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N a c h r t c h t e n .~ /

Aufschlui~ gebenden experimentellen Befunde anderer Autoren wurden vom Vortragenden diskutiert.

Dr. SAGEL stellte die Frage, ob es auch m6glich sei, beim weiblichen Kitz durch Periostiibertragung Geh6rnbildung zu induzieren. Auf die grunds~itzliche Schwierigkeit der Gewebetransplantation von einem Warmbliiterindividiuum auf das andere verwies Prof. Dr. HARTXVlC.

Gefragt wurde ferner, auf welche Weise die subdermal ablaufenden Prozesse der Geh6rnbildung die Haut zur Bildung von Bast veranlassen. Da das nicht bekannt und auch nicht untersucht ist, wurde auf vergleichbare Vorg~inge der embryonalen Induktion (Bildung einer Linse unter dem Einfluf~ des sich entwickelnden Augenbechers u. a. m.) hingewiesen

Dr. Ueckermann: Das Jagd- und Naturkundemuseum Burg Br#ggen, Darstellung der Jagdgeschichte yon Nordrhein-Westfalen

Ende Mai 1979 wird das Jagd- und Naturkundemuseum Burg Briiggen in Briiggen, nahe der niederl~indischen Grenze gelegen, er6ffnet. Es soll auch die Jagdgeschichte, speziell fiir Nordrhein-Westfalen, zeigen. Jagdhistorische Bauten entstanden vor allem im 18. Jahr- hundert, als der Kurfiirst von K61n, CLEMENS AUGUSV, eine rege Bautiitigkeit entwickelte. Auf ihn gehen u. a. das Jagdschloi~ Falkenlust bei Briihl, das Jagdschlofl Herzogsfreude in Bonn (1810 abgerissen), der Entenfang bei Berzdorf und das Jagdschlofl Hirschberg im Arnsberger Wald, von dem nur noch das Hirschberger Tor in Arnsberg erhalten ist, zuriick. 1712 liel~ der Fiirstbischof von Miinster von SCHLAUN das Jagdhaus Tiergarten errichten. Im Lipperland stand das 1945 zerst6rte Jagdschlof~ Lopshorn.

Im Nebenprogramm der Bonner J~igertage erfolgten technische Unterweisungen, durchge- fiihrt fiir die Altersschiitzung und Troph~ienbewertung (Forstverwaker SCHOLZ), die technische Wildschadenverh/.itung und Maf~nahmen zur Minderung des Witdverkehrsto- des (Ing. grad. G~UMANN), die Niederwildaufzucht, den Fallenfang, die Einsendung von Fallwild und die Behandlung desselben (UT~ DlSCHN~R). E. UECKE~.MANN

Internationales Gamssymposium in Mayrhofen vom 26. bis 28. Oktober 1978

Seit sechs Jahren findet in jedem zweiten Jahre ein internationales Symposium iiber das Gamswild statt. Im Jahre 1974 hatte Dr. WOLrCANC SCHR/3DER nach Oberammergau eingeladen. Auf Veranlassung von Professor Dr. STANE VALENTIN~I~ fan.d das zweite Symposium 1976 in Bled statt. Fiir dieses Jahr hatte Professor Dr. ONDEI~SCHEr~ in Mayrhofen die Tagung vorbereitet, unterstiitzt von Oberforstrat Dipl.-Ing. GERD ROTT- LER, dem Leiter des Gamswildausschusses der Osterreichischen Landesjagdverb~inde.

Insgesamt wurden 23 Referate gehalten, die ausnahmslos auf die H6chstdauer von 15 Minuten begrenzt wurden. Leider war auch die Zeit fiir die jeweiligen Diskussionen so beschr~inkt, daf~ manches interessante Problem nut kurz gestreift werden konnte. Es ist dem Berichterstatter nicht m6glich, alle Referate ausfiihrlich zu behandeln, womit jedoch keinesfalls eine Wertung verbunden sein soll.

THEODORA STEIN~Clt, Wien, berichtete iiber die Ksungswahl des Gamswildes zu den verschiedenen Jahreszeiten und stellte Zusammenh~inge zwischen dem Alter des Tieres und der _Ksung fest. Interessant war die Beobachtung, daf~ riiudebefallene Gemsen im Winter wesentlich mehr Nadelholztriebe aufnahmen als gesunde. Im Sommer findet sich im Pansen r~iudekranker Tiere die doppeke Menge von Laubholz~isung als bei gesunden.

G. GATTINCER, Wien, referierte tiber Unterschiede in der _Ksung bei Gams und

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48 Nachricbten

Steinwild. Die Asung des Gamswildes zeigt einen hohen Gehalt an Rohprotein, Phosphor, Natrium, Kalium, Zink, Mangan und Eisen und einen geringen Gehalt an Calcium, Magnesium und Kupfer. Die _Ksung des Steinwildes ist ~irmer an Protein und Fetten, dagegen reicher an Rohfaser. Es wurde auch beobachtet, dat~ sich der Mineralstoffgehak des Biotops an Calcium, Magnesium und Natrium im Panseninhalt spiegelt. Bemerkens- wert ist der hohe Calciumanteil im Pansen bei jungen Geit~en.

IRMGART ELSNER VON DER MALSBURG, Oberammergau, berichtete von ihren Erfahrun- gen bei der Aufzucht von Steinkitzen. Als Ersatz ftir die Muttermilch wurde eine Mischung aus Schaf- und Ziegenmilch t~iglich sechsmal gegeben.

B. G~ORGII, Oberammergau, veranschaulichte an Hand von Lichtbildern die M/Sglich- keit, die Aktivi6it eines jungen Steinbockes mit Hilfe der Telemetrie zu ermitteln.

Die Hauptaktivit~iten des Bockes lagen in den friihen Morgen- und Abendstunden. In der Nacht sind Aktivit~itsschtibe selten. Die Aktivi6it wird exogen vom Sonnenlicht, endogen vom Tier selbst beeinfluf~t.

H. Gossow, Wien, trug zur Nahrungs6kologie der Rupicrapini und Fragen ihrer Sozialbiologie vor. Von den laufenden Untersuchungen zur Nahrungs6kologie und Sozial- biologie der Rupicrapini sind die bei der Schneeziege am weitesten vorangekommen; die Ergebnisse beim Gamswild hingegen sind noch unvollstiindig. Es ist beabsichtigt, in Zukunft die Zusammenhiinge zwischen Aktivit~itsbudget und Produktivi6it zu untersu- chen. Beim Dallschaf zeigen sich auff~illig Unterschiede zwischen .~sen, Suchen, Ziehen und Stehen, so daf~ daraus vielleicht auf Di~itunterschiede und ~_sungspr~iferenzen geschlossen werden kann.

CH. G~AF und W. SC~6DE¢ referierten zum Stand der Wiedereinbiirgerung des Steinwildes. Auf 21 Kolonien verteilt leben heute in den Alpen wieder etwa 14 000 Stiick Steinwild. Davon befinden sich etwa 9000 in der Schweiz, der Rest verteilt sich auf Osterreich, Frankreich, Italien, Jugoslawien und Deutschland. Die Erhaltung des Steinwil- des daft als gesichert gelten. Der Alpenraum w~ire jedoch in der Lage, weitere Populationen aufzunehmen. Mit Ausnahme des Gran Paradiso wurde der Steinbock als ,,lebende Apotheke" in den fr~iheren, im Mittelalter bekannten Vorkommen Floite, Stillup und Zillertal vollst~indig ausgerottet.

R. GINDRE und A. LABARRIERE, Frankreich, stellten die Situation der Gemsen in Frankreich dar. Der Gamsbestand in Frankreich betr~igt etwa 21 000 Tiere allein in den Alpen, weitere 1000 Stiick leben in den Vogesen und 600 bis 800 im Jura. Eine weitere Kolonie im Massif Central befindet sich im Aufbau. Wenig bekannt ist, dat~ in den Pyren~ien eine besondere Gamsart beheimatet ist. Sie fiihrt den Namen Isard. Diese Art besitzt einen weit~en Streifen am Hals und einen wei~en Fleck auf dem Schulterblatt. In den Alpen werden allj~ihrlich etwa 2800, in den Pyren~ien etwa 1400 Stfick Gamswild erlegt. Die Jagdsaison ist auf wenige Tage im September beschr~inkt. Das Geschlechterver- h~iltnis ist nicht genau bekannt. Es soll zwischen 1:1,5-2,7 schwanken.

Zus~itzlich w~ire zu berichten, dai~ das Gamswild in Frankreich eine sehr beliebte Wildart ist, die Griindung neuer Kolonien wird laufend geplant. Diese Kolonien gelten dann als Wildschutzgebiete, in denen nicht gejagt werden darf. Die Jagd wird nur in den angrenzenden Zonen freigegeben. Es bestehen noch erhebliche Schwierigkeiten, der dorti- gen Jiigerschaft das genaue Ansprechen nach Alter und Geschlecht nahezubringen.

FRANCIS ROUCHER, Frankreich, hat ein neues Verfahren erarbeitet, um das Unterschei- den von Bock und Geif~ zu erleichtern. Bei der Geii~ ist die Halsbreite kleiner oder gleich der Unterkieferl~inge, die Halsbreite kiirzer als die Halsliinge und der Winkel, gebildet durch Stirnlinie und Unterkiefer, liegt etwa bei 30 o. Beim Bock ist die Unterkieferl~inge geringer als die Halsbreite, der HaIs kiirzer als breit, und der Winkel zwischen Stirnlinie und Unterkiefer betr~igt etwa 40 o. Nach den von ROUCHER gemachten Erfahrungen scheint sich diese Methode fi~r die Unterscheidung der Geschlechter zu bew~ihren. Es ist abet damit die viel gr6t~ere Schwierigkeit der Altersansprache nicht behoben.

J. BAUER und H. Gossoxv, Wien, referierten zur Populationsdynamik der Gemse in

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Neuseeland. Das im Jahre 1910 nach Neuseeland gebrachte Gamswild tibertrifft in K~Srpergewicht und Kruckenst~irke das alpine Gamswild. Die Ursache ist der bessere Lebensraum. Auch entspricht h6herer Produktivit~it und friiher einsetzender Geschlechts- reife ein ausgepr~igterer Geschlechtsdimorphismus des Kruckenwachstums. Leider lie~ bisher das vorhandene Material (Reduktionsabschuf~ fiir den Wildbretmarkt) keine ein- wandfreien Schliisse zu. Die Arbeiten werden fortgesetzt.

Die Referate von H. PROSL, E. Kt3TZER, P. FELDBACH~R und J. JAHN, Wien, befaSten sich mit den Parasiten des Gamswildes in Osterreich und den Auswirkungen des Endopa- rasitenbefalles auf die R~iudemilbe. Es wurden deutliche jahreszeitliche Schwankungen im Parasitenbefall festgestelk. 60 Endoparasitenarten k6nnen das Gamswild befallen. Bemer- kenswert ist der geringe Befallsgrad des Diinndarmes in der Zeit von Juli bis Oktober. Erst im November nimmt die Invasion von Nematodirusfilicollis und des Trichostrongylus spp. Z U .

Die Sarcoptesr~iude kann Gemsen- und Steinwildpopulationen zahlenm~iffig erheblich schw{ichen, jedoch den Fortbestand nicht dauernd gef~ihrden. Die Populationsdichte ist keineswegs eine wesentliche Voraussetzung fiir den Ausbruch der R~iude, sondern aus- schlief~lich das Vorhandensein der Sarcoptesmilbe, die vermutlich beim Gamswild westlich des Inns nicht vorkommt. Die R~iude wirkt nicht qualitativ auf die Population. In den Herbst- und Wintermonaten wurde mit dem vermehrten Auftreten yon R~iudef{illen bei allen Tieren gleichzeitig eine Befallssteigerung mit Diinndarm- und Lungenparasiten festgestellt, w~ihrend die Befallsstiirke mit Labmagenparasiten nach einem Maximum im Oktober im gleichen Zeitraum abnahm. R~iudegemsen hatten den doppelten Befall an Diinndarmparasiten, auch der Befall durch Lungenwiirmer war st~irker. Es ist jedoch noch nicht m6glich, eindeutig zu behaupten, welcher der beiden Faktoren als die prim~ire Ursache anzusehen ist.

S. VALENTIN~I~, Jugoslawien, berichtete tiber klinische und pathologischanatomische Merkmale bei der Gamsr~iude in Slowenien. Unmittelbar nach der Ansteckung mit R~iudemilben sind weder Hautver~inderungen noch Abweichungen im Verhalten der Gemsen zu beobachten. Erst im weiteren Verlauf trennen sich r~iudebefallene Stiicke vom Rudel und suchen tiefer gelegene, insbesondere ktihle Einst~inde auf. Die Bewegungsaktivi- t~it l~if~t deutlich nach. Hautveriinderungen sind erst in einem sehr welt fortgeschrittenen Stadium zu erkennen. Hiiufig bewegen sich die Tiere mit gespreizten L~iufen. Im Winter finden sich Schorfbildungen beim Bock, bevorzugt an der Brust und am vorderen Tell der Bauchdecke sowie an der Innenseite der L~iufe.

Bei Kitzen sind Befallsstellen meist am Haupt (Aser). Oft verengen sich dann die Lichter zu einem schmalen Schlitz. Die Infektion erfolgt beim Liegen in Kontakt mit dem Muttertier oder beim S~iugen.

Ein weiteres Referat von S. VALENTIN~I~ lautet ,,Die Schnecke als Zwischenwirt fiJr Lungenwiirmer". Von 46 in Slowenien festgestellten Schneckenarten konnten 14 als Zwischenwirte von Lungenwiirmern identifiziert werden. Diese Schnecken finden sich auf krautigen Pflanzen, auf Str~iuchern und B~iumen.

K. ONDEt~SCHZKA, G. GATTIrqGER, beide Wien, erliiuterten Zusammenh~inge zwischen Stoffwechsel und R~iude bei der Gemse. Aus Pansensaft, Panseninhalt, Blut, Leber, Kot und Rippen wurden ern~ihrungsphysiologisch bedeutsame Vergleichswerte ermittelt und Unterschiede zwischen gesundem und riiud.ekrankem Gamswild festgestellt. Der Fett- und Glykogengehalt der Leber erwies sich als wichtiges Kriterium der Stoffwechselsituation und des Allgemeinbefindens.

UTE DRESCHER-KADEN, Miinchen, und FRIEDA TARTARUCH, Wien, berichteten tiber Untersuchungen an verschiedenen Organen von Gamswild auf Schwermetall und Biocid- riickst{inde. Die teilweise recht hohen Werte von Blei, Cadmium, Quecksilber, HCB, Lindan, DDE, H-Exposid, Dieldrin in Leber, Nieren und Milz liegen noch unter dem zul~issigen H6chstwert, so daf~ fiir den Verbraucher keine Gefahr besteht. Es ist jedoch erstaunlich, dat~ auch bei weitab von Industrieanlagen lebenden Tieren solche Riickst~inde iiherhaupt nachweisbar sind.

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MIHA ADAMIC, Ljubljana, verglich die K6rper- und Kruckenmaf~e von Gams aus den Julischen Alpen und aus Pohorje in Slowenien. Obwohl beide Standorte betr~ichtliche Unterschiede (Urgestein und Kalk) aufweisen, konnten keine wesentlichen Differenzen im Gewicht und in der Troph~ie ermittelt werden. Nur bei den Krucken der Geif~en zeigten sich gewisse Abweichungen.

R. PFLIEGER, Frankreich, berichtete fiber die Gewichte und Sch~idelmaf~e der Vogesen- gams. Die Gewichte, wie auch Troph~ien der Vogesengams liegen tiber dem Durchschnitt des Gamswildes in den Alpen und auch fiber den Werten in Neuseeland. Schon mit sechs Jahren erreichen die Tiere das Maximalgewicht von etwa 30 kg, das sie abet rascher wieder verlieren. Am aussagekr~iftigsten erscheinen die L~ingen der Unterkiefer und die Maxillar- breite.

S. LOVARI, Italien, berichtete von sechs Unterarten der Gemse und ging insbesondere auf die Unterarten R. pyrenaica und ornata ein, die sich im Haarkleid wesentlich von den tibrigen Unterarten unterscheiden. Wie der Name schon sagt, lebt R. pyrenaica in den Pyren~ien und ist dort unter dem Namen Isard bekannt. Die R. ornata lebt in den Abruzzen. Das Haupt von pyrenaica und ornata ist deutlich kleiner als das der fibrigen Unterarten (Cartusiana [Dauphin~], balcanica, carpatica, caucasica). Die auf~illigen Unter- schiede erkl~irte LOVARI mit Einflfissen der Ril~- und Wtirmeiszeit.

W. SCHR6DER, Mfinchen, brachte mit seinem Vortrag tiber die mittelalterlichen Metho- den der Gamsjagd eine dankbar begrtifke Auflockerung unter die wissenschaftlichen Themen. Er berichtete u. a. yon einer bisher kaum bekannten Jagdart, dem ,,Ausseilen", das an eine gesetzlich verbotene Art des Fischens yon Hechten und Forellen erinnerte.

H. Gossow, Wien, hatte sein Thema ,,Kruckenwachstumsmuster als Weiser ffir die Gamswildbewirtschaftung" mit einem Fragezeichen versehen. Zweifellos ist das Wachs- turn der Krucke von ~iut~eren Einflfissen wie Ern~ihrung, Witterung und Geschlechterver- h~iltnis abh~ingig. Es wiirde jedoch einen erheblichen wissenschaftlichen Aufwand erfor- dern, Parameter zu erarbeiten, auf Grund deren aus der vorliegenden Strecke Riickschltisse auf das Verh~iltnis Biotop und Wildstand gezogen werden k6nnten.

Nach P. HAWT, Frankreich, tritt das seuchenhafte Erblinden des Gamswildes in Frankreich z. Z. im National-Park Vanoise und in der Reserve Nationale Bauges auf. Diese Erkrankung bewirkt eine Sekretabsonderung aus den Augenwinkeln. Sie ffihrt zum Vertrocknen des Augapfels und damit zum Erblinden des Tieres. Rticksichtsloser Abschuf~ der befallenen Tiere ist die notwendige Gegenmaf~nahme. In der Diskussion wurden Fliegen als Verbreiter bezeichnet. Der Erreger dieser Seuche ist noch nicht einwandfrei ermittelt.

W. G. STAOL, Wien, schilderte die Durchftihrung einer Gamsz~ihlung, die ausschliefflici, Gratgams erfat~te. Die Waldgams wurde sehr gro~zfigig gesch~itzt. Der Berichterstatter wiirde laufenden Aufschreibungen im Notizbuch eines zuverl~issigen J2igers den Vorzug geben.

G. ROTTLER, Mayrhofen, wies in seinem Referat ,,Die Bewirtschaftung des Gamswil- des" eindringlich darauf hin, dat~ starke Eingriffe in die jfingste Altersklasse und die Herstellung eines Geschlechterverh~iltnisses 1:1 die Grundlage aller weiteren Ma~nahmen bilden. Er h~ilt es ftir notwendig, den Zuwachs auf der Basis der setzf~ihigen Geit~en aufzubauen. In der Diskussion wurde eindeutig klargelegt, daf~ starke Eingriffe in der Kitzklasse bedeutungslos seien und auch dann keine schwer wiedergutzumachenden Folgen h~itten, wenn der Winter den verbleibenden Rest wegraffen wtirde. Der Ausfall eines ganzen Kitzjahrganges liegt im Wesen des Naturgeschehens. Als Reifealter ffir den Abschui~ wurden 8 Jahre vorgeschlagen. Diese Altersschwelle schliefk nicht das Vorkom- men von B6cken mit einem Alter von 10 und mehr Jahren aus.

Die Tagung fand ihren Abschlut~ in zwei Ausflfigen, die das Zillertal als hervorragenden Lebensraum ffir Gams- und Steinwild zeigten, der allerdings nur von passionierten, berggewohnten Waidgenossen bejagt werden kann. Das Symposium stand unter einem guten Stern. Viele Probleme wurden aufgezeigt und Wege zu ihrer L6sung angedeutet.

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Etwas zu kurz kamen die anwesenden Berufsj~iger, denen manche wissenschaftliche Begriffe und das Lesen von Diagrammen nicht gel~iufig sind. Vielleicht k6nnte diesem Gesichtspunkt bei der Tagung im Jahre 1980 Rechnung getragen werden. Im iibrigen Waidmannsdank allen, die sich um den Ablauf dieses Symposiums bemiiht haben.

W. NERL

I V . R E F E R A T E

Referenten: LINDNER (Li.), NUSSLEIN (Nn.), SPITTLER (Sp.), UECKERMANN (Ue.)

O. Jagdkunde

EGGELING, F. K., Frhr. v.: Wie es Diana gef~illt. Aus eines J~igers hellen und dunklen Stunden. Hamburg und Berlin: Paul Parey 1978. 149 S., 45 Zeichnungen von Irene vonder Lancken. Ln. 32 , -DM.

Hier legt der aus seinem im gleichen Verlag erschienenen Buch ,,Von starken Keilern, treuen Hunden und pfeilschnellem Federwild" bekannte Verfasser in einem - man kann fast sagen - neuen Stil selbsterlebte jagdliche Begebenheiten vor. Die knappe Darstellung pr~isentiert das jagdliche Geschehen in packender Kiirze und kann leicht auf die sonst oft ansprechende belletristische Anlegung verzich- ten. Dazu verr~it der Verfasser seine Gedanken und Freuden, seine Zweifel und Selbstbesfiitigungen, die ihn beim Erleben des Geschehens ernst und heiter umfangen. Alles ist eine Bereicherung ffir den Leser. Nn.

1. Wildkunde und Pathologie

RAeSrELD, F. v.: Das Rotwila.i 8. Aufl. neubearb, von F. VORREYER. Hamburg und Berlin: Paul Parey 1978. 397 S., 5 Farbtaf., 189 Abb., Ln. 64,- DM.

Die relativ schnelle Aufeinanclerfolge der 4. bis 8. Auflage, 1957 erschien nach einem Zeitraum von 37 Jahren die 4. Auflage, bereits von Oberlandforstmeister a. D. VORRrYER bearbeitet, beweist, dat~ sich dieser Klassiker des Verlages Paul Parey grof~er Beliebtheit erfreut.

Seine Gliederung in die Teile Naturgeschichte, Hege, Jagdausiibung entspricht der anderer Klassikerausgaben. Im ersten Teil werden vonder Stammesgeschichte bis hin zu den Krankheiten alle wichtigen naturgeschichtlichen Bereiche behandelt. Der Tell Hege schlieflt auch die Hege mit der Bfichse ein, ein Begriff, den RAESFELD einfiihrte und dessen Inhalt VORREYER gegen Anfechter verteidigt. So wendet er sich auch gegen die Originalit~it yon Bezeichnungen wie ,,Sozialklassen" und stellt heraus, dat~ fie sich praktisch nicht yon bereits friiher benutzten Altersstrukturen unterscheiden. Der Teil Jagdausfibung schlieflt die Behandlung der Ausriistung des J~igers, das Ansprechen, Jagdar- ten, Schufl, Piirschzeichen und Nachsuche, Aufbrechen, Zerwirken und Trophiienbehandlung, die Troph~ienbewertung und schliel~lich das jagdliche Brauchtum ein. Der Anhang enthSJt waidmiinnische Ausdriicke, ein Sachregister und ein Verzeichnis der benutzten bzw. zitierten Literatur.

Langjiihrige Arbeit des Bearbeiters und Markierungsergebnisse im Rotwildgebiet Harz, eine lebenslange jagdliche Berufserfahrung und das Streben, weitgehend umfassend Entwicklungen darzu- stellen, machen das Werk zu einem wertvollen Lehrbuch und Nachschlagewerk. Ue.

AESCHBACHER, A.: Das Brunftverhal ten des Alpensteinwildes. Erlenbach-Ziirich: Eugen Rentsch 1978.88 S., 33 Abb., kart. 19,80 DM.

Beschrieben wird das Brunftverhalten des Alpensteinwildes (Capra ibex ibex L.) nach den Beobach- tungen einer Gruppe im Wildpark Langenberg in der Nithe von Ziirich und einer freilebenden Population im Val Trupchun im Oberengadin. Zur Darstellung kommen vor allem das Werbeverhal- ten der BScke und das reaktive Verhalten der Geissen. 19 Abbildungen werden zur Veranschaulichung des Ethogramms gebracht. In der Diskussion erfolgt ein Vergleich des Brunftverhaltens des Alpen- steinwildes mit dem amerikanischer Wildschafe, der Gemse und der Schneeziege. Ue.


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