Demografie und Wachstumsgrenzen –
Zu den Herausforderungen der Sozialpolitik
„Messlatte höher hängen? – Leistungsmessung und
Planungsindikatoren für die Zukunft“
19.01.2013
Prof. Dr. Isabelle Jänchen
Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung
Meißen
Agenda
Wo stehen wir? – Status Quo.
• Demografischer Wandel und die Folgen für Sachsen
• Das Bürokratiemodell oder warum es bisher nicht
funktioniert…
Ziele setzen. Strategien entwickeln.
• Ziele und Strategien
• Leistungen und Produkte
Produktorientierung.
• Beispiel Kindertagesstätte
• Leistungsmessung über Kennzahlen
Steuern mit Kennzahlen.
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Wie entwickeln sich die Einnahmen?
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Alternative Einnahmeentwicklungen im Freistaat Sachsen bis zum Jahr 2025
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Szenarien für die Entwicklung der sächsischen Landesausgaben
Wie entwickeln sich die Ausgaben?
Haushaltsausgleich?
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Entwicklung der Haushaltssalden bei realer Fixierung der Pro-Kopf-Ausgaben in Sachsen
Folgen des demografischen Wandels
Demografischer Wandel in Sachsen stärker als im Bundesgebiet
=> Rückgang der Bevölkerung
=> Starker Rückgang der Staatseinnahmen
=> Geringer Rückgang der Staatsausgaben
Begründung durch den Freistaat Sachsen:
Staatsausgaben zu ca. je 1/3 gebunden in
- Personalausgaben
- Zuweisungen an die Kommunen
- Ausgaben für landes- und bundesgesetzliche Leistungen
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Notwendigkeit:
- Bedarfsgerechte Rückführung der Ausgaben!
- Einhaltung von Effektivität und Effizienz!
- Abgleich von Bedarf und Bereitstellung der Leistung!
Warum funktioniert es nicht?
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Politiker
Wähler
Erteilt den Auftrag über seine Wahlhandlung.
Verwaltung
Politiker beauftragt die Verwaltung mit der
Ausführung der politischen Idee.
Eigeninteresse:
Wiederwahl
Eigeninteresse:
Budgetmaximierung
Output
Auch unter Kostenminimierung werden öffentliche
Güter in zu großer Menge bereitgestellt!
Kontrolle?
Ökonomisches Modell der Bürokratie, vgl. Blankart
(2011): Öffentliche Finanzen in der Demokratie
Warum funktioniert es nicht?
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Politiker
Wähler
Verwaltung
Eigeninteresse:
Wiederwahl
Eigeninteresse:
Budgetmaximierung
Output
Hohe Kontrollkosten
• Wenig
Bürgerbeteiligung
• Kein Transparentes
Haushaltswesen
• Fehlende
Verknüpfung von
politischen
Entscheidungen mit
finanzpolitischen
Begebenheiten
Warum funktioniert es nicht?
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Politiker
Wähler
Verwaltung
Eigeninteresse:
Wiederwahl
Eigeninteresse:
Budgetmaximierung
Output
Schlechte
Kontrollmechanismen
• Unzureichende
Umsetzung von
Leitbildern
• Keine
Haushaltssteuerung
• Fehlende Zielvorgaben
und -kontrolle
Problemlösung
Effektivität – das Richtige tun.
1. Aufgaben, Ziele und Strategien
• Umformulierung von Aufgaben in Ziele
• Einhaltung der Ziele über die Formulierung und Einhaltung von
Strategien
2. Produktorientierung statt Aufgabenorientierung
• Was sind Produkte?
• Wie funktioniert Produktsteuerung?
Effizienz – Dinge richtig tun.
3. Kontrolle und Steuerung
• der Zielerreichung
• der Einhaltung von Strategien
• Anpassung der Vorgehensweise an die Realität
• Flexibilität (oft in politischen Prozessen nicht gegeben oder gewollt)
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1. Ziele und Strategien
Prof. Dr. Isabelle Jänchen 14
Strategie 2 „Um den Berg“
Strategie 1 „Über den Berg“
Strategie 3 „Durch den Berg“
Ziel in der Zukunft Ausgangs-
punkt
Blick von heute
Kontrollblick unterwegs
Rückblick
2. Strategische Planung
• Ziele
o Welche Ziele sollen erfüllt werden?
o Planung und Festsetzung durch die Verwaltungsführung
o Leitbild als Grundlage
=> Politische Ebene
• Strategien
o Wie können die gesetzten Ziele erreicht werden?
o Zielerreichung durch die Festlegung operativer Maßnahmen
=> Verwaltung
• Instrumente
o Schlüsselprodukte
o Kennzahlen
=> Verwaltung
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Beispiel Kindertagesbetreuung
Ziel:
Alle antragstellenden Eltern von Kindern zwischen 3 und 6 Jahren
sollen bedient werden und die Wartezeit soll nicht länger als zwei
Monate dauern.
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Festlegung des Ziels erfolgt durch die politische Ebene!
Beispiel Kindertagesbetreuung
Strategie:
Systematische Erfassung und Festlegung von Methoden der
Zusammenführung von Kapazitäten und Bedarfen
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Festlegung der Strategie erfolgt durch die leitende
Verwaltungsebene!
Beispiel Kindertagesbetreuung
Instrument: Variante 1
Manuelle Bearbeitung und
Zusammenführung von Bedarfs-
und Freimeldungen
=> Personalmittel
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Instrument: Variante 2
Automatisierte Lösung für die
Zusammenführung von Bedarfs-
und Freimeldungen, z.B. über ein
Onlineportal
=> Investitionsmittel
Produktsteuerung
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Ressourcen Rat und Verwaltungsführung Leitbild
Ziele und
Zielvereinbarungen Budget
Kosten Qualität
Ergebnis
Controlling
Produkte
Vgl. Schwarting (2005): Effizienz in der Kommunalverwaltung.
Was bringt die Produktsteuerung?
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Produktebene
3 Soziales und Jugend
366 Einrichtungen der
Jugendarbeit
365 Tageseinrichtungen
für Kinder
…1 Eigene Einrichtungen
…2 Zuschüsse an freie
Träger von Kitas
…2 Zuschüsse an freie
Träger der JA
…1 Eigene Einrichtungen
der JA
Leistung A
Leistung B
Leistung C
Leistung A
Leistung B
Leistung C
Leistung A
Leistung B
Leistung C
Leistung A
Leistung B
Leistung C
Zuordnung von Leistungen auf Produkte, die als Kostenträger in der
Kosten-und Leistungsrechnung geführt werden.
Inputsteuerung Steuerung über die
Zuweisung von
Finanzmitteln (Inputs)
Gefahr der „Zementierung“
des Status-quo
Kaum Anreize zu
effizientem Handeln
Reine
Ausgabenorientierung
Outputsteuerung
Steuerung über Produkte
Wirkungen des
Verwaltungshandelns
Zuteilung von dezentralen
Budgets und Kontrolle über
Kennzahlen.
Orientierung an der
Wirksamkeit der Ausgaben
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Kamerales Haushaltswesen Doppisches Haushaltswesen
Umstellung des Haushaltswesens
Die alleinige Änderung des Haushaltswesens führt noch nicht zu einer
zielorientierten Handlungsweise!
3. Kennzahlen – Beispiele für die Sozialpolitik
Allgemeine Kennzahlen
• Entwicklung der Einwohnerzahlen
• Entwicklung der Schülerzahlen
• Schüler pro Schule
• Kinder je Kita
• Jährliche Zu-/ Abgänge Betreutes Wohnen
Wirkungskennzahlen
• Durchschnittliche Laufzeit Vollzeitpflege
• Vermittlung von Langzeitarbeitslosen
• Anzahl der Bearbeiter pro Betreuungsfall
Controllingkennzahlen
• Gesamtkosten der Einrichtung pro Jahr
• Kosten pro Schüler/ Kind in der Kita
• Kostendeckungsgrad nach Einrichtung z.B. Schule/ Kita
• Durchschnittliche Kosten pro Fall Vollzeitpflege
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Balanced Scorecard
• Zielvorgaben und Kennzahlen münden in der Balanced
Scorecard
• Strategisches Managementinstrument
• Optimierung der Steuerung der Abläufe
• Kennzahlen als zukunftsorientierte Planungsgrößen
• Beschränkung auf die für die Steuerung notwendigen
Größen
• Unterstützt die Führungsaufgaben
• Rahmenbedingungen der öffentlichen Verwaltung
müssen berücksichtigt werden
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Perspektiven-Modell für die Verwaltung
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Welche Ziele müssen
für unsere Bürger
erreichen, um unsere
politischen Ziele zu
verwirklichen?
Bürgerperspektive
Wie können wir
unsere Prozesse
laufend verbessern
und weitere politische
Prozesse zur
Erhöhung des
Gemeinwohls
aufbauen?
Lernen und
Entwicklung
Welche wirtschaftl.
und rechtl.
Restriktionen müssen
wir einhalten, um
unseren gesetzl./
polit. Auftrag zu
erfüllen?
Restr. Wirtschaftlich-
und Gesetzmäßigkeit
Wie müssen wir die
internen
Verwaltungs-
prozesse
ausgestalten, um
die Interessen der
Bürger zu
befriedigen?
Interne
Verwaltungsprozesse
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Politische
Vision
Tauberger (2008): Controlling für die öffentliche
Verwaltung.
Fazit
• Die Grundlagen für eine gute Leistungsmessung sind bereits
vorhanden!
• Die vorhandenen Daten müssen dafür aber konsequenter genutzt
werden!
• Die Kontrollmechanismen müssen dagegen noch eingeführt
werden!
• Der Wille zur Transparenz muss bei den Politikern vorhanden sein!
• Das Bewusstsein über die Notwendigkeit einer zielorientierten
politischen Vorgehensweise muss sich bei den Beteiligten noch
verfestigen!
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