Transcript
Page 1: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Philosophische Fakultät – Institut für Kommunikationswissenschaft

Prof. Donsbach

Ringvorlesung

Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung

WS 2005/2006 – SS 2006

Page 2: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Vorlesung 22

Einführung in die standardisierte Befragung

Page 3: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Demoskopie und öffentliche Meinung

Einbettung der Entwicklung der Demoskopie in empirische Sozialforschung

Anfänge der Demoskopie

Entwicklung

Nomenklatur

Unterscheidungskriterien für Befragungen

Fehlerquellen

Literatur

Gliederung

Page 4: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Demoskopie als Streitpunkt

Repräsentanz:Wiedergabe der öffentlichen Meinung als Kernelement der Demokratie

Kommunikation:zwischen Regierten und Regierenden

Aufklärung: empirische Fakten gegen interessengeleitete Behauptungen und mystische Vermutungen –auch Presse

Qualität? Was überhaupt misst die Demoskopie?

Populismus? Schielen der Regierung nach der Mehrheit

Validität und Reliabilität? Wie genau misst die Demoskopie?

Page 5: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

...hinsichtlich ihrer Funktion durch den Anspruch, dem Gemeinwohl zu dienen

Öffentliche Meinung als neue Form der politischen Autorität. Ersetzt die politische Autorität des absoluten Fürsten und legitimierte sich...

...hinsichtlich ihrer Merkmale durch den Anspruch des Egalitärenund Rationalen

Entstehung der bürgerlichen Öffentlichkeit

Page 6: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Merkantilismus, Kapitalismus

Aufstrebendes Bürgertum

(noch) unpolitische Öffentlichkeit

Ende 16. Jhd./17. Jhd.

(dann) politische Themen

England: frühes18. Jhd

Legitimiert sich gegen Autorität

Gemeinwohl Egalitär

Rational

Denaturierung/ Strukturwandel

Kaffeehäuser/Salons

„topics of government“

Entstehung der bürgerlichen Öffentlichkeit

Page 7: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Hoher Entscheidungs-bedarf von Gesellschaften

Gesellschaften sind komplex

Aufmerksamkeit des Bürgers ist ein knappes Gut

Reduktion von Komplexität durch die öffentliche MeinungAufmerksamkeitsregeln

Entsch

e idungs reg

eln

Meinungsbildung, u.a. in den entscheidungs-befugten Instanzen

Öffentliche Meinung bei Luhmann: Grundannahmen

Page 8: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

"Unter öffentlicher Meinung versteht man wertgeladene, insbesondere moralisch aufgeladene Meinungen und Verhaltensweisen, die man – wo es sich um festgewordene Übereinstimmung handelt, zum Beispiel Sitte, Dogma –öffentlich zeigen muss, wenn man sich nicht isolieren will; oder bei im Wandel begriffenem ‚flüssigen‘ Zustand öffentlich zeigen kann, ohne sich zu isolieren."

Noelle-Neumann 1996

Definition der öffentlichen Meinung bei Noelle-Neumann

Page 9: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Person A Andere

Eigene Meinung zu Thema X

Wahrnehmung der Umweltmeinung zu

Thema X

aktuell

Zukunft

konsonant

dissonant

Direkte Umwelt-

wahrnehmung

Wahrnehmung aus Medien

Keine Isolationsfurcht

Reden

Isolationsfurcht Schweigen

Wahrnehmung der Umwelt-meinung zum Thema X

Zeitpunkt t1

Zeitpunkt t2

Quelle: Donsbach 1987, 327

Page 10: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

1. Any opinion held by a majority of citizens

2. The opinion of elites, with intellectual capacity or powers to influence society

3. Any opinion concerning public affairs (definition by object of opinion)

4. An opinion reached through a public process of learning and consensus

5. Any opinion allowed to be expressed in public without fear of social isolation

Schönbach and Becker (1995)

Dimensionen in den Definitionen von öffentlicher Meinung

Page 11: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Demoskopie als Streitpunkt

Zwei grundlegende Konfliktlinien:

I. Individuum – Kollektiv

Ist ÖM nur eine simple Aggregierung von individuellen Meinungen

ein Phänomen der kollektiven Ebene, eine Produkt von Debatten und Diskussionen, das man nicht reduzieren kann auf die Meinung von Individuen

oder

II. Rationalität versus Subjektivität

Ist ÖM ein Ausdruck der weisen Meinung aufgeklärter und gebildeter Bürger?

ein schwankendes, Stimmungen unterworfenes und letztlich „gefährliches“ Element der Demokratie?

oder

Page 12: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Rationalität Irrationalität

Individuum

ÖM als demokratietheo-retischfunktionaler Ausdruck des Willens aller Bürger oder bestimmter Eliten

ÖM als demokratietheo-retisch dysfunktionalerAusdruck der Meinung der Uninformierten

KollektivÖM als Institution der sozialen Integration, des Zusammenhalts von Gesellschaften

ÖM als sozial-psychologisches Phänomen von Prozessen der Massengesell-schaft

Dialektik in Konzept und Begriff der öffentlichen Meinung

Page 13: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Ist Demoskopie = öffentliche Meinung?

Was ist öffentliche Meinung?

Normative Konzepte

Funktionale Konzepte

Soziologische und Sozialpsychologische Konzepte

Demoskopische Konzepte: Öffentliche Meinung = das, was die Demoskopie misst?

Liegt die Wahrheit in der Mitte?

Repräsentative Demokratie = Aus Mehrheitsmeinung des Volkes folgt kein direkter Auftrag an die Regierung

Aber: Indikator für Loyalitäts-Niveau für Regierung zwischen Wahlen

Demoskopie als Streitpunkt

Page 14: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Anwendung Statistik auf Menschen: bis ins 18. Jhd. verpönt(AT: Veranstaltung einer Volkszählung durch König David wurde von Gott angeblich durch eine Pest bestraft, die 70.000 Tote forderte (Samuel 24)

Vom Untergang Roms bis Anfang 17. Jhd.: praktisch keine Volkszählungen

1753 in England: Vorschlag einer Volkszählung zurückgewiesen, da ‚gottlos‘ und ‚die persönliche Freiheit untergrabend‘

1662: Erstes statistische Verfahren auf Menschen angewandtdurch engl. Kaufmann John Graunt: Regelmäßigkeit von Todesfällen

1775 dt. Prediger Süßmilch: Todesfall-Statistik in Deutschland

Entstehen empirischer Sozialforschung erste Hälfte bis Mitte19. Jhd. WARUM?

Einbettung in Geschichte der empirischen Sozialforschung

Page 15: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Auguste Comte (1798-1857): legte philosophischen Grundstein ("Cours de Philosophie Positive"). Forderung: Jeder Satz der Wissenschaft muss auf Beobachtung und Tatsachen zurückzuführen sein.

Adolphe Quetelet (B): Anwendung Wahrscheinlichkeitstheorie auf Statistik vom Menschen (sogen. Moralstatistik) 1853 auf 1. Statistiker-Kongress

Forderung: Strenge Sozialwissenschaft, die ‚auf objektiver Beobachtung, Zählung und Messung beruhend, nachweisen will, dass auch die Handlungen der Individuen, sobald sie massenhaft auftreten, Gesetzen unterworfen sind, die denen ähneln, die die unbelebte Natur beherrschen‘

Stützte sich auf "politische Arithmetik" William Pettys (1623-87): Statistik von menschlichem Verhalten (Wahrscheinlichkeitsrechnung, die aus der Astronomieund der Versicherungsmathematik in die Sozialwissenschaft kommt.)

Beispiele:

Haushaltsbudget - 1. sozialwissenschaftliches Gesetz (Engelsches Gesetz)

Regelmäßigkeiten menschlicher Handlungen (Geburten, Verbrechen, Selbstmorde)

prägte Bezeichnung: "der mittlere Mensch"

Einbettung in Geschichte der empirischen Sozialforschung

Page 16: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Friedrich Jonas (Geschichte der Soziologie):

"Quetelet gibt damit die Zielvorstellung oder das Ideal für die empirische Sozialforschung, wie sie sich im 19. und beginnenden 20. Jhd. ausbreitet. Die vorurteilslose Erfassung und Beschreibung von Sozialtatsachen soll die Gesetzmäßigkeiten offenbaren, die hinter den Werten und Institutionen die menschlichen Gesellschaften zusammenhalten"

Einbettung in Geschichte der empirischen Sozialforschung

Page 17: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Ab Ende 18. Jhd.: Sozialenqueten einzelner Forscher

Z.B. David Davies 1795: systematische Erhebung zum Budget von Landarbeitern (nicht repräsentativ aber aufbauend auf empirischen Beobachtungen

Mitte 19. Jhd. Deutschland. 1847: "Preußisch-landesökonomisches Collegium zur ländlichen Arbeiterfrage")

„Sozialmedizin“ (Rudolf von Virchow). Untersuchung sozialer und struktureller Ursachen für mediz. und hygienische Probleme

1906: Arthur Bowley (Prof. für Statistik), beschreibt vor der brit. Royal Statistical Society Methode eines repräsentativen Bevölkerungsquerschnitts

1912: erste statistisch repräsentative Erhebung nach Randomprinzip in England

1912: erste wirkliche Umfrage (in Deutschland)

Erste Umfragen

Page 18: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Oberschall: „It remained for the self-educated worker Adolf Levenstein [1912] to undertake the first large attitude-opinion survey of on record.“

8000 schriftl. Fragebogen an Gruben-, Stahl- und Textilarbeiter in Deutschland

Schneeball-Auswahlverfahren

63% Rücklauf

Oberschall: „Weber convinced Levenstein to code and tabulate and publish the results... There was no follow up, partly because Levenstein was marginal for German scholars and partly because World War One set back German social science.

Anthony Oberschall (2006): The historical roots of public opinion research. In: W. Donsbach, M. Traugott (eds.): Handbook of Public Opinion Research. Beverly Hills, London, New Delhi: Sage (in preparation)

Erste wissenschaftliche Bevölkerungsumfrage

Page 19: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Ab Ende 18. Jhd.: Sozialenqueten einzelner Forscher

Z.B. David Davies 1795: systematische Erhebung zum Budget von Landarbeitern (nicht repräsentativ aber aufbauend auf empirischen Beobachtungen

Mitte 19. Jhd. Deutschland. 1847: "Preußisch-landesökonomisches Collegium zur ländlichen Arbeiterfrage")

„Sozialmedizin“ (Rudolf von Virchow). Untersuchung sozialer und struktureller Ursachen für mediz. und hygienische Probleme

1906: Arthur Bowley (Prof. für Statistik), beschreibt vor der brit. Royal Statistical Society Methode eines repräsentativen Bevölkerungsquerschnitts

1912: erste statistisch repräsentative Erhebung nach Randomprinzip in England

1912: erste wirkliche Umfrage (in Deutschland)

USA 20er Jahre: Marktforschung mit repräsentativen Erhebungen

Erste Umfragen

Page 20: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

„In 1933, the young George Gallup, who earned a PhD in psychology from a small mid-western university and who combined careers in academia and market research, decided to draw on both these fields to create public opinion polling. He collected and studied detailed voting records for the U.S. over a century, and sent out ballots to a small but carefully selected group of voters in each state based on his analysis of past electoral behavior. He estimated results for the 1934 congressional elections with great accuracy. He continued to experiment with these hybrid methods of choosing purposive samples of voters based on political geography, and founded the American Institute of Public Opinion (AIPO) in 1935 whose goal was “impartially to measure and report public opinion on political and social issues of the day without regard to the rightness and wisdom of the views expressed.” AIPO conducted national public opinion surveys using Gallup’s method of combining purposive sampling with quotas for relatively small sizes (compared to the tens of thousands of responses in straw polls) whose results he distributed to subscribing newspapers in the form of press releases.“

Anthony Oberschall (2006): The historical roots of public opinion research. In: W. Donsbach, M. Traugott (eds.): Handbook of Public Opinion Research. Beverly Hills, London, New Delhi: Sage (in preparation)

Geburt der modernen Demoskopie: George Gallup

Page 21: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Durchbruch: Gallup versus Literary Digest

Literary Digest

• 10 Mio Fragebögen versandt

• 2,3 Mio zurück

• Landon: 55%,

• Roosevelt: 41%

Tatsächliches Ergebnis:

Roosevelt: 61%

Landon: 37%

Gallup

• 3000 persönl. Interviews

• Richtige Voraussage

Ursachen:

• Niedrige Ausschöpfung: 25 %

• Verzerrte Ausschöpfung

• Verzerrte Ausgangsstichprobe: Basierten auf eigenen Abonnenten sowie Adressen von Telefon- und Autobesitzern

unterrepräsentierten ärmere Bevölkerungsschichten (mehr Wähler der Demokraten)

• 1938: LD eingestellt

Squire, P. (1988): Why the 1936 Literary Digest was wrong. POQ 52, 125-33

Page 22: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Pioniere: George Gallup, Elmor Roper, Archibald Crossley: seit 20ern Marktforschung, seit 30ern politische Themen

1937 Paul Lazarsfeld: Office of Radio Research, später Bureau of Applied Social Research

1941 National Opinion Research Center (NORC) U of Chicago

1944: Lazarsfeld, Paul F., Bernard Berelson & Hazel Gaudet: The People's Choice. New York

1946: American Association for Public Opinion Research (AAPOR)

1946 Survey Research Center U of Michigan

1947: World Association for Public Opinion Research

1947: Institut für Demoskopie Allensbach

1948: Public Opinion Quarterly

Stationen

Page 23: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Simone Wack (1998): Die Branchenstruktur der Markt- und Meinungsforschung in der Bundesrepublik Deutschland von 1986 bis 1996.Eine deskriptive Analyse

Page 24: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

"Survey research is not itself an academic discipline, with a common language, a common set of principles for evaluating new ideas, and a well-organized professional reference group. Lacking such an organization, the field of survey research has evolved through the somewhat independent an uncoordinated contributions of researchers trained as statisticians, psychologists, political scientists, and sociologists. These brief encounters between survey method and bodies of theory have produced what we know about survey quality today"

Standortbestimmung

Robert M. Groves (1987): Research on Survey Data Quality. POQ 51, S156-172, S156

Page 25: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Lang, Kurt & Gladys Engel Lang (1991): The Changing professional Ethos: A Poll of Pollsters. International Journal of Public Opinion Research 3, 323-339

Umfrage: AAPOR-Verzeichnis, American Ass. of Political Consultants, Zeitungsberichte n=270 Grundgesamtheit

Befragung schriftlich 1988 n=129, bereinigt = 53 %

Unterscheidung Newcomers, Intermediate, Veterans

Was vorher gemacht: Newcomers: 37 % aus Politik, Veteranen: 29%

akademischer Hintergrund: Newcomers: 19%, Veteranen: 38%

Ausbildungs-Hintergrund: Newcomers: weniger Sozialwiss., mehr Statistics, Naturwiss., Journalism/Communications

Newcomers: mehr nicht-öffentliche Polls

"Regardless of how you got into this, what have been the one or two major satisfactions for you personally from your polling on politics and political issues?"

Newcomers und Intermediate: mehr „influence public policy“, weniger„improve quality“

"(The findings) show the newcomers, ..to be somewhat less oriented to the professional ethos that the pioneers brought with them into the field. (338)

Page 26: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Demoskopie

Meinungsforschung

Umfragen

Wahlumfragen

Momentaufnahmen

Wahlprognosen

Exit Polls

Hochrechnungen

Das Volk messen: quantitative Bevölkerungsumfragen

Unspezifischer, kann auch durch andere, nicht-quantitative Methoden geschehen

Impliziert wiederum das quantitative Element

Prognosen über Wahlausgang auf Umfragebasis

Keine Voraussage, nur aktueller Stand

Umfragen auf Basis des stattgefundenen Verhaltens

„Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen“...

Prognose auf Basis echter Wahlergebnisse

Spezielles Anwendungsgebiet

Tracking polls Kontinuierliche, jeweils aggregierte Umfragen

Nomenklatur amerikanischer Sozialforscher (Stuart Dodd) schlug den Begriff 1946 vor

Page 27: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Demoskopie

Meinungsforschung

Umfragen

Wahlumfragen

Momentaufnahmen

Wahlprognosen

Exit Polls

Hochrechnungen

Tracking polls

Nomenklatur

Survey/opinion research

Public opinion research

Surveys/polls

Election surveys/polls

Current state of opinion

Election predictions/forecasts

Exit Polls

Projection

Tracking polls

Englisch

Page 28: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Face-to-face

Unterscheidungskriterien für sozialwissenschaftliche Befragungen

Grad der Ausschöpfung der Population

Grad der Standar-disierung des Stimulus

Modus der Befragung

Zeitliche Abfolge

Vollerhebung

Intensiv-Interview

Einmal-Befragung

Random

Stichprobe Quota

demoskopisches Interviewgeschlossene

offene Fragen

CAPI

telefonisch

schriftlich

Email, Internet

Paper & Pencil

CATI

CASQ

Mehrfach-Befragung

Trend

Panel

Page 29: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Auswahl im Haushalt

Auswahl aus Telefonbuch, CD, RDD

Zweistufige Zufallsauswahl beim Telefon-Interview

Page 30: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Response Rates of Listed and Unlisted Numbers

Wolfgang Donsbach & Olaf JanduraUniversity of Technology Dresden, Germany

Joint Conference WAPOR/AAPOR, Montreal, Canada, May 16-21, 2006

Page 31: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Higher Sample Quality

n=2.740 interviews

1

6

-3

-3

-1

1

-12

0

12

4,3

-3

-4

-1

7

-4

4

-14

-1

15

5,9

18-24 years

25 - 44 years

45 - 59 years

60+ years

men

woman

low edu.

middle edu.

hig edu.

average

0 5 10 15 20-5-10-15-20

Gabler- Häder- numbers

only listed numbers

per cent

over-representation

underrepresentation

Differences from official statistics of Dresden.

Page 32: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Ebene der theoretischen Konstrukte

Ebene der Messung

Oper

atio

nal

isie

rung

Wahl von Indikatoren

Page 33: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

1. Erfassen von Veränderungen: Netto vs. individuelle Veränderungen

2. Ursachen für Wandel: individuelle Veränderungen können auf Ursachen verfolgt werden

3. Menge der gemessenen Eigenschaften: Zusätzliche Fragen möglich, da dieselben Personen

4. Daten zu Vergangenheit und Zukunft: Beim Panel nicht auf Erinnerungsvermögen und eigene Kausal-Attributionen des Befragten angewiesen

5. Verlässlichkeit der Ergebnisse: Bei Trend addiert sich Zufallsfehler von zwei Stichproben auf, beim Panel nicht

Trend versus Panel: Was das Panel kann

Page 34: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Untersuchungsdesign

Welle 1

7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1

August 2002

Sept.

Welle 2 Welle 3

Dresdner Projekt zum ersten TV-Duell

Inhaltsanalyse der Nachberichterstattung

Page 35: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Tabelle 3: Fluktuation in der Wahrnehmung des Siegers

Einige Tage später

Schröder Unentschieden Stoiber

Schröder 70% 24% 6%

Unentschieden 24% 54% 22% Direkt nach dem ersten Duell Stoiber 15% 17% 68%

Lesebeispiel: 70 Prozent derer, die Schröder direkt nach dem TV-Duell als Sieger identifizierten, waren wenige Tage später noch immer dieser Meinung, während 24 Prozent sich nicht mehr sicher waren bzw. 6 Prozent nun Stoiber den Sieg zusprachen.

Stoiber verliert stärker als Schröder

Page 36: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

1 Verzerrung und Varianz

1.1 Fehler durch Nicht-Messung

1.1.1 Abdeckungsfehler

1.1.2 Keine Antwort-Fehler

1.1.3 Stichproben-Fehler

1.2 Messfehler

1.2.1 Interviewer

1.2.2 Befragter

1.2.3 Fragebogen

1.2.4 Interviewmodus

2 Validität und Reliabilität

2.1 Validität

2.2 Reliabilität

Groves, Robert M. (1987): Research On Survey Data Quality. Public Opinion Quarterly 51, S156-S172

Fehlerarten der Umfrageforschung

Page 37: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Richard Curtin, Stanley Presser, and Eleanor Singer (2005): Changes in Telephone Survey Nonresponse over the Past Quarter Century. Public Opinion Quarterly 69: 87-98

Nonrespondents are commonly divided into three groups:

those never reached (noncontacts),

those unwilling to cooperate (refusals),

and all others, composed mainly of those for whom it would have been difficult or impossible to cooperate (for example, those with language or hearing barriers).

Page 38: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Response rate on the Survey of Consumer Attitudes has declined dramatically over the past quarter century, averaging roughly one percentagepoint a year.

Moreover, the decline has accelerated in the last few years. In contrast to an average annual decline in response rate of 0.74 percentage points from 1979 to 96, the yearly decline averaged 1.50 points between 1997 and 2003.

Refusals increased an average of 0.21 percentage points per year between 1979 and 2003, whereas noncontacts increased by 0.63 points.

Thus, the perception that it has become increasingly difficult to contact households by telephone, and that noncontacts have become a more substantial part of nonresponse, is borne out by these data.

However, the relative role of noncontacts and refusals has recently reversed.

Although the growth in nonresponse from 1979 to 1996 was driven mainly by rising noncontacts, the even steeper nonresponse rise after 1996 was due mainly to a rise in refusals.

Fazit

Page 39: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

The most promising explanation to account for the SCA increase in both refusals and noncontacts over the past 25 years may be the rapid growth in sales and survey phone calls during the period, though further work is required to document this.

Curtin et al. 2005

Page 40: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

ZUMA-Nachrichten 57, November 2005

Page 41: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

ZUMA-Nachrichten 57, November 2005

Page 42: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Abschnitte aus allgemeiner Methoden-Literatur

Atteslander, P. (2000), Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin/New York: de Gruyter.

Bortz, J. & Döring, N. (1995), Forschungsmethoden und Evaluation für Sozialwissenschaftler: Berlin: Springer.

Brosius, H.B., Koschel, F. (2003). Methoden der empirischen Kommunikationsforschung. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Diekmann, A. (1995), Empirische Sozialforschung. Reinbek: Rowohlt.

Friedrichs, J. (1982), Methoden der empirischen Sozialforschung, Opladen: Westdeutscher Verlag.

Schnell, R., Hill, P. & Esser, E. (1992), Methoden der empirischen Sozialforschung, München: Oldenbourg.

Literatur

Page 43: Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung · disierung des Stimulus Modus der Befragung Zeitliche Abfolge Vollerhebung Intensiv-Interview Einmal-Befragung Random

Prof. Donsbach

Einführung in die standardisierte Befragung

Groves, R. (1987). Research on survey data quality. Public Opinion Quarterly 52 (4). 156-172.

Kaase, M. (1999). Qualitätskriterien der Umfrageforschung. Berlin: Akademie-Verlag.

Wüst, A.M. (1998). Die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften als Telefonumfrage. ZUMA-Arbeitsbericht 98(04).

Price, V. & Neijens, P. (1997). Opinion quality in public opinion research. International Journal of Public Opinion Research 9, 336-360.

Noelle-Neumann, E., Petersen, T. (2000). Alle nicht jeder. Einführung in die Methoden der Demoskopie. Berlin.: Springer.

Koch, W. (1998). Wenn "mehr" nicht gleichbedeutend mit "besser" ist: Ausschöpfungsquoten und Stichprobenverzerrungen in allgemeinen Bevölkerungsumfragen. ZUMA-Nachrichten, 22(42).

Porst, R., Ranft, S.& Ruoff, B. (1998). Strategien und Maßnahmen zur Erhöhung der Ausschöpfungsquoten bei sozialwissenschaftlichen Umfragen. Ein Literaturbericht. ZUMA-Arbeitsbericht 98(07).


Recommended