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V8 NUMMER 175 SAMSTAG, 1. AUGUST 2015

extra

Jetzt müssen wir die Capito-Bienen vor einem Feind beschützen

Varroa ist der ImkerschreckCapito-Bienenkiste Wie wir unser Volk gegen einen fiesen Winzling behandeln

VON LEA THIES

Das Bienenjahr ist vorbei. Diegestreiften Insekten haben ihreArbeit getan und bald schlüpfen

die Winterbienen. Sie sorgendafür, dass das Volk gutdurch die kalte Jahreszeitkommt. Doch der Imkerhat nach der Honigernteauch noch eine wichtige

Aufgabe. Wahrscheinlich diewichtigste überhaupt: Er musssein Bienenvolk vor Varroaschützen. Denn dieses Tier istauch schuld am Bienensterben.

Der Imker hat verschiedeneWaffen gegen die Plage

Varroa ist vermutlich derschlimmste Feind der Bienen.Varroa ist eine Milbe, die ausAsien zu uns gekommen ist (sie-he Artikel unten). Diese Milbeist fast zwei Millimeter breit undeinen Millimeter lang. Dusiehst: Varroa ist winzig klein,aber supergefährlich. Denn dasTier frisst das Blut der Bienen.Es setzt sich auf den Insektenund auf den Bienenlarven festund beißt zu. Durch diese Biss-wunden werden die Bienen ge-schwächt. Denn dann sind sieanfälliger für Krankheitserregerund Krankheiten. Und wenn

Bienen krank sind, sterben sieschneller. Das schwächt dasVolk und es kann sein, dass esden Winter nicht überlebt.

Das wollen die Imker verhin-dern. Deshalb setzen sie ver-schiedene „Waffen“ gegen denBienenfeind ein. Das sind zumBeispiel:● Ameisensäure Dieses Mittelverwenden wir auch in der Bie-nenkiste. Mit dieser Säure ver-teidigen sich zum Beispiel auchAmeisen gegen Angreifer. DieseSäure tötet Varroa-Milben, dieBienen kommen einigermaßenmit dem Zeug klar, sagen Ex-perten. Damit sich die Ameisen-säure gut in der Bienenkiste ver-teilt, haben wir ein Gerät ge-kauft. Es heißt: Nassenheider

Verdunster. Den stellen wir inden hinteren Teil der Bienenkis-te und geben die Ameisensäurehinein. Die kann man in derApotheke kaufen. Weil Amei-sensäure die Haut verletzenkann, tragen wir dabei Hand-schuhe und eine Schutzbrille.● Oxalsäure Auch diese Säurefinden die Varroa-Milben echtätzend. Manche Imker benutzendieses Zeug im Kampf gegen dieMilbenplage. Auch sie tragendann meistens Schutzkleidung.Wie bei den anderen Chemika-lien gilt: Erst nach der Honig-ernte im Bienenstock verteilen,damit sich nichts davon im Ho-nig absetzen kann.● Thymolstreifen Auf diesenStreifen befindet sich der Wirk-

stoff Thymol, den die Varroa-Milben nicht ausstehen können.Das Zeug zerstört ihre Atmung.In den Nachbarkästen derCapito-Bienenkiste wurden siebereits auf die Brutwaben ge-legt.● Bienensauna Eine neue Mög-lichkeit, die Varroa-Milben zutöten, ist die Bienensauna. Dabeibraucht man kein Gift und auchkeine Säure – sondern nur Wär-me. Tüftler haben herausgefun-den, dass Varroa-Milben nichtso viel Hitze vertragen wie Bie-nen. Also haben sie ein Gerätentwickelt, das den Bienenstockauf bis zu 42 Grad Celsius er-hitzt. Das ist so warm wie beiuns an einem megaheißen Som-mertag. Die Varroa-Milben

sterben dann an einem Hitze-schock, die Bienen aber haltendie höheren Temperaturen gutaus. Leider gibt es die Bienen-sauna bisher nur für Magazin-Kästen und nicht für die Bienen-kiste. Daher können wir dieCapito-Bienen nicht einfachschwitzen lassen.

Forscher suchennach einer Superbiene

Varroa ist ein Riesenproblem –für die Bienen und auch für unsMenschen. Denn wenn die Bie-nen sterben, können sie wenigerPflanzen bestäuben und dannhaben wir auch weniger Nah-rung. Deshalb gibt es Forscher,die nun eine Bienenart züchtenwollen, der die Varroa-Milbennichts ausmachen. Doch bis siedie Superbiene erfunden haben,sind die bisherigen Honigbienenweiter auf die Hilfe der Imkerangewiesen. Denn ohne die Var-roa-Behandlungen würde es inDeutschland wohl bald keineBienen mehr geben, vermutenForscher.

O Info Die Capito-Bienenkiste machtauch Sommerferien. Nach demSchulanfang gibt es dann wiederneue Capito-Extra-Seiten ausder Welt der Capito-Bienen.

Die Centerville-Imker haben in ein paar

Magazinkästen neben der Capito-Bie-

nenkiste graue Thymolstreifen gelegt.

Mit so einem Nassenheider Verdunster

bringen wir Ameisensäure in die Capito-

Bienenkiste. Foto: bienenbox.de

Und so sieht eine Bienensauna aus, mit

der Magazinkästen erhitzt werden. Die

Bienen schwitzen, die Milben sterben.

● Milbe Von diesen Spinnentie-ren gibt es etwa 50000 Arten aufunserem Planeten. Zecken ge-hören auch zur Familie der Mil-ben. Manche Milben ernährensich vom Blut anderer Lebewe-sen. Die Hausstaubmilbe, die inunseren Kopfkissen, Deckenund Teppichböden lebt, frisstzum Beispiel menschliche Haut-schuppen. Es gibt auch nützli-che Milben, die etwa dabei hel-fen, Käse herzustellen.

● Parasit So heißt ein Lebewe-sen, das sich von anderen Lebe-wesen ernährt. Es trinkt zumBeispiel das Blut. Das Wort Pa-rasit stammt aus dem Grie-chischen und setzt sich aus denWörtern für „neben“ und „es-sen“ zusammen. Ein andererBegriff für Parasit ist Schmarot-zer. Stechmücken und Milbensind auch Parasiten. Das Lebe-wesen, von dem sich der Parasiternährt, heißt Wirt. (lea)

So kam die gefährliche Milbe zu unsSchädling Wie sich der größte Feind unserer Bienen von Japan bis nach Deutschland und noch weiter ausbreitete

VON DOMINIK WEGNER

Varroose – die meisten Expertensind sich einig: Das ist die größteGefahr für unsere Honigbienen.Bei der Varroose werden Bienenund ihre Larven von Varroa-Milben befallen. Der Fachaus-druck Varroa destructor stammtvom lateinischen destruere undbedeutet „zerstören“. Also das,was sie mit unseren Bienen tut.

In Japan ging esvor fast 60 Jahren los

Die Varroa-Milbe stammt ausSüdostasien und war dort einParasit der östlichen Honigbie-ne. Als der Zugverkehr immerweiter zunahm, brachten euro-päische Bauern irgendwann ihreheimischen Bienenstöcke mit –in ihnen war unsere westlicheHonigbiene.

Man geht davon aus, dass un-sere Biene mit den asiatischenBienen 1957 in Japan in Kontaktgekommen ist. Dabei sind dieParasiten auf unsere Bienenübergegangen. Im Laufe derZeit wanderte die Milbe dann

mit den Bienen durch Russland,Bulgarien, Tschechien, das ehe-malige Jugoslawien und Öster-reich nach Deutschland. Bei unswurde sie erstmals 1977 gefun-den. Diese nur 2 Millimeter gro-ßen Milben haben also eine Stre-

cke von fast 11000 Kilometernzurückgelegt! In nur 20 Jahren.

Die asiatischen Bienen habenweniger Probleme mit den Var-roa-Milben, sie existieren zurgleichen Zeit, ohne einander zuschaden. Sie können das, da sie

dort genug Zeit hatten, sich aneinander anzupassen. Im Laufeder Zeit haben die asiatischenBienen gelernt, wie sie die Mil-ben bekämpfen können. Sie put-zen sich zum Beispiel regelmä-ßig gegenseitig und streifen so

die Milben von ihren Körpernab. Unsere Bienen dagegen hat-ten nicht die Zeit, das zu lernen,und sind deswegen sehr anfälligfür die Milben.

Nur Australien und dieAntarktis sind Varroa-frei

Und wie verbreitet sich die Mil-be? Wenn Bienenvölker ver-kauft werden, werden sie oft mitdem Zug oder dem Flugzeugverschickt – und mit ihnen dieMilben. Mittlerweile sind nurnoch Australien und die Antark-tis Varroa-frei. Auf andere Bie-nenvölker verbreitet sich dieMilbe auch, wenn stärkere Bie-nenvölker im Stock von schwä-cheren räubern. Dabei kommennicht infizierte mit infiziertenBienen in Körperkontakt unddie Milbe kann einfach auf diegesunden Bienen krabbeln.

Capito-Bienen-Lexikon

Varroa-Milben (links) machen den Honigbienen zu schaffen. Die Schädlinge setzen sich auf den Insekten

(oben) und den Larven (rechts) fest, verwunden diese und sorgen dafür, dass die Tiere sterben. Imker müs-

sen daher ihre Bienen vor den Varroa-Milben beschützen. Grafik: Fotolia, Fotos: Lea Thies, Manuela Mayr,

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