SAM Studie
Diederik Basch, CFA
Gabriela Grab Hartmann
Dr. Andrea Ricci
Dr. Jürgen Siemer
Nachhaltige Nahrungsmittel- versorgung – ein Investment, das Früchte trägt
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
2 © SAM 2012
SAM Studie
Nachhaltige Nahrungsmittelversorgung –
ein Investment, das Früchte trägt
09/2012
SAM Sustainable Asset Management AG
Der Düngerinjektor ermöglicht eine genauere Dosierung des Düngers
im Feldbau und trägt so zur Steigerung der Ernteerträge bei.
INNOVATIVEDÜNGERINJEKTIONSTECHNIK
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© SAM 2012 3
Inhaltsverzeichnis
ZUSAMMENFASSUNG 4
1. WARUM NAHRUNGSMITTEL UND AGRIBUSINESS? 5
2. GLOBALE TREIBER DER AGRAR- UND ERNÄHRUNGSWIRTSCHAFT 9
2.1 Bevölkerungswachstum und sich ändernde Ernährungsmuster 10
2.2. Steigender Einsatz von Biokraftstoffen 11
2.3 Sinkende Nutzfläche pro Kopf 12
2.4 Sinkende Produktivitätszuwächse 12
2.5 Lange Wertschöpfungskette und Nahrungsmittelsicherheit 13
3. WARUM WIR EINE NACHHALTIGE LEBENSMITTEL- UND AGRARWIRTSCHAFT BRAUCHEN 15
3.1 Neue Massstäbe in nachhaltigen Agrarinvestments 16
4. WARUM SAM? 21
5. INVESTITIONSCHANCEN 23
5.1 Produktionsfaktoren 24
5.2 Produzenten 26
5.3 Verarbeitung & Logistik 28
5.4 Abgepackte Nahrungsmittel & Getränke 30
6. NACHHALTIGE ANLAGECHANCEN IN DER AGRAR- UND ERNÄHRUNGSWIRTSCHAFT 33
DANKSAGUNG 35
4 © SAM 2012
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Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass in den nächsten
40 Jahren mindestens 70 Prozent mehr Nahrungsmittel produziert werden müssen, um die steigende Nachfrage
zu decken. Das Bevölkerungswachstum und der wachsende Wohlstand in den Schwellenländern auf der einen
Seite sowie die begrenzten Möglichkeiten für eine Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen, sinkende
Produktivitätsgewinne und die steigende Nachfrage nach Biokraftstoffen auf der anderen stellen die Sicherstel-
lung der Nahrungsmittelversorgung vor grosse Herausforderungen. Die Weltmärkte für agrarische Rohstoffe
dürften deshalb weiterhin angespannt; die realen Preise dementsprechend weiter hoch bleiben. Wo einst aus
dem Vollen geschöpft werden konnte, herrschen heute Knappheit und Volatilität.
Da die Möglichkeiten zur Ausweitung der Agrarflächen begrenzt sind, wird sich die Lücke zwischen dem Angebot
und der wachsenden Nachfrage nur durch Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen schliessen lassen. Das wie-
derum erfordert Innovationen und Investitionen entlang der Wertschöpfungskette – von neuen Anwendungs-
technologien für landwirtschaftliche Produktionsmittel über bessere Anbau- und Zuchtmethoden bis hin zu einer
höheren Effizienz in Logistik, Lagerhaltung, Verarbeitung und Verpackung. Da landwirtschaftliche Aktivitäten die
Umwelt direkt betreffen, sind nachhaltige Ansätze der Produktivitätssteigerung gefragt.
Die fundamentalen Stärken von Investitionen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sind i) langfristiges Wachs-
tum, ii) Inflationsschutz und iii) das Engagement in wachstumsstarken Schwellenländern. Den Investoren eröffnen
sich dadurch interessante Möglichkeiten zur Diversifikation.
Um attraktive Anlagechancen in diesem Sektor zu erschliessen, hat SAM vier Anlagecluster entlang der gesamten
Wertschöpfungskette identifiziert, die Potenzial für attraktive Wertzuwächse bieten:
Produktionsfaktoren: Anbieter von Grundstoffen und Produktionsmitteln für die Agrarproduktion, wie zum
Beispiel Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie landwirtschaftlichen Maschinen.
Produzenten: Unternehmen, die in der Produktion von Agrargütern, der Fischzucht oder der Holzproduktion
tätig sind.
Verarbeitung & Logistik: Unternehmen, die Agrargüter kaufen, transportieren, verarbeiten und verkaufen.
Abgepackte Lebensmittel & Getränke: Hersteller sowie Gross- und Einzelhändler von Lebensmitteln und Getränken.
Innerhalb dieser Anlagecluster identifiziert SAM gezielt Unternehmen, die nachhaltige Lösungen für Engpässe in
der Wertschöpfungskette anbieten.
Ziel dieser Studie ist es, Einsichten und Erkenntnisse über die Möglichkeiten von profitablen, gleichzeitig aber
verantwortungsvollen Investitionen in die Agrar- und Ernährungswirtschaft zu vermitteln und so einen Beitrag
zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen für die Sicherung der zukünftigen Nahrungsmittelversorgung zu leisten.
Zusammenfassung
6 © SAM 2012
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1. Warum Nahrungsmittel und Agribusiness?
ATTRAKTIVE AUSSICHTEN
Die Welt steht vor einer Phase erheblicher Engpässe
in der Nahrungsmittelversorgung. Ein neues Phä-
nomen ist das nicht. In der Vergangenheit führ-
ten temporäre Preisspitzen bei Agrarprodukten
zu massiven Angebotsausweitungen, wodurch
sich die Preise in der Folge wieder normalisierten.
Heute erscheint die Lage jedoch fundamental an-
ders, denn die Angebotsseite steht strukturellen
Problemen gegenüber, die eine schnelle Produkti-
onsausweitung erschweren. So gehen die globalen
Produktivitätszuwächse seit Jahren zurück und die
Ausweitung der Agrarflächen stösst an Grenzen.
Investoren können daher mit volatileren, langfris-
tig aber höheren Preisen für agrarische Rohstoffe
rechnen.
VERANTWORTUNGSVOLL INVESTIEREN: MEHR ALS
NUR AGRARISCHE ROHSTOFFE
Verantwortungsvolle Investitionen in die Agrar-
und Ernährungswirtschaft zielen auf die Allokation
von Kapital in Unternehmen entlang der gesamten
Wertschöpfungskette – also von Unternehmen, die
Produktionsmittel für die Landwirtschaft herstellen,
bis zu Unternehmen aus der Ernährungsindustrie
und dem Lebensmittelhandel –, die Lösungen für
Engpässe in der Versorgung mit Nahrungsmitteln
bieten. Dieser Ansatz umfasst mehr, als lediglich
in eine begrenzte Zahl von Agrarrohstoffen zu in-
vestieren. Anbieter innovativer Lösungen für Inef-
fizienzen entlang der Wertschöpfungskette sollten
von einer stark wachsenden Nachfrage nach ihren
Dienstleistungen und Produkten profitieren und
dürften entsprechend wachsen.
Die Aussicht auf langfristig höhere reale Preise für
Agrargüter gibt Unternehmen aus der Agrar- und
Ernährungswirtschaft neue Anreize, Kapital in In-
novationen, technologische Verbesserungen und
Infrastrukturinvestitionen zu lenken, mit deren Hilfe
sich der global steigende Nahrungsmittelbedarf
decken lässt. Das Gewicht der Agrar- und Ernäh-
rungswirtschaft an den Kapitalmärkten dürfte also
zunehmen. Der Sektor bietet verantwortungsbe-
wussten Investoren die Möglichkeit, attraktive An-
lageerträge zu erwirtschaften und zugleich einen
Beitrag zur langfristigen Nahrungsmittelsicherheit
zu leisten.
Als relativ neues Anlagethema zeichnet sich das
Themenfeld Agribusiness und Nahrungsmittel
durch eine Vielzahl attraktiver fundamentaler
Merkmale aus:
LANGFRISTIGES WACHSTUM
Die Weltbevölkerung wird in den nächsten 40
Jahren voraussichtlich um 30 Prozent wachsen,
vor allem dank ansteigender durchschnittlicher
Lebenserwartungen in den wachstumsstarken,
zunehmend wohlhabenden Schwellenländern.1
Zugleich führen die höheren Einkommen in diesen
Schwellenländern zu einem veränderten Ernäh-
rungsverhalten. Und schliesslich dürfte sich durch
die erwartete Verdreifachung der Nachfrage nach 1 World Population Prospects: The
2010 Revision, UN, 2011
Der Sektor bietet verantwortungsbe-wussten Investoren
die Möglichkeit, attraktive Anlage-erträge zu erwirt-schaften und zu-
gleich einen Beitrag zur langfristigen Nahrungsmittel-
sicherheit zu leisten.
© SAM 2012 7
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
Biokraftstoffen der Druck auf die landwirtschaft-
lichen Ressourcen noch verstärken. Diese Me-
gatrends werden voraussichtlich noch viele Jahre
intakt bleiben und für eine stetig steigende Nach-
frage sorgen. Dementsprechend gut erscheinen
die Aussichten für Nahrungsmittel- und Agribusi-
ness-Investments. Nach Angaben der FAO wird die
landwirtschaftliche Produktion in den nächsten 40
Jahren um mindestens 70 Prozent wachsen müs-
sen, um den weltweiten Nahrungsmittelbedarf zu
decken.2
INFLATIONSSCHUTZ
Bis etwa 2006 verlief die reale Preisentwicklung bei
Agrarprodukten relativ stabil (siehe Abbildung 1).
Nachdem die Lagerbestände wichtiger Agrargü-
ter, die von privaten Unternehmen im normalen
Geschäftsverlauf oder von Regierungen zur Stüt-
zung des inländischen Preisniveaus gehalten wer-
den, auf mehrjährige Tiefstände gesunken waren,
begannen die Märkte plötzlich, die Fähigkeit des
Sektors, ausreichende Produktionszuwächse zur
Deckung der künftigen Nachfrage zu erzielen,
infrage zu stellen. Dadurch kam es in den Jahren
2008 und 2011 zu zwei deutlichen Preisschüben.
Bei vielen Rohstoffen reichen auch heute die
Lagerbestände nicht aus, um kurzfristige Produk-
tionsrückschläge zu kompensieren – ein Grund für
die zuletzt erhöhte Volatilität der Agrarrohstoff-
notierungen.
In einem gewissen Grade stellt die jüngste Vola-
tilität zwar auch eine überzogene Reaktion der
Marktteilnehmer auf die strukturelle Verlagerung
der Preisbildungsmacht von der Nachfrage- zur An-
gebotsseite dar. Trotzdem ist zu konstatieren, dass
die Fähigkeit der Angebotsseite, die weltweite
Nachfrage nach Nahrungsmittel- und Agrarpro-
dukten zu bedienen, gegenwärtig an Grenzen
stösst.
2 Looking Ahead in Food and
Agriculture: Perspectives to 2050,
edited by Piero Conforti. FAO, 2011
Abbildung 1: Entwicklung der realen Agrarrohstoffpreise
Quelle: FAO Food Price Index (2002–2004 =100)
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
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.199
0
31.1
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1
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2
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3
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4
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1
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9
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0
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1
31.1
.201
2
FAO
Fo
od
Pri
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dex
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Wer
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Jahr
Bezieht sich auf den Durchschnitt von 5 Rohstoffgruppenindizes (Fleisch, Molkereiprodukte, Cerealien, Öl & Fett sowie Zucker)
gewichtet mit den durchschnittlichen Exportanteilen der einzelnen Gruppen im Zeitraum 2002-2004.
8 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
KURZFRISTIGE ERWÄGUNGEN: FOLGEN DER FINANZKRISE FÜR DIE AGRAR- UND ERNÄHRUNGSWIRTSCHAFT
Die andauernde Finanzkrise könnte in eine erneute globale Rezession münden. Daraus folgende negative
Auswirkungen auf den Sektor werden jedoch zu einem gewissen Grad durch die langfristigen Trends, auf
denen das Thema Agrar und Ernährung gründet, begrenzt:
• HochverschuldeteRegionenwieinsbesondereEuropasteckenbereitsineinerschwerenRezession.
Durch strukturelle Reformen, die Human- und Finanzkapital in produktive Anlagen, wie beispielsweise
die Agrar- und Ernährungswirtschaft, kanalisieren, könnte diese kürzer ausfallen.
• SolangesieselbstnichtzuhoheSchuldenlastentragen,solltendieUnternehmenderAgrar-undEr-
nährungswirtschaft auch in einer Krise in der Lage sein, von der steigenden globalen Nachfrage nach
Agrarprodukten zu profitieren.
• DerAgrarsektordürfteeineKrisedahervoraussichtlichbesserüberstehenalsandereWirtschafts-
zweige – Nahrungsmittel benötigen die Menschen schliesslich in jedem wirtschaftlichen Umfeld.
Mit der relativen Nahrungsmittelknappheit wird
die Welt also leben müssen. Je nach Art der Nutz-
pflanzen und der zugrundeliegenden Annahmen
gehen einige Ökonomen3 deshalb davon aus,
dass die realen Preise nach einer Stabilisierung auf
dem aktuellen Niveau bis 2050 nochmals um bis
zu 60 Prozent steigen werden. Die fundamentalen
Nachfragetreiber in Verbindung mit den begrenzt
vorhandenen Ressourcen für die Agrarproduktion
sollten die Investoren also vor Inflationsgefahren
schützen können.
INVESTITIONEN IN DEN SCHWELLENLÄNDERN
Nach Angaben der UN werden rund 80 Prozent des
Bevölkerungswachstums aus den Entwicklungs-
und Schwellenländern kommen. Dort wird der
Nahrungsmittelbedarf stark steigen, vor allem in
Asien, wo die Zahl der Mittelschichtkonsumenten
am schnellsten zunimmt.
Die Agrarproduktion in vielen nordamerikanischen
und europäischen Industrieländern ist bereits hoch
effizient, was weitere Produktivitätszuwächse dort
zunehmend erschwert. In vielen Gebieten rund um
das Schwarze Meer, in Lateinamerika und Afrika
hingegen gibt es noch Potenzial für eine Produkti-
onsausweitung durch die Erschliessung zusätzlicher
landwirtschaftlicher Nutzflächen oder die Einfüh-
rung moderner landwirtschaftlicher Methoden. Da-
mit bieten Nahrungsmittel- und Agribusiness-Invest-
ments sowohl angebots- als auch nachfrageseitig
Zugang zu wachstumsstarken Schwellenmärkten.
3 Siehe auch: Food Security, Farming
and Climate Change to 2050:
Scenarios, Results, Policy Options.
Gerald C. Nelson. IFPRI, 2010;
or for a short term outlook: OECD –
FAO Agricultural Outlook 2010 –2019,
OECD 2010
10 © SAM 2012
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2. Globale Treiber der Agrar- und Ernährungswirtschaft
2.1 BEVÖLKERUNGSWACHSTUM UND SICH
ÄNDERNDE ERNÄHRUNGSMUSTER
Das Bevölkerungswachstum ist der grundlegendste
Treiber der Nachfrage nach Agrarprodukten. 2011
lebten bereits 7 Milliarden Menschen auf der Erde.
Bis 2050 soll die Weltbevölkerung auf über 9 Milliar-
den anwachsen.
Zugleich verändern sich auch die Ernährungsmus-
ter. Dank des anhaltend robusten Wachstums in
den asiatischen und lateinamerikanischen Schwel-
lenländern wächst die globale Mittelschicht, vor
allem in den Städten, wo sich typischerweise die
Wohlstandszuwächse konzentrieren. Und die dort
lebenden Mittelschichtkonsumenten setzen einen
Teil ihrer wachsenden Kaufkraft in der Regel für
mehr Fleisch, Fisch, Milchprodukte und verarbeitete
Lebensmittel ein.
So ist der Haupttreiber des Wachstums der Fleisch-
industrie bisher China gewesen, wo der Fleischkon-
sum in den letzten 30 Jahren von 9 Kilogramm pro
Kopf auf mehr als 50 Kilogramm gestiegen ist. Eine
Fortsetzung dieser Wachstumsdynamik ist dort zwar
eher unwahrscheinlich. Viel Aufholpotenzial gibt es
jedoch noch in anderen aufstrebenden Märkten, wo
der jährliche Fleischkonsum aktuell bei 16 Kilogramm
pro Kopf liegt und sich bis 2050 verdoppeln soll.4
4 Looking Ahead in Food and
Agriculture: Perspectives to
2050, herausgegeben von Piero
Conforti. FAO, 2011
Abbildung 2: Eine bevölkerungsreichere und städtischere Welt
Quelle: World Population Prospects: The 2010 Revision. United Nations, New York, 2011.
10
8
6
4
2
0
1950
1955
1960
1965
1970
1975
1980
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1990
1995
2000
2005
2010
2015
E
2020
E
2025
E
2030
E
2035
E
2040
E
2045
E
2050
E
Mill
iard
en M
ensc
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Städtische Bevölkerung in
weniger entwickelten Ländern
Städtische Bevölkerung in
entwickelteren Ländern
Ländliche Bevölkerung in
weniger entwickelten Ländern
Ländliche Bevölkerung in
entwickelteren Ländern
© SAM 2012 11
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
Für die Herstellung von einem Kilogramm Fleisch
werden bis zu acht Kilogramm an Futtermitteln
– wie Mais, Sojabohnen, Weizen und Gerste –
gebraucht. Der steigende Konsum von Fleisch
und Milchprodukten ist wiederum ein wichtiger
Treiber für die Nachfrage nach Futtermitteln.
So erklärt beispielsweise die Tatsache, dass sich
heute 50 Prozent der globalen Schweinefleisch-
produktion in China befinden, warum China ein
grosser Importeur von Mais und Sojabohnen ge-
worden ist.
Um den aufgrund des steigenden Fleischkonsums
höheren Futtermittelbedarf zu decken, wird zum
Beispiel die weltweite Sojabohnenernte nach An-
gaben der FAO bis 2050 um 135 Prozent steigen
müssen.5
2.2 STEIGENDER EINSATZ VON BIOKRAFTSTOFFEN
Bioethanol und Biodiesel – die oft aus Nutzpflanzen
erzeugt werden, die gleichzeitig zu Ernährungs- oder
Futterzwecken angebaut werden – sind ein noch
relativ junger Wachstumstreiber der Agrarrohstoff-
märkte. In den letzten zehn Jahren haben unter an-
derem staatliche Vorgaben zur Mindestbeimischung
von Biokraftstoffen in Benzin und Diesel und Sub-
ventionen die Produktion und die Nachfrage nach
Biokraftstoffen angekurbelt. Dadurch ist die globale
Biokraftstoffproduktion von 2000 bis 2010 um 124
Prozent gestiegen. Bis 2050 dürfte sich die Nach-
frage nach Biokraftstoffen nach Schätzungen der
FAO noch einmal verdreifachen.6
Gegenwärtig werden 7 Prozent des global erzeug-
ten Getreides und 9 Prozent der Pflanzenöle für die
5 Looking Ahead in Food and
Agriculture: Perspectives to
2050, herausgegeben von Piero
Conforti. FAO, 2011
6 Die FAO-Annahmen basieren auf
den Untersuchungen von Fischer et al
vom International Institute for
Applied Systems Analysis (IIASA).
(Biofuels and Climate Change:
Challenges to Food Security in the
Twenty-First Century). Die
internationale Energieagentur (IEA)
beziffert den Anstieg der
Biokraftstoffproduktion bis 2050
dagegen auf schätzungsweise 800
Prozent. Die Berechnungen für das
IEA-Szenario berücksichtigen jedoch
einen bedeutenden Beitrag von
Biokraftstoffen der zweiten
Generation.
Tabelle 1: Futtermittelverwertung
Quellen: diverse Erzeugerverbände, Unternehmensangaben, FAR
ProteinquelleFuttermittelbedarf
pro kg Fleisch (in kg)
Rindfleisch 8
Lammfleisch 5
Schweinefleisch 2.5
Geflügel 1.5
Fisch 1.2
Abbildung 3: Steigender Fleischkonsum
Quelle: Rabobank basierend auf FAPRI, FAO, USDA, EC, OECD
450
400
350
300
250
200
150
100
50
01985 1995 2005 2015E 2025E
Ver
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illio
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To
nn
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Lammfleisch
Geflügel
Schweinefleisch
Rindfleisch
12 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
Erzeugung von Biokraftstoffen verwendet. Noch
höher sind die entsprechenden Werte auf regiona-
ler Ebene. In den USA zum Beispiel gehen mehr als
40 Prozent der Maisproduktion in die Biokraftstof-
ferzeugung7, in Brasilien rund die Hälfte der Zucker-
rohrproduktion und in der EU etwa zwei Drittel der
Pflanzenölproduktion (vor allem aus Raps).
2.3 SINKENDE NUTZFLÄCHE PRO KOPF
Der theoretisch einfachste Ansatz zur Steigerung
der Produktion von Agrargütern besteht in der
Erschliessung neuer landwirtschaftlicher Nutzflä-
chen. Dem steht jedoch gegenüber, dass hochwer-
tiges Agrarland weiterhin der Urbanisierung, der
Bodenerosion und der Wasserverknappung zum
Opfer fällt. Darüber hinaus steht jeder Ausweitung
der Agrarflächen die Notwendigkeit entgegen, Ab-
holzungen zu vermeiden und die Biodiversität zu
schützen. Noch lassen sich zwar neue Nutzflächen
erschliessen – die Erschliessung von Neuland ist je-
doch oft durch physische Gegebenheiten (Zugang
zu Wasser, Qualität des Bodens), wirtschaftliche Pa-
rameter (Zugang zu Infrastruktur und Verfügbarkeit
von Arbeitskräften) oder institutionelle Faktoren,
wie ungeklärte Landeigentumsrechte und Sicher-
heitsaspekte, beschränkt. In den letzten 40 Jahren
sind die landwirtschaftlichen Nutzflächen weltweit
um insgesamt und netto 9 Prozent ausgeweitet
worden.8 Nach Meinung der FAO beträgt sich die
wirtschaftlich realisierbare Nettoausweitung der
Nutzflächen nur noch 4-5 Prozent. Das Internati-
onal Food Policy Research Institute (IFPRI) rechnet
bis 2050 sogar nur mit einer Nettoausweitung um
3 Prozent.
Möglichkeiten für eine Erschliessung zusätzlicher
Nutzflächen konzentrieren sich auf eine begrenzte
Zahl von Ländern. Die Weltbank hat Asien als die
Region mit den grössten Landflächenreserven identi-
fiziert, die sich für den Regenfeldbau eignen, gefolgt
von Südamerika und Russland. Doch in vielen dieser
Regionen sind diese Nutzflächen häufig sehr abge-
legen und unzureichend erschlossen, oder sie befin-
den sich in Regionen mit unsicheren institutionellen
Rahmenbedingungen. Um diese Flächen einer pro-
duktiven Nutzung zuzuführen, sind also erhebliche
Herausforderungen zu bewältigen.
2.4 SINKENDE PRODUKTIVITÄTSZUWÄCHSE
Anfang der 1960er Jahre, als die Grüne Revolution
in vollem Gange war, wuchsen die jährlichen Ern-
teerträge wichtiger Nutzpflanzen um 2,5 bis 5 Pro-
7 World Agricultural Supply and
Demand Estimates, United States
Department of Agriculture, Juli 2012
8 Looking Ahead in Food and
Agriculture: Perspectives to
2050, herausgegeben von Piero
Conforti. FAO, 2011
Abbildung 4: Steigende Nahrungsmittelnachfrage & schrumpfende Pro-Kopf-Agrarfläche, 1960-2015
Quelle: WRI, Aquila, Robeco
2.6
2.4
2.2
2.0
1.8
1.6
1.4
1.2
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0.0
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2015E2010
1.8
1.7
1.6
1.5
1.4
1.3
1.2
1.1
1.0
0.9
0.8
0.7
0.6
0.5
Pro
-Ko
pf-
Ag
rarf
läch
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ekta
r)
Nahrungsmittelnachfrage
Futtermittelnachfrage
Biokraftstoffnachfrage
Pro-Kopf-Agrarfläche
Bill
ion
en T
on
nen
© SAM 2012 13
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
zent pro Hektar, während sie zuletzt nur noch um
0 bis 1,5 Prozent pro Jahr gestiegen sind. Einzige
Ausnahme ist die Sojabohne, deren durchschnitt-
licher Flächenertrag sich im Zeitraum von 2006 bis
2011 um durchschnittlich 2,2 Prozent erhöht hat,
was vor allem auf den grossflächigen Einsatz neuer,
ertragreicherer Sojabohnensorten in Lateinamerika
zurückzuführen ist.
Ausgehend von einem optimistischen Szenario mit
einer Nettoausweitung der Agrarflächen von 7,5
Prozent bis 2050, müsste die weltweite landwirt-
schaftliche Produktivität in den nächsten 40 Jahren
um durchschnittlich 1,3 Prozent pro Hektar und
Jahr steigen, um mit dem 70-prozentigen Nach-
fragewachstum Schritt zu halten. Die gegenwärtig
erreichten durchschnittlichen Ertragssteigerungen
können eine ausreichende künftige Produktion
deshalb nicht garantieren. Wie Abbildung 5 zeigt,
würde eine Fortsetzung des negativen aktuellen
Trends zu einer Produktivitätslücke führen.
Nachhaltige Produktivitätssteigerungen sind ge-
meinhin das Ergebnis eines kombinierten Einsatzes
von Kapital und überlegenem Know-how. Dazu
gehören die Nutzung neuartigen Saatguts, bessere
Bewässerung, ausgewogener Düngemitteleinsatz,
verbesserte landwirtschaftliche Geräte, der Einsatz
neuer geographischer Informationssysteme (GIS)
zur Überwachung von Boden, Land und Maschi-
nen, verbesserte Lagerungs-, Verarbeitungs- und
Transporteinrichtungen sowie – genauso wichtig
– der Transfer aktueller wissenschaftlicher Erkennt-
nisse und besserer Managementmethoden. Nur
durch die angemessene Kombination verschiedener
Massnahmen können die Voraussetzungen für aus-
reichende Produktivitätssteigerungen geschaffen
werden, um den zukünftigen Bedarf an Agrarpro-
dukten decken zu können.
2.5 LANGE LIEFERKETTEN UND NAHRUNGSMITTEL-
SICHERHEIT
Geographisch betrachtet fallen die Erzeugung und
der Verbrauch von Nahrungsmitteln immer wei-
ter auseinander (siehe Abbildung 6). Das grösste
Potenzial für steigende Agrarerträge bieten Süd-
amerika, die Schwarzmeerregion und in fernerer
Zukunft auch Afrika, während sich das Nachfrage-
wachstum vor allem auf Asien konzentrieren wird.
In den Bemühungen, die Lücke zwischen Angebot
und Nachfrage zu schliessen, spielen der Transport
und Handel mit Agrarrohstoffen daher eine ent-
Abbildung 5: Rückläufiger Trend in jährlichen Ertragssteigerungen wichtiger Anbaupflanzen
Quelle: Rabobank, USDA-Daten für Weizen-, Mais- und Sojabohnenernten
5.0%
4.5%
4.0%
3.5%
3.0%
2.5%
2.0%
1.5%
1.0%
0.5%
0.0%
1965
1967
1969
1971
1973
1975
1977
1979
1981
1983
1985
1987
1989
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1997
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2003
2005
2007
2009
2011
2013
E
2015
E
2017
E
2019
E
Jährliche Ernteertragssteigerung,
5-Jahr-Durchschnitt
Trendlinie
Ertragslücke
Durchschnittlich benötigte jährliche
Ernteertragssteigerung (1,3%)
Wac
hst
um
in P
roze
nt
14 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
scheidende Rolle. Ohne verbesserte Logistik- und
Transportkapazitäten könnten sich Verlässlichkeit
und Kosten von Langstreckentransporten in einem
zunehmend globalen Handelsumfeld als Engpässe
erweisen.
Ein erheblicher Anteil aller für den menschlichen
Verzehr produzierten Nahrungsmittel wird ver-
schwendet, verdirbt oder weggeworfen. Daher gilt:
Es muss nicht nur mehr produziert werden, gleich-
zeitig sind auch die Verluste zu verringern. Vor allem
hier setzen optimierte Transport- und Logistiklösun-
gen an.
Die Verbraucher wünschen nicht nur schmackhafte
Lebensmittel zu einem vernünftigen Preis, die Le-
bensmittel sollen auch frisch, sauber und gesund
sein. Lebensmittelskandale, wie beispielsweise Me-
lamin in chinesischer Milch oder E.Coli-Bakterien
und Salmonellen in den USA und Europa, haben
das Bewusstsein der Verbraucher hinsichtlich der
Lebensmittelsicherheit noch verschärft. Diese Sor-
gen verstärken sich dadurch, dass der durchschnitt-
liche Verbraucher so weit vom Produktionsprozess
der Lebensmittel entfernt ist, dass er meist kaum
wissen kann, wo und wie ein Lebensmittel produ-
ziert wurde und wie es bis zu ihm gelangt ist. Je län-
ger die Lieferketten vom Feld bis zum Verbraucher
werden, umso mehr muss der Agrarsektor strikte
Qualitäts- und Sicherheitsstandards in der Verar-
beitung, Lagerung, Verpackung und Lieferung zu-
sichern können.
Haupthandelsströme
Soja Exporte
Sojamehl Exporte
Palmöl Exporte
Weizen Exporte
Mais Exporte
entspricht 1 Million Tonnen exportierter Waren
entspricht 5 Millionen Tonnen exportierter Waren
entspricht 10 Millionen Tonnen exportierter Waren
Lösungsansätze umfassen nicht nur
Massnahmen zur Produktions-
steigerung, sondern auch solche zur
Verlustvermeidung.
Abbildung 6: Handelsströme von Getreide und Ölsaaten
Quelle: International Grains Council, International Olive Oil Council, OILWORLD – ISTA Mielke-Hamburg (www.oilworld.biz),
UN Comtrade, USDA, Rabobank 2012. Bezugsjahre der Handelsströme: Getreide 2009/10; Ölsaaten 2010.
Haupthandelsströme
Soja Exporte
Sojamehl Exporte
Palmöl Exporte
Weizen Exporte
Mais Exporte
entspricht 1 Million Tonnen exportierter Waren
entspricht 5 Millionen Tonnen exportierter Waren
entspricht 10 Millionen Tonnen exportierter Waren
16 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
3. Warum wir eine nachhaltige Lebensmittel- und Agrarwirtschaft brauchen
Gerade landwirtschaftliche Aktivitäten sind eng
in die natürliche Umwelt eingebunden. Landwirte
nutzen knappe Boden- und Wasserressourcen und
setzen eine ganze Reihe von Massnahmen und Mit-
teln ein, um Nutzpflanzen zu pflegen und sie vor
Schädlingen und Wettbewerbern zu schützen. Der
lateinische Begriff Agricultura bedeutet „Pflege der
Äcker“. Praktisch bedeutet dies, die Fruchtbarkeit
des Bodens mittel- und langfristig zu erhalten und
zu verbessern. Diese Definition impliziert auch eine
effiziente Wassernutzung, die Abfallvermeidung,
die Minimierung aller schädlichen Umwelteinflüsse
und den Erhalt der Biodiversität. Um also die Pro-
duktivität des Bodens zu erhalten und die künftige
Nahrungsmittelversorgung zu sichern, müssen ne-
gative Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen
Ressourcen begrenzt werden. Agrarwirtschaft muss
nachhaltig erfolgen.
Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen zeichnen
sich zudem oft durch verlässlichere Lieferketten,
eine grössere gesellschaftliche Akzeptanz und eine
weniger volatile Gewinnentwicklung aus. Damit
sind sie besser aufgestellt, um ihren Unternehmens-
wert zu steigern.
3.1 NEUE MASSSTÄBE FÜR NACHHALTIGE
AGRARINVESTMENTS
Um die nachhaltige Nutzung der für die Landwirt-
schaft so entscheidenden natürlichen Ressourcen
sicherzustellen, müssen die Vorteile und Risiken
neuer Technologien sorgfältig abgewogen wer-
Abbildung 7: Nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft: maximale Erträge bei optimaler Nutzung der landwirtschaftlichen Ressourcen
• Optimierung von Produktionsfaktoren und Technologie
• Wissensaustausch • Produkt- und Prozessinnovation
• Ausweitung der Ackerflächen • Ausbau und verbesserte Effizienz der Verarbeitungskapazität und Infrastruktur
auf nachhaltige WeiseLebensmittel- und Agrarproduktion führt zu:
Nachhaltigkeitskriterien: •
• •
Erhalt der Bodenfrucht-barkeitErhalt der WasserreservenSchutz der Biodiversität
• Steigerung der Lebensmittel-
produktion heute und in der Zukunft
• geringerer Verschwendung
während des Transports
• geringeren und kontrollierten Umweltauswirkungen
• Beschäftigungswachstum
in ländlichen Gegenden
Agrarwirtschaft muss nachhaltig
erfolgen.
© SAM 2012 17
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
den. Im Rahmen kontinuierlicher Analysen und Be-
obachtungen prüft SAM, welchen Nachhaltigkeits-
herausforderungen Unternehmen im Agrarbereich
ausgesetzt sind und wie sie diese adressieren. Dazu
verwendet SAM eine Reihe eigens entwickelter und
kontinuierlich verfeinerter Anlagekriterien.
Für jedes dieser Kriterien legt SAM Mindeststan-
dards für das gesamte Anlageuniversum der Agrar-
und Ernährungswirtschaft fest. Im Rahmen eines
sorgfältigen Screening-Prozesses werden Unter-
nehmen, die ihre Nachhaltigkeitsrisiken nicht an-
gemessen steuern, aussortiert. Das Ergebnis ist
ein Universum, das ausschliesslich nachhaltig wirt-
schaftende Nahrungsmittel- und Agrarproduzenten
enthält.
TIERSCHUTZ
Verbraucher achten zunehmend auf Fragen der
Tiergesundheit und Tierhaltung sowie allgemeine
landwirtschaftliche Praktiken. Grundsätzlich wis-
sen die Landwirte, dass eine artgerechte Nutztier-
haltung Qualität, Geschmack und Sicherheit ihrer
Fleisch- und Milchprodukte verbessert und dass die
Verbraucher im Gegenzug aus ethischen, gesund-
heitlichen und geschmacklichen Gründen häufig
bereit sind, für Fleisch aus nachhaltiger Produktion
höhere Preise zu zahlen.
In vielen Ländern und Regionen gibt es inzwischen
umfassende Gesetze zur Nutztierhaltung. An inter-
national anerkannten Standards zur Tiergesundheit
fehlt es jedoch noch immer. Nachhaltig wirtschaf-
tende Viehzüchter lassen ihre Betriebe regelmässig
von unabhängiger Seite prüfen. Sie verpflichten
sich zu vorbildlichen Zucht- und Mastverfahren, be-
schränken den Einsatz von Antibiotika und schulen
ihre Mitarbeiter in nachhaltigen Tierhaltungsprakti-
ken und möglichst schonenden Schlachtmethoden.
AQUAKULTUR & FISCHEREI
Aquakultur – auch als Fischzucht bekannt – ist zu ei-
ner wichtigen Proteinquelle geworden, da viele Ver-
braucher gesündere Alternativen zu rotem Fleisch
wünschen. Fischfarmen sind bereits zur Hauptbe-
zugsquelle bestimmter Fischarten geworden, ins-
besondere für Lachs. Mit Aquakultur sind jedoch
eine Reihe potenzieller Risiken verbunden. Zum
einen sind dies die unter Umständen hohen Kon-
zentrationen von Fischexkrementen, die entstehen
können, wenn viele Fische auf kleinem Raum leben.
Ausserdem erhöht die Verfütterung von Fischmehl
an die Fischbestände in den Fischfarmen den Druck
auf wild lebende Fischpopulationen zusätzlich.
Nachhaltige Fischfarmen müssen daher in der Nähe
von Strömungen liegen, über die Exkremente weit-
flächig verteilt werden, um die Umweltbelastung
der Küstengebiete zu vermindern. Zudem haben
diese Betriebe internationale Gütesiegel wie die
der IFFO (International Fishmeal and Fish Oil Orga-
nization) oder der Organisation Friends of the Sea,
welche die Nachverfolgbarkeit und nachhaltige Be-
schaffung von Fischmehl zertifizieren. Nachhaltige
Fischfarmen minimieren ferner den Einsatz von An-
tibiotika, ergreifen Massnahmen, um das Entwei-
SAM prüft im Rah- men kontinuierlicher Analysen und Beo-bachtungen, wel- chen Nachhaltigkeits-herausforderungen Unternehmen im Agrarbereich ausge-setzt sind und wie sie diese adressieren. Dazu verwendet SAM eine Reihe eigens entwickelter und kontinuierlich verfeinerter Anlage-kriterien.
18 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
chen von Zuchtfischen in das marine Ökosystem
zu vermeiden, und prüfen den Einsatz pflanzlicher
Futtermittel als Alternative zu Fischmehl.
Trotz der Zunahme der Aquakultur stammt immer
noch die Hälfte der für den menschlichen Verzehr
vorgesehenen Fische aus dem Fang auf hoher See
oder in Flüssen. Dort kann Überfischung zur Aus-
löschung von Fischbeständen führen und die ma-
rinen Ökosysteme massiv schädigen. Nachhaltige
Hochseefischereien vermeiden daher jegliche Über-
fischung und verpflichten sich, zur Stabilisierung
der Fischbestände beizutragen und die negativen
Umwelteinflüsse zu minimieren. Ausserdem halten
sie alle lokalen, nationalen und internationalen Vor-
schriften bezüglich Fanglizenzen ein und sind nach
dem Umweltstandard für nachhaltige Fischerei des
Marine Stewardship Council zertifiziert.
BIOKRAFTSTOFFE
Angesichts gesellschaftlicher Forderungen nach
Alternativen zu fossilen Brennstoffen ist in den
vergangenen Jahrzehnten verstärkt in die Biokraft-
stoffindustrie investiert worden. Die Verwendung
knapper Ackerflächen für die Biokraftstoffproduk-
tion hat jedoch eine kontroverse Debatte über die
Bodennutzung und die Auswirkungen der Bio-
kraftstoffproduktion auf die Nahrungsmittelpreise
ausgelöst. Biokraftstoffe sind zunächst einmal eine
legitime Möglichkeit zur Verbesserung der Energie-
sicherheit und zur Eindämmung des Klimawandels.
Nicht nachhaltig produziert, können sie jedoch
weitreichende wirtschaftliche, ökologische und ge-
sellschaftliche Auswirkungen haben.
Biokraftstoffhersteller adressieren diese Herausfor-
derungen durch zunehmend produktive und effizi-
ente Produktionsprozesse. Aktuelle Forschungen zu
Biokraftstoffen der zweiten Generation, die Identi-
fizierung neuer Pflanzensorten für Grenzertragsbö-
den und die Entwicklung von Sorten, die sich besser
für die Biokraftstoffproduktion eignen, zeigen viel-
versprechende Ergebnisse. Solange der Anbau von
Nutzpflanzen für die Biokraftstoffproduktion ohne
den Einsatz marktverzerrender Subventionen wirt-
schaftlich sinnvoll ist und sofern die entsprechen-
den Produktionsprozesse Mindestanforderungen
an die Nachhaltigkeit erfüllen, können Biokraft-
stoffe eine nachhaltige Rolle für die Diversifizierung
des Energiemixes spielen.
Die nachhaltigsten Produzenten, die in diesem
Bereich tätig sind, verpflichten sich öffentlich zu
Transparenz und Nachverfolgbarkeit, zum Erhalt
der Biodiversität und zu einer schonenden Roh-
stoffnutzung. Sie legen offen, welcher Anteil ihrer
Produktion auf Biokraftstoffe beziehungsweise
Nahrungsmittel entfällt. Sie nehmen an Zertifizie-
rungsprogrammen für Energierohstoffe wie der
Better Sugar Cane Initiative oder dem Roundtable
© SAM 2012 19
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
on Sustainable Biofuels teil. Darüber hinaus enga-
gieren sich nachhaltige Produzenten nachweislich
für die Entwicklung und den Einsatz von Technolo-
gien zur Erzeugung von Biokraftstoffen der zweiten
Generation.
FORSTWIRTSCHAFT
Die Forstwirtschaft liefert nachwachsende Roh-
stoffe für die Herstellung von Schnittholz, Holzfa-
sern und Zellstoffen, die wiederum für vielfältige
Anwendungen in der Papier-, Bau- oder Möbel-
industrie weiterverarbeitet werden. Menschen
nutzen forstwirtschaftliche Produkte bereits seit
Jahrtausenden. Dennoch wirft die Forstwirtschaft
kritische Nachhaltigkeitsfragen auf, die von der
Abholzung über Folgen für die Biodiversität bis zu
Landrechtskonflikten, illegalen Geschäftspraktiken
und Konflikten mit Ureinwohnern reichen.
Nachhaltige Forstwirtschaft umfasst den Erhalt von
Waldland und Ökosystemen, die Begrenzung der
negativen Folgen für die Biodiversität und den Di-
alog mit der lokalen Bevölkerung. Nachhaltig wirt-
schaftende Waldbesitzer und Forstverwalter lassen
zumindest Teile ihres Waldlands durch international
anerkannte Zertifizierungssysteme wie FSC (Forest
Stewardship Council) oder SFI (Sustainable Forestry
Initiative) als nachhaltig bewirtschaftet zertifizie-
ren. Sie setzen Umweltmanagementsysteme nach
ISO 14001 ein, veröffentlichen die entsprechenden
Informationen und unterziehen sich regelmässig
unabhängigen Prüfungen. Die nachhaltige Bewirt-
schaftung ihres nicht zertifizierten Waldbestands
belegen sie durch die Veröffentlichung ihrer ent-
sprechenden internen Leitlinien.
GMO (GENTECHNISCH MANIPULIERTE ORGANISMEN)
Gentechnisch manipulierte Organismen (GMO)
werden unter Einsatz bestimmter gentechnischer
Methoden entwickelt. Im landwirtschaftlichen Kon-
text bezieht sich der Begriff auf alle Pflanzenarten,
deren Erbanlagen durch die Übertragung eines oder
mehrerer Gene aus anderen Arten verändert wur-
den, um die Produktivität oder Schädlingsresistenz
zu erhöhen oder eine andere Eigenschaft zu ver-
bessern. Heute nutzen Landwirte immer häufiger
gentechnisch verändertes Saatgut, beispielsweise
bei einigen Futtermittelpflanzen, die dann eine
überlegene Dürre- oder Krankheitsresistenz oder
einen geringeren Wasserbrauch aufweisen, indem
die Luftfeuchtigkeit effizienter aufgenommen wird.
Im Ergebnis können sicherere und höhere Ernteer-
träge erzielt werden.
GMO-Saatgut kann also einen Beitrag zur Sicher-
stellung der zukünftigen Nahrungsmittelversorgung
leisten, es ist aber eine oft auch missverstandene
Technologie und provoziert viele Kontroversen zum
Beispiel über potenziell negative Auswirkungen auf
die Biodiversität oder die Qualität der damit erzeug-
20 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
ten Nahrungsmittel. In einigen Ländern gibt es des-
halb erheblichen öffentlichen Widerstand gegen
den Einsatz von GMO-Saatgut.
Saatguthersteller, die gentechnisch manipulierte
Organismen verantwortungsvoll einsetzen, wei-
sen nach, dass sie damit die landwirtschaftlichen
Erträge gesteigert und zugleich potenzielle Beein-
trächtigungen der Biodiversität und der Sicherheit
für den Menschen minimiert haben. Führende
Unternehmen in diesem Sektor begegnen dem
öffentlichen Misstrauen gegenüber GMOs, indem
sie aktiv den Dialog mit interessierten Partnern su-
chen und Herkunftsangaben und Daten zur Rück-
verfolgbarkeit für ihre Produkte und deren Inhalts-
stoffe anbieten. Sie verpflichten sich zudem zu
Transparenz und Kommunikation im Hinblick auf
ihre Prozesse und wissenschaftlichen Fortschritte.
PALMÖL
Palmöl ist ein wichtiger Agrarrohstoff, der in vielen
Lebensmitteln eingesetzt wird. Die hohe Produkti-
vität der Ölpalme im Vergleich zu anderen Ölpflan-
zen hat das Wachstum der Palmölindustrie voran-
getrieben. Die Palmölindustrie leistet – vor allem in
Malaysia und Indonesien – einen wichtigen Beitrag
zum Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig sind ihr
relativ häufig Umweltschädigungen vorgeworfen
worden, beispielsweise illegale Abholzung, Verlust
von Artenvielfalt oder Schädigung von Wasserein-
zugsgebieten.
Das Wachstum der Palmölindustrie hat zudem
eine Reihe sozialer Fragen im Zusammenhang mit
Landeigentumsrechten sowie der Gesundheit und
Arbeitssicherheit auf den Plantagen aufgeworfen.
Ihre Verpflichtung zu nachhaltigem, umwelt- und
sozialverträglichem Verhalten unterstreichen Palm-
öl produzenten durch die Erfüllung der Zertifizie-
rungsstandards des Roundtable on Sustainable
Palm Oil (RSPO) und die Verpflichtung zur Einhal-
tung der Allgemeinen Erklärung der Menschen-
rechte oder der UN-Erklärung der Rechte indige-
ner Völker.
22 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
4. Warum SAM?
Auf der Grundlage ihrer langjährigen Erfahrung
in der Analyse von Nachhaltigkeit auf Unterneh-
mensebene und der Entwicklung nachhaltiger
Anlagestrategien hat SAM eine Strategie für
verantwortungsvolle Investments im Agrar- und
Nahrungsmittelsektor entwickelt. Festzuhalten ist
dabei an dieser Stelle, dass SAM nicht in Kapital-
marktprodukte investiert, die allein darauf ausge-
richtet sind, von der Volatilität der Agrarrohstoff-
preise zu profitieren; SAM tätigt keine spekulati-
ven Wetten auf kurzfristige Kursbewegungen an
den Rohstoffmärkten. Als langfristig orientierter
Aktieninvestor setzt SAM auf die Identifizierung
von Unternehmen, die Lösungen zur Bewältigung
der spezifischen Herausforderungen dieses Sek-
tors bieten.
Die SAM Sustainable Agribusiness Equities Strate-
gie profitiert dabei von einem erfahrenen Research-
und Portfoliomanagement-Team mit technischer
und finanzwirtschaftlicher Expertise im Bereich der
Agrar- und Ernährungswirtschaft. Darüber hinaus
hat SAM direkten Zugriff auf das globale Rabo-
bank-Netzwerk von 90 Agribusiness-Experten von
Rabo FAR (Rabobank Food & Agribusiness Research
and Advisory). Als eine der führenden Banken im
Nahrungsmittel- und Agribusiness-Sektor verfügt
die Rabobank über fundierte Einblicke in wichtige
Entwicklungen im Agrarsektor sowie langjährige
Beziehungen zu führenden Unternehmen der Bran-
che. SAM ist dadurch in der Lage, seine Expertise
im Thema nachhaltige Agrar- und Ernährungswirt-
schaft kontinuierlich weiterzuentwickeln. Auf der
Grundlage dieser Expertise und seiner eigenen
langjährigen Erfahrung in der Nachhaltigkeitsana-
lyse kann SAM wichtige Nachhaltigkeitsthemen mit
besonderer Bedeutung für das Agrar- und Ernäh-
rungsthema effektiv adressieren.
DIE VORTEILE DES NACHHALTIGEN INVESTIERENS – SUSTAINABILITY INVESTING
Sustainability Investing umfasst weitaus mehr als Investitionsentscheidungen auf Basis finanzieller Analy-
sen zu treffen. Denn durch die zusätzliche Analyse der Nachhaltigkeitsperformance lassen sich Unterneh-
men identifizieren, welche die ökonomischen, ökologischen und sozialen Chancen und Herausforderun-
gen, die sich durch langfristige Nachhaltigkeitstrends ergeben, effektiver adressieren als Wettbewerber.
Finanzanalysen greifen zu kurz, wenn sie derartige Nachhaltigkeitsaspekte mit nachweislichen Auswir-
kungen auf die langfristige Wertschöpfung der Unternehmen nicht berücksichtigen. Aufgrund seiner
engen Wechselwirkung mit dem natürlichen Umfeld gilt das insbesondere für den Agrarsektor, der zudem
langfristige Megatrends wie den demographischen Wandel und die Ressourcenverknappung direkt zu
spüren bekommt.
SAM profitiert von einem erfahrenen
Research- und Portfoliomanage-
ment-Team mit technischer und
finanzwirtschaftli-cher Expertise im
Bereich der Agrar- und Ernährungswirt-
schaft. Darüber hinaus hat SAM
direkten Zugriff auf das globale Rabo-
bank-Netzwerk von 90 Agribusiness-
Experten.
24 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
5. Investitionschancen
Die globale Nahrungsmittelkrise erfordert langfris-
tige Lösungen. SAM hat dazu die SAM Sustaina-
ble Agribusiness Equities Strategie entwickelt, die
Investitionschancen entlang der gesamten Wert-
schöpfungskette der Agrar- und Ernährungswirt-
schaft identifiziert. Dabei liegt der Schwerpunkt auf
Unternehmen, die Lösungen für die Herausforde-
rung einer verlässlichen, sicheren und nachhaltigen
Nahrungsmittelversorgung anbieten.
Die Wertschöpfungskette von der Agrar- zur Ernäh-
rungswirtschaft beginnt bei den Herstellern von
Produktionsmitteln wie Saatgut, Düngemitteln,
Pflanzenschutzprodukten, Bewässerungssystemen
und landwirtschaftlichen Geräten. Sie enthält
dann grosse Agrarunternehmen, die die diversen
landwirtschaftlichen Produkte herstellen und ver-
markten, und der Landwirtschaft direkt nachge-
lagerte Unternehmen aus den Bereichen Logistik,
Handel, Lagerung und primärer Verarbeitung. Die
Kette endet bei Unternehmen aus der Ernährungs-
wirtschaft, die Lebensmittel herstellen, verpacken
und vermarkten oder spezifische Dienstleistungen
bereitstellen.
5.1 PRODUKTIONSFAKTOREN
Der Anlagecluster Produktionsfaktoren umfasst
Anbieter landwirtschaftlicher Produktionsmittel
wie Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel,
landwirtschaftliche Geräte oder Maschinen für die
Lebensmittel- und Getränkeindustrie.
Dass die weltweite Pro-Kopf-Produktion in der
Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten stetig
gestiegen ist, liegt zu einem Grossteil an techno-
logischen Entwicklungen im Bereich der Produkti-
onsfaktoren. So stellt die zuverlässige Belieferung
mit mineralischen Düngemitteln die optimale Nähr-
Abbildung 8: Vom Feld auf den Tisch: Die Wertschöpfungskette der Agrarwirtschaft
Quelle: SAM
Produktions-faktoren Produzenten Verarbeitung & Logistik
Abgepackte Lebens- mittel & Getränke
Auf dem Feld eingesetzte Produktionsmittel
Produzenten von Feldfrüchten, tierischen Proteinen und Holz
Verarbeitung und Transport von Agrargütern und Lebensmitteln
Lebensmittel /Getränke und Vertrieb /Handel
SAM identifiziert Unternehmen ent- lang der gesamten
Wertschöpfungs- kette der Agrar- und
Ernährungswirt-schaft, die lang-
fristige Lösungen zu Herausforderun-
gen der globalen Nahrungsmittelkrise
anbieten.
© SAM 2012 25
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
stoffversorgung der Pflanzen sicher. Pflanzen-
schutzmittel hemmen das Wachstum von Unkräu-
tern, die mit Nutzpflanzen um Wasser und Sonnen-
licht konkurriert, und schützen gegen Krankheiten,
Pilzbefall und Schädlinge. Neue Saatgutsorten sind
nicht nur ertragreicher, sondern bieten auch eine
bessere Krankheits-, Schädlings- und Dürreresis-
tenz. Darüber hinaus konnte durch die Weiterent-
wicklung landwirtschaftlicher Maschinen zum Bei-
spiel die Saatbettbereitung kontinuierlich verbes-
sert, schädliche Bodenverdichtungen vermieden
und Ernteverluste verringert werden.
Da Unkräuter und Schädlinge Resistenzen gegen
chemische Pflanzenschutzmittel entwickeln, hat
die chemische Industrie in den vergangenen Jahr-
zehnten immer wieder innovative Wirkstoffe gefun-
den, die die Nutzpflanzen schonen und nur uner-
wünschte Schädlinge und Krankheiten bekämpfen.
Pflanzenschutz wird auch weiterhin ein wichtiges
Geschäftsfeld für die Produktionsmittelhersteller
sein. Angesichts immer strikterer aufsichtsrecht-
licher Vorgaben zum Schutz von Landwirten und
Verbrauchern bedarf es chemischer Innovationen
für die Entwicklung wirksamer Agrochemikalien.
Derweil bieten sich durch auslaufende Patente für
wichtige im Pflanzenschutz eingesetzte Chemi-
kalien attraktive Chancen für die Hersteller gene-
rischer Pflanzenschutzprodukte. Und schliesslich
trägt die fortschreitende Nutzung von Bio-Dünge-
mitteln – Mikroorganismen, welche eine bessere
Nährstoffaufnahme aus dem Boden unterstützen –
zur Ertragsverbesserung bei.
Obwohl sie den Produzenten grosse Vorteile bie-
ten, werden Produktionsfaktoren nicht immer
effizient und optimal eingesetzt. So wird bei-
spielsweise gerade in sich entwickelnden Ländern
oft auf die ausreichende Anwendung von relativ
teuren Kalidüngemitteln, die für den Mineralge-
halt des Bodens wichtig sind und die Ernteerträge
mittel- und langfristig absichern, verzichtet und
stattdessen zu viel Stickstoffdünger ausgebracht,
der kurzfristig eine starke Wachstumsreaktion der
Tabelle 2: Kaliverbrauch in China
Quelle: IFA (International Fertilizer Industry Association), SAM-Schätzungen
1991–1995 1996–2000 2001–2005 2006–2010 Zukunftstrend
Durchschnittliche jährliche Zunahme des Kaliverbrauchs in China
13.9% p.a. 4.9% p.a. 10.5% p.a. 0.2% p.a. 5–10% p.a. über die nächsten 10 Jahre
Preise konstant konstant steigend steigend konstant
26 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
Pflanze bewirkt. Unausgewogene Düngung ist ein
wesentlicher Faktor für die im Vergleich zu ent-
wickelten Ländern relativ geringen Ernteerträge in
China und Indien.
FALLBEISPIEL: JUST-IN-TIME-BELIEFERUNG
Angesichts der volatilen Agrarrohstoffpreise sind
vor allem Landwirte in Nordamerika verstärkt dazu
übergegangen, die von ihnen eingesetzten Pro-
duktionsfaktoren wie Mineraldünger relativ kurz-
fristig einzukaufen. «Just-in-time» – bedarfsorien-
tierte Belieferung – ist in anderen Fertigungsindus-
trien bereits weit verbreitet. Landwirte bestellen
bei ihren Grosshändlern nur dann, wenn ihr Vorrat
zur Neige geht, und kaufen erst kurz vor dem ge-
planten Einsatz. Unternehmen mit effizienten Dis-
tributionsnetzwerken sind daher am besten aufge-
stellt, um rasch auf die Nachfrage der Landwirte
zu reagieren. Sie vermeiden so Lieferengpässe und
können Nachfragespitzen für kurzfristige Preisstei-
gerungen nutzen. Darüber hinaus können Unter-
nehmen mit eigenen Vertriebskanälen ihre Pro-
duktpalette um chemische Pflanzenschutzmittel,
Zusatzstoffe und Wachstumsreglern erweitern und
den Landwirten so alles aus einer Hand anbieten.
Durch die Verbindung eines umfassenden Produk-
tangebots mit einem leistungsfähigen Vertriebs-
system können diese Unternehmen ihre Bestände
aktiv steuern, optimal auf kurzfristige Veränderun-
gen der Nachfrage reagieren und gleichzeitig ihre
Kundenbeziehungen zu den Landwirten stärken.
5.2 PRODUZENTEN
Der Anlagecluster Produzenten umfasst grosse
Agrarbetriebe, Plantagen, Vieh- und Fischzucht-
betriebe. Unternehmen aus diesem Bereich pro-
duzieren Getreide und Ölsaaten, Zucker, Milch,
Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch und sind in
Fischfang, Fischzucht oder Forstwirtschaft tätig.
Da landwirtschaftliche Produzenten die primären
Nutzniesser der steigenden Preise für Agrargüter
sind, sind ihre Umsatzaussichten langfristig entspre-
chend robust.
Die Gewinnmargen der einzelnen Unternehmen in
diesem Cluster hängen hauptsächlich von Fakto-
ren wie der Bodenqualität, lokaler Niederschläge,
Zugang zu Infrastruktur und Entfernung von den
Absatzmärkten ab. Sekundäre Faktoren wie die
landwirtschaftliche Expertise und Management-
kompetenz, Zins- und Wechselkursschwankungen,
eine umsichtige Allokation von Kapital in Gebäu-
den und Maschinen und ein effizienter Einsatz des
Faktors Arbeit können das Wachstumspotenzial der
einzelnen Produzenten entweder verbessern oder
begrenzen. Solche sekundären Faktoren bestim-
men die Aktienkursentwicklung der Agrarunter-
nehmen. Erfolgreiche Agrarunternehmen erzielen
Tabelle 3: Entwicklung des Absatzvolumens von Agrargütern
Quelle: FAO, SAM-Schätzungen
1991–1995 1996–2000 2001–2005 2006–2010 Zukunftstrend
Durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des globalen Absatzvolumens (t) von Weizenmehl, Zucker, Baumwolle, Kaffee, Kakao, Mais und Sojabohnen
0.3% p.a. 2.2% p.a. 2.8% p.a. 2.5% p.a. 2–2.5% p.a. über die nächsten 5 Jahre
Preise* 93.8 80.6 62.9 95.5 steigend
* Preisbereinigt mit dem US-Verbraucherpreisindex, 1990 =100
© SAM 2012 27
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
FISCH – FISCHEREI UND AQUAKULTUR
Fisch und Meeresfrüchte schmecken nicht nur gut, sondern enthalten auch gesunde Proteine, Vitamine
und essenzielle Fettsäuren. Fischfang und Aquakultur produzieren weltweit derzeit rund 154 Millionen
Tonnen Fisch, von denen 130,8 Millionen Tonnen für den menschlichen Verzehr vorgesehen sind. Daraus
ergeben sich 18,8 Kilogramm Fisch pro Kopf und Jahr (Lebendgewicht). Der Rest wird in Fischzucht und
Tierproduktion als Futtermittel verwendet.
Seit Mitte der 1990er Jahre stagnieren die globalen Fangerträge von Wildfisch. Die Fangmengen aus
Flüssen und Meeren können nicht weiter gesteigert werden, ohne die Stabilität der wildlebenden Fisch-
population zu gefährden. Dies wiederum bietet attraktive Chancen für Aquakulturen, da die Nachfrage
nach Fisch und Meeresfrüchten weiter zunimmt. Die Fischproduktion in Fischfarmen hat sich seit 1996
mehr als verdoppelt. In der Produktion tierischer Lebensmittel ist die Aquakultur derzeit das am schnellsten
wachsende Segment. Inzwischen stammen rund 50 Prozent aller verzehrten Fische und Meeresfrüchte
aus Fischfarmen.
Aquakultur ist eine noch junge Industrie mit Wachstumspotenzial. In den vergangenen 20 Jahren sind so-
wohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene erfolgreiche Anstrengungen für eine nachhaltigere
Ausrichtung dieses Sektors unternommen worden. 9 «The State of World Fisheries and
Aquaculture 2012», FAO Fisheries and
Aquaculture Department
Abbildung 9: Weltweite Entwicklung von Fischfang und Aquakultur (Produktionsvolumen in Millionen Tonnen)
Quelle: The State of World Fisheries and Aquaculture (2002–2012). FAO Fisheries and Aquaculture Department
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Aquakultur
Fischfang
Mill
ion
en T
on
nen
28 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
vor allem durch ihre Expertise über einen längeren
Zeitraum höhere Erträge je Hektar beziehungsweise
geringere Produktionskosten.
Die globale Nachfrage nach Agrargütern dürfte das
weltweite Bevölkerungswachstum in Zukunft über-
treffen, was dem Cluster eine gewisse Absicherung
gegenüber Abwärtsrisiken bietet.
FALLBEISPIEL: VORTEILE GROSSFLÄCHIGER
LANDWIRTSCHAFT
In den vergangenen Jahrzehnten ist Brasilien zu ei-
nem der «Brotkörbe» der Welt geworden. Grosse
Landflächen und gut ausgebildete Agraringenieure
sowie öffentliche Investitionen in Infrastruktur und
Lagerkapazitäten dürften die Wettbewerbsfähig-
keit des Landes in den kommenden Jahrzehnten
noch stärken.
Eines der führenden brasilianischen Agrarunter-
nehmen produziert auf mehreren Farmen mit einer
Anbaufläche von insgesamt über 250 000 Hektar
im Nordosten des Landes Baumwolle, Sojabohnen,
Mais und andere Nutzpflanzen. Durch hochwerti-
ges Saatgut, gute Bodenbewirtschaftung und mo-
derne Technik zur Vermeidung von Ernteverlusten
erzielt das Unternehmen kontinuierlich bessere
Ernteerträge pro Hektar als seine Wettbewerber.
Zugleich hat es seine Betriebskosten durch die
Einführung von GPS-gestütztem Monitoring und
pflugloser Bodenbearbeitung senken und durch die
Einbindung neuer Zwischenfrüchten in die Frucht-
folge, das Auftreten von Schädlingen und Krankhei-
ten mindern können. Der wichtigste Wettbewerbs-
vorteil des Unternehmens ist jedoch seine Grösse,
da es grosse Mengen an einheitlichen und qualitativ
hochwertigen Produkten anbieten und Premium-
Preise erzielen kann.
5.3 VERARBEITUNG & LOGISTIK
Der Anlagecluster Verarbeitung & Logistik umfasst
Unternehmen, die agrarische Rohstoffe weiterverar-
beiten. Typischerweise sind diese Unternehmen glo-
bal ausgerichtet und haben sich auf bestimmte Pro-
dukte, Regionen oder Handelsrouten spezialisiert.
Langfristig dürften Unternehmen aus diesem Clus-
ter relativ stabile Margen erzielen, solange Volumen,
Kapazitätsauslastung und Zinsen stabil bleiben.
Die attraktivsten Unternehmen in diesem Clus-
ter treffen kluge Investitionsentscheidungen mit
Blick auf eine hohe Auslastung ihrer zum Teil recht
kapitalintensiven Anlagen. Sie senken ihre durch-
schnittlichen Gemeinkosten, indem sie Aktivitäten
auf der Nord- und Südhalbkugel der Erde mitein-
ander verknüpfen und so von ihrer Nähe zu wach-
senden Produktionszentren oder Absatzmärkten
profitieren. In Zukunft wird die Nachfrage vor allem
an den Küsten des Chinesischen Meeres sowie des
indischen Subkontinents wachsen, während immer
mehr Nahrungsmittel aus Nord- und Südamerika,
Südostasien, Australien, der Schwarzmeerregion
und langfristig auch aus Ostafrika kommen werden.
Verlustvermeidung ist ein ebenso wichtiger Aspekt
wie Produktionssteigerung. Aufgrund fehlender
In Zukunft wird die Nachfrage vor
allem an den Küsten des Chinesischen
Meeres sowie des indischen Sub-
kontinents wachsen, während immer
mehr Nahrungsmittel aus anderen
Regionen kommen werden.
© SAM 2012 29
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
Kühlketten verderben beispielsweise in warmen
Klimazonen bis zu 25 Prozent der frischen Lebens-
mittel auf dem Weg zum Endverbraucher. Dadurch
eröffnen sich Chancen für Lager-, Logistik-, Trans-
port- und Verpackungsunternehmen.
Ein weiterer wichtiger Trend in diesem Cluster be-
trifft die Forderung der Endverbraucher nach Rück-
verfolgbarkeit der Produkte. Mehr denn je wollen
die Konsumenten wissen, wo ihre Lebensmittel pro-
duziert worden sind. Ausserdem erwarten sie, dass
Produzenten ökologische, soziale und hygienische
Standards einhalten. Viele Konsumenten sind des-
halb bereit, für Lebensmittelsicherheit und Transpa-
renz mehr zu zahlen. Davon wiederum profitieren
FALLBEISPIEL: TRANSPORT VON GETREIDE
ÜBER DIE PLAINS
Kanada exportiert bereits grosse Mengen an Ge-
treide, Ölsaaten und verarbeiteten Lebensmitteln,
wobei asiatische Zielländer das grösste Wachstum
aufweisen. Agrarrohstoffe, Düngemittel und Holz
werden in Kanada überwiegend auf der Schiene,
Unternehmen mit einem effizienten Lieferketten-
management und einer garantierten Qualitätssi-
cherung entlang der Wertschöpfungskette. In den
letzten zehn Jahren hat die Informationstechnologie
in der Verarbeitung und dem Vertrieb von Agrargü-
tern deshalb an Bedeutung gewonnen. Ausgefeilte
Systeme erlauben eine permanente Überwachung
grosser Güterströme über lange Strecken und kön-
nen auftretende Probleme in der Lieferkette sofort
identifizieren und lösen. Unternehmen, die regel-
mässig in Systeme und Software investieren, kön-
nen sich so einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Der globale Handel mit Agrargütern wird weiterhin
stark wachsen:
dem kosteneffizientesten Transportmittel, transpor-
tiert. Kanadas führendes Eisenbahnunternehmen
hat umfassend in sein Schienennetz und effiziente
Anbindungen an den Strassen- und Seetransport
investiert und so eine hohe Auslastung der Schie-
nen und Verladeeinrichtungen erzielt. Darüber hin-
aus setzt das Unternehmen auf eine kontinuierliche
Tabelle 4: Wachstum der globalen Agrargüterexporte
Quelle: FAO, SAM-Schätzungen
1991–1995 1996–2000 2001–2005 2006 –2010 Zukunftstrend
Durchschnittliche jährliche Zunahme der globalen Exportvolumina (t) für Weizen, Zucker, Baumwolle, Kaffee, Mais und Sojabohnen
2.8% 0.8% 3.7% 2.8% 2.5–3.5% p.a. über die nächsten
5 Jahre
Verarbeitungs- und Handelsmargen konstant konstant konstant konstant konstant
Aufgrund fehlen- der Kühlketten verderben beispiels- weise in warmen Klimazonen bis zu 25 Prozent der frischen Lebensmittel auf dem Weg zum Endverbraucher.
30 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
Verbesserung seiner Lieferkettenmanagementsys-
teme, um seinen Kunden noch bessere End-to-End-
Lösungen anbieten zu können. Da zuverlässige Lo-
gistikdienstleistungen eine immer wichtigere Rolle
dabei spielen, dass Lebensmittel aus fruchtbaren,
aber abgelegenen Regionen die Kunden pünktlich,
mit garantierter Qualität und ohne Verluste errei-
chen, ist das Unternehmen gut aufgestellt, um vom
erwarteten Wachstum der Agrar- und Lebensmit-
telexporte von Kanada nach Asien zu profitieren.
5.4 ABGEPACKTE NAHRUNGSMITTEL & GETRÄNKE
Der im nachgelagerten Bereich der Wertschöp-
fungskette angesiedelte Anlagecluster Abgepackte
Lebensmittel und Getränke umfasst Produzenten
der Lebensmittelindustrie, Lieferanten und Händler
und steht in direkter Verbindung zum Endverbrau-
cher. Die weltweiten Einzelhandelsumsätze mit ab-
gepackten Lebensmitteln und nichtalkoholischen
Getränken beliefen sich 2010 auf 2,8 Billionen
US-Dollar. Davon entfielen rund 60 Prozent auf die
Industrieländer und 40 Prozent auf Schwellenlän-
der10. Mit dem wachsenden Wohlstand verlagert
sich der Nahrungsmittelbedarf der Konsumenten
gemeinhin von täglichen Bedarfsgütern auf ab-
gepackte Lebensmittel und Fertiggerichte sowie
Nahrungsmittel mit höherem Ernährungswert und
positiver gesundheitlicher Wirkung. So ist zu beob-
achten, dass Hersteller abgepackter Nahrungsmittel
ihr Angebot an gesünderen Lebensmittelprodukten
zunehmend ausbauen. Innovative Entwicklungen
im Bereich gesunder und verbraucherfreundlicher
Nahrungsmittel sind einer der wichtigsten langfris-
tigen Wachstumstreiber der Branche.
Zugleich wächst der Wachstumsbeitrag der Schwel-
lenländer in diesem Marktsegment. Mit einem
Anteil von rund 80 Prozent am weltweiten Bevöl-
kerungswachstum generieren diese Länder die
stärksten künftigen Wachstumsimpulse. Mit ihren
M&A-Aktivitäten und Investitionen zielen interna-
tionale Grossunternehmen aus diesem Cluster auf
MOLKEREIPRODUKTE
Der Molkereisektor bietet einzigartige Chancen: Bis 2050 soll die Nachfrage gemessen am Volumen um
rund 60 Prozent steigen. Molkereiprodukte lassen sich drei Gruppen zuordnen: Frischmilch und Milchpro-
dukte, bei denen der Transport über grosse Entfernungen nicht wirtschaftlich ist, internationale Handels-
produkte wie Milchpulver und Butter sowie hochwertige Produkte wie Käse, Joghurt und Mixgetränke,
die auch international gehandelt und als Konsumgüter verkauft werden. Letzere bieten attraktive Export-
chancen, vor allem für westeuropäische Unternehmen, von denen die meisten infolge der strukturellen
Überproduktion in der Vergangenheit auf einige schwierige Jahre zurückblicken.
10 Global Food & Beverage: 10-year
sales growth history and 4-year
growth projections… who are the
winners and losers?, Bernstein
Research, 14. Juli, 2011
© SAM 2012 31
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
eine Stärkung ihrer Präsenz in diesen Ländern, allen
voran China und Indien, die zusammen mehr als ein
Drittel der Weltbevölkerung beheimaten. Durch die
Wachstumsschwäche in den USA und Westeuropa
gewinnen die Emerging-Market-Strategien der Un-
ternehmen nochmals an Bedeutung.
Dabei müssen nicht nur die Nahrungsmittel selbst
den mitunter stark variierenden lokalen Präferenzen
gerecht werden, sondern auch Preise und Vertriebs-
methoden auf den lokalen Markt zugeschnitten
werden. Andererseits lassen sich die in den Schwel-
lenländern gemachten Erfahrungen auch weltweit
anwenden. So können Produkte, die ursprünglich
für Schwellenmärkte entwickelt wurden, auch in
den Industrieländern erfolgreich vermarktet wer-
den. Zum Beispiel werden inzwischen in den USA
zunehmend kleine Packungsgrössen und innovative
Beutelverpackungen eingesetzt, um Produkte in
Preissegmenten anzubieten, die insbesondere ein-
kommensschwächere Konsumenten ansprechen.
Die globalen Nahrungsmittelhersteller kaufen zu
einem Grossteil die weltweiten Ernteerträge wich-
tiger Agrarrohstoffe. Dementsprechend proble-
matisch sind die jüngsten Preisschwankungen für
diese Unternehmen. Für die Hersteller abgepackter
Lebensmittel ist die Sicherstellung der langfristigen
Rohstoffversorgung eine grosse Herausforderung.
Daher setzen die Unternehmen auf eine verstärkte
Integration ihrer Lieferketten, um enger mit den
Landwirten und den vorgelagerten Segmenten der
Wertschöpfungskette zusammenzuarbeiten. Da-
durch verbessern sich auch die Nachverfolgbarkeit
der Nahrungsmittel und die Transparenz der Roh-
stoffpreisbewegungen, was wiederum eine bessere
Preisstrategie ermöglicht.
FALLBEISPIEL: FÜTTERUNG DER KLEINEN DRACHEN
Für Hersteller abgepackter Lebensmittel ist China
mit seinen 1,35 Milliarden Konsumenten, seiner
wachsenden Mittelschicht und seiner rasch fort-
schreitenden Urbanisierung einer der attraktivsten
aufstrebenden Märkte. China hat vor kurzem die
USA als grösster Lebensmittelmarkt der Welt ab-
gelöst. Bis 2015 wird dieser Markt voraussichtlich
weiter um rund 11 Prozent pro Jahr wachsen11, wäh-
rend die Wachstumsraten im Rest der Welt im nied-
rigen bis mittleren einstelligen Bereich verharren.
Damit ist ein verstärktes Engagement in China für
viele globale Nahrungsmittelhersteller eine wichtige
Wachstumsquelle.
Ein grosser Anteil des Wachstumspotenzials wird
im Bereich der Säuglings- und Babynahrung ge-
sehen. In der Säuglingsnahrung hat China einen
Weltmarktanteil von 18 Prozent. Von 2006 bis
2010 wuchs dieser Markt um etwa 28 Prozent pro
Jahr. In den nächsten fünf Jahren werden China
und Hongkong rund 45 Prozent des Wachstums
in diesem Segment generieren12. Wichtige Wachs-
tumstreiber sind hier insbesondere die Urbanisie-
rung und die Ausweitung der Mittelschicht – zwei
Trends, die sich fortsetzen dürften. Säuglings-
11 IGD (The Instituted of Grocery
Distribution)
12 Euromonitor, Nestlé
32 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
nahrung wird fast ausschliesslich von städtischen
Bewohnern gekauft, und bis 2025 wird Chinas
städtische Bevölkerung um schätzungsweise noch
einmal 300 Millionen Menschen anwachsen – was
in etwa der heutigen Gesamtbevölkerung der USA
entspricht. Im Vergleich zu den USA und Europa
ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Säuglingsnahrung
in China noch relativ niedrig. Mit dem Anstieg der
verfügbaren Einkommen könnte der Konsum je-
doch stark zulegen.
Der chinesische Markt für Säuglingsnahrung wird
von grossen multinationalen Unternehmen aus den
USA und Europa dominiert. Die heute noch immer
zu beobachtende Präferenz der chinesischen Kon-
sumenten für Premium-Produkte und ausländische
Marken geht auf den Melamin-Skandal aus dem
Jahr 2008 zurück, der mehrere inländische Herstel-
ler betraf. Ein Grossteil des wachstumsstärksten
und lukrativsten obersten Preissegments ist fest in
ausländischer Hand. Da die Markenbekanntheit in
diesem Segment eine grosse Rolle spielt, dürften
konkurrierende kostengünstigere Eigenmarken-
produkte keine grosse Gefahr für Markenhersteller
im Bereich der Säuglingsnahrung darstellen. Die
führenden Unternehmen in diesem Segment ha-
ben ihren Marktanteil durch eine Ausweitung ihrer
geographischen Präsenz innerhalb Chinas kontinu-
ierlich ausbauen können. Der führende Anbieter in
China hat einen Marktanteil von rund 15 Prozent.
Das Unternehmen hat sein Geschäft durch orga-
nisches Wachstum ausgebaut und will das eigene
Vertriebsnetz in den nächsten fünf Jahren von ak-
tuell über 200 auf 400 Städte ausweiten.
Abbildung 10: In den nächsten Jahren wird sich China voraussichtlich zum grössten und wachstumsstärksten Markt
für Säuglingsnahrung entwickeln
Quelle: Euromonitor, Nestle-Unternehmensberichte, Reuters, Business Standard
8,000
7,000
6,000
5,000
4,000
3,000
2,000
1,000
0China Restliches
AsienNord-
amerikaEuropa Latein-
amerikaNaher Osten/Afrika
AustralienNeuseeland
20
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
2010
(M
illio
nen
US-
Do
llar)
2010 (Millionen US-Dollar)
Wachstum 2010 – 2016
in Prozent
201
0–
201
6 W
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Pro
zen
t
34 © SAM 2012
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
6. Fazit: Nachhaltige Anlagechancen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft
Das weltweite Nahrungsmittelangebot wird deut-
lich wachsen müssen, um mit der erwarteten Nach-
frage Schritt zu halten. Da die Möglichkeiten für
eine Ausweitung der agrarwirtschaftlichen Nutzflä-
chen begrenzt sind, werden vor allem Steigerungen
der Hektarerträge und Effizienzverbesserungen in
Verarbeitung, Lagerung und Vertrieb nötig sein, um
die Lücke zwischen dem wachsenden Nahrungs-
mittelbedarf und der aktuellen Agrarproduktion
zu schliessen. Erreichen lässt sich dies nur durch
erhebliche Investitionen und Innovationen entlang
der gesamten Wertschöpfungskette.
Anleger, die in die Innovationsführer der Branche
investieren, können einen Beitrag zu den nötigen
strukturellen Veränderungen im Agrar- und Nah-
rungsmittelsektor leisten und gleichzeitig davon
profitieren. Dafür bedarf es eines fundierten Ver-
ständnisses branchenspezifischer Entwicklungen
sowie nachhaltiger Ansätze zur Verbesserung der
Produktivität entlang der Wertschöpfungskette.
• Anbieter von Produktionsfaktoren können sich
Wettbewerbsvorteile sichern, indem sie auf fort-
schrittliche Technologien und Expertise, Dienst-
leistungen, Patente oder Verbesserungen ihrer
Vertriebsnetzwerke setzen. Diejenigen, die dies
mit Erfolg tun, werden deutlich höhere Preise
durchsetzen und ihre Margen entsprechend stei-
gern können.
• Landwirtschaftliche Produzenten dürften von stei-
genden realen Preisen profitieren. Kompetente
Landwirte werden ihre Produktion ausweiten
können. Angesichts des hohen Anteils der lokalen
Kosten werden exportorientierte Agribusiness-Un-
ternehmen die Wechselkursbewegungen genau
im Auge behalten müssen, da eine Aufwertung
der jeweiligen Lokalwährung die Wettbewerbsfä-
higkeit ihrer Exporte einschränken könnte.
• Verarbeiter und Logistikanbieter können ihre Pro-
fitabilität durch eine hohe Kapazitätsauslastung
stärken oder indem sie ihre durchschnittlichen Ge-
meinkosten zum Beispiel durch eine Verknüpfung
ihrer geschäftlichen Aktivitäten auf der nördlichen
und südlichen Erdhalbkugel senken. Erfolgreiche
Unternehmen werden zudem kontinuierlich in
ihre IT-Infrastruktur investieren, um die von den
Verbrauchern erwartete Transparenz entlang der
gesamten Wertschöpfungskette zu bieten.
• Die Wachstumsmärkte der Anbieter abgepackter
Lebensmittel und Getränke befinden sich vor allem
in den Schwellenländern mit einer wachsenden
Mittelschicht. Erfolgreiche Unternehmen suchen
nach Möglichkeiten zur Anpassung ihrer Produkt-
portfolios an lokale Bedürfnisse und Präferenzen.
Um für eine verlässliche Nahrungsmittelversor-
gung zu sorgen und die Kosten der agrarischen
Rohstoffe zu begrenzen, setzen sie zudem auf eine
noch stärkere Integration ihrer Lieferketten.
Die Agrar- und Ernährungswirtschaft wird von lang-
fristigen globalen Trends geprägt. Die Nachfrage
nach Lebensmitteln, landwirtschaftlichen Produk-
tionsmitteln und Technologien sowie der Logistik
für den Vertrieb landwirtschaftlicher Produkte und
Nahrungsmittel wird langfristig stark wachsen.
Zwar sind Unternehmensbewertungen individuell
zu analysieren und zu berücksichtigen, gleichwohl
finden sich für langfristig orientierte Anleger unter
den nachhaltigsten Unternehmen in diesem Sek-
tor attraktive Anlagechancen. Zugleich können In-
vestoren so einen aktiven Beitrag zur Entwicklung
von Lösungen für die globale Herausforderung der
langfristigen Nahrungsmittelsicherheit leisten.
Durch gezielte Investitionen in Lösungsanbieter,
welche die Ineffizienzen entlang der Wertschöp-
fungskette adressieren und gleichzeitig kritische
Durch gezielte Investitionen
in Lösungsanbieter, welche die Ineffi-
zienzen entlang der Wertschöpfungs-kette adressieren und gleichzeitig kritische Nach-
haltigkeitsaspekte berücksichtigen, sind Anleger gut
aufgestellt, um nachhaltige Renditen
zu erzielen.
SAM Studie – Investieren in Nahrungsmittel und AgribusinessNachhaltige Nahrungsmittelversorgung – ein Investment, das Früchte trägt
Danksagung
Die Autoren danken den Kollegen von SAM,
Robeco und dem Rabobank Food & Agribusiness
Research and Advisory Team für ihren Beitrag zu
dieser Studie. Viele Experten haben grosszügig ihre
Zeit investiert, ihre Expertise und ihre Daten zur Ver-
fügung gestellt, Entwürfe geprüft und wertvollen
Input und Feedback geliefert, um die Publikation
dieses Berichts zu ermöglichen.
Wir danken insbesondere:
Martin Jochum
Senior Portfolio Manager, SAM
Klaas Smits
Head of Food and Agri Strategies, Robeco
Harry Smit
Associate Director, Farm Inputs and Farming,
Rabobank
Kein Angebot: Die in dieser Publikation veröffentlichten Informationen und Meinungen sind nicht als Aufforderung, Empfehlung oder Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder anderen Dienstleistungen oder zur Inanspruchnahme sonstiger Transaktio-nen zu verstehen. Sie richten sich nicht an Personen in Gerichtsbarkeiten, in denen ihre Bereitstellung örtlichem Recht und vor Ort geltenden Vorschriften widerspricht.
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Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen, sind An-
leger gut aufgestellt, um nachhaltige Renditen
zu erzielen. Daher hat SAM die SAM Sustaina-
ble Agribusiness Equities Strategie entwickelt,
welche attraktive Anlagekandidaten identifiziert,
deren Produkte und Dienstleistungen zu einer
sicheren und verlässlichen Nahrungsmittelversor-
gung beitragen. Nachhaltige Unternehmen in den
Anlageclustern Produktionsfaktoren, Produzen-
ten, Verarbeitung & Logistik sowie Abgepackte
Nahrungsmittel & Getränke sind besser aufgestellt
als ihre Wettbewerber, um vom langfristig steigen-
den Bedarf an Nahrungsmitteln und Agrarproduk-
ten zu profitieren.
SAM ist Mitglied von Robeco, dem 1929 gegründeten und global tätigen Asset
Manager mit breitem Angebot an Anlageprodukten und -dienstleistungen.
Robeco ist eine Tochtergesellschaft der Rabobank-Gruppe, welche von Moodys,
Standard & Poors, Fitch und DBRS das höchste Kreditrating unter allen
privatgehaltenen Banken erhalten hat.
Die in Zürich ansässige SAM wurde 1995 gegründet und beschäftigt mehr
als 100 Mitarbeitende. Per 30. Juni 2012 betreute SAM Vermögenswerte in
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