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Page 1: Über die Aufnahme von sauren Farbstoffen durch das isolierte Froschherz

O. EICItLER: ~ber die Aufnahme yon sauren F~rbstoffen usw. 99

eines Gleichgewichts ausrechnen kann. Die etwa 10fach raschere Reak- tion des Pyrophosphats ergibt sieh durch die im Gleichgewicht weit st~rkere Bindung, diese wiederum aus der kleineren Dissoziationskon- stanten. Dieser Verlauf ist aueh ein Zeichen dafiir, da~ der Durch- mischungseffekt insgesamt nur untergeordnete Bedeutung besitzt. Eine Seh~digung des Herzens bedeutet eine vermehrte Aufnahme. Sie erfolgt durch Azidit~t, Hypotonie und voriibergehende Anoxamie. Die Aufnahmegesehwindigkeit n immt ab nach Beseitigung der Anox- ~mie, allerdings noch einige Zeit naehdauernd. Die Sch~digung zeigt sich im fibrigen auch in einer voriibergehenden Verminderung der tterz- aktion, also vermehrte Aufnahme trotz ver~nderter Zirkulation in den Spalten des Herzens. Da die aktive Aufnahme, wie wir sie nach SACKS in einer Bindung als t texose-6-Phosphat annehmen kSnnen, sicherlich nicht durch Sch~digung, z. B. Anox£mie zunehmen, sondern eher ab- nehmen wird, sehen wir hier einen zweiten Mechanismus wirksam werden, der nach UssINo in ,,exchange diffusion" bestehen k6nnte.

Beim Pyrophosphat sehen wir, wie die Aktivit~t nach einem voriiber- gehenden scharfen Abfall steigt. Pyrophosphat wurde also in die Kaniile wieder abgegeben. Das ist ein Zeichen dafiir, dab es bei der ersten l~e- aktion nicht in dem Innern des Herzens versehwunden ist, sonst wiirde es nicht wiederkehren. Wir erkl~ren das damit, dab der Komplexbildner Pyrophosphat sieh an Cu-Molekfilen der tterzoberfli~che verankert und diese dann gel6st hat, wie es schon dureh uns bei hSheren Konzentra- tionen yon Komplexbildnern dureh chemische Isolierung bewiesen wurde. Die Kurve wiirde die HerauslSsung von etwa 0,048 y Cu bedeuten, eine GrSBe, die naeh unseren friiheren Versuchen durchaus plausibel ist.

0. EICHLER (Heidelberg): ~ber die Aufnahme yon sauren Farbstoffen dureh das isolierte Frosehherz. (Xach Versuchen yon OSKA~ EICHLER, RICHARD SCH(ITZ]~ und ILSE APPEL.)

Als Farbstoffe verwandten wir Kongorot, Brillantkongo R und Alkali Echtgrfin. Diese Farbstoffe wurden in der Konzentrat ion von 0,0025 bis (),025 °/0 in der Kaniile verwandt. Nach einem voriibergehenden, anschei- nenden Gleichgewicht sehlieBt sich ein sekund~rer Anstieg an. Dieser ist beweisend dafiir, dab der Farbstoff an der Oberfl~che bleibt. Der sekund~re Anstieg wurde aueh beim nichtlebenden Objekt beobaehtet und vor allem yon B~VNAV~R untersucht. Er bezieht ihn darauf, dab eine zweite Sehicht sich an der ersten anlagert, die dureh dieselben VAN D•R W ~ L s s c h e n Kr~fte gehalten wird, wie die erste Lage. Die Schieht kann so dick werden, dab sie das leekende Herz dichtet. Sie kann sichtbar gemaeht werden besonders leicht bei Kongorot, weil es seh6n dunkelrot fluoresziert.

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100 G. ZETLER:

Alkali-Echtgrtin wird bei 0,0025--0,005~o kaum aufgenommen, die bei den anderen Farbstoffen schon eine exzessive Steigerung zeigen. Aber auch hier erzwingt man denselben Verlauf durch Erh6hung des Angebotes. Dann lassen sich die feinen grfinen S/iume an den Zellgrenzen beobachten.

Wenn das tIerz w~hrend der Pr£paration gesch~digt wurde, gibt es sekund/~re Farbstoffverschiebungen, so dab eine Aufnahme in das Zell- inhere vorgetiiuscht wird. Vor allem f/~rben sich die Zellkerne an.

Bei Sch/~digung des Herzens mit sichtbar verminderter Aktion wird die Farbstoffaufnahme schw/icher, weft die Durchmischung leidet, im Gegensatz zu den Verh/i, ltnissen bei Phosphat, wo die Einengung der zug/~nglichen Oberfli~che durch zusi~tzliche Effekte weir kompensiert wird.

(~. ZETLER (Kiel) : [Jber den Untersehied zwischen Rausch und ¥oll- narkose.

I)er Unterschied zwischen dem sogenannten Rausch und der Voll- narkose ist bisher noch nicht genfigend gekl~rt, die Lehrbiicher, sowie die Fachli teratur geben darfiber keine befriedigende Auskunft. Als Rausch definiert man einen rasch vorfibergehenden narkotischen Zu- stand, der durch ein l~berangebot an N'arkotikum erreicht wird, ftir wenige Minuten Ana]gesie und Toleranz bewirkt und in ebenso kurzer Zeit wieder abklingt. Durchweg wird der Rausch als kurze N'arkose bezeichnet, die physikalischen Eigenschaften der Inhalationsaniisthetika sollen eine entscheidende Rolle spielen. Die Verfechter dieser Theorie Iassen dabei die Tatsache ungekl~rt, dab mit Chlori~thyl und ~ ther trotz gleichbleibender Eigensehaften der Stoffe beide Narkosearten durch- ffihrbar sind. Sogar mit Chloroform kann man im Tierversuch einen typischen Rausch erzeugen, indem man chloroformges~ttigte Ringer- 15sung schnell intravenSs injiziert; auch hierbei kommt es in ganz kurzer Zeit zum Toleranzstadium sowie zum raschen Erwachen. Es mul~ also weniger an den physikalischen Eigenschaften der verschiedenen Inhalationsan/tsthetika als vielmehr an der Art und Weise der Applika: tion tiegen, ob ein Rausch oder eine Vollnarkose entsteht. Das rasche Zustandekommen des Toleranzstadiums beim Rausch erkl~rt sich zwanglos aus dem iiberfallartigen, kurzzeitigen Angebot exzessiver Narkotikumdosen, nicht jedoch ist damit das schnelle Erwachen zu erkl~ren. Hier liegt das Problem. Denn da sowohl im Rausch als auch in der Vollnarkose im GroBhirn gteiche N'arkotikummengen vorhanden sein diirften, da ja der gleiche Li~hmungszustand erreicht ist, mfil~te das Erwachen gleich schnell vor sich gehen.

Die von uns vorgenommenen Versuche griinden sich auf folgende theoretische l~berlegungen: Beim Rausch sind wegen der schnellen Zu-


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