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208 Stahlbau 83 (2014), Heft 3

Tagungsberichte / Rezensionen

Rezensionen

Hart-Davis, A. (Hrsg.): Auf den Spuren großer Erfinder und Konstrukteure. München: Dorling Kindersley Verlag 2013. Übers. a. d. Engl. von Carsten Heinisch u. Martin Kliche. 360 S., über 800 Farbabbildungen, Geb., 25,2x31 cm. ISBN 978-3-8310-2385-1; 34,95 €

Bücher über große Ingenieure, Erfinder und Konstrukteure gibt es seit der Jahr-hundertwende, aber bisher keines, das so anschaulich dem Leser das Werk der-jenigen Persönlichkeiten vorgestellt hat, die zum technischen Fortschritt beige-tragen haben. Selbstverständlich stellen die über 100 epochemachenden Ingeni-eure, Erfinder und Naturwissenschaftler, die in diesem Buch portraitiert werden, nur eine Auswahl dar; nur die Bekann-testen haben Berücksichtigung gefun-den, was demzufolge auch dazu geführt hat, dass man auf viel Bekanntes stößt. Der thematische Schwerpunkt liegt in den Bereichen Naturwissenschaften und Infrastrukturmaßnahmen (Transport und Kommunikation). Architektur und Architekten finden kaum Berücksichti-gung und wenn, dann auch nur deshalb, weil die bei ihren Bauten tätig gewese-nen Ingenieure unbekannt sind.

Der Inhalt ist traditionell gegliedert und arbeitet sich an einer Zeitachse ent-lang von der Vergangenheit in die Ge-genwart. Die einzelnen Kapitel behan-deln: Die frühen Ingenieure, Renais-sance und Aufklärung, Die Industrielle Revolution, Das Maschinenzeitalter, Das Zeitalter der Moderne. Diese

Hauptkapitel sind in jeweils fünf Unter-kapitel untergeteilt, was den Vorteil für den Leser hat, die technische Entwick-lung im Laufe des behandelten Zeitab-schnitts verfolgen zu können. Es gibt an-schauliche Übersichtstafeln jeweils für die einzelnen Hauptkapitel; technische Innovationen und bahnbrechende Er-findungen wie der römische Aquädukt, Schiffbau und Schiffschronometer, Leuchttürme, Nasmyths Dampfhammer und die Bessemerbirne, der Stahlskelett-bau, die Eisenbahn und Raketentechnik werden auf speziellen Sonderseiten ex-tra hervorgehoben. Für die einzelnen Persönlichkeiten stehen jeweils zwei Seiten einschl. Text und Bildern zur Ver-fügung. Der Inhalt der beiden Seiten ist immer nach dem gleichen Schema zu-sammengestellt: einem Portrait (soweit vorhanden), einer Kurzbeschreibung und einer ausführlichen Darstellung des Lebenslaufs und der epochemachenden Erfindungen und einem kurzen, ein-drucksvollen Zitat. Graphisch eingebun-den sind die Texte in mehrere, teilweise großformatige Abbildungen, die den ei-gentlichen Reiz des Buches ausmachen. Über 800 Abbildungen – Modellfotos und Konstruktionszeichnungen, zeitge-nössische Ansichten aber auch heutige Fotos – illustrieren das Werk der einzel-nen Persönlichkeiten. Ein Index am Ende des Buches erleichtert die Suche nach Personen, Themen und Orten.

Das Buch ist erschienen im Dorling Kindersley Verlag München, der deut-schen Tochter des internationalen Sach-buchverlags Dorling Kindersley Ltd., der, wie jetzt auch Bertelsmann, zu der weltweit größten Verlagsgruppe Penguin Random House gehört. Dessen Verlags-programm umfasst ein breites Spektrum an Lexika, Reiseführern und Ratgebern, die alle einem bei DK entwickelten Sachbuchtyp entsprechen, der unter dem Motto „Kompakt & Visuell“ welt-weit stilbildend geworden ist. Nach die-sen konzeptionellen und graphischen Vorgaben ist auch das vorliegende Buch aufgebaut, das eine Geschichte der Technik von Imhotep (2655-2600 v. Chr.), dem Architekten der Stufenpyra-mide in Sakkara, bis zum Large Hadron Collider, dem Teilchenbeschleuniger des Europäischen Kernforschungszentrums CERN umfasst. Was fehlt, und was man von einem schwerpunktmäßig auf An-schaulichkeit und kompakte Informatio-nen ausgerichteten Buch heute wohl nicht mehr verlangen kann, ist eine Lite-raturzusammenstellung zu den einzel-nen Themen, die dabei helfen könnte, das Gelesene zu überprüfen oder selb-ständig zu vertiefen – diese Aufgabe hat man anscheinend dem Internet und Wiki pedia überlassen. Vorbei ist die Zeit der großen, mit wissenschaftlichem An-

spruch erstellten Lexika; die Brockhaus Enzyklopädie wird seit 2009 nicht mehr gedruckt und den Reclams Kunstführer findet man auch nur noch bei älteren Herren und Damen, die die Zeit haben, sich Kunstwerke etwas genauer anzu-schauen. Erfolgreich sind dagegen heut-zutage die Reiseführer von Dorling Kin-derley, die Reihen „Vis-à-Vis“ und „Top 10“, die beide nach dem Erfolgsrezept „Kompakt und Visuell“ gestaltet sind. Dass dies auch für ein Sachbuch über Ingenieure möglich ist, zeigt das vorlie-gende Buch – neugierig blättert man da-rin, wird von den Abbildungen gefangen genommen und beginnt zu lesen, die kurze Zusammenfassung oder – mit et-was mehr Geduld – den ausführlichen Text. Der geringe Preis und die zeitge-mäße Konzeption werden sicherlich dazu beitragen, dass das Buch zu einem zeitgemäßen Nachschlagewerk wird oder zu einem perfekten Geschenk für Technikinteressierte. Ob der im Vorwort geäußerte Wunsch des Autors, dass „das Buch viele junge Menschen anregen möge, sich der Physik, Mathematik und den Ingenieurwissenschaften zuzuwen-den“ in Erfüllung geht, muss sich erst noch zeigen. Dass „der Beruf des Inge-nieurs viele interessante Aufgaben und Herausforderungen bietet – heute wie in der Vergangenheit“ ist hingegen bewie-sen. Als Beleg dafür kann das im Buch vorgestellte Spektrum der Ingenieurs-wissenschaften dienen.

Hartwig Schmidt, Karlsruhe

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209Stahlbau 83 (2014), Heft 3


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