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Page 1: Feuerbrandsituation im Jahr 2007 Bericht über die · Bericht über die Feuerbrandsituation im Jahr 2007 Herausgeber Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Bericht über dieFeuerbrandsituation im Jahr 2007

Herausgeber

Bundesministerium für Ernährung,Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)

53123 Bonn

Stand

April 2008

Druck

BMELV

Text

BMELV, Referat 517

Gestaltung

BMELV

Fotos

BMELV

DDiieessee PPuubblliikkaattiioonneenn kköönnnneenn SSiiee bbeesstteelllleenn::

schriftlich: BMELV, Referat 517Rochusstraße 153123 Bonn

E-Mail: [email protected]

Die Broschüre steht im Internet zum Download zur Verfügung unter:www.bmelv.de, Rubrik Landwirtschaft / Pflanzenschutz / Berichte

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter

www.bmelv.de

Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung kostenlos herausgegeben. Sie darf wedervon Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Europa-, Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen. Missbräuchlich ist insbesonderedie Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Ausdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Schrift dem Emp-fänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendetwerden, die als Parteinahme der Bundesregierung zu Gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.

Strategie zur Bekämpfung desFeuerbranderregers ohne Antibiotika

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Vorwort

Feuerbrand ist eine Bakterienkrankheit, die besonders beim

Anbau von Kernobst zu großen Schäden und Ausfällen führen

kann. In den vergangenen Jahren hat sich diese Krankheit so

stark ausgebreitet, dass ganze Obstanlagen gerodet werden

mussten. Solche Rodungen können für einen Obstbaubetrieb

existenzbedrohend sein.

Seit 2003 gibt es deshalb eine gemeinsam von Bundes- und Landesbehörden, Vertretern des

konventionellen und ökologischen Obstbaus, des Verbraucherschutzes, der Imkerei sowie des

Umwelt- und Naturschutzes erarbeitete Strategie zur antibiotikafreien Bekämpfung des

Feuerbranderregers im Obstbau. Jährliche Berichte über die Feuerbrandsituation und die im

Rahmen der Strategie ergriffenen Maßnahmen zur Vorsorge gegen Feuerbrand sind Teil

dieses Ansatzes.

Dazu gehört auch dieser vorliegende, fünfte Gesamtbericht, der den aktuellen Stand im

Kampf gegen den Feuerbrand widerspiegelt. Dabei erstreckt er sich ergänzend auch auf

Österreich und die Schweiz.

Allen, die sich an der Erstellung des Berichtes 2007 beteiligt haben, danke ich herzlich für

ihre Mitarbeit und Unterstützung. Denn eine effektive wie nachhaltige Bekämpfung des

Feuerbranderregers ist der Grundstein für eine ertragreiche Obsternte. Mehr denn je brauchen

wir heute wertvolle und gesunde Lebensmittel, die für eine ausgewogene Ernährung aller

wichtig sind.

Horst Seehofer

Bundesminister für Ernährung,

Landwirtschaft und Verbraucherschutz

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Inhalt Seite

Teil A Bundesrepublik Deutschland......................................................................................................1

1. Infektionsbedingungen und Auftreten von Feuerbrand ..........................................................1

2. Maßnahmen zur Umsetzung der Strategie..............................................................................10

2.1 Beratungs- und Informationsangebot..............................................................................10

2.1.1 Erkennung, Überwachung und Bekämpfung..................................................................10

2.1.2 Internet-Angebot und Pflanzhilfen für den Garten- und Landschaftsbau.......................16

2.2 Forschung........................................................................................................................16

2.2.1 Bekämpfung....................................................................................................................16

2.2.2 Forschungsprojekte des BMELV....................................................................................20

2.2.3 Züchtung .........................................................................................................................22

2.2.4 Prognose..........................................................................................................................24

2.2.4.1 Prognosemodelle.............................................................................................................24

3. Situation des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Streptomycin auf EU-Ebene.........................25

4. Streptomycin ..............................................................................................................................26

4.1 Anwendung .....................................................................................................................26

4.2 Untersuchungen von Honig auf Streptomycinrückstände ..............................................30

4.3 Überwachung von Streptomycinresistenz des Feuerbranderregers ................................32

5. Feuerbrandverordnung.............................................................................................................32

6. Möglichkeiten zur Problemeingrenzung..................................................................................32

7. Ergebnisse und Schlussfolgerungen .........................................................................................33

8. Zusammenfassung .....................................................................................................................35

Teil B Berichte aus Österreich und der Schweiz................................................................................37

Feuerbrandsituation 2007 in Österreich .................................................................................................37

Feuerbrandsituation 2007 in der Schweiz...............................................................................................42

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Teil A Bundesrepublik Deutschland

1. Infektionsbedingungen und Auftreten von Feuerbrand

Befall mit Feuerbrand wurde in 2007 in nahezu dem gesamten Bundesgebiet beobachtet. Nach

geringerem Befall in den vier Vorjahren trat die Krankheit vor allem in Süddeutschland massiv

auf. Folge waren Teil- oder Flächenrodungen und hoher Arbeitsaufwand durch Schnitt- und

Rissmaßnahmen. Durch Sekundärinfektionen von Trieben und Verletzungen durch Hagel traten

Infektionen im Sommer bis in den Herbst hinein auf. Auch das Streuobst war teilweise massiv

befallen.

Nachfolgend werden die Berichte der Länder in zusammengefasster Form wiedergegeben. So-

weit die Länder Angaben vorgenommen haben, werden in Tabelle 1 die ersten Tage mit Infekti-

onsgefahr, der erste beobachtete Befall sowie die zur Beurteilung der Infektionsgefahr einge-

setzten Feuerbrand-Prognosemodelle dargestellt.

Baden-Württemberg

Am 12. April 2007 gab das LTZ Augustenberg, Außenstelle Stuttgart, die Anwendung strepto-

mycinhaltiger Mittel im Regierungsbezirk Freiburg und am 13. April 2007 in den übrigen drei

Regierungsbezirken frei. Behandlungen wurden für den 13. bzw. 14. April 2007 empfohlen. Die

Birnen waren zu diesem Zeitpunkt in der Vollblüte, bei den Äpfeln begann in Baden und Nord-

württemberg sortenabhängig gerade die Blüte. Auch am Bodensee waren die allerersten Blüten

früher Apfelsorten aufgegangen. Aufgrund der anhaltenden warmen Witterung wurden am

17. April 2007 erneut Behandlungen empfohlen. Am 23./24. April 2007 wurde nochmals ge-

warnt, ebenso am 26./27. April 2007 und am Bodensee nochmals am 29. April 2007. Insgesamt

wurden an 5 Terminen Behandlungen für jeweils blühende Bestände empfohlen. Die Tempera-

tursumme, die ein Maß für die Vermehrung der Feuerbrandbakterien in der Blüte darstellt, über-

traf um ein Mehrfaches den Schwellenwert, der für Infektionen erreicht werden muss. Die Bakte-

rien vermehren sich unter solchen Bedingungen explosionsartig. Je nach Blühzustand hätten die

Anlagen meist dreimal behandelt werden müssen, was aber vielerorts nicht befolgt wurde. Die

Blütezeit blieb ohne Niederschläge und an vielen Standorten wurde nicht einmal eine deutliche

Taubildung gemessen. Die Obstbauern nahmen die Warnungen nicht ernst, da entgegen der offi-

ziellen Beratungsinformation die Fehlinformation kursierte, dass ohne Niederschläge Infektionen

nicht möglich seien.

Die ersten Symptome an Äpfeln wurden in Südbaden bereits am 30. April 2007 von einem auf-

merksamen Obstbauern beobachtet, der die Symptome noch aus der Befallssituation von 1993

kannte. Der Befall trat flächig auf einer Fläche von 20 ar auf. Weitere Meldungen über großflä-

chigen Befall aus Mittelbaden gingen am 5. Mai 2007 ein. Die Infektionen der letzten April-

woche wurden in der Symptomausbildung durch die kühle Witterung Anfang Mai so verzögert,

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dass sie erst Ende Mai bis in den Juni hinein sichtbar wurden. Die feucht-warme Witterung mit

Tagesdurchschnittstemperaturen von über 20° C in dieser Zeit waren außerordentlich förderlich

für die Einwanderung der Bakterien von den infizierten Blüten in die Triebe und begünstigten

eine starke Schleimbildung. Es kam zu Sekundärinfektionen von Trieben und zu neuen Infektio-

nen nach Verletzungen durch Hagel. Ab Sommer bis in den Herbst hinein wurde in vielen An-

lagen Befall an der Unterlage M9 festgestellt. Von den 11.000 ha Kernobstfläche im gesamten

Land Baden-Württemberg wurde der Regierungsbezirk Karlsruhe am wenigsten getroffen. Dort

waren ca. 15 ha Erwerbsanbaufläche befallen, in 2 Anlagen musste gerodet werden. Im Regie-

rungsbezirk Stuttgart dagegen waren geschätzte 300 ha betroffen, auf 50 ha waren Teil- oder

Flächenrodungen notwendig. Der Regierungsbezirk Freiburg wies 180 ha Befallsfläche auf, von

denen 20 - 30 ha rodungsreif waren. Am Bodensee waren ca. 500 ha befallen, gerodet werden

mussten ca. 10 - 20 ha. Nach Schätzungen hat der Feuerbrand in Baden-Württemberg in 2007

einen Schaden von über 3 Mio. Euro verursacht. Einberechnet sind dabei die Arbeitskosten der

Kontrollen, der mehrfachen Schnittdurchgänge und die Rodungen einschließlich des Ertragsaus-

falls. Im Streuobst waren die Apfelbäume in vielen Regionen mit unzähligen befallenen Blüten-

büscheln und Trieben übersät. Die Streuobstbirnen dagegen sind von Blüteninfektionen weitge-

hend verschont geblieben, später trat jedoch wieder aktiv werdender Altbefall auf und Triebe

wurden neu infiziert.

Im Rahmen der Befallskontrollen wurden 429 Verdachtsproben aus Erwerbsanlagen, dem Streu-

obstbau und dem Öffentlichen Grün an das LTZ eingesandt und auf Feuerbrandbefall im Labor

untersucht. 65 % der Proben waren positiv. Den höchsten Anteil positiver Proben nahm der

Apfel (54 %) ein, gefolgt von der Quitte (17 %), der Birne (15 %), dem Cotoneaster (6 %) und

dem Weißdorn (4 %).

Bayern

So wie bereits in den letzten Jahren trat Befall in Bayern wiederum flächendeckend auf. Haupt-

befallsgebiete waren im Jahr 2007 die Regierungsbezirke Schwaben, Ober- und Niederbayern.

Besonders stark betroffen war das gesamte Alpenvorland von Lindau mit seinen bedeutenden

Erwerbsobstflächen bis Berchtesgaden. In der Oberpfalz, in Ober-, Unter- und Mittelfranken war

das Befallsausmaß deutlich geringer. Von den bekannten Wirtspflanzen wurden in der freien

Landschaft hauptsächlich Weißdorn und regional Sorbus-Arten, im Erwerbs- und Streuobst-

anbau Äpfel, Birnen und Quitten befallen.

Die Situation in den einzelnen Befallsgebieten stellt sich wie folgt dar:

Lindau

Während der Blütezeit wurden im Anbaugebiet Lindau 5 kritische Infektionsperioden berechnet,

also deutlich mehr als im Jahr 2006 mit nur 3 Infektionsperioden. Es erfolgten Warndienstauf-

rufe an aufblühenden Birnenanlagen (14. April 2007), blühenden Birnenanlagen und aufblühen-

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den Apfelanlagen (17. April 2007), abblühenden Birnenanlagen und blühenden Apfelanlagen

(23. April 2007), blühenden Apfel- und Quittenanlagen (26. April 2007) und abblühenden

Apfelanlagen (29. April 2007).

Durch die ungewöhnlich warme Witterung im April erfolgten die Warndienstaufrufe etwa drei

Wochen früher als 2006. Ab der Birnenblüte bestanden über 2 Wochen ständig Infektionsbedin-

gungen für Feuerbrand. Bei der gleichzeitig herrschenden Trockenheit war der einzige begren-

zende Faktor der Mangel an freiem Wasser, bzw. die nur sehr geringe Taubildung. Trotzdem

reichte dieser wenige Tau aus, um sehr starke Blüten- und Triebinfektionen zu verursachen. In

Betrieben, die aufgrund der dichten Warndienstaufrufe den Bekämpfungstermin zum 23. April

2007 ausgelassen hatten, trat deutlicher Feuerbrandbefall auf.

Ab Mitte der 20. Kalenderwoche wurden in Erwerbsanlagen und in Streuobstbeständen im Raum

Lindau erste befallene Blüten gefunden. Es handelte sich zumeist um Apfelanlagen, in denen

häufig die Sorte ‘Jonagold‘ und deren Mutanten Symptome zeigten. Am 21. Mai 2007 erfolgte

westlich von Lindau in Richtung Wasserburg ein massiver Hagelschlag, der bis zu 100% der

Ernte schädigte und durch verletzte Rindenstellen den Befall mit Feuerbrand weiter begünstigte.

Es wurden starke Infektionen mit Schleimbildung an geschädigten Früchten und Trieben gefun-

den. Trotz regelmäßigem intensiven Ausschneidens traten im Hagelgebiet ständig neue Infekti-

onsherde auf. Eine besonders dichte Kontrolle und Schnittfolge dieser Anlagen war unbedingt

nötig. Einige Anlagen werden hier trotzdem noch gerodet werden müssen. Ein streptomycinhal-

tiges Pflanzenschutzmittel wurde nach dem Hagelschlag auf den betroffenen Flächen nicht ein-

gesetzt. Seitens der örtlichen Obstbauberatung wurde aber darauf hingewiesen, dass die Anwen-

dung nach Hagel grundsätzlich möglich ist, die Behandlung aber unmittelbar nach dem Hagel-

schlag erfolgen muss, da eine zu späte Behandlung (später als 12 Stunden nach dem Hagel-

ereignis) keine Wirkung mehr zeigt.

Bis jetzt erfolgten bei Äpfeln und Birnen keine flächendeckenden Rodungen, es wurden aber

stark befallene Einzelbäume aus den Beständen genommen. Konkrete Zahlen liegen hierzu noch

nicht vor. Um die Bestände möglichst frei von Befall zu halten und befallene Bäume zu retten,

waren in den einzelnen Anlagen bis zu sieben Schnitt- und Rissdurchgänge notwendig. Dies

bedeutete für die Obstbauern einen erheblichen finanziellen und zeitlichen Aufwand. Durch die

zahlreichen Schnittmaßnahmen sind die Bäume in vielen Anlagen „aus dem Gleichgewicht“ (die

Relation von Wurzelbereich zu Kronenvolumen ist erheblich gestört). Ob die Schnittmaßnahmen

letztendlich erfolgreich waren, muss sich noch zeigen. Es ist davon auszugehen, dass ein Teil

dieser sehr stark befallenen Anlagen nach der Ernte doch noch gerodet werden muss. Viele ‘Cox

Orange‘ und ‘Gloster‘ zeigen Befall bis zur Mittelachse. Bei Quitten ist die Rodung von rund

drei Hektar zu erwarten. Ein besonderes Problem stellen auch Junganlagen mit lang anhaltender,

später Blüte und Sorten mit Nachblühern (z.B. ‘Rubinette‘, ‘Pinova‘) dar.

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In den Streuobstbeständen des bayerischen Bodenseeraumes gab es extremen Befall an Birnen

und z. T. auch an Äpfeln. Bei den Birnen wurde Befall bis Oberstaufen (ca. 800 m Seehöhe) ge-

funden. An befallenen Birnen war fast jedes Blütenbüschel schwarz verfärbt. Bei den Äpfeln

ähnelten die Symptome zu Beginn oft starkem Moniliabefall, später wurde aber auch hier

Bakterienschleim an den Trieben und Früchten gefunden.

Regierungsbezirk Unterfranken

Anders stellte sich die Situation in Unterfranken dar. Obwohl hier in den letzten Jahren sowohl

in Erwerbsanlagen als auch im Streuobstbereich immer wieder starker Feuerbrandbefall aufge-

treten ist, war das Schaderregerauftreten 2007 nur sehr punktuell und schwächer ausgeprägt.

Behandlungen mit einem streptomycinhaltigen Pflanzenschutzmittel wurden hier 2007 nicht

durchgeführt.

Regierungsbezirk Niederbayern

Für Erwerbsobstbaubetriebe stellte sich die Situation vergleichbar mit den Betrieben in Lindau

dar. Es ergingen Warndienstaufrufe (phänologisch entsprechend Lindau) am 14. April 2007,

18. April 2007, 24. April 2007 und 26. April 2007. Auch hier war Feuerbrandbefall in Streuobst-

beständen und in der freien Natur zu beobachten.

Regierungsbezirk Oberbayern

Aus den einzelnen Landkreisen des Alpenvorlandes (z. B. Landsberg, Weilheim-Schongau, Ro-

senheim, Traunstein, Berchtesgadener Land) wurde z. T. massiver Befall in Streuobstbeständen

und in Erwerbsanlagen gemeldet. Befallene Apfelsorten waren hier häufig ‘Jonagold‘, ‘Topaz‘

und ‘Brettacher‘. Uneinheitlich zeigte sich die Situation bei Birnen. Obwohl Birnen als sehr an-

fällig bekannt sind, reichten die einzelnen Befallsmeldungen von „nur gering befallen“ bis „sehr

stark befallen“. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann keine abschließende Erklärung gegeben

werden, warum die Birnen so unterschiedlich reagierten. Möglicherweise reichten punktuelle

regionale Niederschläge für eine Infektion aus. Im nördlichen Landkreis Berchtesgadener Land

war der Befall bei Birnen sehr stark, mit bis zu 100 % Befall in einzelnen Ortschaften. Spalier-

birnen zeigten generell, auch im Berchtesgadener Land, einen geringeren Feuerbrandbefall,

vielleicht durch eine raschere Abtrocknung nach Niederschlag.

Die Anwendung eines streptomycinhaltigen Pflanzenschutzmittels erfolgte auf Streuobstflächen

nicht. Die Bekämpfung konzentrierte sich, so wie bereits in den letzten Jahren, auf gezielte

Schnittmaßnahmen und auf Rodungen stark befallener Bäume, rund 450 Rodungen sind bekannt.

Mit einer deutlich höheren Anzahl ist jedoch zu rechnen, da bei freiwilligen Rodungen keine

Meldepflicht besteht. Die Streuobstbestände im Alpenvorland werden weiterhin von ausgebil-

deten Baumwarten auf Feuerbrandbefall kontrolliert und notwendige Bekämpfungsmaßnahmen

mit den Eigentümern abgesprochen. Besitzer befallener Bäume waren, sicherlich auch durch

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jahrelange Informationsarbeit, in der Regel sehr kooperativ und führten geeignete Maßnahmen

durch.

Aus Baumschulen wurden keine Fälle von Feuerbrand gemeldet.

Brandenburg

Die Feuerbrandnachweise konzentrieren sich in diesem Jahr auf den östlichen und südlichen Teil

Brandenburgs. Aufgrund der starken Frostereignisse in den westlichen Teilen mit z. T. völligem

Abstoßen von Blüten und Fruchtansätzen ist möglicherweise aber auch eine Feuerbrandinfektion

stärkeren Ausmaßes verhindert worden.

Der erste Feuerbrandbefall wurde am 6. Juni 2007 im Landkreis Elbe-Elster an Birne (ein Baum,

Sorte „Concorde“) in einer bereits im Vorjahr befallenen Erwerbsobstanlage festgestellt und der

Befund am 12. Juni 2007 labordiagnostisch bestätigt. Es erfolgte die Rodung des befallenen

Gehölzes. In dieser Obstanlage gab es im Verlauf der Sommermonate weitere Feuerbrand-Ver-

dachtsfälle, die sich in der labordiagnostischen Untersuchung jedoch nicht bestätigten. In der

benachbarten Apfelanlage (Sorte ‚Pinova’) wurden im Laufe der Vegetationsperiode zahlreiche

Nachblüher beobachtet, Feuerbrand-Symptome traten hier jedoch nicht auf. Im Hausgartenbe-

reich bestätigte sich der Feuerbrand-Befallsverdacht an einer Quitte. Weiterhin wurde Feuer-

brand an Crataegus an zwei Standorten in der freien Feldflur im östlichen Teil Brandenburgs

festgestellt. Aus Gründen des Objektschutzes, für die in der Nähe befindliche Obstanlagen,

wurde an einem Standort die Rodung angeordnet. Im weiteren Verlauf des Jahres ist auch an ei-

ner Alt-Befallsanlage in Frankfurt (Oder) der positive Nachweis von Feuerbrand an 3 einzelnen

Bäumen erbracht worden, sowohl an Birne als auch an Apfel. Damit wurde das Auftreten von

Feuerbrand an insgesamt 4 Pflanzenarten und an 5 Standorten in Brandenburg festgestellt.

Hessen

2007 wurde in Hessen erstmals nach mehreren Jahren wieder ein stärkeres Auftreten des Feuer-

brandes beobachtet. Auffällig hierbei ist, dass zur Hauptinfektionszeit, nämlich zur Blüte, zu-

nächst keinerlei Feuerbrandinfektionen bei den umfangreich durchgeführten Bestandskontrollen

aufzufinden waren. Erst etwa sechs Wochen nach Blühende, wurde teils massiver Triebspitzen-

befall in mehreren Erwerbsobstbaubetrieben festgestellt. Ein erster Feuerbrandbefall wurde am

1. Juni 2007 an einer Weißdornhecke im Main-Kinzig-Kreis ermittelt. Knapp zwei Wochen spä-

ter, am 11. Juni 2007 wurde massiver Triebspitzenbefall in einem Erwerbsobstbaubetrieb in Tre-

bur durch den Betriebsinhaber festgestellt und noch am gleichen Tag vom zuständigen Pflanzen-

schutzberater des LLH begutachtet und bestätigt. Befallen war eine etwa 2 ha große Kernobst-

anlage. Es handelte sich hier um einen massiven Befall (10-12 befallene Triebe/Baum), beson-

ders betroffen waren die Sorten „Gala“ und „Jonagold“. Am 12. Juni 2007 wurde ein massiver

Befall durch den Betriebsinhaber eines Erwerbsobstbaubetriebes aus Klein-Zimmern (Raum

Darmstadt/Dieburg) gemeldet. Auch hier erfolgte noch am gleichen Tag eine Kontrolle durch

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den zuständigen Pflanzenschutzberater des LLH, der einen massiven Befall in einer etwa 1,5 ha

großen Kernobstanlage bestätigte.

Am 12. Juni 2007 erfolgte eine Beprobung einer befallsverdächtigen Anlage in Ockstadt. Ein

Befall durch den Erreger des Feuerbrandes wurde in der Diagnoseeinrichtung des PSD bestätigt.

Der Erstbefall trat hier zunächst an Birnen („Vereinsdechants“, „Rote Williams Christ“, „Con-

corde“) auf, weitete sich aber schnell, trotz intensiver, regelmäßiger Rückschnittmaßnahmen

auch auf das Apfelquartier (hier v. a. „Berlepsch“ befallen) aus. Besonders erstaunlich ist bei

diesem Fall, dass in der Gemarkung Ockstadt und in der Umgebung bisher noch nie ein Fall von

Feuerbrand zu verzeichnen war. Auch im schweren Befallsjahr 1993 blieben Ockstadt und Um-

gebung befallsfrei. Ebenfalls am 12. Juni 2007 wurde ein mittlerer Befall aus einer ökologisch

bewirtschafteten Apfelanlage aus Schaafheim (Raum Darmstadt/Dieburg) gemeldet. Auch hier

bestätigte sich der Verdacht nach Beprobung und anschließender Untersuchung in der Diagnose-

einrichtung des PSD. Betroffen waren hier ca. 2,0 ha.

Ende Juli wurde ein stärkerer Befall an einer Weißdornhecke am Südbahnhof Elz/Limburg ge-

meldet. Am 9. August 2007 meldete der Eigentümer, die DB-Netz AG, dass diese Hecke gerodet

und verbrannt worden war.

Mecklenburg-Vorpommern

Bei den Kontrollen des amtlichen Pflanzenschutzdienstes des Landes Mecklenburg-Vorpom-

mern in den gemäß Pflanzenbeschauverordnung und Anbaumaterialverordnung registrierten

Baumschulbetrieben, dem Erwerbs- und Streuobstbau, sowie Kontrollen von Gehölzen in der

Flur wurden folgende Ergebnisse ermittelt:

Kontrollierte Einrichtungen Anzahl positiver Fälle (Labortest) Maßnahmen

Baumschulen Obst- und Ziergehölze

1 Rodung, Verbrennung

Forstbaumschulen

0 entfällt

Erwerbsobstanlagen

1 Rodung, Verbrennung

Öffentliches Grün (Hecken, Autobahnrandstreifen, Stadtgrün)

11 Rodung / Rückschnitt, Verbrennung

Die Ergebnisse der diesjährigen Feuerbrandkontrolle zeigen im Vergleich zu 2006 eine Zunahme

des Feuerbrandauftretens. Insgesamt wurde im Öffentlichen Grün an 11 Standorten Feuerbrand-

befall an Weißdorn festgestellt.

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Erstmals, nach jahrzehntelanger Pause, war in Mecklenburg-Vorpommern eine Erwerbsobstan-

lage, in der 5,0 ha mehrjährige Apfelbäume (3,2 ha Sorte „Frühe Victoria“ und 1,8 ha „Johann

Böttner“) mit Feuerbrand befallen. Feuerbrandbefall trat außerdem in einer Baumschule an

Cotoneaster auf.

Niedersachsen

Das Auftreten von Feuerbrand wurde in 2007 in Niedersachsen lediglich sporadisch in Erwerbs-

anlagen des Obstbaus (Kernobst), in Baumschulen (Cotoneaster) sowie im öffentlichen und

privaten Grün (Cotoneaster, Crataegus) beobachtet. Die Bestandskontrollen an Feuerbrand-

wirtspflanzen erfolgten gemäß Pflanzenbeschauverordnung und Anbaumaterialverordnung in

registrierten Baumschulen. Schnittmaßnahmen und Rodungen waren als Gegenmaßnahmen

ausreichend.

Nordrhein-Westfalen

Im Sommer wurden in einigen wenigen Apfelanlagen im Raum Mönchengladbach Feuerbrand-

infektionen beobachtet werden. Durch Teilrodungen und Rückschnitt konnten die Anlagen bis-

her großteils gerettet werden. Die im Jahr 2005 befallene Apfelanlage (Sorte „Pinova“) im Raum

Meckenheim und die Birnenanlage in Dormagen zeigten in diesem Jahr nur geringen Befall.

Rheinland-Pfalz

Trotz der extremen Trockenheit während der gesamten Blühphase – es fiel keinerlei Nieder-

schlag in dieser Zeit – gab es in der Pfalz teilweise stärkeren Befall in unbehandelten Anlagen,

vor allem am einjährigen Holz und an Nachblühern. Die Apfelsorten „Pilot“, „Gala“ und „Rubi-

nette“ zeigten sich als besonders anfällig. Betroffen waren 10 – 20 ha Ertragsanlagen. Kein Be-

fall trat in Ertragsanlagen auf, die mit einem Streptomycin-haltigen Pflanzenschutzmittel termin-

gerecht behandelt worden waren. Bei gleich trockenen Witterungsverlauf gab es in Rheinhessen

vereinzelt Befall an Birne („Winterforelle“) und Quitte. Kein Befall wurde im Raum Ahrweiler

und Trier festgestellt.

Sachsen

2007 war gemessen an der Anzahl befallener Gehölze ein etwas überdurchschnittliches Auftreten

der Feuerbrandkrankheit am Kernobst und anderen Wirtspflanzen in Sachsen zu verzeichnen.

Herauszuheben ist, dass Feuerbrand in Regionen des Landes (Ostsachsen, Raum Chemnitz) auf-

trat, wo er in den letzten 15 Jahren nicht oder nur sehr geringem Umfang festgestellt wurde.

Am Standort Dresden-Pillnitz wurden im Versuchsfeld 3 Fälle und in dessen Umfeld 8 Fälle

festgestellt. Die Untersuchung von Rindennekrosen aus dem Versuchsfeld Dresden-Pillnitz

brachte im April keinen Nachweis des Erregers.

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Der erste Nachweis von Neubefall an Quitte und Weißdorn am 5. Juni 2007 erfolgte in einem

Zeitraum, wie es in der Region in vielen Jahren der Fall ist. Die phänologische Entwicklung der

Gehölze hatte zu diesem Zeitpunkt aber einen Vorsprung von etwa 14 Tagen gegenüber dem

Durchschnitt. Der Blühbeginn der Birnen lag im Raum Dresden-Pillnitz um den 10. April 2007

und der von „Idared“ um den 20. April 2007. Blühende bei Apfel war in den ersten Maitagen,

bei Quitten und Weißdorn um den 10. Mai 2007.

Im Versuchsfeld Dresden-Pillnitz trat ab dem 6. Juni 2007 Feuerbrand an Apfel auf mit den

Schwerpunkten in der 2. und 3. Junidekade. Interessant ist das fast gleichzeitige Auftreten von

Symptomen an Apfel, Birne, Quitte und Weißdorn. Der Zustand der Gehölze mit festgestelltem

Befall im Juli und August lässt vermuten, dass der Beginn der Symptomausbildung weit zurück

lag. Im Versuchsfeld Dresden-Pillnitz zeigten 236 Bäume Feuerbrandbefall; bis auf eine Birne

handelte es sich ausschließlich um Kulturapfelsorten und Wildapfelarten. Diese Relation ist be-

merkenswert, weil 2006 fast ausschließlich Birnen befallen waren. Bei den Kulturapfelsorten

waren „Gloster“, „Jonagold“ und „Piflora“ unter den befallen Bäumen dominierend. Auch

„Cameo“ zeigte relativ häufigen Befall. Ein Befallsschwerpunkt lag im Apfelwildartensortiment.

Räumlich war der Befall über das gesamte Versuchsfeld verteilt mit drei deutlichen Befalls-

schwerpunkten. Im Juli zeigten nur noch Einzelbäume Befallssymptome. Im August kam der

Befall zum Erliegen.

2007 wurden im Versuchsfeld erstmalig Apfelbäume durch Gesundungsschnitt saniert. Die

Schnittmaßnahmen an jedem einzelnen Baum wurden dokumentiert. Wiederholtes Symptom-

auftreten nach Gesundungsschnitt war über 8 Wochen bis Ende Juli zu beobachten. Bei der

Mehrzahl der Bäume traten nach einem Sanierungsschnitt keine neuen Symptome auf. Im

Maximum waren an 6 Terminen über einen Zeitraum von 40 Tagen verteilt Schnittmaßnahmen

notwendig. Neben Langtriebbefall trat fast im gesamten Zeitraum auch Befall an Fruchtbüscheln

auf.

In der ersten Junidekade trat in einer Erwerbsquittenanlage von 2 ha Befall auf, die auch schon in

den Vorjahren betroffen war. Umfangreiche Schnittmaßnahmen waren erforderlich, Rodungen

nicht notwendig. In einem weiteren Erwerbsobstbaubetrieb trat in 2 Birnenanlagen auf etwa 9 ha

Befall auf. Neben umfangreichen Rückschnittmaßnahmen war in einer Junganlage mit Vor-

jahresbefall die Rodung von etwa 10 Bäumen mit Nekrosen am Stamm notwendig.

Bei Kontrollen in Baumschulen durch Mitarbeiter des Referates Pflanzengesundheit und Diag-

nose wurde in einer Baumschule Befall an Apfel und in einer weiteren an Feuerdorn an jeweils

einem Gehölz festgestellt.

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Sachsen-Anhalt

Bei Kontrollen und Anlagenbegehungen im Erwerbsobstbau wurde kein Befall festgestellt. Es

gab auch keine Befallsmeldungen. Aus Baumschulen lagen keine Befallsmeldungen vor. Bei den

Kontrollen des amtlichen Pflanzenschutzdienstes gemäß Pflanzenbeschauverordnung und An-

baumaterialverordnung in registrierten Baumschulbetrieben im Juli/August wurde kein Befall

oder Befallsverdacht festgestellt. An Weißdorn lag in Feldflur und öffentlichem Grün verbreitet

Befall vor. Aus Haus- und Kleingarten wurde kein Befall gemeldet.

In Sachsen-Anhalt war Feuerbrand 2007 kein besonderer Schwerpunkt, obwohl es auf Grund des

Witterungsverlaufes mehrere Perioden mit erhöhtem Infektionsrisiko gab. Der erste Tag mit In-

fektionsgefahr war der 7. Mai 2007. Günstige Infektionsbedingungen lagen zur Zeit der Weiß-

dorn-Blüte vor. Erster Befall an Weißdorn wurde Anfang Juni (23. KW) beobachtet.

Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein ist in drei registrierten Baumschulbetrieben Feuerbrand festgestellt wor-

den. Erster Befall wurde Anfang Juni gesichtet. Betroffen waren die Arten/Sorten Crataegus

monogyna und Pyrus spp. Der Befall wurde in allen Fällen durch Rodung beseitigt. An Wirts-

pflanzen im Haus- und Kleingartenbereich und im Öffentlichen Grün, soweit sie in die Kon-

trollen einbezogen waren, wurde kein Befall festgestellt.

Thüringen

Die erste Befallsfeststellung in Thüringen erfolgte am 10. Mai 2007 an Apfel und Weißdorn. Im

Jahr 2007 wurde in 23 von 56 Laborproben der Feuerbranderreger nachgewiesen; hinzu kommen

noch 21 visuell eindeutig festgestellte Befallsherde.

In einem Fall war ein Erwerbsobstbaubetrieb betroffen; es handelte sich um eine fertigierte und

wüchsige Junganlage Apfel mit mehreren Sorten. Als besonders anfällig erwiesen sich die Sorten

‚Braeburn’, ‚Delcorf’ und ‚Gala’. Die Infektion der Anlage (11,6 ha) ging von befallenem Weiß-

dorn aus, der in der Nähe stand. Am 25. Mai 2007 trat Hagel mit Triebverletzungen auf, in des-

sen Folge es zu starken Triebinfektionen kam. Andere Obstanlagen oder Baumschulen waren

von Feuerbrand nicht betroffen.

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren war eine Befallszunahme zu beobachten. Feuerbrand

tritt in allen Regionen Thüringens auf.

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Tabelle 1: Erster Tag mit Feuerbrand-Infektionsgefahr in 2007 (nach den eingesetzten Prognosemodellen)

Land Erster Tag mit

Infektionsgefahr Erster beobachteter

Befall an .... (Pflanzenart) Prognosemodell

Baden- Württemberg

13. April 30. April an Apfel Prognose-Programm der LfP (besteht aus Billing´s Integrated System 95 und Maryblyt 4.3, 1996)

Bayern 14. April (Lindau) 20. Kalenderwoche (Lindau, ’Jonagold’)

MaryblytTM, nach Steiner und Moltmann

Brandenburg keine Infektionstermine an Wetterstationsstandorten für Apfel und Birne

6. Juni im Landkreis Elbe-Elster an Birne

TOSS-Modell nach Berger

Hessen 17. April 1. Juni an Apfel Anlafbra nach Berger

Mecklenburg- Vorpommern

keine Angaben 20. Juni an Crataegus MaryblytTM

Nordrhein- Westfalen

keine Angaben Sommer (an Apfel) MaryblytTM und Billings Integrated System 95 (BIS 95)

Rheinland-Pfalz

13. April 4. Mai, während der Blüte (an Apfel, Birne, Quitte)

MaryblytTM

Sachsen 14. April (Birnenblüte) 5. Juni (Crataegus, Quitte) 6. Juni (Apfel)

Anlafbra nach Berger

Sachsen- Anhalt

7. Mai 23. Kalenderwoche (Crataegus)

Anlafbra nach Berger

Schleswig- Holstein

keine Angaben Anfang Juni (Crataegus) entfällt

Thüringen 24. April 10. Mai (Apfel, Crataegus) Anlafbra nach Berger

2. Maßnahmen zur Umsetzung der Strategie

2.1 Beratungs- und Informationsangebot

2.1.1 Erkennung, Überwachung und Bekämpfung

Vor dem Hintergrund der hohen Feuerbrandproblematik in 2007 wurden die Maßnahmen zur

Umsetzung im fünften Jahr der Strategie mit weitreichenden Informationsangeboten für den in-

tegrierten und ökologischen Obstbau, die Imker und das Öffentliche Grün, einschließlich Haus-

und Kleingartenbereich fortgesetzt. Es stand ein breites Beratungs- und Informationsangebot

über die Bedeutung, die Erkennung und die Bekämpfungsmöglichkeiten des Feuerbrandes zur

Verfügung. Aufgrund der Strukturen des Obstbaus in Deutschland sowie der regional unter-

schiedlichen Bedeutung der Krankheit mit Schwerpunkten im süddeutschen Raum war dieses

Angebot in Baden-Württemberg und Bayern besonders intensiv. In Ländern mit nur sporadi-

schem Auftreten von Feuerbrand wurden über den Pflanzenschutzdienst allgemeine Warnhin-

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weise herausgegeben und Informationen zur sorgfältigen Kontrolle der Bestände und des Umfel-

des gegeben. Zur Verbreitung der Informationen wurden besonders die Printmedien sowie das

Internet herangezogen. Die insgesamt vielfältigen Aktivitäten der Länder wurden fachlich durch

alle an der Umsetzung der Strategie beteiligten Verbände und Einrichtungen unterstützt.

Schon in den Vorjahren mit schwächerem Feuerbrandbefall war trotz vielfältiger vorbeugender

Maßnahmen und umfangreicher Informationsangebote für Obstbauern, das Öffentliche Grün ein-

schließlich Haus- und Kleingartenbereich ein völliger Verzicht auf die Anwendung von Strepto-

mycin im Erwerbsobstbau nicht möglich. In der massiv vom Feuerbrand betroffenen Obstsaison

2007 wurden von den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Rheinland-

Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen deshalb Allgemeinverfügungen für den Erwerb

und die Anwendung von den Pflanzenschutzmitteln „Plantomycin“, „Strepto“ oder „Firewall 17

WP“, die den Wirkstoff Streptomycin enthalten, als Voraussetzung für die Genehmigung durch

das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) nach § 11 Abs. 2

Satz 1 Nr. 2 des Pflanzenschutzgesetzes („bei Gefahr im Verzuge“) erlassen.

In Baden-Württemberg wurden die Obstbauern in Winterveranstaltungen, in der Fachpresse, in

Gemeindemitteilungsblättern und in Merkblättern, die jedem Berechtigungsschein für den

Erwerb von einem streptomycinhaltigen Pflanzenschutzmittel beilagen, über die Umsetzung des

Strategiepapiers sowie über die Anwendungsmöglichkeiten von streptomycinhaltigen Mitteln

informiert. Dabei wurde besonders auf die vorbeugenden Maßnahmen zur Abwehr des Feuer-

brands hingewiesen. In einer Besprechung am 20. März 2007 wurden im Ministerium für Er-

nährung und Ländlichen Raum, Stuttgart, gemeinsam mit dem Deutschen Imkerbund, dem Er-

werbsimkerverband und dem Landesverband Erwerbsobstbau Maßnahmen zur Umsetzung des

Strategiepapiers für 2007 festgelegt. Die Imkerverbände informierten ihre Mitgliedsvereine hier-

über und über die Abrufnummern des telefonischen Auskunftsgebers, über den die Termine für

die Anwendung von streptomycinhaltigen Mitteln von den Landratsämtern mitgeteilt werden.

Das LTZ Augustenberg, Außenstelle Stuttgart, benachrichtigte direkt die Vorsitzenden des

badischen und württembergischen Imkerverbandes über die aktuelle Infektionsgefahr.

Es wurden die üblichen Maßnahmen zum Objektschutz wie Beratung und Öffentlichkeitsarbeit

durchgeführt. Die Beratungsarbeit wurde u. a. mit Hilfe von Merkblättern und Broschüren fort-

geführt.

In Baden-Württemberg steht an 3 Standorten (Stuttgart: Brackenheim, Karlsruhe: Kieselbronn,

Tübingen: Walddorf-Häslach) ein Sortiment von Streuobstbäumen, das aus 9 Apfelsorten und

6 Birnensorten auf Sämling sowie auf den Unterlagen MM 111 und OHF 69 besteht. Die Sorten

wurden danach ausgewählt, wie sie nach Beobachtungen in den starken Feuerbrandbefallsjahren

1993 bis 1995 erkrankten. Das Sortiment auf Sämlingsunterlagen wurde im Herbst 1995 oder im

Frühjahr 1996 gepflanzt. Das Sortiment auf MM 111 und OHF 69 wurde im Herbst 1997 oder

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Frühjahr 1999 gepflanzt. Bisher trat in den Pflanzungen noch kein Feuerbrandbefall auf, der eine

Auswertung erlaubt hätte. Zusätzlich wird eine „Vorläufige Liste einiger für den Streuobstbau

geeigneter und ungeeigneter Apfel- und Birnensorten hinsichtlich ihrer Feuerbrandanfälligkeit

aufgrund bisheriger Beobachtungen“ herausgegeben. Sie wurde nach dem letzten starken

Befallsjahr 2000 anhand der Ergebnisse einer neuen Umfrage aktualisiert (im Internet unter

www.lfp-bw.de zu finden:

http://landwirtschaft.bwl.de/servlet/PB/show/1050074_l1/sortenwahl.pdf).

In Bayern tritt bereits seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts Feuerbrand in jährlich wech-

selndem Ausmaß regelmäßig auf. Der Erreger hat sich endgültig etabliert und das Auftreten von

Feuerbrand hat keinen speziellen „Neuigkeitswert“ mehr. Es hat sich auch erwiesen, wie Bei-

spiele aus der Schweiz in diesem Jahr deutlich zeigen, dass durch großflächige und rigorose

Rodungen in der freien Landschaft der Befall nicht zu bremsen ist. Auf diese Situation müssen

sich Bekämpfungsstrategien und Beratungsempfehlungen einstellen.

Von den zuständigen Mitarbeitern an den Ämtern für Landwirtschaft und Forsten Kempten und

Würzburg wurden regelmäßige Feldbegehungen für die Erwerbsobstbauern durchgeführt. Am

Amt für Landwirtschaft und Forsten Kempten wird bereits seit 1998 befristet während der Saison

ein Feuerbrandbeauftragter zur Unterstützung der Obstbaufachberaterin eingestellt. Die Auf-

gaben umfassen u. a. die Erfassung von Befallsherden und die Überprüfung gemeldeter Feuer-

brandfälle.

Die vorhandenen Beratungskapazitäten konzentrieren sich insbesondere auf den Erwerbsobstbau

und schützenswerte Flächen. Für die Anbaugebiete Lindau und Unterfranken wurde der Feuer-

brandwarndienst vor Ort durch die Ämter für Landwirtschaft und Forsten Kempten und Würz-

burg organisiert.

Zusätzlich wurde für Gesamtbayern ein Warndienst mit Hinweisen zur Feuerbrandentwicklung

von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) über das Internet zur Verfügung

gestellt. Dazu wurden je Regierungsbezirk die Daten der Wetterstationen des agrarmeteorologi-

schen Messnetzes in Bayern ausgewertet und verrechnet.

Eine sehr wichtige Aufgabe bei der Beratung für den Hausgarten, in geschlossenen Ortschaften

und in der freien Landschaft übernehmen die Kreisfachberater für Gartenkultur und Landes-

pflege an den Landratsämtern und kreisfreien Städten. Als wichtige Ansprechpartner der Bürger

vor Ort beraten sie über die Gefahren des Feuerbrandes und zur situationsgerechten Vorgehens-

weise. Sie organisieren Begehungen, oft gemeinsam mit den örtlichen Gartenbauvereinen, die

Probenahme und den Transport von Pflanzenmaterial und beraten über Folgemaßnahmen.

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Am Amt für Landwirtschaft und Forsten Rosenheim wurden Verdachtsproben zentral für ganz

Bayern auf Feuerbrand untersucht. Im Jahr 2007 hatte das Amt, bedingt durch den starken Feu-

erbrandbefall, eine ungewöhnlich hohe Probenanzahl zu bearbeiten. Von den insgesamt 469 ein-

gesandten Proben hatten 369 (=79 %) Feuerbrandbefall. Zusätzlich wurden 177 Proben im bakte-

riologischen Labor des Instituts für Pflanzenschutz der LfL untersucht. Davon hatten 140 Proben

(=79 %) Feuerbrand.

Speziell für die Zielgruppe Hausgarten und Streuobst wurde vom Institut für Pflanzenschutz der

LfL ein völlig neuer Internetbeitrag erarbeitet, in dem aufgezeigt ist, wie bei den geänderten

Rahmenbedingungen mit Feuerbrandbefall umzugehen ist (www.lfl.bayern.de/Pflanzenschutz).

Dieser Beitrag wurde bis Juni 2007 4572 mal abgerufen. Mit finanzieller Unterstützung des Bay-

erischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege wurde eine neue LfL-Information

„Feuerbrand-Hinweise für Haus-, Kleingarten und Streuobst“ veröffentlicht. Die Nachfrage ist

bei Garten- und Streuobstbesitzern sehr groß. Sie wurde zwischenzeitlich auf Anfrage über 5000

mal verteilt.

In Brandenburg wurden Obstbaubetriebe und Baumschulen nach Erstauftreten von Feuerbrand

an Crataegus über die Warnhinweise informiert und erhielten Hinweise zur sorgfältigen Kon-

trolle der Bestände und des Umfeldes. Ebenso erfolgten die Informationen auf der Internet-Seite

des Pflanzenschutzdienstes und auf www.isip.de sowie im Videotext für die breite Öffentlich-

keit. Gesonderte Aktionsprogramme und Aufklärungskampagnen gab es nicht.

In Mecklenburg-Vorpommern wurden Obstbaubetriebe durch den amtlichen Dienst informiert,

bei Zukauf von Feuerbrandwirtspflanzen die Regelungen des EU-Pflanzenhandels einzuhalten

(EG-Passkontrolle) sowie eine Eingangskontrolle der empfangenen Gehölze durchzuführen. Ei-

gentümer von Weißdorngehölzen sowie die zuständigen Einrichtungen für das Öffentliche Grün

wurden durch den amtlichen Pflanzenschutzdienst über die Maßnahmen zur Bekämpfung des

Feuerbrandes eingehend informiert. Bei einer 5 ha Apfel-Erwerbsobstanlage mit Befall wurde

vorsorgend die gesamte Befallsfläche gerodet, die Bäume verbrannt und um die gesamte Obstan-

lage eine Sicherheitszone (Auflage: Rodung vorhandener Weißdornbestände in der Sicherheits-

zone) gelegt. Für das befallene Quartier einer Baumschule (Cotoneaster-Pflanzen aus eigenem

Aufwuchs) wurden Rodung und Verbrennung und für die 11 Standorte im Öffentlichen Grün mit

befallenen Weißdornbüschen Rodung / Rückschnitt und Verbrennung angeordnet.

Durch die der LWK Nordrhein-Westfalen wurden Haus- und Kleingärtner über die Feuerbrand-

krankheit in einigen Veranstaltungen informiert. So u. a.: Fortbildung Kleingärtner des Landes-

verbandes Rheinland am 17.-18. August 2007 und am 30. November - 1. Dezember 2007, Info-

stände: 2. September 2007 Obstmarkt in Oberpleis, und Seminare in Köln-Auweiler. Aus den

Bereichen „Obstbau“, „Öffentliches Grün“ und „Haus- und Hobbygarten“ wurden durch den

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Pflanzenschutzdienst 49 Proben, davon 11 positiv auf Feuerbrandbefall untersucht (bis

September 2007).

Gezielte Fortbildungen von Obstbauern durch Informationen in Print-Medien sowie Veranstal-

tungen, z. B. auch zur Fortbildung von Lehrern an berufsbildenden Schulen wurden durchge-

führt. Es erfolgten zur Feuerbrandkrankheit Hinweise in Publikationen der Fachpresse (z. B.

Monatsschrift), dem Gartenbaufax und in den Warnhinweisen des Pflanzenschutzdienstes. Die

Feuerbrandproblematik und Maßnahmen zur Verhinderung von Sekundärinfektionen wurde

durch den Pflanzenschutzdienst NRW auf verschiedenen Veranstaltungen aufgefrischt:

9. Januar 2007 Pflanzenschutztag, Köln-Auweiler; 18. Januar 2007 Obstbautag, Westfalen-

Lippe; 28. Februar 2007 Pflanzenschutztag Fachgruppe Niederrhein; 14. März 2007 Pflanzen-

schutztag Fachgruppe Bonn Rhein-Sieg, 14. März 2007 Fortbildung für Obstbaubetriebsberater

der Landwirtschaftskammer NRW, Köln-Auweiler.

Eine Informationsbroschüre zur Feuerbrandproblematik ist beim Pflanzenschutzdienst NRW

erhältlich.

In Rheinland-Pfalz wurden die Obstanbauer von der Offizialberatung vor und während der

Kernobstblüte schriftlich (Warndienst), per Alibiphon und vor Ort (im Rahmen der regionalen

IP-Gruppen-Feldrundgänge) über die Infektionstermine und die nichtchemischen und chemi-

schen Bekämpfungsmöglichkeiten informiert.

Wie in den vergangenen Jahren wurden in Sachsen wieder Fachberater aus allen 35 Regional-

verbänden der Kleingärtner in der Sächsischen Gartenakademie zum Thema Feuerbrand ge-

schult. In den Regionalverbänden wurden die Informationen zum Thema Feuerbrand über die

Jahresversammlungen, Schulungsveranstaltungen sowie Aushänge an Mitteilungstafeln an die

Mitglieder der Vereine weitergegeben.

Bei verschiedenen Veranstaltungen für Kleingärtner wie „Pillnitzer Gartentag“ wurde ein Infor-

mationsblatt zum Feuerbrand verteilt. In der örtlichen Presse erschienen wie in den zurücklie-

genden Jahren Hinweise zur Feuerbrandkrankheit. Ein erhöhter Probeneingang aus Kleingärten

unmittelbar nach Veröffentlichungen zum Feuerbrand in der Presse zeigt die Wirksamkeit dieses

Informationsweges. Die Begehungen der Haus- und Kleingärten im Rahmen der Umfeldkon-

trollen im Raum Dresden-Pillnitz wurden genutzt, um in Gesprächen mit den Anwohnern die

Kenntnisse zum Feuerbrand zu erweitern.

Die Thematik Feuerbrand ist permanenter Bestandteil der „Anleitung zum kontrollierten integ-

rierten Anbau von Obst“ einer jährlich durchgeführten Fortbildungsveranstaltung, an der regel-

mäßig über 90% der Mitglieder des Landesverbandes „Sächsisches Obst“ teilnehmen. So wurde

auch am 28. Februar 2007 die Befallssituation in Sachsen dargestellt und Bekämpfungsmöglich-

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keiten erläutert. Im regelmäßig herausgegebenen Warndienst erhielten die Obstbaubetriebe Mit-

teilung über das aktuelle Auftreten des Feuerbrandes und Hinweise zur Kontrolle der Anlagen.

Bei den Anleitungen für die Obstbauer im Mai und Juni wurde die aktuelle Feuerbrandsituation

besprochen.

Bestandeskontrollen sind regelmäßiger Teil der Schaderreger- und Bestandesüberwachung in

Sachsen in den Erwerbsobstbaubetrieben und wissenschaftlichen Einrichtungen. Auch in diesem

Jahr wurden die Kontrollen systematisch durchgeführt. In den wissenschaftlichen Einrichtungen

werden die Bestände wöchentlich, befallene Anlagen auch in engeren Abständen kontrolliert.

Die Tatsache, dass Feuerbrandbefall neben Mitarbeitern des Pflanzenschutzdienstes auch von

Mitabeitern der Ämter für Landwirtschaft, Baumschulern oder Hobbygärtnern gemeldet wurde,

zeigt, dass sich breite Kreise Sachkundiger an der Überwachung der Wirtspflanzenbestände

beteiligen.

Die Durchführung der angeordneten Bekämpfungsmaßnahmen wurde durch regelmäßige Kon-

trollen durch die Mitarbeiter des Referates Pflanzengesundheit und Diagnose überwacht.

Bereits im 8. Jahr wurde am Referat Pflanzengesundheit und Diagnose der Sächsischen Landes-

anstalt für Landwirtschaft ein Mitarbeiter zur Kontrolle des Umfeldes des Versuchsfeldes in

Dresden-Pillnitz auf Feuerbrandbefall befristet eingestellt. Kontrolliert wird ein etwa 500 m

breiter Streifen um das Versuchsfeld. Mehr als 3500 Wirtspflanzen auf 500 Grundstücken wur-

den im Zeitraum Mai bis August zweimal kontrolliert. Im Kontrollgebiet trat an 5 Äpfeln,

1 Birne und 1 Quitte Feuerbrandbefall auf. Die befallenen Pflanzen befanden sich in Gegenden

des Kontrollgebietes, in denen schon in den zurückliegenden Jahren Feuerbrand aufgetreten war.

Der überwiegende Teil der befallenen Pflanzen wurde gerodet. Durch Gesundungsschnitt

sanierte Gehölze werden über 3 Jahre regelmäßig nachkontrolliert.

Die Fläche der „Kontrollierten Integrierten Produktion“ von Kernobst beträgt in Thüringen aktu-

ell 1.241,5 ha. Erwerbsobstanlagen, Baumschulen und deren Umfeld wurden entsprechend dem

Warndienstplan regelmäßig kontrolliert. Die Information der Betriebe über Infektionsrisiken er-

folgte jeweils über den Warndienst (Feuerbrandwarnung und Obstbaufax).

Die Bekämpfung des Feuerbrandes in Thüringen erfolgte durch Ausschneiden oder Rodung der

befallenen Gehölze und anschließende Verbrennung; in einem Fall wurde Streptomycin einge-

setzt. Der genehmigte Streptomycineinsatz erfolgte am 12. Juli 2007 in Apfel (Erwerbsobstan-

bau) auf einer Fläche von 11,6 ha. Hierbei kamen 7,4 kg „Strepto“ zum Einsatz. Die Thüringer

Landesanstalt für Landwirtschaft Jena gab am 29. März 2007 eine Allgemeinverfügung heraus,

die den Einsatz von streptomycinhaltigen Pflanzenschutzmitteln regelt.

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Vorrangiges Schutzziel in Thüringen ist es, die Umgebung von Baumschulen und Erwerbsobst-

Anlagen frei von Befall und deswegen auch vorsorglich frei von Feuerbrand-Wirtspflanzen zu

halten.

2.1.2 Internet-Angebot und Pflanzhilfen für den Garten- und Landschaftsbau

Als Pflanzhilfe für den Garten- und Landschaftsbau und die Kommunen stehen Auflistungen

alternativer Pflanzen in Wort und Bild „Alternative Pflanzensortimente zu feuerbrandanfälligen

Wirtspflanzen“ weiter zur Verfügung. Diese sind auf den Internet-Seiten des Julius Kühn-

Institutes (JKI) dargestellt und unter folgender Adresse einzusehen:

http://www.jki.bund.de/cln_045/nn_932586/DE/Aktuelles/aktschadorg/feuerbrand/feuerbrand__i

nhalt.html

bzw.:

http://www.jki.bund.de/ >Aktuelles >Aktuelles aus Feld, Wald, Garten >Feuerbrand

>Alternative Pflanzensortimente

Die Internetseite „Feuerbrand“ enthält gegliederte Informationen zur Krankheit und ihrer Be-

kämpfung sowie interessante Links zu einem breiten Informationsangebot zu Feuerbrand aus

dem In- und Ausland. Hierzu gehört auch die Broschüre „Alternativen zu Wirtspflanzen des

Feuerbrandes“ der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau aus

Wädenswil in der Schweiz.

2.2 Forschung

2.2.1 Bekämpfung

Die Abstimmung der jährlich laufenden und geplanten Untersuchungen zur Bekämpfung des

Feuerbrandes in Deutschland wird durch das Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau

des JKI koordiniert. Die Belange des konventionellen, integrierten und des ökologischen Obst-

baus werden dabei gleichwertig berücksichtigt. Zu der Besprechung sind Teilnehmer aus Öster-

reich, der Schweiz und Italien eingeladen. Die Vorbesprechung und Koordination der Bekämp-

fungsversuche im Freiland fand am 26. Februar 2007 in Dossenheim statt. Eine gemeinsame

Nachbesprechung aller Freilandversuche erfolgte am 16. Mai 2007 in der JKI Versuchsanlage

Kirschgartshausen.

Die im Bundesprogramm ökologischer Landbau (BÖL) geförderten Freilandversuche in Darm-

stadt und Karsee wurden am 13. Juni 2007 bei einer Versuchsbesichtigung in Karsee besprochen,

zu der die Universität Konstanz eingeladen hatte.

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Das JKI hat Pflanzenschutzmittel und Pflanzenstärkungsmittel mit möglicher Eignung nach

künstlicher Inokulation in Freiland- und Laborversuchen auf ihre Wirkung getestet. Vornehm-

liches Ziel der Arbeiten ist ein verbessertes Verständnis der Wirkungsweisen. Die Arbeiten wur-

den maßgeblich in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg im Rahmen des Forschungs-

vorhabens „Wirkungsweise von Bakterien und Hefen als Antagonisten gegen Erwinia amylovora

und deren Epidemiologie“ unterstützt und vorangetrieben. Der Schwerpunkt der Forschungs-

arbeiten in 2007 lag auf der Untersuchung zur Berostungsproblematik von Hefemitteln und der

Erforschung bakterieller Antagonisten als möglicher Alternativen.

Die Prüfung der Wirksamkeit alternativer Präparate zur Bekämpfung von Feuerbrand erfolgte in

Zusammenarbeit mit dem Pflanzenschutzdienst aus Baden-Württemberg. Die Versuche wurden

in der speziellen Versuchsfeldanlage des JKI, in isolierter Lage in „Kirschgartshausen“ unter

praxisüblichen Bedingungen an Apfelbäumen der Sorte „Gala Royal“ durchgeführt. Als Ver-

gleichsmittel wurde das Pflanzenschutzmittel „Strepto“ angewendet.

Die von der EPPO Prüfrichtlinie (PP 1/166(3)) geforderte Gesamtanzahl der auszuwertenden

Blütenbüschel von 200 Blütenbüscheln pro Parzelle wurde in diesem Jahr deutlich überschritten,

daher ist eine statistische Absicherung der Ergebnisse gegeben. Das Hefemittel Candida sake

zeigte mit 62 % einen recht guten Wirkungsgrad, blieb aber im Vergleich zu den Ergebnissen

vom letzten Jahr (ca. 70%) deutlich stärker hinter der Streptomycin-Kontrolle (84%) zurück.

Von den beiden getesteten bakteriellen Antagonisten erreichte Erwinia tasmaniensis mit 62% ei-

nen vergleichbar guten Wirkungsgrad wie C. sake. Die Wirkung von Erwinia billingae dagegen

war mit nur 28% Wirkungsgrad im Vergleich zu Vorjahresversuchen untypisch niedrig.

Die Ergebnisse zeigen, dass Alternativpräparate zur Feuerbrandbekämpfung auch unter günsti-

gen Infektionsbedingungen wirksam sind. Allerdings liegen die Wirkungsgrade im Vergleich

zum Vorjahr insgesamt deutlicher hinter der Wirkung von „Strepto“ zurück. In weiteren Ver-

suchsjahren muss geklärt werden, ob sich z. B. durch Kombinationspräparate ein verlässlicherer

Wirkungsgrad auch bei hohem Infektionsdruck erreichen lässt.

Die Untersuchungen der Wirkmechanismen antagonistischer Hefen aus Vorjahren wurden wei-

tergeführt und um Studien zu Effizienz und Wirkungsweise bakterieller Antagonisten ergänzt.

Vor dem Hintergrund der Fruchtberostung durch Hefemittel soll untersucht werden, ob bakteri-

elle Mittel eine ähnlich gute Effizienz erreichen können und ob durch Einsatz bakterieller Anta-

gonisten eine bessere Verträglichkeit in Bezug auf Schorfbekämpfung und Mehrberostung er-

reicht werden kann. Dazu wurden verschiedene bakterielle Epiphyten auf ihre antagonistische

Wirkung gegen das Feuerbrandpathogen untersucht. Sowohl Isolate von Erwinia billingiae als

auch von Erwinia tasmaniensis zeigten gute antagonistische Eigenschaften. Der Wirkmechanis-

mus dieser Antagonisten soll genauer analysiert und ihr Potential als Spender für gegen

E. amylovora wirksame Bakterizide untersucht werden. Weiterhin wird versucht für die Be-

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kämpfung des Feuerbrandes Bakteriophagen einzusetzen. Die untersuchten E. amylovora-

Stämme reagieren nicht identisch, so dass zunächst verschiedene Phagen auf ihr Verhalten

gegenüber Isolaten des Feuerbranderregers überprüft werden. Weitere Freilandversuche in den

kommenden Jahren sollen zeigen, ob sich die gute antagonistische Wirkung der Bakterien im

Freiland bestätigen lässt.

An zwei Standorten (Kirschgartshausen in Nordbaden und Amtzell am Bodensee) führte das

Landratsamt Karlsruhe bzw. das Kompetenzzentrum Obstbau Bavendorf in 2007 zusammen mit

der LTZ-Stuttgart wieder Bekämpfungsversuche durch, in Kirschgartshausen in Kooperation mit

dem JKI und der Universität Heidelberg. Der Versuchsaufbau erfolgte nach der EPPO-Richtlinie

(PP1/166-3), nach der ein einzelner Baum in jeder Parzelle künstlich inokuliert wird. Von die-

sem Baum ausgehend werden die benachbarten Bäume auf natürlichem Weg sekundär infiziert.

In Kirschgartshausen war die Witterung in 2007 für die Versuche günstig. Die Ergebnisse der

verschiedenen Behandlungen ließen sich gut statistisch absichern und erfüllten gerade noch den

Mindestbefall von 5 % in der unbehandelten Variante. Das Referenzmittel Streptomycin zeigte

mit 84 % den höchsten Wirkungsgrad. Das Hefepräparat BPGP07 mit einer neuen Pufferkompo-

nente zeigte einen Wirkungsgrad von 46 %, eine andere Hefe (Candida sake) erreichte 62 %

Wirkungsgrad. Ein neues Versuchspräparat erreichte einen Wirkungsgrad von 73 % und wird

deshalb 2008 weiter untersucht. Verschiedene fertig formulierte oder noch aus der Laborproduk-

tion stammende Antagonisten zeigten Wirkungsgrade von 29 - 63 %. Ein bereits im Vorjahr

untersuchter Resistenzinduktor war mit 52 % wirksam.

Die Blüte im Versuch in Amtzell fiel in die ungewöhnlich warme und Infektionen begünstigende

letzte Aprilwoche. Gefördert durch die künstliche Inokulation der einzelnen Bäume war der Be-

fall in den nicht inokulierten Bäumen so hoch, dass eine Auswertung nicht möglich war.

In Berostungsversuchen des Landratsamts Karlsruhe wurde bei Golden Delicious ‚Weinsberg’

eine deutliche Mehrberostung durch ein Prüfpräparat auf der Basis eines Hefepilzes festgestellt,

dagegen hatte ein anderes Prüfpräparat eine schalenglättende Wirkung. In Berostungsversuchen

am Kompetenzzentrum Obstbau Bavendorf zeigte "Blossom Protect" bei zweimaligem Einsatz

an Golden Delicious Klon B während der Blüte erneut signifikant Mehrberostung im Vergleich

zu unbehandelt bzw. zu Streptomycin. Die neue Formulierung BPGP07 sowie das Prüfprodukt

FZB 42 hingegen führten zu keiner signifikanten Mehrberostung. In einem Berostungsversuch

an der Sorte ‚Pinova’ am DLR Rheinpfalz in Neustadt zeigte Blossom Protect bei viermaligem

Einsatz während der Blüte eine signifikante Mehrberostung gegenüber Unbehandelt. Am JKI

wurde ein Berostungsversuch mit dem Hefemittel Candida sake durchgeführt. Dabei zeigte

keine der Sorten Gala, Topaz, Pinova und Golden Delicious signifikante Mehrberostung durch

die C. sake Behandlung. Es bleibt zu klären, welche Parameter für eine Mehrberostung durch

antagonistische Hefen verantwortlich sind.

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In Schlachters erfolgten an der Versuchsstation für Obstbau des Instituts für Gartenbau der

Staatlichen Forschungsanstalt Weihenstephan Versuche zur Feuerbrandbekämpfung mit dem

Hefe-Produkt "BlossomProtect" und dem Tonerdepräparat "Mycosin" Trotz dreimaliger Anwen-

dung zeigten beide Produkte keine zufrieden stellende Wirkung. Der Feuerbrandbefall war in

allen Versuchsgliedern stark. In der unbehandelten Kontrolle mussten pro Baum (Sorte Topaz,

2 m hoch) durchschnittlich 5,5 befallene Triebe, in der BlossomProtect-Variante 4,4 und in der

Mycosin-Variante 4,9 geschnitten werden.

Der Pflanzenschutzdienst aus Bayern und das JKI beabsichtigen, sich an einem Interreg IV For-

schungsprojekt zu Feuerbrand zu beteiligen, das von der Vorarlberger Landesregierung initiiert

wurde. Forschungsschwerpunkte sollen u. a. die Prüfung geeigneter Pflanzenschutz- und

-stärkungsmittel und die Sichtung feuerbrandresistenter Obstsorten und -unterlagen sein.

An der Universität Konstanz wurden in einem im BÖL geförderten Forschungsprojekt Ökoprä-

parate im Labor auf Ihre Wirksamkeit gegen den Feuerbranderreger untersucht. Von 14 neu ins

Versuchsprogramm aufgenommenen Präparaten war nur BPGP07, eine Formulierungsvariante

von "Blossom Protect" wirksam. In diesem Projekt wurden zwei Freilandversuche zur Feuer-

brandbekämpfung in Darmstadt und Karsee durchgeführt. In Darmstadt wurden in Zusammen-

arbeit mit dem JKI Kupferpräparate im Vergleich zu "Blossom Protect" getestet. "Blossom

Protect" zeigte im Darmstädter Versuch eine Wirkung von 82 %, Kupferprotein (4 Termine):

71 % und Funguran (4 Termine): 62 %. Das Kupferprotein erschien angesichts seines geringen

Kupfergehaltes im Vergleich zu Funguran (ca. 1/3) und seiner tendenziell höheren Wirksamkeit

als besonders interessant.

In Karsee wurden Strategien getestet, die eine gleichzeitige Feuerbrand- und Schorfbekämpfung

im ökologischen Anbau gewährleisten sollen. Die beste Wirkung aller getesteten Präparate

zeigte das Hefepräparat "Blossom Protect" mit 89 % Wirkungsgrad bei 4 Behandlungen. Bei

3 Behandlungen wurde ein Wirkungsgrad von 83 % erreicht. Praxisnahe, abwechselnde Behand-

lungen von "Blossom Protect" mit den Schorfpräparaten Netzschwefel, Schwefelkalk oder

Myco-Sin+Netzschwefel hatten keinen Einfluss auf die Wirksamkeit von "Blossom Protect".

Das Präparat BPGP07 (enthält Hefen mit neuen Puffern) zeigte bei 4 Behandlungsterminen eine

Reduzierung des Feuerbrandbefalls um 78 %. Mit einem alleinigen Einsatz von Myco-Sin

(4 Behandlungstermine) konnte der Befall um 74 % gesenkt werden. Myco-Sin war mit dieser

Befallsreduktion wirksamer als im langjährigen Mittel (38%). Bei dem Einsatz von Myco-Sin

zeigte sich in den letzten Versuchsjahren, dass die Wirkung umso höher war, je kürzer die Blüh-

periode gedauert hat. In den Versuchen wurden jeweils vier Behandlungen nach Phänologie aus-

gebracht. Je kürzer die Blühperiode je geringer die Abstände zwischen den Behandlungen

(1-2 Tage) je höher die Wirkung. Das Kupferpräparat Funguran (3 Behandlungstermine mit

je 0,03%) kam lediglich auf 38% Wirkungsgrad. Zudem muss bei Kupferbehandlungen im

Blütezeitraum die Berostungsgefahr bedacht werden.

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In einem Freilandversuch an der Sorte Jonagold wurden durch je 4 Behandlungen Funguran oder

"Blossom Protect" signifikante Mehrberostungen festgestellt. "Blossom Protect" wurde auch an

weiteren Sorten eingesetzt. Signifikante Mehrberostung wurde an den Sorten Santana und

Goldrush beobachtet, nicht jedoch an den Sorten Williams, Braeburn und Sansa.

2.2.2 Forschungsprojekte des BMELV

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz fördert über den

Projektträger der Agrarforschung, die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE),

zusätzliche Forschungsprojekte. Nachfolgend wird eine Übersicht dieser Forschungsaktivitäten

gegeben:

1. Entwicklung von Strategien zur Feuerbrandbekämpfung im ökologischen Obstbau

Durchführende Einrichtung: Universität Konstanz, Fachbereich Biologie

Beginn: 01.01.2007

Ende: 31.12.2008

2. Verbundvorhaben zur "Bekämpfung des Feuerbranderregers im Obstbau ohne Antibiotika"

Koordination des Verbundvorhabens zur Bekämpfung des Feuerbranderregers im Obstbau

ohne Antibiotika, Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen,

Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau (15. Juli 2007 bis 31. Juli 2010).

= Teilprojekt "Verbesserung und Verfeinerung von bestehenden computergestützten Pro-

gnosemodellen für den Feuerbrand unter Berücksichtigung verschiedener Bekämpfungs-

verfahren und -mittel, unterschiedlich anfälliger Sorten und Anbauverfahren (integriert,

ökologisch, Streuobstwiesen) unterstützt durch Untersuchungen zur Epidemiologie und

Pathogenese des Feuerbranderregers (Erwinia amylovora)"

Durchführende Einrichtung: Universität Konstanz, Fachbereich Biologie

Beginn: 29.03.2007

Ende: 31.03.2010

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= Teilprojekt "Bekämpfung des Feuerbranderregers im Obstbau ohne Antibiotika",

Anwendung von Aloe vera-Extrakten an Cotoneaster

Durchführende Einrichtung: Universität Hamburg, Biozentrum Klein-Flottbek

Beginn: 01.03.2007

Ende: 31.03.2008

= Teilprojekt "Identifizierung von Feuerbrand-inhibierenden Komponenten aus mikro-

biellen Antagonisten"

Durchführende Einrichtung: Universität Hannover, Institut für Botanik

Beginn: 01.03.2007

Ende: 28.02.2010

= Teilprojekt "Wirkungsweise von Bakterien und Hefen als Antagonisten gegen Erwinia

amylovora und deren Epidemiologie"

Durchführende Einrichtung: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Heidelberger

Institut für Pflanzenwissenschaften

Beginn: 01.03.2007

Ende: 28.02.2010

= Teilprojekt "Autoinduktoren in der Pathogenese von Erwinia amylovora und deren Rolle

für die Bekämpfung des Feuerbrandes"

Durchführende Einrichtung: Universität Bremen, School of Engineering and Science

Beginn: 01.03.2007

Ende: 28.02.2010

= Teilprojekt "Verbesserung und Verfeinerung von bestehenden computergestützten Prog-

nosemodellen für den Feuerbrand unter Berücksichtigung verschiedener Bekämpfungs-

verfahren und -mittel, unterschiedlich anfälliger Sorten und Anbauverfahren (integriert,

ökologisch, Streuobstwiesen) unterstützt durch Untersuchungen zur Epidemiologie und

Pathogenese des Feuerbranderregers (Erwinia amylovora)"

Durchführende Einrichtung: Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augusten-

berg, Sachgebiet Bakteriologie im Referat 33

Beginn: 01.07.2007

Ende: 30.06.2010

Schnell-Diagnose von Erwinia amylovora, dem Erreger des Feuerbrandes, zur Optimierung von

Bekämpfungsstrategien im Kernobstbau, Universität Konstanz, Fachbereich Biologie (1. Januar

2006 bis 31. Dezember 2007).

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2.2.3 Züchtung

Im JKI wurden Virulenzanalysen mit dem Feuerbranderreger Erwinia amylovora durchgeführt.

Das Ziel dieser Untersuchungen besteht darin, für die Testung der Resistenz von Zuchtmaterial

und für Bekämpfungsversuche hochvirulente Stämme zu selektieren. Im Gewächshaus wurden

57 Erwinia amylovora – Stämme an den Apfelsorten Idared, Prima, Rewena und am Zucht-

stamm ZS 181 getestet. Am virulentesten erwiesen sich die Isolate aus Baden-Württemberg: Ea

639 von Apfel (Stockach, 2003), Ea 705 von Weißdorn (Ravensburg 2004) und Ea 763 von

Birne (Schlaat 2006). Sie wurden auch den Einrichtungen zur Verfügung gestellt, die in

Deutschland Bekämpfungsversuche beim Feuerbrand durchführen. Mehrere der in die Unter-

suchungen einbezogenen Stämme aus Neuseeland wiesen ebenfalls sehr hohe Virulenz auf.

Die drei am JKI bestimmten virulentesten Stämme Ea 639, Ea 705 und Ea 763 wurden als Ge-

misch benutzt, um Wildarten, Sorten und Zuchtklone des JKI auf ihre Widerstandsfähigkeit

gegenüber Feuerbrand zu testen. Im Jahre 2007 wurden Abstammungen der Primärarten Malus

ionensis, M. orientalis, M. sylvestris, M. transitoria und der Arthybriden M. x heterophylla, M. x

prunifolia und M. x purpurea geprüft. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der in Deutschland

einheimischen Wildart M. sylvestris von der 30 Abstammungen aus Deutschland und eine Ab-

stammung aus Südrussland untersucht wurden. Nur zwei der M. sylvestris Abstammungen aus

Deutschland zeigten einen Triebbefall von unter 50 %, alle anderen wiesen eine zum Teil deut-

lich höhere Befallsquote auf. Die M. sylvestris Abstammung aus Südrussland (var. preacox)

zeigte eine Anfälligkeit von 44,7 %. Für die Abstammungen der Wildarten M. orientalis konnten

Anfälligkeiten von 22,3 bis 53,2 % sowie für M. x heterophylla 36,5 % ermittelt werden. Alle

anderen wiesen Werte von über 50 % auf.

Aus der Sortensammlung der Deutschen Genbank Obst des JKI wurden 29 Sorten für die Feuer-

brandinokulation im Gewächshaus ausgewählt, die in zwei Jahren, in denen in diesem Quartier

kein Fungizid gespritzt wurde, den geringsten Befall mit Mehltau und Schorf zeigten. Von die-

sen Sorten wiesen Remo (13,2 %), Rewena (16,5 %), Altländer Pfannkuchenapfel (18,2 %) und

Golden Resistant (22,0 %) die geringsten und Engelsberger Weinapfel (70,5 %), Reglindis

(70,5 %) und Decour (72,7 %) die höchsten Befallsraten auf.

Von den elf getesteten Zuchtklonen erwiesen sich zwei mit Befallsraten von 11,9 und 12,3 % als

widerstandsfähig, zwei weitere mit Befallsraten von 56,8 und 59,6 % als anfällig.

Die Kartierung der Feuerbrandresistenz von M. x robusta 5 (Peil et al 2007a) wurde fortgesetzt

und eine genetische Karte mit deutlich mehr Markern erstellt. Die gesamte Population ‘Idared’ x

M. x robusta 5 konnte in 2007 zum dritten Mal inokuliert werden. Dazu wurde bei einem Teil

der Population ein E. amylovora Stamm aus Neuseeland benutzt und bei dem anderen Teil der

Stamm Ea 222. Damit liegen für den ersten Teil der Population dreijährige Versuchsergebnisse

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vor. Der Haupt-QTL auf Kopplungsgruppe 3 konnte bestätigt werden (Peil et al. 2007b). Des

Weiteren wurden Populationen mit den Wildarten M. baccata, M. fusca und M. x prunifolia mit

dem Ziel inokuliert, widerstandsfähige Klone zu identifizieren und unterschiedliche Resistenz-

mechanismen zu entdecken, um diese in zukünftigen Kreuzungen miteinander kombinieren zu

können. In der Apfelsortenzüchtung konnten, wie oben beschrieben, zwei Zuchtklone aus der

dritten Selektionsstufe als widerstandsfähig eingestuft werden.

Neben der Triebinokulation wurden im Jahr 2007 Blüteninokulationen an Bäumen, 20 Sorten,

und abgetrennten Blütenbüscheln, an Nachkommen der Population ‘Idared’ x M. x robusta 5, am

JKI durchgeführt. An der Methodik zur Blüteninokulation von Blütenbüscheln wird im nächsten

Jahr weiter gearbeitet.

Im Rahmen gentechnischer Arbeiten wurden am JKI verschiedene Ansätze verfolgt. In einem

ersten Ansatz ist es gelungen 14 transgene Linien der Sorte ‛Pinova’ zu erzeugen, in denen das

Resistenzgen MbR4 der feuerbrandresistenten Apfelwildart Malus baccata konstitutiv exprimiert

wird. Diese transgenen Linien wurden sowohl in vitro als auch im Gewächshaus auf ihre Resis-

tenz gegenüber Feuerbrand getestet. Unter in vitro-Bedingungen waren alle 14 transgenen Linien

weniger anfällig als ‛Pinova’. Dabei waren 12 Linien statistisch signifikant weniger befallen.

Zehn Sprosse jeder Linie wurden bewurzelt, ins Gewächshaus überführt und im Frühjahr 2007

unter Gewächshausbedingungen getestet. Auch in diesem Test war der Großteil der transgenen

Linien (13 von 14) weniger befallen als ‛Pinova’. Damit konnte erstmals gezeigt werden, dass es

möglich ist, natürlich vorkommende Resistenzgene aus Apfelwildarten in Kulturapfelsorten zu

übertragen und mit ihrer Hilfe die Resistenz gegenüber Feuerbrand zu erhöhen.

In einem zweiten Ansatz wurden transgene Linien der Sorte ‛Holsteiner Cox’ auf ihre Resistenz

gegenüber Feuerbrand getestet. Diese Linien exprimieren das Lc (Leaf color) Gen aus Mais. Das

Lc Gen gehört zur Familie der myc Gene und kodiert für ein Protein mit einem basic-helix-loop-

helix (bHLH) Motiv. In Apfel bewirkt die Expression des Lc Gens eine Akkumulation spezifi-

scher Flavonoidklassen (Li et al., 2007), die mit einer Erhöhung der Resistenz in Verbindung

gebracht werden. Alle getesteten transgenen Pflanzen zeigten eine deutliche Erhöhung der

Feuerbrandresistenz.

In einem dritten Ansatz wurden verschiedene synthetische Promotoren in Kombination mit

einem Reportergen in das Genom von ‛Pinova’ übertragen und auf ihre Induzierbarkeit durch

den Erreger des Feuerbrandes Erwinia amylovora getestet. Diese synthetischen Promotoren, die

neben dem CaMV35S Minimalpromoter verschiedene Kombinationen cis-regulatorischer Ele-

mente (D-Box, W2-Box, S-Box und Gst1-Box) enthalten, wurden bereits an anderen Pflanzen-

arten als pathogeninduzierbar beschrieben. Bislang ist es gelungen transgene Linien von ‛Pinova’ zu erzeugen, welche die Promotoren 6xD bzw. 2xW2/2xD enthalten. Dabei konnte

gezeigt werden, dass beide Promotoren ein sehr geringes basales Expressionsniveau in planta

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zeigen. Darüber hinaus sind beide Promotoren durch Feuerbrand induzierbar und zeigen bereits

24 Stunden nach Infektion einen deutlichen Anstieg der Reportergenexpression. Parallel zu die-

sen beiden Promotoren werden momentan die Promotoren 2xS/2xD, 4xW2/4xD und 2xGst1/2xD

in den Apfel transformiert. Auch diese Promotoren sollen auf ihre Induzierbarkeit durch Feuer-

brand getestet werden. Im Anschluss sollen der oder die am besten geeigneten Promotoren aus-

gewählt und mit Resistenzgenen wie MbR4 kombiniert werden.

2.2.4 Prognose

2.2.4.1 Prognosemodelle

Um die Feuerbrandprognose um Informationen zur Anwesenheit des Feuerbrandbakteriums zu

ergänzen, wurden über das Land Baden-Württemberg verteilt Blütenproben zum Infektionster-

min aus Apfelanlagen gezogen und an der LTZ-Stuttgart mit Hilfe der hochempfindlichen nested

PCR-Methode auf epiphytische Feuerbranderreger untersucht. Von 34 untersuchten Proben wa-

ren zwei Proben positiv. Eine Probe vom 23. April 2007 stammte aus Tübingen, die andere vom

27. April 2007 aus Stuttgart. In der beprobten Anlage in Tübingen trat Befall auf, nicht aber in

der aus dem Raum Stuttgart. Dort war die Blüte für eine Infektion offenbar schon zu weit und

hatte eine Altersresistenz entwickelt. Die Untersuchungen werden fortgesetzt.

Die Feuerbrandprognose wird mit Hilfe von computergestützten und auf Wetterdaten basierten

Prognosemodellen berechnet. Die Modelle sind im Wesentlichen empirisch erstellt worden und

geben potenzielle Infektionstage an. Bedingt durch die begrenzte Anwendungserlaubnis von

Streptomycin ist der Prognosezeitraum auf die Kernobstblüte beschränkt.

Die derzeit am besten validierten und weltweit verwendeten Prognosemodelle sind die folgenden

Modelle:

1. Billing´s Integrated System 95 (BIS95) nach Billing (1995)

2. MaryblytTM Version 4.3. nach Steiner (1996)

3. Cougarblight nach Smith (1998)

Eine Voraussetzung für eine Genehmigung von Streptomycin durch das BVL gemäß § 11 Abs. 2

Satz 1 Nr. 2 (Gefahr im Verzuge) des Pflanzenschutzgesetzes waren Warnaufrufe der Länder

gestützt auf Prognosemodelle. Die jeweils verwendeten Modelle sind in Tabelle 1 (s. o.) darge-

stellt.

Im Rahmen des Verbundvorhabens zur Bekämpfung des Feuerbranderregers im Obstbau ohne

Antibiotika wurde mit Forschungsarbeiten zur Verbesserung und Verfeinerung von bestehenden

computergestützten Prognosemodellen für den Feuerbrand begonnen.

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3. Situation des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Streptomycin auf EU-Ebene

An der Situation des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Streptomycin auf EU-Ebene trat gegenüber

2006 keine Änderung ein.

Der Altwirkstoff Streptomycin wurde nicht in Anhang I der Richtlinie des Rates 91/414/EWG

über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln (Positivliste) aufgenommen. Im Januar

2004 wurde die entsprechende Entscheidung der Europäischen Kommission veröffentlicht.

Zulassungen für Pflanzenschutzmittel, die den Wirkstoff Streptomycin enthielten, mussten EU-

weit bis 31. März 2004 widerrufen werden.

Artikel 8 Abs. 4 der Richtlinie enthält nach wie vor die Möglichkeit, dass ein Mitgliedstaat bei

Gefahr im Verzuge für höchstens 120 Tage die Einfuhr, das Inverkehrbringen und eine be-

schränkte und kontrollierte Verwendung eines nicht zugelassenen Pflanzenschutzmittels

genehmigt (in Deutschland durch § 11 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 PflSchG umgesetzt).

Macht der Mitgliedstaat von dieser Genehmigung bei diesem nunmehr EU-weit geregelten

Wirkstoff Gebrauch, hat er die Europäische Kommission und die anderen Mitgliedstaaten unver-

züglich von dieser Maßnahme zu unterrichten. Der Ständige Ausschuss für die Lebensmittelkette

und Tiergesundheit wird dann unverzüglich darüber entscheiden, ob und unter welchen Voraus-

setzungen die von dem Mitgliedstaat getroffene Maßnahme um einen festzulegenden Zeitraum

verlängert, wiederholt oder widerrufen werden kann.

Von der Möglichkeit der Genehmigung für 120 Tage „bei Gefahr im Verzuge“ gemäß § 11

Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 PflSchG für die Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff „Streptomycin“ und

den Handelsbezeichnungen „Plantomycin“, „Strepto“ und „Firewall 17 WP“ machte das BVL

auf Antrag der Firmen Asepta (Plantomycin), Globachem (Strepto) und ConTrade (Firewall 17

WP) ab dem 28. März 2007 Gebrauch. Der räumliche Geltungsbereich wurde auf die Länder

Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt

und Thüringen beschränkt.

Die Europäische Kommission und die anderen Mitgliedstaaten sind unverzüglich von dieser Ge-

nehmigung unterrichtet worden. Der Ständige Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tierge-

sundheit ist befasst worden und hat die Entscheidung Deutschlands zur Kenntnis genommen.

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4. Streptomycin

4.1 Anwendung

Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigten, dass auch bei insgesamt schwachem Befall mit

dem Feuerbranderreger Kernobst im Erwerbsanbau bei Befallsdruck nur wirksam mit Strepto-

mycin bekämpft werden konnte. Diese Bekämpfungsmöglichkeit war im Jahr 2007 mit massi-

vem Auftreten des Feuerbrandes trotz aller getroffenen Maßnahmen zur Minderung des Infekti-

onsrisikos von erheblicher Bedeutung. Die Anwendung alleine war keine Gewähr um auf alle

begleitenden phytosanitären Maßnahmen, insbesondere Schnitt- und Rissmaßnahmen, zu ver-

zichten. Insbesondere bei Verzicht auf Applikationen trotz Warnmeldungen nach Prognose traten

massive Schäden an Apfel in Erwerbsanlagen auf.

Vor dem Hintergrund der gegebenen Notwendigkeit und der laufenden Anstrengungen, durch-

greifende Alternativen zur Bekämpfung des Feuerbranderregers zu etablieren, enthält die Strate-

gie als Voraussetzung für eine Genehmigung des BVL gemäß § 11 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 (Gefahr

im Verzuge) des Pflanzenschutzgesetzes folgende Eckpunkte für eine mögliche Anwendung von

„Plantomycin“, „Strepto“ oder „Firewall 17 WP“:

1. Genehmigung für 120 Tage "bei Gefahr im Verzuge" (§ 11 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 PflSchG);

2. maximal 3 Anwendungen;

3. festgesetzte Anwendungsbestimmungen;

4. nur für Kernobst (Erwerbsanbau und Vermehrungsanlagen);

5. Allgemeinverfügung der Länder:

- Registrierung der Betriebe, die „Strepto/Plantomycin/Firewall 17 WP“ bei Bedarf

anwenden wollen;

- Pflanzenschutzdienst bestätigt Notwendigkeit der Anwendung und erteilt Bezugschein

nach der zu behandelnden Fläche;

- Abgabe von „Strepto/Plantomycin/Firewall 17 WP“ nur bei Vorlage des Berechtigungs-

scheins und nur die dort vermerkte Menge;

- Anwendung nur nach Warndienstaufruf;

- Aufzeichnungspflicht und Abgabe der Aufzeichnungen beim Pflanzenschutzdienst;

6. Berücksichtigung der Belange der Obst-Genbank und ggf. von Reiserschnittgärten;

7. Verpflichtung der Länder:

- Entwurf der Allgemeinverfügung ist dem BVL vor Erteilung der Genehmigung vorzu-

legen;

- Durchführung eines umfassenden Monitorings (Rückstände im Honig, illegale An-

wendungen);

- Bericht gegenüber dem BVL bis 01.10.2007 (u. a. über Befall und Anwendung von

„Strepto/Plantomycin/Firewall 17 WP“);

8. Restbestände von „Strepto/Plantomycin/Firewall 17 WP“ aus den Vorjahren und neu zuge-

kauftes „Strepto/Plantomycin/Firewall 17 WP“ unterliegen den gleichen Regelungen.

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Voraussetzung für eine Genehmigung war auch in 2007 die Klärung der Frage möglicher Scha-

densersatzforderungen der Imker für den Fall, dass in Honigen Rückstände von Streptomycin

gefunden werden, die über der festgesetzten Rückstands-Höchstmenge von 0,02 mg/kg liegen.

Diese Honige wären nicht mehr verkehrsfähig.

Allgemeinverfügungen wurden von Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Rhein-

land-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erlassen.

In den Ländern, denen durch das BVL eine Genehmigung erteilt wurde, wurden Berechtigungs-

scheine ausgestellt und „Strepto“ und/oder “Plantomycin“ bzw. „Firewall 17 WP“ angewandt.

Die Länder berichteten ausführlich über die im Rahmen der Allgemeinverfügung eingegangenen

Verpflichtungen. Ein Überblick über die ausgegebenen Berechtigungsscheine für „Strepto“,

„Plantomycin“ und „Firewall 17 WP“ und die daraus resultierenden Anwendungen wird in

Tabelle 2 gegeben.

Gemäß der Allgemeinverfügung wurden in Baden-Württemberg für den Einkauf und die An-

wendung von streptomycinhaltigen Mitteln Berechtigungsscheine ausgegeben. Behandlungen

erfolgten nach Warndiensthinweis. Ein knappes Drittel (29 %) der Kernobstfläche Baden-Würt-

tembergs wurde behandelt, meist einmal, einige Flächen zweimal, wenige Anlagen dreimal.

In Bayern war die Anwendung von Strepto, Plantomycin und Firewall 17 WP zur chemischen

Bekämpfung des Feuerbrandes nur in Kernobst-Erwerbs- und Kernobstvermehrungsbeständen

(Äpfel, Birnen, Quitten) auf der Grundlage einer Allgemeinverfügung grundsätzlich erlaubt.

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Tabelle 2: Ausgabe von Berechtigungsscheinen für „Strepto“, „Plantomycin“ und „Firewall 17 WP“ im Rahmen der Allgemeinverfügungen der Länder einschließlich Übersicht über erfolgte Behand-lungen sowie Untersuchungen zu Anwendungen ohne Berechtigungsschein (nach Angaben der Länder zusammengestellt) Land / Regierungs-präsidien

ausgegebene Berechtigungs-scheine1

eingekaufte Menge mit Berechtigungs-schein (kg „Strepto/ Plantomycin/Firewall 17 WP“)1

Betriebe mit An-wendung

Obstbaufläche Kernobst im Land

Fläche behandelt (ha)

Anzahl Be-handlungen (Durchschnitt)

Anzahl unters. Proben / (Anzahl Anwendungen ohne Berechtigungsschein)

Baden-Württemberg

1.140 2.693 707 10.892 3.105 1 - 3 54 (0)

Stuttgart 179 342 94 1.537 382 1 - 3 0

Karlsruhe 88 174 53 604 234 1 - 3 0

Freiburg 456 915 195 2.605 821 1 - 3 0

Tübingen 417 1.262 365 6.146 1.668 1 - 3 0

Bayern 153 180,9 59 1.521 310,2 1,4 23 (0) Unterfranken 3 0 0 0 0 2

Niederbayern 6 7,2 3 8,2 1 6

Schwaben 144 173,7 56 302 1,4 15

Brandenburg 2 10 2 1.461 4,5 1 3 (0)

Hessen 13 50 2 5,8 1 8 (0)

Nordrhein-Westfalen

- 1.500 -

Mecklenburg-Vorpommern

- 1.460 -

Rheinland-Pfalz

99 250 37 2.500 177,5 2 40

Sachsen 7 70 7 2.825 35 2,8 16 (0)

Sachsen-Anhalt

1 3 11) 1.125 3 4 -

Schleswig-Holstein

- 530 -

Thüringen 1 7,4 1 1.241,5 11,6 1 23 (0)

1) Reisermuttergarten

Da der Feuerbrandbefall im Jahr 2007 auch im Erwerbsobstbau ungewöhnlich stark war und im

August noch mit Hagelschlag zu rechnen war, wurde beim BVL eine weitere Genehmigung be-

antragt, die mit Schreiben des BVL vom 19.09.2007 erteilt wurde.

Zur Kontrolle unerlaubter Streptomycin-Anwendungen wurden in Bayern von den zuständigen

Ämtern für Landwirtschaft und Forsten im Intensiv- und Streuobstbau Blütenproben gezogen

und im Institut für Pflanzenschutz der LfL untersucht. In keiner Probe konnte Streptomycin

nachgewiesen werden.

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Zur Kontrolle der Einhaltung des Anwendungsverbotes Streptomycin-haltiger Pflanzenschutz-

mittel in Kernobstanlagen ohne entsprechende Ausnahmegenehmigung wurden in Brandenburg

zum Ende der Blüte 3 Proben Blätter und Blütenbüschel aus Apfelanlagen gezogen, bei denen

die Eigentümer nicht im Besitz eines Berechtigungsscheines waren. Die Proben wurden im Lan-

deslabor Brandenburg untersucht. Bei keiner der Proben wurden Rückstände von Streptomycin

nachgewiesen.

In Hessen wurden am 23. Mai 2007, nach dem Ende der Blüte, acht Anlagen, von denen bekannt

war, dass die Eigentümer nicht im Besitz eines Berechtigungsscheines waren, auf illegale An-

wendungen hin beprobt. Die Blattproben wurden am 25. Mai 2007 in der Diagnoseeinrichtung

des Pflanzenschutzdienstes serologisch untersucht. Es konnte kein Hinweis auf eine nicht ge-

nehmigte Anwendung eines streptomycinhaltigen Pflanzenschutzmittels gefunden werden.

In Rheinland-Pfalz wurden vom DLR Rheinpfalz in Neustadt etwa 2-3 Wochen nach dem

empfohlenen Streptomycineinsatz stichprobenartig insgesamt 40 Blatt-/Blütenbüschelproben aus

Apfel- und Birnen-Ertragsanlagen entnommen und im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum

(DLR) Rheinpfalz auf Streptomycinrückstände analysiert (4x4 Blätter je Probe, Elisa-Test, Art.

Nr. 52500). Die Proben wurden in Befallsgebieten aus solchen Anlagen entnommen, deren

Besitzer keine Berechtigungsscheine zum Bezug von Streptomycin beantragt hatten. Bei allen

40 Proben war der Befund negativ.

Zur Überwachung nicht genehmigter Anwendungen von Streptomycin wurden in Sachsen im

Zeitraum zwischen 4. Juni 2007 und 21. Juni 2007 insgesamt 17 Blattproben gezogen. Die Pro-

ben kamen aus 15 Apfel-, 1 Birnen- und 1 Quittenanlagen aus insgesamt 16 integriert und öko-

logisch wirtschaftenden Obstbaubetrieben. Die Untersuchung der Proben erfolgte mittels

ELISA-Test. In keiner der untersuchten Proben wurden Rückstände von Streptomycin nachge-

wiesen.

Um zu überprüfen, ob Streptomycin entgegen den gesetzlichen Regelungen auch ohne Erlaubnis

angewendet wurde, erfolgten in Thüringen im Zeitraum vom 7. bis 9. Mai 2007, also unmittelbar

nach der Apfelblüte, unangemeldete Kontrollen in Erwerbsobstbetrieben. Dabei wurden in 15

Betrieben insgesamt 23 Proben aus Apfelanlagen und 5 Proben aus Birnenanlagen entnommen.

Die Untersuchung auf Streptomycin erfolgte mit dem ELISA-Test der Firma „Transia“. Alle

untersuchten Proben waren frei von Streptomycin.

Wie in den vergangenen zwei Jahren wurden durch die Länder, die Allgemeinverfügungen er-

lassen hatten, Kontrolluntersuchungen auf Anwendungen von Streptomycin ohne Berechtigungs-

schein vorgenommen (Tab. 2). Die Proben für die Kontrolluntersuchungen wurden üblicher-

weise in Befallsgebieten aus solchen Anlagen entnommen, deren Besitzer keine Berechtigungs-

scheine beantragt hatten.

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4.2 Untersuchungen von Honig auf Streptomycinrückstände

Im Rahmen der Vorbeugung des potenziellen Problems von Rückständen von Streptomycin im

Honig wurden erneut die betroffenen Imker aus der Nähe von Regionen, in denen „Strepto“,

„Plantomycin“ oder „Firewall 17 WP“ im Kernobst angewandt werden könnte, informiert. Dies

geschah sowohl durch die Landesbehörden als auch durch die Imkerverbände im Vorfeld in Im-

kerversammlungen. Über die aktuellen Befallssituationen zu Feuerbrand und Warndienstaufrufe

zur Streptomycin-Anwendung nach Prognose wurden die Imker auf verschiedene Weise recht-

zeitig und regelmäßig unterrichtet. Üblicherweise geschah dies durch die örtlichen Fachberater

für Obstbau oder Pflanzenschutz im Gartenbau, über telefonische Ansagedienste sowie per Fax.

In einzelnen Ländern wurde auch ein Warndienst mit Hinweisen zur Feuerbrandentwicklung von

den Landesbehörden über das Internet zur Verfügung gestellt. Die Vorsitzenden der Imker-

landesverbände wurden bei Infektionsgefahr direkt benachrichtigt. Erneut wurden keine Klagen

über mangelnde Informationen bekannt. Zwischen den Landesministerien und den Landesver-

bänden der Imker wurden auch Regelungen über den Aufkauf von Honigen bei potenziellen

Überschreitungen der Rückstandshöchstwerte getroffen.

Tabelle 3: Monitoring von Honigproben durch die zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden aus Bienenständen im Umkreis um „Strepto/Plantomycin/Firewall 17 WP“ -behandelte Obstanlagen

Land Anzahl Honigproben Proben oberhalb der

Nachweisgrenze unter der Rückstandshöchst-

menge von 20 µg/kg Baden-Württemberg 118 26 110

Bayern 16 0 16

Brandenburg 9 0 9

Da in Thüringen 2007 der Streptomycineinsatz erst im Juli erfolgte und somit eine Honigkontamination ausge-schlossen werden konnte, wurden keine Honigproben untersucht.

In Tabelle 3 sind die Ergebnisse des Monitorings von Honigproben aus Bienenständen im Um-

kreis von Streptomycin-behandelten Obstanlagen aufgeführt. Die Proben wurden im Rahmen der

amtlichen Lebensmittelüberwachung entnommen. Alle zum Zeitpunkt der Berichterstattung ab-

geschlossenen Untersuchungen waren ohne Befund. Die Länder berichteten wie folgt:

In Rheinland-Pfalz wurden von der Imkerschaft keine Honigproben zur Untersuchung auf even-

tuelle Streptomycin-Rückstände an das Landesuntersuchungsamt Koblenz geschickt. Der Imker-

schaft war im Vorfeld diese Möglichkeit eingeräumt worden, Honig aus Bienenständen im Um-

kreis bis zu rund 3 km um mit Streptomycin-behandelte Kernobstanlagen auf eventuelle Strep-

tomycin-Rückstände untersuchen zu lassen.

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In Baden-Württemberg wurden 118 Honigproben aus dem gesamten Land an das CVUA Frei-

burg zur Untersuchung eingesandt. 26 Proben lagen oberhalb der Erfassungsgrenze von 5 µg/kg,

8 Proben lagen oberhalb der Höchstmenge von 0,02 mg/kg. 1.197 kg Honig wurden wie verein-

bart aufgekauft. Nach der Freigabe streptomycinhaltiger Mittel wurden aus Erwerbsanlagen, für

die kein Berechtigungsschein vorlag, 54 Blütenproben gezogen und auf Streptomycinrückstände

an der CVUA Freiburg untersucht. In keiner der 54 Proben war Streptomycin nachweisbar.

In Bayern liegt die Zuständigkeit für die amtliche Lebensmittelüberwachung im Geschäftsbe-

reich des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Die

Rückstandssituation wurde in den betroffenen Gebieten im Rahmen der amtlichen Lebensmittel-

überwachung durch eine gewichtete Stichprobe überprüft. Der Probenumfang wurde anhand

einer situationsbezogenen Risikobewertung festgelegt. Von der amtlichen Lebensmittelüberwa-

chung wurden insgesamt 16 Proben gezogen. Streptomycin war in drei der insgesamt 16 Proben

über der Bestimmungsgrenze von 10 µg/kg enthalten. Der Höchstwert von 20 µg/kg wurde nicht

überschritten.

Nicht im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung erfasste Honige aus dem unmittel-

baren Umkreis (bis 1,5 km) um eine behandelte Obstanlage konnten von betroffenen Imkern ge-

bührenfrei in einem akkreditierten Labor untersucht werden lassen. Die Probenahme war beim

zuständigen Amt für Landwirtschaft und Forsten zu beantragen. In 8 der 21 Honigproben konnte

Streptomycin im Konzentrationsbereich von 1 bis 5 µg/kg nachgewiesen werden. Keine der un-

tersuchten Proben enthielt Streptomycinrückstände über dem geltenden Höchstwert.

Da in Sachsen die mit Streptomycin behandelten Bestände zum Zeitpunkt der Behandlung wei-

testgehend abgeblüht waren, wurde in einer situationsbezogenen Risikobewertung auf eine Un-

tersuchung von Honigproben in diesem Jahr verzichtet. Dabei wurde berücksichtigt, dass sich

keine Wanderimker zum Zeitpunkt der Behandlung in den Beständen befanden, die Bestände

weitestgehend abgeblüht waren und andere Trachten zur Verfügung standen. In den vergangenen

Jahren wurden unter vergleichbaren Bedingungen bei der Untersuchung des Honigs bekannter

Standimker im Umkreis von 2 km in keinem Fall Rückstände über der Nachweisgrenze

gefunden.

Mit der Beantragung der Genehmigung der Anwendung von Streptomycin mussten sich die

Anwender verpflichten, im Falle der Überschreitung der zulässigen Höchstmenge durch die

Behandlung mit Streptomycin den nicht verkehrsfähigen Honig zum Wiederbeschaffungswert,

jedoch nicht mehr als 5,50 €/kg, zu ersetzen.

Page 35: Feuerbrandsituation im Jahr 2007 Bericht über die · Bericht über die Feuerbrandsituation im Jahr 2007 Herausgeber Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

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4.3 Überwachung von Streptomycinresistenz des Feuerbranderregers

In Baden-Württemberg werden die Feuerbranderreger regelmäßig auf eine mögliche Streptomy-

cinresistenz untersucht. Feuerbrandisolate, die bei der Untersuchung von Verdachtsproben aus

dem Erwerbsanbau, dem Streuobst und dem Öffentlichen Grün anfallen, werden dazu auf strep-

tomycinhaltigem Nährboden ausplattiert und geprüft, ob sie dort wachsen können. Die Strepto-

mycingehalte betrugen 100, 50 und 20 mg/l. Keines der 67 in 2006 gesammelten Isolate zeigte

bei diesen Gehalten ein Wachstum, das dem auf streptomycinfreien Nährboden entsprochen

hätte. Damit erwiesen sich die 67 geprüften Isolate als nicht resistent. Von den in 2007 gesam-

melten Isolate wurden 282 vorab geprüft. Auch hier wurden keine resistenten Isolate gefunden.

5. Feuerbrandverordnung

Ein Vorentwurf zur Neufassung der Feuerbrandverordnung wird auf Fachebene zur Vorbe-

reitung des Referentenentwurfs diskutiert.

6. Möglichkeiten zur Problemeingrenzung

Süddeutschland ist flächendeckend Befallsgebiet mit dem Feuerbranderreger. In Bayern ist be-

dingt durch die Kleinstrukturierung der Erwerbsobstbauflächen und Streuobstbestände eine ex-

akte Kartierung der Befallsgebiete nicht möglich und erscheint auch nicht mehr sinnvoll, da sie

keine zusätzliche Information liefert.

Eine koordinierte Bekämpfung in einzelnen Gemeinden und in der freien Natur ist oftmals nicht

mehr in der gewünschten Weise durchführbar. In Privatgärten und Streuobstanlagen ist häufig

nur noch eine theoretische Hilfestellung möglich. Eine Problemeingrenzung ist zwar erstrebens-

wert, aber in vielen Fällen nicht mehr machbar. Es muss deshalb davon ausgegangen werden,

dass sich bei günstigen Witterungsverhältnissen der Feuerbrand noch weiter ausbreiten wird.

Die ungewöhnlich warme und trockene Witterung im April 2007 (z. B. über 2 Wochen ständig

Infektionsbedingungen im Anbaugebiet Lindau) führte zu einem insgesamt sehr starken Feuer-

brandbefall. Von besonderem Interesse ist hierbei, dass trotz Mangel an Niederschlägen anschei-

nend bereits geringste Mengen an Tau ausreichten, um regional einen derart verheerenden

Feuerbrandbefall auszulösen.

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7. Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Der Feuerbrand trat in 2007 weit überdurchschnittlich auf. In besonderem Maße betroffen waren

die süddeutschen Anbaugebiete. Nach witterungsbedingt schwachem Befall in den Vorjahren

wurde der Feuerbrand auch wieder stärker in den mittleren Landesteilen Deutschlands beobach-

tet. In diesen Regionen sowie auch aus Norddeutschland wurden Fälle von erstmaligem Auftre-

ten der Krankheit berichtet. Nachdem in den Vorjahren davon ausgegangen wurde, dass neben

den witterungsbedingten Faktoren auch die pflanzenhygienischen Maßnahmen der Strategie in

den zurückliegenden Jahren befallsverringernd wirkten, zeigte der Verlauf des Jahres 2007 die

anhaltende Gefährlichkeit der Krankheit. Die speziellen Witterungsverläufe in einigen süddeut-

schen Regionen mit hohen Temperaturen bei geringer Feuchtigkeit während der Blüte führten zu

hohem Befall. Ein Grund für das erhebliche Ausmaß der Schäden in Erwerbsobstanlagen war

auch die vielerorts vorherrschende Zurückhaltung der Obstbauern nach mehreren schwächeren

Befallsjahren trotz erfolgten Warndienstaufrufen auf Streptomycinanwendungen zurückzugrei-

fen. Die Feuerbrandproblematik des Jahres 2007 verdeutlicht, dass auch künftig insbesondere in

den stärker betroffenen südlichen Anbauregionen für Kernobst wirksame Bekämpfungsmöglich-

keiten gegen den bakteriellen Erreger vorhanden sein müssen. Um eine mögliche Ausbreitung

des Feuerbrandes in norddeutschen Ländern weitestgehend zu verhindern, sollte auf Anpflan-

zungen von Weißdorn als der Hauptwirtspflanze des Erregers in der Nähe von Obstanlagen und

Baumschulen vorsorglich verzichtet werden.

Alle in der Strategie festgelegten Maßnahmen, insbesondere im Bereich der Öffentlichkeits-

arbeit, des Beratungs- und Informationsangebots sowie der Kommunikation mit den Imkern,

wurden 2007 unverändert fortgeführt und sind weiterhin unerlässlich. Die Zusammenarbeit

zwischen Behörden, Imkern und Obstbauern hat sich mit Aufnahme der Strategie in 2003 positiv

entwickelt.

Die Forschungsarbeiten bei der Suche nach Bekämpfungsmöglichkeiten ohne Antibiotika ver-

zeichneten positive Resultate bei der Verwendung von Hefen und bakteriellen Antagonisten.

Wirksamkeiten wie bei der Anwendung von Streptomycin können mit diesen komplexen biolo-

gischen Systemen aber nur in Ausnahmefällen erzielt werden. Das Problem der Fruchtberostung

nach Anwendung von Hefen wurde weiter wissenschaftlich bearbeitet. Auch wenn noch keine

klaren Handlungsanweisungen zur Vermeidung von Berostung gegeben werden kann, zeigt sich

eine Abhängigkeit von der Sortenwahl.

Mit neuen bakteriellen Antagonisten konnten mittlere Bekämpfungserfolge erzielt werden. So-

wohl der weiteren Bearbeitung von Hefen, als auch bakteriellen Antagonisten werden For-

schungsarbeiten an verschiedenen Einrichtungen aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernäh-

rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gewidmet. Inwieweit neu in Nordamerika zur Feu-

erbrandbekämpfung zugelassene Pantoea agglomerans Bakterienstämme aus biologischen Si-

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cherheitserwägungen mit in die Forschungsarbeiten einzubeziehen sind, wird in Fachgesprächen

zu klären sein. Sowohl die vorliegenden Forschungsergebnisse an Mikroorganismen aus Europa,

als auch die vorliegenden wissenschaftlichen Daten aus Nordamerika und Neuseeland weisen zur

Zeit auf eine Priorität dieses Lösungsansatzes hin.

Die Fortsetzung von Forschungsaktivitäten bei der Suche nach Alternativen zum Streptomycin

sind weiterhin unerlässlich. Neben der Suche und der Erprobung von antagonistisch wirksamen

Mikroorganismen müssen Pathogenitätsmechanismen intensiver untersucht werden. Sie lassen

verbesserte Ansätze bei der gezielten Suche von Bekämpfungsmaßnahmen erwarten, einschließ-

lich Nutzung der Erkenntnisse in Züchtungsprogrammen.

Der Witterungsverlauf des Jahres 2007 während der Obstblüte bestätigt die Notwendigkeit, die

in neu vom BMELV unterstützten Forschungsprojekten aufgenommenen Bemühungen zur Ver-

besserung von Prognoseverfahren. Schwerpunkte bei der Züchtung resistenter Sorten sind wei-

terhin auf die Qualität der resistenten Sorten zu legen. Sorten mit Einkreuzung bislang unge-

nutzter genetischer Ressourcen können sich gegen international marktgängige Sorten nur durch-

setzen, wenn sie die bestehenden Qualitätskriterien erfüllen.

Die Erfahrungen in fünf Jahren mit der Strategie zur Bekämpfung des Feuerbranderregers ohne

Antibiotika und der Feuerbrandproblematik in 2007 verdeutlichen, dass der bakteriellen Erkran-

kung an Kernobst mit einer Fortführung der bisherigen Maßnahmen zu begegnen ist. Dies

schließt auch in den kommenden Jahren die weitere Möglichkeit der Nutzung von Streptomycin

gemäß § 11 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 (Gefahr im Verzuge) des Pflanzenschutzgesetzes ein. Nicht zu-

letzt durch das massive Auftreten der Krankheit in 2007 im Erwerbsobstbau und vielfach

flächendeckend im Streuobst, muss mit entsprechendem Infektionsdruck bei ungünstigen

Witterungsverhältnissen im Jahr 2008 gerechnet werden.

Die vorliegenden Berichte belegen erneut eine erfolgreiche Umsetzung der Bemühungen der

vergangenen fünf Jahre. Dieser Erfolg ist nicht zuletzt auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit

zwischen allen Betroffenen zurückzuführen. Das Zusammenwirken von Information, Kontrolle

und Ahndung von Verstößen wird eine Grundvoraussetzung für die weitere Entwicklung der

Strategie zur Bekämpfung des Feuerbranderregers im Obstbau ohne Antibiotika sein.

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8. Zusammenfassung

Der Feuerbrand trat 2007 in erheblichem Umfang auf. Dabei waren die südlichen Länder stärker

von der Krankheit betroffen. Die Ursache war in der sehr warmen Frühjahrswitterung in den

Monaten März und April zu sehen, die den Erreger sehr begünstige.

Die Warnmeldungen der in den Ländern verwendeten computergestützten Prognosemodelle

wurden von einer Reihe von Obstbauern aufgrund dieser ungewöhnlichen Wetterlage nicht hin-

reichend ernst genommen. Dies führte vielfach zu starken Blüteninfektionen und erheblichen

wirtschaftlichen Schäden.

In der Forschung wurden die Bemühungen zur Bereitstellung von Alternativen zum Antibioti-

kum Streptomycin in der Feuerbrandbekämpfung für alle Anbauformen des Obstbaus intensiv

fortgesetzt. Für gleichwertige Bekämpfungserfolge müssen weiterhin die langfristig angelegten

Strategien zur Bekämpfung unter Nutzung aller Faktoren aus der Forschung einschließlich epi-

demiologischer Erkenntnisse fortgeführt werden. In der Bekämpfung des Feuerbrandes wurde

mit Hilfe eines Hefepräparates ein Erfolg versprechender Ansatz gefunden und in 2007 weiter

ausgebaut. Nach den Ergebnissen aus 2006 und 2007 müssen aber weiterhin vordringlich Fragen

der mit der Applikation verbundenen Berostungsprobleme bei einzelnen Apfelsorten gelöst

werden.

Ein Verzicht auf die Anwendung von Streptomycin war 2007 nicht möglich. Die Kommunika-

tion zwischen Obstbau und Imkern verlief wie im Vorjahr reibungslos. Probleme sind nicht

bekannt geworden.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erteilte eine mit

strengen Anwendungsbestimmungen und Auflagen versehene Genehmigung gemäß § 11 Abs. 2

Satz 1 Nr. 2 (Gefahr im Verzuge) des Pflanzenschutzgesetzes. Zentrales Element der Genehmi-

gung war die Verpflichtung der Länder,

- einen Entwurf der Allgemeinverfügung dem BVL vor Erteilung der Genehmigung

vorzulegen,

- ein umfassendes Monitoring auf Rückstände im Honig durchzuführen,

- ein umfassendes Monitoring im Hinblick auf nicht genehmigte Anwendungen durchzuführen,

- einen Bericht an das BVL bis 1. Oktober 2007 über u. a. Befall und Anwendung von Strepto-

mycin vorzulegen.

Voraussetzung für eine Genehmigung war auch die Klärung der Frage möglicher Schadenser-

satzforderungen der Imker für den Fall, dass in Honigen Rückstände von Streptomycin gefunden

werden, die über der festgesetzten Rückstands-Höchstmenge von 0,02 mg/kg liegen. So wurden

nach den Beprobungen in Baden-Württemberg über 1000 kg Honig aufgekauft.

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Allgemeinverfügungen wurden von Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Rhein-

land-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erlassen. Nach den Meldungen der Länder

wurden wie 2006 ca. 3600 ha Kernobst, besonders Äpfel, mit Streptomycin behandelt.

Verstöße gegen die Allgemeinverfügungen wurden nicht festgestellt.

Der Bundesausschuss Obst und Gemüse, Fachgruppe Obstbau, hat die Forderung gestellt, auch

2008 Streptomycin in der Form zu genehmigen wie in 2007. Die Entscheidung hierüber wird

vom BVL zeitnah zu treffen sein.

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Teil B Berichte aus Österreich und der Schweiz

Feuerbrandsituation 2007 in Österreich

1. Auftreten von Feuerbrand

Im Jahr 2007 war das stärkste Feuerbrandauftreten seit dem Erstnachweis 1993.

Ausgehend von einem sehr milden Winter waren zur Kernobstblüte ungewöhnlich hohe Tempe-

raturen, je nach Region waren mehrmals über mehrere Tage hindurch Infektionstage für Erwinia

amylovora, zu verzeichnen. Auch die anschließende Periode war witterungsbedingt für die Ver-

mehrung der Feuerbranderreger förderlich. Bedingt durch die sehr günstigen Infektionsbedin-

gungen war das Jahr 2007 ein außergewöhnlich starkes Feuerbrandjahr. Die ersten Feuerbrand-

verdachtsfälle wurden bereits Anfang Mai gemeldet und durch Laboruntersuchungen bestätigt.

Im Gegensatz zum Vorjahr wo vor allem Birnen befallen waren, betraf es heuer überwiegend

Apfelbäume (50%), gefolgt von Birnbäumen (33%) sowie Quitte (4%). Im geringeren Umfang

konnte Feuerbrand auch bei Cotoneaster, Crategus, Sorbus, Zierquitte vereinzelt auch an

Zwetschken, Kirschen und der Gemeinen Eberesche im Labor nachgewiesen werden.

Schutzgebiete:

In den Bundesländern Steiermark, Niederösterreich, Burgenland, Kärnten und Tirol (politischer

Bezirk Lienz) war ein sehr starkes Auftreten dieser Pflanzenkrankheit zu verzeichnen. In Wien

ist die Anzahl der Befallsstellen weiterhin stabil, in dieser Saison wurde an 2 Standorten (öffent-

liches Grün) Feuerbrand festgestellt.

Der politische Verwaltungsbezirk Lienz (Tirol) war bisher befallsfrei. Durch günstige Infekti-

onsbedingungen im Mai kam es zu Blüteninfektionen und teilweise auch zu Triebinfektionen im

Streuobst- und im Erwerbsobstanlagen. Im Streuobstbereich waren 70 Rodungen und 250 Rück-

schnitte notwendig, im Erwerbsobstanbau mussten ca. 2000 Rodungen angeordnet werden.

In Kärnten wurde nach dem vermehrten Feuerbrandbefall im Jahr 2006 in dieser Vegetations-

periode ein flächenhaftes Auftreten in fast allen Gemeinden festgestellt. Auf Grund der für

Infektionen ungünstigen Blühtermine bei Apfel bezogen sich die meisten Erkrankungen auf

Hochstammbirnen (vor allem die besonders anfällige Speckbirne in höheren Lagen).

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In der Steiermark wurde die Bekämpfungsorganisation, bestehend aus Sachverständigendienst

und Gemeindebeauftragten beibehalten. Als Monitoringmaßnahme wurde 2007 wieder ein Zei-

gerpflanzennetz bonitiert. Bei diesen Pflanzen wurden an sechs von 33 Standorten Feuerbrand-

symptome festgestellt, die Pflanzen wurden umgehend gerodet. Daneben wurden regelmäßige

Kontrollen bei Erzeugerbetrieben und stichprobenartige Kontrollen bei Abgabestellen von Feu-

erbrandwirtspflanzen an Endverbraucher vorgenommen. Nachdem seit 2003 ein stetiger Rück-

gang der Feuerbrandfälle verzeichnet worden war (was auch auf rigorose Bekämpfungsmaß-

nahmen zurückzuführen ist), kam es 2007 erstmals zu einem starken Auftreten der Krankheit in

allen Landesteilen mit Ausnahme kleinerer Gebiete. Zu Blühbeginn waren alle bekannten Be-

fallsherde gerodet, dennoch wurden die ersten Feuerbrandverdachtsfälle bereits Mitte Mai aus

der Weststeiermark gemeldet und durch Laboruntersuchungen bestätigt. 3,5 ha Apfelanlagen

wurden sofort gerodet. Feuerbrand trat sowohl im Streu- und Siedlungsobstbau, im privaten und

öffentlichen Grün, als Straßenbegleitvegetation, als auch in Intensivobstanlagen auf. Die meisten

Fälle konnten durch Rückschnitt bzw. –riss saniert werden, ca. 23 ha Kernobst mussten bislang

gerodet werden.

Auch im Burgenland waren alle Bezirke vom Feuerbrand betroffen. Im Süd- und Mittelburgen-

land trat die Krankheit auch in Erwerbsobstanlagen auf.

In Niederösterreich wurden die meisten Feuerbrandfälle aus den Bezirken Scheibbs, Waidhofen/

Ybbs, den südlichen Teilen von Amstetten und St. Pölten, aus Lilienfeld und Neunkirchen ge-

meldet. Die meisten Fälle entstanden durch Blüteninfektionen in höheren Lagen im Streuobstbe-

reich. Erfreulich ist, dass in ehemals stark befallenen Gebieten (Mistelbach, Waidhofen/Thaya)

heuer trotz genauester Kontrollen kein Feuerbrand festzustellen war. Nur an wenigen bereits

2006 befallenen Standorten wurde 2007 ein erneutes Auftreten beobachtet. Die Zentren der Er-

werbsobstproduktion waren weniger betroffen. Feuerbrandbefälle in Intensivobstanlagen wurden

in einem Fall durch Hagel verstärkt, konnten aber durch rasche Setzung der erforderlichen Maß-

nahmen (Rodung) saniert werden. Sämtliche festgestellten positiven Feuerbrandfälle wurden

umgehend gerodet oder ausgeschnitten.

Nicht-Schutzgebiete:

In den Nicht-Schutzgebieten hat sich der Feuerbrand generell etabliert. Dennoch wurde auch hier

das stärkste Feuerbrandauftreten seit dem Erstnachweis registriert.

In Oberösterreich wurde ein verstärkter Feuerbrandbefall in höheren Lagen (besonders an Apfel)

beobachtet. Der Großteil der Infektionen erfolgte über die Blüte. Auch die anfällige Speckbirne,

eine Streuobstsorte, war wieder stark betroffen. In insgesamt zehn Erwerbsobstbetrieben wurden

Ausschnittmaßnahmen zur Befallskontrolle durchgeführt.

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In Salzburg waren in den Regionen Pongau und Lungau zahlreiche Standorte erstmal betroffen,

vor allem Apfelbäume (Blüten- und Triebinfektionen) und in geringerem Ausmaß auch Birne

und Sorbus aucuparia.

In Tirol trat Feuerbrand in 163 Gemeinden auf. In 37 der 51 Gemeinden mit Erwerbsobstbau

wurde Feuerbrand festgestellt. 20.000 Rodungen und zahlreiche Schnittmaßnahmen im Obst-

und Zierpflanzenbereich waren die Folge.

In Vorarlberg trat die Krankheit sowohl in Tallagen als auch in mittleren Höhenlagen auf. Nach

bis zu einer Woche durchgehenden Infektionsbedingungen im Laufe des Aprils bis Anfang Mai

wurden die ersten Blütensymptome am 3. Mai gemeldet. In Intensivobstanlagen war bei Birnen

die Blüte zum Zeitpunkt der Infektionstermine bereits vorüber, daher waren großteils Apfelan-

lagen betroffen. Von diesen mussten 3 ha gerodet werden, das entspricht etwa 10% der Apfelan-

baufläche.

Schätzungen zu Folge waren bis zum Ende der Vegetationsperiode insgesamt bis zu 50.000

Pflanzen befallen.

2. Maßnahmen zur Umsetzung der Strategie

Wie jedes Jahr wurden ausgewählte Beobachtungsstützpunkte durch den Amtlichen Pflanzen-

schutzdienst bzw. Feuerbrandbeauftragte regelmäßig kontrolliert und für das von der EU vorge-

schriebene Monitoring in den Schutzgebieten die entsprechenden Proben für die Laboruntersu-

chungen gezogen. Dabei handelte es sich um Obstanlagen, Verkehrsinseln, öffentliche Parks und

Privatgärten. Zusätzlich wurden bei ca. 3000 Wirtspflanzen mit visuellen Symptomen Proben

gezogen und im Labor getestet. Bei 70% der untersuchten Proben konnte Erwinia amylovora

identifiziert werden. Alle positiv getesteten Pflanzen wurden gerodet (bzw. in Einzelfällen ord-

nungsgemäß zurückgeschnitten), um eine weitere Verbreitung zu verhindern.

Für eine effektive Kontrolle wurde, wie auch schon in den vergangenen Jahren, weiterhin das

Hauptaugenmerk auf eine gute Schulung der Feuerbrandsachverständigen gelegt. Die Bevölke-

rung wurde über die Feuerbrandsituation (u. a. Feuerbrand-Symptome, Feuerbrand-Wirtspflan-

zen, Meldepflicht) mittels Broschüren, Printmedien, Fernsehen und auch Internet informiert.

Das Monitoring gegen die Einschleppung und Ausbreitung des Feuerbrandes wird im Jahr 2008

weitergeführt.

2003 wurde begonnen, alle österreichweiten Aktivitäten in Zusammenhang mit Feuerbrand zu

bündeln und zu koordinieren. Diese Koordination wird von der AGES wahrgenommen, dazu

werden Round-Table–Gespräche abgehalten. Zusätzlich wurde eine Runde für Forschungspro-

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jektbesprechungen ebenfalls mit dem Hauptanliegen einer Abstimmung und Koordination einge-

richtet.

Forschung

In Österreich liefen 2007 fünf interdisziplinäre und interinstitutionelle Forschungsprojekte zum

Thema Feuerbrand (http://www.dafne.at/dafne_plus_homepage/index.php / unter Suchbegriff

„Feuerbrand“).

• Untersuchungen ausgewählter Parameter im Hinblick auf die Verbesserung der Möglich-

keiten zur Vorbeugung und Bekämpfung von Feuerbrand (AGES, Institut für Pflanzen-

gesundheit)

• Aufklärung der Feuerbrandresistenz und Entwicklung von Resistenzmarkern (Technische

Universität Wien)

• Feuerbrand auf Kernobst: Blattoberflächenchemie und sortenspezifische Resistenz

(Universität Wien, Fakultät für Lebenswissenschaften)

• Prüfung selbstbewurzelter Birnenbäume im Vergleich zu wichtigen gängigen Unterlagen

unter besonderer Berücksichtigung der Widerstandsfähigkeit gegen Feuerbrand (Univer-

sität für Bodenkultur, Department Angewandte Pflanzenwissenschaften und Pflanzen-

biotechnologie Institut für Garten-, Obst- und Weinbau)

• Prüfung von feuerbrandtoleranten und - anfälligen Apfel- und Mostbirnensorten an ver-

schiedenen Standorten (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und

Wasserwirtschaft, HBLA und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg)

Die aktuellen Forschungsaktivitäten zum Thema Feuerbrand in Österreich umfassen Projekte

sowohl in der Grundlagenforschung, als auch im angewandten Bereich, die sich einerseits mit

längerfristigen Strategien zur Verringerung der Anfälligkeit hauptsächlich angebauter Obstsorten

und andererseits mit der kurz – bis mittelfristigen Entwicklung und Erprobung alternativer Kon-

trollmöglichkeiten des Erregers befassen.

Im Rahmen von Projekten, die an der AGES durchgeführt werden, wird neben verbesserten

Möglichkeiten zur Vorbeugung und Bekämpfung von Feuerbrand, auch Stichprobenpläne für

Erwinia amylovora in Pufferzonen entwickelt.

3. Anwendung von Streptomycin

Der Wirkstoff Streptomycin wurde in Österreich im Jahr 2007 zur Feuerbrandbekämpfung nicht

eingesetzt.

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4. Ausblick für 2008

Das Ziel der Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Feuerbrand (Erwinia amylovora) bleibt unver-

ändert der Schutz der Erwerbsobstanlagen, der Baumschulen sowie der landschaftsprägenden,

großkronigen Obstbäume. Diese müssen vor einer weiteren Einschleppung bzw. Ausbreitung der

Krankheit geschützt werden, speziell, da vor allem Vermehrungsmaterial nicht selbst produziert,

sondern zugekauft wird.

Darüber hinaus ist der für verschiedene Bundesländer charakteristische und landschaftsprägende

Streuobstbau (Mostobst) gefährdet. Von wesentlicher Bedeutung sind auch Feuerbrandgehölze

in den Bereichen Öffentliches Grün und in Hausgärten, sowie in der Wildflora Österreichs.

Für das Jahr 2008 ist geplant, die Bevölkerung wieder umfassend über die gravierenden Aus-

wirkungen sowie die genauen Krankheitssymptome dieser Pflanzenseuche zu informieren, da die

eingeführte Bekämpfungsstruktur zum überwiegenden Teil auf die Verdachtsmeldungen der

Bevölkerung angewiesen ist.

Eine zentrale Rolle spielt auch wieder das Engagement der geschulten Feuerbrandsachverständi-

gen und deren Rückhalt durch die kommunale Politik. Die Schulung der Sachverständigen wird

fortlaufend verbessert und intensiviert.

In Österreich werden weiterhin alle verfügbaren Mittel eingesetzt, um den Feuerbrand, soweit er

im österreichischen Bundesgebiet auftritt, zu bekämpfen, um eine Weiterverbreitung bzw. Neu-

einschleppung zu verhindern.

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Feuerbrandsituation 2007 in der Schweiz

Im 2007 herrschten während der Kernobstblüte über fast drei Wochen optimale Infektionsbedin-

gungen. In Erwerbsanlagen und bei Hochstammbäumen wurden dadurch die bisher größten

Schäden verzeichnet. Mehr als 100 ha Erwerbsanlagen mussten gerodet werden. Bei den Hoch-

stammbäumen waren Zehntausende befallen. Ende Sommer zeigte sich erstmals starker Unter-

lagenbefall in Erwerbsanlagen. In rund 870 Gemeinden wurden befallene Bäume, Wildgehölze

oder Zier-Wirtspflanzen festgestellt. Dies sind mehr als doppelt so viele Gemeinden wie im bis-

her schlimmsten Jahr 2000 (365). Es wurden bis auf eine Höhe von 1.100 m ü. M. befallene

Pflanzen festgestellt.

Infektionsbedingungen während der Kernobstblüte

Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW unterstützt die Kantonale Obst-

bauberatung und Praxis mit einem Prognose- und Warndienst. Während der Blütezeit des Kern-

obstes wird die Infektionsgefahr für mehr als 60 Standorte täglich unter www.feuerbrand.ch ver-

öffentlicht. ACW arbeitet seit mehreren Jahren mit dem Prognosemodell von Dr. E. Moltmann

(Technologiezentrum Augustenberg, Außenstelle Stuttgart).

Ab 13. April 2007 wurden in vielen Regionen an mehreren aufeinander folgenden Tagen eine

hohe Infektionsgefahr verzeichnet. Ein messbares Nässeereignis blieb jedoch aus. Im Kanton

Tessin (Südschweiz) und dem Wallis dauerte diese Periode mehr als 10 Tage. Das berechnete

Erregerinfektionspotential (EIP) erreichte in dieser Periode bedeutend höhere Werte als 2006.

Solche Perioden können auch ohne Nässeereignis zu Blüteninfektionen führen; insbesondere

wenn der Erreger in der Region bereits in den Vorjahren vorhanden war. An einigen Standorten

wurde Mitte April ein erster berechneter Infektionstag verzeichnet. Ab dem 21. April 2007 er-

folgte erneut eine Zunahme des Infektionsrisikos und ab dem 23. April 2007 wurden vereinzelt

erfüllte Infektionsbedingungen registriert. In der letzten Aprilwoche führten lokale Gewitter an

mehreren Orten zu einem oder mehreren berechneten Infektionstagen. Zu Beginn der ersten

Maiwoche lag der berechnete EIP immer noch über dem Schwellenwert. Erst nach mehreren

kühleren Tagen sank der EIP unter den Schwellenwert.

Mitte April konnte im Labor der ACW das Feuerbrandbakterium aus Cankern (Überwinterungs-

stelle) bei Birnen- und Quittenbäumen nachgewiesen werden. Zu diesem Zeitpunkt wurde Befall

von Altholz aus mehreren Kantonen gemeldet.

Im Verlaufe der Saison wurden mehr als 10.600 Verdachtsproben untersucht, mehr als 60% der

Proben war feuerbrandpositiv. Für 2008 werden Maßnahmen geplant, damit die Anzahl der ein-

gesandten Verdachtsproben deutlich reduziert werden kann.

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Befallssituation in Erwerbsanlagen

Die Schäden übertrafen bei Ertragsanlagen wie auch bei Hochstammbäumen das Ausmaß des

Jahres 2000 massiv. Vom Feuerbrand waren auch 40 pflanzenpasspflichtige Jungpflanzen-

betriebe direkt oder indirekt betroffen.

Erste Symptome wurden bereits Ende April entdeckt. Die Befallszunahme in Ertragsanlagen

schritt sehr rasch voran. Bereits anfangs Mai war vor allem bei der Sorte Jonagold sehr viel

sekundärer Triebbefall mit starker Exudatbildung sichtbar. Es sind mehr als 100 ha Erwerbs-

anlagen vernichtet worden. Bei mehreren hundert Hektaren wurden die Bäume mit Rückriss

saniert. Diese sanierten Bäumen und die Bäume in deren Umgebung werden im 2008 sehr stark

durch Neubefall gefährdet, weil es unmöglich ist, alle Bäume mit Rückriss erfolgreich zu sanie-

ren. Nach der Obsternte mussten noch weitere Rodungen erfolgen, weil sich erneut Befall ge-

zeigt hat. Im Herbst 2007 wurde auf verschiedenen Obstbaubetrieben, in Regionen mit sehr star-

kem Infektionsdruck, massiver Befall an Apfelunterlagen (M9 und P22) entdeckt. Diese Bäume

mussten ebenfalls vernichtet werden.

Befallsituation im Hochstammobstbau (Streuobstbau)

Bei Hochstammbäumen zeigte sich ebenfalls sehr starker Befall; bisher sind rund 45'000 Bäume

mit Befall gemeldet worden (30’000 Apfel, 15'000 Birne). Ein sehr großer Teil befindet sich in

der Ostschweiz (Kantone St. Gallen und Thurgau) und der Zentralschweiz (Kanton Luzern). Im

Kanton Bern wurde in diesem Jahr erstmals Tausende von Hochstammbäumen befallen.

Situation in Westschweiz, Wallis und Tessin

Erstmals wurde im Kanton Waadt Befall bei vereinzelten Kernobstbäumen in Hausgärten festge-

stellt. In mehreren Gemeinden wurde Befall bei C.salicifolius, Feuerdorn und Quitte entdeckt.

Im Kanton Freiburg wurden die bisher stärksten Schäden verzeichnet. Im Kanton Wallis wurde

einzig in einer Gemeinde Befall bei C.salicifolius festgestellt. Aus den Kantonen Neuenburg und

Tessin (Alpensüdseite) wurde kein Feuerbrandbefall gemeldet.

Richtlinie zur Bekämpfung des Feuerbrandes

Das Bundesamt für Landwirtschaft BLW hat die Richtlinie Nr. 3 vom Juni 2006 im Verlaufe des

2007 dreimal mit den Kantonalen Fachstellen für Pflanzenschutz diskutiert und deren Umset-

zung harmonisiert. Die festgelegten Massnahmen folgen einer klaren phytosanitären Linie. Die

Richtlinie Nr. 3 ist unter www.feuerbrand.ch > Gesetzliche Grundlagen > Richtlinie verfügbar.

Das starke Auftreten von Feuerband im 2007 in den Kantonen Bern und Graubünden des

Schutzgebietes hat den Ausschluss der beiden Kantone aus der Zona Protecta ab 1.10.2007 zur

Folge.

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Feldversuche mit Blossom protect fb

In zwei Apfel-Hochstammanlagen in der Befallszone wurden Feldversuche mit dem Hefepräpa-

rat Blossom protect fb unter Praxisbedingungen durchgeführt. Es erfolgten eine bis drei Appli-

kationen pro Sorte. Behandelt wurden die Sorten Boskoop, Glockenapfel und Blau-acher. Die

Bonitur des Blütenbefalls erfolgte an beiden Standorten am 21. Mai 2007. Bei den drei Sorten

und zwei Standorten zeigten sich Wirkungsgrade von 0 Prozent (Blauacher) bis 57 Prozent

(Boskoop). Die Behandlungstermine und die Anzahl Behandlungen beeinflussen den Wirkungs-

grad.

An einem weiteren Standort wurde Blossom protect fb in einer Erwerbsobstanlage (Golden Deli-

cious, 1. Standjahr 1999) zwecks Abklärung der Berostung eingesetzt. In diesem Versuch wur-

den eine bis vier Behandlungen in die Blüte ausgebracht. Am 10. September 2007 wurden nach

den vorgegebenen Befallklassen bonitiert. Die Versuchsglieder mit drei und vier Behandlungen

zeigten, wie bereits im 2006, einen Trend zur Mehrberostung. Die Zulassungsbehörde wird das

Präparat Blossom protect fb beurteilen und im 2007 über das weitere Vorgehen entscheiden.

Feldversuche mit weiteren Präparaten

In den oben erwähnten Apfel-Hochstammanlagen wurden zusätzlich auch die Verfahren Li-

thiumcarbonat (LiC03), Blossom protect fb plus Lithiumcarbonat (LiC03) und Nano-Argentum

(reines metallisches Silber in Wasser verteilt, Silberpartikel im Nanometermassstab) eingesetzt.

Die Wirkungsgrade schwankten zwischen 13.3 und 64.3 Prozent. Mitte Juni wurde bei den

Hochstammbäume der Befallsfortschritt, ausgehend von den befallenen Blütenbüscheln, gemes-

sen. Ende Juli wurden mehr als Hundert Verdachtsproben entnommen und im Labor bearbeitet.

Innerhalb den Verfahren gab es sehr große Streuungen. Der Habitus der Sorte, resp. des Einzel-

baumes hat den größeren Einfluss auf den Befallsfortschritt als die verschiedenen Behandlungs-

varianten. Diese Versuche erfolgten in Zusammenarbeit mit der Industrie und den KMUs, resp.

den Kant. Fachstellen und den Obstbauern.

Streptomycin

Im Sommer 2007 wurde der Zulassungsbehörde ein Gesuch für den Einsatz von Antibiotika ein-

gereicht. Die Behörden (Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bundesamt für Umwelt BAFU,

Bundesamt für Gesundheit BAG und Staatssekretariat für Wirtschaft SECO) prüfen gegenwärtig

das vorliegende Gesuch.

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Forschung

Das Kompetenzzentrum Feuerbrand an der ACW verfolgt bei den Forschungsprojekten einen

ganzheitlichen Ansatz und verknüpft daher die Forschung mit den Erfahrungen aus Blüteninfek-

tionsprognose, Warndienst und Diagnose miteinander. Bei jedem Forschungsprojekt werden ne-

ben langfristigen Ergebnissen auch kurzfristige Nutzen bringende Erkenntnisse angestrebt. Diese

Erkenntnisse können durch die Extension rasch in der Praxis umgesetzt werden.

1. Diagnostik

ACW hat verschiedene Methoden geprüft (z.B. neue Medien, PCR) und entwickelt (z.B. Micro-

arrays, immunologische Tests), mit dem Ziel eine schnelle, sensible und einfache Diagnostik

sowohl für das Labor als auch für den Nachweis im Feld zu entwickeln. Ein Schnelltest für Feu-

erbrand ist in Zusammenarbeit mit einem schweizerischer KMU weit entwickelt und kann 2008

ausgewählten Kant. Pflanzenschutzstellen für Tastversuche zur Verfügung gestellt werden.

2. Biologische Bekämpfung

Die ACW deckt mit der Feuerbrandforschung die komplette Bandbreite der biologischen Be-

kämpfung von der Suche nach Antagonisten bis zu marktreifen Produkten ab.

ACW klärt den Wirkungsgrad ab und prüft die Verträglichkeit von kommerziellen Pflanzenbe-

handlungsmitteln, welche weltweit in den Obstanbaugebieten eingesetzt werden auf deren Eig-

nung unter den Schweizer Bedingungen (z.B. Bacillus, Pseudomonas, und Hefeprodukte). ACW

isoliert und prüft Antagonisten (z.B. Bakterien, Bakteriophagen) in internationaler Zusammenar-

beit. ACW will mit diesen Arbeiten wirkungsvolle Antagonisten zur Verfügung stellen, welche

für die Praxis geeignet sind. Aus diesem Screeningprogramm zeigte ein Pseudomonas-Isolat in

einem Tastversuch der BBA Dossenheim (Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirt-

schaft) mit künstlicher Inokulation im Freiland eine erfolgversprechende Wirkung bei Apfel-

bäumen. Dieser Antagonist wird im 2008 weiter geprüft werden.

ACW verknüpft die Forschung auf dem Gebiet der Genetik und Genomik der Antagonisten mit

der angewandten Forschung. Dadurch können die Wirkungsmechanismen entschlüsselt und die

Effektivität verbessert werden. ACW hat das ganze Genom eines der derzeit besten Feuerbrand-

Antagonisten (Pantoea agglomerans) komplett sequenziert. Auf der Basis dieser Sequenzinfor-

mation sollen genetische Unterschiede zwischen den Feuerbrand-Antagonisten und den Krank-

heitserregern gesucht werden, um diese Bekämpfungsmethode von Feuerbrand und deren Pra-

xisanwendung zu beurteilen

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3. Chemische Bekämpfung

Im Labor, im Quarantänegewächshaus und in Feldversuchen hat die ACW verschiedene kom-

merzielle und experimentelle Chemikalien geprüft. Der Wirkungsgrad und die Mechanismen von

chemischen Resistenzinduktoren (SAR-Effekt) und von Silber wurden erforscht. Unzählige

alternative Chemikalien (z.B. Wachstumsregulatoren, Pflanzenextrakte, Silber) wurden auf deren

Wirkung geprüft.

4. Biologie und Virulenz vom Krankheitserreger

Im Labor und bei Pflanzenversuchen hat ACW die Genetik des Erregerbakteriums (Erwinia

amylovora) untersucht. Es wurden bei diesen Forschungsarbeiten zwei neue Genregulatoren ent-

deckt, welche einen Einfluss auf Metabolismus und Virulenz haben. Mit neuen Projekten will

ACW die Genomik von zwei Erwinia-Stämmen (E.amylovora und E. pyrifoliae) sequenzieren,

mit dem Ziel beim Feuerbranderreger Schwachstellen zu finden, welche bei der Bekämpfung des

Feuerbrandes neue Wege aufzeigen könnten.

Resistenzzüchtung

Auf dem Gebiet der Resistenzzüchtung von Kernobstsorten hat ACW auf drei Gebieten Fort-

schritte erzielt:

1) ACW führt seit mehreren Jahren Anfälligkeitstests bei fortgeschrittenen ACW-Apfelzüchtun-

gen sowie alten Apfel- und Birnensorten (Hochstammsorten) durch. Seit 2007 erfolgen diese

Tests auch in Zusammenarbeit mit dem Fructus-Projekt NAP 03-21 (Beschreibung von

Obstgenressourcen). Die Zuchtnummern und Sorten mit einer hohen Widerstandskraft gegen

den Feuerbrand werden für weitere Kreuzungen in der Apfelzüchtung von ACW verwendet.

Widerstandsfähige Sorten mit guter Eignung für die Saftproduktion werden in einer Positiv-

liste zusammengefasst und sind für den Anbau empfehlenswert.

2) An der ACW werden seit mehreren Jahren Kreuzungen mit feuerbrandtoleranten Elternsorten

(z.B. Enterprise, Rewena) gemacht. Ergänzend wurden im Frühjahr 2007 erstmals moderne,

molekulare Marker eingesetzt, welche über die Feuerbrandresistenz junger Apfelsämlinge in

der Züchtung Auskunft geben können (markergestützte Selektion). Die Entwicklung der

Marker für Feuerbrandresistenz in Apfel und Birnen erfolgte an der ACW in Zusammenar-

beit mit der ETH Zürich. Die Marker zeigen in der Laboranalyse auf, ob die erhöhte Wider-

standsfähigkeit gegen Feuerbrand in einer Neuzüchtung vorhanden ist oder nicht. Es ist das

Ziel bereits am jungen Sämling im ersten Jahr mit molekularen Methoden nachweisen zu

können, wie gut seine Abwehr gegen den Feuerbrand ist. Diese aussichtsreiche Methode wird

weiter geprüft und verbessert. Bereits sind einige Züchtungen entwickelt, die eine vermin-

derte Feuerbrandanfälligkeit aufweisen. Anfangs Juni 2007 fand in Polen ein Treffen im

Rahmen eines europäischen Forschungsprogramms statt (COST 864, www.cost864.eu), um

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die neusten Erkenntnisse auszutauschen und gemeinsam dem Ziel von feuerbrandtoleranten

und gut schmeckenden vom Markt akzeptierten Apfel- und Birnensorten näher zu kommen.

3) Seit zwei Jahren prüft ACW im Quarantänegewächshaus Apfelunterlagen aus den USA hin-

sichtlich Feuerbrandresistenz. Zusätzlich wird die Anbaueignung unter Schweizer Produkti-

onsbedingungen in einem Freilandversuch seit 5 Jahren geprüft. Durch diese Arbeiten wird

es möglich sein, ab 2008 auf ausgewählten Obstbaubetrieben die besten Unterlagen unter

Praxisbedingungen zu testen.

In neuen Projekten wird primär die genetische und biochemische Basis der Feuerbrandresistenz

beim Apfel erforscht. Die Selektion von alten und kommerziellen Sorten wird weiter geführt. In

der Züchtung von neuen Apfelsorten wird versucht, die Qualitäts- und die Resistenzeigenschaf-

ten erfolgreich miteinander zu kombinieren.

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Bericht über dieFeuerbrandsituation im Jahr 2007

Herausgeber

Bundesministerium für Ernährung,Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)

53123 Bonn

Stand

April 2008

Druck

BMELV

Text

BMELV, Referat 517

Gestaltung

BMELV

Fotos

BMELV

DDiieessee PPuubblliikkaattiioonneenn kköönnnneenn SSiiee bbeesstteelllleenn::

schriftlich: BMELV, Referat 517Rochusstraße 153123 Bonn

E-Mail: [email protected]

Die Broschüre steht im Internet zum Download zur Verfügung unter:www.bmelv.de, Rubrik Landwirtschaft / Pflanzenschutz / Berichte

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter

www.bmelv.de

Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung kostenlos herausgegeben. Sie darf wedervon Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Europa-, Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen. Missbräuchlich ist insbesonderedie Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Ausdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Schrift dem Emp-fänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendetwerden, die als Parteinahme der Bundesregierung zu Gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.

Strategie zur Bekämpfung desFeuerbranderregers ohne Antibiotika


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