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Page 1: Der Einfluss der Milz auf die Roten Blutkörperchen I

2. SEPTEMBER I922

DIE BEDEUTUNG DES FLEISCHES FOR DIE ERNAHRUNG.

Von

OTTO KESTNER.

Aus dem Physiol. Inst;tut Hamburg, Allg. Krankenhaus Eppendorf.

Die Schriffleitung der Klinischen Wochenschrift schickt mir zur AuBerung einen Anfsatz von KARL BORNSTEIN ZU, der sich gegen die SchluBfolgerungen wendet, die KNIPPING und ich aus unseren Versuchen fiber die Wirkung geistiger Arbeit auf den K6r- per gezogeli haben. Der Anfsatz Yon Herri1 BORNSTEIN zeigt eine so v611ige Unkenntnis der heutigen physiologischeli Ern~hruligs- ]ehre, dab i c h e s ffir n6tig hake, reich einmal etwas ausffihrlicher fiber die Bedeutung des Fleisches und fiber die Grunds~tze aus- zusprecheli, llach denell die Erll/ihrung von Menschell verschiedenen Berufes und verschiedener Lebensweise physiologisch beurteilt werden mliB.

Der Mensch braucht, wie wir seit RUBNER wissen, einmal eine bestimmte Menge yon Calorien. Die Menge kann um IO his 2o% schwanken; best immt wird sie wesendich durch die Muskel- arbeit. Eill Mensch mit sitzender Lebensweise und ohne wesent- liche Muskelarbeit braucht je nach Gr6Be und Alter 19oo bis 24oo Calorien. Ein Mensch, der seine Muskeln beruflich oder sportlich verwertet, braucht viel mehr, zwischen 2800 und 4000 Calorien, auch mehr. Wodlirch die Calorien gedeckt werden, ist illnerhalb der gebr~uchlichen EBgewohnheiten und Nahrungsm6glichkeiten praktisch gleichgfiltig, welln nur eine besdmmte Menge yon Eiweig vorhanden ist, bet dem es nichf auf den calorischen Wert ankommt, sondern auf die stoffliche Zusammensetzung.

Die EiweiBmenge, die der Mensch braucht, kanll unter be- st immten Versuchsbedinguligeli (Abnutzungsquote RUBNERS) auf 30--40 g pro Tag herabgesetzt werden, im praktischen Leben muB sie mindestens 70 g betragen, besser 9O--lOO g, wie.es vor dem I~rieg auch allgemein der Fall war. Die erforderliche EiweiBmellge hAngt wesentlich yon der Art des EiweiBes ab, da die biologische ~rertig- keit (RuBNER, HOPKINS, OSBORNE und MENDEL) der einzellien EiweiBk6rper ganz verschieden ist. V o n - F l e i s c h - u l i d Milch- eiweiB brancht man wenig, yon KartoffeleiweiB mehr, yon Brot noctl wesentlich mehr.

Eill Herabgehen unter die seit Jahrzehnten gebr~uchliche EiweiBmenge yon 9o~I0O g bet gemischfer Kost ffihrt, wie die Kriegserfahrungen in Deutschland und die Experimente BENE- DICTS 1) unwiderleglich gezeigt haben, zu EiweiBverlust vom K6rper und dadurch auf die Dauer zu schwerer Sch~digung. Hat der K6rper Eiweig verloren, so sucht er das NahrullgseiweiB mit aller Gewalt zurfickzuhalten und setzt selbst bei uligenfigender Zufuhr �9 noch EiweiB an, wie ein wachsendes Kind oder ein Rekollvaleszent ~). Diesen Eiweighunger des K6rpers hat mall frfiher nicht gelifigend berficksichtigt ulld daraus erkKkren sich die glteren Angaben yon CHITTENDEIV und anderen fiber ]angdauernde eiweigarme Erngh- rung.

Der Mensch braucht also zweierlei, EiweiB und Caloriell. Ei- weiB brauchen alle Menschen gleich viel, ' Calorien brauchen sie je nach ihrem Beruf verschieden viel. Eili Mann mit schwerer Muskel- arbeit, der 4ooo Calorien verbrellnen muB, bekommt mit den 4ooo Calorien IOO g EiweiB, selbst wenn er sie in wesentlich vege- tabilischer Form zu sich nimmt. Der Mensch mit sitzender Lebens- weise braucht auch IOO g EiweiB, die ihm rulld 40o Calorien lie- fern und danebell nur noch 16oo Calorien in anderer Form. Berech- net man die Menge Calorien, die zusammen mit IOO g EiweiB in den einzelnen Nahrungsmitteln verzehrt werden, so erhs man fol- gende Tabelle (die Zahleli geben ReineiweiB nnd Reincalorien):

Fleisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5oo Milch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2ooo \Veigbrot . . . . . . . . . . . . . . . . 33oo Grobes Brot . . . . . . . . . . . . . . . 7600

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Kartoffeln . . . . . . . . . . . . . . . . 5000 Mats . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Ioo Reis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5600

Die Tabelle zeigt, dab der Mensch bet schwerer Muskelarbeit mit den vegetabilischen Nahrungsmitteln auskommen kann. Braucht er abet nur 20oo Calorien, so kann er sie nicht mit Brot decken, da er entweder zuviel Calorien odor zu wenig Eiwei8 bek~me.

Im Laufe der letzten 2 Menschenalter muB sich danach die Er- n~ihrung in Deutschland v6Ilig verschoben haben. Aus 2 Grfinden:

I. Die Zahl der Menschen ohne Muskelarbeit (Beamte; Schreiber, Kaufleute, Akademiker, Aufseher) ha t sich viel schliellei vermehrt als die Gesamtbev61kerung.

2. Innerhalb jedes Berates ist die menschliche Muskelarbeit zunehmend durch die Arbeit der Maschine ersetzt worden, in der Landwirischaft wie in fast allen Gewerben, so dab heute ein groBer Tell gerade der h6chst qualifizierten Ar: better viel weniger Muskelarbeit leisten, als ihre Berufs- genossen vor I - -2 Mellschenaltern. Auch BORNSTEIN weist darauf hill, wieviele Menschen heute zu den geistigen Ar- beitern gerechnet werden mfissen ; aber er zieht keine SchluB- folgerungen daraus.

Der ganze Zusammenhang ist den Vegetarianern oder Ern~h- rungsreformern wie HINDHEDE llicht klar geworden, sonst k6nnten sie sich llicht auf sportliche H6chstleistungen voli Vegetarialiern berufen. Wer schwere Muskelarbeit leistet, wie der Radfahrer oder der Wettgeher, kann gern ohlle Fleisch auskommen, die Schwierig- keif besteht nur fflr den, den seine Arbeit an Schreibtisch, Kolltor, N~hmaschine oder irgendeine andere Arbeitsstelle fesselt, all der er keine schwere Muskelarbeit leistet KNIPmNG und ich haben gefundeli, dab bet geistiger Arbeit reichlich Magensaft abgesondert werdei1 muB, ohne dab dem Organismus viele Calorien zugeffihrt werden dfirfen. Der Bewei% den ich eben auseinandersetzte, bez0g sich auf die Abwesenheit yon Muskelarbeit~). Je tz t I~Bt er-sich dutch die Besonderhei% der Gehirntgtigkeit noch viol sch~rfor fassen, als ich es frfiher gekonnt babe.

Ffir die stgdtische Bev61kerullg hat das Fleisch aber noeh eine ganz andere Bedeutung durch seinen hoheli Sgttigungswert. Wir fflhlen ulis satt, solange der Magen absondert, wir ffihlen yon Zeit zu Zeit Hunger, sobald der Magen leer ist. Den Zustand der Magen- leere sucht der Mensch zu vermeiden und daher ist die Lebensweise aller V61ker und aller Schichten eines Volkes so geregelt, dab er nicht odor llur kurz eillfritt. Das ist einfach ffir den Bauern und war einfach ifir den Handwerker der alton Zeit, der dicht bet seiner Wohnung arbeite%e und in der Regel 5 Mahlzeiten am Tage einnahm. Es ist schwierig ffir den GroBst~dter, bet dem Woh- hung und Arbeitsstgtte welt auseinander liegen. Er nimmt deshalb in der Regel nur 3 Mahlzeiten ein, muB also lgligere Pausen ein- schalten. Er braucht also irgend etwas, das lange ,,vorh~lt", d. h. lange im Magen verweilt. Ich babe frfiher gezeigt, wie man diesen S~ttigungswert messen kann2). Er ist weitaus am h6chsten ffir Fleisch, dalln folgen Fette, Milch, Fische, dann in groBem Ab- stande Kartoffeln und wieder in gro~em Abstande Brot und be- sonders Breie. Ffir die praktische Ern~hrung ist der S~ttigungs- wert yon entscheidellder Bedeutung.

Die 3 angeffihrten Grfinde wirken alle im gleichen Sinlle. Mit fortschreitender Kulturentwicklung mfissen Brot und Vegetabilien zurflcktreten ulid mflssen Milchprodukte und besonders Fleisch ffir einen immer g~6Beren Tell der Bev61kerung immer wichtiger werden. DaB dem so ist, lehrt uns die Statistik aller Kulturlgnder, und die fflrchterliche Teuerung gerade yon Fleisch und Milch ist eine schwere Gefahr ffir die Ern/ihrung des Stgdters. BORNSTEtN hat vollstgndig Recht, dab ,,der Mensch" kein Fleisch braucht, aber nur der Mensch, der die Lebensweise des Bauern vergangener Zeitell f f ihr t F/it den St~dter ulld zumal ffir den geistigen Arbeiter in den St~dten ist Fleisch ein kaum entbehrliches Nahrungsmittel, wenu er sich physiologisch richtig ernghren will.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N . DER EINFLUSS DER MILZ AUF DIE ROTEN BLUT-

KORPERCHEN I. ~ Y o n

N. A BOLT und P. A. HEERES, Groningen (Holland).

Se i tdem m a n die b lu tze r s t6 rende Wirkung der Milz e r k a n n t h a t t e (I~0ELLIKER I847 ), is t auI vielerlei Weise

z 1) O. KESTNER: Mtinch. reed. %%ochenschr. i 9 2 o , S. 45~. 2) O. KESTNER: Dtsch. med. Wochenschr. 1919, Nr. Io. - - FR.~RABE: Dtsch. meal. Wochensehr. 1919, Nr. 4o. - - V. HOSSLIN, Archly f. Hygiene 8o ! I47 (i919). *) Ers~heint aus f~f i ich im ~ournal~of..,~ Ph~zsiologv.~. . . . . . . ~ . . . . . .

versuch t worden, dem Wesen dieser Fu n k t i o n n~herzukom- men. E ine der a n g e w a n d t e n Methoden war die B e s t i m m u n g der osmof ischen Res i s tenz der Blu tk6rperchen aus der Milzvene im Vergleich zu denjenigen aus der Milzarterie oder aus anderen Get ,Ben.

Die Befunde d e r meis ten Auto ren d eu t e t en da raM him daB die ro ten B lu tk6rpe rchen in der Milz eine Res is tenz-

1~ O. COHNHEIM: Physiologie der Verdauung und Ern~hrung. Berlin und Wien x9o8, S. 452. 9) Q. KESTNER" Dtsc[a. med. Woc.her>chr. 1919, Nr, ~o,

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herabsetzung erleiden (PoaLIESE und LUZZAT~I, BAN:rI and ~URNO, STRISOWER u n d C-OLDSCI-IMIDT, WIDAL and ABRAMI, ]~PPINGER). ]~S hat jedoch auch nicht an Unter- suchern gefehlt, die ein entgegengesetztes Resultat erkielten, das aber immer auch zugunsten einer zerst6renden T/trig- keit der Milz verwendet wurde, indem man voraussetzte, daft nur die resistenteren Erythrocyten imstande waren, das Organ zu passieren (HAMMARSTEN, GABBI, CHALIER und C~A~).

V o m Standpunkt der BRINI:~ANNschen Untersuchungen aus ist die bisher gebrauchte Methodik nicht einwandfrei. Aus diesen Untersuchungen ergab sich n/imlich, dab Blut- k6rperchen, welche vor der Resistenzbestimmung gewascken werden mit isotonischer NaC1-LSsung gesck/idigt werden, indem das NaC1 einen sog. lyotropen Effekt hat auf die Ober- fl/ichenkolloide der Erythrocyten, d. h. also dab die reine KochsalzlSsung eine verfltissigende Wirkung hat auf die Oberfl/iche. Diese Wirkung ergibt sick u. a. daraus, dab nach wiederholtem Waschen mit isotonischer Kochsalzl6sung die Erythrocyten selbst in diesem @otonischen Milieu h/imo- lysieren. Es ist also erwiinscht, als Wasckflfissigkeit nur ~quilibrierte Salzl6sung zu beniitzen, und zwar eine Ca- kalfige L6sung (modiiizierte Ringerl6sung). Aber auch wenn man zur Resistenzbestimmung nur ungewaschene Blut- k6rperchen verwendet, so ist es konsequent, auch dann den lyotropen Effekt auszuschalten und diese Bestimmungen in hypotonischen /iquilibrierten-L6sungen Vorzunehmen.

~3qr haben nun auf diese Weise die osmotische 1Resistenz der Blutk6rperchen aus der Milzvene bestimmt. Um Milz- blutk6rperchen in geniigender Weise zu erlangen, wurden diese der Milz des eben get6teten Schafes entnommen und

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Abb. :.

K L I N I S C H E W O C K E N S C H R I F T . i. J A H R G A N G . Nr. 36

mit Carotisblutk6rper- chen verglichen. Von beiden Arten Blut- kSrperchen wurde jetzt auf der iiblichen Weise, jedoch in ffir die Ery- throcyten geeignete. Fliissigkeit, die osmo- tische Resistenz be- stimmt. In einer grol3en Anzahl Versuche Ianden wit ausnakmslos eine mehr oder weniger starke Resistenzernie- drigung der Milzblut- kSrpercken, verglichen

mit den Carotisblutk6rpercken. In der nebenstehenden Figur sind die Mittelwerte aus 20 Bestimmungen graphisch dargestellt; es ist darin also ein ganz willkiirlicher Fall zu ersehen.

Wir k6nnen also den Autoren, die schon eine Resistenz- herabsetzung in der Milz feststellen konnten, v611ig beisfim- men und betrachten diese Erscheinung als ein sicheres Zeiehen einer h(imolytischen Funktion der Milz, dies in bezug auf die Bedeutung, welche der osmotischen Resistenz der Erythro- cyten zukommt~).

Wir haben nun diese Milzfunktion n/iher studiert, indem wir auch die Resistenz der mit ~quilibrierter SalzlSsung gewaschenen Milzblutk6rpercken mit der Resistenz der Carotisblutk6rperchen verglichen. Aus den obenerw/ihnten Untersuchungen BRINKMANS iSt ns welter hervorgegan- gen, dab man die osmotische Resistenz der Blutk6rperchen erk6ht, wenn man sie einige Male mit isotoniscker /iqui- librierter SalzlSsung w/ischt (im Gegenteil wird dutch das Waschen der Erythrocyten mit isotonischer Kocksalzl6sung die Resistenz erniedrigt -- SNAPPER). Durch das Waschen mit ~iqui- librierter Salzl6sung wird n/imlich eine h/imolytische Substanz (Phosphatid) aus der Oberfl/ieke ausgespiilt, die immer in ikrer Wirkung gehemmt wird yon dem Cholesterin der K6rperchen.

Cholesterin ist entscheidend ffir die osmotische Das Verh~ltnis Pkosphatid

L) BRINKMAN, R@sistance osmotique et phosphatides du Sang. Diss. Groningen I9221

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Resistenz der Eryihrocyten. Sollte nun die hgmolytische Funkt ion der Milz sick /iul3ern in einer Erniedrigung dieses

Cholesterin Verh/iltnisses so k6nnte man erwarten, dab nach

Phosphatid' dem Auswaschen dieses Komplexes die beiden Blutarten wieder/ihnliche Resistenzwerte zeigten. Diese VoraussetzUng hat sich nun v611ig best/itigt, wie aus der Abb. 2 zu er- %#aema//se seken ist. 700

Wit miissen uns also das Wesen der Milzfunktion folgen- ~zaeS~e //// dermaBen denken: alle Blut- k6rperchen, die in die Milz eintreten, erleiden darin eine 501 ! Resistenzherabsetzung, d. h. sie kommen der tt/imolyse n~iher. Die schw~icheren gehen i an der Wirkung zugrnnde, die st~irkeren kommen abge- c, . . . . . schw/ickt wieder zur Milz 0,gxfsat o,a ~ o,a ~ 0,g" o,95 0y heraus. Ja/z/wnzentrw~'on

lEin v611ig gleiches Resultat Abb. 2. erhielten wir mit einer Resi- stenzbestimmung der Erythrocyten aus der menschlichen Milzvene: auck bier war die Resistenz der Milzblutk6rperchen niedriger als diejenige der Erythrocyten aus dem peripheren Blut, w/ihrend nach dem Waschen fast jeder Unterschied verschwand. Es ws wiinschenswert, durch weitere Be- stimmungen, wie sie bei evil. Milzexstirpationen leicht vor- zunehmen sind, diesen Befund n~iher zu best~tigen.

Kontrollbestimmungen an der Niere ergaben Resistenz- unterschiede, die sich nicht erh6hen fiber die Unterschiede zwischen arteriellem und ven6sem Blur im allgemeinen. -- (Physiologisches Institut der ReichsuniversitSt Groningen.)

ZUR FRAGE DER THEORIE UND PRAKTISCHEN BRAUCHBARKEIT VON WIDALS HAMOKLASTISCHER

KRISE:). Von

HANS EIS:ENSTs

WIDAL katte seine Leberfunktionsprfifung, die h/imokla- stische Krise, theoretisch damit begriindet, dab bei Leber- kranken eine StSrung der hypothetischen ,,fonction prot6o- pexique" der Leber die Erscheinungen eines anaphylak- tischen Schocks im ldeinen hervorrufe.

-Diese Theorie ist vielfach erschfittert worden. Die Spe- zi]itiit der Priifung erscheint iraglich; sowokl zeigen often- sichtlich Leberkranke vereinzelt keine ,,k/imoklastische Krise" als auch tr i t t sie oft bei Nicht-Leberkranken (S6MJI%N, BAUER, DR~S~sX-LEwY U.a.) und allen S~iuglingen und Kindern auf (ScHIFF u. STRANSKY). Auck die Behauptung WIDALS, daB es sick um eine ESwe~fi]unktionsprit]ung der Leber handelt, erscheint zweifelhaft. Denn die Krise l~iBt sick auch durch andere Mal3nahmen Ms durck Milchtrinken (Eiweifi) herbei- fiihren z. t3. durck Aufnahme yon Kohlenhydraten und Fet ten (1PtETZLAFF, JUNGMANN u.a.) , durch Massage der Leber (S6~Js durch Aufnakme yon Wasser allein (MAUTNER n. CORI). Mit Unrecht weist ferner der Name ,,Hs auf eine Blutzerst6rung hin, w/ihrend man in dem Sinken der Leukocyten nut eine Verteilungsleukopenie sehen kann (WoRMs-ScHRE:BER, F. GLASER). GLASER faBt die h~imo- klastische Krise fiberhaupt Ms ,,abdominellen Vagusreflex" auf, der bei erh6htem Vagustonus zustande kommt. ErhSht ist der Vagustonus z. ]3. im jugendlichen Alter, bei Hystero- Neurasthenie, bei Ikterus (!).

Trotz dieser ]3edenken wurde mit geringen Ausnahmen (WoRMs-ScHR~EIBER, ERDMANN) bis in die letzte Zeit die klinische Brauchbarl~eit der W:DALSCken k~imoklastischen Krise betont. An Leberkranken, anderen Kranken und Ge- sunden untersuchte ich nun ebenfalls daraufhin, und zwar lag

~) Erscheint ausfiihrtich in der Zeitschrift ffir klinische Medizin,


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