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Page 1: Die Ergebnisse meiner zweiten Reise nach Mallorca

LXXII ] Heft 3 J Duncker, Vererbungsversuche an Kana~ienv~geln III. 881

K I a t t , G. T., Ueber den Bastard yon Stieglitz und Kanarien- vogel. Arch. f. Entw.-Mech. Vol. 12, 1901.

K n i e s c h e , G., Ueber die Farben der Vogelfedern. I. Grtin- fiirbung auf Grundlage der Blaustruktur. Zool. Jahrb., hbt. ~.nat., 38. Bd., 1914.

L a n g, A., Experimentelle Vererbungslehre in der Zoologie seit 1900. 1914.

L i e b e, Th., Bastarde yon Kanarien. Der Zool. Garten 9. 1868. N o o r d u y n , C. L. W., Die Farben- und Gestaltskanarien.

Magdeburg 1905. - - D i e Erbliehkeit der Farben bei KanarienvSgeln. Arch. f.

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Kaninchen. Zeitschr. f. ind. Abst. u. Vererbsl., 26. Bd., 1921. P l a t h, O. E., Notes on the hybrids between the Canary and

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fiber Entw. Mechanik. I, 4. Leipzig 1895. R u f s , K., Der Kanarienvogel. 14. Aufi., herausg, v. K. Neunzig.

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Roting (gest. 1614) Verb. d. Orn. Ges. in Bayern XV, 3, 1923. - - Z u r Gescbichte einiger Kanarienvogelrassen. Orn. Monats-

her. XXXI, 1923, p. 103. W e i s m a n n , h., Ueber Germinaiselektion. Jena 1896.

Die Ergebnisse meiner zweiten Reise naeh Mallorca.

E r g ~ n z u n g e n zu m e i n e r , , V o g e l f a u n a M a l l o r c a s " .

Von Dr. A. v. Jordans.

II . Teil . 1)

Coceothraustes coceothraustes coccothraustes (L.).

Am 11. IV. schofs ich einen Kernbeifser (Q) bei Lluch. Es war der einzige Vogel der Art, den ich sah, und das erste Beleg- exemplar in meiner Sammlung yon Mallorca. Er scheint mir sehr lichte Farben zu haben, aber aus Mangel an Vergleicbs- material konnte ich nichts Genaues feststellen. Ich sandte ihn deshalb an Herrn 8tresemann, der mir nach Vergleich schreibt, er gehSre zur Nominatform. Die Art briitet auf den Balearen

1) I. Teih J. f. O. 1924, 1~. 145--170.

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882 v. Jordans, 2. Reise nach Mallorca. [ ~'°f" O. 1924

anscheinend n i c h t . - Gosse sah einen Kernbeifser am 12. IV. auf Ibiza.

Chloris ehloris mallorcae n. subsp.

Der Formenkreis Chloris ist nicht einfach; die individuellen Schwankungen sowohl der Farben, wie der Griifsenverh~tltnisse sind stark; mein Urteil damals krankte an der nicht genfigenden Kenntnis dieser, Will man Klarheit bekommen, so ist es wie immer ausschlaggebend, nur Viigel gleichen Alters, natfirlich gleichen Geschlechts und gleicher Jahreszeit - - hier sogar miig- lichst wenigstens aus gleichen Monatshfilften - - zu vergleichen. Wenu ich nicht zu einam klaren Urteil fiber alle Formen ge- kommen bin, so liegt das am Mangel geniigenden, oben charakteri- sierten Vergleichmaterials, obwohl mir an Zahl ein sear grofses Material zur Verfiigung stand. Bei adulten Exemplaren geniigen ganz wenige Stticke. Im Ganzen teile ich Laubmanns und Harterts hnsichten, wenn ich auch vielfach andere Mafszahlen (woht in- folge grSfseren Materials)gefunden habe. Hier ist nicht der Ort, alle Formen zu behandeln, doch mufs ich fast alle kurz erw~thnen und kleine Ergiinzungen geben, da ich aus diesen heraus die Zugehiirigkeit des Mallorca-Griinfinken darlege. Ich gehe aus • con der Voraussetzung der genauen Kenntnis der 1%minatform und, wo ieh nichts anderes sage, gelten meine Parallelen dieser:

chloris Fliigell~nge 60 ~ 86-91 , 25 ~ ) 84--89, Schwanz 51--56. l~iirdliche Form.

Die griifste Form ist turkestanica Sar. mit einer Fltigell~inge -~on ~ 88--95, Schwanz 55--59; Schnabel auffallend grofs und klobig. F~trbung oberseits heller, unterseits wie bei aurantiiventris, aber Schwingens~iume wie bei chloris. Unterseits und oberseits sear hell. Turkestan.

kaukasicus Gengler (0. M. Bet. 1920 p. 55) kenne ich nieht. Nach der Beschreibung scheint er mir abet h 5 e h s t fraglich.

bilkewitchi Sar. (?) kann ich naeh 1 Exemplar meiner Sammlung wader in der GrSfse noah in der F~irbung yon turkestanica unterscheiden. N.-Persien.

chlorotica (Bp.) Flfigel 8 o ~ 82- 85, 1 Q 82, Schwanz 47--51 (1), Extreme sicher nicht gefunden. Unterseite sehr hell, reiner gelb, weniger grfinlich, gelber als chloris; oberseits hell- grfin, Kopf nur ganz wenig grau, sehr nahe aurautiiventris, aber heller und Schwingens~ume blasser. Syrien, Paliistina.

m~hlei Parrot; Flfigel 30 ~ 84-89 , 12 QQ 84-87, Sehwanz 51--56. Ich kann diese Form in der F~trbung durchaus nicht • con chloris unterscheiden, doch ist sie etwas kleiner (alle Stficke aus Rum~tnien, die ich mit Fltigell~tnge fiber 89 (his 92) sah, sind sicherlich chloris-ZugvSgel (Oktober bis Februar) und die rumanischen BrutvSgel sind mi~hlei). Balkanhalbinsel, (1%rd-?) Sfid-Italien, Kl. Asien, Cypern.

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LKXII ] Hef t 3 "j v. Jordans, 2. r~eise nach Mallorca. 8 8 8

madaras~i Tsch.; Flfige! 15 0~o ~ 84--88, 6 9 9 83--86, Schwanz 51--55; kleiner als chloris, Unterseite wenig dunkler, auffallender gegentiber aurantiiventris, Oberseite kaum oder etwas dunkler als chloris, wohl als aurantiiventris, Gelb der Schwingen gesattigter als bei ersterer und dunkler als bei letzterer. Korsika, Sardinien.

aurantiiventris (Cab.): Unterseits reiner (weniger grfinlich) und intensiver gelb (einzelne chloris aufserst ahnlich, doch auch diese an den Schwingens~tumen zu unterscheiden), Schwingen- s~ume tiefer gelb, oft orangefarben, hie so weifslich wie bei chloris; ganze Oberseite leuchtend grfin, yon Kopf his Biirzel kaum nuaneiert (Biirzel noch etwas belier und mehr gelb), auch 9 weniger braunlich und deren Unterseite viel lebhafter gelb, Stirn leuchtender gclb; Flfigel 30 o~0 ~ 83--88, 8 9 9 81--85, Schwanz 49--55. S.-Frankreich, Spanien, 1) Pityasen, NW.-Afrika. 2)

Damals vereinigte ich nun den Grfinfink der Balearen mit aurantiiventris und wies nur auf einen anscheinenden ,,minimalen" Unterschied bin; jetzt entscheidet mein grofses Material (27 0~o ~, 5 99 ) anders: er ist sehr deutlich, aueh bei einzelnen Stricken verschieden: Unterseite heller, ganz wie aurantiiventris und mindestens ebenso lebhaft. Schwingensaume eher noch starker gelb und vielfach noch mehr orangefarben. Oberseite viel heller als ehloris, a h n 1 i e h aurantiiventris, a b e r s t ~ r k e r g r a u , als dieser, namentlich der O b e r k o p f s t e t s s t a r k g r a u ; wahrend der NW.-Afrikaner bereits im M~trz einfarbig griinen Oberkopf zeigt, wird das Grau der Mallorkaner erst Ende Mai dutch Abschleifsen der Federrander undeutlicher, es bleibt aber auch dann noch ein deutlicher Farbenunterschied gegeniiber dem Rticken bestehen, der auch noch viel grauer ist, als bei jenen. Er gleicht darin stark ehloris s) Er ist klein, wie aura~tiiventris, Fliigel o ~ 83--89, Q 82-84 , aber s e h r k u r z s e h w ~ t n z i g 47--52 ram! - - Ich mars im Gegensatz zu anderen Autoren, keinen ad. Griinfink mit einer Fltigellange yon unter 81; das yon mir in meiner Vogelf. angegebene 9 mit 79 hat abgeriebene Enden! -- Schnabel wie bei aurantiiventris, vielfaeh starker, klobiger als bei chloris.

Merkwiirdigerweise gehSren die PityusenvSgel (7 Sttick) zur spanisch-n.w.afrikanischen Form.

i) 4 VOgel yon Portugal sind ober- wie unterseit~ auffaUend dunkel. Inzwischen erschien meine Notiz hieriiber in den O. H.-Ber.

~) Ob die VSgel yon NW.-Afrika wirklich mit denen yon S.-Frank- reich fibereinstimmen, ist mir fraglich, ich sah yon hier nur 2 Exemplare (nomenklatoriseh wichtig l).

s) 9 oberseits heller, unterseits sehr lebhaft gelbj wie ich es auch bei aurantiivenlris nie sah.

Heine Angaben hier gelten alle nur tilt FrlibjahrsvSgel, was die Farbung anlangt. -

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8 8 4 v. J 'ordans, 2. Reise nach Mallorca. [ I . f -O. L ~924

Typus: o ~ 14. 5. 1921 hlcudia, Mallorca. No. 3113.

Carduelis carduelis propeparva n. subsp.

Hier bin ich gezwangen,eine l~ingere Untersuchung anzustellen, da nach meiuen ausffihrlichen Darstellungen in der Vogelfauna noch mehrere VerSffentlichungen fiber die Stieglitzformen er- schienen, die meinen Ergebnissen von damals wesentlich wider- sprechen; die wichtigste darunter ist die Monographie Sachtlebens fiber ,,die geographischen Formen des sehwarzkSpfigen Distei- finken" (Archiv f. l~aturgesch. 1918), aufserdem kiirzere :Notizen yon Hartert und Witherby. Die hngaben sind z. T. so wider- sprechend - - im Einzelnen werde ich auf diese Widersprfiche sogar derselben Autoren zuriickkommen -- dafs ieh lebhaft an meine unl~ingst erschienene Arbeit fiber Sturnus erinnert wurde.

Ich gehe zun~tchst auf die Mafse der ffir die Frage dcr Rassen- zugehSrigkeit des Balearen-Distelfinken in Bctracht kommenden Formen ein: africaua, parva, weigoldi, tschusii. Zuerst zur Gegenfiberstellung der Fltigelliingen; hierbei scheint es mir nicht notwendig, die Angaben auf 1/~ mm genau zu machen, denn nach meiner Feststellung variiert die Messung derselben Exemplare dutch verschiedene hutoren, die auch dieselbe Methode anwenden, fast stets mindestens um diese Differenz; ieh lasse sie daher fort. Anders ist es bei den Schnabelmafsen, da diese bei peinlichster Untersuchung dieselben sein mfissen.

Ich untersuchte jetzt im Ganzen 38 africana: 27 0~o ~ 70--77, 11 QQ 7 0 - 7 4 ram, SachtlebeD 8 eye ~ 72--76,5, 4 QQ 69,5-74,5. Hartert sehreibt in seinen Zusiitzen, dafs er bei 50 Exemplaren Flfigell~ingen ,,nicht selten bis 77 und 78, ausnahmsweise 79 und 80,5 ram" land. Es ist jedenfalls zu beaehten, dafs Hartert bei 50 Stfick bis 80,5, Sachtleben und ich zusammen bei nicht viel wenigeren hie tiber 77 fanden; aufserdem mifst Hartert sehr oft etwas mehr als ich, sodafs ich die Maximalgrenze vorl~iufig mit 78 annehmen mSchte, sollten wirklich Stticke his 80 vorkommen, so liige die Grenze hier also etwas hSher. Danach also O ~ 7 0 - - 7 8 ( 8 0 ) , Q 6 9 - - 7 4 . Ich mufs hier auf einen m. M. nach unbe- dingten Fehler bei Sachtleben hinweisen: Ich leugne durchaus nicht die Wichtigkeit der Berechnung und hngabe der Durch- schnittsgrSfse; diese kann immerhin bei gleichen Mininima und Maxima verschiedener Formen eine differierende Stelle in der Variationskurve einnehmen, aber sie ist nut yon irgendwelchem Weft bei der Zugrundelegung eines g r o f s e n Materials, das mit griifster Wahrscheinlichkeit die Durehschnittslage nicht mehr ver~indern l~tfst. Wenn Sachtlebea aber bei nur 8 ~ oder gar 4 (l) QQ ein Durchschnittsmafs angibt und dann sogar noch solches anderen aus sehr viel griifserem Material gewonnenen als ,,Durchschnitt der betr. Form" (p. 121) gegeniiber stellt und daraus Schlfisse zieht, so scheint mir dam unberechtigt und kann

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L X X I I Heft 3 ] v. ~'ordans, 2. Relse nach Mallorca. B85

eiu nur sehr schiefes Bild der tatst~chlichen Beziehungen geben. - - Ich eruierte aus meinen und Sachtlebens Mafsen (aus ]etzteren die BtLlge ausgesehaltet, die ich auch mars) als D u r c h s c b n i t t (wo natfirlich die Dezimalstellen anzugeben sind) bei 29 c ~ 74 ,6 , 1 2 Q 9 72,0 (hier also zuftillig dieselbe GrSfse wie aus Sachtlebens kleinem Materiall).

70 parva, davon 41 ~ o ~ 70--77, 29 ~)Q 69--74 mm (das in der Vogelf. mit 68 angegebene Q mifst 69). Sachtleben 13 o ~ 72--76, 11 Q)~) 68,5 -73,5 (ich messe das kleinste Exemplar, das Sachtleben mit 68,5 angibt, 69). t lartert (Zus~tze) 70--75 ,,selten bis 78" bei 38 Exemplaren. Hier fin(let sich ein auffallender Widersprucb, indem der Autor bei der Gegeniiberstellung der fiir die Formen parva und afrieana angegebenen GrSfsen schreibt: ,,W~ihrend bei parva das grSfste Flfigelmafs 75, selten 76 mm betr~igt, kommen bei africana nicht selten Fltigel yon 77 und 78 . . . . . vor", sagt er einige Zeilen vorher von parva ,,70--75, selten bis 78"! - - Witherby nennt als Flfigelmafs yon parva 70--78 (Bull. Brit. O. Cl. 1919 p. 47). Nach allem Material also ~ 7 0 - - 7 8 , Q 6 9 - - 7 4 . D u r c h s c h n i t t nach Saeht- leben (sein Material s. oben) ~ 73 ,5 , Q)70,4; nach meinem mehrfach so grofsem Material: o ~ 7 4 ,3 , 9 7 2,0 m m.

27 tschusii, davon 16 o ~ 72--78, 11 ~ 71--75; Sacht- leben 12 (~o ~ 72--76,5; 5 QQ 7 1 - 7 5 ; sein Material ist in meinem einbegriffen; er gibt als Durchschnitt o ~ 74,5, Q) 72,5 an, ich errechnete 72,6 bezw. 72,0. Das gesamte Material ist aber, schon fiir die Flfigell~inge lest anzugeben, reiehlich klein, fiir Durchschnittsziffern jedenfalls kaum zu benutzen. ¥orl~infig mag man einsetzen o ~ 7 2 - - 7 8 , Q 7 1 - - 7 5 und e t w a 74,5 bezw. ? 72,3.

8 weigoldi, ~ 73--76, Q)71--74; Sachtleben rechnete unter seine weigoldi die Balearen-PityusenvSgel, nach Abzug dieser untersuchte er 5 aus Portugal, die ich ebenfalls mars. Hier Durchschnittsindices anzugeben, halte ich ftir unzuliissig, Witherby (11 Stficke aus Portugal) 70-74,5; nachtr~iglich schreibt mir dieser 72--78 (lx fast 79), Q) 71--75. Festgestellt ist also b i s h e r ¢:~ 7 2 - - 7 8 ( 7 9 ) , Q 71- -75 .

Schliefslich 44 Stieglitze y o n M a l l o r c a u n d d e n P i t y u s e n , davon 25 d¢o ~ 7 0 - - 7 8 (Maximum lx knapp), 19 QQ 6 9 - 7 4 (mein jetzt erheblich grSfseres Material ver- anlafst Verschiebung meiner frfiheren und Sachtlebens und Harterts auf jenes selbe Material begrtindeten Zahlen. Hartert schreibt in den Zust~tzen yon dem Balearenstieglitz ,,Das Fliigel- mafs 75 mm iiberschreiten sie nicht"[! worauf er dies grtindet, weifs ich nieht, denn auch Sachtleben fiihrt eins meiner damaligen Exemplare mit 76 an; ich mafs 7 mit mehr als 75!). D u r c h - s c h n i t t s w e r t d ¢ 74 ,0 , Q 7 1 , 8 . Es ergeben sich also als Fliigell~ngen und Durchschnittswerte (D) der Formen:

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afrieana: 70--78 (80) 69--74 D 74,6 72,0 parva: 70--78 69--74: 74,3 72,0 tschusii: 72-78 71--75 (74,5) (72,3) weigoldi: 72--78 (79) 71--75 ? ? Mallorca u. Pityusen: 70--78 69--74 74,1 (71,8) Die bisher besproehenen GrSfsenverhiiltnisse von a/ricana,

parva und den VSgeln der Balearen decken sich also (vielleicht wird erstere etwas griifser); bei tschusii und weigoldi dtirfte bei grSfserem Material dasselbe tier Fall sein, indem das Minimum wohl noch nicht gefunden ist, das Q im Maximum und Minimum zwar grSfser, aber an viel zu kleinem Material gemessen (dabei ist ailerdings das Maximum hSher als bei allen andern), auch die Durchschnittswerte diirften sich dann ausgleichen. Die fiufserst minimale Durchschnittsdifferenz bei den Stieglitzen der Balearen-Pityusen ist, wie mir wohl jeder zugeben wird, ohne jeden weiteren Belang, erst bei einem aufserordentlich grofsen Material, wie es bei ornithologischen Arbeiten wohl kaum je be- nutzt wird, wiirden sich die Dezimalstellen yon weniger als 1/~ Differenz als wesentlich ansehen lassen.

Nun wird yon den Autoren ein ausschlaggebender Weft auf die S c h n a b e l g r S f s e der verschiedenen Formen gelegt. Auch auf Gruud einer Gegeniiberstellung dieser kam ich 1914 zu entgegengesetztem Resultat in der Abgrenzungsfrage, wie die sp~tteren Bearbeiter. Ich mars also mit peinlichster Genauigkeit dam gesamte Material nochmals durch; die gewonnenen Ergebnisse decken sich im Grofsen und Ganzen mit denen Sachtlebens, die Abweichungen Mind so minimal, dafs ich mir eine erneute Gegen- fiberstellung schon aus Platzersparnis schenke und nur das Resultat hier gebe, dam eine wesentliche Korrektur meiner Dar- stellung in der Vogelfauna bringt. Ich beriicksichtige im Folgenden nut die Mafse der U~c~, da die vielfach minimal kleineren der QQ in gleichem Verh~ltnisse zueinander stehen.

africana hat den l~ngsten Sehnabel mit 13--14,5 mm und ist darin yon parva mit 12--13,5 gut verschieden; so verschwindend die Differenzen in Zahlen scheinen, so deutlich sind sie doch beim Betrachten der Schn~bel selbst. Die Indices der HShe und Dicke decken sieh fast ~¢Sllig, doch wird der Unterschied ftirs huge durch die jeweilige L~inge verstiirkt, inde.m lange diinner, kurze dickschniibliger scheinen, tschusii kommt sehr nahe parva, hat aber mit 11,5 ein niedrigeres Minimum und mit 13 des- gleichen Maximum, ist damit am kurzschn~bligsten. Die portu- giesische weigoldi mit 12--13,5 L~tnge hierin identisch mit parva. Die Balearen-PityusenvSgel mit 12--14 sind im Minimum wie parva und weigoldi, grSfser als tschusii, ebenfalls im Maximum grSfser als letztere, dagegen auch grSfser als parva und weigoldi, allerdings wurde das Maximum nur einmal gemessen und yon ihnen ein viel grSfseres Material, als yon tschusii und weigo~di.

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v. Jordans, z, R eise nach Mallorca. 887

africana : 13--14,5 parva : 12--13,5 tschusii: 11,5--13 weigoldi : 12--13,5

Balearen u. Pityusen: 12--14

Am besten unterschieden ist also africana als lung- und tschusii als kurzschn~bligste aller Formen; dazwischen steheu parva und weigoldi mit gleichen Massen diesen sehr nahe oder gleich der Balearenvogel.

Nun die F i i r b u n g s v e r h ~ l t n i s s e : Ich kann an der U n t e r s e i t e durchaus keinerlei Unterschiede feststellen, es sei denn, dafs bei tschusii das Braun ~ielleicht etwas ausgedehnter und dunkler (briiunlicher weniger grau) wird als bei den andern. Das Rot des Kopfes, das stark variert, wird (zu gleicher Jahres- zeit) bei parva am hellsten. In der Ausdehnung des N a c k e n - f l e c k e s besteht kein Unterschied. Ich mufs da Sachtleben unbedingt widersprechen; Fehler aus Pr~iparations-Differenzen lassen sieh hier durch Vergleich nach Aufheben der Federn beseitigen. Auch sehe ich, entgegen Sachtleben k e i n e Differenzen in der O b e r s e i t e n f ~ r b u n g , weder ist tschusii dunkler und brauner, noch weigoldi dunkler und grauer, als die andern. Von parva und a[ricana widerruft Hartert in seinen Ornith. Explora- tions in Algeria (Nov. Zool. Vol. XVIII 1912) und in seinen Zus~tzen die yon ihm erst angenommenen Unterschiede. INach Witherby (Bull. Brit. era . CI. 1919 p, 47 if) ist parva und weigoldi gleich gefarbt, weshalb nach ihm der Stieglitz auf den Canaren vielleicht yon Portugal her eingefiihrt worden ist. Der Distelfink yon Spanien (Algeciras, Malaga, Valencia, Zaragossa - - hierzu reehnet er auch den der Balearen) sei ofricana (Bull. Brit. Orn. Cl. 1920, vergl, auch Stenhouse, Birds Notes from Southern Spain, Ibis 1921 p. 576]77); auch Hartert betont die Verschiedenheit der Portugiesen yon den Spaniern. Bei der Beurteilung der Oberseitenfitrbung ist sehr grofses Material not- wendig, denn bei jeder Form schwankt diese betriigtlich zwisehen belier und dunkler, zwischen mehr braun und mehr grau. Unter meinem Balearenmaterial sind sehr helle und sehr dunkle, genau so dunkle wie die dunkelsten tschusii und weigoldi, und fast rein braune und ebenso fast rein graue. Es sind Phasen, die bei allen FormeR, und nach meinen Untersuchungen, ohne jede constante H~tufigkeitsdifferenz vorkommen. Von diesen Verhiilt- nissen riihren auch zweifellos die verschiedenen einander direkt widerspreehenden Urteile verschiedener Untersueher. - - Da es nun immerhin miiglich, nicht unwahrscheinlich ist, dafs die Empfindlichkeit verschiedener Autoren far bestimmte Farben verschieden stark ist, sandte ich mein gesamtes Material an Kleinschmidt mit der Bitte um seine Meinung, ohne ihm etwas ~on meinen Ergebnissen zu schreiben. Seine Antwort bestatigte

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88~ v. Jordans, z. Reise nach Mallorca. [J" f' O. t. x924

meine Resultate vollkommen, indem er j e d e F a r b e n v e r - s c h i e d e n h e i t d e r s t ~ d l i c h e n S t i e g l i t z f o r m e n e i n - s c h l i e f s l i c h d e r A u s d e h n u n g d e s G e n i c k f l e c k e s l e u g n e t . - - Es k o m m e n a l s o n u r d i e M a f s e f f i r d i e B e s c h r e i b u n g d e r F o r m e n i n B e t r a c h t . D i e F l t i g e l - m a f s e d e c k e n s i c h b e i a l l e n h i e r b e h a n d e l t e n s f i d l i c h e n R a s s e n w o h l v o l l s t i t n d i g (weigoldi bei gentigendem Material sicherlich nicht ausgenommen ; v i e 11 e i e h t wird africa~a etwas langfiiigliger). E s b l e i b e n a l s o n u r d i e S c h n a b e l g r S f s e n f ib r ig z u r D i a g n o s t i c i e r u n g : (Urn reich nicht wiederholen zu mfissen, bitte ich, vorstehende Zusammenstellu~g bier heranzuziehen und zu berticksichtigen, dafs ich, -- weshalb, oben gesagt w nur die Mafse der 0~0 ~ hier angab), africana hat dan lfi.ngsten Schnabel mit 13--14,5, t.~chusii den kfirzesten mit 11,5--13; dazwischen steht parva mit 12--13,5. Hier stellt sich dun eine theoretische Frage ein: Es sind also schon eine Anzahl Exemplare (Minima der einen und Maxima tier andern) nicht yon einander zu unterscheiden, aber trotzdem wird wohl zweifellos jeder jene beiden Lebensgemein- schaften als Rassen anerkennen, sie sind also nomenklatorisch zu trennen. Die VSgel, die zu parva gehSren, sind in ihrer Gesamtheit zu dem einen Tell (Maximalkurve) nicht yon afrieana, zum anderen Teile (Minimalkurve) nieht yon tschusii zu unter- scheiden; aber auch hier diiriten wohl kaum Bedenken entstehen, die nomenclatorische Trennung als gerechtfertigt anzusehen, vor allem deshalb, da sie streng getrennte hreale d. h. z. T. Insel- gruppen bewohnen. Wie ist es aber nun mit weigoldi, mit einer Schnabelliinge yon 12--13,5, die damit ganz gleich parva steht? Auch hier halte ich eine Trennung ftir angebracht: Diese Rasse grenzt nur an die gut unterschiedene africana, parva ist eino Inselform, nnd ob diese etwa yon Portugal her eingeftihrt wurde, daftir haben wir keinerlei Anhaltspunkte. Ich halte es aus theo- retischen Grilnden nicht fiir ang/ingig, solche iiufserlich gleiche, aber geographisch ganz getrennte Lebenskomplexe mit demselben Iqamen zu belegen, da hier gleichem Begriff Identit[tt involviert wird, wiihrend es in Wirklichkeit sicherlich parallele Bildungen sin& Und das Rassenstudium hat zum Zweck, nicht neue Iqamen zu schaffen, sondern den Bildungsgang der Art zu erforschen. Durch gegenteiliges Vorgehen wird dieser aber gerade verschleiert, das Studium erschwert.

Wie ist es aber nun mit den Stieglitzen der Balearen? Das Schnabelmafs betriigt 12--14 mm; das reiche Material dtirfte wohl die Extreme zeigen. Das Minimum stimmt mit dem yon parva und weigoldi fiber ein, das Maximum dagegen liegt hSher, abet um denselben Betrag niedriger, als bei africana; der H~tufig- keitspunkt liegt auf dem Minimalkurvenabschnitt (selten fiber 13 ram, einmal 14). Hartert wendet sich gegen Reichenow und damit auch gegen Sachtleben~ die den 13alearenvogel mit dem

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Portugals vereinigen, meiner Meinung nach soweit ganz mit Recht, allerdings wohl aus anderen Grtinden (auf das nicht Zu- treffende in Harterts Angaben tiber die Fltigell~inge wies ich oben hin). Hartert vereinigte ihn ,,vorl~ufig mit africana, obwohl einige Stficke etwas kieinere Schn~bel haben"; dies ist aber ja auch gerade das einzige Merkmal (auch nach Harter t )yon parva gegeutiber africanal), wenn auch ein deutlicher. Der Balearen- vogel erreicht aber hie das relativ h~ufige Maximum yon a/ricana, und sein Maximum yon 14 mars ich, wie gesagt, nut ein Mal; d a n a c h kOnnte man ihn ebenso gut zu weigoldi stellen. F~ir mich ist die geographische Verbreitung hier ausscblaggebend: Den griifsten Tell Spaniens bewohnt africana (s. oben : Algeciras -- Malaga - - Valencia -- Zaragossa) also auch das den Balearen anliegende Ktistengebiet, w e s t I i c h hiervon weigoldi, also voll- kommen getrennt yon diesem durch ein zwischenliegendes Formengebiet. Mit africana ist sie aber nicht zu identificieren aus oben genanntem Gruude. Entweder mufs man auf Grund der sehr geringen Untersehiede nut die beiden Extremformen africana und tschusii benennen und sich mit einem Hinweis auf die Variationsbreiten der iibrigen Lebensgemeinschaften begntigen, oder aber man erkennt die auderen benannten Formen auch an, und dann kanu man folgerichtig den Balearen-Pityusenvogel mit keiner dieser identifizieren. Der zweite Standpunkt scheint mir in diesem Falle der richtigste zu sein, d a e s sich um Unter- sehiede yon geographisch getrennten Lebensgemeinschaften, yon Festlandsformen gegentiber Inselformen handeit. Somit gebe ich der bier untersuchten Stieglitzrasse einen Namen und nenne sie Carduelis earduelis propeparva.

Typus: ~ Valldemosa. Mallorca 3. 5. 1921 No. 3189. Vorkommen vergl. Vogelf., auch Munn und Gosse. Ich unterscheide also folgende Formen: Cardudis carduelis tschusi~ hrrig. - - Korsika-Sardinien.

,, , propeparva J o r d a n s . - Balearen-Pityusen. ,, ,, africana (Hart.) - - NW.-Afrika, grSfster

Teil Spaniens. ,, ,, weigoZdi Rchw. - - (Nord)-Portugal. ,, ,, parva Tschusi. - - Canaren.

Aeanthis spinus (L.) Der Zeisig nach Munu ein h~ufiger Wintervogel.

Acanthis eannabina mediterranea Tsch. Hartert schreibt in seinen Zusiitzen bei seiner Neubearbeitung

der Formen des Hiinflings (man ~ergl. auch Vogelf. p. 78/79): ,,Jordans konnte (1914) diese Formen nicht unterscheiden, w~ihrend er sonst ein gutes huge ftir Unterschiede viel feinerer Art be-

x) Hartert h~ttte ihn also naeh seiner eigenen Diagnose eher mit parva vereinigen mllssen I

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wies". Ich gab mir nun bei der Untersuchung dieser, vor allem dureh die vielen Beschreibungen und widerspreehenden Urteile, sehr sehwierig gewordenen Gruppe die erdenkliehste Mtihe, schliefslich versuehte ieh an Hand meines sehr grofsen Materials nur irgend mtigliehe Untersehiede ausfindig zu machen in der Ueberzeugung, dafs den versehiedenen Bearbeitern doeh irgend etwas Veranlassung zur Trennung gegeben habon mufs, aber im Grofsen und Ganzen ohne Erfolg. Ich lasso das Resultat meiner Untersuehungen folgen, wohl bowufst, dais es Widerspruch finden wird, aber ieh kann nicht Untersehiede annohmen, die ich nicht zu sehen oder zu messen vermag.

Die H~infiinge jeder Gegend haben eine starke F~irbungs- Variationsbreite, und es ist grofses Material erforderlieh, um diese boi jeder Form vor sich zu haben. - - Obendrein ist aueh die l~omenclatur recht verwickelt.

Ich mars an cr. 90 herd- und mitteleurop~tisehen VSgeln, also der Nominatform, als Fliigell~inge 78--84 ram. Saehtleben (VSgel Lithauens, 1 Stiick aus Sehwaben mit 86!), Hartert ,,aus- nahmsweise bis 85"; diese Form wird an GrSfse dureh fringilli- rostris fibertroffen (Sehnabelform kein Unterschied X), 31 Exemplare aus Persien, Buehara und Turkestaa messen 779 (Ix) moist 81--87 (n. Hartert 83--87), aufserdem sehr auffallend durch das helle Grau und aueh Rot des Kopfes und helleren Rticken und Bfirzel. Laubmann vertrat die Ansicht (Orn. Jahrb. 1915 p. 18), dafs es nieht ang~ingig sei, wie Hartert und Schalow es taten, die Form bella, yon Cabanis aus Syrien beschrieben, mit fringilli- rostris zu vereinigen. Harterts Beispiel folgto Weigold, Strese- mann wiederum in seiner hvif. Maced. dem Laubmann's; aueh in seinen Zus~ttzen bleibt Hartert bei seiner alten hnschauung. Weder Laubmann noeh Stresemann haben anscheinend (s. Text) s y r i s e h e Stticke vergliehen, denn sie sprechen nut yon den kleinasiatisehen H~tnfiingen. Laubmannn erw~that noch, dafs das Sttick Prager's aus dem Kaukasus mit den kleinasiatisehen identiseh sei, und vordem hatte schon Hartert darauf hingewiesen, dais die kaukasisehen nichts mit fringillirostris zu tun hiitten; aueh ieh habe jones Sttick vet mir und es stimmt ganz mit Weigolds Exemplaren tiberein. Mit Recht weist Meinertzhagen in seiner sehSnen Arbeit fiber Kreta (Ibis 1921) darauf hin, dafs die syrischen und kleinasiatischen gal" nicht identisch zu sein brauehen und widersprieht Stresemann, indem er wie Hartert anscheinend die beiden einzigen, die wirklieh syrisches Material vergleichen k o n n t e n - betont, dais letztere (belle) mit echten fringillirostris tibereinstimmen. Allerdings steht damit in Wider- spruch, dais Meinertzhageu 1920 in seinen ,,Birds of Southern Palaestine" schreibt, dafs 9 ¥iigel yon deft mit denen yon Turkestan u n d Kl. Asien fiboreinstimmten. Das liegt abet violleieht daran~ dafs einmal davon 40ktoberviigel waren, ander- seits, dafs or, erst durch Stresomann veranlafst, griifseres Gewieht

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L X X I I 1 Hef t 3J v. ~ordans , 2. L~eise nach Mallorca. 89i

auf diese Frage legte. -- Leider sah auch ich keine syrischen VSgel; dagegen wissen wir nicht, ob eine und welche cannabina- Form Persien (wenigstens den Stiden und Westeu) bewohnt; ich besitze zwar 2 Stficke aus W.-Persien, diese kSnnen aber auch Zugviigel sein - - typische fringillirostris! huf Grund dieses Sachverhaltes mufs ich Hartert und Meinertzhagen glauben, wenn sie bella als Synonym zu fringillirostris stelien. Eine interessante, gleiche Parallele bildet Chloris chi. chlorotica yon Syrien-Pal[istina und mi~hlei aus Kl.-Asienl - - Nun fragt sich zun~ehst: wozu gehSren die k l e i n a s i a t i s c h e n 7 Die 6 mir vorliegenden Stticke messen 78--83, das Kaukasusexemplar Pragers, mit diesen identisch, 81 ram. I c h k a n n d i e s e V S g e l d u r c h a u s n i c h t u n t e r s c h e i d e n y o n t y p i s c h e n e a n n a b i n a . (Hartert, Zus[itze: ,,Drei Stticke aus dem Nord-Kaukasus scheinen mir gar nicht yon G. c. cannabina abzuweichen.") - - Da aueh die syrischen Stiicke bestimmt nicht fibereinstimmen werden mit denen yon Dalmatien, so kann abet der Name mediterrauea hie- reals Synonym yon bel~a sein.

A. c. mediterranea, yon Tschusi aus Dalmatien beschrieben, beschr~nkt Hartert nunmehr auf die ,,Mittelmeerl~nder, Griechen- land, Dalmatien, Stiditalien, Spanien, Balearen, Marocco, Algerien, Tunesien"; als Fltigell~inge nennt er 75--78, ausnahmsweise 79, 80 mm; die Form sei aufserdem heller. Naeh Tschusi und Kleinschmidt 77--79 ram. - - Stresemann sagt nun, dafs seine m a z e d o n i s c h e n It~nflinge auch in der F~irbung, nicht nur in den Mafsen mit den kleinasiatischen tibereinstimmten und griindet darauf den, abet nach obigem aufserdem nicht richtigen Sehlufs, dafs mediterranea Synonym .zu bella sei. Die yon ihm selbst angegebenen Mafse fiir die mazedonischen und klein- asiatischen VSgel decken sich aber durchaus nicht! - - Die Mazedonier messen nach ibm (ich trenne in meinen Angaben bei dieser Art o ~ und Q) nicht, da fiberfitissig) 75--83 mm. Ich habe leider das gesamte Material nicht vor mir; das Sttick 18/2586, dessert Flfigelliinge der Autor mit 75 an~ibt, messe ich mit 76, dabei sind aber die Sehwingenenden abgestofsen, frisch mars es sicher 78; No. 18/2585 mifst 76, frisch mindestens 77, No. 18/981 mit ,76" messe ich 77, 18/1998 mit 76 frisch ebenso etwas mehr, No. 18/2583 mit 76, 18/1994 desgl., 18]1996 mit 77 konnte ich nicht untersuchen. Die frischen Mafse dtirften bestimmt nieht unter 77 liegen und gehen bis 83. Maximum und Minimum differiert also gegentiber der Nominatform um 1 ram. F~rbungs- untersehiede vermag ich nicht zu sehen, es sei denn, dafs ganz wenige Stticke etwas blasseres Kopfgrau h~tten. Ich wiirde sie zu cannabina stelien und ev. einzelne Exemplare mit Miseh- formeln bezeichnen; man kann sie jedenfalls nicht mit den dan matinischen identifizieren: Ich messe 10 Dalmatier 74--80, 8 Stiditaliener 76--80 (Norditaliener sind cannabina), 15 yon Korsika und Sardinien 75--80, 30 NW.-Afrikaner 74--80; diese sind also

Joura. f. Orn. LXXII, Jahrg. Juli 1~24, 26

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kleiner, aufserdem minimal heller grau am Kopfe und zeigen bisweilen schwach helleren Riicken; es ist mediterranea Tschusi, die siidliche kleinere Form unseres H~inflings.

Stresemann sagt, dafs die b a l e a r i s c h e n mit diesen nichts zu tun h~tten: ,,Sin unterscheiden sich deutlich dadurch, dafs die Centren der Rtickenfedern im Mittel l~ingst nicht so dunkel sind und daher der Rticken einheitlicher rotbraun er- scheint." In der Tat ist die Rtickenf~rbung auffallend: die Centren (bei den (2c~) sind zwar genau so dunkel wie bei den anderen, aber aufserordentlich in der Griifse reduziert, sodafs die Strichelung ganz minimal erscheint, sogar bei wenigen Exem- plaren gar nicht vorhanden ist; der Ton des braunen Pigments ist abet ganz gleich. Derartige Stiicke kommen auch im ganzen Verbreitungsgebiet des Formenkreises vor, aus einigea Gegenden hatte ich mehr, aus-anderen nur einzelne solcher Exemplare. hllerdings sind die balearischen sehr einheitlich, abet das mag vielleicht Zufall sein. Ich kann einstweilen in der, auch yon Laubmann subspezifisch betonten Striehelungsart kein Charakteristikum sehen, vermag ihr daher kein Gewicht beizu- legen. Das Grau des Kopfes ist sehr hell, einige Male win bei fringillirostris, aber auch dies variiert bei allen stark. Die Fliigelmafse meiner 31 V6gel yon Mallorca und der 4 yon den Pityusen, miteinander identisch, gehen yon 73--79 (meine friihere Angabe irrig) also im Maximum und Minimum 1 mm geringer, als die aus dem anderen Verbreitungsgebiet der Form, aber auch daraufhin kann ich reich vorl~iufig nicht entschliefsen, den Mallorca- Hitnf|ing a b z u t r e n n e n . - hnders dagegen ist es mit dem Portu- gals: in den Mafsen wohl mit der siidlichen Rasse tibereinstimmend, ist er durch sein extremdunkles Kolorit nine wohl unterscheidbare Form, die ich kiirzlich abtrennte.

Ich mSchte der Vollst~ndigkeit wegen noch die Kanaren- rassen besprechen: M a d e i r a wird bewohnt yon nana Tschusi. Nach Hartert Flilgel yon 8 0~o ~ 74,5--77 ram; er nennt sie die ,,dunkelste Form, das Grau am Kopfe sehr dunkel, Rticken dunkel rotbraun (kastanienfarben)". Ich messe 20 Exemplare 74--78; der braune Ton variiert ebenso win bei mediterranea, viel- leicht das Extrem nine Nuance dunkler, dagegen ist alas Grau entschieden dunkler, auch der Unterseite, namentlich das seitliche Braun dunkler. Hartert beschrieb den H~infling der w e s t - 1 i c h e n K a n a r e n (Teneriffa, Gran Canaria) als meadewaldoi, dessert F~rbung mit ~ana fibereinstimme ,,aber der Schnabel bedeutend starker, Fltigel yon 10 ~c~ 76--80 r a m " . - Ich mars 10 mit 75--78, danach also 20 Stiick 75--80. Ich kann in der F~irbung der Ober- win Unterseite mit bestem Willen auch nicht den kleinsten Unterschied gegentiber mediterranea finden, seine Fliigelmafse decken sieh dbenso. Der Schnabel variiert bei allen Formen stark; mit einem Mefsinstrument kann ich auf 1/~ mm genau nicht die geringste Differenz feststellen und mit dem huge

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L X X I I l Heft 3 J v. Jordans, 2. I~.eise nach Mallorca. 898

genau ebensowenig. Bei gentigendem Material decken sich die Kurven vollsttindig.

Schliefslich beschrieb Bannermann den Htinfling yon L an z a- t o t e (terra typica), Fuertaventura, Graziosa und AUegranza, also den 5stlichen Kanaren als harterti, er soll ,,noch kleiner als mediterranea, UnterkSrper heller" sein, Fliigel 12 G¢o ~ 74--76 (Hartert). Ich mars 12 Exemplare mit 74--78 ram. - - Griifsen- auterschied also kaum, dafs gleiche Mars wie bei nana, wenn er sich nicht bei grSfserem Material mit mediterranea vSllig decken wird, denn Farbungsunterschiede konnte ich gegeniiber dieser durchaus nicht feststellen.

Ich setze nun alle gefundenen Fltigelmafse der verschiedenen Verbreitungsgebiete nochmals untereinander:

Turkestan etc. (fringillirostris) (79) 81--97 Mittel- und N.-Europa 78--85 Kleinasien 78--83 Mazedonien 77--83 Dalmatieu 74--80 Stid-Italien 76--80 Korsika-Sardinieu 75--80 N.W.-hfrika 74m80 Balearen 73--79 Westl. Kanareu 75--80 Oestl. Kanaren 74--79 Madeira 74--78 Portugal (nur 3 Stiick) 75--78

Diese Mafse sind aber nicht ats ganz gleichwertig anzusehea and zu verwerten, da ihnen teilweise ein sehr verschieden grofses Material zu Grunde liegt.

Ich kaun daher nach den Mafsen nicht mehr als 3 Formen anerkennen, eine iistliehe, fringillirostris, eine niirdliche, die Nominatform cannabina, und eine stidliehe; letztere teilt sieh, soweit ich es zu sehen vermag, durch ihre F~irbung nochmals in 3 Rassen: mediterranea, nana und weigold~, hiervon letztere die dunkelste, mediterranea yon Dalmatien, S. Italien, Korsika, Sar- dinien, Balearen, auch woht Spanien, N.W.-hfrika, westl, and 5stl. Kanaren, als mitttere nana yon Madeira.

Die hutoren, welche an die Nichtunterscheidbarkeit der anderen nach F~rbungscharakteren nicht glauben wollen, mSgen grofse Serien yon H~tnflingsb~ilgen alter Gegenden, aus denen Formen beschrieben warden, willktirlich und mSglichst dureh- einander legen lassen, aber so, dafs die Etiketten nicht sichtbar sind; dana werden sie friugillirostris, wdgoldi and die Mehrzahl der cannabina und mediterranea, vielleicht einige nana mit Sicherheit nach der Oberseitenfiirbung richtig herausgreifen und, yon der Unterseite beurteilt, nut nana und vieileicht weigo~di. Were dies unwahrscheiulich scheint, miige es nachpriifen! Ebenso

2(}*

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miige er beliebige Exemplare, ohne ihre Herkunft zu kennen, auf Schnabelform untersuchen, er wird nicht e in real mit Gewifsheit die Gegend festlegen kSnnen, aus der der Balg stammt.

Munn und Gosse nennen den H~nfiing der Balearen-Pityusen mediterra~2ea; ersterer land das erste Gelege am 25. 4., wir am 1. 5.

Nachdem ich dieses niedergeschrieben, erhielt ich yon Herrn 8tresemann aus dem Berliner Museum noch einiges weiteres Material. Von grSfstem Interesse waren darunter 2 syrische Hiinfiinge (o ~ und 9), allerdings beide ohne Datum und genaue Fundortsangabe (,,Syrien"). Das 9 ist ein jtingerer Vogel, dessert ZugehSrigkeit kaum festzustellen ist; das ad. o ~ dagegen ist (Fltigel 81, stark abgerieben) ein echter fringitlirostris (alle typischen F~rbungsmerkmale); der Balg best~tigt Harterts- Meinertzhagens und aueh meine, bisher nur auf diesen fufsende Annahme.

Berinus canaria serinus (L.).

Munn land ein Nest dieses aufserordentlieh hiiufigen Brut- vogels am 26. 4. 20 mit kleinen Jungen, einige Tage darauf Viigel beim Nestbau. Ich land ein Nest mit 3 Eiern am 25. Juni.

JLoxia curvirostra ba~earica Hom.

Auch dieses Mal schofs ich einige Kreuzschniibel. Wir sahen sie allenthalben in den Kiefernwiildern; dieses Mal be- sonders himfig an der Ktiste bei Miramar und im G~birge bei hlcudia. Leider gelang es mir wieder nicht, ein Nest zu finden. - - Munn gibt eine eingehendere Beschreibung seiner Lebensweise; die Viigel begannen den Nestbau Anfang Dezember uud el- fand ein Nest mit 4 frischen Eiern am 1. April. Es stand in einer seitlichen hstgabel einer dfinnen Kiefer, bestand aus Gras, Pfianzenfasern und Haaren. Die Eier waren weirs, ganz wenig briiunlich gesprenkelt, eins gaaz ohne Zeichnung. Am 10. April land er ein ausgeflogenes Nest und am 26. April ein Weibchen mit 2 ausgewachsenen Jungen. Im anorma[ feuchten und kaltea Winter 1920/21 sah er nirgends auf der Insel auch nur ein Sttick bis zum 21. Januar, yon wann ab sie dann tiberall hiiufig und in Fliigen anzutreffen waren und sich sogleich zu paaren be- gannen. Nach Aussage der Einwohner zSgen die Kreuzschn~ibel in solchen schlechten Wintern nach Afrika, was mir aber hSehst unwahrscheinlich dtinkt.

Fringilla codebs balearica n. subsp.

Es liegt eine Serie yon 39 Buchfinken yon Mallorca vor mir und mehrere Hundert aus dem tibrigen Verbreitungsgebiet. Meino damaligen Ansichten bestiitigten sich d. h. sie fanden eine

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Best~rkung in dem nunmehr umfangreicheren Material. Die Frage tier Rassenverschiedenheit der Buchfinken ist nicht ein- fach, und es bedarf vor allem eines eingehenden Vergleiches vergleichsfiihiger Exemplare d. h. yon nur aus gleicher Jahres- zeit, aus demselben Monate gesammelter VSgel, ann~hernd gleichen Alters. Ich will vorweggreifend sagen, dafs ich keinerlei variatiouskonstante Mafsunterschiede habe feststellen kiinnen. Die Bereehtigung, eine nordische Form (tristis) yon der mittel- europ~iischen abzutrennen, ist mir fraglich; ich untersuchte mehre~e schwedische, die zwar sehr dunkel waren, aber durchaus innerhalb der Variationsbreite jener standen; ob das aber bei grSfserem Material dasselbe bleibt, vermag ich nicht zu ent- scheiden. Mit den englischen ging es mir ~hnlich, allerdings zeigten sie, die yon Kleinschmidt fiir gengleri angegebeneu Merk- male fast ausnahmslos, wenn auch in verschiedener Ausprhgung. (Die yon Floericke erfundenen Namen semana, infelix und belli- cosus sind glatte Synonyma.) Die Form tyrrhenica erkennt Hartert nicht an; die angeblichen Unterschiede in der tieferen Schwarzf~rbung der Fltigel, dem reineren Grtin des Btirzels vermag ich nicht zu entdecken, ob es yon irgend welchem Wert ist, die nur bei intensivsten Zusehen manchmal minimal dunklere F~rbung des Oberkopfes und des Rtickens (wie sie in gleicher Intensit~tt auch sonst vorkommt, ob weniger h~ufig scheint mir zweifelhaft), zum Anlafs zu nehmen, bier yon einer Rasse zu reden, ist mir hiichst fraglich, lch kann den Buchfinken Kor- sikas jedenfalls mit Hartert als unterscheidbare Rasse nicht anerkenneu. - - Ich ging mit grSfster Skepsis an die Unter- suchung des Balearen-coelebs heran. Wenn ich ihn nun doch als eigene Rasse abtrenne, so zweifele ich keinen Augenblick, dafs ein Nachprtifer bei geniigendem Material mir unbedingt recht gibt.

Die Charakteristika sind: o ~ lichtrosarote Unterseite, Unter- kSrper ausgedehnt weifslich, Kehle uud Kropf dunkler, hell his wenig duakel weinrStlich; Backen dunkel weinrStlich, wie die Halsseiten nut weaig br~iunlich. Oberkopf hellgraublau, dies aber nur bei den Extremen auffalleDd. Untersehwanzdecken weirs, nur mit gelblichen Spitzen. Q Unterseite sear hell grau, stark weifslich. Es kommen auch solche lichtrStliche Stiicke ia anderen Gegenden vet, doch verl~uit die Variationskurve dort ganz anders: das helle Extrem der BalearenvSgel wird hie er- reicht, und das dunkle Extrem bier liegt etwa in der Mitte der Kurve deft. Das dunkelste Stiick (aueh noch auf der hellen Anfangskurve yon dort), am 10. Miirz erbeutet, ist vielleicht ein Zugvogel. Ebenso bei den QQ. Die Oberseite zeigt keine Abweichung, abgesehen hSehstens yon dem gen. extrem hellen Oberkopf.

Typos: 0 ~ 25. 3. 1913. Llueh, Mallorea No. 818.

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896 v. ~'ordans, 2 Reise •ach Mallorca. [~" f' O. • L 1924

Petronia petronia baleariea n. subsp.

Sehr kenntliche Form: Holler und kleiner als die l%minat- form; dunkler und kleiner als barbara; yon hellmavri unter- schieden durch viol hellore Oberseite, GrSfse wohl gleieh, in der FArbung am ~hnlichsten maerorhynehos, aber Kopfstreifen belier, weifser Keilfleck der Steuerfedern kleiner, Schnabel geringer (wenigstens nie so stark werdend wie bei der Balkanform), kleiner. Oberseite sehr bri~unlich, Unterseite hellbri~unlieh wie bei madei- rensis, der sie tiberhaupt sehr nahe steht.

Fliigell~nge (10 Exemplare) 89--96 ram. Typus o ~ 21. IV. 1921 No. 3040. 1oh reals an grofsem Material: Deutschland 92--100, Italien

90--100, hellmayri 89--98, macrorhynchos 92--100, barbara 94~103, madeirensis 90--98. -- Wie die spanisehen Steinsperlinge sich zu denen MMlorcas verhalten, konnte ieh nicht feststellen aus Mangel an FrtihjahrsvSgeln yon dort.

Meine damaligen Aufzeichnungen mufs ich berichtigen: Ich traf den Steinsperling diesmal 5fters an. Sein ¥orkommen ist aber sehr lokal beschrAnkt; ich fand ihn in Olivenhainen west- lich Valldemosa, bei ArtS. und bei Lluch, an diesen Stellen in etwa 10--20 Paaren. Aufserordentlich scheu, Melt es nicht leicht, eine Serio zu sammeln

Munn beobachtete die Art nicht, Gosse natiirlich auch nicht.

Passer domesticus balearoiberieus n. subsp.

Ieh rechnete 1914 den Haussperling Mallorcas zur lqominat- form trotz anscheinender kleiner Differenzen; jetzt komme ich zu anderem Resultat wohl auch infolge sehr viel griJfseren Materials: 37 BrutvSgel. Hartert schreibt in seinen V6geln d. p. F. ,,Spanische FriihlingsviJgel sind dutch sehr lichte Farben namentlich helles Kastanienbraun an den kleinen Flfigeldecken and auf dem Rfieken sehr auffallend, HerbstvSgel scheinen aber nicht unterscheidbar zu sein", in ~einen Zus~tzen erw~ihnt er die Spanier nieht. -- Ich glaubto damals, die Unterschiede seien nur dadurch hervorgerufen, ,,dafs unsere Spatzen stets rufs- und staubbesehmutzt sind, also nur eine ~ufsere, k~instliehe Differenz" vorliege. Dies ist nicht der Fall, sondern es bestehen aufser diesen Minstlichen auch deutliehe echte F~rbungsunterschiede, die ganz eindeutig werden beim Vergleich dieser siidlichen YSgel mit ihren ganz frisch vermauserten nSrdlicheren Yettern. Ich sehe bei der Besehreibung von jenem ,,Kulturschmutze" ab, auch ist die hell-dunkle Variationsweite bolder Lebenskomplexe genau zu berticksichtiggn: o ~ Das Grau des Oberkepfes (auch die Basis ist grau) zeigt bei beiden ann~hrend gleiche Variation yon hell zu dunke], wenn auch die Extreme sich nicht ganz decken, der stidlicho zeigt am Minimal- wie am Maximalpunkt hellere Fitrbung. ebenso das Braun der Kopfseiten und der kleinen Fltigeldecken.

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L X X I I "] Hef t 3 J v. Jordaus~ 2. Reise nach l~fallorca, 8 9 7

Einige Exemplare besitzen zwischen dem Grau einzelne braune Flecke und diese nicht an der Spitze, sondern am mittleren Teile der Feder, sodafs sie meist erst beim hufheben derselben deut- lich sichtbar werden. Das Braun des Vorderrtickens ist heller, bei manchen Stficken nur mehr br~unlich rahmfarben, das Extrem stark braun, aber heller. Riickenfedern vielfach mit sehr lichten Flecken, heller als bei der Nominatform. Die grofsen Fltigel- decken und die Scbwingen sehr licbt, (manchmal fast weirs) und meist mit viel breiteren Siiumen. ttinterriicken und Oberschwanz- decken auffallend heller grau, ebenso die Schwanzfedern sehr hell, mancbmal bell isabellfarben, hls ich den ersten solchen schofs, glaubte ieh ein aberrantes Sttick zu seben. Die S~ume der Schwanzfedern nicht braun oder br~iunlich, sondern hell rahmfarben, lqacken (Ohrdecken stets lichtgrau), ebenso die gauze Unterseite sehr rein und hellgrauweifs, jedoch kaum anders als bei frisch vermauserten niirdlichen. Kehle und Kopf fief sehwarz, dies vielfaeh stark ausgedehnt.

@ Oberseite sehr hell, der br~tunliche Ton stark reduziert, einzelne Stticke fast reingrau; Unterseite hell grauweifs, nur bei zweien Vorderbrust schwach rahmfarben; Schaftstriche nur auf den Untersehwanzdecken deutlicher, sonst gar nicht oder nur minimal ausgepriigt.

9 Brutviigel yon Stidspanien (nSrdliehe konnte ich leider nicht vergleiehen) recbne ich zur selben Form, wenn sie auch nicht ganz so hellrtickig sind; auch die Schwingens~ume erreichen kaum jener Helligkeit. Ein Q yon dort stimmt mit dem dunklen und briiunlicben Maximum Malloreas fiberein. 3 Herbstviige! aus Sfidspanien sind ebenso auffallend verschieden yon mitteleuro- piiischen durch ihre Helligkeit und entsprechende fibrige Farben- verteilung. - - Ob nordspanische hergehiiren, vermag ich nicht zu entscheiden, mSchte es abet annehmen.

Itartert gibt in seinen Zus~tzen nach Untersuchung yon fiber 90 kontinentalen (ira Gegensatz zu britischen) Sperlingen deren Fifigell~nge mit 0 ~ 74~5--82 mm an, Stresemann bei 51 Exemplaren 75--84; ich mars an fiber 150 Stiick o ~ 75 (2 X) bis 82 und an 70 Q@ 74--80. Kleinschmidt trennte den britischen Sperling wegen geringerer Mafse als hostilis ab, nach 8tresemann (78 Sttick) o ~ 78(I)--81, 5, Hartert (150 Stfick) 72--81. Da- nach w~re :

domesticus o ~ 75--84 Q 7 4 - 8 0 hostilis 72--81 ? balearoibericus 73--81 71--76, (78)

also jedenfalls kleiner als domesticus; die Siidspanier messen allerdings 12 o~o ~ 76--80, 1 Q 78. - - In den iibrigen Mafsen konnte ich keine Differenzen feststellen.

Typus: o ~ Valldemosa. Mallorca. 1. 5. 1921. No. 3060. Verbreitung und einiges Biologische in m. Vogelf.; hinzu-

ftigen miichte ich, dafs ich dies Mal Brutkolonien im Gebirge

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versehiedenorts an zerkliifteten Felsw~inden land, we die Vfgel ganz absonderlich scheu waren, huch Munn und Witherby er- w~thnen dies Briiten fern von menschliehen Siedelungen.

Passer domesticus italiae Vieill. - -

_Passer montanus (L.).

Der Rotkopfsperling kommt bestimmt nieht auf Mallorca vor, er wurde niemals einwandfrei beobaehtet. - - Der Feld- sperling sell naeh den Angaben meines sonst zuverl~issigen Be- gleiters aus Aleudia ganz local und aueh nur jahrweise vor- kommen and in den Kieferw~tldern briiten. Mann und Gosse botonen, dafs sie ihn irgends sahen. Ieh stelle sein Brtiten auf den Baloaren in Abrede, denn die Besehreibung meines Gew~thrsmannes bereehtigt reich zu .starkem Zweifel an der Riehtigkeit seiner Angabe.

Emberiaa ealandra calandra L.

Zur Klarstellung der Frage der Formzugehiirigkeit tier Grau- ammer mufs ieh etwas weiter ausholen und auf die anderen be- sehriebenen Formen der Art eingehen. Da ieh das entliehene Vergleiehsmaterial nieht so lange behalten konnte, his die Arbeit yon GSrnitz tiber diesen Formenkreis erseheint, kann ieh nut seine kurze VerSffentliehung im Faleo (1921 No. 9) bertiek- siehtigen. ,E. e. #raeea Parrot ist s y n o n y m z u r N o m i n a t - f o r m (vergl. auch Stresemann Avif. Maced. p. 38w39). Der Grauammer der tyrrhenischen Inseln, yon Parrot als ~. c. obsdura, dann als insularis besehrieben, wurde, da letzterer Name prae- oeeupiert ist, yon GSrnitz als /i7. e. parroti nora. n. benannt. W~hrend Laubmann (Ornith. Jahrbo 1913 p. 122) die yon Parrot gegebene Diagnose best~ttigt findet, kann Stresemann F~trbungs- untersehiede nieht feststellen, h~ilt ihn dagegen ffir kleiner ( ~ 96--101, Q 87--89); Hartert erkennt die Form an (wenn sieh aueh einzelne Exemplare nicht unterseheiden liefsen) auf Grund der im hllgemeinen dunkleren Fiirbung. Ich verglieh 2~ parroti und erkenne die Form an, da sie dunkler, sehw~trz- lieher wird, als alle anderen Formen, wenn sieh aueh eine Reihe Exemplare kaum' oder gar nieht unterseheiden l~tfst; in den Massen besteht wohl hein Unterschied, naeh meinem Material 95--102, Q 89--94 (darunter Stresemann's B~tlge). - - (/~. e. wol. hyniea GSrnitz kenne ich nieht, stehe ihr aber naeh der Diagnose sehr skeptiseh gegentiber, zumal ich 5stliehere, russisehe VSgel nieht yon calandra unterscheiden kann). - - / ~ . e. thanneri Tsehusi, yon den Canaren~ ist stark umstritten. Hartert erkennt sie an ,,durch grebe, dunkle Fleekung der Oberseite and namentlich sehr dunkle, fast schwarze Kropffieckung und besonders Seitenstreifang ausgezeichnet". - - parroti ihr anffallend iihnlieh, doeh (letztere) oberseits nieht so br~iunlich mehr sehw~irzliehgrau". Laubmann

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hebt auch die grol'se Aehnlichkeit der beiden Formen hervor, sagt aber auch, dafs als Untersehied thanneri mehr dunkel brgunlichgrau, parroti eher sehw~rzlich graue 0berseite besitze. Die Malse decken sich nach beiden Autoreno Sassi verwirft die Canarenform (Ornitb. Jahrb. 1908, p. 34), ebenso Banner- mann (Ibis 1912, p. 610--13), als Flrigelmafs gibt letzterer an ci" 93--102, Q 85(!) -90 ram. Ich land bei 33 Exemplaren o ~ 92--100, Q 8 7 - 9 1 ; die Form ist also entsehieden kurz- flrigeliger. Die Oberseite ist etwas heller und briiunlicher als bei parroti, wird dunklers als bei calandra, die Schaftfiecken des Kropfes vet allem, auch, abet weniger der Seiten, werden breiter und stiirker als bei allen andern Formen; diese Farbungsunter- schiede sind bei einigen sehr gering aber bei den Extremen sehr deutlich. Ich betrachte thanneri als wohhnterscheidbare Form. - - GSrnitz trennte weiter den Grauammer yon hlgier als algeriensis ab: ,,Oberseite mit verwascbener Fleckung wie buturlini, aber Grundfarbe deutlich fahl rStlichbraun" (fiber letztere Form er- laube ich mir kein Urteil, die 2 Exemplare die ich untersuchte, kann ich nicht unterscheiden). Es liegen 11 hlgerier vor mir: ich kann sic durchaus nicht yon der b~ominatform unterscheiden, die Grundfarbe ist die gleiche, die Fleckung ebenso, abgeriebene Stricke sind bei beiden gleich verwaschen, GrSfsenunterschiede bestehen nicht (o ~ 96--105, Q 92--97). Ich mufs daher algeriensis als S y n o n y m z u ealandra betrachten.

In meiner Vogelfauna wies ich darauf hin, dafs der Grau- ammer Mallorcas unterseits sehr hell, fast rein grauweifs, ebenso die Oberseite sehr hell grau und die Schaftzeichnung nur schwach ausgepriigt sei. Giirnitz besehrieb nun die VSgel -con Malaga als Meinschmidti: ,,sebr iihnlich calandra, aber Oberseite weniger lebhaft geffirbt, eint6nig trrib graubraun, bei helleren Stricken mit schwach rostrStlichem Schein, Kopf ziemlich dunkelbraun. Unterseite durchweg gelblieh rahmfarben." Der hutor s~indte mir liebenswrirdigerweise sein Material yon 14 Exemplaren, da- runter den Typus o ~ veto 5. 12. 1891. Zuniichst mufs ich be- merken, dafs alle seine Biilge Herbst- bezw. WintervSgel sind, sodafs ich also meine BalearenfrrihjahrsvSgel nicht direkt mit ihnen vergleichen kann. Ich stellte also die Malaga-VSgel Herbst- stricken yon calandra aus den gleichen Monaten gegenfiber und die yon den Balearen ebensolchen yon ca~andra. Ich kann den siidspanischen Vogel nicht yon Mittel- nnd b~ordeuropiiern unter- scheiden weder nach der Ober- noch nach der Unterseite, noch naeh den Mafsen o ~ 94--105 (ix 107, solche ,,Riesen" kommen auch in anderen Gegenden vet), Q 90--96. Es ist aber noeh Folgendes sehr zu berricksichtigen: Die Etikettenangaben bei diesen Biilgen sind mit iiufserster Vorsicht zu benutzen! Die B~lge (14 Coll. Giirnitz, 2 Berlin) stammen yon Rafael Mena und tragen alle yon derselben Handschrift, in Tinte geschrieben, den blamen ,,Emberi~a Miliaria,' 2 als Geschlechtsvermerk einen Kreis~

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an dem mit Bleistift das Kreuz oder der Pfeil angeffigt ist (die Gesehlechtsangaben bei verschiedenen Exemplaren stimmen nicht); Datum und Herkunft ,,Malaga" sind mit Bleistift hinzugefrigt, der Oft wieder yon anderer Handsehrift als das Datum; als letzteres ist auf allen der 5. bezw. 10. Dezember vermerkt, als Jahr meis~ 91, auch 97, 2 X 04, es sind aber 2 Stficke Frfihjahrs- vSgel. Als Typus ist yon GSrnitz ein Vogel , ,~" veto ,,5. 12.91" gew~thlt, dieser wie die anderen kSnnen ebensogut ZugvSgel sein. Ich halte es nieht ftlr riehtig, solche fragwtlrdigen Exemplare als Grundlage zur Aufstellung neuer Formen zu benutzen. Aber hiervon ganz abgesehen ist kleinsehmidti nach obigem S y n o n y m z u calandra, es sei denn, dais trotz alledem sichere Malaga- BrutvSge[ tats~tchliche Unterschiede gegenfiber tier Nominatform aufweisen, wozu - - jedenfalls naeh dem Material -- keine Wahr- scheinlichkeit vorliegt.

Ich samme!te 25 Grauammern auf Mallorca and verglich sie mit reichem Material: Flfigel, ~ 95--104, Q 90--92 (nur 5 Stfiek; Maxima wohl bei beiden nicht darunter). Hierin stimmt er ganz mit der I~ominatform fiberein: 50 gemessene Exemplare

95--105 (1 X 109 ,Riese", vergl. Stresemann Avif. Maced.) Q 90--97. - - B c i d e r Beurteilung der Fiirbungsverhiiltnisse des Formenkreises ist Yersehiedenes zu berficksichtigen: einmal die Variationsbreite yon grau bis braunlich bei jeder Form aus gleiehen Monaten; dann die starke Yeriinderang lnfolge Abreibung, die vor allem ein ,verwaschenes" Aussehen hervorruft, hierin Verschiedenheiten als Rassenmerkmale konnte ich durchaus nicht konstatieren. Ferner scheinen die Schaftflecke bei frisch ge- mauserten VSgeln besonders auf der Oberseite vielfaeh einfarbig schwarz; diese werden aber mit zunehmender Abreibung, vow den R~tndern nach den Centren zu fortschreitend, zunehmend aufgehellt, dunkel bis immer heller br~tunlich, sehliefslich vielfach (namentlich am Oberkopf) fuchsig, ,,verschossen". Dann ist das Alter der B~lge zu beriicksichtigen; Hartert weist schon darauf hin, dais dieselben immer fuchsiger werden. Alle diese Ver- h~tltnisse bedingen die Notwendigkeit der Gegenfiberstellung yon Biilgen aus mindestens den gleichen Monaten, sonst kommen falsche Resultate heraus. - - Wie gesagt kann ich fiber das Aus- sehen tier balearischen HerbstvSgel nichts aussagen, mufs reich auf den Vergleich der Frfihjahrs- und SommervSgel besehr~tnken: Diese sind oberseits sehr gleichm~tfsig grau, der braune Ton stark oder ganz unterdrfiekt -- typisch ffir Mallorca - - abet weder hierdurch, noch durch die sehr lichte Unterseite subspezifisch trennbar; denn sie gleichen z, B. ganz einer Serie aus Mace- donien, auch einer solchen aus W.-Deutschland und sogar einer aus Turkestan; bei genfigend grofsem, vergleichbarem Material schwinden die Unterschiede, die bei Gegenfiberstellung yon nur wenigen Exemplaren (ebenso wie es bei anderen Stricken aus g!eicher Gegend oft der Fall ist) vorhanden zu sein seheinen.

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Der Grauammer der Balearen ist also E. c. calandra L. -- Vorkommen s. Vogelf. - - Munn fand ein Nest mit 5 Eiern am 5. Mai.

Naehdem ich meine Untersuchungen fiber calandra ab- gesehlossen hatte, erschien die Arbeit yon GSrnitz (Verh. Orn. Ges. Bay. 1922, p. 134-- 146); diese vermag an meinen hnschanungen nichts zu ~ndern.

l~mberi~a cirlus L.

Ich glaubte damals, alle mSglichen Unterschiede in tier F/irbung der balearischen Zaunammern zu sehen. Jetzt babe ich eine Serie yon 25 Sttiek von dort, aufserdem ein sehr grofses Vergleichsmaterial aus gleicher Jahreszeit aus dem gesamten Verbreitungsgebiet tier Art. Bei den o~o ~ fallen ohne Frage alle F/irbungsdifferenzen tort. Stresemann wies in seiner mazedonischen Arbeit mit Recht auf die grofse Helligkeit und Mattigkeit der Unterseite der mazedonischen QQ hin, dagegen wird die der balearischen auffallend gelb. Solche, wie die letzteren, sah ich abet auch vielfach aus anderen Gegenden, dann allerdings einen Schatten dunkler. Ich vermag ,,nigrostriata" durchaus nicht zu unterscheiden weder durch st/irkere Fleckung noch durch dunklere TSnung. Wer Spars an neuen Namen hat, kSnnte vielleicht die mazedonischen und balearischen der gen. Eigenheiten der weib- lichen Unterseite wegen abtrennen; ftir mieh kommt keine Rassen- unterscheidbarkeit in Betracht, sei es dafs noeh griifseres Material konstante Differenzen erkennen lassen sollte.

•mberila hortulana L.

Es war gut, dafs ich auf das damals erlegte, einzigste Exemplar der Gartenammer hin, diesen nicht als neue Form beschrieb; jener Vogel war ein etwas aberrantes Stfiek, wie ich ~hnliche sp~.ter verschiedentlich sah. Dieses Mal beobachtete ich am 28. und 29. April 2 P~irchen unweit Valldemosa, yon denen ich eins schofs. Die VSgel zeigen keinerlei Besonderheiten. Es blieben die einzigen, die ich dieses Mal mit Bestimmtheit sah. 1913 beobachtete ich mehrere noch am 13. Mai auf der Cabrera. Ieh glaube nieht an ein Brtiten; die geschossenen VSgel waren fraglos auf dem Zuge, Ovarien und Testes unent- wickelt, KSrper aufserordentlich f e t t . - Munn beobachtete die Art auf Mallorca nicht; Gosse sah ein Exemplar am 12. April auf Ibiza.

F~mberima tschusii witherbyi n. subsp.

In meiner Vogelfauna behauptete ich, dafs der Rohrammer auf den Balearen nicht brfite; wir fanden ihn damals nirgends. Um so grSfser war mein Erstannen, als ich dieses Mal am 11. Mai 3 Viigel dieser Art in der hlbufera flfichtig zu Gesicht bekam.

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Alle Mtihe, sio zu schiel'sen, war vergeblich, da das hohe Wasser eine Verfolgung verhinderte. Erst in den n~.ehsten Tagen gelang mir die Erbeutung yon 2 Exemplaren. In diesen Tagen sehrieb mir Hartert, ich mSge doeh ganz besonders auf diese Art fahnden, da Herr Witherby 1 Exemplar aus den ersten Monaten des Jahres yon Mallorea erhalten babe, einer unbesehriebenen Rasso an- geh6rig. Witherby sehrieb mir sp~iter, er wolle die Form aber nieht n~eh dem einen, nicht einmal sieheren Brutvogel benennen. - - Als dann die Albufera allm~hlieh passierbarer und ein Dureh- waten wenigstens einiger Teile mSglieh wurde, braehte ich eine sehSne Serie zusammen: 11 (2o ~, 4 ~Q and hnfang Juni 4 Iuvenes (2 cYc~, 2 99) ,

Es ist eino iuteressante, stark differierende Form, deren Be- sehreibung aber dureh das stark abgetragene Gefieder erheblieh erschwert ist; ich weise daher nut auf auffallende Eigenttimlieh- keiten hia, eine genaue Beschreibung mufs sp~tterer Zeit vor- beha!ten bleiben. Ira Vergleich mit Exemplaren anderer Formen in gleiehem Gefieder (compilator, tschusii, volgae) ist sie oberseits sehr dunkel; in der E~irbung ist das Q besonders stark difi[e- rieren(l: oberseits ebenfalls sehr dunkel, vor aUem ist der Ober- kopf bei einem Stfick genau so reinschwarz, wie bei den o~0 ~, nur an der Ohrgegend mit wenigen br~tunlichen Federr~ndern auch die anderen 3 sind dort so schwarz mit nur ganz ver- schwindenden hellen R~ndern, wie ieh es hie bei einem Stfick anderer Formen aus gleicher Jahreszeit bezw. in gleiehem Ge- fiederzustand sah, 3 besitzen einen deutlich weifsen Halskragen. Ebenso siad schon die Jungea auf dem Oberkopf sehr dunkel mit breiten schwarzen Federmitten.

Der Schnabel erinnert stark an pyrrhuloides, viel klobiger als bei tschusii und compilator, ganz wie bei volgae. Die Form scheint kurzfltigelig zu sein, aber die Mafse sind imfolge der starken Abschleifsung ungenau. (ich mars 0 ~ 78--80, Q 70--74). Meine Mafse ftir compilator (6)o~o ~ 79--83, t~'chusii (18)78--84, ~olgae (13) 83--89.

Typus: ~ 13. 6. 1921 Albufera. Mallorea. No. 3140. Der Rohrammer ist auf den eentralen Teil der hlbufera be-

schr~inkt, deft stellenweise recht h~iufig, w~thrend er in der Albu- fereta nicht vorkommt und auch sonst wohl nirgends auf der Insel. Munn wies sein Vorkommen als Erster naeh.

Ich benenne die Form zu Ehren yon Herrn Witherby, der zuerst auf die Verschiedenheit hinwies, nach seinem einzigen, nicht einmal sicheren Brutexemplar die Abtrennung nicht vor- nehmen wollte, trotz der deutlichen Unterschiede - - ein durch- aus richtiger Standpunkt. ~ Wissenschaftler sein und st~irkstes Nationalbewufstsein haben, kann niemals Anlafs zu Confiikten in sich schliefsen; diejenigen, die anders handeln, die beides ver- mengen, tiberhaupt in Beziehung setzen, stellen sieh nur selbst

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das Armutszeugnis aus, und damit der Nation, deren Vertreter sit sind.

Ich folge bier in der Nomenklatur der Rohrammern d. h. in ihrer Einteilung in 3 Formenkreise Hartert, wie er sie in seinen Zusiitzen p. 2075 vornimmt, ohne dieser aber damit un- bedingt zuzustimmen, da dazu ein erneutes umfassenderes Studium der Gruppe und eine genauere Kenntnis der Biologie und tier Verbreitung ihrer Rassen notwendig ist. 1)

Oriolus oriolus (L.)

Nach Munn ein wenig h~iufiger Durchzugler, yon dem ,,wahr- scheinlich wenige Viigel zur Brut zuriickbleiben," - - Willford beobachtete einen Pirol am 20. 4. auf Formeutera (Gosse). Damals sahon wir am 15. und 16. Mai je einen Vogel, Homeyer am 12. 5. and vergangenes Jahr beobachtete ich noch ein ad.

am 21. 5. in der Albufera. Ich kam noch fiber 14 Tage fast jeden Tag an die gleiche Stelle, ohne ihn wiederzusehen oder zu hiiren, und auch nach Aussage der Einwohner brtitet er nicht auf den Balearen.

Sturnus vulgaris L. Damals gelangte kein Star zur Beobachtung, dieses Mal

sahen wit zwei yon der Bahn aus zwischen Manacor und San Lorenzo am 30. 3. Er ist auch nach Munn tin sehr h~tufiger Zugvogel bis Mitte M~h'z. Gosse will noch am 14. April ein Stiick auf Ibiza gesehen hubert. - - Ein Vogel, der bei Liebach in N. BShmen beringt wurde, ward in C~mpos del Puerto auf Mallorca geschossen (K. Loos, i. litt.). Auf der Ueberfahrt von Genua nach Barcelona iiberfiogen 3 Stare nordw~rts unser Schiff.

Corvus corax hispanus Hart. u. Kleinschm.

Wit batten in der ersen H~tlfte des April im Gebirge bei Lluch zweimal ein uns yon einem Bauer zu diesem Zwecke ge- stiftetes Schaf als has ausgelegt, um zum Schusse auf Adler und Geier zu kommen. Die ersten VSgel, die sich daran blicken liefsen, waren Raben; iiufserst vorsichtig kamen sie heran, und erst, als sie sich nach langem Umhersp~hen sicher fiihlten, be- gannen sit ihre T~tigkeit damit~ dafs sie die Augen aushackten und sich dann erst an die Zerfetzung des iibrigen I~adavers gaben.

1) Anmerkung: Am 9. Y. 1923 teilt mir Herr Witherby mit, dafs er 4 B~.lge .E. sch. schoeniclus yon Mallorca erhalten habe~ die bestimmt nieht palustris seien. Durch die Portoschwierigkeiten konnte er mir leider bisher noch kein Exemplar davon senden. D,~ meine Exemplare alia typisehe 1)alustris sind, mufs ieh annehmen, dafs jone auf dem Zuge erbeutet wurden.

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AIIo paar Minuten flogen sic davon, um kurz daEauf zuriickzu- kommen - - sic versorgten inzwischen ihre BEnt in einem in der N~ihe an steilem Felsabhang befindlichen Horste. Aus gesichertem Versteck, das wir uns gebaut hatten, beobachteten wir sie stunden- lang bei ihrer Arbeit, immer hoffend, dais sich bald ein Adler zugesellen wtirde; darum wollten wir uns diese Aussicht nicht durch einen Schufs auf jene vernichten oder wenigstens noch unsicherer machen. Als sich Adler nicht einsteltten und wit 2 Geier erbeutet hatten, wollten wir den Raben zu Leibe riicken, aber da hatten wit nicht mehr viel Gliick. Sic zeigten sich seltener und nut ein prachtvolles altes 0 ~ schofs Graf Lo~ mit der Fernrohrbtichse am 12. April. - - T~tglich beobachteten wit sic, aber alle Mtihe, auch die ich mir spiiter allein gab, racine Serie zu vergriifseru, war vergebens.

Dieses eine Stiick stimmt ganz tiberein mit den beiden, die ich yon meiner orstea Reise heimbrachte, es ist nur etwas st~irkor und ein sehr alter Vogel. Fliigelliinge 42,8, Schnabel 7,4, desson HShe 2,9 cm. Auch dieses Exemplar zeigt wieder den damals yon mir angegebenen, sehr charakteristischen Fiirbungs- bezw. Glanzunterschied: , ,h ispanus wie t ing i tanus keunzeiehnen sich durch r S t l i c h e n , s c h w a c h p u r p u r f a r b e n e n G l a n z , yon dem metallisch grtinschimmernden eorax und sardus" . - - Ein weiterer Hinweis auf die scharfe, zoogeographische Trennung dee italienischen Inselgruppe yon den Balearen einerseits und letzterer Verbindung mit 8panien anderseits. - - Munn land ver- schiedene Horste, so zwei am 22. 3. naho beieinand0r, den einen auf einem Feisenvorsprung, den anderen in einer schmalen Spalte, davon einen mit Jungen, auf dem anderen den alten Vogel briitend; an einer anderen Stelle horsteteu 3 Paare ziemlich nahe beieinander. Im Winter sah er einmal 20--50 Raben zu- sammen.

Corvus corn ix L.

,, coterie L.

,, frug~legus L.

Die Nebelkr~he wurde auf den Balearen niemals gesehen (vergl. Vogelf.). - - Ebenso halte ich das Vorkommen der Raben- kriihe fiir hiichst unwahrscheinlich; brtitea tut sic bestimmt nicht. Gosse will einige auf Ibiza und ,,wahrscheinlich auch eine auf Mallorca" beobachtet haben, eine Angabe, der umso- weniger Wert beizulegen ist, da or yon der Saatkr~ihe behauptet : ,,The Rock is fairly plentiful(l) in Mallorca, thought no nests were seen; it also occurs in Iviza"tl Die Saatkritho kommt auf den Balearen fiberhaupt nicht vor, vielleicht i~ufserst selten auf dem Zuge. Corvus eorax erwithnt Gosse nicht; er scheint jone also mit diosem verwochselt zu habeni

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LXXII-I Jordans, 2. B.eise nach ),iallorca. 405 Heft 3 J v.

Hirundo rustica rustica L. Die ersten Rauehschwalben sahen wir am 28. - - damals

am 26. 3. - - Nach Munn zeigen sich einzelne sehon Ende Febraar,

Delichon urbica meridionalis (Hart.)

Ieh habe jetzt ein grSfseres Material der Mehlsehwalbe auf Mallorca zusammengebraeht. Die Fltigellii, nge sehwankt zwischen 99 und 105 ram. Die ersten sahen wir am 7. April unweit Valldemosa an Felsw~tnden, an alten Nestern besehMtigt. In den ersten Tagen des Juli fand ich sie briitend, aber auch bereits ausgeflogene Junge. - - Ieh habe dieses Mal hie eine Mehl- schwalbe innerbalb eines Dorfes brtiten gesehen, und ich glaube, meine damaligen Notizen dahin rectificieren zu mfissen, dafs wir sic auch damals nicht am Neste, sondern nut in den Stiidten und DSrfern darchstreichend beobachteten. Sic ist ein nicht h~iufigor Bewohner der abgelegenen steilen Felsw~ude im Ge- birge, uad es kostete mir viele Miihe, eine kleine 8erie zu schiefsen. - - Gosse sah ein 8tiick am 15. 4. auf Ibiza.

Riparia riparia riparia (L.).

Uferschwalben brfiten an der Kiiste der Bai you Alcudia; wit sahen sic auch in der Umgebung der hlbufera. - - Nach Munn trifft die Art im April ein, ihr Vorkommen ist lokal be- schriinkt und nicht hiiufig.

l~iparia rupestris (Seep.).

Die Felsenschwalbe der Balearen stimmt doch ganz mit der Nominatform fiberein, wenigstens die Frfihjahrsviigel zeigen keine durchgitngigen Verschiedenheiten. - - Die Art ist im Gebirge an gtinstigen Stellen fast tiborall in kleineren und grSfseren Kolonien anzutreffen.

Apus mdba mdba (L.).

Wir sahon dieses Mal keinen Alpensegler. - - Munn beob- achtete einige in einem Fluge yon Apus apus am 1. 4. 20 fiber der Albufera.

Apus apus apus (L.).

Ich stellte A. a. carlo und kollibayi als Synonyme zu apus und Hartert zieht diese beiden ,,Formen" in seinen Zusittzen nun auch ein, ebenso Meinertzhagen im Ibis 1922, p. 36. - - Ich schofs jetzt nur noch ein o ~ mit 174 mm Fiiigelliinge.

Apus murinus illyricus Tsch.

W~hrend vdr 1913 diese Art nut als sicheren Brutvogel auf der Cabrera f e s t s t e l l t e a - ich kannte sic damals noch nicht aus

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dem Freileben -- fanden wir sie dieses Mal an mehreren Stellen, ausschliefslich im hohen Gebirge der N.- und O.-Kriste. W~hrend am Fufse der Berge in den Ortschaften nut A. apus lebt, siebt man beide Arten gelegentlieh zusammen fliegen, nie dagegen zusammen briiten. Auch dort, we apus kleine Brutkolonien fern yon menschliehen Ansiedelungen im Gebirge bewohnt, sahen wir murinus stets getrennt and meist nocb hiiher oben nisten.

Merops apiaster L. Am 14. Mai zogen 8 Bienenfresser, gerade nurser Schufs-

weite, von O. nach W. unweit tier Albufera fiber mica her. -- Mann wundert sich, dais diese in Spanien h~iufige Art als Brut- vogel :fiallorca fehle; er beobachtete sie nur einmal am 26. 4. 20, nordwiirts ziehend tiber den Kiefernw~ildern an der Bucht yon Alcudia. -- Der Bienenfresser brritet auf der Insel nicht, es sei denn ausnabmsweise.

Upupa epops L. Da ich dieses Mal leider nur ein Q dieser Art schofs

(Fliigel 139), kann ich nicht sagen, ob bei grSfserem Material sich die Kurzfiiigligkeit best~tigen wird. Ich mars jetzt im Ganzen welt fiber 100 Strick, und solch geringe Mafse fand ich nur ~iufserst selten und dann immer nut bei mehr oder minder ab- geriebenen Stricken. - - Als Brutvoge| fanden wir den Wiedehopf jetzt verh~ltnism~ifsig sp~irlich, dagegen zur Zugzeit, yon Aufang Miirz bis Ende April, sehr h~ufig. - - Nach Mann bleiben einige auch w~ihrend des Winters auf der Insel. -- Gosse sah nut einen Vogel am 6. 4. bei Alcudia.

Alcedo atthis (L).

Es kam, wie damals, kein Eisvogel zur Beobachtung; Brat- vogel ist er nicht. -- Nach Munn ein h~tufiger Wintergast, namentlich in der Albufera dana gemein.

lynx tor~uilla torquilla L. Den ersten Wendehals sah und sebofs ich am l l . April bei

Lluch. Ich sah noch ganz wenige weitere Stficke um die Mitte desselben Monats, also zu derselben Zeit wie im Jahre 1913. Auch der vorjiihrige gehiirt zur Nominatform. Spiiterhin sah ich keinen Vogel mehr. Da ich bei meinem ersten hufenthalte aber noch am 19. 5. einen Wendehals beobachtete, u n d e r nach Aus- sage mehrerer Personen den ganzen Sommer fiber, aber nur sehr vereinzelt, vorkommen soll, so ist sein Brtiten doch wohl sicher anzunehmen. Welche Form es sein mag, ist leider einstweilen nicht zu sagen. - - Auch Mann schreibt yon dieser Art : ,,A resident, bat not pleatifal", und Gosse schofs 2 Stack am 14. 4. auf Ibiza, am 18. 4. auf Formentera, beides die Nominatform.

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LXXlI] Hef t 3 j v. Jo rdans , 2. Re i se nach Mallorca. 4 0 7

Cuculus canorus bangsi Oberh.

Dieses Mal gelang es mir nicht, einen Kuckuck zu schiefsen. Er ist zur Zugzeit sehr h~iufig, doch zur Brutzeit eher spiirlich. Den ersten hiirten wir am 11. April. -- Nach Munn Ankunft im M~rz.

Caprimu~gus europaeus meridionalis Hart.

Es gelang mir 1913 nicht, die Nachtschwalbe als Brutvogel frir Mallorca nachzuweisen. Dagegen konnte ich sic dieses Mal des 51tern zur Brutzeit beobachten. Den ersten Vogel tat ich am 15. Mai in einem kleinen Kiefernbestand in der N~he der hlbufera hoch. Der Vogel ist den Lenten dort wohlbekannt und zur Brutzeit in der gebirgigen Umgehung yon Alcudia, in den ausgedehnten Kiefernw~tldern, wie auch in den kleinen Bestanden unmittelbar am Strande nicht selten. Zur D~immerungszeit hSrte ich 5fters 6--8 gieichzeitig schnarren. Ich schofs und priiparierte 5 Sttick mit Fltigell~nge 175--188 mm (175,179, 180, 185, 188). Es ist also die sfidliche Form unseres Ziegenmelkers. Er wird auch an sonstigen geeigneten Lokalit~ten auf der Insel vor- kommen. -- Munn erw~hnt die Nachtschwalbe ebenfalls als Brut- vogel bei Alcudia, anfangs Mai hier ankommend.

Otus scops mallorcae n. subsp.

Mein reicheres Material an Zwergohreulen yon Mallorca und uoch reicheres Vergleichsmaterial (fiber 150 8tfick) als bei meiner ersten Arbeit l~fst reich zu anderem Urteil kommen, als 1914.

Hartert schrieb mir ja damals nach Vergleich meiner VSgel im Tring-Museum: ,Selten findet man eine Serie so riberein- stimmender Exemplare aus einer Gegend." Ich habe jetzt wohl die Variationsbreite der Mallorcaner vor mir, und diese ist sehr deutlich verschieden yon denen aller anderen Gegenden, ebenso einheitlich, als die der cyprischen (2 VSgel yon Cypern aus dem Nov. und Dez. als ,,cyprius" bezeichnet, sind typische scops, Zug.vSgel). Zur Charakteristik tier Form wiederhole ich unter germger hb~tndernng und Erweiterung meine damaligen Satze: Die Mallorcastricke zeichnen sich aus durch infolge starker (und schmaler schwarzer)Schaftstriche und schmaler Querbiinderung scharf contrastierte, sehr wenig briiunliche vielmehr fast rein graue Fiirbung der Unterseite. Die Sperberung ist grau-schwarz, viel weniger br~unlich, der helle Tell der Federn weirs, nicht gelblich br~iunlich; nur die Vorderbrust bei einigen Stricken in geringer husdehnung schwach hellbr~unlich. Ebens() sind die Flecked und Binden der Fitigel scharf kontrastiert. Die ganze Zeichnung der Unterseite ist niemals ,,verwaschen". Das Gesicht grau, hie br~unlich. - - huch die Oberseite ist viel reiner grau, das braune Maximum aller anderen Variationsbreiten wird hie erreicht, umgekehrt yon diesen Die das graue Maximum jener.

Journ~ f. Orn. LXXII. Jahrg. 3un 192~. 27

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In der Oberseite gleicht sie in einigen Sttieken stark cyprius, ist aber dann heller. Je ein Stiick aus den Serien yon Tunesien, hlgerien, Sardinien, Griechenland und Rumiinien kommt denen yon Mallorca sehr nahe, allerdings auch nicht den Maxima in der typischen Kennzeichnung dieser. -- Im Uebrigen stimme ich nach wie vor Hartert in der Nichtanerkennung der vielen anderen abgetrennten Formen durchaus zu. Ich besitze im Ganzen jetzt 11 Stticke yon der Insel. Fliigell~nge 149--159, o ~ 149--156, Q 153-159, also ziemlich klein.

Typus: Q Alcudia 22. 5. 1921 No. 3045. Meinertzhagen trennte nach 5 Exemplaren 1920 die Zwerg-

ohreule Cretas unter dem b/amen O. so. powelli ab. Sie stehe in der Mitte zwischen scops and cyprius. Nach den angegebenen Charakteristica scheint sie mallorcae sehr ~ihnlich zu sein. Ich sah kein Exemplar dieser Form. Soilte sie wirklich in der F~rbung identisch mit mallorcae sein, so ~indert dies ftir meine Auffassung nichts an der Benennung der balearischen, da es sich in diesem Falle nur um eine Parallelbildung handeln kann. Aufserdem scheint powelli grSfser zu sein. - -

Diese reizende Eule ist tiberall, in der Ebene v,'ie im Ge- birge, hier allerdings nicht hoch hinauf anzutreffen. Sie brtitet in hohlen Oliven, mit Vorliebe auch in altem Gem~tuer, so be- sonders zahlreich in den alten Befestigungsanlagen yon hlcudia. Sie scheint in Mallorca Standvogel zu sein; aas Augenschein kann ieh das allerdings nicht entscheiden, dean bei unserer An- kunft im Mfirz (damals am 10, jetzt am 20.) hSrte man sie schon, und Munn schreibt ,,even throughout the w i n t e r " . - Als ich eines hbends auf Eulen in der Umgegend Alcudias jagte, hSrte ich, wie ich bestimmt glaubte, den Ruf eines Steinkauzes, ohne den Ruler zu Gesicht bekommen zu kSnnen. Anderen Abends war mein Ffihrer bei mir, der, wie in der Einleitung gcsagt, selbst viel gejagt hat und die einheimischen VSgel gut kannte. Wit hSrten jenen Ruf wieder an drei verschiedenen Stellen. Ich behauptete ibm gegentiber, dieser rtihre yore Stein- kauz her, was er mit Bestimmtheit abstritt; denn diese Art komme auf der Insel nicht vor. Wir gaben uns alle Mtihe, den Vogel zu Gesicht zu bekommen, leider gelang es nicht, auch nicht an folgenden Abenden. Ich hSrte den gleichen dana noch an anderen Orten. Mein Fiihrer behauptete, jenes sei der Ruf der weiblichen Zwergohreule. Ich babe in der Literatur nichts hierfiber finden kSnnen, nur Hartert sagt, dais man neben dem typischen nnkenartigen Ruf auch bisweilen einen wie ,,Kuwi" klingenden yon ihm vernehme. Jener Ruf wird also wohl dieser gewesen sein. Dies diirfte auch die einfachste Erklarung ftir Homeyers zitierte Behauptung sein, dafs der Steinkauz tiberall auf der Insel ebenso h~tufig sei, wie die Zwergohreule, und dafs meine damalige hngabe yore Vorkommen des Steinkauzes auf Grand seines vermutlich gehSrten Rufes nur auf diesem beruht.

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Athene noctua (Seep.) k o m m t a u f d e r I n s e l n i c h t v o r , jedenfalls wurde er bisher nieht ein einziges Mal mit Bestimmt- heit festgestellt. - - Wenn Munn schreibt, dafs er Carine noctua nicht gesehen, wohl aber seinen Ruf bei Puerto hlcudia ver- nommen habe ,~where one individual took up its quarters during the autumme of 1920", so findet dieses sicherlich wohl die gleiche Erkl~irung.

Tyro a~ba kleinschmidti n. subsp.

Es liegt mir nun eine schSne Reihe yon 9 Mallorca-Schleier- eulen vor, die ein gutes Bild der Variationsbreite gibt. Tyro ist eine schwierige, aber umso interessantere Gruppe. Bei grofsem Material sind die Variationsbreiten aus den verschiedenen Gegenden recht deutlich ausgepfiigt; erst, wenn man diese vor sich hat, kann man durch eingehenden Vergleich zu klarem Urteil kommen.

Damals konnte ich die ZugehSrigkeit der Balearenform nicht entseheiden; dafs mir dies jetzt mSglich ist, verdanke ich der Liebenswfirdigkeit und dem herrlichen Material Kleinschmidts. Er verglich meine Stiicke bei sich und sandte mir die Extreme, d. h. die entsprechend vergleichbaren YSgel seiner Sammlung und wies reich auf Einzelheiten besonders hin, fiber die ich ihm auch bereits geschrieben hatte. Aufserdem hatte ich grofses Material aus anderen Collektionen. Es ist hier nicht der Ort, um auch die Untersuchungsergebnisse anderer Formen genau darzulegen, - - , das wfirde eine Monographie des Formenkreises bedeuten - - sondern nur, um auf die wesentlichen Unterschiede hinzuweisen. Die Balearenform steht eiaerseits der tyrrhenischen ernesti, andrerseits der spanischen kirehhoffi und der n. w. afri- kauischen nahe: Besonders die spanischen, aber auch die afri- kanischen gehen veto Mallorca-Normaltyp (Mittelwert) bis zu einem viel dunkleren Extrem; so starke Fleckung der Unterseite, wie die Spanier sie hiiufig zeigen, kommen bei den Mallorcanern nieht vor und ebenso auch nicht so dunkle Rtickenfiirbung. Die Variationsbreite der Unterseite ist gleieh tier der sardinischen: yon einer atlasweifsen Unterseite bis zu hellbr~iunlicher Kropf- trfibung, yon ungefleckter bis genau so grofs gefleckter (beider Extreme liegen bei den gg) .

Dagegen ist die Oberseite und der Schwartz anders: Bei kleinschmidti ist die Oberseite viel starker gefleckt, viel grauer, dadurch weniger br~tunlieh (die grauen Federn zeigen dieselbe Eigentfimlichkeit der scharfen schwarzweifsen Kontrastierung wie bei der Otus seeps-Form yon Mallorca, indem der briiunliche Grundton der Feder hier grauweifs ist), und dunkler als bei ernesti; einzelne Stficke werden ~ihnlieh, auch in der Schwanz- fitrbung, aber die Extreme sind ganz verschieden, daher verl~uft die Variationskurve ganz anders, und darauf kommt es an. Der Schwanz ist viel starker pigmentiert~ er wird hie reinweifs, die

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Page 30: Die Ergebnisse meiner zweiten Reise nach Mallorca

410 v. Jordans, 2. R.eise nach Mallorca. [J' f" o. L x92¢

Querbi~nder stets stark, die Zwischenfli~chen immer br~unlich, selten hell, meistens recht duakel, so dunkel werdend wie nie bei ernesti. Genau so die Fliigelf~rbung; die Armschwingen bei einigen Stricken stat'k aufgehellt, abet hie so weirs und umgekehrt bei ernesti nie so dunkel werdend, heller aber als bei spanischen und nordwestafrikanischen. Die Schleiereulen Italiens, die echte alba, sind wieder anders und ebenso gut unterschieden yon der mallorcanischen besonders durch die Fttrbung des Flrigels und des Schwanzes. - - Ich habe nun noch ein sehr interessantes Stiick meiner Serie zu besprechen, ein altes O ~, das ich viele Abende beobachtete, dessert Erlegung abet grofse Schwierigkeiten machte. Man mSchte es ein Albino nennen, aber ich halte es mit Kleinschmidt weder frir ein solches noch frir eine Aberration, sondern frir das iiufserste Variationsextrem (,,Variationssprung"): Ganze Unterseite und die Unterfirigeldecken rein atlasweifs, Augenfieck nur bei genauem Hinsehen in ganz kleinem Reste sichtbar, nile (mit Ausnahme yon 2 gleichen auf jeder Seite) Flrigeldeckfedern ebenso weifs, nut die grofsen mit Tropfen- flecken; dagegen Hand- und hrmschwingen ganz normal braun (dunkler als bei andern Stricken), ganze Oberseite reinweifs, nur Stirn und Vorderrricken sehr licht gelbbrtiunlicb, im scharfen Kontrast hierzu der dunkel gefiirbte und breitgebtinderteSchwanz. Kleiaschmidt besitzt einen iihnlichen Vogel yon Sardinien (Charak- teristika - - Schwartz und Flrigel - - bestehen bleibend), und ein weiteres, anscheinend noch tihnlicheres Strick (nach Kleinschmidt) im Tring-Museum.

Ich benenne die Form aus Dankbarkeit und zu Ehren nach Herrn Pastor Kleinschmidt.

Flrige[ 278-292, also klein. Typus: Alcudia, Mallorca, 0 ~ 9. 5. 1921 No. 3098.

(Fortsetzung folgt.)

Der ]Iauersegler , A p u s a p u s (L.), im Sommer 1923 bei Liibeek.

Von Werner Hagen.

Das Jahrestemperaturmittel yon 1923 lag bei Lfibeck unter dem Normaldurchschnitt ( + 7,8). Der Friihling zeichnete sich durch g~ofse Ktilte und httufige Niederschltige aus. (Temperatur- durchschnitt im Mai + 1 0 , 6 0 (wie im Okt.!), im j u n i + l l , 2 °. Niederschl~ige im Mai 88,1 ram, im Juni 35,4 ram). Dieses kalte Wetter bedingte eine ungrinstige Entwicklung des Insektenlebens. Die vielen Regengtisse siebten fSrmlieh das geringe ,,Luftplankton" restlos aus. Die VSgel, deren Hauptnahrung diese ,Luftinsekten" bilden, die Schwalben and 8egler, hatten naturgemtifs unter diesem


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