Richt-linien arbeiten

Zukauf von konventio-nellem Wirtschaftsdünger

Stall- und Geflügelmist aus konventioneller Tierhaltung sind als Dünger zulässig, jedoch nicht aus der indus-triellen Tierhaltung. Aber die Summe von organi-schen Stickstoffdüngern darf 179 kg/ha pro Jahr nicht übersteigen

Geflügelmist aus konven-tioneller Tierhaltung ist generell nicht zulässig. Je nach Verband ist konven-tioneller Stallmist bis max. 40 kg/ha gestattet

Natürliche Aromen Sind zugelassen Demeter untersagt den Einsatz von natürlichen Aromen generell, Bioland für Milchprodukte

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Jeweiliger Bereich EU-weite Mindestqualität Die Anbauverbände

Bedingungen Müssen grundsätzlich von allen Erzeugern und Herstellern eingehalten werden; also auch von den Anbauverbänden

Diese Richtlinien gelten zusätzlich zum Bio-Siegel, unterscheiden sich jedoch nach Verband. Die Verbän-de gewähren bei besonde-ren Fällen zeitlich begrenz-te Ausnahmeregelungen

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Lernphase 5

Aufgabe 21Wenn ein Kunde die „Echtheit“ der Bio-Produkte anzweifelt, worauf können Sie den Kunden hinweisen?

a) Sie können den Kunden auf die angegebene Kontrollstelle hinweisenb) Sie können den Kunden auf die Warenzeichen der anerkannten Anbauverbände

wie demeter oder Bioland auf den Kisten und Verpackungen aufmerksam machen

Aufgabe 22Wie wird die Qualität der tegut… Bio-Produkte kontrolliert?

Zunächst werden die Anbaubetriebe auf die Einhaltung ihrer Richtlinien von staatlich anerkannten Kontrollstellen bzw. ihren Anbauorganisationen überprüft. Alle Genossen-schafter und Erzeuger führen darüber hinaus eine freiwillige Selbstkontrolle durch. Dazu gehören Bodenanalysen vor, während und nach der Ernte sowie eine Rückstandsanalyse der Erzeugnisse unmittelbar vor der Ernte, die bei der Firma tegut… vorzulegen sind.

Aufgabe 23Welches Ziel verfolgt die Initiative „Bio mit Gesicht“?

Das Ziel der Initiative ist es, den Bio-Landbau und die ganz konkrete Herkunft und Geschichte des entsprechenden Lebensmittels für den Verbraucher transparenter zu machen.

Aufgabe 24Im Gespräch mit einem Kunden ergibt sich, dass tegut… einige demeter-Firmen im Sortiment hat. Welche Firmen können Sie dem Kunden nennen und hervorheben, dass dies eine echt Ausnahme im Lebensmitteleinzelhandel ist?

a) Naturanab) Bauckc) Holled) sowie eine Reihe der deutschen Obst- und Gemüselieferanten

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Lernphase 6

Aufgabe 251. Nennen Sie gute Gründe für Bio-Lebensmittel!

a) Ursprünglichkeit b) Fairness, Ethik und Sozialverträglichkeit c) Unsicherheit – Undurchsichtigkeit d) Geschmack e) Arteneinseitigkeit

Aufgabe 26Welche Produkte aus dem tegut… FAIRbindet Sortiment empfehlen Sie dem Kunden?

a) Whiskey – eine Sorte b) Frischmilch – 2 Sorten c) Regionale Kartoffeln d) Regionale Kirschen e) Bio Bananen

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Häufig gestellte Fragen zu Bio

Was ist anders an Bio?Landwirtschaft: artgerechtere Tierhaltung, Verzicht auf chemisch-synthetische Dünge-mittel, teilweise Einsatz widerstandsfähiger Sorten, teilweise Erhalt alter Rassen und Sorten. Produktion/Verarbeitung: weniger Zusatzstoffe, nur Zusatzstoffe auf natürlicher Basis.

Wie stellen wir sicher, dass Bio Bio ist?Eine Verwechslung/Vermischung von Waren ist in parallel produzierenden Betrieben wahrscheinlicher als in reinen Bio-Betrieben. Es gibt daher für diese Betriebe strenge Auflagen: Rohstoffe müssen getrennt gelagert und über den gesamten Produktionspro-zess sowie im Verkauf gekennzeichnet werden. Zwischen der Produktion von konven-tioneller und Bio-Ware müssen die Anlagen/Räumlichkeiten gereinigt werden. Einmal jährlich prüft eine Öko-Kontrollstelle die Betriebe, dabei wird z.B. kontrolliert, ob die über das Jahr eingekauften Bio-Rohstoffe mit der Menge der hergestellten Waren über-einstimmen. Zusätzlich zu diesen angekündigten Kontrollen erfolgen risikobasierte unangekündigte Kontrollen.

Trotz dieser Maßnahmen gibt es immer wieder Fälle, in denen vorsätzlich betrogen wird und die Kontrollen nicht greifen. Man sollte sich aber bewusst machen, dass es sich hierbei um Einzelfälle handelt.

Ist Bio gesünder?Darüber gehen die Meinungen auseinander. Ein wichtiger Punkt ist die Rückstandsfrei-heit bei Obst und Gemüse. Im konventionellen Obst und Gemüse sind dafür bestimmte Grenzwerte festgelegt, bei deren Einhaltung eine Gesundheitsgefährdung ausgeschlos-sen wird. Allerdings existieren hierzu noch keine Langzeitstudien, v.a. im Bezug auf Wechselwirkungen der einzelnen Pestizide untereinander. Generell ist die biologische Wirtschaftsweise weniger belastend für Umwelt und Tiere. Grundsätzlich kommt es aber auf die Ernährungsgewohnheiten des Einzelnen an, aus ernährungsphysiologischer Sicht ist das Bio-Siegel auf einem Produkt noch kein Garant für dessen gesunde Wirkung.

Warum ist Bio teurer?Der Aufwand in der Erzeugung ökologischer Produkte ist größer. Jedoch gibt es auch bei Bio-Produkten Preisunterschiede. Produkte, die das EU-Bio Siegel tragen, sind nicht zwangsläufig viel teurer als konventionelle Produkte, Bio-Verbandsware meist schon. Dies hat mit unterschiedlich strengen Kriterien zu tun, die für ein Bioprodukt gelten. Ein weiterer Grund für die höheren Preise ist die höhere Qualität der Rohstoffe. Weniger Hilfs- und Zusatzstoffe führen dazu, dass eine höhere Menge an authentischen Zutaten eingesetzt werden, welche mehr kosten. Da gerade Verbandsware meistens keine Massenware ist, sind die Stückkosten pro Einheit relativ hoch.

Im ökologischen Landbau herrschen strengere Tierhaltungsvorschriften als im konven-tionellen Landbau, was sich z.B. darin zeigt, dass weniger Tiere pro Fläche erlaubt sind. Dieser Umstand führt aber auch zu einem niedrigeren Ertrag und damit zu höheren Preisen. Es wird im Bio-Bereich großen Wert auf eine ressourcenschonende Produktion gelegt (> keine Externalisierung der Kosten). Erzeuger erhalten angemessenere Preise. Die Erträge sind im ökologischen Landbau geringer und steigern sich langsamer, sind dafür aber langfristig stabiler.

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Anhang116 A

Gibt es bei Bio Zusatzstoffe?Ja, es sind z.Zt. 47 Zusatzstoffe für Bio-Lebensmittel zugelassen, die nach EU-Recht hergestellt werden. Für Bio-Produkte, die nach Verbandskriterien hergestellt werden, sind 22 Zusatzstoffe erlaubt. Die meisten dieser Zusatzstoffe bestehen aus natürlichen Substanzen. Zum Vergleich: für konventionelle Produkte sind über 300 Stoffe zuge-lassen.

Warum gibt es unterschiedliche Bio-Siegel?Hinter den verschiedenen Siegeln steckt eine unterschiedliche Qualität. Das EU-Siegel garantiert eine Art Basis-Qualität, hier müssen nur 95% der Zutaten eines Produkt aus ökologischer Landwirtschaft stammen. Nationale Anbauverbände wie Bioland oder demeter haben weitaus strengere Kriterien. Jeder Verband setzt jedoch unterschiedliche Anforderungen fest, so dass letztendlich der Verbraucher entscheiden kann, was ihm wichtig ist.

Regelungsbereich EU-Öko-Verordnung Richtlinien deutscher Anbauverbände

Umstellung des Betriebs Umstellung nur einzelner Betriebsteile (Teilbetriebs-umstellung) ist möglich

Umstellung des gesamten Betriebs ist Pflicht (Ge-samtbetriebsumstellung)

Maximaler Tierbesatz je ha landwirtschaftlicher Fläche

14 Mastschweine,580 Masthähnchen oder230 Legehennen

10 Mastschweine,280 Masthühner oder140 Legehennen

Maximale Düngermenge je ha und Jahr

170 kg organischer Stick-stoff, Gesamtstickstoff-zufuhr nicht begrenzt

Nur 112 kg organischer Stickstoff, Gesamtstick-stoffzufuhr begrenzt für Gemüseanbau und Sonder-kulturen

Zukauf von organischemHandelsdünger

Zulässig bei Notwendigkeit der Verwendung, über die der Landwirt Buch führt

Zukauf auf 40 kg organi-schen Stickstoff pro ha und Jahr begrenzt

Einsatz von Gülle, Jaucheund Geflügelmist aus konventioneller Haltung

Erlaubt, nur nicht aus „industrieller Tierhaltung“

Aus konventioneller Tier-haltung nur Festmist, nicht Gülle, Jauche, Geflügelkot

Ganzjährige Silage - fütterung

Erlaubt, weil nicht geregelt Ganzjährige ausschließ-liche Silagefütterung nicht erlaubt, im Sommer Grünfütterung Pflicht

Verwenden von Lebens -mittel-Zusatzstoffen

47 Zusatzstoffe 22 Zusatzstoffe

Verwendung von Enzymen (ohne gentechnische Veränderungen) bei der Lebensmittelverarbeitung

Erlaubt ohne Einschrän-kungen

Nur für wenige Zwecke und bestimmte Produkte erlaubt (Backwaren)

Verwendung natürlicherAromen

Erlaubt Nicht erlaubt oder nur für wenige Produkte zuge-lassen

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Anhang117 A

Regelungsbereich EU-Öko-Verordnung Richtlinien deutscher Anbauverbände

Lebensmittelverarbeitung Ionisierende Strahlung verboten, Verfahren mittel-bar über Positivlisten von Verarbeitungshilfsstoffen geregelt

Produktorientierte Nega-tivlisten, z.B. Ausschluss der Herstellung von che-misch und enzymatisch modifizierter Stärke außer in Verzuckerungsprodukten

Verpackungen Nicht geregelt Produktgruppenspezifische Positivlisten erlaubter Verpackungsmaterialien

Tab. 1: Einige Unterschiede zwischen dem EU-Bio-Recht und den Richtlinien deutscher Bio-Verbände (Quelle: BÖLW)

Welche Bio-Artikel bietet tegut... an?tegut... bietet seit 1982 Bio-Produkte in seinem Sortiment an. Inzwischen gibt es fast alle Artikel in Bioqualität: Obst und Gemüse, Kaffee und Tee, Gewürze, Trockenwaren, Nüsse und Trockenobst, Käse und Milchprodukte, Wurst, Fisch und Fleisch, Feinkost, Wein und Bier, Süßwaren, Kosmetik.

Ist Bio nachhaltig?Hier ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. Grundsätzlich ist Bio umweltscho-nender und damit nachhaltiger, v.a. da keine synthetisch hergestellten Düngemittel eingesetzt werden.

Auf landwirtschaftlicher Ebene herrschen strengere Kriterien bei der Tierhaltung als im konventionellen Landbau. So dürfen z.B. weniger Tiere je ha Land/je qm Stallfläche gehalten werden. Den Tieren soll ein artgerechteres Leben ermöglicht werden.

Auf der Ebene der Verarbeitung ist Bio nicht zwangsläufig nachhaltiger. Es existieren wie im konventionellen Bereich auch inzwischen viele hoch verarbeitete Produkte, die dadurch genauso energieintensiv sind wie konventionelle Produkte. Ebenso sind weite Transportwege üblich, diese sind nicht immer nachhaltig. Da die EU-Öko-Verordnung keine Aussagen zur Verpackung macht, ist auch in diesem Bereich nicht unbedingt Nachhaltigkeit gegeben.

Ist Bio regional?Nein, nicht zwangsläufig. Die Rohstoffe für Bio-Produkte stammen heute aus der ganzen Welt. Allerdings ist die Herkunft auf der Packung angegeben, so dass jeder Konsument selbst entscheiden kann, was er kaufen möchte. Regionalität ist oft eher Teil der Unternehmensphilosophie als der Vorschriften. Auch wer z.B. bei Obst und Gemüse auf Saisonalität achtet, erhält viele Bio-Produkte aus der Region.

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Anhang118 A

Ist Bio pestizidfrei?Grundsätzlich sind Bio-Produkte als Folge der rechtlichen Voraussetzungen an Anbau und Produktion frei von chemisch-synthetischen Pestizid-Rückständen. Allerdings kommt es immer wieder zu Verunreinigungen. Verunreinigungsmöglichkeiten können z.B. benachbarte Felder des konventionellen Landbaus sein und damit Einträge synthe-tischer Düngemittel und Pflanzenschutzmittel. Dies sind jedoch Ausnahmen. Auch Verwechslungen von konventioneller und Bioware sind möglich und kommen vor (s. nächste Frage).

Wie kommt es zu Bio-Skandalen?Durch den Bio-Boom der letzten Jahre sind viele Erzeuger aufgrund verbesserter Förderprogramme und wirtschaftlicher Aussichten auf eine Wirtschaftsweise, die die Anforderungen der EU-Öko-Verordnung erfüllt, umgestiegen. Diese Betriebe wirtschaf-ten oft noch zweigleisig, d.h. sowohl konventionell als auch biologisch. Dabei kann es zu Verunreinigungen kommen. Für die Tierhaltung sieht die EU-Öko-Verordnung höhere Tierbestände vor als private Anbauverbände. Dies führt auch in Bio-Betrieben zu Massentierhaltung mit allen Folgen.

Außerdem funktionieren die eigenen Kontrollsysteme noch nicht immer ausreichend, sodass Rückstände und Verunreinigungen durch Stichprobenuntersuchungen höherer Kontrollinstanzen gefunden werden. Auch Journalisten helfen dabei, Missstände auf-zudecken.

Kann man mit Bio die Welt ernähren?Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Ein Argument der Gegner lautet stets, dass Bio-Anbau nicht genügend Lebensmittel hervorbringt, um alle Menschen zu ernähren und die Umstellung zu einem immensen Flächenverbrauch und höheren Kosten führt. Befürworter sagen, dass wir bei Änderung unserer heutigen Ernährungs- und Konsum - gewohnheiten (hoher Fleischverzehr, globale LM-Produktion) durchaus alle Menschen mit Bio ernähren könnten. Wird im Bio-Anbau gespritzt?Ja, im ökologischen Landbau sind bestimmte Mittel zugelassen. Diese sind aber weit-aus weniger schädlich für die Umwelt als die Mittel im konventionellen Landbau, da sie meistens auf natürlicher Basis hergestellt werden. Bestimmte mineralische Düngemittel wie z.B. Phosphordünger werden eingesetzt, um Nährstoffvorräte im Boden zu sichern und zu ergänzen. Chemisch-synthetische Düngemittel sind im ökologischen Landbau generell nicht erlaubt.

Wie lange ist Bio-Obst und Bio-Gemüse haltbar?Bio-Obst und Bio-Gemüse weisen anbaubedingt eine gleiche bis bessere Haltbarkeit als gleichwertige konventionelle Produkte auf.

Warum wird (auch) Bio in Plastik verpackt?Die Verpackung ist durch die EU-Öko-Verordnung nicht geregelt. Plastik ist ein leichtes, billiges Material und wird deshalb auch von Bio-Herstellern eingesetzt. Zurzeit gibt es noch keine qualitativ gleichwertige Verpackung mit besserer Umweltbilanz. An alter-nativen Verpackungsmaterialien wird zwar geforscht, zur Zeit sind sie jedoch noch sehr teuer und nur in kleinen Mengen erhältlich.

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Anhang119 A

Wie wird Bio von konventionellen Produkten getrennt?Werden in einem Betrieb konventionelle und Bio-Produkte hergestellt, so ist eine räumliche oder zeitliche Trennung der beiden Produktionsabläufe unabdingbar. Außer-dem ist zu vermeiden, dass es auf Ebene der landwirtschaftlichen Erzeugung zu einer Verunreinigung z.B. durch konventionelle Düngemittel kommt.

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Anhang120 A

Im Anschluss an das Bearbeiten des Lernprogramms Bio und dem erfolgreichbestandenen Test möchten wir Ihnen gerne das Fachseminar „Bio erleben“ anbieten.

Fachseminar „Bio erleben“

Im nationalen wie internationalen Lebensmittelhandel ist der Bio Bereich seit einigen Jahren von starkem Wachstum geprägt und auch die Mitbewerber bauen ihre Bio Sor-timente beständig aus. So wie sich das Angebot an Bio Lebensmitteln in diesem Zuge verändert und ausgeweitet hat, haben sich auch die Kunden/Kundinnen, die zu Bio Lebensmitteln greifen, gewandelt:

Das einstige Image der alternativ geprägten Käufer/innen ist überholt und längst gibt es vielschichtige Kundenkreise, die aus den unterschiedlichsten Motiven Bio Lebensmittel konsumieren.

Besonders in den unregelmäßigen Bio Kunden liegen noch viele Potenziale für zukünf-tigen Ausbau unseres Bio Anteils verborgen. Die fachkundige Kommunikation der Besonderheiten ökologisch erzeugter Lebensmittel wird dabei von entscheidender Bedeutung sein.

Damit wir in dieser Hinsicht unseren Mitbewerbern auch in Zukunft eine „Nasenlänge“ voraus sein werden, möchten wir Sie mit dem Lernprogramm Bio und unserem Fach-seminar „Bio erleben“ in der Vertiefung Ihres Fachwissens unterstützen.

Die Lernunterlagen des Lernprogramms Bio haben Ihnen bereits viele ausführliche Infor-mationen und Hintergründe über ökol. Landwirtschaft, ökol. Tierhaltung und ökol. Lebensmittel geliefert.

So ist es mit „Bio erleben“ vielmehr unser Anliegen

• mehr Freude am Experimentieren zu vermitteln• Widersprüche / kritische Punkte und Entwicklungspotentiale aufzuzeigen• ein differenziertes Bewusstsein für den eigenen Standpunkt hinsichtlich Bio zu

entwickeln

Außerdem werden folgende Fragestellungen behandelt:

• Worauf begründet sich die besondere Qualität von Bio Lebensmitteln?• Wie wirken sich die Unterschiede in der Herstellung von Bio Lebensmitteln und kon-

ventionellen Produkten auf die Sensorik der Erzeugnisse aus?• Wie gestaltet sich der Alltag auf einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb?

Das Seminar findet auf dem Bio-Landhof der Familie Hartmann in Flieden statt. Nach dem Theorieteil am Vormittag wird nachmittags der Bio-Landhof besichtigt, wo ver-schiedene Bereiche der ökologischen Landwirtschaft gezeigt werden. Ein besonderes Erlebnis wird die Traktorfahrt zu den Tieren sein.

Bei Interesse können Sie sich gerne über die tegut… lernwelt zu diesem Fachseminar anmelden. Alle aktuellen Termine finden Sie in der tegut… lernwelt.

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Anhang121 A

Angekommen im Rinderparadies

Hab’ meinen Wagen voll geladen …

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Anhang122 A

Blindverkostung von konventionellen und Bio-Produkten

Jeder Teilnehmer erhält ein kleines Bio-Probiertütchen ...

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Anhang123 A


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