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School of Humanities, ZJU – China Studies Program

Bericht über die 11 Monate in Hangzhou

Alexandros Kroesche Psifidis

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Mobile Phone: 0049 15145813475

Postal Address: Derfflinger Strasse 21, 10785, Berlin, Deutschland

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Bericht über die ersten 11 Monate in Hangzhou

Zhejiang TV Station

1.Einführung

Mein Name ist Alexandros Polychronis Psifidis Krösche und ich studiere an der

Zhejiang Universität in Hangzhou, Volksrepublik China.

Mir wurde diese außergewöhnliche Gelegenheit im Rahmen des

Austauschprogramms der Technischen Universität Berlin geboten, an der ich mein

Masterstudium im September 2012 an der Philosophischen Fakultät im Fachbereich

„Kommunikation und Sprache- DaF“ begann und einen zweiten Abschluss d.h. einen

Doppelmaster im Bereich „ China Studies Program“ anstrebe. Mein Aufenthalt ist auf

10 Monate begrenzt und ich möchte nach 5 Monaten ein erstes Resümee meiner

Erfahrungen und Erlebnisse ziehen. Ein Grund dafür ist, dass ich durch meine

Erfahrungen neuen Anwärtern einen Einblick in diese große und interessante Kultur

geben kann. Ein weiterer Grund ist rein persönlicher Natur. Eines Tages, wenn meine

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Erinnerungen beginnen zu verblassen, werde ich mich über meine eigenen

Aufzeichnungen freuen, die mich in diese Zeit und an diesen Ort zurückversetzen

können.

2.Erster Schritt

Ich weiß nicht, womit ich beginnen soll. Deshalb werde ich weit zurückgreifen. Die

Geschichte beginnt an einem wunderschönen sonnigen Morgen in Berlin am

1.9.2012. Ich stieg ins Flugzeug und flog an einen Ort, der für mich noch einige

Monate vorher ein utopisches Reiseziel war. Während des Fluges schloss ich meine

Augen und verlor mich in meinen Gedanken. Ich versprach mir selbst , dass ich diese

einmalige Gelegenheit voll auskosten werde und nach Europa mit vielen neuen

Kenntnissen, Bildern, Fähigkeiten und vor allem mit einem neuen Blickwinkel, einer

anderen philosophischen Annäherung der Dinge und einer erweiterten Denkkraft

zurückkehren werde.

.3. Shanghai

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Ich landete in einer Stadt voll unglaublicher Ausmaße. 23 Millionen Menschen,

überall Wolkenkratzer! Shanghai! Dort hatte ich meinen ersten Kulturschock. So

viele Menschen und alle Chinesen. Eine Sprache zu hören, die nicht im entferntesten

eine Ähnlichkeit mit dem hat, was man bis jetzt erlernt hat. Und nur der Umstand so

weit weg von zu Hause zu sein, ist faszinierend. Ich spazierte am Abend am Fluss

entlang, der die Stadt durchquert. Auf der anderen Seite des Flusses bot sich mir

dieses unglaubliche Panorama dieser Stadt. Eine Stadt von modernsten

Wolkenkratzern, die miteinander um ihre Höhe wetteifern, so als wollten sie in dem

Wettbewerb „Babel“ gewinnen, um als erstes Gott die Hand zu reichen. Aber hier

gibt es auch ein anderes Bild. Wenn man sich ein bisschen vom Zentrum entfernt,

findet man eine Mischung aus alten, ärmlichen, verkommenen und hässlichen

Häusern, in denen viele Menschen zusammengepfercht leben. So sieht es in vielen

Teilen Chinas immer noch aus. Besonders wenn man westlich weiterreist, bekommt

man ein anderes Bild von China. Dieser große Unterschied zwischen Reichtum und

Armut ist stark zu beobachten.

4.Hangzhou

Am nächsten Tag kam ich in Hangzhou an. Eine Stadt mit 7,3 Millionen Menschen

mit einem riesigen See im Zentrum der Stadt. Man sieht überall „grün“, große

Zufahrtsstraßen, Fahrradwege ( mehr als in Berlin...), Wolkenkratzer, riesige

Bankgebäude, Einkaufszentren, eine moderne europäische Stadt würde ich sagen.

Diese Stadt gehört zu den reichsten Gegenden Chinas. Saubere Straßen, auf denen

teure Autos fahren. Der See mit seinen 6.3 Quadratkilometern ist der schönste Ort

der Stadt. Ich spaziere den Küstenweg entlang und sehe Seerosen am Ufer. Bäume,

die Weiden ähneln, neigen sich ob ihrer Fülle und streicheln mit ihren Blättern das

Wasser des Sees. Bambusstangen vervollständigen das Bild. Ein so anderer Anblick

und gleichzeitig wunderschön. Ein Professor sagte eines Tages zu uns: „ Wenn ich

mich nicht gut fühle, gehe ich an diesen See und mache einen Spaziergang und

vergesse alle meine Sorgen. Dieser Anblick ist Balsam für meine Seele.“

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5.Die Menschen

In den ersten Monaten konnte ich jeden Tag etwas Neues entdecken. Alles schien so

unglaublich interessant. Im Laufe der Zeit begann ich mich an viele Sachen zu

gewöhnen und mich anzupassen. Inzwischen erscheint mir mein Alltag absolut

normal. Ich weiß aber, dass jeder, der zum ersten Mal nach China reist, einen kleinen

oder größeren Kulturschock erfährt, je nach den Vorkenntnissen, die jeder Einzelne

mitbringt.

Die Menschen in China haben mich mit offenen Armen empfangen. Die Chinesen

sind sehr gastfreundlich, sehr warmherzig und sehr schüchtern. Sie zeigen nicht so

leicht ihre Gefühle und ihnen gefällt auch nicht die westliche Art zu grüßen so wie

das Küssen, die Umarmungen oder der Händedruck. Es reicht ihnen ein einfaches

„hi“ und ein Händewinken. Aufgrund einer kleinen Untersuchung versuche ich auch

das Phänomen des sozialen Abstands mit zwei Ursachen erklären: 1. Der erste

Grund hat seinen Ursprung in der Kultur und seinen Einflüssen im Konfuzianismus

und Taoismus, die die Bescheidenheit und die Zurückhaltung gelehrt haben und 2.

Der zweite Grund hat mit der Ein-Kind Politik zu tun. Diese Politik erlaubt jeder

Familie nur ein Kind großzuziehen. Das führt zu einer übermäßigen Fürsorge für das

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Kind, welches im Schutz der Eltern und Großeltern aufwächst, die aus Angst vor

äußeren schlechten Einflüssen dem Kind die Luft zum Atmen nehmen. Das Kind

schließt sich in sich selbst ein und hat beim Eintritt in das Erwachsenenleben

Schwierigkeiten sich in der außerfamiliären Welt zu behaupten. Viele Kinder bleiben

lange bei ihren Eltern leben und sorgen auch später für sie. Viele Einzelkinder

würden sich schlecht fühlen ihre Eltern zu verlassen, um ein eigenes Leben zu führen

und etwas Neues auszuprobieren. Sie glauben, dass ihnen dann etwas „Negatives“

zustoßen wird. So ungefähr kann ich das Verhalten vieler junger Leute erklären, die

ich kennenlerne.

Während ich spazierengehe, werde ich oft von Chinesen gefragt, ob ich mich mit

ihnen fotografieren lasse. Das zeigt, dass es noch nicht so viele Ausländer in dieser

Gegend gibt. Dies wird sich sicher in einigen Jahren ändern. Jedesmal wenn ich um

Hilfe bitte, wird mir geholfen. Die Chinesen sind mit Abstand das gastfreundlichste

Volk, das ich kennengelernt habe. Wenn man auch nur ein bisschen sprechen kann,

ist alles viel einfacher, weil sie sich sehr darüber freuen und es besonders schätzen.

Es gibt aber auch die andere Seite der Münze. Wenn ich etwas kaufen will, wird

immer versucht, den Verkaufspreis für mich zu erhöhen, weil man mir ansieht, dass

ich Ausländer bin. Man muss sehr geduldig sein und gut handeln können. Man

nimmt an, dass Ausländer reich sind ( wai guo ren 外国人). Ich habe sehr viel geübt

und habe in diesem Bereich nicht mehr so ein großes Problem. Etwas, was mir sehr

negativ auffällt, ist das sehr laute Sprechen an öffentlichen Plätzen, ohne dass auf

die Anderen Rücksicht genommen wird. Das macht mich teilweise sehr ärgerlich,

weil ich manche Momente nicht richtig genießen kann wie z.B. ein Essen in einem

Restaurant oder ein Film im Kino.

6.Das Studium

Jeden Morgen habe ich Unterricht. Die Fächer sind sehr interessant. Wir haben

Dozenten aus Amerika, Schottland, Italien, Dänemark und Deutschland. Die meisten

sind allerdings chinesische Dozenten, die sehr gut Englisch sprechen. Die Fächer

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haben mit der chinesischen Geschichte der letzten 2500 Jahre zu tun, mit dem

politischen und wirtschaftlichen System Chinas in Verbindungen mit der

internationalen Wirtschaft, der Kultur und dem kulturellen Erbe des Landes, der

Medienwelt und der interkulturellen Kommunikation zwischen China und

Deutschland. Für meine Masterarbeit führe ich Interviews mit 4 unterschiedlichen

Probanden: 1) Chinesische Studenten, die in Deutschland studiert haben, 2)

Chinesische Professoren, die sich über die Probleme ihrer Studenten in Deutschland

äußern, 3)Deutsche Professoren, die in China unterrichten und 4) Deutsche, die in

deutschen Firmen in China oder in chinesischen Firmen arbeiten. Der zentrale

Schwerpunkt der Arbeit ist die ausführliche Beschreibung der Fremderfahrung der

chinesischen Studenten in Deutschland (der Prozentsatz der chinesischen Studenten

mit einem Studium in Deutschland erhöht sich ständig, da zwischen China und

Deutschland in den letzten Jahren die Wirtschaftsbeziehungen stark zunehmen), die

Untersuchung der Ursachen bestimmter Phänomene und der Vorschlag von

Lösungsmöglichkeiten. Gleichzeitig vergleiche ich die Fremderfahrung der

Deutschen in China und untersuche Ähnlichkeiten und Unterschiede. Schließlich

werde ich auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Länder erwähnen,

die auch aus den Erfahrungen der Arbeitnehmer ersichtlich werden und auf die

voraussichtliche Entwicklung der bereits bestehenden Beziehung China- Deutschland

eingehen.

7. Freizeit

Am Nachmittag trainiere ich auf dem großen Freizeitpark der Universität. Ich spiele

Fußball oder Tischtennis und am Abend gehe ich zum „ tai chi“- eine Art chinesischer

Bewegungsphilosophie, die sehr dem „yoga“ ähnelt-, wo man lernt mit Hilfe

bestimmter Bewegungen die Energie in seinem Körper zirkeln zu lassen. Es wirkt

beruhigend und am Ende der Übung gewinnt man positive Energie. Alles ist hier

nach dem Ying und Yang ausgerichtet: das Gute und das Schlechte, Das Dunkel und

das Licht, der Mond und die Sonne, die Frau und der Mann. Diese Gegensätzlichkeit,

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die sich ergänzt und alles in ein Gleichgewicht mit der Natur bringt, ist immer noch

die Hauptbetrachtungsweise der Chinesen.

Für meine Fortbewegung habe ich einen Elektroroller gekauft, der mit einem

einmaligen Aufladen 30 km zurücklegt. Diese Art von Fortbewegung ist sehr beliebt

hier und man sieht Tausende davon auf den Straßen.

8. Der Campus, das Essen und das Klima

Die Universität ist sehr schön. Der Campus liegt im Grünen und ist von Seen und

Bächen umgeben. Überall gibt es Wasser. Gemäß der chinesischen Philosophie

bringt Wasser der Seele Harmonie. Wasser, Bambus, Lotuspflanzen sind überall.

Nach dem ersten Monat gewinnt auch das Essen mein Interesse, denn ich hatte

einen Monat lang Magenunstimmigkeiten. Das Essen ist sehr vielseitig und

schmackhaft. Ich habe sogar gegrillten Skorpion probiert……

http://www.youtube.com/watch?v=ge8dhKbym0w&feature=plcp

Hier schicke ich auch einen Link mit dem Campusleben in Hangzhou. Mein

Mitbewohner hat ihn erstellt und er könnte sehr hilfreich sein.

Das Wetter ist unberechenbar. Nach einer langen Spätsommerphase wurde es ganz

plötzlich sehr, sehr kalt und schneite tagelang. Alles war zugeschneit. Nichts ging

mehr…. Ich nahm an, dass es sich hier in dieser Klimazone um ein halbtropisches

Klima handelt. Die Kälte ist sehr schwer zu ertragen, da es nirgendwo Zentralheizung

gibt. Die Regierung teilt China in eine Nordzone und eine Südzone ein. Nur in der

Nordzone sind Zentralheizungen erlaubt. Meine Stadt befindet sich aber an der

Grenze der Nordzone und heizt ausschließlich die Wohnungen mit Klimaanlagen. Da

hier die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist, ist die gefühlte Kälte mit der Kälte in

Norddeutschland vergleichbar……. ohne Heizung. Die Unterrichtsräume und viele

Restaurants sind vollkommen ungeheizt, was kalte Füße und Erkältungen zu einer

Alltagserfahrung werden lässt .

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Auch die Luftverschmutzung ist ein großes Problem hier in China. Meistens ist der

Himmel grau, obwohl es keine Bewölkung gibt. Der Sommer in Verbindung mit der

Feuchtigkeit und der Luftverschmutzung kann zeitweise unerträglich sein.

9. Reisen

Hong Kong

In dieser Zeit in China konnte ich viele Reisen unternehmen. Wann immer es geht,

verreise ich für einige Tage. Es ist eine einzigartige Gelegenheit für mich bestimmte

Orte kennenzulernen, obwohl ich leider viel zu wenig sehen kann, da China

riesengroß ist.

Ich würde gerne eine Reise nach Hong Kong beschreiben. Vielleicht übertreibe ich

ein wenig, aber ich glaube, sie ist eine der schönsten Städte, die ich je gesehen habe.

Eine supermoderne Großstadt, die nach britischem Vorbild erbaut worden ist und

mit New York um seine imposanten Gebäude wetteifert. Britische Infrastruktur,

deutsche Sauberkeit, amerikanische Wirtschaft und tropische Schönheit, so könnte

man diese Stadt mit einem Satz beschreiben. Die Menschen sind anders als die

Menschen in Hangzhou. Sie zeichnen sich durch ihre dunkle Haut und ihre klaren

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schönen Gesichter aus, ihre Schönheit ist exotischer Natur. Der englische Einfluss auf

alle Bereiche auch auf die Art des Verhaltens ist nicht zu übersehen- englische

Kolonie bis 1997-. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich am 15. November in

einem tropischen Meer umgeben von Palmen schwimmen gegangen. Ich habe sogar

einen Sonnenbrand bekommen….Danach habe ich einen schönen Kaffee im 103.

Stock eines Hotels getrunken und konnte ein live Jazz Konzert mit Saxophon und

Piano bei Sonnenuntergang genießen. An einem Tag besuchte ich die portugiesische

Insel Makau, die Hong Kong gegenüber liegt. Hier befindet sich das Las Vegas Asiens,

da es 35 luxuriöse Spielkasinos gibt. Die Begegnung mit dem natürlichen und

materiellen Reichtum dieser Insel und der Schönheit der Menschen machte mich

sprachlos. Man kann hier die Vermischung mit den Portugiesen ganz klar sehen. Ich

besuchte aus Neugier 5 Spielkasinos. Der Eintritt ist frei, kleine Häppchen und

Getränke sind für jedermann frei und es ist erlaubt den Spielern zuzusehen. Ich hatte

leider kein Geld für eine Spielerfahrung, habe aber trotzdem meinen Besuch

genossen. Die Kasinos hatten eine luxuriöse Ausstattung, allesamt mit

Marmorböden und einige sogar mit Goldeinfassungen, die ich leider nicht

fotografieren durfte, da das Fotografieren in allen Kasinos verboten ist.

Ich habe außerdem die antike Hauptstadt Xian besucht und die 8000 Terrakotta

Soldaten bestaunt, die sich dort seit dem Jahre 210 v.Chr. vor dem Grab des Kaisers

der Qin Dynastie befinden und ihn bewachen und ihn wirklich unsterblich gemacht

haben. Jeder Soldat hat seine eigenen Gesichtszüge und trägt seine eigene Kleidung.

Es ist sehr beeindruckend!

Weiter östlich in Luoyang hoch oben in den Bergen leben die berühmten Mönche -

die Kämpfer Schaolin. Ausgewählte Jungen werden von klein an dem Kloster

übergeben und dort zum Kämpfen ausgebildet. Sie gehören zu den besten Kämpfern

der Welt. Während meines Besuches hatte ich das Glück eine beeindruckende

Vorstellung ihrer Fähigkeiten und Künste verfolgen zu können.

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10. Halbmarathon

Ein anderer besonderer Moment war für mich, als ich beim 26. Halbmarathon ( 21,1

km)von Hangzhou nach etwa 2 Stunden ins Ziel lief. Die Wahrheit ist, dass ich mich

bis dahin nicht ernsthaft mit Sport beschäftigt hatte. Ich bin aber von der

allgemeinen Begeisterung dafür mitgerissen worden. Ich kann es nicht erklären, aber

mein Aufenthalt in China verändert mich zum Besseren. Ich habe das Bedürfnis mich

zu entwickeln, mich in allen Bereichen zu verbessern und deshalb traf ich die

Entscheidung am Marathon teilzunehmen. Es ist eine Wendung zur Selbstfindung

und zur Verbesserung meiner Persönlichkeit. Für jemand anderen ist es vielleicht

eine einfache Angelegenheit, aber meiner Ansicht nach ist das Training so wichtig im

Leben eines Menschen und spielt eine wichtige Rolle für diejenigen, die ihre

Persönlichkeit weiterentwickeln wollen. Ich begann mich mit der Bedeutung der

Psychologie in Verbindung mit dem Training zu beschäftigen und was für eine

wichtige Rolle die psychologische Verfassung bei der Konzentration spielt,

besonders bei Sportarten wie das Laufen von großen Entfernungen, die Ausdauer

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und Kraft benötigen. Ich habe lange dafür trainieren müssen, um selbst an mir durch

meine persönliche Erfahrung beim Laufen die bedeutende Rolle der positiven

Einstellung feststellen zu können.

11. Zusammenfassung

Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Einblick in das Studentenleben in China

vermitteln. Ich wünsche mir, dass sich auch mein Restaufenthalt in diesem Land mit

Erfolgen, Wissen, Bildern und neuen Erfahrungen krönen lässt. Ich bin dankbar für

die Gelegenheit, die mir gegeben wurde und ich werde sie weiterhin mit Eifer

nutzen.

Chinese primary school

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Technische Universität Berlin Fakultät I: Geisteswissenschaften

Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte

Studiengang: Kommunikation und Sprache- Deutsch als Fremdsprache

Teil II: Hangzhou Bericht

Vorgelegt von: Alexandros Psifidis Kroesche

Matr. N. 343151

Berlin, Oktober 2013

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Teil II: Hangzhou Bericht

Vor ungefähr 6 Wochen bin ich in meine Heimat Griechenland zurückgekehrt,

um endlich alle meine Freunde und meine Familie wiederzusehen, die ich ein

ganzes Jahr in China vermisst habe. Ich konnte meine Erfahrungen nicht

früher mitteilen, da ich abwarten wollte, bis meine Begeisterung aber auch ein

wenig „Ärger“ verraucht sind, um die Sachverhalte klarer darzustellen.

Der zweite Teil meines Aufenthaltes begann mit einem Ferienmonat wegen

des bekannten Neujahresfest. Das chinesische Jahreswendfest findet mit der

Vollendung des zwölften Mondes statt, die ungefähr zwischen Ende Januar

und Mitte Februar liegt. Während dieser Periode reisen die meisten Chinesen

in ganz China in ihre Heimatorte, um mit den Familienangehörigen das

Neujahresfest zu feiern. Diese Periode ist der falscheste Zeitpunkt um in

China zu reisen, da es nirgendwo Fahrkarten gibt und eine Reise viele

Unannehmlichkeiten bereiten kann. Auf der anderen Seite verlassen die

meisten Einwohner in Hangzhou die Stadt, da sie aus den umliegenden

Gebieten stammen. Das bedeutet, dass zu dieser Zeit fast alle Geschäfte

geschlossen sind und die Stadt menschenleer und ausgestorben ist. Aus

diesem Grund habe ich eine Reise nach Thailand gebucht. Ich wollte vor der

Einsamkeit und Kälte in Hangzhou flüchten, wo es schneite und sehr feucht

und kalt war. Alle meine Studienkollegen haben ebenso diese Zeit genutzt in

tropischere Gegenden, die es auch in China gibt, zu fliegen.

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Ko Phi Phi Island,Thailand

Das zweite Semester begann mit einem sehr großen Druck, da wir bis zum

31.3. unsere erste Version unserer Masterarbeit vorlegen mussten. Das

erschien mir fast unmöglich und hat bei mir großen Stress ausgelöst, da ich

einen anderen Zeitplan im Auge hatte. Die meisten Studenten waren sehr

verärgert über die Organisation der Universität in letzter Minute eine

„deadline“ zu geben. Das betraf übrigens nicht nur die Masterarbeit sondern

alle Arbeiten, die wir abliefern mussten. Eine richtige Zeitplanung war so

unmöglich und alle arbeiteten wir 12-14 Stunden pro Tag 40 Tage lang, um

einen ersten Entwurf fertigzustellen. Wenn ich diesen Termin vorher gewusst

hätte, hätte ich wahrscheinlich meinen Urlaub im Februar anders geplant.

Trotzdem haben wir es alle irgendwie geschafft unsere Entwürfe abzugeben,

denen es aber wahrscheinlich an gut durchdachten Thesen fehlte. Ich habe

meine Arbeit an meinen Supervisor Herrn Prof. Dr. Steinmüller und meine

Betreuerin in China Frau Dr. Liu Yue geschickt, die mich sehr zuvorkommend

und hilfreich beraten haben.

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Im April entspannte sich die Situation ein wenig und ich hatte wieder ein

bisschen Zeit für mich selbst. Der Frühling und das besser werdende Wetter

beeinflusste mich und meine Mitstudenten sehr positiv und unsere Stimmung

stieg. Ich glaube, dies war die schönste Periode im ganzen Jahr, denn wir

machten Radtouren um den See, Tagesausflüge, Kurzreisen, Sport und

gingen aus.

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Anfang Mai bekamen wir unsere Arbeiten zurück, die wir korrigieren mussten.

Die meisten Studenten hatten reichliche Verbesserungen vorzunehmen, es

gab leider auch einige nicht akzeptierte Arbeiten, die völlig neu geschrieben

werden mussten. Das kann damit zusammenhängen, dass die Arbeiten von

einem Komitee der Regierung zensiert werden. Deshalb sollte man sehr

vorsichtig mit kritischen Äußerungen sein, was die Umwelt, die Politik und die

Gesellschaft betrifft. Ein Beispiel dazu: Das Thema „Tibet“ mit den

verzweifelten Reaktionen seiner Bürger ist tabu. Im Großen und Ganzen

haben wir aber keine Zensur erlebt. Wir haben alle unsere Korrekturen bis

zum Ende des Monats vorgenommen. Dann folgten die Termine für die

wichtigste Prüfung des Jahres im Juni. Wir mussten unsere Arbeiten vor

einem Gremium präsentieren und mündlich Stellung dazu nehmen und sie

vertreten –Defence. Das Gremium bestand aus uns bekannten Professoren,

die uns kannten und uns unterstützten und uns alle positiv bewerteten. Die

Prüfung dauerte ungefähr eine halbe Stunde.

Von diesem Tag an waren die größten Schwierigkeiten gemeistert. Es folgten

noch einige Hausarbeiten und wir hatten außerdem die Aufgabe vier Bücher

von chinesischen Autoren zusammenfassen und vorstellen. Mein Vorschlag

dazu an neue Studenten: Als Urlaubslektüre vorher bearbeiten, denn im Juni

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ist es kaum noch zu schaffen. Im Anschluss daran gab es einige

Abschlussveranstaltungen, die uns sehr nahe gingen, da uns bewusst wurde,

dass dieser faszinierende Lebensabschnitt nun vorbei sein würde.

Picnik im Campus

Abschließend möchte ich von Herzen der Technischen Universität und allen

Beteiligten an diesem Doppelmaster-Programm danken. Weiterhin möchte ich

der DAAD herzlich für dieses großzügige Stipendium und das in mich

gesetzte Vertrauen danken. Als Mensch und als Persönlichkeit habe ich mehr

gewonnen als ich mir vorstellen konnte. Ich sehe unseren Planeten jetzt als

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ein globales „Dorf“, wo alle Menschen trotz ihrer Unterschiede die gleichen

Chancen haben sollten. Die Unterschiede zwischen uns sind verschwindend

gering bei Betrachtung unserer Ähnlichkeiten.

Was mich persönlich betrifft, hoffe ich, dass ich in der Lage sein werde, eine

zukünftige Arbeit zu finden, die mit der Zusammenarbeit zwischen Europa

und China zu tun hat. Ich würde gern meine Kreativität und meine Energie in

ein Tätigkeitsfeld einbringen, das Deutschland mit China verbindet oder

umgekehrt. Ich gehe mit Vertrauen und mit Hoffnung in die Zukunft…

Alexandros Krösche