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Page 1: „Fehlregistrierung des Ohres“ und Hörumbildung

Io. SEPTEMBER 1927 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G . Nr . 37 ~759

,,FEHLREGISTRIERUNG DES OHRES" UND HOR- UMBILDUNG.

Y o n

Dr. W. ANTHON. Aus~der Universltats-Hals-, Nasen- und Ohrellklmik der Charlt6 zu Berlin

(Direktor: Prol. Dr. v. EICKEN).

Anf dem H a m b u r g e r KongreB der Gesellschaft Deutscher Hals-, Nasen- und Ohren~rzte, Pf ings ten 1926, ha t ]3RONINGS ~, das Geh6rorgan auf Grund der modernen physikal ischen Schwingungslehre def inier t als einen manomete ra r t i gen Re- gis t r ierapparat , der die Druckschwankungen der Schall- wellen in sehr differenzier ter Welse als Defo rma t ion auf Nervenzel len registr iert . Das gesch~digte Ohr kann bet der Regis t r ie rung yon Schwingungsgemischen die einzelnen Fre- quenzen verschieden s ta rk wiedergeben. Dadurch k o m m t es dann zur , ,Klangen ts te l lung" ( , ,quahta t iven Dysakusis") . BRONINGS ha t diese , ,Fehl regis t r ie rung" an einem durch eine umfangre iche komphz ie r t e A p p a r a t u r dargeste l l ten ,,kfinst- l ichen O h r " demonst r ie r t , indem er mi t te ls S iebket ten be- s t immte F requenzen ausfallen liel3. Dabei zeigte smh, in welch ents te l l ter Weise Sprache und Musik vou einem so gesch~digten Ohr wahrgenommen werden. Diese zun~tchst f iberraschenden Ergebnisse er fahren in ihrer ]3ewertung da- durch eine gewisse EinschrS~nkung, dab sie un te r kt inst l ich geschaffenen ]3edingungen gewonnen wurden. Infolgedessen ble ibt die Frage often, inwiewei t es ]3RfTNINGS gelungen ist, den tatsS~chlichen VerhS.ltnissen be im Schwerh6rigen nahe- zukommen. Daraus ergibt sich die wicht ige Aufgabe, die ]3rtiningsschen Ergebnisse du tch spemelle Un te r suchungen am Kranken nachzuprt i fen. Solche Unte r suchungen sind nun bereits vor dem H a m b u r g e r Vor t rag yon BR~-NINGS und dem Mtinchener Vor t r ag seines Assis tenten PERWlTZSCHKu yon mir in bezug auf b e s t i m m t e Fl i i s ter laute angestel l t worden. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf meine Veroffent- l ichungen , , f]ber die W a h r n e h m u n g der Fl tmterlaute Sch, S, Ch (palatinale) und F (labiodentale) bet ve rminder t e r H6r- sch~rfe, insbesondere gegenfiber den h6chsten Tdnen" als vor- l~tuflge Mit te i lung in der Zeitschr. f. Hals-, Nasen- u. Ohren- heilk. IO (KongreBbericht) 1924 und als endgfiltige Dar- stel lung in den ]3eitr~tgen zur Anatomie . Physiologie usw. yon PASSOW und SCHAEFER, 2 3. 1926.

Ich konnte feststellen, dab yon Schwerh6rigen, bet denen in der Haup t sache die obere Tongrenze herabgese tz t war, die gef luster ten Lau t e Sch, S, Ch und F ver~nder t wahr- genommen wurden. Dieses Ph~nomen ha t t e ich ursprtinglich als L a u t a b w a n d l u n g bezeichnet ; in meiner endgialtigen Ver- 6ffent l ichung w~thlte ich die wohl t reffendere Benennung HSr- umbildung (Paragnosie). U m diese Ersche inung leicht ver- st~indlich zu machen, m6chte ich reich bet der Dars te l lung zu- n~chst an den Werdegang meiner Beobach tungen hal ten.

Bet der Un te r suchung Schwerh6riger vorzugswelse m i t Herabse i zung der oberen Tongrenze ergab die H6rpr t i fung mi t Fl t i s ter lauten die zuerst f iberraschende Tatsache, dab yon vielen Pa tmn ten ein anderer L a u t als der vorgespro- chene nachgesprochen wurde. Da sich diese Ersche inung auch bet Personen mi t gu ter Al lgemeinbi ldung und Intelt i- genz, insbesondere bet musikal isch geschul ten Pa t len ten fand, so n a h m ich Veranlassung, diese Dinge an einer beschr~nkten Anzahl be s t lmmte r gefl i is ter ter Konsonan ten (Sch, S, Ch, F) genauer zu studieren. Ich ging dabei so vor, dab ich den Pa t i en ten aufforderte , kri t iklos alles nachzusprechen oder au tomat i sch nachzuahmen, was er hSrte, gleichgfiltig, ob das i rgendein GerSmsch, ein sinnvolles oder sinnloses Wor t oder ein Einze l lau t oder dergleichen set. Dabei war yon sei ten der Pa t i en t en die gespanntes te Aufmerksamke i t nStig besonders dann, wenn ihre SehwerhSrigkei t mi t sub jek t iven Ohrger~iu- schen ve rbunden war. Das Eigenger~tusch sowie das von -auBen an das Ohr dr ingende Gerttusch mul3ten auseinander- gehal ten werden. I m fibrigen wurden natfir l ich die tfir eine e inwandfreie HSrprf i fung notwend~gen Kau te len beobachte t , d . h . es wurde jedes Ohr ffir sich allein geprfift, wobei der Pa t i en t den Unte rsucher n icht ansehen durfte. Ferner wurde zur Vermeidung des Er ra tens mi t der Reihenfolge der Prti-

fungslaute 6fters gewechselt . Die Unte r suchungen wurden zumeis t in e inem 6 m langen R a u m e vo rgenommen ; nur in besonderen F~lten wurde ein wesent l ich l~.ngerer benutz t . In 6 m beginnend t r a t ich framer n/iher an den Pa t i en ten heran, i m m e r die Fl i i s ter laute vorsprechend. Jede A n t w o r t in den einzelnen En t f e rnungen wurde not ier t .

Auch wenn wiederhol t und in anderer Reihenfolge gepri if t wurde, ergab sich eine auff~llige Kons tanz der Angaben. Wurde z. ]3. bet der ersten Prf l fung das in 6--1 ,25 m als F gehSrte, geflflsterte Sch in I m als Sch geh6rt, so wurde es auch bet der zweiten und dr i t t en Prf i fung beinahe genau wieder in I m a l s Sch und in 1,25 m als F angegeben. Das gteiche gilt I fir die Prf i fung des S und des F, w~hrend das geflfisterte Ch gewShnlich schwerer aufgefaBt wurde und d a t u m bet wiederhol ter Pr i i fung unterschiedl iche Angaben ents tanden .

Die angeste l l ten Unte r suchungen l ieferten eine Reihe yon Ergebnissen, yon denen hier jedoch nur das Auff~tlligste nnd Interessantes te , nltmlich dieH5rumbildung, besprochen werden soil. Die ver~inderte L a u t w a h r n e h m u n g m a c h t sich gew6hn- lich nur ffir die grSBbren En t fe rnungen bemerkbar , besonders dann, wenn, wie dies in der Regel geschehen soil, die Pr t i fnng in grSBtmSglichster En t f e rnung beginnt und die Schallquelle dem Ohr al lm~hlich n~hergebracht wird. Die Ver~inderung kann sich aber auch bls d icht zum Ohr erstrecken. An einem Beispiel l~tl3t sich am besten veranschaul ichen, worin das Ph~nomen der H 6 r u m b i l d u n g im einzelnen bestand.

Ein 63jahr. Gesangslehrer leldet an rechtsseitiger Nerven- schwerhorigkeit. Die H0rweite fflr hohe Zahlworte betr~gt 3 ~ cm, far tiefe 4,5 m. Die untere Tongrenze liegt bet 28 Doppelschwin- gungen, die obere bet etwa 2ooo. Rinne ist positiv. Ffir die Knochen- leitung ergibt sich das VerhMtnis 5/20 fur die c-Stimmgabel. Das Trommelfell ist ohne pathologischen Befund.

Bet der Prflfung mit dem geflflsterten Sch nahm der Patient in 6 m noch nichts wahr. In 5 m h6rte er an Stelle des Sch ein hauchendes Ger~usch. Er bezeichnete es als H. In 4 m Entfernung und nkher erschlen dann das Sch richtig als Sch im HorbewuBtsein.

]3ei der Priifung mit dem geflfisterten S horte der Patient yon 6 m Entfernung bis zu s/4 m zun~chst nichts. In 6o cm hatte er die erste Lautempfindung. Er h6rte jedoch kein S, sondern an Stelle des geflfisterten S ein F. Erst in 4 ~ cm und n~her gab er an, dab ein S vorgesprochen worden set.

Bet der Prfifung mit dem geflflsterten palatinalen Ch erschien die erste GehOrswahrnehmung in 2 m. Es war jedoch kein Ch, sondern ein H. Aus diesem H oder hauchenden Ger~usch hob sich bet wachsender Annkherung ein S heraus. In I m Entfernung machte das S einem F Platz, und erst dicht am Ohr erschien das Ch als sicheres Ch.

Bei der Prfifnng mit dem geflfisterten F wurde bereits in 6 in vom Ohr eme Wahrnehmung gemacht. Es wurde abet kein F geh6rt, sondern wiederum ein H, ein Hauchen. Dieses t t hielt sich bis dicht zum Ohr. Erst auf meine ausdrflckliche Frage, ob denn der dicht am Ohr geflfisterte und fflr H gehaltene Laut gar nicht an ein F erinnere, wurde eine ~hnlichkeit zugegeben.

Bet der Hgrumbildung hande l t es sich um das gleiche Ph~nomen, das BR~JNINGS ganz al lgemein als ~ehlregistrierung des Ohres bezeichnet , und zwar betr i f f t der ]3egriff H6rum- bi ldnng die speziellen Erscheinungen der Fehlregis t r ierung auf dem Gebiete der W a h r n e h m u n g yon Sprachlauten, w~hrend der Begriff Fehl regis t r ierung schlechthin die Ents te l Iung yon Musik- und Sprachwahrnehmung als Folge qua l i t a t ive r Schwer- h6rigkei t umfassen soll. WXhrend die kfinstl ich geschaffene Versuchsanordnung yon ]3RONIN~S ohne weiteres eine be- s t immte Gesetzm~Bigkeit der Ergebnisse gewXhrleistet, lie- fern meine Unte r suchungen am kranken Ohr den ]3eweis, dab ta ts~chl ich auch klinisch eine gewisse Gesetzm/iBigkeit der HSrumbi ldung bzw. Fehl regis t r ie rung fests tet lbar ist. Diese Gesetzm~gigkei t t r i t t , wie zu erwarten, am sch~rfsten bet reinen Labyr in the rk rankungen hervor. Schon gering- ftigige Ver~nderungen am Trommelfe l l wie Tri ibung, In- jek t ion der Hammergriffgef~13e, Einw~trtsdr~ingung usw., in hSherem Mal3e natfir l ich schwerere Ver~nderungen am Trom- melfel l und im Mlt te lohr selbst beeini lussen die Gesetzm~t3ig- kei t in schwierig zu kontro l l ie render Weise.

N~heren Aufschlul3 fiber die GesetzmXBigkeit der H6r- umbi ldung geflf isterter Lau te geben uns die Ergebnisse der

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a n a l y t i s c h e n U n t e r s u c h u n g e n v o n C. STU~PF e m i t se iner I n t e r f e r e n z m e t h o d e , die f ibr igens d u t c h die yon BR~NINGS t l b e r n o m m e n e vo l l ende te re S i e b k e t t e n m e t h o d e IK. W. WAG- NERS res t los best~it igt werden . E i n Vergle ich m e i n e r k l in isch g e w o n n e n e n R e s u l t a t e m i t den K o n s o n a n t e n a b b a u - E r g e b - n issen yon STUMPF erwies eine b e m e r k e n s w e r t e U b e r e i n s t i m - mung, sowei t es sich u m F o r m e n re iner L a b y r i n t h s c h w e r - h6 r igke i t hande l t e . Diese f J b e r e i n s t i m m u n g legt es nahe , das P h ~ n o m e n der H 6 r u m b f l d u n g in A n l e h n u n g a n STUMPF (und d a m i t zugleich a n K. W. WAGXZR u n d BRf)I':INGS) SO ZU erkl~ren, d a b infolge e iner Perzept ionssch~td igung (bei re iner L a b y r i n t h s c h w e r h S r i g k e i t im S inne e iner E iKengung des obe ren H6rbere iches ) aus de r c h a r a k t e r i s t i s c h e n Ton- s t recke (Fo rman t r eg ion ) eines L a u t e s b e s t i m m t e B e s t a n d t e i l e he raus fa l l en in de r Art , d ab der v e r b l e i b e n d e R e s t m i t dem F o r m a n t e n eines a n d e r e n L a u t e s ve rwechse l t werden k a n n . Diese Verwechs lungsmSgl i chke i t en un te r l i egen e iner gewissen Gesetzm~tBigkeit insofern, als bei besonde r s s t a r k e m Ausfa l l der h o h e n T6ne, wie a u c h aus der S t u m p f s c h e n Tabel le 1 he rvo rgeh t , Seh, S, F u n d Ch sgmt l i ch m i t e i n a n d e r ve rwech- sel t we rden k6nnen . T r e t e n j edoch f o r t s c h r e i t e n d h 6 h e r I r e q n e n t e S c h w i n g u n g e n zu dem L a u t b i l d h i n z u (bei der HSr- p r t i fung d u r c h A n n ~ h e r u n g des U n t e r s u c h e r s a n den Pa - t i en ten) , so e r sche inen b e i m ~ b e r s e h r e i t e n der obe ren Grenze der F o r m a n t r e g i o n des Sch L a n t e l e m e n t e , die d e m Sch n i c h t m e h r a n g e h 6 r e n k6nnen . In fo lgedessen fgll t d a n n die MSg- l i chke i t e iner V e r w echs l ung des P r f i fungs lau tes m i t e inem Sch weg. So werden also die Ve rwechs lungsm6g l i chke i t en be im H i n z u k o m m e n i m m e r h 6 h e r f r e q u e n t e r S c h w i n g u n g e n zu d e m L a u t b i l d in einer Reihenfo lge ve r r inger t , die den obe ren Grenzen der F o r m a n t r e g i o n e n der P r f i fungs l au te en t - spr icht .

N a c h V o r s t e h e n d e m ersche inen e ingehende H6rp r f i fungen zum S t u d i u m des P h g n o m e n s der H S r u m b i l d u n g geeignet , das yon BRONINGS aufges te l l te a l lgememe Pr inz ip der Feh l - r eg i s t r i e rung im e inze lnen zu ve r t i e f en u n d vie l le icht dia- gnos t i sch ve rwereba r zu ges ta l ten .

L i t e r a t u r : 1 B~ONINGS, Uber die Entstel lung yon Sprache und Musik durch quali tat ive Schwerhongkeit und fiber deren I(or- rektur dutch best:rotate M]ttel. Verhandl. der Ges. dtsch. Hals-, Nasen-Ohrenfirzte allf der VI. Jahresversammlullg in Hamburg, Pfingsten 1926. -- ~ C. STUMPF, Zur Analyse gefhisterter Vokale. Passow-Scharters BeitrXge I2. 1919; Zur Analyse der Konsonanten. Passow-Scharfers Beitrage 17. 1921.

Z U R V E R W E N D U N G V O N R I V A N O L IN D E R A U G E N C H I R U R G I E .

Von

Prof . Dr . L. v. LIEBERMANN, B u d a p e s t .

Die yon mi r 1922 m i t ge t e i l t en g i ins t igen E r f a h r u n g e n m : t Rivanol in der A u g e n h e i l k u n d e I w u r d e n se i tdem yon a n d e r e n A u t o r e n m e h r f a c h b e s t ~ t i g t u n d das I n d i k a t i o n s g e b i e t er- wei te r t . Die h/ iuf igste A m v e n d u n g is t wohl die bei a k u t e r B i n d e h a u t e n t z f i n d u n g , zu de ren B e h a n d l u n g ich das Mi t te l zuers t in F o r m yon Tropfen , spare r in Sa lben fo rm e m p f a h l 1.

Der Empfehlllng des iRivanols als prophylaktisches Bindehallt- ant isepticum ha t sich zuletzt Js angeschlossell 1, der es als besonders wertvoll bezeiehnet. Neben dieser Verwendnng als Oberf l :chenant isept icum befolge ich aber seit einigen 5Ionaten auch lloch einen anderen Weg der Operationsprophylaxe mit l~ivanol, um den Schutz noeh wirksamer zu gestalten. Es ist namlieh erst dutch das Rivanol m6glich geworden, eine Wundantiseps@ i.e. S. d. W. zu betreiben, und die Chirurgie macht bereits ausgiebigell Gebrauch davon.

Es l iegt n u n n i c h t s im Wege, dieses P r inz ip auch in der Augench i ru rg ie zu befolgen, u n d zwar n i c h t n u r bei be re i t s e r fo lg ter I n f e k t i o n ( infizierte V e r l e t zungen usw.), w o e s ganz nahe l i egend u n d fas t s e lb s tve r s t~nd l i ch u n d wohl auch bere i t s v ie l fach in A n w e n d u n g ist, s onde r n zu re in prophylaktischem Zweelce. Zu d iesem B e h u f e verbinde ~ch die ln]iltrations- anasthesie des Operationsgebietes mit der prophylaktischen Rivanoleinspritzung. Sei t J a h r e n v e r w e n d e ich n~tmlich die

R I F T . 6. J A H R G A N G . N r . 37 IO. SEPTEMBER :927

Infiltrationsan~sthesie m l t Novoca in (2 %) n i c h t n u r wie all- gemein fiblich bei O p e r a t i o n e n an den L i d e r n u n d A d n e x e n des Auges, sonde rn a u c h bei a l len Bulbusoperationen.

Nach vorausgesehickter oberfl~chlicher Bindehautan~sthesie d u E h Eintraufelung yon Diocain in 2--3 promill. Losung (dies ist ohne ~:irkullg auf Pupille ulld Druck) wird an der Stelle des Eill- grilles 2% Novocaill (mit Sllprarenin- lllld ]Kaliumsulfatzusatz) illjizlert. Die llach 5--1o Minuten eintretende Tiefenwirkung zeigt sich dllreh die partielle Pupillellerweiterung (llach der betr. Seite verzogene Pnpille) an. Dieser Novocainl6sung wird nun zum Zweck der prophylaktischen Antisepsis noch etwa :/~ einer I promill. ~ivanoll6sung zugesetzt. Ill Anbetraeh~ dessen, dab llach 5IORG~N- ROTHS Versuchen Rivanol bereits ill der Verdfinnnng yon I : 4 o ooo Streptokokken i~n Gewebe abt6tet , durfte diese I :4ooo Rivanol enthal tende Misehung mehr als genfigend zu einem wirksamen Schutz sein. Die Elllfuhrung s~mtlicher Ins t rumente erfolgt auf diese \Velse durch ein antiseptisehes Milieu und die Mdglichkeit der Einschleppung yon pathogenen Bindehautkeimen in das Augeninnere ist jedenfalls betr~chtl ich vermindert . DaB dies nicht flberflfissig ist, erhellt daraus, daB, wie bekannt , ab nnd zu auch bei negat ivem Bakter ienbefund Infektionen vorkommen kbnnen; erst wenn dieser zweifelhaft ist oder man gezwungen ist etwa wegen Versagens jeder Therapie bei nicht gallz einwandfreier Beschaffenheit der Bindehant zu operieren. %renn man zudem noch die Staroperation mit Nah t der uber die Wunde herab- gezogenen BJndehaut ausfuhr t -- ein Verfahren, das nicht warm genug empfohlen werden kann --, so ist dami.t, dab der Wund- versehlufi mit rivanoldurehtr~nkter Bindehaut erfolgt, auch far die der Operation folgenden Stullden, also bis zur ersten Verklebllllg der Wunde, eine wirksame Antisepsis gew~hrleistet. Die An- wendung des Rivallols ist -- bei dieser Konzentra t ion -- yon keinerlei Reizwirkung gefolgt.

E b e n der reaktionslose Verlau] yon m i t R i v a n o l - N o v o c a i n b e h a n d e l t e n infizierten Verletzungen, bei d e n e n ich zue r s t das Mi t t e l in V e r w e n d u n g n a h m , wa r es, der re ich ve ran laBte , es auch zu asepf i schen O p e r a t i o n e n he ranzuz iehen , f e rne r a u c h der g la t t e Ver l au f yon bere i t s a u s g e b m c h e n e a e i t r igen Ge- websen tz f indungen . Es is t d a m i t a u c h die F r a g e gelSst, wie m a n in und um entzi~ndete Gewebe ge]ahrlos eine No~Jocain- einspritzung m a c h e n k a n n . Schon bei e inem v e r e i t e r t e n Chalaz ion t a t m a n das n i c h t gerne, u n d n u t m i t der grSBten Vors i ch t ; bei der Inc i s ion eines H o r d e o l u m s schon gar n ich t , u m n i c h t die E i t e r k e i m e m das u m g e b e n d e Gewebe zu ver- schleppen, obzwar diese k le inen Eingr i f fe r e c h t s c h m e r z h a f t sind. D u t c h die B e i m e n g u n g yon R i v a n o l wi rd die AnXsthesie n i c h t n u r ganz gefahrlos, sonde rn sogar de r H e i l u n g fSrderl ich. Das gleiche gi l t ffir die D a k r y o c y s t o p h l e g m o n e , f iber der m a n die H a u t ebenfa l l s sehr gu t m i t R i v a n o l - N o v o c a i n u n e m p - f ind l ich m a c h e n k a n n und fur vieles ~hnl iche.

Ich mSeh te bei dieser Ge legenhe i t - - ledigl ich auf G r u n d de r Analogie, ohne mich dazu k o m p e t e n t guBern zu k 6 n n e n -- anregen, ob bei bedenklichen Zahnextraktionen, oder f i b e r h a u p t bei Z a h n e x t r a k t i o n e n , n i c h t a u c h dieses Vorgehen a m P la tze wgLre.

t3ezfiglich genaue re r t e chn i s che r E inze lhe i t en de r In f i l t r a - t i onsanas the s i e und der d a m i t v e r b u n d e n e n R i v a n o l a n t i s e p s i s bei den ve r sch i edenen Augenope ra t i onen , sei auf e ine gegen- w~r t ig bei de r Zei tschr . f. Augenhei lk . Bd. 62, im D r u c k bef indl iche A r b e i t yon mi r verwiesen.

L i t e r a t u r : : Klin. 5Ionatsbl. f. Augenheilk. 69, 280. -- 2 Med. Klinik 1926, Nr. 32. -- a Klin. Monatsbl. f. Allgenheflk. 78 , 4o6.

DIE ERBANLAGEN DER EINEIER.

Erwiderung auf die Bemerkungen von Leven in Jg. 6, Nr. 21 dieser Wochensehrift.

Won

J . VVAAI~DENBURG, A r n h e m (Hol land) .

LEVEN ha t meille Zuruckweisung seines Angriffes mit emler weiteren Fortsetzullg der Polemik beantwortet . SMile letzten Aus- fiihrungen sind mir aber ebensowenig einleuchtend, wie seine ~rdheren.

Wenn LEVEN seillen Standpunkt , dab E. Z. ,,lediglich die grol3te uns beim l~Ienschei1 bekallnte Annaherung all Erbgleichheit" dar- stellen, verteidigen will, muB er meilles Erachtens wenigstens zwei Bedingungen erffillen: I. dab er mehrere gallz einwalldfreie Bei-


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