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Inhalt1: Das hier 2: Fanzines6: Was anderes 14: Letzte Seite

Der August ist bekanntermaßen derheißeste Monat des Jahres. Wieso ich, wiedie meisten in Bayern wohnhaftenBundesbürger auch im August meinenSommerurlaub eingeplant habe. Tja, undden konnte ich dann doch bei kühlemRegenwetter genießen, während wir MitteJuli beim Alzcon noch Temperaturen hatten,die der Kälte/Klimabranche neue Rekord-umsätze eingebracht hat. Seis drum, auchdieses Schmuddelwetter geht mal rum.

Für mich war dies der letzte FO diesesJahr, na dann: Frohe Weihnachten.

mampf

Redakteur der kommenden Ausgabe:Ortwin Rave

· Ortwin Rave, Petunienweg 1, 61381 FriedrichsdorfEmail: fo208(at)cyber-rave.de

Tach zusammen.

Gesucht wird noch immerein Spartenredakteur fürdie Sparte Kino / Film.

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Die Einleitung als geistreiches Nichts...?

Teil 3 - Dosierungsanleitung: Fasse dich wei-testgehend >kurt< bzw. >kurz<...

>Von nummernlos bis 95<

BUCHMESSE CON 21Conzine/A5/4 S.Roger Murmann, Wilhelm-Leuschner-Str. 12, 64859 EppertshausenAm 7. Oktober in Dreieich-Dreieichenhaingibt es diesen neuzeitlichen >Klassiker< inSachen Kleinverlage und Heftchenmarkt - "inwirtschaftlichen schwierigen Zeiten". Wieimmer mit vielen W.K. Giesa-Fans...

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MEIN WM TAGEBUCHEgozine/A5/56 S./50 num. ExRüdiger Schäfer, Stixchesstr. 27,51377 Leverkusen

Dieses klassisch zu nennende Egozine (esgibt sie inzwischen sooooo selten) präsen-tiert "Sechs Wochen im Leben einesFußballfans" und zeigt uns in der verspro-chenen Tagebuchform die Befindlichkeitendes Fußballfans von Bayer - vom 21. Mai bisMitte Juli diesen Jahres. Ein Spiel konnteKontakter Schäfer höchstpersönlich visitieren(Tschechien - Ghana), ansonsten war erzumeist auf den Fantreffen vor Groß-bildleinwänden präsent, um die dort herr-schende Atmosphäre so richtig zu genießen.Dabei begegnet er auch einigen bekanntenGestalten aus dem ACD-Umfeld... Ansonstenist die Euphorie nebst der gelegtnlichenAnhäufung von Superlativen nicht unbedingtmein Ding, andererseits hatte unsereinergewisse (nüchternere) Einschätzungen und

Kritikpunkte (seltsamerweise?) genauso imBlickfeld. Das ganze Drumherum und diegedanklichen Abschweifungen sonstwohinmachen die Lektüre zu einem Spass nichtnur für Fußballfans (der Zineredax hat dieWM am Bildschirm verfolgt und muss fest-stellen, dass er schon aufregenderes erlebthat - der ‚große' Fussball ist eh nicht seinDing, er bevorzugt stattdessen die kleinenAmateurvereine im unmittelbaren Umfeld,da kochen dann die Emotionen)...

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BLÄTTER FÜR VOLKSLITERATUR #3/2006Sekundärliteratur/A5/24 S.Dr. Peter Soukup, Mengergasse 51, A-1210 WienÜber frühe Krimis und Abenteurer, einenKönig der Detektive namens Tom Sharksowie "Tex Bulwer und andere Witwer" imWildwestbereich (erinnert an den Bonanza-Pa, Frauen waren halt störend in diesenGefilden) kommt das Vierteljahresblatt derFreunde der Volksliteratur über Brutalitätenin Nachkriegsheften und deckt "‚Pikantes'und Konträres" in den 100 Jahren deutscherHeftromane auf. Ach, übrigens: "Einer derfaszinierendsten Bände ist für mich Band 4‚Die Weltallschiffer' (von Robert Kraft). Bereits60 Jahre vor "Perry Rhodan" erhob sich einkugelförmiges (!) Raumschiff ins All"...

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ZEBRA-SONDERBAND # 10Comiczine/A5/16 S.Georg K. Berres, Giselherstr. 19,50739 Köln

Ein ‚ZEBRA-Messe-Special 2006' alsAusgabe ‚Comic-Salon Erlangen' (gleichzeitiggedacht für das Comic-Zentrum derBuchmesse Frankfurt und die ComicActionauf der SPIEL 06 in Essen) mit etlichen Newsnebst Publikationshinweisen und vor allemeinigen sf-ig witzigen ‚Commander Cork'-Comics von Rudolph Perez (incl. prächtigemFarbumschlag). So verkauft man sich geist-reich allemal besser als auf drögenWerbeseiten, die eh nur flugs entsorgenwürden. Mit lehrreichem "Praxis-Tip fürangehende Comic-Zeichner"...

ZEBRA NEWSLETTER # 12Comicnewszine/A4/2 S.Georg K. Berres, Giselherstr. 19,50739 KölnKultur, Reise, Wirtschaft, Metaphysik, Arbeit,Sport und Gesellschaft lauten die Überschrif-ten zu den einzelnen Meldungen in derAusgabe 2006/2...

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STAMMTISCH-BOTE # 13Oldiezine/SF-Stammtisch JIM PAR-KER/A5/36 S."Hope" Schwagenscheidt, Heidestr.16, 45476 MülheimEin durch und durch fandomanisch histori-sches Thema hat diese Ausgabe desNachrichtenblattes, befasst sie sich doch mitdem IV. Niederrhein-Con zu Duisburg - am23./24. März 1963. Allein schon dieAnwesensheitliste ... Wolfgang Thadewald,Jürgen Nowak, Heinz-Jürgen Galle, ThomasSchlück, Heinz Bingenheimer, Dieter

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fanzines

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Steinseifer (mit der Adresse, die er itzo wie-der im Ruhestand bewohnt), Rolf Gindorf,Hans Peschke, Mario Kwiat... Immerhinkamen 44 Leutchen, dazu dann noch Leutevon der WEST-DEUTSCHEN ALLGEMEINENZEITUNG und dem WESTDEUTSCHEN RUND-FUNK KÖLN - Reginalprogramm HIER UNDHEUTE. Wir ahnen es schon - die Berichteüber das Treiben auf dem Con sind allesandere als fandomfreundlich, zumal denHerren auch noch die beiden FanzinesNEKROVOX # 1 und 2 in die Hände gefallensind, wo sich auf (hier beigefügten) SeitenTypen mit Propellerhüten und unbekleidetenMaiden tummeln: "Jugendlicher Wildwuchsist zu bändigen! Der Wille zur Gestaltung invernünftige Bahnen zu lenken. Die Fans, diehier unter sich die Klassiker des utopischenRomans versteigern, verstehen es bei denhohen Zielen, die sie sich gesteckt haben,nicht, ihre Bestrebungen aus dem Zwielichtherauszubringen. Sie reden von der Zukunftder Menschheit und öffnen dem literari-schen Schund die Hintertür. Sie distanzierensich von den Groschenheften und entblödensich nicht, sie bei den Versteigerungen denJüngsten un Kritiklosesten zuzuspielen.Soweit gehen Theorie und Praxis auch hierauseinander." Richtigstellungen der erbostenFans bleiben wie kaum anders zu erwartenohne jegliche Reaktion... Damals wurden SFund Fandom von den ‚Fans' noch sehr ernstgenommen, die hehren Zielen hatte manselber formuliert, deren Umsetzung warallerdings ein ganz anderer Schuh! Manbetrachte in dem Zusammenhang mal dieSatzung des SFCD, die deutlich solcheRelikte zeigt - und die vom Vorstand undden Mitgliedern eh keinen interessieren(ungeachtet des ‚e.V.'-Status), von Überfor-derung wollen wir hier auch gar nicht reden.Heutzutage kommen entsprechendeMedienberichte (so es überhaupt gibt)wesentlich neutraler daher (sofern sie nichtmit entsprechendem Pressematerial verlags-gesteuert sind) - und in Fanzines guckt eh

kein Redakteur hinein, schätze ich mal. Mh,wie wohl ein Bericht von einem ACD-Conaussehen würde...

Fandomaniafaktor: primaZeitdokument!

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STAR GATE # 15, 16Romanzine/A5/72+68 S.Hary-Production, Waldwiesenstr. 22,66538 Neunkirchen# 15 - Miguel de Torres, Der Schatz derPoseidon (War das Trojanische Pferd - einSTAR GATE ?) & # 16 - Miguel de Torres,Frascati mal zwei (Ein Konzernchef sollgeklont werden). Kann sich da jemand viel-leicht mal vernünftigere Untertitel ausden-ken...? Neue Romane zur Serie also - außer-dem hat sich die ‚Leserkontaktseite' wiedereingefunden, nicht mehr als Beilage, son-dern hinten drin im Heft. Der Macher wettertmal wieder gegen den "Verfall der schrei-benden Kunst"...

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PHANTASTISCH! # 23SF-Magazin/A4/68 S./1200 ExAchim Havemann, Harlinger Str. 119,29456 HitzackerIch bin wieder und wieder erstaunt, dasssich dieses Magazin Jahr um Jahr in diesemunseren Lande am Publikationsleben erhält- obwohl es sich recht >trocken< präsen-tiert...! An besondererer Lektüre gab's fürmich diesmal nicht die große Überraschung- ich habe mir also als kleine LesevorschlägeKoontz ("Die Anbetung", Heyne) und Le Guin("Die wilde Gabe", Piper) notiert...

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PANEL # 26Comixzine/ca. B5/68 S.Panel, Postfach 102665, 28026Bremen

Hey, diesmal ging es aber relativ fix weiter!Und wie immer: Pickepackevoll von Comicsder mitunter etwas abgefahreneren Art...

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NAUTILUS # 29/KARTEFAKT # 63Magazin/A4/110 S.Abenteuer Medien Verlag, RostockerStr. 1, 20099 HamburgWie könnte es anders sein: Schwerpunkt istalles mögliche in Sachen Piratenschiffe etc. -ein Genrezweig, der unsereinen eigentlichnie interessiert hat (Ausnahme ist da nur die"Schatzinsel", wow, dieser klassische TV-Vierteiler, deren Figuren immer noch klarund deutlich im visuellen Gedächtnis prä-sent sind, faszinierend, wie das nachwirkt)...

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SOL # 43Perryzine/PRFZ/A4/68 S./1400 ExAchim Havemann, Harlinger Str. 119,29456 Hitzacker

Das Magazin der noch mal so eben gerette-ten Perry Rhodan-FanZentrale fand 1 1/2Artikel mein argusäugiges Interesse: ZurHälfte Heiko Langhans mit (Teil 1) "HannsKneifels Romanwelten mit einigenSchnittstellen zum wirklichen Leben" - zumeinen hatte ich immer mit demGeschichtsbild des Autors meine Probleme(und habe deswegen auch grundsätzlich aufBlicke in seine ‚historischen' Romane ver-zichtet), zum anderen fand ich seinenPerryheft-Stil, sagen wir mal: geschwätzig(und seine Helden recht eindimensional), sodass jeder neue Kneifel-Roman mit einemAufseufzen begrüßt wurde. Eher unternostalgischen Aspekten sehe ich dannMichael Thiesen mit "Betrachtungen zuAlfred Kelsners fünfundzwanzigjährigemJubiläum" - es erinnert an die wirklich gutenInnenillustrationen (Perryhefte 1000-1300)dieses Coverzeichners, immer noch vor deminneren Auge der Trivialerinnerung präsent...

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GOLEM # 78Stories/THUNDERBOLT/A5/24 S.Uwe Post, Schalker Str. 113, 45881GelsenkirchenAutoren sind Sebastian Seemann, Uwe Post(2) sowie Nadine Boos...

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PERRY RHODAN PERSPEKTIVE #83Perryzine/A5/68 S.Achim Havemann, Harlinger Str. 119,29456 HitzackerKritische Heftrezis (Perry & Atlan) plusHintergrundreflexionen, Spots und

Fortsetzungsstory (diesmal von SimoneSchubert). Nd auf dem Backcover sehen wirin Farbe die Herren Zeichner Kelsner,Papenbrock und Schulz ist doch auch malganz nett)...

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COMIXENE # 94, 95Comic-Magazin/A4/96+132 S.Comixene c/o Nobst, Mühsamstr. 40,10249 Berlin

Der in # 94 betitelte "Krieg der Comicwelten- DC gegen MARVEL" geht uns auch trotz derErläuterung "Mit den Mega-Ereignissen‚House of M' und ‚Infinite Crisis' liefern sichMarvel und DC in diesem Sommer einheißes Kopf-an-Kopf-Rennen um dieLesergunst - doch wer bemerkt diesenBerlagsunterschied im vereinheitlichtenPanini-Deutschland schon?" sowas am Keksvorbei - aufregender ist da schon die volu-

minöse # 95, die das Programm des 12.Internationalen Comic-Salon Erlangen (MitteJuni) liefert und auch ansonsten ganz die-sem >Event< verschrieben ist (plus Panini-Beilage "Infinite Crisis Special")...

>Von 123 bis 157<

LEGENDENSÄNGER EDITION #123, 124, 125, 126Storyzine/A5/72+60+72+68 S./30 ExChristel Scheja, Lenbachstr. 8, 42719Solingen

"Seelenbande", "Schattenherr", "Sonnen-feuer" und "Schicksalsweg" (komisch, allebeginnen mit >S<) sind die 4 Bände überti-telt - geboten werden wieder jede MengeFantasy-Geschichten... "Nach Kündigung undEntlassung brauchte ich erst einmal einigeZeit, um zu mir zu kommen und mich zufangen, mit der Kreativität dauerte es längerals ich befürchtet hatte. Neben derArbeitssuche habe ich wenigstens wiederangefangen zu schreiben und irgendwannauch, die Hefte zusammen zu stellen." Dases dann gleich immer so eine Menge seinmüssen, du meine Güte. Jedenfalls ist jetztauch ein Forum zu der Edition im Interneteingerichtet ("im Moment ist leider nur sehrwenig dort los!"), na, da springe ich mal übermeinen Schatten: www.forum.ac/legen-den.html...

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PALADIN # 157SF-Clubzine/THUNDERBOLT/A5/16S./ca. 20 ExStefan Wogawa, An der Schwarze 44,89444 BlankenhainZineuntergangsstimmung befällt denClubredax und er präsentiert in dem Blatteinen "Inhaltsminimalismus". Nun, derReisebericht "Stormy Monday - Pfingsten

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06" von Angelika Öhrlein über eine etwasmissglückte Tour zum Conditoreimuseum inKitzingen fand ich trotz fehlenden sf-Bezugsdurchaus lesenswert. Jedenfalls soll dasBlatt kürzer treten und die Infoschiene mehrübers Internet laufen. Beinahe also‚tschühüüüß' (Redaktion: Theo Klein)...

>286<

THE GRIDLEY WAVE # 286ERB-News/ca. A4/2 S.The Burroughs Bibliophiles, Universityof Louisville, Louisville, KY 40292,USAIm Mai wurde Bruce Bennett100 Jahre alt - dieser Tarzan-Filmdarsteller (Mitte der 30erJahre) ist bei uns besser unterdem Namen Harold HermanBrix bekannt. Außerdem wirdin der Juli-Ausgabe desNewsblattes auf einTheaterstück eingegangen,das selbst diese ERB-Fachleute erst entdeckten, alses bereits nicht mehr aufge-führt wurde - "A Princess ofMars" wurde in Minneapolis(Minnesota) aufgeführt, inden CITY PAGES schreibt dazuein Quinton Skinner: "ThisHardcover Theater adaptationof Edgar Rice Burroughs'novel is a game, frequentlysilly, appealing angst-free Sci-Fi adventure with an imagi-native low-budget staging.Director and adapter SteveSchroer tackles the challen-ges of presenting an interga-lactic space battle with aseries of small-scale innovati-ons"...

>Missing 300er <

>das Schwarze 400er Loch<

>545<

LOCUS # 545SF& Fantasy-Magazine/ca. A4/88 S.Locus Publications, P.O. Box 13305,Oakland CA 94881, USA"Terry Pratchett will not have an adultDiscworld book this year, for the first time inseveral decades. His latest Discworld YA,Wintersmith, will appear in October 2006."

Die Juni-Ausgabe bietet die obligatori-schen Interviews (Christopher Priest, JayLake sowie Betsy Wollheim, Tochter vonDonald A. Wollheim). Was noch? "StephenKing has organized a benefit featuring rea-dings by himself, J.K. Rowling, and John Irvngto raise funds for two non-profits: TheHaven Foundation, which provides aid toperforming artists unable to work becauseof accident or illness, and itnernationalhumanitarian organization Doctors WithoutBorders. The events are sponsored byScholastic and Simon & Schuste/CBSCorporation. Billed as 'An Evening with Harry,Carrie and Garp" waren die Sache für AnfangAugust in New York geplant… Die Fotos sinddiesmal zum 2005 Nebula AwardsWeekend, Ende April: "The event was atten-

ded by approximately 250 people."Gestorben sind u.a. Lisa Barnett, ArthurPorges, Frankie Thomas jr. und Leigh AnnHussey - neu hingegen die Kolumne vonGraham Sleight: "Yesterday's Tomorrosw" -zum Werk von Alfred Bester. Noch eineNews: "Harry Harrison, 81, received thePhilosopher's Stone Award for distinguishedservices to Her Majesty Science Fiction,given at the Eurocon in Kiev. He also recei-ved the Prix European de Science Fiction,naming him a European Grandmaster"…

Conclusio

... ach, was wäre die fanni-sche Kleinkunstbühneohne diese kleinenSticheleien zwi-schendurch?! "ich meldemich ja auch nie, wennKurt S. irgendwelchenUnfug über mich schreibt"schreibt Klaus N. imObserver # 206 - aha, logi-scher Umkehrschluss wäredann folgendes: Wenn sichKlaus N. über eine Äuße-rung des Zineredax aufregt,dann ist selbige keinUnfug! Mh, darüber unddie Konsequenzen mussich jetzt erst einmal nach-denken...

urlaubsgeschwächteGrüße, ksdenkena

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Ursula K. LeGuin

Die Wilde Gabe"Gifts", 2004, deutsche Erstveröffentlichung, aus demAmerikanischen von Florin F. Marzin, Piper Hardcover,2006, 295 Seiten, 19,80 EUR.Coverzeichnung: Cliff Nielson.

Ursula K. LeGuin ist eine Autorin, die es nie für nötig hielt,mehrere hundert Seiten umfassende Wälzer zu verfassen.Ihre Romane sind erfreulich kompakt und inhaltlich umfas-send. DIE WILDE GABE ist zwar ein Fantasy-Roman, spieltaber (leider...) nicht in der Erdsee, jener Welt, die u. a. zurPopularität der Autorin beitrug. In ihrem neuen Roman krei-ert Ursula K. LeGuin eine sehr konventionelle (Fantasy-)Welt. In der Tiefebene leben die Menschen in Städten, imHochland in feudalistisch geprägten kleinen Gruppen, dieüber ihre Landstriche, Domänen genannt, herrschen.

Die Familie jeder Domäne besitzt eine besondere Gabe,beispielsweise das Rufen (von Tieren), dasFeuerschleudern, das Verdrehen (von Körpern undKörperteilen), das Messer (verwunden auf Distanz) u. a. m.Die Gabe des Oberhauptes der Domäne Caspromant ist dieAuflösens, also des Tötens, doch bei seinem Sohn Orrecwill sie sich zunächst nicht entwickeln. Später setzt Orrecdie Gabe offenbar unkontrolliert ein, so dass ihm die Augenverbunden werden müssen. Seine nächsten Lebensjahresind geprägt von dem Leben im Dunkeln, bis er dieWahrheit über seine Fähigkeit entdeckt.

DIE WILDE GABE ist ein Entwicklungsroman über einenJugendlichen, routiniert erzählt, aber inhaltlich unspekta-kulär. Orrecs Probleme gehen zwar über die einesPubertierenden hinaus, da er ein Spielball inMachtkämpfen ist, aber die sind ebensowenig innovativ

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Kempf/FO207

Neuer Veranstaltungsort inMünchen

45 Jahre PERRY RHODAN - Der Con in München am 9.September 2006

Liebe Voranmelder!

Die ersten Planungen zum 45-jährigen Jubiläum der PERRY RHODAN-Serie begannen zu einem Zeitpunkt, als noch nicht sicher war, wanngenau der Papst München besuchen würde. Später wurde dieNachricht veröffentlicht, dass die Messe am Sonntag, den 10.September, außerhalb von München in Riem stattfinden würde.

Als die Meldung kam, dass der Papst am Samstag, den 9. September,gegen 17 Uhr am Marienplatz, also in der Innenstadt in der Nähezum Literaturhaus, zum Gebet an der Mariensäule erwartet wird,nahmen wir Kontakt mit dem Kreisverwaltungsreferat, der Polizei,dem Bischöflichen Ordinariat und dem Tourismusamt der StadtMünchen auf.

Da die Lage auf Grund der Sicherheitsmaßnahmen rund um dasLiteraturhaus in den letzten Wochen immer schwieriger wurde undmit erheblichen Behinderungen zu rechnen war, entschlossen wiruns, eine alternative Räumlichkeit für unsere Veranstaltung zusuchen. Wir wurden, nur wenige Wochen vor dem Termin, fündig:

45 Jahre PERRY RHODAN - der Con findet nun statt im

Goethe-Forum o Dachauer Str. 122 o Nähe Leonrodplatz o 80637München1. Obergeschoss

Kostenlose Nutzung der Tiefgarage vor Ort ist ab 8.30 Uhr möglich!

Tiere dürfen nicht ins Haus mitgenommen werden!

Beginn der Veranstaltung ist um 10 UhrEinlass für die Gäste ab 9 Uhr

Die Eintrittskarten liegen für alle Voranmelder, die überwiesen haben,an der Kasse bereit.

Wir entschuldigen uns schon jetzt für eventuelle Unannehmlichkeitenund wünschen allen eine gute Anreise!

BITTE UNBEDINGT BEACHTEN: Aktuelle Informationen der PolizeiBayern zu den Verkehrsmaßnahmen anlässlich des Papstbesuchesunter:

http://www.muenchen.de/verticals/Mobilitaet/Papst/Wichtige_Hinweise/01-Verkehr_Innenstadt/171614/index.html

Mit den besten Grüßen aus Rastatt!

Klaus BollhöfenerPERRY RHODAN-Kommunikation

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wie das Konzept der "Gaben", dem immer-hin ein neuer Aspekt abgewonnen wird. AmEnde des Romans offenbart die Autorin (wiebereits in ihrem zuletzt erschienenen Buch,dem letzten ERDSEE-Roman, RÜCKKEHRNACH ERDSEE [Heyne Fantasy 9229]) einegewisse - altersbedingte?! - Sentimentalität:Orrec kann seinen eigenen Weg gehen,ohne ungelöste Konflikte zurücklassen zumüssen, auch wenn die Autorin zu diesemZweck seinen Vater sterben lassen muss(was andererseits ihr Gerechtigkeitsempfin-den und das mancher Leser befriedigenmag).

Es überrascht, mit welcher Selbstver-ständlichkeit die Autorin das Konzept derDomänen, in deren Familien eine übersinn-liche Fähigkeit beheimatet ist,benutzt. Es ähnelt frappierend denDomänen aus den DARKOVER-Zyklus von Marion Zimmer Bradley.Sogar die Wortwahl ist identisch...Auf Darkover sind es zwar "nur"sieben Domänen, derenFamilienmitglieder verschiedeneLaran-Fähigkeiten (im Grunde PSI-Begabungen) aufweisen. Da derDARKOVER-Zyklus über 20 Romaneumfasst und im Laufe von vierJahrzehnten entstand, ist kaumanzunehmen, dass er Ursula G.LeGuin nicht bekannt war und essich lediglich um eine Parallelitätvon eigenständig entwickeltenIdeen und Plots handelt.

DIE WILDE GABE mag ein gutesphantastisches Jugendbuch sein.Die Parallelität des Domänen- undGaben-Konzeptes zu dem DARKO-VER-Zyklus wird nicht nur Kennerdes Werkes von Ursula K. LeGuinzumindest stark irritieren. Esscheint, dass mit dem zunehmen-den Alter (77 inzwischen) nichtihre Sentimentalität zu, sondernauch ihre Ansprüche und ihreIdeenreichtum abgenommen hat. Ich bin mirnicht schlüssig, ob ich unter diesenUmständen das Abwarten der preisgünsti-geren Taschenbuchausgabe von DIE WILDEGABE empfehlen soll.

Armin Möhle, Wallenhorst

Dan Simmons

Olympos"Olympos", 2005, deutsche Erstveröffent-lichung, aus dem Amerikanischen vonPeter Robert, Heyne TB 52123, 2006, 957Seiten, 15,00 EUR.Coverzeichnung: N. N.

OLYMPOS ist der voluminöse Nachfolgebandvon ILIUM (Heyne TB 8320), um mehr als100 Seiten umfangreicher und in einemengeren Satz. Die Romane wiederum bildenzusammen die Fortsetzung der Kurz-geschichte "Der neunte Av" aus WELTEN

UND ZEIT GENUG (Festa SF 1801), in der dieletzten Überlebenden einer bakteriologi-schen Katastrophe, dem Rubikon, für meh-rere tausend Jahre gespeichert, weggefaxtwerden sollen, damit ihre Nachfolger, dieNachmenschen, die Verwüstungen auf derErde beseitigen können. Die etwa 9.000Altmenschen sind interessanterweise durch-weg Juden, und die Story deutet an, dassdas letzte Fax ihrer Vernichtung dient.

In ILIUM berichtete der ehemaligePhilosophie-Professor Thomas Hockenberryden Musen über den Verlauf desTrojanischen Krieges, vor allem über dieAbweichungen zu Homers ILIAS-Epos.Hockenberry wird klar, dass er sich nicht indem historischen trojanischen Krieg befin-det, außerdem gerät er die Intrigen der (klas-sischen) griechischen Götter. Von denselbenGöttern wird die Expedition der Moravecs,organisch-kybernetischen Lebensformen,

die vor Jahrtausenden von den Menschenerbaut und in das Sonnensystem entsandtwurden, im Marsorbit abgeschossen. (DerOlymp ist tatsächlich der Olympus Mons aufdem terraformten Mars.) Auf der Erde machtsich eine Gruppe von Altmenschen zu einerOdyssee über die entvölkerte Erde und aufeinen Asteroiden in der Erdorbit auf, in demsie dem Zauberer Prospero begegnen unddas Monster Caliban bekämpfen müssen.

ILIUM endet mit dem gemeinsamenKampf der Griechen, Trojaner und Moravecsgegen die Götter. Der Roman zeichnet sichdurch eine zügige Handlung und einigeinteressante Ideen aus, weckt freilich auchErwartungen, nämlich nach einer zufrieden-stellenden Erklärung für die Handlungsteile,die ohne weiteres kaum zusammenpassenwollen.

In OLYMPOS zerbricht zunächst dieAllianz zwischen den Griechen und denTrojanern. Die Moravecs setzen ihreExpedition fort, und zwar zur Erde, auf dersie die Verursacher der Quantenaktivitätenvermuten, mit der die Götter des Olymparbeiten (die ILIUM-Erde ist eineParallelwelt). Dort müssen sich dieAltmenschen den Zusammenbruch derTechnik, die ihnen bislang ein sorgenfreiesLeben ermöglichte, bewältigen, und sich derAngriffe der roboterähnlichen Voynixeerwehren, die bislang ihre Diener waren.Über diversen Orten entstehen zudemgroße, bläuliche Eiskuppeln: Setebos kehrtzurück. Zwischen dem Olymp, der ILIUM-Erde und der Moravec-Expedition pendeltnatürlich Thomas Hockenberry.

Während der Leser mancheZusammenhänge erahnen kann - die Göttersind aus den Nachmenschen hervorgegan-gen, die die Altmenschen auf der Erdezurückließen, immerhin gut versorgt -, stelltsich die Frage nach dem Sinn der Existenzvon Figuren wie Prospero, Setebos, Calibanu. a., die ursprünglich aus einem StückWilliam Shakespeares stammen (Simmonshat in vielen seiner früheren Romane bereitsBezug auf Werke der klassischen Literaturgenommen). Die Antwort des Autors fälltdürftig aus: "Die Nachmenschen habenBran-Löcher in alternative Universen geöff-net, die durch die konzentrierten Linsenbereits existierender holografischerWellenfronten entstanden oder zumindestwahrgenommen worden waren.Menschliche Fantasie. Menschliches Genie."(Seite 638).

Dieses Zitat illustriert sehr schön, wodurch sich OLYMPOS - noch mehr als ILIUM- auszeichnet, nämlich durch inhaltlicheBeliebigkeit. Simmons verwendet eine sogroße Zahl von Ideen, das dem Leser bei der

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Kempf/FO207/buch/möhle

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Lektüre schwindlig könnte. Teilweise kopierter sich sogar selbst: das Konzept desBewusstseins als stehende Wellenfront, dieVerwendung teleportierender Menschen alsorganische Rechenkapazitäten, dasTeleportieren ohne technische Hilfsmittel u.a. hat Simmons bereits in anderen, gelunge-neren Roman verwandt. In OLYMPOS fehltdieser Ideenflut - Ideenfeuerwerk zu sagenwäre nicht angemessen - jedoch dieKohärenz und ein Konzept. Es scheint, alshabe Autor erst entschieden, wie er diesesKonglomerat an Einzelteilen zusammenfügt,als sie komplett vor ihm lagen.

Allein der alternative Verlauf des trojani-schen Krieges hätte genügend Stoff füreinen (kompakteren) Roman geboten. MitRomanen wie DAS SCHLANGENHAUPT(Goldmann TB 41405) und FIESTA IN HAVAN-NA (Goldmann Paperback 54126) hatSimmons bereits bewiesen, dass er auchStoffe jenseits der Science Fiction und desHorrors souverän beherrscht.

Immerhin gelingt es Simmons, dieHandlung in OLYMPOS zu einem Ende zuführen, das keine inneren Widersprüche auf-weist. Der Roman bleibt allerdings zuumfangreich: Die Geschehnisse auf der Erdenehmen großen Raum ein, sind im Vergleichzu den übrigen Teilen jedoch die unwichtig-sten. Die Bemühungen Achilles' um dieAuferstehung der Amazone Pentheliseaführen zum Tod von Zeus', sind für diesenZweck jedoch auch zu langwierig. DieBergung von Schwarze Loch-Sprengköpfenaus einem U-Boot des "Globalen Kalifats"gibt Anlass für einen zwiespältigen Eindruck,zumal Simmons zuvor die Info gab, dass deRubikon von der islamischen Welt ausgelöstwurde. Ist das "nur" eine Konzession an dievermeintliche Stimmung in der (US-amerika-nischen) Leserschaft des Autors?!

OLYMPOS befriedigt nicht dieErwartungen, bestätigt aber die Skepsis, dieILIUM hinterließ, und würde weniger enttäu-schen, wenn Simmons sowohl auf die litera-rischen Anleihen als auch auf Infos aus demgeschichtlichen Hintergrunds der Erde derAltmenschen und auf einen großen Teile derdort spielenden Handlung verzichtet hätte.Aber auch in diesem Fall könnte OLYMPOS(und mit ihm auch ILIUM) mit den brillante-sten Romanen des Autors wie den HYPERI-ON- und ENDYMION-Bände (u. a. als HeyneSFTB 8005 und 8806 bzw. als GoldmannPaperback 43351 und 43352) nicht einmalansatzweise gleichziehen. Für Leser, die DanSimmons schätzen gelernt haben, dürfteOLYMPOS eine große Enttäuschung sein.

Armin Möhle, Wallenhorst

JEFF VANDERMEER

Stadt der Heiligen& VerrücktenRoman

City of Saints & Madmen (2002, 2004),deutsche Erstausgabe, Stuttgart 2005,Klett-Cotta, ISBN 3-608-93773-0, aus demAmerikanischen von Erik Simon,Umschlagillustration: Garry Nurrish, mitzahlreichen Illustrationen und einemVorwort von Michael Moorcock, gebunden,2500, 480 Seiten.

Auf Jan VanderMeer wurde ich durch dieausführlichen Artikel im aktuellen "AlienContact Jahrbuch 2005" aufmerksam - denKauf seines köstlich düsteren Mosaikromans"Stadt der Heiligen & Verrückten" habe ichnicht bereut.

VanderMeer siedelt in unmittelbarerliterarischer Nachbarschaft einiger derbesten neuen Autoren: Er begibt sich in dielängst nicht hinreichend erforschtenGrenzgebiete zwischen Science Fiction undFantasy und gründet dort eine eigene Stadt.Wen also Jeffrey Thomas' "Punktown" begei-stert hat und wer von China Miévilles NewCrobuzon nicht genug bekommen kann,dem sei hiermit ein Besuch in Ambra ansHerz gelegt, der anden Ufern des Mott-Flusses liegenden"Stadt der Heiligen& Verrückten".

VanderMeertreibt von Anfang anein einnehmendesVerwirrspiel mit denGrenzen von Fiktionund sogenannterRealität. Nachdemuns bereits auf denUmschlagseiteneine erste kurzeAmbra-Geschichteempfangen hat, istdem Buchinnereneine einundzwanzigTitel umfassendeListe angeblicher"anderer Bücher desAutoren" vorange-stellt.

Ein Vorwort von Michael Moorcock trägtzur Mystifikation bei, bevor mit "Dradin,Verliebt" der erste ausführlichere Ausflug andie Ufer des Mott ansteht. Ein gescheiterterMissionar kehrt nach Ambra zurück und ver-liebt sich Hals über Kopf unsterblich in eineUnbekannte, die er am Fenster derHandelshauses Hoegbotton & Söhneerblickt, vertraut sich einem dubiosenVermittler an und gerät schließlich in die blu-tigen Wirrungen des Fest des

Süßwasserkalamars... Ich finde es einfachgroßartig, wie VanderMeer hier zügig einesinistre, ungemein intensive Stimmung auf-baut, die am Ende in blanken Horrorabkippt!

Die anschließende "Frühgeschichte derStadt Ambra" gibt dann endlich einenÜberblick über die konstituierenden Umrissedes hier ausgebreiteten Universums. AlsAutor fungiert ein fiktiver Historiker mitNamen Duncan Shriek, der sich nicht scheut,mittels großzügiger Fußnoten kräftig gegenebenso fiktive Berufskollegen Stimmung zumachen.

"Die Verwand-lung des MartinSee" erzählt diegeheime Geschichtevom Aufstieg vonAmbras berühmte-sten Maler und ent-hüllt zugleich diewahren Umständeum den Tod desberühmtesten Kom-ponisten und ein-flussreichsten Poli-tikers seiner Zeit,erneut ein Text, dienach finsteremAufgalopp ins Ab-grundtiefe abstürzt,eine grandiose Ge-schichte um Schuldund Desillusio-nierung.

"Der seltsameFall von X" führt in

eine psychiatrische Anstalt und dokumen-tiert den Fall eines Patienten, der an denGrundfesten seiner Realität zweifelt. Wiehier unsere Wirklichkeit mit derjenigenAmbras verzahnt wird, ist erstaunlich undbeinahe elegant.

Damit haben wir in etwa die Mitte der"Stadt der Heiligen & Verrückten" erreicht.Vor uns liegt jetzt noch ein mehr als zwei-hundert Seiten umfassender "anneX", derSchriftstücke aus den Hinterlassenschaften

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des spurlos verschwundenen Patienten Xenthält. Herausragend ist hier FrederickMadnoks Monographie "Der Königskala-mar", die eine vierundzwanzigseitigeBibliographie fiktiver, dennoch teilweise umkritische Anmerkungen ergänzte Bücherzum Thema enthält (übrigens eine DankInternet entstandene Gemeinschaftsproduk-tion Jeff VanderMeers und etlicher befreun-deter AutorInnen).

"Die Familiengeschichte derHoegbottons" führt in die FrühgeschichteAmbras, ebenso das gräßliche "Der Käfig"."In den Stunden nach dem Tod" ist finstersteEsoterik. Es folgen (unter anderem) ein zumMiträtseln aufforderndes Zahlenrätsel, das

erschreckende "Wie man das Fleisch verläs-st", ein umfassendes "Glossar zu Ambra"und eine (natürlich ebenfalls fiktive)Anmerkung "Über den Autor".

Wenn ich "Stadt der Heiligen &Verrückten" als Mosaikroman bezeichne,möchte ich damit würdigen, dass hier diehier versammelten Einzelbeiträge sich ineiner Weise vielschichtig aufeinander bezie-hen, dass mehr entsteht als "nur" die pureSumme des Erzählten. Die hier entfaltetebizarre Phantasie findet ihre adaequateUmsetzung in einer bibliophilen Gestaltung,welche sich insbesondere mit dem "anneX"in der Verwendung unterschiedlicherSchrifttypen und abweichender bis fehlen-der Nummerierungen manifestiert.

Mit "Stadt der Heiligen & Verrückten"betritt ein neuer Autor die phantastischeBühne, von dem wir uns, wenn er auch nurannähernd sein Niveau hält, Großes ver-sprechen können.

Peter Herfurth-Jesse

Japanisch ist nicht jedermanns Sache,nicht das Essen, schon gar nicht dieSprache und auch die bildende Kunstmacht es westlichen Gemütern nichtimmer leicht, sie zu genießen. Zu großscheinen die kulturellen Unterschiede.Selten gelingt es einem japanischenKünstler Aufmerksamkeit in der westli-chen Welt zu erlangen. Originell ist, dassTo Ubukata, der Autor der Mardock-Serie,Schwierigkeiten hatte, sein Werk in Japanzu veröffentlichen. Mehr als zehn Jahrebrauchte er, um einen Verleger zu finden.Vielleicht fanden die dreizehn Redakteure,die sich nicht gewagt haben, dem jungenAutor eine Chance zu geben, Ubukatas Stilzu westlich?

Vorstellbar ist das allerdings kaum,denn der Auftakt zur Mardock-Serie"Kompression" ist schon ausgesprochenschräg und erinnert gerade mit den sexu-ellen Komponenten an das, was sonstaus dem Land der aufgehenden Sonnekommt. Die Heldin ist die hübsche, undnoch kindlich wirkende, 15-jährige RuneBalot, deren Zuhälter es nur beinahe gelingt,sie zu ermorden, als sie ihre eigene Identitäthinterfragt. Lebensgefährlich verletzt über-lebt sie den Anschlag und ihr Körper wirdnach ihrer Rettung technisch hochgerüstet.Eine Symbiose mit einer KünstlichenIntelligent in Mausform befähigt sie zumSnarken, also zu generieren durchGedankenkraft, von Kleidung und Waffen.Die Maus mit dem goldenen Fell nennt sichOeufcoque und ist gleichzeitigRechtsanwalt. Er will Runes ehemaligenZuhälter vor Gericht bringen, denn vor Runesind bereits sechs Mädchen unter vergleich-baren Umständen gestorben. Tatsächlich istdie Story sehr viel skurriler als das, was ichmit den voran gegangenen Sätzen eherunbeholfen beschreiben konnte. Ubukatapräsentiert eine wilde Mischung ausCyberpunk, Superheldengeschichte, Mangaund Krimi.

Die Handlung in dem knapp 300 Seitenstarken Buch wird schnell vorangetrieben.Dabei wird vor Blutbädern nicht zurückgeschreckt und sie werden mit ebensolchenDetails geschildert wie Sex. Alles, was RuneBalot zustößt, wird mit großer Distanziertheitbeschrieben, denn Rune ist eine Mädchen,das sich wie in einer Muschel in sich selbstzurückziehen kann, ihr Wesen und ihreGefühle werden komprimiert. In ihrem frühe-ren Leben funktionierte sie in diesemZustand als willenlose Prostituierte, die wieeine Puppe alles mit sich machen ließ, undspäter wird sie mit der Maus zusammen zueiner mörderischen Waffe, die mitleidlos ihreGegner zu töten vermag.

Zur fremdartigen Handlung gesellt sichein, kurzer, sachlicher Erzählstil (zumindestnehme ich an, dass die Übersetzerin CoraHartwig den Stil ins Deutsche übertragenhat), der die Geschichte erst verdaulichmacht. Kompliziert zusammen geschraubteSätze findet man nicht in dem Auftaktromanzu der in Japan mittlerweile sehr erfolgrei-chen Serie, die 2003 immerhin mit demnationalen Science Fiction Preis ausgezeich-net wurde. Mit klarer Subjekt-Prädikat-Objekt-Ansprache führt der Autor die stau-nende Westeuropäerin durch seinen grellenund brutalen Großstadtdschungel. Er hatkranke Typen erfunden, von denen manmeint, dass sie sich tatsächlich nur in Japanoder in Belgien entwickeln können. Männer,die sich dutzende Brüste auf den Körpertransplantieren lassen oder die Augen dergetöteten Ex-Freundin auf den Unterarm.Den Perversionen sind keine Schrankengesetzt. Als Gegenentwurf sorgt die ganzlangsam wachsende, zärtliche Beziehungzwischen Rune und Oeufcoque nicht fürRomantik, aber doch für emotionale Wärme.Das alles liest man mit einer gewissenFaszination, einerseits weil es erschreckend-schöne Bilder im Kopf erzeugt und anderer-seits weil es spannend ist. "Kompression"endet mit einem unerhörten Cliffhänger, bru-tal und erotisch wie die ganze Geschichteund eines ist klar: Ich will wissen, wie esweitergeht.

ddd

To UbukataKompressionHeyne 52176, 7+95

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MardockEine japanische Serie wird die deutschen SF-Fans erobern

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Beim letzten Mal stöhnten noch alle überdas schöne Wetter mit zum Teil brütenderHitze. Immerhin hielt das vier WM-Wochen lang und noch drei weitere. Undnun habe ich seit drei Wochen Urlaub undnur zwei halbwegs schöne Tage warendarunter. So isses halt auch nichts... Nun,dann schreibe ich eben ein bissel was zuden Hörspielen statt mich am See oder imGarten zu verlustieren. Hier sind sie nun,die phantastischen Hörspiele für denSeptember 2006.

Viele Grüße vom

Mark

PhantastischeHörspieleSeptember 2006

So. 03.09.2006, 16:05 Uhr, SWR2, 55minDas Lewskow-Manuscriptvon Matthias WittekindtLevy Lautmann, dergerade ein neuesGesicht gewonnen hat,ist Aufklärer in einerhochtechnisierten Welt.Seine Aufgabe ist es zuüberprüfen, ob Manus-kripte ins "Zentralarchivder Gesellschaft" aufge-nommen werden dürfenoder nicht. Als ihm das"Lewskow-Manuscript"zur Überprüfung überge-ben wird, ist er aufeigentümliche Weiseberührt. Verbotenerweisenimmt er Kontakt mit der Kollegin Lisa auf,die das Skript ebenfalls liest. Wie Jäger einesverlorenen Schatzes wollen sie dasGeheimnis des Papiers ergründen.Lautmann gelangt dabei ans Ende seinerWelt, überwindet eine riesige Mauer und fin-det sich zusammen mit Lisa in einerRuinenlandschaft. Gegen die Zurichtungenund Überreizungen einer hochtechnisiertenGesellschaft entdecken sie sich zusammenals Individuen.

So. 03.09.2006, 17:05 Uhr, WDR5, 50minPer Anhalter ins All Teil 2: Roboterund Doppelkopfvon Douglas Adams

Fr. 08.09.2006, 20:30 Uhr, BR2,32:15 minExpedition ins Niemandslandvon Herbert W. FrankeNach dem Atomkrieg ist das radioaktiv ver-seuchte Hinterland zur verbotenen Zoneerklärt worden. Die Aufräumarbeiten begin-nen, Ruinen werden abgerissen und allenicht registrierten Pflanzen und Tiere elimi-niert. Während das Gebiet desinfiziert undsaniert wird, sollen die Bewohner umerzo-gen und in die große Gemeinschaft derstädtischen Zivilisationen eingegliedert wer-den. Vom Basislager brechen zwei jungeWissenschaftler in Schutzanzügen auf, um

im Sperrbezirk erste Unter-suchungen durchzuführen. Dabeitrifft der Biochemiker NeilSummer auf Brenda, die sichohne Schutzanzug guterGesundheit zu erfreuen scheint.Sie erzählt ihm, dass es sich beiden Geschichten von denangeblichen Überlebenden desAtomkriegs nur um Erfindungenhandele - und das die Bewohnerdes Sperrbezirks hierher geflüch-tet seien, um der reglementier-ten, technisierten Zivilisation der

Städte zu entkommen. Als Neil klar wird,dass seine Untersuchungen in Wahrheit nurdie neu entdeckten Bodenschätze desGebietes erschließen sollen, trifft er einespontane Entscheidung und öffnet seinenSchutzanzug.

So. 10.09.2006, 13:30 Uhr, DRK,50:03 minDer brennende Schatten (1)von Kai MeyerVenedig, 1830. Magie ist alltäglich.Stadtwächter reiten auf steinernen Löwendurch die Gassen. Arcimboldo, der 15-jähri-ge Lehrling eines Spiegelmachers, findet amUfer der Lagune eine schwer verletzteMeerjungfrau namens Unke. Er erkennt sie

am typischen Haifischmaul - allerdings ist ihrFischschwanz verschwunden und wurdedurch ein paar menschliche Beine ersetzt.Um Unkes Geheimnis zu entschleiern,begibt sich Arcimboldo auf eine gefährlicheReise: An der Seite von Meerjungfrauen undkauzigen Unterseeforschern steigt er hinabin die See, streift durch die Ruinen derSubozeanischen Kulturen, stellt sich einerMeerhexe zum Kampf und betritt das Reichder Fließenden Königin...

So. 10.09.2006, 17:05 Uhr, WDR5, 54minPer Anhalter ins All Teil 3: DasMädchen und der Walvon Douglas Adams

Di. 12.09.2006, 20:05 Uhr, WDR5, 54minFinale Rettung Michiganvon Carl Amery

Carl Amery entwirf zu Beginn der 80er -Jahreein Schreckensszenario, das um einen fikti-ven Lebensmittelskandal in den USA kreist:Tödliche Krebsstoffe sind durch einen bana-len Fehler in das Fleisch geraten, mit demdas ganze Land versorgt wird. Ein einflus-sreiches Kartell vertuscht den Schaden undlässt damit ein grenzenloses Massensterbenzu. Die Widerstandsorganisation CancerIncorporated (Krebs im Leibe) sieht derVerschleierung dieser Katastrophe offen-sichtlich nicht tatenlos zu, und da sie sich inprovokatorischer Absicht für Attentate ver-antwortlich erklärt, deren Tote in WirklichkeitKrebstote oder Verkehrsopfer sind, reizt siedie Paranoia der Mächtigen und wird zumStaatsfeind Nr. 1. Das Amt für integrierte

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Wittekindt

Amery

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Lebenshilfe, eine Geheimarmee mit diktato-rischer Vollmacht, wird zu ihrer Vernichtungeingesetzt. In diesen Wirren hat Alf, einangeblicher Versicherungsagent, guteGründe, seine Geliebte Marsha aus demStaat Michigan herauszuholen. Als er jedocham verabredeten Ort eintrifft, erwartet ihneine Überraschung, die Alf über ihre wahreIdentität aufklärt.

So. 17.09.2006, 13:30 Uhr, DRK, ca.50 minDer brennende Schatten (2)von Kai Meyer

So. 17.09.2006, 17:05 Uhr, WDR5, 52minPer Anhalter ins All Teil 4: DerKongress der Mäusevon Douglas Adams

Fr. 22.09.2006, 20:30 Uhr, BR2,48:20 minIch, der Robot: Vernunftvon Isaac AsimovDie Robot-Psychologin Dr. Susan Calvinberichtet von einem markanten Fall: Ein zuselbständigem Denken befähigter Roboter ineiner Raumstation bezweifelt, vonMenschen konstruiert worden zu sein, undglaubt an einen höheren Schöpfer. Denn alsRoboter, der mit einem Wirkungsgrad von80 Prozent arbeitet, ist QT1 den Menschenan Leistungsfähigkeit und Präzision weitüberlegen. Auf der Suche nach einerErklärung für seine Existenz kommt er zudem Schluss, dass sein wahrer Schöpfer

mächtiger sein muss als er - und erklärt denUmformer, eine einfache Maschine, zu sei-nem Herrn und sich zu seinem Propheten.Dem Herrn zu dienen ist ein großes Privileg,das ab jetzt nur noch ihm allein gebührt. DieMenschen sind damit überflüssig geworden.

Sa. 23.09.2006, 14:05 Uhr, HR2, 36minDesigner-Baby (1)von Bettina ObrechtScience Fiction odervielleicht schon naheZukunft? Nora hateine Hasenscharteund an jedem Fußsechs Zehen. Sie istein Designer-Baby, beidem so einiges schiefgegangen ist.

Deshalb wächstsie innerhalb derMauern von Genosanauf, jener Firma, diesie nach dem Wunschder Eltern ausGenbanken zusam-mengesetzt hat. DassNora eine leiblicheMutter hat, wird ihr verschwiegen. EinesTages aber bietet sich für sie überraschenddie Möglichkeit, die Welt jenseits derMauern von Genosan kennen zu lernen. AlsNora diese Chance ergreift, überstürzen sichdie Ereignisse.

Mi. 23.09.2006, 22:00 Uhr, WDR3, 53minGräser fliegen nur noch seltenvon Herman BohlenIn Bohlens retrofuturistischem Hörspielbricht Achim eines Morgens auf, um heim-lich die Stadt zu verlassen, in der einSchreckensregime herrscht. Die Bewohnerwerden durch in den Boden eingelasseneKontrollfelder überwacht, die Luft wirdkünstlich von den Stadtwerken gemischt,Belustigungen finden täglich auf demGroßen Platz statt. Am Stadtrand droht derKamm, ein Gerät mit dem die Wälder nachFlüchtigen durchsucht werden.

So. 24.09.2006, 17:05 Uhr, WDR5, 51minPer Anhalter ins All Teil 5: EinTango am Ende der Weltvon Douglas Adams

Sa. 30.09.2006, 14:05 Uhr, HR2, 41minDesigner-Baby (2)von Bettina Obrecht

So. 01.10.2006, 17:05 Uhr, WDR5, 55minPer Anhalter ins All Teil 6: Die Erdehat uns wiedervon Douglas Adams

Abkürzungen derSenderBR = Bayerischer Rundfunk

DLF = Deutschlandfunk

DRK = DeutschlandRadioKultur (ehem.DeutschlandRadio Berlin)

EinsLive= Westdeutscher Rundfunk (ehem.WDR 1)

HR = Hessischer Rundfunk

NDR = Norddeutscher Rundfunk

RBB = Rundfunk Berlin-Brandenburg

RB = Radio Bremen

SR = Saarländischer Rundfunk

SWR = Südwestrundfunk

WDR = Westdeutscher Rundfunk

MDR = MDR Figaro (ehem. MDR Kultur)

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Adams

Obrecht

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O: " Pirates of the Caribbean - Dead man´schest", Staaten 06; Regie: Gore Verbinski;Darsteller/innen: Keira Knightley, BillNighy, Naomi Harris, Orlando Bloom,Johnny Depp u.a.; 150 Minuten.

Piratenfilme sind etwas für Jungs. Ich erin-nere mich noch gut daran wie sich verreg-nete Sonntagnachmittage (vorzugsweise inden Ferien verregnet) mit den einschlägigenErrol Flynn / Tyrone Power / Burt LancasterSäbel- & Enterfilmen aushalten ließen.Trotzdem findet sich seltsamer Weise nichtein einziger "Auf nach Tortuga!"-Streifen inmeiner Sammlung; was nicht auf eineAbsicht zurück zu führen ist, sondern sicheben einfach so ergeben hat. Manche Filmeseiner Kindheit hakt man als Erwachsenerwohl irgendwann ab. Nicht einmal die leich-te Süße nostalgischer Erinnerungen magnoch dahin vorzudringen. Ende einesKapitels.

Der verwegene Pirat als Eroberer derWeltmeere und Retter diverser Jungfrauenzur See hatte in etwa mit Beginn der sech-ziger Jahre (des letzten Jahrhunderts, wie esinzwischen heißen soll) ausgedient.Abgesehen von den wenigen "FliegendenHolländern" herrschte Flaute im Metier.Seines Zeichens Jerry Bruckheimer - der Weltwohl größte Spezialist für nährlosesSeifenblasen-Kino - sollte vor drei Jahreneinen Kontrapunkt dazu setzen: PIRATES OFTHE CARIBBEAN 1 hisste jeden Streifen Segel

und sackte (aufgetakelt wieeine Fregatte) global denüberdicken Dollar ein. Daßder restlos aufgeblähte Filmsich ab einem Punkt imWiederholen der ewig glei-chen, langweiligen "wir-ent-ern-das-Schiff"-Einlagen er-schöpft, fiel dabei nicht wei-ter auf.

Den größten Vorwurf denich Produzent Bruckheimer,Regisseur Verbinski und den Drehbuchauto-ren Elliet / Rossio aber mache - außer natür-lich dem, daß mich ihr Film zu Tode angeö-det hat - ist und bleibt die fahrlässigeVerschwendung schauspielerischen Talents.Das Trio Depp, Knightley & Bloom hätteweitaus mehr verdient als in einem ober-flächlichen Sensationsvehikel (die eher leid-lichen ) Kostüme durch die Kulissen zu tra-gen.

Richtig - ich mag PIRATES OF THE CARIB-BEAN 1 nicht sonderlich (s. Kurzkritik FO Nov.03)!

Die Hochzeit zwischen Will Turner(Orlando Bloom) und Elizabeth Swann (KeiraKnightley) fällt im doppelten Sinne insWasser; zu den Sturzbächen vom Himmelgesellt sich der Abgesandte des Königs (TomHollander), der stehenden Fußes beidewegen Beihilfe zur Flucht eines Piraten ein-kerkern läßt. Nicht ohne eigennützige

Hintergedanken bietet er kurze Zeit späterWill an, sich auf die Spur des flüchtigenFreibeuters zu machen, um ihm einenKompass abzunehmen, der von großerBedeutung für den König, seine Flotte oderzumindest für seinen Gesandten sein soll.Dem aufrechten Will Turner bleibt keineandere Wahl und so macht er sich auf dieSuche nach Captain Jack Sparrow (JohnnyDepp).

Nach einem Slapstick-Intermezzo aufCannibal Island (gibt es eine Steigerung zu"mehr als überflüssig"?) rudert die Crew der"Black Pearl" zum Sumpfloch der PriesterinTia Dalma (Naomi Harris), wo Sparrow zuerfahren hofft wie er dem drohenden "Fluch"Davy Jones` (Bill Nighy) noch entgehen kann.Die Hinweise Dalmas sind so einfach wieschwierig: In einer vergrabenen Kiste (derenStandort der Kompass zeigt, wenn seinBenutzer nur den sehnlichsten Wunschdanach verspürt) liegt das Herz von Davy

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Fluch der Karibik 2

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Jones. Jack muß nun lediglichden Schlüssel stehlen, den derUntote Jones immer bei sichträgt, das Herz in seine Gewaltbringen, um dann seineForderung zu stellen. SchlichteErpressung also ist angesagt.

Aber der ruhelose Captain der"Flying Dutchman" hetzt seineCrew zwangsrekrutierter Untoterhinter Jack Sparrow her, womitein unerquicklicher Jagdreigeneinsetzt. Zufällig befindet sichdann auf einem der Schiffe, diedabei zu Bruch gehen, die geflo-hene Elizabeth, womit das Trioerneut vereint wäre.

Der überaus lange Rest desFilms füllt sich mit diversenFechteinlagen, Verfolgungsfahr-ten, Kaperungen und sinnfreienDialogen. Zuletzt verschwindetJack Sparrow im Rachen einesUngeheuers, die Crew beschließteine Rettungsexpedition ansEnde der Welt (wohin auch sonst) undCaptain Barbossa (Geofrey Rush) erscheintauf der Bildfläche. Hurra!

Angesichts einer solchen Schlafpille kanndie Wartezeit auf Teil 3 der substanzfreienSaga nicht lange genug sein.

Wie bereits zum ersten Teil wird die ein-schlägige Presse nicht müde zu erwähnen,welch gelungene, parodistische DarstellungJohnny Depp mit Jack Sparrow liefert. Indiese Suppe kann ich lediglich im vorübergehen spucken, denn in Anbetracht all dergenial süperben Figuren, die Depp bereitsgespielt hat (in GILBERT GRAPE, DON JUAN

DeMARCO, DONNIE BRASCO oder DEAD MAN)ist sein Pirat nur gehobenes Schmie-rentheater. Eine Travestie ohne wirklicheSubstanz, der man aber immerhin nochbescheinigen kann daß sie besser funktio-niert als seine meisten Arbeiten unter TimBurton. Es gibt eine (!) einzige Szene, in dermich das überkandidelte Gehabe von JackSparrow überzeugt und somit auch amü-siert: Wenn er auf dem Mast seines gesun-kenen Segelboots in den Hafen von PortRoyal einfährt und dort mit dem Zahlmeisterüber die Liegegebühren seines untergegan-genen Schiffs streitet. Allerspätestens nacheiner halben Stunde aber ist sein gewollt

tuntiges chargieren imbesten aller Fall noch langat-mig, nicht selten aber auchnur Nerv tötend. Mit Teil 2hat sich der schauspieleri-sche Effekt bereits erschöpftund bleibt ein bemühtesZitat der eigenen "Vorgabe".Wird just in den Slapstick-Einlagen zur peinlichenClownerie. Ein CharlieChaplin konnte Slapstick undGlaubwürdigkeit (der Figur)miteinander vereinen. AberChaplin war in der Hinsichtein Meister; seine Figurenhat er niemals verraten. Indiesem Zusammenhangkann man das verkrampfteStan Laurel / Oliver Hardy-Zitat (Ragetti & Pintel) eben-so sehen; hier wirkt nichtssonderlich komisch, auchwenn die SchauspielerMackenzie Crook und Lee

Arenberg noch so sehr Grimassen ziehenund mit den Augen rollen mögen.

Orlando Bloom erhält im zweiten Teil derkaribischen Nußschale keineswegs dieChance seinen Will in eine Richtung ent-wickeln zu lassen. Wie sollte er bei derartdürftigen Vorgaben auch anders. Schlimmernoch, seine Figur versinkt immer weiter inder Bedeutungslosigkeit. Auch er ist darstel-lerisch restlos unterfordert. Ganz ähnlich wieKeira Knighley, die mir in dieser Salz verkru-steten, spannungslosen Wasserwüste dochzumindest den Balsam ihrer Schönheitgeben kann. Die Vorfreude auf ein hübschesGesicht kann einem auch die Müdigkeit im

Zaum halten helfen. Ohne ihreElizabeth wäre ich sanft eingeschlum-mert.

Davon hätten mich auch nicht diemusikalischen Breitseiten aus derFeder von Hans Zimmer abhaltenkönnen, die ebenso im zweiten Teilwieder an Motive aus GLADIATOR(Musik: Hans Zimmer!) erinnern.

Auch der zweite Teil der karibi-schen Piraten ist eine Lizenz zumGelddrucken geworden. Durchschla-gende Erfolge an allen Kassen, gar-niert vom Pressejubel. Unterhalt-samer wird der Streifen dadurch aberauch nicht. Vom Krähennest aus sinddie Aussichten für den bereits mitabgelichteten dritten Part ähnlich;erneut minderwertige Ware imAngebot. Auf See hätte manBruckheimer & Verbinski das Deckscheuern laßen.

(9. August 06 - robert musa)

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Kempf/FO207

ImpressumFandom Observer 207 • Sept 2006

Verlag: Editorship S&MHerausgeber: Martin Kempf, Märkerstr. 27, 63755 AlzenauTel 06023-3474 Fax 06023-970833

Chefredakteur: Martin Kempf, E-mail: [email protected]

Rezensionsmaterial bitte an den zustän-digen Redakteur schicken.

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Kurt S. Denkena (ksd), Doris Dressler(ddd), Mark Engler, Peter Herfurth-Jesse,Armin Möhle, Robert Musa

Für den Inhalt namentlich gekennzeich-neter Beiträge übernimmt die Redaktionkeine Verantwortung.

Fotos: alle geklaut...

Satz & Gestaltung: BlindenwerkstattAlzenau

Anzeigenverwaltung: Martin Kempf; esgilt die Anzeigenpreisliste 2/94

Druck: effects, Stefan Schaper

Bezugspreis: EUR 2,00 (inkl Porto),Abonnement (12 Ausgaben) EUR 24,00;Auslandspreis bitte anfragen

Liste der lieferbaren Exemplare auf derHomepage: www.fandomobserver.de

Abobestellungen: Konto 240 639 385,Sparkasse Alzenau, BLZ 795 500 00 ltdauf Martin Kempf

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefegekürzt abzudrucken. Belegexemplare ingedruckter Form werden keine versandt.

Redaktion der Observer Nr. 208:

Ortwin Rave

Redaktionsschluß:jeweils der 15. des Vormonats

Danksagung / Grüße: ...

Kontaktadressen

Chefredaktionen:

· Florian Breitsameter, St.Martin Str. 12,86510 Ried-Baindlkirch;Email: [email protected]

· Doris Dressler, Zeisigweg 24, 40468 Düsseldorf; Email: [email protected]

· Günther Freunek, Am Haster Berg 37,49090 Osnabrück;Email: [email protected]

· Olaf Funke, Naupliastr. 7,81547 MünchenEmail: [email protected]

· Martin Kempf, Märkerstr. 27, 63755 Alzenau;Email: [email protected]

· Ortwin Rave, Petunienweg 1, 61381 FriedrichsdorfEmail: fo208(at)cyber-rave.de

Spartenredaktionen:

· Comic: Olaf Funke, Naupliastr. 7, 81547München, [email protected]

· Fanzines: Kurt S. Denkena, Postach 7603 18, 28733 Bremen;Email: [email protected]

· Hörspiel: Mark Engler, August PeukertPlatz 4, 63457 Hanau;Email: [email protected]

· Film: verwaist

· Horror: Andreas Nordiek, Ernst LemmerStr. 11, 26131 Oldenburg;Email: [email protected]

alles weitere entfällt, der chef macht urlaub.


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