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    Vom Kommen des Herrn in unsere HerzenVom Kommen des Herrn in unsere HerzenVon der DankbarkeitVon der Dankbarkeit

    Wo sind Himmel und Hlle?Wo sind Himmel und Hlle?

    Der MenschDer Mensch -- ein Tempel Gottesein Tempel Gottes

    Meister EckhartMeister Eckhart

    Die trichte und die kluge JungfrauDie trichte und die kluge Jungfrau

    Der HolzstoDer Holzsto

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    SPENDENKONTEN

    Baden-Wrttemb. Bank AG Bietigheim-Bissingen

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    IMPRESSUM

    Herausgeber: Lorber-Gesellschaft e.V.Verwaltungsanschrift: Postfach 114

    83731 Hausham / DeutschlandTel.: 08026-8624 / Fax: 08026-3294

    E-Mail-Anschrift: [email protected]

    Internet-Seite: www.Lorber-Gesellschaft.de

    Schriftleitung: Klaus W. Kardelke

    Redaktion: Angelika Penkin

    INHALT

    Michael Haydn Heiligste Nacht S. 2

    Klaus W. Kardelke Editorial S. 3

    Johanne Ladner Vom Kommen des Herrn in unsere Herzen S. 5

    Klaus Kardelke Von der Dankbarkeit S. 10Jakob Lorber Wo sind Himmel und Hlle S. 31Johannes Tauler Der Mensch - ein Tempel Gottes S. 33Gerhard Wehr Meister Eckhart S. 37

    Jakob Lorber Die trichte und die kluge Jungfrau S. 43

    Richard Wurmbrand Eins aber ist Not S. 45

    Lena Lieblich Der Holzsto S. 46

    Weisheitsgeschichten Als die Christen die Sprache verloren S. 49

    Gott gibt es doch gar nicht S. 50

    Ein freier Platz in der Hlle S. 51

    Was knnen wir tun S. 52Ein Brief an Dich, mein Kind S. 53

    Phil Bosmans Liebe heit S. 54

    Verschiedenes S. 55

    Mit Namen des Verfassers versehene Beitrge mssen nicht mit der Auffassung der

    Schriftleitung bereinstimmen.Die Zeitschrift erscheint viermal jhrlich auf freiwilliger Spendenbasis.

    Beitrge richten Sie bitte an die Schriftleitung.

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    2 GL 4/2010Heiligste Nacht! Heiligste Nacht!

    Heiligste Nacht! Heiligste Nacht!

    Michael Haydn (1737 - 1806)

    Finsternis weichet! Es glnzet hieniedenLieblich und krftig vom Himmel ein Licht!Engel erscheinen, verknden den Frieden

    Frieden den Menschen! Wer freuet sich nicht?Kommet ihr Christen! O kommet geschwind!

    Seht da die Hirten, wie eilig sie sind!

    Eilt mit nach Davids Stadt!Den Gott verheien hat,

    liegt dort als Kind! liegt dort als Kind!

    Gttliches Kind! Gttliches Kind!Du der gottseligen Vter Verlangen!

    Zweig der der Wurzel von Jesse entspriet!Lass Dich mit inniger Liebe umfangen!

    Sei uns in herzlicher Demut gegrt!Gttlicher Heiland! Der Christenheit Haupt!

    Du gibst uns wieder, was Adam geraubt!Schenke uns Deine Huld!Sie tilgt die Sndenschuld!

    Jedem, der glaubt! Jedem, der glaubt!

    Snder bedenkt! Snder bedenkt!

    Zitternd vor Klte in Windeln gewundenLiegt hier der groe, gewaltige Gott!

    Ach und dies Kind soll noch einstens voll WundenLeiden am Kreuze den schmerzlichsten Tod!

    Hret wie liebreich es klaget und spricht:Sndige Seele erweich Ich dich nicht!

    Sieh her, wie lieb Ich dich!

    Du aber kreuzigst Mich!Mich liebst du nicht! Mich liebst du nicht!

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    Editorial

    Das Jahr neigt sich dem Ende, die Advents- undWeihnachtszeit naht. Die Adventszeit bezeichnet dieJahreszeit, in der sich die Christen auf die Ankunft desHerrn vorbereiten. Sie war ursprnglich auch eineFastenzeit, in der man sich auf das Wesentliche besann undalles Unwesentliche weglie.

    Diese Vorbereitungszeit auf die Geburt Christi war somitauch eine Zeit der inneren und ueren Reinigung. EinLeermachen und Leerwerden von weltlich Materiellem, um so bereit zusein, den Herrn der Unendlichkeit in sich aufzunehmen.

    So sollen auch wir uns in dieser Zeit wohl vorbereiten, um Gott inunseren Herzen am Heiligen Abend eine Wohnsttte zu bereiten, eineKrippe, in der das Gotteskindlein wohl versorgt ruhen kann.

    Dieses Sinnbild soll uns den Weg der geistigen Wiedergeburtverdeutlichen. Es geht weniger um den historischen Hintergrund, als umdie Geburt Gottes im Menschenherzen, denn wird Christus tausendmal zuBethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren.sagt uns Angelus Silesius.

    Christus will in uns Gestalt annehmen, in uns geboren werden. Soleidete schon Paulus abermals Geburtswehen, bis dass Christus in unsGestalt gewinne (Gal. 4,19), denn wir wissen, dass die ganze Schpfungseufzt und in Geburtswehen liegt und sehnschtig harrt auf dieOffenbarung der Kinder Gottes. (Rm 8,19+22)

    Diese vom Schpfergeist getragene sehnschtige Erwartung der ganzenSchpfung erfllt sich nach christlichem Glauben an Weihnachten mit derAnkunft" oder Fleischwerdung, der Menschwerdung Gottes in der

    Welt, die aber zugleich Zukunft bleibt, bis Christus in uns Gestaltannimmt.

    Da Gott die Liebe ist, muss diese in uns immer mehr an Raumgewinnen, muss uns erfllen, in uns geboren und gro werden. Doch leiderist diese gttliche Eigenschaft immer noch das Armseligste in unserenHerzen, wie uns der Herr selbst besttigt:

    Am drftigsten und am rmsten ist bei jedem Menschen die eigentlicheLebenskraft seines Herzens, euer Herz muss vollends lebendig werden aus

    der Liebe zu Mir. Ich Selbst muss eure ganze Liebe ausmachen; dannerst knnet ihr aus dieser Liebe wahrhaft Verdienstliches zum ewigen

    Leben wirken, und das darum, weil da das Verdienstliche allein Mir

    Editorial

    Klaus W. KardelkeGeschftsfhrender

    Vorsitzender derLorber-Gesellschaft

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    zukommt. Ihr aber bleibet bloe reine Konsumenten Meiner Liebe, Gnade

    und Erbarmung. (Ste. 30,15)

    Die Advents- und Weihnachtszeit sollte eine besinnliche und friedvolle

    Zeit sein, in der wir unsere Herzen zur Ruhe bringen und dem Herrn zurReinigung und Wohnsttte hinhalten.Wie weit dieser Wunsch von der Realitt entfernt ist, wissen wir alle

    nur zu gut. Es scheint keine hektischere Zeit zu geben als gerade dieWeihnachtszeit, in der wir durch die Tempel der Kaufhuser nach denletzten Geschenken fr unsere Lieben jagen und uns sorgen um dieGaumenfreuden an den nicht mehr ganz so stillen Tagen. Selbst wirChristen, die wir die Bedeutung dieser Tage doch eigentlich kennensollten, knnen uns nur schwerlich diesem Treiben entziehen.

    Der eigentliche Sinn dieser stillen Zeit scheint verloren gegangen undnur selten finden wir die innere Stille in der Stillen Nacht und knnen unsdem Herrn hingeben.

    Denn gerade in diesen Tagen neigt sich der Himmel mehr und mehr zurErde, neigt sich der gttliche Geist nher zur Seele hin als in anderenZeiten. Doch selten gewahren wir diese gttliche Annherung, da wir nichtachtsam genug sind, nicht ruhig und stille werden knnen. So gehen wirdieser gttlichen Annherung verlustig und knnen das Christkind nicht

    empfangen, welches uns sehnsuchtsvoll zuruft:Nimm Mich auf, auf dassIch dann auch dich aufnehmen kann in Meine groe Gnade!(HiG.1S.210)

    Jedes Jahr ruft es uns dies zu. Doch um Den es in der Weihnachtszeiteigentlich geht, der bleibt auen vor und wird nicht hereingelassen in dieStuben und Herzen der Menschen, die allesamt seine Kinder sein sollten.

    Machen wir doch die Tren und Tore unseres Herzens weit auf, um denHerrn der Herrlichkeit einzulassen, Der sich nach nichts anderem sehnt alsSeine Kinder mit Seiner Gegenwart zu beglcken und zu segnen und in

    ihren Herzen Wohnung zu nehmen.

    Die Lorber-Gesellschaft dankt allen Freunden und Frderern fr diefreundliche Untersttzung durch Spenden und Gebete in diesem Jahr.

    Wir wnschen euch eine gesegnete und besinnliche Advents undWeihnachtszeit und ein gesundes und glckliches Neues Jahr.

    Eure Geschwister der Lorber-Gesellschaft

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    Vom Kommen des Herrn in unsere HerzenJohanne Ladner (1824-1886)

    Mein Kommen ist es, welches heute in der christlichen Kircheverkndet und in einer formellen Weise angepriesen wird, so dass dieZuhrer schon vorher wissen, was sie heute hren werden; es ist zumeistein Rsonnieren ber die ganze Menschheit, dass dieselbe Mich nichtwrdiger aufnimmt. Dieses ist ganz wahr; aber es fehlt, wenn auch inuern Formen mehr geschehen wrde, dennoch die wahreEmpfangsfeierlichkeit im Herzen; dort will Ich thronen, in jedemMenschen; denn diese alleinige Sttte habe Ich Mir erwhlt zu MeinemKommen, und diese soll lauter gefegt werden von allem Unrate, der durchSatans List hineingekommen ist, dann werde Ich Einzug halten.

    Und gleich wie Ich bei Meinem Einzug in Jerusalem zwei Jngervorausschickte, um eine Eselin zu holen, darauf Ich Mich setzte, und demVolke Meine Macht durch eine geheime Einwirkung zu erkennen gab, dasssie Mich verehrten, so habe Ich allen, welche sich Christen nennen, zweiDiener zugesandt, bestehend in Geist und Lehre, welche ihnen kundgeben,was ntig ist, zu Meinem Kommen. Eine Eselin ist das Sinnbild wahrerDemut, welche Mir gegenber willig dargebracht werden muss, eine

    bergabe, wonach Ich Mich dann als Knig erblicken lasse, bei denen, dieMich dadurch verehren.

    So sollet auch ihr die wahre Herzensdemut Mir immer wieder aufsNeue entgegenbringen; denn dort ist fr euch immer wieder die Gefahr,wenn ihr Meine Nhe fhlen drfet, so berhebet ihr euch gern ber eure

    Nchsten, und meinet eure Wrdigkeit habe euch einen Vorzug verschafft.Oh liebe Kinder, wenn Ich mit euch abrechnen wollte, so wrdet ihr oft

    weit unter denselben stehen; denn bei Mir kommt alles in die Waagschale,

    der ganze Erziehungsweg; bedenket, wie viel habt ihr zum vorausempfangen, an Verstand, Erkenntnis und Belehrung, oft freudige, oftbittere Erfahrungen, welche euch ntigen nach Mir zu fragen.

    Fr andere dagegen ist der Zeitpunkt eben noch nicht gekommen, wosie auf Meinen Ruf achten, und Meine Geduld und Weisheit mussabwarten bis ihr Wille Mich mehr verlangt; aber doch ist das Kindesrechtauch ihnen vorbehalten; Ich komme auch zu ihnen, und oft ist meinVerziehen fr sie gut, sie ergreifen Mich dafr desto eifriger, wenn sie

    Mich gefunden haben, nachdem sie zuvor auf langen Umwegen geirretwaren.Immer und berall bin Ich bereit zu kommen; auch bei euch verlangt es

    Mich immer mehr einziehen zu knnen, nicht allein als Lehrer und Trster,

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    sondern als Regent und Vater, und in allen Eigenschaften Meines Wesens,damit man auch von euch in der Wahrheit sagen knnte: Es sindGotteskinder - in der Liebe, in der Wahrheit, in der Gerechtigkeit, in der

    Sanftmut, Geduld und in der wahren Demut.Deshalb bittet um Mein Kommen in eure Herzen jeden Tag mehr,damit ihr nicht betrogen werdet durch die Hoffnung auf ein uerlichesKommen, welches wenig Wert htte fr die, welche Mich geistigerschauen, dadurch dass ihnen Mein Bild beim Denken und Handeln vorAugen steht, indem sie Meine Stimme vernehmen, und ihnen so die

    Nachfolge und die Nachahmung ihres Jesu zur Freude wird.

    Mein Kommen soll euch in euren Gedanken beschftigen, nehmetdeshalb eine ernste Selbstprfung vor, vergleichet dabei in eurerLebensfhrung alles das Gute, das ihr genossen habt, wie das Schwere, dasihr tragen musstet, und erwget, was ihr dadurch geworden seid, ob mehrgeistig oder mehr materiell.

    Wenn Ich diese Frage stelle, so sind da Meine Kinder gemeint, welcheMich nher kennen, und Meiner Regierung ihre Erziehung anheim gestellthaben; aber um so mehr soll ihnen aufgedeckt werden, wie viel sieversumt haben und wie viel gewonnen! Sie wrden erschrecken beim

    berblick, wie das Versumte und die Unzufriedenheit gegenber Mir sogro ist, und dass sie vor Meiner Gerechtigkeit und Heiligkeit nicht

    bestehen knnten, wenn nicht Meine groe Liebe wre, welche wieder mitTrost und Erbarmung ihnen entgegenkommt.

    Diese Gefhle sollen in euch sehnschtig vorhanden sein, wo ihr dannrufen sollet:

    "Komm Herr Jesu, komme bald! und verleihe uns durch Deine Gnadeneue Kraft und neue Freudigkeit, Deine Erziehungswege mit dankbarem

    Herzen zu wandeln, damit Dein Kommen zu uns ein Bleibendes sei!"Dieser Standpunkt gehrt dazu, wenn Mein Kommen euch zum Segen

    werden soll; zuerst das Erkennen der eigenen Unwrdigkeit, und sodannbufertig, aber mit kindlichem Vertrauen ein Anhalten bei Mir um MeinenBeistand, welcher denen gesichert ist, bei welchen Ich einziehen kann mitMeiner Liebe, die alle andern Eigenschaften mit sich bringt. Alsdann sollMeine Geburtssttte auch von auen erkennbar werden, wenn dieseEigenschaften ins Fleisch oder in die Tat bergehen, wo euch oftmals das

    Zeugnis wird: "Hier ist der Herr geboren!"Euer Handeln und Wandeln soll so geschehen, dass auch die Engel sichfreuen mgen ber euch, und ein "Friede auf Erden" anstimmen darber,dass Kinder Gottes auf Erden zu finden sind, als ein Abbild vom Vater,

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    dessen Liebe und Erbarmung sie einst im Jenseits als ebenbrtigaufnehmen will; so ihr nmlich nicht ablasset zu bitten, dass Ich nichtlnger verziehen mge, euch tchtig zu machen fr Mein Kommen, und

    euer Herz zu einer Geburtssttte zuzubereiten, wo Ich als Knig undRegent im Tun und Lassen geliebt und geehrt werde.So ziehet nun auch ihr mit Mir nach Bethlehem! Diese Reise ist zwar

    mhevoll und armselig, die Geburt nach auen rmlich, so oft bis zumMitleiden drftig; aber fr euch enthlt sie eine nie geahnte Flle voninnerem Reichtum und Herrlichkeit.

    Wie in Bethlehem nur die Weisen den Stern erblickten, und wenigedessen groe Bedeutung verstanden, also sind es in jetziger Zeit ebenfallswenige, die Mich erkennen in der Art und Weise, in welcher Ich zu denenkomme, die nach Mir verlangen, und nach der Lehre, wie Ich sie in derheiligen Schrift gegeben habe, ihr Herz zu Meinem Empfange tauglich zumachen suchen.

    So wie Ich einst leiblich geboren wurde, um mit euch vereint in dieserWelt leben zu knnen, so sollet ihr nun geistig wiedergeboren werden, umeinst (dort) mit Mir nicht nur als mit eurem Schpfer, sondern als miteurem Vater ewig leben zu knnen.

    Nachdem ihr wisset, welche Empfangsfeierlichkeiten Ich wnsche,damit Ich kommen und in eure Herzen einziehen kann, sollet ihr erfahren,dass Ich vorerst klein komme, nicht gleich als Knig. Ihr selbst msset eseuch angelegen sein lassen, Mich gro zu machen, ihr msset Mir jedenTag mehr Liebe bringen, sowohl im Verkehr mit Mir und in anhaltendemGebet, als auch in der Erfllung Meiner Gebote, welche hauptschlichaufrichtige Liebe gegen den Nchsten verlangen.

    Darum auch zu Weihnachten die Anregung in den Gemtern mehr

    hervortritt, andere zu erfreuen und sie zu beschenken; es ist dabei einEinflieen von Oben, das in dieser Erinnerungszeit an Meine Geburtverstrkt wird; leider ist diese schne Sitte nun aber auch ausgeartet, wiealle Gebruche, welche Mir zu Ehren beobachtet werden.

    Alles ist nun zu sinnlich geworden, in alles nisten sich bseLeidenschaften ein: Habsucht, Geiz, Rangsucht, Hochmut, Neid sind sehrdabei beteiligt, und der wahren Bedeutung wird dabei oft gar nichtgedacht. Darum sollet ihr anders als die Weltkinder bescheren, weil ihr

    wisset, welche Gaben den hchsten Wert haben. Kommet also zu Mir mitder Bitte, dieselben denen zu geben, welche ihr lieb habt. Ich kenne dasBedrfnis eines jeden, und werde eure Bitte gewhren, als Gnaden-geschenk fr euch selbst; nur msset ihr eingedenk sein Meiner Art und

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    Weise, wie Ich handle, und mit vollem Vertrauen glauben, dass esgeschieht; die Zeit der Erfllung dabei aber Mir berlassen.

    Wenn ihr so Weihnachten entgegen gehet, so wird euch der wahre

    Segen zu Teil, und auch eure uere Freude wird erhht werden. NehmetMich mit, wenn ihr irgendwo Weihnachten feiert, und es werden euchnoch viele umgeben, die (als die seligen Meinigen von Drben) mit Mirziehen und sich freuen, wenn Mir die wahre Liebe und Verehrung von denKindern auf Erden, welche Ich gedenke auch zu Mir zu ziehen, zu Teilwird, wo dann in Wahrheit der Lobgesang angestimmt werden kann:Friede auf Erden, der Herr ist geboren! Hallelujah!

    Arm und klein war die Sttte, wo Ich geboren wurde. Es war eineHhle, ein leerer finsterer Raum, als ein entsprechendes Bild fr dieHerzen der Menschen, welche auch leer und finster sind, da sie den Zwecknicht mehr kennen, welchem sie dienen sollten, und doch ist Meine Liebeso gro, dass Ich Mir eine solche Sttte zu Meiner Geburt erwhle.

    Die Verheiung, welche in dieser Entsprechung der Hhle liegt, solleuch zur Freude und zum Troste dienen, wenn ihr sehnschtig Michverlanget, und euch bestrebet wrdig zu werden, dass Ich zu euch komme;dabei aber bei eurer Selbstprfung erschrecket und zaghaft ber eure

    groen Mngel werdet.Die Sttte Meiner Niederlassung war also leer, ohne alle Einrichtung,

    welche das Leben darin bequemer machen konnte; daher trachtet auch ihrdarnach, dass eure Herzen immer freier werden von Wnschen undVerlangen nach uerer Bequemlichkeit; denn im Hegen dieser Wnscheist die Gefahr verborgen, solche Wege zu gehen, die von Mir abfhren, umzu dem Besitze solch uerlicher Dinge zu gelangen. Meidet deshalb vielBequemlichkeit und Bedrfnisse im Leben euch anzugewhnen; denn wo

    das Herz ohne viel Wnsche ist, da ist fr Mich mehr Raum, und Ichwerde es Selbst erleuchten, ohne dass Ich zuvor Anspruch auf mehr Lichtmache. Meine Leuchte ist das ewige Licht, und wo dieselbe erhellt, dasteigen die Engel auf und nieder, also erwartet die wahre Erkenntnis nurvon Mir, wenn Ich zu euch komme, so wird der helle Tag fr euchanbrechen.

    Deshalb gehet fleiig in das Kmmerlein eures Herzens, rumet dortaus, was von unntigen Wnschen darin steckt, und hoffet bei Erkenntnis

    der Finsternis, die dort noch herrscht, auf Mein Gnadenlicht.Und wie einst in Bethlehem Meine groe Demut die drftigstenUmstnde fr Mich Selbst erwhlte, um mit Meiner Liebe beralldurchzudringen, also ist es wieder bei Mir die grte Demut, welche mit

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    der allergeringsten bergabe bei der Neugeburt vorlieb nimmt, um spterMeine Liebe in reichem Mae austeilen zu knnen.

    Wie Ich Mich damals allen weltlichen Anordnungen willig unterzog, so

    ehre Ich allezeit auch euern freien Willen und freue Mich, wenn ihrdenselben als Geschenk Mir zu Fen leget, wohl erkennend, dass Ich esbin, Der euch reich an Erkenntnis und Liebe machen will. Schtzet dieseGaben und holet sie mit Bitten und Vertrauen als Weihnachtsgaben beiMir ab.

    Am Christfest oder Meinem Geburtsfest ins Fleisch stehe Ich bei derganzen Christenheit mehr im Andenken, als bei den meisten Menschen zuandern Zeiten, wo sie Meiner gar nicht oder wenig gedenken.

    Bei euch soll es anders sein; denn ihr sollet Meine Geburt in euch alsFreudentag annehmen, aber auch, wenn dieses geschehen, eure Pflichtendarin erkennen, das Kindlein gro zu ziehen zu einem Regenten.

    Gleichwie ein Kind noch schwach und unfhig zur Welt kommt, undnur durch Weinen und Bewegen sein Leben kund gibt, weil alle seineEigenschaften sich nur nach und nach entwickeln, also ist es auch bei derWiedergeburt der Fall, nur allmhlich geht sie vor sich. Doch soll diesesgeistige Wachstum durch euer Streben immer mehr befrdert werden, und

    Ich will euch Meine Gnade dazu verleihen.So vereint, Ich in euch und ihr in Mir, soll Mein gttlicher Geist auch in

    euch Fleisch und Blut werden, oder in Tat und Leben bergehen, und aucheuer Leib ein Organ fr Mich sein, durch welchen Meine ewige Liebe sichmitteilen kann.

    Dies ist dann der wahre Geburtsakt bei Meinen Kindern, durch welchensie gesegnet werden.

    Gleichwie ein Geburtstag als Andenken jedes Jahr gefeiert wird, und

    bei manchem der Rckblick aufs verflossene Jahr einen Dank oder eineTrauer hervorruft, in Beziehung auf den uern Lebensgang, also Schweregetragen habt, das mit Meiner Aufnahme verbunden ist!

    Diese stillen Betrachtungen will Ich euch segnen, damit ihr eureWeihnachtsgaben einst mitbringet ins Jenseits, wo euch die ganzeBedeutung Meiner Darniederkunft erst klar werden wird, und ihr miteinstimmen drfet in die himmlischen Chre! "Hallelujah!" Amen!

    (Vaterbriefe Bd. 1, Nr. 84-88)

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    Von der DankbarkeitKlaus W. Kardelke

    Die Dankbarkeit ist in unserer kritischen und unzufriedenen Zeit zueiner seltenen Tugend geworden. Man findet sie kaum noch beierwachsenen Menschen, geschweige denn bei deren Kindern. Und wo wirsie noch antreffen, ist sie zu einem leeren pflichtschuldigemLippenbekenntnis geworden.

    Der Mensch bittet und betet nicht mehr, sondern fordert nur noch vonanderen und vom Schicksal. Er lsst sich nicht an dem gengen, was ersich schon zusammengerafft hat, sondern fordert immer mehr.

    Wie sollte die Dankbarkeit in den Herzen der Menschen noch Raumhaben, wo Unzufriedenheit, Kritik, Klage und materielle Genusssuchtvorherrschen.

    Die Undankbarkeit, sei es gegen den Mitmenschen, gegen das Schicksaloder gegen Gott selbst, kennzeichnet den modernen, von allemunabhngigen Menschen. Wofr oder wem sollte er dankbar sein, erkennter doch ber sich kein hheres Wesen an, dem er diese Ehre zuteil werdenlassen knnte.

    In einer Zeit der Kritik und Klage ber alle Geschehnisse in der Welt,

    rebelliert und murrt der Mensch gegen die Umstnde und letztendlichgegen sich selbst, nicht erkennend, dass der uere Schein vom innerenSein bedingt wird.

    Die menschliche Gewohnheit, jeden Erfolg im Leben der eigenenIntelligenz und Tchtigkeit, die Fehler aber immer den uerenUmstnden zuzuschreiben, lsst jede Dankbarkeit im Leben vergessen.

    Lediglich der nach Innen gekehrte, der suchende, der glubige, derbewusst denkende Mensch bemht sich, sein Leben zu meistern und

    erkennt bald den Nutzen eines dankbaren Herzens.Schon Boccaccio erkannte: Die Dankbarkeit ist von allen Tugendenam meisten zu loben.

    Und ein anderer Dichter fgte hinzu: Dankbarkeit ist die hchsteWeisheit, denn es ist die Weisheit der Demut. (W.G.Bauer)

    Thomas Merton geht sogar noch weiter, wenn er spricht: Ehe wir nichtfr unser Dasein dankbar sind, wissen wir nicht, wer wir sind und was esheit zu sein und zu leben.

    Wer empfangen will, muss danken knnen. Und wer gewohnt ist fralles zu danken, was er empfngt, wird ein Mehrfaches empfangen, weil erdie Bereitschaft dazu schafft, denn die Dankbarkeit ffnet die verborgenenSegensquellen unseres Geistes.

    Von der Dankbarkeit

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    Murret auch ihr nicht in eurer Sicherheit ber das, was nungeschieht.(Hi. III S. 449,8)

    Es sind allerlei Klagen unter den Menschen. Dem einen sind die

    Zeiten zu schlecht; es wird alles teurer und dabei auch schlechter.Wieder andere haben eine frmliche Wut auf die Regierungen undwlzen alle Schuld auf sie.Ein jeder empfindet das bel nur von auen;

    aber in sich selbst erschaut er es nicht. (EM 64,1)Wer Mein Jnger sein will darf ber die bitteren Vorkommnisse auf

    dieser Erde nicht klagen oder darber gar rgerlich zu murrenanfangen. (GEJ 3; 8,7)

    Murren und Klagen sind immer destruktiv, verschlieen das Herz vordem gttlichen Geist und fhren den Menschen immer weiter von Gottweg.

    Murrt nicht, wenn Ich euch durch Verhltnisse stets Gelegenheit gebe,euch in dem zu ben, was euch noch am meisten mangelt, nmlich dasVertrauen auf Mich und das stete Wachsein ber die Regungen deseigenen Herzens, um alles Bse und Schlechte gleich im Keim zuersticken! (PH. 31,24)

    Die Dankbarkeit hingegen ffnet das Herz weit fr den gttlichenEinstrom und die Freude im Herrn. Denn 'die zum Dank Begabten sind

    auch zur Freude begabt', wie es Zenta Maurina sagt.Schon Seneca erkannte die nahe Verwandtschaft von Dankbarkeit und

    Freude wenn er sagt: Ich bin dankbar, nicht weil es mir vorteilhaft ist,sondern, weil es mir Freude macht.

    So erleben wir auch, dass die Freude das Gefhl der Dankbarkeitgebiert und die Dankbarkeit wiederum die Freude.

    Paulus erkannte die groe Macht des Frohsinns und der Dankbarkeit,wenn er uns rt: Seid allezeit frhlich, betet ohne Unterlass,seid dankbar

    in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus aneuch. (1. Thess. 5,16-18)

    Eine kleine Begebenheit aus den Tagen der Ur-Erzvter mgeaufzeigen, wie die menschliche Undankbarkeit selbst den GeschpfenGottes zuwider ist, indem der Herr einem wilden Tiger, wie dem Esel desBileam, das Maul ffnete, um den Erzvtern ihre Undankbarkeit beimMahle vorzuhalten.

    Und alsbald trat das Tier dreist in die Mitte der Vter und lie aus

    seinem weitgeffneten Rachen folgende Worte deutlich vernehmen,welche also lauteten:Hret, ihr stumpfhrigen und blindsichtigen Menschen! Wahr ist, es

    hungert mich in jedem Haare schon, da ich mir drei Tage lang keine

    Von der Dankbarkeit

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    Nahrung habe erjagen knnen, und so werde ich auch das mir gebrachteunsaubere Futter in meiner Not wohl verzehren; aber es war mir solches

    bevor nicht mglich, bis es mir mglich gemacht wurde, euch allen, bis

    auf einen, anzuzeigen, wie es fr euch im hchsten Grade unbillig undungerecht ist, Gottes Gaben eher in den Mund zu stecken, als bis ihr dafrden heiligen Geber gebeten habt um den Segen und Ihm hernach gedankthabt in aller Demut und Liebe fr solches groe Doppelgeschenk.

    Wisset ihr Toren voll Blindheit denn nicht, dass auf der Erde keinreines Gras mehr wchst, das da tauge zur Nahrung der Unsterblichen,damit sie nicht verderben mchten?!

    Sollte es daher nicht euer sehnlichster Wunsch sein, dass der groe,heilige Geber es allzeit reinige fr euch und segne jegliche Kost zu eurerLebenswohlfahrt?!

    O schmet euch, ihr nahen Zeugen der Allgegenwart des Allerhchsten!Ihr seid berufen, von Ihm zu zeugen, und knnet Seiner vergessen, woihr euch Seiner am allermeisten erinnern solltet!

    O wie undankbar ist eure Freiheit voll Leben und wie blo in Worteneure Liebe zu Ihm, dass sogar ich als eine reiende Bestie mit demgerechtesten Unwillen erfllt werde, so ich ansehen muss solchen Frevel

    bei den Kindern Gottes! Ihr mchtet fluchen der Tiefe; aber es steckt in

    eurer eigenen Tiefe so viel Undank, dass sogar ihr das grte Unheil in dieTiefe bringen werdet krperlich, so ihr euch des Dankes und der wahrenLiebe in euren Herzen nicht mehr kmmern werdet! (HGt. 1; 73,12-17)

    Hatten die Urvter doch frher schon ein Gebot vom Herrn erhalten,allezeit fr ihr Mahl zu danken:

    Essen sollet ihr aber allezeit sehr mig und stets in groer Furchtdes Herrn, nachdem ihr Ihm allezeit vorher und nachher gedankt habt,damit die Speise gesegnet und ihr dadurch der Tod genommen werde.

    (HGt. 1; 17,21)

    III. Dankbarkeit gegenber MenschenSchon die Dankbarkeit gegenber unseren Nchsten sollte uns zur

    heiligen und freudigen Pflicht im Leben werden. Auch dem Herrn istdieser Dank angenehm, denn Er spricht in der Neuoffenbarung: Dankenfr eine empfangene Wohltat ist schn, recht und billig; denn man ist dem,der einem Liebe bezeigt hat, auch wieder alle Liebe und Freundschaft

    schuldig. (GEJ 8; 119,4)Selbst die alten Rmer hatten zu Jesu Zeiten ein Gesetz, dass dieDankbarkeit fr erwiesene Wohltaten festschrieb. So beschreibt es derRmer Agrikola wie folgt:

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    IV. Dankbarkeit gegenber GottDen hchsten Dank aber ist der Mensch seinem Schpfer und

    himmlischen Vater in Jesus Christus schuldig. Er, der ihn erschaffen hat,

    der ihn erhlt und durch dieses Leben fhrt und leitet, so er sich fhrenund leiten lsst, Ihm gebhrt alle Ehre, allen Preis, Lob und Dank.Die Heilige Schrift fliet ber vor Anregungen zum Lob und Dank

    Gottes; hier sollen nur einige wenige Stellen dazu anregen:Saget Dank allezeit fr alles, Gott, dem Vater, in dem Namen unseres

    Herrn Jesus Christus. (Eph. 5,20)Ich will den Herrn loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem

    Mund sein. Meine Seele soll sich rhmen des Herrn, dass es die Elenden

    hren und sich freuen. Preiset mit mir den Herrn und lasst uns miteinanderseinen Namen erhhen. (Ps. 34,2-4)Wer Dank opfert, der preiset Mich, und das ist der Weg, dass Ich ihm

    zeige das Heil Gottes. (Ps. 50,23)Opfere Gott Dank. (Ps. 50,14)Gott ich will Dir danken in Ewigkeit. (Ps. 30,12)Danket dem Herrn, denn Er ist freundlich und Seine Gnade whret

    ewiglich. (Ps. 118,1)Sorget um nichts, sondern in allen Dingen lasset eure Bitten im Gebet

    und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden. (Philip. 4,6)So saget nun Dank mit Freuden dem Vater... (Kol. 1,12)Singet Gott dankbar in euren Herzen. (Kol. 3,16)Beharret im Gebet und wachet in demselben mit Danksagung.(Kol. 4,2)Gerade die Psalmen und Lobgesnge Davids ermuntern immer wieder

    zum Dank und Lobpreis des Herrn. Aber auch in den Psalmen durch JakobLorber stimmen wir den Lobgesang auf die Gte und Gnade Gottes mit an:

    Dir Herr, sei Preis, Anbetung, Dank und Ehre;

    Dein ist die Erde und das Sternenfeld!Dir schlgt mein Herz; Dir donnern Luft und Meere!Dein ist das Reich und Dein die groe Welt!Vom Aufgang bis zum Niedergang erschalletDein Lobgesang, der durch die Himmel hallet! (PSuGed. S. 120)

    Ein weiteres Beispiel der wahren Anbetung des Herrn erleben wir ineinem Dankgebet im 'Robert Blum'. Dort heit es:

    Was knnen wir Dir anderes, o Du heiliger Vater, wohl tun, als Dir

    ewig danken, Dich lieben, Dir dienen und Dich lobpreisen ber alles! Undso sei denn unser nun so berseliges Leben ganz Dir geweiht und Dir, olieber, heiliger Vater, ein ewiger Lobgesang. Wir aber wollen Dich preisenber alles in der stillen Glut unseres Herzens und im nimmermden,

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    allumfassenden Tun unserer Liebe. (RBl. 2; 243)Eine bemerkenswerte Geschichte im Lukas-Evangelium (17,11-19) lehrt

    uns die Dankbarkeit eines geheilten Ausstzigen, zeigt uns aber auch

    gleichzeitig die Undankbarkeit der anderen neun Geheilten.Und als er (Jesus) in ein Dorf einzog, begegneten ihm zehn ausstzigeMnner, die von fern standen. Und sie erhoben ihre Stimme und sprachen:Jesus, Meister, erbarme dich unser! Und als er [sie] sah, sprach er zuihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, whrend siehingingen, wurden sie gereinigt. Einer aber von ihnen kehrte zurck, als ersah, dass er geheilt war, und verherrlichte Gott mit lauter Stimme; und erfiel aufs Angesicht zu seinen Fen und dankte ihm; und das war einSamariter.

    Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die Zehn gereinigtworden? Wo sind die Neun? Haben sich sonst keine gefunden, diezurckkehrten, um Gott Ehre zu geben, auer diesem Fremdling? Und ersprach zu ihm: Steh auf und geh hin! Dein Glaube hat dich gerettet.

    Diese Geschichte stellt ein typisches Beispiel der menschlichenTrgheit dar, die sich nicht gentigt fhlt dem Segensspender den ntigenDank zu erweisen. Glauben an ihre Gesundung bezeugten alle zehnAusstzigen, aber die rechte Dankbarkeit zeigte nur einer und noch dazu

    ein damals verachteter Samariter.Die eigentlichen zur Gotteskindschaft Berufenen haben es nicht fr

    ntig befunden dem Herrn den rechten Dank und die rechte Ehre fr ihreHeilung zu erweisen, der verstoene Fremde zeigte ihnen wie es sichgebhrt. Vielleicht erkennen wir uns selbst in diesem Gleichnis wieder alseiner der neun Undankbaren, wir, die wir vorn Herrn doch so reichgesegnet wurden mit Seinem Neuen Wort. Sollte fr uns Freunde Seines

    Neuen Wortes etwa auch das folgende Wort des Herrn gelten:

    Ja, so ist es bei den Menschen: Die da viel empfangen sindundankbarer als jene, die da wenig empfangen.(HGt 3; 11,2)

    Nun gehet alle hin und danket Ihm aus vollen Herzen, dass Er euch soGroes geoffenbart hat und euch gezeigt, dass Er allein der Herr allerDinge und alles Lebens ist. (GEJ 3; 112,3)

    Bezglich des Gleichnisses von den zehn Ausstzigen erfahren wirvom Herrn durch Gottfried Mayerhofer weitere Aufschlsse:

    Ich lie bei diesem Akte der Heilung zu, dass neben dem festen

    Glauben der Geheilten doch auch die grere Eigenschaft, die Dankbarkeitfr die erhaltenen Wohltaten, nicht vergessen wurde.Eine empfangene Wohltat ohne Dankgefhl gegen den Geber ist eine

    halbe, ja oft gar keine Wohltat. Statt dass eine erteilte Gnade den

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    rechter sein, und Er wird ein stetes Wohlgefallen haben an deinem stetsgleich mchtigen Dankes erfllten Herzen.

    Solches beachte sonach auch stets zu deinem groen Troste in dir, so

    wirst du dem heiligen Vater auch stets angenehm sein, und Er wird umsolchen Dank eher tausend Gnaden verleihen - denn fr den Munddankeine! (HGt 2; 184,6-15)

    Ich durchschaue die Herzen ebenso leicht als alles andere und gebenichts auf den Dank, der durch Worte ausgeprgt wird. (GEJ 11; 11,11)

    Dein stiller Dank im Herzen ist Mir um gar vieles lieber undangenehmer als tausend der lautest ausgesprochenen Worte. (GEJ 8;192,28)

    Ich verlange keine lange Dankesformel, um Mir wahrhaft zu danken,

    bedarfst du auch keiner weiteren Gelehrsamkeit, sondern nur wieder derLiebe. Du darfst nur aufblicken zu Mir mit liebendem Herzen! Dies ist derwahre Dank, den Ich von Meinen Kindern wnsche. (Vater und Kind S. 25)

    Du mchtest Mir danken vom Grunde deines Herzens und kannst dochnicht die rechten Worte finden. - Ja, in Worten soll dein Dank, den du Mirdarbringen mchtest, auch nicht bestehen. Nicht in beredten Gefhlen,nicht im Ausdruck schner Gedanken liegt der wahre Dank, so wie er Mirgefllt.

    Wer sein Herz Mir darbringt in aller Stille mit dem festen Vorsatze,hinfort nur Mir zu leben, Mir zu dienen, Meinen Willen zu tun und Michdadurch ber alles zu lieben, und solchen Vorsatz alsbald lebendigstausfhrt, der ist es, der Mir wrdig dankt. Aus solcher Dankbarkeit wirdhernach tausendfacher Segen flieen, weil sie vom innersten Herzenausgeht, nicht von den Lippen. (Lebensworte S. 121)

    So jemand die Gre Meiner Erbarmung und Gnade an sich und insich lebendigst erkennet, dass er dann in seinem Herzen zu Mir fr immer

    erbrennt, so zwar, dass er sich des Dankes ohnmchtig fhlt ob der GreMeiner Wohltat an ihm und findet auch keine Worte, mit denen er dasseines Dankes ausdrcken mchte, wovon sein ganzes Innere in denhchsten und reinsten Flammen der Liebe seines Herzens zu Mir steht, -siehe, das ist der Mir wohlgeflligste Dank! Denn, wer noch mit WortenMir danken und Mich loben und preisen kann, der hat die Gre MeinerWohltat, die Ich ihm angedeihen lie, noch nicht in ihrer endlosen Grezu beachten angefangen und hat auch Mich, den groen, heiligen Geber,noch nicht erkannt, darum er dann auch die innerste Tiefe der wahrenDemut in sich noch nicht ergriffen hat und seine Zunge auf weltlicheWeise in Bewegung zu setzen vermag.

    Siehe, an einem solchen Zungendanke habe Ich kein Wohlgefallen, und

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    wenn er selbst aus den Worten der allerhchsten Engel bestnde!Wie es aber mit dem Wortdanke sich verhlt, so verhlt es sich auch mit

    dem Tatdanke. Wer da dchte, er knne sich durch seine Handlungen Mir

    dankbar bezeigen, so sie entsprechen mchten vllig Meinem Willen,siehe der auch ist in einer groen Irre. Denn was kann jemand denn tun,dass Ich seines Dienstes bentige, als knnte Ich solches ohne ihn nichtzuwege bringen?!

    Wer da Meinen Willen mag vollziehen, durch wen mag er dennsolches? Ist es nicht Meine Kraft in ihm, die solches ihn vollbringenmacht, dafr er Mir ja doch wieder nur den hchsten Dank schuldig ist?!

    Wie mchte aber jemand Mir damit danken, dafr er Mir nur den Dankdes Dankes schuldet?!

    Wer Mir sonach aber allein gltig und wohlgefllig danken will, derdanke Mir durch die Liebe wortlos in der tiefsten Demut seines Herzens,und Ich werde seinen Dank ansehen und ihn also annehmen, als wre eretwas vor Mir! (HGt 2; 4,12-19)

    VI. Danken und GedankenSo wie der Dank aus dem Herzen kommen soll, so haben auch die

    Gedanken ihren Ursprung im Herzen.Allein aus der Wortverwandtschaft der Wrter 'Danken' und 'Gedanken'

    knnen wichtige geistige Zusammenhnge erkannt werden.Unser Dank sollte in jedem unserer Gedanken zum Ausdruck kommen.

    Das Denken und das Danken sind ursprachlich sinnverwandt. Denken istohne Danken und Danken ohne Denken eigentlich nicht mglich. Selbst inder englischen Sprache ersehen wir den Zusammenhang. Dort heit es tothink - denken und to thank - danken.

    So hngen Denken und Danken urschlich zusammen und geben uns

    einen Wink fr unser gottgegebenes Wirken auf dieser Erde.Die englische Bibelbersetzung sagt: Wie der Mensch in seinem

    Herzen denkt, so ist er. (Sprche 23,7 King James Version)So lsst sich auch sagen: Wie der Mensch in seinem Herzen dankt, so

    ist er.Die Gedanken nehmen eine fundamentale Stellung im Leben eines

    geistig strebenden Menschen ein, denn mit ihnen muss er sich stndigauseinandersetzen, sie beherrschen lernen, ansonsten er von ihnen

    beherrscht wird.Und so rumt auch die Neuoffenbarung der Zucht der Gedanken einengroen Stellenwert im Leben des Menschen ein, wenn sie bemerkt:

    In der guten und weisen Ordnung der Gedanken liegt ja der ganze

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    Lebenswert eines Menschen. (GEJ 7; 36,4)So sollten auch wir uns bemhen, unseren Gedanken eine positive und

    gute Richtung zu geben. Denn wenn wir nicht bewusst positiv und

    aufbauend denken und immer des Herrn eingedenk sind, so werden wirwohl oder bel unbewusst zum negativen Denken verfhrt werden. Undwas liegt hier nher als unser Herz mit Lob und Dank fr Gottes Gnadenanzufllen. Dieses ist eine besonders wirkungsvolle Art des positivenDenkens und diese Art kannten schon die Urpatriarchen, die sich immerwieder in Lobes- und Dankesliedern ihrem Herzen Luft verschafften, sowie wir es in der 'Haushaltung Gottes' an vielen Stellen nachlesen knnen.

    Der Lobpreis und die Dankbarkeit gegenber Gott vertreibt allesDunkle und Negative aus unseren Herzen, so dass es wiederaufnahmefhig wird fr den Herrn und wir unseren Weg zu Ihm wiederklarer erkennen knnen.

    VII. Dankbarkeit und FreudeUntrennbar mit der Dankbarkeit und dem Lobpreis Gottes ist die Freude

    am Herrn verbunden. Haben wir die Dankbarkeit eine Zeit lang gebt, sostellt sich die Freude als deren enge Begleiterin von selber ein. Und ausdieser Freude heraus verstrkt sich wiederum das Gefhl der Dankbarkeit.

    Marie von Ebner-Eschenbach sagt es treffend: In jeder Freude mischtsich das Gefhl der Dankbarkeit.

    Denn die zum Dank Begabten sind auch zur Freude begabt, ergnztZenta Maurina.

    Um die Freude am Herrn zu erlangen, mssen wir die Gesinnung derDankbarkeit pflegen. Denn nur ein dankbares und daraus mit Freudeerflltes Herz ersieht die Dinge in ihrem wahren Licht und bewertet sienicht ber.

    Jedes Mal, wenn wir unser Herz in froher Dankbarkeit zu Gott erheben,lsen wir uns von den Fesseln des Leides und der Not; und jedes Mal,wenn wir unser Herz dankerfllt auf den Herrn richten, werden wir mitneuer Kraft erfllt. Denn die Freude am Herrn ist unsere Strke (Neh.8,10), wie auch die Dankbarkeit uns mit frohem Mut und Kraft erfllt.

    Bin ich voll Freude im Herrn, so bin ich auch voll des Dankes fr meinfrohes Herz.

    Das ist ein kstlich Ding, dem Herrn danken und lobpreisen. (Ps. 92,2)

    Freue dich und sei frhlich von ganzem Herzen. (Zeph. 3,14)Jeder wei, wie Dankbarkeit und Freude Herz und Gemt wohl tun,und wenn die Seele des Menschen in Harmonie mit sich und Gott ist, soist auch der Krper gesund und der Mensch fhlt sich wohl.

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    Die Bibel besttigt dies in den Sprchen Salomons: Ein frhlichesHerz macht ein frhliches Angesicht, wenn aber das Herz bekmmert ist,entfllt der Mut. (15,13)

    Ein frhliches Herz tut dem Leibe wohl, aber ein betrbtes Gemtlsst das Gebein verdorren. (17,22)Ein freundliches Antlitz erfreut das Herz. (15,30)Gewhnen wir uns also daran, Gott fr alles in unserem Leben zu

    danken: fr unsere Ehepartner, fr unsere Kinder und Verwandten, frEssen und Trinken, fr Wohnung oder Haus, fr jeden Cent, fr Kleidung,fr Gesundheit und Besitz und fr die vielen guten Dinge, die Er unstglich zukommen lsst, ohne dass wir sie der Beachtung fr wert halten.

    So eignen wir uns eine bewusste, freudige und dankbare Lebenshaltungan, der nichts entgeht, wofr sie nicht dankbar sein kann. DieseGesinnung ffnet uns fr die guten geistigen Einflsse, macht unsdemtig und ordnet uns dem Willen Gottes unter.Siehst du, Kind, mit wie wenig Ich zufrieden bin! Wenn du Mir gar nichts

    bringst, wenn keine Sorge, kein Leid, kein Schmerz dich bitten heit, somahnt die Liebe dich zum Dank! Zum Dank gegen Mich und wofr?

    Fr all die unbeschreiblich vielen Gnadenbezeugungen und Liebes-beweise, mit welchen Ich dich berschttet habe - fr Meinen reichen

    Segen, fr jede kleine Gabe, fr tausend unnennbare Dinge, die tglich diraus Meinen Segenshnden zuflieen, und fr alle die Segnungen, die ganzunbeachtet bleiben, weil sie alltglich sind, fr so viel gndige Bewahrungdes Leibes und der Seele, fr Meinen treuen Schutz bei Tag und Nacht, frFernhaltung bser Geister, fr Zuwendung guter Gedanken, frReinerhaltung des Herzens, fr die Erkenntnis eigener Schuld, fr dasBewusstsein Meiner Gnade und Erbarmung, fr die heilsame Lehre, dienur eure Besserung sucht, fr alle Zchtigung, Heilswinke und

    Demtigungen mancherlei Art - siehe, dafr danke Mir dein Herz inhingebender Liebe und schweigendem Beten! (Lebensworte S. 169)

    Wer da glaubet und liebet im Geiste und in der Wahrheit, der wirdallezeit voll Freude und Dankbarkeit sein im Herzen, da er gar wohl imhellsten Lichte sehen wird, dass Ich sein ewiger, heiliger, liebevollsterVater, gewiss nur allezeit das Beste tue! (Hi. I S.345,9)Ein heiteres und munteres Herz ist Mir um vieles angenehmer denn ein

    betrbtes, trauriges, klagendes, murrendes, mit allem unzufriedenes,

    dadurch undankbares und sicher wenig Liebe in sich fassendes; denn ineinem heiteren Herzen wohnt Liebe, gute Hoffnung und ungezweifelte

    Zuversicht. (GEJ 4; 167,15)

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    VIII. Dankbar in allen DingenAber nicht nur fr die angenehmen Dinge im Leben sollen wir Gott

    unsere Dankbarkeit und Ehre erweisen. Gerade wenn das Leben uns in die

    Schule nimmt und wir in dsteren Tlern voller Leid und Kummer unsereLektionen zu lernen haben, gerade dann kann der Lobpreis und dieDankbarkeit ein Licht auf unserem Wege sein.

    Denn wer dankbar jeden Sonnenschein geniet, wird auch mit denSchatten zu leben wissen. (Spruchweisheit)

    Gerade dadurch erklren wir uns durch unseren Dank mit denAbsichten Gottes fr unser Leben einverstanden und akzeptieren unsereVerhltnisse als ein Teil von Gottes weisen Plan fr unser Leben. Mgen

    wir auch momentan Seine Absichten nicht verstehen, so seien wir dochgewiss, dass Gott mit uns ist, und uns nur das auferlegt, was wir zu tragenvermgen.

    Und so knnen wir mit Paulus sagen: Wir wissen aber, dass denen, dieGott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. (Rm. 8,28)

    hnlich sagt es uns auch die Neuoffenbarung in folgendem Zitat:Gott anbeten heit: Ihn stets ber alles lieben und den Nchsten wie

    sich selbst. Und Gott wahrhaft lieben heit: Seine Gebote treuest haltenunter noch so misslich scheinenden Lebensverhltnissen, die Gott, so esnach Seiner Liebe und Weisheit irgend ntig ist, ber einen und denandern Menschen kommen lsst zur Strkung und Lebensbung der vonder Materie zu sehr angezogenen Seele; denn Gott allein kennt jede Seele,ihre Natur und Eigenschaft, und wei es auch am klarsten und besten, wieihr auf den wahren Lebensweg zu helfen ist. (GEJ 9; 37,7)

    Aus diesem Bewusstsein heraus ist es uns mglich mit dem Herrnwidrige Umstnde zu meistern, indem wir sie als Mglichkeiten ersehen,unserem himmlischen Vater wieder ein Stck nher zu kommen. Denn nur

    so dienen sie uns zum Besten, ansonsten zum Gericht.Wollen wir jedoch die Probleme des Alltags selbst meistern, werden

    wir nur zu leicht sehen, wie schwach und unfhig der Mensch ohne seinenHerrn und Meister ist. Ohne Gott fallen wir zurck in Auflehnung undWiderstand gegenber dem Schicksal.

    Sind wir jedoch bewusst dankbar fr die Situationen des Alltags, indenen wir sonst die Nerven verloren und unbeherrscht wurden, soakzeptieren wir sie als einen Teil von Gottes Plan, welcher uns nur Ihm

    nher bringen will.Darum: Seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottesin Christus Jesus an euch.(1. Thess. 5,18)

    Danke Gott, wenn er dich presst. Und danke ihm, wenn er dich wieder

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    entlsst. (Goethe)Die Dankbarkeit darf die unangenehmen Dinge in unserem Leben nicht

    ausschlieen. Ja gerade dadurch, dass wir fr diese dankbar sein knnen

    und drfen, sehen wir sie in einem anderen Licht und erkennen sie alsGnadengaben, als Geschenke eines liebevollen himmlischen Vaters, dernur das Allerbeste fr Seine Kinder will.

    Denn nur in Seinem Licht erkennen wir das Licht hinter den trbenUmstnden. Betrachten wir also die unangenehmen Dinge unseres Lebensals wertvolle Geschenke, weitaus kstlicher als Gold und Diamanten,sollen sie doch dazu dienen unsere Seele ihrer gttlichen Bestimmungnher zu bringen.

    Folgendes Dankgebet aus der Neuoffenbarung soll uns als Beispieldienen, auch gegenber dem Leid in unserem Leben dankbar zu sein:

    O Du mein allein ewig guter Gott und Heiland Jesus! Ich danke Direwig fr alles, was Du an mir getan und was du je ber mich, wenn auchin einem noch so bitter-schwer zu tragenden Gewande, verhngt hast!Denn nun erst fange ich an, es einzusehen, dass das alles blo Deineunberechenbar groe Liebe zu mir getan hat! (RBl 1; 146,6)

    Wie undankbar sind wir jedoch meist fr die widrigen Umstnde inunserem Leben und wie ungern nehmen wir sie an, ja wollen sie doch

    lieber dem Schicksal, ja dem Herrn selbst zurckgeben, ohne darausunsere Lehren gezogen zu haben. Welch eine Trauer muss da demhimmlischen Vater befallen, wenn Seine Gnadengaben von seinen Kindernzurckgewiesen werden, bergen sie doch in ihrer harten und rauen Schaleversteckt, den Keim zur Gotteskindschaft.

    Erkennen wir, dass Gott einen vollkommenen Plan fr unser Leben hatund diesen durch die verschiedensten Situationen und Umstnde inunserem Leben auszufhren sucht. Haben wir uns einmal fr Ihn

    entschieden, so haben wir Ihm dadurch auch unser Leben in die Handgegeben, damit Er uns fhre, so sollen wir auch vertrauensvoll SeineFhrung annehmen und die Hand Gottes niemals loslassen. Denn danndient uns alles zu unserem Besten, auf unserem Weg zur Gotteskindschaft.

    Erst wenn wir uns dieses immer wieder klar vor Augen halten und unsden Fhrungen und Willen Gottes unterwerfen, knnen wir geistigwachsen.

    So gilt es zu lernen, alle Dinge in unserem Leben als von Gott

    kommend anzunehmen und bedingungslos zu akzeptieren.Wenn wir erkannt haben, das was Gott macht, immer gut ist, und dass alleswas Er in unserem Leben zulsst, uns zum Besten dient, dann knnen wirIhm in jeder Situation unseres Lebens voll vertrauen, ja wir knnen sogar

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    fr die widrigsten Situationen von Herzen dankbar sein, da wir wissen,dass sie am Herzen unseren lieben himmlischen Vaters vorbeigezogen sindund Er sie fr uns gesegnet hat.

    Unser tgliches Leben ist die Schule des Herrn zu unsererVollkommenheit und die verschiedensten Schwierigkeiten sind die Stufendazu. In unserer heutigen Zeit ist es nicht mehr notwendig sich von derWelt abzuschlieen, in Klster oder Weisheitsschulen, wie sie im Altertum

    bestanden, das Heil zu suchen. Heute ist das Leben mit seinenwechselvollen Aufgaben und Erfahrungen die Mysterienschule fr denGeistesschler.

    Dieser Weg zur Vollkommenheit aber ist nur gangbar, wenn wir ihn mitallen Widrigkeiten annehmen, wenn wir akzeptieren, dass Gott gerade unsin diese persnliche Umwelt hineingestellt hat, weil wir gerade hier die

    besten Mglichkeiten haben, zur Vollkommenheit, zur Gotteskindschaftheranzureifen.

    Erst wenn wir diesen gttlichen Plan fr unser Leben annehmen unduns ihm dankbar unterstellen, ohne aufzubegehren, kann Gott uns zurnchsten Lektion weiterfhren. Denn allein schon durch die dankbareAnnahme des uns Gegebenen, unterstellen wir uns Seinem Willen underweisen uns als Seine rechten Kinder.

    Diese Unterordnung unter den gttlichen Willen und den dankbarenGlauben, dass bestimmte Situationen von Gott zugelassen werden, um unszu helfen, bewirkt ein Freiwerden gttlicher Krfte in uns und somitVernderung in unserem Leben.

    Alles, was in unserem Leben geschieht, ist niemals vom so genanntenZufall bestimmt, denn es geschieht alles nur unseretwegen, damit wir inder Liebe und Kraft Gottes wachsen.

    Paulus sagt es treffend: Es geschieht alles um euretwillen, damit die

    zunehmende Gnade durch die Vielen den Dank berflieen lasse zur EhreGottes. (2. Kor. 4,15)Die Neuoffenbarung besttigt dieses Pauluswort: Daher sollet ihr auchnicht ngstlich sein, denn ohne Meine Zulassung kann nichts

    geschehen; wenn Ich aber irgendetwas zulasse, so habe Ich allzeit Meinenbesten Grund dazu! (HGt 2; 158,26)

    Denket, dass ohne Meine Zulassung nichts geschieht und ewig nichtsgeschehen kann, so wird euch augenblicklich alles ganz anders

    vorkommen. (Hi. 3 S. 53,13)Habe in allen Dingen Meine Liebe und Meine Erbarmung unablssigvor Augen, so wirst du nie in eine Schwermut des Herzens geraten!Betrachte die Erscheinungen wie sie sind, aber nicht wie sie sein sollen

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    so wirst du dir ein reines Bild in deiner Seele hervorrufen und dein eigenerGeist wird dir enthllen, warum die Dinge also und nicht anders zumVorscheine kommen.

    Siehe, wenn du eins bist mit Mir in der Liebe zu Mir, so wirst du aucheins sein mit Meinem Willen. Bist du aber das, so wirst du ja auch leichteinsehen, dass da ohne Meinen Willen und ohne Meine Zulassung keinSperling vom Dache fllt, dass jedes Hrchen gezhlet ist und keines ohneMeinen Willen gekrmmet werden kann. (Hi. 2 S. 101,18-19)

    Allein Gott bersieht unser Leben vollkommen und Er allein wei wieer jeden einzelnen zu fhren hat, um ihm dem Ziel der Gotteskindschaftnher zu bringen. Und so lsst Er in unserem Leben nichts geschehen, wasuns nicht auf diesem Wege dienlich sein kann.

    Sich dem gttlichen Willen unterzuordnen und diesen dankbar undgeduldig anzunehmen, ganz gleich, was uns an Schicksalsschlgen auchtreffen mag, ist eine der wichtigsten Lektionen, die wir hier auf dieser Erdezu lernen haben.

    IX. Vom Willen Gottes in unserem LebenDer Mystiker Meister Eckhart sagt: Wir betuben Gott Tag und Nacht

    und rufen: Herr, dein Wille geschehe! Und wenn dann aber Gottes Willegeschieht, so zrnen wir, und das ist gar Unrecht. (EQ S.336,14)

    Die Christenheit betet im 'Vater Unser' seit zweitausend Jahren: 'DeinWille geschehe... Doch so dieser wirklich in unserem Leben geschieht, sowollen wir ihn nicht akzeptieren, wollen den Willen Gottes in schwerenSchicksalsschlgen nicht annehmen und verzweifeln an Gott und an unsselbst.

    Zweifelnde Fragen wie: Kann es wirklich Gottes Wille sein?zermartern die Herzen der Heimgesuchten. Doch was der eigenliebige

    Mensch undankbar als Strafe und unbarmherzige Schicksalsschlgeempfindet, mag aus der Sicht des Herrn die grte Wohltat fr das Heilunserer Seele sein. Und so begehren wir gegen das auf, was uns bei rechterdankbarer und demtiger Haltung als Sprungbrett zum Himmelreichdienen knnte.

    Lernet in allen Dingen auf Mich vertrauen! Leget Mir alles, auch dasKleinste, ans Herz und nehmet, was Ich euch gebe und wie Ich es euchgebe, mit dankbarem Herzen hin - ohne zu fragen: Herr, ist dies auch also

    Dein Wille? Denn ohne Meinen Willen geschieht ja nichts bei MeinenKindern, die sich in Meine Leitung gegeben. (Vater und Kind S. 21)Meister Eckhart weist in seinen Schriften ebenfalls auf die Tatsache hin,

    dass ohne den Willen Gottes nichts geschehen kann im Leben eines

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    sondern entfernt sich nur mehr und mehr von ihr, und das gibt keinemMenschen weder eine irdische und noch weniger eine jenseitige Ruhe undGlckseligkeit. Denn alles geschieht ja nur durch die Liebe Gottes zum

    wahren Wohle des Menschen. Erkennt der Mensch das dankbar in seinemGemte an, so nhert er sich auch stets der Liebe und der Ordnung Gottesund geht dann bald und leicht ganz in dieselbe ber und wird dadurchselbst weise und mchtig; tut er aber das Gegenteil, so wird er denn auchstets dmmer und in allem schwcher und machtloser. (GEJ 8; 140, 4-7)

    Ein Gleichnis aus der Feder Meister Eckharts veranschaulicht sehrdeutlich, wie es einem Menschen ergeht, der sich dankbar undvollkommen unter den Willen Gottes stellt.

    Es war nmlich ein gelehrter Mann, der wohl acht Jahre lang begehrte,dass ihm Gott einen Menschen zeigte, der ihn den Weg der Wahrheitunterrichtete. Und als er in einer groen Begierde war, da kam eineStimme von Gott zu ihm und sprach: Gehe vor die Kirche, da wirst dueinen Menschen finden, der wird dir den Weg zur Seligkeit weisen.

    Und er ging und fand einen armen Menschen, dem seine Fe zerrissenund voll Staubs und Unsauberkeit waren und alle seine Kleider warenkaum drei Heller wert. Er gret ihn und spricht: Gott gebe dir einen gutenMorgen! Da antwortete er: Ich hatte noch nie einen bsen Morgen. - Dass

    dir Gott Glck gebe! - Ich hatte niemals Unglck! - Dass du seligst seiest,wie antwortest du mir also? - Ich war noch nie unselig! - Bedeute mir dochdieses, denn ich kann es nicht verstehen! -

    Er sprach: Gerne! du wnschest mir einen guten Morgen. Ich hatteniemals einen bsen Morgen, denn so mich hungert, so lobe ich Gott;frieret mich, hagelt es, schneiet es, regnet's, ist's gut oder bs Wetter, solobe ich Gott; bin ich elend und verschmhet, so lobe ich Gott; und darumhatte ich noch nie einen bsen Morgen. Du wnschest mir, dass Gott mir

    Glck gebe. Ich hatte aber niemals Unglck, denn ich wei mit Gott zuleben und wei, was er tut, dass ist das Beste; und was mir Gott gibt oderber mich verhnget, es sei Lieb oder Leid, das nehme ich frhlich vonGott als das Allerbeste und darum hatte ich niemals Unglck. Duwnschest mir, dass Gott mich selig mache. Ich war nie unselig, denn ich

    begehre allein in Gottes Willen zu sein, und ich habe meinen Willen inGottes Willen ergeben also ganz, dass, was Gott will, ich auch will. -

    Wenn dich aber Gott in die Hlle werfen wollte, sagte der gelehrte

    Mann, was wolltest du dazu tun? - Mich werfen in die Hlle? das hlt Ihnseine Gte. Doch so Er mich in die Hlle wrfe, so htte ich zwei Arme,damit ich Ihn umfinge. Der eine Arm ist wahrhaftige Demut; denselbenlege ich unter Ihn, und damit bin ich mit Seiner heiligen Menschheit

    Von der Dankbarkeit

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    vereinigt. Und mit dem rechten Arm der Liebe, so mit Seiner heiligenGottheit vereinigt ist, umfinge ich Ihn, dass Er mit Mir in die Hllemsste. Und also wollte ich lieber in der Hlle sein und Gott haben, als in

    dem Himmel und Gott nicht haben.Da verstand dieser Meister, dass wahre Gelassenheit mit grndlicherDemut der nchste Weg zu Gott wre. (Underhill -Mystik S. 275)

    X. Dank und BitteWeitaus hher noch als den Dank bewertet die Neuoffenbarung die

    Bitte des Kindes an Seinen himmlischen Vater. So stellt die einfache Bitteeine noch hhere Stufe zur Selbsterkenntnis und damit zur

    Gotteserkenntnis dar. Denn dem Dank geht notwendigerweise die Bittevoraus, und so sollten Bitten und Danken eine untrennbare Einheit bilden.Hren wir zu diesem Thema abschlieend den seligen Petrus:

    Schon der schuldige Dank, den wir fr die zahllosen Wohltaten demSchpfer darbringen, ist ein heilig groes Privilegium fr uns freie Wesen.Wir anerkennen dadurch Gott gegenber das, was wir haben undempfangen, als freie und nicht als gerichtete Gabe. Aber die Bitte stehtdennoch viel hher, da uns eben durch die Bitte nicht nur die Erkenntniszukommt, dass wir eine Gottesgabe als eine freie anerkennen drfen,sondern auch sogar die freie Wahl der Gabe!

    Zur vollkommenen Freistellung des Geistes gehrt nicht nur die freieErkenntnis dessen, was der Herr als fr uns Lebensnotwendiges frei gibt,sondern hauptschlich die freie Wahl dessen, was uns Not tut. Dazu abergehrt doch offenbar .mehr Selbsterforschung und freie Selbsterkenntnisals nur zur Wahrnehmung, das alles, was wir sind, haben und empfangen,freie Gaben aus Gott dem Herrn sind.

    Wer fr eine empfangene Gabe dankt, fhlt aber dabei kein Bedrfnis

    nach einer fr die Folge weiter ntigen Gabe, ist in seiner Lebenssphrenoch sehr stumpfsinnig und hat noch viel Tierisches in sich. Denn auchTiere danken durch ihren frohen Genuss instinktmig dem Geber, wennsie Ihn auch nicht zu erkennen imstande sind. Begehren aber kann keinTier etwas, weil es seine Bedrfnisse nicht erkennen kann! Wenn eshungrig ist, da sucht es Speise. Hat es diese gefunden und sich gesttigt,dann ruhet es so lange, bis es wieder hungrig wird. Diese Ruhe ist einstumpfer Dank fr die Speise, die es zur Sttigung gefunden hat; aber

    wenn das stumpfe Tier satt ruht, hat es keine weitere Erkenntnis, dass esknftig wieder hungrig werden knnte und einer Nahrung bedrfte. Nichtso ist es bei dem Menschen, denn dieser wei, was ihm Not tut. Hat derMensch sich gesttigt, so wei er, dass er wieder wird essen mssen, um

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    sich zu sttigen. Er kennt aber auch den Geber. Daher soll er nicht nurdanken, wenn er sich gesttigt hat, sondern soll vielmehr noch mit demschuldigsten Danke die Bitte vereinen. Durch sie legt er dem Schpfer um

    so mehr an den Tag, und bezeugt, dass er alles nur von Ihm bekommt undauch fr die Zukunft das Gute und Notwendige von Ihm erwartet.Zugleich aber stellt der Mensch sich seinem Meister eben durch die Bitteauch so dar, wie ihn eben der Meister haben will: als ein vllig freiesWesen, dem nicht nur das Recht des Empfangens, sondern auch dasdemtig freie Recht des Begehrens zusteht. Dieses Recht aber setzt dochsicher bei jedem Menschen eine mchtige Selbsterkenntnis voraus, ohnedie kein Mensch ein vollkommener Mensch werden kann! (BM 179,4-8)

    Lassen wir zum Ende unseren Schreibknecht Jakob Lorber selbst zuWorte kommen und stimmen ein in sein Dankgebet an den Herrn:

    So wolle denn auch gndig aufnehmen unseren schwachen Dank, wieDu herablassend, uns armen, nichtwerten Sndern nun offenbarst so groeund tiefe Geheimnisse, deren wir nicht wert sind auch nur imallergeringsten.

    Siehe, o guter, heiliger Vater, auf unser zerknirschtes Herz, da wir unsschmen, auch nur dankend mit unseren menschlichen Worten zu reden,nachdem wir Deine Worte voll Lebens vernommen haben.

    O groer Dank, groe Ehre, groer Ruhm sei Dir ewig, wie in denHimmeln, so auch in unserem Herzen! - Amen. (Hi. 1 S.23)

    Von der Dankbarkeit

    Warum leuchten deine Augen

    nicht in Freude, Gotteskind?Weit du nicht, dass Segenshndeber deinem Leben sind?

    Warum breiten Sorg' und Unruh'sich in deinem Herzen aus?

    Lass doch Dankeslieder klingen,Ihm zur Ehre, durch dein Haus!

    Warum sind wohl deine Hnde

    mde und die Fe schwer?Bitte doch um Kraft von oben,Gotteskind - o bete mehr!

    Warum ist dein ganzes Wirkennicht ein dankbar-frohes Sein?

    Zeig doch mehr den Menschen allen,dass sich's lohnt, ein Christ zu sein!

    Elfriede Schossig

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    Wo sind Himmel und Hlle?Der Herr: Siehe, hier auf dem Stuhle, auf dem du nun sitzest, kann

    irdisch ganz fest nebeneinander Himmel und Hlle sein; im Reiche desGeistes aber trennt sie dennoch eine unabsehbare Kluft! Hier, wo Ich nun

    bin mit euch, ist der hchste Himmel, und das heit ,oben, und eben hierauch die tiefste und bseste Hlle, und das heit ,unten.

    Die materielle Rumlichkeit macht keinen Unterschied, sondern alleindie geistige, die mit der materiellen, wie du gesehen hast, durchaus nichtsgemein hat; denn im Reiche der Geister macht nur das Lebenszustndlicheeine rechte und wahre Entfernung aus. Das Irdisch-Rumliche kann da nieeine Bedeutung bekommen. Um euch das noch mehr verstndlich und

    anschaulich zu machen, will Ich euch einige Bilder geben.Seht, hier auf einer und derselben Bank sen zwei Menschen

    beisammen! Der eine ist ein frommer Weiser, dessen heller, lichtvollerGeist in gar sehr viele Geheimnisse der Wirkungen der Gotteskrfte in der

    Naturwelt eingeweiht ist; der andere aber ist ein verstockter Bsewicht undruht seine Glieder nur darum auf derselben Bank aus und lsst sich wie einehrlicher Mensch auch Wein und Brot geben zur Strkung seiner Krfte,damit er im Freien dann wieder desto leichter etwas Bses verrichten kann.

    Wie nahe sind irdisch-rumlich die beiden Menschen da beisammen, undwie unendlich weit sind sie im Geiste voneinander entfernt!Es sei aber, dass da unser Weiser bei uns hier auf dieser Bank sitze, und

    gleicherweise aber se irgend tausend Tagereisen weit von hier einanderer, so wren diese beiden gleichen Weisen irdisch-rumlich dochsicher sehr weit voneinander entfernt; aber im Reiche des Geistes wrensie dennoch zuallernchst beisammen, wie es auch in Meinem Reiche

    buchstblich also der Fall ist.

    Aus dem aber geht wieder ganz klar hervor, dass der Himmel frjeden guten Menschen gerade da sein wird, wo er sich eben befindet, undalle Guten und Reinen seinesgleichen werden sich sofort in seiner nchsten

    Nhe befinden. Denn da heit es nicht: ,Siehe, hier oder dort, etwa berallen Sternen, ist der Himmel und etwa tiefst irgend unter der Erde ist dieHlle! Solches alles hngt nicht von dieser Zeit und von diesem Raumeab und hat kein irgend uerliches Schaugeprnge gleich einer eitlenTempelzeremonie, sondern es ist inwendigst im Menschen selbst.

    Wie hiernach des Menschen Inneres beschaffen sein wird, so auch

    wird jenseits beschaffen sein die Welt, die er sich aus sich selbst schaffenund dann in ihr und auf ihr leben wird, gut oder schlecht.

    Alle, die in der Wahrheit sind und also im wahren Lichte aus Meinem

    Wo sind Himmel und Hlle

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    Worte durch den lebendigen Glauben und durch ihr Tun danach, derendieser Erde im vollendetsten Mae hnliche Welt in Meinem Reiche wirddann auch Licht und Wahrheit sein fr ewig im zunehmenden

    Verhltnisse; die aber eigenwillig im Falschen und daraus im Bsen seinwerden, deren Welt wird dann auch gleich sein ihrem Innern imzunehmenden Verhltnisse. Denn gleichwie ein recht guter Mensch stets

    besser wird, ebenso wird ein bser Mensch stets schlechter und dadurchzustndlich entfernter von dem Guten, wie solches schon auf dieser Weltganz klar zu ersehen ist.

    Sehet hin nach jenen Menschen, die ihr Hochmut stets mehr und mehrerfllt mit der brennenden Herrschsucht! Wenn sie durch ihre tyrannischeMacht viele tausendmal tausend Menschen zu den elendsten Sklavengemacht haben, dann sammeln sie noch grere Kriegshorden zusammen,fallen in die Reiche der anderen Knige ein, besiegen sie und nehmenihnen Land, Vlker und Schtze. Und haben sie sogestaltig eine ganzehalbe Welt erobert und unglcklich gemacht, so dnken sie sich dannschon Gott gleich und erheben sich wohl sogar ber Denselben, lassen sichanbeten und bedrohen jeden mit den peinlichsten Strafen, der es wagte,einen anderen Gott als nur so einen zcar anzubeten und ihm allein zuopfern, wie wir davon an dem babylonischen Knige Ne bouch kadne zcar

    (,Es gibt keinen Gott auer mir, dem Knige!) ein sprechendes Beispielhaben und nun an den Hohenpriestern, Pharisern und Schriftgelehrten, diesich nun auch fr die alleinigen Gtter halten Aus dem knnet ihr allemit den Hnden greifend klar ersehen, dass der Bse auch stets bser wird,gleichwie der Gute stets besser, nur mit dem Unterschiede, dass demBsen ein Ma gesetzt ist, wo es heit: ,Nur bis hierher, und dann um keinHaar weiter! Denn dann muss stets ein groes Strafgericht folgen, durchdas die Bsen wieder zu einer Besinnung gebracht werden knnen, und

    dass mglicherweise doch einer und der andere eine bessere Richtungeinschlagen knne.

    Wie es aber also, wie Ich es euch nun gezeigt habe, in dieser Weltzugeht, ebenso geht es in der Hlle zu, nur mit dem Unterschiede, dassdort - im allgemeinen Geisterreiche - die Guten, Demtigen, Geduldigenund auf Gott Vertrauenden ausgeschieden sind fr ewig, und somit alleindie Bsen in der Hlle durchgngig ihr falsches, arges, wennschongnzlich nichtiges Getriebe haben; nichtig darum, weil ihr Licht

    Falschheit, Trug und ein vollkommen nichtiger, leerer Schein ist gleichdem Traume eines besoffenen reichen Schwelgers und Prassers.Ich meine, dass ihr alle auch in dieser Sache nun im Reinen seid.

    (GEJ. 6; 33,3-14)

    Wo sind Himmel und Hlle?

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    suchen in allem nach Gott und dringen durch alle Schickungen, seien esgute oder bse, zu Gott. Sie sorgen sich nicht um das, was sie aufhlt,widerstehen ihm nicht, sondern blicken bei alledem auf Gott, suchen ihn

    allein und bleiben in aller Mannigfaltigkeit ihres Einsseins mit demlebendigen Gott in ihnen gewiss.Wer sich solchermaen als Tempel Gottes fhlt und der Gegenwart

    Gottes in ihm gewiss ist, der wird nicht durch die Dinge und Weisen derueren Welt verwirrt und zerstreut, was auch immer geschehen mag,sondern er wei sich Gott im Gemt ganz nahe und bleibt seiner innerenGegenwart bewusst. So kann ihn nichts ueres entfrieden.

    Wo aber ein Mensch von ueren Dingen und Geschicken entfriedetwird, zeigt das, dass er seiner Gotteskindschaft und der Gegenwart Gottesim Grunde seiner Seele noch unbewusst ist und dass sein Denken, Strebenund Handeln mehr nach auen, mehr auf die Dinge, ihren Besitz undGenuss gerichtet ist als auf Gott...

    ... Wenn der Mensch dessen gewahr wird, soll er sich wieder und wiedernach innen wenden, bis sein Gemt uneingeschrnkt auf Gott gerichtet istund in allem ihn will und meint, nicht die Dinge, sondern ihn sucht und,was er tut, Gott zuliebe wirkt - nicht nach seinem Willen, sondern nachGottes Willen.

    Denn solange der Mensch lebt und wirkt, ohne Gott in sich zu wissen,lebt und geht er unsicher und alles bleibt ungewiss. Von ihm gilt das Wortder Schrift: Wehe dem, der allein ist; fllt er, so hilft ihm niemand auf.Wenn aber Gott in seiner Seele wohnt, kann ihm nichts und niemand etwasanhaben; er wei sich jederzeit und allerorten gesichert und geborgen.

    Wenn es so mit uns steht, mssen die Krmer, wenn sie mit ihrem Kramhereinkommen, sogleich wieder hinaus, weil kein Verlangen nach ihnen daist. Und wenn sie versuchen, sich eine Weile ohne unseren Willen und

    ohne unsere Zustimmung im Tempel niederzulassen, knnen sie uns nichtschaden, sondern mssen zur selben Tr hinaus, durch die sie eindrangen.Und wenn sie noch etwas ihnen Gemes, das nicht gttlich war, in unsfanden, mssen sie das mit sich nehmen, so dass der Tempel unserer Seele

    bei ihrem Gehen reiner ist denn zuvor.So mssen den guten Menschen, den Kindern Gottes, alle Dinge zum

    Besten dienen.Mein Haus ist einBethaus. - Gebet heit Andacht, heit Hingabe. Es

    heit sich innerlich mit Gott verbinden und ganz dem Ewigen zugeneigtund hingegeben sein. Wenn Du Dich solchermaen in schweigenderHingabe Gott verbindest, hast Du Andacht, wo Du auch weilst und was Duauch wirkst.

    Der Mensch - ein Tempel Gottes

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    Es ist nicht ntig, dass Du stndig vor Seligkeit vergehst. Das ist nuretwas Hinzukommendes, nur unwesentliches Beiwerk, whrend dasWesentliche im Lassen im Sich-berlassen und Hingeben an Gott, in der

    Verbindung und Einswerdung, mit der wir das Reich Gottes betreten, dasin uns ist.Nun schreibt Hilarius von drei Weisen und Wegen, die unmittelbar in

    das Reich Gottes hineinfhren und uns in einen lebendigen Tempel Gottesverwandeln. Es sind Glaube, Gotterkenntnis und Gebet.

    Was ist Glaube? Ist jeder Christ schon an sich ein Glaubender? Nein.Wie es auf einem Friedhof viele Tote gibt, so sind auch in der Christenheitviele, die lebendig scheinen, in Wahrheit aber tot sind. Denn lebendigerGlaube ist ein immerwhrendes Hingewendet- und Hingeneigtsein zu Gottund zu allem, was gttlich ist. Einerlei, was der Mensch von gttlichenDingen hrt - immer ist es der lebendige Glaube in ihm, der ihm besserausweist, was Gott ist, und ihm hhere Gewissheit verleiht, als alle Meisterihm vermitteln knnen. Denn der Glaube wurzelt im inneren ReicheGottes, in dem das Leben aus seinem eigenen Grunde hervorquillt.

    Jene aber, die diesen lebendigen Glauben nicht haben, sind innerlich lauund drr, kalt und tot, weil unaufgeschlossen fr alles, was von Gottkommt und zu Gott hinfhrt. Sie haben weder Weg noch Weise, in sich

    selbst zu kommen; sie wohnen nicht in sich, sondern in den uerenDingen, und sind sich selber fremd ...

    Die wahrhaft Glaubenden hingegen wohnen und ruhen in sich, wurzelnim inneren Leben, und was ihnen uerlich Gttliches begegnet, daserweckt sogleich ihr inneres Leben und macht offenbar, dass sie im ReicheGottes in ihnen leben, das denen, die im ueren aufgehen, verborgen

    bleibt.Das zweite ist Gotterkenntnis: die findet man eben hier, braucht sie also

    nicht drauen in allen Fernen zu suchen; denn sie offenbart sich im Innern.Hier strahlt das gttliche Licht, hier tritt man durch das rechte Tor insReich Gottes.

    Von solchen Menschen, die wissen, dass sie Gottes Tempel sind, kannman mit vollem Recht sagen: Das Reich Gottes ist in euch! Sie findendie Wahrheit, die nur von denen erkannt wird, die in ihrem Innerstendaheim sind. Sie finden in sich, was ber alles Denken und Verstehenhinausreicht: das Licht im Licht.

    Sie brauchen keine ueren Bcher mehr, sondern lesen im lebendigenBuch von den wunderbaren Werken Gottes und dringen vor bis zurErkenntnis der Dreieinigkeit Gottes: wie der Vater den Sohn ewig gebiert,wie das Wort ewig im vterlichen Herzen zugegen ist, wie der heilige

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    Meister EckhartHaupt und Hhepunkt der deutschen Mystik

    Gerhard WehrAus Anlass des 750. Geburtsjahres von Meister Eckhart erschienen im MarixVerlag Wiesbaden zwei handliche, dazu sehr preiswerte Bnde, die ins Leben undSchaffen von Eckhart und der kaum minder bedeutenden Mystikerin Mechthildvon Magdeburg einfhren. Die reprsentative Textauswahl hat Gerhard Wehrabschnittweise erlutert. Nachfolgend finden Sie einige Abschnitte zu EckhartsPredigten ber Maria und Martha.

    Maria und Martha Von Freiheit und ReifeMaria und Martha, die Schwestern von Lazarus, verkrpern zwei einander,

    dem Anschein nach entgegengesetzte Einstellungen oder Lebenshaltungen,wobei Maria den Typus des kontemplativ nach innen gekehrten Menschendarstellt, whrend Martha als eine ttige, in ihren Pflichten als Hausfrau ganzaufgehende Frau geschildert wird. Der Abschnitt aus dem Lukasevangelium(10,38-42) berichtet vom Besuch Jesu bei den beiden Frauen. DieseEvangelienperikope wird von Eckhart auf zweifache Weise ausgelegt. Dieerste hier zu besprechende Fassung bezieht sich auf zwei Entwicklungsartenund spirituelle Reifestadien, angedeutet einerseits durch Jungfrau und

    andererseits durch Weib beziehungsweise Frau. In der zweiten Predigt zumselben Text ist der Typus des aktiven und des kontemplativen Menschengeschildert. Zunchst also aus der Predigt von den beiden spirituellenErscheinungsweisen des Frauseins, wobei im Grunde das Menschsein alssolches gemeint ist.

    Ich hab zuerst ein Wort auf lateinisch gesprochen. Das steht

    geschrieben im Lukas-Evangelium Kapitel 10 und heit auf deutsch:

    Unser Herr Jesus Christus ging hinauf in ein Burgstdtchen und wurde

    von einer Jungfrau empfangen, die ein Weib war.Nun merkt ganz besonders auf: Es muss notwendigerweise heien, dass

    dieser Mensch eine Jungfrau war, von der Jesus empfangen wurde. Nun

    heit Jungfrau soviel wie ein Mensch, der von allen menschlichen

    Bindungen frei und ledig ist, und zwar so frei, wie er war, ehe er war.

    Eckhart stellt nun dem jungfrulichen, auf Freisein von ichhaftenBindungen gestellten Menschen den Charakter des reifen und damitfruchtbaren Weibseins gegenber, wobei beide Seelenverfassungen einanderergnzen. Eine Jungfrau, die ein Weib war, besagt somit: Es handelt sich umeine Frau (mulier), die ber beide Qualitten verfgt: Ihre Jungfrulichkeit istAusdruck ihres Freiseins von menschlich allzu menschlichen Bindungen, vonegoistischen Ich-Verhaftungen; gleichzeitig steht sie fr das Bild einer reifen

    Meister Eckhart

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    Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lsst allein dienen?Sage ihr doch, dass sie es auch angreife (und mir helfe)? Darauf Jesu

    bekannte Antwort, mit der er die kontemplative Maria ausdrcklich in Schutz

    nimmt und deren Haltung als unerlsslich bewertet: Martha, Martha, du hastviel Sorge und Mhe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwhlt; dassoll nicht von ihr genommen werden.

    Was nun Eckharts Deutung anlangt, so drfte erwartet werden, dass der mitder kontemplativen Seelenhaltung vertraute Ordensmann Jesu Lob Marias alsunerlsslich und voll gltig besttigt. Doch das Gegenteil ist der Fall. DerPrediger setzt sich erstaunlicherweise ber den buchstblichen Schriftsinn desEvangeliums hinweg und betont die spirituelle Hherwertigkeit des

    praktischen Tuns gegenber einer Haltung, die im bloen Hren undEmpfangen des gttlichen Wortes verharrt. Demnach bekommt man denEindruck, dass die ttige Martha als die spirituell Gereiftere zu gelten habe,whrend Maria noch gar nicht so weit sei, weil sie immer noch die besondereUnterweisung ihres Meisters ntig habe.

    Die Eckhart-Forschung gelangte freilich zu dem Ergebnis, dass diese in derTat erstaunliche Auslegung des Evangelientextes eigentlich nicht von MeisterEckhart stamme. Auf einem anderen Blatt steht, weshalb man lange Zeit ebendiese Aussage durchaus gerade ihm zugetraut hat. Dem jahrelang als

    Nonnenseelsorger in Straburg und Sddeutschland beschftigten Predigerkann nicht verborgen geblieben sein, dass es immer wieder religis strebendeMenschen gab und gibt, die das frsorgliche Tun und das ttige Leben in derWelt fr minderwertig hielten oder durchaus nicht selten - ihreBequemlichkeit mit einer unechten Geistlichkeit zu kaschieren suchten.

    Sankt Lukas schreibt im Evangelium, dass unser Herr Jesus Christus in

    ein Stdtchen ging, wo ihn eine Frau, namens Martha, empfing. Sie hatte

    eine Schwester, sie hie Maria. Sie sa zu Jesus Fen und lauschte

    seinem Wort. Aber Martha ging umher und diente unserm Herrn.Drei Dinge veranlasste Maria zu Fen unseres Herrn zu sitzen.. Die

    Gte Gottes hatte ihre Seele ergriffen. Das andere war eine groe

    unaussprechliche Begierde. Sie begehrte, aber wusste nicht was, und

    verlangte, ohne zu wissen, was. Das dritte war ein ser Trost und eine

    Lust, den sie aus dem ewigen Worte schpfte, das dem Mund Christi

    entstrmte.

    Auch Martha bewegten drei Dinge, die sie umhergehen und den lieben

    Christus dienen lieen. Das entsprach einem reifem Alter und einemgebten Beweggrund... Das andere war mit weiser Besonnenheit ttig zu

    sein, wie es die Liebe gebietet. Das dritte war die groe Wrde des lieben

    Gastes. (Pf 47)

    Meister Eckhart

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    Martha sagt sich, Maria schwelgt geradezu in einem geistlichenWohlgefhl. Diesen Eindruck erweckt Eckhart. Er hegt den Verdacht, dieliebe Maria sei eher von dem wohligen Gefhl einer spirituellen Befriedigung

    berauscht, als dass die einen tatschlichen geistigen Gewinn empfinge. Dashabe Martha denn auch veranlasst, den Herrn in der bekannten Weiseanzusprechen und Maria aus ihrem - vermeintlichen oder tatschlichen -selbstgengsamen Erleben herauszuholen. So gesehen gehe es darum, dengeistlichen Gewinn, den letztlich nur die helfende, die karitative Tat vermittelnkann, zu erlangen.

    Denn darum sind wir in die Zeit hineingestellt, dass wir durch

    vernnftiges Wirken Gott nher kommen und ihm hnlicher werden. Das

    meinte auch Sankt Paulus, als er sagte: Bestehet (und nutzet) die Zeit ,

    denn die Tage sind bel.

    Nun achtet auf den Umkreis der Ewigkeit: Die Seele hat drei Wege zu

    Gott. Der eine ist, in mannigfaltigem Wirken aus brennender Liebe in allen

    Kreaturen Gott zu suchen... Der andere Weg ist ein Weg ohne Weg, frei

    und doch ungebunden, hoch erhaben und entrckt, willen- und bildlos...

    Der dritte Weg heit zwar Weg und ist doch (bereits) das Daheim-Sein, ein

    Gott-Schauen unmittelbar im (vollen) Sein. Nun spricht der liebe Christus:

    Ich bin Weg, die Wahrheit und das Leben: Ein Christus - eine Person, ein

    Christus - ein Vater, ein Christus ein Geist...Nun lausche auf das Wunder! Wie wunderbar: drauen stehn und

    drinnen, begreifen und umgriffen werden, schauen und das Geschaute

    selbst sein, halten und gehalten werden. Das ist das Ende (als Ziel), da der

    Geist in Ruhe verharrt, der lieben Ewigkeit vereint. (Pf 50 f.)Nun meinen unsere guten (im Grunde naiven und unbedarften) Leute,

    dass sie dahin streben sollten, vom ttigen Wirken frei zu werden. Da sage

    ich: das kann nicht angehen... Maria lernte (noch) davon, dass sie zu

    Fen unseres Herrn... Sie lernte zu leben.... Von Anbeginn an, da GottMensch und der Mensch Gott wurde, fing er an, fr unsere Seligkeit zu

    wirken, bis er an das Ende, da er am Kreuze starb. Kein einziges Glied

    war an seinem Leib, das nicht eine besondere Tugend gebt htte. Dass

    wir ihm nun wahrhaft nachfolgen in der Ausbung wahrer Tugend, das

    helfe uns Gott. Amen. (Pf 53)Wie sind wir nun Gottes Kinder? Noch wissen wir es nicht; es ist noch

    nicht offenbar. Nur so viel wissen wir davon, wie er sagt: Es gibt etliche

    Dinge, die uns dies in unseren Seelen verdecken und der Erkenntnisentziehen. (Pf 38 f)Die Seele enthlt etwas in sich, ein Fnklein (funkelin) der Redlichkeit,

    das nimmer verlischt. Und in dieses Fnklein setzt man des Bild der Seele,

    Meister Eckhart

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    nmlich in das oberste Teil des Gemtes. Auch gibt es ein Erkennen in

    unseren Seelen fr die ueren Dinge, das heit fr das sinnliche

    Wahrnehmen und das Erkennen durch den Verstand.

    Wie aber sind wir Kinder (Shne und Tchter) Gottes? Wir sind esdadurch, dass wir ein Sein mit ihm haben... Ich sage weiter: Im Reich der

    Himmel ist alles in allem und alles unser. Was unsere Jungfrau (Maria) an

    Gnaden hat, das ist alles in mir. (Pf 39)Unleugbar sind die Beschwernisse (gebreste) und das Unzulngliche,

    das unser Menschsein belastet. Da fragt sich, wie man damit von Fall zuFall umgehen soll? Welchen Rat hat Eckhart zu geben? Zunchst seinHinweis auf Herkunft und Beschaffenheit des Unzulnglichen:

    Bedenke, was das gebresthaft Unzulngliche ist. Es kommt vom Nicht

    (igen) her. Darum muss das Nichtige im Menschen getilgt werden. Denn

    solange das Unzulngliche in dir ist, so bist Du kein Kind Gottes... Darum

    muss es alles getilgt und entfernt werden, dass der Mensch Gottes Kind

    (Sohn) werde, damit weder Klage noch Leid brig bleibt... Wir werden ihm

    nicht gleich, wenn wir dieses Nichtige nicht ausgetrieben haben, damit wir

    alles in allem werden, so wie Gott alles in allem ist.

    Von da aus kommt Eckhart auf den doppelten Ursprung des Menschen zusprechen, von dem er sagt, dass er an dem Grund des Seins in Gestalt der

    Ebenbildlichkeit teilhat. Darunter versteht er offensichtlich nicht nur eine ausder Schpfung stammenden Naturgegebenheit. Hinzu tritt der Gesichtspunkteines Werdeprozesses, das heit der Gottesgeburt im Seelengrund. Zu denAnzeichen dieser Geburt gehrt das in Freude zu verwandelnde Leid.

    Es gibt zweierlei Geburt des Menschen, eines, das von der Welt stammt

    und eines von auerhalb der Welt. Es ist geistlichen Ursprungs aus Gott.

    Willst du nun wissen, ob dein Kind geboren werde und ob es aufgedeckt

    sei, das heit, ob Du Gottes Sohn geworden bist. Solange du Leid in

    deinem Herzen trgst wegen irgendetwas, und sei es um einer Sndewegen, solange ist dein Kind noch nicht geboren. Hast du Herzeleid, so

    bist du noch nicht Mutter; vielmehr bist du (erst) im Gang der Gebrung

    und der Geburt nahe. Darum zweifle nicht, wenn du voll Leid bist, um dich

    oder um deinen Freund.... Alles Herzeleid wirf von dir, damit in deinem

    Herzen nichts als Freude sei, die andauert...

    Darum, wenn du dahin kommst, dass du weder Leid noch Kmmernis

    hast und alles lautere Freude wird, so ist in Wahrheit das Kind geboren.

    Also befleiigt euch, dass nicht allein das Kind (einst) geboren werde,sondern vielmehr schon geboren sei, so wie der Sohn in Gott alle Zeit

    geboren ist und alle Zeit geboren wird. Dass uns das widerfahre, dazu

    helfe uns Gott. Amen. (Pf 41 f.)

    Meister Eckhart

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    Die trichte und die kluge JungfrauWer da auf Meinen Wegen wandelt, der kommt zum Lichte. Ja, wer auf

    Meinen Wegen einhergeht, der wandelt schon im Lichte und wandelt schonlebendige Stege. Und Ich bin das Ziel der Wanderschaft auf dem lichtenWege des Lebens.

    Wer aber wandelt die Wege der Welt und ihrer Klugheit, der wandelt inder Nacht. Die Nacht aber ist der Tod, und der Tod ist das Ziel derWanderschaft in der Nacht.

    Wer mit Mir wandelt, der wandelt recht und wird sein Leben erhalten,und wenn er es auch verlre tausend Male. Wer aber ohne Mich suchet seinLeben im Dickicht der Weltnacht zu erhalten, der wird es verlieren, und so

    er es auch bese tausendfach!Es werden aber zu der Zeit zwei auf dem Felde sein. Der eine wird

    aufgenommen und der andere im Gerichte belassen werden. Und zweiwerden in der Mhle mahlen. Der eine wird aufgenommen und der anderegerichtet werden. - Also kannst du ohne Mich nichts tun zur Erhaltungdeines Lebens. Mit Mir aber bist du ein Allgewaltiger gegen den Tod.

    Sehet dafr ein Gleichnis an! Wer Ohren hat, der hre, und ein offenesAuge wende er nicht von Meinem Munde ab!

    Es geschah, dass da in einem Flecken zwei leiblich verwandteJungfrauen lebten. Die eine war reich an Weltschtzen und die anderedaran arm. Doch hatten sie Gemeinschaft untereinander und lebten untereinem Dache. Denn die Reiche war unklug, und es war ihr darum dieKlugheit der Armen ntig.

    Solange es friedlich ging im Lande, da ging es wohl an, und sie kamenwohl fort miteinander. Da aber das Land heimgesucht wurde mit Krieg,seines Weltreichtums wegen, da kam auch eine starke Probe ber die zwei

    Jungfrauen.Als sich das Kriegsheer dem Flecken nahte, da bermannte die Reicheeine groe Angst, dass sie darob ganz verwirrt wurde. Als sie sich aber einwenig der ersten Angstbetubung entsann, da raffte sie sobald alle ihreKostbarkeiten zusammen und verga der goldenen Leuchter und Lampennicht; aber des Brotes und les gedachte sie nicht. - Damit floh sie in eineGebirgsschlucht und verkroch sich daselbst in eine finstere Hhle.

    Die Arme aber dachte bei sich: Was soll ich also eilen?! Meine ganzeHabe ist ja nur die meines Lebens. Um dieses zu erhalten, brauche ich aber

    nichts als Brot und, um mich in einer Hhle des nahen schtzendenGebirges zurechtzufinden, ein Licht. Diese nahm daher eine rechte MengeBrotes und nahm eine gute Lampe mit l gefllt und verga nicht eines

    Die trichte und die kluge Jungfrau

  • 8/2/2019 Geistiges Leben 2010-4

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    rechten Feuerzeuges.Da die Arme aber wusste, wohin ihre Freundin floh, so ging sie ihr

    nach, um ihr auch da mit ihrer Klugheit zu dienen. Als sie aber zur Hhle

    kam und gar gute Spuren fand, welche ihr ein sicheres Zeichen waren, dassihre Freundin sich hier verborgen hatte, da rief sie alsobald dieselbe undsuchte sie allerorts mit der brennenden Lampe. Allein nichts war mehr vonder reichen Freundin zu entdecken!

    Da dachte sich die Arme wieder: Was will ich denn nun tun? MeineFreundin hat sich vor mir verkrochen. Ich habe Brot und Licht undvorrtiges l, also will ich hier verharren, bis zu der Zeit, da das Heervorber ist, und dann wieder in meine Wohnung ziehen, will da dann die

    Nachbarn rufen, und sie werden mir helfen, die Freundin aufzusuchen!Nach etlichen Tagen zog das Kriegsheer ab, und die Arme tat, wie sie

    es bei sich beschlossen hatte. Und siehe, es kamen die Nachbarn mitFackeln und durchsuchten die Hhle, fanden auch gar bald die Reiche,aber diese - war tot. Denn sie hatte verhungern und ersticken mssen in derModernacht der Hhle ihres Bergwinkels.

    Die Arme aber berkam sonach alle Schtze der Reichen, wuchertemit denselben und ward bald die Reichste im Lande!

    Wer also das Leben der Welt sucht, der wird es verlieren und wird

    umkommen unter der groen Brde desselben. Wer es aber gering achtetund suchet vielmehr das Leben der Seele zu erhalten, durch daslebendige Brot und durch das gerechte Licht, der ist ein Kluger und

    geschickt zum Himmelreiche.Suchet daher vor allem das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; alles

    andere wird euch dann von selbst hinzukommen! - Wer mag wohl zweienHerren dienen, die untereinander Feinde sind? - Dienet daher einem Herrnin der Liebe und Wahrheit!

    Wer so auf dem Felde seine Arbeit tut fr den rechten Herrn, den wirdder Herr auch erkennen und wird ihn aufnehmen. Wer aber dieselbe Arbeittut auf dem Felde der Liebe und in der Mhle der Wahrheit, jedoch ausEigennutz, der wird vom Herrn auch sicher nicht aufgenommen werden.

    Wandelt sonach im Lichte und tut, was des Herrn ist, nmlich SeinenWillen, so werdet ihr nicht ersticken und verhungern in der Hhle derSelbstsucht. Und der Gewinn, der euch aus dem Tode der Welt wird, wirdgro sein, und ihr werdet die Schtze mit keinem Mae bemessen knnen.

    Solches verstehet und beachtet es geistig und leiblich! Amen.(HiG. 2; S. 156,1-18)

    Die trichte und die kluge Jungfrau

  • 8/2/2019 Geistiges Leben 2010-4

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    Eins aber ist NotRichard Wurmbrand

    Am meisten beklagen sich die Menschen darber, dass sie keine Zeithaben. Sicher kommt das daher, weil sie wie Martha so viele Dinge tunmssen. Nie htte man Maria sagen hren, sie habe keine Zeit. Sie

    brauchte nur eines: sie wollte DEM zuhren, Den sie liebte und das tun,was ER ihr gebot.

    ER befiehlt uns nie zwei Dinge zur gleichen Zeit. Fr jeden Augenblickunseres Lebens gibt es eine Aufgabe, und whrend ich diese erflle, habeich keinen anderen Auftrag. Glubige haben deshalb immer Zeit.

    Ein junger Evangelist kam in ein Dorf und erstaunte jeden durch sein

    gewaltiges Predigen. Die Kunde von ihm sprach sich rasch herumund am nchsten Sonntag versammelten sich all


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